Bianca Exklusiv Band 279

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IMMER BIN ICH FÜR DICH DA von BENJAMIN, NIKKI
Am Tod ihres kleinen Sohnes ist ihre Ehe mit Jake zerbrochen. Doch als vor Megans Tür ein Baby ausgesetzt wird, ist Jake sofort zur Stelle. Er kümmert sich rührend um den Kleinen, ist immer für Megan da und nimmt sie zärtlich in den Arm, wenn die Erinnerungen zu stark werden …

DIE TOCHTER DES PRÄSIDENTEN von BROADRICK, ANNETTE
Ashleys Familie wurde entführt! Doch der erfahrene Agent Nick behält die Nerven. Gemeinsam mit der mutigen Präsidententochter kann er die Entführten befreien. Zum Dank winkt ihm ein heißer Kuss - und mehr. Denn Ashley will nur ihn als ihren ganz speziellen Leibwächter.

DIE ANTWORT IST: JA! von FERRARELLA, MARIE
So gut auszusehen müsste verboten sein, denkt April, als sie zufällig Dr. James Quintano kennenlernt. So schmeichelhaft es auch ist, dass er ständig ihre Gesellschaft sucht, für April kommt eine Affäre nicht infrage. Dass James es ernst meinen könnte, kommt ihr gar nicht in den Sinn …


  • Erscheinungstag 06.01.2017
  • Bandnummer 0279
  • ISBN / Artikelnummer 9783733732790
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Nikki Benjamin, Annette Broadrick, Marie Ferrarella

BIANCA EXKLUSIV BAND 279

1. KAPITEL

Megan Cahill wurde durch ein schrilles Klingeln aus ihrem tiefen, traumlosen Schlaf gerissen. Widerwillig rekelte sie sich und wollte den Alarm ihres Weckers abstellen. Als sie jedoch mit der Hand gegen das Rückenpolster ihrer Couch stieß, seufzte sie und setzte sich langsam auf.

Trotz ihrer Schlaftrunkenheit hatte sie bemerkt, dass das Klingeln von allein aufgehört hatte. Während sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, rieb sie sich benommen die Augen und schaute sich dann in dem spärlich eingerichteten Wohnzimmer des Hauses um, das sie erst kürzlich von ihrer alten Freundin Emma Dalton Griffin gekauft hatte.

Der Fernseher lief. Auf dem Bildschirm sah man zwei Moderatoren einer Morgensendung, die nach Megans Geschmack zu dieser frühen Stunde bei Weitem zu gut gelaunt waren. Ich muss den Fernseher in der Nacht angelassen haben und davor eingeschlafen sein, dachte sie, als sie an ihrem zerknitterten weißen T-Shirt und den dunkelblauen Shorts hinunterschaute. So, wie sie es viele Nächte getan hatte, seit sie vor zwei Jahren nach Texas zurückgekehrt war.

Das schrille Klingeln zerriss erneut die morgendliche Stille und vertrieb auch den Rest von Megans Schläfrigkeit. Irgendjemand klingelte ungeduldig an ihrer Haustür. Aber warum? Was konnte man so früh am Morgen von ihr wollen?

Sie konnte sich nicht daran erinnern, irgendwelche Pläne für diesen Tag gemacht zu haben. Wahrscheinlich brauchte irgendjemand ihre Hilfe. Vielleicht war es das ältere Ehepaar, das ihr gegenüber wohnte.

Es klingelte ein drittes Mal, gefolgt von lautem Klopfen.

„Einen Moment“, rief Megan und schluckte den aufkommenden Ärger über die unerwartete Störung in ihrem sonst so ruhigen Leben hinunter.

Seit ihrer Rückkehr in die Kleinstadt Serenity hatte sie stets darauf geachtet, dass sie keinem Menschen zu Dank verpflichtet war und dass sie niemandem Dank schuldete. Es war ein einsames Leben, das sie führte, aber auf lange Sicht weniger schmerzhaft. Niemand konnte einem Illusionen rauben, wenn man keine mehr hatte.

Doch jetzt schien jemand ihre Hilfe zu benötigen, und sie hatte ihre Gefühle noch nicht so weit abgeschottet, dass sie einen Menschen in Not einfach abweisen würde.

Sie fuhr sich mit den Händen durch die kinnlangen dunklen Locken, die sie nie bändigen konnte, und lief mit nackten Füßen über den kalten Holzboden zur Tür hinüber. Als sie den Schlüssel im Schloss herumdrehte, hörte sie, wie sich jemand eilig von der Veranda entfernte.

Plötzlich wurde ihr klar, dass sich vielleicht einige Teenager einen Scherz mit ihr erlaubten. Die Sommerferien hatten vor einer Woche begonnen, und einige Lehrer der Serenity Highschool waren bereits Opfer von übermütigen Schülern geworden.

Ärgerlich riss Megan die Tür auf und trat hinaus. In aller Frühe von einem Hilfe suchenden Menschen geweckt zu werden war eine Sache. Von ausgelassenen Teenagern durch einen Streich geweckt zu werden, das war dagegen eine völlig andere Angelegenheit.

Die Sonne war noch nicht am Horizont aufgegangen, als Megan hinaus auf die Veranda trat. Da sie niemanden entdecken konnte, lief sie rasch die Treppe hinunter, um noch einen Blick auf den oder die Störenfriede zu erhaschen. Da sie als Erstes über den Rasen schaute, bemerkte sie den Kinderwagen nicht sofort, der direkt neben der Verandatreppe abgestellt worden war. Erst als das herzzerreißende Schreien eines Säuglings in der morgendlichen Stille ertönte, wurde sie auf den Wagen aufmerksam.

Megan schaute in den Wagen und sah ein winziges Baby, das verzweifelt mit den Fäustchen hin- und herfuchtelte. Ihr Herz machte einen Satz, und ihr Atem stockte.

„Oh, nein! Nein!“, flüsterte sie, während sie sich erneut im Vorgarten umsah, um vielleicht doch noch irgendwo die Person zu entdecken, die das Baby hier an der Treppe abgestellt hatte.

„Kommen Sie zurück!“, rief sie laut. „Bitte, kommen Sie zurück.“

Megan gab sich keine Mühe, die Verzweiflung in ihrer Stimme zu unterdrücken. Panik stieg in ihr auf. Irgendeine verantwortungslose Person hatte ein Baby vor ihrem Haus abgestellt. Jemand, dem offensichtlich nicht bewusst war, was er tat. Sie war der letzte Mensch auf Erden, dem man die Fürsorge für ein Kind anvertrauen sollte!

Doch so laut sie auch rief, das Zwitschern der Vögel und das Schreien des Babys waren die einzige Antwort, die sie erhielt. Dabei konnte die Person, die das Baby hier ausgesetzt hatte, noch nicht weit gekommen sein. Andererseits konnte sie den Säugling nicht allein lassen, während sie nach ihr suchte.

Sie atmete tief durch und beugte sich dann entschlossen über den Kinderwagen. „Nicht weinen, Kleines“, murmelte sie sanft. Die Worte waren ihr so vertraut, dass sie ihr ganz natürlich über die Lippen zu kommen schienen. Wie oft hatte sie diese Worte früher benutzt. „Nicht weinen.“

Megan beugte sich vor, schob die Hände unter das Köpfchen und den Rücken des Säuglings und hob ihn vorsichtig aus dem Wagen heraus. Als sie ihn an sich schmiegte, verstummten langsam die Schreie des Säuglings. Sie fühlte einen schmerzhaften Stich in ihrer Herzgegend, als das Baby den Kopf an ihre Brust legte.

„Lieber kleiner Will, süßer kleiner Will, Mom ist hier. Mom ist ja hier“, flüsterte Megan, obwohl sie wusste, dass das Baby, das sie in ihren Armen hielt, nicht ihr Sohn war. Es war nicht ihr geliebter Will, und er würde es auch nie sein.

Trotzdem drückte sie das Kind noch ein wenig fester an sich und hauchte kleine Küsse auf die zarte Haut seiner Wange. Das Gefühl, einen Säugling im Arm zu halten, war ihr so vertraut, dass sie nicht anders konnte, als einen Moment lang einen Schritt zurück in die Vergangenheit zu machen.

In eine Zeit, als sie noch in sich ruhte und stark gewesen war.

In eine Zeit, als sie nur eines hatte sein wollen: Mutter und Ehefrau.

Ein Geräusch in den Büschen am anderen Ende der Veranda holte sie wieder in die Gegenwart zurück. Sie hörte, wie jemand über den Rasen seitlich neben dem Haus rannte und dann auf die Straße lief. Sie drückte das Baby fest an sich und eilte zur Seite des Hauses hinüber.

„Bleiben Sie hier!“, schrie sie. „Bitte … gehen Sie nicht.“

Doch sie war nicht schnell genug. Sie konnte nur noch sehen, wie eine hoch gewachsene schlanke Gestalt den Gehweg hinunter in eine Seitenstraße verschwand. Instinktiv wusste sie, dass es eine Frau gewesen war – eine junge Frau, die sich – aus welchen Gründen auch immer – entschlossen hatte, ihr Baby zurückzulassen.

Megan wusste, dass sie mit dem Baby im Arm keine Chance hatte, die Frau einzuholen, und schüttelte resigniert den Kopf. Langsam ging sie den Weg zur Veranda zurück, der von pinkfarbenen und weißen Blumen gesäumt war.

Es musste einen Grund geben, warum diese junge Frau, die soeben davongelaufen war, ihr Kind ausgerechnet in der Bay Leaf Lane bei ihr gelassen hatte. Aber sosehr sie sich auch den Kopf darüber zerbrach, es ergab einfach keinen Sinn.

Obwohl sie noch nicht mal Zeit gehabt hatte, sich das Baby genauer anzusehen, wusste sie, dass es höchstens zwei Monate alt sein konnte. Megan kannte niemanden, der vor Kurzem ein Kind zur Welt gebracht hatte. Wer also außerhalb der kleinen Gruppe von Freunden – von Bekannten – um genauer zu sein, würde so verzweifelt sein, einen Säugling ausgerechnet bei ihr zu lassen.

Und was sollte sie jetzt tun?

Sie ging wieder zu dem Kinderwagen zurück und zog ihn mit einer Hand die Verandatreppe hinauf. Die Sonne war inzwischen aufgegangen, und sie bemerkte jetzt, dass die Frau auch eine Windeltasche aus Jeansstoff hinterlassen hatte. Sie hing am Griff des Kinderwagens, und an einem der Henkel der Tasche war ein zusammengefaltetes Blatt Papier mit einer Sicherheitsnadel befestigt, auf dem ihr Name stand.

Sie nahm das Blatt Papier mit einer Hand ab und faltete es auf.

„Mrs. Cahill. Bitte, sorgen Sie für mein Baby. Der Junge ist erst zwei Monate alt. Sein Name ist Matthew“, las sie murmelnd.

Mit einem Stirnrunzeln faltete Megan das Papier wieder zusammen und steckte es in die Seitentaschen ihrer Shorts. Das Baby immer noch auf dem Arm, schob sie den Kinderwagen samt Windeltasche ins Haus.

Im Wohnzimmer ließ sie den Wagen neben der Couch stehen, ging zum Fernseher hinüber und stellte ihn aus. Dann öffnete sie die Rollläden der Wohnzimmerfenster, um die Sonne hereinzulassen, und setzte sich schließlich mit dem Baby auf die Couch.

„Also gut, jetzt schaue ich mir dich mal genauer an.“

Megan legte den Säugling in ihren Schoß und betrachtete ihn ausgiebig. Er hatte daunenweiches blondes Haar, rosige Porzellanhaut und himmelblaue Augen. Mit anderen Worten: Matthew war ein Bilderbuchbaby.

Will war ebenfalls ein schönes Baby gewesen, aber er hatte dunkle Locken und die braunen Augen seines Vaters gehabt. Außerdem war er etwas kompakter als Matthew gewesen. Das hatte es noch unbegreiflicher gemacht, dass er nicht stark genug gewesen war, gegen die Krankheit anzukämpfen, die ihm schließlich das Leben gekostet hatte.

Dabei wäre er wahrscheinlich dazu in der Lage gewesen wäre, wenn sie die Krankheit früher erkannt hätte!

Megan schob diesen schmerzvollen Gedanken rasch beiseite und konzentrierte sich auf die Dinge, die jetzt erledigt werden mussten. Es würde weder ihr noch dem kleinen Matthew helfen, wenn sie erneut die schmerzlichen Wunden der Vergangenheit aufriss.

Sie betrachtete das Baby, das auf ihrem Schoß lag, und bemerkte, dass der Kleine lebhaft und gesund zu sein schien. Er kickte mit den Beinchen, fuchtelte mit den Ärmchen in der Luft herum und stieß dabei kleine gurgelnde Laute aus. Er sah nicht nur sauber aus, er duftete auch so. Und obwohl sein blauer Strampelanzug offensichtlich nicht neu war, schien er doch frisch gewaschen zu sein.

Wenn Megan sich nicht sehr irrte, war für den kleinen Matthew bisher gut gesorgt worden. Trotzdem hatte ihn jemand wie unerwünschtes Gepäck einfach an ihrer Tür abgeladen.

Nun, das stimmt nicht ganz, gab Megan zu, die versuchen wollte, fair zu bleiben. Die junge Frau, die soeben fortgelaufen war, hatte ihn erst zurückgelassen, als sie mit Sicherheit wusste, dass sich auch jemand um den Kleinen kümmerte. Und außerdem hatte sie ihm eine Windeltasche mitgegeben, in der sich bestimmt alles Notwendige für den ersten Tag finden würde.

Megan öffnete die Tasche und war nicht erstaunt, als sie darin mindestens zehn Windeln, Öltücher, Babynahrung sowie zwei Flaschen mit Saugern fand. Außerdem noch Kleidung zum Wechseln und zwei Schnuller.

Allerdings fand sie weder in der Tasche noch im Kinderwagen, der zwar gebraucht, aber von guter Qualität war, einen Hinweis auf die Identität der Mutter.

„Deine Mutter scheint dich also zu lieben, mein Kleiner“, erklärte Megan und reichte dem Säugling ihren Zeigefinger. „Trotzdem hat sie dich zu mir gebracht. Hast du eine Idee, warum?“

Als Antwort begann Matthew heftig mit den Beinchen zu kicken und verzog sein Gesicht, als ob er zu weinen beginnen wollte.

„Okay, okay, wir werden später über deine Mom reden“, murmelte sie und legte das Baby neben sich auf die Couch. „Jetzt werden wir uns erst mal um deine Windel kümmern und dir ein Fläschchen machen. Na? Hört sich das nicht gut an?“

Megan wechselte Matthew rasch die Windel, holte die Babynahrung und ein Fläschchen aus der Tasche und ging mit Matthew auf dem Arm in die Küche hinüber.

Es war lange her, seit sie das letzte Mal einhändig eine Babyflasche zubereitet hatte, aber offensichtlich vergaß man nie, was man mal gelernt hatte. Schließlich saßen beide wieder auf der Couch, und Matthew trank mit gierigen Schlucken seine Milch.

Während sie ihn betrachtete, erinnerte sich Megan an die unzähligen Male, an denen sie Will die Flasche gegeben hatte. In Matthews Alter hatte sie ihn allerdings gestillt, und noch heute konnte sie seinen kleinen Mund spüren, der mit erstaunlicher Kraft gesaugt hatte. Er hatte nie genug bekommen können.

Megan musste mehrere Male tief durchatmen, um die Erinnerungen zu verdrängen, die auch heute noch zutiefst schmerzhaft waren. Um sich abzulenken, holte sie das zusammengefaltete Blatt Papier aus der Tasche ihrer Shorts.

Bitte, sorgen Sie für mein Baby …

Sie konnte sich nicht vorstellen, was sie lieber täte, als für Matthew zu sorgen. Während sie ihn in seinen Armen hielt, seinen Duft einsog und seinen Atem hörte, war ihr fast so, als würde man ihr eine zweite Chance bieten, als hätte man ihr ihren Sohn zurückgegeben.

Doch Matthew war nicht ihr Kind, und Megan wusste, dass sie sich das keinen Moment länger vormachen durfte.

Man hatte den Säugling nur vorübergehend in ihre Obhut gegeben. Er hatte eine Mutter. Eine Mutter, die früher oder später bestimmt zu ihm zurückkehren würde.

Und Matthews Mutter schien bisher gut für ihn gesorgt zu haben. Bestimmt hatte sie ihn nicht gedankenlos vor ihrer Tür ausgesetzt. Die junge Frau hatte sicherlich Gründe, warum sie so weit gegangen war, ihr Baby einer anderen Frau anzuvertrauen. Wenn auch nur vorübergehend, dessen war Megan sich ganz sicher, und deswegen wäre es ein Fehler, sich zu sehr an den Jungen zu gewöhnen. Sie hatte bereits ein Kind verloren. Sie war nicht bereit, noch ein zweites Mal den Verlust eines weiteren zu erleiden.

Erneut überlegte sie, wer wohl Megans Mutter sein könnte. Aber sie musste sich eingestehen, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte. Ebenso wenig wusste sie, warum diese Frau ihr Kind ausgerechnet zu ihr gebracht hatte. Bestimmt kannte Matthews Mutter noch andere Frauen in Serenity. Frauen, die als Pflegemutter geeigneter gewesen wären als sie.

Nachdem Matthew die Flasche ausgetrunken hatte, legte sie ihn an ihre Schulter und klopfte sanft auf seinen Rücken. Sie wurde mit einem herzhaften Bäuerchen belohnt, das ein Lächeln auf ihr Gesicht zauberte. Dann schmiegte sich der Säugling mit einem zufriedenen Lächeln an sie.

„Was bist du für ein kleiner Schatz“, murmelte sie und küsste leicht seine daunenweichen Haare. „Was für ein kleiner, kleiner Schatz …“

Während sie ihm über den Rücken strich, steckte Matthew ein Fäustchen in seinen Mund und schloss die Augen.

„Du willst also schlafen?“, fragte sie. „Und ich dachte, du könntest mir einen guten Vorschlag machen, was ich als Nächstes tun soll. Glaubst du, ich soll hier warten, für den Fall, dass deine Mutter es sich überlegt und zurückkommt? Oder soll ich dich sofort zur Polizei bringen?“ Megan runzelte die Stirn. „Ich bin versucht, hier zu warten, mein Kleiner. Wie wäre es, wenn wir es uns noch ein oder zwei Stunden hier bei mir gemütlich machen? Danach werden wir zur Polizei gehen. Abgemacht?“

Matthew regelmäßiger Atem war die einzige Antwort.

„Also gut, so werden wir es machen“, beschloss sie, stand auf und ging dann zur Treppe hinüber, die in den ersten Stock führte.

Die Polizeistation von Serenity war der letzte Ort auf Erden, wohin Megan gehen wollte. Doch leider würde ihr in der Situation, in der sie sich jetzt befand, keine andere Wahl bleiben. Dort würde sie nämlich den einzigen Menschen in Serenity finden, der in der Lage war, Matthews Mutter ausfindig zu machen.

Unglücklicherweise war der Polizeichef von Serenity, Jake Cahill, auch gleichzeitig ihr Exmann.

Megan hatte Jake gemieden, seit er vor einem Jahr nach Serenity zurückgekehrt war. Er hatte eine erfolgreiche Karriere als FBI-Agent aufgegeben, um einen Job anzunehmen, der ihn unmöglich befriedigen konnte. Seine Rückkehr sollte vermutlich eine Geste der Versöhnung gewesen sein, aber diese Geste hatte ihr nicht gereicht. Außerdem war sie viel zu spät gekommen. Und das hatte sie ihm auch beim ersten und einzigen Besuch in ihrem Haus vor einem Jahr gesagt.

Jake hatte sie verlassen, als sie ihn am meisten gebraucht hätte, genau wie ihre Eltern es getan hatten, als sie noch ein Kind gewesen war. Für sie hatte ein militärischer Einsatz in Afrika Vorrang vor ihrem Familienleben gehabt. Sie hatten diesen Einsatz nicht überlebt, und Megan war als Waise zurückgeblieben. Auch Jake hatte seinen Beruf vor die Bedürfnisse seiner Familie gestellt. Die Ergreifung eines Mörders war ihm wichtiger gewesen, als ihr mit dem kranken Kind beizustehen.

Megan wusste, dass sie im Leben ihrer Eltern nie einen wichtigen Platz eingenommen hatte. Zu spät war ihr klar geworden, dass Will und sie in Jakes Leben ebenfalls keine große Rolle spielten. Selbst nachdem das Schicksal auf grausamste Weise zuschlug und ihnen ihren Sohn nahm, hatte Jake immer seinen Beruf vorgezogen und sich schließlich so weit von ihr entfernt, dass ihr nichts anderes übrig geblieben war, als ihn zu verlassen.

Sie hatte ihn geliebt, ihn von ganzem Herzen geliebt, und sie hatte ihm vertraut. Aber das Vertrauen war weg, und sie würde dafür sorgen, dass sie sich nicht wieder in ihn verliebte, wie einsam und traurig ihr Leben auch ohne ihn war. Und da Megan wusste, dass ein Teil von ihr immer noch an ihm hing, vermied sie jeden Kontakt zu ihm.

Der Polizeichef Jake Cahill hatte jedoch nichts mit dem Privatmann zu tun. Sie wusste, dass er als Polizist absolut zuverlässig und kompetent war. Wenn überhaupt jemand Matthews Mutter finden konnte, dann er.

Als Megan den ersten Stock erreicht hatte, schaute sie auf die verschlossene Tür jenes Zimmers, das sie bewusst ignoriert hatte, seit sie das teilweise möblierte Haus von ihrer Freundin übernommen hatte.

Als Emma und ihr Mann, Sam Griffin, ein Colonel der Luftwaffe, nach Colorado Springs gezogen waren, hatte Emma ihr einen Teil der Möbel überlassen und sie gebeten, die Einrichtung des Kinderzimmers einer sozialen Einrichtung zu übergeben. Dafür hatte sie bisher jedoch nicht die Kraft gefunden.

Bevor sie nach Serenity gezogen war, hatte sie Wills Kinderzimmereinrichtung einer sozialen Institution geschenkt. Es war allerdings unerträglich gewesen, zuschauen zu müssen, wie das Bett ihres geliebten Sohnes hinausgetragen wurde. Und so fühlte sie sich nicht in der Lage, ein weiteres Kinderzimmer auszuräumen.

Eigentlich hätte sie also ein Kinderbett für Matthew, aber da Megan dieses Zimmer fast nie betreten hatte, würde sie erst sauber machen und das Bett neu beziehen müssen. Eins nach dem anderen, dachte Megan, betrat den Raum und öffnete das Fenster. Zuerst würde sie das Bett frisch beziehen, damit sie den Kleinen hineinlegen könnte, und dann würde sie das Zimmer schnell durchwischen.

Megan lächelte traurig, als sie den schläfrigen Matthew einige Minuten später in das Bettchen legte und ihn zudeckte. Er war ein so niedliches Baby. Aber er war nicht ihr Baby, und er würde es auch nie sein. Rasch blinzelte sie die aufsteigenden Tränen fort und richtete sich entschlossen auf. Jetzt wurde geputzt. Sie wusste, dass sie Matthew in wenigen Stunden den Behörden übergeben müsste, aber irgendwann hätte sie dieses Zimmer ohnehin in Ordnung bringen müssen. Und jetzt schien der ideale Zeitpunkt dafür.

2. KAPITEL

„Ich sagte dir doch, dass ich über dein Angebot nachdenken würde, Bobby. Und genau das habe ich getan. Aber bis jetzt bin ich noch zu keinem Entschluss gekommen“, sagte Jake Cahill mit bestimmter Stimme ins Telefon.

Er lehnte sich in den Schreibtischsessel zurück und stellte einen Fuß auf den Rand des Schreibtischs. Hinter der Glaswand, die sein Büro vom Rest der Polizeistation trennte, schien alles ruhig zu sein. Typisch für eine Kleinstadt an einem Junimorgen.

„Wir brauchen dich in unserem Team zurück, je früher desto besser“, insistierte Bobby Fuentes am anderen Ende der Leitung. „Ich habe im Moment einen Platz für dich, aber ich weiß nicht, wie lange ich den noch freihalten kann.“

„Such dir jemand anders“, erwiderte Jake gelassen.

Es hatte eine Zeit gegeben, in der er nicht im Traum daran gedacht hätte, so mit Bobby zu sprechen. Der ältere Mann war Leiter des FBI-Büros in Dallas und war mehrere Jahre Jakes Vorgesetzter gewesen. Er war auch ein guter Freund und ein respektierter Mentor gewesen.

Selbst jetzt, ein Jahr nach dem er das FBI verlassen hatte, wusste Jake, dass Bobby nur sein Bestes wollte. Er konnte sich jedoch jetzt keine hastigen Entscheidungen leisten. Es stand für seine Zukunft zu viel auf dem Spiel.

„Das Problem ist, dass ich dich haben will“, fuhr Bobby fort. „Seit du weggegangen bist, hat sich die Zahl unserer Festnahmen deutlich verringert. Und erzähl mit nicht, dass es die Erfüllung deiner Träume ist, in einer Kleinstadt in Texas Polizeichef zu spielen. Du verschwendest dort nur deine Begabung.“

„Ich spiele nicht den Polizeichef, ich bin es“, erwiderte Jack scharf, dem der Spott in der Stimme seines alten Freundes nicht entgangen war.

Es hatte einen Grund gegeben, warum er das FBI verlassen hatte und nach Serenity zurückgekehrt war. Er hatte verzweifelt versucht, die Liebe und das Vertrauen seiner Exfrau Megan zurückzugewinnen, und ihm war nichts Besseres eingefallen, als ihr in ihre gemeinsame Heimatstadt zu folgen. Sein Vater, William Cahill, ein anerkanntes Mitglied der texanischen Politik und Ehrenbürger von Serenity hatte dafür gesorgt, dass er einen Posten bei der hiesigen Polizei bekam. Die Umstände waren günstig gewesen. Der alte Polizeichef hatte kurz vor der Pensionierung gestanden, und als Senator Cahill seinen Sohn für den Posten nominierte, hatten die Stadtväter sofort gewusst, dass ihnen etwas Besseres als Jake Cahill gar nicht widerfahren könnte. Also hatten sie dem Sohn des Senators den Weg geebnet. Und Jake war im vergangenen Jahr sehr stolz darauf gewesen, niemanden enttäuscht zu haben. Im Gegenteil.

„Hey, ich wollte dich nicht beleidigen“, versicherte Bobby ihm rasch.

„Vielleicht ist das für einen Großstadtmenschen wie dich schwierig zu verstehen, aber ich mag Serenity“, versuchte Jake zu erklären. „Ich bin hier aufgewachsen. Hier kann man wirklich gut leben, und es ist der ideale Ort, um eine Familie zu gründen.“

„Wo du schon darauf zu sprechen kommst. Redet Megan eigentlich wieder mit dir? Schließlich sind jetzt zwei Jahre vergangen, seit sie dich verlassen hat. Vielleicht wird es an der Zeit, dass du der Wahrheit ins Auge siehst, alter Freund. Du kannst nicht den Rest deines Lebens auf sie warten. Manche Ehen überleben den Verlust, den du mit Megan erlitten hast. Deine nicht. Es wäre das Beste, wenn du alles hinter dir ließest und mit deinem Leben fortfahren würdest.“

Jake stellte seinen Fuß wieder auf den Boden, straffte sich und fuhr sich mit der Hand durch das dichte dunkle Haar. Bobbys Worte kamen der Wahrheit schmerzhaft nahe. Eine Wahrheit, die er sich jedoch nicht eingestehen wollte.

Jake hatte über die Jahre hinweg einige Fehler gemacht, aber die Fehler, die er mit Megan gemacht hatte, schienen ihn für den Rest seines Lebens zu verfolgen. Vor drei Jahren hatte er seinem Beruf den Vorrang gegeben und sie mit einem kranken Baby allein gelassen. Als dann Will an einer viel zu spät diagnostizierten Hirnhautentzündung starb, hatte er seinen Job benutzt, um vor seinem Schmerz und seiner Trauer zu flüchten. Und zwar so lange, bis Megan es nicht mehr ertragen konnte und ihn verließ. Auch dann noch hatte er viel zu lange gewartet, bis er ihr nach Serenity gefolgt war, und diese Fehlentscheidung hatte ihrer Beziehung den letzten Stoß versetzt.

Er hatte sich damals eingeredet, dass sie einfach nur Abstand zu Dallas und zu dem Zuhause brauchte, an dem alles sie an Will erinnerte. Erst als sie die Scheidung eingereicht hatte, war ihm klar geworden, dass sie nicht mehr zu ihm zurückkommen würde.

Dann war er auch noch so dumm gewesen, sich einzureden, dass ihm die Trennung nichts ausmachen würde. Natürlich war er irgendwann wieder zu Sinnen gekommen, aber da hatte Megan bereits ein neues Leben begonnen. Ein Leben, an dem er keinen Anteil mehr hatte.

„Meine Beziehung zu Megan geht dich verflixt noch mal einen Dreck an, Bobby“, warnte er seinen Freund.

„Entschuldige, ich bin vielleicht zu weit gegangen, aber ich wollte dich nur auf etwas aufmerksam machen, was jeder außer dir zu sehen scheint. Du bist mit Wills Tod auf deine Weise umgegangen. Und Megan halt auf ihre.“

„Weil ich ihr keine andere Wahl gelassen habe“, erwiderte Jake. „Ich war nicht bei ihr, als sie mich wirklich gebraucht hat. Als Will krank wurde, habe ich ihr meine Unterstützung verweigert und mich einzig und allein um meinen Beruf gekümmert. Und als Will starb, habe ich meinen Job als Entschuldigung benutzt, so viel wie möglich von Zuhause wegzubleiben.“ Er seufzte. „Ich habe sie enttäuscht, Bobby. Ich war alles, was sie hatte, und ich habe nicht zu ihr gehalten. Ich habe das Beste in meinem Leben verloren – meinen Sohn und meine Frau. Ich weiß, dass ich Will nicht mehr zurückholen kann. Aber noch werde ich Megan nicht aufgeben. Wenn ich allerdings irgendwann an dem Punkt bin, werde ich es dich wissen lassen.“

Ohne eine weitere Bemerkung seines Freundes abzuwarten, legte Jake den Hörer auf und rieb sich die Schläfen, um den pochenden Kopfschmerz zu vertreiben.

Wie so oft dachte er an die vergangenen Monate und versuchte herauszufinden, was er falsch gemacht hatte. Er wollte seine Frau zurückerobern. Aber er musste sich eingestehen, dass er seinem Ziel heute nicht näher war als vor einem Jahr.

Jake wollte Megan auf keinen Fall mit Gewalt dazu zwingen, ihn anzuhören. In letzter Zeit kam ihm jedoch immer öfter der Gedanke, sie zu entführen und zu irgendeinem entlegenen Ort zu bringen, wo sie ihm einfach zuhören musste.

Er hatte versucht, ihre Gefühle zu respektieren. Oh ja, das hatte er tatsächlich getan. Seit Monaten zerbrach er sich so sehr den Kopf darüber, wie er am Besten vorgehen sollte, dass er noch keinen Schritt weitergekommen war. Er hatte sie bisher nur ein einziges Mal aufgesucht, und da hatte sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen.

Jake seufzte, als er an diese unerfreuliche Begegnung dachte, und lehnte sich in den Stuhl zurück.

Er war vor neun Monaten an einem Samstagmorgen zu ihrem Haus gegangen. Sie hatte die Tür geöffnet, ihn begrüßt und gelassen angeschaut. Er wusste noch wie heute, dass sie verwaschene Jeans und ein schlichtes weißes T-Shirt getragen hatte. Sie hatte bezaubernd ausgesehen, aber den anklagenden Ausdruck in ihren großen grauen Augen würde er nie vergessen.

Jake hatte zu Hause immer und immer wieder geprobt, was er ihr sagen wollte, doch in jenem Moment war ihm kein einziger Satz einfallen. Es war lange her, dass er ihr so nah gewesen war – so nah, dass er die Wärme ihres Körpers spürte, so nah, dass er ihren einzigartigen Duft wahrnahm.

Lavendel, dachte er, und seine Haut prickelte vor Erregung.

Er wünschte sich plötzlich nichts sehnlicher, als sie in seine Arme zu ziehen, ihr Gesicht mit kleinen Küssen zu bedecken und sie immer wieder um Verzeihung zu bitten.

Er wusste zwar, dass sie es niemals zulassen würde, dass er sie berührte, war aber davon überzeugt, dass sie anhören würde, was er ihr zu sagen hatte.

„Ich muss mit dir reden, Megan“, begann er rau.

„Oh, wirklich?“, erwiderte sie, und Verachtung trat in ihren Blick.

„Ja, unbedingt. Bitte, lass mich rein. Gib mir eine Chance …“

„Die Zeit, wo es noch etwas zu reden gab, ist vorbei, Jake“, unterbrach sie ihn mit unterkühlter Höflichkeit. Und ohne auch nur ein einziges Mal den Blick von ihm zu nehmen, hatte sie mit einer Endgültigkeit die Tür vor seiner Nase zugeschlagen, dass es ihm fast das Herz gebrochen hatte.

Seit diesem Tag hatte Megan ihn gemieden, auch wenn er dafür gesorgt hatte, dass ihre Wege sich immer wieder kreuzten. Die Anstrengungen, die sie unternahm, um ihm nicht zu begegnen, hatten bereits für Klatsch in der Kleinstadt gesorgt und mittlerweile lächerliche Ausmaße angenommen.

Jake war bereit gewesen, Megan die Zeit und den Raum zu geben, den sie benötigte. Aber offensichtlich hatte das wenig genützt, und er musste unbedingt etwas unternehmen. Er wollte ihr endlich sagen, wie leid es ihm tat, sie so enttäuscht zu haben, selbst wenn er wenig Chancen hatte, dass seine Worte überhaupt zu ihr vordrangen. Zu hoch war die Mauer, die sie zwischen ihnen aufgebaut hatte, zu dick der Panzer, den sie um ihr Herz trug.

Er schloss die Augen und massierte erneut seine Schläfen, um den pochenden Schmerz etwas zu lindern.

Megan schien nicht unzufrieden zu sein mit dem Leben, das sie jetzt in Serenity führte. Vielleicht wollte sie ihn aber auch gar nicht mehr in ihrer Nähe haben, und er war Einzige, der das noch nicht begriffen hatte. Und vielleicht, nur vielleicht war doch etwas an den Gerüchten, in denen es hieß, dass es einen neuen Mann in Megans Leben gab.

Obwohl Jake Megan noch nie mit Steven Barns – dem Rektor der Highschool, dessen Frau vor zwei Jahren gestorben war – gesehen hatte, wusste er aus sicherer Quelle, dass die beiden mehrere Male zusammen auf Schulbällen getanzt hatten. Sie hatten auch beim Schulpicknick am selben Tisch gesessen.

Jake wurde sehr ungemütlich zumute, als er sich Steven und Megan als Paar vorstellte. Megan war zwar nicht mehr seine Frau, aber das bedeutete noch nicht …

Plötzlich bemerkte Jake, dass sich die Atmosphäre in dem Großraumbüro nebenan irgendwie verändert hatte. Bis jetzt hatten einige der Polizisten ungezwungen miteinander geplaudert, doch mit einem Schlag war vollkommene Stille eingetreten.

Jake drehte sich um, schaute durch die Glasscheibe in seiner Bürowand zu den anderen hinüber, und plötzlich stockte ihm der Atem. Er schluckte, während sein Herz einen Salto vollführte und sein Magen sich zusammenzog.

Als ob er sie durch seine Gedanken herbeigerufen hätte, kam Megan auf seine Bürotür zu und grüßte die Polizisten sowie Darcy, seine Sekretärin, mit einem Lächeln und einem leichten Kopfnicken. Doch damit nicht genug! Sie hielt einen Säugling in ihren Armen, der höchsten zwei Monate alt war.

Die Zeit schien plötzlich zurückgedreht, und er sah Megan mit ihrem bezaubernden Lächeln und ihrem Sohn auf dem Arm auf sich zukommen. Der Schmerz, den diese Erinnerung in ihm wachrief, überwältigte ihn. Er war unfähig, sich zu bewegen.

Steh endlich auf, und geh ihr entgegen, befahl er sich. Er musste sich unbedingt zusammenreißen. Megan wäre niemals hier, wenn sie nicht seine Hilfe bräuchte.

Doch Jake wollten die Beine nicht gehorchen. Er brachte einfach die Kraft nicht auf, sich zu erheben und ihr entgegenzugehen. Fast hatte sie die Tür seines Büros erreicht, und er sah, dass sie beinahe die gleiche Kleidung trug wie an jenem Samstag vor neun Monaten, als er vor ihrer Haustür gestanden hatte: verwaschene Jeans und ein weißes T-Shirt. Ihm fiel auf, wie dünn sie geworden war, zu dünn, und wie blass ihr Gesicht war.

Was immer der Anlass ihres Besuchs auf der Polizeistation war, es musste etwas geschehen sein, was sie mitgenommen hatte. Erst als ihm das klar geworden war, fand er die Kraft aufzustehen.

Er hätte gern geglaubt, dass sie beide den Tod ihres Sohnes endlich überwunden hätten. Doch jetzt wurde ihm bewusst, wie falsch diese Annahme war. Das Baby, das Megan in ihren Armen hielt, musste sie bis in die Grundfesten ihres Seins erschüttert haben. Ein Baby, das beide daran erinnerte, wie viel sie verloren hatten.

Erst als Megan im Türrahmen stand, ging er auf sie zu. „Megan“, begann er, und es klang schroffer, als er beabsichtigt hatte, „was ist passiert?“

Sie sah ihn an. Das Misstrauen und die Kälte in ihren sonst so warmen grauen Augen, ließen ihn erstarren. Die Botschaft war eindeutig: bleib mir vom Leibe, halte Distanz.

Jake steckte die Hände in die Hosentaschen und verfluchte sich selbst, dass er auch nur einen Moment daran gedacht hatte, sie in seine Arme zu ziehen. Sie war nicht gekommen, um sich trösten zu lassen. Ganz bestimmt nicht.

„Ich brauche deine Hilfe“, erklärte sie nach leichtem Zögern, und er fragte sich, wie es ihr gelang, so kühl und gefasst zu klingen. Dabei spürte er, wie viel Überwindung es sie kostete, ihn um Hilfe zu bitten. Megan strahlte diesen Unwillen mit jeder Faser ihres Seins aus.

Aber sie war zu ihm gekommen, und er hätte nichts davon, wenn er ihr das Leben schwer machte. Im Gegenteil, vielleicht könnte er einige Punkte bei ihr gewinnen, wenn er ihr die Situation so einfach wie möglich machte.

„Die Polizei, dein Freund und Helfer“, versuchte er lächelnd, Humor in die Situation zu bringen. „Sag mir, was ich für dich tun kann, und die Sache ist schon fast erledigt.“

Doch das Misstrauen in Megans Blick wollte nicht weichen und warnte ihn. Offensichtlich war er eine Spur zu freundlich gewesen. „Heute Morgen ist etwas Seltsames passiert“, begann sie schließlich und wich unsicher seinem Blick aus.

„Kann es sein, dass es etwas mit dem Baby auf deinem Arm zu tun hat?“, half Jake ihr weiter.

Megan nickte und sah ihn erneut an. Dieses Mal war das Misstrauen einem fast flehentlichen Ausdruck gewichen, der Jake zutiefst verwirrte.

„Jemand hat das Baby an meiner Veranda abgestellt“, stieß sie hervor. „Einfach so, in einem Kinderwagen. Sein Name ist Matthew, und er scheint gesund zu sein. Offensichtlich hat man sich bisher liebevoll um ihn gekümmert. Wer immer ihn ausgesetzt hat, hat dafür gesorgt, dass ich für den ersten Tag ausreichend Windeln und Kindernahrung habe. Oh, und ein Brief war bei dem Baby. An mich persönlich gerichtet, mit der Bitte, dass ich mich des Kindes annehmen solle.“

Sie seufzte. „Das würde ich ja auch gerne tun. Aber ich weiß, dass ich ihn nicht so einfach behalten kann, sondern ihn den Behörden übergeben muss.“ Sie hob entschlossen den Kopf. „Deswegen bin ich hier. Doch vor allem möchte ich dich bitten, seine Mutter ausfindig zu machen. Ich nehme an, dass sie in Schwierigkeiten steckt. Warum sonst sollte sie ihr Baby bei mir lassen?“

Jake hatte Tränen in Megans Augen gesehen, bevor sie sich wieder über das Baby beugte. Rasch nahm er Notizblock und Stift zur Hand, um sich seine Besorgnis nicht anmerken zu lassen. Diese Situation hatte Megan zweifellos überfordert. Sie musste eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchgemacht haben. Trotzdem hatte sie so viel Mut und gesunden Menschenverstand aufgebracht, um zu ihm zu kommen. Und er würde sie nicht im Stich lassen.

„Um wie viel Uhr hast du den Jungen gefunden?“, versuchte er so ruhig wie möglich zu klingen, während er den Notizblock aufschlug.

„Kurz bevor die Sonne aufging.“ Megan holte tief Luft und versuchte, Haltung zu wahren. „Ich bin gestern Abend auf der Couch eingeschlafen und heute Morgen durch ein Klingeln an der Tür geweckt worden. Ich nahm zuerst an, dass übermütige Schüler mir einen Streich spielen wollten, und lief hinaus in den Garten. Aber dann schrie das Baby, und ich bemerkte den Kinderwagen.“

„Du scheinst dir sicher zu sein, dass es die Mutter war, die dir das Baby vor die Tür gestellt hat. Warum?“

„Nenn es Instinkt. Ich hatte das Gefühl, dass sich jemand in der Nähe befand und mich mit dem Kind beobachtete. Ich rief laut, dass sie zurückkommen möge, und dann hörte ich ein Geräusch in den Büschen neben dem Haus und sah eine Gestalt davonlaufen.“

„Kannst du mir eine Beschreibung der Person geben?“, fragte Jake und sah sie aufmerksam an.

„Nicht im Detail“, sagte Megan bedrückt. „Sie rannte ziemlich schnell. Ich hatte das Baby bereits aus dem Kinderwagen genommen und konnte ihr deswegen nicht folgen, aber ich bin sicher, dass es eine junge Frau war. Sie war groß und schlank und trug Jeans. Ihr Haar war unter einer Baseballkappe versteckt.“

Jake schlug mit dem Kugelschreiber gegen den Notizblock und runzelte nachdenklich die Stirn. Er hatte an diesem Morgen jemanden gesehen, der genauso angezogen war, wie Megan es beschrieben hatte. Die besagte Person war zum Busbahnhof gelaufen.

Er hatte ebenfalls angenommen, dass es sich bei der schlanken Gestalt in Jeans und Baseballkappe um eine junge Frau handelte. Er hatte dieser Person allerdings nicht viel Aufmerksamkeit gewidmet. Wahrscheinlich eine Studentin, die ihre Ferien zu Hause verbringt, hatte er gedacht.

Leider hatte er ihr Gesicht nicht richtig gesehen. Und da sie eine Baseballkappe getragen hatte, konnte er auch nicht sagen, ob ihr Haar kurz oder lang, dunkel oder hell gewesen war.

„Woran denkst du?“, fragte Megan leise.

„Ich habe diese Frau heute Morgen gesehen“, antwortete Jake. „So gegen sieben Uhr, also nachdem sie bei dir am Haus gewesen war. Sie ist zur Busstation gelaufen. Ich habe sie für eine Studentin gehalten.“

„Das würde bedeuten, dass sie Familie in Serenity hat, nicht wahr? Warum aber sollte sie dann das Baby bei mir lassen?“

„Das werden wir herausfinden müssen. Hast du den Brief mit, den sie bei dem Baby gelassen hat?“

„Er liegt oben in der Windeltasche. Ich habe alles mitgebracht, was ich vor dem Haus vorgefunden habe.“ Megan zögerte und wich Jakes Blick aus. „Vielleicht ist es besser, wenn du jetzt einen Sozialarbeiter anrufst, der das Kind abholt.“

Jake bemerkte, wie sie das Baby instinktiv noch fester an sich drückte, und sein Herz zog sich zusammen. Verdammt! Konnte es eigentlich noch schlimmer kommen? Warum musste ausgerechnet sie mit einem ausgesetzten Baby konfrontiert werden? Ausgerechnet Megan, die noch immer nicht über den Tod ihres eigenen Kindes hinweggekommen war? Genauso wenig wie er.

Einen Moment lang wünschte Jake sich nichts sehnlicher, als die Zeit zurückdrehen zu können, damit sie wieder eine Familie wären – er, Megan und ihr niedlicher Will. Und als ob der Kleine ihm beweisen wollte, dass sein Wunsch unmöglich zu erfüllen war, begann Matthew zu schreien.

„Er hat wahrscheinlich schon wieder Hunger“, vermutete Megan und versuchte, das Baby zu beruhigen. „In der Windeltasche ist eine fertig zubereitete Milchflasche. Könntest du sie ein paar Minuten unter heißes Wasser halten? Der Kinderwagen steht direkt neben dem Ausgang der Polizeistation.“

„Klar.“

Froh, eine Beschäftigung zu haben, die ihn wieder in die Gegenwart zurückbrachte, verließ er rasch das Büro und bat einen der jungen Polizisten zu veranlassen, dass sofort ein Sozialarbeiter gerufen würde. Dann lief er zum Kinderwagen, holte die Flasche heraus und bat Darcy den Wagen in sein Büro zu schieben. Nur für den Fall, dass Megan dem Kleinen auch die Windeln wechseln musste.

Als er schließlich mit der angewärmten Flasche in der Hand das Büro wieder betrat, schrie der Kleine noch lauter als zuvor. Megan ging in dem kleinen Raum hin und her, während sie dem Baby immer wieder beruhigend über den Rücken strich.

Als Megan ihn entdeckte, kam sie mit dankbarem Blick auf ihn zu und nahm ihm die Flasche aus der Hand. Dann setzte sie sich in den Schreibtischsessel und gab dem Baby die Flasche. Der Kleine wurde sofort ruhig und trank gierig seine Milch.

Jake hatte das Gefühl, jemand würde ihm einen Dolch ins Herz stoßen. Megan mit dem Baby zu sehen brachte Erinnerungen zurück, die zu schmerzhaft waren, um sich ihnen stellen zu können. Die Sehnsucht im Blick seiner Exfrau, der sanfte Schwung ihrer Lippen, die liebevollen Worte, die sie dem Baby zuflüsterte, das alles war mehr, als er ertragen konnte. Mit geballten Fäusten wandte er sich ab und blickte aus dem Fenster.

Er verfluchte sich, sein Glück aus Unfähigkeit verspielt zu haben, und nur mit Mühe konnte er die Tränen zurückhalten. Schließlich ging er in die angrenzende kleine Küche. Benommen goss er sich ein Glas Wasser ein und trank es in einem Zuge aus. Schließlich fing er sich wieder. Gerade rechtzeitig, bevor Darcy mit Alice Radford vom Jugendamt die Küche betrat.

Obwohl Megans Aufmerksamkeit auf Matthew gerichtet war, der noch immer an seiner Flasche saugte, war Megan sich sehr wohl des Momentes bewusst, in dem Jake das Büro verließ. Sie ahnte auch, warum er so eilig hinausging.

Sie hatte den Schmerz in seinen Augen gesehen, als sie das Büro betrat, und hatte sofort gewusst, dass sie nicht die Einzige war, die gegen schmerzhafte Erinnerungen ankämpfen musste. Erinnerungen, die von dem süßen Baby, das sie in ihren Armen hielt, geweckt worden waren. Erinnerungen, die sie erneut zwangen, der Realität von Wills Tod ins Auge zu sehen.

Sie hatte in den vielen Monaten nach Wills Tod qualvolle Trauerarbeit geleistet und war ihrem Schmerz nicht ausgewichen, sondern hatte getan, was getan werden musste. Jake dagegen hatte sich – offenbar unfähig, das ganze Ausmaß seines Schmerzes zu ertragen – in seine Arbeit vergraben.

Megan war nicht überrascht, dass er auch jetzt erneut davonlief. Schließlich blieb er damit seiner Linie treu. Es wäre dumm von ihr gewesen, etwas anderes von ihm zu erwarten. Wenn sie jetzt enttäuscht war, trug sie selbst die Schuld daran. Sie hätte sich niemals Illusionen darüber machen dürfen, dass er sein Verhalten geändert hätte.

Trotzdem war Sehnsucht nach vergangenen Tagen in ihr aufgestiegen, als sie ihm gerade so nahe gewesen war. Er hatte sich kaum verändert, sah noch genauso gut und durchtrainiert aus wie früher. Und mit der Sehnsucht, die seine Gegenwart in ihr geweckt hatte, waren auch all ihre Träume und Hoffnungen wieder wach geworden, die sie eigentlich für immer begraben geglaubt hatte.

Als er sie wegen des Babys befragte, hatte sie immer und immer wieder daran denken müssen, dass sie nur Matthews wegen hier war und nur mit ihm redete, weil sie wusste, dass er als Polizist gute Arbeit leistete.

Sie erlaubte sich nicht, irgendetwas anderes zu denken. Und sie durfte erst recht ihrem Herzen nicht gestatten, sich ihm auch nur ein winziges Stück zu öffnen. Das würde ihr gewiss neue Verletzungen einbringen, und auf die konnte sie verzichten. Sie hatte bereits genug gelitten.

Dann merkte Megan, dass Matthew sie mit seinen großen blauen Augen beobachtete, während er den Rest der Flasche austrank, und sie lächelte das Kind liebevoll an. Sie sollte die Zeit mit dem Kleinen genießen, statt an Jake zu denken. Matthew war ein so süßes Baby. Sanft zog sie ihm den Nuckel aus dem Mund, stellte die Flasche zur Seite, legte sich das Kind an die Schulter und rieb ihm sanft den Rücken.

Will war auch ein so niedliches, zufriedenes Baby gewesen, so …

„Nun, wen haben wir denn da?“

Eine vertraute weibliche Stimme riss Megan aus ihren Gedanken, und sie schaute zur Tür hinüber. Sogar das Baby wandte den Kopf und gab einen gurgelnden Laut von sich.

„Hallo, Alice, ich freue mich Sie zu sehen.“

„Ich freue mich ebenfalls, Sie zu sehen, Megan.“ Alice Radford erwiderte Megans Lächeln und stellte ihren Aktenkoffer auf Jakes Schreibtisch ab. Obwohl sie schlichte schwarze Hosen und einen schwarzen Sweater trug, verriet der pfiffige kurze Schnitt ihres grauen Haares, dass ihre Einstellung zum Leben alles andere als konservativ war.

„Ihr beide kennt euch?“, fragte Jake erstaunt, der jetzt im Türrahmen erschien.

„Oh ja“, bestätigte Alice, während sie auf das Baby schaute. „Meg hat an unserem Pflegemutterprogramm teilgenommen und auch bei mir einen Kurs absolviert.“

Aus den Augenwinkeln sah Megan wie Jake mit gerunzelter Stirn zu ihr herüberschaute. Doch dann wurde ihr Aufmerksamkeit wieder von Alice in Anspruch genommen, die ihr die Arme entgegenstreckte, um das Kind zu nehmen.

„Jake hat mir erzählt, wie Sie zu dem Kind gekommen sind. Sie haben wirklich überhaupt keine Ahnung, wer die Mutter sein könnte?“

„Nein“, erwiderte Megan, die gleichzeitig traurig und erleichtert war, als Alice ihr Matthew aus dem Arm nahm.

Megan wusste, dass der Junge nicht ihr Kind war, doch in der kurzen Zeit, in der sie sich um ihn kümmerte, hatte der Kleine sich bereits in ihr Herz geschlichen. Aus welchem Grund auch immer, man hatte ihn in ihre Obhut gegeben. Selbst wenn Alice sich ab jetzt um ihn kümmern würde, konnte sie doch nicht das Gefühl loswerden, für ihn verantwortlich zu sein.

„Er scheint gesund zu sein, und er sieht nicht so aus, als ob er vernachlässigt worden wäre oder als ob man bei ihm Gewalt angewendet hätte“, stellte Alice fest, nachdem sie den Säugling eine Weile betrachtet hatte.

„Mir ist auch nichts aufgefallen“, bestätigte Megan.

„Nun, ich werde trotzdem mit ihm ins Krankenhaus fahren und ihn untersuchen lassen müssen. Dann können wir rasch zu meinem Büro fahren, die Papiere ausfüllen, und er gehört Ihnen.“

Alice reichte Megan den Jungen wieder, und sie nahm ihn, ohne zu zögern, entgegen. Erst dann wurde ihr klar, was die Sozialarbeiterin gerade gesagt hatte, und sie sah die Frau ungläubig an.

„Mir?“, stieß sie gepresst hervor.

„Sie haben sich doch als Pflegemutter qualifiziert. Ich könnte mir keine bessere Pflegemutter für Matthew vorstellen.“

Die Worte der Sozialarbeiterin ermutigten Megan keineswegs. Es stimmte natürlich, sie hatte an dem Pflegemutterprogramm der Stadtverwaltung teilgenommen und die Kurse erfolgreich absolviert, aber nur, damit sie in absehbarer Zukunft irgendwann mal ältere Kinder aufnehmen könnte. Sie wollte diesen Kindern ein Heim bieten, so wie sie selbst eines erhalten hatte, nachdem ihre Eltern durch einen Unfall gestorben waren.

Sie hatte nicht erwartet, dass man ihr ein Baby in Pflege geben würde. Nicht nur, weil Säuglinge sehr viel leichter eine Pflegefamilie fanden als ältere Kinder, sondern auch, weil sie an der Highschool Geschichte unterrichtete. Das war ein Ganztagsjob, der nur mit schulpflichtigen Kindern unter einen Hut zu bekommen war.

Aber die Schule war für den Sommer beendet, und wenn Alice sie tatsächlich brauchte, dann …

„Es gibt bestimmt jemanden, der erfahrener ist als ich“, wandte Megan ein und versuchte zu ignorieren, wie zufrieden sich das Baby an ihre Schulter kuschelte.

„Wir haben im Moment einen schrecklichen Engpass. Wir brauchen Sie, Megan. Matthew braucht Sie.“

Na großartig, dachte Megan, wie kann ich da Nein sagen?

„Es sei denn, Sie fühlen sich der Aufgabe nicht gewachsen“, fügte Alice hinzu und sah sie fragend an.

„Doch, doch“, versicherte Megan. Warum sollte sie sich noch länger gegen etwas wehren, was sie sich eigentlich von Herzen wünschte?

Sie sah zu Jake hinüber. Er schien nicht sehr glücklich über die unerwartete Entwicklung des Geschehens zu sein. Megan mochte noch nicht mal daran denken, was in seinem Kopf vorgegangen sein könnte, als er ihre Unterhaltung mit Alice mit anhörte.

Natürlich sollten seine Gedanken ihr egal sein. Er war nicht mehr Teil ihres Lebens. Ihre Einwilligung, für Matthew zu sorgen, hatte nichts mit ihm zu tun. Seine Aufgabe beschränkte sich auf die Suche nach Matthews Mutter.

„Gut.“ Alice nickte. „Sie brauchen ein Kinderbett“, fügte sie dann hinzu. „Im Büro steht ein Reisebett, das sie erst mal benutzen können. Im Wagen habe ich bereits eine Babyschale.“

„Ich habe bereits ein Kinderbett in meinem Haus“, erklärte Megan und bereute ihre Worte, als sie den bestürzten Ausdruck auf Jakes Gesicht bemerkte.

Während einer seiner seltenen Besuche nach Wills Tod, hatte er Wills Kinderzimmer leer vorgefunden. Er hatte kein Wort gesagt, als sie ihm erklärte, dass sie die Möbel einer sozialen Einrichtung gespendet hätte. Am nächsten Tag war er dann wieder abgefahren, und einige Tage später war sie nach Serenity umgezogen.

„Emma hat ein komplett eingerichtetes Kinderzimmer zurückgelassen“, erklärte sie, während sie zu Jake hinüberschaute. „Es gehörte mal Jane Hamilton. Eigentlich sollte ich es dem hiesigen Kinderheim geben, aber irgendwie bin ich nie dazu gekommen.“

„Nun, jetzt, da sie eine staatlich anerkannte Pflegemutter sind, kommt das Kinderzimmer ja gerade recht, nicht?“ Alice lächelte zufrieden. „Wir können uns glücklich schätzen, Sie bei uns zu haben, Megan. Der Himmel muss sie uns gesandt haben.“ Alice nahm ihren Aktenkoffer vom Schreibtisch und legte eine Hand an den Griff des Kinderwagens „Wenn Sie nichts dagegen haben, werden wir zuerst zum Krankenhaus fahren.“

„Ich glaube, es ist besser, wenn ich vorher seine Windel wechsle“, riet Megan und zog die Nase kraus, um die Dringlichkeit ihres Anliegens zu unterstreichen.

„Na, wenn es sein muss.“ Alice lachte. „Ich muss sowieso noch einige dringende Anrufe erledigen. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich hier telefoniere, Jake?“

„Ganz und gar nicht. Gehen Sie am Besten zu Darcys Schreibtisch hinüber.“

Er begleitete Alice, während Megan mit dem Kleinen und dem Kinderwagen in den leeren Aufenthaltsraum hinüberging. Der Kleine quietschte vor Freude und strampelte lebhaft mit den Beinen, als sie ihm die schmutzige Windel abnahm und ihn mit einem Öltuch seinen Po säuberte.

Sie beugte sich gerade vor, um Matthew die neue Windel unter den Po zu schieben, als sie vor der offenen Tür des Aufenthaltsraumes Stimmen hörte.

„Seine Exfrau“, hörte sie Darcy sagen. „Er ist ihr vor einem Jahr nach Serenity gefolgt. Ihretwegen hat er das FBI verlassen, und sein Vater musste all seine Beziehungen spielen lassen, um ihm diese Stelle als Polizeichef zu besorgen.“

„Er hat das FBI verlassen, um diese Stelle anzunehmen?“

Die männliche Stimme muss einem der jungen Beamten gehören, die ich vorhin gesehen habe, dachte Megan, als sie schuldbewusst der Unterhaltung lauschte, die eigentlich nicht für ihre Ohren bestimmt war.

„Ja, und dazu noch ganz umsonst“, erwiderte Darcy. „Sie sind bisher nicht wieder zusammengekommen, und das werden sie wohl auch nie mehr. Es sieht so aus, als ob er wieder darüber nachdenkt, zum FBI zurückzugehen. Ein Mann namens Bobby Fuentes, Spezialagent beim FBI, ruft ihn seit einigen Monaten jede Woche an und …“

„Hey, ich glaube, der Chef braucht mich“, unterbrach der Officer die Sekretärin. „Trotzdem, danke für die Information.“

„Gern geschehen.“

Megans Herz raste, als sie in der plötzlich entstandenen Stille die Windel des Kindes schloss. Sie wusch sich rasch die Hände am Waschbecken und legte das Baby dann in den Wagen.

Jake hatte also mit seinem früheren Chef gesprochen und dachte darüber nach, seine alte Arbeit wieder aufzunehmen. Dass er überhaupt so lange damit gewartet hatte und jetzt bereits ein Jahr lang Polizeichef von Serenity war, überraschte sie. Eigentlich hatte sie ihm nicht länger als ein halbes Jahr gegeben.

Sie spürte einen Stich in ihrem Herzen, als sie daran dachte, dass Jake die Stadt schon bald verlassen könnte. Es sollte ihr eigentlich egal sein, trotzdem empfand sie so etwas wie Bedauern, obwohl sie nicht sagen konnte, warum. Sie hatte ihm nun über ein Jahr klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nichts mehr von ihm wollte. Er hatte ihre Liebe und ihr Vertrauen verraten. Ein zweites Mal würde sie das nicht zulassen.

Sie musste allerdings zugeben, dass seine Gegenwart in Serenity ihr ein Gefühl der Sicherheit vermittelte. Sie hatte in den letzten zwölf Monaten immer gewusst, dass sie sich im Notfall an ihn wenden konnte, so wie sie es heute getan hatte, und dass er ihr helfen würde. Vorausgesetzt natürlich, er könnte dabei genug Distanz zu allem halten, was schmerzhafte Erinnerungen in ihm weckte.

Und das ist genau der Grund, warum ich ihn überhaupt verlassen habe, dachte Megan und schlang sich die Henkel der Windeltasche über die Schulter. Dann schob sie den Kinderwagen hinaus, wo Alice Radford bereits vor der Tür der Polizeistation wartete.

„Wir können fahren“, sagte sie und lächelte mit einer Zuversicht, die sie im Grunde gar nicht empfand.

„Gut. Mein Wagen steht gleich da vorne.“ Alice nickte Jake zu, der neben ihr stand. „Es hat mich gefreut, Sie wieder zu sehen, Jake.“

„Alice.“ Er nickte ebenfalls.

„Danke, für deine Hilfe, Jake“, sagte Megan lächelnd, wich aber seinem Blick aus.

„Gern geschehen, Megan“, erwiderte er. „Ich werde später noch bei dir vorbeikommen und dir sagen, was ich über Matthews Mutter herausgefunden habe“, fügte er dann noch rasch hinzu.

„Gut.“ Sie lief hastig an ihm vorbei und hoffte, dass er die aufflackernde Panik in ihren Augen nicht gesehen hatte. Sie wollte nicht, dass er in ihr Haus kam, weder heute Abend noch zu einem anderen Zeitpunkt. Doch ihm das unter diesen Umständen zu sagen wäre mehr als unhöflich gewesen.

Sie musste tief durchatmen, um ihr Gleichgewicht wiederzugewinnen. Da Jake Matthews Mutter finden musste, würde sie mit ihm zusammenarbeiten müssen. Je eher sie sich an diesen Gedanken gewöhnte, umso besser wäre es für sie.

Mit einem kleinen Seufzer nahm sie schließlich Matthew aus dem Kinderwagen, und erst als sie ihn auf dem Arm hatte, bemerkte sie, dass Alice sie fragend anschaute.

„Ist was?“, fragte sie unsicher.

„Sie und Jake …“ Alice zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf. „Wenn Sie miteinander sprechen, wirken Sie so höflich, so distanziert. Aber wenn Sie sich anschauen, dann …“ Eindeutig amüsiert schüttelte sie erneut den Kopf. „Ich weiß, dass es mich nichts angeht, aber haben Sie schon mal überlegt, sich wieder mit ihm zu versöhnen? Offensichtlich bedeuten Sie sich noch sehr viel.“

Wie fast jeder in der Stadt kannte auch Alice Megans und Jakes Geschichte. Und wie so viele andere hatte auch sie eine Meinung in Bezug auf die momentane Situation der beiden. Eine Meinung, mit der sie offensichtlich nicht hinter dem Berg halten wollte.

Doch Megan sah das anders. Stolz hob sie das Kinn und schaute Alice unverwandt an. „Niemals. Undenkbar.“

Alice gab sich keine Mühe, ihre Zweifel an Megans Aussage zu verbergen, und lächelte. „Was immer Sie sagen, meine Liebe. Aber mir scheint, Sie protestieren zu viel.“

Um nicht weiter diskutieren zu müssen, legte Megan den Kleinen in die Babyschale und schnallte ihn an. Glücklicherweise machte Alice keine weitere Bemerkung, sondern klappte den Kinderwagen zusammen und verstaute ihn im Kofferraum.

Als Megan einen Moment später neben Alice auf dem Beifahrersitz saß, wurde ihr schlagartig bewusst, auf was sie sich eingelassen hatte. Panik stieg in ihr auf. Sie hatte sich tatsächlich einverstanden erklärt, für ein Baby zu sorgen.

Und damit hatte sie gleichzeitig eine Tür für Jake geöffnet. Eine Tür, die sie eigentlich verschlossen halten wollte.

Bereits jetzt hatte das Zusammentreffen mit ihm Erinnerungen geweckt, die sie am liebsten für immer vergessen hätte. Glückliche ebenso wie traurige. Erinnerungen an Zeiten, in denen ein Blick von Jake genügt hatte, um ihr Herz höher schlagen zu lassen.

Nein, das wird nie mehr passieren, schwor sie sich. Und es spielte auch keine Rolle, was Alice oder andere Leute darüber dachten. Sie hatte sich durch ihr korrektes Verhalten in eine schwierige Situation gebracht und jetzt keine andere Wahl, als diese durchzustehen. Und zwar allein, so wie sie es immer getan hatte. Ohne Jake.

Als sie ihn nach Wills Tod so sehr gebraucht hatte, war er auch nicht da gewesen, um ihr beizustehen. Und ganz bestimmt zählte sie jetzt nicht mehr auf ihn. Was ihn betraf, hatte sie ihre Lektion gelernt.

3. KAPITEL

Jake hatte Darcy gebeten, ihn nur zu stören, wenn etwas wirklich Dringendes vorlag, und war dann in sein Büro gegangen. Der Duft von Megans Lavendelparfüm und von Babypuder hing noch immer in der Luft, und machte es ihm schwer, seine Gedanken zu sammeln.

Als er sich an seinen Schreibtisch setzte, sah er Megan mit dem kleinen Matthew im Arm noch immer vor sich. Verflixt, er konnte ihre Nähe förmlich spüren. Und es war ein Gefühl, das er gar nicht unbedingt wieder vertreiben wollte.

In all den Monaten, in denen Jake Polizeichef dieser Stadt war, hatte er nicht ein einziges Mal daran gedacht, dass Megan ihn irgendwann aufsuchen könnte. Und er hätte auch nie vermutet, dass ihn ein Baby auf dem Arm seiner Exfrau derart aus dem Gleichgewicht bringen würde. Erst jetzt war ihm klar geworden, wie viel er durch seine eigene Schuld verloren hatte.

Es hatte ihn sehr überrascht, dass Megan eine ausgebildete Pflegemutter war. Er hatte nicht mal geahnt, dass sie an diesen Kursen teilgenommen hatte. Und das zeigte erneut, wie wenig er über sie wusste. Dabei waren sie sich früher immer so nahe gewesen, hatten so viel miteinander geteilt … Bis sie ihn verlassen hatte.

Nein, das stimmte nicht. Bis er sie mit ihrem neugeborenen Sohn allein gelassen hatte. Da hatte sie sich zum ersten Mal von ihm zurückgezogen. Er war derjenige gewesen, der von einem Auftrag zum nächsten gerannt war und Megan allein gelassen hatte. Er war sicher gewesen, dass sie ohne ihn zurechtkam, so wie sie es immer getan hatte.

Und sie war allein zurechtgekommen, so wie sie es auch jetzt mit Matthew tun würde. Dennoch empfand Jake ein gewisses Unbehagen, als er daran dachte, wie Alice Radford ihr das Baby praktisch aufgezwungen hatte. Megan hatte offensichtlich gezögert, Matthews Pflege zu übernehmen. Doch gutherzig wie sie war, hatte sie sich nicht gegen die Sozialarbeiterin durchgesetzt.

Jake hatte keine Zweifel daran, dass Megan gut für Matthew sorgen würde. Sie war Will eine wunderbare Mutter gewesen, und sie würde sich um Matthew ebenso hingebungsvoll kümmern wie um ihren eigenen Sohn. Und genau deswegen war er so besorgt.

Jake hatte gesehen, wie sehr Megan den Kleinen bereits in ihr Herz geschlossen hatte. Je länger sie für ihn verantwortlich wäre, umso stärker würde die Zuneigung zu ihm wachsen. Was eigentlich keine schlechte Sache war, besonders dann nicht, wenn das Baby tatsächlich ausgesetzt war und die Mutter nicht ausfindig zu machen wäre. Dann hätte Megan als seine Pflegemutter gute Chancen, den Jungen zu adoptieren.

Aber wenn er seine Arbeit gut machte und die Mutter fand – was in einer Kleinstadt wie Serenity nicht allzu schwer sein dürfte –, dann würde er Megan erneut verletzen. Das Baby würde dann wahrscheinlich wieder der Mutter oder ihrer Familie zugesprochen werden, und Megan müsste erneut den Verlust eines Kindes verkraften.

Und das wollte Jake auf keinen Fall.

Megan würde allerdings mit Sicherheit spüren, wenn er seine Arbeit nur halbherzig machte. Sie würde ihm das also bestimmt nicht danken. Das erste Mal seit vielen, vielen Monaten hatte sie ihn um Hilfe gebeten, und er durfte sie jetzt nicht enttäuschen, selbst wenn am Ende des Weges erneut Kummer auf sie wartete.

Er konnte nur versuchen, diesen Fall so schnell wie möglich zu lösen. Je weniger Zeit Megan mit Matthew verbrachte, umso leichter würde es ihr fallen, ihn wieder herzugeben. Und das bedeutete, dass er bereits viel zu viel Zeit mit dem Versuch verschwendet hatte, seine eigenen Gefühle zu sortieren.

Er musste hinaus auf die Straße gehen und Fragen über eine junge Frau mit Baseballkappe und einem Kinderwagen stellen, bevor die Erinnerung daran verblasst war. Bestimmt hatte irgendjemand diese Frau in der Nähe von Megans Haus gesehen, und mit etwas Glück würde ihn ein Hinweis auf die richtige Spur führen.

Mit verzweifelter Entschlossenheit erhob Jake sich vom Schreibtisch, durchquerte sein Büro und ging zu den anderen hinaus. Zu seiner Erleichterung war es ruhig in der Polizeistation, die meisten seiner Männer schienen Patrouille gegangen zu sein. Und diejenigen, die noch an ihren Schreibtischen saßen, schrieben an Berichten.

Darcy schien ebenfalls fleißig zu sein. Mit dem Ausdruck äußerster Konzentration legte sie gerade Akten ab. Jake konnte jedoch spüren, dass sie nur darauf wartete, dass er endlich die Wache verließ. Wahrscheinlich konnte sie es kaum erwarten, ihren Freundinnen die Neuigkeiten über das ausgesetzte Baby zu erzählen.

Jake wusste, dass Darcy die Sache vertraulich behandeln würde, wenn er sie darum bat. Aber wem würde das etwas nützen?

Die Leute, die Megan bereits mit dem Baby gesehen hatten, brachten wahrscheinlich bereits die wildesten Gerüchte in Umlauf. Es war besser, wenn Darcy die richtige Geschichte erzählte und damit den Klatsch stoppte.

Jake blieb vor Darcy stehen, und seine Sekretärin sah ihn erwartungsvoll an.

„Ich werde mich jetzt aufmachen, um etwas über die Mutter des Jungen herauszufinden, der an Mrs. Cahills Haus ausgesetzt wurde“, erklärte er. „Ich werde als Erstes zur Busstation hinübergehen und dann in Mrs. Cahill Nachbarschaft herumfragen. Wenn Sie mich brauchen, können Sie mich übers Handy erreichen.“

„Die Frau, die das Baby ausgesetzt hat – war sie jung oder alt?“, fragte Darcy mit unverhüllter Neugierde.

„Wahrscheinlich jung.“

„Hat Mrs. Cahill eine Beschreibung von ihr abgeben können?“

„Nur eine sehr ungenaue. Es war noch zu dunkel. Aber vielleicht hat jemand die junge Frau gesehen und erkannt. Ich nehme an, dass Sie mit Ihren Freunden darüber reden werden. Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie einen Hinweis bekommen.“

„Das werde ich tun, Mr. Cahill“, versicherte Darcy ihm, und ihre Wangen liefen rot an, während sie sich geschäftig wieder den Akten zuwandte.

„Danke, Darcy. Bis später.“

Jake kehrte jedoch an diesem Freitag nicht mehr in die Polizeistation zurück. Getrieben von dem Wunsch, Megan Kummer zu ersparen, befragte er so viele Leute wie möglich. Doch leider schien niemand etwas gesehen zu haben. Weder die Angestellten des Busbahnhofs noch Megans Nachbarn erinnerten sich daran, eine junge schlanke Frau bekleidet mit Jeans und einer Baseballkappe in den ersten Morgenstunden gesehen zu haben. Weder mit, noch ohne Baby.

Am frühen Abend begann Jake langsam zu resignieren. Er würde noch ein zweites Mal zum Busbahnhof zurückgehen müssen, um eine Frau zu befragen, die ebenfalls in der Nachtschicht von Donnerstag auf Freitag gearbeitet hatte, aber er bezweifelte, dass sie etwas anderes als ihre beiden Kollegen gesehen hatte. Er würde außerdem noch seine Leute in die umliegenden Straßen von Megans Haus schicken, um die Anwohner zu befragen, aber das konnte bis morgen warten. Es war inzwischen fast achtzehn Uhr. Er hatte einen langen Tag hinter sich, und zufällig befand er sich ganz in der Nähe von Megans Haus. Er könnte jetzt gleich zu ihr gehen und ihr sagen, dass die Untersuchungen des Falls bereits im vollen Gange waren.

Er wusste, dass er nicht willkommen war, aber er würde auch nicht lange bleiben. Er würde ihr seine Gesellschaft nicht aufzwingen.

Als er die Treppe zu Megans Veranda hinaufging, hörte er durch die geschlossene Haustür das Schreien des Babys. Sein erster Impuls war es, auf der Stelle umzudrehen und wieder fortzugehen. Das jämmerliche Schreien erinnerte ihn zu sehr an Will. Doch dann riss Jake sich zusammen und drückte auf die Klingel. Megan war den ganzen Tag mit dem Säugling allein gewesen und konnte seine Hilfe vielleicht gut gebrauchen.

Wenig später wurde die Tür geöffnet, und Megan stand mit dem schreienden Baby auf dem Arm vor ihm. Die Erleichterung, die bei seinem Anblick über ihr Gesicht huschte, war groß. Offensichtlich hatte er die richtige Entscheidung getroffen.

„Ein Glück“, sagte sie seufzend und hielt ihm den Säugling entgegen. „Würdest du Matthew bitte einen Moment für mich halten? Ich habe gerade die Dose mit dem Milchpulver fallen lassen, als ich seine Flasche zubereitete. Es ist schwierig, mit ihm auf dem Arm eine neue Dose zu öffnen, und jedes Mal, wenn ich ihn hinlege, beginnt er vor Panik noch lauter zu schreien als jetzt.“

Jake nahm Matthew entgegen und war selbst überrascht, wie selbstverständlich er den Kopf und den Rücken des Babys stützte. Sanft schmiegte er ihn gegen seine Brust, und Matthew, dessen Gesicht vom Schreien rot war, hielt einen Moment lang inne und sah Jake überrascht an. Dann begann er erneut und dieses Mal noch lauter zu schreien. Jake kam sich ziemlich hilflos vor, als er das Haus betrat, mit einem Fuß die Tür hinter sich zumachte und Megan in die Küche folgte.

„Ich bin gleich fertig“, versicherte sie und schaute über die Schulter zu ihm hinüber. Milchpulver lag überall verschüttet, doch Megan kümmerte sich nicht darum, sondern öffnete nur rasch eine neue Dose, gab die abgemessene Menge des Pulvers in die Flasche und goss dann das Wasser dazu, das mittlerweile die richtige Temperatur hatte. „Warum setzt du dich nicht?“, bot sie an. „Ich bin gleich soweit.“

Jake nahm auf einem der Eichenstühle Platz, deren Kissen den gleichen gelben Blumendruck hatten, wie die Vorhänge an den Fenstern. Er versuchte das Baby zu beruhigen, indem er ihm sanft über den Rücken strich, doch Matthew reagierte nicht darauf. Er hatte viel zu großen Hunger und wollte das auch jeden wissen lassen.

„So, mein Kleiner.“ Megan trat neben den Stuhl und hielt die Flasche in der Hand, die sie gerade zubereitet hatte.

Jake drehte sich leicht auf dem Stuhl um und wollte Megan das Baby geben, doch sie schüttelte nur den Kopf.

„Ich will noch rasch das Milchpulver vom Schrank und vom Boden wegwischen“, erklärte sie und stellte die Flasche auf den Tisch. Dann ging sie zur Spüle und nahm ein Schwammtuch. „Du erinnerst dich doch noch daran, wie man einem Baby eine Flasche gibt, oder?“

Nun, da er nicht vergessen hatte, wie man ein Baby hielt, würde er sich bestimmt auch daran erinnern.

Matthew schien gespürt zu haben, dass er endlich seine Flasche bekommen würde, denn er hatte zu weinen aufgehört und gab kleine schmatzende Geräusche von sich.

„Du hast Hunger, nicht wahr?“, fragte Jake lächelnd, als er dem Säugling langsam den Nuckel in den Mund schob. Er erinnerte sich noch daran, wie man die Flasche halten musste, damit das Baby nicht zu viel Luft in den Bauch bekam. Das, was Megan ihm einst bei seinem Sohn gezeigt hatte, wandte er jetzt bei Matthew an. Der Kleine legte beim Trinken sein kleines Händchen auf Jakes große Männerhand, und Jake musste lächeln. Er nahm es als Zeichen, dass es dem Kleinen auf seinem Arm gefiel, und es fühlte sich ungeheuer gut an.

„Danke, Jake.“ Megan sah lächelnd zu ihm hinüber, als sie zum dritten Mal zur Spüle ging, um das Milchpulver aus dem Schwammtuch auszuwaschen. „Du bist genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Ich war nahe dran, die Nerven zu verlieren. Ich hatte vergessen, wie anstrengend es sein kann, allein für ein Baby zu sorgen.“

„Gern geschehen. Ich freue mich, dass ich dir helfen konnte“, versicherte Jake ihr.

„Eigentlich lief alles ganz gut, aber dann ist diese Dose heruntergefallen und …“

Megan sprach den Satz nicht zu Ende, sondern wrang ein letztes Mal das Schwammtuch aus und bückte sich, um den Rest Milchpulver vom Boden aufzuwischen.

Jake war der entschuldigende Unterton in ihrer Stimme nicht entgangen und schaute fragend zu ihr hinüber. Hatte sie etwa Zweifel an ihrer Fähigkeit, ein Baby allein versorgen zu können? Das überraschte ihn, schließlich war sie mit Will oft allein gewesen und immer bestens zurechtgekommen.

„Ich bin sicher, dass du alles im Griff hast“, versuchte er, sie zu beruhigen.

„Nun, ich aber nicht“, murmelte sie, während sie sich erhob, um das Schwammtuch endgültig auszuwaschen.

„Aber du bist Will immer eine großartige Mutter gewesen, wenn ich nicht da war“, widersprach er. Leider war ihm zu spät aufgefallen, dass er jetzt eine Tür zur Vergangenheit geöffnet hatte, die sie lieber geschlossen gesehen hätte.

Aber diesen Gefallen hatte er ihr bereits ein ganzes Jahr lang getan. War denn über die Vergangenheit, über Will zu reden, nicht besser, als dieses schreckliche Schweigen? Er konnte nicht länger so tun, als ob nichts passiert wäre.

Megan wandte ihm langsam den Kopf zu, und er sah, wie ihre Augen vor unterdrückter Wut funkelten.

„Ich habe immer versucht mein Bestes zu geben, schließlich hatte ich keine andere Wahl. Aber trotzdem ist nicht immer alles so glatt gelaufen, wie du denkst.“

„Du hast aber nie etwas gesagt“, protestierte er, da er sich angegriffen fühlte.

Sie hatte nie erwähnt, dass sie Schwierigkeiten mit ihrer Rolle als Mutter gehabt hatte. Woher hätte er das wissen sollen?

„Was hätte ich dir sagen sollen, Jake? Bitte fahr nicht zu diesem wichtigen Auftrag, der dich wieder wochenlang von zu Hause fernhalten wird. Bleibe bei mir, und hilf mir, für Will zu sorgen? Wärest du jemals auf die Idee gekommen, dich sechs Monate vom FBI Büro freistellen zu lassen? Sei ehrlich, Jake. Hättest du das getan?“ Sie wandte ihm den Rücken zu und legte das Tuch in die Spüle. „Nein, das hättest du nicht getan. Und deswegen habe ich erst gar nicht gefragt.“

Sie hatte natürlich recht. Er war so damit beschäftigt gewesen, die Karriereleiter hinaufzuklettern, dass er auf keinen Fall so lange Urlaub gemacht hätte. Aber wenn er gewusst hätte, was damals in ihr vorgegangen war, hätten sie vielleicht einen Kompromiss finden können. Wenn er auch nur geahnt hätte, wie schwer es für sie gewesen war, die vielen Tage und Nächte allein für das Baby zu sorgen, wäre er vielleicht öfters nach Hause gekommen. Oder machte er sich jetzt nur etwas vor?

„Ich weiß nicht, was ich getan hätte“, antwortete er ehrlich. „Ich kann nur sagen, ich wünschte, dass ich es getan hätte. Ich meine, ich bereue jetzt, dass ich nicht viel öfters bei dir und Will war.“

Er schaute auf Matthew und dachte an all die Abende, an denen er seinem Sohn hätte die Flasche geben können, während Megan in der Küche beschäftigt gewesen wäre. „Ich habe durch meine Abwesenheit sehr viel versäumt.“

„So ist das im Leben. Hinterher weiß man immer alles besser“, erwiderte Megan kühl.

Oh ja, dachte Jake bitter, hinterher weiß man alles besser. Hätte er damals auch nur geahnt, was die Zukunft ihm bringen würde, hätte er niemals seine Arbeit vor seine Frau und sein Kind gestellt. Er hatte damals angenommen, dass sie immer für ihn da sein würden. Er hatte nie darüber nachgedacht, wie schnell ihm seine Familie genommen werden könnte, bis dann das Schlimmste eingetreten war.

„Ich habe so viele Fehler gemacht“, gab er reumütig zu.

„Das haben wir beide“, erwiderte Megan schroff. „Aber es hat keinen Sinn, immer wieder darüber nachzudenken. Was geschehen ist, ist geschehen. Es gibt kein Zurück mehr.“

Das wusste Jake auch. Er verstand nur nicht, warum sie nicht zusammen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und wieder ein Paar werden konnten.

Das hätte er Megan auch gern gesagt, aber als er ihren Gesichtsausdruck sah, hielt er lieber den Mund. Er wusste nur allzu gut, dass sie im Moment für keines seiner Argumente zugänglich war.

Außerdem hatte sie ihm in den letzten Minuten bereits mehr Zugeständnisse gemacht als in den vergangenen zwölf Monaten. Ja, sie hatte ihm tatsächlich zugehört. Er wollte sie nicht wieder von sich stoßen, indem er sie zu sehr bedrängte.

Jake sah wieder auf das Baby in seinem Arm und bemerkte, dass Matthew die Augen fast zugefallen waren. Schläfrig trank er noch den Rest seiner Milch aus, dann rutschte ihm der Sauger aus dem Mund.

„Bist du jetzt satt, kleiner Kerl?“, fragte er liebevoll, als er die leere Flasche auf den Tisch stellte.

„Ich kann ihn jetzt nehmen“, bot Megan an und legte eine saubere Stoffwindel über ihre Schulter, während sie zu Jake hinüberkam.

So sehr Jake vorher gezögert hatte, dem Kleinen die Flasche zu geben, so ungern gab er ihn jetzt her.

„Er kann auch bei mir sein Bäuerchen machen“, schlug er vor und lächelte unsicher. „Ich weiß noch, wie man das macht.“

„Gut.“ Megan reichte ihm die Stoffwindel und berührte dabei leicht Jakes Hand. Als ob sie sich verbrannte hatte, zog sie die Hand rasch wieder zurück und lief zum Kühlschrank hinüber. „Hast du Hunger?“, fragte sie und machte die Tür auf. „Ich könnte dir ein Sandwich machen.“

Jake sah sie überrascht an. Hatte er sie richtig verstanden? Da sie mit dem Rücken zu ihm stand, konnte er ihren Gesichtsausdruck nicht sehen. Aber ihr Tonfall war freundlich gewesen, und das genügte ihm. Es war eine Chance, die er nicht vergeben wollte.

„Hört sich gut an“, erklärte er. „Ich habe das Mittagessen heute ausfallen lassen.“

„Wäre ein Sandwich mit Schinken und Käse in Ordnung?“

„Klar.“

Sie holte Käse und Schinken aus dem Kühlschrank und stellte dann Brot, ein Glas Senf sowie zwei Teller dazu.

„Hast du schon etwas über Matthews Mutter herausgefunden?“, erkundigte sie sich, während sie Senf auf zwei Brotscheiben strich.

Offensichtlich wollte sie das Thema wechseln, und Jake war das nur angenehm.

„Noch nicht“, erwiderte er. „Ich habe bisher zwei der Angestellten am Busbahnhof befragt und auch den Besitzer eines kleinen Geschäftes, das in der Nähe der Haltestellen liegt. Ich bin auch in deiner Straße von Haustür zu Haustür gegangen, aber bisher hatte ich kein Glück. Niemand scheint eine junge Frau gesehen zu haben, die zu unserer Beschreibung passt. Weder mit noch ohne Baby. Allerdings haben dich mindestens sechs Leute heute früh mit Matthew gesehen.“

„Klar, wie könnte es auch anders sein“, bemerkte Megan trocken und verzog das Gesicht zu einem leichten Lächeln.

Jake freute sich, dass Megan sich ihm ein wenig öffnete, und lächelte ebenfalls.

„Ich muss noch mit einer Angestellten der Nachtschicht sprechen, und meine Leute werden noch in anderen Straßen von Haus zu Haus gehen. Ich denke an einen Radius von drei Meilen. Bis jetzt sind wir also noch nicht sehr weit gekommen.“

Megan nickte nur, aber es war deutlich, wie erleichtert sie wirkte, als sie die Teller mit den Sandwichs auf den Tisch stellte. „Was möchtest du trinken. Ich habe Eistee, Cola und Saft“, bot sie ihm an.

„Eistee, bitte.“

Jake fuhr fort, sanft auf Matthews Rücken zu klopfen, obwohl das Baby gerade ein zufriedenstellendes Bäuerchen gemacht hatte. Megan reagierte so, wie er es erwartet hatte, und genau das machte ihm Sorgen. Sie hatte ihn darum gebeten, Matthews Mutter zu finden, aber er hatte das Gefühl, dass sie tief in ihrem Herzen hoffte, es würde ihm nie gelingen.

„Sieht so aus, als ob er eingeschlafen ist“, stellte Megan fest, als sie mit zwei Gläsern Eistee zum Tisch zurückkehrte. „Es ist wohl besser, wenn ich ihn ins Bett lege.“

Sie streckte die Arme aus, doch Jake hatte noch keine Lust, das Baby herzugeben. Matthew in den Armen zu halten hatte Erinnerungen geweckt, und zwar nicht nur traurige, sondern auch sehr viele glückliche. Bisher hatte er es vermieden, länger als notwendig in der Vergangenheit zu verweilen. Es war einfach zu schmerzhaft gewesen. Doch dem Baby hier in Megans Küche die Flasche zu geben hatte ihm ein Gefühl des Friedens und der Zufriedenheit vermittelt, wie er es seit Langem nicht mehr empfunden hatte. Und dieses Gefühl wollte er so lange wie möglich auskosten.

„Ich werde ihn ins Bettchen legen“, erklärte er und erhob sich. „Zeig mir nur den Weg.“

Megan zögerte und runzelte leicht die Stirn, während sie seinem Blick auswich. Dann zuckte sie die Schultern und drehte sich abrupt um.

„Wenn du darauf bestehst“, bemerkte sie kurz und lief aus der Küche hinaus.

Jake runzelte die Stirn, als er ihr folgte. Ihr kühler Tonfall ärgerte ihn. Zwei Schritte vor und einen zurück, dachte er. Nicht gerade der Fortschritt, den er sich wünschte, aber immer noch besser, als gar nicht von der Stelle zu kommen.

Obwohl er sich beeilen musste, um mit Megan Schritt halten zu können, gelang es ihm doch, sich in dem Wohnzimmer umzuschauen, das sie jetzt durchquerten. Zu seiner Überraschung war es ziemlich sparsam und unpersönlich eingerichtet. Zwar zeigte sich Megans guter Geschmack in der komfortabel aussehenden Couch und den Sesseln, den hübschen Beistelltischen und dem Stereoschrank, in dem sich ein Fernseher und eine Stereoanlage befand, aber nirgendwo war ein Foto, ein Bild oder auch nur eine Pflanze zu sehen.

Niemand würde annehmen, dass Megan bereits seit zwei Jahren in diesem Haus lebte, und das stimmte ihn irgendwie traurig. Megan hatte damals ihr gemeinsames Haus mit ausgewählten Farben, Bildern, persönlichen Gegenständen und üppigen Pflanzen in ein gemütliches Heim verwandelt. All das fehlte hier. Dies mochte der Platz sein, an dem sie lebte. Doch sie hatte es sich nicht erlaubt, daraus ein wirkliches Zuhause zu machen.

„Das Kinderzimmer ist hier“, erklärte sie, als sie den ersten Stock erreicht hatten, und wies auf eine offene Tür zur Linken.

Er betrat das Zimmer und sah, dass sich an einer Wand ein Kinderbett befand. Laken, Kissen und Oberbett waren mit hübscher hellblauer Bettwäsche bezogen. Am Fußende lag zusammengefaltet eine blaue flauschige Kinderdecke. Auf der anderen Seite befanden sich ein Wickeltisch und eine Kommode.

„Müssen wir ihm die Windeln wechseln?“, fragte Jake und blieb mitten im Raum stehen.

„Ich glaube nicht, er hat eine frische Windel bekommen, kurz bevor du gekommen bist“, sagte Megan, während sie auf das Bett zuging und die Decke zurückschlug.

Matthew ging ebenfalls zu dem Bettchen hinüber, nahm das schlafende Kind vorsichtig von seiner Schulter und legte es sanft in die Kissen. Matthews Augenwimpern flatterten leicht, aber er wachte nicht auf. Mit einem leisen Seufzer steckte er seinen winzigen Daumen in den rosigen Mund und saugte zufrieden daran.

„Braucht er einen Schnuller?“, fragte Jake und lächelte Megan an.

„Nein, er scheint den Daumen vorzuziehen.“ Sie erwiderte sein Lächeln, und in ihre Augen trat ein liebevoller Ausdruck. Offensichtlich erinnerte sie sich daran, dass auch Will den Daumen dem Schnuller vorgezogen hatte.

Dieses Mal wich sie nicht wie sonst seinem Blick aus, sondern sah ihn unverwandt an. Und dann trat in ihre schönen grauen Augen plötzlich eine Sehnsucht, die ihn zutiefst berührte. So sehr berührte, dass er spontan ihre Schultern umfasste, sie an sich zog und sie küsste.

Sie reagierte einen Moment lang angespannt, doch dann übergab sie sich mit einem leisen Seufzer seinem Kuss. Und zum ersten Mal seit langer Zeit schöpfte Jake wieder Hoffnung.

4. KAPITEL

Hör auf, befahl Megan sich. Hör auf, dich wie eine liebeshungrige Närrin zu benehmen. Verflixt noch mal, hör endlich auf, Jake zu küssen.

Aber es fühlt sich so gut an, hörte sie eine andere Stimme in ihrem Inneren sagen. Er ist so warm, so vertraut, so …

Jake strich jetzt mit den Händen über ihre Hüften zu ihrem Po und presste sie so fest an sich, als ob er ihr einen Beweis liefern wollte, wie sehr er sie begehrte. Und einen eindeutigeren Beweis gab es nicht.

Megan schrak zusammen und rückte hastig von ihm ab. Schwer atmend trat sie noch einen Schritt von ihm zurück und vermied es, ihn anzuschauen.

Was war nur über sie gekommen? Und über Jake? Wie konnte er es wagen, ihren emotionalen Aufruhr auszunutzen?

„Es ist besser, wenn du jetzt gehst“, stieß sie hervor und gab sich keine Mühe, ihren Ärger zu verbergen.

„Megan, bitte“, murmelte er und wollte ihr über die Wange streichen. „Ich wollte doch nur …“

Wütend stieß sie seine Hand weg. „Es ist mir egal, was du wolltest, obwohl es ziemlich offensichtlich war.“ Sie wandte sich ab. „Geh jetzt, Jake. Bitte, geh jetzt“, fügte sie brüsk hinzu.

Autor

Marie Ferrarella

Marie Ferrarella zählt zu produktivsten US-amerikanischen Schriftstellerinnen, ihren ersten Roman veröffentlichte sie im Jahr 1981. Bisher hat sie bereits 300 Liebesromane verfasst, viele davon wurden in sieben Sprachen übersetzt. Auch unter den Pseudonymen Marie Nicole, Marie Charles sowie Marie Michael erschienen Werke von Marie Ferrarella. Zu den zahlreichen Preisen, die...

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