Das süße Spiel der Rache

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Miranda genoss seine Berührungen in einer Weise, wie sie es eigentlich nicht sollte. Sie musste ihn einfach küssen, so wie sie atmen musste. Der sexy Fremde, der ihr Stunden sinnlichster Verzückung schenkte, ist Basilio Perez? Der Mann, der behauptet, sie habe vorsätzlich einen schweren Unfall verschuldet? Miranda ist entsetzt! Dass diese Falschaussage ihr Leben ruiniert hat, scheint Basilio nicht zu interessieren. Im Gegenteil, sie zu verführen hat der attraktive Milliardär sogar von Anfang an geplant! Nach diesem Verrat steht für Miranda fest: Niemals will sie Basilio wiedersehen! Aber warum tut der smarte Womanizer plötzlich alles dafür, um ihren Ruf zu retten?


  • Erscheinungstag 29.01.2019
  • Bandnummer 2373
  • ISBN / Artikelnummer 9783733711962
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

„Ich brauche keinen Termin, verdammt. Ich bin seine Schwester!“ Gracias schrille Stimme mit dem amerikanischen Akzent drang durch Basilios halb geschlossene Bürotür.

Heftig wurde die schwere Tür ganz aufgestoßen, sodass sie gegen die Vertäfelung an der Wand knallte. Doch überraschenderweise schaffte es seine Verwaltungsassistentin, einen Schritt vor Basilios Schwester im Büro zu sein.

„Es tut mir leid, Sir.“ Sie klang gestresst, weil sie sich nicht hatte behaupten können. „Sie hat sich geweigert zu warten, bis ich mich vergewissern konnte, ob Sie Ihre Telefonkonferenz schon beendet haben.“

Gracia stürmte an seiner Assistentin vorbei, während gleichzeitig seine Vorstandsassistentin aus dem angrenzenden Büro eilte.

„Was ist hier los?“ Die Fünfzigjährige, die einen makellosen dunkelblauen Geschäftsanzug trug und die Haare zu einem strengen Knoten hochgesteckt hatte, schaffte es besser als Basilios Mutter, aristokratisches Missfallen auszudrücken, obwohl seine Mutter tatsächlich die Tochter eines Counts war.

Sofort begann seine Verwaltungsassistentin, sich wieder zu entschuldigen, als er von seinem Schreibtisch aufstand und seine Schwester mit einem Blick bedachte, auf den seine Mutter stolz sein würde.

Gracia blieb stehen, und ihre verärgerte Miene wirkte nun besorgt. Sie warf der älteren Frau einen verhalten höflichen Blick zu, ehe sie Basilio vorsichtig ansah. „Es geht um einen Notfall in der Familie.“

Schweigend wartete er auf weitere Erklärungen.

Seine Vorstandsassistentin zeigte nicht so viel Geduld. „Verstehe. Und da blieb keine Zeit, dass Sie uns vorher anrufen und uns benachrichtigen, dass Sie bald ankommen, sodass wir den Terminkalender Ihres Bruders mit Ihrer Ankunft am Flughafen hätten abstimmen können?“, fragte Camila Lopez mit deutlichem Tadel.

Gracias Blick ging zwischen Basilio und der Assistentin hin und her, während ihre Wangen sich leicht röteten. „Daran habe ich nicht gedacht.“

„Und was, wenn Señor Perez nicht im Büro gewesen wäre?“ Camila hob eine perfekt geformte schwarze Augenbraue.

„Daran habe ich ebenfalls nicht gedacht.“

So amüsant Basilio den Wortwechsel seiner Schwester mit seiner Vorstandsassistentin auch fand, blieb ihm keine Zeit dafür. Denn er hatte an diesem Tag tatsächlich sehr viel zu tun.

„Danke für Ihre Hilfe. Und die nächste halbe Stunde brauche ich für Gracia“, sagte er zu den beiden Frauen. „Sorgen Sie dafür, dass wir nicht gestört werden.“

„Natürlich, Señor“, antwortete Camila mit dem nötigen Maß an Ehrerbietung.

Nachdem die beiden Frauen sein Büro verlassen hatten, deutete Basilio auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch. „Setz dich, Gracia. Und dann erzähl mir, warum du hier unerlaubt eingedrungen bist.“

Gracia sank mit mehr Anmut auf den Stuhl als sie bisher hatte erkennen lassen. „Es ist wirklich ein Familiennotfall, Baz.“

Die Familie, die sich so selten daran erinnerte, dass er auch dazugehörte?

„Um was geht es?“, wollte er barsch wissen und lehnte sich auf seinem Schreibtischsessel zurück.

Bei seinem Ton runzelte Gracia die Stirn. „Weißt du noch, als dieser schreckliche Teenager den kleinen Jamie mit dem Wagen angefahren hat?“

„Wie könnte ich das vergessen?“ Vor fünf Jahren hatte sein damals vierjähriger Neffe zwei Wochen im Koma gelegen, nachdem er bei einem Ausflug mit seiner Mutter von einem Wagen angefahren worden war.

„Offenbar hat sie ihren Namen geändert und lebt nicht mehr in Südkalifornien.“

„Das überrascht mich nicht.“ Basilio war damals in Spanien gewesen und hatte das Unternehmen seines Vaters vor dem Bankrott gerettet. Doch er hatte mitbekommen, dass Miranda Weber in den Medien übel beschimpft worden war.

„Irgendein idiotischer Reporter hat herausgefunden, wer sie ist, und wärmt die Geschichte jetzt wieder auf.“

Das also war der Familiennotfall, wegen dem sie Basilios Hilfe brauchte? Nachdem Carlos und Gracia meistens zu gerne vergaßen, dass sie Halbgeschwister waren?

Doch er verkniff sich einen zynischen Kommentar über ihre Definition von Familie und sagte stattdessen: „Ich kann verstehen, warum das für Carlos und Tiffany schwer zu verkraften ist.“

„Stimmt. Es ist schrecklich! Und diesmal will eine windige Klatsch-Show ein Interview mit dem Mädchen machen.“

„Mädchen? Miranda ist inzwischen vierundzwanzig Jahre alt.“

„Gut, dann eben Frau“, entgegnete Gracia wegwerfend. „Jedenfalls ist sie dazu bereit, denen ihre Sicht der Geschichte zu erzählen. Sie wird im Fernsehen auftreten und Lügen erzählen. Über unsere Familie!“

„Carlos hat doch sicher PR-Leute, die das regeln können.“ Ganz zu schweigen von Anwälten. Sollte die Frau öffentlich Lügen verbreiten, könnten die sie verklagen.

„Du weißt, dass er es vorzieht, wenn du ihn Carl nennst.“

Ja, weil es nicht so spanisch klang und er so vergessen konnte, dass er einen Vater namens Armand Perez gehabt hatte. „Willst du jetzt darüber mit mir diskutieren?“, fragte Basilio genervt.

„Nein, natürlich nicht.“ Gracia fuhr sich nervös durchs Haar. „Es ist nur so, dass du etwas tun musst.“

„Was könnte ich denn deiner Meinung nach tun, was Carl und Tiffany nicht selbst erledigen könnten? Sie sind ja nicht unbedingt mittellos.“ Carlos’ Frau entstammte einer alten, reichen Familie von der Ostküste.

Basilios Bruder leitete das Unternehmen seines Stiefvaters, das groß genug war, um eine PR-Abteilung zu haben. Perez Holdings hingegen war inzwischen größer und erfolgreicher, was jedoch nicht immer der Fall gewesen war.

„Sie hat gegen Carl und Tiffany ein Kontaktverbot erwirkt. Das gilt auch für alle, die für sie arbeiten.“

„Wie hat sie das denn geschafft?“, überlegte Basilio laut.

„Es ist verrückt, ich weiß.“

Das hatte Basilio eigentlich nicht gemeint. Sondern dass es eine ernste Bedrohung gegeben haben musste, wenn Miranda Weber sich zu solch einem Schritt veranlasst gesehen hatte. Sein Bruder konnte ein ziemlicher Hitzkopf sein. Carlos stellte zwar hohe Ansprüche, hatte aber nie ein Unternehmen retten müssen, so wie Basilio es getan hatte. Nachdem ihr gemeinsamer Vater sich von Carlos’ und Gracias Mutter getrennt hatte, hatte sie schnell wieder geheiratet. Seine älteren Geschwister hatten ihre neue amerikanische Familie nur zu gerne akzeptiert, den Nachnamen ihres Stiefvaters angenommen und ihr spanisches Erbe zugunsten der amerikanischen Lebensart ihrer Mutter verleugnet.

Basilio war zwar nicht sicher, ob er Carlos unter den gegebenen Umständen die Schuld geben könnte, aber das Naturell des älteren Bruders und dessen Annahme, tun und lassen zu können, was er wollte, hatte ihn sicher den Kontakt zu Miranda gekostet.

Da Basilio nicht direkt antwortete, fügte Gracia hinzu: „Ich glaube, ihr Schwager könnte die Finger im Spiel haben.“

„Sie hat eine Schwester?“ Daran konnte er sich nicht erinnern. Er hatte geglaubt, dass die Frau, die seinen Neffen angefahren hatte, ein Einzelkind war.

„Offensichtlich. Zwar nur eine Halbschwester, aber trotzdem …“

„Ja, trotzdem.“ Basilio wusste, wie wenig sein Bruder und seine Schwester von Halbgeschwistern hielten.

„Jetzt sei nicht so, Baz. Ich habe doch nicht dich gemeint.“

„Wie du meinst.“

Gracia beugte sich vor. „Du musst etwas tun.“

„Und was soll ich deiner Meinung nach machen?“

„Na ja, Carls Unternehmen hat nicht ganz so viel Macht wie deines.“

Das war eine Untertreibung. Unbarmherzig hatte Basilio Perez Holdings zu einem milliardenschweren Unternehmen ausgebaut, während der Immobilienkonzern seines Bruders nur Millionen wert war. „Die Madison-Immobiliengruppe ist wohl kaum ein globaler Konzern“, sagte er trotzdem.

„Genau.“

„Und?“, drängte Basilio.

Gracias Miene hatte nun etwas Ausgekochtes. „Vielleicht könntest du den Schwager dieser Frau davon überzeugen, seine Unterstützung zurückzunehmen.“

„Wer ist dieser Schwager überhaupt?“

„Er heißt Andreas Kostas. An den Namen seines Unternehmens kann ich mich nicht erinnern …“

Überrascht setzte Basilio sich aufrechter hin. „Ich weiß, wer das ist. Kostas ist Grieche. Wir benutzen hier die Sicherheitssoftware seiner Firma – beziehungsweise der Firma, die ihm gehörte. Ich glaube, er hat kürzlich mit Hawk Enterprises fusioniert.“

Andreas Kostas war ein Schlitzohr. Kein Wunder, dass Carlos Hilfe brauchte, um mit Mirandas Familie fertigzuwerden.

Gracia winkte ab. „Wie auch immer. Er hat nicht gut darauf reagiert, als Carl mit ihm in Verbindung getreten ist, damit er Miranda dazu überredet, das Interview abzusagen.“

„Kein Wunder, wenn er ihn bedroht hat.“ Kostas war nicht dafür bekannt, dass er Idioten oder Angeber tolerierte. Leider hatte Carlos sich gelegentlich als beides erwiesen.

„Wer hat denn gesagt, dass Carl ihn bedroht hat?“ Gracia klang empört, aber ihre schuldbewusste Miene verriet etwas anderes.

Basilio sah seine Schwester nur an, bis es ihr sichtlich unangenehm war.

„Na schön, vielleicht hat er ein paar Dinge gesagt, die er nicht so gemeint hat, aber was soll’s?“ Aufgebracht fuchtelte sie mit den Händen in der Luft herum. „Er und Tiffany haben schließlich vor fünf Jahren genug durchgemacht.“

„In diesem Punkt sind wir einer Meinung.“

„Also, wirst du etwas unternehmen?“

„Ich werde in die Staaten fliegen und mir das Ganze ansehen.“ Mehr wollte er nicht versprechen. Wenn es darauf ankam, würde er aber nicht davor zurückschrecken, seinen Einfluss und seine Macht zu nutzen, um Andreas Kostas oder seine Schwägerin dazu zu bringen, das zu tun, was für seine Familie das Beste war. Denn für ihn stand die Familie an oberster Stelle. Aber zuerst wollte er ein paar Antworten über das, was wirklich los war.

„Du musst dich beeilen. Ihr Interview soll in drei Wochen stattfinden. Der Medienansturm von neulich beginnt gerade abzuebben, aber wenn sie dieses Interview macht, wird alles wieder hochgespielt.“

„Verstehe. Welchen Namen hat sie denn inzwischen?“

„Ihren Vornamen hat sie behalten, hat jedoch Weber in Smith umgetauscht.“

„Miranda Smith …“

Nun, egal ob Weber oder Smith, er hatte auf jeden Fall vor, sie zu finden – um die Menschen zu beschützen, die schon genug gelitten hatten.

1. KAPITEL

Eilig verließ Randi ihr neues Büro, weil sie spät dran war für das Dinner mit ihrer Schwester, die sie vor Kurzem erst kennengelernt hatte, und dem Mann, der jetzt ihr Schwager war.

Sie war überrascht gewesen, als Kayla sie gefragt hatte, ob sie Interesse daran hätte, Geschäftsführerin von Kaylas for Kids zu werden, ein Heim, das ihre Schwester für gefährdete Kinder und Jugendliche eingerichtet hatte. Dass sie das tun konnte, was sie sehr gerne tat, und gleichzeitig nahe genug wohnte, um ihre lange verlorene Schwester kennenzulernen, diese Chance hatte sie sich nicht entgehen lassen wollen. Außerdem würde ihr dabei zugutekommen, dass sie Diplomkauffrau und Sozialarbeiterin war.

Zu ihrem Job gehörte auch, einen zweiten Standort in den westlichen Randbezirken von Portland aufzubauen.

Offenbar hatte Andreas als Hochzeitsgeschenk genügend für den Ausbau und die Arbeit des Heims gespendet.

Es war ihr Traumjob, und sie liebte ihre Schwester und ihren Schwager dafür, dass sie ihr dies ermöglicht hatten.

Ein Zusammenstoß mit einem harten Muskelberg auf dem Gehweg brachte Randi bei ihrem Sprint zum Auto abrupt zum Stehen.

Sie schrie auf und begann sich dann sofort zu entschuldigen, auch wenn sie ins Straucheln geriet. „Tut mir sehr leid. Ich habe Sie nicht gesehen.“

Große starke Hände, die sie an den Unterarmen festhielten, bewahrten sie davor, rücklings auf den Boden zu fallen. „Stoßen Sie immer mit Leuten zusammen, die Sie nicht sehen?“, fragte er mit fremdländischem Akzent.

Randi zuckte zusammen. Der Mann konnte nicht wissen, dass er mit seiner Bemerkung alte Wunden aufriss, die nun wieder bluteten.

Sie fasste sich wieder und zuckte die Schultern. „Ich würde ja gerne Nein sagen, aber ich neige dazu, tollpatschig zu sein, besonders dann, wenn ich es eilig habe.“

Weshalb sie dem umwerfenden Mann mit den schwarzen Haaren und den sexy Bartstoppeln diese besondere Schwäche gestand, wusste sie nicht. Mindestens so groß wie ihr Schwager, überragte er sie um fast einen Kopf.

Kaffeebraune Augen sahen sie an. „Verstehe. Haben Sie es oft eilig?“

„Eigentlich nicht. Nur manchmal. Obwohl ich normalerweise gegen Wände, Türpfosten oder Möbel stoße. Selten gegen Menschen.“

Ein breites Lächeln folgte, das jedoch nicht seine Augen erreichte. „Dann bin ich etwas Besonderes.“

„So könnten Sie es bezeichnen, ja.“

Er ließ ihre Arme los. Endlich, doch er trat nicht zurück. „Ich glaube, das werde ich auch tun.“

„Okay.“ Hitze kroch über ihren Nacken und färbte ihre Wangen, ohne dass Randi etwas dagegen tun konnte.

Er hielt ihr seine Hand hin. „Basilio Perez.“

„Äh … Randi Smith.“ Sie legte ihre Hand in seine.

Statt ihre Hand zu schütteln, hob er sie an seine Lippen und hauchte einen Kuss auf die Knöchel. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Smith.“

Endlich begriff Randi, was es hieß, von der Berührung eines Mannes verzaubert zu werden. Seine Lippen auf ihrer Haut sandten Schauer durch ihren Körper, und sie schnappte nach Luft.

„Miss Smith? Alles in Ordnung?“ Etwas in seinem viel zu wissenden Blick verriet ihr, dass er genau wusste, welche Wirkung er auf sie hatte.

Sie versuchte zu sprechen, räusperte sich und probierte es erneut. „Randi, bitte.“

„Randi ist die Kurzform für?“

„Oh … äh … danach hat noch niemand gefragt. Die Leute wollen immer nur wissen, ob ich es lustig finde, einen Jungennamen zu haben.“

„Und?“ Immer noch hielt er ihre Hand und strich nun mit dem Daumen über die Knöchel.

„Miranda.“

„Hübscher Name.“

„Finden Sie?“ Randi hatte ihn immer zu altmodisch gefunden.

„Ja.“

„Basilio ist auch schön. Ein spanischer Name?“, vermutete sie.

„Sie haben es erfasst. Meine Freunde nennen mich Baz.“

„Meine Freunde nennen mich Randi.“

„Ich ziehe Miranda vor.“

Sollte das heißen, dass er nicht mit ihr befreundet sein wollte? Dabei hatte er doch angedeutet, dass sie ihn Baz nennen könnte. „Werden wir denn Freunde?“

„Das würde mir gefallen.“

Gut. „Mir auch. Ich meine …“ Doch sie wusste nicht, was sie hatte sagen wollen, weil die sexuelle Anziehungskraft zwischen ihnen sie völlig durcheinanderbrachte.

„Also, Dinner heute Abend?“, fragte er und streichelte immer noch ihre Hand.

„Ich habe etwas vor, mit meiner Schwester und meinem Schwager.“ So gerne sie auch mit Kayla zusammen sein wollte, fiel es ihr schwer, ein Date mit diesem attraktiven Mann abzusagen.

„Dann ein Drink nach dem Dinner?“

„Wirklich?“ Ach du meine Güte, warum hatte sie das gesagt? „Ich meine, das wäre toll. Also gut.“

Gleich würde sie bestimmt in Ohnmacht fallen.

„Wann und wo?“

Sie dachte an das Restaurant, in dem sie sich mit ihrer Familie treffen wollte, und überlegte, was in der Nähe lag. „Wie wär’s mit der Pianobar beim Heathman?“

Dort war es ruhig, und es gab viele ungestörte Plätze für ein Tête-à-Tête.

„Gut. Um welche Uhrzeit?“, wollte Basilio wissen.

„Acht Uhr?“ Sie wollte früh mit Kayla und Andreas zu Abend essen.

„Perfekt. Ich werde vorher eine Kleinigkeit zu mir nehmen und Sie dann dort treffen.“

„Sie könnten sich uns anschließen“, schlug Randi vor.

„Würde ich denn nicht stören?“

„Überhaupt nicht. Kayla und Andreas haben sicher nichts dagegen.“

Aber sie sollte besser anrufen und die beiden vorab informieren.

„Dann würde ich gerne annehmen.“

„Super. Ähm, könnten wir uns dort treffen?“

„Natürlich. Ich habe nicht erwartet, dass Sie nach so kurzer Bekanntschaft zu einem Fremden in den Wagen steigen.“

Auch wenn sie wünschte, sie könnte es tun, wollte sie nicht einmal darüber nachdenken. Seit den Unannehmlichkeiten vor fünf Jahren war Randi sehr vorsichtig gegenüber Menschen. Sie ging nicht schnell Freundschaften ein, ganz zu schweigen davon, sich mit einem Mann zu verabreden. Aber dieser Mann hier war kein schmuddeliger Reporter, der auf lüsterne Details der Tragödie aus war, die sich vor Jahren abgespielt hatte. Nicht mit diesem Fünftausend-Dollar-Anzug und den Schuhen, die wahrscheinlich mehr kosteten, als sie in einer Woche verdiente.

Sie verabredeten, sich in zwanzig Minuten am Restaurant zu treffen. Dann rannte Randi zu ihrem Wagen und war jetzt noch später dran als vorher.

Basilio fuhr auf den Hotelparkplatz des Heathman.

Ein Spaziergang vom Restaurant zur Pianobar würde ihm eine weitere Gelegenheit verschaffen, Miranda Smith, geborene Weber, aus der Reserve zu locken. Er war absichtlich mit ihr zusammengestoßen, und dabei waren ihm zwei Dinge klar geworden. Zum einen, dass das Foto in der Akte, die er über sie hatte anlegen lassen, ihre süße Naivität nicht einfing, auch nicht ihre unbewusste Sinnlichkeit. Zum zweiten, dass Verführung der beste Weg sein könnte, um das zu erreichen, was seine Familie brauchte.

Obwohl Einschüchterungstaktiken noch nicht vom Tisch waren, hatte er das Gefühl, dass es effektiver wäre, die Anziehungskraft zwischen ihnen zu nutzen.

Als er ein paar Minuten später das Restaurant betrat, war er wieder erstaunt über ihren klaren Blick, den sie ihm in dem vornehmen Steakhaus über die vollbesetzten Tische hinweg zuwarf. Selbst in dem gedämpften Licht leuchteten ihre Augen. Miranda saß mit Andreas Kostas und einer anderen Frau zusammen, deren Augen die gleiche Farbe und Leuchtkraft hatten und sie als ihre Schwester auswiesen.

Basilio ließ sich von dem Oberkellner zu dem Tisch führen. Vorspeisen und Brot standen bereits auf der Leinentischdecke und verrieten, dass die Kostas schon eine Weile da waren.

Miranda stand auf. „Sie haben es geschafft.“

Basilio nickte. Er fand ihre Begeisterung beinahe charmant. Diese Frau hatte etwas sehr Unschuldiges, und er konnte kaum glauben, dass sie vorhatte, seine Familie zu zerstören.

Doch er wusste aus gesicherter Quelle, dass Miranda Smith, trotz all ihrer vorgespielten Unschuld, genau so eine Frau war.

Und das sollte er niemals vergessen.

„Das sind meine Schwester Kayla Kostas und ihr Mann Andreas.“ Miranda deutete mit der Hand auf die beiden und hätte dabei fast ein volles Wasserglas umgestoßen.

Ihr Schwager fing es sichtbar ungehalten auf, damit die Leinendecke nicht nass wurde.

Basilio nickte dem Ehepaar zu. „Freut mich, Sie kennenzulernen.“

„Randi sagte, Sie haben sich auf der Straße kennengelernt?“, fragte Kayla, während Andreas sich wieder setzte. Offenbar wollte sie mehr wissen.

Miranda, die ihm gegenüber saß, lächelte ihn schüchtern an, und ihre Wangen waren gerötet.

Er zwinkerte ihr zu und sah, dass die Röte auf ihren zarten Wangenknochen sich vertiefte, dann begegnete er Kaylas Blick. „Wir sind zusammengestoßen.“

„Ich habe ihn eher niedergerannt, weil ich es eilig hatte, rechtzeitig herzukommen.“

Er verspürte einen seltsamen Stich, weil sie die Verantwortung für den Zusammenstoß übernahm, den er inszeniert hatte.

„Schleppen Sie immer die Frauen ab, mit denen Sie auf der Straße zusammenstoßen?“, fragte Andreas in zynischem Ton.

„Mit einer schönen Frau zu Abend zu essen ist doch nie unangenehm.“ Unbeirrt begegnete Basilio dem kritischen Blick aus grünen Augen.

Er hatte Jahre damit verbracht, das Unternehmen seines Vaters wieder aufzubauen und dem Namen Perez wieder Bedeutung zu verleihen. Basilio hatte schon vor langer Zeit gelernt, sich nicht davon beirren zu lassen, was andere über ihn dachten.

Andreas Kostas war nicht der einzige gefährliche Geschäftshai in diesem Raum.

„Sie haben meine Frage nicht beantwortet.“ Der Mann ließ sich nicht einfach abspeisen.

Basilio war es egal. „Nein, das habe ich nicht.“

Dabei wollte er es belassen, doch dann bemerkte er Mirandas verunsicherte Miene. Das, was er vorhatte, erforderte Vertrauen.

Also sprach er zu ihr, nicht zu dem neugierigen Griechen, der links von ihm saß. „Ich habe noch nie eine Frau aufgegabelt, die ich auf der Straße kennengelernt habe. Und ich habe auch Sie nicht aufgegabelt. Sie haben mich eingeladen, hier mit Ihnen, Ihrer Schwester und Ihrem Schwager zu Abend essen, und ich habe gerne angenommen.“

„Wenn das kein Aufriss ist, dann weiß ich es auch nicht“, warf Kayla ein.

Doch Miranda sah nun glücklicher aus, und nur das zählte für Basilio. Sie lächelte ihn an. „Ich bin froh, das zu hören.“

„Sie können sicher sein, dass Sie nicht eine von vielen sind.“ Und das stimmte tatsächlich. Denn sie war die einzige Frau, die seiner Familie das geben konnte, was sie so dringend brauchte: Frieden.

Leise schnappte Miranda nach Luft, doch der Ton, den ihr Schwager von sich gab, klang zynisch.

Basilio warf ihm einen nüchternen Blick zu. „Was halten Sie von Risiko-Kapitalismus? Digitaler Sicherheit?“

„Sie sind extra mit Randi zusammengestoßen“, rief Kayla. „Weil Sie Andreas kennenlernen wollten. Sie wissen, wer er ist.“

Miranda zuckte zusammen, und ihr Blick wirkte verletzt.

Mit gerunzelter Stirn sah Basilio ihre Schwester an. „Ich finde es zwar lobenswert, dass Sie sich Sorgen um Miranda machen, aber hören Sie bitte auf, ihr negative Gedanken in den Kopf zu setzen. Hätte ich Ihren Mann kennenlernen wollen, um etwas Geschäftliches mit ihm zu besprechen, dann hätte ich ihn angerufen, dessen können Sie sicher sein.“

Andreas sah ihn aus schmalen Augen an. „Schauen Sie meine Frau nicht so finster an. Sie passt nur auf Randi auf.“

„Wie ich schon sagte, lobenswert, aber nicht notwendig.“

„Was meint er damit, Andreas? Weißt du etwas über Basilio?“, fragte Kayla.

Andreas’ Kiefermuskeln zuckten, als wäre ihm gerade bewusst geworden, wer Basilio war. „Basilio Perez ist der Präsident des weltweiten Immobilien- und Hotel-Konsortiums, das als Perez Holdings bekannt ist. Er hat überall seine Finger im Spiel.“

„Wirklich?“, fragte Miranda, die blass geworden war.

„Ja. Aber das ändert doch nichts an Ihrem Wunsch, mit mir zu Abend zu essen, oder?“, zog er sie auf, wusste jedoch, dass es nicht so war. Es gab keine Frau, die von seiner Macht und seiner Stellung nicht angezogen war.

Trotzdem sah sie aus, als wüsste sie nicht genau, was sie antworten sollte. „Ich spiele nicht in Ihrer Liga.“

„Ich bin auch nicht auf ein Baseball-Team aus, das mit mir isst, sondern nur auf eine charmante Frau und ihre sehr misstrauischen Verwandten.“ Nicht, dass sie sich in Bezug auf sie keine Sorgen machen müssten, aber sie dachten in die völlig falsche Richtung.

Auch wenn Basilio sich hin und wieder mit Frauen verabredete, war er kein Frauenheld. Und er wollte sie auch nicht benutzen, um mit dem Unternehmen ihrer Familie in Kontakt zu treten.

„Ach, das ist aber nett“, meinte Kayla.

Miranda nickte. „Stimmt.“

Andreas hingegen sah Basilio immer noch misstrauisch an. Doch nachdem sie ihr Essen bestellt hatten und es langsam später wurde, taute er allmählich auf. Basilio merkte, dass er die Unterhaltung mit der etwas merkwürdigen Kayla, ihrem geschäftlich gerissenen Mann und der unerwartet süßen Miranda tatsächlich genoss.

„Dann sind Sie also hier, um etwas zu kaufen?“, fragte Andreas irgendwann.

Basilio nahm einen Schluck von dem sehr guten Scotch, ehe er sein Glas abstellte. „Darüber spreche ich nicht.“

„Warum nicht?“, wollte Miranda wissen, die gerade von ihrem Steak essen wollte.

„Wenn bekannt wird, dass ich nach einer Immobile suche, würde der Verkaufspreis sofort in die Höhe schießen.“

„Weil Sie eine dicke Brieftasche haben?“, fragte Miranda, die klang, als versuchte sie zu verstehen.

„Genau.“ Er war tatsächlich wegen einer Immobilie hier. Es war ein altes Hotel, das geschlossen worden war und umfangreiche Renovierungsarbeiten erforderte, bevor es wieder geöffnet werden konnte. Doch er hatte sich noch nicht entschieden, ob er es kaufen würde oder nicht.

„Dann kaufen Sie also Immobilen?“, fragte Kayla.

„Manchmal.“ Er hatte zu viel mit der Leitung von Perez Holdings zu tun, um sich ständig damit beschäftigen zu können. „Es macht mir Spaß.“

„Dann könnten Sie vielleicht Randi dabei helfen, eine Immobilie für unser zweites Heim zu finden.“

„Ein zweites Heim?“, fragte er, als stünden in dem Bericht, der in seiner Hotelsuite lag, nicht alle Details über diese Familie.

„Ich leite Kaylas for Kids.“ Miranda lächelte, und ihr Ton verriet, wie befriedigend der Job für sie war. „Es ist ein Zufluchtsort für Kinder und Jugendliche.“

„Nicht für deren Eltern?“

„Falls die Eltern in der Nähe wohnen, bieten wir Hilfestellungen an, aber unser Hauptaugenmerk liegt auf den Kindern. Es gibt mehr obdachlose Kinder und Teenager, die mittags nach der Schule einen sicheren Platz brauchen, als verfügbare Einrichtungen.“

„Und Sie wollen diesen Kindern helfen?“ War sie auf der Suche nach Absolution, nach dem, was sie vor fünf Jahren getan hatte?

„Ja, das will ich.“ Mirandas Augen wirkten nun wie geschmolzenes Silber. „Kinder verdienen das Beste, was wir ihnen geben können, aber genauso wichtig ist, dass sie der Anfang von Veränderung sind. Wenn wir ihnen jetzt Hoffnung geben, eine Chance zu lernen und zu wachsen, kann man nie wissen, wie sehr jedes dieser Kinder in seinem Leben Einfluss auf die Welt nehmen kann.“

„Und das fängt damit an, indem man ihnen nach der Schule einen Platz zum Spielen gibt?“

„Um Kunst kennenzulernen, in Ruhe ein Buch zu lesen … Aber das Wichtigste ist, dass sie einen Ort haben, an dem sie sich einfach sicher fühlen können.“ Ihre Leidenschaft, mit der sie sprach, war beinahe ansteckend.

Autor

Lucy Monroe
<p>Die preisgekrönte Bestsellerautorin Lucy Monroe lebt mit unzähligen Haustieren und Kindern (ihren eigenen, denen der Nachbarn und denen ihrer Schwester) an der wundervollen Pazifikküste Nordamerikas. Inspiration für ihre Geschichten bekommt sie von überall, da sie gerne Menschen beobachtet. Das führte sogar so weit, dass sie ihren späteren Ehemann bei ihrem...
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