Verführt auf der Insel der Liebe

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Eine Nacht lang ihr gebrochenes Herz vergessen: Bei der Hochzeit ihres Ex-Freundes landet Becca in den Armen des feurigen Theodorou Nikolaou. Und das hat süße Folgen! Entschlossen fliegt die junge Irin vier Monate später nach Athen: Der griechische Unternehmer muss zumindest wissen, zu was die sinnlichen Stunden mit ihm geführt haben. Doch nichts hat sie auf Theos Reaktion vorbereitet. Kurzerhand entführt der Tycoon sie auf seine idyllische kleine Privatinsel – und will sie erst gehen lassen, wenn Becca bereit ist, ihn zu heiraten …


  • Erscheinungstag 02.09.2025
  • Bandnummer 182025
  • ISBN / Artikelnummer 9783751535069
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lorraine Hall

Verführt auf der Insel der Liebe

PROLOG

Noch nie war Rebecca Murphy so froh gewesen, nach Hause zu kommen. Auch wenn die Schlaglöcher in der Auffahrt zum Cottage ihrer Eltern Gift für ihre arme, verletzte Hüfte sein würden.

Nach dem Klinikaufenthalt und der Reha konnte sie nicht nur wieder laufen, sondern auch die meisten anderen Dinge tun – zum Beispiel nach Hause fahren. Und das Gut Desmond war definitiv ihr Zuhause. Auch wenn ihre Eltern nur Angestellte waren und keine Großgrundbesitzer, die ihre Ländereien von Generation zu Generation weitervererbten, spürte Rebecca, dass sie genau hierhergehörte.

Und Patrick Desmond sah das genau wie sie! Beim Gedanken an ihn lächelte Rebecca.

Er hatte versprochen, sie bei ihrer Rückkehr mit einem Ring zu empfangen und seiner Familie ihre Verlobung mitzuteilen …

Rebecca war sich zwar ein bisschen unsicher, wie sein Vater diese Neuigkeit aufnehmen würde, aber sie und ihre Familie waren schließlich keine Unbekannten für ihn. Die Desmonds hatten es Rebecca ermöglicht, sich voll auf ihren Sport zu konzentrieren, sodass sie es bis ins olympische Reitsportteam geschafft hatte.

Doch der Traum von Olympia war nun vorbei.

Sie ignorierte den Schmerz in ihrem Bein. Alles würde gut gehen. Sie würde ihre Rolle als Patrick Desmonds Ehefrau ausfüllen. Sie würde all das sein, was er – und auch sie selbst – sich wünschte.

Rebecca bat den Fahrer, am Herrenhaus zu halten, statt weiterzufahren zum Cottage ihrer Eltern, das weiter hinten bei den Stallungen lag. Patrick würde sie später hinüberfahren, und dann konnten sie auch ihren Eltern die frohe Nachricht ihrer Verlobung überbringen. Es würde ihre Eltern hoffentlich etwas beruhigen. Sie hatten sich große Sorgen um die Genesung ihrer Tochter gemacht – und um das Scheitern ihrer Zukunftspläne.

Aber auch Rebecca brauchte etwas Positives. Eine Perspektive. Ohne Patricks Versprechen hätte sie es kaum ertragen, dass ihre Träume von Olympia von jetzt auf gleich geplatzt waren!

Sie benutzte den Türklopfer und strahlte die Frau an, die ihr öffnete.

Die schrie begeistert auf, als sie Rebecca sah, und umarmte sie herzlich. „Oh, unsere kleine Rebecca. Wieder zu Hause. Da, wo du hingehörst!“

Nur zu gern hätte Rebecca das auch selbst geglaubt, während sie sich in Maeves Arme schmiegte. Ja, sie gehörte hierher. Auf das Gut Desmond. An Patricks Seite. Vielleicht würde sie nie wieder professionell reiten können, möglicherweise würde es Jahre dauern, bevor sie überhaupt wieder in den Sattel steigen konnte, aber sie würde ein neues Leben beginnen.

„Ist Patrick da?“, erkundigte sie sich.

„Oh.“ Einen Moment verharrte Maeve noch in der Umarmung, dann löste sie sich von Rebecca. „Das heißt, du warst noch gar nicht bei deinen Eltern?“

„Nein, ich wollte erst …“ Sie stockte. Warum blickte Maeve sie so seltsam an? Rebecca war zuerst ins Herrenhaus gekommen, damit sie ihre Eltern nachher mit einem Ring an ihrem Finger überraschen konnte.

Aber bevor sie etwas sagen konnte, tauchte plötzlich Patrick auf. „Maeve! Ich dachte, du wärst …“ Als er entdeckte, mit wem sie sich unterhielt, erstarrte er. In seinem maßgeschneiderten Anzug sah er wie immer perfekt aus. „Rebecca.“

Er lächelte nicht. Kam nicht auf sie zu. Stattdessen blieb er wie angewurzelt stehen und sah sie an, als wäre sie ein Geist.

Und plötzlich fühlte sie sich völlig fehl am Platz. Was albern war. „Ich habe dir eine Nachricht …“

„Bei mir ist nichts …“ Kopfschüttelnd drehte er sich um. „Rebecca, du hättest nicht herkommen sollen. Nicht jetzt. Wir müssen … Es ist nur …“

„Pat?“, rief eine weibliche Stimme, die Rebecca nicht kannte.

Eine gertenschlanke Blondine in den höchsten aller High Heels tauchte auf. Sie trug ein perfekt geschnittenes helles Sommerkleid, das mit Sicherheit mehr gekostet hatte als das Futter für sämtliche Pferde auf dem Gut.

Am linken Ringfinger der Unbekannten steckte ein funkelnder Ring. Er schien Rebecca regelrecht zuzuzwinkern, als die Frau sich bei Patrick einhakte. „Wer ist das?“, wollte sie wissen. Und obwohl sie freundlich lächelte, blitzte leiser Argwohn in ihren Augen auf.

„Liebes“, sagte Patrick und drückte ihre Hand. Sein Blick war ausdruckslos, als er sie so nannte: Liebes. Direkt vor Rebecca. „Das ist … die Tochter unseres Pferdetrainers. Rebecca.“

Die Tochter unseres Pferdetrainers.

Rebecca sah zu Maeve hinüber, doch diese hielt den Kopf gesenkt und starrte auf ihre Schuhe. Irgendetwas ging hier vor sich, und obwohl Rebecca tief in ihrem Innern wusste, was es war, hatte sie offenbar gerade keinen Zugriff auf ihre Gehirnzellen, um es zu verstehen.

„Die Beinahe-Olympionikin?“ Die Fremde schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, und Rebecca fühlte sich nur noch schlechter, als sie begriff, dass sie es ganz offensichtlich nicht als Beleidigung meinte. Vielleicht ahnte sie gar nicht, wie sehr das „Beinahe“ in ihren Ohren widerhallte und schmerzte.

Beinahe. Das war es, was sie von nun an immer sein würde.

Rebecca schaffte es nicht, etwas zu erwidern. Starr und zutiefst gedemütigt stand sie da und versuchte zu begreifen, was gerade passierte.

Liebes. Beinahe.

„Ich weiß, dass Sie Patrick eine gute Freundin waren, gerade nach dem Tod seiner Mutter. Sie müssen zu unserer Hochzeit kommen.“

Hochzeit.

Nicht ihre eigene Hochzeit.

Deren Hochzeit.

„Wie nett“, brachte Rebecca heraus. „Ich bin sicher, es wird großartig. Herzlichen Glückwunsch!“

Sie erntete ein strahlendes Lächeln, dann küsste die blonde Frau Patrick auf die Wange.

„Ihr habt sicher einiges zu besprechen. Komm einfach nach – aber nicht zu spät, du wirst zwischen meiner Mutter und mir vermitteln müssen, wenn es um den Blumenschmuck geht.“ Damit lächelte sie Rebecca noch einmal zu und rauschte davon.

Patrick blieb zurück, und Rebecca musste zu seiner Ehrenrettung zugeben, dass er miserabel aussah.

„Es tut mir leid … Mein Vater …“, stotterte er und wirkte zerknirscht. Aber nur ein bisschen. „Bridget ist … die richtige Wahl.“

„Natürlich ist sie das“, stimmte Rebecca zu. Ihre Stimme klang, als glaubte sie es selbst. Aber ihre Miene strafte ihre Worte lügen. Nur mit größter Kraftanstrengung gelang es ihr zu lächeln. „Du hast … ein schönes Leben, Patrick.“ Damit wandte sie sich um.

Am liebsten wäre sie davongerannt, aber ihre schmerzende Hüfte hinderte sie daran. Also ging sie ganz langsam zum abgelegenen Cottage ihrer Eltern.

Und weinte auf dem gesamten Weg.

1. KAPITEL

„Du musst nicht zu der Feier gehen.“

Rebecca warf ihrer Mutter einen ruhigen, vielsagenden Blick zu. „O doch, das muss ich.“ Sie betrachtete sich im Spiegel. Eigentlich hatte sie sich das Kleid gar nicht leisten können, aber sie würde sich nicht die Blöße geben, schon an ihrer Garderobe als Bedienstete erkannt zu werden.

Ihre Familie war offiziell zu der Hochzeit eingeladen worden. Als Freunde der Familie, auch wenn sie eigentlich nur Angestellte waren. Die Desmonds waren immer loyal ihren Angestellten gegenüber. Allerdings reichte diese Loyalität nicht so weit, um zuzulassen, dass Patrick jemanden vom Personal heiratete.

Rebecca war dankbar, dass sie die Zeremonie selbst nicht verfolgen musste. Und sie war fest entschlossen, sich auf der Party prächtig zu amüsieren. Sie würde niemandem die Genugtuung geben zu tuscheln, sie bleibe der Hochzeit fern, weil Patrick auch noch den winzigen Rest ihrer Träume und Hoffnungen zerstört hatte, der ihr nach dem Unfall geblieben war.

Sie hatte den Stolz ihres Vaters geerbt und die Sturheit ihrer Mutter. Das behaupteten zumindest alle.

Und deshalb würde sie zu der Hochzeit gehen. Und sie würde nicht weinen. Auch nicht davonlaufen. Sie würde mutig und stark sein.

Patrick war verheiratet. All ihre Träume waren gestorben, und in den vergangenen Monaten war sie daran gescheitert, sich neue Lebensziele zu suchen. Aber sie würde es schaffen – irgendwann, irgendwie.

Hoch erhobenen Kopfes schlenderte Rebecca über den Rasen. Die Luft war mild, der Sonnenuntergang malerisch – es war, als hätten Patrick und Bridget selbst das Wetter kaufen können.

In dem Bewusstsein, gut auszusehen, lächelte sie, grüßte, wechselte Worte mit einigen Gästen, nippte an ihrem Champagner.

Aber sie reihte sich nicht in die Schlange der Gäste ein, die das Brautpaar begrüßen wollten. Sie würde nicht so tun, als wünschte sie ihnen Glück.

Einige Mitarbeiter aus den Stallungen waren ebenfalls eingeladen, und sie würde Hank oder Sullivan dazu bringen, mit ihr zu tanzen. Nur, um gesehen zu werden. Um zu zeigen, dass es ihr gut ging.

Gerade als sie sich auf die Suche nach den beiden machte, sah sie sich dem vorletzten Menschen gegenüber, dem sie heute begegnen wollte.

„Mr. Desmond.“ Sie versuchte zu lächeln. Sie versuchte, die Schultern locker zu lassen. Sie versuchte, ihn nicht mit großen Augen hysterisch anzustarren. Er war immer nett zu ihr gewesen. Er hatte ihr nie das Gefühl gegeben zu missbilligen, dass Patrick mit ihr zusammen war. Dabei missbilligte er es offenbar so sehr, dass er Patrick eine neue Braut besorgte, während sie eine Hüftoperation und die anschließende Reha über sich ergehen lassen musste.

„Rebecca“, begrüßte er sie mit seinem üblichen warmherzigen Lächeln. „Ich hoffe, Sie amüsieren sich.“

„Selbstverständlich“, erwiderte sie mechanisch. „Sie haben wirklich eine wundervolle Feier organisiert.“

„Oh, das ist das Werk der Braut und ihrer Familie.“ Er räusperte sich und schaute sich um. Auch Rebecca ließ den Blick schweifen, aber es war niemand in der Nähe. Es war, als wären sie plötzlich auf einer einsamen Insel.

Doch er wich der Situation nicht aus. Stattdessen trat er noch einen Schritt vor und machte es Rebecca unmöglich, die Flucht zu ergreifen.

„Ich weiß, Sie und Patrick …“ Er brach ab. Offensichtlich fühlte er sich nicht ganz wohl in seiner Haut. „Es ist am besten so“, fuhr er dann fort. Vorsichtig, als wollte er sie behutsam absetzen, statt ihr vollends den Boden unter den Füßen fortzuziehen. Doch das war längst geschehen.

Dennoch lächelte sie weiterhin und nickte, als stimmte sie ihm voll und ganz zu. „Natürlich, Mr. Desmond. Absolut.“

Sie sah, dass sein Blick kurz auf ihrer Hüfte verharrte. Zweifellos rechnete er gerade nach, wie viel er in sie investiert hatte, ohne einen Gewinn daraus schlagen zu können. Wahrscheinlich musste sie dankbar sein, hier überhaupt noch einen Job zu haben.

„Viel Spaß noch, Rebecca.“ Damit verschwand er.

Auch wenn sie am liebsten einfach zusammengebrochen wäre, konnte sie sich diese Blöße jetzt nicht geben. Maeve und ihre Mutter beobachteten sie – beide mit traurigem, mitleidigem Blick. Also setzte sie tapfer wieder ihr gekünsteltes Lächeln auf und ging bewusst in eine andere Richtung.

Sie brauchte einen Moment für sich. Und selbst hier draußen kannte sie die besten Verstecke. Oft genug war sie mit Patrick an diesem Ort gewesen, sie hatten den größten Teil ihrer Zeit hier verbracht. Damals war ihr nicht bewusst gewesen, warum er sich am liebsten mit ihr weit fort vom elterlichen Gut traf. Sie war blind vor Liebe gewesen. Jetzt begriff sie – ihr niedriger gesellschaftlicher Rang hatte schon immer einen Makel für ihn bedeutet.

Zwischen den Bäumen und Büschen waren hier und da Bänke aufgestellt, die bald im Schatten liegen würden, sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Sie konnte sich irgendwo hinsetzen und ihre Fassung wiedergewinnen.

Und danach würde sie sich noch ein Glas Champagner schnappen und mit einem der reichen, gut aussehenden Gäste tanzen, von denen es auf dem Fest nur so wimmelte. Dann würde sie all ihre Sorgen vergessen.

Sie hatte allerdings nicht erwartet, dass einer dieser Gäste sie finden würde. Doch nicht einmal eine halbe Stunde später, als sie verborgen vor den Blicken der anderen Gäste im Schatten unter einem Baldachin auf der Bank saß, schlüpfte ein Mann unter das Zeltdach – und stutzte, als er sie dort sitzen sah.

Er war das Gegenteil von Patrick. Groß und breitschultrig. Das Haar dunkel, die Augen ebenso. Seine Kleidung sah teuer aus, und er besaß eine Eleganz, die ganz offensichtlich angeboren war.

Er gefiel ihr.

„Tut mir leid, aber Sie werden sich ein anderes Versteck suchen müssen“, sagte sie mit schwachem Lächeln. „Dies ist schon besetzt.“

Er musterte sie. „Es kommt für Sie nicht in Betracht, es zu teilen?“

Seine Stimme war dunkel, beinahe rau. Seinen Akzent konnte sie nicht zuordnen, aber sie fand ihn attraktiv. Auf jeden Fall kam er nicht aus Großbritannien.

„Kommt darauf an“, erwiderte sie. „Wovor verstecken Sie sich denn?“

Er warf einen Blick über das Gelände, das golden im letzten Sonnenlicht schimmerte. Die Szenerie war wunderschön. Auf der einen Seite wurde jetzt getanzt, auf der anderen plauderten die Gäste angeregt, edle Drinks in den Händen. „Vor einer Dame, die ihre Krallen nach mir ausgestreckt hat, um mich mit ihrer Tochter zu verkuppeln.“ Er seufzte. „Ich bin nicht besonders geübt darin, besitzergreifende Mütter abzuwehren.“

Der Fremde sah sie an.

„Und was ist mit Ihnen?“, erkundigte er sich, und das echte Interesse, das in seiner Frage mitschwang, ließ es Rebecca ganz warm ums Herz werden.

Sie hatte keine Lust, an Patrick oder seine Frau zu denken. Eigentlich wollte sie sich auf gar nichts anderes konzentrieren als auf die Anziehungskraft, die dieser mysteriöse Fremde auf sie ausübte.

Sie schenkte ihm ein Lächeln, von dem sie hoffte, es sei rätselhaft. „Ich bin nicht sicher, ob ich meine Geheimnisse mit einem Fremden in der Dunkelheit teilen sollte.“

Er verzog die Lippen zu einem leichten Lächeln, bei dem sich nur einer seiner Mundwinkel hob, und fasziniert wurde ihr Blick darauf gelenkt. Es ließ ihn weicher erscheinen. Ein plötzlicher Funke entzündete sich in ihrem Innern.

Er streckte ihr die Hand hin. „Theo“, stellte er sich vor.

Einer plötzlichen Eingebung folgend, entschied sie, heute Abend jemand anders zu sein. Nicht die begnadete Sportlerin, die sich für kaum etwas anderes interessierte als fürs Reiten. Nicht die Frau, die geglaubt hatte, eines Tages die Lady im Herrenhaus zu sein.

Nein, sie wollte in eine andere Rolle schlüpfen. Und dazu gehörte auch ein anderer Name. „Becca“, sagte sie. Nicht ganz anders, aber wenigstens ein bisschen.

„Sehen Sie? Jetzt sind wir keine Fremden mehr.“ Er nahm ihre Hand und führte sie zu seinen Lippen, ohne Rebecca aus den Augen zu lassen.

Auch das gefiel ihr. Der Handkuss, bei dem er ihre Haut mit seinen Lippen kaum berührte, war nichts Besonderes in seinen Kreisen. Doch die Art, wie er ihren Blick hielt, war außergewöhnlich. Ein wohliger Schauer durchfuhr sie. Noch nie hatte sie eine solch extreme körperliche Reaktion auf einen Mann erlebt. Es war wie ein Gegengift gegen all die schmerzlichen Erfahrungen der vergangenen Monate.

Und sie wollte mehr davon. „Vielleicht können wir unsere Probleme gegenseitig lösen“, schlug sie vor und erlaubte ihm, ihre Hand noch länger zu halten.

„Oh? Und wie sollte das funktionieren?“, gab er zurück. Offensichtlich war sein Interesse geweckt. „Haben Sie etwa doch vor, Ihre Bank mit mir zu teilen?“

„Vielleicht“, sagte sie lächelnd, während sie aufstand. „Aber zuerst sollten wir tanzen.“

Theodorou Nikolaou hatte eigentlich nicht vorgehabt, sich auf der Desmond-Hochzeit zu amüsieren. Er war nur hier, um seinen Vater zu beschwichtigen und nicht mehr ständig von ihm zu hören, man müsse „ein neues Kapitel“ aufschlagen.

Diese Art von Veranstaltungen fiel eigentlich in Atlas Nikolaous Verantwortungsbereich. Theos Vater fiel es leicht, zu plaudern und zu netzwerken und dabei die Leute ganz nebenbei zu überzeugen, ihr Geld in sein Unternehmen zu investieren.

Theo dagegen war der Mann für die Details. Sein Vater nannte ihn manchmal neckend den Saubermann, weil Theo einen Großteil seiner Zeit damit verbrachte, hinter seinem Vater aufzuräumen, wenn dieser mal wieder für Chaos gesorgt hatte.

Doch seit dem Herzinfarkt im vergangenen Monat war Atlas erstaunlich häuslich geworden, gemeinsam mit Ehefrau Nummer vier. Oder war es schon Nummer fünf? Theo fiel es schwer, den Überblick zu behalten, zumal seine eigene Mutter nie mit Atlas verheiratet gewesen war. Nun, die derzeitige Ehefrau seines Vaters kümmerte sich zum Glück rührend um Atlas und las ihm jeden Wunsch von den Augen ab.

Allerdings bedeutete das auch, dass Theo nun die ungeliebte Aufgabe zufiel, im Rampenlicht zu stehen. Denn Atlas wollte mehr Zeit zu Hause verbringen. Er wollte „sich selbst finden“. Und damit war nun Theo das Gesicht von Titan Banking, dem Finanzimperium seines Vaters.

Atlas liebte es, das Gesicht von etwas zu sein. Es gefiel ihm, wenn sich die Frauen ihm an den Hals warfen. Theo dagegen war wählerisch und verachtete Frauen, die nur auf einen reichen Mann aus waren. Er legte keinen Wert auf eine schöne Hülle ohne jede Substanz. Und er hatte lieber die Kontrolle als die ungeteilte Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Deshalb hatte er immer versucht, genau solche Situationen zu vermeiden und so zu leben, wie er es wollte – zumindest mehr oder weniger.

Aber es hätte ihn nicht wundern sollen, dass Atlas einen Weg finden würde, das zu ändern. Und nun hatte er es geschafft – das Chaos, das er angerichtet hatte, zwang Theo dazu, sein wunderbar geordnetes Leben zu verlassen.

Theo schaute auf seine Tanzpartnerin hinunter. Vermutlich würde er es schaffen, das Beste daraus zu machen – so wie er es immer tat.

Becca schien keine Ahnung zu haben, wer er war. Und offenbar kannte sie auch niemanden aus seinem Bekanntenkreis. Aber er bemerkte die verstohlenen Blicke, die ihr zugeworfen wurden. Als wäre sie ein Diamant, der zum ersten Mal ans Tageslicht gebracht wurde.

Und in diesem Punkt war er doch der Sohn seines Vaters – es gefiel ihm, derjenige zu sein, der sich mit diesem Diamanten in der Öffentlichkeit präsentierte.

„Woher kennen Sie das Brautpaar?“, erkundigte er sich. Vielleicht konnte er ja über diesen Umweg herausfinden, ob sie wusste, wer er war.

Genau genommen war er nicht berühmt. Sein Vater war sehr viel prominenter als er, aber aufgrund von Atlas’ Geld war auch sein Sohn und einziger Erbe durchaus interessant für ambitionierte Heiratskandidatinnen.

Theo allerdings bevorzugte Frauen, die dieses Interesse nicht teilten.

Seine Tanzpartnerin schien über seine Frage nachzudenken. Ihr Blick schoss hinüber zu Braut und Bräutigam, die sich gerade mit einigen Gästen unterhielten. „Glauben Sie, dass sie glücklich sind?“, fragte sie nachdenklich.

Für ihn hätte das Paar auch Bruder und Schwester sein können. Aber eigentlich sahen sie aus wie die meisten anderen Paare an ihrem Hochzeitstag. Sie lächelten und wirkten angespannt. Lag das daran, dass sie glücklich waren? Theo wusste es nicht, aber es interessierte ihn auch nicht.

„Sie sind reich und stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Das ist doch eigentlich das Ziel einer solchen Veranstaltung. Warum also sollten sie nicht glücklich sein?“, erwiderte er achselzuckend.

Ihr Lachen, mit dem sie seine Bemerkung quittierte, war weich und rau. Es erinnerte ihn an einen guten irischen Whiskey. Sie war eine interessante Frau, stellte er fest. Nicht besonders groß, aber sehr schlank. Ihre Figur war athletisch, auch wenn er sich nicht genau vorstellen konnte, welche Art von Sport sie wohl treiben mochte.

Auf den ersten Blick wirkte sie sanft und weich, aber da schlummerte etwas unter der Oberfläche. Der Hinweis auf eine gewisse Schärfe. In ihrem Lachen, in der Art, wie sie sich auf der Feier umsah und sich sicher in seinen Armen bewegte.

Während sein Vater sanfte Frauen bevorzugte, hatte sich Theo immer eher zu starken Frauen hingezogen gefühlt. Vielleicht, weil er Herausforderungen mochte …

Becca sah ihn an. Ihre hübschen, vollen Lippen formten ein Lächeln, die Augen blitzten.

Er hatte nicht vorgehabt, diese Hochzeit für einen Flirt zu nutzen. Aber er würde die Gelegenheit dazu nicht einfach verstreichen lassen. Insbesondere, da seine Tanzpartnerin tatsächlich nicht zu wissen schien, wer er war und was er zu bieten hatte.

Kurz entschlossen zog er sie näher zu sich heran, spürte die Hitze ihres Körpers und sah, wie sich ihre Wangen röteten. Langsam ließ er eine Hand von ihrer Hüfte den Rücken hinaufgleiten, wo ihr Kleid atemberaubend viel nackte Haut preisgab.

Als sie darauf reagierte, indem sie sich dichter an ihn presste, lächelte er. Dann spreizte er die Finger und strich mit der Handfläche über ihre Haut. Es gefiel ihm, wie sie kurz den Atem anhielt, ehe sie leise seufzte.

Sie tanzten drei Lieder lang zusammen, immer enger, herausfordernd, neckend. Irgendwann war Theo bereit für weitaus mehr als einen weiteren Tanz.

„Ich habe ein Haus in der Stadt gemietet“, flüsterte er in ihr Ohr.

„Wo genau?“, fragte sie leise, ohne ihn anzusehen.

Als er ihr die Adresse nannte, nickte Rebecca und schaute ihn aus ihren blauen Augen ernst an. „Wir treffen uns dort.“

2. KAPITEL

Vielleicht war es ein Fehler, aber Rebecca war fest entschlossen, diese Nacht zu genießen. Und sie war froh, dass es sich nicht wie eine Art missglückte Rache anfühlte.

Nein, sie war wirklich aufgeregt und hatte kaum einen Gedanken an Patrick verschwendet, seit Theo ihr die Tür seines Hauses geöffnet hatte. Sie dachte daran, wie sich seine Hand auf ihrem Rücken angefühlt hatte, während sie tanzten. Er duftete nach einem exklusiven Parfum, aber auch nach einer gewissen … Bodenständigkeit. Echtheit.

Vielleicht war es die Reaktion darauf, dass ihr Leben gerade in Scherben lag. Aber sie tat es nicht deswegen. Sondern nur für sich selbst.

„Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?“, erkundigte er sich höflich mit seiner dunklen Stimme.

Aber Rebecca beschloss, dass ihr nicht der Sinn nach Höflichkeit stand. Auch nicht nach Geduld oder Kontrolle. Sie wollte Ballast abwerfen und wieder spüren, dass sie lebte.

Sie wollte kühn sein. Rücksichtslos. Sich dem Impuls hingeben, statt ständig für irgendetwas kämpfen zu müssen. Für eine bessere Haltung auf dem Pferd, einen höheren Sprung, Patricks lächerliche Anerkennung …

„Nein, vielen Dank“, lehnte sie ab und sah sich im Wohnzimmer um. Die Möbel waren teuer, aber die Atmosphäre war gemütlich. Es gefiel ihr. Aber er hatte es ja nur für das Wochenende gemietet, es spielte also keine Rolle. „Hattest du keine Lust, im Hotel zu übernachten? Oder in einem B&B?“

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