Oma wird erwachsen

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Für ein Burn-out hat Oma echt keine Zeit!

Häkelkreis, Kirchenchor, Kaffeekränzchen mit den Nachbarinnen, dann noch die Tiere versorgen - Oma Edith ist ausgebrannt! Enkelin Isabell eilt ihr gemeinsam mit ihrem besten Freund, Kosmetiker Kalle, zur Hilfe. Oma muss dringend lernen, auch mal Nein zu sagen! Bald schmeißen Isabell und Kalle nicht nur im Alleingang den idyllischen Resthof an der Ostsee, sondern entwickeln auch eine höchst lukrative Antistress-Therapie für überarbeitete Großstädter. Der kleine Ort lebt richtig auf - doch ein hinterhältiger Grundstücksmakler versucht mit allen fiesen Tricks, sich Omas Hof unter den Nagel zu reißen …

Ein herrlich amüsanter Roman über eine unbeugsame Großmutter, eine eigenwillige Dorfgemeinschaft und eine Stadtpflanze, die ausgerechnet auf dem platten Land ihre große Liebe findet …

"Die warmherzige Geschichte über das Landleben mit der leicht schrulligen Protagonistin ist eine frische Lektüre, perfekt für den Sommer."
Fränkischen Nachrichten


  • Erscheinungstag 06.03.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783956499975
  • Seitenanzahl 304
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Liv Jansen

Oma wird erwachsen

Roman

 

 

 

 

 

 

 

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MIRA® TASCHENBUCH

 

 

 

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Copyright © 2017 by MIRA Taschenbuch
in der HarperCollins Germany GmbH
Deutsche Originalausgabe

Erschienen bei: HarperCollins Germany, Hamburg

Umschlaggestaltung: any.way, Barbara Hanke/Cordula Schmidt

Umschlagabbildung: Louise French

Redaktion: Maya Gause

ISBN eBook 978-3-95649-997-5

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net

 

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Alle handelnden Personen in dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit
lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

1. Kapitel

Hamburg, im Mai 2016

„Oh merde, merde!“ Monique Bellini, die natürlich gar nicht so hieß, sondern Dagmar Kloppermann, schrie auf und warf den Kopf hin und her. „Oh, oh, mooooon dijööööööö!“

Kalle verdrehte die Augen. Dagmar nervte. Sie nervte seit vier Jahren. Und jedes Mal, wenn er den Wachsstreifen über der Oberlippe wegriss, hörte es sich an, als ob sie sterben würde oder einen Orgasmus hätte. Dagmar war Schauspielerin oder wollte zumindest eine sein. Sie war mit dem Reeder Rasmus Kloppermann verheiratet. Der war vierzig Jahre älter als sie und verehrte sie, als sei sie Kleopatra.

Angeblich, so munkelte man, war Monique mal bei einem Escort-Service tätig, und hier hatte Rasmus sie kennengelernt und kurze Zeit später geheiratet – was mit Sicherheit nicht an ihrer Intelligenz lag, sondern eher an ihrer Figur und vor allem ihrer enormen Oberweite.

„Jetzt stell dich nicht so an. So. Noch einmal … jetzt!“ Kalle zerrte den zweiten Streifen mit den Oberlippen-härchen ab, Monique fluchte noch einmal „Merde, oh meeerde!“, dann schloss sie die Augen und ließ sich ein kühlendes Gel auftragen. Kalle begann mit der Pediküre und steckte Moniques Füße in ein Sprudelbad. Ein paar Sekunden herrschte Ruhe. Kalle zählte mit. Er wusste, gleich … Monique holte Luft.

„Mein Hasenpups hat mir zum Geburtstag einen Porsche versprochen“, plapperte sie nun los so wie immer, wenn Kalle mit ihrem Gesicht fertig war. „Ich will ja gern ein Cabrio, aber Hasenpups sagt, das lohnt sich nicht in Hamburg, weil es so oft regnet, hat er gesagt, er sagt, ein geschlossenes Auto ist auch sicherer für mich, da kann ich bei einem Unfall nicht rausfliegen, hat er gesagt. Ach je, unter der Nase tut’s immer noch weh, also wirklich, dieser Wachs. Du sagst immer, ich soll dich weiterempfehlen, aber wie soll ich das denn mit gutem Gewissen tun, hm? Wenn das immer so wehtut. Meiner Freundin Karen, die bei dir war, hast du ins Gesicht gesagt, das seien keine Fältchen, sondern Krater um die Augen.“

Das stimmte. Kalle konnte aber nichts dafür! Manche seiner Kundinnen brachten ihn einfach zur Weißglut. Da konnte er irgendwann nicht mehr freundlich bleiben. Sonst war Kalle ein wirklich netter Mensch, nur hin und wieder doch ein wenig zu direkt. Einerseits heulte er, wenn er auf einen Regenwurm trat oder der schwedische Prinz seine Sofia heiratete, weil das alles so romantisch war – andererseits war er zu seinen Kundinnen gern mal bissig. Und diese Kundin, Karen, hatte ihn beinahe eine halbe Stunde lang immer und immer wieder gefragt, ob er log.

„Ich habe wohl Falten.“

„Nein, haben Sie nicht“, hatte Kalle gesagt.

„Doch, doch. Sie lügen. Ich habe tiefe Furchen im Gesicht“, war die Meinung von Karen gewesen.

„Nein. Wirklich nicht.“ Kalle.

„Sie können ruhig ehrlich zu mir sein.“

„Bin ich doch.“ Kalle musste sich nun wirklich zusammenreißen.

„Sind Sie nicht.“ Karen war unzufrieden.

„Doch.“

„Nein.“ Karen ließ nicht locker.

„Doch.“

„Nein.“ Karen ließ immer noch nicht locker. Oder sie war masochistisch veranlagt. „Sie lügen.“

Da war Kalle der Kragen geplatzt: „HERRJE! JA! SIE HABEN KRATER IM GESICHT! DAS SIND KEINE FÄLTCHEN MEHR UND DIE KRIEGEN WIR AUCH NICHT WEG! SIE HÄTTEN SICH MAL ÖFTER IM SCHATTEN AUFHALTEN SOLLEN! IHR GESICHT SIEHT AUS WIE DAS VON LEDERSTRUMPF!“

So war es passiert.

Kalle verdrehte die Augen. „Wenn es doch stimmt.“

„Karen hat gesagt, das sei unmöglich gewesen. Sie wird nicht mehr herkommen. Sie geht jetzt zu Maurice.“ Monique seufzte. „Also, ich fahre ja übermorgen in die Schweiz, ein bisschen ausspannen mit Daryl, die kennst du doch, Kalle, diese Schauspielerin, wir haben uns auf einem Tschärriti-Abend in der Kunsthalle kennengelernt, die spielt doch in der einen Serie mittwochs auf RTL 2 so eine taubstumme Kassiererin im Supermarkt, also, Daryl ist eeeeecht ’ne Nette, und ich brauch das mal wieder, so Berge und Seen, hier oben ist nur Meer und alles ist flach, und die machen da diese Kur, die aus Indien kommt, da lassen die einem Öl auf den Kopf fließen, und wenn wir wieder da sind, fahr ich mit dem Hasenpups nach New York, oh, bis dahin sind bestimmt die neuen Koffer fertig, von Prada, kennst du Prada, Kalle? Und dann …“

Kalle hörte gar nicht mehr zu. Er zählte die Stunden bis zum Feierabend. Ja, Monique hatte recht. Er müsste mal ein bisschen freundlicher sein. Aber er war genervt. Sein Kosmetiksalon lief nicht gut. Aber er konnte sich nun mal nicht verbiegen, das hatte er noch nie gekonnt.

Seine gute Freundin Isabell sagte immer, der Kunde sei König, aber das hatte Kalle noch nicht so ganz begriffen. Andererseits war er ein herzensguter Kerl. Er trug das Herz eben manchmal zu sehr auf der Zunge.

Ach ja.

Vielleicht hatte Látigo geantwortet. Sobald er mit Monique fertig war, würde er mal nachschauen. Látigo machte einen guten Eindruck. Im Chat zumindest. Kalle hatte ihn bei „GayLover“ kennengelernt. Er war wie er auf der Suche nach einer festen Bindung, auf One-Night-Stands hatte er keine Lust. Látigo war 38 so wie Kalle, wohnte auch in Hamburg und er mochte Kino, Theater und Tanzen. Er wolle endlich „ankommen“, hat er geschrieben. Látigo hatte um Verständnis gebeten, dass er seinen echten Namen im Chat nicht preisgeben könne. Er sei da sehr vorsichtig, das müsse man heutzutage sein.

Natürlich hatte Kalle Verständnis. Er gab ja auch nicht seinen Namen preis, aber nicht, weil er vorsichtig war, sondern weil er Angst hatte, dass alle die Flucht ergreifen könnten, wenn sie „Karlheinz“ lasen. Von seinem Namen abgesehen konnte Kalle sich aber sehen lassen. Er war groß, schlank, hatte leicht gewelltes, halblanges hellbraunes Haar, grüne Augen und sah einfach lieb aus. Er hätte Modell für eine dieser in Stein gehauenen griechischen Statuen der Antike sein können, die lange Umhänge trugen und ernst schauten. Sie alle hatten so etwas Melancholisches an sich, genau wie Kalle. Er war manchmal unglaublich nah am Wasser gebaut und nahm sich vieles zu Herzen.

Monique redete und redete und redete, und Kalle träumte von einem schönen Leben mit einem netten Mann, mit dem er im Sommer abends auf dem Balkon und im Winter vor dem Kamin saß, und er träumte von schönen Wochenenden mit Fahrradtouren und Einkehren in einem Landgasthof, und er träumte davon, eines Tages vielleicht mal gefragt zu werden, ob er Moritz/Ansgar/Tom/Karsten/Leo heiraten wolle. Dann würden sie auf dem Land leben und abends den Grillen lauschen und vielleicht hätten sie einen Bio-Hof, und die gesundheitsbewussten Väter würden ihnen mit ihren Kindern am Wochenende die Bude einrennen, weil nur bei Kalle die Möhren noch nach Möhren schmeckten.

Hach.

„Kalle!“ Isabell beugte sich über die Trennwand, die ihren von Kalles Balkon trennte. „KALLE!“

Drüben ging die Balkontür auf. „Was schreist du denn so?“, fragte Kalle. „Ich kann doch nicht fliegen. Was ist denn?“

„Ich hab zweimal gerufen. Komm rüber, wir setzen uns raus. Ich hab kalten Weißwein“, lockte ihn Isabell und zwei Sekunden später war Kalle über die Brüstung geklettert und sie machten es sich auf Isabells Balkon gemütlich. Die Türen nahmen sie schon lange nicht mehr. Zu klettern ging schneller und sie wohnten im ersten Stock, unter ihnen befand sich die Markise vom Restaurant. Kalle war schon mal draufgefallen, weil er abgerutscht war, aber der Stoff hatte gehalten.

„Himmel, war das ein Tag.“ Kalle stöhnte. „Ich sag nur Monique und dann Daniela mit ihrem Pudel. Diese Töle will mich immer beißen. Ich kann einfach nicht mit Hunden umgehen. Sie sehen mich als Opfer.“

Isabell verdrehte die Augen. „Du armer, armer Kerl.“

Kalle war ein kleiner Dramatiker.

Isabell goss Weißwein in die Gläser. „Big H ist zum Kotzen, du glaubst nicht, wie sehr er zum Kotzen ist. Es reicht ja wohl, dass er überhaupt lebt, aber kann er seinen verdammten Reißverschluss nicht ein Mal zumachen und kann er bitte aufhören, mit den Fingern Wurstreste zwischen den Zähnen rauszuziehen?“

Big H war Isabells Chef, ein Choleriker vor dem Herrn. Harry Müpflinger, so hieß er, fand es cool, sich Big H zu nennen, und zog das Äitsch immer lang. „Ich bin Big Äiiiiiitsch.“ Er war ein leider halbwegs und manchmal sehr erfolgreicher Filmproduzent. Seine Spezialität waren unterirdische Reality-Soaps. Isabell hatte vor drei Jahren den Fehler gemacht, sich bei ihm auf eine Assistenzstelle zu bewerben – und seit drei Jahren war sie unglücklich mit Big H. Er nannte sie grundsätzlich nur bei ihrem Nachnamen, Barding.

„Barding, mach dies, mach das.“

Isabell fand das unmöglich, konnte aber nichts dagegen ausrichten. Sie hatte sich auch schon bei anderen Firmen beworben, aber sie hatte das Gefühl, dass die sie deswegen nicht einstellten, weil sie niemanden wollten, der für Big H gearbeitet hatte. Er war verrufen in der Branche und wurde auch nie irgendwo eingeladen. Isabell schon, aber sie ging nicht gern auf diese Bla-bla-Events, auf denen es immer nur um Klatsch und Tratsch ging. Networking lag ihr nicht, sie war lieber gemütlich daheim. Und ein paarmal war sie von irgendwelchen Branchentypen richtig dämlich angemacht worden („Bist du zuckerkrank oder wieso bist du so süß?“). Ein anderer hatte gefragt, ob sie ihm einen Sonderpreis mache, und hatte sich dann mit seinen Kumpels totgelacht. Deshalb zog sie es mittlerweile vor, nur noch in den allernötigsten Fällen solche Veranstaltungen zu besuchen.

„Ein widerlicher Typ, dieser Big H.“ Kalle hob sein Glas und sie tranken. „Ich hab ihn einmal gesehen, das reicht. Ekelhaft, dieser Kerl. Ich sagte guten Tag und er rülpste. So was ist mir auch noch nicht passiert.“ Sie hatten Big H an einem Samstag mal in der Stadt getroffen.

„Ich hab keine Lust mehr, schon lange nicht“, meinte Isabell sauer. „Dieser Schwachkopf. Und dann auch noch Daryl, diese Nullnummer.“

„Diese Daryl von RTL 2?“

„Seit wann guckst du denn so was?“, fragte Isabell erstaunt. Kalle liebte französische Schwarzweißfilme, in denen die Protagonisten rauchend in Pariser Altbauwohnungen am Fenster standen und über das Leben philosophierten, oder Dokus auf Arte und im Regionalfernsehen. Er liebte aber auch diese Serien, in denen Töchter ihre Väter suchten, um sich bei ihnen zu entschuldigen, oder in denen Väter ihre Töchter suchten, um ihnen zu erklären, warum sie damals, als die Tochter klein war, „einfach gehen mussten“. Kalle weinte dann immer, weil sich am Ende alle in den Armen lagen und sich versprachen, dass sie fortan immer zusammenbleiben würden.

„Gar nicht, aber eine Kundin, ich hab dir mal von ihr erzählt – nennt sich Monique, heißt aber Dagmar –, fährt mit ihr in die Schweiz. Sie hat mich heute wieder mit allem Möglichen vollgetextet.“

„Daryl ist dumm wie eine Ofenkartoffel.“

„Monique ist dumm wie Sauerrahm.“

„Dann passt es ja“, sagten beide gleichzeitig und kicherten.

„Ach Kalle.“ Isabell lehnte sich in dem Korbstuhl zurück und schaute in den Himmel. „Ich würde so gern was anderes machen, was ganz anderes. Bald bin ich fünfzig, und was dann?“

„Also, erstens mal bist du in sechzehn Jahren fünfzig, und zweitens: Ich weiß, am liebsten würdest du unter anderem den ganzen Tag lang backen und Pralinen herstellen. Hohlkörper mit Champagnercreme füllen, Nugat rollen, das wäre es! Du sagtest es bereits tausend Mal.“

Isabell genehmigte sich noch einen Schluck Wein. „Aber wenn es doch die Wahrheit ist. Ich bin nicht dafür gemacht, dummen Menschen hinterherzulaufen und ihnen den Hintern hinterherzutragen. Ohne Dank und vor allen Dingen: ohne Sinn. Wer braucht Daryl, wer braucht Big H und wer braucht diese Soaps? Ach, ein eigenes Café wäre schön, mit einem Garten hintendran. Da könnte ich Rosenbüsche pflanzen und ich könnte nach Dänemark fahren und tolles Porzellan kaufen und die ganze Einrichtung …“

„Du mit deinem Café“, sagte Kalle. „Ich sag dir, wenn du jeden Tag mehrere Kuchen backen müsstest, hättest du bald schon keine Lust mehr drauf.“

„Hätte ich wohl“, Isabell war nun bockig. „Ich würde vierzig Kuchen backen, jeden Tag, um nicht mehr bei Big H sein zu müssen. Übrigens, was macht Látigo38?“

„Oh Himmel!“ Kalle stellte sein Glas ab. „Eigentlich wollte ich es dir gar nicht erzählen …“

„Du spinnst wohl“, regte Isabell sich auf. „Du kannst mich doch nicht tagelang zutexten und mir jede einzelne Nachricht vorlesen und dann sagen, dass …“

„Wir treffen uns morgen Abend“, unterbrach Kalle sie mit leuchtenden Augen.

„Wo?“

„In einer Bar auf dem Kiez.“ Kalle war aufgeregt.

„In welcher?“

„Das sagt er mir noch. Er macht es sehr spannend. Und weißt du, warum ich es dir nun doch erzähle?“ Mit zitternder Hand griff er zur Weinflasche. „Himmel, bin ich nervös. Also, ich erzähle es dir nun doch, weil ich will, dass du mitkommst.“

„Wieso DAS denn?“

„Du weißt, wie viel Pech ich schon mit Männern hatte. Ich bin blind, wenn mich die Leidenschaft übermannt. Deswegen sollst du an einem Nachbartisch sitzen und uns beobachten.“

„Aber …“

„Kein Aber. Denk an Detlef! Tausend Euro hab ich ihm geliehen, weil seine Mutter angeblich einen Rollator brauchte und kein Geld hatte. Und dann hat er sich nie wieder gemeldet. Oder denk an Oliver. Ich war Brötchen holen und er hat innerhalb von zehn Minuten alles aus meiner Wohnung mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Sogar meine teure Augencreme von ‚La Mer‘. Die hab ich mir vom Munde abgespart. Und was hast du jedes Mal gesagt? Du hast gesagt, das hättest du mir gleich sagen können, weil du ihnen angesehen hast, dass sie falsch sind. Also wirst du dich morgen Abend schön in eine Ecke setzen und mir dann sagen, was du von Látigo hältst.“

Es war sinnlos, ihm zu widersprechen, und außerdem hatte er recht. Isabell hatte das wirklich jedes Mal gesagt.

„Na gut“, willigte sie ein. „Wollen wir hoffen, dass der Typ keine Nullnummer ist.“ Sie stand auf. „Willst du was essen? Ich hab gestern Abend Frühlingsrollen selbst gemacht. Total lecker mit Hackfleisch und Glasnudeln.“

„Und viel Öl?“

„Na klar.“ Isabell nickte stolz. „Das gute Olivenöl, das ich aus Italien mitgebracht habe.“

„Und hat es dir geschmeckt?“, wollte Kalle wissen. Isabell nickte.

„Das sieht man“, sagte Kalle. „Du hast nämlich schon wieder zugenommen.“ Er war ein richtiger Schatz.

„Hab ich nicht.“ Isabell sah entsetzt aus.

„Wann hast du dich zum letzten Mal auf die Waage gestellt?“

Sie wurde rot. „Die Batterien sind alle.“

„Ich sehe auch so, dass dein Körperfettanteil sich bedenklich in die falsche Richtung bewegt“, erklärte Kalle. „Und ich nehme gern eine Frühlingsrolle. Nein, zwei.“

Isabell war sauer. „Du kannst essen, was du willst, du nimmst nie zu“, stellte sie zum hundertsten Mal fest. „Du weißt gar nicht, wie schwer das für mich ist, immer nur Salat zu essen und zuzunehmen, wenn ich nur an Schokolade denke.“

„Nein, weiß ich auch nicht. Und jetzt hab ich Hunger.“

Seufzend stand sie auf. Kalle war immer so direkt.

Und außerdem hatte er recht. Und die Batterien der Waage waren gar nicht leer.

2. Kapitel

Hamburg, 3 Uhr morgens

Isabell schoss kerzengerade hoch und tastete nach dem Telefon. Wenn jetzt ein Marktforschungsunternehmen dran wäre, würde sie ausrasten. Letztens hatte so ein Irrer mitten in der Nacht angerufen, um nach ihren Durchschlafgewohnheiten zu fragen.

Oder war etwas passiert? Wer rief sonst nachts an?

Gut, es könnte jemand aus Sri Lanka sein, der sich verwählt hatte, da war es jetzt halb acht Uhr morgens. Vielleicht wollte der Anrufer aus Sri Lanka seine Kusine spontan zum Baden im Indischen Ozean abholen, weil er Urlaub hatte und es doch sehr warm war?

„Hallo?“

„Klößchen? Hab ich dich geweckt?“

„Oma? Bist du das?“

„Nennt dich sonst noch jemand Klößchen? Natürlich ist hier Oma. Gerade bin ich vom Sehtraining nach Hause gekommen und da dachte ich, ich ruf mal an.“

„Es ist nach drei, Oma. Also nachts.“

„Das weiß ich auch. Ich bin nicht ganz dumm.“

Isabell seufzte. „Was für ein Training ist das?“

„Was gibt es denn an diesem Wort nicht zu verstehen?“

„Es könnte mit zwei ‚e‘ oder ‚eh‘ geschrieben werden. Es könnte also etwas mit Wasser oder mit den Augen zu tun haben“, erklärte Isabell ihrer Großmutter.

„Das stimmt“, lenkte die ein. „Du bist doch ganz schön schlau. Seh mit ‚eh‘. Wenn man ins Alter kommt, werden die Augen ja schwächer. Und da wollen wir vorbeugen.“

„Aha. Nachts?“

„Ja, da ist es dunkel, schau mal aus dem Fenster. Und wir haben geübt. Wir sind also im Wald herumgelaufen und durchs Dorf. Bei Dunkelheit. Und jetzt bin ich wieder daheim und dachte, ich ruf mal mein Klößchen an.“

Isabell konnte es eigentlich nicht ausstehen, wenn Oma sie Klößchen nannte. Sie hatte sich als Sechsjährige mal an Kloßteig überfressen und zwei Tage mit Magenschmerzen im Bett gelegen, seitdem hatte sie bei Oma ihren Spitznamen weg. Natürlich dachte niemand, der das hörte, dass sie sich an Teig überfressen hatte, nein, alle dachten: Der Name passt zu dem Kind. Ein Kloß ist klein und rund.

„Ihr hättet einfach die Augen zumachen und das Ganze auch tagsüber üben können“, sagte Isabell und gähnte. „Im Ernst, Oma, ich muss morgen arbeiten. Ich brauche meinen Schlaf.“

„Ach Gottchen. Schlaf! Wenn du mal waagerecht in der Kiste liegst, kannst du schlafen, solange du willst. Ich habe jetzt Lust zu plaudern. Also, hör zu. Ich war mit Julchen und Hanni unterwegs. Natürlich weiß ich, dass wir auch die Augen zumachen können, aber das bringt nicht halb so viel Spaß. Man stolpert und trainiert dadurch auch den Gleichgewichtssinn. Aber ich vergaß, dass du mal während einer Nachtwanderung vor einer Hornisse weggelaufen und in einen Teich gefallen bist, Klößchen. Das war eine Aufregung, weil du noch nicht schwimmen konntest. Das war in der Nähe von Aachen, das weiß ich noch ganz genau. Von der Klassenfahrt hattest du mir nämlich Printen mitbringen sollen, aber du hast sie im Bus alle selbst gegessen. Also, hör zu. Wir haben uns natürlich vorher gestärkt und Bier getrunken. Dann …“

Isabell legte sich wieder hin und hörte ihrer Oma zu. Es war grundsätzlich so, dass sie sich nach Telefonaten mit ihrer Großmutter träge, behäbig und nichtsnutzig vorkam. Oma Edith war dieses Jahr 76 geworden und den ganzen Tag auf Achse. Soweit Isabell wusste, gab es kein Foto von ihr, auf dem sie nichts tat. Also ein Bild, auf dem sie einfach auf einem Stuhl saß und in die Kamera lächelte. Sie stand, sie rannte oder sie saß auf irgendeinem galoppierenden Pferd. Edith war ein Energiebündel sondergleichen. Schon immer gewesen. Sie wohnte – bis auf einen längeren Berlinaufenthalt – in Seestein, einem kleinen Dörfchen direkt an der Ostsee in der Nähe von Grömitz. Hier war auch Isabell geboren worden, aber ihre Eltern hatten es vorgezogen, nach Hamburg „auszuwandern“, wie Edith es nannte.

Sie blieb weiter in Seestein wohnen und bewirtschaftete mit Isabells Opa Robert den Hof mit seinen Hühnern, Ziegen, Schweinen, Kühen und Pferden. Vor vier Jahren erlitt Opa Robert beim Traktorfahren einen Herzinfarkt und verstarb daran, weil stundenlang keiner merkte, dass er tot war. Der Traktor fuhr immer weiter im Kreis, weil Opa in einer bestimmten Position auf das Lenkrad gesunken war und der Fuß am Gaspedal feststeckte. Und erst, als es dunkel wurde und Opa nicht zum Essen kam, stellte man fest, dass da was nicht mit rechten Dingen zugehen konnte.

Nach Opas Tod hatten alle Angst, dass Edith nun in ein „tiefes schwarzes Loch fallen“ könnte, aber das Gegenteil trat ein. Oma wurde noch lebenslustiger, als sie ohnehin schon war.

„Robert hätte nicht gewollt, dass ich herumhocke und lamentiere“, hatte sie gesagt. „Außerdem muss wer die Tiere füttern und ich war noch nie der Mensch, der andere um Hilfe gebeten hat.“ Also wurde Robert unter die Erde gebracht und das Leben ging weiter. So war es bis heute.

Immer, wenn Isabell nach Seestein fuhr, hatte sie Angst davor, dass Oma wieder mit ihr laufen oder in der See um die Wette schwimmen wollte. „Sport und Bewegung sind das A und O im Leben. Merk dir das, Klößchen“, sagte sie immer. „Wer rastet, der rostet.“ Und das sah man ihr auch an. Edith war klein, muskulös und drahtig und manchmal hatte Isabell Angst, sie zu berühren, weil sie keinen Stromschlag kriegen wollte. Omas haselnussbraune Augen schienen stets zu funkeln und zu blitzen und sie hatte immer gute Laune.

Isabell, die Sport hasste wie die Pest, musste mit ihrer Großmutter joggen gehen, wurde natürlich abgehängt, und Oma kraulte Richtung Dänemark durchs Meer, bevor Isabell überhaupt einen Zeh im Wasser hatte. Oma konnte schwimmen wie der Teufel.

„Los, lass uns um die Wette schwimmen! Wer zuerst an der grünen Tonne ist!“, rief Edith gern und hechtete ins Wasser.

Und Oma zeigte gern Fotos von früher, also von ganz früher, von vor Opa. Mit achtzehn war Edith nämlich als Model entdeckt worden. Das war 1958 gewesen. Zusammen mit ihrer besten Freundin Hanni hatte sie damals in Eckernförde einen Schreibmaschinen- und Stenografiekurs besucht und danach waren sie noch in einer Milchbar gewesen. Und in dieser Milchbar saß der Herr Baumjohann von der Modelagentur Johann Baum – er sagte, das höre sich besser an als Baumjohann – und fragte die junge Edith, ob sie in sein Atelier kommen wolle. Da würde er gern Fotos von ihr machen. Edith war natürlich Feuer und Flamme, Hanni eher nicht, die dachte, der Herr Baumjohann sei ein Serienmörder, man hörte doch so viel. Und wenn man an Fritz Haarmann dachte oder Jack the Ripper. Und vielleicht würde sich irgendwann Kaspar Baumjohann in die Reihe der Bösen einfügen, und Edith wäre eins seiner Opfer.

Aber Edith war nicht ängstlich und außerdem war die Agentur Baum seriös, wie sich herausstellte. Sie befand sich mitten in der Stadt, lag nicht in einem verwahrlosten Hinterhof, sondern im Erdgeschoss einer Geschäftsstraße, und es arbeiteten dort zwei nette junge Damen.

„Das waren herrliche Zeiten!“, seufzte Edith gern und freute sich über die Vergangenheit.

Trotzdem musste alles heimlich vonstattengehen, Ediths strenge Eltern durften nichts davon wissen. Ihr Vater hätte einen Schlaganfall bekommen.

Aber der große Knall kam trotzdem: Im Sommer 1958 war Oma Edith der Star in einer renommierten Frauenzeitschrift, über sechs Seiten war sie zu sehen, immer in anderen Badeanzügen, und sie sah sehr, sehr gut aus mit ihren hüftlangen schwarzen Haaren, den dunklen Augen und der tollen, durchtrainierten Figur. Obwohl sie für ein Fotomodell eigentlich zu klein war, wurde sie geliebt. Ediths Eltern kippten kurz um, standen dann wieder auf und gingen mit erhobenem Kopf durchs Dorf, weil man, wie der Vater sagte, jetzt sowieso nichts mehr ändern könne, denn gedruckt sei gedruckt. Die Dorfbewohner freuten sich natürlich nicht für Edith, sondern lästerten neidisch, und Edith bekam den Spitznahmen „die Seesteiner Venus“, angelehnt an den Film „Die badende Venus“ aus den 40er-Jahren mit Esther Williams.

Edith bekam weitere Aufträge, und obwohl es den Eltern überhaupt nicht recht war, was sie tat – man hoffte, dass sie den Sohn vom Kurti Briesinger, den Ewald, heiratete und mit ihm zusammen in Landwirtschaft machte wie alle hier –, konnten sie letztendlich nichts dagegen tun, denn seit 1950 war man mit 18 Jahren volljährig.

Und so zog Edith nach Berlin und arbeitete weiterhin als Bademoden-Model.

„Ich wäre auch gern Mannequin geworden und hätte auf Laufstegen posiert, aber dafür war ich leider zu klein“, sagte sie immer seufzend, wenn sie von dieser Zeit erzählte. Mit ihren 1,69 wurde sie so schon von allen überragt und auf dem Laufsteg neben den ganzen Frauen, die über 1,85 groß waren, hätte Edith gewirkt wie eine Liliputanerin. Aber auch so brachte ihr die Model-Zeit viel Freude und gutes Geld, das sie nicht sparte, sondern nach Lust und Laune ausgab.

Sie wollte anders sein als ihre Eltern, die jeden Pfennig siebzig Mal umdrehten und die Tageszeitung als Klopapier benutzten. Edith genoss ihr neues Leben in vollen Zügen.

„Ich habe sogar mal wirklich in Champagner gebadet! In echtem! Ein reicher Produzent hatte in seiner Villa ein Riesenfest gegeben. Alles gab es im Überfluss, Champagner, Kaviar, Austern und Trüffel … und Männer!“, lachte Oma immer und zwinkerte Isabell zu.

In Berlin pulsierte es, man war freizügig und hatte mal hier eine Liebschaft, mal dort, auch mal zwei oder drei gleichzeitig. Es war eine große Aufbruchsstimmung, in der Luft lag immer ein Knistern, ähnlich wie in den 1920er- Jahren. Der Krieg war vorbei, es ging aufwärts. Goldene Zeiten brachen an. Edith war mittendrin und immer da, wo gefeiert wurde. Sie rauchte wie ein Schlot, weil das alle so machten, sie trank auch mal Alkohol und manchmal auch ein bisschen viel, weil das alle so machten, nur auf ihre Ernährung musste sie sehr achten, zuzunehmen konnte sie sich nicht leisten. Dafür aßen die anderen für vier und die Wohlstandsbäuche vermehrten sich. Mayonnaise spielte eine große Rolle in den Rezepten dieser Jahre. Die Menschen waren froh, dass es wieder was zu essen gab. Fett war Luxus.

Drei Jahre später lernte sie an einem lauen Sommerabend in einem Gartenlokal an der Spree Robert kennen, einen großen, stattlichen Mann, einen bayerischen Landwirt, der aber nicht im Allgäu die Kühe seiner Eltern versorgen, sondern in Australien eine Schaffarm kaufen und Schafe züchten wollte. Die beiden verliebten sich ineinander und schmiedeten Zukunftspläne.

„Es hat einfach bumm gemacht“, sagte Edith, wenn sie von Robert erzählte. „Er war meine große Liebe. Ich hatte Schmetterlinge überall und nicht nur im Bauch. Er war ein Bild von einem Mann!“

Edith nahm Robert mit nach Seestein und stellte ihn ihren Eltern vor und natürlich wurde im Dorf über den imposanten, breitschultrigen Mann mit dem unsinnigen Kram im Kopf getratscht. Was das denn überhaupt von Edith sollte? Australien, was für ein Unsinn. Sie sollte heiraten, Kinder kriegen und den Hof übernehmen. Es war nämlich sonst keiner da. Ediths Bruder war im Krieg geboren worden und nach nur drei Tagen gestorben. Da könne die Edith ja wohl nicht auswandern, sondern soll mal schön hierbleiben und arbeiten, damit die Eltern sich aufs wohlverdiente Altenteil setzen konnten.

Ediths Eltern aber sagten, die Tochter solle gehen, und bestärkten sie sogar in ihrem Entschluss. Also wurde auf dem Hof von Roberts Eltern geheiratet – Robert hatte noch vier Brüder, die alle dort wohnten und arbeiteten – und dann begann das große Abenteuer: Australien für genau ein Jahr. Denn dann wurden Ediths Eltern, die mit ihren Fahrrädern auf der Seesteiner Landstraße unterwegs waren, von einem Lastwagen erfasst und waren sofort tot.

Und so kam Edith erst mal zurück nach Schleswig-Holstein, um alles zu regeln. Und Robert kam mit. Es war so viel zu tun und irgendwie brachte Edith es nicht übers Herz, den Hof mit all den Tieren zu verkaufen. Robert sah es ebenso. Außerdem wäre er seiner Edith überallhin gefolgt. Er war vernarrt in sie. Und Seestein war ein schönes Fleckchen Erde. Wenn man ganz ehrlich war: Australien war nicht so das Gelbe vom Ei. Die giftigen Schlangen und diese Hitze. Ständig musste man Angst haben, von irgendwas gebissen oder gestochen zu werden. Von den Haien mal ganz zu schweigen. Schon drei Leute mit großen Narben von Haibissen hatte Robert kennengelernt. Einem war sogar der Arm abgebissen worden. Dort gab es nämlich Bullenhaie und angeblich waren die noch gefährlicher als die Weißen Haie. Und wenn man einer Trichternetzspinne begegnete, konnte man gleich sein Testament machen.

Diese Gefahren gab es in Seestein nicht. Hier war die Luft klar, und das einzige Tier, das einem gefährlich werden konnte, war der Bulle Fritz, wenn er wild auf die Kühe war.

Robert und Edith hatten nun also den Hof mit den ganzen Tieren und ein bisschen Landwirtschaft, sie bekamen drei Kinder und freuten sich, dass der älteste Sohn nach Australien ging, weil sie jedem alles gönnten. Die beiden Töchter heirateten und bekamen Kinder und reisten durch die Welt, nur Isabell war in der Nähe und besuchte die Oma, sooft es ging.

„Ich will nach Oma Edith und Opa Robert“, war Isabells Standardsatz als kleines Kind gewesen.

Sie hatte eine herrliche Kindheit in Seestein verbracht. Ein paarmal war sie mit ihren Eltern auf Mallorca und einmal in Griechenland gewesen, aber das war alles mit Seestein nicht zu vergleichen. Sie wollte jedes Wochenende und alle Ferien dort verbringen, und so verreisten die Eltern alleine und Isabell war bei den Großeltern. Es waren herrliche Jahre. Oma Edith und Opa Robert hatten stets gute Laune und in der großen Wohnküche duftete es immer nach Hefeteig oder Braten. Der große reetgedeckte Resthof war urig eingerichtet, mehrere Generationen hatten hier schon gewohnt und von jedem war etwas übrig geblieben. Die Küche war mit Delfter Kacheln gefliest, im großen Büfett befand sich das Familienporzellan aus Meissen und das alte Silberbesteck, auf den Dielenböden lagen bunte Teppiche und in der Wohnstube befand sich ein offener Kamin, vor dem im Winter alle saßen. Zentralheizung gab es hier nicht, in jedem Raum waren Öfen. An den Butzenfenstern hingen karierte Vorhänge, in den Regalen standen alte Bücher und an den Wänden hingen Seekarten.

Einige von Isabells Vorfahren waren zur See gefahren und natürlich wurde von da auch viel mitgebracht. Die Krönung war ein Schrumpfkopf hinter Glas, vor dem Isabell als Kind entsetzliche Angst hatte. Ediths Opa hatte ihn von einer Reise nach Südamerika mitgebracht.

Die kleine Isabell war dabei, als Ferkel, Kälber und Fohlen auf die Welt kamen, sie half beim Füttern, sie lernte reiten, mit neun war sie zum ersten Mal betrunken, weil sie mit den anderen Arbeitern während der Heuernte Klaren trank.

Oma rannte den ganzen Tag wie ein Wiesel umher und hatte für alle ein offenes Ohr, es wurde geschnackt und gekocht und gebacken und gegessen und abends fiel Isabell wie ein nasser Sack in einen Alkoven, diese Betten, die sich in einer Nische in der Wand befanden und die man tagsüber mit Klappläden zumachen konnte. Die Bettwäsche duftete nach Blumen und im Zimmer war es kalt, weil es hier wie in allen anderen Schlafzimmern auch keine Heizung gab. Sie bekam eine Wärmflasche aus Kupfer ans Fußende gelegt und es war jedes Mal aufs Neue schön, wenn die Wärme von den Füßen her hochkroch. Nie wieder hatte Isabell so gut geschlafen wie bei ihren Großeltern auf dem Hof. Sie liebte Oma und Opa heiß und innig. Und sie war froh – so anstrengend Oma Edith manchmal auch sein konnte –, dass sie sie wenigstens noch hatte.

Apropos Oma. Isabell erwachte aus ihren Kindheitserinnerungen und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Telefon zu.

„Hör mal, Klößchen, willst du nicht mal wieder herkommen? Ist es in der Stadt nicht langweilig?“

„Nein, Oma, ist es nicht, aber natürlich komm ich gern mal wieder hoch.“

„Das Wasser in der See ist schon warm, zwölf Grad, da können wir schwimmen.“

Sofort fing Isabell an zu frieren. „Das ist keine so gute Idee. Ich war erkältet. Nicht dass das wieder losgeht.“ Sie war nicht erkältet gewesen. Trotzdem.

„Das härtet ab! Schau dir mal die Finnen an. Die laufen schreiend aus der Sauna und hüpfen ins Eiswasser. Und, schadet es ihnen?“

„Keine Ahnung, Oma. Wie geht’s dir denn sonst?“

„Wie soll es mir gehen, Klößchen? Viel los wie immer. Morgen hab ich Henriettes Urenkel hier, wir basteln und malen fürs Schulfest, ich hab schon Kleber und buntes Papier besorgt.“

„Wieso bastelt Henriette denn nicht selbst?“

„Henriette und Basteln! Sie hat im Schulunterricht aus Zeitungspapier mal einen Hund basteln sollen, herausgekommen ist eine Höllenmaschine, vor der wir alle Angst hatten. Wenn ich Henriette alleine basteln und malen lasse, sind die Kinder am Schulfest traumatisiert.“ Edith kicherte. „Und abends helfe ich Julchen im ‚Kronenstübchen‘. Walter hat seinen Angelstammtisch bei den ‚Fischköppen‘.“

Die Fischköppe waren die Mitglieder des dörflichen Angelvereins. Es waren die muffigsten Männer aus dem Dorf, die fast nie sprachen, und wenn sie was sagten, war es was Negatives.

„Julchen hat doch eine Aushilfe aus dem Nachbardorf.“

„Frau Möbius ist zu teuer, sagt Julchen. Die nimmt acht Euro fünfzig die Stunde und lässt sich die Anfahrt noch bezahlen, obwohl sie mit dem Fahrrad kommt.“

„Oma, acht fünfzig ist Mindestlohn. Was nimmst du denn?“

„Ich nehme doch vom Julchen kein Geld.“ Edith klang regelrecht empört.

„Kriegst du wenigstens die Getränke und das Essen umsonst?“ Also wirklich. Oma musste aufpassen, dass sie sich nicht zu viel zumutete. Auch wenn sie schon immer so gewesen war, sollte sie in ihrem Alter doch langsam mal etwas kürzertreten.

„Wo kämen wir denn da hin?“, fragte Edith erzürnt. „Julchen und Walter haben nichts zu verschenken. Und so ein Schnitzel kostet auch Geld.“

Isabell schüttelte den Kopf. So war Oma eben. Sie hatte ihre eigene Meinung und ihre unerschütterlichen Einstellungen zu manchen Dingen. Man konnte dran verzweifeln oder es einfach hinnehmen.

Und dann diese Energie! Wenn Isabell einen Tag in Omas Leben mit einem ihrer Tage verglich, hatte sie sofort das Gefühl, nichts zu leisten. Omas Tag begann um fünf mit einer Tasse Kräutertee, dann wurden die Tiere versorgt, wobei das in der Tat nicht mehr so viele wie früher waren. Oma hatte den Bestand über die Jahre verkleinert und war mittlerweile zum Selbstversorger geworden. Sie hatte zwei Kühe, Hühner, Gänse, eine Ziege, zwei Schafe und einen Widder, Hasen und zwei Pferde, die ihr ganzer Stolz waren.

Oma und Opa hatten früher auch Pferde gezüchtet und Oma züchtete zwar nicht mehr, konnte aber ein Leben ohne Pferde einfach nicht führen, und deswegen standen die siebenjährige Fuchsstute Sissi und der fünf Jahre alte Braune Franzl auf der Koppel hinterm Haus und warteten darauf, dass Oma mit Sattel und Zaumzeug ankam. Solange Isabell denken konnte, hießen zwei der Pferde, die Oma und Opa hatten, Franzl und Sissi. Oma hatte Romy Schneider nämlich in Berlin mal kennengelernt. Sie hatten sich auf der Damentoilette eines Restaurants nebeneinander stehend die Nasen gepudert. Damals war Romy Schneider ja sehr bekannt wegen der Sissi-Filme und natürlich hatte Oma die Gelegenheit genutzt und sie um ein Autogramm gebeten. Romy hatte zwar keine Karten dabeigehabt, aber stattdessen dann ihren Namen mit Kajalstift auf Omas Stofftaschentuch geschrieben. Das Taschentuch gab es heute natürlich immer noch, es lag sicher eingepackt in Ediths Nachtschränkchen.

Oma ritt also oft aus und manchmal auch nur mit dem Zaumzeug. „Winnetou hat schließlich auch keinen Sattel benutzt, da hätten ihn die Indianer ja ausgelacht!“ Dann raste Oma mit wehenden langen weißen Haaren am Strand entlang und ging auch schon mal mit den Pferden ins Meer, um mit ihnen zu schwimmen.

Manchmal machte Isabell den Fehler und fragte Oma bei abendlichen Telefonaten, was sie denn den ganzen Tag so gemacht habe. Wenn sie morgens also mit dem Kräutertee-machen und dem Füttern und Melken fertig war. „… dann bin ich erst mal zu Hanni in die Bäckerei geradelt und hab Brötchen geholt, es ist morgens doch noch empfindlich kalt, aber ich hab zum Glück die dicke Unterwäsche, Hanni hat ja eine neue Hüfte bekommen, da bin ich gleich mal geblieben und hab ein bisschen beim Verkauf geholfen, sie kann noch nicht so gut, aber der neue Bäcker ist gut, der macht sehr leckere Roggenrundstücke und die Franzbrötchen sind herrlich, vormittags hatte ich dann meine Strickgruppe, wir sind jetzt schon an den Schals und Mützen für Weihnachten,

ich sag dir, Klößchen, die Zeit rast dahin, und mittags hatte ich Ingeborg und Fred zum Essen, denen ist ja der Herd kaputtgegangen, nach dreißig Jahren, kann man das glauben, ja, wo sollen sie denn warmes Essen herkriegen ohne Herd, eine Mikrowelle kommt denen nämlich nicht ins Haus, mir übrigens auch nicht, das sind böse Strahlen, das liest man immer wieder und das ist doch auch gruselig, wenn das Essen so schnell heiß wird, dann hab ich abgewaschen und dann hatten ich meinen Singkreis und dann hab ich die Kirche geputzt, wir putzen ja abwechselnd, auch den Gemeinderaum, aber Lotte hatte Zahnarzt, sie wäre heute dran gewesen, und Christa hatte Friseur, die konnte auch nicht, macht ja nichts, ich mach’s ja gern, dann muss ich noch die Deckchen für den Seniorenbasar nähen und Kuchen für meine Landfrauen backen, die haben so viel zu tun, nachmittags hatte ich die Grundschulklasse aus Hannover da, die haben hier Klassenfahrt und wollten schauen, wie ein Kälbchen zur Welt kommt, das war vielleicht kompliziert diesmal, Doktor Frisch musste das Kälbchen im Mutterleib drehen, ich denk jedes Mal, wenn so was ist, der Arm kommt nicht mehr raus aus der Kuh oder dem Pferd, weißt du noch, damals mit Silberfee, als du dachtest, Doktor Frisch verschwindet fast in ihr, als er das Fohlen drehen musste, aber war er nicht süß, ein kleiner Hengst, wie haben wir ihn nur genannt, wie nur, und jedenfalls, die Kinder heute, denen ist ganz übel geworden, die sind das halt nicht gewöhnt, wie denn auch, danach war ich noch bei Elsbeth und hab ihr die Wäsche gemangelt, sie kann nicht mehr so gut mit ihrer Arthrose, und Erwin macht ja nichts im Haushalt, der trinkt nur Bier, und Annegrete hat gefragt, ob wir ihre goldene Hochzeit bei mir feiern können, ich hab ja auf dem Hof so viel Platz, und die Küche ist schön groß, Romeo haben wir das Fohlen genannt, jetzt fällt es mir wieder ein, Romeo, das war ein wilder Racker, er hat mal …“ Und so weiter und so fort.

Fragte Oma Edith nach Isabells Tag, erfand sie schnell aufregende Details, um nicht als totale Langweilerin dazustehen. Dennoch dachte Isabell immer häufiger, dass Oma zu viel für andere da war, aber nie für sich selbst, außer wenn sie mit einem der Pferde unterwegs war …

Im Gegensatz dazu passierte derzeit in Isabells Leben wirklich nicht allzu viel. Vor einem halben Jahr hatten sie und Martin beschlossen, dass es besser sei, sich voneinander zu verabschieden. Martin verbrachte seine komplette Freizeit in Fußballstadien und litt mit seinen Kumpels richtig mit; wenn sein Verein verlor, war er nicht ansprechbar. Ein paarmal war Isabell mitgegangen ins Stadion, hatte sich neunzig Minuten gelangweilt, dabei furchtbar gefroren und eine Blasenentzündung mit nach Hause genommen. Sie interessierte sich einfach nicht für Fußball. Und Martin interessierte sich nicht für Kino oder Kochen am Wochenende und Pärchenabende mochte er auch nicht. Zweimal hatten sie einen Abend zu sechst gemacht, bei Birte, Isabells Freundin. Birte und ihr Mann Olaf, Elli und Thorsten, Isabell und Martin. Es gab Raclette, danach wollte man etwas spielen. Es kam aber einfach kein gutes Gespräch auf, obwohl sowohl Olaf als auch Thorsten Fußballfans waren, aber eben andere Mannschaften gut fanden. Martin hatte richtig aggressiv reagiert und irgendwann hatte niemand mehr was gesagt, alle hatten den ungesunden Käse mit Kartoffeln in sich reingestopft und um zehn waren Isabell und Martin dann gegangen.

„Ganz ehrlich, Isa, den brauch ich nicht noch mal“, hatte Birte gesagt und Isabell konnte sie verstehen. Dann war es bis zur Trennung nur noch eine Frage der Zeit. Vor Martin war Isabell ein Jahr mit Christoph zusammen gewesen. Eigentlich eine schöne Zeit – aber Christoph war verheiratet, und als Isabell das herausfand, war es nicht mehr so schön. Und dann hatte es noch Jochen gegeben. Der wollte eigentlich nur Sex, was Isabell anfangs sehr gut gefiel, dann aber doch zu viel wurde. Als sie zu Jochen mal sagte, dass sie auch an Gesprächen und gemeinsamen Kinobesuchen interessiert sei, hatte er sie angeglotzt wie einen Alien und gesagt: „Wieso denn Kino? Wir können doch auch zu Hause einen Porno schauen.“

Danach war lange Zeit Ruhe im Karton, Isabell hatte keine Nerven. Bis Stephan kam. Ihre einzige wirklich große Liebe. Stephan hatte sie im Supermarkt kennengelernt. Sie machte sich manchmal einen Spaß draus, anhand des Einkaufswageninhalts zu raten, was für ein Mensch dahintersteckte. Mütter mit unterschiedlich alten Kindern hatten Breie und Cornflakes und Nutella im Wagen, frisch verliebte Paare Sekt und viel Gemüse und Salat, weil man noch gemeinsam kochte (das war wie mit dem Zum-Flughafen-Bringen – am Anfang macht man’s noch, irgendwann heißt es: „Nimm dir doch ein Taxi. Fünf Uhr – das ist mir zu früh“). Es gab die Ökos, die normalerweise nur auf den Wochenmarkt gingen, um ganz frischen Feldsalat und ganz frischen Spargel aus der Region zu kaufen, die aber heute hier einkaufen mussten und dann nur ökologische Lebensmittel im Wagen liegen hatten. Und natürlich alles Fair Trade und möglichst ohne Plastikverpackung. Sie schauten auch immer betroffen, immer. Dann gab es zwei Sorten Singles: die einen, die total auf gesunde Ernährung achteten, da lagen dann zwei Tomaten, ein kleiner Kopfsalat und ein Hähnchenbrustfilet und ein Joghurt und ein halber Liter fettreduzierte Milch im Körbchen (die brauchten keinen Wagen), und die anderen, die stapelweise Tiefkühlpizza und -lasagne und Burger in sich reinstopften, dazu Cola, Chips und Erdnüsse. Am schlimmsten aber waren Veganer. Sie gingen missmutig durch die Gänge und sahen immer blass und hungrig aus. Ihre Einkäufe bestanden aus Fenchelknollen, Soja-Zeugs, Kartoffeln, Möhren, Äpfeln, Birnen, Soja-Zeugs, Reis, Soja-Zeugs und Soja-Zeugs. Und sie kauften vegane Wurst, die natürlich gar keine Wurst war, sondern nur so aussah. Das hatte Isabell nie verstanden: Wenn ein Veganer alles verachtete, was „mit Tieren und von Tieren“ war, warum wollte er dann veganes Zwiebelmett, vegane Mortadella oder vegane Salami?

Stephan war ihr aufgefallen, denn sein Wageninhalt passte in kein Raster. Bier, Äpfel, Möhren, Ravioli, Rinderfilet, Steinpilze, Babybrei, Babygläschen, Rotwein, Tofubratlinge, After Eight, Ritter Sport Vollnuss-Schokolade, Babyschaumbad, ein Damenshampoo, vier Köpfe Blumenkohl, zehn Becher Ziegenjoghurt, Sardellenpaste, ein Liter Sahne, kalorienreduzierter abgepackter Aufschnitt und drei Zeitschriften. Eine mit veganen Rezepten, eine mit einem Rinderbraten vorne drauf und die Gala und die Brigitte. Und sechs Fürstenromane in extra großer Schrift, Labello und Kalbsfond.

Sie versuchte, ihn einzuordnen, scheiterte aber kläglich. Stumm stand sie an der Nachbarkasse und glotzte ratlos in den Wagen. Und da hatte er aufgeschaut und sie breit angelächelt. Und was für ein Lächeln das war! Sie hatte zurückgelächelt und, weil sie weniger im Wagen hatte, extra langsam aus- und eingepackt. Dann war sie noch viel langsamer aus dem Supermarkt geschlendert und hatte scheinbar sehr interessiert die Auslage bei Tchibo betrachtet. Und natürlich darauf geachtet, wann er rauskam.

Stephan war kein Mann der großen Worte. Er verließ den Supermarkt, ging auf Isabell zu und fragte: „Haben Sie Lust, mit mir essen zu gehen? Jetzt?“ Sie hatte genickt.

„Gut. Wir müssen nur bei mir zu Hause vorbeigehen. Meine Nachbarn haben beschlossen, alle gemeinsam die Grippe zu kriegen, und tun mir so leid, dass ich einkaufen gegangen bin. Ja, ich bin ein Gutmensch, ich weiß.“

Isabell fand das toll!

So hatte es angefangen. An der Elbe hatte Stephan ihr erzählt, er sei Privatdetektiv, das fand Isabell sehr aufregend. Stephan führte ein unstetes Leben und war oft wochenlang untergetaucht, weil er dann für ein großes Unternehmen arbeiten und irgendeinen Veruntreuer observieren musste.

Seine Wohnung war spartanisch eingerichtet, weil Stephan so oft weg war und keine Zeit für Gemütlichkeit und Zimmerpflanzenpflege hatte.

Er kam aus München, seine Eltern waren früh gestorben. Isabell verliebte sich unglaublich in ihn und er sich auch in sie. Wann immer Stephan Zeit hatte, waren sie zusammen. Stephan hatte auch einen Schlüssel zu ihrer Wohnung und sie zu seiner, das war ein gutes Zeichen, fand sie. Der erste Schritt zum Zusammenziehen war das. Sie schmiedeten Pläne und hatten großartigen Sex.

Es war perfekt bis zu dem Tag, an dem Isabell Stephan mit einer großen blonden Frau und zwei kleinen Kindern an der Alster traf. Die Situation war eindeutig. Er hatte den Arm um die Frau gelegt, sie küssten sich und eins der Kinder rief: „Papa!“

Isabell hatte Stephan im Vorbeigehen angeschaut, schockgefrostet. Dann passierte das Merkwürdige. Er war stehen geblieben und hatte Isabell der Frau vorgestellt. Sie hatte gelächelt und gesagt: „Ach, ist das eine von deinen Hamburger Freundinnen?“ und dann: „Wir führen eine offene Beziehung. Ich wohne mit den Kindern in München und bin nur selten hier. Wir haben uns aber darauf geeinigt, dass jeder machen kann, was er will.“

Isabell hatte gar nichts mehr gesagt, sondern war weitergegangen. Und Stephan hatte auch erst am nächsten Tag angerufen, was sie mit am schlimmsten fand.

„Herrje, so ist es nun mal“, wiederholte er dauernd.

„Aber du hattest doch nie vor, mit mir zusammenzuziehen“, sagte sie.

„Hatte ich auch nicht. Aber so war es doch auch okay.“

„War es nicht. Du hast gelogen.“

„Aber wir hatten doch eine schöne Zeit. Lass uns doch so weitermachen.“ Für ihn schien das ganz einfach zu sein.

„Das kann ich nicht. Ich will eine feste Beziehung. Mit Zukunft.“ Fast kam Isabell sich spießig vor.

„Das kann ich dir nicht bieten. Ich bin verheiratet und werde mich nie scheiden lassen. Ich liebe Yvonne.“

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