Irische Hochzeit - 22 Kapitel

22. KAPITEL

Während der nächsten Stunden erkundete Isabel den winzigen Raum, nachdem sie sich erst einmal von den Fesseln befreit hatte. Außer über die Leiter gab es keinen Weg nach draußen. Und an den oberen Teil des Raumes konnte sie nicht hinaufreichen.

     Erschöpft ließ sie sich an der Mauer zu Boden gleiten. Plötzlich erregte Lärm ihre Aufmerksamkeit, laute Männerstimmen und die Geräusche eines Kampfes drangen an ihr Ohr. Sie presste die Hände an die kühlen Lehmmauern und wünschte, sie wüsste, was hier vorging. Augenblicke später schien Licht in die kleine Kammer hinunter und blendete sie für einen Moment. Ein Mensch wurde heruntergeworfen, bevor das Licht dann wieder erlosch. Isabel vernahm ein Stöhnen. Sie blieb dicht an der Mauer und wagte kaum zu atmen.

     „Bastarde“, fluchte der Mann, und sie erkannte seine Stimme.

     „Patrick?“, flüsterte sie und ging zu ihm. „Bist du das?“

     „Isabel?“

     Sie stieß erleichtert die Luft aus, als er sie an sich presste. „Bist du verletzt?“ Dankbar darüber, dass er lebte, betastete sie sein Gesicht und seine Schultern.

     „Nur ein paar Kratzer. O’Phelan versuchte, mir Schlimmeres anzutun, aber es gelang ihm nicht.“ Seine Hand strich über ihren Nacken, streichelte ihr Haar. „Was ist mit dir?“

     „Ich habe nur ein paar blaue Flecke, nichts Ernstes.“ Sie schloss die Augen und genoss seine Berührung. Selbst hier im Dunkeln sehnte sie sich nach seiner Nähe.

     „Wieso bist du hinter mir her geritten?“, fragte sie. „Ich sah die Männer des Earl of Pembroke.“ Unwillkürlich fragte sie sich, ob wohl ihr Vater Patrick gezwungen hatte, hierherzukommen.

     „Was glaubst du, warum ich kam, a chroí?“ Seine weiche Stimme klang wie die Antwort auf ihre Gebete. Dann küsste er sie, als wollte er nie wieder aufhören. Er nahm ihr den Atem, küsste sie fordernd, bis ihr die Knie zitterten. Isabel schlang die Arme um ihn, ließ die Hände über seinen Rücken und hinunter bis zu seinen Hüften gleiten. Deutlich spürte sie, wie erregt er war.

     Sie zwang sich, ihr eigenes Verlangen zu unterdrücken. Jetzt war nicht die Zeit, und dies hier war auch nicht der Ort für gestohlene Momente. „Du hättest nicht kommen sollen“, brachte sie hervor. Die Stimme wollte ihr kaum gehorchen. „Sie haben nicht vor, uns gehen zu lassen.“

     Sein langes Schweigen beunruhigte sie. Endlich sagte er: „Ich schwor, für deine Sicherheit zu sorgen.“

     „Dein Stamm braucht dich als seinen König“, widersprach sie.

     „Alles, was ich für sie tun konnte, habe ich getan“, sagte er. „Wenn Gott will, werden sie Strongbows Streitkräfte besiegen.“ Als ich sie verließ, standen die Männer Seite an Seite, bereit, den Ringwall zu verteidigen.

     Ein seltsames Gefühl der Hoffnung erwachte in ihrem Herzen. „Seite an Seite?“

     „Beide, unser Stamm und die normannischen Krieger“, bejahte er.

     In seiner Stimme fand sich keine Spur von Ärger, nur Zustimmung. Isabel konnte es fast nicht glauben. „Können sie dem Feind standhalten?“

     „Ich hoffe es.“

     Nur zögernd löste sie sich aus seiner Umarmung. „Du musst zurückreiten.“

     „Ich kam, um dich zu befreien. Wenn dein Vater erfährt, dass du entführt wurdest, wird er uns vernichten.“

     War das der einzige Grund, weswegen er gekommen war? Sie wollte so furchtbar gerne glauben, dass er es getan hatte, weil er etwas für sie empfand. Vorsicht, Isabel, ermahnte sie sich.

     „Was hast du mit Donal O’Phelan ausgehandelt?“, fragte sie.

     „Ich bot ihm einen Gefangenenaustausch an. Wir halten seine Söhne als Geiseln. Meine Brüder sind aufgebrochen, um sie in Laochre zu holen, und sie werden dich zurückbringen.“

     „Was ist mit dir?“, fragte sie. Ihr sank das Herz, weil er ihr keine Antwort gab. Er wusste so sicher wie sie, dass Donal O’Phelan ihn tot sehen wollte. Erst dann konnte er Anspruch auf Patricks Königreich erheben.

     Der Gedanke, dass er sein Leben für sie opferte, gefiel ihr nicht. „Du darfst das nicht tun, ich kann das nicht zulassen.“

     Er legte ihr die Hände auf die Schultern und zog sie an sich. „Es ist schon in Ordnung, a chroí.“

     Die Tränen brannten in ihren Augen, als sie die Arme um seine Taille legte. „Ich werde dich nicht verlassen, verstehst du? Wenn ich es tue, wird er dich umbringen.“

     „Er wird mich wahrscheinlich so oder so töten, Isabel. Aber das ist unwichtig. Unser Stamm ist in Sicherheit, und du auch.“ Er wischte ihr die Tränen ab. Isabel war hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, ihn zu schlagen, und dem Wunsch, in seine Arme zu sinken.

     „Schwöre mir bitte, dass du nach Laochre gehen wirst, wenn sie dich holen kommen. Ich habe mir mein Schicksal selbst erwählt.“

     „Du hast den Tod gewählt. Das kann ich nicht zulassen.“ Sie ließ ihren Tränen freien Lauf und lehnte den Kopf an seine Brust. Er hielt sie in seinen starken Armen, während er ihr auf Irisch beruhigende Worte zuflüsterte.

     „Unsere Leute könnten uns vielleicht zu Hilfe kommen“, meinte er.

     Isabel antwortete nicht. Die MacEgans würde niemals Laochre verlassen können, während rundherum die Normannen ins Land einfielen. Und selbst wenn sie es täten, könnte es bereits zu spät sein. Sie wünschte sich kein Leben allein und ohne Patrick.

     Er nahm sie noch fester in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Uns bleibt noch diese Nacht, a stór.“

Die Stunden gingen vorbei, eine wertvoller als die andere. Isabel wusste nicht, ob sie überhaupt geschlafen hatte, doch sie wollte nicht von Patrick lassen, dem Mann, den sie liebte.

     Schließlich wurde die Stille vom Lärm herannahender Männer unterbrochen. Patrick zog Isabel auf die Füße. „Sollte etwas geschehen, sollte Donal sein Wort nicht halten, versuche die Hütte zu erreichen, die der Rückseite des Ringwalls am nächsten ist. Dort gibt es eine Vorratskammer wie diese hier mit einem Gang, der nach draußen führt.“

     Es blieb kaum Zeit, etwas darauf zu erwidern, als auch schon gleißendes Sonnenlicht die Dunkelheit durchschnitt. Eine Leiter wurde in die Kammer heruntergelassen. Isabel rührte sich nicht.

     „Es ist Zeit, dass du gehst“, sagte Patrick leise.

     „Ich will nicht, dass du meinetwegen stirbst.“ Sie berührte sein Gesicht, als wollte sie sich jeden der kraftvollen Züge einprägen.

     „Ich habe nicht vor zu sterben, wenn ich es vermeiden kann.“ Er zog sie fest an sich, und sie las Bedauern in seinem Gesicht. „Jetzt geh.“

     Ihre Hand umfasste eine Sprosse. Isabel zögerte, bevor sie auf die Leiter stieg. Der Gedanke, ihn zu verlassen, erschien ihr selbstsüchtig und feige.

     „Tue es für mich, Isabel“, drängte er. „Wenn du dich rettest, gibt es Hoffnung für uns beide.“

     Und obwohl sie sich dafür hasste, dass sie die Sprossen erklomm, zwang sie sich, Patrick zu verlassen. Er hatte recht. Sie würden ihn nicht gehen lassen, doch sie konnte vielleicht Hilfe holen. Irgendwie würde sie es schaffen.

Er hatte Isabel angelogen. Sein Leben war verwirkt, das wusste Patrick. Auch wenn Donal zugestimmt hatte, Isabel im Austausch für seine Söhne freizulassen, für ihn selbst würde es solch einen Handel nicht geben. Vermutlich würden sie ihn umbringen, sobald er sich allein im Ringwall befand. Seltsam, aber er fürchtete den Tod nicht.

     Die Leiter glitt wieder herunter. „Klettere herauf“, ertönte der Befehl.

     Patrick tat wie ihm geheißen, nahm sich aber vor den Männern in Acht. Er blinzelte, um sich ans Licht zu gewöhnen und sah einen Mann, der ein Stück Seil in der Hand hielt. Er versuchte, Patrick am Arm zu packen, doch der hatte die Bewegung vorausgesehen. Sich duckend, streckte er das Bein aus und brachte seinen Angreifer zum Stolpern. Mit einem schnellen Stoß stieß er den Mann in die Vorratskammer hinunter.

     Der zweite Angreifer war nicht so schnell zu besiegen. Einen ersten Faustschlag konnte Patrick abwehren, doch dann erwischte ihn der nächste Hieb an der Kehle. Keuchend versuchte er, sich freizukämpfen, aber immer mehr von den O’Phelans kamen und schlugen mit Fäusten und Holzprügeln auf ihn ein. Der letzte Schlag traf ihn in den Kniekehlen, und er fiel zu Boden.

     Nahe dem Rande des Ringwalls entdeckte er seine Frau. Zwei Männer hielten sie an den Armen. Isabels Wut war ihr am Gesicht abzulesen. Bei ihrem Anblick versuchte Patrick ein letztes Mal, sich zu befreien. Er hatte O’Phelan im Verdacht gehabt, dass er sein Wort nicht halten würde. Doch verdammt sollte er sein, wenn er es zuließ, dass Isabel etwas zustieß. Für ihre Sicherheit war er gerne bereit, sich selbst zu opfern.

     Er schmeckte Erde im Mund. Die Schläge, die ihn trafen, kümmerten ihn kaum. Er sah nur Isabel, ihre Haltung, wie sie ihre Gefühle beherrschte, selbst wenn er den Schmerz in ihren Augen lesen konnte.

     Wie hoch der Preis dafür auch war, sie musste leben.

     „Isabel!“, schrie er. „Erinnerst du dich an das, was ich dir gesagt habe?“ Damit keiner der O’Phelans ihn verstand, benutzte er ihre normannische Sprache.

     „Sei still!“ Donal O’Phelan trat vor. „Oder ich schlitze dir die Kehle auf.“

     Patrick starrte zu Isabel hinüber und sah dann zu der Hütte hin, von der aus der unterirdische Gang wegführte. Er würde sie aus dem Ringwall und in Sicherheit bringen.

     „Du hast versprochen, sie gehen zu lassen“, sagte er grimmig. Was gäbe er jetzt nicht für eine Waffe! Donal hatte ihm sein Schwert und den Dolch abgenommen. Am liebsten hätte er den Anführer dafür aufgespießt.

     „Wenn sie nicht sicher nach Laochre gebracht wird, wirst du deine Söhne nicht wiedersehen.“

     Donal zuckte die Achseln. „Sie gibt eine gute Geisel ab. Und wenn du erst einmal tot bist, ist sie frei, um wieder zu heiraten.“

     „Eher würde dich der Baron auf der Stelle töten.“

     „Dann wird sie auch sterben.“ Donal zuckte wieder die Achsel. „Unsere Männer sind stark genug, um den Normannen standzuhalten.“

     Beinah hätte Patrick angesichts dieses Hochmuts gelächelt. Donal hatte die normannischen Streitkräfte nie mit eigenen Augen gesehen, nie gesehen, mit welcher Disziplin sie kämpften.

     Der Anführer zog ein Messer aus der Scheide und kam auf ihn zu. Patrick sah zu Isabel hinüber. Es blieb nur dieser eine Moment, um loszulaufen, und er betete, dass sie ihn nutzte. Die Zeit schien langsamer zu vergehen, während die Klinge sich senkte.

     Im richtigen Augenblick warf er sich auf Donal. Seine Bewegung brachte den Stammesanführer ins Schwanken, und er kämpfte um sein Gleichgewicht. Patrick entriss ihm den Dolch und hielt ihn Donal an die Kehle. „Lasst meine Frau los!“

     Die Wächter zögerten, doch schließlich gehorchten sie.

     „Jetzt geh!“, befahl er Isabel.

     Anstatt zu der bewussten Hütte zu fliehen, rannte sie auf eine völlig andere Hütte auf der gegenüberliegenden Seite zu.

     „Isabel!“, schrie er, aber die drei Männer verfolgten sie bereits. Der Stammesanführer warf sich herum, und jetzt ritzte das Messer Patricks eigene Haut. Patrick kämpfte mit dem Anführer. Das Messer blitzte vor ihm auf. Doch selbst wenn er der Waffe entkam, konnte er nicht mehr rechtzeitig zu Isabel gelangen, um sie zu retten.

     Sie war in die falsche Hütte gegangen. Er wusste, dass sie jetzt in der Falle saß, und das machte ihn ganz krank.

     Er riss sich von Donal los und stach auf alles ein, das in seiner Reichweite war. Als die Feinde zurückwichen, wollte Patrick zur Hütte laufen, in der Isabel verschwunden war. Einen Augenblick später kam einer der Männer rückwärts mit erhobenen Händen heraus. Mit einem Bogen und einem Köcher voller Pfeile bewaffnet tauchte Isabel aus der Hütte auf.

     Patrick hätte nicht verblüffter sein können. Sie hatte gewusst, wo die Waffenvorräte der O’Phelans zu finden waren. Und jetzt sah sie aus, als wäre sie bereit, den Anführer zu töten. Den Bogen ruhig in der Hand, blickte sie zu Donal hinüber.

     „Öffnet die Tore. Mein Gatte und ich gehen.“

     „In dem Moment, in dem ihr euch umdreht, werden meine Männer euch beide töten“, erklärte Donal. „Ihr habt keine Wahl, Lady Isabel. Bleibt als meine Geisel oder sterbt mit Eurem Gatten.“

     Patrick bezweifelte nicht, dass Donal sie töten würde. Wenn Isabel sich weigerte zu bleiben, war ihr Leben für den Stammesführer von keinem Nutzen. Doch sie zielte weiterhin mit dem Pfeil auf Donal. „Ich habe meine Wahl bereits getroffen. Und ich will, dass man die Tore öffnet.“

     Patrick lief zu ihr und ging in die Hütte, um sich sein eigenes Schwert und den Schild zurückzuholen. Die beiden ersten Männer lagen tot auf dem Boden.

     Mit gezogener Waffe stellte er sich neben Isabel. Jeder, der ihr etwas antun wollte, musste zuerst ihn besiegen. Er hob den Schild, um sie beide zu schützen.

     Einer der O’Phelans versuchte vorzustürmen, aber Isabel schoss ihm einen Pfeil durchs Herz. „Lass uns gehen.“

     Langsam verließen sie den Ringwall. Weil Isabel die ganze Zeit den Bogen gespannt hielt, begannen ihre Arme vor der Anstrengung zu zittern. „Gib mir die Waffe, a stór“, murmelte Patrick, während er sein Schwert einsteckte. „Nimm den Schild.“ Er streckte die Hand nach dem Bogen aus, und dann spannte er ihn.

     „Es tut mir leid, Patrick“, flüsterte sie, als sie den schweren Schild von ihm entgegennahm. Isabel gab sich die Schuld an allem. Hätte man sie nicht gefangen genommen, wäre all das hier nicht geschehen.

     Und jetzt würden sie beide sterben. Sie wusste es so sicher wie sie wusste, dass sie von allen verlassen waren.

     „Es ist nicht dein Fehler.“ Immer weiter zogen sie sich zurück, wobei Isabel wieder und wieder einen raschen Blick über die Schulter warf. Auf der Weide war alles ruhig, keiner war da, der ihnen hätte helfen können.

     „Wir müssen aus ihrer Schussweite herauskommen“, sagte sie.

     „Sie haben nicht vor, uns entkommen zu lassen. Wir haben nur eine Chance zu überleben, wenn meine Brüder uns helfen.“

     „Werden sie rechtzeitig kommen?“

     Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Sie sollten die Geiseln bringen.“

     Isabel tat das Herz weh. Mit der freien Hand berührte sie Patricks Schulter. „Ich bereue gar nichts. Ich meine, deine Frau gewesen zu sein.“ Die Stimme brach ihr, als sie fortfuhr: „Ich wünschte nur, wir hätten mehr Zeit gehabt.“

     Er riskierte es, ihr einen Blick zuzuwerfen. In seinen Augen las sie eine wilde Entschlossenheit. „Ich gebe uns noch nicht auf, a ghrá.“

     Meine Geliebte. Die Worte schlüpften in ihr Herz und wärmten sie. Sie wünschte sich so sehr, dass alles wieder gut würde und klammerte sich an diese letzten Momente mit ihm.

     „Wenn ich das Zeichen gebe, möchte ich, dass du in den Wald läufst. Bleib nicht stehen, ganz gleich, was auch geschieht.“

     „Was ist mit dir?“

     „Ich werde sie aufhalten und dir dann folgen.“

     Bei seinen Worten zitterte sie vor Angst. Sie wollte nicht, dass er starb. Und was das Schlimmste sein würde, sie wäre ganz allein schuld an seinem Tod.

     „Meine Brüder werden uns nie im Stich lassen“, sagte er. „Habe Vertrauen.“

     „Ich liebe dich“, flüsterte sie und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Und ich will nicht, dass du stirbst.“

     Seine Augen wurden dunkel, und seine Stimme klang mit einem Mal barsch. „Es gibt keine andere Frau, für die ich freiwillig mein Leben geben würde. Es ist Zeit für dich zu gehen.“

     Während Isabel sich bereit machte loszulaufen, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Auch wenn sie ihn nicht verlassen wollte, verstand sie doch, dass ihr keine andere Wahl blieb. Der hölzerne Schild wog schwer, trotzdem hielt sie ihn fest auf ihren Rücken, während sie auf den Wald zulief. Hinter sich hörte sie das Zischen der Pfeile, die Patrick auf ihre Feinde abschoss.

     Dann stieg vor ihr ein ohrenbetäubendes Kampfgebrüll auf. Sie stolperte und fiel auf die Knie. Auf den Hügeln schimmerten silberne Kettenhemden in der Sonne. Keuchend nach Atem ringend, starrte Isabel auf die Männer. Die normannische Armee war gekommen.

     Isabel sah sich nach Patrick um. Er hatte sich nicht gerührt und zielte weiterhin mit Pfeil und Bogen auf den Ringwall der O’Phelans. Das Heer rückte vor, und bald war die Feste von fast tausend Kämpfern umringt. Isabels Herz pochte. Sie stand auf und hastete zu Patrick zurück.

     „Patrick?“, fragte sie. Sie hatte Angst, zum Wald zu laufen.

     „Bleib bei mir“, befahl er. Er senkte den Bogen, und Isabel stellte sich an seine Seite.

     „Was wollen sie?“

     Er schüttelte den Kopf. „Vermutlich werden wir es gleich herausfinden.“ Er nahm ihre Hand in die seine, und beide warteten, während die Männer näher kamen.

     „Was immer auch geschieht, ich beschütze dich“, sagte er. „Und wenn ich mein Königreich aufgeben müsste, damit du lebst, dann würde ich es tun.“ Er hauchte ihr einen Kuss aufs Haar. „Ich liebe dich.“

     Das Herz voller Liebe, schmiegte Isabel sich an ihn. „Gib mir den Bogen“, sagte sie, und er tauschte die Waffe gegen den schweren Holzschild aus. „Es ist gut so.“ Sie legte einen Pfeil auf ihren Bogen, um schussbereit zu sein. „Ich möchte lieber an deiner Seite sterben als allein.“

     Patrick zog sein Schwert, und so standen sie Rücken an Rücken und erwarteten das Unvermeidliche. Für keinen von beiden würde es ein Entkommen geben.

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