Baccara Collection Band 429

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WENN DIE SEHNSUCHT NEU ERWACHT von REESE RYAN

Kein Mann hat sie je so erotisch verzaubert wie Darius! Als Audra, Erbin eines Schmuckimperiums, ihren Ex in Texas wiedersieht, weckt das sofort heiße Erinnerungen in ihr - und neue Sehnsucht. Doch kann sie Darius vertrauen, obwohl er sie damals verlassen hat?

HEIMLICH, STILL UND SINNLICH von JAYCI LEE

Solange Adelaide denken kann, träumt sie von Michael, dem besten Freund ihres Bruders. Endlich küsst er sie heimlich, still - und sinnlich. Ausgerechnet jetzt verbietet ein gemeinsames berufliches Projekt, dass mehr aus ihnen wird. Soll Adelaide es trotzdem wagen?

EINE NACHT IST ERST DER ANFANG von JOSS WOOD

Eine Frau passt überhaupt nicht in Ronans Leben. Aber eine einzige Nacht lang will er das vergessen, denn zwischen ihm und der schönen Joa knistert es aufregend. Doch kaum dämmert der Morgen, weiß Ronan: Eine Nacht mit dieser sexy Traumfrau ist erst der Anfang …


  • Erscheinungstag 23.02.2021
  • Bandnummer 429
  • ISBN / Artikelnummer 9783751500975
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Reese Ryan, Jayci Lee, Joss Wood

BACCARA COLLECTION BAND 429

REESE RYAN

Wenn die Sehnsucht neu erwacht

Der Tycoon Buckley Blackwood ist sein leiblicher Vater? Diese brisante Enthüllung ist nicht die einzige Überraschung, die Darius in Texas erwartet: Er sieht auch die wunderschöne Audra wieder. Ohne Erklärung machte er vor fünf Jahren mit ihr Schluss. Jetzt erwacht das alte Verlangen zwischen ihnen – und erneut verschweigt er ihr die Wahrheit …

JAYCI LEE

Heimlich, still und sinnlich

Finger weg von Adelaide! Je länger Michael im Modeunternehmen ihrer Familie mit ihr zusammenarbeitet, desto schwieriger wird das. Erst ein Kuss, dann eine Nacht – Michael kommt sich wie ein doppelter Verräter vor. Schließlich ist Adelaide nicht nur die Schwester seines besten Freundes. Er hat auch ein Geheimnis, das ein Happy End mit ihr unmöglich macht …

JOSS WOOD

Eine Nacht ist erst der Anfang

Leidenschaft liegt in der Luft zwischen der schönen Joa und Ronan Murphy, ihrem sexy Boss. Sein Kuss verrät Joa deutlich, dass Ronan sie am liebsten in sein Bett entführen würde. Aber will sie den furchtbaren Liebeskummer riskieren? Denn egal, wie nah sie einander körperlich sind – Ronans Herz gehört einer anderen …

1. KAPITEL

Darius Taylor-Pratt saß vor einem schweren Mahagonitisch und sah sich in dem Raum um.

Die dunkle Einrichtung würde besser zu einem älteren Mann passen als zu Miranda Dupree, fröhliche Lifestyle-Expertin und Reality-TV-Star.

Miranda war die Gründerin von Goddess Inc., einer bekannten Fitness- und Lifestyle-Marke, und sie hatte ihn nach Royal, Texas, zu einem Treffen eingeladen. Sie hatte eine Zusammenarbeit mit Thr3d vorgeschlagen – Darius’ rasant wachsendem Unternehmen für Funktionskleidung –, um Sportbekleidung mit dem Markennamen Goddess zu kreieren.

Das Timing war ungünstig, denn sein Team bereitete sich gerade auf die erste Modenschau bei der Fashion Week in Los Angeles vor. Dennoch, dieser Deal könnte Thr3d ins nächste Level katapultieren. Deshalb konnte er gar nicht schnell genug den Flieger besteigen, den sie ihm geschickt hatte.

Schwere Schritte näherten sich. Zu schwer für die einen Meter sechzig große, rothaarige Elfe. Miranda wog vermutlich weniger als fünfzig Kilo.

Ein Mann mit einem unordentlichen dunklen Haarschopf, braunen Augen und Bartstoppeln betrat den Raum.

„Hallo Darius. Ich bin Kace LeBlanc.“ Der Mann reichte ihm die Hand. „Anwalt.“

Darius betrachtete ihn misstrauisch, als er aufstand, um ihm die Hand zu schütteln. „Werden Anwälte normalerweise nicht erst dann eingeschaltet, wenn eine Einigung erzielt worden ist?“

Kace blätterte durch die Papiere, die bereits auf dem Tisch lagen. „Bei einem Geschäftsabschluss, ja. Aber ich bin nicht Mirandas Anwalt.“

„Wessen Anwalt sind Sie dann, Mr. LeBlanc?“ Darius verkrampfte sich.

„Ich verwalte den Nachlass von Mr. Buckley Blackwood, der kürzlich verstorben ist. Das Erbe, das er seiner Ex-Frau Miranda Dupree hinterlassen hat.“

„Wie schön für sie.“ Das erklärt die Einrichtung, aber nicht. warum ich hier bin.

Darius setzte sich wieder und blickte auf seine schwarz-goldene Uhr. „Wann kommt Miranda?“

„Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie unter einem Vorwand hierhergeholt habe.“

„Miranda hat kein Interesse an einer Partnerschaft mit meinem Unternehmen?“ Als der Mann nicht antwortete, sprang Darius auf. „Hören Sie, ich weiß nicht, worum es hier geht, aber ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Ich habe keine Zeit für irgendwelche Spielchen.“

„Ich versichere Ihnen, dass Sie interessieren wird, was ich Ihnen zu sagen habe“, erwiderte der Mann ruhig. „Geben Sie mir zehn Minuten Ihrer Zeit. Wenn ich fertig bin, und Sie immer noch direkt zurück nach L. A. möchten, dann wird der Fahrer Sie zu einem vollgetankten und abflugbereiten Flieger fahren.“

Darius stellte seine Uhr. „Zehn Minuten.“ Er sank auf den Stuhl. „Warum bin ich hier?“

„Sagt Ihnen der Name Buckley Blackwood etwas?“

Darius zuckte mit den Achseln. „Ich weiß, dass er Mirandas früherer Ehemann war und dass er eine Bank besaß.“

„Dazu kommen diese sechshundert Morgen große Ranch, Häuser rund um den Globus und Investitionen in eine Vielzahl anderer Geschäftsideen wie zum Beispiel Thr3d.“

„Sie wollen damit sagen, dass er in mein Unternehmen investiert hat?“ Unmöglich. Darius kannte die Namen aller Investoren. Buckley Blackwood gehörte nicht dazu.

„Er hat über eine Briefkastenfirma in Thr3d investiert.“

„Das erklärt immer noch nicht, warum ich hier bin.“ Darius’ Geduld war langsam am Ende.

„Sie sind wegen Bucks Testament hier.“ Der Mann tippte auf das Dokument, das vor ihm lag.

„Was habe ich mit dem Testament eines Investors zu tun?“

„Buck war mehr als nur ein Investor, Darius. Er war … Ihr Vater.“

Im Raum wurde es gespenstisch still. Das einzige Geräusch war das Ticken der Standuhr hinter ihm.

Darius starrte den Mann einen Moment lang an, sicher, dass jemand durch die Tür kommen und ihm erklären würde, dass dies ein Scherz war.

„Hören Sie, Mr. LeBlanc …“

„Kace.“

„Kace … es muss sich um eine Verwechslung handeln. Sie haben hier den Falschen.“

„Sie sind Darius Taylor-Pratt, Sohn der früheren Schauspielerin Liberty Taylor. Im Alter von zwei Jahren wurden sie von Ihrem Stiefvater William Pratt adoptiert. Sie sind dreißig Jahre alt, und Sie haben Ihr Studium …“

„Okay.“ Darius hielt eine Hand hoch. Er brauchte einen Moment Pause, um verdauen zu können, was gerade geschah. Er atmete tief ein und versuchte, sein wie wild schlagendes Herz zu beruhigen. „Sie sagen, dass dieser Typ, dieser …“

„Buckley Blackwood.“

„… und meine Mutter … dass sie mal zusammen waren.“

„Ja.“

„Er wusste, dass ich sein Sohn bin. Trotzdem hat er in den dreißig Jahren nicht ein Mal angerufen oder eine Geburtstagskarte geschickt.“ Wut stieg langsam in ihm hoch. „Warum? Hat er sich geschämt, einen Sohn mit einer Afroamerikanerin zu haben?“

„Nein“, erwiderte Kace entschieden. „Das war es nicht.“

„Was war es dann?“

„Sie waren das Produkt einer Affäre während seiner ersten Ehe. Deshalb hielt er es für das Beste, sich aus der Ferne um Sie zu kümmern. Als Sie zwei waren und Ihre Mutter Mr. Pratt heiratete, stimmte Buck der Adoption zu. Über die Adoption sollten Sie informiert werden, sobald Sie achtzehn sind, was, wie ich vermute, auch geschehen ist.“

Darius antwortete nicht. Er umklammerte die Armlehnen, in seinem Kopf hämmerte es, seine Muskeln verkrampften sich.

Ihm war gesagt worden, dass Will nicht sein leiblicher Vater war. Aber seine Mutter wollte über die Identität seines Vaters nicht mehr preisgeben, als dass er ein wohlhabender Mann war, der sein Leben nicht „verkomplizieren“ wollte.

„Darius“, sagte der Mann. „Mir ist klar, dass dies ein Schock für Sie sein muss, aber …“

„Das ist die Untertreibung des Jahres, Mr. LeBlanc.“

„Bitte nennen Sie mich einfach Kace.“

„Der alte Mann ist tot, also bin ich nicht zu einem Vater-Sohn-Treffen hier. Und die Verlesung des Testaments hätte auch per Videokonferenz durchgeführt werden können. Warum bin ich also hier?“

„Buck soll sich am besten selbst erklären.“ Kace verlas den letzten Willen von Buckley Blackwood. Je weiter er kam, desto wütender wurde Darius.

Buckley Blackwood war ein Feigling und ein Arschloch. Zu feige, um Darius zu Lebzeiten als seinen Sohn anzuerkennen. Und ein Mistkerl, weil er alles seiner hübschen, jungen Ex-Frau hinterlassen hatte und nichts seinen Kindern. Und nur so zum Spaß sollte Darius auch noch einen DNA-Test machen lassen, um zu beweisen, dass er Bucks Sohn war.

„Noch Fragen?“ Kace legte das Testament auf den Tisch. Der Mann schien auf eine verbale Attacke vorbereitet zu sein.

„Weshalb ein DNA-Test? Der Mann ist tot, und es ist nicht so, dass ich etwas erben würde.“

„Sie haben drei Geschwister.“ Kace legte ein Foto nach dem anderen auf den Tisch. „Kellan, Vaughn und Sophie.“

Darius konnte nicht sprechen, so trocken war plötzlich sein Mund. Er wollte die Fotos auf den Boden fegen und dieses ganze Affentheater umgehend beenden.

Doch er konnte es nicht. Darius nahm jedes Foto einzeln in die Hand und betrachtete es.

Seine Haut war dunkler als ihre, aber sie hatte dieselben Gesichtszüge.

Seine Nase, sein Kinn und seine Wangenknochen ähnelten ihren, und er und Sophie hatten die gleichen dunkelbraunen Augen.

Ein unerwartetes Gefühl der Zugehörigkeit überkam ihn mit einer Intensität, die ihn umzuhauen drohte. Er schluckte und legte die Fotos wieder auf den Schreibtisch.

„Wissen sie von mir?“

„Sie haben nach dem Tod ihres Vaters von Ihnen erfahren.“

„Weiß es noch jemand?“

„Bisher nur die Familie.“

„Gut. Belassen wir es dabei.“ Darius wollte gehen. Sich weigern, dieses kranke Spiel des alten Mannes mitzuspielen. Doch ein Teil von ihm brauchte unbedingt Antworten. Und es gab nur einen Weg, sie zu bekommen.

„Ich mache den Test.“

„Sie werden im Royal Memorial Hospital erwartet.“ Kace schob ein Blatt Papier über den Schreibtisch, dann schloss er seine Mappe. „Was den Nachlass betrifft … nach dem, was ich über Sie gehört habe, waren Sie immer ein Kämpfer. Zwei Ihrer Geschwister wollen das Testament anfechten. Ich will Sie nicht ermutigen, das zu tun, aber …“

„Es ist eine Option.“ Darius rieb sich das Kinn.

Kace nickte kaum merklich. „Ich melde mich, sobald ich das Ergebnis des DNA-Tests habe. Einstweilen möchte noch jemand mit Ihnen sprechen. Soll ich sie reinholen?“

Darius nickte abwesend, hörte aber nicht wirklich zu. Er musste seiner Mutter und seinem Stiefvater sagen, dass er endlich erfahren hatte, wer sein leiblicher Vater war. Aber sie befanden sich im Urlaub. Und dies war kein Gespräch, das er am Telefon führen sollte. Er würde warten, bis sie aus Europa zurück waren und dann persönlich mit ihnen sprechen.

Seine Beziehung zu ihnen war angespannt, seit er erfahren hatte, dass Will nicht sein leiblicher Vater war. Er hätte die Lüge verzeihen können. Vielleicht hätte er es sogar verstehen können. Aber als seine Mutter sich weigerte, die Identität seines leiblichen Vaters preiszugeben, war Darius wütend geworden.

Jetzt kannte er die Wahrheit.

Er war der Sohn eines reichen Arschlochs, das ihn zu Lebzeiten nicht gewollt hatte, aber sein Gewissen angesichts des Todes erleichtern wollte.

Die Tür ging auf.

„Hallo, Darius. Ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen.“ Miranda streckte die Hand aus.

Er sprang auf und schüttelte ihre Hand. Die Frau war fast einen Kopf kleiner als er. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Dupree.“

„Bitte nennen Sie mich Miranda, und nehmen Sie bitte wieder Platz.“ Sie setzte sich neben ihn. „Entschuldigen Sie, dass ich nicht ganz ehrlich war, als ich Sie hierher eingeladen habe.“ Sie fuhr sich durch ihr lockiges rotes Haar. Ihre funkelnden, tiefblauen Augen wirkten aufrichtig. „Aber ich glaube nicht, dass Sie gekommen wären, wenn ich die Wahrheit gesagt hätte.“

Richtig. „Die Aussicht auf eine Zusammenarbeit war also nur eine List?“

„Nein, ich möchte tatsächlich eine unverwechselbare Modelinie kreieren.“ Miranda lächelte süß. „Ich würde auf das Thema gern zurückkommen, wenn alles andere erledigt ist.“

Er nickte. Doch seine Gedanken drehten sich noch um seinen leiblichen Vater.

So viel zu der Fantasie von einem Treffen mit meinem Vater.

„Darius …“ Miranda legte die Hand an seinen Unterarm. „Ich kann nur ahnen, was Sie gerade fühlen.“

„Dann will ich es Ihnen genau sagen.“ Er starrte sie an. „Ich fühle mich manipuliert. Von Ihnen. Von dem Anwalt. Und von einem feigen alten Mann, der sich keinen Dreck um mich geschert hat, als er noch lebte, der aber jetzt, da er tot ist, Gott mit meinem Leben spielen will.“

Miranda ließ seinen Zorn bereitwillig über sich ergehen. „Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich wahrscheinlich ebenso empfinden. Aber es gibt etwas, das Sie sehen sollten.“

Miranda nahm einen dicken Umschlag vom Schreibtisch.

„Buck und ich haben seit der Scheidung nicht viel miteinander gesprochen. Deshalb war ich so geschockt wie jeder andere, dass er mich mit der Erledigung einiger sehr sensibler Angelegenheiten beauftragt hat. Ich habe in den letzten Monaten per Brief weitere Anweisungen erhalten. Ja, der Mann konnte ein Arschloch sein.“ Sie lachte verbittert. „Aber am meisten bedauerte er, dass er Sie nie kennengelernt hatte. Er flehte mich an, Sie hierherzuholen, damit Sie Ihre Brüder und Ihre Schwester kennenlernen. Und Sie sollten wissen, dass Sie ihm wichtig waren.“

„Er hatte eine verdammt komische Art, das zu zeigen.“

„Buck hatte Probleme damit, seine Zuneigung zu zeigen. Das hat seine beiden Ehen zerstört. Und es ist auch der Grund dafür, weshalb die Beziehung zu seinen Kindern recht angespannt war. Der Grund, warum er allein starb.“ Sie runzelte die Stirn. „Das bedeutet aber nicht, dass Sie ihm egal waren.“

Miranda reichte ihm den Umschlag. „Buck wollte, dass Sie dies bekommen.“

Sie erhob sich. „Ich lasse Sie jetzt allein damit. Sie können es vorerst hier einsehen. Sobald das DNA-Ergebnis bestätigt ist, können Sie es behalten. Wenn Sie fertig sind, wird meine Fahrerin Sie bringen, wohin Sie wollen. Ich habe in der Stadt ein möbliertes Haus für Sie gemietet. Sie können dort wohnen, solange Sie möchten.“

Miranda reichte ihm zwei Visitenkarten. „Wenn Sie mich oder Kace brauchen, dann rufen Sie an. Wir bleiben in Kontakt.“

Nachdem Miranda gegangen war, öffnete er den Umschlag. Er enthielt ein Album voller Fotos und Zeitungsartikel. Auf der ersten Seite war das Foto eines Neugeborenen, welcher er selbst war. Ein Duplikat gab es im Fotoalbum seiner Mutter.

Darius arbeitete sich durch den gesamten Ordner. Ein Foto, ein vergilbter Zeitungsausschnitt, ein Magazinartikel mit Eselsohren nach dem anderen.

Der Mann hatte seine Kindheit verfolgt, seine akademische Laufbahn und seine geschäftlichen Triumphe. Trotzdem, er hatte sich nicht ein Mal in dreißig Jahren bei ihm gemeldet.

Was soll ich für so einen Mann empfinden?

Darius ließ den Ordner auf den Schreibtisch fallen, setzte seine Prada-Brille wieder auf und traf Mirandas Fahrerin, Leslie, am Wagen.

„Wohin soll ich Sie bringen, Sir?“ Sie öffnet die Tür. „Zurück zum Flughafen oder zum Haus?“

Darius setzte sich auf den Rücksitz. „Weder noch. Bringen Sie mich irgendwohin, wo ich einen anständigen Hamburger, Fritten und etwas zu trinken bekommen kann, bitte.“

Er wusste nicht, was er als Nächstes tun würde. Er wusste nur, dass er mit vollem Magen besser nachdenken konnte, und er sehnte sich nach tröstlichen Kohlehydraten, während er den nächsten Schritt plante.

2. KAPITEL

Darius betrat den kleinen Royal Diner und fühlte sich in die fünfziger Jahre zurückversetzt: rotes Kunstleder und Linoleumboden in Schachbrettoptik.

Er bestellte einen Big Bacon Cheeseburger, Pommes frites und einen cremigen Erdbeer-Milchshake. Genau das, was er bestellt hatte, wenn seine Mutter und Will nach einem großen Sieg oder einer verheerenden Niederlage mit ihm essen gegangen waren.

Und heute waren seine Gedanken mehr bei seiner Mutter und seinem Stiefvater als seit Monaten.

Er war wütend, weil seine Mutter ihm nicht anvertraut hatte, dass Buckley Blackwood sein leiblicher Vater war. Aber er vermisste auch die tröstlichen Umarmungen seiner Mutter, wenn er einen schlechten Tag gehabt hatte. Und die blöden Witze, die Will erzählte, um seine Laune aufzubessern.

Andrerseits waren nicht sie es, die auf Distanz zu ihm gegangen waren. Er hatte sich selbst zurückgezogen, weil sie ihn sein ganzes Leben angelogen hatten.

Buckley Blackwood ist noch so ein Elternteil, der erst mit der Wahrheit rausrückt, wenn es ihm in den Kram passt.

Er sollte traurig sein, weil er seinen leiblichen Vater nie kennenlernen würde. Doch er empfand Blackwood gegenüber nur Abneigung. Der Mann hätte ihn während der letzen dreißig Jahre jederzeit anrufen oder mit seinem Privatjet besuchen können.

Buckley Blackwood hatte sich dagegen entschieden. Nicht einmal als er im Sterben lag, hatte er Kontakt aufgenommen. Stattdessen hatte er offensichtlich das Ende seines Lebens damit verbracht, diesen manipulativen Plan auszuhecken.

Aber zu welchem Zweck?

Amanda Battle, die Besitzerin des kleinen Diners, brachte Darius’ Essen und den Shake.

Darius hatte die letzten zwölf Jahre damit verbracht, über seinen geheimnisvollen leiblichen Vater nachzudenken. Er wollte den Mann gerne hassen. Aber der Ordner, den Miranda ihm gegeben hatte, passte nicht zu dem Bild des herzlosen Mannes.

Nicht nur, dass der alte Mann Fotos, Zeitungsausschnitte und dergleichen über Darius’ ganzes Leben gesammelt hatte. Den Fotos sah man zudem an, dass sie oft in der Hand gehalten, und den Artikeln, dass sie oft gelesen worden waren. Es war die Art von Sammelalbum, das Eltern anlegten, denen ihr Kind wichtig war.

Er seufzte. Diese zwei unterschiedlichen Seiten des Mannes, der sein Vater sein sollte, passten irgendwie nicht zusammen. Doch ein paar Zeitungsartikel auszuschneiden machte nicht wett, dass Blackwood als Vater nicht für ihn da gewesen war.

Darius nahm einen der Pommes, tauchte ihn in den Milchshake und steckte ihn in den Mund. Es war etwas, was Menschen, die älter als zwölf Jahre waren, als eklig empfanden. Aber heute brauchte er es.

„Ein Bacon-Cheeseburger, Pommes und ein Erdbeer-Milchshake. Ich wollte gerade fragen, ob du einen guten oder schlechten Tag hattest, aber dann hast du Pommes frites in den Shake getaucht, und das beantwortet meine Frage.“

Darius erstarrte, dann drehte er sich zu der vertrauten Stimme um. Seine Augen weiteten sich ungläubig.

„Audra Lee Covington?“

Nein, das ist nicht möglich. Was sollte seine Freundin aus Hochschulzeiten in Royal, Texas, machen?

„Du erinnerst dich also an mich.“ Sie verschränkte die Arme. „Ich war mir nicht sicher. Schließlich hast du nie auf meine Anrufe reagiert.“

Erinnern? Selbst wenn er wollte, könnte er sie nicht vergessen.

Er starrte sie an. Blinzelte. War sich noch nicht sicher, ob er seinen Augen trauen konnte.

Sie sah wie immer umwerfend aus. Das dunkle, lockige Haar hatte sie hinters Ohr gesteckt. Es fiel ihr bis auf die Schultern. Brillantbesetzte goldene Ohrringe funkelten an ihren Ohren. Sie trug einen cremefarbenen, grob gestrickten Pullover und abgewetzte Röhrenjeans, die sich um ihre Kurven schmiegten. Und sie trug ein Nasenpiercing – einen kleinen Brillanten.

„Audra.“ Er wischte sich die Hände an der Serviette ab und stand auf. Als sie sich unbeholfen umarmten, atmete er ihren süßen Duft ein. „Was in aller Welt tust du hier?“

„Freut mich auch, dich zu sehen“, sagte sie sarkastisch, als sie zurückwich und die Arme wieder verschränkte. Mit zusammengepressten Lippen sah sie ihn an.

Wenn Blicke töten könnten, würde er jetzt auf dem Schachbrettboden liegen.

„Es ist wirklich schön, dich zu sehen, Audra. Ich hätte sagen sollen, dass ich verwundert bin, dich hier in Royal zu sehen.“ Er deutete auf den Platz ihm gegenüber. „Du siehst … toll aus.“ Es war eine ungeheuerliche Untertreibung. Sie sah absolut umwerfend aus.

Audras sinnliche, von Lipgloss glänzende Lippen zuckten leicht, als sie ihn betrachtete. Schließlich nickte sie und nahm Platz.

„Dieser neue Look …“ Sie deutete auf seinen glattrasierten Kopf, ein Look, zu dem er vor fast drei Jahren übergegangen war. „Er gefällt mir. Passt zu dir.“

„Danke.“ Er räusperte sich. „Was hast du bestellt?“

„Es gibt hier einen unglaublich leckeren gemischten Salat. Er hat vermutlich genauso viel Kalorien wie dein Burger und die Fritten, aber zumindest habe ich das Gefühl, mich gesund zu ernähren.“

Ihre erfrischende Ehrlichkeit hatte er früher immer geliebt. Zu schade, dass er es nicht auch gewesen war.

„Die L. A. Fashion Week ist in wenigen Wochen. Ich hätte erwartet, dass die große Audra Lee Covington jetzt in ihrem Atelier ist.“

Audra war die Erbin innerhalb einer Diamanten-Dynastie. Sie hatte sich jedoch von ihrer sehr traditionellen Familie abgenabelt und ihr eigenes Unternehmen gegründet, das eine jüngere Generation bediente, eine trendigere Klientel. Ihr Name fand häufig Erwähnung in Modemagazinen, wenn berühmte Schauspieler, Musiker und Influencer damit prahlten, dass sie Audra Lee Covingtons Brillantohrringe, Ketten, Armbänder und Diademe trugen.

„Normalerweise treibe ich mich nicht in Royal rum. Das stimmt.“ Ein Lächeln ließ Audras kaffeebraune Augen aufleuchten. Sie hatten dieselbe Farbe wie ihr schulterlanges Haar.

„Ich habe dieses Jahr früh mit der Saison begonnen. Als ich eine lukrative Anfrage von einer reichen Braut hier in Royal bekam, konnte ich nicht widerstehen. Ich kreiere individuelle Ringe für das Paar und Geschenke für die Brautparty. Deshalb bleibe ich eine Weile in der Stadt. Morgen werde ich die Braut kennenlernen, die mit ihrem Verlobten aus New York zurückkehrt. Ich hätte auch nicht damit gerechnet, dich hier zu treffen.“

Sie legte die Hände auf den Tisch. „Ich habe gehört, dass Thr3d dieses Jahr eine Modenschau auf der Fashion Week hat.“

„Stimmt. Mein Team ist bereits in L. A. und arbeitet unermüdlich an der Show.“

Sie holte einen mit Kaugummi gefüllten Lutscher aus ihrer Tasche, wickelte ihn aus dem Papier und steckte ihn in den Mund.

War das ein verdammtes Zungenpiercing?

Darius hatte das vage Gefühl, dass seine Kinnlade herunterfiel und ein anderes Körperteil sich aufrichtete.

Gut, dass er saß.

Audra stützte die Ellbogen auf den Tisch und neigte den Kopf, als sie ihn musterte. „Was führt dich nach Royal?“

„Eine geschäftliche Angelegenheit.“ Und das war keine Lüge. Die Chance auf einen Deal mit Miranda hatte ihn in die Stadt gebracht.

Audra lutschte an ihrem Lolli, während sie auf eine weitere Erklärung wartete.

„Es ist noch zu früh für Einzelheiten. Aber ich hoffe, dass ich den Auftrag bekomme, eine Modelinie für ein großes Fitnessunternehmen zu kreieren.“

„Aha. Miranda Dupree. Ein Geschäftsabschluss mit ihr wäre ein großer Coup.“

„Woher …“

„Die Welt ist klein.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Miranda ist die Ex-Stiefmutter von Sophie Blackwood, meiner Kundin. Kennst du sie?“

Seine Halbschwester. Verdammt. Die Welt war wirklich klein.

„Ich bin ihr nie begegnet.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber ich habe den Namen gehört.“

Vor weniger als einer Stunde.

Audras Mund machte ein ploppendes Geräusch, als sie den Lolli herauszog. Sie starrte ihn an, kniff die braunen Augen zusammen. Taxierte ihn. Als ob sie ihm nicht glaubte.

Darius biss in seinen Cheeseburger.

Er hatte Audra seit fünf Jahren nicht gesehen. Sie waren nicht zusammen, und seine privaten Angelegenheiten gingen sie nichts an. Warum hatte er trotzdem ein schlechtes Gewissen, weil er ihr nur die halbe Wahrheit sagte, genau wie damals, als sie ein Paar gewesen waren?

Audra steckte den Lutscher wieder in den Mund und stand auf. Sie glaubte ihm nicht, aber sie war offensichtlich der Meinung, dass es ihre Zeit nicht wert war, die Wahrheit herauszufinden. Das tat weh.

„Sieht so aus, als wäre meine Bestellung fertig.“ Audra nickte in Richtung Amanda, die gerade die To-go-Tüte packte. „War nett, dich wiederzusehen, Darius. Viel Glück bei der Fashion Week.“

Darius seufzte leise, als er noch einen Pommes in den Milchshake tauchte und dann in den Mund steckte.

Audra suchte hastig das Weite, und er konnte es ihr nicht verübeln.

Er war ein Lügner. Anscheinend war es angeboren.

3. KAPITEL

Audra rutschte auf den Fahrersitz des Bentley Cabriolets, das ihre Eltern ihr vor vier Jahren geschenkt hatten, nachdem ihr Unternehmen im ersten Jahr eine Million Dollar Gewinn gemacht hatte.

Sie blickte zurück zum Diner. Darius saß bewegungslos am Tisch.

Warum musste sie ausgerechnet den verdammten Darius Taylor-Pratt treffen? Den Mann, der ihr vor fünf Jahren das Herz gebrochen hatte.

Sie war wahnsinnig verliebt in ihn gewesen und hatte geglaubt, dass er sie auch liebte. Bis zu dem Moment, als er sich von ihr trennte. Es hatte keine Diskussion gegeben. Keinen Hinweis, dass er sich in eine andere Frau verliebt hatte. Und keine wirkliche Erklärung.

Sie war am Boden zerstört gewesen.

Sie hatten sich auf einer Party an der Harvard University kennengelernt und sofort zueinander hingezogen gefühlt. Sie hatte ihrer Freundin sogar gesagt, dass sie ziemlich sicher war, den Mann getroffen zu haben, den sie heiraten würde.

Sicher, sie war ein wenig beschwipst gewesen, als sie das sagte. Aber mit jedem Tag, den sie beide zusammen waren, glaubte Audra mehr daran, dass es stimmte.

Und dann hatte Darius unvermittelt die Beziehung beendet. Und sie hatte sich gefragt, was sie falsch gemacht hatte.

Doch das gehörte der Vergangenheit an. Es hatte eine Zeit gedauert, aber Audra war nun über ihn hinweg.

Das hatte sie zumindest geglaubt. Aber Darius heute wiederzusehen, hatte in ihr das Gefühl geweckt, als wären sie überhaupt noch nicht miteinander fertig.

Er war attraktiver denn je in dem blauen Anzug von Tom Ford, einem weißen Hemd und einer blauen Krawatte. Seine Geschichte, dass er sich geschäftlich in Royal aufhielt, stimmte zweifellos. Da er noch nie ein Fan von Anzügen gewesen war, brauchte es einen verdammt guten Grund, dass er einen trug.

Und sein glattrasierter Kopf war absolut sexy. Am liebsten hätte sie über die glatte, braune Haut gestrichen. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, ihre Fingernägel hatten Spuren auf ihren Handflächen hinterlassen.

In Darius’ dunkelbraunen Augen hatte sie eine Reihe an Emotionen gesehen, die sie nicht deuten konnte.

Traurigkeit? Verärgerung? Vielleicht sogar Reue.

Das Einzige, was sie mit Sicherheit wusste, war, dass sie sich zu ihm herüberlehnen und ihn küssen wollte. Und wenn nur, um ihn daran zu erinnern, was er vor fünf Jahren aufgegeben hatte.

Ihr Handy klingelte. Es war Sophie Blackwood.

Audra lächelte, dankbar für die Ablenkung. Sie nahm das Gespräch an, während sie den Parkplatz verließ und zurück zu dem Haus fuhr, das sie für die Zeit ihres Aufenthalts in Royal gemietet hatte.

„Hallo, Sophie. Zurück in der Stadt?“

„Wir sind vor ein paar Stunden eingetroffen. Ein paar Tage später als geplant, aber jetzt sind wir da.“

„Kein Problem. Ich habe die Zeit genutzt und schon einige Entwürfe skizziert. Ich zeige sie Ihnen, wenn wir uns treffen.“

„Haben Sie gerade zu tun? Wir wollen uns mit Freunden in einer Stunde im Glass House treffen und einen Happen essen. Sie könnten dazukommen.“

„Danke. Aber ich habe mir gerade einen Salat geholt.“ Audra hoffte, dass Sophie es nicht als unhöflich empfand, dass sie die Einladung ablehnte.

„Ist alles in Ordnung?“ Sophie klang jetzt besorgt.

„Ja. Ich bin nur etwas aufgewühlt. Ich bin gerade meinem Ex-Freund von der Uni begegnet.“

„Jemand von hier?“, fragte Sophie.

„Nein, tatsächlich hatte ich den Eindruck, dass er auch das erste Mal hier ist. Es war so seltsam, ihm über den Weg zu laufen.“ Audra biss in den Lutscher, mit dem sie Darius geneckt hatte.

Sie war ziemlich sicher, dass er fast in Ohnmacht gefallen war, als er einen Blick auf ihr Zungenpiercing erhaschte.

Gut so.

„Oh. Wer ist es?“

„Darius Taylor-Pratt. Er leitet das Unternehmen für Sportbekleidung namens Thr3d.“

„Das muss eine Überraschung gewesen sein.“ Sophie lachte nervös und wechselte dann schnell das Thema. „Die Location für unsere Hochzeit wurde während des Brands kürzlich beschädigt. Die Aufbauarbeiten laufen zwar, aber es ist noch viel zu tun. Wenn Sie an diesem Samstag Zeit hätten, dann könnten wir Ihre Hilfe gut gebrauchen. Es wäre außerdem eine gute Gelegenheit, um einige der Gäste kennenzulernen, für die Sie die Gastgeschenke kreieren.“

„Gern.“ Audra zuckte mit den Schultern. „Und vielleicht könnten wir uns morgen treffen, um die Entwürfe für Ihre Ringe zu besprechen?“

„Kommen Sie morgen Mittag um eins zu mir. Wir essen zusammen und besprechen alles.“ Die Fröhlichkeit war in Sophies Stimme zurückgekehrt. „Bis dann!“

Gott, ich erinnere mich nur zu gut daran, wie es sich anfühlt, verliebt zu sein. Darius zu sehen und mit Sophie zu sprechen, gab Audra die Gewissheit, dass sie das Richtige getan hatte, als sie sich vor ein paar Monaten von ihrem Freund getrennt hatte.

Cassius „Cash“ Johannsson war genau der Mann, den ihre Mutter und ihr Vater, Senator der Vereinigten Staaten, gern als Schwiegersohn gesehen hätten. Ein netter Gentleman aus der richtigen Familie, mit der Ambition, eines Tages im Oval Office beim Präsidenten zu sitzen. Aber Audra wollte mehr als „nett“.

Sie wollte einen Mann, der sie zum Lachen brachte. Der ihr Freund und ihr Geliebter war. Ein Mann, der die Verrücktheit verstand, die oft mit einem kreativen Geist einherging. Ein Mann, der Leidenschaft in ihr weckte.

Cash hatte nie diese Art von Funken in ihr entzündet.

Audra erreichte die wunderschöne gesicherte Wohnanlage, in der ihr Haus lag. Sie reiste mit Musterschmuckstücken und einzelnen Diamanten, deren Wert zwei Millionen Dollar übertraf. Deshalb benötigte sie die zusätzliche Sicherheit, die die Anlage bot, und die Sicherheitsvorkehrungen des Hauses, das sie von einer Freundin der Blackwoods gemietet hatte – Dixie Musgraves.

Sie nahm den Salat aus dem Royal Diner und betrat das Haus, entschlossen, alle Gedanken an Darius zu verscheuchen.

4. KAPITEL

Es fühlte sich bereits jetzt wie der längste Tag in Darius’ Leben an, und es lagen noch ein paar Stunden Arbeit vor ihm. Er setzte sich hinter den Schreibtisch aus Glas und Chrom in seinem gemieteten Haus und bereitete sich auf eine weitere Telefonkonferenz vor. Dieses Mal mit seinem Produktionsleiter und einigen anderen wichtigen Mitarbeitern aus der Produktion.

Bei der L. A. Fashion Week durfte es keine Pannen geben. Es wäre die erste Modenschau von Thr3d bei dem Event. Und es sollte nicht die letzte sein.

Er befand sich gerade eine Viertelstunde im Gespräch mit seinem Team, als er das Geräusch von plätscherndem Wasser hörte.

Darius trat an die Fenster in seinem Arbeitszimmer und schaute nach unten. Eine Frau schwamm in seinem Pool.

„Chef? Chef?“, sagte sein Produktionsleiter gerade.

„Oh … ich … ähm …“ Er räusperte sich. „Entschuldigen Sie. Ich habe den letzten Teil nicht mitbekommen.“

„Ich sagte, falls Sie nichts weiter für uns haben, wären wir fertig“, wiederholte Lee. „Keine Sorge, das gesamte Team weiß, wie wichtig diese Show ist. Wir lassen Sie nicht im Stich.“

„Das weiß ich.“ Darius beobachtete die Bewegungen der Frau. Da war etwas seltsam Vertrautes an den kräftigen, eleganten Zügen.

Wer ist sie, und was zum Teufel macht sie hier?

„Das Team leistet großartige Arbeit“, lobte Darius. „Ich melde mich bald wieder. Sollte es irgendwelche Probleme geben …“

„Dann rufen wir an“, versicherte Lee ihm.

„Tag und Nacht.“ Sein Blick folgte der Frau, die ihre Runden in seinem Pool schwamm.

„Versprochen. Und bis dahin … ich weiß, dass es ein großer Auftrag für Sie ist, aber versuchen Sie, sich zu entspannen.“

Darius versprach, es zu versuchen. Dann steckte er das Handy in seine Tasche und ging hinunter zum Pool, um herauszufinden, wer unbefugt das Gelände der Blackwoods betreten hatte und ihn von der Arbeit ablenkte.

Als er durch den Innenhof ging, kletterte die Frau gerade aus dem Pool. Sie trug einen winzigen Bikini, der ihre herrlichen Kurven wunderbar zur Geltung brachte. Sie zog die Kappe vom Kopf, warf sie auf einen Loungesessel und beugte sich vor, um nach ihrem Handtuch zu greifen.

Allmächtiger Gott. Der Hintern der Frau war ein Kunstwerk.

„Entschuldigen Sie“, sagte er schließlich.

Erschrocken ließ die Frau das Handtuch fallen und wirbelte herum, die Augen weit aufgerissen.

„Darius?“

„Audra?“

Sie sprachen gleichzeitig. Dann fügte Darius hinzu: „Bist du mir hierher gefolgt?“

Sie stemmte die Faust in ihre herrliche Hüfte und zog damit seine Aufmerksamkeit auf das Bauchnabelpiercing und die daran befestigte goldene Taillenkette.

„Glaubst du wirklich, ich hätte es nötig, irgendeinem Typen nach Hause zu folgen?“

Autsch. Irgendein Typ.

Audra wartete seine Antwort nicht ab. Sie hob das Handtuch wieder auf und trocknete sich ab. Sie hatte eine Gänsehaut.

Unwillkürlich musste er an das letzte Mal denken, als er sie hatte zittern sehen. Sie hatte unter ihm gelegen, splitternackt. Er schluckte schwer, und ihm wurde heiß.

„Heißt das, du hast jetzt das Haus gemietet?“ Sie zog sich schnell etwas über. „Als ich heute Morgen schwimmen ging, war es noch leer.“

„Ich werde noch ein paar Tage länger geschäftlich hier sein.“ Er steckte die Hände in die Hosentaschen. „Miranda hat mir angeboten, hier zu wohnen.“

Darius begutachtete den gepflegten Innenhof mit der schönen Gartengestaltung und dem Pool mit Whirlpool. Während des kurzen Rundgangs mit Leslie vor ein paar Stunden hatte er dem Außenbereich wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Und seitdem hatte er in dem Arbeitszimmer gesessen und E-Mails bearbeitet oder telefoniert. Angefangen mit einem Anruf bei seinem Anwalt, um ihn in Kenntnis über Darius’ Situation zu setzen und ihn damit zu beauftragen, Optionen für sein weiteres Vorgehen auszuloten.

Darius brauchte Buckley Blackwoods Geld nicht. Sein Unternehmen für Sportbekleidung gehörte zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen dieser Art in den USA, und er verdiente jedes Jahr bereits Millionen. Wenn Thr3d sich weiter so entwickelte, dann würde das Unternehmen innerhalb von zehn Jahren zu den Top Ten in der Sportbekleidungsbranche gehören.

Dennoch, Darius fühlte sich genötigt, für einen Teil des Nachlasses zu kämpfen und Anerkennung als Blackwood-Erbe zu fordern. Selbst wenn er das Geld für einen guten Zweck spendete. Aber er war nicht bereit, Audra irgendetwas davon zu erzählen. Es gab keinen Grund, seiner Ex-Freundin mit Stammbaum zu erzählen, dass er ein uneheliches Kind war. Das Produkt einer Affäre zwischen einem miesen Bankier und einer gescheiterten Schauspielerin. Ein Kind, das keiner geplant oder gewollt hatte.

„Wie lange bleibst du in Royal?“ Audra stand auf und legte das Handtuch über den Arm.

„Das ist im Moment schwer zu sagen. Und du?“

„Ich weiß es auch noch nicht.“ Audra schlüpfte in ihre mit Strass besetzten Flip-Flops. „Aber meine Kundin Sophie und ihr Verlobter sind zurück. Ich denke, in ein bis zwei Wochen bin ich fertig.“

Er atmete tief ein, als sie den Namen seiner Halbschwester erwähnte. Nachdem er Audra in der Vergangenheit hinsichtlich seiner Familie angelogen hatte, gefiel es ihm gar nicht, dies vor ihr geheim zu halten, auch wenn sie kein Paar mehr waren. Aber er war nicht bereit, das schmutzige Geheimnis seiner Familie zu lüften. Zumal noch nicht endgültig bewiesen war, dass Buckley Blackwood sein Vater war.

„Gut“, sagte er. „Aber das erklärt noch nicht, warum du in meinem Pool bist. Du wohnst doch nicht auch hier, oder?“

„Um Gottes willen, nein.“ Audra legte in vorgetäuschter Empörung eine Hand an die Brust. Sie deutete auf das Haus auf der anderen Seite der Mauer. „Ich habe das entzückende Haus nebenan gemietet. Es hat ein richtiges Atelier, großartige Büroräume und eine Menge Security. Aber es hat keinen Pool, und zu Hause in Dallas schwimme ich fast jeden Tag.“

„Du lebst jetzt in Dallas?“

„Nach dem Studium bin ich dorthin gezogen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich brauchte einen Neubeginn, und Dallas fühlte sich richtig an.“

Darius verspürte ein schlechtes Gewissen. Brauchte sie einen Neubeginn wegen unserer Trennung?

„Egal, Sophie hat mir erlaubt, diesen Pool zu nutzen, da ihrer Familie das Haus gehört und es leer steht. Zumindest stand es leer. Angesichts dessen, was seit dem Tod ihres Vaters hier los ist, vor allem, dass ihre Ex-Stiefmutter alles geerbt hat, bin ich sicher, Sophie hatte keine Ahnung, dass du hier bist.“

„Macht Sinn.“ Er starrte sie an, unfähig den Blick von ihren ausdrucksvollen Augen zu wenden. Er wollte sie in die Arme schließen und sich wieder mit ihren sinnlichen Kurven vertraut machen.

„Entschuldige, dass ich dich gestört habe.“ Sie sah weg. „Ich bin sicher, es gibt noch einen anderen Pool in der Stadt, den ich benutzen kann.“

„Nein. Das musst du nicht tun.“ Er erhob viel zu schnell Einspruch, und er bemerkte, dass sie ein Lächeln unterdrückte. „Du störst mich nicht. Ich bin nur rausgekommen, weil ich dachte, jemand Unbefugtes wäre hier.“ Er verschränkte die Arme. „Komm, wann immer du möchtest. Ich bezweifle, dass ich den Pool nutzen werde, während ich hier bin.“

„Das ist schade.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Das Schwimmen entspannt ganz wunderbar und fördert die Kreativität. Du solltest es versuchen.“

„Du zitterst. Kann ich dir einen Kaffee machen? Oder Tee? Oder vielleicht eine heiße Schokolade?“ Er deutete aufs Haus.

Was zum Teufel hatte er sich dabei gedacht? Damit würde er mehr Zeit mit Audra verbringen – was er wirklich nicht wollte. Trotzdem wünschte er sich, dass sie noch ein wenig blieb. Selbst wenn das bedeutete, dass er die ganz Nacht wachliegen und die Trennung von ihr noch einmal durchleben würde.

Aber es gab kein Zurück. Es gab keinen zweiten Versuch bei romantischen oder familiären Beziehungen. Das Band war durchschnitten worden, als er sich von ihr trennte.

„Das ist nett von dir.“ Sie lächelte höflich. „Mir wird schon wieder warm werden bei einem heißen Schaumbad und Sex on the Beach. Also, ich meine den Drink, nicht den tatsächlichen …“

„Natürlich.“ Er strich sich über seinen kahl geschorenen Kopf.

Alles, woran er denken konnte, war der Moment, als sie auf Martha’s Vineyard waren und Sex am Strand gehabt hatten.

Es war nicht annähernd so großartig gewesen, wie immer gesagt wurde. Sie beide hatten Sand an Stellen gehabt, wo er absolut nicht hingehörte. Trotzdem war es ein Erlebnis gewesen, das er nie vergessen würde.

Danach hatte Audra angefangen, regelmäßig den Cocktail Sex on the Beach zu bestellen. Anfangs als Insiderwitz, der an einen sehr leidenschaftlichen Moment erinnerte. Später mochte sie den Drink wirklich, und der Cocktail wurde zu ihrem Markenzeichen.

„Danke, dass ich den Pool benutzen darf. Ich werde versuchen, dich nicht zu stören. Gute Nacht.“

„Gute Nacht“, rief er ihr nach.

Audra verschwand durch das Eisentor.

Darius seufzte. Das Universum hatte es auf ihn abgesehen. Dessen war er sicher.

Das Projekt mit Goddess Inc. hatte sich als eine List entpuppt, ihn nach Royal zu locken. Er hatte endlich entdeckt, wer wahrscheinlich sein Vater war, aber der Mistkerl war gestorben, bevor Darius die Chance bekommen hatte, ihm zu sagen, dass er zur Hölle gehen sollte. Der Mann war unendlich reich, hatte aber seinen Kindern keinen Cent hinterlassen. Darius hatte Geschwister, aber da diese wegen des Testaments bereits gegen Miranda kämpften, wären sie sicherlich nicht begeistert, wenn ganz überraschend noch ein weiterer Erbe wie aus dem Nichts auftauchte.

Und dann ist da noch Audra. Sie war nicht nur in Royal, sie wohnte auch noch direkt neben ihm und benutzte seinen Pool.

Jepp. Entweder wurde er auf den Arm genommen, oder das Universum amüsierte sich auf seine Kosten.

Im Nachbarhaus ging in der oberen Etage plötzlich Licht an.

Audra.

Vermutlich ließ sie gerade ein Schaumbad ein, in der Hand einen Sex on the Beach.

Er schloss die Augen und verdrängte die erotischen Bilder, die vor seinem geistigen Auge auftauchten. Er wurde sofort hart.

Anscheinend würde es viele kalte Duschen und schlaflose Nächte in der nächsten Zeit geben.

Audra warf das feuchte Handtuch in den Wäschekorb und ging in die Küche, um die Karaffe mit dem Cocktail aus dem Kühlschrank zu holen.

Sie hatte ihren Lieblingsdrink gemixt, als sie nach ihrer Begegnung mit Darius nach Hause gekommen war. Es war schlimm genug, dass er in derselben Stadt war wie sie. Aber musste er auch noch nebenan wohnen?

Nicht, dass es eine Rolle spielte.

Sie war über Darius hinweg. Also interessierte sie es nicht, wie gut er in dieser schwarzen Basketballhose und dem grauen Sport-Shirt aussah. Ein Shirt, das sich an seinen muskulösen Oberkörper und seine Oberarme schmiegte.

Er war Vergangenheit. Ein Fehler, den sie nicht wiederholen würde. Sagte ihr Verstand.

Aber ihr Körper sagte etwas anderes.

Sie ging nach oben, ließ das Badewasser ein und gab einen Badezusatz hinein, der himmlisch nach Crème brulée duftete. Es war ein kostspieliges Vergnügen, aber der Schaum machte ihre Haut unglaublich weich und duftete süß. Perfekt für einen Tag wie diesen.

Audra zog ihren Bikini aus und entfernte die Taillenkette, bevor sie in das duftende Schaumbad stieg.

Ihr Telefon klingelte. Natürlich. Sie richtete sich auf und sah auf die Nummer.

Cash.

Sie seufzte, als sie zurück ins Wasser rutschte.

Die dringend benötigte Distanz zu ihrem Ex-Freund, der anscheinend immer noch nicht begriffen hatte, dass es vorbei war, war der eigentliche Grund, warum sie Sophie Blackwoods Auftrag angenommen hatte. Sie freute sich auf die Arbeit hier in Royal, wo sie nicht ständig ihrem Ex begegnen oder sein Gesicht im Fernsehen oder auf Bussen sehen würde.

Cash war ein netter Mann. Und sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie seinen Anruf ignorierte. Aber sie hatte einfach nicht die Energie, sich heute Abend mit einem weiteren Ex-Freund zu befassen.

Außerdem, wie soll ich ihm denn noch erklären, dass es vorbei ist?

Audra würde ihre Meinung nicht ändern. Für Außenstehende schien die Verbindung perfekt – wie eine Schokoladenpraline gefüllt mit einer Piemont-Kirsche. Nur, dass die Kirsche fehlte. Unter der Oberfläche war nichts, nur ein Gefühl der Leere.

Sie brauchte mehr.

Sie brauchte das, was sie und Darius geteilt hatten. Aber dieses Mal mit jemandem, der bei ihr sein wollte. Für immer.

So wie sie es einst bei Darius geglaubt hatte.

Ihr Telefon signalisierte, dass eine Sprachnachricht angekommen war. Sie seufzte leise. Zum ersten Mal verstand sie, warum Darius ihre Anrufe vor fünf Jahren nicht erwidert hatte.

Per Sprachbefehl ließ sie die Playlist mit sanfter Rockmusik aus den achtziger und neunziger Jahren auf ihrem Smartphone abspielen, bei der sie besonders gut entspannte.

Steve Perry sang „Foolish Heart“.

Genau die Erinnerung, die sie brauchte. Du bist aus einem bestimmten Grund hier. Konzentrier dich darauf.

Alles andere wäre eine dumme Ablenkung, die nur zu einem gebrochenen Herzen führte.

Und davon hatte sie genug für ein ganzes Leben.

5. KAPITEL

Es war sein zweiter Tag in Royal. Obwohl er vergangene Nacht kaum vier Stunden geschlafen hatte, war er aufgewacht, als Audra in den Pool eintauchte. Er stand auf, duschte schnell, holte sich eine Tasse Kaffee und beobachtete dann, wie sie mit anmutigen Bewegungen ihre Bahnen schwamm.

Als sie fertig war, trocknete sie sich ab und ging zurück zu ihrem Haus, ohne auch nur einen Blick in seine Richtung zu werfen.

Er war müde und litt unter Jetlag. Noch war es zu früh, irgendjemanden aus seinem Team zu Hause in L. A. anzurufen. Doch Audra die letzten zwei Tage beim Schwimmen zu beobachten, hatte ihn auf eine Idee gebracht. Bademode für Männer und Frauen.

Am Anfang, vor fünf Jahren, hatte seine Kollektion aus wenigen Teilen für Männer bestanden. Nach und nach hatte er das Angebot erweitert. Vor zwei Jahren hatten sie mit großem Erfolg die erste Damenkollektion auf den Markt gebracht. Badebekleidung gehörte jedoch nicht zum Sortiment.

Es war riskant, so kurz vor ihrem ersten Auftritt bei der L. A. Fashion Week der Kollektion noch etwas Neues hinzuzufügen. Doch wenn sie es durchziehen könnten, dann könnte die Schwimmbekleidung das Glanzstück der Show werden.

Darius holte seinen Skizzenblock und den Holzkasten mit den Aquarellstiften. Er entwarf einen groben Umriss eines Damenbadeanzugs, der die wohlgeformten Rundungen geschickt in Szene setzte, die ihn zu der Idee inspiriert hatten. Dieselben, die ihn im Schlaf verfolgten.

Audra saß Sophie Blackwood und ihrem Verlobten Nigel Townshend an einem Tisch im lichtdurchfluteten Wintergarten gegenüber. Die beiden waren ein schönes Paar.

Sophie hatte langes, rotbraunes Haar und warme, braune Augen. Die taillierte Bluse betonte ihre herrlichen Kurven. Dazu trug sie einen Maxirock.

Nigels wunderschöne, hellblaue Augen strahlten, als er Sophie beobachtete. Er hatte einen Arm um die Taille seiner Verlobten gelegt. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seinen Mund.

Die beiden waren einfach entzückend.

Und als wäre der Mann äußerlich nicht schon attraktiv genug, sprach er auch noch mit einem wunderbar britischen Akzent.

Sophie und Nigel beschrieben, wie sie sich ihre Eheringe und die Gastgeschenke vorstellten. Audra machte sich Notizen und skizzierte mehrere Entwürfe, während das sichtlich verliebte Paar redete.

„Okay“, sagte Audra schließlich mit klopfendem Herzen. „Hier sind ein paar Vorschläge für Ihre Ringe. Es sind nur vorläufige Skizzen, die mir ein besseres Gefühl für das richtige Design geben werden.“ Sie schob dem Paar den Skizzenblock zu. „Was meinen Sie. Bin ich auf dem richtigen Weg?“

Audra war gut in dem, was sie tat, und sie hatte Hunderte von Schmuckstücken in den letzten fünf Jahren designt. Aber es machte sie immer unglaublich nervös, Kunden den ersten Entwurf zu zeigen. Dieser Moment konnte entscheidend sein.

„Oh, mein Gott.“ Sophie legte die Hand an die Lippen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie den Vintage-inspirierten Verlobungsring mit Blumenmotiv betrachtete. „Er ist wunderschön. Ich liebe ihn.“ Sie griff nach Nigels Arm und sah zu ihm auf. „Was meinst du?“

„Wenn sie dir gefallen, gefallen sie mir auch.“ Er lächelte und wischte ihr mit dem Daumen die Tränen von der Wange.

Das war süß von Nigel, aber es war nicht die Reaktion, auf die Audra gehofft hatte. Das entsprechende Design für seinen Ring begeisterte ihn offensichtlich nicht. Stattdessen betrachtete er die Skizze klassisch-eleganter Eheringe.

„Mir ist klar, dass die Tradition zueinander passende Eheringe vorschreibt. Aber es ist Ihr Leben und Ihre Ehe“, sagte Audra. „Wer sagt, dass Sie der Tradition verpflichtet sind?“

„Sie schlagen vor, dass unsere Ringe einen unterschiedlichen Stil haben?“, fragte Sophie.

„Warum nicht?“ Audra zuckte mit den Schultern. „Die Unterschiedlichkeit ist doch auch ein Teil dessen, was Sie aneinander fasziniert, oder? Warum das nicht feiern, indem Sie individuelle Stile auswählen?“

„Eine brillante Idee, Audra.“ Nigel grinste. Er wandte sich wieder an Sophie. „Was meinst du dazu, Liebes.“

„Meinetwegen.“ Sophie klang nicht überzeugt.

Heißt übersetzt: Sie hasst die Idee.

„Ich zeige es Ihnen besser.“ Audra lächelte zuversichtlich. „Bis morgen Nachmittag habe ich neue Skizzen fertig. Und ich bringe Muster mit, damit Sie ein besseres Gefühl für das endgültige Design bekommen.“

„Danke.“ Die Freude kehrte in Sophies Augen zurück.

Audra nahm ihren Block und ihre Stifte. „Ich gehe jetzt in mein Büro und mache mich an die Arbeit.“

Nigel entschuldigte sich, um einen Anruf entgegenzunehmen, und Sophie brachte sie zur Tür.

„Das war verrückt, dass Sie hier Ihrem Ex in die Arme gelaufen sind, oder?“, sagte Sophie.

Audra täuschte Gleichgültigkeit vor. „Das war es, aber noch komischer ist, dass er im Haus nebenan wohnt.“

„Moment … warum wohnt er dort?“

„Er ist wegen eines Geschäfts mit Ihrer früheren Stiefmutter in Royal. Sie hat ihn dort untergebracht.“

„Verstehe.“ Sophie runzelte die Stirn. „Ich wüsste zu gern, was sie geschäftlich miteinander zu tun haben.“

Audra antwortete nicht. Es stand ihr nicht zu, darüber zu sprechen.

„Wie war es, ihn nach all den Jahren wiederzusehen?“, fragte Sophie.

„Irgendwie komisch.“ Audra zuckte mit den Achseln. „Er hat mir damals zwar das Herz gebrochen, aber wir haben uns nicht im Bösen getrennt.“

„Steckte eine andere Frau dahinter?“

„Ich glaube nicht. Ich war wohl einfach nicht die Richtige für ihn. Es tut weh, aber ich verstehe es. Aus demselben Grund habe ich mich von meinem Ex getrennt. Er ist ein netter Kerl, er ist nur nicht der Mann, mit dem ich mein Leben verbringen will.“

„Aber Darius war es, oder?“ Sophie legte ihre Hand auf Audras Arm.

Diese tröstliche Geste rührte Audra. Tränen traten ihr in die Augen. Sie blinzelte sie weg. „Das habe ich damals gedacht, aber später habe ich erfahren, dass er in einer wichtigen Sache nicht ehrlich zu mir war.“

„Was?“, fragte Sophie zögernd.

Sie waren nicht befreundet. Sophie war ihre Kundin. Doch Audra verspürte den unbändigen Drang, mit jemandem über die Geschichte zu sprechen.

„Er hat mir gesagt, seine Eltern wären tot. Ein paar Jahre später las ich in einer Zeitschrift, dass er keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter und seinem Stiefvater hat. Sie lebten also.“ Audra seufzte. „Weshalb hat er gelogen?“

„Das ist seltsam.“ Sophie runzelte die Stirn. „Aber vielleicht hatte er einen guten Grund. Haben Sie ihn darauf angesprochen?“

„Wir waren schon getrennt, und ich hatte ihn seit Jahren nicht gesehen.“

„Er hat Ihnen offensichtlich viel bedeutet. Jetzt, da Sie wieder Kontakt zueinander haben …“

„Wir haben keinen Kontakt zueinander“, korrigierte Audra.

„Okay. Da Sie jetzt Nachbarn sind und sich nicht im Bösen …“ Sophie zuckte mit den Schultern. „Ich würde es wissen wollen.“

Natürlich will ich wissen, warum Darius mich hinsichtlich seiner Eltern angelogen hat.

Aber wenn sie jetzt eine Erklärung von ihm verlangte, würde er glauben, sie wäre noch an ihm interessiert. Was sie nicht war. Sie war definitiv über ihn hinweg.

„Ich gehe jetzt. Danke für das nette Mittagessen.“ Audra lächelte höflich, ging aber auf Sophies Bemerkung nicht ein.

Sie fuhr den kurzen Weg zurück zu ihrem gemieteten Haus. Ein kleiner Teil von ihr war neidisch auf Sophie und Nigel. Sie missgönnte ihnen ihr Glück nicht. Sie wollte nur ein kleines bisschen davon für sich selbst.

6. KAPITEL

Darius hatte so intensiv an der Bademode gearbeitet, dass er das Zeitgefühl ganz verloren hatte. Er merkte erst, wie spät es bereits war, als ihn die untergehende Sonne zwang, das Licht einzuschalten.

Es klingelte, und er blickte auf seine Uhr. Fast halb sieben. War es dieser Anwalt mit dem Testergebnis?

Darius ging an die Haustür mit der großen Glasscheibe in der Mitte. Er zögerte einen Moment. Seine Beine fühlten sich plötzlich bleiern an, und sein Herz klopfte wild.

Die letzten zwei Tage hatte er sich mit Arbeit abgelenkt. Er hatte Gedanken an seinen leiblichen Vater oder seine Halbgeschwister verdrängt. Aber als er jetzt einen Mann erblickte, der ähnliche Gesichtszüge aufwies wie er selbst, konnte er der neuen Realität nicht länger aus dem Weg gehen.

Darius atmete langsam aus, als er die Tür öffnete.

Wie soll ich einen möglichen Bruder begrüßen, von dem ich vor zwei Tagen noch nichts wusste?

„Ja?“ Lahm, aber das Einzige, was ihm über die Lippen kam.

Der Mann starrte ihn an, die Augen weit aufgerissen, stumm. Dann nahm er die Hand aus der Tasche und reichte sie Darius. „Hallo, Darius. Ich bin Kellan Blackwood.“ Sie schüttelte sich die Hand. „Dein Bruder.“

Sie waren Fremde. Mit derselben DNA. Ihr Händedruck war unbeholfen. Zu viel und gleichzeitig nicht genug.

„Sieht so aus.“ Darius steckte die Hände in die Hosentaschen und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Der DNA-Test wird uns Gewissheit bringen.“

„Stimmt.“ Kellan nickte. „Mein Vater und ich standen uns nicht nah. Der Mann konnte ein Arschloch sein“, sagte er. „Aber ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er dich nicht hierhergebracht hätte, wenn er nicht absolut sicher war, dass du sein Sohn bist. Ich denke, dieser Test soll nur gemacht werden, damit in unseren Köpfen alle Zweifel ausgeräumt werden.“

Ein unangenehmes Schweigen entstand.

Schließlich sprach Darius. „Möchtest du einen Moment hereinkommen? Ich hatte noch keine Gelegenheit einzukaufen, aber ein Korb mit frischen Früchten stand bei meiner Ankunft auf dem Tisch.“

„Kein Problem.“ Kellan holte eine Flasche besten Scotch aus der Innentasche seiner Jeansjacke. Er reichte sie Darius. „Ich habe dir ein Geschenk zum Einzug mitgebracht.“

Darius dankte dem Mann mit einem vorsichtigen Lächeln.

Ist Kellan einfach nur nett? Möchte er mich kennenlernen? Oder ist er hier, um mich davon abzubringen, hierzubleiben und einen Teil des Erbes zu beanspruchen?

„Komm rein.“ Er führte Kellan in das Wohnzimmer mit Blick auf die Terrasse und den Pool. Darius holte zwei Gläser und schenkte ihnen beiden zwei Finger breit Scotch ein.

Er war eigentlich Biertrinker, aber er hatte das Gefühl, dass dies eine Art Test war. Und den wollte er bestehen.

Als sie beide mit einem Glas in der Hand Platz genommen hatten, breitete sich wieder ein unbehagliches Schweigen aus.

Kellan trank einen Schluck, dann stellte er sein Glas ab. „Darius, du sollst wissen, dass mein Bruder, meine Schwester und ich nicht vorhaben, dir das Recht auf deinen Anteil am Nachlass abzusprechen.“

Darius stellte ebenfalls sein Glas ab. „Schön zu wissen, obwohl es keine Rolle spielt, da der alte Herr uns aus seinem Testament gestrichen hat.“

„Direkt und auf den Punkt gebracht. Du gefällst mir.“ Kellan lachte und nahm noch einen Schluck.

Darius begegnete dem Blick seines Bruders. „Unser Vater … wie war er?“

„Vor ein paar Monaten hätte ich ihn einfach als Arschloch beschrieben.“

„Und jetzt?“

„Ich würde immer noch sagen, dass er eins war, aber ein komplexes. Er hatte offensichtlich mehr Tiefe, als wir dachten. Zu schade, dass er diese Seite von sich nicht gezeigt hat, als er noch lebte.“ Kellan leerte sein Glas. „Dann wäre der alte Herr vielleicht nicht allein gestorben.“

„Weshalb hast du deine Meinung über ihn geändert?“ Darius musste wissen, ob der Mann, der ihn gezeugt hatte, auch etwas Gutes in sich gehabt hatte.

Kellans Gesicht wurde finster. „Ich habe Hunger“, erklärte er plötzlich. „Hast du schon etwas gegessen?“

Darius hatte offensichtlich einen wunden Punkt berührt. Also würde er den Mann nicht bedrängen.

„Nein.“ Darius schüttelte den Kopf. „Jetzt, wo du es sagst, ich habe einen Bärenhunger.“

„In der Stadt gibt es einen kleinen Diner.“ Kellan stand auf.

„Der Royal Diner.“ Darius nickte. „Haben sie einen Lieferservice? Dies ist kein Gespräch, das ich gern in der Öffentlichkeit führen möchte. Tatsächlich bin ich nicht bereit, außerhalb überhaupt über diese Geschichte …“ Er stockte.

„Außerhalb der Familie?“ Kellan lächelte. „Ich hätte daran denken sollen. Wir lassen uns etwas bringen.“

Kellan bestellte ein Steak und Darius das Essen, das er auch am Tag zuvor gehabt hatte.

„Sonst noch etwas?“, fragte Kellan. „Das Essen geht auf mich.“

Im Nachbarhaus ging ein Licht an, und Audra ging an einem der Fenster im Erdgeschoss vorbei.

Darius seufzte und drehte sich zu Kellan. „Ich habe gehört, dass sie einen richtig guten gemischten Salat machen.“

Trotz der anfänglichen Befangenheit genoss Darius es, Kellan und durch ihn den Rest seiner neu gefundenen Familie kennenzulernen. Die Geschichten, die Kellan über seine und Vaughns Missgeschicke als Jungs erzählte, brachten ihn zum Lachen. Und die süßen Geschichten über Sophie rührten ihn.

„Sie heiratet demnächst.“ Kellan lächelte liebevoll. „Ich bin neun Jahre älter als Sophie, und ich habe die Aufgabe, auf sie aufzupassen, sehr ernst genommen. Manchmal habe ich mich mehr wie ihr Vater als ihr Bruder gefühlt.“

Um seine Augen zeigten sich kleine Fältchen. „Ich kann nicht glauben, dass sie bald wirklich heiratet. Andrerseits kann ich auch nicht glauben, dass ich verheiratet bin und demnächst Vater werde.“

Ein Platschen im Pool erregte die Aufmerksamkeit der beiden Männer.

Kellan stand abrupt auf. „Entschuldige. Mir war nicht bewusst, dass du Gesellschaft hast.“

Darius erhob sich ebenfalls. „Das ist meine Nachbarin. Sie arbeitet an einem Projekt für deine … ich meine, unsere Schwester. Das Nachbarhaus hat keinen Pool, deshalb hatte Sophie ihr angeboten, diesen zu benutzen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Für mich ist das okay.“

Kellan grinste. „Muss hart sein, eine schöne Frau im Badeanzug durch den Garten laufen zu sehen.“

„Woher weißt du, dass sie schön ist?“ Darius beäugte seinen Bruder argwöhnisch.

„Dein Gesichtsausdruck hat dich verraten.“ Kellan lachte. „Du hast eine Schwäche für diese Frau.“

„Sie ist zufällig meine Ex-Freundin“, gestand Darius. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie geschockt ich war, als ich sie hier sah.“

„Hm … wirklich?“ Kellan zog die Augenbrauen zusammen. Er nahm die leeren Essensbehälter und räumte seinen Platz auf. „Ich habe dich lange genug aufgehalten.“

Darius brachte Kellan zur Haustür. Er reichte seinem Halbbruder die Hand. „Danke, dass du gekommen bist, Kellan. Es war schön, dich kennenzulernen.“

„Gleichfalls.“ Kellan grinste, als er Darius die Hand schüttelte. „Am Samstag arbeiten wir ehrenamtlich im Texas Cattleman’s Club. Sophie ist Innenarchitektin, und die Neugestaltung des Klubhauses, das bei einem Brand zum Teil zerstört wurde, ist zu ihrem besonderen Projekt geworden. Vaughn, Sophie und ihr Verlobter Nigel werden dort sein. Wenn du Zeit hast, dann komm doch auch. Wir können Hilfe gebrauchen, und für dich wäre es eine gute Gelegenheit, den Rest der Familie kennenzulernen.“

„Wäre es nicht heikel, mit euch zusammen dort zu sein, solange ich nicht bereit bin, unsere Verwandtschaft öffentlich zu machen?“

„Du bist ein Freund, der geschäftlich hier ist. Mehr muss niemand wissen.“ Kellan zuckte mit den Schultern. „Ich werde Sophie und Vaughn sagen, dass du die Sache noch unter Verschluss halten möchtest. Wir konnten uns schon länger mit dem Gedanken beschäftigen, einen Halbbruder zu haben. Für dich muss alles ziemlich überwältigend sein.“

Das war es. „Danke für dein Verständnis. Und wenn ich es schaffe, dann helfe ich am Samstag gern.“

Kellan schlug ihm auf die Schulter. „Super. Ich hoffe, wir sehen uns. Wenn du in der Zwischenzeit irgendetwas brauchst …“ Er zog sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche und reichte Darius eine Visitenkarte. „Du kannst mich jederzeit anrufen. Tag und Nacht.“

„Danke.“ Darius betrachtete die Karte. Kellan war ein in Nashville ansässiger Immobilienmakler.

Er gab Kellan seine eigene Visitenkarte, dann räusperte er sich. Das, was er den ganzen Abend hatte sagen wollen, kam ihm nur schwer über die Lippen.

„Diese ganze Geschichte tut mir sehr leid. Ich weiß, wie schwer es sein muss zu erfahren, dass euer Vater eurer Mutter untreu war. Ich würde es keinem von euch übelnehmen, wenn er sich über meine Anwesenheit ärgert.“

„Ich weiß zu schätzen, dass du so denkst.“ Kellan zuckte fast unmerklich zusammen. „Aber dich trifft keine Schuld. Wir wussten, wie unser Vater war. Und leider wusste unsere Mutter es auch.“ Er lächelte gequält. „All das spielt jetzt aber keine Rolle mehr. Du gehörst zur Familie.“

Darius wünschte seinem Bruder eine gute Nacht und schloss die Tür hinter ihm. Ein Gefühl der Erleichterung überkam ihn.

Er kehrte in den Raum mit Blick auf den Pool zurück und beobachtete, wie Audra ihre Runden schwamm. Das Wiedersehen nach all den Jahren hatte Gefühle an die Oberfläche gebracht, die er nach der Trennung tief in sich vergraben hatte.

Es war damals die richtige Entscheidung gewesen, aber eine, die er oft bereut hatte.

Audra war eine faszinierende Frau. Unglaublich sexy, wunderschön und klug. Sie hatte einen herrlichen Sinn für Humor, und egal, was gerade in seinem Leben passierte, hatte sie ihn immer zum Lachen bringen können.

Sie war ein kreativer Mensch und verstand die Besessenheit, die ganze Nacht hindurch an einem Projekt zu arbeiten. Oder das Bedürfnis, morgens um drei aufzustehen und ein Design zu skizzieren, das ihm im Schlaf eingefallen war.

Trotz des Reichtums ihrer Familie kam Audra nie als verwöhnt rüber. Sie war das nette Mädchen von nebenan. Ihr Haus war nur zufällig ein weitläufiges, mehrere Millionen teures Anwesen.

Geh zurück ins Büro. Du hast eine Menge Arbeit zu erledigen.

Er war damals nicht ehrlich zu Audra gewesen, und er hatte auch nicht die Absicht, ihr jetzt alles zu erzählen. Er hatte ihr wehgetan, als er die Beziehung beendete. Er würde ihr nicht noch einmal wehtun.

Aber Audra war wie die Sonne. Ihre Anziehungskraft zog ihn in ihre Umlaufbahn. Damals wie heute. Und bei allem, was gerade in seinem Leben passierte, hatte er nicht die Kraft, dieser Anziehungskraft zu widerstehen.

Er nahm den gemischten Salat, den er in den Kühlschrank gestellt hatte, und machte sich auf den Weg in den Garten.

Audra schwamm gerade die zehnte Bahn, als sie Darius bemerkte.

Sie griff nach dem Rand des Pools und schob ihre Schwimmbrille hoch. „Hi.“

„Hallo.“

Sie schwamm zur Leiter aus Edelstahl, und Darius streckte die Hand aus und zog sie hoch. Dann reichte er ihr eins der Handtücher.

„Danke.“ Audra trocknete ihr Gesicht und die tropfnassen Haare, bevor sie das Handtuch um ihren Körper wickelte. Sein Gesichtsausdruck war unlesbar, aber es gab ganz offenkundig etwas, was er sagen wollte. „Hast du deine Meinung darüber geändert, dass ich den Pool nutzen darf?“

„Nein, natürlich nicht. Es ist nur, es ist schon spät und …“

„Entschuldige, normalerweise schwimme ich nicht so spät, aber ich habe den Entwurf für eine Kundin überarbeitet und war so vertieft in das Projekt, dass ich die Zeit vergessen habe.“

„Audra.“ Darius legte die Hand an ihren Arm. „Es ist alles gut. Du kannst meinetwegen die ganz Nacht hier draußen bleiben. Ich habe nur … ich habe mir das Abendessen vom Royal Diner bringen lassen. Unter anderem auch den Salat, den du empfohlen hast, aber ich bin satt. Möchtest du ihn vielleicht essen?“ Er deutete auf die Tüte, die er auf den kleinen Tisch zwischen den Stühlen gelegt hatte.

„Klar. Gern. Danke.“

Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, und das Gewicht der unausgesprochenen Worte sandte einen Schauer über ihren Rücken.

Darius’ Handy klingelte, und sie hätte schwören können, dass er erleichtert aufatmete. Er zog es aus der Tasche und sah auf die Nummer. Dann lächelte er entschuldigend.

„Da muss ich dran.“ Er schaute sie noch einen Moment an. „Gute Nacht, Audra.“

Er nahm den Anruf entgegen und schlenderte davon.

Audra stieß einen langen, tiefen Atemzug aus.

Es gab unzählige Gründe, warum sie nicht auf seinen knackigen Hintern und seine breiten Schultern sehen und sich daran erinnern sollte, wie es sich angefühlt hatte, in seinen Armen zu liegen.

Audra wickelte das Handtuch fester um ihren Körper, um sich vor der kühlen Nachtluft zu schützen. Doch der Schauer, der ihr über den Rücken lief, war auf die lebhafte Erinnerung daran zurückzuführen, wie toll es sich angefühlt hatte, von ihm geküsst zu werden. Sex mit ihm zu haben.

Bei keinem anderen hatte sie sich gefühlt wie bei Darius. Als wäre sie der Mittelpunkt seines Universums. Nicht ihre berühmte Familie oder ihr Bankkonto. Nur sie.

Aber offenbar war alles nur Theater gewesen. Wenn sie ihm nur halb so viel bedeutet hätte wie er ihr, dann wäre er nicht gegangen.

Audra kaute auf ihrer Unterlippe. Eigentlich sollte sie froh sein, dass Darius sie nicht ins Haus eingeladen hatte.

Warum also wünsche ich, er hätte es doch getan?

Vor zwei Tagen war sie noch sicher gewesen, über ihn hinweg zu sein. Jetzt fragte sie sich, ob sie es wirklich war.

7. KAPITEL

Es war kurz nach neun Uhr am Samstagmorgen, und Darius war bereits seit einigen Stunden auf. Er starrte auf das magnetische Whiteboard, das er am Tag zuvor gekauft hatte.

Er hatte Skizzen der Winterkollektion von Thr3d ausgedruckt und mit bunten Magneten an der Tafel befestigt. Konzentriert schob er die Teile mehrere Male hin und her und kombinierte einzelne Komponenten der Kollektion für den Laufsteg immer wieder neu, um seine Vision von Thr3d-Zuschauern und – Käufern bestmöglich zu vermitteln.

Thr3d produzierte funktionale, technologiefreundliche Sportbekleidung in allen Größen. Die Basiskollektion war preislich so gestaltet, dass sie erschwinglich war, während die Premiumkollektion aus teuren, höherwertigeren Teilen bestand.

Die Kollektion bei der Fashion Week zu präsentieren, war ein Riesenereignis für Thr3d. Die Show könnte neue Käufer bringen und das Markenbewusstsein unter Verbrauchern und Social Influencern auf der ganzen Welt steigern. Der Druck, eine perfekte Show zu bieten, lastete schwer auf seinen Schultern.

Er durfte nichts falsch machen. Zu viel stand auf dem Spiel. Er würde sich also nicht von einem verstorbenen Vater, neu gefundenen Geschwistern oder einer wieder aufgetauchten Ex-Freundin von der Vision ablenken lassen, an der er die letzten fünf Jahre gearbeitet hatte.

Es klingelte. Ein Teil von ihm hoffte, dass es Audra war, die vorbeikam. Er ging an die Tür und sah ein bekanntes Gesicht hinter der Scheibe.

Kace LeBlanc. Der Anwalt.

Der Mann trug Jeans und T-Shirt statt seines teuren Anzugs.

Darius öffnete die Tür. „Mr. LeBlanc. Ich nehme an, Sie haben Neuigkeiten für mich.“

„Nennen Sie mich bitte einfach Kace.“ Der Mann sah an ihm vorbei. „Darf ich kurz reinkommen, um Sie über die neueste Entwicklung zu informieren?“

„Natürlich.“

Kace reichte Darius zwei Umschläge. „Sie sind tatsächlich ein Sohn von Buckley Blackwood und haben dieselben Rechte wie seine ehelichen Kinder.“

„Und das gibt mir das Recht auf was genau?“ Darius schüttelte den Kopf und legte beide Umschläge auf einen Tisch, ohne sie zu öffnen. „Ein allgemeines ‚Du kannst mich mal, mein Sohn‘? Das habe ich mein ganzes Leben von Blackwood bekommen. Zumindest war er konsequent. Sieht so aus, als hätte der Mann all seine Kinder so behandelt – ob ehelich oder nicht.“

Kace ging nicht darauf ein. „Da Sie jetzt die Wahrheit kennen, Darius, was haben Sie als Nächstes vor?“

„Meine Geschwister kennenlernen, denke ich.“ Darius zuckte mit den Achseln. „Und dann entscheide ich, ob ich das Testament anfechten werde oder nicht.“

„Dann werden wir uns vermutlich in der Stadt sehen. Tatsächlich arbeiten heute mehrere von uns ehrenamtlich im Texas Cattleman’s Club. Ihre Geschwister sind auch dabei. Dieses Projekt ist Sophies Baby.“

„Mist“, murmelte Darius und blickte auf seine Uhr. „Das ist heute? Kellan hat gefragt, ob ich helfe.“

„Ich bin auf dem Weg zum Klubhaus, falls Sie eine Mitfahrgelegenheit benötigen.“

Darius dachte darüber nach. Da er nun offiziell ein Blackwood war, verspürte er das dringende Bedürfnis, seine Geschwister kennenzulernen. Sein Treffen mit Kellan war gut gelaufen. Das garantierte aber nicht, dass es mit Sophie und Vaughn genauso sein würde.

„Darius. Soll ich Sie mitnehmen?“

„Geben Sie mir fünf Minuten.“

Kace nickte. „Auch zehn.“

Darius ging ins Schlafzimmer und zog sich ein Thr3d-T-Shirt, Cargo-Hosen und Turnschuhe an. Dann holte er tief Luft und bereitete sich gedanklich darauf vor, den Tag zu nutzen, um seine Geschwister kennenzulernen, ohne irgendjemandem sonst seine Abstammung zu verraten.

„Darius.“ Kellan näherte sich ihm mit einem breiten Lächeln. „Schön, dass du es geschafft hast.“

Darius schüttelte seinem Bruder die Hand. „Kace war bei mir. Er hat mich an den Freiwilligentag erinnert.“

„Du hast das Ergebnis des DNA-Tests?“ Kellan senkte die Stimme.

Autor

Joss Wood

Schon mit acht Jahren schrieb Joss Wood ihr erstes Buch und hat danach eigentlich nie mehr damit aufgehört. Der Leidenschaft, die sie verspürt, wenn sie ihre Geschichten schwarz auf weiß entstehen lässt, kommt nur ihre Liebe zum Lesen gleich. Und ihre Freude an Reisen, auf denen sie, mit dem Rucksack...

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Jayci Lee
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Reese Ryan

Reese Ryan schreibt Liebesgeschichten, die nicht nur sexy und gefühlvoll sind, sondern in denen sie auch von kleineren Familiendramen erzählt. Reese ist im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten geboren und aufgewachsen, ihre Familie hat aber auch Wurzeln in Tennessee.

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