Die Flammen der Leidenschaft - 4. Kapitel

Die Flammen der Leidenschaft

4. KAPITEL

Kates Kuss schmeckte einfach himmlisch. Lance fühlte sich unwiderstehlich von ihrer verführerischen Ausstrahlung angezogen, als er sie in den Armen hielt. Plötzlich wurde ihm klar, dass er niemals genug von ihr bekommen können würde. Und es auch gar nicht wollte.

    Er ließ seine Hände über ihre Taille gleiten und fragte sich, warum ihm bisher dieser wundervoll gerundete Körper und diese großen, hübschen Augen nicht aufgefallen waren. Vermutlich waren daran die weiten Pullover und die für ihr Gesicht zu große Brille schuld gewesen. Verdammt, sie hatten verhindert, dass Lance in Kate die aufregende Frau gesehen hatte, die sie in Wirklichkeit war.

    Er lehnte sich an den Schreibtisch und zog Kate näher an sich heran, sodass er ihre vollen Brüste an seinem Oberkörper spürte – wie gut sie sich anfühlten! Er beugte sich tiefer zu Kate herab und ließ den Kuss noch inniger werden.

    Als er kurz innehielt, sah er, dass Kate die Augen geschlossen hatte. Unwillkürlich musste er daran denken, dass er bisher noch keine Frau jemals geliebt hatte. Mit einer Frau ins Bett zu gehen, war eine Sache, aber was sollte er tun, wenn diese Sache mit Kate über das Körperliche hinausging?

    Sacht zeichnete er mit den Fingerspitzen die zarten Konturen ihres Gesichtes nach, das von ihrem Haar umspielt wurde, das sie zum ersten Mal, seit sie für ihn arbeitete, offen trug. „Sollte ich mich jetzt besser für den Kuss entschuldigen?“

    Sie öffnete die Augen und sah ihn leicht benommen an. „Wollen Sie das denn?“

    „Auf keinen Fall. Ich würde es gerne wiederholen, aber das Büro ist vielleicht nicht der beste Ort dafür“, meinte er.

    „Da haben Sie recht.“

    Sein Telefon klingelte, und Kate sah Lance lächelnd an, als sie danach griff. „Brody Oil and Gas. Sie sprechen mit Kate.“ Ihr Lächeln verblasste. „Einen Moment bitte.“

    „Wer ist es?“, wollte Lance wissen.

    „Ihre Verlobte. Vermutlich wollen Sie von Ihrem Büro aus mit ihr reden.“

    Lance nickte. Es passte ihm ganz und gar nicht in den Kram, dass Lexi diesen besonderen Augenblick mit Kate störte, aber er konnte sie nicht noch einmal vertrösten. „Wir sind noch nicht miteinander fertig“, sagte er zu Kate.

    „Natürlich nicht“, erwiderte sie und setzte sich. „Wir müssen noch die nächsten zwei Wochen überstehen.“

    „Kommen Sie in mein Büro, wenn ich das Telefonat beendet habe“, ordnete er an. Unbestreitbar herrschte eine starke Anziehungskraft zwischen ihnen beiden. Allerdings hatte er nicht den blassesten Schimmer, wie er mit dieser neuen Kate umgehen sollte – eine Kate, die ihm widersprach und nicht mehr alles tat, was er von ihr verlangte.

    „Klar, mache ich. Sie sollten jetzt besser ans Telefon gehen, wenn Sie Ihre Verlobte nicht warten lassen wollen.“

    Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zu seinem Schreibtisch, um es sich in dem Ledersessel gemütlich zu machen. Danach griff er nach dem Hörer und schaltete die Leitung frei, in der Lexi wartete.

    „Hallo Lexi“, begrüßte er die Frau am anderen Ende.

    „Hallo Lance. Du hast heute Morgen sicher sehr viel um die Ohren, aber ich wollte mich kurz für die Einladung zur Party am vierten Juli bedanken. Da ich ja Gastgeberin bin, wollte ich fragen, ob ich noch was tun kann?“

    Lance hatte bisher überhaupt noch nicht daran gedacht, dass Lexi als seine Verlobte tatsächlich so etwas wie die Gastgeberin war. „Meine Sekretärin kümmert sich bereits um alles.“

    „Dann rufe ich sie mal an und frage, ob ich ihr bei irgendwas helfen kann. Wenn unsere Ehe funktionieren soll, sollte ich am besten sofort über alles, was bei Brody Oil and Gas vor sich geht, Bescheid wissen“, erklärte seine Verlobte.

    „Warum das denn?“, fragte Lance.

    „Weil es der Ort ist, an dem du den ganzen Tag verbringen wirst“, erwiderte sie. „Ich weiß genau, was eine gute Ehefrau ausmacht. Deine Partnerin muss verstehen, wie die Firma läuft und um was es geht.“

    Damit hatte sie ganz sicher recht, aber trotzdem wollte Lance Lexi nicht hier haben. Besorgt bemerkte er, dass er sich eher Kate als seine Partnerin bei Brody Oil and Gas vorstellte. Warum hatte er seine Gefühle für Kate erst jetzt erkannt? Daran war jetzt nichts mehr zu ändern, aber in Zukunft wollte er, dass die Dinge zwischen ihnen anders liefen. Aber wie sollte das gehen? Kate würde bald nicht mehr für ihn arbeiten, und er war mit Lexi verlobt. Wollte er, dass seine Beziehung zu Lexi funktionierte? Und falls sie das tat, was war dann mit Kate?

    Mitch und Lance waren sich einig, dass die Verbindung zu den Cavanaughs von großem Nutzen für sie war. In Lance’ Leben hatte die Firma bisher immer den größten Platz eingenommen. Er wusste genau, was er tun musste und wie er sich zu verhalten hatte. Das war die Gelegenheit zu beweisen, dass er nicht so ein Mistkerl wie sein Vater war.

    Er wollte unbedingt ein besserer Mensch sein. Ein Mann, der Kate nicht küsste, wenn er gar nicht sicher sein konnte, was aus ihnen würde. Ein Mann, der im Sinne des Versprechens handelte, das er Lexi gegeben hatte. Ein Mann, der stolz auf sich sein konnte.

    „Du brauchst wirklich nichts für die Feier vorbereiten“, sagte er. „Wir reden am besten, wenn du hier bist, Kate – meine Sekretärin – hat gekündigt und bleibt nur noch zwei Wochen. Wenn du dich wirklich hier einbringen willst, dann sprich doch am vierten Juli während der Feier mit Kate über unsere Events.“

    „Es ist mir ernst, Lance. Ich will, dass unsere Ehe funktioniert.“

    Die Ernsthaftigkeit, mit der Lexi das sagte, beschämte Lance. Immerhin hatte er um ihre Hand angehalten, und es war jetzt an der Zeit, sich dazu zu bekennen.

    „Bis morgen dann“, erwiderte er.

    „Ich freu mich schon. Mitch hat in den höchsten Tönen von euren Partys zum Unabhängigkeitstag geschwärmt.“

    „Ja, sie sind eine gute Gelegenheit, uns bei unseren Angestellten zu bedanken. Als wir die Firma wiederaufgebaut haben, war uns wichtig, dass unsere Angestellten sich immer wie ein wichtiger Teil von Brody Oil and Gas fühlen, damit wir gemeinsam etwas erreichen können.“

    „Wenn man sieht, wie viel Erfolg ihr habt, scheint mir das die richtige Firmenphilosophie zu sein“, lobte Lexi.

    Das sah er zwar ähnlich, aber sie zahlten auch einen ziemlich hohen Preis dafür, dass es so gut lief. Mitch war genauso ehrgeizig und von der Arbeit besessen wie Lance. Und diese Ehe war keine wirkliche Ehe – lediglich eine geschäftliche Übereinkunft. Lexi war für die Brüder nur eine weitere Station auf dem Weg nach oben. Wollte er wirklich so ein Leben führen, besonders jetzt, wo er eine Frau wie Kate entdeckt hatte? Was sollte er bloß machen?

Kate konnte einfach nicht glauben, dass sie den Kopf verloren und zugelassen hatte, dass Lance sie küsste. Es war wundervoll gewesen und unglaublich – aber auch vollkommen dumm. Eigentlich hatte sie die zwei Wochen dafür nutzen wollen, Lance endgültig zu einem Kapitel ihrer Vergangenheit werden zu lassen.

    Ihr Ziel, das Beste aus ihrem Äußeren herauszuholen, hatte sie zweifellos erreicht. Sie war damit so erfolgreich gewesen, dass Lance sie anfänglich noch nicht einmal erkannt hatte.

    Das Traurige daran war, dass sie eigentlich nichts weiter getan hatte, als sich hübsch anzuziehen. Unglaublich, was für einen Unterschied ein neues Outfit ausmachen konnte. Ihre Mutter hatte immer wieder gepredigt, dass Kleider Leute machten – dabei hatte sie sonst mit ihren anderen Behauptungen eher selten recht gehabt.

    Das rote Lämpchen an ihrem Telefon zeigte ihr, dass Lance immer noch mit Lexi Cavanaugh sprach. Obwohl sie so gut wie gar nichts über diese Frau wusste, schuldete Kate ihr großen Dank. Ohne Lexis Verlobung mit Lance hätte Kate ihr unvorteilhaftes Äußeres nicht verändert und wäre weiterhin auf dem besten Wege gewesen, als einsame alte Jungfer zu enden.

    Als sie ein bewundernder Pfiff aus ihren Gedanken riss, sah sie auf. Eben betrat Marcus Wall das Büro. Er war einer der Geologen, die für Brody Oil and Gas arbeiteten und die Standorte für die den höchsten Gewinn versprechenden Ölbohr­stellen erkundeten – und er machte seinen Job sehr gut. „Verflixt, Kate, Sie sehen toll aus heute!“, sagte Marcus.

    „Danke“, erwiderte sie lächelnd.

    „Mir ist vorher gar nicht aufgefallen, was für schöne Augen Sie haben“, setzte er hinzu und stützte sich auf ihrem Schreibtisch ab. Er hatte Kate bisher kaum beachtet, wenn er in ihrem Büro war.

    Anstatt sich geschmeichelt zu fühlen, war ihr plötzlich unbehaglich zumute. Sie wollte nicht die Aufmerksamkeit aller Männer auf sich ziehen. Sie hatte sich die Aufmerksamkeit eines bestimmten Mannes gewünscht, und jetzt, da sie die hatte, wollte sie, dass das auch so blieb.

    Jetzt, da ihr auffiel, wie wenig ihr Komplimente anderer Männer bedeuteten, wurde ihr klar, dass ihr Plan zum Scheitern verurteilt war. Sie hatte nur noch Augen für Lance.

    „Kate?“

    „Hm?“

    „Steckt ein Mann hinter Ihrer Verwandlung?“, fragte Marcus kopfschüttelnd.

    „Wie kommen Sie darauf?“

    „Ich kenne die Frauen“, erwiderte er schulterzuckend.

    „Ach wirklich?“

    „Ja, ich habe drei Schwestern. Ich bin sozusagen von Wölfen großgezogen worden“, erklärte der Geologe.

    „Es ist aber nicht besonders schmeichelhaft, Frauen mit Wölfen zu vergleichen.“

    „Kann schon sein. Aber ich habe gelernt, dass es immer einen Grund gibt, wenn sich eine Frau so herausputzt.“

    „Vielleicht wollte ich mich ja nur verändern?“, erwiderte sie und war überrascht, dass Marcus ihr gerade dabei half, sich selbst zu verstehen. Ihre Veränderung wirkte tatsächlich ein wenig wie eine Maske.

    Als Lance sie geküsst und in seinen Armen gehalten hatte, war sie sich wie eine Königin vorgekommen. Aber jetzt fühlte sie sich wieder wie die alte Kate, genauso, wie all die Jahre, in denen Lance sie wie ein lieb gewordenes Haustier behandelt hatte.

    „Wie auch immer, der neue Look steht Ihnen ausgezeichnet. Übrigens, ist der große Häuptling zu sprechen?“

    Kate sah auf das Telefon und stellte fest, dass Lance nicht mehr telefonierte. Zum Glück! Es war wirklich höchste Zeit, dass Marcus endlich wieder ging. Inbrünstig hoffte sie, nicht den ganzen Tag von irgendwelchen Männern belagert zu werden, die ihr Komplimente machten.

    „Ja, er ist da“, antwortete sie.

    Bevor er gehen konnte, sagte sie noch: „Danke, Marcus.“

    „Wofür?“

    „Dafür, dass Sie so sind, wie Sie sind.“

    „Ich kann noch viel mehr sein, wenn Sie mich lassen“, erwiderte er.

    „Für ein paar Wochen, oder?“, fragte sie lächelnd, denn sie wusste, dass Marcus der richtige Mann für eine Affäre war, nicht aber für mehr. Außerdem wollte sie kein Verhältnis mit einem Mitarbeiter von Lance haben, wenn sie Brody Oil and Gas tatsächlich verließ.

    Dieser Plan, der nach zwei Gläsern Wein sehr raffiniert geklungen hatte, wirkte nun ein wenig … nun ja, dumm. Sie musste ihren Job machen und eine Nachfolgerin für ihre Position finden und Brody Oil and Gas so schnell wie möglich verlassen, bevor sie sich selbst noch mehr quälte.

    „Auf keinen Fall für länger. Ich bin halt kein Mann für ewig.“

    „Marcus, Sie wollten mich sprechen?“ Lance war von ihnen beiden unbemerkt in Kates Büro gekommen.

    „Ja, Chef. Es gibt gute Neuigkeiten wegen der neuen Schürfrechte, die wir vor Kurzem erworben haben.“

    „Gott sei Dank, das wollte ich von Ihnen hören“, erwiderte Lance. „Gehen Sie doch schon mal in mein Büro, ich muss noch mal kurz mit Kate sprechen.“

    Bevor Marcus ging, zwinkerte er Kate zu, und Lance schloss die Verbindungstür zwischen den beiden Räumen.

    „Was gibt’s?“, erkundigte Kate sich. Sie versuchte, dabei gelassen und überlegen zu klingen, was aber schwierig war, wenn man sich wie eine Zwölfjährige vorkam. Wie hatte sie nur zulassen können, dass dieser Mann so einen großen Einfluss auf sie hatte?

    „Ich wollte mich für mein Verhalten von vorhin bei Ihnen entschuldigen.“

    „Das haben wir doch schon geklärt“, meinte Kate. Das Letzte, was sie wollte, war, den Kuss noch einmal zu thematisieren. Für sie war es ein wundervolles Erlebnis gewesen, das sie sich vorher unzählige Male in ihrer Fantasie ausgemalt hatte.

    „Ich kann Ihnen nicht sagen, warum das mit uns beiden passiert, Kate, aber ich werde es auf keinen Fall ignorieren. Sie sind …“

    „Sie brauchen nichts weiter zu sagen. Sie sind verlobt, und ich werde bald nicht mehr hier arbeiten“, unterbrach sie ihn.

    „Warum haben Sie denn nun gekündigt?“ Lance ließ nicht locker.

    Kate sah zu ihm auf und überlegte für einen winzigen Moment, ob sie ihm die Wahrheit sagen sollte. Doch es schien kein guter Gedanke zu sein, ihm ihre Liebe zu gestehen und ihm zu beichten, dass es ihr das Herz brechen würde, wenn er wirklich eine andere Frau heiratete.

    „Ich habe gekündigt, weil ich nicht mehr länger für Sie arbeiten kann.“ Das war so nah an der Wahrheit, wie sie es wagen konnte, ohne zu viel zu verraten. Glücklicherweise schien er ihr diese etwas lahme Ausrede abzunehmen.

    Den Rest des Tages verbrachte sie damit, ihre Arbeit zu erledigen. Dabei entging ihr nicht, dass alle Männer im Büro sie plötzlich als begehrenswerte Frau wahrnahmen und nicht mehr als das graue Mäuschen, als das sie sie noch gestern gesehen hatten. Eigentlich hätte ihr das Mut machen müssen – Hoffnung darauf, bald einen anderen Mann zu treffen, in den sie sich verlieben konnte. Stattdessen wurde sie aber noch trauriger, denn der einzige Mann, der ihr wirklich etwas bedeutete, war weiterhin unerreichbar für sie – auch wenn er sie geküsst hatte.

Das Barbecue anlässlich des Unabhängigkeitstags fand bei Lance zu Hause in Somerset statt. Auf seinem Grundstück gab es neben einem idyllisch gelegenen See auch ein Beachvolleyballfeld. Seit dem College war Lance ein begeisterter Beachvolleyballspieler. Ein Highlight der Party würde sicher wieder das jährliche Turnier sein, in dem die Manager gegen die Arbeiter antraten.

    Seit der Morgendämmerung war der Partyservice mit dem Zubereiten der Speisen beschäftigt, und die Luft war erfüllt von einem verlockenden Duft, der allen das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Im Zelt neben dem der Caterer wurde Musik gespielt, und alles war in Rot, Weiß und Blau dekoriert.

    Lance entdeckte Kate sofort, als er das Partygelände betrat. „Einen schönen Vierten Juli, Kate.“

    „Danke, Ihnen auch. Wo werde ich hier gebraucht?“

    „Mitch verspätet sich, also wäre es toll, wenn Sie mir hier dabei helfen, die Namensschildchen auszuteilen und die Leute zu begrüßen.“

    Schon bei der ersten Party, die sie hier abgehalten hatten, hatten sie jeden Gast persönlich begrüßt. Lance, Mitch und Kate. Das war das erste Mal gewesen, wo sie Kate wirklich gebraucht hatten. Seitdem war es zu einer schönenTradition geworden, jedem Gast sein Namensschildchen anzustecken, wenn er ankam.

    „Ich kann immer noch nicht glauben, dass Sie das dieses Jahr zum letzten Mal machen“, sagte er.

    Er hatte es aufgegeben, sie davon überzeugen zu wollen, nicht zu gehen. Sie hatte deutlich gemacht, dass sie ihre Meinung nicht ändern würde. Und angesichts der Tatsache, dass er Lexi ein guter und loyaler Verlobter sein wollte, sollte er besser damit aufhören, die Frau zum Bleiben zu bewegen, von der er nachts träumte.

    „Das kann ich auch noch nicht so richtig, Sie alle werden mir sehr fehlen. Nächstes Jahr um diese Zeit haben Sie dann eine andere Gastgeberin“, bemerkte Kate.

    „Ja, bestimmt. Lexi kann es kaum erwarten, mit Ihnen über die Veranstaltungsorganisation zu sprechen, damit sie weiß, was alles dazugehört.“

    Kate passte das zwar gar nicht, sie nickte aber tapfer. „Ich werde sie zu unserem Abschlusstreffen mit dem Team nach der Veranstaltung einladen. Da kann sie gleich alle kennenlernen.“

    „Vielen Dank. Bleiben Sie heute Nacht in Somerset?“

    „Ich weiß noch nicht. Meine Eltern sind in San Francisco, um meinen Bruder und seine Familie zu besuchen.“

    „Sie sehen Ihre Eltern nicht besonders häufig, oder?“

    „Wir haben kein sehr enges Verhältnis“, erwiderte sie. „Sie sind mit ihrem Leben beschäftigt und ich mit meiner Arbeit. Aber wenn ich sie mehr brauchen würde, wären sie für mich da.“

    Die schlechten Erfahrungen, die er mit seinen eigenen Eltern gemacht hatte, hatten Lance gelehrt, dass er nur auf die Menschen zählen konnte, die er sich selbst aussuchte. Dazu zählten sein Bruder und Darius und die anderen Männer, die gemeinsam mit ihm in den Texas Cattleman’s Club eingeführt worden waren.

    Am Tag zuvor hatte er mit Darius über das Feuer gesprochen. Bisher hatte die Untersuchung aber keine neuen Erkenntnisse hervorgebracht.

    „Ich hoffe, Mitch kommt rechtzeitig zur jährlichen Preis­vergabe“, sagte Kate.

    „Keine Sorge, das wird er sicher nicht verpassen. Werden Sie dieses Jahr in meinem Volleyballteam mitspielen?“

    „Ach, ich weiß nicht …“ Kate zögerte.

    „Jedes Jahr haben Sie versprochen, das nächste Mal dabei zu sein. Aber da das jetzt Ihr letztes Jahr in der Firma ist …“ Lance beendete den Satz nicht.

    „Was hätten Sie schon davon, wenn ich in Ihrem Team wäre?“, fragte sie. „Ich bin nicht besonders sportlich.“

    „Es geht doch nur um den Spaß. Kommen Sie schon, Kate.“ Er wollte so viel wie möglich vom Tag mit ihr gemeinsam verbringen. Zumindest, bis Lexi hier eintraf. Er musste sich geradezu zwingen, an seine Verlobte zu denken, denn Kate war im Moment alles, was er im Kopf hatte.

    „Okay, ich spiele mit, aber nur, wenn Mitch rechtzeitig da ist, um die Begrüßung hier zu übernehmen“, willigte Kate ein.

    „Er ist bestimmt rechtzeitig hier“, versprach Lance. „Was ist dieses Mal eigentlich in den Präsenttüten?“

    „Das T-Shirt und ein paar andere kleine Geschenke von der Firma. Und wir haben Wasserpistolen für die Kinder.“

    „Warum nur für die Kinder?“, wollte Lance mit einem breiten Lächeln wissen.

    „Weil Sie und Mitch es vergangenes Jahr damit ziemlich übertrieben haben.“

    „Sind Sie immer noch sauer, weil wir Sie ins Kreuzfeuer genommen haben?“, fragte Lance unschuldig.

    „Ach was, natürlich nicht“, erwiderte sie.

    Nur zu deutlich erinnerte er sich daran, wie sich Kates labberiges, nasses T-Shirt an ihren Körper geschmiegt und ihre Brüste betont hatte. Irgendwie war ihm da schon aufgefallen, dass mehr hinter seiner unscheinbaren Sekretärin steckte. Damals hatte sie allerdings so niedergeschlagen ausgesehen, dass er schließlich sein eigenes Shirt ausgezogen und ihr angeboten hatte. Sie hatte es angenommen und ein paar Minuten später die Party verlassen.

    „Worüber denken Sie nach?“, erkundigte sie sich.

    „Darüber, wie Sie letztes Jahr in dem nassen T-Shirt ausgesehen haben.“

    Ihre Wangen röteten sich. „Hören Sie damit auf. Sie sollten besser nicht an solche Dinge denken. Sie haben selbst gesagt, dass Sie keine weitere Versuchung mehr wollen.“

    „Das war anscheinend keine meiner weisesten Entscheidungen, Kate.“

    „Warum denn nicht?“

    Rasch sah er sich um. Weil es immer noch sehr früh war, war außer den Leuten vom Partyservice, die alles aufbauten, und ihnen beiden noch keiner weiter da. Als er sicher sein konnte, dass niemand sie beobachtete, berührte er ihre Wange und blickte tief in ihre braunen Augen.

    „Ich kann meine Gefühle für Sie nicht unterdrücken“, gestand er.

    „Bitte, tun Sie das nicht.“ Sie biss sich auf die Unterlippe.

    „Was soll ich nicht? Sie begehren?“

    Sie trat rasch ein wenig zurück. „Sagen Sie nicht so was, denn sonst glaube ich Ihnen noch und mache wieder etwas Unüberlegtes, Sie küssen zum Beispiel. Dann ändern Sie wieder Ihre Meinung und ich komme mir wie ein dummes Mädchen vor.“

    „Sie brauchen sich nicht dumm vorkommen“, sagte Lance und beugte sich herab, um sie zu küssen. Das hatte er schon die ganze Zeit über machen wollen, seitdem er gesehen hatte, wie Marcus im Büro mit Kate geflirtet hatte.

    Er wollte Kate beweisen, dass er der einzige Mann war, den sie wirklich küssen wollte. Als er jetzt ihre Lippen auf seinen spürte, fühlte es sich so richtig an, und ihm wurde klar, dass er sich mehr nach ihr verzehrt hatte, als er bereit gewesen war zuzugeben. Lexi hin oder her, er musste einfach seinem Herzen folgen.

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