Brenda Jackson Edition Band 16

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ACHTUNG – DIESE FRAU IST GEFÄHRLICH von BRENDA JACKSON

So sehr liebte Virgil Bougard ihre Kurven, die ungezügelte Lust, wenn Kara in seinen Armen lag … Doch die brünette Schönheit enttäuschte ihn maßlos: Sie verließ den Millionär ohne Grund! Jetzt will Kara ihn zurück in ihr Bett ziehen – kann Virgil der Verlockung widerstehen?

SINNLICHE VERFÜHRUNG IN ROM von BRENDA JACKSON

Bei dieser tiefen Stimme wünscht Celine sich, er würde ihr Sinnliches zuflüstern – Star-Juwelier Zion Blackstone ist umwerfend attraktiv! Noch ahnt sie nicht, dass er nicht nur ein Schmuckstück für sie entwerfen, sondern schon bald ihr Lebensretter sein wird. Und ihr Verführer …

FÜR EINE ZWEITE HEISSE NACHT … von BRENDA JACKSON

Journalistin Ainsley tut etwas für sie Ungewöhnliches: Sie lässt sich auf einen One-Night-Stand mit einem Fremden ein. Kurz darauf sucht sie für eine Reportage einen berühmten Forscher auf ... und muss feststellen, dass er der attraktive Liebhaber ist, den sie nicht vergessen kann!


  • Erscheinungstag 28.06.2025
  • Bandnummer 16
  • ISBN / Artikelnummer 8204250016
  • Seitenanzahl 384

Leseprobe

Brenda Jackson

BRENDA JACKSON EDITION BAND 16

Brenda Jackson

PROLOG

Kara Goshay wusste, dass es sich nicht länger aufschieben ließ. Heute Abend war sie nur wegen Virgil Bougard hier. Sie schuldete ihm eine Erklärung, und die würde er jetzt bekommen, auch wenn er ihr den ganzen Abend nur kalte, böse Blicke zugeworfen hatte.

Ihr war klar, dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Vier Jahre lag ihre Beziehung mittlerweile zurück. Damals hatte sie ihm vorgeworfen, etwas getan zu haben, und jetzt wusste sie, dass diese Anschuldigung falsch gewesen war. Sie war mutig genug, um einen Fehler zuzugeben, und in diesem Fall war es ein riesengroßer gewesen.

Sie atmete tief durch und betrachtete ihn. Er unterhielt sich mit fünf anderen Männern. Sie nannten sich Patenbrüder. Kara kannte sie alle. Virgil hatte ihr die Geschichte der sechs Männer erzählt, die vor fast vierzig Jahren auf dem College eng befreundet gewesen waren und sich am Abschlusstag geschworen hatten, miteinander in Kontakt zu bleiben. Sobald einer von ihnen Vater wurde, sollten alle übrigen fünf Männer Patenonkel des Kindes werden, und die erstgeborenen Söhne sollten Namen mit den Anfangsbuchstaben von U bis Z bekommen.

So waren Uriel Lassiter, Virgil Bougard, Winston Coltrane, Xavier Kane, York Ellis und Zion Blackstone zu ihren Namen gekommen.

Kara betrachtete die sechs gut aussehenden Patenbrüder und dachte an ihr allererstes Treffen mit Virgil zurück.

Bei einem feierlichen Wohltätigkeitsevent hatte er den Saal betreten. Kara hatte gedacht, er sei einem Cover von GQ entsprungen. Bestimmt hatte sich in diesem Moment jede Frau im Saal gefragt, ob ein Mann überhaupt so gut aussehen durfte.

Später am Abend hatte er sie zum Tanzen aufgefordert, und Kara hatte festgestellt, dass er aus der Nähe betrachtet noch besser aussah. Er war mehr als eins neunzig groß, und bei seinem schwarzen Haar, den braunen Augen und dem muskulösen Körper würde sicher jede Frau schwach. Virgil Bougard war der Inbegriff von Männlichkeit.

Kara wartete auf einen geeigneten Moment, um auf Virgil zuzugehen. Wieder fing sie einen seiner bösen Blicke auf, dann lächelte er über eine Bemerkung einer seiner Patenbrüder. Diese Männer waren alle eng mit Virgil befreundet und wussten, was Kara ihm damals vorgeworfen hatte. Dennoch hatten sie sich ihr gegenüber immer freundlich und höflich verhalten, wenn es zu Begegnungen gekommen war.

Heute Abend hatte Virgil sie schon bei seiner Ankunft auf der Party eiskalt angesehen. Wenn Blicke töten könnten, würde Kara bereits leblos auf dem Boden liegen.

Sie nahm all ihren Mut zusammen, stellte ihr Glas Wein auf dem Tablett eines Kellners ab, straffte die Schultern und ging quer durch den Saal auf Virgil zu. Hoffentlich war er bereit, unter vier Augen mit ihr zu sprechen, obwohl er scheinbar nur noch Verachtung für sie übrig hatte.

Wie von einem inneren Radar geleitet, drehte Virgil den Kopf in ihre Richtung. Er sah sie so feindselig an, dass Kara die Knie weich wurden. Sie schaffte es nur weiterzugehen, weil sie sich sagte, dass all sein Zorn auf sie gerechtfertigt war.

Auch zwei seiner Patenbrüder bemerkten, dass Kara sich näherte. Sie sah, wie Xavier kaum merklich den Kopf schüttelte, als sei es keine gute Idee von ihr, Virgil heute anzusprechen. Uriel wirkte eher neugierig, als fragte er sich, woher sie den Mut nahm, sich Virgil auf weniger als drei Metern zu nähern, obwohl er so nachtragend sein konnte.

Diese fünf Männer kannten Virgil lange und gut genug, um zu wissen, dass er nichts verzieh.

Als sie die Gruppe erreichte, sahen sie alle sechs Männer eindringlich an. „Hallo, Jungs. Freut mich, euch zu sehen.“

Es überraschte sie nicht, dass Uriel als Erster antwortete. „Kara, freut mich auch, dich zu sehen.“

„Wenn ich es richtig mitbekommen habe, seid ihr inzwischen unter der Haube, Uriel, Winston, Xavier und York. Herzlichen Glückwunsch!“ Während der Feier hatte sie alle vier Männer mit ihren Ehefrauen gesehen und bemerkt, wie schön diese Frauen waren.

Die vier Männer bedankten sich gleichzeitig.

Dann wandte Kara sich an Zion. „Und dir gratuliere ich zu deinem Erfolg, Zion. Deine Schmuckstücke sind wahre Kunstwerke.“

Zion, der Jüngste aus der Gruppe, war als Juwelier weltberühmt geworden, seit bekannt geworden war, dass sich die First Lady von ihm ihren Schmuck gestalten ließ.

„Danke, Kara.“

Nur Virgil blickte sie so abfällig an, dass sie die Kälte bis in ihr Innerstes zu spüren glaubte.

„Hallo, Virgil.“ Sie atmete tief durch. „Kann ich einen Moment allein mit dir sprechen?“

„Wir haben uns nichts zu sagen.“

Am liebsten wäre Kara weggelaufen, doch sie hob den Kopf und lächelte bedauernd. „Mir ist klar, wieso du nicht mit mir allein sein willst, Virgil. Bei mir hast du dich noch nie beherrschen können.“

Er zog die Brauen zusammen, als er merkte, dass andere Partygäste neugierig zu ihnen hinübersahen. Anscheinend hatten diese Leute immer noch nicht vergessen, was für ein heißes Paar er und Kara damals gewesen waren. Schließlich nickte er. „Du willst ungestört mit mir reden, Kara? Dann geh voraus.“

Für Kara klang es fast drohend. Als würde sie es noch bereuen, ihn darum gebeten zu haben.

Virgil folgte Kara in einen Flur, von dem mehrere kleinere Besprechungsräume abgingen. Sie konnte sich glücklich schätzen, dass er ihr nicht vor allen Gästen gesagt hatte, was er von ihr und ihrer Bemerkung hielt. Lediglich die warnenden Blicke seiner Patenbrüder hatten ihn davon abgehalten. Kara Goshay bedeutete ihm nichts mehr. Auch wenn sie das vielleicht anders sah: Sie war die letzte Frau, bei der er sich beherrschen musste, wenn er allein mit ihr war. „Ich gehe keinen Schritt weiter, Kara, also sag mir endlich, was du unbedingt loswerden willst.“

Sie wandte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen.

Schon bei seinem ersten Treffen mit Kara hatte Virgil genau dasselbe gedacht wie jetzt: Sie besaß die schönsten Augen, die er jemals gesehen hatte. Der silbergraue Farbton wurde durch ihre dunkle Haut noch betont.

Doch die Augen waren nicht das Einzige, was ihm an jenem Abend an ihr aufgefallen war. Von Kopf bis Fuß sah Kara einfach hinreißend aus.

Sein Blick wanderte von ihren Stilettos langsam an den wohlgeformten Beinen hinauf zur schmalen Taille und den perfekten Brüsten bis zu ihren braunen Locken, die ihr bis auf die Schultern reichten und das wunderschöne Gesicht umrahmten.

In dem pfirsichfarbenen engen Kleid sah sie aus wie eine Göttin. Virgil konnte gar nicht anders als ihre sinnlichen Kurven zu betrachten.

Verärgert über sich selbst atmete er tief durch. Wie konnte er sie immer noch so unvergleichlich anziehend und begehrenswert finden nach allem, was sie ihm angetan hatte? Er zog die Brauen zusammen. „Du hast eine Minute.“

Sie holte tief Luft, wodurch ihre Brüste sich unter dem engen Kleid noch deutlicher abzeichneten.

Wie sehr er diese Brüste geliebt hatte! Schnell verdrängte er den Gedanken und fragte sich stirnrunzelnd, wieso ihm das ausgerechnet jetzt durch den Kopf ging.

„Also schön.“ Mit leiser Stimme riss sie ihn aus seinen Gedanken. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Virgil. Vor ein paar Tagen habe ich herausgefunden, dass Marti mich damals über dich angelogen hat.“

„Du hast vier Jahre gebraucht, um herauszufinden, was für eine Lügnerin deine Schwester ist? Ehrlich, Kara, es ist mir absolut egal, was du mittlerweile weißt oder auch nicht.“

„Nimmst du meine Entschuldigung an?“

„Nein. Wieso sollte ich? Ich habe versucht, dich von meiner Unschuld zu überzeugen, aber du hast nur auf die Lügen deiner Schwester gehört. Jetzt kennst du die Wahrheit, und ich soll dir verzeihen, obwohl du alles weggeworfen hast, was zwischen uns war?“

„Ich hatte doch keine Ahnung, dass Marti mir ganz bewusst Lügen über dich erzählt.“

„Du hättest mir genug vertrauen sollen und mir glauben, dass ich dich nicht betrüge. Ohne Vertrauen ist Liebe nichts wert. Du hast mir gezeigt, dass dir das, was uns verbunden hat, nichts bedeutet hat.“ Er sah auf seine Uhr. „Und jetzt entschuldige mich bitte, deine Zeit ist um.“

Ohne Kara die Gelegenheit zu einer Erwiderung zu geben, wandte er sich um und kehrte in den Ballsaal zurück.

1. KAPITEL

Sechs Monate später

„Wie war die Hochzeit?“

Virgil blickte hoch, als sein Vater Matthew Bougard das Büro betrat, und fragte sich, wieso sein Vater schon zurück in Charlotte war. „Es war eine schöne Hochzeit, allerdings fällt es mir schwer zu glauben, dass noch ein Steele geheiratet hat. Damit hat Tyson uns alle überrascht.“

Leise lachend setzte Matthew sich auf den Stuhl vor Virgils Schreibtisch. „Das kann ich mir vorstellen. Aber hast du ernsthaft geglaubt, die Steeles würden ewig Junggesellen bleiben? Sieh dir doch deine Patenbrüder an.“

Er runzelte die Stirn. „Das lasse ich lieber.“ Sonst würde er daran denken müssen, wie seine fünf Patenbrüder und er vor fast vier Jahren den „Guarded Hearts Club“ gegründet hatten, kurz nach seiner Trennung von Kara. Damals hatten alle sechs Patenbrüder riesige Frauenprobleme gehabt und sich gegenseitig geschworen, für alle Zeit Singles zu bleiben.

Inzwischen waren von ihnen nur noch Zion und Virgil ledig, und die beiden hielten den Club eisern am Leben.

„Tja, ich bin jedenfalls stolz auf meine vier Patensöhne, die die richtige Entscheidung getroffen haben. Sieh dir doch deine Mom und mich an, Virgil. Wir sind jetzt fast vierzig Jahre glücklich miteinander verheiratet.“

Hoffentlich kam jetzt kein Vortrag über Liebe, Glück und Ehe! Für seinen Vater war Virgils Mom eine Königin, und sie bezeichnete Matthew als ihren König. Virgil wusste, obwohl er lieber nicht darüber nachdachte, dass die beiden immer noch ein sehr aktives Sexleben führten. Erst letzten Sommer war er davon unfreiwilliger Zeuge geworden, als er sie in ihrem Urlaub hatte überraschen wollen. Statt einer Überraschung für seine Eltern war es ein Schock für ihn gewesen, als er den Raum betreten hatte, in dem seine Eltern wie hormongesteuerte Teenager übereinander hergefallen waren.

Matthew und Rhona kannten sich seit der gemeinsamen Collegezeit in Atlanta, hatten nach dem Studium geheiratet und sich in Charlotte in North Carolina niedergelassen.

Nur für den Fall, dass sein Dad doch eine lange Rede schwingen wollte, fragte Virgil schnell: „Dad, was führt dich nach Charlotte?“

Sein Vater war noch Geschäftsführer von „Bougard Enterprises“, kam jedoch nicht mehr häufig ins Büro und überließ Virgil die meisten Entscheidungen. Doch er war über alle Vorgänge in der Firma informiert, die er direkt nach dem College gegründet und zu einer der größten Vermögensverwaltungen des Bundesstaats vergrößert hatte.

Einen Moment schwieg sein Vater, bevor er antwortete: „Ich spiele mit dem Gedanken, mich zur Ruhe zu setzen, Virgil. Leigh hat uns am Freitag eröffnet, dass Chad und sie ein Baby erwarten.“ Er lächelte stolz. „Deine Mom und ich werden Großeltern.“

Auch Virgil musste lächeln. Seine jüngere Schwester hatte ihren Jugendfreund geheiratet, kurz, nachdem beide ihr Medizinstudium beendet hatten. Letztes Jahr hatten Leigh und Chad eine eigene Spezialklinik in Houston eröffnet, die sehr erfolgreich lief. „Ich muss Leigh und Chad unbedingt anrufen und ihnen gratulieren. Auch dir und Mom meine Glückwünsche.“

„Danke. Ich möchte von nun an mehr Zeit in Houston verbringen. Und deiner Mutter habe ich versprochen, öfter mit ihr zu verreisen. Die Kreuzfahrt durchs Mittelmeer letztes Jahr hat ihr sehr gefallen.“ Nachdenklich lehnte sich sein Vater zurück und musterte ihn.

Virgil merkte, dass ihm noch mehr auf der Zunge lag.

„Meine Entscheidung, mich zur Ruhe zu setzen, hängt von dir ab, Virgil.“ Sein Vater beugte sich vor. „Du hast einen gewissen Ruf.“

Er konnte sich denken, worauf sein Vater anspielte, doch sein Ruf als Frauenheld störte ihn nicht. Als ungebundener Single konnte er tun, was er wollte und mit wem er es wollte. „Ich bin fünfunddreißig und ledig, Dad. Warum soll ich keinen Spaß mit Frauen haben, wenn ich es will?“

„Die Eskapade mit Whitney Hilton haben viele noch im Kopf. Und Marv Hilton wird es nie vergessen.“

Virgil seufzte. Würde ihn dieser Skandal ewig verfolgen? Marv Hilton war einer ihrer größten Kunden gewesen, als er seine fünfundzwanzigjährige Tochter Whitney auf eine Geschäftsreise nach Hawaii mitgenommen hatte, wo er sich mit Bougard Enterprises getroffen hatte. „Das ist zwei Jahre her, Dad. Sie ist zu mir ins Hotelzimmer gekommen, nicht umgekehrt.“

„Für Marv spielt das keine Rolle. Du hast mit seiner Tochter geschlafen.“

Wie könnte Virgil das je vergessen? Marv Hilton hatte vor Wut seine Konten bei Bougard Enterprises aufgelöst.

Als Virgil damals aus der Dusche gekommen war und Whitney nackt auf seinem Bett vorgefunden hatte, hätte er sie einfach aus dem Zimmer werfen sollen. Aber dazu war er nicht in der Lage gewesen, als sie vor ihm auf die Knie gegangen war und ihm diesen verdammt heißen Blowjob gegeben hatte. Ihr Vater hatte davon erfahren, und Virgil vermutete, dass Whitney es ihm selbst gesagt hatte. Sie wollte sich damit an ihm dafür rächen, dass er sie zu einer Verlobung mit einem alten, reichen Ölbaron aus Texas gedrängt hatte.

„Marv Hilton ist immer noch auf Rache aus, zumal der Verlobte seiner Tochter die Hochzeit abgeblasen hat. Dafür gibt Marv dir die Schuld. Er schwört, seine Tochter sei damals noch Jungfrau gewesen und habe sich für die Ehe aufsparen wollen. Aber das weißt du sicher besser.“

Allerdings. Virgil erinnerte sich lebhaft, wie Whitney ihm in jener Nacht von ihrem bewegten Sexleben erzählt hatte. Das einzig Wichtige war ihr gewesen, keinen Mann heiraten zu müssen, der alt genug war, um ihr Vater sein zu können.

„Während meiner Abwesenheit hast du die Firma ausgezeichnet geleitet, Virgil, aber wir müssen dein Image aufpolieren. Besonders, wenn wir mit Paul Wyman ins Geschäft kommen wollen. Er hat von Hilton über dich gehört und macht sich Sorgen um seine drei Töchter. Mit deinem Image schadest du unserer Firma. Hilton behauptet, du hättest seine Tochter verführt, da müssen wir proaktive Schritte einleiten.“

Virgil blickte hinaus ins Zentrum von Charlotte, das in der brütenden Augusthitze wie gelähmt wirkte. Er drehte sich um. „Also schön, was schlägst du vor?“

„Wir brauchen einen guten PR-Berater, um dein Image aufzubessern.“

Dass ausgerechnet Marv Hilton ihnen schaden wollte, war umso ärgerlicher, weil Marv sich in Kreisen bewegte, die ausnahmslos aus potenziellen Kunden von Bougard Enterprises bestanden. „Okay, wenn du eine PR-Agentur engagieren willst, dann lass uns das tun.“

„In den vergangenen Wochen habe ich bereits ein paar Agenturen unter die Lupe genommen, und den besten Ruf hat ‚Goshay PR and Image Consultants‘.“

„Kommt nicht infrage. Du weißt genau, dass diese Agentur Kara gehört.“ Wutentbrannt sprang Virgil auf. „Wieso in aller Welt willst du sie engagieren?“

„Kara ist die Beste in ihrer Branche. Wer das Image von Senator Jack Payne nach all den Frauengeschichten wieder soweit aufpolieren kann, dass die Leute ihn wiederwählen, kann auch deinen Ruf spielend leicht wiederherstellen.“ Durchdringend sah Matthew seinen Sohn an. „Worüber regst du dich auf? Hast du dich etwa vier Jahre lang selbst belogen? Bedeutet Kara dir noch etwas?“

„Nein! Sie bedeutet mir nichts.“ Er hatte lange gebraucht, um an diesen Punkt zu kommen, und eine Zeit lang hatte er befürchtet, er könne Kara niemals aus seinem Herzen verbannen. „Ich will sie nur nicht in meiner Nähe haben.“

„Du bist wütend auf sie, weil sie dir nicht genug vertraut hat. Leider ist Marv Hilton auch wütend, und genau deshalb benötigen wir Karas Dienste.“

Virgil atmete tief durch. Seine Eltern wussten, dass Kara die einzige Frau war, die er je geliebt hatte. Was sie nicht wussten, war, dass er ihr in genau der Woche einen Antrag hatte machen wollen, als er sich von ihr diese Vorwürfe hatte anhören müssen.

„Wenn du glaubst, dass du noch etwas für sie empfindest …“

„Das tue ich allerdings“, erwiderte er entnervt. „Ich verabscheue sie, und mir ist schleierhaft, wie ich mit ihr zusammenarbeiten soll.“

„Du hättest Whitney Hilton an jenem Abend einfach aus deinem Zimmer schicken können. Aber das hast du nicht getan, und die Konsequenzen trägt jetzt die Firma. Ich würde gerne mehr Zeit mit deiner Mutter und meinem zukünftigen Enkelkind verbringen, aber wenn es sein muss, bleibe ich weiter hier.“

Das wollte Virgil auf keinen Fall. Er liebte seinen Vater und schätzte seine Erfahrung. Doch er hatte sich daran gewöhnt, eigene Entscheidungen zu treffen und wollte die Firma ohne seinen Vater leiten. „Du hast gewonnen, Dad. Engagiere Karas Firma.“

Matthew stand auf. „Hier geht es nicht ums Gewinnen, Virgil, sondern um die richtigen Schritte, damit Bougard Enterprises noch lange Zeit besteht. Ich werde meine Assistentin bitten, einen Termin mit Kara zu vereinbaren, damit wir unser Vorhaben mit ihr besprechen können.“

Virgil atmete tief ein. Er musste sich Kara stellen, auch wenn es ihn den letzten Nerv kosten würde.

Fassungslos legte Kara das Telefon weg. Ausgerechnet Matthew Bougard wollte sich morgen mit ihr treffen, um ihr einen Auftrag zu erteilen! Was konnte Bougard Enterprises von ihr wollen? Zugegeben, ihre Firma hatte einen ausgezeichneten Ruf, aber Matthew Bougard musste doch wissen, wie angespannt ihre Beziehung zu Virgil war. Würde Virgil auch an dem Meeting teilnehmen?

Kopfschüttelnd warf sie eine Büroklammer auf den Schreibtisch. Natürlich würde er da sein. Bis in alle Ewigkeit würde sie es bereuen, dass sie damals Martis Lügen Glauben geschenkt hatte. Seit sie die Wahrheit kannte, hatte sie mit ihrer Schwester kein Wort mehr gewechselt. Sie liebte Marti, aber sie konnte den Tag nicht vergessen, an dem sie früher als erwartet von einer Geschäftsreise zurückgekehrt war. Sie hatte das Büro ihrer Schwester betreten, um sie zum Lunch einzuladen, und gehört, wie Marti jemandem am Telefon davon erzählte, wie sie Kara belogen hatte.

Marti hatte damals behauptet, sie habe Virgil bei einem romantischen Dinner mit einer anderen Frau gesehen. Anschließend sei er mit der Frau in einem Hotel verschwunden.

Als Kara sie zur Rede gestellt hatte, hatte Marti die Lüge zugegeben. Sie habe es nur Kara zuliebe getan, weil es ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen sei, bis Virgil sie verletzt hätte.

Diese Ausrede hatte Kara nicht akzeptieren können.

Das Summen ihres Telefons riss sie aus ihren Gedanken. „Ja, Janice?“

„Ihre Mutter ist auf Leitung eins.“

Kara atmete tief durch. Mit ihrer Mutter wollte sie jetzt nicht sprechen. Für Lydia Goshay war es längst überfällig, dass Kara ihrer Schwester verzieh. „Sagen Sie ihr, ich rufe später zurück.“

Erst musste sie den Anruf von Bougard Enterprises verdauen. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und dachte an den Abend vor fünf Jahren zurück, als sie Virgil das erste Mal begegnet war.

„Darf ich um diesen Tanz bitten?“

Karas Herz schlug schneller, als sie in die wundervollsten braunen Augen blickte, die sie je gesehen hatte. Sinnlich und durchdringend, süß und sündig zugleich.

Obwohl sie ihm nicht offiziell vorgestellt worden war, wusste sie genau, wer Virgil Bougard war. Wann immer eine Frau seinen Namen flüsterte, lag ein vielsagendes Lächeln auf ihren Lippen. Es hieß, er sei im Bett ebenso talentiert wie gut aussehend und bekomme jede Frau, die er wollte.

Und heute Abend hatte er anscheinend ein Auge auf sie geworfen. Die Frauen umschwärmten ihn, doch er hatte immer wieder zu Kara gesehen.

Wann immer sich ihre Blicke getroffen hatten, war ihr heiß geworden. In seinem maßgeschneiderten Anzug und mit seiner Größe war er der personifizierte Sex-Appeal. Sein kantiges Gesicht mit vollen Lippen, ausgeprägten Wangenknochen und kleinen Grübchen in den Wangen, wenn er lächelte, machte ihn nicht nur für Kara unwiderstehlich.

Schon stand er dicht vor ihr und forderte sie zum Tanzen auf. Woher kam dieses glühend heiße erotische Prickeln? Obwohl sie von seinem skandalösen Ruf wusste, fühlte sie sich mit jeder Faser ihres Körpers zu ihm hingezogen. „Tanzen?“

Bei seinem belustigten Lächeln wurde ihr noch heißer. „Richtig. Ich würde fast alles tun, um Sie in den Armen zu halten.“

Unglaublich, dass er ihr das so direkt sagte! „Wer sind Sie?“, fragte sie, weil sie fand, er könne sich ihr wenigstens in aller Form vorstellen.

Wieder lächelte er sie an. „Virgil Bougard. Und Sie sind …?“

„Kara Goshay.“

„Freut mich, Kara.“ Nach kurzem Warten räusperte er sich. „Also … Tanzen wir?“

Ihr entging das Verlangen in seinem Blick nicht. Ihr Herz raste. „Ja, Virgil, ich tanze mit Ihnen.“

Langsam öffnete Kara die Augen wieder. Virgil und sie hatten mehr als nur einen Song lang getanzt.

Dass sie Martis Lüge geglaubt hatte, würde sie bis ans Ende ihrer Tage bereuen, denn dadurch hatte sie den einzigen Mann verloren, den sie jemals lieben würde.

Nach dem langen Tag im Büro warf Virgil zu Hause sein Jackett auf einen Stuhl und dachte an das anstehende Treffen mit Kara. Damals hatte sie ihm den Unterschied zwischen Lust und Liebe gezeigt. Anstatt sich ständig nach der nächsten Frau zu sehnen, hatte Virgil angefangen, sich in einen Mann zu verwandeln, für den es nur noch eine Frau gab – nämlich Kara.

Doch das war lange her.

Virgil war kein verliebter Narr mehr. Auf Kara konnte er gut und gerne verzichten. Standhaft hatte er sich geweigert, sein Herz einer anderen Frau zu schenken, und er genoss sein Single-Dasein als Mitglied des „Guarded Hearts Club“.

Im Lauf der Jahre war die Zahl der Mitglieder erheblich geschrumpft. Uriel war ausgeschieden, als er Elle geheiratet hatte, und ein Jahr darauf hatte Xavier seine Farrah geheiratet, gefolgt von York und Darcy. Und schließlich hatte Winston tatsächlich Ainsley zur Frau genommen. Somit waren Virgil und Zion die letzten verbliebenen Mitglieder.

Stirnrunzelnd dachte er an Whitney Hilton. Die Nacht mit ihr war ein Fehler gewesen, für den er immer noch zahlte. Dabei war Whitney mit ihren fünfundzwanzig Jahren eine erwachsene Frau gewesen. Wie kam Hilton bloß auf die Idee, seine Tochter hatte zu dem Zeitpunkt noch Jungfrau sein können?

Leider musste Virgil für diese eine Nacht jetzt büßen, indem er sich mit Kara abgeben musste. Darauf freute er sich ganz und gar nicht.

Er ging in die Küche, um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen, und dachte wieder an die Zeit zurück, als es für ihn nichts Wichtigeres auf der Welt gegeben hatte als Kara. Angefangen hatte es mit diesem Tanz …

„Erzählen Sie mir von sich, Kara.“

Virgil konnte nicht aufhören, ihr in die Augen zu sehen. Sie war so wunderschön in ihrem umwerfenden Kleid, das ihre sinnlichen Kurven zur Geltung brachte. Seitdem er den Ballsaal betreten hatte, suchte er den Blickkontakt mit ihr und spürte ein Prickeln tief in seinem Inneren, das noch keine andere Frau in ihm ausgelöst hatte. Er hatte gar nicht anders gekonnt, als sie anzusprechen. Keine Frau hatte ihn je so durcheinandergebracht wie sie.

„Da gibt es nicht viel zu erzählen.“ Sie lächelte. „Vor fünfundzwanzig Jahren bin ich in San Francisco geboren, ich habe einen Abschluss in Marketing, und nach dem College habe ich hier in Charlotte einen Job gefunden. Letztes Jahr habe ich meine eigene PR-Agentur eröffnet.“

Es fühlte sich gut an, sie zu halten, und es gefiel ihm, wie seine Arme ihre Taille perfekt umfassen konnten. „Haben Sie Dates?“

„Ab und zu.“

„Gibt es da jemanden Besonderen?“

„Nein.“

„Gut. Ich will Sie nämlich ganz für mich haben.“

Ein bisschen verärgert über seine Nonchalance hob sie das Kinn. Doch er lächelte nur, als würde es ihn nicht stören, vielleicht etwas Unpassendes gesagt zu haben. „Und wenn ich nicht interessiert bin, Virgil?“

„Dann wäre es meine Aufgabe, Ihr Interesse zu wecken. Aber diese Möglichkeit können wir ausschließen, denn Sie sind an mir genauso interessiert wie ich an Ihnen.“ Er merkte, dass ihr Ärger wuchs.

„Wie kommen Sie darauf?“

Er zuckte mit den Schultern. „In erster Linie ihre Körpersprache, aber auch, dass Sie schon den ganzen Abend mit mir flirten. Mit Blicken, meine ich. Jetzt sollten wir einen Schritt weitergehen.“

„Finden Sie?“

„Ja.“ Er hielt ihrem Blick stand und wiegte sich mit ihr langsam im Takt der Musik. Ihren Körper an seinem zu spüren, davon konnte er nicht genug bekommen.

„Und wo genau soll uns dieser weitere Schritt hinführen?“

„Ich möchte Sie dazu überreden, mit mir von hier zu verschwinden und …“ Als er spürte, dass sie sich verspannte, fuhr er sanft fort: „In ein Café zu gehen, wo wir uns bei einem Kaffee noch besser kennenlernen können.“

Auf keinen Fall sollte sie denken, er wolle sie ins nächstbeste Hotel abschleppen oder die Frage „zu mir oder zu dir“ in den Raum stellen. Er hätte zwar nichts dagegen, doch er vermutete, dass sie nichts von One-Night-Stands hielt. Vermutlich musste er sich den Weg in ihr Bett erarbeiten. Das störte ihn nicht, denn sicher war es die Mühe wert.

„Ich überlege es mir“, erwiderte sie schmunzelnd. „Aber Sie haben mir noch gar nichts über sich erzählt.“

Auch er musste lächeln. „Ich bin dreißig, habe eine vier Jahre jüngere Schwester, und ich arbeite bei Bougard Enterprises, einer Vermögensverwaltung, die mein Vater gegründet hat. In ein paar Jahren will er sich zur Ruhe setzen.“

„Und wenn es so weit ist, kommt noch mehr Arbeit auf Sie zu, richtig?“

„Ja, aber ich liebe meine Arbeit.“

Viel zu früh war der Song zu Ende, und Virgil führte Kara in den Innenhof. „Wir sollten den schönen Abend genießen, einverstanden?“

„Okay.“

Als er sie durch die großen Glastüren in den Innenhof lotste, musste er lächeln, weil er überzeugt war, dass heute sein Glückstag war.

Virgil trank einen großen Schluck von seinem Bier. Kara und er hatten die Party verlassen und waren in ein Café gegangen. Von diesem Abend an waren sie ein ganzes Jahr zusammen gewesen. Er hatte sich hoffnungslos in sie verliebt, und die Zeit mit ihr war von Glück geprägt gewesen, bis sie ihn der Untreue beschuldigt hatte.

Beim morgigen Treffen würde er sich so professionell wie möglich verhalten, denn sein Vater sollte nicht den Eindruck bekommen, dass er noch irgendetwas für sie empfand.

Er trank sein Bier aus und wollte sich gerade etwas Bequemeres anziehen, als sein Handy klingelte. Schon am Klingelton erkannte er, welcher seiner Patenbrüder ihn anrief. „Was gibt’s, W? Mich aus Australien anzurufen kostet dich doch ein kleines Vermögen, oder?“

Im Lauf der Jahre hatten die Patenbrüder sich angewöhnt, sich gegenseitig nur mit dem ersten Buchstaben ihrer Vornamen anzusprechen.

Winston war Meeresbiologe, und momentan lebte er mit seiner Frau Ainsley in der Nähe des Great Barrier Reef, wo er Meeresschildkröten erforschte.

„Ich wollte nur ankündigen, dass ich nächsten Monat zurück nach Hause komme.“

Virgil schmunzelte. „Heimweh?“

Winston stimmte ein und lachte. „Nein, Ainsley und mir gefällt es hier. Wir kommen wegen Uriels Geburtstag. Ellie gibt eine Party am See und möchte uns alle dabeihaben.“ Nach einem Moment fragte er: „Wie läuft’s bei dir, V?“

Virgil konnte sich denken, wieso Winston nachfragte. Winston und auch die anderen Patenbrüder wussten, was Kara ihm bedeutet hatte, und alle waren froh, dass sie endlich die Wahrheit über ihre Schwester erfahren hatte. Sie fanden es mutig von ihr, sich zu entschuldigen, und meinten, er hätte ihre Entschuldigung annehmen und ihr verzeihen sollen.

Er dagegen fand, sie sollte ihr schlechtes Gewissen ruhig behalten, nachdem sie ihn zu Unrecht beschuldigt hatte. „Alles bestens. Ich halte mit Zion den Club am Leben, aus dem du, York, Xavier und Uriel ausgestiegen seid.“

„Nur um noch glücklicher zu werden.“

„Wenn du das meinst.“ Virgil schüttelte den Kopf.

„Hast du Kara noch mal gesehen? Der alten Zeiten wegen?“

Virgil runzelte die Stirn. „Morgen sehe ich sie. Gezwungenermaßen.“

„Wie kommt’s?“

Er berichtete Winston vom Plan seines Vaters, das Image seines Sohns aufzupolieren.

„Hoffentlich verhältst du dich ihr gegenüber nicht wie ein Arsch. Schließlich hat sie sich entschuldigt. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, eine Schwester wie Marti zu haben?“

Die meisten der Patenbrüder kannten Marti, weil sie eine Zeit lang mit Xavier zusammen gewesen war. Laut Xavier hatten ihm drei Wochen mit Marti Goshay gereicht, und selbst Virgil musste zugeben, dass Marti und Kara so unterschiedlich waren wie Tag und Nacht.

„Kannst du dir vorstellen, was in Kara vorgehen mag? Wenn du deiner eigenen Schwester nicht glauben kannst, wem dann?“

Virgil wollte kein Wort mehr über die Goshay-Schwestern verlieren. Stattdessen fragte er Winston nach seiner Arbeit, und Winston berichtete begeistert von seinen Fortschritten.

Als ihm der Bericht zu wissenschaftlich wurde, beschloss Virgil, das Gespräch zu beenden. „Wir sehen uns, wenn du zurück bist, W.“

„Darauf kannst du wetten. Pass auf dich auf.“

„Du auch.“

„Und sei morgen nett, V.“

„Ich versuche es, aber ich kann nichts versprechen.“ Er legte auf und dachte voller Grauen an den kommenden Tag.

2. KAPITEL

Kara straffte die Schultern und setzte ein professionelles Lächeln auf, bevor sie das Besprechungszimmer betrat.

Beide Männer standen auf, und obwohl Kara es nicht gewollt hatte, wanderte ihr Blick unweigerlich zu Virgil, bevor sie zu seinem Vater sah. Sie mochte Matthew und konnte sich noch gut daran erinnern, als Virgil sie das erste Mal mit nach Hause genommen hatte, um sie seinen Eltern vorzustellen.

Genau wie Virgil war auch Matthew Bougard ein gut aussehender Mann. Er war mehr als eins achtzig groß und muskulös. Kara wusste, dass er Golf spielte und auf dem College im Schwimmteam gewesen war.

„Hoffentlich habe ich euch nicht warten lassen.“ So ruhig und freundlich wie möglich ging sie durch den Raum und streckte Matthew die Hand entgegen.

Doch er umarmte sie zur Begrüßung. „Freut mich, dich zu sehen, Kara.“

Als er sie wieder losließ, sah sie ihn lächelnd an. „Ich bin auch froh, dich zu sehen, Matthew. Wie geht’s Rhona?“

„Bestens. Sie lässt dich grüßen.“

Karas Blick ging zu Virgil, der tadellos gekleidet in einem dunklen Anzug neben seinem Vater stand. Wieso erinnerte sein Anblick sie daran, dass sie nach ihrer schmerzhaften Trennung mit keinem Mann mehr zusammen gewesen war?

Mit unergründlicher Miene sagte er: „Kara, schön, dass du die Zeit gefunden hast.“ Er streckte ihr die Hand hin, als wolle er ihr umgehend signalisieren, dass sie von ihm keine Umarmung zu erwarten hatte.

Sie schüttelte ihm die Hand und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass ihr allein von dieser Berührung heiß wurde. Sie löste ihre Hand aus seinem Griff und blickte von einem zum anderen. „Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie ich euch helfen kann.“

„Und wir können es kaum erwarten, dir genau das zu erzählen.“ Lächelnd nickte Matthew ihr zu. „Bitte setz dich.“

„Danke.“ Sie nahm in dem Sessel Platz, den Matthew ihr zurechtzog, direkt gegenüber von Virgil.

Sie versuchte, seinen eindringlichen Blick zu ignorieren. „Was gibt es für ein Problem?“

Es war Virgil, der zuerst sprach. „Anscheinend muss mein Image aufpoliert werden.“

Sie zog amüsiert eine Braue hoch. „Dein Image?“

Ohne weitere Umschweife erklärte Matthew: „Die vielen Frauengeschichten meines Sohns sind schlecht fürs Geschäft. Wir wollen deine Agentur damit beauftragen, sein Image aufzubessern.“

Missmutig sah Virgil zu seinem Vater. „Als Single kann mir niemand vorwerfen, wenn ich mich mit Frauen treffe.“

Trotz all des Kummers, den Kara Goshay ihm bereitet hatte, musste er zugeben, dass sie die schönste Frau war, die er je getroffen hatte. Einerseits selbstbewusste Geschäftsführerin, andererseits sinnliche Verführerin.

Schon beim Betreten des Raums hatte sie mit ihren fließenden Bewegungen in ihrem beigefarbenen Kostüm mit den passenden Pumps so sinnlich gewirkt, dass Virgil sich kaum hatte beherrschen können. Eigentlich fand er Stilettos sexy, doch auch diese Pumps brachten Karas schöne Beine perfekt zur Geltung.

Wieso gingen ihm jetzt diese Gedanken durch den Kopf? Und weshalb sah er sie in seiner Fantasie sofort nackt vor sich mit ihrer makellosen seidigen Haut?

Das wellige dunkle Haar reichte ihr bis über die Schultern, und das dezente Make-up betonte ihre Schönheit, ohne sie zu verdecken. Warum trug sie heute ausgerechnet die Perlenohrringe, die er ihr zum ersten gemeinsamen Weihnachtsfest geschenkt hatte? Wollte sie ihn damit an die schönen gemeinsamen Zeiten erinnern? Sollte er alles Schlechte vergessen? Wenn das ihr Plan war, dann irrte sie sich gewaltig. Virgil war über sie hinweg.

Matthew riss ihn aus seinen Gedanken. „Unsere Kunden stören sich an Virgils Frauengeschichten. Also, was denkst du, Kara. Kann ihm geholfen werden?“

„Ich kann meine Arbeit nur machen, wenn Virgil bereit ist, sich helfen zu lassen.“

Virgil beschloss, Kara und seinem Vater klarzumachen, dass es bei seinem Imagewandel auch Grenzen gab. „Ich bin ein ungebundener Mann ohne feste Beziehung. Ich gehe gerne mit Frauen aus, und wenn sich jemand daran stört, dann ist das sein Problem und nicht meines.“

Matthew wandte sich ihm zu. „Aber du siehst ein, dass sich nach dem Skandal wegen Whitney Hilton etwas an deinem Image ändern muss?“

Nicht viel, dachte er. In jener Nacht hatte Whitney in seinem Hotelzimmer nur bekommen, was sie sich erhofft hatte. Sie war glücklich gewesen und er befriedigt. Nur ihr Vater weigerte sich zu akzeptieren, dass seine Tochter ein aktives Sexleben führte.

„Müsste ich davon wissen? Von diesem Skandal wegen Whitney Hilton?“, hakte Kara nach.

Virgil fand, dass sie das nichts anging, doch sein Vater sah das anscheinend anders.

„Whitney Hilton ist die Tochter meines ehemaligen Kunden“, erklärte Matthew. „Vor zwei Jahren hat sie ihn auf einer Geschäftsreise begleitet und ist abends in Virgils Hotelzimmer gelandet. Es hat einen ziemlichen Wirbel gegeben, als ihr Verlobter deswegen die Hochzeit abgesagt hat. Ihr Vater hat Virgil beschuldigt, sie entjungfert zu haben, und versucht seitdem, unsere Firma bei potenziellen Kunden in Verruf zu bringen.“

Kara sah zu Virgil. „War sie noch Jungfrau?“

Er runzelte die Stirn. „Nein, das ist eine Lüge, an die Marv Hilton glauben will. Aber so ist das nun einmal mit Lügen. Leichtgläubige Menschen halten sie nur zu gern für wahr.“

Kara ließ sich nicht anmerken, dass sie den Seitenhieb erkannte. „Wie alt war sie zu dem Zeitpunkt?“

„Fünfundzwanzig“, antwortete Virgil. „Ich schätze, sie wollte aus der Verlobung herauskommen, die ihr Vater für sie arrangiert hatte. Dieser Ölmagnat aus Texas ist im selben Alter wie ihr Dad. Sie hat mich als Mittel zum Zweck benutzt und dafür gesorgt, dass sowohl ihr Vater als auch ihr Verlobter davon erfahren.“

„Was meinst du, Kara?“, warf Matthew ein. „Kann man sein Image aufbessern?“

„Ich bin mir nicht sicher.“ Sie wandte den Blick nicht von Virgil ab. „Virgil muss sich helfen lassen. Ich muss wissen, ob er mich bei meiner Arbeit unterstützt.“

Absolute Stille herrschte in dem Raum, bis Virgil schließlich nickte. „Also schön, tob dich aus.“

„Das heißt, du kooperierst und machst Kara nicht das Leben schwer?“ Eindringlich sah Matthew seinem Sohn in die Augen.

„Ja, Dad. Im Moment zählt für mich nur das Wohl von Bougard Enterprises.“

„Gut.“ Zufrieden stand Matthew auf. „Dann besprecht in aller Ruhe die Details. Ich darf meine Königin nicht länger warten lassen. Rhona und ich treffen uns im ‚Racetrack Café‘ mit Freunden zum Lunch.“

In diesem Restaurant gab es die besten Hamburger und Pommes in ganz Charlotte.

Virgil lächelte. „Genießt den Lunch, Dad.“

„Das werden wir ganz bestimmt.“ Er wandte sich an Kara. „Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du dich um unser Problem kümmerst.“ Nach kurzem Zögern fuhr er fort: „Egal, was zwischen Virgil und dir vorgefallen ist, das hier ist rein geschäftlich. Ihr zwei müsst eure Differenzen vergessen und euch professionell verhalten.“

Mit diesen Worten verabschiedete sich Matthew und überließ Kara und Virgil sich selbst.

„Starke Worte“, stellte Virgil kurz darauf fest und unterbrach damit das Schweigen.

„Ich kann seine Sorge nachvollziehen.“ Kara schob ihren Stuhl zurück und stand auf. „Das Ende unserer Beziehung war unglücklich und ein Fehler meinerseits. Dafür habe ich mich entschuldigt, doch du hast diese Entschuldigung nicht angenommen. Daran kann ich nichts ändern und muss damit leben.“

„Hast du wirklich geglaubt, ich würde deine Entschuldigung akzeptieren?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe zugegeben, mich geirrt zu haben. Mein Gewissen ist rein.“

Stirnrunzelnd stand er ebenfalls auf. „Wie kannst du ein reines Gewissen haben?“

Kara erkannte, wie schwer es ihm fiel, ihre Gegenwart zu ertragen, doch sie war es leid, dass er ständig so tat, als sei er der Einzige, der unter Martis Lüge zu leiden gehabt hatte. „Ich habe Marti mehr geglaubt als dir, und das werde ich für den Rest meines Lebens bereuen. Ich habe dich geliebt und …“

„Nein“, widersprach er wütend. „Keine Frau kann einen Mann lieben und ihm gleichzeitig das Schlimmste zutrauen. Du hast nur geglaubt, mich zu lieben.“

„Wenn du meine Entschuldigung nicht akzeptierst, Virgil, muss ich das abhaken und nach vorne sehen. Ich habe keine Lust, wegen deiner Dickköpfigkeit in der Vergangenheit hängen zu bleiben.“ Kara schwieg einen Moment, bevor sie etwas ruhiger weitersprach. „Ich werde einen Plan entwerfen, wie wir dein Image aufbessern. Sobald dieser Plan steht, rufe ich dich an, um alles Weitere zu besprechen.“ Es gab nichts mehr zu sagen, deshalb wandte sie sich um und verließ den Raum.

Vor Wut stand Virgil wie versteinert da, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Wie konnte sie einfach so abhaken, was ihre Schwester ihnen beiden mit dieser Lüge angetan hatte? Als er gesagt hatte, sie hätte nur geglaubt, ihn zu lieben, hatte Kara ihm nicht widersprochen. Damit hatte sie praktisch eingestanden, dass es nichts als eine oberflächliche Schwärmerei gewesen war.

Dieser Gedanke machte Virgil noch wütender. Er war fest entschlossen, keine Frau mehr so nahe genug an sich heranzulassen, dass sie ihn verletzen konnte. Wahre Liebe gab es nicht. Er lebte seine Lust aus, aber emotional würde er zu allen Frauen auf Distanz bleiben.

Kara sollte nie erfahren, dass sie ihn vor vier Jahren fast zugrunde gerichtet hatte. Monatelang hatte er sich vollkommen abgekapselt, bis seine Patenbrüder ihn zu einer Kreuzfahrt für Singles überredet hatten. Fast ein ganzes Jahr hatte er gebraucht, um völlig über Kara hinwegzukommen. Glaubte sie tatsächlich, eine Entschuldigung reichte, und alles sei vergessen?

Entnervt rieb er sich das Gesicht. Lebte er vielleicht doch in der Vergangenheit, wenn er sich von seiner Verbitterung leiten ließ? War Kara weiter als er, weil sie loslassen konnte? Zu verzeihen bedeutete nicht zu vergessen. Es hatte auch nichts mit Versöhnung zu tun. Was Kara und er einmal geteilt hatten, war für immer verloren. Sie hatte keinerlei Platz mehr in seinem Herzen. War es jetzt Zeit für ihn, den nächsten Schritt zu tun?

Es gab keinen Grund, wieso Kara und er nicht professionell zusammenarbeiten konnten, genau, wie sein Vater es forderte. Hier ging es ausschließlich um Bougard Enterprises.

„Ihr Vater auf Leitung eins, Miss Goshay.“

Kara seufzte frustriert auf. Wahrscheinlich hatte ihre Mutter, nachdem sie vergeblich versucht hatte, Kara und Marti miteinander zu versöhnen, jetzt schweres Geschütz aufgefahren. Kara war schon immer Daddys Liebling gewesen. „Stellen Sie ihn bitte durch.“

Sie dachte an die gestrige unschöne Diskussion mit ihrer Mutter, die ihr vorgeworfen hatte, sie sei mit ihrer Unnachgiebigkeit daran schuld, dass ihre Schwester wegen Stress und Panikattacken in ärztlicher Behandlung sei.

Kara tat leid, was Marti durchmachte, aber was war mit den vier Jahren, in denen Kara geglaubt hatte, der Mann, den sie liebte, habe sie betrogen? Was war mit ihrem Liebeskummer und ihrem Schmerz?

„Wie geht’s meinem Mädchen?“

Beim Klang der Stimme ihres Vaters verflog ihr Zorn. „Gut, Dad. Und dir?“

„Alles okay. Ich freue mich auf den Ruhestand in ein paar Jahren.“ Nach kurzer Pause fuhr er fort: „Gestern Abend hat deine Mom mir erzählt, was zwischen Marti und dir vorgeht.“

„Und?“

„Wir sollten uns alle vier aussprechen. Wie wär’s, wenn du und Marti das Wochenende zu uns nach Hause fliegt?“

Sollten die Meinungsverschiedenheiten durch ein Treffen in San Francisco auf wundersame Weise verschwinden? „Das würde nichts nützen, Dad.“

„Süße, Marti ist deine Schwester.“

„Meine Schwester hat ganz bewusst meine Beziehung mit dem Mann, den ich geliebt habe, zerstört.“

Einen Moment schwieg ihr Vater. „Ich will doch nur, dass meine Töchter sich verstehen. Mir kommt es vor, als würde unsere Familie auseinanderbrechen.“

„Das ist nicht meine Schuld, Dad.“

„Das weiß ich, Süße.“

„Mom denkt anders darüber.“

„Lydia hätte dir nicht die Schuld an Martis Zustand geben dürfen. Ich habe ihr gesagt, wir sollten uns heraushalten und die Sache Marti und dir überlassen. Aber ich schätze, als sie gemerkt hat, dass sich nichts ändert, hat sie beschlossen einzuschreiten. Das gibt ihr allerdings nicht das Recht, dich zu beschuldigen. Hast du Virgil mittlerweile gesprochen?“

„Ja, aber meine Entschuldigung hat ihn nicht interessiert. Ehrlich gesagt kann ich ihm das nicht einmal verübeln. Ich habe ihm damals ziemlich üble Dinge an den Kopf geworfen. Jetzt hasst er mich eher noch mehr.“

„Tut mir sehr leid. Ich habe auch versucht, ihn anzurufen und mich zu entschuldigen, aber er hat wohl seine Nummer geändert.“

Verwundert zog Kara die Brauen hoch. „Wofür willst du dich denn entschuldigen?“

„Als ihr zwei euch getrennt habt und ich von Marti den Grund dafür erfahren hatte, habe ich ihn angerufen und vieles gesagt, was ich jetzt bereue.“

Für einen Moment schloss Kara die Augen. „Das wusste ich nicht“, sagte sie leise. Ihr Vater und Virgil hatten sich sehr gemocht. Wenn Virgil von ihrem Vater so einen Anruf bekommen hatte, hatte ihn das in seiner Wut sicher noch bestärkt. „Wieso hast du mir das nie gesagt?“

„Damals habe ich gedacht, er hätte dich tief verletzt. Das hat mir gereicht. Und jetzt bereue ich, was ich getan habe.“

Willkommen im Club, dachte sie. „Schon gut, Dad, wie gesagt, Virgil ist momentan ohnehin nicht in der passenden Laune, um irgendwem zu verzeihen.“

„Keine Chance, dass ihr zwei die Sache bereinigt und wieder zusammenkommt?“

Kopfschüttelnd dachte sie an Virgils Worte zurück. Ohne Vertrauen ist Liebe nichts wert, und du hast mir gezeigt, dass dir das, was uns verbunden hat, nichts bedeutet hat.

„Nein, Dad, Virgil und ich kommen nicht wieder zusammen.“

Diese Endgültigkeit war fast zu viel für sie, und sie musste den Anruf schnell beenden, bevor ihr Vater etwas bemerkte. „Mach’s gut, Dad. Hab dich lieb.“

„Ich dich auch, Süße.“

Erst als sie das Telefon auf den Tisch zurückgelegt hatte, ließ sie den Tränen freien Lauf.

3. KAPITEL

„Mr. Bougard, Miss Goshay für Sie.“

Virgil warf seinen Bleistift auf den Tisch. „Danke, Pam, stellen Sie sie bitte durch.“ Als er es klicken hörte, räusperte er sich. „Ja, Kara?“

„Mein Plan steht. Können wir uns treffen?“

Prüfend betrachtete er den Kalender auf seinem Schreibtisch. „Diese Woche habe ich keine Zeit mehr, wir müssen es auf die nächste verschieben.“ Oder auf die übernächste, fügte er in Gedanken hinzu. Er hatte es nicht eilig, Kara wiederzusehen.

„Gestern hat mich dein Vater angerufen und noch einmal verdeutlicht, wie dringlich es ist, dass ich dir meinen Plan bald vorstelle. Ich habe ihm versichert, dass ich das tun werde. Hast du diese Woche keine Zeit mehr für mich?“

Er merkte, wie verärgert sie war. Wahrscheinlich dachte sie, er wolle es ihr nur schwer machen. „Nein, leider nicht. Es sei denn …“ Wieder sah er in seinen Kalender. „Es sei denn, wir treffen uns zu einem Business-Dinner. Wäre das okay für dich?“

Sie schien darüber nachzudenken. Ihr Schweigen zog sich, und Virgil fügte aufgebracht hinzu: „Kara, meine Zeit ist wertvoll. Kannst du dich morgen mit mir zum Dinner treffen oder nicht?“

„Ja, für ein Business-Dinner habe ich morgen Zeit“, antwortete sie kühl.

„Gut. Von meiner Assistentin erfährst du im Laufe des Tages noch, wo und wann wir uns treffen.“

„Schön.“

„Prima.“

Nach dem Gespräch lehnte sich Kara seufzend zurück. Wieso war er so unausstehlich? Wahrscheinlich war er zu dem Treffen nur bereit, weil sie ihm vom Telefonat mit seinem Vater berichtet hatte. Allerdings durfte sie sich von Virgils Unwillen nicht entmutigen lassen. Sie hatte einen Auftrag, und den würde sie erledigen.

Virgil saß bereits im „Goldenrod Restaurant“ und sah Kara sofort, als sie das Restaurant betrat. Und natürlich ging es vielen der männlichen Gäste ebenso. Das konnte Virgil gut verstehen. Kara war nicht nur schön, sie war einzigartig. Wann immer sie einen Raum betrat, war ihr die Aufmerksamkeit sicher.

Sie hatte ihr lockiges dunkles Haar hochgesteckt und trug einen olivgrünen engen Rock mit passendem Blazer und darunter eine weiße Bluse. Der Rock brachte ihren sinnlichen Po und die langen schlanken Beine zur Geltung, während der schlicht geschnittene Blazer ihren schlanken Hals noch graziler wirken ließ. Im Kontrast zu der weißen Bluse wirkten ihre langen dichten Wimpern noch dunkler.

Ihr Anblick weckte Fantasien in vielen Männern, und alle würden Kara zu gerne besser kennenlernen. Fast hätte Virgil laut aufgelacht. Er kannte Kara Goshay besser als die meisten und wusste vieles über sie, was er lieber vergessen wollte. Vor allem wie sie unter diesem Outfit aussah, wo das kleine, halbmondförmige Tattoo saß und wo der Leberfleck an ihrem Rücken.

Jede ihrer sinnlichen Kurven kannte er, genau wie ihre vollen Brüste. Er wusste noch immer, wie ihre Nippel schmeckten.

Sie sah in seine Richtung, und ihre Blicke trafen sich, viel zu lang für Virgils Geschmack. Tief aufseufzend wollte er den Blick abwenden, doch er konnte sie nur anstarren, während sie auf ihn zukam.

Sofort setzten die Erinnerungen wieder ein. Aber warum dachte er nicht an die unschöne Trennung von ihr, sondern an die gemeinsamen Zeiten, vor allem im Bett?

Nach einem anstrengenden Arbeitstag hatten sie wie in einem niemals endenden Spiel alle denkbaren Stellungen ausprobiert, und das erotische Knistern zwischen ihnen hatte nie nachgelassen. Verdammt, selbst jetzt glaubte Virgil, es noch zu spüren. Dieses Business-Dinner war vielleicht doch keine kluge Idee gewesen.

Unwillkürlich wanderte sein Blick zu ihren Beinen. Er dachte an das letzte Mal zurück, als sie miteinander geschlafen hatten. Sie hatte ihn mit den Schenkeln umschlossen, sich rittlings auf ihn gesetzt und ein wildes Tempo eingeschlagen.

Abrupt stand er auf, zwang sich zu einem Lächeln und zog ihr einen Stuhl vom Tisch. „Kara. Freut mich, dass du es einrichten konntest.“

„Danke. Hübsches Restaurant.“ Sie setzte sich, und als auch er wieder saß, blickte sie in die Speisekarte, die vor ihr lag. „Wenn’s dir nichts ausmacht, würde ich das Essen gerne auslassen und gleich meinen Plan mit dir besprechen.“

Er runzelte die Stirn. „Doch, das macht mir etwas aus. Ich hatte nichts zum Lunch und habe Hunger. Hast du denn schon etwas gegessen?“

„Nein, seit dem Frühstück nichts mehr. Ich will lediglich nicht noch mehr Zeit als nötig von dir in Anspruch nehmen.“

„Glaub mir, Kara, ich lasse es gar nicht zu, dass du meine Zeit vergeudest.“ Dass sie gereizt reagierte, störte ihn nicht. Allerdings machte sie nur ihren Job und hatte er nicht erst letzte Woche beschlossen, mit der Vergangenheit abzuschließen? Dazu musste er seinen Zorn auf Kara ablegen. Er sah ihr in die Augen. „Kara?“

Sie sah ihn an. „Ja?“

„Deine Entschuldigung, die du mir vor sechs Monaten gegeben hast … Ich nehme sie an.“

„Wieso jetzt?“

Er hob die Schultern. „Wir müssen zusammenarbeiten.“

„Und können wir auch versuchen, Freunde zu sein?“

„Nein. Verzeihen heißt nicht vergessen.“

Sie zog die Brauen zusammen. „Wozu dann das alles?“

„Wäre es dir lieber, ich hätte deine Entschuldigung nicht angenommen?“

Entnervt verdrehte sie die Augen. „Tu, was du willst, Virgil. Für mich spielt es keine Rolle mehr.“

Für mich ebenso wenig, dachte Virgil, verkniff es sich aber, das laut auszusprechen. „Nachdem ich jetzt deine Entschuldigung akzeptiert habe, sollten wir entscheiden, was wir essen wollen.“

„Und wie läuft’s in der Agentur, Kara?“

Sie hatten ihre Bestellungen aufgegeben, und Virgils tiefe, samtige Stimme riss Kara aus ihren Gedanken. „Alles bestens. Cassandra ist mit Eric nach San Diego gezogen, weil er näher bei seiner Familie sein wollte, damit ihr jemand mit dem Baby helfen kann.“

Als Virgil und Kara ein Paar gewesen waren, hatte Cassandra als Assistentin für Kara gearbeitet. Sie war für Kara mehr als nur eine Angestellte gewesen. Kara hatte sie als Freundin betrachtet.

„Cassandra hat ein Baby? Das freut mich für sie.“

„Mich auch.“ Sie wusste, dass Cassandra eine Schwäche für Virgil gehabt hatte. Cassandra war der einzige Mensch in Karas Umfeld gewesen, der Martis Lüge über Virgil nicht geglaubt hatte.

Schnell verdrängte sie den Gedanken wieder. Hier geht es ums Geschäft, sagte sie sich. „Morgen schicke ich dir und Matthew Kopien meines Plans zu.“ Sie lehnte sich zurück. „Wenn ich einen Auftrag annehme, betrachte ich immer drei Bereiche: Erscheinung, Verhalten und Kommunikation. An der Art, wie du dich kleidest, gibt es nichts auszusetzen, und deine Kommunikationsfähigkeit ist exzellent. Daher müssen wir uns auf dein Verhalten konzentrieren.“

„Was schlägst du vor?“

„Mir ist aufgefallen, dass eure Firma viel für wohltätige Zwecke spendet, aber dass du dich nur selten bei den Veranstaltungen blicken lässt.“

Er runzelte die Stirn. „Erst letzte Woche war ich bei einem Bankett für Krebsforschung.“

„Stimmt. Aber am Spendenlauf hast du nicht teilgenommen. Abteilungsleiter von euch waren dabei, du aber nicht. Du gehst zwar auf Galas und Bälle, aber du tauchst nirgends auf, wo dich die breite Öffentlichkeit sehen kann. Nimm an viel mehr von solchen Events teil. Zum Beginn des neuen Schuljahrs verteilt eure Firma Schulranzen. Das solltest du selbst übernehmen, anstatt einen Vertreter eurer Firma zu schicken.“

Nachdenklich schwieg er einen Moment, ehe er nickte. „Okay, das kann ich tun.“

„Nächsten Monat solltest du auch beim Fünfkilometerlauf zugunsten der Krebsforschung teilnehmen.“

„Schick die Aktionsliste meiner Assistentin, damit sie es in meinen Kalender einträgt.“

Ihrem nächsten Vorschlag würde er sicher nicht so bereitwillig zustimmen. „Da dein Ruf als Frauenheld in der Stadt weit verbreitet ist, empfehle ich dir dringend, dich in den nächsten Monate...

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