Sommerliebe in New York

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Willkommen im romantischsten Café von New York!

Wenn ein warmer Sommerwind durch die Fifth Avenue weht, lockt der köstliche Duft von Schokolade und Espresso die Passanten ins Candied Apple Café. Hier hat sich Cici mit ihren Freundinnen Hayley und Iona einen Traum erfüllt und eine gemütliche Oase für gestresste Großstädter geschaffen. Auch der charmante, aber zurückhaltende Jason, der sich neuerdings auffällig oft in ihrem Café aufhält, schenkt ihr Hoffnung, dass nun alles gut wird. Doch nach einer impulsiven Nacht mit einem Fremden ist plötzlich alles anders: Cici ist schwanger. Auch wenn sie sich nach dem ersten Schreck wahnsinnig auf ihr Baby freut, weiß sie auch, dass sie damit viel aufs Spiel setzt. Nicht nur ihren Traumjob - auch die aufkeimende Liebe zu Jason.

»Katherine Garbera weiß genau, wie man die perfekte Liebesgeschichte schreibt.«
New-York-Times-Bestsellerautorin Roxanne St. Claire


  • Erscheinungstag 08.04.2020
  • Bandnummer 2
  • ISBN / Artikelnummer 9783745751529
  • Seitenanzahl 304
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. Kapitel

Sonnig, sommerlich, perfekt.

Das waren Cici Johnsons Gedanken, als sie ihr Apartmenthaus in der Upper East Side verließ. Sie lebte jetzt schon seit über fünf Jahren in New York, wo sie mit ihren zwei besten Freundinnen, Hayley und Iona, ein Geschäft eröffnet hatte. Und jetzt waren sie dank Valentinstag und ihrer neuen Schokoladenkurse unglaublich gefragt. Wie Hayley immer sagte: Gib einem Mädchen Schokolade, und sie ist einen Tag lang glücklich, aber bring ihr bei, wie man Schokolade macht, und sie wird für immer glücklich sein.

Oder so ungefähr.

Allerdings war Hayley auch verliebt, also kam ihr natürlich alles wundervoll und vielversprechend vor. Ihre Beziehung befand sich nicht auf dem absteigenden Ast – so wie Cicis offenbar.

Zahlen waren Cicis Stärke, das war schon immer so gewesen. Es hatte lange gedauert, bis ihr bewusst geworden war, dass nicht jeder so wie sie Zahlen vor dem inneren Auge sah. Sie gab sich sehr viel lieber mit einem Spreadsheet ab oder analysierte Statistiken, als gezwungen zu sein, Menschen zu begreifen.

Knallharter Zahlenjongleur, dachte sie, holte ihre Hornbrille aus der Tasche und setzte sie auf. Als wäre es nicht schon übel genug gewesen, dass sie ein Mathe-Freak war, musste sie ohne Brille auch noch so gut wie blind sein.

»Gut siehst du aus, Cici«, sagte Hayley und winkte Cici zu, als sie sich »Sant Ambroeus« näherte, einem Laden, der gleichzeitig aus einer edlen italienischen Espressobar und einem Restaurant bestand. Als sie noch in der Planungsphase ihres »Candied Apple Café« waren, hatten sie hier sehr viel Zeit verbracht und Cornetti gegessen – ein schickes Wort für italienische Croissants. Zurzeit schraubte Cici zwar ihren Koffeinkonsum herunter, aber sie liebte den Duft von Kaffee, und ihre Freundinnen taten ihr den Gefallen, sich wieder hier mit ihr zu treffen.

»Hi, Girl. Die Woche in Jamaika hat dich offenbar nicht umgebracht«, meinte Cici lachend.

»Nicht im Geringsten. Aber gut, weit ist es ja nicht, gleich neben Queens. Und du und Io seid gut klargekommen im Candied Apple?« Hayley drückte sie an sich. Sie war sonnengebräunt und sah unglaublich entspannt aus. So ungern Cici es auch zugab, machte es doch den Eindruck, als hätte es Hayley gutgetan, einen Typen kennenzulernen und sich in ihn zu verlieben.

An ihrem letzten Geburtstag hatte Hayley sich die Haare schneiden lassen und beschlossen, ein neuer Mensch zu werden. Sie wollte aufhören, es allen recht zu machen, und nur noch tun, was sich für sie richtig anfühlte. Und es hatte funktioniert. Cici fragte sich, ob sie selbst das auch hinkriegen würde – neue Frisur, neues Leben?

»Wo ist Io?«

»Sie kommt etwas später«, sagte Cici. »Ich glaube, sie versucht, eine gute Miete auszuhandeln für den Laden, den sie in der Nähe der Town Hall in Manhattan eröffnen will.«

»Sie ist so eine Diva. Man sollte ihr eine eigene Show geben«, meinte Hayley, während sie hineingingen und man ihnen einen Tisch zuwies. Nachdem sie sich gesetzt hatten, bestellte sie einen Cappuccino.

»Für mich einen grünen Tee«, bat Cici, während sie sehnsüchtig die Espressomaschine an der Theke betrachtete.

Alfonso, ihre Bedienung, tätschelte Cici die Schulter. »Bleiben Sie stark, bella

Unwillkürlich legte Cici sich die Hand auf den Bauch. Sie war im ersten Trimester schwanger. Nichts Besonderes. Aber sie hatte es eine Weile vor ihren Freunden und ihrer Familie geheim gehalten, weil sie … na ja, weil sie etwas wirklich Dämliches getan hatte.

Gut, es war nur dämlich, wenn man bedachte, dass sie nur deswegen mit einem Mann geschlafen hatte, weil sie sich an einem anderen rächen wollte. Noch dazu an einem Mann, den sie sogar sehr gern mochte und der eigentlich zu ihrem Leben gehörte, da er der beste Freund von Hayleys Verlobtem war. Peinlicher hätte es kaum sein können.

»Bevor Io kommt …«

»Was? Stimmt was nicht, Hayley?«

»Nein, überhaupt nicht. Ich hatte nur gehofft, du könntest bei mir wohnen, solange du schwanger bist. Ich weiß, deine Familie wird im Sommer verreist sein, und ich wollte, dass jemand in deiner Nähe ist. Außerdem möchte Garrett, dass ich bei ihm einziehe, und Dad möchte meine Wohnung vermieten.«

»Ich weiß nicht«, sagte Cici. Sie hatte bereits beschlossen, näher ans Stadtzentrum zu ziehen, und ihre Wohnung in Queens untervermietet. Tatsächlich hatte sie bereits einen Vertrag für ein sehr nobles Apartment in der Upper East Side unterschrieben und würde in den nächsten Tagen umziehen.

»Die Miete wäre sehr niedrig, da die Wohnung Dad gehört und er sie abbezahlt hatte, noch bevor meine Mom starb.«

Wenn sie in Hayleys Wohnung einziehen sollte, wäre die Chance größer, Hoop über den Weg zu laufen, und in den vergangenen Wochen war sie sehr geschickt darin gewesen, ihm auszuweichen. Wollte sie wirklich dieses Risiko eingehen?

»Ich werde darüber nachdenken, aber eigentlich habe ich schon etwas Neues. Ein Apartment hier in der Nähe. Aber ich wette, Io würde deine Wohnung sehr gern haben. Ihre Mutter versucht ständig, sie mit irgendeinem netten Griechen zu verkuppeln.«

»Meine Mom ist nicht zu bremsen«, bemerkte Iona, die in diesem Moment auftauchte und sich zu ihnen an den Tisch setzte. »Tut mir leid, dass ich so spät komme. Worüber habt ihr geredet? Abgesehen von meinem Albtraum …«

»Du hast eine Mutter, die dich liebt und nur das Beste für dich will«, sagte Hayley mit einem frechen Lächeln. »Das ist doch kein Albtraum.«

Hayley hätte gern eine so enge Beziehung zu ihrer Mutter gehabt wie Io zu ihrer, dachte Cici.

»Von dir wird ja auch nicht erwartet, in zwei Wochen in die Hamptons zu fahren, um sogenannte Freunde der Familie kennenzulernen. Ich kenne alle Freunde unserer Familie, wen wird sie also außerdem eingeladen haben?«, fragte Iona. »Ich werde euch sagen, wen. Irgendeinen unverheirateten Kerl aus einer guten griechischen Familie. Bestimmt war sie wieder bei der Heiratsvermittlerin.«

Alfonso kam mit ihren Drinks, und Iona bestellte einen doppelten Espresso.

»Vielleicht ist die Heiratsvermittlerin ja genau das Richtige für dich«, sagte Cici. »Ich meine, wenn ich etwas von den diversen Reality-Shows gelernt habe, dann dass …«

»Dass eine deiner besten Freundinnen dich den ganzen Tag über mit köstlichem Kaffeeduft quälen wird, wenn du nicht aufhörst, ihr einzureden, es wäre eine gute Sache, von einer Heiratsvermittlerin verkuppelt zu werden?« Iona sah sie grinsend an.

Cici lachte, schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände. »Schon gut. Ich hör schon auf.«

»So ist’s schon besser. Also, worüber habt ihr gesprochen?«, fragte Iona, während sie die kleinen Päckchen mit dem Süßstoff für ihren Espresso vor sich aufreihte.

»Hayley möchte, dass ich in ihre Wohnung ziehe, aber ich habe gerade einen Vertrag für ein Apartment unterzeichnet, also kann ich nicht«, sagte Cici. Dem Himmel sei Dank, dass sie den Vertrag schon gestern unterschrieben hatte. Nur so konnte sie sich aus dieser Situation retten. Sie wusste, dass ihre Freundinnen sie gernhatten, aber sie waren anders. Sie schienen die Probleme des Lebens mit links zu bewältigen, indem sie immer die richtige Entscheidung trafen. Ach was, selbst ihre schlechten Entscheidungen kehrten sich für sie ins Positive!

»Wow, da bist du gerade noch mal davongekommen«, sagte Iona.

Cici versetzte ihrer Freundin unter dem Tisch einen Tritt.

»Wovon redet ihr?«, fragte Hayley verwundert, nachdem sie einen Schluck von ihrem Cappuccino genommen hatte.

»Sie versucht, Garretts Freund Hoop aus dem Weg zu gehen.«

»Ja?« Hayley errötete.

»Ja.«

»Aber warum?« Hayley beugte sich vor, sodass ihr blondes Haar ihr halbes Gesicht verdeckte.

Cici senkte den Blick und suchte verzweifelt nach einem Weg, zu sagen, was sie zu sagen hatte, ohne wie eine Frau zu klingen, die etwas getan hatte, was sie bereute. Als sie herausgefunden hatte, dass sie schwanger war, hatte sie versucht, diese Tatsache zu akzeptieren. Dabei war sie eigentlich immer davon ausgegangen, dass sie niemals ein eigenes Kind haben würde. Cici hatte sich eher immer in der Rolle der coolen Tante gesehen.

»Ich halte es ganz einfach nicht für klug, mich mit jemandem einzulassen, der mit Garrett befreundet ist«, entgegnete sie. Tatsächlich hatte Hoop selbst das gesagt, als sie vor drei Monaten im Olympus Theater gewesen waren und sich lang und heiß geküsst hatten.

Nicht heiß genug für seinen Geschmack? Zu heiß? Cici hatte keine Ahnung. Sie wusste nur, dass er ein Taxi für sie angehalten und sie allein nach Hause geschickt hatte.

»Ist es wegen …« Hayley deutete auf Cicis Bauch.

»Wegen meiner Schwangerschaft? Ja, zum Teil. Lasst uns von etwas anderem reden. Von etwas Tollem für den Sommer im Candied Apple Café.«

Das Gespräch drehte sich danach nur noch ums Geschäft, und Cici war bester Dinge, als sie zu Ende gefrühstückt hatten und sie ihren Freundinnen zum Abschied zuwinkte. Sie selbst hatte eine Woche Urlaub, brauchte also nicht im Büro zu sein. In gewisser Weise war der Urlaub erzwungen. Da Hayley gerade aus dem Urlaub zurückgekommen war und Iona eine Woche in den Hamptons auf Long Island verbringen würde, hatten beide darauf bestanden, dass auch Cici eine Pause einlegte.

Sie hatte beschlossen, in Ruhe umzuziehen und sich an ihre Schwangerschaft zu gewöhnen. Immerhin würde ihr Leben sich bald für immer verändern.

Jason Hooper, allgemein Hoop genannt, hatte es verbockt. Und nicht zum ersten Mal. Immerhin war er dreiunddreißig und fünf Jahre lang ein Cop gewesen, bevor er seine Laufbahn aufgab, um Anwalt zu werden. Eine Jugend, die er in diversen Pflegefamilien verbrachte, hatte ihn zum Einzelgänger gemacht. Er ließ zu, dass Leute in sein Leben traten, aber es dauerte immer eine ganze Weile, bevor er entschied, ob sie bleiben durften oder nicht. Und genau das war sein Fehler bei Cici gewesen. Er hatte Zeit zum Nachdenken gebraucht, um eine Pro-und-Kontra-Liste zu erstellen und herauszufinden, was es mit dieser Anziehungskraft zwischen Cici und ihm auf sich hatte.

Schwachkopf.

Er trank gerade Sodawasser – es schmeckte bitter nach Reue – und sah ihr dabei zu, wie sie mit ihren Freunden sprach und sich unter die Leute mischte, sodass er ihr nicht näher kommen konnte. Sie bediente die Gäste bei der Sommeranfangsparty im Candied Apple Café.

Manhattans derzeit schwer angesagter Laden für exquisite Schokoladenspezialitäten mit angeschlossenem Café war offensichtlich ein großer Erfolg, und wenn man nach dem Andrang der Gäste urteilen wollte, würde dieser Erfolg noch lange anhalten.

Cici Johnson mit ihrem halblangen welligen Haar, der dicken Hornbrille und üppigen Figur war die personifizierte Versuchung. Aber Hoops Erfahrung mit dem weiblichen Geschlecht war nicht die beste. Es lag ihm nichts an längeren Beziehungen, und es war ihm klüger vorgekommen, jegliche Komplikationen zu vermeiden, die seine Freundschaft mit Garrett beeinträchtigen könnten.

Idiot.

»Junge, du starrst sie ja an«, sagte Garrett Mulligan und reichte ihm ein Bier.

Hoop stellte sein Glas auf das Tablett eines gerade vorbeikommenden Kellners und nahm das Bier von Garrett an. Garrett war sein bester Freund und ein Cop. Sie kannten sich seit der Highschool, und er und seine Eltern waren im Grunde Hoops Familie. Garrett war der Grund, weswegen er es mit Cici vermasselt hatte.

»Es ist alles deine Schuld.«

»Und wieso?«

»Wenn du und Hayley nicht zusammen wärt, hätte ich mit Cici wie mit jeder anderen Frau ein flüchtiges Techtelmechtel haben und dann ruhig meiner Wege gehen können.«

»Wenn ich und Hayley nicht zusammen wären, hättest du sie überhaupt nicht kennengelernt.«

»Da ist was dran.«

Hoop trank einen Schluck Bier und sah sich im Raum um. Mit etwas Glück würde er vielleicht eine andere Frau entdecken, die sein Interesse weckte. Aber das war nicht der Fall. Offenbar sollte es für ihn doch Cici sein. In dem Moment, als er ihr gesagt hatte, dass er ihr nichts geben konnte, was über einige heiße Küsse hinausginge, hatte das Schicksal ihn offenbar spöttisch ausgelacht – denn seitdem war es ihm einfach unmöglich, sie zu vergessen.

»Und?«

»Was und?«

»Wirst du zu ihr gehen und mit ihr reden oder weiterhin hier rumstehen und die Leute mit deiner finsteren Miene verschrecken?«, fragte Garrett.

Die Party heute fand statt, um den Anfang des Sommers und eine neue Schokoladenspezialität im Candied Apple Café zu feiern – dem beliebten Café in der Fifth Avenue, das zu gleichen Teilen Garretts Verlobter Hayley, Cici und deren Freundin Iona gehörte.

»Könnte sein. Sie geht mir aus dem Weg. Ich habe sie schon ein Dutzend Mal angerufen.«

»Seit wann lässt du dich denn so leicht abwimmeln?«, meinte Garrett lachend.

Hoop dachte darüber nach, und dann leerte er sein Bier in einem langen Zug. Nein, er würde sich nicht abwimmeln lassen. Er konnte gar nicht. In den vergangenen drei Monaten seit ihrem ersten und einzigen Date war er mit anderen Frauen ausgegangen. Schon traurig, dass er auf den Tag genau sagen konnte, wie lange es her war, aber so war es nun mal. Immer wenn er eine andere Frau küsste, verglich er sie mit Cici. Immer wenn er eine andere Frau zum Lachen brachte, musste er daran denken, wie sehr ihm Cicis Lachen gefallen hatte. Vielleicht lag es einfach daran, dass er sich eingeredet hatte, sie wäre tabu. Das ließe sich leicht beheben, wenn er noch ein Date mit ihr haben könnte. Aber sie hatte ihn offensichtlich bereits abgeschrieben.

Und jetzt lechzte er geradezu nach ihr – na ja, nicht direkt lechzen, aber auch nicht sehr weit davon entfernt.

Er stellte die leere Bierflasche ab und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Cici trug ein leichtes Sommerkleid, das sich um ihre aufregenden Rundungen schmiegte und bis knapp über die Knie reichte. Als Hoop näher kam, fiel ihm auf, dass sie eine dünne Goldkette trug und der Anhänger ihr nach hinten in den Nacken gerutscht war.

Sie sagte etwas, das er nicht hören konnte, der Mann, mit dem sie sprach, antwortete darauf, und sie lachte. Hoop spürte einen Stich der Eifersucht. Ein anderer Mann hatte sie zum Lachen gebracht.

Er wusste, dass er sich völlig unlogisch benahm. Schließlich war er es gewesen, der ihr einen Korb gegeben hatte, aber die Gefühle, die sie in ihm erweckte, waren eben auch völlig irrational.

»Cici«, sagte er leise, als er von hinten an sie herantrat und ihr die Hand auf den Rücken legte. »Es ist viel zu lange her, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe.«

Sie spannte sich sofort an, und Hoop sah, dass sie eine Gänsehaut bekam. Abrupt drehte sie sich zu ihm um und schob ihre Brille höher. Ihre vollen Lippen waren leicht geöffnet, als wollte sie ihn zu einem Kuss einladen, aber Hoop wusste natürlich, dass es reines Wunschdenken war – und zwar seins und nicht Cicis.

»Hoop. Ich wusste gar nicht, dass du auch auf der Party bist«, sagte sie. »Kennst du Theo? Er ist Ionas Bruder.«

»Ja, ich kenne ihn.« Hoop hielt dem jungen Griechen die Hand hin. Ionas Bruder sah aus, als wäre er wie geschaffen für Hollywood und nicht für die Arbeit eines Barkeepers in einem Nachtclub drei Abende in der Woche oder für seinen Job als DJ, den er in seiner Freizeit ausübte. Theo schüttelte ihm die Hand und schlenderte kurz darauf zu einer anderen Gruppe weiter.

Cici machte einen Schritt zur Seite, weil Hoops Hand noch immer auf ihrem Rücken lag. »Wie geht es dir?«, fragte sie.

»Nicht schlecht. Und dir?« Small Talk. War er jetzt also schon so weit gesunken?

»Ganz gut. Hör mal, es ist mir wirklich sehr peinlich, dass ich dich nicht zurückgerufen habe«, fügte sie dann hinzu.

»Ach?«

»Ja. Es ist eine heikle Situation, findest du nicht? Unsere besten Freunde sind verlobt, und ich meide den Kontakt zu dir. Es ist nur so, dass es mir unangenehm war. Du weißt, nach jenem Abend, an dem wir alle zusammen ausgegangen sind.«

Hoop hatte befürchtet, dass das der Grund war. Er hatte sie zu entschieden zurückgewiesen. »Ich war es, der die Dinge in den Sand gesetzt hat, und ich würde mich glücklich schätzen, wenn du mir erlauben würdest, es wiedergutzumachen.«

»Aber wie?«, fragte sie.

»Drinks. Mehr nicht, nur Drinks.«

Wie viel lahmer konnte er eigentlich noch klingen? Aber dass er sie einfach nicht vergessen konnte, brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Und er fragte sich, was sein Unterbewusstsein an ihr sah, das sein Bewusstsein nicht erkannte.

»Ich kann nicht. Ich bin … ich kann nicht«, sagte sie schnell und ließ ihn stehen, ohne ihn auch nur ein letztes Mal anzusehen.

Hoop war einen Moment vollkommen fassungslos.

Na schön, dachte er schließlich, aber etwas in ihm weigerte sich, sie einfach gehen zu lassen.

Also folgte er ihr kurz entschlossen auf die Terrasse, von der man einen guten Ausblick auf den Central Park hatte. Die Sonne ging gerade unter. Cici stand am Geländer des Balkons und hielt der lauwarmen Brise das Gesicht entgegen.

»Warum?«, fragte er von der Terrassentür aus.

»Warum was?« Cici hatte sich bei seinen Worten zu ihm umgedreht. Der Wind spielte mit ihrem Haar, und sie schob sich eine Strähne hinters Ohr.

»Wahrscheinlich sollte ich besser fragen: warum nicht?«

»Unsere Freunde sind jetzt miteinander verlobt, sie gehen nicht bloß miteinander aus wie vorher«, antwortete sie. »Es hat sich nicht wirklich etwas verändert, und ich möchte ihnen nicht aus dem Weg gehen müssen.«

»Und was wäre, wenn es mit uns beiden klappen würde?«, fragte Hoop und kam einen Schritt näher.

»Wenn du das wirklich glauben würdest, hättest du mich an jenem Abend im Olympus nicht weggeschickt«, sagte sie. »Lass uns einfach Freunde sein.«

»Freunde?«

»Das schaffen wir doch, oder?«

»Ja«, sagte er. Aber insgeheim sträubte sich alles in ihm dagegen. Die einzige Frau, die er nicht aus dem Kopf kriegen konnte, schickte ihn in die Friendzone. Es war verrückt. Er träumte sogar von ihr, und er dachte an sie, egal, wie langweilig oder wie spannend ein Meeting war. Wie sollte er jetzt also »einfach ein Freund« für sie sein?

Nach ihrem kurzen Urlaub und ihrem Umzug verbrachte Cici die folgende Woche damit, ihren Freundinnen aus dem Weg zu gehen und in ihrem Büro zu bleiben. Sie war für die Buchhaltung zuständig, war also gut beschäftigt. Die Tür zum Büro blieb geschlossen, aber Cici konnte dennoch das rege Treiben von Hayley und ihrem Personal in der Küche hören. Carolyn, die Assistant Managerin im Geschäft, brachte ihr von Zeit zu Zeit etwas zu essen und zu trinken – frische, in Schokolade getunkte Erdbeeren und Apfelschorle, die Cici erfrischte, während sie arbeitete.

»Dachte mir, du könntest das gut brauchen«, sagte Carolyn.

Sie war etwa eins fünfundsechzig groß und hatte ihr braunes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihr Lächeln war freundlich, und sie stellte sich bei ihrer Arbeit ausgesprochen klug an. Jedes Mal, wenn Carolyn hereinkam, fürchtete Cici, dass sie um eine Gehaltserhöhung bitten wollte.

»Danke, ich habe einen Riesendurst.«

»Gut. Hast du eine Minute?«, fragte Carolyn.

»Sicher. An deinem Gehalt können wir leider nichts machen«, sagte Cici lächelnd und nahm einen Schluck von ihrem kühlen Drink.

»Oh, darum geht’s nicht. Ich habe mitgekriegt, dass du deine Wohnung in Queens untervermietest …«

»Ja, aber ich habe schon jemanden gefunden«, antwortete Cici. »Ich wusste nicht, dass du nach einer Wohnung suchst.«

»Tue ich auch nicht so richtig. Dachte nur, ich frage dich, wie hoch die Miete sein würde. Meine Wohnung ist sehr klein.«

»Ich werde mich umhören«, versprach Cici.

»Danke. Dann lasse ich dich jetzt weitermachen. Soll ich die Tür hinter mir schließen?«

»Ja, bitte. Ich brauche Ruhe bei der Arbeit.«

Aber das war gelogen. Sie versteckte sich. Cici wusste das sehr wohl, und sie vermutete, dass ihre Freundinnen es genauso gut wussten. Aber sie taten ihr den Gefallen und ließen ihr ihren Freiraum.

Sie war die Erste von ihnen, die ein Kind erwartete, und genauso wenig wie sie wussten sie, was auf sie zukommen würde. Ihre Mutter, der Cici noch immer nichts von der Schwangerschaft gesagt hatte, schickte ihr schon den ganzen Tag lang Nachrichten. Aus irgendeinem Grund hatte ihre Mom noch immer nicht völlig begriffen, dass ihre Tochter einen richtigen Job hatte und Rechnungen, die bezahlt werden mussten. Sie ging davon aus, dass Cici bei jedem Familienurlaub dabei war und für jedes noch so knapp angesetzte Familientreffen zur Verfügung stand.

Deswegen ignorierte Cici es jedes Mal, wenn ihr Handy summte. Sie wollte nicht noch ein Foto von ihrer strahlenden Mutter, ihrem Stiefvater und den Zwillingen, ihren beiden Halbbrüdern, auf den Stufen von Machu Picchu bewundern müssen.

Sie buchte die letzten Summen und nahm dann das Glas, um noch einen Schluck von ihrer Schorle zu trinken. Erst dann griff sie doch noch nach dem Handy und stellte erstaunt fest, dass die Nachricht nicht von ihren Eltern, sondern von Hoop kam.

Hallo, ich bin’s, Hoop. Hayley hat mir deine Nummer gegeben. Ich habe zwei Tickets für das Yankee-Spiel am Freitag. Wie ich höre, bist du Baseball-Fan. Wollen wir hingehen? Nur als Freunde, versteht sich! : )

Cici lehnte sich zurück und sah zur Decke hinauf, die mit ihren Pseudo-Querbalken an ein altes französisches Bauernhaus erinnern sollte.

Baseball. Sie liebte es. Bevor die Zwillinge geboren waren, waren sie und ihr Stiefvater zu jedem Spiel gegangen. Ihre Liebe für Zahlen war ihr zugutegekommen, denn sie erinnerte sich an die Statistiken jedes Spielers. Vielleicht konnte sie sich nicht an andere Dinge erinnern, aber die Spielerstatistiken vergaß sie nie.

Also antwortete sie. Okay.

Prima. Wo wohnst du? Ich hole dich ab.

Cici überlegte kurz, dann schrieb sie: Ich kann dich hier treffen.

Freunde, okay?

Sie seufzte. Diese Freundschaftssache war nicht so leicht, wie sie gehofft hatte. Sie wollte Hoop zwar erlauben, sie zu sehen, aber sie musste ihn dennoch auf Armeslänge von sich fernhalten. Widerwillig antwortete sie: Okay. Hier ist meine Adresse.

Bis Freitag.

Ja, bis dann.

Cici stand auf und verließ ihr Büro, entschlossen, Hayley klarzumachen, dass sie gefälligst aufhören musste, Hoop und sie zu verkuppeln. Aber ihre Freundin war mit einem der neuen Lehrlinge für die Pralinen-Herstellung beschäftigt, also betrat Cici stattdessen den Laden.

Dort war für einen frühen Nachmittag ziemlich viel los, aber es war Ende Mai, und einige Touristen waren vor der Hitze geflohen und genossen die berühmten Candied-Apple-Café-Milkshakes.

Cici winkte dem Verkaufsleiter zu, während sie durch das Geschäft und auf die Straße ging. Sofort wünschte sie, sie hätte ihre Sonnenbrille mitgenommen, aber sie wollte nicht wieder hineingehen. Noch nicht.

Sie fühlte sich seltsam rastlos und auch ein wenig verängstigt, wie sie sich eingestand, als sie die Fifth Avenue mit ihren Läden und Unmengen von Touristen entlangging. Als sie die St. Patrick’s Cathedral erreichte, stieg sie die Stufen hinauf und betrat die Kirche.

Hier war es kühl und still. Cici setzte sich auf eine der kalten Holzbänke im hinteren Teil der Kirche und schloss die Augen. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie es früher hier gewesen war, und ihr war, als könnte sie jetzt noch die Hymnen von damals hören. Regungslos saß sie da und betete lautlos, wie sie es an den meisten Tagen tat.

Um Rat.

Den größten Teil ihres Lebens hatte sie damit zugebracht, eine Katastrophe nach der anderen zu bewältigen, die sie sich durch ihr impulsives Verhalten selbst eingebrockt hatte, und sie wusste, dass sie sich ändern musste. Sie wollte ihrem Kind das Beste im Leben bieten – angefangen mit einer guten Mutter.

Sie dachte nicht an den Mann, mit dem sie geschlafen hatte, oder an die Tatsache, dass er ihr gesagt hatte, er wolle nichts mit ihr oder ihrem Baby zu tun haben, als sie ihn angerufen und ihn über die neue Lage informiert hatte. Das lag alles in der Vergangenheit. Sie würde einen Weg finden, ihr Baby großzuziehen und es mit so viel Liebe zu überschütten, dass es sich immer geliebt fühlen würde.

Mehr konnte sie nicht tun.

Sie sagte die Gebete auf, die sie als Kind gelernt hatte. Nur die vertrauten Worte, die ihre innere Unruhe besänftigen würden. Nachdem sie geendet hatte, stand sie auf, steckte einige Geldscheine in die Sammelbüchse und ging wieder hinaus.

Irgendwie würde sie es schaffen müssen, in Hoop nur einen guten Freund zu sehen. Nicht mehr als das. Denn jedes Mal, wenn sie seinen Namen sah, überlief sie ein erregter Schauer, und sie wusste, dass das kein gutes Zeichen war.

Es war auch alles andere als klug, dass sie zugestimmt hatte, mit ihm zum Baseballspiel zu gehen. Bevor sie ihre Meinung ändern konnte, holte sie ihr Handy hervor und schrieb ihm, dass sie es nicht schaffen würde.

Im Moment konnte sie wirklich nicht noch mehr Komplikationen gebrauchen, und ihr war klar, dass Hoop eine besonders große darstellte. Schnell kehrte sie zu ihrer Arbeit zurück, heftete die Steuerunterlagen ab und verbrachte den Rest des Tages in ihrem neuen Apartment.

Sie wich Hayley aus, die versucht hatte, mit ihr über Hoop zu sprechen, und auch Iona, die mit ihr Babysachen einkaufen gehen wollte. Cici wusste nur, dass sie vor allem anderen erst einmal ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden musste.

2. Kapitel

Cicis Apartment machte gute Fortschritte. Es war anders als das in Queens, und sie hoffte, dass es für das neue Leben mit ihrem Baby perfekt sein würde. Sie legte sich die Hand auf den Bauch, was allmählich zu einer Gewohnheit wurde, als könnte sie so eine Verbindung schaffen zu dem Kind, das bis jetzt mehr eine verschwommene Vorstellung als eine Tatsache für sie war.

Sie ließ sich langsam auf das zweisitzige, weich gepolsterte Sofa sinken und lehnte sich gegen das gemusterte Kissen. Die Füße auf dem Kaffeetisch, sah sie sich in der Wohnung um.

Nachdem sie so viel harte Arbeit hier reingesteckt hatte, fühlte sie sich unglaublich stolz und fand, dass sie das Apartment eigentlich verdient hatte. Eine elegant geschwungene Treppe führte in den oberen Stock, wo ihr Schlafzimmer und das Zimmer lagen, das sie zu einem Kinderzimmer umfunktionieren wollte. Das Gebäude stammte noch von vor dem Krieg und war inzwischen natürlich vollkommen renoviert worden. Im Wohnzimmer gab es einen Kamin mit Bücherregalen zu beiden Seiten, die Cici bereits mit ihren Lieblingsbüchern gefüllt hatte. Dazu gehörten auch geliebte Autoren aus ihrer Kindheit wie E. L. Konigsburg, Madeleine L’Engle und ihre Trixie-Belden-Sammlung. Und jetzt hatte sie angefangen, Dr.-Seuss-Bücher für das Baby anzuschaffen. Auf den übrigen Regalen standen ihre Liebesromane, Krimis und natürlich alle Harry-Potter-Bände.

Hier und da hatte sie auch Fotorahmen aufgestellt. In einem waren sie, Hayley und Iona zu sehen. Es war der Tag, als sie das Candied Apple Café eröffnet hatten. Schon vom Sofa aus konnte man deutlich ihre strahlenden Gesichter sehen. Die Freude und das Glücksgefühl, mit dem ihre Arbeit und die Freundschaft zu diesen tollen Frauen sie erfüllten, war etwas, das sie hoffentlich auch ihrem Kind würde geben können.

Mein Kind.

Manchmal kam es ihr vor, als wäre es nicht wirklich.

Sie hatte versucht, Rich – den Vater des Babys – noch einmal zu erreichen, aber er wollte wirklich weder mit ihr noch mit dem Kind etwas zu tun haben. Cici hatte Verständnis dafür. Selbst ihr, die schließlich das Baby in ihrem Bauch trug, fiel es schwer, sich vorzustellen, dass sie wirklich in absehbarer Zeit Mutter sein würde. Und wie Rich gesagt hatte – sie kannten sich wirklich kaum. Es war nur ein bisschen Sex während einer Hochzeitsparty gewesen, keine Bindung fürs Leben.

Cici ließ den Kopf gegen das Sofakissen fallen und sah zur Decke mit ihren kunstvollen Stuckornamenten hinauf. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass es nicht wichtig war, wie schick dieses Apartment aussah, denn es änderte nicht das Geringste an der Tatsache, dass in ihr trotzdem ein völliges Chaos herrschte.

Der Wecker ihres Handys ging los, und sie zuckte zusammen. Sie hatte Pläne für heute Abend. Shakespeare im Park, eins der schönsten Dinge am Sommer.

Cici zog ein fließendes Sommertop und dazu eine weiße Jeans an, die ihr dank der ständigen Morgenübelkeit sogar ein wenig zu weit war. Und dann beschloss sie, statt ihrer Kontaktlinsen eine getönte Brille aufzusetzen.

Sie warf einen Blick in den Spiegel. Heute war ihr lockiges Haar einmal nicht zu kraus. Zufrieden drehte sie sich zur Seite, steckte die Hände unter das Top und machte eine kleine Wölbung. So würde sie schon bald aussehen.

»Ich bereue nichts, Kleines«, flüsterte sie, und eine Welle der Zärtlichkeit überflutete sie. Zehn Wochen schwanger – und offensichtlich ganz allein mit ihrem Baby.

Keine Reue.

Cici verließ ihr Apartment und ging durch den Central Park zum Open-Air-Theater, wo sie sich ihren Platz suchte und sich setzte. Sie freute sich darauf, sich zu entspannen, an ihrem Smoothie zu nippen und sich von Beatrice und Benedict mitreißen zu lassen. Sie würde vergessen, dass sie fast drei Monate schwanger war und ganz allein.

»Verzeihung.«

Sie blickte auf, als ein Spätankömmling sich in der Reihe hinter ihr einen Weg zu seinem Sitz bahnte. Nichts war ärgerlicher als Leute, die zu spät zu einer Aufführung kamen. Es war ja nicht so, dass die Anfangszeit nicht deutlich auf ihrem Ticket stand. Allerdings hatte Cici auch die Angewohnheit, immer zu früh zu kommen. Sie warf einen Blick auf den leeren Sitz neben sich.

Bitte lass niemanden mehr kommen.

Der Mann zu ihrer Linken stand auf. Offenbar wurde ihr der Wunsch, der Platz neben ihr möge frei bleiben, nicht erfüllt.

Also stand auch sie auf und sah mit einem Lächeln auf, das ihr allerdings sofort verging, als sie in jene vertrauten himmelblauen Augen blickte. »Hoop.«

»Cici«, erwiderte er. »Welch Überraschung, dich hier zu treffen.«

Ja, welch Überraschung.

Sie setzte sich, als er an ihr vorbei war, und holte wütend das Handy aus der Tasche. Wie hatte Hayley ihr das antun können?

»Gib Hayley nicht die Schuld daran«, sagte Hoop. »Ich habe sie dazu gezwungen.«

»Warum?«

»Ich hatte einfach das Gefühl, dass wir miteinander reden müssen«, sagte er. »Und ich habe schon einmal zu lange gezögert und alles vermasselt, also werde ich es dieses Mal … nicht tun. Ich erkläre dir alles nach der Aufführung. Ich habe uns einen Tisch in einem Restaurant hier in der Nähe reservieren lassen.«

»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, meinte Cici beunruhigt. Sie konnte jetzt keine neue Beziehung anfangen. Dazu war sie nicht in der richtigen Verfassung, und sie wusste ja nicht einmal, wie ihr Leben in sechs Monaten aussehen würde, wenn sie ihr Baby zur Welt brachte.

»Bitte, Cici. Gib mir eine Chance, mein Benehmen an jenem Abend wiedergutzumachen. Es war so klar, dass da etwas zwischen uns war, und das hat mir Angst gemacht«, sagte er.

Sie wollte ihn nicht Dinge sagen hören, die sie gern an ihrem ersten Abend gehört hätte. Ihr Blick wanderte zu der runden Bühne und weiter bis zum Belvedere Castle mit der im Wind flatternden Flagge. Wie sehr wünschte sie, sie könnte wirklich eine echte zweite Chance bekommen.

Wenn sie an jenem Abend im Februar nicht so aufgebracht gewesen wäre und entschlossen, sich zu beweisen, dass die Männer sie noch immer attraktiv fanden, hätte sie jetzt kein Problem gehabt, Hoop eine Chance zu geben. Aber sie hatte sich leider schon immer von ihrem Temperament mitreißen lassen.

Was Hoop jetzt auch sagen mochte, sie wusste, dass kein Mann das Kind eines anderen aufziehen wollte. Cici wusste es aus erster Hand. Ihr Stiefvater war zwar nett und freundlich zu ihr, aber er war ihr kein Vater. Jedenfalls nicht so wie für seine eigenen Kinder, Cicis Halbgeschwister. Und sie wollte mehr als das für ihr Baby – und auch für sich.

»Die Dinge … alles ist jetzt anders, Hoop.«

»Inwiefern?«

Sie sah wieder zur Bühne hinunter, als könnte sie Don Pedro durch Gedankenübertragung zwingen, endlich mit dem Stück zu beginnen. Aber ihnen blieben noch gute fünf Minuten, bevor es anfangen sollte.

Also holte sie tief Luft, aber auch das half nicht besonders. Cici nahm einen Schluck von ihrem Smoothie, und plötzlich legte Hoop die Hand auf ihre.

»Was ist es denn, das du mir zu sagen versuchst?«, fragte er.

»Ich bin schwanger.«

So. Sie hatte es gesagt.

»Was?«, stieß er hervor, lehnte sich in seinem Sitz zurück und versuchte, zu verarbeiten, was er gerade gehört hatte.

»Ich bekomme ein Baby«, fügte sie hinzu.

»Und der Vater? Ach du meine Güte, bist du mir deswegen aus dem Weg gegangen? Ich hätte dich nicht so drängen dürfen. Du hast mir gesagt, dass wir nur Freunde sein können, und jetzt bin ich hier und will wieder etwas mit dir anfangen.«

Sie sah ihn ernst an. »Der Vater spielt keine Rolle mehr. Es ist ziemlich peinlich, Hoop. Und um ehrlich zu sein, möchte ich nicht darüber reden.«

»Verständlich«, sagte er.

Im zunehmenden Dämmerlicht betrachtete Cici sein Gesicht. Hoop gehörte zu den Männern, die man fast schon klassisch schön nennen konnte, mit seinem energischen Kinn und den hohen Wangenknochen. Und es glomm eine Leidenschaft in seinen Augen, die sie nicht ganz erfassen konnte.

Er hatte im Olympus eine Entscheidung getroffen, als sie sich kennengelernt hatten, und die hatte zu ihrer heutigen Situation geführt – eine Situation, die niemand ändern konnte. Und selbst wenn, würde Cici sie gar nicht ändern wollen. Sie und ihr kleines Mäuschen würden ein tolles Team abgeben und aufeinander aufpassen. Nicht wie ihre Mutter, die ihren Stiefvater geheiratet und mit ihm eine neue Familie gegründet hatte.

Zumindest war das ihr Plan. Bis jetzt gab es nicht mehr als einen Entschluss, aber Cici war schon immer gut darin gewesen, die Dinge ins Rollen zu bringen, und das würde jetzt auch nicht anders sein.

Schwanger.

Er wusste nicht, wie er reagieren sollte. Es war das Letzte, was er erwartet hätte. Jetzt verstand er allerdings, warum sie ihn nicht hatte wiedersehen wollen. Aber er hatte ihr wenigstens seine Freundschaft angeboten. So viel würde er doch wohl noch fertigbringen, oder?

Er hatte keine Ahnung.

Ein Kind.

Kinder waren so eine Herausforderung.

Hoop ging ihnen, wann immer möglich, aus dem Weg. Er wusste, wie zerbrechlich ein Kind war. Familien gingen auseinander, Kinder kamen ins Heim, und wenn sie waren wie er damals, landeten sie in zahllosen Pflegefamilien, bevor sie ein wirkliches Zuhause fanden.

Er tat, was in seiner Macht stand, und arbeitete voller Hingabe mit einer Organisation zusammen, die Pflegekindern dabei half, Halt zu finden inmitten des Chaos ihres Lebens, aber ein Date mit einer Frau, die schwanger war …

Andererseits wollte sie ja gar kein Date mit ihm, also stand das sowieso nicht zur Debatte.

Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass ihn die vielen verschiedenen Möglichkeiten zu reagieren ein wenig überwältigten. Das Einfachste von allen war, bis zum Ende des ersten Akts freundlich sitzen zu bleiben und dann einen Notfall vorzutäuschen und sich mit Anstand zu verabschieden. Aber er war ein Mann, dessen geliebter Pflegevater ihn dazu erzogen hatte, nicht den einfachsten Weg zu gehen, sondern den richtigen.

Hoop war in verschiedenen Pflegefamilien aufgewachsen, bis er schließlich bei den Fillions gelandet war. Der Vater der Familie war anfangs eher schroff zu ihm gewesen, und Hoop hatte sich zunächst wie auf Bewährung gefühlt: Entweder er kooperierte oder wanderte ins Gefängnis. Paps hatte ihn aber irgendwie erreichen und ihn auf den Weg führen können, der Hoop dorthin gebracht hatte, wo er sich jetzt befand.

»Du möchtest am liebsten das Weite suchen, stimmt’s?«, fragte Cici. Ihr Blick war immer noch auf die Bühne gerichtet, aber Hoop wusste, dass ihre ganze Aufmerksamkeit ihm galt.

»Ja, stimmt. Aber ich werde es nicht tun.«

»Warum nicht?« Sie sah ihn jetzt an, und ihre blauen Augen hinter den Brillengläsern hatten einen misstrauischen Ausdruck angenommen. Eine kleine Schweißperle formte sich auf ihrer Oberlippe.

Er beugte sich vor und wischte sie behutsam mit dem Daumen fort, und ein Schauer überlief ihn. Eindeutig gab es da eine starke Anziehungskraft zwischen ihnen, und wenn er nicht beschlossen hätte, es zu ignorieren, als sie sich das erste Mal begegneten, wäre vielleicht alles anders gekommen.

»Ich kann dich nicht vergessen, Cici«, gestand er. »Und vor dir davonzulaufen und vor dem, was zwischen uns sein könnte, hat mir auch das erste Mal nicht viel gebracht.«

»Ich bin nicht mehr dieselbe Frau wie bei diesem ersten Mal«, sagte sie.

»Natürlich nicht. Aber ich würde dich trotzdem gern besser kennenlernen.«

Sie seufzte.

Das klang nicht besonders vielversprechend für ihn. Nicht einmal nach einem gemeinsamen Abendessen nach der Vorstellung.

»Also sagst du Nein, nicht wahr?«

»Ja. Aber es liegt nicht an dir, sondern an mir. Wirklich, Hoop.«

»Haltet jetzt mal die Luft an da drüben. Die Aufführung fängt an.«

Cici errötete und sah zur Bühne hinunter, wo Don Pedro auftrat und »Viel Lärm um nichts« begann. Hoop wäre am liebsten mit ihr verschwunden, aber sie lehnte sich zurück, nahm einen Schluck von ihrem Smoothie und war ganz offenbar schon bald wie gebannt von dem Stück. Sie hielt den Blick fest nach vorn gerichtet und lachte hin und wieder, und obwohl es eins von Hoops Lieblingsstücken war, gelang es ihm nicht, sich auf das Bühnengeschehen zu konzentrieren. Stattdessen sah er Cici an.

Als die Aufführung vorbei war und die Besucher sich langsam zerstreuten, wandte Hoop sich schnell an Cici, bevor sie sich verabschieden konnte. »Da ist noch der Tisch, den ich reserviert habe.«

»Ich weiß. Und ich habe auch ziemlichen Hunger.«

»Dann komm mit, und iss etwas mit mir. Wir können uns unterhalten und uns ein wenig besser kennenlernen. Ich werde dich nicht drängen oder so was. Wir sind nichts weiter als ein Mann und eine Frau.«

»Aber wir sind nicht bloß irgendein Mann und eine Frau.«

Er ergriff ihre Hand, und gemeinsam gingen sie Richtung Central Park West und zum Restaurant. »Heute Abend schon. Nur heute Abend. Wir hatten schließlich nie ein richtiges Date.«

»Nein, das stimmt. Du hast mir wirklich gut gefallen.«

»Ich weiß. Ich glaube, das hat mich auch ein bisschen nervös gemacht«, gab er zu. Er wünschte, es wäre nicht so gewesen, aber er zog es vor, wenn die Dinge oberflächlich und unkompliziert blieben. Bei Cici allerdings hatte er schon damals das Gefühl gehabt, sie würde mehr als das verlangen.

»Und jetzt bist du nicht nervös?«

»Nein, heute nicht. Ich finde, es würde dir guttun, einmal auszugehen, und mir auch.«

»Schön, aber nur heute Abend. Nach dem Dinner nehme ich mir ein Taxi nach Hause.«

»Nach dem Dinner sehen wir, was passiert.«

Sie knabberte an ihrer Unterlippe und sah ihn misstrauisch an. »Was soll denn passieren?«

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