„Wenn Sie sich dort hinstellen, Eure Majestät, dann können Sie besser auf den Monitor schauen.“
Anstatt diesem Rat zu folgen, schmiegte sich Khalid dichter an Maggie und lächelte sie aufmunternd an.
„Fertig?“, murmelte er.
Sie nickte. „Mir geht es gut.“
Den ganzen Morgen über war sie wegen dieser Ultraschalluntersuchung aufgeregt gewesen. Zwangsläufig hatte sie ihn mit ihrer Nervosität angesteckt. Seine Entscheidung, sie zu dem Gynäkologen zu begleiten, hatte sie zutiefst gerührt. Zuvor hatte Khalid sich die Zeit genommen, ihr die Bereiche der Palastanlage zu zeigen, die ihr bisher verborgen geblieben waren – all die exotischen, geheimnisvollen Orte, an denen er während seiner Kindheit herumgetollt war.
Seine Geschichten über Kinderstreiche und Abenteuer und die Historie dieses wundervollen Landes hatten Maggie bis zum jetzigen Zeitpunkt von ihrer Angst um die Gesundheit ihres Babys erfolgreich abgelenkt.
„Du rückst lieber etwas von mir ab, damit der Doktor seine Arbeit machen kann“, riet sie Khalid leise.
Er drückte Maggies Hand. Seine Zuversicht gab ihr Kraft.
„Ich bin froh, dass du hier bist.“
„Ich hätte es um nichts in der Welt versäumen wollen.“
Daran hatte sie keinen Zweifel. Dieses Baby bedeutete ihm genauso viel wie ihr. Es war ein festes Bindeglied zwischen ihnen beiden.
„Und da geht es schon los“, verkündete der Arzt, und Maggie hielt den Atem an. Eine gefühlte Ewigkeit lang konnte sie nichts auf dem Bildschirm erkennen, bis die grauen und schwarzen Pünktchen endlich Gestalt und Form annahmen. Dort war es, ihr Baby! Gesund und munter.
Eine Welle des Glücks überspülte sie und trieb ihr heiße Tränen in die Augen. „Khalid! Hast du jemals etwas so Schönes gesehen?“
Es war wie ein Wunder.
Überwältigt streckte sie ihre Hand nach Khalid aus, doch er bemerkte sie nicht, sondern starrte nur sprachlos auf den Monitor. Ein fassungsloser Ausdruck war auf sein Gesicht getreten, und er ergriff Maggies Hand so fest, als wollte er sie nie wieder loslassen.
„Ist mit dem Kleinen alles in Ordnung?“, fragte er plötzlich. „Alles normal?“
„Ja, Eure Majestät. So weit ist alles in bester Ordnung.“
Khalid befand sich in einer Art Schockzustand. Niemand hatte ihn darauf vorbereitet, wie es sich anfühlen würde, sein Kind auf einem Bildschirm zu sehen. Die Umrisse des Kopfes, die angezogenen Knie, das Pochen des winzigen Herzens.
Das leise Gespräch zwischen Maggie und dem Arzt wurde durch den eindringlichen Klang dieses Herzschlags übertönt. Es hatte eine Zeit für Khalid gegeben, in der er geglaubt hatte, niemals eigene Kinder zu haben. Damals war ihm dies fast wie ein Segen erschienen, da er so keinerlei negative Gene weitertragen würde. Es gab so gut wie nichts aus der Linie seines Vaters, das Khalid an weitere Generationen vererben wollte.
Shahina hatte sich nichts sehnlicher als ein Baby gewünscht. Aber diesen einen einzigen Wunsch hatte er ihr nicht erfüllen können.
Und heute stand er hier und durfte beobachten, wie sich sein Kind in dem Bauch einer Frau bewegte. Ein Kind, das unabsichtlich in diese Welt gebracht worden war. Und er wollte dieses Baby um jeden Preis.
Widersprüchliche Emotionen – Schuld und unbändige Freude – spiegelten sich in seinem Gesicht wider, und er versuchte automatisch, sie schnell wieder zu verdrängen. Zu lange hatte er sich eingeredet, dass in seinem Herzen kein Platz für ernsthafte Gefühle war. Nach der quälenden Trauer vor acht Jahren hatte Khalid festgestellt, dass er nur überleben konnte, wenn er absolut nichts mehr spürte.
In seinem Herzen tobte ein Krieg. Er wollte sich darauf einlassen, gemeinsam mit Maggie das Wunder dieses neuen Lebens in sich aufzunehmen. Er wollte für sie und das Kind sorgen – bis zu seinem Tod. Sie gehörten beide zu ihm.