Provokation eines Millionärs

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Eine arrangierte Ehe? Nicht mit Katherine. Sie ist stolz und unabhängig und will ihren eigenen Weg finden. Selbst wenn der Auserwählte Millionär Luca Donato ist, den sie schon ewig liebt und mit dem sie ein wundervolles erstes Mal erlebt hat! Als Luca sie jedoch zu einer Wette herausfordert, wird ihr Wille auf eine harte Probe gestellt: Wenn sie es schafft, ihm eine Woche lang zu widerstehen, gibt er sie frei - aber wenn sie seinen Verführungskünsten erliegt und wieder in seinem Bett landet, dann ist sie für immer die Seine …


  • Erscheinungstag 07.02.2019
  • Bandnummer 13
  • ISBN / Artikelnummer 9783955769659
  • Seitenanzahl 240
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Luca

Mein Name ist Luca Donato. Sie kennen mein Gesicht vielleicht von den Covern von Wirtschaftsmagazinen wie Forbes, Fortune oder Robb Report, denn meine Familie ist unvorstellbar reich.

So reich wie die Herrscherfamilien in Saudi-Arabien.

Ich könnte mir ein Leben lang den Hintern mit Hundertern abwischen.

Meine Familie stammt von altem italienischem Adel ab. Wenn man weit genug zurückgeht, gibt es sogar Verbindungen zu Königshäusern. Unser Vermögen von Donato Inc. ist so gut investiert, dass wir alle unser Leben lang nicht mehr arbeiten müssten, wenn wir das wollten.

Aber im Gegensatz zu anderen in ähnlicher Lage sind die Donatos durch den Luxus nicht verweichlicht. Uns hat der Reichtum eher noch härter und ehrgeiziger gemacht. Uns geht es immer nur um den Sieg.

Wir vernichten unsere Gegner, und das Wort Nein existiert für uns nicht.

Ehrlich gesagt kann ich mich nicht erinnern, wann mir jemand das letzte Mal einen Wunsch abgeschlagen hat.

Abgesehen von einer gewissen Rothaarigen. Der Frau, der ich zum Flughafen gefolgt bin.

Ah, da bist du ja, du wunderschöner Quälgeist.

Katherine Cerinda Oliver. Meine Verlobte, die vor mir auf der Flucht ist.

Falls Katherine gehofft hatte, beim Boarding in der Menge untertauchen zu können, dann hätte sie ihr atemberaubendes rotbraunes Haar bedecken müssen. Ein paar widerspenstige Strähnen hatten sich aus dem hastig gebundenen Knoten gelöst und kitzelten sie im Gesicht, sodass sie sich die Nase rieb, ohne es zu bemerken.

Es juckte mich in den Fingern, ihr durch die seidigen Locken zu streichen und ihren betörenden Duft einzuatmen. Eigentlich hatte ich cool bleiben wollen, aber meine Lust auf sie war stärker als dieser Entschluss. Sie war so verdammt schön, dass ich sie manchmal einfach anstarren musste. Was für ein Idiot ich gewesen bin, dass ich sie vor all den Jahren so gedankenlos behandelt habe!

Jetzt musste ich dafür bezahlen.

Katherine war noch ein kleines Mädchen, als unsere einflussreichen Väter damals unsere Ehe arrangierten. Und wenn es nach meiner flüchtenden Verlobten ginge, würde dieses Arrangement nun aufgehoben.

Wenn Katherine gewusst hätte, wie schwer es mir in den letzten zwei Jahren gefallen war, ihr ihren Freiraum zu lassen, während ich mich um das Imperium der Donatos kümmern musste, wäre sie mir gegenüber vielleicht nicht ganz so bissig gewesen. Aber wenn wir im vergangenen halben Jahr mal im selben Raum waren, hat sie immer alles darangesetzt, mir aus dem Weg zu gehen.

Es wurde von uns erwartet, unsere Partnerschaft zu vertiefen, aber Katherine wäre nicht mal bei einem normalen Dinner bis zum Dessert geblieben, wenn meine Eltern nicht darauf bestanden hätten.

Und jetzt lief sie vor mir weg. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Unbemerkt beobachtete ich sie, als sie das riesige Flugzeug betrat. Ich ließ anderen den Vortritt zu ihren Plätzen. Wann war ich das letzte Mal in einen Linienflieger gestiegen? Ich konnte es nicht sagen. Normalerweise nutzte ich immer den Privatjet der Donatos.

Dachte sie, sie wäre mir entwischt? Glaubte sie, sie hätte die Donatos ausgetrickst, indem sie ihre Konten leergeräumt hatte und ohne ein Wort verschwunden war? Indem sie alles in bar bezahlte, einschließlich des Direktflugs nach Kalifornien?

Der Tag unserer Hochzeit im Frühjahr rückte immer näher. Die Vorbereitungen dafür liefen bereits auf Hochtouren. Irgendwie hatte ich gespürt, dass etwas nicht stimmt. Und diese Vorahnung hatte sich bei unserem letzten Dinner verstärkt, welches katastrophal verlaufen war. Katherine war schließlich überstürzt aufgebrochen und hatte es so eilig gehabt, von mir wegzukommen, dass sie fast über ihre eigenen Füße gestolpert wäre.

Wenn deine zukünftige Braut nichts mit dir zu tun haben will … tja, dann ist das schlecht fürs Ego.

Obwohl sie eigentlich eine furchtbar mutige Person war, saß sie dort auf ihrem Platz wie ein Nervenbündel und kaute nervös auf den Fingernägeln herum. Diese Angewohnheit hatte meine Mutter ihr nie ganz austreiben können. Fast so, als würde sie jetzt deren tadelnde Stimme hören, ließ Katherine die Hand sinken und prüfte, ob ihr Gurt richtig verschlossen war.

Dann blickte sie wieder nach draußen, obwohl die Maschine immer noch in Parkposition stand und auf dem Rollfeld nichts zu sehen war.

Mit ihrem wunderschönen Haar würde sie überall aus der Menge herausragen. Es wäre klug von ihr gewesen, sich zumindest einen Hut aufzusetzen, aber Katherine war ein leidenschaftlicher Hitzkopf und handelte manchmal unüberlegt.

Bester Beweis dafür: ihr Entschluss, vor unserer Hochzeit wegzulaufen.

In gewissen Kreisen galt ich als guter Fang. Ich war reich, sah gut aus und war fit. Aber Katherine sah in mir immer nur den Mann, der ihr das Herz gebrochen hatte – weil er zu dumm gewesen war, um zu erkennen, dass ihm eine Frau wie sie nur ein einziges Mal im Leben begegnen würde.

Nun blieb mir eine Woche, um ihr zu beweisen, dass ich mich geändert hatte. Und diese Woche begann hier und jetzt.

Ich bewegte mich durch den Mittelgang auf den Platz meiner flüchtenden Verlobten zu.

„Willst du ohne mich weg?“ Kopfschüttelnd schnalzte ich mit der Zunge, und mein leicht tadelnder Tonfall ließ sie zusammenzucken.

„Luca“, stieß sie bestürzt aus und runzelte die Stirn, als sei sie gerade in etwas Ekliges getreten. „Was tust du hier?“

„Dasselbe könnte ich dich fragen, meine Liebe.“

„Nenn mich nicht so.“ Ihr Blick war so kalt, dass ich glaubte, schockgefroren zu werden. „Verdammt, du bist wie ein Kaugummi unter der Schuhsohle. Verschwinde.“

Keine Chance. „Und wieso sollte ich das tun?“

„Weil ich dich nicht hier haben will.“ Ihr Blick blieb eisig.

Bedeutungsvoll richtete ich meinen Blick auf ihren ringlosen Finger. Dass alle Welt sie für einen Single halten musste, konnte ich nicht ausstehen. Diese Frau gehörte zu mir. „Wo ist der Ring meiner Großmutter?“ Ich wich etwas zur Seite, um andere Passagiere vorbeizulassen. Trotzdem hielt ich alle auf.

„Der ist zu schwer und außerdem zu protzig.“

„Kann sein, aber der Ring hat seine eigene Geschichte. Wenn wir erst verheiratet sind, brauchst du ihn nur zu besonderen Anlässen oder bei Familienessen zu tragen. Mutter hat sehr feste Ansichten, was Familienerbstücke betrifft.“

„Diesen Ring werde ich niemals tragen“, erwiderte Katherine nur. „Denn ich werde dich nicht heiraten.“

Das traf mich wie ein Hieb in den Magen. Noch nie hatte sie es offen ausgesprochen, dass sie die Hochzeit absagen wollte, auch wenn ich es natürlich geahnt hatte.

„Das ist eine sehr weitreichende Entscheidung. Ich halte es nicht für klug, so etwas zu beschließen, wenn du gerade wütend bist“, warnte ich sie und sah flüchtig zu den Menschen, die versuchten, sich an mir vorbeizudrängen.

„Luca, du versperrst den Weg.“ Es war Katherine sichtlich peinlich. „Geh einfach wieder nach Hause. Ich rufe dich an, sobald ich gelandet bin.“

„Sorry, aber so läuft das nicht. Wo du hingehst, da gehe ich auch hin.“

Noch bevor Katherine mich mit irgendeiner Erwiderung treffen konnte, kam eine makellos gekleidete Flugbegleiterin auf uns zu. Trotz ihres höflichen Lächelns konnte ich ihr ansehen, wie sehr sie sich darüber ärgerte, dass ich mitten im Gang stand.

„Ich muss darauf bestehen, dass Sie sich setzen, Sir. Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen?“

Mir war klar, wie sehr Katherine sich darüber ärgern würde, aber es ließ sich nicht ändern. „Ehrlich gesagt, ja. Bei meiner zukünftigen Braut gab es offenbar eine falsche Sitzzuteilung. Ich habe ihr gerade mitgeteilt, dass wir ein Upgrade bekommen haben. Können Sie uns da weiterhelfen?“

Erleichtert darüber, dass sich das Problem so einfach lösen ließ, lächelte die Stewardess mich an und warf einen Blick auf meine Tickets. Ihr Lächeln wurde sogar noch strahlender. „Selbstverständlich, Mr. Donato.“ Sie blickte Katherine an. „Diese Verwechslung bedaure ich. Ihre Plätze befinden sich in der Ersten Klasse. Das klären wir jetzt umgehend.“

„Ausgezeichnet.“ Entschuldigend lächelnd wandte ich mich an Katherine, weil ich genau wusste, dass sie mir hier keine Szene machen würde.

„Ein Upgrade?“ Unentschlossen sah Katherine von der Stewardess zu mir. Über ihre wunderschöne Nase und Wangen zogen sich winzige Sommersprossen, weil sie sich stets weigerte, ausreichend Sonnencreme aufzutragen, wenn sie nach draußen ging. Am liebsten hätte sie mir sicherlich gesagt, wo ich mir meine Tickets hinschieben konnte, aber ich wusste, dass sie das in Gegenwart von so vielen Leuten nicht tun würde.

„Miss, würden Sie bitte mit mir mitkommen?“ Die Stewardess deutete nach vorn, und ich wusste, dass Katherine mich in diesem Moment am liebsten umgebracht hätte. Aber dieses Risiko musste ich eingehen.

„Schön“, gab sie schließlich nach und versuchte gar nicht erst, ihre säuerliche Miene zu verbergen. Das war mir allerdings ziemlich egal. Ich brauchte Privatsphäre und mehr Beinfreiheit, als die Economy-Class mir bieten konnte, wenn ich mich mit meiner abtrünnigen Verlobten unterhalten wollte.

In einer Welt voller Gänseblümchen war Katherine eine wilde, blutrote Rose. Willensstark und atemberaubend, aber gleichzeitig auch gefährlich mit ihren spitzen Dornen.

Doch auch Rosen brauchten Pflege.

Mit ihrer Flucht hatte Katherine den Vertrag gebrochen. Ich hätte mich wie ein Mistkerl aufführen und sie aus dem Flugzeug zerren können, um sie daran zu erinnern, dass unsere Ehe ein geschäftliches Arrangement war, an welchem unsere Väter unbedingt festhalten wollten. Aber mit dieser Taktik hätte ich alles zwischen uns sicher nur verschlimmert.

„Schatz“, sagte ich leise und legte ihr eine Hand auf den Rücken, während wir der Stewardess folgten. Bei meiner Berührung spannte sie sich an, und ich stellte mich innerlich schon auf eine Auseinandersetzung ein. Es kam mir vor, als müsste ich einen brennenden Karren mit Zement einen Berg hinaufschieben.

Katherine lächelte der Stewardess angespannt zu und ließ sich in den luxuriösen Sitz sinken. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und blickte mich wutentbrannt an. „Nicht zu fassen! Wie kannst du es wagen, mich zu verfolgen wie ein Fuchs das Kaninchen? Ich bin doch nicht dein verdammtes Eigentum. Wie hast du mich überhaupt gefunden?“

Ich schwieg einen Moment und nahm ein Glas Sekt von der Stewardess entgegen, bevor ich antwortete: „Alana hat es mir verraten. Sie hat auch gesagt, du hättest deinen Job bei Franklin and Dodd gekündigt.“ Dort hatte Katherine jetzt über ein Jahr lang gearbeitet.

„Alana! Verdammt!“ Verärgert sog Katherine die Luft ein. „Ich wusste es. Ich hätte ihr nie anvertrauen dürfen, wo ich hinwill.“

„Das mag stimmen. Aber wieso hast du deinen Job aufgegeben?“ Ich runzelte die Stirn. „Ich dachte, es gefällt dir dort im Marketing.“

Katherine ignorierte meine Frage völlig und schüttelte nur den Kopf, so fassungslos war sie, weil ihre Freundin sich verplappert hatte. Diese Freundschaft hatte ich ohnehin nie richtig verstanden. Alana war das typische wohlhabende Mädchen aus gutem Hause. Sie war reich und privilegiert, aber andererseits auch seltsam naiv und weltfremd.

Ich hatte immer angenommen, Katherine habe einen ausgleichenden Einfluss auf Alana, aber was Katherine diese Freundschaft brachte, war mir ein Rätsel.

Katherine rieb sich die Stirn, und langsam wich ihr die Anspannung aus dem Gesicht. „Verdammt, verdammt, verdammt“, sagte sie nur leise, bevor sie den Kopf anlehnte und die Zähne aufeinanderbiss. „Ich hätte einfach verschwinden sollen, ohne irgendjemandem ein Wort zu verraten.“

„Wahrscheinlich.“

Durchdringend sah sie mir in die Augen. „Ruhe auf den billigen Plätzen. Dich hat niemand gefragt.“

„Weiß dein Vater denn Bescheid?“

Sie warf mir einen kurzen Seitenblick zu. „Natürlich nicht. Er würde das genauso wenig begreifen wie du.“

Das ließ mich schlucken. Mit ihrem engstirnigen Vater in einen Topf geworfen zu werden tat weh. Doch im Grunde ähnelte Bernard Oliver eher meinem eigenen Vater Giovanni. Ich hatte mit beiden kaum etwas gemeinsam.

Vor uns lag ein langer Flug. Ich versuchte es also mit Konversation. „Und wieso Kalifornien?“

„Das stand noch auf meiner Liste von Dingen, die ich immer schon tun wollte. Außerdem liegt es weit weg von allem, was mich an mein Leben in New York erinnern könnte. Und ja, das schließt auch dich ein.“

Ich musste auflachen, obwohl mich ihre ständigen Sticheleien allmählich ärgerten. „San Francisco im Januar? Hoffentlich hast du warme Sachen eingepackt, denn sonst wirst du dir deinen süßen Hintern abfrieren.“

„Ich weiß sehr wohl, was für Wetter mich erwartet. Und ich bin nicht aus Zucker. Ich werde es überleben. Außerdem kann es im Winter nirgendwo schlimmer sein als in New York.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher. Die Seeluft sorgt für einen eiskalten Nebel, der dich bis auf die Knochen durchfrieren lässt. Da ist mir Schnee lieber.“

„In erster Linie ist es mir darum gegangen, von dir wegzukommen. Mir ist jeder Ort recht, vorausgesetzt, du bist nicht da. Dafür würde ich sogar in den Sumpf ziehen. Und bevor du mir jetzt erklärst, dass ich noch nie im Sumpf war und das deshalb gar nicht beurteilen kann, halte lieber den Mund. Du hast mir meinen gesamten Reiseplan verdorben, und ich bin jetzt wirklich nicht in Stimmung für dein besserwisserisches Macho-Gehabe.“

Ich kannte sie gut genug, um zu erkennen, wie ernst es ihr war. „Weißt du, ich hätte gedacht, zwei Jahre seien lang genug, damit du deine Stacheln abwirfst, aber es ist eher noch schlimmer geworden.“ Allmählich verlor ich die Hoffnung, wir könnten an dem Punkt weitermachen, an dem wir vor all den Jahren aufgehört hatten. „Verdammt, Katherine, ich habe dir doch jeden Freiraum gelassen, dein eigenes Ding durchzuziehen. Damit es mit uns klappt, wenn es an der Zeit ist zu heiraten.“

Ungerührt erwiderte sie meinen Blick und schüttelte den Kopf, als sei ich der letzte Idiot. „Genau das ist der Grund, wieso ich dich niemals heiraten könnte, Luca. Du hast mir Freiraum gelassen? Wir haben uns getrennt, weil du fremdgegangen bist. Und das alles wurde in den Klatschspalten breitgetreten. Du hast mir das Herz gebrochen und mich vor aller Welt gedemütigt.“

„Ich habe es dir doch gesagt: Das war ein Missverständnis.“

„Und ich habe dir gesagt, dass du dir diesen Schwachsinn sparen kannst. Ich bin keine von diesen Frauen, die dir zu Füßen liegen und dir jeden Mist abkaufen, den du ihnen auftischst.“

Ich biss mir auf die Zunge. Mit ihr über die Vergangenheit zu streiten, würde nichts nützen. Dennoch wollte ich eines klarstellen: „Ich habe nie von dir verlangt, eine von diesen Frauen zu sein.“ Und das war die Wahrheit. Schlichte und oberflächliche Frauen langweilten mich zu Tode. In all den Jahren, die ich Katherine jetzt kannte, hatte ich sie keine Sekunde langweilig gefunden.

Jenes Foto war in einem unglücklichen Moment entstanden, aber dadurch hatte ich eine wertvolle Lektion gelernt. Lass keine süßen Starlets auf deinem Schoß sitzen, wenn du zu viel Whisky getrunken und zu wenig gegessen hast. Der Paparazzi hatte das Foto nicht wegen mir, sondern wegen der Frau geschossen, doch es hatte sich in einer ganzen Reihe von Zeitschriften gut verkauft. Die Situation schien eindeutig zu sein, zumal sie mich gerade geküsst hatte und oben ohne war.

Mein Vater hatte vor Wut getobt, meine Mutter hatte sich zutiefst geschämt, und ich hatte wegen dieses Fotos die Frau meiner Träume verloren.

Kurz und gut, es war ein Scheißtag gewesen.

„Wieso hast du bis jetzt damit gewartet, die Hochzeit abzusagen?“ Ich musste es einfach wissen. „Anscheinend bist du immer noch wegen dieses Vorfalls sauer. Wieso hast du nicht schon damals den Schlussstrich gezogen? Wieso erst jetzt dieser dramatische Abgang?“

Wutentbrannt sah sie mich aus ihren blauen Augen an. Als Drama-Queen ließ sie sich nicht gern bezeichnen. Aber gegen ihr Temperament konnte sie nichts tun. Ihr rotes Haar verriet sie. Die schottische Herkunft ließ sich nicht leugnen.

„Weil nicht nur du Verpflichtungen hast. Ich wollte es damals beenden, aber mein Vater hat Partei für dich ergriffen.“

Wahrscheinlich hatte er ihr gedroht, sich von ihr loszusagen, wenn sie die Hochzeit nicht durchzog. Bernard kannte keinerlei Rücksicht, wenn es darum ging, das zu bekommen, was er wollte. Wenn unsere Familien durch unsere Heirat eine Verbindung eingingen, würde der Einfluss unserer Unternehmen in der Wirtschaftswelt exponentiell steigen. Letztlich diente eine arrangierte Hochzeit – wie seit jeher in der Geschichte – nur der Erweiterung von Macht und Einfluss einer Familie.

„Er hat mir nicht wirklich eine Wahl gelassen. Ich stand kurz vor dem Abschluss meines Studiums. Hätte ich alles, wofür ich gearbeitet habe, aufgeben sollen, nur weil du beschlossen hast, dich wie ein Arschloch aufzuführen?“

Sie atmete tief durch und schüttelte langsam den Kopf. „Ehrlich, ich habe gedacht, ich könnte es durchziehen und mich auf eine Ehe auf dem Papier einlassen, aber im letzten halben Jahr habe ich erkannt, dass ich dazu nicht bereit bin. Ich werde nicht mein ganzes Leben nach den Erwartungen von jemand anderem ausrichten. Deshalb … bin ich jetzt aus dem Spiel.“

„So einfach geht das nicht.“ Meine Aufmerksamkeit wurde von einer ihrer Haarsträhnen auf sich gezogen, die ihr ins Gesicht fiel, als sie sich von mir abwandte. Zahllose Erinnerungen stürzten auf mich ein.

Hemlocktannen, der Geruch von Salbei, Sommerhitze, der Kokosduft von Sonnencreme und der frische Duft von Katherines Deo, als ich auf ihr lag und ihr die Unschuld nahm.

Ich konnte sie immer noch spüren, wie sie sich feucht und erregt um mich anspannte. Wie sie zitternd und keuchend geatmet hatte. Behutsam war ich tief in sie eingedrungen und hatte ihren schlanken Körper das erste Mal erobert.

Damals war sie achtzehn gewesen, ich zweiundzwanzig.

Sie hatte aufgeschrien, sich auf die sinnlich geschwungene Unterlippe gebissen, und dann war sie gekommen.

Trotz der klimatisierten Luft in der Ersten Klasse trat mir der Schweiß auf die Stirn. Schnell trank ich einen großen Schluck Sekt, um mich etwas abzukühlen.

Verdammt, dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um an unser erstes Mal zu denken! Ich musste bei klarem Verstand bleiben.

„Ich suche nicht nach einem einfachen Ausweg. Ich will einfach nur noch weg.“

Zeit für ein harmloseres Thema. „Wenn ich weglaufen würde, würde ich mir wenigstens einen Ort aussuchen, wo es warm ist. Mit einem verlassenen Strand und einer gut ausgestatteten Bar.“ Ich räusperte mich und verdrängte die schmutzigen Gedanken an alles, was ich mit meiner eigenwilligen, zukünftigen Braut anstellen wollte. „Ich meine, San Francisco im Winter, das ist doch Mist.“

„Wenn es für dich als CEO des Donato-Imperiums nicht mehr so gut läuft, dann versuch es doch mit einer Reiseagentur“, entgegnete sie spöttisch und warf mir einen abfälligen Blick zu. „Ich habe mir San Francisco ausgesucht, weil ich die Kultur und das Leben einer weltoffenen, liberalen Stadt spüren will. Nicht, um mich an irgendeinem Strand zu sonnen.“

Ich musste ein Grinsen unterdrücken. Katherine war schon immer wissbegierig und kulturell interessiert gewesen. Sie war ein großer Fan des Regisseurs Francis Ford Coppola, deshalb konnte ich nachvollziehen, wieso die Stadt sie so faszinierte. „Tja, das trifft sich gut, denn an den Stränden von San Francisco riecht es eher nach den toten Fischen, die dort überall im Sand liegen. Und den Obdachlosen gefällt es am Strand auch ganz gut.“

„Ich merke genau, was du vorhast.“ Gelangweilt winkte sie ab. „Dein negatives Gerede schreckt mich nicht ab. Es ist mir egal. Ich will mein eigenes Leben leben, und ich will die Westküste sehen.“

„Du hättest mich einfach fragen können. Ich hätte dir diesen Wunsch erfüllt.“

„Ich will weder dich noch sonst jemanden um irgendetwas bitten.“ Sie wandte sich mir zu. „Ist dir klar, dass ich nicht mitentscheiden durfte, wo ich zur Schule gehe? Ich durfte nicht mal mitreden, welches Fach ich auf dem College belege. Deine Familie hat alle Entscheidungen für mich so getroffen, dass mein Lebenslauf zum Ruf der Familie Donato passt, wenn wir heiraten.“ Entnervt stieß sie die Luft aus. „Ich bin mehr als eine Puppe, die du anziehen und in die Ecke setzen kannst. Ich will keine perfekte, gebildete Ehefrau sein, die zu Hause sitzt, lächelt und winkt. Ich wollte nicht ins Marketing, sondern Tierärztin werden, weißt du das? Aber dein Vater fand so einen Beruf unpassend für eine Donato. Deshalb wurde die Entscheidung ohne mich getroffen.“

Ich erinnerte mich an Katherines Wunsch, mit Tieren zu arbeiten. Ich konnte mich auch noch erinnern, wie abfällig mein Vater sich über ihren Berufswunsch geäußert hat. Damals hätte ich für sie eintreten müssen, aber ich hatte geschwiegen. Zu jener Zeit musste ich viel für meinen eigenen Studienabschluss tun und gleichzeitig an der Seite meines Vaters unser Unternehmen kennenlernen. Da fehlte mir einfach die Energie, um auch noch Katherines Kämpfe mit auszufechten.

Trotzdem bereute ich es jetzt, ihr nicht beigestanden zu haben.

Im Grunde war es mir gleich, was sie studierte oder welchen Beruf sie ergriff. Vielleicht war es Pech gewesen, dass ich mich in die Frau verliebt hatte, die als meine Ehefrau vorgesehen war. Das war sicher die absolute Ausnahme bei aus geschäftlichen Interessen arrangierten Ehen.

„Du hast also bei Franklin and Dodd gekündigt. Wie sehen jetzt deine Pläne aus? Willst du doch noch Tierärztin werden?“

„Vielleicht. Ich weiß noch nicht. Aber wozu ich mich jetzt auch entscheide, es ist mein eigener Entschluss.“

Wie viel leichter doch alles gewesen wäre, wenn ich nichts für diesen eigenwilligen Rotschopf empfunden hätte! Wenn es mir nur um die Verpflichtung gegangen wäre, einen Erben für die Familie zu zeugen, hätte ich Katherine schon lange abgeschrieben und mich für eine der zahlreichen Frauen entschieden, deren einziges Ziel darin bestand, diesen protzigen Ring am Finger zu tragen. Diese Frau hätte ich geschwängert und mein eigenes Leben weitergeführt.

Aber ich liebte Katherine. Diese Wahrheit konnte ich nicht leugnen, und genau deshalb konnte ich sie nicht einfach kampflos aufgeben und ziehen lassen.

„Und hast du genügend Klamotten eingepackt?“

„Natürlich habe ich das.“ Und nach einer kurzen Pause fügte sie spöttisch hinzu: „Du auch?“

„Ich habe überhaupt nichts gepackt. Was immer ich brauche, kaufe ich mir neu.“

„Selbstverständlich.“ Anklagend wandte sie sich mir zu. „Mir war mein vorheriger Platz lieber.“

„Niemand zieht Economy der Ersten Klasse vor.“

„Ich schon.“

„Sieht so deine gesamte Strategie aus?“ Sie sollte merken, wie undurchdacht ihre Flucht war. „Deine Ersparnisse auflösen und dich ins Künstlerleben der Hipster an der Westküste stürzen?“

„Schon möglich. Solange alles, was ich tue, nur von mir allein geplant ist, sind die Details unwichtig.“

„Da muss ich leider widersprechen. Meine Familie hat viel in deine Ausbildung investiert. Hast du geglaubt, du könntest den Vertrag brechen, ohne dass jemand Regressansprüche an dich stellt? So eine Kränkung wird mein Vater nicht ohne Konsequenzen dulden.“

Katherine verstummte. Ich wusste, dass sie darüber nachgedacht hatte, aber jetzt war sie entschlossen, ihren Weg weiterzuverfolgen.

„Dieses Risiko muss ich eingehen“, sagte sie schließlich.

„Hasst du mich wirklich so sehr?“ Ich konnte nicht länger gelassen bleiben.

Eine Minute lang zögerte sie mit der Antwort, und das verriet sie. Gleichzeitig machte es mir Hoffnung, auch wenn das unsinnig und möglicherweise völlig unbegründet war.

Noch ehe Katherine etwas antworten konnte, kam die Stewardess und schenkte uns Sekt nach. Mir wäre ein Scotch lieber gewesen, doch ich hatte ja schon mit Sekt angefangen und wollte lieber nicht durcheinandertrinken. Ich musste bei klarem Verstand bleiben, wenn ich einen Weg finden wollte, dass Katherine mich wieder liebte.

„Ich hasse dich nicht, Luca.“ Sie wandte den Blick ab. „Ich liebe dich nur nicht mehr.“

Das glaubte ich ihr nicht. Eines hatte ich über die menschliche Natur gelernt: Wer empfindlich reagiert, versucht Gefühle zu verbergen.

In den vergangenen sechs Monaten hatte Katherine alles darangesetzt, niemals allein mit mir zu sein. Wenn sie überhaupt nichts mehr für mich empfunden hätte, hätte sie mir nicht auszuweichen brauchen.

Vielleicht machte ich mir zu große Hoffnungen, aber ich glaubte fest daran: Irgendwo tief drinnen liebte sie mich genauso sehr wie ich sie. Sie hatte nur Angst, mir wieder zu vertrauen.

Sie saß so dicht neben mir, dass ich ihre Anspannung spüren konnte. Sie konnte die Finger nicht stillhalten. Das verriet sie.

Bestimmt dachte sie gerade daran, wie wir gemeinsam aufgewachsen waren. Wir hatten uns dann später ineinander verliebt, miteinander geschlafen … Kämpften all diese Erinnerungen in ihr gegen die Verletzung an, die ich ihr zugefügt hatte?

Wahrscheinlich, dachte ich, versucht Katherine, sämtliche Erinnerungen an uns beide zu verdrängen.

„Ich weiß, dass du dich daran erinnerst, wie gut es zwischen uns war.“

„Ich versuche, nicht in der Vergangenheit zu leben.“

Autsch! „Es könnte wieder so sein“, sagte ich leise. „Wenn du uns nur eine Chance geben würdest.“

Darauf reagierte sie nur mit Schweigen.

Ich versuchte es noch einmal: „Katherine …“

„Ich will aus meinem Vertrag aussteigen“, unterbrach sie mich.

„Wie bitte?“

„Du hast mich schon verstanden. Entlass mich aus dem Heiratsvertrag, sonst mache ich es mir zur Lebensaufgabe, deine Familie in Verlegenheit zu bringen. Als Erstes schreibe ich einen Artikel darüber, wie deine Familie mich gekauft hat, damit ich deine Braut werde.“

Das war eine regelrechte Kriegserklärung! „Wenn du das tust, ruinierst du dadurch auch deine eigene Familie.“ Ich versuchte zu erkennen, ob sie bluffte oder nicht.

„Meinem Vater bin ich nichts schuldig. Er hat mich da hineingezogen, also muss er die Folgen akzeptieren. Mich hat niemand gefragt, ob ich in die Donato-Familie einheiraten möchte. Aber damals war ich auch noch ein Kind. Wen hat es denn gekümmert, was ich empfinde?“

Ich wusste, dass Katherines Beziehung zu ihrem Vater mindestens so angespannt war wie meine zu meinem Vater. Aber im Gegensatz zu mir schien sie kein Interesse daran zu haben, die Zustimmung ihres Vaters zu bekommen.

Entschlossen sah sie mich an, und ich begriff, dass sie unbedingt eine Grenze ziehen wollte, um von allem frei zu sein, was auch nur im Entferntesten mit den Donatos zu tun hatte.

Das traf mich wie ein Faustschlag. Nie hätte ich gedacht, dass sie so weit gehen würde. Ich war bereit, ihr die Welt auf einem Silbertablett zu servieren, doch das ließ sie nicht zu. Sie wollte nur, dass ich verschwinde.

„Dazu wärst du bereit, nur um dein verletztes Ego zu besänftigen?“

Sie schüttelte den Kopf. Anscheinend sah sie die Sache anders als ich. „Du wirst es nie begreifen, Luca, und genau das ist der entscheidende Grund, wieso ich dich nicht heiraten kann. Wenn die Menschen ihr wahres Ich zeigen, dann sollte man das ernst nehmen. Und mir gefällt dein wahres Ich nicht.“

Meine Mutter würde in einer Wolke teuren Parfüms zu Boden sinken, wenn so ein Skandal in ihren Gesellschaftskreisen bekannt wurde. Mein Vater würde die Fassung verlieren und wegen Vertragsbruchs sämtliche Firmenanwälte auf Katherine ansetzen. Er würde sie ruinieren. Sie hatte ja keine Ahnung, wie gefährlich dieses Spiel mit dem Feuer für sie werden konnte.

Und letztlich war alles meine Schuld.

Ich hatte dafür gesorgt, dass das süße, liebenswerte Mädchen sich in ein streitsüchtiges Wesen verwandelt hatte, das die Donatos hasste und mich als Teufel sah.

Ich durfte nicht zulassen, dass Katherines gebrochenes Herz uns die zweite Chance raubte, noch ehe wir den ersten Schritt gemacht hatten.

Das wäre schrecklich gewesen.

Der Blick ihrer blauen Augen wurde unsicher, und für mich fühlte es sich wie ein Stich ins Herz an. In Geschäftskreisen wurde ich als Haifisch am Verhandlungstisch betrachtet. Ich konnte die kleinste Unsicherheit wittern, noch ehe mein Verhandlungspartner überhaupt merkte, dass er in Schwierigkeiten steckte. Nichts konnte mir Angst machen.

Außer der Vorstellung, Katherine für immer zu verlieren.

„Gib mir eine Woche Zeit, deine Meinung zu ändern“, schlug ich vor und sah sie durchdringend an. Ich wollte unbedingt, dass sie auf den Deal einging. Das hier musste einfach klappen. „Wenn du am Ende dieser Woche immer noch frei sein willst, dann … Dann tue ich, was nötig ist, um dich aus deinen Verpflichtungen gegenüber der Donato-Familie zu lösen, ohne dass du irgendetwas zurückzahlen musst. Vorausgesetzt, du versprichst mir, die Details unseres Vertrags für dich zu behalten.“

Misstrauisch erwiderte sie meinen Blick. Ganz offensichtlich hielt sie mein Angebot für kompletten Unsinn. „Du lügst. Keine Sekunde lang glaube ich dir, dass deine Familie etwas, in das sie so viel investiert hat, einfach aufgibt.“

Damit hatte sie recht. Aber ich wollte gewinnen – und deshalb brauchte ich über die Folgen des Scheiterns gar nicht nachzudenken. Aber wenn ich das ausgesprochen hätte, hätte ich wie ein arrogantes Arschloch geklungen. Stattdessen sagte ich: „Hier geht es nicht um Investitionen. Es betrifft nur dich und mich. Gib mir eine Chance, dich umzustimmen.“

„Ich meine es ernst, Luca. Ich will dich nicht heiraten.“

„Das hast du mir sehr deutlich zu verstehen gegeben.“

„Dann lass uns dieses Experiment überspringen und einfach einen Schlussstrich ziehen. Du gehst deinen Weg, ich gehe meinen.“

Niemals! „Wenn du dir so sicher bist, dass deine Gefühle sich nicht ändern, was kann es dann schon schaden, wenn du zulässt, dass ich die Räder ins Rollen bringe?“ Während sie darüber nachdachte, fuhr ich fort: „Gib mir eine Woche.“ Ich würde erst aufhören, wenn sie einwilligte.

Es hatte sich nichts daran geändert, dass ich sie liebte. Ich wollte keine andere als Katherine.

Jetzt lag es an mir, sie daran zu erinnern, wieso sie mich vor langer Zeit auch geliebt hatte.

2. KAPITEL

Katherine

Bot Luca mir da tatsächlich einen Ausweg aus dem Vertrag? Konnte es so einfach sein? Eine Woche mit ihm, und anschließend ließ er mich gehen?

So einen Deal anzubieten, sah Luca überhaupt nicht ähnlich. Er spielte immer ausschließlich auf Sieg.

In geschäftlichen Dingen war er rücksichtslos und brutal. Sein Ruf in der Finanzwelt war beängstigend. Trotzdem bot er mir jetzt einen Weg, um frei und ungehindert aus dem Vertrag auszusteigen.

Bei dieser Erkenntnis zog sich mir der Magen zusammen. Nur ganz leise meldete sich eine Stimme in mir, die anzweifelte, ob ich tatsächlich frei sein wollte.

Natürlich wollte ich meine Freiheit. Wieso sonst hätte ich mir all diese Umstände gemacht, um vor den Donatos zu fliehen?

Vielleicht wolltest du ihm nur zeigen, wie Liebeskummer sich anfühlt.

Ich verdrängte diese beunruhigende Stimme. Wieso hörte ich sie eigentlich immer in den unpassendsten Momenten? Für Luca empfand ich nichts mehr außer Verachtung. Ich würde mich ganz bestimmt nicht an jemanden binden, dem ich bei jedem Dinner am liebsten den Salzstreuer an den Kopf schleudern wollte.

Aber noch wichtiger war für mich, dass ich mich in keinen Mann verlieben konnte, dem ich nicht vertraute. Giovanni Donato hatte seinen Söhnen beigebracht, dass eheliche Treue von den Ehefrauen erwartet wurde, nicht jedoch von den Männern. Je besser ich Lucas Vater kennengelernt hatte, desto weniger wollte ich mit den Donatos zu tun haben.

Besonders, nachdem Luca gezeigt hatte, dass er nichts anderes war als ein Abziehbild seines Vaters.

Natürlich musste ich Luca zumindest glauben lassen, er könne mich zurückgewinnen – sonst würde er nie aufgeben. Und ich hatte keine Lust darauf, von ihm bis in alle Ewigkeit von Bundesstaat zu Bundesstaat verfolgt zu werden.

„Wie würde so eine gemeinsame Woche denn aussehen?“, fragte ich skeptisch nach. Er brauchte es gar nicht erst auszusprechen. Mir war klar, dass er davon ausging, dass ich dahinschmelzen würde, sobald er mich ins Bett bekam, und sofort bereit wäre, an seiner Seite zum Altar zu schreiten. Träum weiter, Luca! Der Sex war gut, aber würde ich deswegen auf meine Freiheit verzichten? Ja. Etwas anderes konnte ich mir gar nicht einreden. Sex war das Einzige, was zwischen uns fantastisch gelaufen war. Die Antwort lag folglich auf der Hand: Ich musste unbedingt vermeiden, dass wir uns körperlich näherkamen. Ein hinterlistiges Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen, als ich langsam nachfragte: „Was, wenn ich jetzt verlange, dass es keinen Sex zwischen uns gibt?“

Es verblüffte mich, als er nur gelassen mit den Schultern zuckte. „Dann eben kein Sex.“

Ja, genau! Ich lachte auf. „Ich glaube dir kein Wort.“ Luca brauchte Sex wie andere Menschen die Luft zum Atmen.

„Du hast ein echtes Problem damit, anderen zu vertrauen, Katherine“, beschwerte er sich, als würde ich nicht bereits wissen, dass er über alles herfiel, was nicht schnell genug weglief. „Das ist bei einer Frau eine sehr unschöne Eigenschaft.“

„Wenn ich niemandem vertrauen kann, ist das ganz allein deine Schuld.“

Luca atmete tief aus. Die kleine Anspannung in seinem Kiefer war das einzige Anzeichen von Ärger. Er wirkte nachdenklich, als er sagte: „Ich habe Fehler gemacht. Ich war jung.“

„Wenn das eine Entschuldigung sein soll, tust du mir leid.“

Autor

Alexx Andria
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