Brenda Jackson Edition Band 18

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LEIDENSCHAFT– UND SO VIEL MEHR

Als Navy SEAL „Mac“ McRoy von einem Einsatz zurückkehrt, muss er feststellen, dass seine Frau Teri nicht zu Hause ist. Er findet sie auf der Ranch, von der sie immer geträumt hat. Mac ahnt, dass es nicht leicht sein wird, Teri dazu zu bewegen, an seiner Seite zu bleiben …

ZWISCHEN LUST UND LÜGE

Bei seinem Lächeln überläuft Myra ein prickelnder Schauer. Plötzlich ist sie nicht mehr sicher, ob der Job als Nanny bei Pete Higgins so eine gute Idee war. Wie soll sie seine Nichte betreuen – und dem attraktiven Sheriff verschweigen, dass sie bei ihm untergetaucht ist?

NUR EINE EINZIGE GLUTHEISSE NACHT

Für Nadia ist es Leidenschaft auf den ersten Blick, als sie in Jaxon Ravnells dunkle Augen sieht. Eine heiße Nacht erlaubt sie sich, mehr darf nicht sein! Denn alles spricht gegen sie und ihn als Paar. Aber es gibt ein Problem. Für Jaxon ist es mehr – Liebe auf den ersten Blick …


  • Erscheinungstag 25.10.2025
  • Bandnummer 18
  • ISBN / Artikelnummer 8204250018
  • Seitenanzahl 384

Leseprobe

Brenda Jackson

BRENDA JACKSON EDITION BAND 18

Brenda Jackson

1. KAPITEL

Thurston McRoy, den alle nur Mac nannten, stieg aus dem Mietwagen und steckte die Autoschlüssel in die Hosentasche seiner Jeans. Es war zwei Uhr morgens, und in seiner Auffahrt parkte eine dunkelblaue Mittelklasselimousine.

Der brandneu aussehende Lexus trug Nummernschilder aus Georgia. Die einzigen Menschen, die Mac dort kannte, waren seine Eltern, und er fragte sich, ob der Wagen ihnen gehörte.

Sie kamen häufig nach Virginia, um nach seiner Frau Teri und den Kindern zu sehen, wenn er für längere Zeit nicht da war. Als Navy SEAL wurde er häufig auf verdeckte Missionen geschickt, bei denen er sich zu Hause nicht melden durfte. Er war seinen Eltern sehr dankbar, dass sie ihn und seine Familie so tatkräftig unterstützten und die Belastung, die sein Job mit sich brachte, etwas verringerten. Er war jedoch überrascht, sie so spät am Abend noch bei sich anzutreffen. Da es im Haus kein Gästezimmer mehr gab, übernachteten sie seit einiger Zeit in einem Hotel, wenn sie zu Besuch waren.

Als Mac nach seinem letzten Einsatz nach Hause zurückgekehrt war, hatte er feststellen müssen, dass seine Frau ihrer ältesten Tochter Tia ein eigenes Zimmer gegeben hatte. Teri behauptete, dass Tia nun in einem Alter sei, in dem sie mehr Privatsphäre und etwas Freiraum von ihren drei Schwestern Tatum, Tempest and Tasha brauchte. Mac hatte das nicht gefallen, es war das letzte freie Zimmer, und er hatte sich gern dorthin zurückgezogen, wenn er zu Hause war.

Er und Teri hatten immer wieder darüber gesprochen, ein größeres Haus zu kaufen. Mac hatte einige Investitionen auf Anraten seines Freundes und Kollegen Bane Westmoreland getätigt und die nötigen Mittel dazu. Doch während der letzten Jahre war er zu häufig unterwegs gewesen, und er wollte seine Frau einen solchen Kauf nicht ohne ihn tätigen lassen. Sie wussten beide ganz genau, was für eine Art Haus sie wollten, und diese Vorstellungen waren sehr entgegengesetzt. Während Teri von einem mehrgeschossigen Haus träumte, wollte er lieber ein ebenerdiges Haus im Ranch-Stil. Je weniger Stufen er hochsteigen musste desto besser.

Nun kehrte er nach acht Monaten von einem Einsatz in der Nähe von Libyen zurück. Bei seiner Abreise war er in den frühen Morgenstunden aufgebrochen, nachdem er sich die ganze Nacht lang leidenschaftlich mit seiner Frau geliebt hatte, und hatte ihr weder verraten dürfen, wohin er fuhr noch, wann er zurückkehren würde. Und auch während seines Einsatzes blieb sein Aufenthaltsort vertraulich.

Mac erinnerte sich noch gut daran, wie er als kleiner Junge auf den Knien seines Großvaters mütterlicherseits gesessen und gebannt gelauscht hatte, wenn der ihm Geschichten aus seiner Zeit beim Militär und vor allem bei den SEALs erzählte. Der Vater seines Vaters war ebenfalls Soldat gewesen, und zwar ein Army Ranger. Obwohl Macs eigener Vater keine Armeekarriere eingeschlagen hatte, war Mac schon in frühen Jahren zu der Entscheidung gelangt, seinem Land zu dienen. Eine Laufbahn als SEAL war immer sein großer Traum gewesen, und er hatte hart dafür gearbeitet, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Wann immer er nun nach beinah zwanzig Dienstjahren darüber nachdachte, die Uniform an den Nagel zu hängen, gab es dann doch immer noch die eine Mission, bei der er dabei sein wollte, um noch einmal das Land zu verteidigen, das er so sehr liebte.

Der letzte Einsatz war sehr hart gewesen, doch all seine Teamkameraden hatten ihn gesund überstanden. Nun war Mac froh, wieder zu seiner Frau und seinen Kindern nach Hause zu kommen. Und sosehr er seine Eltern auch liebte, hatte er nicht damit gerechnet, sie bei seiner Rückkehr anzutreffen. Er brauchte ein kaltes Bier und seine Frau, wenn auch nicht unbedingt in der Reihenfolge.

Er vermutete, dass bereits alle im Bett waren, und doch beschlich ihn ein ungutes Gefühl, als er das Haus betrat. Im Wohnzimmer lief noch der Fernseher, und Mac blieb abrupt in der Diele stehen. Teri ging meist noch vor zehn ins Bett, da sie morgens schon um sechs Uhr aufstand.

Tatum war sieben und ging auf eine andere Schule als Tia. Tempest war fünf und besuchte den Kindergarten an Tatums Schule. Tasha, die Jüngste, war noch keine drei, ging aber bereits in einen Hort. Mac hatte der Gedanke nicht behagt, doch Teri fand, dass Tasha wenigstens ein paar Tage in der Woche mit anderen Kindern verbringen sollte, um ihre sozialen Fähigkeiten zu entwickeln.

Mac war auch nicht begeistert davon, dass Teri arbeiten ging, doch sie hatte argumentiert, dass sie auch mal aus dem Haus kommen musste. Daher arbeitete sie nun halbtags in einer Bibliothek in der Stadt.

Um weder seine Kinder aufzuwecken noch seine Eltern zu erschrecken, holte Mac sein Handy aus der Tasche und schrieb Teri eine Nachricht. Sie schlief praktisch mit ihrem Telefon am Ohr. Als ihre Nachricht nicht direkt übermittelt wurde, fragte er sich besorgt, ob etwas mit ihrem Handy nicht stimmte. Er hatte zweimal versucht sie anzurufen, nachdem sein Flugzeug in Washington DC gelandet war. Beide Male hatte sie nicht geantwortet.

Irgendwas stimmt hier nicht.

Mac stellte sein Gepäck ab und steuerte auf das Elternschlafzimmer zu, als sein Vater um die Ecke kam. Carlton McRoy machte beinah einen Satz, als er seinen Sohn sah.

„Verdammt, Mac, willst du, dass ich einen Herzinfarkt kriege?“, fragte er. „Ich habe dich nicht reinkommen hören.“

Mac ging auf seinen Vater zu und nahm ihn in den Arm. „Du solltest mich auch nicht hören, Dad. Ich bin ein SEAL.“

„Warum hast du nicht geklingelt?“

Mac fand diese Frage ziemlich unsinnig. „Ich lebe hier. Ich brauche nicht zu klingeln. Außerdem wollte ich niemanden aufwecken. Übrigens, mir gefällt dein neuer fahrbarer Untersatz.“

Sein Vater strahlte. „Danke. Es ist der Wagen deiner Mutter. Ich habe ihn ihr als verfrühtes Geschenk zu unserem Hochzeitstag gekauft. Wie du weißt, sind wir bald vierzig Jahre verheiratet.“

Ja, das wusste Mac durchaus. Carlton und Alexis Youngblood-McRoy hatten nach ihrer Heirat keine Zeit verschwendet, eine Familie zu gründen. So war Mac kurz vor dem ersten Hochzeitstag auf die Welt gekommen. Seine Eltern hatten nur ein Kind geplant gehabt, doch an ihrem zehnten Hochzeitstag war dann Macs Schwester Kylie geboren worden.

„Ein schönes Geschenk.“

„Das finde ich auch, und Lex hat es wirklich verdient“, erwiderte sein Vater.

Mac lächelte. Seine Eltern waren ein besonderes Paar und ihm und seiner Schwester immer ein großes Vorbild gewesen. Ihre interkulturelle Ehe war sehr glücklich verlaufen, denn sie lebten nach dem Motto: „Unsere Liebe hat uns zusammengebracht, und sie wird uns auch zusammenhalten.“

„Thurston!“

Mac drehte sich um und lachte, als seine Mutter sich in seine Arme warf. „Hallo Mom“, begrüßte er sie und küsste sie auf die Wange.

„Ich habe Stimmen gehört und dachte, eines der Mädchen sei aufgewacht.“

„Nein, es waren nur Dad und ich. Er hat mich erwischt, als ich gerade zu Teri wollte, um ihr zu sagen, dass ich hier bin.“

Mac hatte immer noch den Arm um die Schultern seiner Mutter gelegt und konnte spüren wie sich ihr Körper anspannte. „Mom, alles in Ordnung?“

Wie schon so häufig ging ihm durch den Kopf, wie schön seine Mutter mit ihren außergewöhnlich blauen Augen und dem aschblonden Haar war. Mit seinem schwarzen Haar und der dunklen Haut war sein ebenfalls gutaussehender Vater das komplette Gegenteil von ihr.

Da seine Mutter ihm eine Antwort schuldig blieb, wandte Mac sich an seinen Vater, der den gleichen verhaltenen Ausdruck im Gesicht trug wie seine Frau. Mac ließ seine Mutter los und richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter neunzig auf. „Na schön, was ist hier los?“

Als seine Eltern sich einen flüchtigen Blick zuwarfen, beschlich ihn wieder das ungute Gefühl, das ihn schon beim Betreten des Hauses befallen hatte. Das alles gefiel ihm ganz und gar nicht.

„Teri ist nicht hier, Mac.“

„Es ist zwei Uhr früh, und die Mädchen müssen morgen in die Schule“, erwiderte Mac verwundert. „Also, wo ist Teri?“

Seine Mutter legte ihm eine Hand auf den Arm. „Sie musste weg und hat uns gebeten, herzukommen und uns um die Mädchen zu kümmern.“

Mac runzelte die Stirn. Er kannte seine Frau, und sie wäre nie ohne ihre Töchter irgendwohin gegangen. „Was meinst du damit, sie musste weg? Warum? Und wohin?“

„Das muss sie dir selber sagen, Thurston. Da möchten wir uns nicht einmischen.“

Seine Mutter schaute ihn unangenehm berührt an, und auf dem Gesicht seines Vaters konnte Mac die gleiche Empfindung ablesen.

„Was ist hier los, Dad? Mom? Warum könnt ihr mir nicht sagen, was passiert ist?“

„Weil es nicht an uns ist, dir das zu erklären.“

Mac holte tief Luft. Er verstand überhaupt nichts mehr. Die Geheimnistuerei seiner Eltern steigerte seine Verwirrung und Wut beinah ins Unerträgliche. „Na schön. Wo ist sie?“

„Sie ist vor drei Tagen zur Torchlight Ranch aufgebrochen“, erklärte ihm sein Vater schließlich.

„Die Gästeranch in Wyoming?“

„Ja.“

„Was zum Teufel will sie dort?“

„Sie sagte, dass sie schon länger dorthin zurückkehren wollte“, erwiderte sein Vater.

Mac fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Teri hatte sich tatsächlich gewünscht, zu der Ranch zurückzukehren, auf der sie vor zehn Jahren ihre Flitterwochen verbracht hatten. Und er hatte immer wieder versprochen, mit ihr dorthin zu fahren. Doch zwischen seinen Einsätzen und ihrer Familienplanung war nie genug Zeit gewesen. Teri war auf einer Farm aufgewachsen und im Grunde ihres Herzens ein Cowgirl. Sie hatte mit ihren Lasso- und Reitkünsten an Rodeos teilgenommen und, bevor sie sich begegnet waren, sogar den Staat Texas als Rodeo-Königin repräsentiert.

Nach ihrer Heirat hatte sie all das aufgegeben, um mit ihrem Mann um die Welt zu ziehen. Angeblich war das kein Problem gewesen, doch nun fragte sich Mac, warum sie ihre Kinder zurückgelassen hatte und allein auf die Torchlight Ranch gefahren war.

Doch er wusste, dass nur Teri diese Fragen beantworten konnte.

„Ich habe zwei Mal versucht, sie vom Flughafen aus anzurufen, doch sie geht nicht an ihr Telefon“, sagte er schließlich. Seine Stimme verriet, wie wütend er war.

„Der Empfang auf der Ranch ist schlecht, und Teri muss zum Telefonieren in die Stadt fahren. Sie ruft jeden Tag an, um mit den Mädchen zu sprechen. Sie meldet sich für gewöhnlich abends um fünf Uhr. Ich bin sicher, sie ruft auch heute um die Zeit an. Dann kannst du sie alles fragen“, erklärte seine Mutter ihm lächelnd.

Er starrte seine Eltern entgeistert an und fragte sich, ob sie wirklich glaubten, er würde herumsitzen und auf Teris Anruf warten.

„Ich möchte die Mädchen sehen. Ich werde sie nicht aufwecken, aber ich muss sie sehen, bevor ich losfahre.“

„Losfahren?“, fragte sein Vater und sah ihn entgeistert an.

„Ja, ich fahre gleich los.“

„Wo willst du hin?“, mischte sich seine Mutter ein.

„Ich fahre zur Torchlight Ranch.“

„Jetzt?“

„Ja, jetzt.“

Kurz darauf öffnete Mac die Tür zum Zimmer seiner ältesten Tochter. Sie schlief tief und fest, doch er musste sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass es ihr gutging. Lächelnd betrachtete er die schlafende Kleine. Sie hatte den Mund ihrer Mutter geerbt, doch sah ihm in allem anderen am ähnlichsten.

Er hatte den Namen Tia für ihr erstes Kind gewählt und es dann Teri überlassen, die Namen der anderen Mädchen auszusuchen. Nun fingen die Namen aller Familienmitglieder mit T an. Tia war entschlossen, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten und ein Cowgirl zu werden. Daher hatte sie auch mit fünf Jahren entschieden, dass sie Reitstunden nehmen wollte. Die Vorstellung, dass sie an solchen Wettbewerben teilnahm, gefiel Mac immer noch nicht, doch das war nur eines von vielen Dingen, in denen er und Teri sich nicht einig waren.

Mac beugte sich vor und gab Tia einen Kuss auf die Wange, bevor er das Zimmer verließ und nach Tatum und Tempest sah. Zwischen den beiden bestand ein Altersunterschied von knapp zwei Jahren, und sie standen sich sehr nah. Sie kümmerten sich umeinander, und dieser Umstand gefiel Mac sehr an den beiden. Im Gegensatz zu Tia würden die beiden Mädchen vermutlich nie nach getrennten Zimmern fragen, sondern es sogar genießen, sich, solange es ging, auf der Pelle zu hocken. Er gab auch den beiden einen Kuss auf die Wange und ging in das Kinderzimmer hinüber, das dem Elternschlafzimmer am nächsten lag und in dem ihre jüngste Tochter, die dreijährige Tasha, schlief.

Obwohl er auf Zehenspitzen das Zimmer betrat, überraschte es ihn nicht, dass Tasha sofort die Augen aufriss, ihn einen Moment lang anstarrte und ihm anschließend ein Lächeln schenkte. „Daddy!“

Sie warf sich in seine Arme, und er drückte sie an sich. Nach den ersten drei Mädchen hatten er und Teri auf einen Jungen gehofft, doch als ihm die Krankenschwester Tasha in die Arme legte, spielte das keine Rolle mehr. Tasha sah ihm von den vier Töchtern am ähnlichsten und war beinah sein Ebenbild.

Er nahm sie hoch und setzte sich mit ihr in den Schaukelstuhl, den er Teri damals geschenkt hatte, drückte sie an seine Brust und schaukelte sie sanft in seinen Armen, damit sie wieder einschlief. Wie immer nach einer gefährlichen Mission brauchte er einen Moment des Friedens. Doch das war erst möglich, wenn er Teri gefunden hatte und wusste, was mit ihr los war. Warum sie seine Eltern gebeten hatte, nach den Mädchen zu sehen, und dann weggefahren war.

Abgesehen von ihm, seiner Schwester und seinen Eltern hatte Teri keine Familie. Ihre Eltern waren gestorben, als sie noch jung war, und ihre Großeltern hatten sie auf ihrer Ranch in Terrell, Texas, aufgezogen, die nur ein Steinwurf von Dallas entfernt lag. Als Mac sie kennenlernte, waren ihre geliebten Großeltern gerade gestorben, und Teri versuchte mit ihren dreiundzwanzig Jahren, die Ranch allein zu führen. Als es ernster zwischen ihr und Mac wurde, hatte Teri den Entschluss gefasst, die Ranch zu verkaufen – eine Entscheidung, die ihr sehr schwergefallen war, die sie aber nie bereut hatte. Sie nahm seinen überraschenden Heiratsantrag an, hängte ihre Sporen an den Nagel und begann das Leben einer SEAL-Ehefrau.

Es war ihre Idee gewesen, die Hochzeitsreise auf einer Touristen-Ranch zu verbringen. Das hatte ihr die Gelegenheit gegeben, sich gebührend von ihrem Leben als Cowgirl zu verabschieden. Mac hatte diese beiden Wochen sehr genossen und ihr bei dieser Gelegenheit zeigen können, dass auch er mit einem Pferd umgehen konnte. Dies hatte er auf der Pferdefarm der Familie seiner Mutter in Ocala, Florida, gelernt.

Der Zeitpunkt ihrer ersten Begegnung war perfekt. Er hatte drei Jahre zuvor die Marineakademie absolviert und genoss das Leben als SEAL. Eigentlich hatte er noch nicht vor, sein Leben als Junggeselle zu beenden, doch die Begegnung mit Teri warf diesen Vorsatz über den Haufen.

Während Mac seine Tochter weiter in den Schlaf wiegte, schloss er die Augen und dachte an den Moment zurück, in dem Teri Cantor in sein Leben trat …

Zehn Jahre zuvor

„Verdammt, Lawton, kannst du vielleicht ein bisschen langsamer machen?“, sagte Mac zu seinem Begleiter.

Doch Lawton hatte es ziemlich eilig. Mac hatte sich von ihm überreden lassen, mit zu einem Rodeo zu kommen, wo sein Freund mit einer Frau verabredet war.

„Du könntest ja auch etwas schneller gehen“, erwiderte Lawton und grinste ihn herausfordernd an, ohne seine Schritte zu verlangsamen.

„Hm. Sag mal, woher kennst du diese Frau noch mal?“

„Wir haben uns vor drei Monaten im Internet kennengelernt und sind uns letzten Monat das erste Mal in Atlanta begegnet. Sie ist Fotografin beim Bill Pickett Rodeo. LaDorria erwähnte, dass sie in der Gegend von DC sei, und ich hielt das für eine gute Gelegenheit, sie wiederzusehen.“

Als sie sich dem Eingang der Arena näherten, verlangsamte Lawton seine Schritte. „Habt ihr drinnen einen bestimmten Treffpunkt vereinbart?“, fragte Mac und blickte sich um.

„Ja. Sie hat vorgeschlagen, dass wir uns an dem Stand treffen, an dem sie die Programmhefte verkaufen.“

Zehn Minuten später stellte Lawton seinem Freund LaDorria Clark vor. Mac musste zugeben, dass sie eine sehr attraktive Frau war, und fragte sie aus einer Laune heraus, ob sie zufällig eine Freundin habe, die Single sei. „Zufällig ja. Sie heißt Teri und nimmt heute Abend an den Wettkämpfen teil“, erwiderte LaDorria prompt.

LaDorria schlug eines der Programmhefte auf und zeigte auf eine Seite. „Das hier ist Teri.“

Mac hatte zwar nie für möglich gehalten, sich in ein Bild zu verlieben, doch in diesem Moment wurde er vom Gegenteil überzeugt. Eine wunderschöne Frau in einem Cowgirl-Outfit lächelte in die Kamera und nahm sofort sein Herz gefangen.

„In welchen Kategorien tritt sie an?“

„Beim Roping und beim Tonnenrennen. Sie ist die Titelverteidigerin bei den Frauen und war letztes Jahr Rodeo-Königin.“

Mac betrachtete noch einmal das Foto und war nicht überrascht. Er schätzte Teri auf zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig. Sie hatte wunderschöne honigbraune Augen, die perfekt zu ihren hohen Wangenknochen und vollen sinnlichen Lippen passten. Ihre Haut hatte die Farbe von sattem Mokka, und das Haar fiel ihr in üppigen Locken um die Schultern.

„Und du stellst sie mir vor?“, fragte er LaDorria, um ganz sicherzugehen.

Sie lachte. „Ja, sobald das Rodeo vorbei ist. Aber nur, wenn du sie vorher anfeuerst. Schließlich will sie gewinnen.“

Später stellte Mac fest, dass dies völlig überflüssig war, da Teri Cantor einen eigenen Fanklub unter den Zuschauern zu haben schien. Außerdem war sie gut. So gut, dass sie in beiden Kategorien mit Leichtigkeit gewann. Er konnte nicht anders, als die Geschicklichkeit zu bewundern, mit der sie das Pferd lenkte. Außerdem konnte er nicht gegen die Anziehungskraft ankämpfen, die sie auf ihn ausübte. Sie war wirklich eine ungeheuer attraktive Frau – sowohl vom Aussehen als auch von ihrem ganzen Auftreten. Ihre Cowgirl-Outfits verstärkten die Wirkung auf ihn nur noch.

Ihm gefiel, wie sie mit dem Lasso umging und geschickt die Rinder einfing. Solch ein Können verriet, dass sie sehr intensiv trainiert haben musste und offensichtlich ein disziplinierter Mensch war.

Auch die anderen männlichen Zuschauer waren heiß auf Teri. Einige von ihnen gaben zu, bereits bei ihr abgeblitzt zu sein, und Mac hoffte, nicht einer von ihnen zu werden.

Er dachte an die Frauen, mit denen er in der Vergangenheit ausgegangen war. Die meisten hatten nichts gegen ein Date mit einem Soldaten, jedoch keine Lust, einen zu heiraten. Den meisten war das Leben als SEAL-Ehefrau zu hart und der Gedanke unerträglich, nicht zu wissen, wo sich ihr Mann gerade aufhielt und wann er zurückkehren würde.

Mac fand gerade diese Haltung unerträglich. Obwohl er noch gar nicht heiraten wollte, störte ihn, dass es einigen Frauen in einer Beziehung nur um sich selbst ging. Sie erkannten offensichtlich nicht, dass die Ehefrau eines Navy SEALs ebenfalls ihrem Land diente, wenn auch auf eine andere Art und Weise.

„Ich habe gerade eine Nachricht von LaDorria bekommen“, sagte Lawton nach dem Rodeo. „Sie schreibt, wir sollen ihnen dreißig Minuten Zeit geben und dass sie uns dann an dem Stand mit den Souvenirs treffen.“

„Ist gut. Es sieht so aus, als wäre es dir wirklich ernst mit LaDorria“, sagte Mac.

„Das stimmt. Ich hoffe, es ist ihr auch ernst mit mir.“

Das hoffte Mac auch, denn Lawton war wirklich ein toller Kerl.

Fünfundvierzig Minuten später konnte sich Mac davon überzeugen, dass sich die Warterei auf die beiden Frauen gelohnt hatte. Denn Teri Cantor sah aus der Nähe betrachtet noch viel besser aus.

Sie hatte ihr Rodeo-Outfit gegen eine Stoffhose und eine Bluse eingetauscht, was ihr einen verflucht femininen Touch verlieh. Statt eines Pferdeschwanzes trug sie das Haar nun offen, sodass es ihr in weichen Locken bis auf die Schultern fiel. Als ihre Blicke sich trafen, wusste Mac, dass das Interesse auf Gegenseitigkeit beruhte, und er hatte nicht vor, diese Chance verstreichen zu lassen.

„Na, was denkst du?“, fragte Lawton ihn, als die beiden Frauen auf sie zukamen.

„Ich glaube, ich habe mich verliebt“, erwiderte Mac spontan.

Lawton lachte, doch Mac meinte es völlig ernst. Sein Vater hatte immer behauptet, dass es ihm genauso ergangen war, als er Macs Mutter das erste Mal an der Universität getroffen hatte.

Mac holte tief Luft und atmete erst wieder aus, als die beiden Frauen neben ihnen standen. LaDorria stellte sie alle einander vor. „Teri, das ist Thurston McRoy, ein Freund von Lawton.“

Teri streckte ihm die Hand entgegen, und als Mac sie in seine nahm, spürte er … so etwas wie einen Energiestrom durch seinen Körper fließen. Ihr Blick verriet ihm, dass sie es ebenfalls gespürt hatte.

„Nett, dich kennenzulernen, Thurston.“

Er lächelte sie an. „Meine Freunde nennen mich Mac.“

Sie nickte. „Na schön, nett dich kennenzulernen, Mac.“

„Ganz meinerseits.“ Und damit war es ihm völlig ernst.

Sie gingen an diesem Abend in ein Grillrestaurant, und Mac hatte die Gelegenheit, Teri etwas näher kennenzulernen. Doch er wollte noch viel mehr über sie erfahren, und so tauschten sie Telefonnummern aus und blieben in Verbindung. Manchmal telefonierten sie abends stundenlang miteinander.

Ihr erstes offizielles Date hatten sie einen Monat später, als er nach Montana flog, um ihr bei einem Rodeo zuzuschauen. Das war kurz vor seiner Stationierung in Spanien gewesen, und er hatte sie noch einmal sehen wollen, bevor er das Land verließ.

Danach schrieben sie sich Textnachrichten und telefonierten miteinander, wann immer sie konnten. Zwei Monate später erzählte sie ihm, dass sie mit dem Gedanken spielte, die Ranch zu verkaufen und nach New York zu ziehen. Sie fand, dass es langsam an der Zeit war, ihren Abschluss in Geschichte zu machen. Er wusste, dass es für sie eine sehr schwere Entscheidung war, denn schließlich hatte sie ihm während ihrer Gespräche immer wieder erzählt, wie gern sie auf der Ranch lebte.

Nachdem sie sich einmal zu dem Verkauf durchgerungen hatte, war schnell ein Käufer gefunden, und bevor sie ihre Sachen packen und nach New York ziehen konnte, bat er sie, ihn in Barcelona zu besuchen. Teri stimmte zu, und sofort organisierte Mac alles Notwendige und schickte ihr vierundzwanzig Stunden später ein Flugticket. Als er sie in Barcelona vom Flughafen abholte, war ihm sofort klar, dass er sie zu einem festen Bestandteil seines Lebens machen wollte.

Teri verbrachte zwei wundervolle Wochen mit ihm in Spanien, und in dieser Zeit schliefen sie das erste Mal miteinander. Sie zu lieben war genau so, wie er es sich vorgestellt hatte.

Teri warf ihn wirklich völlig aus der Bahn, und ihre körperliche Vereinigung war unglaublich intensiv, so als wären sie füreinander bestimmt gewesen.

Bevor sie in die Staaten zurückkehrte, machte er ihr einen Heiratsantrag, und sie sagte Ja.

Einen Monat später heirateten sie.

Mac kehrte in die Gegenwart zurück, öffnete die Augen und betrachtete Tasha, die inzwischen wieder eingeschlafen war. Er stand auf, legte sie zurück ins Bett und verließ das Zimmer.

Es war höchste Zeit, seine Frau zu finden.

2. KAPITEL

Teri McRoy nippte an ihrem Kaffee, während sie durch das Fenster den wunderschönen Ausblick auf die weitläufigen Ebenen, Täler und Berge genoss. Die luxuriöse Gästeranch in Torchlight, Montana, lag westlich von Cheyenne und erstreckte sich über ein Gebiet von über vierhunderttausend Hektar Land. Das erste Mal war Teri zehn Jahre zuvor mit Mac während ihrer Hochzeitsreise auf der Ranch gewesen, und er hatte ihr versprochen, irgendwann noch einmal mit ihr zurückzukehren.

Doch er hatte dieses Versprechen nie eingelöst.

Als Teri klar wurde, dass sie Zeit allein brauchte, um ein paar Dinge für sich zu klären, war ihr dieser Ort als erster eingefallen. Das lag vermutlich an den wundervollen Erinnerungen, die sie mit ihm verband. Nun war sie froh, dass sie hergekommen war. Sie vermisste ihre Töchter sehr und war ihren Schwiegereltern dankbar, dass sie so schnell als Babysitter eingesprungen waren. Macs Eltern waren wirklich großartig, und ihre Töchter konnten sich keine besseren Großeltern wünschen. Teri hätte die Mädchen wirklich bei niemand anderem lassen wollen. Trotzdem musste sie sich jeden Tag davon überzeugen, dass es ihnen gutging und ihre Stimme hören. Jedes Mal sagten die vier ihr natürlich, dass sie sie vermissten – um ihr dann zu erzählen, wie viel Spaß sie mit Opa und Nana hatten.

Was Teri am besten an der Ranch gefiel, war, dass man nicht im Haupthaus wohnen musste. Wenn man sich mehr Privatsphäre wünschte, konnte man eine der kleinen Hütten mieten, die auf dem großen Areal der Ranch verteilt lagen. Es war einfach wunderbar. Außerdem bekam man als Gast für die Zeit des Aufenthalts ein Pferd zugeteilt, das jeden Morgen zur Hütte gebracht wurde. Ihres war ein wunderschöner weißer Hengst mit dem Namen Amsterdam. In den vergangenen drei Tagen hatten sie und Amsterdam sich besser kennengelernt. Es hatte ein lebhaftes Temperament, das sie jedoch nicht abschreckte, sondern für sie als erfahrende Reiterin eine willkommene Herausforderung war.

Obwohl Teri die Hütte sehr idyllisch fand, wusste sie doch tief in ihrem Herzen, dass es ohne ihren Mann nicht das Gleiche war. Mac fehlte ihr, und so erging es ihr immer, wenn er für längere Zeit weg war. Sie versuchte natürlich, ihm das nicht zu zeigen. Er hatte nun mal einen gefährlichen Job, und das war ihr bei ihrer Hochzeit durchaus klar gewesen. Sie hatte auch gewusst, dass er jeden Augenblick abkommandiert werden konnte und er ihr weder sagen durfte, wohin noch für wie lange. Sein längster Einsatz hatte sieben Monate gedauert, doch nun war er bereits seit acht Monaten weg, und langsam fing sie an, sich Sorgen zu machen. Was wenn …

Teri schüttelte den Kopf und weigerte sich, diesen Gedanken zu Ende zu denken. Mac erwartete von ihr, dass sie Stärke bewies und sich um alles kümmerte, während er weg war. Leider fiel ihr das diesmal ungeheuer schwer. Es waren ein paar Dinge geschehen, mit denen sie nicht gerechnet hatte, und jeden Tag brach ihr Herz ein wenig mehr.

Mac war ein guter Mann und ein wunderbarer Vater. Er sorgte für seine Familie und erfüllte in finanzieller Hinsicht all ihre Bedürfnisse. Macs Mädchen mussten auf nichts verzichten. Teri musste jedoch erkennen, dass man nicht alles für Geld kaufen konnte. Seelenfrieden. Mehr gute Tage als schlechte. Und eine glückliche harmonische Ehe.

Teri hätte Mac gern auf der Ranch bei sich gehabt, um noch einmal mit ihm die Schönheit der Landschaft zu genießen. Doch das war nicht der einzige Grund. Sie brauchte ihn, damit er sie in die Arme nahm und ihr versicherte, dass alles gut würde. Dass sie keine Schuld an dem traf, was geschehen war. Natürlich würde er dann auch erfahren, dass er das verloren hatte, was er sich so sehnlich wünschte.

Einen Sohn.

Als Teri erneut die Tränen in sich aufsteigen spürte, holte sie tief Luft. Sie hatte mit einer Therapeutin gesprochen, die ihr erklärte, dass Fehlgeburten häufiger vorkamen, als die meisten wussten. Dass sie nichts falsch gemacht hatte. Doch die Frau kannte nicht die ganze Wahrheit. Teri hätte gar nicht erst schwanger werden dürfen. Mac wünschte sich zwar einen Sohn, fand jedoch nach der Geburt ihrer vierten Tochter Tasha, dass vier Kinder reichten, um Teri auf Trab zu halten, während er als SEAL im Einsatz war.

Also hatten sie mit ihrem Arzt gesprochen und entschieden, dass Teri sich sterilisieren lassen würde. Sie vereinbarten einen Termin für den ambulanten Eingriff, doch dann wurde Mac abkommandiert. Teri sollte den Eingriff auch ohne ihn durchführen lassen, doch bei der Voruntersuchung stellte ihr Arzt fest, dass sie schwanger war. Teri konnte Mac nicht darüber informieren, nahm jedoch an, dass er sich letztlich über die Neuigkeit freuen würde. Alles lief gut, bis sie vier Monate danach eine Fehlgeburt erlitt.

Teri versuchte das Schluchzen zu unterdrücken, das in ihrer Brust hochstieg. Nachdem sie erfahren hatte, dass es ein Junge werden würde, überlegte sie sich Namen und fing heimlich an, ihn TT zu nennen. Tiny Thurston alias der kleine Thurston. Sie hätte Mac gern die freudige Nachricht erzählt und fürchtete schon, seinen Sohn auf die Welt zu bringen, bevor er zurückkehrte.

Teri wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, trank den Rest Kaffee und rief sich den Anruf in Erinnerung, den sie vom Anwalt ihrer Großeltern erhalten hatte. Der teilte ihr mit, dass die Ranch, die sie zwölf Jahre zuvor verkauft hatte, nun wieder auf dem Markt sei, weil die Besitzer sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr bewirtschaften konnten. Laut Kaufvertrag besaß Teri ein Rückkaufrecht, und so musste das Besitzerpaar zuerst ihr das Objekt anbieten.

Für Teri wurde ein Traum wahr. Sie hatte jedoch nur zehn Tage Bedenkzeit und musste persönlich zur Vertragsunterschrift erscheinen. Mac und sie besaßen die notwendigen Mittel, die Ranch zurückzukaufen. Doch Teri musste die Entscheidung ohne ihren Mann fällen. Und das tat sie.

Sie bedachte die Vor- und Nachteile und entschied schließlich, dass der Kauf der Ranch ihrer Familie guttun würde. Sie bekamen ein größeres Haus, und das Grundstück bot ihren Kindern die Gelegenheit, sich auszutoben und das Leben in der Natur zu genießen. Außerdem sicherte ihnen die Bewirtschaftung der Ranch nach Macs Pensionierung ein gutes Einkommen.

Teri erinnerte sich noch gut daran, wie sie auf der Ranch aufgewachsen war, und wollte ihren Töchtern die gleichen glücklichen Erinnerungen ermöglichen. Es gab in der Nähe gute Schulen, und obwohl die meisten Nachbarn, mit denen ihre Großeltern befreundet gewesen waren, inzwischen nicht mehr lebten, kannte Teri deren Kinder – und sie freute sich schon darauf, die Freundschaft mit ihnen wiederzubeleben.

Teri brauchte für die Kaufabwicklung nicht länger als einen Tag und bat ihre Nachbarin und Freundin Carla, auf die Kinder aufzupassen, während sie nach Terrell, Texas, flog, um das Geschäft unter Dach und Fach zu bringen. Am Tag nach ihrer Rückkehr bekam sie Unterleibsschmerzen, und vierundzwanzig Stunden später verlor sie das Baby. Obwohl der Arzt ihr versicherte, dass die Fehlgeburt nichts mit dem Flug zu tun hatte, konnte sie den Verdacht nicht ganz abschütteln.

Teri gehörte nun die Ranch, die sie für immer verloren geglaubt hatte, musste jedoch den Verlust des Kindes betrauern, mit dem sie nicht mehr gerechnet hatte.

Das Kind zu verlieren war sehr hart für sie gewesen, und sie war ihren Schwiegereltern unendlich dankbar für die Liebe und die Unterstützung während dieser schlimmen Zeit. Teri hatte mit aller Kraft versucht, sich aus dem Tief zu befreien, in das sie langsam, aber stetig zu versinken drohte. Und als ihr kein anderer Ausweg mehr einfiel, nahm sie den Rat ihrer Therapeutin an, für eine Weile wegzufahren, und bat ihre Schwiegereltern um Hilfe.

Während Teri nun versuchte, ein paar Dingen in ihrem Leben zu verarbeiten, wünschte sie einerseits, ihren Mann bei sich zu haben. Andererseits war sie ganz froh über seine Abwesenheit. Er würde mit Sicherheit verstehen, wie sie sich nach dem Verlust ihres Babys fühlte und ihr all die Liebe und Unterstützung geben, die sie brauchte. Doch da war noch die Sache mit der Ranch. Teri fragte sich, ob er ihre Beweggründe für den überstürzten Kauf der Ranch verstehen würde. Sie hatten darüber gesprochen, ein größeres Haus zu kaufen, doch von Virginia nach Texas und obendrein in ihr Elternhaus umzuziehen war etwas anderes.

Dazu kam noch der hohe Kaufpreis für die Ranch, da sie sich für Barzahlung statt Hypothek entschieden hatte. Auch hierbei wusste sie nicht, wie Mac reagieren würde.

All diese Fragen bereiteten Teri schon seit Wochen schlaflose Nächte, und sie quälte sich mit negativen Gedanken. Sie hielt den Kauf der Ranch eigentlich für einen richtigen Schritt, doch Macs Reaktion machte ihr Sorgen.

Sie hatte inzwischen einen neuen Termin für die Sterilisation ausgemacht, doch auch dem sah sie mit gemischten Gefühlen entgegen.

Obwohl sie natürlich ihre Töchter vermisste, tat ihr der Aufenthalt auf der Torchlight Ranch gut. Es gab so viel zu tun, und am Tag zuvor hatte sie sogar beim Brandmarken und Zusammentreiben der Rinder geholfen. Nun blieben ihr nur noch vier Tage, dann würde sie nach Virginia zu ihren Töchtern zurückkehren und auf Macs Rückkehr warten.

In letzter Zeit war es nicht gut zwischen ihnen gelaufen.

Teri hatte den Eindruck, dass sie immer häufiger miteinander stritten. Sie glaubte nicht, dass er an einem posttraumatischen Stresssyndrom litt, sondern nahm an, dass mit ihnen einfach nur zwei sehr willensstarke Persönlichkeiten aufeinandertrafen, die nicht immer einer Meinung waren. Mac schien nicht zu verstehen, dass sie in seiner Abwesenheit sowohl die Mutter- als auch die Vaterrolle übernahm und dies nach seiner Rückkehr nicht so einfach ablegen konnte. Und wenn es ihr schließlich gelang, wurde er schon wieder zu einem Einsatz abberufen. Nun fragte sie sich, warum dies langsam zu einem Teufelskreis wurde, der ihre Ehe bedrohte und ihr das Gefühl gab, für selbstverständlich genommen zu werden.

Doch dies war wieder eine dieser Fragen, auf die sie keine Antwort wusste.

Teri brauchte eine Pause von all den Sorgen und wünschte sich die Zeit zurück, als alles etwas leichter zu sein schien. Natürlich hatte sie als junges Mädchen auch Probleme lösen und zum Beispiel entscheiden müssen, wie sie ohne ihre Großeltern die Ranch leitete. Doch dann war sie einem Mann begegnet, der, das wusste sie, für sie bestimmt war, und sie für ihn.

Während Teri an ihrem Kaffee nippte, dachte sie an diese Zeit zurück …

Zehn Jahre zuvor

Nicht einmal eine Stunde nachdem ihre Freundin LaDorria sie mit ihm bekanntgemacht hatte, wusste Teri, dass Thurston McRoy ein Vollblutmann war, der die Dinge in die Hand nahm.

Abgesehen davon, dass er fantastisch aussah, war er unglaublich charmant und sehr liebevoll. Wie charmant merkte Teri schnell, als sie das Rodeo verließen und zusammen mit LaDorria und Lawton in ein Grillrestaurant gingen.

Mac hielt ihr die Tür auf, schob ihr den Stuhl zurecht und versuchte nicht, die Unterhaltung an sich zu reißen. Er übertrieb es nicht, und doch gelang es ihm an dem Abend, sie völlig für sich einzunehmen. Sie merkte schnell, dass sie sich gut mit ihm unterhalten konnte und sich in seiner Gesellschaft sehr wohl fühlte. Offensichtlich hatten LaDorria und Lawton sie absichtlich miteinander allein gelassen und waren besonders lange auf der Tanzfläche geblieben. Doch das hatte Teri nicht gestört. Es gab ihr die Gelegenheit, sich ein Bild von Mac zu machen und zu beobachten, wie er zum Beispiel das Personal im Restaurant behandelte. Er brachte allen Respekt und Wertschätzung entgegen, egal welche Aufgaben sie erledigten.

Obwohl Teri den Abend mit Mac genoss, war sie nicht sicher, ob er sie wiedersehen wollte. Er bat sie zwar am Ende um ihre Telefonnummer, doch das konnte alles Mögliche bedeuten. Sie hatte vor langer Zeit gelernt, dass die meisten Männer ungern mit einer Frau ausgingen, die Pferde nicht nur liebte, sondern auch noch ein Ass im Sattel war und so wie sie mit dem Lasso umgehen konnte. Die meisten bevorzugten elegantere Frauen, die teure Kleider statt Jeans und Westernhemden trugen.

Teri fand jedoch schnell heraus, dass Mac nicht zu diesen Männern zählte. Er rief sie nach ihrem ersten Date ein paarmal an, und sie unterhielten sich lange miteinander. Ihr Können beim Rodeo störte ihn nicht, und ihm gefiel, wie sie in Jeans aussah. Auch wenn er kein Profi im Sattel war wie sie, hatte er auf der Pferdefarm seiner Großeltern das Reiten gelernt und verbrachte gern Zeit auf dem Rücken eines Pferdes.

Schließlich tauchte er überraschend auf einem ihrer Rodeos in Montana auf. Sie gewann ihre Wettkämpfe und war sehr stolz auf ihre Siege, und als er im Anschluss an das Rodeo im Cowboy-Outfit und einem Stetson auf dem Kopf auf sie wartete, fühlte sie sich um so stärker zu ihm hingezogen. Daher leistete sie auch keinen Widerstand, als er ihre Hand nahm und sie zu seinem Mietwagen führte.

„Wohin fahren wir?“, fragte sie, als er ihr die Wagentür öffnete.

„Wir werden deinen Sieg feiern. Du sahst wirklich umwerfend aus und hast eine tolle Leistung hingelegt.“

Seine Worte taten ihr wirklich gut, und sie fühlte sich in seiner Gegenwart als etwas ganz Besonderes.

Auf dem Weg zu dem Restaurant, in dem sie zu Abend aßen, unterhielten sie sich angeregt, und Mac erzählte ihr von seinen Großvätern, deren Militärdienst in ihm den Wunsch geweckt hatte, ebenfalls Soldat zu werden. Beim Abendessen erzählte er ihr noch mehr über sich, und je besser sie ihn kennenlernte desto mehr mochte sie ihn.

Bei dieser Verabredung hatte sich bereits abgezeichnet, wie die Dinge zwischen ihnen laufen würden. Teri akzeptierte, dass er sich für eine Karriere als Navy SEAL entschieden hatte, und wusste, dass die Frau an seiner Seite mit dieser Wahl leben musste. Als sie dann ernsthaft darüber nachdachte, ihre Ranch zu verkaufen, fand sie die Vorstellung, an seiner Seite die Welt zu bereisen, durchaus reizvoll.

Dann lud er sie nach Barcelona ein, und sie stimmte sofort zu. Diese beiden Wochen veränderten alles. Teri bekam einen Vorgeschmack, wie ein Leben mit Mac sein würde. Während er mit ihr durch Spanien reiste und ihr die Highlights des Landes zeigte, verliebte sie sich in ihn. Sie war noch Jungfrau gewesen und würde die Nacht, in der sie sich das erste Mal geliebt hatten, nie vergessen. Mac hatte dafür gesorgt, dass es für sie etwas Besonderes wurde.

In den beiden Wochen redeten sie auch sehr viel miteinander. Mac erzählte ihr von der interkulturellen Ehe seiner Eltern und wie hart sie an einer glücklichen Beziehung gearbeitet hatten und in allem echte gleichberechtigte Partner gewesen waren. Genau so eine liebevolle und verlässliche Partnerschaft wollte er auch für sich, und Teri stimmte da mit ihm überein. Aus Erzählungen wusste sie, dass ihre Eltern eine ähnliche Einstellung hatten und auch ihre Großeltern waren als Paar für Teri ein großes Vorbild. Eine Scheidung kam für sie nicht infrage.

Die beiden Wochen in Spanien waren die besten ihres Lebens, und bevor Teri in die Staaten zurückkehrte, bat Mac sie, seine Frau zu werden.

Da sie keinen Grund für eine lange Verlobungszeit sahen, heirateten sie einen Monat später, und Teri hatte es nie bereut.

Teri kehrte mit ihren Gedanken in die Gegenwart zurück. Lawton und LaDorria hatten ein Jahr nach Mac und Teri geheiratet und lebten zusammen mit ihren beiden Kindern in New Mexico. Lawton arbeitete seit seiner Entlassung aus der Armee für das FBI, und LaDorria hatte ihre Liebe zur Fotografie weiterentwickelt und einen eigenen Laden eröffnet. Teri und Mac hörten hin und wieder von den beiden, und Teri freute sich immer auf die Foto-Weihnachtskarte der Familie. Sie sahen darauf immer ungeheuer glücklich und perfekt aus. Teri wollte gar nicht daran denken, wie wenig perfekt die Dinge zwischen ihr und Mac standen.

Sie stellte die Kaffeetasse beiseite und ging ins Schlafzimmer hinüber. Es war Zeit, sich für ihren morgendlichen Ausritt anzuziehen.

„Es tut mir sehr leid, Mr. McRoy, aber Ihr Name steht nicht auf der Anmeldung. Solange Mrs. McRoy nicht ihre Zustimmung gibt, kann ich Ihnen keinen Schlüssel zu ihrer Hütte geben.“

Mac unterdrückte seine Wut und versuchte, das Verhalten des Mannes zu verstehen. Ihm war bewusst, dass die strengen Regeln für mehr Sicherheit sorgten, was durchaus positiv war. Schließlich konnte er ja auch ein Exmann sein, der seiner Frau Schaden zufügen wollte. Auf ihn traf das natürlich nicht zu, auch wenn er zugeben musste, dass sein Zorn auf dem Weg nach Torchlight gewachsen war. Es war sein fünfter Flug in weniger als vierundzwanzig Stunden, genauer gesagt, seitdem sein befehlshabender Offizier ihm und seinen Teamkollegen mitgeteilt hatte, dass sie nach Hause zurückkehren konnten und die nächsten sechs Monate frei hatten – vorausgesetzt natürlich, dass es keine internationale Krise gab, bei der ihr SEAL-Team wieder abkommandiert würde.

Und diese sechs Monate brauchten sie nach der letzten Mission auch. Dank ihres Einsatzes konnte die amerikanische Bevölkerung nachts sicher schlafen, und das war für ihn und seine Teamkollegen alles, was zählte. Doch für Mac war der Kampf noch nicht zu Ende, wenn er nach Hause kam. Immer wieder musste er seine ganze Kraft aufwenden, um sich Teri wieder anzunähern. „Das ist schon in Ordnung“, sagte er schließlich und sah, wie sich die Gesichtszüge des Mitarbeiters am Empfang entspannten. Der hatte vermutlich mit einem Streit gerechnet, und ein Teil von Mac hätte ihm nur liebend gern einen geliefert. Doch wozu? „Wissen Sie, wo sie ist, damit sie Ihnen die Erlaubnis geben kann?“

„Wir haben schon in der Hütte angerufen, doch sie hat nicht abgehoben. Vermutlich ist sie ausgeritten. Ich glaube, das tut sie jeden Morgen.“

„Kommt sie zum Frühstück her?“

„Nein, ihre Hütte ist eine der am entlegensten und verfügt über eine voll ausgestattete Küche.“ Dann, so als habe er damit schon zu viel verraten, fügte er hinzu: „Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Ich habe Mrs. McRoy eine Sprachnachricht hinterlassen. Wenn Sie sich dort hinsetzen und warten wollen. Ich bin sicher, sie ruft bald zurück.“

„Ich warte lieber draußen. Dann kann ich mir ein bisschen die Beine vertreten. Darf ich meine Sachen hier stehenlassen?“

„Ja, natürlich, Sir.“

Mac gab dem Mann seine Reisetasche und trat hinaus auf die Veranda. Dort holte er erst einmal tief Luft und genoss die frische amerikanische Luft. Er war zu lange in Libyen gewesen und nun froh, wieder zu Hause zu sein. Nur dass das hier nicht sein Zuhause war, und die Tatsache, dass er nur wenige Stunden nach seiner Landung wieder in den Flieger steigen musste, machte es nicht besser. Außerdem hatte er seit über dreißig Stunden nicht geschlafen.

In diesem Moment klingelte sein Handy, und er holte es sofort aus der Gesäßtasche seiner Jeans und meldete sich. „Hallo Bane.“

„Du kennst doch den Drill, Mac. Aber du hast keinem von uns Bescheid gegeben, dass du gut zu Hause angekommen bist.“

„Ich bin ja auch nicht zu Hause“, erwiderte er nach einem frustrierten Schnauben.

„Warum zum Henker nicht?“, mischte sich Gavin Blake, ein weiteres Mitglied seines Teams, in die Unterhaltung ein. Sein Codename war Viper. Das konnte nur bedeuten, dass neben Viper und Bane noch seine beiden anderen Kameraden und engen Freunde in der Leitung waren: David Holloway, Codename Flipper, und Laramie Cooper, Codename Coop.

„Als ich zu Hause ankam, musste ich feststellen, dass Teri weg war.“

„Weg? Was meinst du mit weg?“, wollte Flipper wissen.

„Und ich hoffe, du hast eine gute Antwort auf Lager, Mac, und Teri hatte nicht doch endlich genug von deinem Bullshit und hat dir den Laufpass gegeben“, fügte Coop hinzu.

Mac rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Seine Freunde mussten ihn bestimmt nicht daran erinnern, dass er manchmal kein einfacher Zeitgenosse war. „Könntet ihr vier euch mal beruhigen?“ Er lehnte sich gegen den Pfosten der Veranda und berichtete ihnen, was er wusste. Zumindest das, was seine Eltern ihm erzählt hatten. Was nicht sehr viel war.

„Und du hast sie noch nicht gesehen?“, fragte Bane.

„Nein. Ich bin auch erst seit ein paar Minuten hier. Sie reitet gerade aus, und da mein Name nicht auf der Anmeldung steht, sagen sie mir nicht einmal, in welcher Hütte sie wohnt.“

„Das ist verständlich“, sagte Viper.

„Ja, aber deshalb muss es mir noch lange nicht gefallen.“

„Beruhige dich, Mac“, warnte ihn Bane.

Jetzt sagen sie mir auch noch, dass ich mich beruhigen soll. „Ich bin ganz ruhig und habe auch noch nichts kaputtgeschlagen.“

„Dann fang auch nicht damit an. Hör dir an, was Teri zu sagen hat. Sie muss einen guten Grund dafür haben, wegzufahren und die Kinder bei deinen Eltern zu lassen“, fügte Coop hinzu.

„Ja, und versuch verständnisvoll zu sein, egal welche Gründe sie dir nennt“, riet Viper.

„Und noch was“, wollte Flipper, der noch nicht lange verheiratet war, hinzufügen, doch Mac fiel ihm ins Wort.

„Jetzt ist es aber genug. Ich brauche von euch ganz bestimmt keine Eheratschläge. Ich bin von euch allen am längsten verheiratet.“

„Das mag ja sein, aber du hast manchmal die Angewohnheit, dich wie ein Idiot aufzuführen, der meint, alles besser zu wissen“, sagte Coop. „Wir waren eine Weile weg. Acht Monate, zwölf Tage und fünfzehn Stunden, um genau zu sein. Also zeig deiner Frau, wie sehr du sie vermisst hast und liebst.“

Mac schüttelte den Kopf. „Wie ich schon sagte, ich brauche keine Ratschläge von euch. Ich weiß, wie ich meine Angelegenheiten regeln muss.“

„Wie du deine Angelegenheiten regelst, funktioniert aber nicht immer“, erinnerte ihn Viper. „Das ist alles, was wir sagen wollen.“

Mac rieb sich mit der Hand den Nacken und merkte, dass er vor Anspannung langsam Kopfschmerzen bekam. „Angekommen. Und jetzt lege ich auf.“

„Hey, ruf uns später noch einmal an, damit wir wissen, dass alles in Ordnung ist“, sagte Bane.

Mac verdrehte die Augen. „Ich denke darüber nach.“ Dann beendete er das Gespräch.

Teri war von ihrem Morgenritt zurückgekehrt und gerade auf dem Weg in die Küche, um sich Frühstück zu machen, als sie den blinkenden Anrufbeantworter bemerkte. Sie wollte es schon ignorieren, da es vermutlich der Manager war, der sie über die Aktivitäten des Tages informierte. Doch sie konnte nicht anders, als die Nachricht sofort abzurufen, da es möglicherweise ihre Schwiegereltern mit etwas Wichtigem waren.

Schnell ging sie zum Telefon hinüber. „Mrs. McRoy, hier spricht Harold von der Rezeption. Bitte rufen Sie mich an, sobald Sie diese Nachricht abhören.“

Teri kam der Bitte sofort nach und rief die Rezeption an. „Harold, Sie haben angerufen. Ist etwas passiert?“, fragte sie, als er abhob.

„Nein, Ma’am. Hier ist ein Mann, der behauptet, Ihr Ehemann zu sein. Er möchte den Schlüssel zu Ihrer Hütte haben, aber das verstößt gegen unsere Sicherheitsbestimmungen. Er sagt, sein Name sei Thurston McRoy.“

Plötzlich schlug Teri das Herz bis zum Hals. Mac ist hier? Sie holte tief Luft. Vermutlich war er nach Hause gekommen, und ihre Schwiegereltern hatten ihm gesagt, wo sie sich aufhielt. Teri fragte sich, ob sie ihm auch gesagt hatten, was vorgefallen war.

„Mrs. McRoy? Sind Sie einverstanden, wenn ich ihm einen Schlüssel gebe und ihm erkläre, wie er zu Ihrer Hütte kommt?“

Sie schluckte. „Ist er bei Ihnen? Wenn ja, dann würde ich gern mit ihm sprechen.“

„Nein er ist nach draußen gegangen.“

Wahrscheinlich, um sich zu beruhigen. Teri mutmaßte, dass er stinkwütend war, da er sie bei seiner Heimkehr nicht angetroffen hatte. Ihr nachzureisen hatte seine Laune sicherlich nicht aufgehellt, und als ihm Harold dann noch den Schlüssel zu ihrer Hütte verwehrte, war seine Wut höchstwahrscheinlich am Siedepunkt angelangt.

„Ich kann nach draußen gehen und ihn holen, wenn Sie mit ihm sprechen wollen.“

Teri holte tief Luft. Das würde ihn vermutlich noch wütender machen. „Nein, das ist nicht notwendig. Bitte geben Sie ihm einen Schlüssel und die Wegbeschreibung.“

„Das mache ich.“ Nachdem sie aufgelegt hatte, atmete sie noch einmal tief durch.

Es blieb ihr also keine Zeit mehr, um allein über alles nachzudenken.

3. KAPITEL

Mac entdeckte Teri, sobald er in seinem Wagen auf der mit Eichen gesäumten Zufahrtstraße um die Ecke bog. Die Hütte lag sehr abgelegen, und Mac gefiel es gar nicht, dass Teri so weit entfernt vom Haupthaus wohnte. Die Versicherung des Mitarbeiters an der Rezeption, dass jeden Morgen jemand nach den Gästen sah, wenn die Pferde verteilt wurden, interessierte Mac dabei auch nicht sonderlich.

Teri lehnte an dem Pfosten der kleinen Veranda. Die engen Jeans, die ihre Kurven umschmeichelten, standen ihr gut, und das Gleiche galt für das langärmelige Hemd, das jedoch für seinen Geschmack ihre wunderschönen Brüste zu eng umspannte. Ein paar Reitstiefel und ein Hut, der ihre üppigen Locken bedeckte, vervollständigte das Outfit.

Mac hatte sie acht Monate zuvor das letzte Mal gesehen, und in diesem Moment konnte er nicht anders, als sie mit den Augen zu verschlingen. Er hatte sie wirklich verdammt vermisst. Doch er wollte nicht zulassen, dass ihr umwerfendes Aussehen und seine Sehnsucht nach ihr seinen Zorn verdrängte. Sie schuldete ihm eine Entschuldigung.

Trotzdem …

Er konnte nicht ignorieren, wie heftig sein Herz schlug und wie stark es ihn mit aller Macht zu ihr hinzog. Sie mochten ihre Meinungsverschiedenheiten haben, und ein paar ihrer Auseinandersetzungen waren sehr schlimm gewesen, doch Mac wusste, dass er sie liebte. Das hatte er schon immer, und das würde sich auch nie ändern. Dann dachte er noch einmal an diese Streitigkeiten zurück, von denen es in letzter Zeit sehr viele gegeben hatte. Zu viele. Seine Teamkameraden hatten ihn und sein Verhalten ganz richtig beschrieben. Er versuchte jedes Mal, wenn er nach Hause zurückkehrte, an diesem Verhalten zu arbeiten. Doch Teri besaß dieses Talent, zu viele unüberlegte Entscheidungen zu treffen. Er behielt im Gegensatz zu ihr immer das Gesamtbild im Blick. Wenn sie etwas wollte, dann fand sie auch einen Weg, es zu bekommen. Wenn er sie dann deswegen zur Rede stellte, ging sie für gewöhnlich in die Defensive.

Mac hatte kein Problem damit, dass Teri Geld ausgab – es war ihm nur wichtig, dass sie es mit Umsicht tat. Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie seine Eltern in seiner Kindheit gegen Geldsorgen kämpften, und hatte sich geschworen, dass ihm das als Erwachsener nicht passieren würde.

Obwohl seine Eltern den eigenen Eltern sehr nah gestanden hatten, war es ihnen in den ersten Jahren ihrer Ehe nicht eingefallen, sich von ihnen Geld zu leihen, als sie in finanziellen Schwierigkeiten steckten. So machten die McRoys das nicht. Sie hatten Mac als Kind beigebracht, dass man selbst für die Dinge bezahlen musste, die man haben wollte. Daher hatte er auch früh gelernt, sein Geld anzulegen, und besaß ein gut gefülltes Bankkonto, als er Teri heiratete. Es war ihm immer wichtig gewesen, dass sie alles bekam, was sie brauchte. Das schloss jedoch nicht die Dinge mit ein, die sie nur haben wollte, um sie zu besitzen. Es war ihm ein Bedürfnis, immer genug Geld für schlechte Zeiten zu haben und dafür zu sorgen, dass er seinen Töchtern etwas hinterlassen konnte. Etwas, was seinen Eltern nicht möglich gewesen war. Meistens war der Aktienmarkt gut zu Mac gewesen, und seine Investments hatten sich besser entwickelt, als er es je gehofft hatte.

Er parkte den Wagen vor der Hütte und schaltete den Motor aus. Teri stand immer noch an den Pfosten gelehnt da und betrachtete ihn mit diesem Gesichtsausdruck, der zu sagen schien: „Ich muss erst einmal abwarten, in welcher Stimmung du bist.“ Ob es ihr nun bewusst war oder nicht, aber dieser Gesichtsausdruck verriet ihm immer mehr, als er eigentlich wissen wollte. Nun konnte er nicht anders, als sich zu fragen, was während seiner Abwesenheit passiert war.

Mac stieg aus dem Wagen und schloss die Tür. „Teri.“ Plötzlich spürte er, wie sich unter ihrem Blick aus honigbraunen Augen sein Magen nervös zusammenzog.

„Hi, Mac.“

Er versuchte nicht nur an ihre Lippen zu denken, doch er war machtlos dagegen. Er liebte Teris Lippen. Ihre Form und ihren Geschmack. Und dann konnten sie beide nicht anders, als nach den acht langen Monaten der Trennung langsam aufeinander zuzugehen. Die sexuelle Spannung zwischen ihnen war beinah mit Händen greifbar. Als sie voreinander standen, zog Mac Teri in seine Arme. Erklärungen hatten Zeit bis später. Jetzt musste er ihren warmen, weiblichen Körper spüren, der sich gegen seinen presste, und den Geschmack ihres Mundes genießen.

Er küsste die Frau, die er nun seit über zehn Jahren liebte, lang und innig. Die Frau, die seit ihrer ersten Begegnung seine Welt völlig auf den Kopf gestellt hatte. Die Frau, die ihm immer wieder vor Augen führte, was für ein verdammter Glückspilz er war – und das war sogar an den Tagen so, an denen er glaubte, zwischen ihnen liefe alles falsch. Sie war die Mutter seiner Kinder und der Grund, warum er auf jeder Geheimmission sein Bestes gab, damit er zu ihr zurückkehren konnte.

Er vertiefte den Kuss, und Teri erwiderte ihn. Mac konnte von ihrem Geschmack nicht genug bekommen. Das war schon immer so gewesen und würde sich vermutlich auch nie ändern. Sie stöhnte an seinem Mund, und er liebte diesen Laut. Es war schon eine Weile her, seit er das Geräusch das letzte Mal gehört hatte. Und er wollte mehr davon. Sie stöhnen hören und spüren, wie sie ihren Körper an seinen presste. Er wollte sie nackt.

Sie konnte ihm den Grund für ihren Aufenthalt auf der Ranch auch später noch erklären. Jetzt brauchte er sie.

Er hob Teri hoch und trug sie ins Haus.

Teri wusste, dass sie auf das Schlafzimmer zusteuerten. Sie musste Mac aufhalten. Vor allem musste sie verhindern, dass er sie wieder einmal vollkommen überwältigte. Sie wollte ihn, und er wollte sie. In der Vergangenheit hatte dieses Wissen genügt.

Doch diesmal nicht.

Teri hatte es einfach satt, den großartigen Sex mit ihm zu genießen, um dann anschließend wieder von seinen vielen Fragen bombardiert zu werden und mit ihm zu streiten. Sie mussten zuerst miteinander reden.

Als sie mit aller Anstrengung ihren Mund von seinem löste, ließ er sie herunter, und sie befreite sich aus seinen Armen. Dann blickte sie in seine dunkelbraunen Augen. Mac war groß, über ein Meter neunzig, und seine Haut hatte den Farbton von Milchkaffee. Er hatte markante Wangenknochen, einen kräftigen Nacken und die sinnlichsten Lippen, die sie je bei einem Mann gesehen hatte. Egal ob er glattrasiert war oder ein Bart sein maskulines Kinn bedeckte wie in diesem Moment, Mac war wirklich ein verdammt attraktiver und äußerst erotischer Mann. Und nun richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf sie, und das Ve...

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