Leidenschaft zum Dessert

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Wichtig ist nur das Geschäft und Liebe hat im Job nichts zu suchen. Diese Einstellung teilt Sara mit ihrem Chef, dem faszinierend exotischen Öl-Millionär Kazim Al Mansur. Wie konnte es bloß dazu kommen, dass ihr harmloses Picknick in der Wüste mit einer leidenschaftlichen Umarmung endete? Peinlich berührt bemüht sich Sara nach diesem "Ausrutscher", ihrem Boss aus dem Weg zu gehen - auch wenn es schwerfällt. Doch nach einigen Wochen stellt sie fest: Nicht nur weil sie Kazim liebt, wird diese Liebesnacht für sie immer unvergesslich bleiben: Sara erwartet sein Kind ...


  • Erscheinungstag 06.01.2008
  • Bandnummer 1492
  • ISBN / Artikelnummer 9783863498931
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Ich will, dass sie verschwindet.“

Kazim Al Mansurs leiser Befehl drang an ihr Ohr, als Sara gerade auf den Knopf der Gegensprechanlage drückte, um mit ihm zu sprechen. Sara hielt erstaunt den Atem an. Jemand musste bei ihm im Büro sein. Sie schwieg wohlweislich. Obwohl sie erst seit wenigen Stunden hier war, hatte sie schon ein wenig Angst vor ihrem neuen Boss.

„Aber Mr. Al Mansur …“, entgegnete eine Stimme, die Sara sofort Jill Took aus der Personalabteilung zuordnete. „Sie hat einen Magister in Betriebswirtschaft und hat als Nebenfach Geologie studiert. Sie hat ihre Abschlussarbeit über das Profitpotenzial alternativer Bergbautechnologien geschrieben, und ihre Referenzen sind hervorragend.“

Sie redeten über sie! Saras Finger auf dem Knopf zitterte, und ihr erster Impuls war, die Verbindung schnell zu unterbrechen. Aber stattdessen hielt sie den Atem an und lauschte weiter.

„Hatte ich Sie nicht darüber informiert, dass meine Assistentin eine reifere Frau sein soll?“ Al Mansurs Stimme klang drohend.

„Ja, aber …“

„Wie alt ist Miss Daly?“

„Fünfundzwanzig, aber sie macht einen sehr reifen Eindruck. Sie …“

„Fünfundzwanzig!“, wiederholte Al Mansur verächtlich schnaubend. „Das kann man wohl kaum reif nennen. Ich habe doch ausdrücklich betont, dass ich eine Assistentin mit langjähriger Erfahrung vorziehe – am liebsten eine mit grauem Haar.“

„Mr. Al Mansur, ich fürchte, wir erhalten nicht allzu viele Bewerbungen von älteren Menschen. Ich …“

„Ist Miss Daly verheiratet?“

„Nein, Sir, ich glaube nicht. Aber wie Sie wissen, ist diese Art von Information auch nicht …“

„Miss Took …“, seine Stimme war immer noch leise, aber sein Ton war so brüsk, dass Saras Magen sich zusammenzog, „… ich bin ein sehr beschäftigter Mann. Ich habe keine Zeit für lange Diskussionen und noch weniger für die Art von Komplikationen, die mich in letzter Zeit gestört haben, wie Sie sehr wohl wissen. Miss Daly muss gehen.“

„Aber Mr. Al Mansur …“

„Das ist mein letztes Wort in dieser Angelegenheit. Miss Daly?“

Sara zuckte zusammen, als sie so unerwartet ihren Namen hörte. Ihr Chef musste seinerseits auf den Knopf der Gegensprechanlage gedrückt haben.

„Ja?“, meldete sie sich mit krächzender Stimme.

„Bitte kommen Sie herein.“

„Ja, Sir.“ Sie ließ den Knopf los. Auf einmal war ihr schwindlig. Al Mansur wollte sie feuern.

Sie hörte Stimmen auf der anderen Seite der schweren Mahagonitür. Zweifellos besprachen Al Mansur und Miss Took die Bedingungen ihrer Entlassung. Und das nach nur einem einzigen Morgen! Sara war fortgezogen, um Tausende von Kilometern von ihrer Heimat entfernt diesen Job in Placer anzunehmen, mitten in den zerklüfteten Bergen und weiten Tälern der Wüste von Nevada. Ihr ganzes Bargeld steckte in der Anzahlung für ihre Wohnung, ihr Auto hatte seinen Geist aufgegeben und … Blitzartig wurde ihr der ganze Ernst ihrer Situation klar.

Dieser Job war die Antwort auf all ihre Gebete. Das hohe Gehalt war die Hoffung, sich von den erdrückenden Schulden zu befreien, die durch ihr Studiendarlehen und die Krankheit ihrer Mutter entstanden waren. Sie hatte ihr Examen verschieben müssen, weil sie während des Studiums gearbeitet hatte, aber jetzt bot sich ihr endlich die Chance, ihre Karriere voranzutreiben und sich einen Namen als Chefassistentin und Projektleiterin einer der erfolgreichsten Firmen in der Ölindustrie zu machen.

Und jetzt sollte ihr diese einmalige Chance genommen werden, weil sie kein einziges graues Haar hatte? Das war nicht fair. Sie hatte so lange sehr hart gearbeitet, und jetzt wollte man ihr nicht einmal die Gelegenheit geben, sich zu beweisen? Oh nein! Sara war entschlossen, sich nicht so ohne Weiteres abservieren zu lassen.

Eine Mischung aus Angst und Wut trieb sie aus ihrem Sessel. Sie knöpfte die Jacke ihres konservativen Kostüms zu, das sie speziell für den Job hier gekauft hatte, und ging auf die Tür zu. Ihre Hand zitterte, als sie sie auf den glänzenden Griff legte, und Sara atmete tief durch, bevor sie die Tür öffnete.

„Aber sie ist doch ein unscheinbares kleines Ding. Ich bin sicher, sie ist nicht der Typ, der …“ Miss Took unterbrach sich und wurde rot, als Sara hereinkam.

Der kühle Blick ihres Chefs traf Sara wie ein Schlag in die Magengrube. Er lehnte sich in seinem schwarzen Ledersessel zurück, die Arme auf den Lehnen, und musterte sie eingehend.

Alles an dem Mann war einschüchternd – sein dichtes schwarzes Haar, das kantige Gesicht und die breiten Schultern. Kazim Al Mansur strahlte Macht und Autorität aus, und Sara hatte das ungute Gefühl, dass er gefährlich sein konnte, wenn er es für angebracht hielt.

Kazim beugte sich leicht vor und kniff leicht die Augen zusammen. „Miss Daly …“

„Ja.“ Sie war erstaunt, dass ihre Stimme so normal klang, während sie doch innerlich vor Empörung und Furcht kochte. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, und man sah ihm deutlich an, dass seine Einschätzung nicht zu ihren Gunsten ausgefallen war. Saras Wut wuchs von Sekunde zu Sekunde. Gleichzeitig aber war sie wie elektrisiert und wurde von einer unerklärlichen Erregung erfasst.

„Sie werden ab sofort in die Buchhaltung versetzt. Ihr Gehalt und die Vergünstigungen bleiben die gleichen. Sie beginnen jetzt gleich mit Ihren neuen Aufgaben.“

In die Buchhaltung? Sara war aus Wisconsin hierhergezogen, um eine wichtige Position als rechte Hand des Vorstands anzunehmen, und man hatte ihr versichert, dass ihre Pflichten weit über das rein Administrative hinausgehen würden. Eine Versetzung in die Buchhaltung würde einen Rückschritt bedeuten.

„Aber warum?“, stieß sie hervor.

Jill Took rutschte unbehaglich auf ihrem Sessel herum. „Wir dachten, Ihre Fähigkeiten würden viel besser genutzt werden in … anderen Stellungen.“

Sara richtete ihren Blick auf den Mann, der sie fortschicken wollte. Er kannte sie nicht einmal und verabscheute sie schon. Sie dachte nicht daran, vor ihm zu kuschen.

Kazim Al Mansur war zwar arrogant, aber sehr attraktiv, das musste sie trotz allem zugeben. Viele Frauen würden seiner unleugbaren Anziehungskraft erliegen. Aber für Sara war er nur ihr Boss – ein gewöhnlicher Mann in einem dunklen Anzug, der zufällig Augen hatte, die einem bis in die Seele schauten, so intensiv und beunruhigend war ihr Blick.

Sara sah ihn volle fünf Sekunden an, und er zuckte nicht mit der Wimper.

Schließlich beugte er sich vor und griff nach einem Kugelschreiber auf seinem Schreibtisch. „Sie werden für jede Unannehmlichkeit entschädigt, Miss Daly.“

„Ich will keine Entschädigung“, erwiderte sie. „Ich will diesen Job. Ich besitze alle nötigen Qualifikationen dafür, und ich arbeite hart. Ich werde die beste Assistentin sein, die Sie je gehabt haben, das verspreche ich Ihnen, Mr. Al Mansur. Sie werden nichts an mir zu bemängeln finden.“

„Das ist leider nicht möglich, Miss Daly.“

Seine ausdruckslose Miene und die lässige Haltung gossen bei Sara neues Öl ins Feuer. „Ich habe Ihr Gespräch mitgehört.“ Heute schien sie ständig mit Dingen herauszuplatzen, die sie besser für sich behalten hätte. Aber auf der anderen Seite war es gut, die Karten auf den Tisch zu legen.

Er hob eine Augenbraue und runzelte leicht die Stirn.

Sara nahm all ihren Mut zusammen. „Ich hörte Sie sagen, dass ich nicht alt genug bin für die Stellung.“

„Miss Daly, ich will ganz offen mit Ihnen sein.“ Seine Stimme war tief und der Ton ruhig. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe genug von koketten Mädchen, die hier auftauchen, um sich einen Ehemann zu angeln.“ Sein Ton wurde kühler. „Ich muss ein Unternehmen leiten und werde das alberne Verhalten all jener nicht länger dulden, die anderes als meine Geschäfte im Sinn haben. Aus diesem Grund kommen für den Posten meiner Assistentin keine jungen unverheirateten Frauen mehr in Betracht. Das wäre alles, Miss Daly.“

Sara ging auf seinen Schreibtisch zu, ohne weiter zu überlegen – wie sie so vieles an diesem Morgen tat. Sie legte die Fingerspitzen auf das glänzende Mahagoni und beugte sich auch vor. Sie war ihm jetzt so nah, dass sie sein dezentes teures Rasierwasser wahrnahm. Es war Zeit, zum Angriff überzugehen.

„Mr. Al Mansur, ich bin zwar jung und unverheiratet, aber glauben Sie mir, ich habe kein Interesse an irgendetwas, das über meine Pflichten als Ihre Assistentin hinausginge. Außerdem bin ich erfahren in meinem Job.“

Und ich bin ein unscheinbares kleines Ding setzte Sara im Stillen hinzu. Das hatte Miss Took doch gesagt, oder? Umso besser. Sara hob leicht das Kinn an und sah ihm in die Augen. „Ihr Unternehmen gehört zu den zukunftsorientierten, schnell wachsenden Firmen, die mich interessieren. In den vergangenen fünf Jahren haben Sie jedes Mal eine Umsatzsteigerung von zehn Prozent erreicht. Sie gehören zu den Pionieren, was neue umweltschonende Ölförderungstechnologien angeht.“

Sie schluckte nervös und tat ihr Bestes, um sich von Al Mansurs strengem Blick nicht einschüchtern zu lassen. „Ihr Unternehmen ist ausgezeichnet worden für seine fortschrittliche, mitarbeiterfreundliche Firmenpolitik, aber verdient hat es das vielleicht doch nicht, wenn man bedenkt, wie ich gerade behandelt werde. Und wenn Sie mir diese Stelle vorenthalten, werde ich Sie wegen Diskriminierung belangen.“

Sie richtete sich wieder auf und verschränkte genau wie er die Arme vor der Brust. Ihr ungewohntes Selbstbewusstsein erfreute sie und entsetzte sie gleichzeitig. Sie wollte ihn anzeigen? Sie konnte sich nicht einmal den Kaffee für einen guten Anwalt leisten. Sie bluffte, aber es war das Einzige, was sie tun konnte, und sie hatte nicht mehr viel zu verlieren.

Al Mansur sah sie nur stumm mit seinen großen dunklen Augen an, die sie bis ins Innerste erzittern ließen. Wenn Blicke töten könnten, dachte Sara.

Er erhob sich so abrupt aus seinem Sessel, dass sie unwillkürlich einen Schritt zurückwich. „Sie …“ Seine Augen blitzten vor Wut, und er beugte sich so drohend über die Tischfläche, dass Sara am liebsten aus dem Büro gelaufen wäre. „Sie wollen mich verklagen?“

„Es ist nicht fair. Sie haben mir keine Chance gegeben. Sie feuern mich für etwas, das jemand anders getan hat.“ Sie klang ruhig und vernünftig, obwohl sie innerlich vor Angst zitterte. „Lassen Sie mich Ihnen beweisen, dass ich gut für den Job bin. Wenn Sie mit meiner Leistung nicht zufrieden sind, können Sie mich ja immer noch versetzen oder entlassen, und ich werde mich nicht beschweren.“

Er überlegte einen Moment mit gerunzelter Stirn, dann richtete er sich zu seiner beeindruckenden Größe auf und warf Jill Took einen Blick zu, bevor er Sara wieder ansah. „In Ordnung, Miss Daly. Sie bekommen einen Monat.“

Ihr wurde ganz schwach vor Erleichterung.

„Einen Monat, in dem Sie beweisen können, dass Sie in der Lage sind, sich ganz auf Ihre beruflichen Pflichten zu konzentrieren.“

„Ich werde Sie nicht enttäuschen, Sir.“ Sie unterdrückte den Impuls, einen militärischen Gruß folgen zu lassen.

Als er um den Schreibtisch herumkam, erstarrte Sara sekundenlang vor Schreck. Obwohl sie am liebsten vor ihm zurückgewichen wäre, blieb sie tapfer stehen, nahm seine große, braune Hand und schüttelte sie mit, wie sie hoffte, selbstbewusster Festigkeit. Erst in diesem Moment erkannte Sara, wie groß die Herausforderung war, die sie angenommen hatte.

Ein Schauer überlief sie. Seine dunklen Augen schienen in ihr tiefstes Inneres schauen zu können, und Sara war sich seiner überwältigenden männlichen Ausstrahlung stärker bewusst, als ihr lieb war.

Als er ihre Hand freigab, spürte Sara noch ein leichtes Prickeln. Eine seltsame Hitze durchströmte ihren ganzen Körper, und das in einem von der Klimaanlage gekühlten Büro. Sie war nur froh, dass sie noch ihre Kostümjacke trug, denn wenn sie nur ihre dünne Bluse getragen hätte, wäre es Al Mansur nicht entgangen, dass ihre Brustspitzen sich aufgerichtet hatten.

Was in aller Welt war nur los mit ihr?

Sara trat einen Schritt zurück. Die Gefühle, die ihr Chef in ihr weckte, waren ihr unheimlich. Wie konnte ein Mann, den sie gar nicht kannte und den sie überhaupt nicht mochte, eine solche Wirkung auf sie haben?

Sie räusperte sich und bemühte sich verzweifelt, professionelle Tüchtigkeit auszustrahlen statt der eigenartigen Erregung, die sie erfüllte.

„Wäre das alles, Sir?“ Sie klang wie ein Butler aus einem mittelmäßigen Kinofilm. Aber ein Drehbuch war genau das, was sie jetzt dringend gebraucht hätte. Noch besser wäre, wenn sie so schnell wie möglich verschwinden könnte.

Ihr Boss hatte sich umgedreht und suchte etwas in dem Durcheinander von Papieren auf seinem riesigen Schreibtisch. Dann nickte er flüchtig. „Ja, danke.“

Jill Took stand auf und eilte auf die Tür zu, und Sara folgte ihr eilig, als wäre sie auf der Flucht.

Draußen im geräumigen Vorzimmer, in dem Saras Schreibtisch stand, wandte Jill sich sofort an sie.

„Sara, was ich vorhin sagte, als Sie hereinkamen, dass Sie ein unscheinbares kleines Ding seien …“ Sie wurde rot. „Sie wissen hoffentlich, dass ich nur alles Mögliche zu tun versuchte, um Mr. Al Mansur dazu zu bewegen, seine Meinung zu ändern.“

„Natürlich“, versicherte Sara. Sie fragte sich allerdings, warum Jills Wangen so rot waren, wenn sie nicht schwindelte. „Und ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich für mich eingesetzt haben. Ich werde Sie nicht enttäuschen.“

„Das weiß ich doch. Immerhin habe ich Sie eingestellt, vergessen Sie das nicht.“

Sara lachte.

Jill senkte die Stimme. „Er ist eigentlich ganz okay. Es ist nur so, dass er im Grunde genommen recht hat. Ich habe seine letzten zwei Assistentinnen engagiert. Sie schienen beide so für den Job qualifiziert und waren so tüchtig. Aber sie … Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Sie haben seinetwegen völlig den Kopf verloren.“

Sara schwieg betreten. Sie hatte eine kleine Kostprobe seiner männlichen Ausstrahlung bekommen, und ihr war immer noch ein wenig schwindlig davon.

„Ich meine, er ist ein gut aussehender Mann und so“, fuhr Jill leise fort und warf einen schnellen Blick zur geschlossenen Bürotür. „Aber er hat eine fast unheimliche Wirkung auf Frauen, die alle dazu bringt, sich ihm auf die peinlichste Weise an den Hals zu werfen. Aber ich wusste gleich, dass Sie nicht zu dieser Sorte gehören.“

Da Sie ja ein so unscheinbares kleines Ding sind.

„Aber nein“, erwiderte Sara hastig. „Ich brauche diesen Job, und ich bin entschlossen, ihn zu behalten.“

„Sie werden großartig zurechtkommen“, sagte Jill und drückte ihr aufmunternd den Arm.

Sara nickte. „Darauf können Sie sich verlassen.“

Miss Daly hatte ihm mit einer Klage wegen Diskriminierung gedroht. Kazim hob die Augenbrauen. Das war noch nie vorgekommen, und es ärgerte ihn, dass jemand ihm diesen Vorwurf machte. Er hatte nichts gegen weibliche Angestellte und würde sie sogar auf den Ölfeldern arbeiten lassen, wenn sie es wollten.

Er sah auf, als es an seiner Tür klopfte. „Herein.“

Sara kam mit einem Bericht herein, den sie auf seine Bitte vorbereitet hatte, und legte den Ordner auf seinen Schreibtisch.

„Kann ich Ihnen sonst noch etwas bringen?“ Ihre helle Stimme klang ihm angenehm im Ohr. Sara wartete still. Eine blonde Strähne hatte sich aus ihrem Knoten gelöst und berührte ihr Kinn.

„Ich könnte gut eine Tasse Kaffee gebrauchen“, sagte er.

„Ich kann keinen Kaffee kochen.“ Sie sah ihn fast unverschämt an, und sekundenlang war Kazim zu verblüfft von ihrer Weigerung, um zu reagieren.

Dann sagte er ruhig: „Ich nehme an, Sie könnten einen Weg finden, diese schwierige Aufgabe zu bewältigen, aber machen Sie sich nicht die Mühe. Zu viel Koffein ist sowieso nicht gut für die Nerven.“

Er sah ganz kurz ein Lächeln um ihre Mundwinkel, aber sie hatte sich sehr schnell wieder im Griff und schaute ihn wieder mit ausdrucksloser Miene an. Kazim musste zugeben, dass er ihren Mut bewunderte. Sie wusste sich in jeder Situation zu behaupten.

Plötzlich kam es ihm in seinem Büro unangenehm warm vor. Sara drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort. Ein sehr gutes Zeichen. Diese Frau würde ihm jedenfalls nicht die Ohren vollquatschen.

Er würde ihr die Chance geben, um die sie gebeten hatte – nein, die sie gefordert hatte. Er erinnerte sich an das Feuer, das in ihren Augen aufgeleuchtet hatte – in diesen bemerkenswerten jadegrünen Augen mit den goldenen Sprenkeln, die ihn wütend angesehen hatten.

Ein unscheinbares kleines Ding? Was für ein Gedanke! Sara Daly war auf ihre Weise sehr schön, aber ihre schlichte Schönheit übte auf ihn keine Wirkung aus. Er hatte sich zu sehr an die offensichtlicheren weiblichen Reize gewöhnt. Er liebte schnelle Wagen, lockere Frauen und den Luxus und die Annehmlichkeit, am Ende eines Tages allein in seinem Bett zu schlafen.

Sara verbrachte einen großen Teil des Nachmittags damit, ihre Akten neu zu ordnen. Das Organisationssystem ihrer Vorgängerin war verblüffend, um es gelinde auszudrücken. Nachdem Sara den letzten Aufkleber auf einem Ordner angebracht hatte, schloss sie die Schublade.

In diesem Moment kam ihr Chef aus seinem Büro und ging an ihrem Schreibtisch vorbei, ohne ein Wort an sie zu richten oder auch nur einen Blick auf sie zu verschwenden. Er ging einfach mit geschmeidigen, raubtierähnlichen Schritten hinaus.

Als die hohe Mahagonitür, die zum Aufzug führte, sich hinter ihm schloss, überlegte Sara, dass man für diesen Job eigentlich Schmerzensgeld bekommen müsste. Sie ahnte schon, dass Kazim Al Mansur ein Arbeitstier war und von seinen Angestellten den gleichen Einsatz verlangte.

Nun, sie konnte auch hart arbeiten.

Sara hatte ein etwas ungutes Gefühl, als sie sein Büro betrat, während er fort war, aber er hatte ihr ja nicht ausdrücklich gesagt, sie solle draußen bleiben. Sie wollte es auf eine Weise umorganisieren, dass Kazim sich fragen würde, wie er bis jetzt ohne sie hatte überleben können.

Sie öffnete die Tür. Es gab weder Bilder an den Wänden noch sonst irgendwelche Dekorationsgegenstände. Auch auf seinem Schreibtisch stand kein einziges gerahmtes Foto. Kazim war offenbar zu jeder Zeit völlig auf seine Arbeit konzentriert.

Sara hatte zwar keinen Zweifel daran gelassen, dass sie nicht seine persönliche Kaffeekocherin war, aber jetzt hatte sie das Bedürfnis, ihm zu beweisen, dass sie alles tun würde, was in ihrer Macht stand, damit sein Tag so problemlos wie möglich verlief. Mit ihrer gewohnten Gründlichkeit brachte sie Ordnung in das Durcheinander von Papieren auf Kazims Schreibtisch und bedachte sie mit beschrifteten Aufklebern, wenn sie sofortige Maßnahmen verlangten. Sie spitzte die Bleistifte und probierte alle Kugelschreiber aus, um die leeren fortzuwerfen.

Sie hatte in ihrem Büro Schmieröl gefunden, um seinen Sessel von seinem nervigen Quietschen zu befreien. Und da sie schon immer zu den Menschen gehört hatte, die notfalls selbst die Ärmel hochkrempelten, kniete sie gerade unter dem Sessel, als die Tür zum Büro geöffnet wurde.

„Was in aller Welt …“ Die tiefe Stimme ihres Chefs erfüllte den Raum.

Von ihrem Platz aus sah Sara nur seine glänzenden schwarzen Stiefel und die Aufschläge seines Nadelstreifenanzugs. Ihr Magen zog sich zusammen, und sie sprang erschrocken auf, wobei sie sich den Kopf am Sessel stieß. „Au!“

Kazim kam auf sie zu, und Sara schluckte mühsam und richtete sich so würdevoll auf, wie sie es in ihrem engen Rock nur konnte.

Kazim sah stirnrunzelnd auf die glatte Oberfläche seines Schreibtischs, die vorhin noch mit Papieren bedeckt gewesen war, dann musterte er Sara und die Dose Schmieröl in ihrer Hand, und seine Miene wurde noch finsterer.

„Was machen Sie da?“

Sie räusperte sich. „Ihr Sessel quietscht.“

Er hob eine Augenbraue.

„Ist Ihnen das noch nicht aufgefallen? Es hat mich wahnsinnig gemacht. Lassen Sie sehen, ob das Quietschen jetzt vorbei ist.“ Sie setzte sich in den großen Ledersessel und registrierte zufrieden, dass kein einziges Geräusch zu hören war. „Ich glaube, ich habe es geschafft.“

Er verzog keine Miene. „Was haben Sie mit meinem Schreibtisch gemacht?“

„Ich habe Ihre Papiere in Kategorien aufgeteilt und geordnet. Ich habe nichts weggeworfen, keine Sorge, aber ich glaube, der Stapel auf der rechten Seite ist überflüssig.“

Er runzelte wieder die Stirn. „Wie könnten Sie genug über meine Arbeit wissen, um meine Papiere zu ordnen? Noch dazu an Ihrem ersten Tag?“

„Purer Instinkt.“

„Bitte räumen Sie meinen Sessel.“ Kazim sprach betont langsam, als hätte er jemanden vor sich, der schwer von Begriff war.

Sara sprang sofort auf.

„Wie kamen Sie auf die Idee, Sie könnten mein Büro betreten und ohne Erlaubnis meine Papiere durchwühlen?“

„Ich denke, dass es zu meinen Pflichten gehört, Ihren Schreibtisch in Ordnung zu halten.“

Er musterte sie kühl. „Woher soll ich wissen, dass Sie keine Wanze angebracht haben?“

„Eine Wanze?“

„Um meine Gespräche mitzuhören.“

„Sagen Sie denn etwas, das sich abzuhören lohnt?“, konterte Sara und bedauerte ihre kindische Reaktion sofort.

Kazim sah sie fassungslos an. „Für meine Konkurrenten würde es sich schon lohnen.“ Er kam näher und ging um Sara herum, hockte sich schnell hin und suchte mit der Hand die Unterseite des Sessels ab.

Saras Blick blieb an seinem Nacken hängen, an dem bisschen sonnengebräunter Haut, die zwischen dem Kragen seines gestärkten weißen Hemds und seinem kurz geschnittenen schwarzen Haar zu sehen war.

Jetzt kniete er vor dem Schreibtisch. Die Muskeln seiner Oberarme zeichneten sich unter seinem Jackett ab und zogen Saras Aufmerksamkeit auf sich. Erst Sekunden später wurde ihr klar, dass er auch den Schreibtisch nach Wanzen absuchte.

Kazim beugte sich weiter vor, und Sara konnte seine muskulösen Beine bewundern. Der Mann war gebaut wie ein Zehnkämpfer. Sie machte einen Schritt zurück, um die seltsamen Reaktionen ihres Körpers wieder in den Griff zu bekommen.

Kazim kam wieder unter dem Schreibtisch hervor, während Sara versuchte, überallhin zu schauen, nur nicht auf seinen knackigen Po.

„Glauben Sie immer noch, dass ich eine Spionin bin?“ Sie hob herausfordernd das Kinn.

Er fuhr sich mit der Hand durch das dichte Haar. „Hätten Sie nicht den Hausmeister informieren können, dass mein Sessel quietscht?“

„Ja, sicher. Aber da ich ihn erst anrufen und das Problem hätte erklären müssen, konnte ich es genauso gut selbst erledigen. Man muss kein Fachmann sein, um die Rollen eines Schreibtischstuhls ölen zu können.“

Er sah sie irritiert an. Offenbar löste das Wort „ölen“ auch bei ihm bestimmte Assoziationen aus. Ihr wurde heiß, und sie musste an seine Warnung denken, auf keinen Fall ein Interesse für ihn als Mann zu entwickeln. Der Gedanke weckte in ihr das Verlangen, ihn ein wenig zu necken und ihn zu fragen, ob sie dafür gefeuert werden konnte, wenn sie harmlose Tätigkeiten mit Worten schilderte, die erotische Bilder heraufbeschwören konnten.

Aber im letzten Moment hielt sie sich doch noch zurück. Warum sollte sie ihren Boss provozieren wollen?

Er richtete sich zu seiner bemerkenswerten Größe auf, zog das Jackett aus und hängte es über die Rückenlehne seines Sessels. Danach nahm er die goldenen Manschettenknöpfe ab, ließ sie auf den Schreibtisch fallen und krempelte die Ärmel hoch. Seine Unterarme waren muskulös – wie wohl sein ganzer Körper, dachte Sara unwillkürlich – sonnengebräunt und mit feinen dunklen Härchen bedeckt.

Der Gedanke, diese Arme könnten sich um ihre Taille legen und sie fest an seine breite Brust drücken, kam ihr so plötzlich, dass sie unwillkürlich erschauerte. Sara machte unwillkürlich einen Schritt zurück und strich mit der Hand über ihr Kostüm, als könnte sie so die seltsame Sehnsucht verscheuchen, die sie plötzlich erfüllte. Sie bemühte sich, nicht auf seine Arme zu starren. Lieber Himmel, es waren doch nur Arme! Was war denn nur los mit ihr?

„Haben Sie nichts zu tun, Sara?“ Er sah von seinen Papieren auf, und sie zuckte zusammen.

„Ich war nicht sicher, ob Sie nicht noch etwas brauchten.“

„Wenn ich etwas brauche, werde ich es Sie wissen lassen. In der Zwischenzeit erwarte ich von Ihnen, dass Sie allein für Ihre Unterhaltung sorgen.“

Er musste bemerkt haben, wie sie ihn gemustert hatte – ach was, mit den Augen verschlungen hatte, wem machte sie etwas vor? Sie wurde rot und wandte sich schnell ab, damit er es nicht merkte.

„Soll ich das Wasser in der Vase mit den Rosen wechseln?“ Sicher ein Geschenk von einer seiner unzähligen Verehrerinnen.

„Nein.“ Er richtete den Blick auf seine Papiere. „Vielleicht möchten Sie sie mit nach Hause nehmen. Ich mag keine Blumen.“

„Ich kann sie nicht mitnehmen, ich komme mit dem Fahrrad zur Arbeit. Aber ich stelle sie gern auf meinen Schreibtisch. Danke.“

Sie nahm sich die Zeit, kurz den Duft der gelben Blüten einzuatmen, und fühlte sich gleich viel entspannter. „Wenn Sie sonst nichts mehr brauchen, gehe ich nach Hause.“

Er sah flüchtig auf die Uhr. „Ja, gut.“ Und schon war er wieder in seine Papiere vertieft.

Sara nahm die Vase und ging zur Tür, die sie mit der Hüfte aufstieß. „Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend.“

Autor

Jennifer Lewis

Jennifer Lewis gehört zu den Menschen, die schon in frühester Kindheit Geschichten erfunden haben. Sie ist eine Tagträumerin und musste als Kind einigen Spott über sich ergehen lassen. Doch sie ist immer noch überzeugt davon, dass es eine konstruktive Tätigkeit ist, in die Luft zu starren und sich Wolkenschlösser auszumalen....

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