Die Flammen der Leidenschaft - 10. Kapitel
10. KAPITEL
Überzeugt davon, dass der Abend nicht mehr viel schlimmer werden konnte, rief Lance bei Lexi an. Er bekam allerdings nur ihren Anrufbeantworter ans Telefon und bewies genug Anstand, die Verlobung nicht mit einer unpersönlichen Nachricht aufzulösen, weswegen er Lexi um einen Rückruf bat.
Nach Hause wollte er nicht, aber auch nicht zurück ins Büro. Diese beiden Orte erinnerten ihn zu sehr an Kate. Stattdessen fuhr er in den Texas Cattleman’s Club. Ein paar Drinks mit den anderen Clubmitgliedern waren genau das, was er jetzt brauchte, um sich abzulenken.
Nachdem er die Autoschlüssel dem Bediensteten vom Parkservice zugeworfen hatte, ging er direkt in den Spielsalon. Nach einem Drink und einem kleinen Spielchen hätte er vielleicht wieder einen klaren Kopf.
Gerade als er sich einen Whisky einschenkte, klingelte sein Mobiltelefon.
An der Vorwahl auf dem Display erkannte, dass der Anruf aus Virginia kam. Das konnte nur Lexi sein.
„Lance Brody“, meldete er sich.
„Ich bin’s, Lexi. Ich habe deine Nachricht bekommen. Worüber wolltest du mit mir reden?“
Lance nahm einen langen Schluck von seinem Drink und sank in einen der großen Ledersessel.
„Ich wollte mit dir über unsere Verlobung sprechen“, sagte er.
„Das trifft sich gut. Mein Vater hat mich heute schon darauf angesprochen, und ich habe ihm gesagt, dass wir bisher noch keine weiteren Pläne gemacht haben. Wir haben uns ja auch noch nicht auf einen passenden Termin geeinigt, aber ich denke, je früher, desto besser, was meinst du?“, fragte Lexi.
Lance fühlte sich wie ein Betrüger. Es gab keinen anderen Weg für ihn, denn er wollte nicht den gleichen Fehler wie sein Vater machen. Die Ehe mit seiner Mutter hatte ihn zerstört und war vermutlich auch der Auslöser für all die Wut in ihm gewesen.
„Lexi, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.“
„Was sagen?“, fragte sie nach. „Ich habe wunderschöne Einladungskarten gefunden. Ich schicke dir ein Muster, und dann kannst du entscheiden, ob sie dir gefallen oder nicht.“
Das wurde ja mit jeder Sekunde schlimmer. Er holte tief Luft.
„Lexi, ich kann dich nicht heiraten.“
„Was?“
„Es tut mir leid. Aber ich bin mit einer anderen Frau zusammen, und ich …“ Lance rang nach den passenden Worten. Ich liebe Kate. Hölle. Er liebte sie. Das war der Grund gewesen, warum es ihm vorhin so falsch vorgekommen war, sie allein in ihrem Haus zurückzulassen. Kate sollte der erste Mensch sein, der diese Worte von ihm hörte.
„Ich kann dich nicht heiraten, wenn ich für jemand anderen diese Gefühle habe.“
„Wer ist es?“, fragte Lexi.
„Kate Thornton.“
„Deine Sekretärin? Lance, ich bitte dich, Männer in deiner Position heiraten doch nicht ihre Sekretärin.“
„Das ist mir egal. Ich bekomme Kate nicht mehr aus dem Kopf, und ich mache uns alle unglücklich, wenn ich dich heirate.“
Lexi schwieg, und Lance wusste, dass er nicht gerade den besten Weg gewählt hatte, um ihr diese Nachricht zu übermitteln. Er sollte Mitch anrufen und ihn darum bitten, zu Lexi zu fahren und es ihr von Angesicht zu Angesicht zu erklären.
„Es tut mir sehr leid“, fügte er noch hinzu.
„Mir auch. Mein Vater hat diese Ehe wirklich gewollt.“
„Das weiß ich. Und wenn das bedeutet, dass er uns nicht unterstützen wird, dann werden wir einen anderen Weg finden müssen, um uns zu vergrößern. Ich weiß nur, dass ich keinem von uns ein unglückliches Leben bescheren möchte.“
Als er einen weiteren Schluck von seinem Drink nahm, fiel ihm auf, wie wahr seine Worte waren. Glück spielte für ihn eine große Rolle. Schon sein ganzes Leben lang war er danach auf der Suche gewesen und hatte es erst mit Kate an seiner Seite gefunden.
„Ich glaube, wir haben uns nichts mehr zu sagen“, hörte er Lexi sagen.
„Es tut mir leid“, wiederholte er. „Aber ich bin mir sicher, dass du mir dafür eines Tages danken wirst.“
„Bitte sag das nicht. Davon werde ich mich sicher nicht so leicht erholen“, erklärte sie.
„Mir ist nicht klar gewesen, dass du etwas für mich empfindest“, sagte Lance.
„Ich hätte nicht zugestimmt, dich zu heiraten, wenn dem nicht so wäre.“
„Lexi …“, begann er.
„Entschuldige, das war gemein von mir. Du bist mir genauso fremd wie ich dir. Ich mache dir keinen Vorwurf daraus, dass du diese Sache beendest“, lenkte sie ein.
Dann legte sie auf, und er blieb mit dem Gefühl zurück, als wäre sein ganzes Leben wie dieser leere Raum, in dem er gerade saß. Das war es für eine ganze Weile auch gewesen, aber er wusste jetzt, wie er es füllen konnte.
Die Antwort lautete Kate. Aber bevor er zu ihr konnte, musste er sich um Lexi kümmern und sicher sein, dass Mitch mit dem Senator sprach.
Mitch war gerade aus Washington zurückgekommen, und Lance wusste, dass sein Bruder nicht gerade erfreut sein würde.
„Mitch hier“, hörte er die Stimme seines Bruders.
„Ich habe meine Verlobung mit Lexi Cavanaugh aufgelöst“, sagte Lance ohne Einleitung.
„Was? Warum?“
„Ich kann sie nicht heiraten, wenn ich so für Kate empfinde.“
„Kate? Seit wann empfindest du was für sie?“, wollte Mitch wissen. „Weiß Lexi davon?“
„Ich habe sie gerade angerufen, und sie hat ziemlich aufgebracht geklungen. Hör mal, ich weiß ja, dass das unsere Geschäfte mit dem Senator komplizierter macht. Aber ich liebe Kate und werde sie nicht einfach aufgeben.“
„Das macht die Sache mehr als nur komplizierter, Lance. Verdammt, hättest du mich doch nur angerufen, bevor du mit Lexi gesprochen hast.“
„Es tut mir leid.“
„Das sollte es auch. Ich habe keine Ahnung, wie ich das wieder in Ordnung bringen soll. Wir brauchen die Unterstützung des Senators“, betonte Mitch.
„Wenn es jemand wieder in Ordnung bringen kann, dann du.“
„Ja, das mache ich“, entgegnete Mitch. „Du liebst also Kate?“
„Ja, das tue ich. Verdammt, sie sollte doch die Erste sein, die das von mir hört.“
„Und worauf wartest du dann noch? Fahr zu ihr und sag es ihr“, schlug sein Bruder vor.
Als Lance zu Kates Haus fuhr, war er nervös, denn zum ersten Mal in seinem Leben hatte er keinen blassen Schimmer, wie er vorgehen sollte – und das war er einfach nicht gewohnt. Aber Kate ging es vermutlich auch nicht anders, und er würde sie verdammt noch mal dazu bringen, ihm zuzuhören.
Doch als er ihr Reihenhaus erreicht, war sie nicht da. Ihr Auto war auch weg. Wo konnte sie bloß hingefahren sein?
Als Lance nicht mehr wusste, wo er noch nach Kate suchen sollte, gestand er sich ein, dass er die Hilfe eines Profis brauchte.
Am nächsten Morgen rief er Darius an. Er stand in seinem Büro, weil er sich einfach nicht an seinen Schreibtisch setzen konnte, ohne ständig vor seinem inneren Auge zu sehen, wie Kate am vergangenen Abend die Initiative beim Sex ergriffen hatte. Ihm war vorher nicht bewusst gewesen, dass eine Frau ihn auf so vielen Ebenen ergänzen konnte.
„Hallo, ich bin’s, Lance.“
„Hi. Ich habe immer noch nichts Neues wegen deinem Feuer.“
„Deswegen rufe ich gar nicht an. Ich wollte dich um einen Gefallen bitten“, erklärte Lance.
„Noch einen? Das werden ja allmählich ganz schön viele. Du schuldest mir langsam was“, scherzte Darius.
„Ja, das weiß ich. Aber das hier ist sehr wichtig.“
„Okay, schieß los!“
Lance holte tief Luft. „Ich weiß nicht, wo Kate Thornton steckt und muss sie unbedingt finden.“
„Okay, hast du schon die Polizei benachrichtigt?“, wollte Darius wissen.
„Nein, ich glaube nicht, dass ihr etwas passiert ist. Ich will sie nur finden, denn sie geht nicht an ihr Telefon, wenn ich sie anrufe.“
Darius begann zu lachen. „Soso, du hast also ein Frauenproblem.“
„Ja, Darius, das stimmt. Und diese Frau – ich muss sie einfach finden. Sie ist nicht wie andere“, beteuerte Lance.
„Ist das dein Ernst?“
„Ja.“
„Okay, ich helfe dir. Gib mir mal ihre Handynummer.“
„Hast du es schon bei ihren Freunden und ihrer Familie versucht?“, erkundigte Darius sich, nachdem er Kates Nummer notiert hatte.
„Ja, ich habe ihre beste Freundin Becca Huntington angerufen. Aber leider hatte ich nur ihren Anrufbeantworter dran. Und ihre Eltern haben nichts von ihr gehört.“
Lance sah aus dem Fenster des Bürogebäudes und fragte sich, wo zur Hölle Kate stecken mochte. Er brauchte sie, und sie war nicht da. Er nahm sich vor, ihr von diesem Gedanken zu erzählen, wenn er sie wieder in seinen Armen hielt.
Einander lieben sollte bedeuten, dass man sich aufeinander verlassen konnte. Er wusste, dass sie ihn verletzen wollte und deswegen gegangen war, aber er musste sie wieder zurückhaben.
„Gib mir ein bisschen Zeit, um Nachforschungen anzustellen. Ich melde mich dann wieder bei dir“, versprach sein Freund.
„Danke, Darius.“
„Keine Ursache, Mann.“
Als Darius aufgelegt hatte, ging Lance im Büro ungeduldig auf und ab. Eigentlich müsste er jetzt arbeiten. Bisher hatte er sich immer in die Arbeit flüchten können, wenn das Leben zu kompliziert wurde. Dieses Mal konnte er sich aber einfach nicht dazu aufraffen. Denn das Einzige, woran er denken konnte, war Kate.
Er sah sie vor sich, als er das letzte Mal aus Washington zurückgekehrt war, mit ihrer Hornbrille und den viel zu weiten Kleidern. Dann stellte er sie sich in dem kurzen Rock und dem ärmellosen Shirt vor, die sie gestern getragen hatte. Endlich gestand er sich ein, dass er schon seit Langem Gefühle für Kate hegte. Er hatte ihnen einfach nur keine Beachtung geschenkt.
Am Nachmittag rief Darius ihn endlich zurück.
„Ich habe sie gefunden“, ließ er Lance wissen.
„Prima! Sag mir, wo sie ist“, drängte Lance.
„Du brauchst einen Plan. Was willst du denn machen, wenn du sie siehst?“, fragte Darius.
„Ihr sagen, dass sie nicht wieder fortgehen kann und zu mir gehört.“
„Das ist, ehrlich gesagt, ein furchtbar schlechter Plan. Du musst bei Frauen mit sehr viel mehr Raffinesse vorgehen“, entschied Darius. „Bleib in deinem Büro, ich bin schon auf dem Weg zu dir.“
Bevor Lance noch etwas sagen konnte, hatte sein Freund bereits aufgelegt. Zehn Minuten später betrat Mitch das Büro.
„Was machst du gerade?“, erkundigte er sich.
Seit dem letzten Telefonat mit Darius war Lance unentwegt im Raum auf und ab gegangen. „Ich warte auf Darius. Er weiß, wo Kate steckt, denkt aber … und er hat wohl recht … dass ich einen Plan brauche, um sie zurückzugewinnen.“
„Und was wirst du jetzt machen?“, fragte Mitch.
„Ich sage ihr, dass ich sie heiraten will.“
„Das klingt vernünftig“, nickte Mitch zustimmend. „Aber du solltest es dieses Mal richtig machen. Kate liebt dich schon so lange.“
„Woher weißt du das denn?“, fragte Lance erstaunt.
„Das weiß doch wirklich jeder. Wahrscheinlich bist du der einzige Grund, warum sie überhaupt so lange bei uns in der Firma geblieben ist. Du bist immer ihr Traummann gewesen.“
„Wirklich?“ Das hätte mir doch eigentlich irgendwann mal auffallen müssen, dachte Lance. Es war so gesehen kein Wunder, dass Kate sich so verhalten hatte, als sie von seiner Verlobung mit Lexi erfahren hatte. „Ich will, dass unsere Verlobung so wird, wie sie es sich immer erträumt hat.“
„Weißt du denn, wovon sie träumt?“, warf Mitch ein.
Nein, das wusste er nicht. Er wusste aber, dass Kate romantische Gesten schätzte. Dann kam ihm plötzlich ein großartiger Gedanke. Er würde im Speisesaal des Texas Cattleman’s Club um ihre Hand anhalten. Er würde den Saal mit Kerzen und Blumen dekorieren lassen und den Antrag so romantisch wie nur irgend möglich gestalten.
Er wollte, dass Kate vom ersten Moment an, in dem sie den Raum betrat, wusste, dass Lance sie liebte. Sie sollte das Gefühl haben, dass es die Sache wert gewesen war, all die Jahre auf ihn zu warten.
„Tust du mir einen Gefallen?“, fragte er Mitch.
„Noch ein Gefallen“, ließ Darius sich von der Tür her vernehmen. „Du kannst nur hoffen, dass wir nicht alle am selben Tag auf die Idee kommen, sie von dir zurückzufordern.“
„Schön, dass du hier bist. Mitch?“
„Klar helfe ich dir“, erwiderte sein Bruder.
„Super. Okay, pass auf …“
Er erzählte seinem Bruder und seinem besten Freund von seinem Plan und wusste, dass das der richtige Weg für einen Mann war, seiner Angebeteten einen Heiratsantrag zu machen. Er sollte dabei seine Freunde und Familie an seiner Seite haben und es nicht in einem Hotelzimmer in einer fremden Stadt tun.
Mitch sollte zu Kate zu fahren und sie in den Texas Cattleman’s Club bringen. Darius wollte den Ring abholen, den Lance bei einem Juwelier in der Innenstadt bestellt hatte. Lance selbst fuhr in den Club, um sicherzustellen, dass alles perfekt vorbereitet war, wenn Kate eintraf.
Kate hatte gerade im Fitnessraum des „Ritz“ ihr Trainingsprogramm absolviert, griff nach einer Wasserflasche und ging zum Fahrstuhl. Sie hatte einfach weg von ihrem Reihenhaus gemusst, aber zu ihren Eltern hatte sie auch nicht fahren wollen, weil es ihr nicht richtig vorgekommen war. Weil sie auch nicht verreisen wollte, hatte sie ihre Sachen gepackt und war hierher in das Hotel gekommen.
Sie wollte sich verwöhnen lassen, ausgiebig den Zimmerservice nutzen und nebenbei Lance Brody vergessen. Doch leider ging ihr Plan nicht auf. Überhaupt nicht. Sie wachte sogar nachts auf, weil sie seine Umarmung vermisste.
Ohne den beruhigenden Schlag seines Herzens an ihrem Ohr konnte sie einfach nicht schlafen. Sie fragte sich im Stillen, ob es vielleicht der größte Fehler ihres Lebens gewesen war, ihn gehen zu lassen.
Aber auf der anderen Seite wusste sie, dass es keine gemeinsame Zukunft für sie gegeben hätte, bis Kate nicht gelernt hatte, sich im Leben zu behaupten und auf eigenen Füßen zu stehen.
Jetzt war sie hier, stand auf eigenen Füßen und war allein.
Auf sich selbst gestellt zu sein machte ihr nichts aus, das Gefühl der Einsamkeit hingegen sehr viel. Irgendwie wusste sie nicht mehr, wer sie war oder was sie eigentlich wollte.
Während sie auf den Fahrstuhl wartete, fühlte sie sich mehr als jemals zuvor fehl am Platze – und das lag nicht an dem luxuriösen Umfeld hier im Hotel. Es waren ihre eigenen Gefühle.
Für eine lange Zeit war Lance die Konstante in ihrem Leben gewesen. Irgendwie hatte sie geglaubt, dass es immer so sein würde. Sie wusste nicht, wer sie war, wenn sie Lance nicht liebte. Das war ein ziemlich großer Teil ihres Problems. Sie fragte sich, ob sie überhaupt jemals dazu in der Lage sein würde, den Schmerz über diesen Verlust zu verwinden.
Als sie auf ihrer Etage den Fahrstuhl verließ, bemerkte sie einen Mann im Flur in der Nähe ihres Zimmers.
Er war fast genauso groß wie Lance, und für einen Moment schien ihr Herzschlag auszusetzen, weil sie glaubte, dass er es tatsächlich war. Doch das war ein sehr dummer Gedanke, Lance konnte schließlich nicht wissen, dass sie hier war.
Doch als sie näher heranging, erkannte sie in dem Mann Mitch. Er telefonierte gerade, sah aber auf, als Kate sich näherte. Umgehend unterbrach er das Gespräch und steckte das Handy ein.
„Ich schätze, Sie wundern sich, warum ich hier bin“, vermutete er.
„Ja, das tue ich.“
„Können wir in Ihrem Zimmer reden?“
„Okay“, sagte sie, während sie ihre Zimmertür öffnete. Lance’ Bruder nahm in einem der Gästesessel Platz, und Kate setzte sich auf das Bett.
„Lance hat mich gebeten hierherzukommen“, begann Mitch.
„Warum?“
„Er muss Sie unbedingt sprechen.“
„Und warum ist er nicht selbst gekommen?“, wollte Kate wissen. „Sie müssen ja ziemlich häufig den Botschafter für Ihren Bruder spielen.“ Doch eigentlich freute sie sich, denn Lance hatte zumindest etwas unternommen, um ihre Beziehung zu retten.
„Das weiß ich, und jetzt ist es an der Zeit, damit aufzuhören, für ihn zu sprechen“, entgegnete Mitch. „Ich habe eine Menge Arbeit in Washington zu erledigen. Als er die Verlobung mit Lexi gelöst hat, hat er ein ganz schönes Durcheinander ausgelöst.“
Kate knabberte leicht an ihrer Unterlippe. „Das tut mir leid, Mitch.“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Das braucht es aber nicht. Lance ist schon immer für Sie bestimmt gewesen.“
„Mittlerweile bin ich mir da gar nicht mehr so sicher“, erwiderte Kate schulterzuckend. „Ich weiß nämlich überhaupt nicht mehr, wie wir beide zueinander stehen.“
„Das ist der Grund, warum er mich hierher geschickt hat. Er möchte persönlich mit Ihnen reden. Weil Sie auf seine Nachrichten nicht geantwortet haben, dachte er, dass Sie vielleicht eher auf eine persönliche Einladung von mir hören als auf einen weiteren Spruch auf Ihrem Anrufbeantworter.“
„Ich habe einfach nur Zeit zum Nachdenken gebraucht. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen können, Mitch, aber wenn Sie jemanden so sehr lieben, wie ich Lance liebe, dann macht es Sie in gewisser Beziehung schwach.“
„Geben Sie Lance eine Chance, alles mit Ihnen zu klären“, bat Mitch. „Was immer er angestellt hat, um diesen Streit heraufzubeschwören, ich weiß, dass er fest entschlossen ist, die Sache wieder ins Reine zu bringen.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob er das kann. Ich wollte, dass er … vermutlich sollte ich Ihnen das gar nicht erzählen.“
„Wahrscheinlich haben Sie recht“, stimmte Mitch zu. „Aber wenn Sie trotzdem mit mir darüber reden wollen, bitte, ich höre Ihnen zu.“
Kate schüttelte den Kopf. Sie brauchte mit niemand anderem als Lance zu reden. „Wo ist er denn?“
„Im Texas Cattleman’s Club in Somerset. Er hat Sie eingeladen, mit ihm im großen Speisesaal des Clubs zu Abend zu essen.“
„Okay, aber ich weiß nicht, wo der Club ist.“
Mitch lachte. „Ich werde Sie dorthin begleiten.“
„Nein, das bekomme ich schon hin, Mitch. Ich finde den Weg bestimmt, lassen Sie mir nur die Adresse da.“
„Sind Sie sicher?“, vergewisserte er sich.
Sie nickte. „Um wie viel Uhr soll ich da sein?“
„Um sechs.“
Als Mitch gegangen war, nahm Kate eine Dusche, zog sich an und nahm sich Zeit für ihre Frisur und das Make-up. Sie hatte kein Abendkleid bei sich, aber ein kurzer Anruf in der Hotelboutique löste auch dieses Problem. Schließlich war sie fertig bekleidet mit einem wundervollen Cocktailkleid und hochhackigen Schuhen, die ihre Beine sehr sexy wirken ließen.
Und als sie einen flüchtigen Blick in den Spiegel warf, erkannte sie, dass zum ersten Mal ihre äußere Erscheinung mit der Frau, die sie im Inneren war, übereinstimmte. Unabhängig von dem, was Lance heute Abend zu ihr sagen würde, hatte sie endlich ihren Frieden mit sich selbst gefunden und konnte sein, wer sie wirklich war.