Irische Hochzeit - 20 Kapitel

20. KAPITEL

Isabel verstand nicht, warum Männer sich weigerten, Hilfe von Frauen anzunehmen. Aber sie hatte nicht die Absicht, einfach nur zu warten bis Patrick zurückkehrte.

     Er war allein mit seinen Brüdern aufgebrochen. Nur vier Männer und ein kleiner Junge gegen einen ganzen feindlichen Stamm. Und selbst wenn ihm seine Leute zu Hilfe kämen, es waren einfach nicht genug, um diese Schlacht zu gewinnen. Die Iren von Laochre zählten kaum mehr als zwei Dutzend.

     Wollte er sterben? Selbst jetzt, wo er die Königswürde verloren hatte und sein Volk angegriffen wurde, gab er seine Pläne nicht preis. Sie wusste nicht, was er vorhatte, und es ärgerte sie, dass er sie so völlig ausschloss.

     Vor ihr erstreckte sich das Meer in glitzernder Schwärze und wurde nur von einem kleinen Flecken Mondlicht erhellt. Isabel hob einen Stein auf und schleuderte ihn in Richtung Wasser. Obwohl er stattdessen auf dem Strand aufschlug, fühlte sie sich danach besser. Sie hatte etwas getan und nicht nur zum Festland hinübergestarrt.

     „Königin Isabel.“ Die Stimme einer Frau unterbrach ihre Träumereien. Sie sah sich um und entdeckte Annle und Sosanna, die hinter ihr standen.

     Auch wenn ihre Augen trocken blieben, tat ihr doch das Herz weh. „Ja?“

     „Kümmern sich die Männer um Ruarc?“, fragte Annle.

     Isabel nickte. „Sie wollen sein Leben retten und ihn zurückholen.“

     Sosannas Schultern entspannten sich. Im schwachen Licht sah Isabel, dass das Gesicht der Frau nass von Tränen war. Sie trug ihr Baby nicht bei sich, und Isabel vermutete, dass das Kind schlief.

     „Sir Anselm sprach mit uns über den Stamm der O’Phelans“, gestand Annle. „Er erzählte uns, dass die O’Phelans die Herrschaft über Laochre an sich gerissen haben.“

     Isabel konnte sich nicht vorstellen wie er das gemacht hatte, da Anselms Irischkenntnisse nicht viel besser waren als die eines kleinen Kindes. „Ja, das stimmt. Connor MacEgan war da und sah es. Er ist mit Patrick hinübergefahren, um Ruarc zu befreien.“ Sie verbarg ihren Ärger vor Sosanna. Sie glaubte nämlich nicht, dass auch nur einer der Männer hätte gehen sollen. Ruarc hatte all dies selbst verschuldet.

     Ein grimmiger Ausdruck legte sich auf Annles Gesicht. „Anselm meint, die Normannen sollten gehen und sie unterstützen.“

     „Warum? An dem Tag, als die O’Phelans zum ersten Mal angriffen, haben er und seine Männer nichts getan.“ Sie bezweifelte, dass die Normannen eingreifen würden, auch wenn sie es sich wünschte.

     Sosanna errötete, und Annle erklärte. „Weil Sosanna ihn darum bat.“

     „Sie hat gesprochen?“ Mit neu erwachter Hoffnung trat Isabel näher.

     Dieses Mal war es an Annle zu erröten. „Anselm macht ihr den Hof. Und für eine Frau gibt es noch andere Wege, um etwas zu bitten.“

     Isabel wünschte sich zwar sehr, dass die Normannen sich eines Tages mit den Iren zusammentun würden, dennoch glaubte sie nicht, dass außer Sir Anselm jemand bereit war zu helfen. Die Normannen hatten den Iren die schmähliche Behandlung noch nicht verziehen.

     „Die Männer werden nicht mitmachen“, gab sie zu bedenken. „Sie sind stur.“

     Annle zuckte die Achseln. „Ihre Frauen stehen auf unserer Seite. Sie wollen nicht in diesem winzigen Ringwall leben. Deshalb haben sie versprochen, ihren Männern zuzusetzen. Mit allen möglichen Mitteln“, fügte sie mit einem Glitzern in den Augen hinzu.

     „Glaubst du, das klappt?“, fragte Isabel. Ihr Gatte würde es niemals wollen, dass die Normannen gegen die O’Phelans in die Schlacht zogen. Doch vier Männer konnten keinen Stamm besiegen, ganz gleich, wie stark sie waren.

     „Wir können es nur versuchen.“

Patrick bewegte sich ohne nachzudenken und dachte nicht an den bevorstehenden Kampf. Die Gefahr oder auch die Kälte der Nacht nahm er kaum wahr.

     Auch wenn er wusste, dass es richtig war, seinen Cousin zu retten, hatte er die Angst auf Isabels Gesicht nicht vergessen. Sie wollte, dass er blieb und nicht, dass er sich in Gefahr begab. Er hatte den Ausdruck in ihren Augen gesehen, die Verletztheit.

     Und einen Augenblick lang hatte er sich gewünscht, sie trösten zu können. Aber wenn sein Volk ihm auch den Rücken gekehrt hatte, ihn für einen schlechten König hielt, konnte er es nicht im Stich lassen. Noch nicht einmal für Isabel.

     Leise bewegten sie sich an schlafenden Männern vorbei. Einige ihrer Stammesgenossen sahen sie, verhielten sich aber still. Patrick atmete auf, sobald sie das Innere der Großen Halle erreichten. Mit dem Rücken zur Wand bezogen er und Connor ihre Stellungen.

     Ruarc kniete völlig nackt auf dem Boden. Seine Hände waren ihm auf den Rücken gebunden. Auch seine Füße waren gefesselt. Mit gebeugtem Kopf bot ihr Cousin das Bild eines gebrochenen Mannes. Am gegenüberliegenden Ende der Großen Halle schlief Donal O’Phelan. Er saß auf dem Königssessel, in seiner Hand baumelte noch ein silberner Becher.

     Patrick hielt die Luft an, als Connor hinter den Männern an der Seitenwand entlangschlich. Einmal gähnte ein O’Phelan und hob den Kopf. Er schien sie anzustarren. Doch dann ließ er nur einen lauten Rülpser hören und sank zurück, um wieder einzuschlafen.

     Patrick und Connor warteten im Schatten, bis das Dunkel der Nacht sich ins graue Licht des frühen Morgens verwandelte. Sie hielten sich nahe der Treppe auf, außerhalb der Sichtweite der anderen.

     Aus dem Burghof drang der Lärm von klirrenden Schwertern und Schlachtrufe herauf. Die betrunkenen Männer hoben den Kopf und stolperten zur Tür. Donal O’Phelan schnarchte weiter, den Kopf gegen die hohe Lehne des hölzernen Throns gelehnt.

     Patrick gab Connor ein Zeichen, Ruarc zu holen. Sein Bruder ließ einen zischenden Laut hören, um dessen Aufmerksamkeit zu erregen. Ihr Cousin zuckte erstaunt zusammen, als Connor aus dem Schatten auftauchte, ein blitzendes Messer in der Hand. Ruarc erstarrte, als wüsste er nicht, ob er ermordet oder befreit werden sollte. Connor durchschnitt die Stricke und winkte seinem Cousin, ihm zu folgen.

     Patrick nahm seinen Mantel ab und warf ihn Ruarc zu. Mit dankbarem Blick bedeckte der sich. Als sie das hintere Treppenhaus des großen Saales erreichten, öffnete Patrick einen verborgenen Durchgang. Man konnte ihn nur von innen entriegeln, sodass Feinde ihn nicht benutzen konnten, um die Verteidigung der Burg zu durchbrechen.

     Connor ging als Erster, dann Ruarc und zuletzt Patrick selbst. Sie hatten den inneren Hof noch nicht durchquert, als die O’Phelans sie sahen. Einige der Feinde zückten ihre Schwerter und griffen sie an.

     Patrick und Connor zogen ihre eigenen Waffen. Patrick richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf den Kampf, brachte einen der Männer zu Fall und entwaffnete ihn. Das Schwert des Besiegten warf er Ruarc zu, der sich ihnen ohne zu zögern anschloss.

     Nun mischten sich auch ihre anderen Stammesgenossen in den Kampf ein. Patrick bemerkte, dass sie anfingen, das im Training Erlernte einzusetzen: Sie stürmten nicht einfach vor und griffen die O’Phelans blindwütig an. Stattdessen warteten sie auf die richtige Gelegenheit.

     Auf der gegenüberliegenden Seite des Ringwalls sah Patrick Trahern und Bevan kämpfen. Sie waren zahlenmäßig unterlegen. Einige der Stammesmitglieder deckten sie, wobei sie Speere und jede andere Waffe, die sie finden konnten, gegen die O’Phelans einsetzten.

     Die Männer der O’Phelans dachten nicht daran, sich zu ergeben. Nach kurzer Zeit lagen einige von ihnen zusammen mit ein paar Mitgliedern des MacEgan-Stammes verwundet oder sterbend am Boden. Ruarc wirkte erschöpft und kämpfte jetzt langsamer. Er bewegte sich wie benommen, gerade so, als führte er eine Kampfübung aus und keinen wirklichen Kampf.

     Plötzlich hörte Patrick einen donnernden Lärm draußen vor dem Ringwall. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf das Eingangstor. Normannen strömten herein. In Kettenhemden und voller Bewaffnung, begannen sie Seite an Seite mit seinen Stammesleuten zu kämpfen.

     Und angeführt wurden sie von seiner Frau.

     Bei Gott, er träumte wohl! Patrick konnte nicht glauben, was er sah. Er eilte auf die Männer zu, während die Normannen die O’Phelans angriffen. Isabel saß hoch zu Ross und richtete Pfeil und Bogen auf den feindlichen Stamm.

     Pfeil auf Pfeil schoss sie auf die O’Phelans ab und schützte so die Normannen und die MacEgans, die um ihr Leben kämpften. Am liebsten hätte er sie vom Pferd gezerrt und an einen sicheren Ort gebracht. Sie hatte nicht das Recht, mitten unter ihnen zu kämpfen wie Méabh, die Kriegerkönigin aus den alten Geschichten. Patrick versuchte, zu ihr zu gelangen, doch immer mehr Männer schienen ihm den Weg zu verstellen.

     Dann übertönte ein Schrei, der einem das Blut in den Adern gerinnen ließ, den Lärm des Kampfgetümmels. Patrick sah, wie Sosanna, die Augen voll wilder Angst, auf einen der Männer der O’Phelans deutete. Sir Anselm fing ihren Blick auf, und mit einem wütenden Hieb seiner Streitaxt enthauptete er den Mann. Einen Augenblick später umarmte Sosanna Anselm und barg das Gesicht an seiner Brust.

     Patrick wollte unbedingt zu Isabel und hieb sich den Weg am Feind vorbei frei. Er nahm nur nebenbei wahr, dass die O’Phelans sich zurückzogen, dennoch verlor er seine Frau aus den Augen. Isabels Pferd war verschwunden und sie auch.

     Er betete, dass ihr gesunder Menschenverstand für ihre Sicherheit gesorgt hatte.

     Nicht lange, und er und seine Brüder hatten die noch verbliebenen Männer des O’Phelan-Stammes eingekreist. Bevan brachte zwei junge Männer herbei, kaum älter als sechzehn. „Geiseln“, war alles, was er sagte.

     „Wie heißt du?“, fragte er den älteren Jungen. Die Augen des Jugendlichen funkelten hasserfüllt, und er spuckte auf den Boden.

     Patrick gab Bevan ein Zeichen, und der ergriff den jüngeren Knaben und bog ihm den Arm auf den Rücken.

     „Tu ihm nicht weh!“, protestierte der ältere.

     „Eure Namen“, befahl Patrick.

     Der Junge schien unentschlossen. Schließlich antwortete er doch. „Ich bin Fergus. Er heißt Jarlath.“ Fergus ballte die Fäuste. „Jetzt lass ihn los.“

     „Bindet sie“, befahl Patrick. „Wir könnten sie bei den Verhandlungen brauchen.“ Er betrachtete erneut den jüngeren Knaben Jarlath mit finsterem Blick. „Ich bin sicher, euer Vater will euch gesund zurückhaben.“

     Beide Jungen erblassten, und Patrick wusste, dass er richtig geraten hatte. Das hier waren Donal O’Phelans Söhne, wertvolle Geiseln, in der Tat. Und bis er Isabel nicht in Sicherheit wusste, würde er sie nicht freilassen.

     „Geh und suche Donal O’Phelan“, befahl er einem seiner Männer. Er hatte ein ungutes Gefühl. Einem Kampf aus dem Weg zu gehen, sah Donal nicht ähnlich.

     Patrick wartete das Ergebnis der Suche nicht ab, sondern ging in die Große Halle. Sie war leer. Kein Zeichen von seinem Feind.

     Seine Sorge wuchs. Dass beide, seine Frau und der feindliche Anführer, vermisst wurden, konnte kein Zufall sein. Wieder durchsuchte er den Ringwall, doch Isabel war nicht zu finden. Wie eine kalte Hand griff die Angst nach seinem Herzen. Er blieb stehen und fragte einige Stammesmitglieder, ob sie sie gesehen hatten, doch das hatte keiner.

     Sein Stamm war damit beschäftigt, die letzten Feinde durchs Tor nach draußen zu eskortieren. Als alle fort waren, stießen die Iren ein begeistertes Gebrüll aus.

     Patrick beteiligte sich nicht an ihrer Siegesfeier. Er musterte jeden, suchte nach einem Zeichen von Isabel. War sie verletzt? Hatte Donal O’Phelan sie mitgenommen? In ihm erwachte eine schwarze Wut. Wenn der Anführer Hand an Isabel legte, würde ihn das das Leben kosten.

     Unwillkürlich sah Patrick zu seinen Geiseln hinüber. Sein Bruder hatte die Jungen gefesselt, aber sie waren unverletzt. Wenn Isabel gefangen genommen worden war, konnten die beiden gegen sie ausgetauscht werden.

     Er ging an den Kämpfern vorbei und war überrascht zu sehen, wie einige der Iren die Normannen begrüßten und ihnen auf die Schultern klopften. In diesem Moment verstand er, was Isabel hatte erreichen wollen. Niemand würde sie besiegen können, wenn sie ein Volk waren. Die Kehle wurde ihm eng, und er eilte zu der Stelle, wo er seine Frau zuletzt gesehen hatte. Vielleicht konnte er die Spur der Pferde verfolgen.

     Doch er wurde von Ruarc aufgehalten. Sein Cousin wartete, bis alle Augen auf sie gerichtet waren. Dann kniete er vor Patrick nieder und beugte das Haupt. „Vergebt mir, mein König.“

     Patrick hätte lieber seine Suche fortgesetzt, aber er verstand, was es Ruarc kostete, sich so zu demütigen. Er nahm seinen Cousin bei der Schulter und half ihm auf. „Ich nehme deine Entschuldigung an.“

     Ruarcs Gesicht war die Erleichterung anzusehen. Mit hängenden Schultern meinte er noch: „Ich würde verstehen, wenn du befiehlst, dass ich Laochre verlasse.“

     „Nein, du gehörst zu diesem Stamm.“ Diese Worte waren die Absolution.

     „Keiner zweifelt daran, wer hier der wahre König ist. Oder die wahre Königin.“ Schweigend fielen die Männer vor Patrick auf die Knie, auch die Normannen. Die Einigkeit der Männer zu sehen, beschämte Patrick.

     „Steht auf“, befahl er. „Ich nehme die Bezeugung eurer Treue an.“

     Er ging zum Rand des Ringwalls, wo Sir Anselm und Sosanna standen. „Habt Ihr Isabel gesehen? Sie wird vermisst.“

     Der Normanne schüttelte den Kopf. „Nein, habe ich nicht.“

     „Ich aber.“ Sosannas Stimme klang rau, weil sie sie so lange nicht benutzt hatte. Sie wischte sich die Tränen ab, und Patrick fragte sich, was ihr am Ende ihre Sprache zurückgegeben hatte. „Sie nahmen sie mit. Connor ist ihnen gefolgt.“

     Patrick wurde es eiskalt. Er konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Der Anführer der O’Phelans würde mit Isabel kein Erbarmen haben, nicht, nachdem sie ihren Pfeil auf ihn abgeschossen und somit gedemütigt hatte. „Wir müssen die Männer zusammenrufen, um sie zurückzuholen.“

     Der Kommandant nickte. „Ich werde mit ihnen sprechen.“

     Patrick blieb noch einen Moment, um mit seiner Cousine zu reden. „Ich bin froh, dass du wieder sprichst.“

     Sosanna sah auf den am Boden liegenden O’Phelan, der von Sir Anselm getötet worden war. „Er ist tot, Gott sei Dank.“

     „Keiner wird dir etwas tun“, versprach Anselm. Sosanna kehrte in seine Arme zurück, und plötzlich wurde Patrick klar, dass kein Normanne seine Cousine entehrt hatte, sondern ein Mann des feindlichen Stammes.

     Sogar Ruarc protestierte nicht gegen die Verbindung. Er senkte den Kopf und akzeptierte die Wahl seiner Schwester. Zu Anselm sagte er: „Sorge für ihre Sicherheit, oder ich reiß dich in Stücke.“

     Anselm lächelte nur.

     Patrick hatte vor, hinter Isabel her zu reiten und schritt gerade zu den Ställen, als von dem runden Turm eine Glocke erklang. Die tiefen Töne dieses warnenden Signals erklangen nur zu Zeiten großer Not.

     Patrick eilte zum Torhaus und kletterte hinauf, um die Umgebung zu überblicken. Er erschrak bei dem Anblick, der sich ihm bot. Hunderte von Bogenschützen strömten ans Ufer, gefolgt von noch mehr Kriegern. Es sah aus, als wären es tausend normannische Eindringlinge.

     Er bekreuzigte sich und sprach ein stilles Gebet für sein Volk und dessen Sicherheit. Strongbow, der Earl of Pembroke, hatte ihre Küste erreicht. Und nur der Himmel wusste, wie viel Blut vergossen werden würde.

     Patrick starrte auf die Scharen unter sich, und ihm war, als ob ihn unsichtbare Ketten festhielten. Seine Frau Isabel war in der Hand seines Feindes, während es nur noch eine Frage der Zeit war, bis man seine Burg zerstörte.

     Er hatte kein Recht, Isabel zu suchen. Sein Platz war hier bei seinem Volk, es ging um Leben oder Tod. Trotzdem ballte er voller Verzweiflung die Fäuste. Es war, als hätte der Feind ihm jeglichen Lebenswillen genommen und entzweigerissen.

     Das Gefühl der Schuld quälte ihn, während er sich vorstellte, was Donal O’Phelan Isabel antun würde. Und Isabel würde bestimmt nicht sanft und unterwürfig sein. Sie würde sich wehren, und der Stammesanführer würde sie töten.

     Nur verschwommen nahm er war, dass seine Brüder Befehle schrien, man solle sich für den zu erwartenden Angriff bereit machen. Patrick umklammerte die hölzernen Balken, die das Torhaus stützten. Selbst als er seinen Platz einnahm, konnte er nur zum Horizont starren und an Isabel denken.

     Er hatte bereits Uilliam verloren. Aber der Verlust seines Bruders war hiermit nicht zu vergleichen. Bilder traten vor sein inneres Auge, er sah Isabel tropfnass über den Kanal schwimmen, sah sie den Bogen heben und sich ihm im Kampf gegen den Feind anschließen.

     Und wie sie ihn angesehen hatte, als sie sich liebten.

     Die Vorstellung, sie einfach so gehen zu lassen, zerriss ihm das Herz. Es war ihm schmerzlich bewusst, dass es in diesem Moment sogar schon zu spät sein konnte.

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