Ein Feuerwerk aus Leidenschaft - Kapitel 8

Der Rest des Tages flog nur so dahin. Nach dem gemeinsamen Abendessen in dem kleinen italienischen Restaurant an der Ecke begaben Adams Eltern sich in der oberen Wohnung zur Ruhe. Adam und Kerry blieben allein zurück.

Er machte es sich auf der Couch gemütlich und lächelte sie an. „Du warst absolut umwerfend. Meine Eltern sind völlig hingerissen von dir.“

„Sie sind bezaubernd, alle beide. Und ich hasse es, sie anzulügen. Das haben sie nicht verdient.“

Ja, das wusste er auch. Er hatte sich in dieses Unternehmen mit der Verlobung hineingestürzt, ohne es richtig zu durchdenken. Seine Eltern hatten Kerry vom ersten Moment an ins Herz geschlossen. Sie war freundlich, klug und unkompliziert. Genau die Schwiegertochter, die sie sich schon immer gewünscht hatten. Und die sie auch verdienten.

Der Gedanke, jetzt mit der Wahrheit herauszurücken, war unerträglich für ihn.

Er seufzte. „Kerry, ich kann das Kartenhaus nicht zum Einstürzen bringen. Jedenfalls jetzt noch nicht. Nicht, bis Dad endgültig über den Berg ist. Es geht ihm ziemlich gut, aber ich will keinen Rückfall riskieren.“ Er legte den Kopf zur Seite. „Du hast sie wirklich gern, oder?“

„Ja. Und du hast keine Ahnung, wie glücklich du dich schätzen kannst. Du hast Eltern, die sich für dich interessieren und sich um dich kümmern. Deine Mum stellt dir keine Fragen, weil sie sich einmischen will. Sie möchte nur Anteil an deinem Leben haben, weißt du. Sie ist so stolz auf dich. Und sie liebt dich sehr. Sie will, dass du glücklich bist.“

Adam ließ schuldbewusst die Schultern sinken. Kerry hatte absolut recht. Warum hatte er das bisher nicht gesehen? „Na schön. Ich bin eine totale Null, was mein Privatleben angeht. Das kannst du ruhig als Entschuldigung auffassen.“ Er schnitt eine Grimasse. „Aber kannst du trotzdem damit aufhören, mir die Leviten zu lesen?“

„Gern. Ich bin viel zu müde dazu. Ich würde jetzt gern schlafen gehen.“

„Okay. Ich bleibe noch ein bisschen auf, wenn es dir nichts ausmacht. Ich werde versuchen, dich nicht zu stören. Und ich möchte dir nochmals dafür danken, dass ich hier übernachten darf.“

„Kein Problem. Ich hole dir das Bettzeug.“

Er schüttelte den Kopf. „Kommt nicht infrage. Du bist müde. Ich kümmere mich darum. Du musst mir nur sagen, wo es ist.“

„Im Schrank im Flur, oberstes Fach. Dort sind Kissen, Laken und Bettdecke. Bedien dich! Dein Anzug und die Sportsachen sind übrigens in meinem Kleiderschrank, Rasierzeug und Zahnbürste im Bad. Ich habe die oberste Schublade der Schlafzimmerkommode für dein restliches Zeug freigemacht.“

„Danke. Du bist wirklich gut organisiert.“

Er war gerade damit fertig, die Couch in ein Nachtlager zu verwandeln, als Kerry aus dem Bad kam. Sie trug einen Schlafanzug und einen flauschigen Morgenmantel. Ihre Füße waren wirklich sehr hübsch, bemerkte er. Kein Nagellack, kein Fußkettchen, nur einfach schöne Füße. Und ihr Hals …

Nein, er konnte das nicht weiter vertiefen, denn seine Selbstbeherrschung wurde ohnehin gerade einer schweren Prüfung unterzogen. „Gute Nacht“, sagte er. „Schlaf gut.“

„Du auch.“

Irgendwie hatte er das Gefühl, als ob ihm das nicht gelingen würde. Dafür war ihm viel zu sehr bewusst, dass Kerry nur wenige Meter von ihm entfernt im Bett lag und schlief. Aber noch mehr verwirrte ihn die Tatsache, dass seine Gefühle für sie sich geändert hatten.

Er war dabei, sich in sie zu verlieben. Wenn das nicht bereits geschehen war. Er konnte es nicht genau sagen, denn es passierte ihm zum ersten Mal. Adam McRae hatte sich verliebt! Schlimmer noch, er hatte sich in eine Frau verliebt, die seine Gefühle nicht erwiderte. Die nichts von Liebe oder gar Bindungen wissen wollte. Eine Frau, die so selbstgenügsam war wie niemand sonst, den er kannte. Eine Frau, deren Vergangenheit sie daran hinderte, nach Nähe zu suchen.

Wie konnte er es schaffen, ihre Einstellung zu ändern? Genauer gesagt, was sollte er tun, damit sie ihre Meinung über ihn ändern und mehr in ihm sehen würde als nur den Typ von nebenan?

Adam war so erschöpft, dass er über diese Gedanken wider Erwarten einschlief.

 

Das Wochenende verstrich ohne weitere Zwischenfälle. Kerry hatte so viel zu tun, dass sie lediglich am Sonntagabend Zeit hatte, mit Adam und seinen Eltern gemeinsam in Adams Wohnung zu Abend zu essen. Auch diese Mahlzeit verbrachten sie in angenehm entspannter Atmosphäre.

Montag und Dienstag verliefen ganz ähnlich. Adam hatte Urlaub genommen, um Zeit mit seinen Eltern verbringen zu können. Kerry hielt sich entweder in ihrem Labor auf oder war auf Außenterminen. Den Mittwoch hatte sie sich jedoch freigehalten, da Adam wieder arbeiten musste und sie Moira und Donald mit ins Labor nehmen wollte.

Der Tag mit den beiden war so, wie sie ihn gern mit ihren eigenen Eltern verbracht hätte. Sie zeigte ihnen ihren Arbeitsplatz und ein Video von besonders spektakulären Feuerwerken, die sie entworfen hatte. Sie versuchte, ihnen ihre Arbeit so gut wie möglich zu erklären und beantwortete geduldig die wissbegierigen Fragen, die Moira und Donald ihr stellten.

„Ich kann verstehen, warum Adam sich in dich verliebt hat“, sagte Moira auf dem Heimweg. „Und ich habe den Eindruck, ihr liebt euch sehr, Kerry. Ich kann es an euren Augen erkennen, wenn ihr euch anseht.“

Oh, Hilfe, dachte Kerry. Adam schien ein wesentlich besserer Schauspieler zu sein als sie. Sie konnte nur hoffen, dass er ihre Blicke nicht bemerkt hatte. Wenn er nämlich herausfand, dass sie dabei war, sich in ihn zu verlieben, wäre das eine ziemliche Katastrophe. Und sie würde ihn vermutlich nie wiedersehen.

„Ich bin so froh, dass er dich gefunden hat“, sagte Moira. „Dass er endlich begriffen hat, was für ein Schatz du bist.“

„Ich auch“, erwiderte Kerry und zwang sich zu einem Lächeln.

 

Als die McRaes am Ende der Woche zurück nach Schottland flogen, brachten Adam und Kerry sie zum Flughafen. Danach setzte er sie in ihrer Wohnung ab.

„Ich schaffe jetzt wohl am besten meine Sachen wieder nach oben“, meinte er.

„Soll ich dir helfen?“

„Danke, aber es wird nicht lange dauern. Ich will noch ins Sportstudio.“

Kerry unterdrückte ein Gefühl der Enttäuschung, weil er nicht einmal mehr eine Viertelstunde mit ihr verbringen wollte. Das war jetzt allerdings auch nicht mehr nötig, denn seine Eltern waren ja fort. Das Theaterstück war fürs Erste beendet.

Es war seltsam, wie leer ihr die Wohnung auf einmal vorkam. Nachdem Adam gegangen war, räumte Kerry ihre Sachen wieder in die Schubladen, die sie für ihn freigemacht hatte. Sie hatte das Gefühl, als hätten sie eine Beziehung beendet. Nur, dass Adam und sie niemals wirklich eine Beziehung hatten.

Das hinderte sie nicht daran, ihn zu vermissen. Besonders am nächsten Morgen. Sie hatte sich fast schon daran gewöhnt, dass er mit zwei Bechern Kaffee an ihrem Bett erschien, sich auf die Kante setzte und mit ihr plauderte, während sie den Kaffee tranken.

Es gefiel ihr sehr, ihn beim Sprechen zu beobachten. Er hatte den schönsten Mund, den sie je gesehen hatte.

Unglaublich, was für einen Unterschied ein paar Tage machen konnten!

„Hör auf zu träumen“, ermahnte sie sich selbst. „Es wird nicht passieren.“ Adam würde nicht eines Morgens aufwachen, sich in sie verlieben und den dringenden Wunsch verspüren, den Rest seines Lebens mit ihr zu verbringen.

 

Nachdem seine Eltern abgereist waren, war Adam in einer merkwürdigen Stimmung. Eigentlich sollte er froh sein, seine Freiheit zurückzuhaben. Aber ihm fehlte etwas Wesentliches. So wesentlich wie die Luft zum Atmen. Er vermisste Kerry.

Vielleicht sollte er sein kleines schwarzes Notizbuch aufschlagen und jemanden anrufen, mit dem er etwas Spaß haben konnte. Aber er wusste genau, dass keine Frau in dem Buch Kerry das Wasser reichen konnte.

Was sollte er jetzt tun?

 

Am Montagvormittag schien sich die Antwort auf diese Frage endlich zu ergeben.

Seine Mutter rief an. „Adam, ich habe gerade den Krankenwagen gerufen. Ich fürchte, dein Vater hatte wieder einen Herzanfall.“

Adam wurde ganz flau im Magen. „Ich mache mich sofort auf den Weg.“

„Nein, Schatz. Du kannst im Moment nichts tun.“

„Ich bin schon unterwegs“, erwiderte er beharrlich. Nichts auf der Welt konnte ihn davon abhalten, ans Krankenbett seines Vaters zu eilen.

Er hatte gerade gemeinsam mit dem Chefarzt eine Vertretung organisiert, als ein zweiter Anruf für ihn hereinkam.

Während er den Hörer abnahm befürchtete er das Schlimmste. „Mum?“

„Nein, ich bin es“, meldete sich Kerry. „Deine Mutter hat mich gerade angerufen und mir gesagt, was passiert ist. Ich hole dich im Krankenhaus ab und bringe dich zum Flughafen. Ich habe schon ein paar Sachen für dich eingepackt.“

Kerry, dachte Adam erleichtert. Der einzige Mensch, mit dem er jetzt reden wollte. „Du bist großartig. Danke. Hast du Zeit, mich zu begleiten?“

„Nach Edinburgh?“, fragte sie überrascht.

„Ja. Es würde meinen Eltern viel bedeuten.“ Und mir auch, fügte er im Stillen hinzu. Aber das konnte er nicht sagen, ohne sie zu verschrecken. „Nur für ein paar Tage.“

„Ich könnte meine Termine verschieben. Also gut. Wenn du noch einen Flug für mich kriegst. Aber ich zahle selbst. Keine Widerrede.“

„Keine Widerrede. Und danke.“

„Dann treffen wir uns am Haupteingang.“

Erstaunlicherweise gelang es ihm, zwei nebeneinanderliegende Plätze zu ergattern. Während er das Gepäck ins Flughafengebäude trug, organisierte Kerry am Handy ihre Termine für den Rest der Woche.

„Alles klar“, sagte sie, als sie die Gepäckaufgabe erreicht hatten.

„Ich danke dir. Ich weiß wirklich zu schätzen, was du für mich tust.“

„Schon gut. Dafür sind Freunde schließlich da.“

Ja, sicher. Nur wollte er nicht mehr länger nur ihr Freund sein. Er wollte ihr Geliebter sein. Sie war die Frau seines Lebens. Die Frau, zu der er am Abend nach Hause kommen wollte.

Während des Fluges war Adam sehr still. Er konnte an nichts anderes denken als daran, was ihn in Schottland erwartete. Ein zweiter Herzanfall war oft viel schlimmer als der erste. Wenn sein Vater starb …

„Adam“, sagte Kerry schließlich und legte ihre Hand auf seine. „Hör auf zu grübeln. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie du denkst.“

„Und wenn doch?“

„Dann wirst du die Kraft aufbringen, es zu überstehen.“

Er seufzte und verschränkte seine Finger mit ihren. „Ich würde dich gern etwas fragen.“

„Was denn?“

„Wenn es meinem Vater sehr schlecht geht … Ich will, dass er als glücklicher Mann stirbt.“

Sie runzelte die Stirn. „Was soll das heißen?“

Er sah ihr direkt in die Augen. „Würdest du mich in Schottland heiraten?“

 

Kerry hatte es kommen sehen. Aus ihrer vorgetäuschten Verlobung war eine Lawine geworden. Seine Eltern hatten ihnen die Geschichte abgekauft und ihre zukünftige Schwiegertochter ins Herz geschlossen.

Und jetzt wollte Adam, dass sie seine Frau wurde. Damit Donald in Frieden sterben konnte.

„Du willst, dass wir heiraten“, wiederholte sie tonlos.

„Nur, bis Dad es geschafft hat. Oder bis er …“ Die Stimme versagte ihm. „Danach können wir uns in aller Stille wieder scheiden lassen.“

„Das würde deine Mutter und deinen Vater sehr verletzen. Wir dürfen ihnen das nicht antun. Wie kommst du nur auf eine solche Idee?“

„Tut mir leid. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.“

Er machte sich große Sorgen um Donald. Das konnte sie gut verstehen.

„Wenn wir uns nicht scheiden lassen, bleibt die Ehe gültig. Aber da keiner von uns beiden jemals die Absicht hatte, zu heiraten, ist das vielleicht kein Problem.“

„Und wenn einer von uns eine Scheidung braucht?“

„Du meinst, wenn wir jemanden kennenlernen?“

Sie nickte. Das war zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber sie wollte es trotzdem zur Sprache bringen. Nur für den Fall.

„Dann würde ich dich natürlich freigeben. Ich will dir doch nicht im Weg stehen, Kerry.“

Eine Hochzeit war eine Möglichkeit, Donald glücklich zu machen. Damit er sich schneller erholen oder in Frieden sterben konnte. Vielleicht gab es für sie so ja auch die Möglichkeit, Adam wenigstens für eine Nacht zu haben.

In der Hochzeitsnacht.

Sie holte tief Atem. „Ja, ich werde dich heiraten.“

Er nahm ihre Hand und küsste jeden Finger. „Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.“

„Keine Ursache.“ Schließlich gab er ihr dafür etwas zurück. Die Chance, Teil einer Familie zu sein. Auch wenn es nur für kurze Zeit sein würde.

„Da sind einige Formalitäten zu erledigen. Und wir müssen eine Frist einhalten. Vielleicht schaffen wir es ja gar nicht mehr rechtzeitig.“

Sie strich zärtlich über seine Hand. „Wenn ich deinen Dad gesehen habe, gehe ich sofort zum Standesamt und regle die Sache. Ich erkläre ihnen die Situation und bitte sie darum, eine Ausnahme zu machen.“

„Das würdest du tun?“

„Natürlich.“ Adam wollte bestimmt um keinen Preis von der Seite seines Vaters weichen. Und sie hatte etwas zu tun. Das war besser, als im Krankenzimmer die Zeit totzuschlagen. Außerdem besaß sie ein ausgeprägtes Organisationstalent.

„Ich habe uns in einem Hotel in der Nähe des Krankenhauses zwei Einzelzimmer reserviert. Falls meine Mutter das herausfindet, sage ich einfach, es wären keine Doppelzimmer mehr frei gewesen.“

Die restliche Reise verlief größtenteils schweigend. Aber Adam ließ Kerrys Hand nicht für eine Sekunde los.

Als sie endlich im Krankenhaus ankamen, war Donald an alle möglichen Monitore angeschlossen. Er sah furchtbar aus. Blass und zu Tode erschöpft. Um Moira schien es kaum besser bestellt. Nachdem Adam seine Eltern begrüßt hatte, sah er Donalds Krankenbericht durch.

„Ich mache mich auf die Suche nach dem Chefarzt“, sagte er schließlich.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte Moira ängstlich.

Adam schüttelte den Kopf. „Mir ist nur wohler, wenn ich mit einem Kollegen über die medizinischen Fragen sprechen kann. Es wird nicht lange dauern. Dad, du solltest ein wenig schlafen.“

„Kann ich etwas für euch tun?“, fragte Kerry. „Wollt ihr etwas zu trinken?“

„Ich hätte gern einen Whisky“, sagte Donald und lächelte schwach.

„Nichts da, du bleibst bei Wasser“, sagte Adam mit gespielter Strenge, bevor er den Raum verließ.

Kerry holte einen Becher Kaffee und ein paar Schokoriegel aus den Automaten im Besucherzimmer und nötigte Moira, etwas zu sich zu nehmen.

Nach einigen Minuten kehrte Adam zurück. „Der Chefarzt ist zuversichtlich, dass du dich wieder erholen wirst“, sagte er zu seinem Vater. „Aber du musst mindestens zehn Tage hier bleiben, weil sie dich unter strenger Beobachtung halten wollen.“ Er warf seiner Mutter einen Blick zu. „Kerry und ich werden im Hotel gegenüber absteigen. Soll ich dir dort auch ein Zimmer besorgen, Mum?“

„Auf gar keinen Fall“, antwortete Moira energisch. „Ich rühre mich nicht von der Stelle. Donald und ich sind seit unserer Hochzeit keine Nacht getrennt gewesen. Daran wird sich auch jetzt nichts ändern.“

„Hast du Kleidung zum Wechseln dabei?“, fragte Kerry fürsorglich.

„Nein, aber damit kann ich leben“, erwiderte Moira trocken.

„Dann besorge ich dir wenigstens die wichtigsten Toilettenartikel und Unterwäsche“, erbot sich Kerry.

„Aber bitte nicht zu gewagt. Schließlich soll ich mich ja ausruhen“, mischte Donald sich ein.

„Oh, du bist unverbesserlich“, sagte seine Frau mit gespielter Empörung. Doch Kerry bemerkte, dass sie mit den Tränen kämpfte.

„Alles wird gut werden“, sagte sie und nahm Moira in den Arm. „Adam und ich bleiben hier, solange ihr uns braucht. Wir haben im Flugzeug darüber gesprochen.“ Sie sah zu Adam herüber und nickte ihm kaum merklich zu.

„Wir haben uns entschlossen, die Sache mit der Hochzeit voranzutreiben“, erklärte Adam den beiden. „Wir werden hier heiraten. Sobald alle Formalitäten erledigt sind.“

„Heiraten? Hier?“, echote Moira schockiert. „Aber was ist mit den Vorbereitungen?“

„Es wird eine Hochzeit im kleinen Rahmen. Da gibt es kaum Vorbereitungen. Die wichtigsten Menschen sind ja schon da. Meine Braut und meine Eltern. Alles andere spielt keine Rolle.“

„Genau“, bekräftigte Kerry. „Menschen sind wichtig, nicht Dinge.“

Eine Träne lief über Moiras Wange. „Was ist mit euren Freunden?“

Kerry wischte ihr behutsam die Träne weg. „Adam hat es doch schon gesagt. Nur wir vier. Mehr brauchen wir nicht für die Hochzeit.“

„Es heißt, du verlierst deinen Sohn, wenn er heiratet. Aber in diesem Fall stimmt das nicht. Oh, Kerry, ich kriege in dir noch eine Tochter dazu. Ich bin so froh“, sagte Moira mit erstickter Stimme.

Jetzt war es Kerry, die um ein Haar geweint hätte. Rasch schloss sie die Augen.

Moira schniefte. „Ich weine nicht wirklich, ich bin nur so glücklich.“

„Frauen“, meinte Donald und wiegte bedenklich den Kopf hin und her.

Aber als Kerry ihn ansah, bemerkte sie, dass auch seine Augen verdächtig glänzten.

Moira straffte die Schultern. „Vor der Hochzeit wirst du bestimmt noch viel zu tun haben.“

Kerry nickte. „Adam und ich haben das schon besprochen. Ich gehe gleich zum Standesamt und versuche, alles zu regeln.“

„Wir helfen euch natürlich“, sagte Moira. „Das heißt, ich helfe euch.“ Sie warf ihrem Mann einen strengen Blick zu. „Du bleibst hübsch liegen.“

„Danke“, erwiderte Kerry und schaute auf die Uhr. „Dann mache ich mich jetzt mal auf die Socken.“

 

Zwei Stunden später gesellte Kerry sich wieder zu Adam und Moira, die im Zimmer für die Angehörigen warteten, um Donalds Schlaf nicht zu stören.

Sie überreichte Moira ein paar Einkaufstüten. „Toilettenartikel, Unterwäsche und zwei Zeitschriften, damit du dir die Zeit vertreiben kannst, während Donald schläft. Für Donald habe ich Trauben mitgebracht und Orangensaft, falls er das Wasser leid ist.“

„Danke, Liebes.“

„Wie war es auf dem Standesamt?“, fragte Adam gespannt.

Kerry schwenkte einen Stapel Papiere. „Gute Neuigkeiten. Eigentlich muss man das Aufgebot sechs Wochen vor der Hochzeit bestellen. Aber wir können außergewöhnliche Umstände vorweisen und dürfen schon am Freitag heiraten. Allerdings wollen sie unsere Geburtsurkunden sehen.“

„Die in London sind“, sagte er und verzog das Gesicht.

„Das werden wir schon hinbekommen.“ Kerry würde entweder selbst nach London fliegen, um die Urkunden zu holen, oder Trish bitten, sie ihnen zu schicken. „Ich dachte, wir könnten vielleicht hier in der Krankenhauskapelle heiraten. Dann müssten wir nur die Papiere vom Standesamt holen.“

„Aber dann bleibt uns ja nicht mal eine Woche, um die Hochzeit zu organisieren“, wandte Moira ein. „Und es gibt noch so viel zu tun.“

„Nicht wirklich“, widersprach Kerry. „Es wird kein aufwendiges Fest, deshalb ist es nicht so kompliziert. Wenn wir erst einmal einen Termin für die Trauung haben, brauche ich nur noch ein Kleid und den Brautstrauß. Und Adam einen Anzug. Das kann ich alles besorgen, wenn ich in London bin.“

„Gute Idee“, meinte Adam. „Mum und ich kümmern uns währenddessen um das Hochzeitsessen. Wenn der Chefarzt damit einverstanden ist, können wir Dad für das Essen vielleicht in unser Hotel verlegen.“

„Und wenn nicht?“, fragte Kerry.

„Dann lassen wir uns etwas liefern und speisen in Dads überaus romantischem Krankenzimmer.“

„Was ist mit der Torte?“, erkundigte sich Moira. „Ohne Hochzeitstorte geht es nicht.“

„Ja, und zwar eine, die so groß ist, dass wir das gesamte Stationspersonal damit füttern können“, gab Adam zurück. „Wir bestellen die Torte in der nächsten Konditorei und lassen sie uns ebenfalls liefern. Siehst du, Mum? Damit ist die ganze Hochzeit bereits bestens organisiert.“

„Aber es kommt mir nicht richtig vor, wenn nur wir vier dabei sind. Gibt es nicht jemanden, den du einladen möchtest, Kerry?“

„Ich habe keine Familie.“

„Was ist mit Trish?“, fragte Adam. „Sie ist deine beste Freundin.“

„Ja, aber du kannst sie nicht leiden.“

Er grinste schief. „Ich denke, für einen Tag kann ich das Kriegsbeil begraben. Wenn sie es auch kann.“

„Ich werde es ihr sagen.“

„Gut, dann wäre das auch geregelt.“ Er stand auf und legte Kerry den Arm um die Schultern. „Ich begleite dich jetzt zum Krankenhauskaplan. Habe ich dir übrigens schon gesagt, dass du die wunderbarste Frau auf Erden bist?“

Eine Stunde später hatten sie ihren Hochzeitstermin. Der Kaplan würde sie am Freitag trauen.

 

Später an diesem Abend gingen Adam und Kerry in ihr Hotel, um einzuchecken. Als sich die Tür des Lifts hinter ihnen schloss, nahm er ihre Hand.

„Kerry“, sagte er mit belegter Stimme.

„Ja.“

„Ich habe zwar zwei Einzelzimmer gebucht, aber ich möchte heute Nacht nicht allein sein. Bitte, bleib bei mir.“

„Bei dir?“, wiederholte sie fassungslos.

„Ja. Ich werde bestimmt nicht über dich herfallen.“

Vielleicht stimmte das ja. Aber sie konnte nicht dafür garantieren, dass sie nicht über ihn herfallen würde.

Sie holte tief Luft. „In Ordnung.“

Er hielt ihre Hand fest, bis sie in seinem Zimmer waren. Dann ließ er ihr höflich den Vortritt zum Bad.

Kerry war ziemlich verlegen, als sie wieder herauskam. Schnell schlüpfte sie ins Bett und deckte sich zu.

Sie würde diese Nacht mit Adam verbringen. Oder besser gesagt, neben ihm.

Als er das Bad verließ, trug er nur Boxershorts. „Eigentlich schlafe ich nackt. Aber ich dachte, das würde dich vielleicht stören“, sagte er, als er ihre fassungslose Miene sah.

„Möchtest du wirklich, dass ich hierbleibe?“

„Ja“, antwortete er und legte sich neben sie. „Ich will dich einfach nur festhalten.“ Er legte den Arm um sie und schmiegte sich an sie. „Ich bin froh, dass du bei mir bist.“

Vergebens versuchte Kerry, sich zu entspannen. Ihre Hand zitterte, als sie die Nachttischlampe ausschaltete.

„Gute Nacht“, sagte er leise.

„Gute Nacht“, wiederholte sie.

Sie bezweifelte, dass sie einschlafen konnte. Dafür war Adam ihr viel zu nahe. Um sich selbst zu beruhigen, sagte sie im Kopf chemische Formel auf. Je komplizierter, desto besser.

Darüber schlummerte sie schließlich doch ein.


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