Geheimnisse um Lady Sarah

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Maskiert überfällt Sarah Fairfax die Kutschen der Adligen - bis der König Sir Anthony Rutledge entsendet, um sie zu überführen! Ausgerechnet auf dem Landsitz von Sarahs Familie ist er zu Gast. Und plötzlich erwacht in ihr ein Gefühl, das stärker als ihre Wut ist: Sehnsucht nach den Küssen des Feindes …


  • Erscheinungstag 18.01.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733769895
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

PROLOG

3. September 1666

Ein merkwürdiges Jahr – diese Meinung vertraten alle Londoner, egal ob sie in der Nähe der Parks in Vauxhall oder in den geschäftigen, übel riechenden Straßen von Southwark lebten. Die Stadt war staubtrocken. Drückende Schwüle lastete über ihr, und nichts deutete darauf hin, dass sie sich auflösen würde.

Hinter hohen, feuchtkalten Steinmauern fühlte Sarah Fairfax, wie der wollene Stoff ihres Kleides, der klamm auf der Haut klebte, an den Oberarmen kratzte. Sie blickte zum wiederholten Male auf die Schüssel Wasser, die auf dem einzigen Tisch im Raum stand. Es wäre ein himmlisches Vergnügen, das schwere Kleid auszuziehen und sich etwas abzukühlen.

Eine Bewegung an dem kleinen, vergitterten Fenster in der Tür erregte ihre Aufmerksamkeit. Bei der spärlichen Beleuchtung konnte sie gerade noch die Umrisse des Wärters erkennen. Er kam immer öfter vorbei. Sein lüsterner Blick und sein heimtückisches Lachen verfolgten sie schon in ihren Träumen. Er tauchte zwischen den anderen Gesichtern auf, die sie im Schlaf verfolgten.

„Ihr braucht nur ein Wort zu sagen, Mistress, und ich werde Euch frisches Wasser bringen“, forderte er sie in einschmeichelndem Tonfall auf, während er das Gesicht an die Eisenstangen drückte. „Das kostet Euch nichts. Eine Dame, wie Ihr es seid, ist doch an ihr Bad gewöhnt.“

Eine Narbe ließ sein linkes Auge tückisch und klein erscheinen. Der wollüstige Blick, der seine Worte begleitete, verursachte Sarah Übelkeit. „Nein danke“, erwiderte sie ruhig. Sie wandte sich von ihm ab und stellte sich an das kleine Fenster in der dicken Mauer, das nur wenig Licht hereinließ. Für wie viele Tage schon? Wochen? Sarah hatte jegliches Zeitgefühl verloren.

Anfangs hatte sie Kerzen, Decken, Schreibutensilien gefordert. Die Wärter erfüllten der schönen neuen Gefangenen nur zu gern alle Wünsche. Doch Sarah erkannte bald, dass der Preis für diese Großzügigkeit schmutzige Anträge und widerwärtige Berührungen waren. Schließlich verlangte sie nach nichts mehr.

Sie fühlte, dass der Wärter sie anstarrte. Ungeachtet der Hitze lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Als man sie vor Wochen im Tower gefangen gesetzt hatte, war sie trotzig und verärgert gewesen. Doch die endlos scheinenden Tage in der kleinen Zelle hatten sie mürbegemacht. Auch die Hoffnung war geschwunden. Nur ihr Hass war geblieben.

Ihr Vater hätte sicher verlangt, dass sie auch dieses Gefühl unterdrückte. Im Geiste hörte sie seine wohlklingende Stimme. „Mein liebes Kind“, hätte er gesagt. „Du musst mit der ganzen Menschheit Frieden schließen, bevor du Frieden in Gott finden kannst.“ Jack, ihr Bruder, hatte dies sicher getan, davon war Sarah überzeugt. Er strahlte eine bewundernswerte gefasste Haltung aus bei ihrem letzten Treffen hier in dieser Zelle. Doch Sarah hatte sich mit der Tatsache abgefunden, dass sie einfach nicht die Größe ihres Vaters oder ihres Bruders hatte. Sie würde ihren Hass bis auf dem Weg zum Richtblock und darüber hinaus nicht aufgeben.

Es war früher Nachmittag. Mittlerweile kannte sie jeden Winkel, in den die Sonnenstrahlen durch das Fenster fielen, und konnte die Tageszeit genau schätzen.

Der Wärter war endlich weitergegangen, um ein anderes armes Opfer zu quälen. Sarah überlegte. Eigentlich hatte sie Glück. Zwar musste sie die lüsternen Blicke und Berührungen der Männer erdulden, doch irgendein gnädiger Befehl einer unbekannten Autorität bewahrte sie davor, stärker drangsaliert zu werden.

Wenn sie noch einen Funken Hoffnung haben durfte, dann wünschte sie sich, ihr Todesurteil würde vollstreckt, bevor dieser geheimnisvolle Schutz endete.

Sie warf einen schnellen Blick zu der Öffnung in der Tür und ging zu dem Wassergefäß. Vielleicht jetzt, bevor er zurückkam … Sie neigte sich und hob vorsichtig den Kleidersaum, um ihn ins Wasser zu tauchen. Dann presste sie den nassen Wollstoff gegen die heißen Wangen. Sarah schloss die Augen und genoss die Erfrischung.

Ein lauter Schlag gegen die dicke Holztür ließ Sarah zusammenzucken. Hastig sprang sie zurück. Ein Schlüssel bewegte sich im Schloss. Unwillkürlich machte sie einen Schritt nach hinten und stieß gegen die raue Tischkante.

Der Gefängnisalltag lief so gleichförmig ab wie die Gezeiten, und dies war nicht die Tageszeit für einen Kontrollbesuch des Wärters. Die Angst, die Sarah erfolgreich bekämpft hatte, seit man sie vor Wochen in Leasworth gefasst hatte, war plötzlich wieder da und schnürte ihr die Kehle zu.

Mit einem scharrenden Geräusch auf dem Steinfußboden wurde die Tür geöffnet. Der Besucher war ganz in Schwarz gekleidet. Auch sein Haar und seine Augen schimmerten tiefschwarz. Im Dämmerlicht der Zelle wirkte er wie ein Dämon.

„Ihr seid es!“, entfuhr es Sarah. Sie musste sich auf dem Tisch, der hinter ihr stand, abstützen.

Er sah sie durchdringend an. „Seid Ihr überrascht, mich zu sehen, Liebste?“

Sarah zwang sich, Haltung zu bewahren, und begegnete seinem Blick. „Das nicht. Es ist eher Enttäuschung.“ Ihre Stimme klang verächtlich. „Ich hatte bis jetzt gehofft, dass Euch die Kanonenkugeln einer holländischen Fregatte in Stücke gerissen haben.“

Der Mann lächelte. Ohne sie aus den Augen zu lassen, griff er nach rückwärts, um die massive Tür zu schließen. „Es ist mir bis jetzt gelungen, mich aus diesem Krieg weitgehend herauszuhalten“, meinte er gleichmütig. „Ich habe nämlich noch einige unerledigte Geschäfte in dieser Welt abzuschließen.“

Stolz hob sie das Kinn. „Nicht mit mir. Wir beide sind schon lange fertig miteinander.“

„Vielleicht doch noch nicht.“

Der sanfte Tonfall, in dem er diese Worte sprach, trieb ihr die Röte in die Wangen. Abwehrend hob sie eine Hand, als er auf sie zukam. „Lasst mich in Ruhe, Anthony“, gab sie eisig zurück.

Vorsichtig näherte er sich ihr. Sarahs Hand zitterte. Sie ließ sie langsam sinken. Eine Armlänge entfernt von ihr blieb er stehen. „Es gibt da aber ein Problem, meine Liebe“, erwiderte er heiser. „Ich kann nämlich nicht von Euch lassen. Auch wenn der Teufel selbst mich davonjagen würde, könnte ich Euch nicht vergessen.“

Anthony blickte sie durchdringend an und zog sie an sich. Sarah wehrte sich nicht. Sie folgte einem unwiderstehlichen Zwang. Im nächsten Moment presste er seine Lippen auf ihre, und sie schmiegten sich aneinander. Für einen Augenblick schien es, als würde eine Naturgewalt auf ihre Körper einwirken.

Sarah wurde es heiß und kalt. Sie fühlte, wie ihr Puls raste und ihre Knie zitterten. Nur seine muskulösen Arme hielten sie noch aufrecht. Unwillkürlich gab sie seinem fordernden Kuss nach. Ihre Brüste waren gegen sein schwarzes Wams aus feinem Leder gepresst.

Die Wände der Gefängniszelle drehten sich vor ihren Augen. Nur noch verschwommen nahm Sarah die Umgebung wahr. Das Blut pochte ihr in den Schläfen. Gegen ihren Willen antwortete ihr Körper auf sein drängendes Begehren.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie beide den Klang des Zinnbechers, der über die Gitterstäbe gerollt wurde, wahrnahmen. Anthony reagierte als Erster. Beschützend schob er Sarah hinter sich und wandte den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

„Es freut mich, zu sehen, dass Ihr Euch gut amüsiert, Eure Lordschaft.“ Der Wärter entblößte seine lückenhaften Zähne und grinste lüstern. „Doch Ihr solltet jetzt schnell zum Abschluss kommen. Ich kann Euch leider nur noch eine Weile hierlassen.“

Behutsam schob Anthony Sarah an den Tisch und schritt zur Tür. Am Eingang sprach er leise und eindringlich auf den Wärter ein.

„Mein lieber Freund, wenn du es wagen solltest, hier noch einmal aufzutauchen, ohne dass ich dich ausdrücklich gerufen habe, werde ich dir die Zähne einschlagen lassen.“

Der Wärter gab einen jämmerlichen Laut von sich. Schweißperlen liefen über sein vernarbtes Gesicht.

„Haben wir uns verstanden?“, fragte Anthony gespielt freundlich.

Der Mann nickte kurz, ehe er schnell verschwand.

Anthony wandte sich wieder Sarah zu. Seine Miene wirkte besorgt. „Haben Euch die Wachleute belästigt, Sarah? Oder verletzt?“

Ihr Herzschlag hatte sich wieder etwas beruhigt. Aber sie fühlte sich schwach. Die Haftbedingungen und das schlechte Essen forderten ihren Tribut. In diesem Moment hätte sie alles darum gegeben, um stark zu erscheinen.

Verzweifelt hielt sie sich am Tisch fest, als ihr die Beine den Dienst versagten. Einen Augenblick später stand Anthony schon neben ihr und hob sie hoch.

„Sarah!“, rief er erschrocken. Er trug sie durch die Zelle auf das schmale Strohlager. „Was habt Ihr? Seid Ihr krank?“

Er beugte den Kopf über sie. Das schwache Licht, das vom vergitterten Fenster her auf ihn fiel, unterstrich sein markantes Gesicht.

„Warum seid Ihr hierhergekommen, Anthony?“

Mit einer zärtlichen Geste strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. Sarah biss sich auf die zitternden Lippen. „Ich will Euch aus diesem Kerker befreien.“

Sie lachte bitter. „Falls Ihr es vergessen haben solltet, Lord Rutledge hat andere Pläne mit mir. Sobald der Henker zum Zuge kommt, werde ich am Richtblock den Kopf verlieren.“

Unwillkürlich fiel der Blick seiner dunklen Augen auf ihren schlanken weißen Hals. Er schluckte schwer. „Das wird nicht passieren, Sarah. Ihr werdet noch heute mit mir den Tower verlassen.“

„Aber selbstverständlich. Soll ich einfach an den Wärtern vorbeispazieren? Ich, eine rechtskräftig verurteilte Verbrecherin?“

„Nicht als Gefangene.“ Durchdringend sah er sie an. „Sondern als meine Frau.“

Sarah richtete sich unvermittelt auf. Ihr Gesicht wurde weiß. „Als Eure Frau?“

Anthony griff nach ihrer Hand, doch sie entriss sie ihm. Geduldig meinte er: „Ich weiß, dass dieser Vorschlag nicht unbedingt Eure Zustimmung finden wird, aber es ist die einzige Möglichkeit. Heiratet mich, und Ihr könnt noch heute als freier Mensch das Gefängnis verlassen.“

Sie wandte sich von ihm ab und blickte auf die Steinmauer. Ihre grauen Augen waren hasserfüllt. „Lieber verbringe ich die nächsten tausend Jahre in der Hölle“, entgegnete sie.

1. KAPITEL

Dezember 1665

Ihr seid ein unbeholfener Tropf, Jack Fairfax“, meinte Sarah lachend und schubste ihren Bruder von der Sitzbank. Er landete unter Protest in einem Haufen Binsen. Sarah warf sich auf ihn, drückte ihm die Knie in den Bauch und hielt ihn auf diese Weise unter sich fest.

„Seht Euch das einmal an“, sagte sie triumphierend. Sie holte einen Diamanten nach dem anderen aus einem verknoteten Kopftuch hervor und platzierte sie auf Jacks Brust, von wo aus sie in einer glitzernden Bahn auf den Boden rollten. „Das ist ein verdammt großes Vermögen.“

„Ihr solltet nicht fluchen, Sarah“, erwiderte Jack ernst. Mit seinen achtzehn Jahren besaß er bereits eine ausgeprägte Muskulatur und war viel kräftiger als seine Schwester. Sanft schob er sie beiseite. „Vater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er Euch so reden hörte“, schalt er, während er sich neben sie setzte.

Sarah runzelte die Stirn. „Erinnert mich nicht an Vater“, entgegnete sie kurz angebunden. In einem plötzlichen Stimmungsumschwung jedoch holte sie aus, um Jack einen kumpelhaften Schlag zu versetzen. „Diese Kostbarkeiten stammen alle von dem alten Bischof. Wer hätte gedacht, dass der Giftzwerg so einen Schatz unter seinem langen Rock versteckt?“

„Wir hätten ihn nicht berauben dürfen.“

Sarah blickte Jack entgeistert an. „Wie könnt Ihr nur so etwas sagen? Mit diesem Vermögen haben unsere Familien für lange Zeit ausgesorgt.“

Jack schüttelte den Kopf. „Einen Geistlichen zu bestehlen bringt Unglück.“

„Ach was. Ein Bischof ist kein wahrer Mann der Kirche. Er ist vielmehr ein Speichellecker des Königs und sorgt sich mehr um seine Mätressen und Weinfässer als um die Bibel.“

„Das wisst Ihr doch gar nicht, Sarah. Vielleicht ist er ein frommer Mensch.“

„Pastor Hollander ist ein gottesfürchtiger Mann, aber nicht dieser alte Windbeutel, den wir letzte Nacht um seinen Besitz erleichtert haben.“

Sarah wirkte mit ihren großen grauen Augen und dem honigblonden Haar bestechend offen und ehrlich, vor allem in der einfachen puritanischen Tracht, die sie mit Vorliebe trug. Die Bänder, die das Haar hielten, hatten sich gelöst, und die Locken umrahmten ihr Gesicht. Ihre Augen strahlten. Die Freude über den erfolgreichen Raubzug hatte ihr die Wangen gerötet. Sogar Jack musste zugeben, dass er niemals eine schönere Frau zu Gesicht bekommen hatte.

Er seufzte tief. Obwohl seine Schwester fast fünf Jahre älter war als er, sah er es als seine Pflicht an, ihr Beschützer zu sein. Aber wie beaufsichtigte man ein Mädchen, das besser einen Degen führen und reiten konnte als jedes Mitglied der königlichen Garde? Und wie schirmte man die Verletzlichkeit einer jungen Frau ab, die miterleben musste, wie man ihren Vater hinrichtete?

Er griff nach einer goldenen Halskette mit Amethysten. „Sie ist außerordentlich schön. Sehr bemerkenswert. Ob Parson Hollander sie verkaufen kann?“

Sarah zuckte teilnahmslos die Schultern. „Seine holländischen Verbindungsmänner werden alles abnehmen und es im Ausland absetzen“, erklärte sie. „Für die armen Leute von Wiggleston wird in diesem Winter der Tisch gut gedeckt sein, trotz der erhöhten Steuern des Königs.“

Jack schüttelte den Kopf. „Wir befinden uns gegenwärtig im Krieg mit den Niederlanden, Sarah. Es ist nicht ratsam, mit Landesfeinden Geschäfte zu machen.“

Sie sammelte die letzten Juwelen vom Boden ein und sprang auf die Füße. „Der König ist viel zu sehr damit beschäftigt, mit seinen Mätressen zu tändeln, als dass er die Zeit hätte, einen echten Krieg zu führen.“

Jack erhob sich langsam. „Der Krieg steht unmittelbar bevor, glaubt mir.“ Sein edel geschnittenes junges Gesicht wirkte bedrückt. „Vermutlich werde ich selbst in ein paar Tagen einrücken müssen. Sogar Onkel Thomas wird wohl einberufen werden.“

Sarah wandte sich wütend an Jack. „Niemals! Charles Stuart hat dieser Familie schon genug weggenommen. Nur über meine Leiche werdet Ihr für ihn kämpfen.“

Jack konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Seine Schwester erschien ihm besonders bezaubernd, wenn sie zornig war. „Onkel Thomas ist immerhin einer der besten Generäle, die England hat“, erinnerte er sie sanft.

Sarahs Stimme klang gefasst. Doch ihre Handknöchel waren weiß, als sie das Tuch mit den Juwelen packte, so als würde es sich um den Hals von König Charles handeln. „Onkel Thomas und General Monck haben Charles Stuart den Thron auf einem Silbertablett serviert. Er hat es ihnen gedankt, indem er die besten Männer im Land ermorden ließ, unseren Vater eingeschlossen. Anscheinend muss ich Euch an diese Tatsache erst erinnern, Jack Fairfax.“

Jack wusste, dass die Meinung seiner Schwester zu diesem Thema etwas ungerecht war. Aber der Verlust des Vaters war ein schwer zu ertragender Schicksalsschlag gewesen. John Fairfax hatte jedoch sein eigenes Todesurteil unterschrieben, als er seinen Namen unter ein Dokument setzte, das die Absetzung von Charles I., dem Vater des jetzigen Königs, forderte. In Wirklichkeit hatte es nach der Wiederherstellung der Monarchie nur sehr wenige Exekutionen gegeben. Es zeigte sich, dass sich der neue König mehr für die Zerstreuungen am Hofe interessierte als für Rache und Blutvergießen.

„Und was Onkel Thomas betrifft“, fuhr Sarah fort, „wird er sich so verhalten, wie es ihm gefällt, wie er es stets getan hat. Denn der König kann es sich nicht erlauben, ihn als Feind zu haben. So einfach ist das.“

Sie lockerte den verkrampften Griff um ihr Tuch und seufzte leise. „Lasst uns nicht mehr vom Krieg reden, lieber Bruder.“ Sarah wog das Bündel mit den Schmuckstücken bedächtig in der Hand und lachte triumphierend. „Kommt schon, wir wollen dem guten Landvikar diesen letzten Beweis von Gottes Großmut überbringen.“

„Ich kann es mir nicht leisten, Thomas Fairfax zu beleidigen. So liegen nun einmal die Dinge.“ König Charles streckte die langen Beine aus und warf dem groß gewachsenen, finster blickenden Mann, der steif vor ihm stand, einen gelangweilten Blick zu. „Setzt Euch, Anthony. Ihr ermüdet mich.“

Der frisch ernannte Baron Rutledge ließ sich widerwillig auf dem vergoldeten Stuhl neben dem Bett des Königs nieder. Die königliche Unterkunft in Oxford hatte nicht die prächtige Ausstattung des Palastes von Whitehall, aber sie war mit Sicherheit luxuriöser eingerichtet als viele der Aufenthaltsorte, die Anthony mit Charles Stuart während der langen Jahre des Exils geteilt hatte. Und vor allem befand man sich hier in gebührender Entfernung von der schrecklichen Seuche, die in den vergangenen Wochen in London wütete. Die Totenglocke wurde für nahezu tausend arme Opfer am Tag geläutet, und der Ruf „Bringt eure Toten vor die Tür!“, schallte unaufhörlich durch die engen Gassen der alten Stadt.

Durch den Umzug nach Salisbury und dann weiter nach Oxford war der Hofstaat dem Schwarzen Tod entronnen. König Charles und seine Günstlinge gingen ihren Zerstreuungen nach und wetteiferten untereinander um die kunstvollsten Gewänder und Perücken. Nur gelegentlich gedachte man der leidenden Bevölkerung in London.

„Ich verstehe nicht ganz, wieso Ihr mich zu den Gaunern nach Yorkshire schicken wollt, während sich die Kriegslage zuspitzt, Eure Majestät“, gab der Baron nicht ohne die angebrachte Ehrerbietung zu bedenken.

König Charles lächelte. „Anthony, mein guter Freund, ich verfüge über jede Menge Offiziere, die ich einsetzen kann, um ein Schiff gegen meine ausländischen Feinde zu befehligen. Aber es gibt nur wenige, in die ich das Vertrauen setzen darf, mit meinen Gegnern im eigenen Land fertigzuwerden.“

„Wollt Ihr damit andeuten, dass General Fairfax zu Euren Feinden gehört?“ Anthony war überrascht. Er dachte, dass der berühmte alte General die letzten drei, vier Jahre im friedvollen Ruhestand verbracht hätte.

König Charles schüttelte den Kopf, sodass die sorgfältig gelegten Locken seiner Perücke über die Schultern streiften. „Ich hoffe inständig, dass dies nicht der Fall ist. Es ist aber in der Gegend zu Unruhen gekommen. Die Leute dort wollen die neuen Steuern nicht bezahlen.“

„Das Volk freut sich sehr selten über höhere Steuern, Eure Majestät“, bemerkte Anthony trocken. Besonders, dachte er, wenn es weiß, dass das Geld höchstwahrscheinlich nur dazu benötigt wird, der neuen Geliebten des Königs eine prächtige Kutsche zu spendieren.

„Aber da gibt es noch ein Problem“, fuhr der Monarch fort, ohne Anthonys Kommentar zu beachten. „Es fanden mehrere Überfälle statt. Anscheinend bedroht ein maskierter Wegelagerer den Landadel. Für die Bauern ist er eine Art Held. Sie behaupten, dass er immer bei Vollmond zuschlagen würde. Im letzten Monat wurde der Bischof von Lackdale um ein kleines Vermögen erleichtert. Er wollte damit die Kirche renovieren.“

„Ich denke, es sollte wohl eher dazu dienen, sein eigenes Zaumzeug aufzupolieren“, bemerkte Anthony spöttisch.

König Charles war amüsiert. „Pietätlos wie immer. Eines Tages wird Euch Eure Respektlosigkeit noch teuer zu stehen kommen, mein Freund.“

Auf Anthonys Gesicht erschien jenes jungenhafte, herausfordernde Lächeln, das ihm schon mehr weibliche Eroberungen eingebracht hatte, als jeder andere Mann am Hofe, vom König abgesehen, für sich verbuchen konnte. „Ich habe mir vorgenommen, auf dem Totenbett alles zu bereuen, Eure Majestät.“

König Charles winkte ungeduldig ab. Er und Anthony hatten schon zu viele Eskapaden auf ihrer Flucht quer durch Europa erlebt, als dass sie sich nun plötzlich als Verfechter der Etikette engagieren wollten. „Übernehmt Ihr die Sache, Anthony?“, fragte er in fast bittendem Tonfall. „Werdet Ihr nach Yorkshire reisen und die Angelegenheit aufklären?“

Lord Rutledge unternahm einen letzten Versuch, sich elegant des Auftrags zu entledigen. „Ich konnte schon immer besser kämpfen als spionieren. Das Aushorchen ist nicht meine Stärke.“

„Übertreibt doch nicht so maßlos, Anthony. Betrachtet es als einen Gefallen, den Ihr mir leistet.“

„Einen königlichen Befehl.“ Anthony hatte keine Wahl. Resigniert blickte er seinen König an. Früher hatte man sie oft fälschlich für Brüder gehalten. Beide waren groß und dunkelhaarig. Jeder von ihnen verfügte über Charme, mit dem sie die Leute ohne Anstrengung für sich gewinnen konnten. Doch während Anthony, der fünf Jahre jünger war, seine schlanke Statur und Energie behalten hatte, war der König in den letzten viereinhalb Jahren, nachdem ihm die königstreuen Generäle den Thron zurückerobert hatten, deutlich verweichlicht. Seine Gesichtszüge hatten an Straffheit verloren, und er zog die Gesellschaft der Damen vor, anstatt sich im sportlichen Wettkampf zu messen.

König Charles seufzte. „Kein königlicher Befehl. Ich bitte Euch um einen persönlichen Gefallen. Falls General Fairfax gegen mich arbeitet, muss ich das sofort wissen. Wenn ich ihm jedoch noch vertrauen kann, möchte ich ihn nicht verärgern, indem ich die Aufständischen in seiner Gegend zu hart bestrafe.“

„Und was soll mit unserem Mondschein-Wegelagerer geschehen?“

„Ihn können wir im Moment überhaupt nicht brauchen. Er verkörpert für das Volk den romantischen Helden, der wieder einmal die uralte Ungleichheit zwischen Arm und Reich vor Augen führt. Eine Tatsache, für die meine Regierung übrigens nicht verantwortlich ist, gleichgültig was unsere Gegner dazu sagen mögen.“

Der König erhob sich schwungvoll von seiner hohen Lagerstatt und begann im Zimmer hin und her zu gehen. Er hatte eines seiner Lieblingsthemen angeschnitten. „Ein merkwürdiger Umstand ist, dass ich selbst zu den Armen gehört habe, wie Ihr wisst. Ich habe Hunger und Durst und …“

„… den Verlust allen Besitztums und aller Ämter erlitten“, ergänzte Anthony verbindlich. Im Laufe der Zeit wurden die Berichte von König Charles über seine Erlebnisse im Exil immer bunter ausgeschmückt.

„Genau“, bekräftigte der König. „Niemand kann behaupten, dass ich kein Verständnis für mein Volk aufbringen würde.“

Lord Rutledge versuchte, wieder an das aktuelle Gesprächsthema zu erinnern. „Was ist nun Euer Wunsch bezüglich des Wegelagerers in Yorkshire, Sir?“

König Charles hielt unvermittelt in seinem Rundgang inne. „Vernichtet ihn! Findet den Mann, Anthony. Erschießt oder hängt ihn. Es ist mir egal, was Ihr mit ihm anstellt. Nur, sorgt dafür, dass wir ihn loswerden.“

Lord Rutledge lachte kurz. „Wenigstens verschafft mir mein Auftrag etwas sportliche Betätigung.“

Der schimmernde graue Seidenstoff von Sarahs Rock hatte genau denselben Farbton wie ihre vor Wut glitzernden Augen. „Es ist mir gleichgültig, was mein Onkel befohlen hat“, meinte sie mit unterdrücktem Zorn in der Stimme. „Keiner von den Verwaltern des königlichen Reitstalles wird Brigand zu nahe kommen. Dieses Pferd gehört mir. Es ist nicht Eigentum von Leasworth.“

Der alte Knecht zuckte die Schultern und setzte seine Kappe auf. „Entschuldigt, Mistress, aber ich fürchte, der Kavalier ist bereits hier eingetroffen und hat auch schon das meiste besichtigt. Brigand wird er zusammen mit dem Rest gesehen haben.“

Sarah sprang auf und lief den Weg zu den Ställen hinunter. Atemlos kam sie vor dem Steinbau an und nahm sich erst einen Augenblick Zeit, um sich zu beruhigen.

Sie konnte sich die Szene schon lebhaft ausmalen. Einer von König Charles’ dümmlichen Höflingen würde auf seinen hohen Absätzen durch den Mist in den Boxen staksen. Samtbänder würden seine kunstvoll gelegte Perücke zieren. Und er würde seine schwächliche Hand lässig auf ihr geliebtes Pferd legen, um es zu requirieren. Dafür war es zu schade!

Energisch stieß sie die Holztür auf und machte einen Schritt über die Schwelle.

Im Dämmerlicht des Stalls erkannte sie zwei Männer. Sie hatten gerade den Vorderhuf eines der preisgekrönten Hengste untersucht.

„Darf ich bekannt machen, meine Nichte, Mistress Sarah Fairfax“, hörte sie ihren Onkel sagen. „Sarah, bitte kommt doch herein und leistet uns Gesellschaft.“

Zögernd trat sie näher. Ihre Augen gewöhnten sich langsam an die gedämpfte Beleuchtung. Sie erkannte nun, dass der Mann neben ihrem Onkel kein Geck war. Er erschien ihr größer als ihr Bruder Jack, hatte einen durchtrainierten Körper und benötigte keine Verkleidung, um sich ins rechte Licht zu rücken. Anstelle der spitzenbesetzten Kragen, wie sie zurzeit die höfische Kleiderordnung vorschrieb, trug er ein schwarzes Lederwams über einem weit geschnittenen weißen Leinenhemd mit schmaler Halsbinde und knielange schwarze Reithosen. Unter dem dünnen Leder zeichneten sich seine muskulösen Oberschenkel ab.

Ihr Onkel griff nach ihrer Hand. „Liebe Nichte, ich möchte Euch mit Baron Anthony Rutledge bekannt machen. Seine Majestät erweist uns eine große Gunst, indem er Lord Rutledge beauftragte zu begutachten, ob unsere Pferde für den königlichen Reitstall geeignet sind.“

Sarah vergaß ihren Zorn, als sie in die dunklen Augen des Besuchers blickte. Sie waren fast schwarz und verrieten einen scharfen Verstand. Sein Blick zog sie unwiderstehlich an. Schnell überdachte sie die Situation. Das Einzige, was noch schlimmer sein konnte als der Besuch eines dümmlichen Repräsentanten des Hofes, war die Gegenwart eines königlichen Gesandten, dessen Intelligenz sie herausforderte.

Sarah senkte den Blick und knickste graziös. „Ich bin höchst erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen Mylord“, äußerte sie mit leiser Stimme.

Sie sah ihn an und bemerkte seinen angespannten Gesichtsausdruck. Der Anflug eines Lächelns war an seinen Mundwinkeln abzulesen. Sarah wurde dabei seltsamerweise ganz warm.

„Ich stehe zu Euren Diensten, Mistress“, entgegnete er förmlich. Aber der raue, zärtliche Ton seiner Stimme rief ein Kribbeln hervor, das sie bis in die Fußspitzen fühlte. Sie warf einen prüfenden Blick auf ihren Onkel. Doch der setzte eine unverbindliche Miene auf, so als wäre alles in bester Ordnung.

Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein, dachte Sarah. Seit sich ihr Onkel aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte, wurden nur noch selten Besucher in Leasworth empfangen. Im Moment pflegten sie kaum mehr Kontakte mit der Gesellschaft. Sarah konnte sich vorstellen, dass es für einen Kavalier am Hofe ganz normal war, eine Dame mit aufdringlichen Blicken förmlich zu verschlingen. Genau in der Art, wie es ihr Besucher gerade praktizierte.

Sarah trat einen Schritt zurück.

„Meine Nichte Sarah ist die beste Reiterin in der ganzen Grafschaft“, bemerkte ihr Onkel Thomas stolz.

Der Baron hob die Augenbrauen, was ihm einen teils interessierten, teils amüsierten Gesichtsausdruck verlieh. „Oh, tatsächlich? Ich würde mich freuen, eine Probe Eures Könnens zu sehen.“

Sarah schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu fassen. Sie fragte sich ärgerlich, wo denn nur ihre Schlagfertigkeit geblieben war. Was sollte mit dem unerwünschten Eindringling geschehen? Einen Gesandten des Königs, der hier herumschnüffelte und ihre angeborene Reitbegabung, die sie von ihrem Vater geerbt hatte, zu testen beabsichtigte, konnte sie wirklich nicht gebrauchen. Und was würde mit Jack geschehen?

Seit dem Tod ihres Vaters vor vier Jahren hatte sie ihren jüngeren Bruder stets ängstlich beschützt und versucht, ihn der Aufmerksamkeit des Königs zu entziehen. König Charles hatte zwar versichert, dass die Bestrafungen nach den erfolgten Exekutionen, bei denen auch ihr Vater ermordet worden war, beendet seien. Aber Sarah hatte immer Angst davor gehabt, dass die Rache des Königs irgendwann auch die Familien der Verurteilten treffen würde. „Ich fürchte, mein Onkel übertreibt meine Reitkünste“, entgegnete sie schließlich.

„Ich hoffe, dass Ihr mir die Gelegenheit gebt, mein eigenes Urteil zu bilden.“

Sein Blick glitt von ihrem Gesicht zu dem eng anliegenden Seidenstoff der Schoßjacke über ihrem Mieder, dann zu ihrer schlanken Taille und der sanften Rundung ihrer Hüften, die sich unter dem locker gefältelten Rock abzeichnete.

Sarah spürte, wie sich ihre Wangen röteten. „Ich möchte Euch nicht von den Geschäften, die Ihr hier zu erledigen habt, abhalten, Lord Rutledge. Ich werde gleich hinauf zum Haus eilen und dem Koch Anweisungen für das Abendmahl geben. Ihr bleibt doch und esst mit uns?“

„Ich werde Eure geschätzte Gastfreundschaft noch viel länger in Anspruch nehmen“, erwiderte er mit einem unwiderstehlichen Lächeln. „Euer Onkel hat mich großzügigerweise eingeladen, in Leasworth zu wohnen, während ich einige Gestüte in der Umgebung zu besichtigen habe.“

Sarah zwang sich zu einer freundlichen Antwort. „Wir fühlen uns natürlich über Euren Besuch sehr geehrt. Wenn Ihr mich aber nun entschuldigen würdet.“ Sie wich einen Schritt zurück, dann noch einen, als plötzlich ihr Fuß gegen eine Heugabel stieß und sie stolperte.

Einen Augenblick später stand Lord Rutledge schon neben ihr, stützte mit einem Arm ihren Rücken und mit dem anderen ihren rechten Ellbogen. „Habt Ihr Euch verletzt, Mistress?“, fragte er besorgt. Sein Gesicht war ihrem ganz nah.

Sarah registrierte die schwarzen Bartschatten auf seinen schmalen Wangen. Eine kleine Narbe teilte sein Kinn. Durch den dünnen Stoff ihrer Jacke fühlte sie seine angespannten Muskeln. Sie musste tief Luft holen. Nein, dieser Mann gehörte sicher nicht zu jenen verweichlichten Kavalieren am Hofe, von denen sie gehört hatte. Es war Zeit, dass sie ihren Verstand benutzte.

„Vielen Dank, Mylord. Wie ungeschickt von mir.“ Unwillkürlich legte sie die Hand auf seine Brust. „Ich glaube, Ihr habt mich vor einem schlimmen Sturz bewahrt.“ Sie blickte sich angeekelt um und rümpfte die Nase. „Und das in all diesem Schmutz. Was für eine schreckliche Vorstellung.“

Anthony spürte, wie sie sich in seinen Armen entspannte, und lächelte zufrieden. Vielleicht würde sein Aufenthalt in Yorkshire doch nicht so langweilig verlaufen. Die schlanke Schönheit wäre eine lohnende Eroberung. Sein Blick fiel auf ihre weiße, schmale Hand, die auf seinem Lederwams lag. Er fragte sich, wie streng ihr Onkel wohl auf ihre Tugend bedacht sein mochte. Es war ihm bekannt, dass die Landbevölkerung im Allgemeinen noch mehr den alten, strengen Sittenvorstellungen aus den puritanischen Zeiten anhing als die Einwohner von London. Was den Hof von König Charles betraf, so wurde der Tugend dort nie ein hoher Stellenwert eingeräumt, nicht einmal während des Exils in Europa.

„Ihr habt recht“, stimmte er höflich zu. „Darf ich Euch zurück zum Haus begleiten, um sicherzugehen, dass keine weiteren Heugabeln Euren Weg behindern?“

„Vielen Dank für Euer Angebot, aber das wird nicht nötig sein.“ Sarah schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. Anthony blickte fasziniert auf ihre vollen, feucht glänzenden Lippen, die einen ganz natürlichen frischen Farbton hatten. Er war sich sicher, dass diese Frau keine von den Schminkutensilien benötigte, die die Damen am Hofe – und auch einige Kavaliere – benutzten. Er fühlte, wie sich sein Puls beschleunigte.

„Dann freue ich mich darauf, Euch beim Abendessen wiederzusehen.“ Er nahm ihre Hand, die auf seiner Brust lag, und führte sie langsam an die Lippen.

Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie seinen warmen Mund auf der Haut spürte. Plötzlich dachte sie an die Schwielen auf ihren Handflächen, die vom stundenlangen Scheuern der Lederzügel herrührten. Sie lächelte ihm freundlich zu, hoffte jedoch zugleich, er würde nicht bemerken, dass sie schnell die Hand zurückzog.

„Ja, bis später“, meinte sie hastig. Schnell wandte sie sich zum Gehen, bevor der unerwünschte Gast sie noch in völlige Aufregung versetzte.

Sarah ging mit sich selbst hart ins Gericht, während sie den Weg zum Herrenhaus zurücklegte. Sie war immer so stolz darauf gewesen, einen kühlen Kopf bewahren zu können. Wenn Jack beim kleinsten Fehlschlag ihrer mitternächtlichen Raubzüge außer sich geriet, war sie stets diejenige, die ruhig und gefasst blieb. Aber in Gegenwart dieses schönen Vasallen des Königs kam sie sich plötzlich wie ein dummes Milchmädchen vor.

Am besten wäre es wohl, wenn sie und Jack möglichst nicht in Erscheinung traten, während der Baron sich hier aufhielt. Für ihren Bruder stellte das kein Problem dar. Sein Kommen und Gehen wurde von den anderen Mitgliedern des Haushalts kaum registriert. Doch ihr verwitweter Onkel hatte Sarah in den letzten Jahren mehr und mehr die Pflichten der Hausherrin übertragen. Sie hatte deshalb keine Möglichkeit, sich dem gemeinsamen Abendessen mit dem Gast zu entziehen.

Sarah rieb die Handflächen aneinander und überlegte, ob Lord Rutledge etwas bemerkt haben könnte. Sie war sich sicher, dass sich eine Dame am Hofe eher nackt ausziehen würde, als ohne Handschuhe zu reiten. Doch solche Raffinessen waren Sarah völlig fremd. Sie war in einem ganz und gar männlichen Umfeld aufgewachsen. Ihre Mutter war bei der Geburt von Jack gestorben, und John Fairfax lag die Politik zu sehr am Herzen, als dass er Zeit gehabt hätte, eine neue Frau zu suchen.

Nun, falls Lord Rutledge wirklich so unhöflich ist und meine rauen Hände erwähnt, werde ich ihm klarmachen, dass das Leben in Yorkshire nicht so behütet verläuft wie in den Londoner Palästen, beschloss Sarah resolut. Hier auf dem Lande arbeiten die Frauen und verbringen nicht die Tage damit, sich mit feinen Stickereien und kunstvollen Toiletten die Zeit zu vertreiben.

Sarah war so vertieft in ihre Gedanken, dass sie Jack fast übersehen hätte, der um eine alte Einfassungsmauer bog und auf die Ställe zuging. Auf ihren Ruf hin wandte er sich in ihre Richtung.

„Seid Ihr gerade bei den Pferden gewesen, Sarah?“, fragte er aufgeregt. „Ich habe erfahren, dass ein Kavalier vom Hofe eingetroffen ist.“ Er stutzte, als er Sarahs nachdenkliche Miene bemerkte. „Was ist los mit Euch?“

Sie bedeutete ihm durch Handzeichen, leiser zu sprechen. „Das stimmt. Er ist ein Gesandter von König Charles. Und Ihr werdet Euch von ihm fernhalten.“

„Ist es ein sehr vornehmer Herr? Sind seine Kleider so prächtig, wie man es von einem Kavalier erwartet?“ Die Neugier ihres Bruders war noch lange nicht gestillt.

„Habt Ihr nicht verstanden, was ich gesagt habe? Ich möchte nicht, dass er Euch hier entdeckt. Es ist schon schlimm genug, dass er Brigand bereits begutachtet hat.“

Erst jetzt wurde ihm die Bedeutung ihrer Worte bewusst. „Glaubt Ihr, er hat Berichte von den Überfällen gehört?“

Sarah zuckte die Schultern. „Das weiß ich nicht. Möglicherweise ist er wirklich nur ein Verwalter der königlichen Reitställe. Aber es macht mich nervös, einen Mann vom Hofe hier zu haben, besonders, wenn er ein Pferdekenner ist. Es gibt in den umliegenden Zuchtbetrieben kein Pferd, das man mit Brigand vergleichen könnte.“

„Und wenn sich die Landbewohner die Geschichten von dem ‚Vollmondräuber‘ erzählen, schwärmen sie stets auch von dem wunderschönen Hengst, den ‚er‘ reitet“, fügte Jack besorgt hinzu.

„Ich hätte vielleicht eines der Pferde unseres Onkels nehmen sollen“, meinte Sarah bedrückt. „Obwohl mich Brigand schon aus vielen Notsituationen gerettet hat.“

„Es ist müßig, sich im Nachhinein den Kopf darüber zu zerbrechen. Das Pferd ist mittlerweile bekannt.“

Sarah seufzte tief. „Wir müssen nur sichergehen, dass Seine Lordschaft absolut keinen Grund hat, eine Verbindung zwischen dem Wegelagerer und einem der Bewohner von Leasworth zu vermuten.“

„Und wie wollt Ihr das bewerkstelligen?“

Sarah fühlte, wie sich ihre Wangen erneut röteten, als sie an die heftigen Gefühle dachte, die dieser Mann in ihr ausgelöst hatte. „Vielleicht gelingt es mir, ihn abzulenken.“

Jack sah seine Schwester argwöhnisch an. „Was meint Ihr damit?“

Entschlossen hob Sarah den Kopf. „Kümmert Euch nicht darum. Lasst uns nur hoffen, dass sein Aufenthalt hier nicht zu lange dauert. Und Ihr, lieber Bruder, solltet ihm lieber aus dem Weg gehen“, fügte sie hinzu und legte ihm den Arm um die Schultern.

Jack löste sich aus der Umarmung seiner Schwester. „Ihr solltet vielmehr endlich aufhören, mich herumzukommandieren, Sarah. Darf ich Euch daran erinnern, dass ich achtzehn Jahre alt bin.“

„Ihr mögt erwachsen sein, aber Ihr seid immer noch mein kleiner Bruder.“

Jack fuhr zornig hoch. „Für Norah Thatcher schien ich aber gestern nach dem Jahrmarkt in Wiggleston nicht zu jung gewesen zu sein.“

Sarah blickte ihn überrascht an. „Jack! Was wollt Ihr damit sagen?“

Er bekam vor Aufregung rote Flecken am Hals. „Ich bin kein dummer Junge mehr, Sarah. Diese Tatsache solltet Ihr endlich akzeptieren.“

Sie grübelte, was er mit seiner Andeutung gemeint haben könnte. Norah Thatcher war im Ort berüchtigt. Wenn sie gestern spätabends mit Jack noch zusammen gewesen war, gab es nur eine Erklärung. „Unzucht ist eine Sünde, Jack“, erklärte Sarah gespielt streng.

Ihr Bruder entspannte sich und lachte übermütig. „Aber Schwesterchen. Ihr wisst doch, dass die Sittenstrenge unter der glorreichen Herrschaft von König Charles abgeschafft wurde.“

Sarah musterte ihren Bruder eingehend. Er schien ihr seit dem Frühstück heute Morgen nicht sonderlich verändert, aber jetzt fiel ihr plötzlich auf, dass er schon längst so breite Schultern wie ihr Vater bekommen hatte. Durch den Schnurrbart, den er sich in den letzten Wochen hatte wachsen lassen, wirkte er wesentlich älter. „Ich hoffe doch, dass Ihr Euch in Euren Moralvorstellungen nicht an dem lockeren Leben am Hofe orientiert“, erwiderte sie ängstlich.

Jack, der seinen Humor wiedergefunden hatte, gab seiner Schwester einen stürmischen Kuss. „Wie ich schon gesagt habe, liebe Sarah. Ich bin den Kinderschuhen entwachsen. Betrachtet mein Seelenheil nicht länger als Euer Anliegen.“

Ihr standen Tränen in den Augen. „Verlangt bitte nicht, dass ich mir keine Sorgen mehr um Euch machen darf. Ich wüsste nicht, was ich täte, wenn Euch irgendetwas zustoßen würde. Ihr seid doch alles, was ich habe.“

Jack war betroffen über ihren ungewohnten Gefühlsausbruch. Er nahm sie in die Arme. „Wir werden gegenseitig aufeinander achtgeben, Sarah. Ihr seid auch für mich das Wichtigste auf der Welt, das wisst ihr.“

Verlegen gab sie ihm einen leichten Boxhieb auf die Brust. „So, so. Und was ist mit Norah Thatcher?“, foppte sie ihn und lächelte verkrampft.

Jack schmunzelte. „Sagen wir, Norah ist eine gute Freundin von mir.“

Sarah schüttelte den Kopf. „Ihr wart schon immer ein schlimmer Kerl, Jack Fairfax.“

„Seltsam“, meinte er in unschuldigem Ton. „Norah dagegen behauptet, ich sei sehr gut gewesen.“

Sarah fühlte, wie ihr schon wieder das Blut in die Wangen schoss. Sie wusste noch nicht, welche Haltung sie bei diesem speziellen Thema ihrem Bruder gegenüber einnehmen sollte. Jahrelang hatte sie gleichzeitig die Rolle der Schwester und der Mutter für ihn gespielt. Die Vorstellung, dass es jetzt einen Bereich in seinem Leben gab, der sie nichts anging, fiel ihr schwer.

Jack wurde ernst, als er bemerkte, dass er sie wirklich verwirrt hatte. „Ihr habt schon recht, Sarah.“ Er zog sie erneut an sich. „Mein Lebenswandel ist im Moment nicht gerade heilig. Aber es macht sehr viel Spaß, ein Sünder zu sein.“

Unerklärlicherweise musste Sarah wieder an Lord Rutledge denken und seinen begehrlichen Blick, mit dem er sie im Pferdestall betrachtet hatte. Sie trat einen Schritt zurück und versuchte, ihre Gedanken zu zügeln. „Versprecht mir bitte nur, dass Ihr dem Baron aus dem Weg gehen werdet, Jack.“

Ihr Bruder sah sie liebevoll an. „Wenn es Euch glücklich macht, große Schwester, dann werde ich mich so rar wie möglich machen.“

Dankbar drückte sie seinen Arm. Dabei fiel ihr auf, wie durchtrainiert seine Muskeln waren. Wieso schien er ihr plötzlich so erwachsen? „Das beruhigt mich sehr, kleiner Bruder. Ich wünschte nur, ich hätte dieselbe Möglichkeit. Doch leider ist es meine Pflicht, die aufmerksame Gastgeberin für unseren Besuch zu spielen. Und wenn ich mich jetzt nicht auf den Weg in die Küche mache, wird Seine Lordschaft aus London nur rohes Kaninchenragout auf den Tisch bekommen“, fügte sie ironisch hinzu.

Sie mussten beide lachen. „Dann beeilt Euch“, erwiderte er. „Und ich werde zum Dorf reiten. Vielleicht benötigt Mistress Thatcher meine Hilfe.“

„Aber Jack!“, rief Sarah empört.

„Ihr habt doch gerade gesagt, dass Ihr mich aus dem Weg haben wollt. Erinnert Ihr Euch nicht?“

Sarah lächelte widerstrebend. „Gebt nur acht, was Ihr tut, kleiner Bruder.“

Jack nickte ihr bekräftigend zu. „Kleine Sorge, das weiß ich sehr gut, Sarah.“ Dann wandte er sich von ihr ab und eilte davon.

Anthony streckte die langen Beine vor dem Kamin aus, der sich im Gesellschaftszimmer von Leasworth Manor befand. Er fühlte sich müde, aber er war mit den Ergebnissen dieses Tages nicht unzufrieden. Oliver, sein Mitarbeiter bei dieser Mission, hatte ihm berichtet, dass seine Männer im Dorf einige Informationen über den „Mondschein-Banditen“ erhalten hatten. Und sein eigener Tag in Leasworth war mehr als erfreulich verlaufen. Zu seiner Überraschung besaß Thomas Fairfax eine Reihe von Pferden, die alle Gestüte in London übertrafen. Vor allem eines hatte es ihm angetan, ein prächtiges Tier, ein rötlich grauer Hengst mit schlanken Fesseln und kraftvollen Beinen. Er sah aus, als könnte er ohne Pause die ganze Breite der britischen Insel durchqueren.

Und dann diese Frau, die Nichte von Fairfax. Sie wirkte auf den ersten Blick in ihrem grauen Rock wie ein einfaches Landmädchen, aber sie hatte die Gesichtszüge einer klassischen Schönheit, und ihre Figur war einfach atemberaubend. Er hatte sie nur für einen Augenblick in den Armen gehalten, doch das war lange genug gewesen. Sie besaß die üppigen Rundungen einer Frau, fühlte sich jedoch gleichzeitig geschmeidig und kräftig an, sodass sie im Bett sicherlich eine aufregende Gespielin wäre.

Nur zu schade, dass er heute Abend schon zu erschöpft war, um ihr den Hof zu machen. Anthony mutmaßte, dass er leichtes Spiel mit ihr haben würde. Als er aus dem Pferdestall gekommen war, hatte er sie mit einem Mann zusammen gesehen. Offensichtlich hatte es sich um einen ihrer Geliebten vom Lande gehandelt. Sie hatte den strammen jungen Kerl umarmt und ihn sogar in aller Öffentlichkeit geküsst. Einem erfahrenen Kavalier vom Hofe wie ihm dürfte es leichtfallen, ihre Aufmerksamkeit zu erringen. Schließlich hatte er bereits die schönsten Damen der Gesellschaft umworben und erobert. Natürlich mit Ausnahme derer, für die sich der König interessierte.

Die Tür zum Kaminzimmer wurde geöffnet. Sie war es, die Nichte – Sarah. Ein einfacher Name, doch er passte zu ihrer schlichten Eleganz. Dasselbe galt auch für ihre Abendrobe. Sie trug einen schwarzen Seidenrock und ein weißes Mieder, das ihre vollen Brüste und die schmale Taille betonte. Das Dekolleté rahmte ein schmaler Spitzenbesatz. Locker trug sie das Haar hochgesteckt, was ihren schlanken Nacken betonte. Ihr fein geschnittenes Gesicht schimmerte im Schein des Feuers. Sie wirkte ernst und würdig, doch sie beobachtete ihn aus den grauen Augen mit der trügerischen Ruhe eines Raubtieres, bevor es zuschlägt.

Anthony erhob sich. Vielleicht war er trotz allem doch noch nicht zu müde.

2. KAPITEL

Macht doch keine Umstände, Mylord. Behaltet bitte Platz.“

„Aber ich stehe doch bereits, Mistress Fairfax.“ Anthony sah sie wie gebannt an. Der Anblick dieser Frau war einfach überwältigend. Dabei trug sie weder Schmuck noch Spitzen oder außergewöhnliche Stoffe, und sie war ungeschminkt.

„Ich möchte mich nur erkundigen, ob Ihr mit Eurer Unterbringung zufrieden seid.“

Sarahs Stimme klang leise und einschmeichelnd. Der Blick ihrer Augen wirkte sanft. Anthony war sich nicht mehr sicher, ob er sich ihren herausfordernden Gesichtsausdruck kurz zuvor nicht eingebildet hatte. „Bitte versucht doch, Euren Onkel umzustimmen“, fuhr er fort und kam auf sie zu. „Es ist mir unangenehm, dass der General sein eigenes Schlafzimmer für mich räumen will.“

„Das ist völlig ausgeschlossen“, antwortete Sarah. Eine Spur von Herausforderung klang in ihren Worten mit. „Onkel Thomas hat feste Vorstellungen über alles, was die Etikette betrifft. Niemals würde er einen Besucher von Eurem Rang in weniger anspruchsvollen Räumlichkeiten schlafen lassen.“

Der Baron schüttelte missbilligend den Kopf. „Darüber möchte ich noch einmal mit ihm sprechen. Ich will auf keinen Fall Unordnung in den Haushalt bringen.“

„Mein Onkel hat sich bereits zurückgezogen und mich gebeten, Euch in seinem Namen eine gute Nachtruhe zu wünschen.“

Anthony überlegte einen Moment. Er hielt es für ein gutes Zeichen, dass General Fairfax der Krone so viel Respekt entgegenbrachte und die Gesandten mit aller Ehrerbietung behandelte. Er würde König Charles darüber berichten. Aber bis dahin war noch Zeit. Das Mädchen hier schien im Augenblick ohne Anstandsdame zu sein.

„Euer Onkel pflegt früh schlafen zu gehen“, entgegnete er in verbindlichem Tonfall.

„Ja. Er arbeitet den ganzen Tag schwer und ist auch nicht mehr der Jüngste.“

„Aber der General befindet sich doch bei guter Gesundheit?“

Sarah konnte den Sarkasmus in ihrer Stimme nicht unterdrücken. „Jahrelanger Krieg und Verrat können einem Mann schwer zu schaffen machen, Mylord.“

Anthony zog die Augenbrauen hoch. „Ich weiß“, antwortete er scharf. „Es gibt viele Leute, die behaupten, dass Seine Majestät der König viel älter wirkt als fünfunddreißig Jahre.“

Sarah biss sich auf die Lippe. Was ist nur los mit mir? fragte sie sich selbst zum hundertsten Mal an diesem Tag. Sie war doch nicht hierhergekommen, um mit dem Baron über Politik zu sprechen und alte Wunden wieder aufzureißen. Ihre Absicht war, jeden Verdacht zu zerstreuen, den er während des Tages in Bezug auf Brigand und den Wegelagerer entwickelt haben könnte. Nur aus diesem Grund war sie noch einmal in das Kaminzimmer gekommen, anstatt direkt zu Bett zu gehen. Auf keinen Fall wollte sie ihren Gast feindselig stimmen.

„Darüber kann ich nicht urteilen. Ich bin Seiner Majestät leider noch nie persönlich begegnet“, erklärte sie.

Anthony musterte sie kurz von Kopf bis Fuß. Seine Augen glänzten. „Vielleicht ist das ganz gut für Euch, Mistress Fairfax.“

Sarah war über diese unerwartete Bemerkung überrascht. „Darf ich nach dem Grund fragen, Sir?“

Anthony trat so nah an sie heran, dass sie die feine Stickerei auf seinem schwarzen Wams erkennen konnte. Vertraulich beugte er sich zu ihr. „Ihr müsst wissen, der König hat eine Schwäche für schöne Frauen.“

Sarah schien es, als würde plötzlich eine der Flammen aus dem Kamin ihr Gesicht streifen. Noch nie hatte sie ein derartiges Kompliment bekommen. Ihr Vater war der Ansicht gewesen, dass Eitelkeit eine Sünde sei. Sie selbst war insgeheim immer ganz zufrieden mit ihrer anmutigen, schlanken Figur gewesen. Doch wurde über diese Tatsache innerhalb der Familie nie ein Wort verloren.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Seine Majestät sich für ein einfaches Mädchen vom Lande, wie ich es bin, interessiert“, bemerkte sie unsicher.

Anthony strich ihr sanft über die Wange. „Es trifft zwar zu, dass Ihr aus der Provinz stammt, aber ich bin nicht überzeugt, ob die Bezeichnung ‚einfach‘ für Euch angemessen ist“, antwortete er einschmeichelnd. „Und ich fürchte, wenn Ihr die Aufmerksamkeit von König Charles erregt habt, dürftet Ihr Euch auch nicht mehr lange ‚Mädchen‘ nennen.“

Autor

Ana Seymour
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