Werde meine Königin, Eden!

– oder –

Im Abonnement bestellen
 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

„Du hast zehn Sekunden Zeit, mir alles zu erklären. Sonst lasse ich dich verhaften.“ Bestürzt blickt die schöne Kellnerin Eden in die hasserfüllten Augen von Kronprinz Azar. Ein Unfall vor zwei Jahren hat ihr jede Erinnerung geraubt. Doch nun behauptet der zukünftige König von Cartana, mit ihr zwei Wochen vor dem Unfall eine heiße Affäre gehabt zu haben. Und dass er der Vater ihres kleinen Sohnes ist. Mehr noch: Er verlangt, dass sie seine Königin wird! Ohne Liebe und nur damit sein Thronfolger mit einem Vater aufwächst …


  • Erscheinungstag 02.09.2025
  • Bandnummer 2717
  • ISBN / Artikelnummer 9783751535052
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Maya Blake

Werde meine Königin, Eden!

1. KAPITEL

„Einen Toast auf wilde Nächte und auf Mutterkomplexe. Den ersten verdanken wir, dass wir auf der Welt sind. Letztere lassen uns wachsam bleiben und haben uns zu den Männern gemacht, die wir sind.“

Prinz Azar Domene von Cartana stöhnte auf und senkte die Kristallflöte in seiner Hand, die mit Dom Perignon gefüllt war, während er den Kopf schüttelte. Typisch Teo, jedes Jahr einen unerhörten Spruch vom Stapel zu lassen.

„Dios. Du könntest dem alten Mann auch einfach einen schönen Geburtstag wünschen“, nörgelte Valenti, fünfeinhalb Minuten älter als sein Zwillingsbruder Teo. Die Narbe an seiner Schläfe zuckte, als auch er den Kopf schüttelte.

Teo boxte ihn gegen die Schulter. „Ich bin doch nicht viertausend Meilen geflogen, um mittelmäßige Toasts zum Besten zu geben.“

„Und nimm dich in Acht vor dem ‚alten Mann‘. Ich bin nur drei Monate älter als du“, erinnerte ihn Azar.

„Apropos wilde Nächte …“, begann Teo.

„Nicht“, warnte ihn Azar. Niemand musste ihn an die wilde Zeit vor drei Jahren erinnern. Sie war in sein Hirn eingebrannt. Damals hatte er seinen besten Freund verloren.

Teo zuckte die Schultern. „Ob du darüber redest oder nicht, es verschwindet nicht.“ Jetzt klang er ernster, was angemessen war angesichts dieses Kapitels ihrer Vergangenheit. Für das Chaos, das ihre Mütter mit erbitterter Rivalität angerichtet hatten.

„Alles zu seiner Zeit“, brummte Valenti und sah seinen Zwillingsbruder streng an. „Azars Geburtstag ist nicht der richtige Moment. Verdammt, du besitzt ein milliardenschweres Modeimperium. Wie kann es sein, dass dir jegliches Taktgefühl abgeht? Du bist so damit beschäftigt, alle Leute dazu zu drängen, das Richtige zu tun.“ Valenti malte Anführungszeichen in die Luft. „Und du? Tust du selbst das Richtige?“

Mit einer Mischung aus Neugier und Mitleid beobachtete Azar, wie Teos Züge sich anspannten. Jene wilden Monate in Paradise Valley, einer Kleinstadt in der Wüste Arizonas, hatten auf die eine oder andere Weise ihren Tribut gefordert. Valenti hatte sich noch mehr zurückgezogen, wohingegen Teo es mit den Ausschweifungen auf die Spitze getrieben hatte.

„Bei mir gibt es keine besonderen Vorkommnisse“, antwortete Teo. „Manchmal muss man einfach Schadensbegrenzung betreiben.“

Azar sah Valenti an, dass dieser drauf und dran war, weiter zu bohren und zu fragen, ob Teo auf ihren Vater oder ihre Mutter anspielte. Oder auf die neue Kreativdirektorin, die er kürzlich eingestellt hatte. Azar musste es verhindern, indem er etwas sagte, was er am liebsten nicht gesagt hätte. Aber es war nötig, um die Dämonen verstummen zu lassen, wenigstens für einen Moment.

„Noch einen Toast.“ Er hob sein Glas, obwohl in seiner Brust Wut, Reue, Scham und Verbitterung brannten. „Auf abwesende Freunde.“

Teos Miene verdunkelte sich schlagartig. Ein Muskel zuckte in Valentis Kinn. Einige Sekunden lang sagte keiner der drei Männer etwas. Azar wusste, dass sich Teo und Valenti schuldig fühlten, weil sie in ihren eigenen Dramen gefangen gewesen waren und das Chaos in Arizona zu spät erkannt hatten.

Teo hob sein Glas. Valenti tat es ihm nach und wiederholte: „Auf abwesende Freunde.“

Azar nickte dankbar.

Ihr Vater hatte drei Söhne gezeugt, die nur wenige Monate nacheinander von zwei Frauen zur Welt gebracht worden waren. Dadurch hatte Azar auf die harte Tour gelernt, nichts zu beschönigen. Geheimnisse zerstörten leicht Vertrauen und zogen Wunden nach sich, die nicht heilen konnten.

Zur Hölle. Hätte er das schon vor drei Jahren beherzigt, hätte er jetzt nicht auf seinen abwesenden Freund angestoßen. Nicks Tod war sinnlos und schockierend gewesen, das Ergebnis von Missverständnissen und unterdrückten Gefühlen. Sie hätten sich aussprechen müssen, dann wäre das alles nicht passiert …

Weder Azar noch Nick allein waren Schuld an der Katastrophe gewesen. Ein gutes Stück Schuld trug ein anderer Mensch. Jene Frau, die vom Ort des Unfalls, der Nick das Leben gekostet hatte, verschwunden war – und die sich scheinbar in Luft aufgelöst hatte. Es tat ihm immer noch weh, dass weder die Polizei noch Azars Sicherheitsteam sie hatten aufspüren können.

Aber heute, an seinem fünfunddreißigsten Geburtstag, wollte er sich nicht damit beschäftigen. Schließlich hatte er andere Neuigkeiten. Seine Halbbrüder würden etwas Zeit brauchen, um sie sacken zu lassen.

„Ich habe etwas zu verkünden“, sagte er, nachdem ihre Kelche erneut mit Champagner gefüllt worden waren. „Papá wird euch beide nächste Woche anrufen. Seine gesundheitlichen Probleme sind schlimmer geworden. Die Ärzte sagen, sie haben alles getan, was in ihrer Macht steht.“

Valenti sprang auf. „Was?“ Seine Stimme klang noch rauer als sonst.

„Und warum sagst du uns das jetzt?“, knurrte Teo.

„Vor zwei Stunden wäre die Nachricht kein bisschen anders gewesen. Und er wollte eigentlich nicht, dass ich es euch schon erzähle, weil …“

„Weil seine Bastarde von Söhnen nicht wichtig genug sind?“, stieß Teo hervor.

Azar wusste selbst, wie es sich anfühlte, ein Anhängsel zu sein. Er blickte seinem Bruder in die Augen. „Ich habe ihm gesagt, dass ich es euch nicht verschweigen werde, weil ihr verdient, es zu wissen.“

Teo verschränkte die Arme. „Hat er eine zweite Meinung eingeholt?“

„Wahrscheinlich hat er inzwischen zehn Spezialisten konsultiert“, meinte Valenti.

„Ein glattes Dutzend“, erklärte Azar. „Was glaubst du, von wem wir unser Misstrauen geerbt haben?“ Er drehte die Champagnerflöte zwischen den Fingern hin und her.

Valenti kniff die Augen leicht zusammen. „Das ist noch nicht alles, oder?“

Aus gutem Grund war er einer der gefragtesten Sicherheitsexperten des Landes. Er beobachtete. Er hörte zu. Valenti entging nichts.

Außer damals, bei diesem entscheidenden Ereignis vor drei Jahren.

Azar wusste, dass jene Zeit seinen Bruder fürs Leben gezeichnet und noch tiefer in einen stummen inneren Aufruhr gestürzt hatte. „Sí. Er tritt als Herrscher zurück. In drei Monaten soll ich König werden.“

Jetzt blickten seine Brüder nicht mehr ernst drein, sondern mit einer Mischung aus Schock und Überraschung.

Teo sprach als Erster: „Ist dir das recht?“

Azar war als künftiger König großgezogen worden. Er kannte es nicht anders, und obwohl er sich gelegentlich nach einem anderen Leben sehnte: Es war sein Schicksal, und er nahm es an. Dieses unerschütterliche Pflichtbewusstsein hatte man ihn von Geburt an gelehrt. „Es muss mir recht sein.“

Valenti nickte und legte einen Arm um Azar. „Gratuliere, hermano. Ich beneide dich keine Sekunde, aber du beherrschst dieses königliche Zeug perfekt, also wirst du klarkommen.“

Teo lachte und umarmte seinen Halbbruder. „Ausgedehnte Gelage gehören dann wohl der Vergangenheit an?“

„Wenn ihr weiter über Gelage redet, wird es meine erste Pflicht als König sein, euch beide zu zwingen, eure königlichen Titel zu benutzen.“

Entsetzt wichen die Zwillinge zurück. „Auf keinen Fall!“

Azar vermutete, dass ihr Widerwille damit zusammenhing, wie boshaft ihre Mutter für diese Titel gekämpft hatte. Seine eigene Mutter hatte für das Gegenteil gekämpft. Sie hatte um jeden Preis verhindern wollen, dass König Alfonsos Bastarde, wie sie die Zwillinge nannte, jene Titel bekamen, die ihnen zustanden.

Beide Frauen hatten Erpressung, Intrigen und emotionale Manipulation eingesetzt, um Macht und Prestige zu erringen. Der König war oft abgetaucht und hatte seine Söhne dem erbitterten Zank ihrer Mütter überlassen. Ohne es zu wollen oder verschuldet zu haben, war Azar in diese Kämpfe hineingezogen worden. Deshalb verstand er, warum sich seine Brüder distanzieren wollten.

„Schlimm genug, dass unsere Mutter darauf besteht, uns in der Öffentlichkeit so zu nennen“, murrte Teo.

„Und dass du als Playboy-Prinz bezeichnet wirst?“, fragte Valenti seinen Bruder spöttisch. „Kein origineller Spitzname, wenn du mich fragst, aber falls du ihn brauchst, um zu zeigen, dass du bei den Damen Erfolg hast …“

Azar lächelte, als seine Brüder anfingen, einander aufzuziehen. Da registrierte er aus den Augenwinkeln etwas. Er wandte den Kopf, und ihm begann das Blut in den Ohren zu rauschen. Während sein Blick starr wurde.

Nein. Das kann nicht wahr sein.

Sie galt seit fast drei Jahren als vermisst. Es hieß, sie habe sich entweder aus eigener Kraft aus dem Wrack befreit und sei verschwunden, oder sie sei tot – obwohl ihre Leiche nicht in der Nähe von Nicks Leiche entdeckt worden war.

Sie konnte es nicht sein.

Oder doch?

Bevor er wusste, was er tat, ging er auf sie zu. Das Geräusch von zersplitterndem Glas deutete darauf hin, dass er seine Champagnerflöte nicht richtig abgestellt hatte.

„Hey!“, rief die Frau überrascht aus. „Was zum Teufel … Azar? Ist alles …?“

„Verzeihung“, stieß er mit rauer Stimme hervor, während sich in seinem Kopf das Gedankenkarussell immer schneller drehte. Warum jobbte sie hier als Kellnerin? War sie so sehr in Ungnade gefallen? Wobei es definitiv nicht der Gipfel des Anstands war, sich als Hostess und Schnorrerin zu betätigen, um möglichst viel Geld aus Milliardären herauszuschlagen.

„Es ist bloß … Sie haben mich überrascht.“

Azar atmete langsam ein, um sich zu sammeln. „Du hast gerade zugegeben, dass du weißt, wer ich bin.“

Sie nickte ungeduldig. „Ja, natürlich. Sie sind Kronprinz Azar von Cartana. Ich kenne Sie und Ihre Brüder aus den Nachrichten.“

Ihre Lippen waren genauso dunkelrosa wie damals, als sie damit seinen …

„Entschuldigung, ich bin mir nicht sicher, wie die korrekte Anrede lautet“, fuhr sie fort.

„Eure Hoheit“, warf Ramon, Azars Sicherheitschef, frostig ein.

Das Tablett in ihrer Hand wackelte. Sie hielt die Luft an und versuchte, es auszubalancieren. Auf einen Fingerzeig von Azar hin nahm einer seiner Leibwächter es ihr ab.

„Warten Sie – was machen Sie da? Ich arbeite“, protestierte sie.

„Nicht mehr. Komm mit.“ Azar war Publikum gewöhnt, doch ihm stand der Sinn nicht danach, öffentlich schmutzige Wäsche zu waschen. Deshalb drehte er sich um, nickte Ramon zu und marschierte zum Korridor, der zu seiner Privatsuite führte.

„Was? Warum? Ich habe nichts falsch gemacht“, beteuerte die Frau.

Ramon zischte ihr eine leise Warnung zu, und widerstrebend folgte sie Azar.

Als sie nach ihm in die Suite getreten war, ging auch sein Sicherheitsteam hinein, sodass es kein Zurück für sie gab. Jemand schloss die Tür.

Der Kronprinz fuhr zu ihr herum. „Du hast zehn Sekunden, um mir den Grund für diese erbärmliche Verkleidung zu gestehen, bevor ich dich verhaften lasse.“

Eden starrte den Mann an, der vor ihr stand. Er hatte beide Hände auf die Hüften gestützt, wodurch er noch respekteinflößender wirkte, noch einschüchternder – und gleichzeitig so verboten attraktiv, dass ihr Herz gegen ihre Rippen schlug.

Sie hatte angenommen, inzwischen immun gegen eine solche Demonstration von Macht, Reichtum und Privilegien zu sein. Schließlich befand sie sich in Las Vegas.

Aber nein. Seine Königliche Hoheit war den üblichen Mitgliedern der besten Kreise turmhoch überlegen.

Eden war an diesem Abend für eine erkrankte Kollegin eingesprungen. Sie hatte sofort zugegriffen, obwohl der Job bedeutete, dass sie auf die Schnelle einen Babysitter für Max finden musste. Und es war ihr gelungen, zum Glück. Heute Abend würde sie das Doppelte ihres üblichen Lohns erhalten und gleichzeitig ihre ältere Nachbarin für ihre großzügige Hilfe entschädigen können.

Nur verdiente sie gar nichts, falls man sie wegen irgendeiner Verfehlung rauswarf, die sie nach Meinung Seiner griesgrämigen Hoheit begangen hatte.

Sie zuckte zusammen, als die Tür hinter ihr leise geöffnet und ins Schloss gezogen wurde. Die Leibwächter ließen sie allein mit dem beeindruckendsten Mann, den sie je getroffen hatte. „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen“, entgegnete sie.

Prinz Azars markantes Kinn zierte ein Grübchen – etwas, wofür Eden eine beschämende Schwäche hatte. Sein Kinn wirkte noch faszinierender, als er die Zähne zusammenbiss.

Er brauchte gar nicht die Kuppen von Daumen und Zeigefinger auf den Nasenrücken zu legen, um zu zeigen, dass sein Geduldsfaden hauchdünn war. Eden bemerkte es auch so.

Jetzt ließ er die Hände sinken und schlenderte näher. Sie wäre glatt zurückgewichen, wenn ihr nicht der Gedanke gekommen wäre, dass sie nichts falsch gemacht hatte. Überhaupt nichts! Sie straffte die Schultern.

Als sie damals aus dem Koma erwacht war und erfahren hatte, dass sie ein Baby erwartete, vermutlich von Nick Balas, hatte sie fieberhaft im Internet recherchiert. Dabei war sie auf Fotos von Azar gestoßen. Doch selbst ohne die Information, dass er ein Freund von Nick war, in dessen Auto sie an jenem furchtbaren Abend gesessen hatte, wusste sie, was für ein Mann ihr jetzt gegenüberstand.

Rücksichtslos. Arrogant. Mit einem Silberlöffel im Mund geboren, einem unverschämt blendenden Aussehen – und dem Titel eines Kronprinzen. Solche Männer benahmen sich, als müsste die ganze Welt sie verehren.

Es waren Männer wie ihr Vater, die mit ihrer Macht und ihren Privilegien angaben, arglose Frauen verführten und deren Herzen und Leben zerstörten, bevor sie sich aus dem Staub machten.

Auch Edens Mutter war das Opfer eines solchen Mannes geworden. Deshalb verabscheute Eden Männer wie den, der ihr jetzt gegenüberstand.

„Dies ist keine Kostümparty, und wir haben nicht Halloween“, fuhr er sie jetzt an. „Soll es ein Scherz sein? Eine Mutprobe? Filmen deine Freunde uns gerade mit ihren Handys? Jeden, der das wagt, werde ich verklagen.“

Trotz seiner lässigen Körperhaltung klang er angespannt. Eden straffte die Schultern einen Hauch weniger. Sie besann sich auf eine Nebenwirkung aller Prüfungen, die sie in den letzten drei Jahren durchgestanden hatte – die sichere Erkenntnis, dass sie auch unter Druck nicht zusammenbrach. Sie reckte das Kinn vor. „Sollte ich das nicht Sie fragen? Immerhin ist es Ihre Geburtstagsparty. Erlauben Sie sich einen schlechten Scherz mit der Kellnerin? Wollen Sie ausprobieren, mit wessen Leben Sie spielen können, indem Sie jemanden rauswerfen lassen?“ Panik packte sie. Falls man ihr kündigte, würde sie die Miete für diesen Monat nicht zahlen können. Ihre Ersparnisse waren auf wenige Hundert Dollar zusammengeschmolzen. Diese Doppelschicht war das Wunder, um das sie gebetet hatte. „Ich dachte, das ist eher das Hobby von verwöhnten, vergnügungssüchtigen Studenten. Nicht von erwachsenen Kronprinzen, die es besser wissen sollten.“

Menschenskind, Eden, halt die Klappe!

Leider lief das Fass ausgerechnet heute Abend über. Monatelang hatte Eden sich zusammengerissen, geschuftet, nachts wach gelegen und gefleht, ihre Erinnerung möge zurückkehren, damit sie sich nicht so verloren fühlte. Ihre Höflichkeit war aufgezehrt. Am liebsten hätte sie um sich geschlagen und den Frust herausgeschrien.

„Wie bitte?“ Azars zornige Worte zischten wie Wassertropfen auf einem heißen Backblech.

„Sie haben Ihren Leuten befohlen, mich in dieses Zimmer zu schaffen …“

„Niemand hat dir auch nur ein Haar gekrümmt.“

„Das war gar nicht nötig. Ein kurzer Fingerzeig von Ihnen, und die Leute haben in den Einschüchterungsmodus geschaltet. Macht Sie das an? Zu beobachten, wie andere nach Ihrer Pfeife tanzen?“

„Ich sehe hier sehr wenig Tanzen und eine Menge Dreistigkeit. Ganz zu schweigen von dem dummen Versuch, sich an Lügen zu klammern.“

Eden holte tief Luft und lockerte jetzt ihre Hände, die sie unbewusst zu Fäusten geballt hatte. „Hören Sie. Ich kenne Sie nicht. Ich weiß, dass Sie ein hohes Tier sind, und es tut mir leid, wenn Ihr königliches Ego gekränkt wurde, aber die Wahrheit ist: Wir sind uns noch nie begegnet. Ich habe hier einen Job als Kellnerin. Ihre Leute haben Maggie, meine Chefin, mit dem Catering für Ihre Party beauftragt. Vor drei Stunden hat sie mich gebeten, für eine kranke Kollegin einzuspringen. Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie Maggie.“ Sie zeigte zur Tür.

Azars Blick glitt zur Tür. Gleich darauf heftete er seine quecksilbergrauen Augen wieder auf Eden. Jede Wette, damit konnte er ihr unter die Haut sehen. „Du glaubst ernsthaft, du wärst mir nie zuvor begegnet? Das soll ich dir abnehmen?“, fragte er ungläubig.

Mit einem Mal bekam Edens Gewissheit Risse. Sie dachte an jene Momente, in denen sie das Gefühl hatte, Bruchstücke von Erinnerungen würden durch den dichten Nebel dringen, der die verlorenen Monate vor drei Jahren einhüllte.

War er …?

Hatte er …?

Das Bedürfnis, es zu erfahren, trieb sie näher zu Azar, obwohl sie diese absurde Unterhaltung, in der er sie ebenso hartnäckig duzte, wie sie ihn siezte, hätte beenden sollen.

Nachdem sie aus dem Koma aufgewacht war, hatte sie ihren Retter ausfindig gemacht. Jenen Mann, der sie mit einer lebensgefährlichen Kopfwunde am Straßenrand in der Nähe einer abgelegenen Fernfahrerkneipe in Südkalifornien aufgelesen hatte. Die Polizisten, die ins Krankenhaus gekommen waren, hatten nur herausfinden können, dass Eden zuletzt in einem Hostel in Las Vegas gewohnt hatte. Sie wusste bis heute weder, wie sie nach Kalifornien gekommen war noch, was dann geschehen war.

Erst Wochen später hatte sie eine schwache Verbindung entdeckt. Die Erinnerung an Fetzen eines Gesprächs mit Nick, im Kasino in Las Vegas, wo sie gearbeitet hatte.

Nick, ein weiterer dieser Milliardäre, die mit einem silbernen Löffel im Mund zur Welt gekommen waren. Er hatte Edens beharrliches Nein zu einem Date nicht hingenommen, sondern ihr Reichtümer und Luxus angeboten, bis ihm klar geworden war, dass er sie mit Reisen nach Paris und spektakulären Shoppingtrips nicht umstimmen konnte.

Daraufhin hatte er die Taktik geändert. Er hatte Eden während ihrer Pause abgepasst und ihr ein Hotdog gekauft. Er hatte sie zur Bushaltestelle begleitet, statt sie mit einer Fahrt in seinem Lamborghini beeindrucken zu wollen.

Eden erinnerte sich, dass er ihr einen lukrativen Job angeboten hatte … Irgendwo. Aber sie wusste nicht, ob sie ihn angenommen hatte.

Jetzt war Nick tot. Bei ihrem einzigen Versuch, seine Familie zu kontaktieren, hatte diese ihr mit einem Prozess gedroht.

Als sie den Mund öffnete, um Azar eine Frage zu stellen, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie dachte an die Mahnung ihres Arztes, keine Nachforschungen anzustellen. Der vertraute Frust meldete sich, zusammen mit der nackten Angst, für immer mit diesem Loch in ihrer Erinnerung zu leben. Sie schüttelte den Kopf, um beide Gefühle zu verscheuchen. „Sind wir fertig? Ich würde gern retten, was von meiner Schicht noch übrig ist.“

Sie log. Spielte Spielchen. Anders konnte es nicht sein.

Wäre sie Schauspielerin gewesen, hätte Azar ihr eine Auszeichnung für ihren Auftritt verliehen. „Du darfst gehen“, sagte er und beobachtete sie. Ihr Hüftschwung war nicht so ausgeprägt wie beim letzten Mal, als er sie hatte weggehen sehen, aber noch immer geradezu hypnotisch. Aufregend genug, um Azars Blut in den Unterleib strömen zu lassen und ihm eine Erektion zu bescheren. Ihn dazu zu bringen, die Finger zur Faust zu ballen, weil er diese Frau berühren wollte.

Auf gar keinen Fall.

Allerdings … Ein letztes Mal wollte er sie auf die Probe stellen. „Eden?“

Sie blickte über die Schulter, wie beim letzten Mal, das vorgereckte Kinn ebenso herausfordernd wie hinreißend. Damals hatte er bei dem Anblick dem Impuls nachgegeben, mit langen Schritten auf sie zuzugehen und sie ein letztes Mal zu küssen. Ohne zu ahnen, dass sie ihn gleich mit seinem besten Freund betrügen würde.

Wachsam schaute sie ihn an, atmete etwas schneller, was seine Aufmerksamkeit auf die verführerischen Rundungen ihrer Brüste lenkte. „Eure Hoheit?“

Azar ignorierte ihren schneidenden Tonfall. „Wir werden uns wiedersehen.“ Er ging kein Risiko ein, wenn er sie vorwarnte. Nun, da er sie gefunden hatte, würde sie übernatürliche Kräfte brauchen, um ihm erneut zu entschlüpfen.

Es war fast bewundernswert, wie sie kämpfte, um sich den Schreck nicht anmerken zu lassen. Egal. Welches Spiel sie auch immer trieb – er würde ihm auf den Grund gehen. Und es ihr dann hundertfach zurückzahlen.

„Nicht, wenn ich es verhindern kann“, konterte sie. Dann öffnete sie die Tür und schlug sie hinter sich zu.

Er wartete zehn Sekunden, bevor er die Tür aufriss. Im Korridor warteten bereits seine Halbbrüder mit Ramon und dessen Team.

Teo und Valenti kamen herein. „Möchtest du uns vielleicht aufklären?“, fragte Teo. „Klar, sie ist heiß, aber du kannst uns doch nicht einfach sitzen lassen und …“

„Erinnerst du dich nicht an sie?“, unterbrach Valenti seinen Bruder.

Teo runzelte die Stirn. „Sollte ich?“

„Sie ist die Frau aus Arizona.“

Bevor Teo etwas sagen konnte, hob Azar eine Hand und wies Ramon an: „Folgen Sie ihr. Bis Mitternacht will ich alles wissen, was es über Eden Moss zu wissen gibt.“

2. KAPITEL

Wir werden uns wiedersehen.

Die Worte hallten in Edens Kopf nach, als sie mit Max in den Armen das Apartment ihrer Nachbarin verließ. „Tausend Dank, Mrs. Tolson.“ Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie die Hilfe einer Frau brauchte, die seit ihrer Hüftoperation deutlich weniger robust war.

„Sie wissen doch, dass ich liebend gern Zeit mit diesem Schatz verbringe.“ Mrs. Tolson streichelte dem Jungen über die Wange und erntete ein schläfriges Lächeln. „Wissen Sie schon, was Sie nach der kommenden Woche tun werden?“

Edens Magen krampfte sich zusammen, als sie daran dachte, dass ihre Nachbarin bald nach Kalifornien zog und dann nicht mehr als Babysitterin zur Verfügung stand. „Irgendetwas wird sich bestimmt ergeben.“

Mrs. Tolson blickte skeptisch drein, nickte aber. „Kommen Sie morgen Früh vorbei, ich mache Pfannkuchen. Vor meinem Umzug brauche ich so viel Zeit mit Max wie möglich.“

Ein Kloß machte sich in Edens Kehle breit, als sie sich verabschiedet hatte und zu ihrem Apartment ging.

Zum Glück hatte Maggie ihr keine Standpauke gehalten, weil sie eine Viertelstunde lang mit Prinz Azar verschwunden war. Maggie war eher neugierig denn ärgerlich gewesen, was nahelegte, dass sie von Edens unhöflichen Worten zu dem Kronprinzen nichts wusste. Also hatte Eden den dringend benötigten Lohn auf dem Konto und konnte vorerst das Dach über ihrem Kopf behalten.

Und dann?

Autor

Kontakt zum Herausgeber für weitere Informationen zur Barrierefreiheit Weitere Informationen zur Barrierefreiheit unserer Produkte erhalten Sie unter info@cora.de.

Navigation Dieses E-Book enthält ein Inhaltsverzeichnis mit Hyperlinks, um die Navigation zu allen Abschnitten und Kapiteln innerhalb dieses E-Books zu erleichtern.

Zusammenfassung der Barrierefreiheit - <ProductFormFeatureDescription> enthält eine kurze erläuternde Zusammenfassung der Barrierefreiheit des Produkts oder die URL einer Webseite mit einer solchen Zusammenfassung, die mit den spezifischeren Konformitäts-, Merkmals- und Zertifizierungsangaben übereinstimmt. Die Zusammenfassung sollte sowohl die vorhandenen Zugänglichkeitsmerkmale als auch mögliche Mängel aufzeigen. Die Zusammenfassung entbindet nicht von der Forderung nach vollständig strukturierten Zugänglichkeitsdaten, sollte aber als Ausweichmöglichkeit betrachtet werden, wenn keine detaillierteren Angaben gemacht oder verwendet werden können. Weitere detaillierte Informationen können in einer externen Datei unter Verwendung der Codes 94-96 bereitgestellt werden. Nur zur Verwendung in ONIX 3.0 oder höher.

Gefahren Dieses Produkt enthält keine bekannten Gefahren.