Vorsicht, Milliardär und Herzensbrecher!

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Warum muss er nur so heiß sein? Immobilieninvestor Jackson Michaels braucht Hayley nur anzuschauen, und ihr kommen unweigerlich sinnliche Gedanken. Dabei ist ihr Leben auch ohne den smarten Milliardär kompliziert genug: Sie ist Hilfssheriff, studiert nebenbei Jura und versucht ihrer Familie ihre Unabhängigkeit zu beweisen. Eine Affäre mit einem verführerischen Herzensbrecher? Die fehlt ihr gerade noch! Doch entgegen jeder Vernunft landet Hayley mit Jackson im Bett. Jetzt hat sie wirklich ein Problem …


  • Erscheinungstag 08.11.2022
  • Bandnummer 2262
  • ISBN / Artikelnummer 0803222262
  • Seitenanzahl 144

Leseprobe

1. KAPITEL

Er ist hier.

Hayley Lopez starrte grimmig auf die Nachricht auf ihrem Telefon. Sie kam von Bubba Conor, und mit er war der Milliardär Jackson Michaels gemeint. Der Mann war Royals erfolgreichster Immobilienmogul. Er wollte am Stone Lake bauen und drängte Bubba, Hayleys Mandanten, schon seit Längerem dazu, ihm sein Seegrundstück zu verkaufen.

Okay, genau genommen, war Bubba nicht ihr Mandant. Er war ein einsamer alter Witwer, bei dem sie in ihrer Funktion als Hilfssheriff regelmäßig nach dem Rechten sah. Vor ihr lag noch ein Jahr Jurastudium, ehe sie offiziell Mandanten haben durfte, aber bis dahin gab sie inoffiziell juristische Ratschläge, so gut sie konnte.

Eigentlich hatte Hayley keine Zeit, um zu Bubba zu fahren und mit Jackson Michaels zu reden. Aber Bubba, ein sanftmütiger und schüchterner Mann, brauchte Unterstützung. Wenn sie Michaels unmissverständlich erklärte, dass Bubba nicht die Absicht hatte, sein Grundstück zu verkaufen, würde der Milliardär es vielleicht endlich begreifen.

Sie würde ihm auch sagen, dass Royal kein riesiges Baugebiet brauchte, das den ursprünglichen und ruhigen See verunstaltete. Familien zelteten am See und gingen angeln. Liebespaare jeglichen Alters trafen sich dort. Auf der letzten Gemeindeversammlung hatten die Einwohner von Royal klar zum Ausdruck gebracht, dass sie von Michaels’ Plänen nichts hielten. Trotzdem ließ der sturköpfige Unternehmer nicht locker.

Hayley liebte den Stone Lake. Ihre Großeltern waren einmal Bubbas Nachbarn gewesen, daher hatte sie als Kind den Großteil ihrer Sommer im Badeanzug auf und im Wasser verbracht. Sie liebte die Stille dort und hasste die Vorstellung, dass ein mehrstöckiges Hotel sowie Ferien-Cottages direkt am Ufer gebaut werden sollten.

Grässlich! Hayley schnallte sich an, setzte ihre Sonnenbrille auf – ein Designermodell und Geburtstagsgeschenk ihres älteren Bruders – und lenkte den Wagen aus der Stadt heraus. Sie wusste das Geschenk zu schätzen, denn von ihrem Polizistengehalt konnte sie sich so etwas nicht leisten; das reichte gerade zum Überleben und für die Studiengebühren.

Du kannst immer noch zurück zu Daddy gehen …

Entschlossen ignorierte Hayley die innere Stimme. Niemals würde sie zu Mom und Dad zurückziehen, da hatte sie größere Chancen auf eine unbefleckte Empfängnis.

Juan Lopez, ein milliardenschwerer Ölbaron und absoluter Kontrollfreak, wäre begeistert, wenn sie heimkehrte. Aber Hayley hatte nicht die Absicht, sich ihm zu fügen, so wie es ihre drei älteren Brüder taten. Nein, genau wie ihr Vater machte sie lieber ihr eigenes Ding und genoss ihre Freiheit.

„Du bist zu ehrgeizig …“

„Du bist zu direkt …“

„Du bist zu unabhängig …“

Missmutig erinnerte Hayley sich an diese Sätze, die sie schon allzu häufig von ihren Eltern und Brüdern zu hören bekommen hatte.

„Du wirst nie einen Mann finden und eine Familie gründen.“

Hayley schnaubte. So etwas wurde ihren Brüdern niemals vorgeworfen.

Nein, ihre beiden alleinstehenden Brüder – der älteste war verheiratet und hatte Kinder – wurden dazu ermutigt, sich die Hörner abzustoßen. Für sie galten andere Regeln als für Hayley. Ihnen war erlaubt worden, das zu studieren, was sie wollten. Man hatte sie ermutigt, ihre beruflichen Träume zu verwirklichen und rücksichtslos ehrgeizig zu sein. Bei ihren Brüdern waren Ambitionen und Zielstrebigkeit positive Eigenschaften, aber von ihr erwarteten ihre Eltern, dass sie sich häuslich niederließ und Babys produzierte, statt etwas zu bewegen. Sie sollte sich beschützen lassen, statt andere zu beschützen.

Hayley berührte kurz ihre Waffe. Zum Teufel mit ihnen. Sie würde nicht am Rand des Lebens stehen und darauf warten, dass ihr irgendein Mann einen Ring an den Finger steckte, um sie – vielleicht – glücklich zu machen.

Sie war glücklich. Okay, mehr oder weniger. Beschäftigt traf es wohl eher.

Aber immerhin hatte sie ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen.

Hayley bog in Bubbas Auffahrt ein und manövrierte vorsichtig um die Schlaglöcher herum. Als sie sich dem Haus näherte, blieb ihr fast das Herz stehen. Neben Bubbas altem Jeep stand ein unsagbar teurer Ford 150 Pick-up, eine Sonderedition. Dieser mattschwarz lackierte Truck war ihr Traumwagen, ein unbezahlbarer – und unvernünftiger – Luxus, nach dem sie sich trotzdem sehnte …

Wenn es eine Sache gab, die sie in den Schoß der Familie zurücktreiben könnte, dann wäre es die Möglichkeit, sich solche Autos kaufen zu können. Ihr Vater hatte sogar einmal versucht, sie zu bestechen, indem er ihr einen neuen Wagen anbot, egal welche Marke, egal welcher Preis. Hätte sie nachgegeben, dann würde ihr jetzt solch ein Auto gehören. Aber bei der Wahl zwischen Freiheit und einem neuen fahrbaren Untersatz hatte die Freiheit mühelos gewonnen.

Hayley parkte den Streifenwagen, stieg aus und schob die Sonnenbrille hoch. Weil sie nicht widerstehen konnte, strich sie mit der Hand über die Motorhaube des Fords und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ins Innere zu schauen.

„Er hat beheizbare Sitze, einen 8-Zoll-Touchscreen, einen WLAN-Hotspot, und kabelloses Aufladen ist auch möglich.“

Die tiefe Stimme klang sanft, geradezu erotisch, und eine Gänsehaut rieselte ihr über die Arme. Aber es ärgerte sie, dass der Mann davon ausging, sie wäre nur an solchen Spielereien interessiert.

„Mich überzeugen eher der starke Turbomotor mit 450 PS und die 10-Gang-Automatik“, erwiderte Hayley, ohne sich zu ihm umzudrehen.

„Ein Mädchen, das Autos mag. Ich bin beeindruckt.“

Mädchen? Gut, in ein paar Monaten wurde sie vierundzwanzig. Das war noch nicht alt, aber sie war nun wirklich kein Mädchen mehr! Du meine Güte, was für ein anmaßender Idiot.

Hayley wirbelte herum, fest entschlossen, ihn mit ihrem knallharten Sheriff-Blick und einem strengen Spruch zur Raison zu bringen. Doch dann warf sein Anblick sie förmlich um und kappte die Verbindung zwischen Gehirn und Zunge. Jackson Michaels sah sündhaft sexy aus mit seinem schwarzen Rollkragenpullover, den grauen Chinos und stylischen Sneakern. Das dichte blonde Haar leuchtete wie ein von der Sonne beschienenes Kornfeld. Und diese Augen …

Jemand mit wenig Fantasie würde sie als blau bezeichnen, doch das traf es nicht annähernd. Bei genauerem Hinsehen entdeckte sie einen Hauch von Lila und entschied, dass die Farbe eher reifen Blaubeeren glich. Dichte Augenbrauen und dunkle Wimpern unterstrichen das tiefe Blau noch zusätzlich.

Hayley, noch immer sprachlos, registrierte seine kräftige Nase, den verführerischen Mund und die dichten Bartstoppeln auf seinem kantigen Kinn.

Jackson Michaels war zweifellos heiß.

Widerstrebend löste Hayley den Blick von seinem großen, muskulösen, höllisch athletischen Körper und schaute an ihm vorbei zu Bubba, der sie von seiner Veranda aus beobachtete. Ach ja, sie war ja beruflich hier …

„Mr. Michaels, ich bin Officer Lopez“, sagte Hayley mit möglichst frostiger Stimme. Sie durfte nicht vergessen, dass dieser Mann versuchte, Bubba von seinem Grundstück zu vertreiben, um ein unberührtes Fleckchen Erde mit einem großen Gebäudekomplex sowie einem Golfplatz zu verschandeln.

„Ja, Bubba meinte, ich hätte sein Grundstück widerrechtlich betreten. Deshalb hat er Sie angerufen.“

Michaels wirkte nicht im Mindesten eingeschüchtert. Zur Hölle mit ihm!

„Wollen Sie mich anzeigen, Bubba?“, fragte er, ohne sie aus den Augen zu lassen. Hayley widerstand der Versuchung zu prüfen, ob ihre Haare noch immer im festen Knoten steckten oder ob sich einzelne Strähnen gelöst hatten. Sie fühlte sich wie unter einem Mikroskop, und das gefiel ihr überhaupt nicht.

Aber sie konnte sich gut vorstellen, dass er sie so ansah, wenn sie nackt war … Das wäre wirklich heiß. Du meine Güte, Lopez, reiß dich zusammen.

„Nein, ich zeig Sie nicht an. Hayley, sag ihm, dass ich nicht verkaufen will“, forderte Bubba sie auf und hieb mit der Spitze seines Stocks auf die Holzveranda ein.

„Mr. Conor möchte nicht verkaufen, Mr. Michaels“, erklärte Hayley mit ausdrucksloser Stimme. „Bitte hören Sie auf, ihn zu drangsalieren.“

Die blauen Augen wirkten plötzlich sehr viel eisiger. „Ich denke, drangsalieren ist ein wenig zu hart ausgedrückt, Officer.“

„Sie haben Ihr Angebot gemacht, er hat es abgelehnt.“ Hayley deutete zur Auffahrt hin. „Also können Sie gehen.“

Jackson grinste, und Hayley ahnte, dass er nicht vorhatte, zu verschwinden.

„Ist die Kriminalitätsrate in Royal so niedrig, dass man jetzt schon die Polizei schickt, um einen zivilen Streit zu schlichten?“

Oh, das war eine gefährliche Frage. Offiziell dürfte sie gar nicht hier sein, und wenn Sheriff Battle erfuhr, dass sie bei Bubba vorbeigefahren war, würde sie einiges zu hören bekommen. Hayley verzog das Gesicht und suchte noch nach einer plausiblen Erklärung, als Bubba sich einmischte.

„Sie ist meine Anwältin.“

Hayley zuckte zusammen. Das stimmte leider nicht. Sie unterstand dem Sheriff und arbeitete auf ihr Jura-Examen hin, hatte also noch nicht die Befugnis, juristischen Beistand zu leisten. Aber die nicht so privilegierten Einwohner von Royal brauchten einen Fürsprecher, und sie konnte nicht wegsehen, wenn jemand Hilfe benötigte. Genau aus diesem Grund hatte sie ihr Jurastudium begonnen.

Ja, sie hatte von ihrem Vater diesen Beschützerinstinkt geerbt, aber anders als bei ihm, mussten ihre „Klienten“ sie zuerst um Hilfe bitten. Sie ging niemals einfach davon aus, dass andere unfähig waren.

„Anwältin und Polizistin“, meinte Jackson gedehnt und klang leicht amüsiert. „Was für eine Kombination. Wie schaffen Sie das alles? Haben Sie Ihren Superwoman-Umhang im Kofferraum?“

Jetzt machte er sich über sie lustig, oder? Das Funkeln in seinen Augen deutete darauf hin, aber ganz sicher war Hayley sich nicht. Außerdem vertrat sie hier das Gesetz. Das nahm ihm eigentlich das Recht, sie aufzuziehen. Schließlich trug sie eine verdammte Waffe an der Hüfte.

Da sie das Gesetz verkörperte, durfte sie Bubbas Worte allerdings auch nicht so stehen lassen. „Ich habe mein Examen noch nicht abgelegt und gebe nur rechtlich unverbindliche Ratschläge.“

Sie erinnerte sich an den Rat, den ihr Vater oft ihren Brüdern gegeben hatte: immer schön selbstbewusst auftreten und niemals Angst zeigen. Also wich sie Jacksons Blick nicht aus. Und, ehrlich gesagt, warum auch? Der Mann sah fantastisch aus und war Balsam für ihre müden Augen.

Ein träges Lächeln huschte über sein Gesicht, als er auf ihr Namensschild blickte. „Wofür steht das H? Helga? Hesta? Honoria?“

Honoria? Ernsthaft? Hayley war versucht, die Waffe zu ziehen und ihn einfach zu erschießen. Doch das würde nur lästigen Papierkram nach sich ziehen, und eine Gefängnisstrafe käme ihr auch nicht gelegen.

„Ich habe keine Zeit, um mich mit Ihnen auseinanderzusetzen, Mr. Michaels“, entgegnete Hayley streng. „Bubba will nicht verkaufen, und Sie können ihn nicht dazu zwingen. Soweit ich das verstanden habe, ist sein Grundstück nötig, damit Sie Ihr Projekt umsetzen können. Warum geben Sie also die Idee, Stone Lake zu verschandeln, nicht einfach auf?“

Jackson lehnte noch immer lässig an seinem Wagen. „Ich fange langsam an zu glauben, dass Sie mich nicht mögen, Officer Harriet Lopez.“

Sie mochte ihn … Nein, Quatsch! Sie mochte seinen Anblick. Sein freches Mundwerk? Deutlich weniger. Okay, sie hätte vielleicht nichts dagegen, von diesem Mund geküsst zu werden …

O Gott!

Hayley, verschwinde einfach von hier …

Hayley straffte die Schultern und hob ihr Kinn. „Ich fordere Sie noch einmal gütlich dazu auf, Bubba in Ruhe zu lassen. Er will nicht verkaufen. Kommen Sie damit klar. Zwingen Sie mich nicht, noch einmal hier aufkreuzen zu müssen.“

„Ach, das könnte aber durchaus passieren. Wenn ich mich langweile und ein wenig Unterhaltung brauche, Officer Hanna …“

Unterhaltung? Sie diente also seiner Unterhaltung? „Ich habe wichtigere Dinge zu tun, als Nichtigkeiten mit Ihnen auszutauschen!“, fauchte sie ihn an. Noch eine weitere Provokation, und sie würde ausrasten.

Sheriff Battle würde das nicht gefallen. Er und ihr Temperament waren alte Bekannte, und er hatte sie gewarnt, dass es sie eines Tages in Schwierigkeiten bringen würde.

Entspann dich, Hayley.

„Wissen Sie, wie beschäftigt ich bin, Mr. Michaels?“

„Wie beschäftigt sind Sie, Helen?“

Hayley kniff die Augen zusammen und hätte ihm dieses überhebliche Grinsen gern vom Gesicht gewischt. „Haben Sie von dem Baby gehört, das auf dem Auto von Cammie Wentworth abgestellt worden ist?“

Jackson nickte. „Natürlich. Cammie ist eine gute Freundin von mir.“

Eine gute Freundin? Schliefen sie miteinander? Waren sie zusammen? Es würde Sinn machen. Cammie war die Tochter von Tobias Wentworth, einem Mitglied des Texas Cattleman’s Club, einem Ölmulti und Rinderzüchter. Jacksons Vater war, so hieß es, Tobias Wentworths bester Freund gewesen. Und als Cammies Bruder Rafael nach einem Streit mit seinem Vater Royal verlassen hatte, war Jackson Michaels so etwas wie ein Ersatzsohn für Tobias Wentworth geworden.

Cammie und Jackson … das war möglich. Aber, nein, sie hatte Cammie mit Drake Rhodes gesehen. Ehrlich, es war ermüdend, mit dem neuesten Klatsch und Tratsch in Royal mitzuhalten.

Verärgert und eifersüchtig, außerdem sauer, weil sie verärgert und eifersüchtig war, stemmte Hayley die Hände in die Hüften. „Ich habe in letzter Zeit zwölf bis vierzehn Stunden am Tag gearbeitet, um herauszufinden, zu wem der kleine Pumpkin gehört. Wissen Sie, was ich erfahren habe?“

„Was?“

„Nichts! Ich habe die Geburtenregister überprüft, habe Berichte über vermisste Babys gelesen und kontrolliert, ob irgendwelche Unfallopfer ein Baby hatten. Jetzt gehen mir die Ideen aus.“ Als Jackson etwas sagen wollte, bedachte Hayley ihn mit ihrem Ein-Wort-und-du-bist-tot-Blick. „Seit Monaten habe ich nicht mehr vernünftig geschlafen, und wenn meine Eltern mir den nächsten Mann vorstellen, von dem sie meinen, ich soll ihn heiraten, dann drehe ich durch.“

„Äh …“

„Ich muss studieren, diverse Hausarbeiten abgeben und hinke schon hinterher. Ich bin nicht der Typ, der hinterherhinkt …“

„Ich bin sicher …“

Sie war noch nicht fertig. Nicht, bevor er begriffen hatte, wieso sie keine Zeit zu vergeuden hatte. „Ich kann nicht einmal meinen vollen Terminplan als Ausrede benutzen, um diese blöde Gala im Texas Cattleman’s Club nächste Woche zu schwänzen.“

„Nicht Ihr Ding?“

„Das Auftakeln und Schönmachen? Himmel, nein. Und da ich noch kein Kleid habe, muss ich dafür auch noch Zeit finden!“

„Dann gehen Sie doch einfach nicht hin“, schlug Jackson vor.

Schön wär’s. „Immobilienhaie können sich vielleicht vor solchen gesellschaftlichen Ereignissen drücken und damit durchkommen, aber als eine unterbezahlte, ziemlich abgebrannte Polizistin, die von ihrem Chef dorthin beordert wurde, geht das leider nicht.“

Amüsiert sah er sie an. „Geht Sheriff Battle davon aus, dass es auf der Tanzfläche zu Tumulten kommt?“

„Sehr witzig.“ Hayley legte den Kopf in den Nacken und starrte in den blauen Himmel von Texas. Sie hatte Nathan Battle gebeten, ihr das zu ersparen, und ihm erklärt, solche Galas wären etwas für ihre reiche und gesellschaftlich aktive Familie, aber nicht für sie. Sie ging lieber auf ein Bier und eine Partie Billard zu Bert’s, einer Bar am Stadtrand. Sheriff Battle hatte ihr zugehört und dann erklärt, sie solle sich ein Kleid besorgen, zum Friseur gehen und nicht zu spät kommen. Und wenn sie seinen Befehl ignorierte, würde sie den Rest ihres Lebens am Schreibtisch verbringen.

Eine TCC-Gala oder lieber Innendienst? Beides war kaum auszuhalten.

„Gehören Sie zu den Ersthelfern, die für ihre Arbeit während der Pandemie ausgezeichnet werden sollen?“, fragte Jackson neugierig.

Hayley seufzte. Auf der Gala sollten zahlreiche Ersthelfer von Polizei und Feuerwehr sowie Krankenhauspersonal zu Ehrenmitgliedern des Texas Cattleman’s Club ernannt werden. Und zwar als Anerkennung für ihre heldenhafte Arbeit während der beiden schlimmsten Herausforderungen, die Royal in seiner jüngsten Geschichte erlebt hatte: dem Tornado, der 2013 durch die Stadt gefegt war, und der Corona-Pandemie. Hayley hatte keinerlei Interesse daran, dem Club beizutreten, und die Vorstellung, dafür geehrt zu werden, dass sie ihren Job erledigte, war ihr unangenehm.

Jetzt verzog sie das Gesicht und wich Jacksons Blick aus. „Ich habe keine Ahnung, wer auf diese blöde Idee gekommen ist. Ich habe nur meine Arbeit getan. Da muss man kein Getue drum machen.“ Sie seufzte frustriert. „Wie auch immer, ich hoffe, Sie verstehen nun, warum ich keine Zeit zu vergeuden habe, Mr. Michaels. Also zwingen Sie mich nicht, Ihretwegen noch einmal herkommen zu müssen, okay?“ Hayley warf ihm einen drohenden Blick zu. „Beim nächsten Mal bin ich vielleicht nicht so nett.“

Das Lächeln, mit dem Jackson Michaels sie bedachte, war so strahlend wie der Himmel über ihnen. Als Hayley auch noch das Grübchen in seiner linken Wange entdeckte, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als seine Lippen mit ihren zu berühren, sich in seine Arme zu werfen und sich in seiner Energie und Männlichkeit zu sonnen.

Verdammt. Das war nicht gut.

„So sind Sie, wenn Sie nett sind?“, fragte Jackson und verkniff sich sichtlich das Lachen.

Tja, es waren ein paar harte Wochen gewesen.

Jackson hob eine Hand, und Hayley hielt den Atem an, weil sie glaubte, dass er sie berühren würde. Ihr gesamter Körper stand plötzlich unter Spannung und hoffte darauf, dass er es tat. Doch dann ließ er die Hand wieder sinken und warf ihr stattdessen nur einen heißen Blick zu.

Du bist im Dienst, Lopez.

Na und?

„Sie müssen wieder an die Arbeit, Harper Lopez. Sie müssen die Mama des Babys finden.“

Hayley schüttelte den Kopf, während eine Welle der Müdigkeit und Hoffnungslosigkeit über sie hinwegschwappte. „Ich weiß nicht, wie.“

Warum hatte sie das gesagt? Und wieso gestand sie es ausgerechnet ihm? Es gab nur wenige Menschen, denen sie sich öffnete, und ein arroganter Kerl, den sie gerade mal fünf Minuten kannte, gehörte eigentlich nicht zu dem Kreis.

Jackson räusperte sich. Die Belustigung war aus seiner Miene gewichen, und Hayley stockte fast der Atem, angesichts der Intensität seines Blickes.

„Sie schaffen das“, erklärte er ernst, und Hayley spürte, wie sie nickte und auf einmal das Gefühl hatte, frische Energie getankt zu haben. „Es war …“, er zögerte kurz, „… interessant, Sie kennenzulernen, Officer Lopez.“

Gleichfalls.

Sie wollte allerdings nicht, dass er wegfuhr, ohne dass sie das Bubba-Problem gelöst hatten. Himmel, sie wollte überhaupt nicht, dass er wegfuhr. Also wartete sie, bis er hinter dem Steuer seines protzigen Wagens saß, bevor sie an die Scheibe klopfte. Als er sie heruntergelassen hatte, meinte sie: „Versprechen Sie mir, dass Sie Bubba jetzt in Ruhe lassen?“

Jackson warf ihr noch einmal ein strahlendes Lächeln zu. „Keine Chance, Hortense.“

Hortense? Echt jetzt? Sie seufzte. „Ich heiße Hayley.“

Sie fragte sich, wie lange es dauern würde, bis es bei ihm klick machte.

Fünf Sekunden, und dann dämmerte es ihm. „Juan Lopez’ Tochter? Die, für die er verzweifelt einen Ehemann sucht?“

Es war grässlich, dass anscheinend jeder in der Stadt wusste, wie sehr es ihrem Vater missfiel, dass sie die Familie in Dallas verlassen hatte, um nach Royal zurückzukehren, woher die Lopez’ ursprünglich stammten. Wie entsetzt er über ihre Berufswahl war und nicht begriff, warum sie nicht zu Hause blieb und die verwöhnte Prinzessin spielte.

Doch sie brauchte weder seine Großzügigkeit noch seine Unterstützung. Sie würde es allein schaffen. Anders als ihre Brüder, weigerte sie sich, jemand anderem zu erlauben, ihr Leben zu bestimmen – selbst wenn es sich dabei um ihren Vater handelte.

Jackson starrte sie mit unergründlicher Miene an. „Nun, das erklärt so einiges.“

Er ließ den Motor an – Mist, das klang so gut – und gab Gas.

Hayley stemmte die Hände in die Hüften und sah ihm grimmig hinterher. Was zum Teufel sollte das denn heißen?

Das war also Hayley Lopez gewesen.

Jackson hatte von ihr gehört – wie fast jeder in den exklusiven Kreisen von Royal. Sie war das halsstarrige jüngste Kind von Juan Lopez, das aus dem Familienkäfig ausgebrochen war, um im öffentlichen Dienst Karriere zu machen. Allerdings hatte er nicht gewusst, dass sie bei der Polizei war. Und auch nicht, dass sie so unglaublich toll aussah.

Oder dass sie noch so verdammt jung war.

Auf dem Weg zurück in die Stadt blinzelte er in die Mittagssonne. Er hatte schon wieder seine Sonnenbrille verloren, die dritte in diesem Monat. Er war ein intelligenter Mensch, aber auf seine Sonnenbrille achtzugeben, schaffte er nicht. Man könnte denken, er wäre dreiundsechzig statt sechsunddreißig.

Sechsunddreißig. Himmel. Wo waren all die Jahre hin?

Hayley Lopez war sicherlich kaum älter als drei- oder vierundzwanzig. Der Altersunterschied zwischen ihnen war also beträchtlich, weshalb die Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen, absolut unangemessen waren.

Wie sieht sie wohl unter der hässlichen Uniform aus? Reichen ihre langen Haare bis zu ihrem fantastischen Hintern? Es war nicht zu leugnen, dass sie heiß war.

Die braunen Augen, die vor Empörung geblitzt hatten, wurden von den längsten Wimpern umrahmt, die er je gesehen hatte. Sie hatte langes, dichtes Haar, das sich vermutlich leicht lockte. Das umwerfende Gesamtpaket machten hohe Wangenknochen, eine gerade Nase, sinnliche Lippen und ein Kinn perfekt, das Sturheit verriet. Und dann dieser Körper! Hayley war groß mit unendlich langen Beinen und sehr schlank. Trotzdem hatte sie herrliche Kurven, bei denen wohl jedes Unterwäsche-Model vor Neid erblasste.

Jackson versuchte, statt an die sexy Polizistin lieber an sein Bauvorhaben zu denken, das ernsthaft gefährdet war. Doch er konnte diese funkelnden Augen und Hayleys offensichtliche Verärgerung nicht aus dem Kopf bekommen. Ihre Reaktion auf ihn amüsierte ihn. Normalerweise schalteten Frauen, sobald sie ihn kennenlernten, in den Flirt-Modus. Hayley hatte sich jedoch von ihm überhaupt nicht beeindrucken lassen.

War er sauer darüber oder erfreut? Er wusste es nicht.

Als sein Telefon klingelte, nahm er den Anruf über die Freisprechanlage an.

„Michaels.“

„Jackson, Darling, hier ist Thea Bowen-Hardy.“

Wann würde er endlich lernen, erst aufs Display zu schauen, ehe er einen Anruf annahm? „Thea, ich habe noch ein Gespräch auf der anderen Leitung, tut mir leid.“ Das stimmte zwar nicht, aber er hatte keine Lust auf eine hirnlose Unterhaltung.

„Ich wollte nur schnell hören, ob du mich vielleicht zur TCC-Gala nächste Woche begleiten möchtest?“, fragte Thea mit ihrer Kleinmädchenstimme.

Da war ihm der knallharte Ton von Hayley Lopez tausendmal lieber. „Nett, dass du an mich gedacht hast, aber ich habe bereits ein Date.“

„Ach, na dann sehen wir uns bestimmt dort.“

Nicht, wenn ich es verhindern kann, dachte Jackson und verabschiedete sich. Thea war die Letzte in einer Reihe von Frauen, die ihn ebenfalls gefragt hatten, ob er sie zur Gala begleiten würde.

Normalerweise entschuldigte er sich, ohne eine Erklärung zu geben. Wieso hatte er heute also behauptet, ein Date zu haben? Zweifellos hatte Thea bereits eine Nachricht an ihre Freundinnen geschrieben, dass er, der Typ, der die meisten gesellschaftlichen Veranstaltungen allein besuchte, eine Verabredung für das wichtigste gesellschaftliche Ereignis des Jahres hatte. Jackson seufzte. Die Gerüchteküche in Royal würde nun zweifellos zu brodeln beginnen.

Mist, wenn er jetzt ohne Begleitung auf der Gala auftauchte, wären ziemlich viele Frauen sauer auf ihn … Also musste er jemanden finden. Und das nervte. Er gab seinem Telefon den Befehl, die Nummer seiner ältesten Freundin zu wählen, und lächelte, als er ihr „Hallo?“ hörte.

„Warum knistert es zwischen uns nicht?“, wollte er wissen.

„Oh, dir auch einen schönen Tag, Jackson“, erwiderte Cammie Wentworth trocken. „Magst du mir erklären, woher diese überraschende Frage kommt?“

„Nun, wenn es zwischen uns knistern würde, könnten wir bereits verheiratet sein, und ich müsste mir kein Date für die verdammte TCC-Gala suchen.“

Cammie lachte. „Es tut mir leid, dass dir der Mangel an Anziehungskraft zwischen uns Unannehmlichkeiten bereitet. Aber ich bin jetzt mit Drake zusammen und vermute, dass er es nicht zu schätzen wüsste, wenn ich mit dir zum Ball ginge.“

Cammie war vor Kurzem wieder mit ihrer ersten Liebe, Drake Rhodes, zusammengekommen, und Jackson freute sich, dass sie glücklich war. „Blöderweise habe ich Thea gesagt, ich wäre bereits mit jemandem verabredet“, sagte er und verzog das Gesicht, als Cammie lachte.

„Du Schwachkopf! Du weißt doch, dass sie diese Neuigkeit nicht für sich behält. Jetzt fragen sich alle, mit wem du hingehst, das weißt du, oder?“

„Natürlich weiß ich das.“

„Dann sag einfach Ja, wenn dich die nächste Frau fragt“, schlug Cammie vor.

Autor

Joss Wood

Schon mit acht Jahren schrieb Joss Wood ihr erstes Buch und hat danach eigentlich nie mehr damit aufgehört. Der Leidenschaft, die sie verspürt, wenn sie ihre Geschichten schwarz auf weiß entstehen lässt, kommt nur ihre Liebe zum Lesen gleich. Und ihre Freude an Reisen, auf denen sie, mit dem Rucksack...

Mehr erfahren