Verlangen - fatal und doch so stark

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Jennifer stockt der Atem, als sie ihren One-Night-Stand plötzlich wiedersieht. Und es kommt noch schlimmer: Marcus ist ihr neuer Businesspartner! Eine einzige anonyme Nacht mit einem heißen Typen ganz ohne Verpflichtungen wollte sie sich erlauben - und jetzt das. Kaum auszuhalten ist das Knistern zwischen ihnen. Ständig muss Jennifer daran denken, wie es sich angefühlt hat, mit den Händen durch sein Haar zu fahren, seinen starken Körper zu erkunden … Dabei hat sie sich geschworen, nie etwas anzufangen, das ihre Karriere gefährden könnte!


  • Erscheinungstag 22.01.2021
  • Bandnummer 53
  • ISBN / Artikelnummer 9783745752694
  • Seitenanzahl 208
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Geduld gehörte nicht gerade zu Marcus Wrights Stärken. Wieso auch? Sein ganzes Leben lang hatte er darauf hingearbeitet, dass er bekam, was er wollte, und zwar sofort.

Er drehte das Handgelenk und sah auf die Uhr. Kurz vor halb neun.

Verdammt, wo blieben sie nur?

Wenn er versuchte, durch die Verspätung noch ein bisschen mehr Geld herauszuschlagen, dann war Tony Andrews ein noch größerer Idiot, als Marcus gedacht hatte.

Als die Kellnerin näher kam und auf sein leeres Glas blickte, winkte er ab. Einen Whisky hatte er bereits getrunken, und damit war sein Alkohollimit während der Arbeitszeit erreicht. Er war nicht so dumm, noch mehr zu trinken, auch wenn ihm der perfekte Schmollmund der Kellnerin zeigte, dass sie ihm mehr als nur einen Drink anbieten wollte.

Nicht heute Nacht. Höflich lächelnd schüttelte er den Kopf.

Viele mochten ihn für ein arrogantes Arschloch halten, aber niemand konnte ihm schlechte Manieren vorwerfen. Selbst seine fragwürdige Kindheit hatte ihm das gute Benehmen nicht austreiben können, sosehr sein Vater es auch versucht hatte.

Es war nicht die Schuld der Kellnerin, dass er ihr unausgesprochenes Angebot ablehnte. Sie hatte viele Reize zu bieten, vorausgesetzt, man stand auf operativ vergrößerte Körperteile und gefärbtes platinblondes Haar.

Doch heute Abend ging es ihm nur um den Job.

Und für ihn hieß das: Arbeit war Arbeit, und Sex war Sex.

Niemals sollte man beides vermischen. Zumindest dann nicht, wenn man sich auf das Ziel konzentrieren und in der obersten Liga mitspielen wollte.

Marcus beobachtete, wie die Kellnerin sich zwischen den Tischen hindurchschlängelte, und ließ den Blick über die übrigen Gäste schweifen, die in der runden exklusiven Bar im obersten Stockwerk saßen. Andrews hatte diese Bar ganz bewusst und aus reiner Bequemlichkeit ausgesucht. Schließlich lag sie nur zwei Blocks von seiner Firmenzentrale hier in London entfernt.

Sehr praktisch für Andrews – aber verdammt umständlich für Marcus.

Er lockerte die Schultern und sah erneut auf die Uhr.

Verdammt, was tat er hier eigentlich? Schon um zehn nach acht hätte er wieder gehen sollen, anstatt hier wie ein dressierter Affe herumzusitzen.

Allerdings war er nicht nur hier, um mit Andrews den Ablauf der Übernahme zu besprechen. Nein, Andrews wollte ihn auch mit seiner Geschäftspartnerin bekannt machen, die schon bald seine Partnerin sein würde. Er wollte Jennifer Hayes treffen, bevor die Verträge unterzeichnet wurden.

Dieses Kennenlernen würde jedoch nicht entscheidend sein. Der Deal war so gut wie abgeschlossen. Aber höflich und professionell, wie er war, saß Marcus weiter hier und wartete.

Außerdem war er neugierig, die Frau kennenzulernen, die diese Firma zum erfolgreichsten Start-up-Unternehmen gemacht hatte, das die Branche seit Jahren gesehen hatte.

Er war überzeugt, dass nicht Andrews für diesen Erfolg verantwortlich war. Bei seinen Spielschulden und allem, was der Mann neben dem Job sonst noch so trieb, grenzte es schon an ein Wunder, dass er sich überhaupt noch über Wasser halten konnte. Und dann war da noch sein Alkoholproblem. Zwar hatte ihm das niemand bestätigt, dennoch war Marcus sich in diesem Punkt sicher. Er erkannte die Anzeichen sehr genau. Danke dir, Dad!

Deshalb bezweifelte er stark, dass Andrews in all den Jahren auch nur einen einzigen Tag lang von morgens bis abends gearbeitet hatte. Und das ließ nur einen Schluss zu: Miss Hayes war diejenige, die diese Firma leitete. Sie hatte den Erfolg begründet, in den er sich jetzt einkaufte.

Er hatte sich über sie informiert, im Internet aber kein einziges Foto von ihr finden können. Wahrscheinlich war sie Ende dreißig oder Anfang vierzig, besaß einen scharfen Geschäftssinn, wirkte eher kühl und setzte sich in Meetings knallhart durch. All das konnte Marcus respektieren, vorausgesetzt, sie zog mit ihm an einem Strang.

Irgendwie faszinierte es ihn, dass nirgendwo ein Foto von ihr zu finden war. Nicht mal ein schlichtes, professionell bearbeitetes Porträtfoto hatte er in all den Berichten über ihre zahlreichen Auszeichnungen entdeckt. Vielleicht lag ihr nichts daran, sich in der Öffentlichkeit zu profilieren, und sie überließ diese Aufgabe Andrews, der sich offenbar gern überall blicken ließ.

Letzten Monat bei einem Charity-Event hatte er Marcus erstmals seine Firmenanteile zum Kauf angeboten, und der Artikel im Forbes-Magazin, das er Marcus in die Hand gedrückt hatte, lobte allein seine Erfolge. Sein Foto mit dem nach hinten gegelten Haar und dem herausfordernden Grinsen hatte gleich eine halbe Seite gefüllt.

Bei der Erinnerung an diesen Gesichtsausdruck wuchs Marcus’ Unmut, während ihm die Wartezeit endlos vorkam. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Sein Geduldsfaden war zum Zerreißen gespannt.

Jetzt reicht’s wirklich! dachte er. In nicht einmal vierundzwanzig Stunden wird der Vertrag ohnehin unterschrieben. Dann treffe ich diese Frau eben dort.

Er zog sich die Manschetten zurecht und wollte gerade aufstehen, als die Kabel des gläsernen Aufzugs sich bewegten. Kamen neue Gäste auf die Dachterrasse hinauf?

Marcus lehnte sich zurück und wartete darauf, die Neuankömmlinge sehen zu können.

Andrews war es nicht, das erkannte er sofort. Der kleine, glatzköpfige Fahrstuhlführer wirkte wie ein Zwerg neben der hochgewachsenen Rothaarigen, die selbst den beeindruckenden gläsernen Fahrstuhl klein wirken ließ.

Doch die Frau fiel nicht nur Marcus auf. Ihr rotes Haar zog jeden Blick im Raum auf sich. In schimmernden Wellen fiel es ihr bis auf den Rücken hinab und ließ sich beim besten Willen nicht ignorieren.

Das dramatisch leuchtende Rot stand in krassem Kontrast zu dem schwarzen Kleid, das die Kurven der Frau umschmeichelte und dezent bis zu den Knien reichte.

Langsam ließ Marcus den Blick tiefer bis zu den entblößten Waden gleiten. Der sanfte Schimmer deutete verheißungsvoll auf Seidenstrümpfe hin. Und dann kamen ihre Schuhe. Erregend hohe schwarze Stilettos.

Es war wie ein Hitzschlag, der ihn im Schoß traf.

Verdammte Scheiße!

Nein, er würde jetzt nirgendwohin verschwinden. Noch nicht. Diese Extrazeit bekam Andrews von ihm gratis zugestanden.

Jennifer blickte auf die Uhr und fluchte leise. Halb neun. Sie war spät dran, und sie hasste es, sich zu verspäten.

Aber was erwartete Tony denn, wenn er sie kurz vor Toresschluss anrief und sie bat, sich auf einen Drink mit ihm zu treffen? Der verdammte Kerl sollte besser als jeder andere wissen, wie viel Arbeit sie zu bewältigen hatte.

Ach, verdammt, wem wollte sie eigentlich etwas vormachen? Es war ihm scheißegal, was alles auf ihrer Agenda stand. Letztlich war er selbst der Grund dafür, dass sie so viel zu erledigen hatte. In den letzten Wochen hatte er sich immer seltener blicken lassen, und das trieb Jennifer an die Grenze ihrer Belastbarkeit. Ihr Stresslevel sprengte gerade jede Skala.

Trotzdem bist du jetzt hier, erklang eine kleine Stimme in ihrem Kopf.

Er hat so viel um die Ohren … Er braucht dich … Seine Familie ist auf dich angewiesen …

Aber, verdammt, ihre Familie brauchte sie auch. Ihre Mutter und ihre Schwester waren auf sie angewiesen, und das nicht nur in finanzieller Hinsicht. Trotzdem ließ Tony ihr kaum noch Raum zum Atmen.

Aber du bist ihm was schuldig. Er schuldet dir nichts. Darin liegt der Unterschied.

Tief atmete sie durch und löste dadurch ihre innere Anspannung. Mit einem höflichen Lächeln dankte sie dem Kabinenführer. Er erwiderte das Lächeln und starrte ihr auf die Brust. Jennifer seufzte auf. Echt jetzt?

Während sie sich an ihm vorbeischob, zog sie das tiefe Dekolleté ihres Wickelkleids zurecht und ließ den Blick durch den sanft beleuchteten Raum schweifen. Wo bist du, Tony?

Seine gesellige Art wirkte immer wie ein Leuchtstrahl, und hier war definitiv kein Leuchtstrahl zu bemerken. Die meisten Gäste saßen in Pärchen oder zu viert zusammen. Alle außer einem Mann.

Ihr stockte der Atem, als sie ihn bemerkte.

Gleich neben der Glasfront saß er an einem Tisch, vom dem aus er die atemberaubende Skyline von London betrachten konnte. Allerdings schien er keinerlei Interesse an dieser Aussicht zu haben.

Nein, sein Blick war wie gebannt auf sie gerichtet, und ihre Haut begann zu prickeln.

Verdammt, am liebsten wäre sie direkt zu ihm gegangen. Der Drang war so stark, dass sie es fast getan hätte, doch ihr Verstand gewann die Oberhand.

Tony wollte sie sehen. Hoffentlich konnte er sein seltsames Verhalten erklären, damit sie sich zukünftig nicht mehr solche Sorgen zu machen brauchte.

Leise seufzend ging sie zur Bar. Ein Drink, das war es, was sie jetzt brauchte. Irgendwie musste sie ihre Nerven beruhigen.

Sie nahm auf einem der Barhocker Platz, schlug die Beine übereinander, legte die Handtasche beiseite und griff stattdessen nach der in Leder gebundenen Getränkekarte.

„Guten Abend, Miss Hayes, was darf ich Ihnen bringen?“

Sie blickte hoch und sah, wie der leitende Barkeeper Darren lächelnd auf sie zukam, während er geschäftig ein Glas abtrocknete.

Es fiel ihr nicht schwer, sein Lächeln zu erwidern. Sie überflog die Liste der Drinks und entschied sich für einen Wodka Martini. Der war sicher stark genug.

Erstaunt zog er eine Braue hoch, als sie die Bestellung aufgab. „Geschüttelt, nicht gerührt, Madame?“

Bei der Bond-Imitation im schottischen Dialekt musste sie lachen, und es klang fast fremd in ihren Ohren. Es musste Wochen oder sogar Monate her sein, dass sie wirklich herzhaft gelacht hatte. Vielleicht war sie es, die mal anständig durchgeschüttelt werden musste, und nicht der Drink. „Wie immer Sie es mir empfehlen können.“

„Sind Sie sicher?“ Wieder zog er die Brauen hoch. „Ein ziemlich harter Drink.“

Er kannte sie einfach zu gut. Harte Drinks waren sonst nicht ihr Ding. Normalerweise bestellte sie sich eher eine Weinschorle. Aber jetzt wäre eine Weinschorle nicht genug. Nicht heute Abend. Und das lag nicht nur an Tony, sondern vor allem an ihrer Mutter, um die sie sich immer größere Sorgen machte. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends, und Jennifer konnte nichts dagegen unternehmen.

Schnell verdrängte sie diesen schmerzhaften Gedanken. Nicht jetzt.

„Klingt perfekt.“ Sie öffnete ihre Clutch und zog ihr Handy hervor, um nachzusehen, ob Tony ihr wenigstens eine Nachricht geschickt hatte. Doch noch ehe sie aufs Display sehen konnte, schweifte ihr Blick ab und wurde von dem Mann angezogen, der keine vier Meter von ihr entfernt saß.

Er war groß, das konnte sie sehen, auch wenn er tief in den Schalensitz gesunken war. Ein Bein hatte er angewinkelt, der Fußknöchel lag entspannt auf dem anderen Knie. Der Schnitt des dunklen Designeranzugs und die hellbraunen Lederschuhe zeugten von Geld, doch ob dieser Mann reich war oder nicht, stand auf einem völlig anderen Blatt. Jennifer hatte schnell gelernt, dass man in dieser Stadt nicht vom Äußeren auf die Bankkonten der Leute schließen konnte.

Doch seine breiten Schultern, die durch das perfekt sitzende Jackett betont wurden, und seine ganze Haltung verrieten noch etwas anderes. Obwohl der Mann entspannt wirkte, strahlte er ein ungeheures Selbstbewusstsein aus, und Jennifer war sicher, dass er keinen großen Wert auf sein Äußeres legte.

Aber was für eine beeindruckende Erscheinung!

Langsam ließ sie den Blick höher gleiten. Das strahlend weiße Hemd schmiegte sich perfekt an den Oberkörper, ohne irgendwo zu spannen.

Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, und hastig sah sie wieder auf ihr Handy. Nicht jetzt!

Im Ernst, was war nur los mit ihr? Sehnte sie sich wirklich so verzweifelt danach, flachgelegt zu werden? War sie ihren zuverlässigen Vibrator denn so leid, dass ihr Körper derart heftig auf diesen Mann reagierte? Schließlich hatte sie für solche Komplikationen in ihrem Leben momentan einfach keine Zeit. Mr. Vibro widersprach niemals und brauchte keine Aufmerksamkeit oder Zuwendung. Er verlangte niemals Zeit von ihr, die sie nicht hatte.

Bei all der Arbeit im Büro und dem Hin- und Hergependel zwischen London und Yorkshire, um am Wochenende bei ihrer Familie zu sein, hatte Jennifer jede Sekunde verplant.

Aber wenigstens eine einzige Nacht! Stell dir vor, wie es sein könnte …

Bei dem Gedanken wurde ihr ganz warm, und schnell schaltete sie ihr Handy ein. Keine Nachrichten. Verärgert tippte sie Wo steckst du? und legte das Handy auf den Bartresen. Ihre Sinne waren in diesem Moment geschärft, und sie nahm eine Bewegung aus der Richtung des Mannes wahr. Sie sah, wie er mit einem Finger die blonde Kellnerin zu sich winkte, die sich in seiner Nähe aufhielt.

Jennifer konnte sich den Stich, den sie verspürte, selbst nicht erklären. Verdammt, die Kellnerin hängt also auch bei ihm am Haken.

Sie biss sich innen auf die Lippe, während sie sich an seinem dunklen Haar, das auf lässige Art etwas zu lang war, nicht sattsehen konnte. Sein kantiges Kinn wirkte sofort weicher, wenn er so hinreißend lächelte. Und dann waren da noch seine Augen. Wahnsinnig anziehend! Die Farbe konnte Jennifer nicht genau erkennen, aber sein Blick hatte etwas umwerfend Sinnliches und Sündiges an sich.

Ihr zog sich der Magen zusammen, und ihr wurde noch heißer. In dieser Sekunde wurde ihr klar, dass sie diese Bar zusammen mit ihm verlassen wollte. Eine verrückte Nacht lang alles andere vergessen! Keine Namen, keine Unterhaltung, nur wilder, tabuloser Sex.

Bin ich dazu fähig? Verdammt, lässt er sich überhaupt auf so was ein?

Verunsichert schüttelte sie den Kopf. So etwas tat sie sonst nie. Für sie gab es sonst immer nur die Arbeit, und genau davon brauchte sie mal eine verdammte Pause. Sie brauchte diesen Mann.

In Gedanken zog sie ihn langsam aus. Sie öffnete ihm einen Knopf nach dem anderen, berührte seine nackte Haut und … Unwillkürlich presste sie die Beine zusammen.

„Ein Wodka Martini.“

„Was?“ Ihr Blick ging zum Tresen, wo Darren ihr einen Untersetzer und ein Glas hinstellte.

„Ihr Drink.“ Belustigt lächelte er sie an. „Stark abgelenkt, ja?“

„Ziemlich.“ Und das ist noch untertrieben.

Sie errötete, während sie den Zahnstocher mit der aufgespießten Olive ergriff und damit in ihrem Drink rührte. Sie beobachtete den winzigen Strudel, der sich in ihrem Glas bildete, und zwang sich zur Ruhe.

Erst musst du das mit dem Meeting mit Tony klären.

Sie hob das Glas und probierte von ihrem Drink. Anerkennend summte sie. Der kühle Drink und der glutvolle Alkohol in ihrer Kehle, das war ein seltsam angenehmer Widerspruch. Sie trank noch einen Schluck, und schon fiel es ihr leichter, die Anspannung abzuschütteln.

Oh Tony, vielleicht hast du mir sogar einen Gefallen getan, indem du mich versetzt hast.

Sie neigte den Kopf, lockerte die Schultern, und dann ging ihr Blick wie von selbst zurück zu dem Mann. Scheiße! Ihre Blicke trafen sich, und der einladende Ausdruck in seinen Augen jagte ihr lustvolle Schauer durch den Körper.

Zum Teufel mit Tony! Zum Teufel damit, immer und überall das Richtige zu tun!

Gib ihm einfach nur zwanzig Minuten …

Mist! Mit Mühe konzentrierte sie sich auf ihr Handy und schrieb ihm genau das.

Fünf Minuten später war sie das Warten leid. Sie gab nach und winkte Darren zu sich.

Schließlich konnte es nicht schaden, ein paar Dinge in Gang zu setzen.

„Wollen Sie etwa noch Nachschub?“

Lächelnd erwiderte sie seinen Blick. Vor Aufregung fühlte sie sich wie berauscht. „Ja, bitte.“

Er lachte leise. „Okay.“

Schnell stellte er ein paar Snacks auf einem Serviertablett zusammen, stellte ihr das Tablett auf den Tresen und machte sich daran, ihren zweiten Drink zuzubereiten.

Beim Anblick der Snacks begann Jennifers Magen zu knurren. Wieder mal hatte sie das Dinner ausgelassen. Sie wählte einen der Snacks aus, probierte davon und fragte: „Wissen Sie, was Mr. Ablenkung dort trinkt?“

Wissend erwiderte er ihren Blick. „Möchten Sie ihm einen Drink spendieren?“

„Könnte sein …“ Spielerisch steckte sie sich einen weiteren Snack in den Mund, kaute darauf herum und genoss den salzigen Geschmack. „Also kommen Sie schon: Wissen Sie es?“

Lächelnd arbeitete er weiter. Ganz kurz ging sein Blick zu dem Mann, auf den die Frage abzielte. „Er steht auf J&B Whisky.“

Sie leckte sich das Salz von den Lippen und sah wieder zu dem heißen Kerl hinüber, dann zu der Flasche im Regal hinter dem Tresen. Heiß und reich und noch dazu ein Fan von J&B … Sofort musste sie an den sexy Typen aus American Psycho denken. Plötzlich fiel ihr das Schlucken schwer.

Okay, okay … Du willst eine Nacht lang alles vergessen, aber vielleicht solltest du vorher noch ein bisschen mehr über ihn rausfinden.

„Wieso auf einmal so ernst?“, fragte Darren, der ihren Stimmungswechsel zu spüren schien.

„Ich habe mich nur gerade gefragt …“ Sie verstummte und musterte den talentierten Barkeeper. Darren kannte doch jeden, der hier ein und aus ging. „Was wissen Sie über ihn?“

„Viel kann ich Ihnen da nicht sagen.“ Er schenkte Whisky in ein frisches Glas. „Bis heute habe ich ihn noch nie hier gesehen, aber vorhin haben sich ein paar Typen am Tresen über ihn unterhalten. Sie haben ihn aus irgendeinem Artikel wiedererkannt oder so.“

Sofort spitzte sie die Ohren. „Aus einem Artikel?“

„Ja, Sie wissen schon … wahrscheinlich in so einem Wirtschaftsjournal.“ Er ließ eine Olive ins Glas fallen und stellte ihr den Drink hin. „Er ist CEO in der Technologiebranche.“

Nachdenklich saugte sie innen an ihrer Wange und unterdrückte die Aufregung. Kein CEO würde sich als verrückter Triebtäter entpuppen. „Sieh mal einer an.“

„Ja, richtig.“

Lächelnd fischte sie die Olive aus ihrem Glas und klemmte sie sich zwischen die Lippen, während sie den Blick wieder zu dem umwerfend heißen Kerl schweifen ließ.

Genau. Sieh mal einer an.

2. KAPITEL

Wenn er noch einmal mit ansehen musste, wie diese Frau mit verheißungsvollem Blick an einer Olive saugte, dann … Mit dem Zeigefinger umkreiste Marcus den Rand seines Glases – im selben Rhythmus, in dem ihm das Blut durch seine Adern pulsierte.

Er hätte in dem Moment verschwinden sollen, in dem er die Absage von Andrews erhalten hatte. Stattdessen hatte er ihm geantwortet und gleich eine Warnung mitgeschickt.

Sei morgen pünktlich um neun Uhr zum Unterzeichnen der Verträge da, sonst …

Dann hatte er sich zurückgelehnt.

Im Grunde hätte er sich maßlos ärgern sollen, doch ihn faszinierte der Anblick dieser Rothaarigen mit den vielsagenden Blicken dort am Tresen.

Offensichtlich genoss sie ihren Drink. Nicht nur die Olive schien ihr zu schmecken, auch bei den Snacks griff sie zu. Was immer der Barkeeper ihr auch serviert hatte, sie leckte sich so genießerisch und aufreizend die Lippen und die Finger, dass Marcus’ angespannte Erregung sich immer weiter steigerte.

Verdammt, was für Augen! Sie schien ihn quer durch den Raum hindurch mit ihren Blicken durchbohren zu wollen, und ihre unergründlich wirkenden Augen schimmerten in der warmen Beleuchtung der Bar. Immer wieder ging ihr Blick zurück zu ihm und verlangte seine Aufmerksamkeit. Er fühlte sich wie magisch angezogen, und allmählich keimte die Hoffnung in ihm auf, dass sie hier nicht auf einen anderen Mann wartete.

Im Moment unterhielt sie sich mit dem Barkeeper und beugte sich mit ihrem perfekten Körper zu ihm vor. An der Art, wie die beiden unbekümmert miteinander plauderten, erkannte Marcus, dass die Frau schon öfter hier gewesen war. Der Barkeeper nickte ihr zu und entfernte sich von ihr. Sobald die Unterhaltung endete, kehrte der Blick der Frau zurück zu seinem Tisch.

Unwillkürlich hielt Marcus die Luft an, seine Hand erstarrte dicht über seinem Drink.

Dann summte ihr Handy, und sie senkte den Blick. Kurz tippte sie aufs Display, dann legte sie das Handy auf den Tresen.

Jetzt sah sie wieder in seine Richtung. Verdammt! Dieser Blick wirkte auf ihn wie Magie.

Ihm zog sich der Magen zusammen. Er presste die Kiefer aufeinander. Alles um ihn herum schien sich in Luft aufzulösen. Irgendetwas hat sich verändert.

„Für Sie, Sir.“

Nicht jetzt. Widerstrebend blickte er hoch, als jemand ihn ansprach. Vor ihm stand die blonde Kellnerin mit einem Serviertablett, auf dem ein einzelner Drink stand.

„Ein J&B.“ Sie ergriff das Glas und beugte sich vor, um es ihm hinzustellen. „Von der Lady an der Bar.“

Marcus sah zu dem Drink und musste lächeln.

Verdammt, Andrews, du hast mir tatsächlich einen Gefallen getan.

Von ihrer leicht erhöhten Position auf dem Barhocker aus beobachtete Jennifer, wie der Mann sich gerade hinsetzte und beide Füße auf den Boden stellte. Ihr schlug das Herz bis zum Hals.

Oh, ja, komm zu mir rüber …

Er hob den Drink vom Tisch und kam auf sie zu.

Sie nahm nichts mehr wahr außer seiner imposanten Statur. Mit seinen Blicken, die er anerkennend über ihren Körper gleiten ließ, schien er jeden Nerv in ihr zum Vibrieren zu bringen.

Sie wandte sich ihm zu und trank von ihrem Drink, während sie abwartete, bis der Mann in Hörweite war. Dann lächelte sie. „Schön, dass Sie sich zu mir gesellen.“

Er hob sein Glas. „Ich wollte mich für den Drink bedanken.“

Wow, was für eine Stimme! Sie holte tief Luft. Ihr ganzer Körper schien in Flammen zu stehen. Tief, heiser und rau – die perfekte Stimme für einen Körper, der Macht ausstrahlte. Und dann dieser Akzent! Sie konnte ihn nicht einordnen, aber er klang ungemein aufreizend.

„Und ich wollte Ihnen dafür danken, dass Sie meinen Ausblick heute Abend deutlich verbessert haben.“

Das erwiderte er mit einem gelassenen Lächeln. Seine Augen wirkten auf sie wie schimmernde Magneten. Dunkles Schokobraun und voller Leidenschaft.

„Das trifft wohl auf uns beide zu“, stellte er fest.

„Ist das so?“

„Ach, kommen Sie schon. Das wissen Sie doch ganz genau.“

„Ich weiß gar nichts.“

Leise lachend stellte er seinen Drink auf den Tresen.

Der schwere, männliche Duft, den sie wahrnahm, ließ heiße Lust in ihr auflodern.

„Vielleicht kann ich Sie ja zu einem weiteren Drink überreden?“ Entspannt lehnte er sich an den Tresen. „Worauf hätten Sie Lust?“

Worauf ich Lust hätte? Beinahe hätte sie aufgelacht, weil sie am liebsten auf dich gesagt hätte. Stattdessen blickte sie zu Darren. „Danke, ich werde bereits versorgt.“

Er folgte ihrem Blick. „Wird das noch ein Wodka Martini?“

„Stimmt.“ Lächelnd spielte sie mit dem Zahnstocher in ihrem leeren Glas. „Ich glaube, ich habe einen neuen Lieblingsdrink.“

Sein Blick ging von ihr zu dem Zahnstocher. „Der entwickelt sich gerade auch zu meinem Lieblingsdrink.“

Den Grund dafür konnte sie sich gut denken. Doch noch bevor sie es in Worte fassen konnte, sprach er wieder.

„Und was bringt Sie hierher?“ Er neigte sich zu ihr. Sein Unterarm ruhte auf dem Tresen, und seine Hand hing entspannt über den Rand herunter, sodass seine Finger fast ihr Knie berührten. „Eine schöne Frau ohne Begleitung, das passt gar nicht zusammen.“

Schön? Es gefiel ihr, wie das aus seinem Mund klang. Genauso sehr gefiel ihr, wie dicht seine Fingerspitzen ihrem Knie kamen. Wenn sie das übergeschlagene Bein wieder herunternahm, würde sie dabei seine Finger berühren. Diese langen, kundigen Finger, die ganz sicher zu sehr vielem fähig waren …

„Beruf oder Vergnügen?“, fragte er nach.

Abrupt riss sie den Blick von seinen Fingern los und sah ihm ins Gesicht. Ihre Schenkel spannten sich an. So wie er das Wort Vergnügen aussprach … fühlte es sich beinah wie eine Liebkosung an.

„Ich war mit jemandem verabredet.“ Sie bekam selbst kaum mit, was sie sagte.

„War?“

„Sie haben abgesagt.“ Sie hob den Zahnstocher hoch und kaute auf dem Ende herum, um sich irgendwie zu beschäftigen und abzulenken. „Und wie ist das bei Ihnen?“

Wie gebannt hing sein Blick an dem Zahnstocher. In seiner Wange zuckte ein Muskel. Langsam hob er seinen Drink. „Geschäftlich.“

Deutlich nahm sie den Unterton in seiner Stimme wahr. Die kaum verhohlene Anspannung entsprach genau dem, was in ihr vorging.

Sie hörte auf, den Zahnstocher zu quälen. Ihr Atem ging flach. Hastig erwiderte sie: „Ist Ihr Meeting denn vorbei?“

„Es hat gar nicht stattgefunden“, erwiderte er heiser. „Zum Glück für mich wurde es auch abgesagt.“

„Zum Glück?“

Er nickte. Seine Lippen formten sich um den Glasrand, als er einen Schluck trank.

„Und wieso ist das ein Glück?“ Sie ließ den Zahnstocher wieder ins Glas fallen und schluckte schwer.

„Ist das nicht offensichtlich?“

„Könnte sein, aber ich würde es gern von Ihnen hören.“

Er stellte seinen Drink zurück auf den Tresen und beugte sich noch dichter zu ihr. „Bekommen Sie immer Ihren Willen?“

„Meistens.“

„Wie kommt es, dass ich Ihnen das sofort glaube?“

Er hob die Hand und strich ihr eine Strähne ihres roten Haars hinters Ohr. Die sanfte Berührung ließ Jennifer innerlich erzittern.

„Warum sagen Sie das?“ Ihre Stimme klang kaum lauter als ein Flüstern.

Eindringlich musterte er sie, und sein Blick blieb an ihren Lippen hängen.

Unwillkürlich ließ sie die Zunge darübergleiten. Ihre Lippen fühlten sich trocken an.

„Mir scheint, Sie können sehr überzeugend sein.“

Sie wusste genau, was sie sagen wollte. Es war frech und direkt, und es passte nicht zu ihr, aber … „Heißt das, ich könnte Sie zu einer heißen Nacht überreden?“

Seine Brauen zuckten, ansonsten wirkte er nicht wirklich überrascht. Dann breitete sich ein umwerfendes Lächeln auf seinem Gesicht aus, und in seiner rechten Wange bildete sich ein Grübchen. Der jungenhafte Ausdruck passte so gar nicht zu der erregenden Männlichkeit, die er ausstrahlte.

„Schlagen Sie mir das denn vor?“

„Würden Sie einwilligen, wenn ich es täte?“

Er kam ihr noch näher. Sein Atem streifte ihre empfindsame Ohrmuschel. „Finden Sie’s doch heraus.“

Ihr Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren, pochte in ihrem Bauch. Die Welt um sie herum schien stillzustehen, als sich ihre Lippen seinen näherten …

„Ihr Drink.“

Was?

Ihr verwirrter Blick ging zum Bartresen und zu Darren, der ihr ihren Drink servierte.

Oh Gott!

„Ich danke Ihnen“, erwiderte sie hastig und versuchte, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, die in ihr aufstieg. Doch Darren ließ sich nicht täuschen. Entschuldigend lächelnd griff er nach ihrem leeren Glas und entfernte sich.

„Was halten Sie davon, wenn wir die Unterhaltung an meinem Tisch fortführen?“, erklang der reizvolle Vorschlag dicht neben ihr.

Mit den Fingerspitzen strich sie sich über die Lippen, die vor Vorfreude kribbelten. „Sehr gern.“

Fast hätte Marcus sie nicht an seinen Tisch, sondern zu sich nach Hause eingeladen. Hätte sie dann auch in diesem samtweichen Tonfall Sehr gern geantwortet?

Aus ihren grünen Augen sah sie ihn an, und ihr Blick schien zu sagen Komm mit mir ins Bett.

Beinahe wünschte er sich, er hätte es gefragt, nur um ihre Antwort herauszufinden.

Er nahm beide Drinks, doch dann hielt er inne. Seine Konzentration wurde dadurch unterbrochen, dass die Frau sich vom Barhocker erhob.

Sie löste die übereinandergeschlagenen, unfassbar langen Beine, und er konnte den Blick nicht von ihrem Dekolleté abwenden. Es kam ihm vor, als würde er darin ertrinken und könne sich nicht mehr rühren.

Wieder beeindruckte ihn ihre Körpergröße, als sie ihn auf Augenhöhe ansah. Ihr berauschender Duft umgab ihn.

Er wusste zwar nicht, aus welchen Blumen oder Aromen dieser Duft hergestellt wurde, doch er war ein absoluter Fan davon.

„Vergessen Sie die Drinks nicht.“ Über die Schulter hinweg warf sie ihm ein herausforderndes Lächeln zu. In ihrem Blick lag ein halb spöttischer, halb belustigter Ausdruck, und Marcus fühlte sich machtlos.

Er musste sich sehr konzentrieren, um die Unterhaltung weiterzuführen und sein Verlangen zu beherrschen. Er versuchte, jeden flüchtigen Ausdruck auf ihrem Gesicht zu deuten und nicht wie selbstverständlich davon auszugehen, dass sie auf derselben Welle der Lust schwamm wie er. Doch das war ihm fast unmöglich.

Mit den Drinks in den Händen folgte er ihr zum Tisch. Sein Blick hing an ihren sanft wiegenden Hüften und an ihrem schimmernden Haar, das bis zur sinnlichen Wölbung ihres Pos reichte.

Wie mochte es sein, wenn dieses Haar auf seinem Bett aufgefächert war? Oder wenn er die Finger hineinkrallte, während er tief in sie eindrang …? Verdammt, allein der Gedanke reichte aus, und er bekam einen Ständer.

Sie wandte sich ihm zu und sah ihn an, als würde er kurz davor stehen, verschlungen zu werden.

Als sie in einem der tiefen Schalensitze am Tisch Platz genommen hatte, befand sich ihr Gesicht genau auf der Höhe von seinem Schoß. Wie zur Begrüßung richtete sein Schwanz sich auf.

So als wolle sie seine Qualen noch verstärken, schlug sie erneut die Beine übereinander. Dabei rutschte ihr das Kleid höher und entblößte den Rand eines Seidenstrumpfs. Marcus war sich ganz sicher, einen Blick erhascht zu haben, bevor sie das Kleid wieder zurechtzog.

Zu spät. Es war bereits passiert. Und das wusste sie sehr genau.

Sie hatte jede Regung von seinem Gesicht abgelesen, und er konnte nicht mal mit Sicherheit sagen, ob die Beleuchtung gedämpft genug war, um die Beule in seiner Hose zu verbergen.

Er hielt ihr den Drink hin. „Für Sie.“

„Vielen Dank.“ Mit ihren zartgliedrigen Fingern streifte sie seine, als sie ihm das Glas abnahm.

Die Berührung war sachte und flüchtig, doch auf seine aufgeheizten Sinne wirkte sie wie Dynamit. Die Vorstellung, wie sie ihn an anderen Stellen berührte, beflügelte seine Fantasie.

Er beobachtete, wie sie das Glas an die schimmernden, vollen Lippen hob und leicht neigte. Die klare Flüssigkeit lief ihr in den Mund, und am Grund des Glases drehte die Olive sich schwimmend im Kreis. Dann schloss die umwerfende Rothaarige den Mund und schluckte, bevor sie sich die Reste des Drinks von den Lippen leckte. Für seinen vor Erregung pochenden Schwanz war dieser Anblick die reinste Qual.

„Haben Sie vor, sich hinzusetzen?“

Ihr fragender Blick gab ihm deutlich zu verstehen, dass sie ihn beim Starren ertappt hatte.

Machte ihm das etwas aus?

Scheiße, nein!

„Entschuldigung.“ In gespieltem Bedauern neigte er den Kopf, wobei er ihr mit einem Lächeln signalisierte, dass es ihm in keiner Weise leidtat. „Ich muss gestehen, dass Ihr Anblick mich abgelenkt hat.“

Das klang vielleicht kitschig oder abgedroschen, doch auch das war ihm egal, denn letztlich entsprach es der Wahrheit.

Er stellte seinen Drink auf den Tisch und setzte sich zu ihr. Währenddessen glaubte er, ihre Blicke auf sich spüren zu können. Es war offensichtlich, woran sie dachte.

„Was geht Ihnen gerade durch den Kopf?“

Ihr Lächeln wurde breiter. „Ich vermute, dass ein Mann wie Sie sehr genau weiß, dass man das eine Frau niemals fragt.“

Unbekümmert lachte er auf und drängte die Glut in seinem Unterleib zurück. „Und wenn ich Ihnen jetzt sage, dass Sie etwas an sich haben, was mich diese Frage trotzdem stellen lässt?“

Sie stellte ihr Glas ab, stützte die Ellbogen auf die Armlehnen und beugte sich zu ihm vor.

„Dann würde ich Ihnen sagen“, setzte sie an, und ihre Stimme klang tief und heiser, während sie jedes Wort dadurch untermalte, dass sie sich langsam über die entblößte Haut in ihrem Dekolleté strich, „was ich gerade denke.“

In diesem Moment hätte er sie am liebsten aus der Bar gezerrt. Der Blick ihrer Augen war einladend, jede ihrer Gesten verführerisch und lasziv. Das Blut pulsierte in seinem Schwanz. All das wurde übermächtig, dabei hatte er diese Frau noch nicht einmal berührt.

Verdammt, er brannte darauf.

Die Lust verzehrte ihn von innen heraus. Er wollte sie schmecken, sie streicheln, bis sie ihn anflehte, eins mit ihr zu werden und sie auszufüllen, bis sie zu nichts mehr fähig war, als seinen Namen zu schreien.

Doch das konnte er nicht. In den letzten paar elektrisierenden Momenten war zwar viel zwischen ihnen abgelaufen, doch sie hatten noch nicht einmal die grundlegendsten Punkte abgehakt. Mein Name lautet …

Wenigstens das sollten sie klären. „Vielleich fangen wir damit an, dass wir uns einander vorstellen?“

Sie lachte auf. „Vorstellen?“

„Genau.“ Ihre Reaktion erstaunte ihn. „Sie wissen schon. Ich Tarzan, du Jane. Bevor diese gefährliche Unterströmung …“ Er deutete auf sie und sich. „… uns mit sich reißt.“

„Unterströmung?“, wiederholte sie, offensichtlich belustigt von seiner Wortwahl. Immer noch strich sie sich aufreizend am Körper entlang. „Ich finde, das haben Sie perfekt ausgedrückt.“

Mit Blicken folgte er ihren Fingern. Seine Selbstbeherrschung stand auf der Kippe, als er dem Zauber erlag und nur noch gebannt zusah, wie sie sich selbst streichelte.

„Und?“, hakte er nach. Hatten sie einander nicht gerade vorstellen wollen?

„Und?“ Spöttisch funkelte sie ihn an, was ihn verrückt machte und gleichzeitig erregte.

Dann ließ sie die Hand sinken und umfasste den Zahnstocher in ihrem Glas.

Keine Sekunde dachte Marcus mehr daran, sich ihr vorzustellen. Sein Blick hing wie gebannt an der kleinen grünen Olive, die langsam in dem Drink kreiste.

Gleich kommt es! dachte er. Er wusste es. Vor Anspannung färbten seine Knöchel sich weiß.

„Was bedeuten heutzutage schon Namen?“ Sie hob die Olive aus dem Drink und tippte mit dem Zahnstocher an den Glasrand, um überschüssigen Wodka abzuschütteln. „Finden Sie nicht auch, dass es etwas für sich hat, wenn alles ein bisschen mysteriös bleibt?“

Bei den letzten Worten blickte sie ihm tief in die Augen. Der Zahnstocher ruhte auf dem Glasrand. „Schließlich bin ich nicht auf der Suche nach einer ernsten Beziehung.“

Er wollte etwas Cleveres erwidern, doch ihre entwaffnende Offenheit hatte ihn sprachlos gemacht. Das Angebot war perfekt. Sexy und stilvoll. Sex ohne Verpflichtungen – das schien ihr Grundsatz zu sein. Auch Marcus hielt nichts von Beziehungen. Die waren etwas für die Schwachen und Bedürftigen. Verdammt, selbst wenn man sich anfangs nicht sehnsüchtig an eine Beziehung klammerte, wurde man irgendwann schwach, wenn einem alles weggerissen wurde, wie es bei seinem Vater passiert war. Und dann vernichtete es einen.

Er hob sein Glas und trank einen kleinen Schluck, um die unschönen Erinnerungen hinunterzuspülen und sich wieder auf das attraktive Wesen vor ihm konzentrieren zu können. „Das sind wir beide nicht.“

„Tja, dann … Was halten Sie davon, wenn wir …“ Sie beugte sich über den Tisch und hob die Olive an die Unterlippe, dicht vor ihrem verheißungsvollen Ausschnitt. „… schnell von hier verschwinden und ein bisschen Spaß haben?“

Sie öffnete die sinnlichen Lippen und schloss sie um die Olive. Langsam saugte sie sie in den Mund. Nur noch der Zahnstocher ragte zwischen ihren Lippen hervor. Herausfordernd blickte sie Marcus in die Augen.

Quälend langsam zog sie den Zahnstocher aus dem Mund.

„Damit sind es jetzt drei Oliven.“ Seine Stimme klang rau. Sein Mund war wie ausgedörrt. Gebannt sah er auf ihre feucht schimmernden Lippen.

Eindringlich blickte sie ihm in die Augen, während ihre Kehle sich bewegte, als sie die Olive langsam hinunterschluckte. „Drei? Tatsächlich?“ Aufreizend lächelnd ließ sie den Zahnstocher mit einem leisen Ping in das leere Glas zurückfallen. „Sie sind ein sehr guter Beobachter.“

Autor

Rachael Stewart
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