Das tut so gut

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Schon bei Greg Stone gewesen? Suzannes Freundinnen schwärmen für den breitschultrigen Mann, der sich um alle Belange des Apartmentblocks kümmert, zum Beispiel um gebrochene Herzen und einsame Nächte. Aber das ist nicht Suzannes Stil - bis Greg wegen eines "echten" Rohrbruchs zu ihr kommt. Und plötzlich versteht Suzanne, was die Mädels meinten. Greg kann nicht nur sehr gut zuhören, sondern ist auf jungenhafte Art so supersexy, dass man in seiner Gegenwart gar nicht anders kann, als von der Liebe mit ihm zu träumen. Suzanne, soeben von ihrem Freund verlassen, weil sie angeblich nicht heißblütig genug ist, will es wissen: Vielleicht warten die sinnlichen Freuden, die sie bis jetzt nicht kennt, in Gregs Armen auf sie...


  • Erscheinungstag 02.11.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733728229
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Suzanne, was du brauchst, ist ein guter Liebhaber.“ Terri Edwards nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche, ohne neben Suzanne aus dem Tritt zu kommen. Sie war in fabelhafter Form.

Suzanne dagegen konnte jetzt nicht einmal flüssig sprechen, ganz davon zu schweigen, dass sie ihre Wasserflasche hätte halten können. Sie konnte sich kaum auf diesem schonungslosen Foltergerät aufrecht halten. „Ein … guter … Liebhaber?“ Niemals hatte sie sich vorgestellt, was für eine Herausforderung ein Laufband darstellte oder wie schwer Gewichte sein konnten.

Der Fitnessclub hatte sehr beeindruckend ausgesehen, als sie ihn betreten hatte. Er war hell erleuchtet, überall waren fröhliche Farben, und in der Luft hing ein schwaches Aroma nach Schweiß, das Menschen ausströmten, die sich in hautengem Sporttrikots hingebungsvoll ihren Übungen widmeten. Außerdem stand der niedlichste Weihnachtsbaum auf dem Empfangstisch, den man sich vorstellen konnte. Suzanne hatte keine Ahnung, woher die Miniaturgewichte und die winzigen Joggingschuhe stammten, mit denen das Bäumchen geschmückt war, doch sie war sofort davon eingenommen gewesen. Außerdem hatte in dem Augenblick auch noch ihr Lieblingsweihnachtslied „Carol of the Bells“ aus dem Lautsprecher getönt.

Suzanne hatte das als Zeichen genommen, und nach Terris Ermunterung hatte sie ihre Unterschrift unter den Mitgliedsvertrag gesetzt und mit ihrer Kreditkarte bezahlt. Vor einer Stunde schien das auch noch eine gute Idee gewesen zu sein. In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist, sagte man nicht so?

„Ein guter Liebhaber“, wiederholte Terri. „Toller Körper, keine Verpflichtungen, jemand, mit dem du dich unter normalen Umständen gar nicht verabreden würdest. Ein paar Wochen mit so einem Mann, und du bist rasch hinweg über Jared.“

„Ich bin … über Jared hinweg.“ Suzanne stolperte und musste sich am Geländer festhalten. „Ich habe … nur… zu viel … freie Zeit.“

Terri musterte sie. „Du läufst ja ganz schief. Wenn du so weitermachst, liegst du gleich auf der Nase. Streng dich besser ein bisschen an.“

„Richtig.“ Suzanne biss die Zähne zusammen und rappelte sich auf, um sich wieder dem Tempo des Laufbandes anzupassen. Diesmal ging sie allerdings zu schnell und lief Gefahr, hintenüber zu fallen.

„Lass uns fünf Minuten Pause machen.“ Terri beugte sich vor und schaltete Suzannes Laufband ab.

„Danke.“ Keuchend stützte Suzanne sich auf das Geländer, während aus den Lautsprechern der Song „Jingle Bell Rock“ dröhnte. Die offenbar ständige Fröhlichkeit, die hier herrschte, ging ihr allmählich auf die Nerven. „Vielen Dank. Du hast mich gerettet.“ Sie warf Terri einen Blick zu. „Habe ich dir eigentlich jemals erzählt, dass ich Rolltreppen verabscheue? Und diese Laufbänder am Flughafen machen mich krank. Ich bin wohl nicht für Sport geschaffen. Das war eine hübsche Idee, aber ich denke, ich hänge mein Sporttrikot an den Nagel und fange lieber an, Briefmarken zu sammeln.“

„Unsinn. Heute ist dein erster Tag. Außerdem hast du bereits für ein Jahr den Mitgliedsbeitrag bezahlt. Komm schon, wir gehen jetzt an die Saftbar, und anschließend probieren wir die Stepper aus.“

Saftbar, das klang großartig, aber eine echte Bar wäre noch besser gewesen. Jetzt ein heißer Kaffee mit einem Schuss Whisky und Sahne, dachte Suzanne, und ich wäre die glücklichste Frau der Welt. Vorsichtig verließ sie das Laufband. Sogar der feste Boden unter ihr schien sich zu bewegen.

„Du hast deine Wasserflasche und dein Handtuch vergessen.“ Terri hängte Suzanne das Handtuch um den Hals und drückte ihr die Wasserflasche in die Hand, bevor sie sie zu einem Hocker an der Saftbar führte. „Ich glaube, das war tatsächlich kein Witz, als du sagtest, du seist noch nie in einem Fitnessclub gewesen.“

Suzanne schüttelte den Kopf. „Nein, das war kein Witz.“

„Und wie schaffst du es dann, so schlank zu bleiben? Nein, sag’s mir nicht. Du gehörst zu diesen Typen, die essen können, was sie wollen, und trotzdem nicht dicker werden und die ich hasse. Ich will nichts darüber hören.“

„Wahrscheinlich hast du recht.“ Suzanne setzte sich vorsichtig auf den Hocker.

„Ich zum Beispiel habe gestern Abend auf der Weihnachtsfeier im Büro zwei Rumkugeln gegessen, und wenn ich heute nicht zehn Minuten länger auf dem Stepper trainiere, werden sich diese Rumkugeln sofort an meinen Hüften festsetzen.“ Terri schwang sich auf den Hocker neben Suzanne. „Nimm den Mango-Erdbeer-Fitnessdrink. Er schmeckt einfach super.“

Suzanne bestellte den Mango-Erdbeer-Fitnessdrink und stellte fest, dass er nicht schlecht war, doch Kaffee mit Whisky und Sahne wäre zehn Mal besser gewesen. Sie bemühte sich, nicht an das Geld zu denken, das sie heute für die Mitgliedschaft in diesem Folterclub bezahlt hatte.

Terry legte ihr die Hand auf den Arm. „Mach dir keine Sorgen. Du wirst den Bogen schon noch rauskriegen. Auch wenn du keinen Sport machen musst, um deine Figur zu halten, wirst du dich viel besser fühlen, wenn du dich mehr bewegst. Sport hilft gegen Stress und Beklemmungen, glaub mir. Schreibtischjobs sind nicht gut für unsere Gesundheit.“

„Bei mir erzeugt aber gerade dieser Fitnessraum mit all seinen Maschinen und Geräten Stress und Beklemmungen“, entgegnete Suzanne. „Vielleicht sollte ich doch wieder Münzen sammeln. Als Kind hat mir das viel Spaß gemacht. Irgendwo auf dem Speicher müsste ich eigentlich noch …“

Terri stöhnte und ließ den Kopf auf den Tresen sinken.

„Was hast du denn? Ich spreche von einem angesehenen Hobby. Eine Menge Leute sammeln Münzen. Ich habe sogar schon angefangen, die neuen Cents beiseite zu legen, die gerade herausgekommen sind.“

Terri hob den Kopf und sah ihre Freundin an. „Du brauchst kein Hobby. Du brauchst einen Mann.“

Diese Vorstellung fand Suzanne zwar aufregend, trotzdem meinte sie zurückhaltend: „Früher oder später wird es auch wieder einen Mann in meinem Leben geben. Aber jetzt halte ich erst mal nach Cents Ausschau.“

„Wie willst du jemals wieder einen Mann bekommen, so wie du dich verhältst? Seit der Trennung von Jared sind bereits sechs Monate vergangen, und du läufst immer noch mit dieser Rühr-mich-nicht-an-Miene herum, die alle Männer in die Flucht treibt bis auf die völlig Begriffsstutzigen. Du bist viel zu misstrauisch.“

Suzanne wollte etwas entgegnen, doch Terri fuhr fort: „Ich mache dir deswegen keinen Vorwurf. Jared ist nicht gerade feinfühlig gewesen, als er sich von dir trennte.“

„Falls du auf seine Bemerkung anspielst, ich sei eine kleinkarierte, verklemmte Eisprinzessin, dann könntest du damit recht haben.“ Suzanne hatte sich angewöhnt, diese Beleidigung mit einem Lächeln zu wiederholen, um zu zeigen, dass sie darüberstand. Was natürlich nicht stimmte.

„Diese Bemerkung zeugt nur von Jareds eigener Unzulänglichkeit“, sagte Terri.

„Ganz bestimmt.“ Und von meiner, dachte Suzanne im Stillen. In dem Jahr, in dem sie mit Jared zusammen gewesen war, war es ihr nie gelungen, mit ihm Schritt zu halten. Ihre Bemühungen, Jareds Erwartungen zu erfüllen, hatten Ähnlichkeit mit ihrem heutigen Versuch, auf dem Laufband klarzukommen. Jared war ebenfalls Mitglied in einem Fitnessclub wie diesem gewesen. Er hatte laute Partys geliebt, Actionfilme und Marathonsex.

Eigentlich hatten sie überhaupt nicht zusammengepasst. Doch er hatte behauptet, das würden sie schon noch, sobald sie gelernt habe, ein wenig lockerer zu werden. Aber das hatte sie nie gelernt. Da war es im Grunde sogar eine Erleichterung gewesen, als er sie verlassen hatte.

Sie vermisste jedoch Kleinigkeiten, wie zum Beispiel den Duft seines After Shaves im Badezimmer, sein dunkles Lachen, das gemütliche Kuscheln auf dem Sofa. Jared hatte nicht sehr oft gekuschelt, doch an ein paar verregneten Nachmittagen war er in Stimmung dazu gewesen.

Gedankenvoll rührte Terri mit einem Strohhalm ihren rosafarbenen Drink um. Etwas zögernd sagte sie dann: „Hat schon mal jemand aus unserem Apartmenthaus dir gegenüber Greg erwähnt?“

„Den Hausmeister? Und was meinst du mit erwähnt?“

„Ich meine, nur so erwähnt.“

„Nun, nein.“ Jedes Mal, wenn Suzanne an den Hausmeister dachte, empfand sie ein erregendes Kribbeln. Ihre erste flüchtige Begegnung, kurz nachdem sie eingezogen war, hatte einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Nie zuvor hatte sie auf einen Mann dermaßen stark reagiert.

Seit damals schwelgte sie immer wieder in heimlichen Fantasien über ein Leben mit Greg, was noch erstaunlicher für sie war. Sogar als sie noch mit Jared zusammen gewesen war, hatte sie sich manchmal vorgestellt, er sei Greg. Mehr als einmal hatte sie intensiv von ihm geträumt, und in letzter Zeit waren diese Träume sogar häufiger geworden. Doch sie hatte nicht die Absicht, deswegen aktiv zu werden. Sie war nicht der Typ, der den ersten Schritt machte.

„Du denkst, ich sollte mit dem Hausmeister ausgehen?“ Als wenn sie jemals den Mut finden würde, ihn zu fragen. Nicht in einer Million Jahre!

„Nicht unbedingt ausgehen.“ Terri musterte sie. Dann senkte sie verschwörerisch die Stimme. „Du musst mir versprechen, alles absolut vertraulich zu behandeln, was ich dir jetzt erzähle. Greg ist ein netter Mann, und er würde seinen Job verlieren, wenn sein Boss davon erführe.“

„Was denn?“ Suzanne wurde jetzt richtig neugierig. Ihr letzter Traum war besonders erotisch ausgefallen. Sie waren zusammen unter der Dusche gewesen und …

„Erinnerst du dich noch, wie ich diese unschöne Trennung von Lenny durchmachte?“

Offenbar ging es um etwas anderes. „Sieh mal, ich gebe ja zu, dass du dich viel schneller davon erholt hast, als ich mich von Jared erhole. Aber das ist auch nicht das Gleiche …“

„Diese rasche Genesung habe ich Greg zu verdanken“, unterbrach Terri sie.

„Wirklich?“ Das erregende Kribbeln wurde viel stärker. Sie hatte immer angenommen, Greg habe eine Freundin. Jeder, der so gut aussah, musste einfach gebunden sein.

„Sprich bitte leiser.“ Terri beugte sich näher zu ihr. „Jennifer von 24C hat mich in das Geheimnis eingeweiht. Wie es scheint, hat Greg sich darauf spezialisiert, die gebrochenen Herzen der Karrierefrauen aus unserem Apartmenthaus zu heilen.“

„Du meinst …?“ Dann war er also nicht gebunden. Stattdessen war er offenbar ein Casanova, was wiederum enttäuschend wäre. Dabei schien er eigentlich mehr der Typ zu sein, der nur eine einzige Frau liebte. In ihren Träumen schwor er jedenfalls nur ihr allein Treue.

„Ganz bestimmt“, erklärte Terri. „Er ist großartig, Suzanne. Der perfekte Liebhaber. Er ist wunderbar, verständnisvoll, und vor allem weiß er genau, dass eine feste Beziehung mit einer der Mieterinnen wegen der enorm unterschiedlichen Lebensstile nicht infrage kommt. Das scheint ihn aber nicht zu stören.“

„Das ist einfach unglaublich.“ Natürlich würde sie niemals den Mut finden, die Situation auszunutzen, um mit Greg ins Bett zu gehen. Ein Mann mit so viel Erfahrung würde sie auch vollkommen einschüchtern. Aber von seinen außergewöhnlichen Aktivitäten zu wissen brachte einen völlig neuen Aspekt in ihre Fantasien über ihn. Er war jetzt zwar nicht mehr ihr geheimer Seelenverwandter, doch das war sowieso eine kindische Vorstellung gewesen. „Das klingt ja wie ein Roman über das Leben in der Großstadt.“

„Ich weiß. In unserem Apartmenthaus gibt es eine Art Schwesternschaft. Wir haben alle geschworen, zu schweigen, um Gregs Job zu schützen. Indem ich dir davon erzähle, nehme ich dich in diese Schwesternschaft auf. Ab jetzt darfst du niemals irgendetwas darüber verlauten lassen, außer, du bist dir vollkommen sicher, dass du eine andere Frau aus unserem Gebäude vor dir hat, die Gregs Dienste brauchen könnte. Jemanden, den du als absolut vertrauenswürdig empfindest.“

„Ich verstehe. Danke, dass du so viel Vertrauen zu mir hast.“

„Das habe ich, sonst hätte ich dir nichts verraten. Aber du musst auf Greg zugehen und deutlich machen, dass du seinen Job nicht in Gefahr bringst. Verständlicherweise wird er nicht den ersten Schritt tun. Das übliche Vorgehen besteht darin, ihn zu bitten, etwas in der Wohnung zu reparieren, und während er dann da ist, fängt man an, von der Trennung zu sprechen, die man gerade hinter sich hat. Von da an übernimmt er die Regie.“

„Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.“

„Tatsächlich nicht? Erzähl mir bloß nicht, du hättest noch nicht bemerkt, was dieser Mann für einen Körper hat.“

Suzanne errötete. „Nein, das meine ich nicht.“ In ihren Träumen hatte sie sich oft genug vorgestellt, mit welchen beträchtlichen Vorzügen er ausgestattet war. „Ich kann mir nicht vorstellen, den ersten Schritt zu tun. So etwas liegt mir überhaupt nicht, und außerdem kenne ich ihn doch kaum.“

„Das ist ja gerade das Schöne.“ Terri schob ihr leeres Glas beiseite. „Wir reden von nichts Langfristigem. Eine kleine Aufmunterung für dein angeschlagenes Selbstbewusstsein, und du gehst wieder deiner Wege.“

„Nein, das kann ich nicht.“ Das kam Suzanne alles ziemlich oberflächlich vor, auch wenn es verlockend aufregend klang. Aber sexuelle Experimente waren einfach nicht ihr Stil. Fantasien waren eine Sache, aber sie zu verwirklichen stand auf einem völlig anderen Blatt.

„Du weißt ja gar nicht, was dir entgeht“, sagte Terri. „Denk darüber nach. Das läuft jetzt schon seit mindestens zwei oder drei Jahren so. Greg hat inzwischen also reichlich Erfahrung darin, wie man das angeschlagene Selbstbewusstsein einer Frau wieder aufrichtet.“

Ganz zu schweigen von seinen vielen anderen Vorzügen, dachte Suzanne. Die Idee gefiel ihr, ob sie das nun zugeben wollte oder nicht.

„Greg würde dich niemals als kleinkarierte, verklemmte Eisprinzessin bezeichnen“, fuhr Terri fort. „Ich verbürge mich dafür, dass er unglaublich romantisch ist. Verglichen mit den lausigen Dingen, die Männer manchmal tun und von sich geben, weiß er wirklich, was eine Frau gern hört und was sie sich wünscht.“

Suzanne musterte ihre Freundin mit dem kecken blonden Pferdeschwanz und dem hautengen, purpurroten Sportanzug. Terri war eine Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nahm. Suzanne dagegen ließ die Dinge lieber auf sich zukommen. Allerdings musste sie zugeben, einiges, was auf sie zugekommen war, war nicht gerade großartig gewesen, wie zum Beispiel Jared. Wahrscheinlich hatte er überhaupt nur deshalb eine Beziehung mit ihr angefangen, weil er so überheblich gewesen war zu glauben, er könne sie in ein Betthäschen verwandeln.

„Es ist eine gute Idee, Suzanne, glaub mir.“

„Nun, ich kann mir schon vorstellen, dass du diese Sache durchgezogen hast, aber ich gehöre nicht gerade zum aktiven Typ.“

„Ich weiß, meine Liebe. Das ist ja auch mit ein Grund, warum ich dir diesen Fitnessclub vorgeschlagen habe. Beim Sport ist man niemals passiv.“

„Ich glaube nicht, dass ich mich so einfach ändern kann, Terri. Seit langer Zeit bin ich mehr der vorsichtige Typ. Deshalb bin ich auch Analystin geworden und arbeite nicht in der Vertriebsabteilung so wie du. Trotzdem danke ich dir für diese vertrauliche Information. Ich verspreche, das Geheimnis zu bewahren.“

„Hör zu, du solltest dein Verhaltensmuster mal durchbrechen und dich uns anschließen. Wirklich, du wirst …“

„Lass uns jetzt den Stepper ausprobieren.“ Das war eine radikale Maßnahme, um die Unterhaltung zu beenden, wenn man bedachte, wie sehr es Suzanne vor dem Stepper graute. Doch eine weitere Runde mit einer von Terris geliebten Kraftmaschinen war vermutlich der einzige Weg, die Diskussion über den fabelhaften Liebhaber Greg zu beenden.

Suzanne überstand den Stepper und auch das Rudergerät, obwohl sie das Gefühl hatte, ihre Muskeln würden sie das noch hinreichend büßen lassen. Doch dafür brachte Terri das Gespräch erst wieder in der Eingangshalle ihres Apartmenthauses auf Greg.

Früher hatte Suzanne sich immer geborgen gefühlt, sobald sie das rote Backsteingebäude betrat. Im robusten Architekturstil des Mittelwestens erbaut, wirkte es sehr solide. Es lag in der Nähe der Northwestern University, eine Gegend, die Suzanne viel reizvoller fand als die Umgebung draußen am Michigansee mit den Apartmentkomplexen aus Glas und Stahl.

Hier standen echte Pflanzen in der Eingangshalle, keine künstlichen, und zu dieser Jahreszeit war ein Weihnachtsbaum aufgestellt, der den Raum mit frischem Kiefernduft erfüllte. Die Sitzmöbel erinnerten Suzanne an die Polstermöbel, die ihre Eltern besessen hatten, als sie noch ein Kind gewesen war und ihre Eltern noch nicht geschieden. Damals war ihre Welt noch in Ordnung gewesen.

Suzanne hatte in diesem Haus ein Apartment gemietet, weil hier alles Sicherheit ausgestrahlt hatte. Jetzt allerdings, da sie über Greg Bescheid wusste, war dieser Eindruck der Geborgenheit verschwunden. An seine Stelle war eine beunruhigende, geheimnisvolle Atmosphäre zügelloser Leidenschaft getreten.

Die Vorstellung von zügelloser Leidenschaft hatte Suzanne schon immer nervös gemacht. Sie vermutete, von dergleichen hatte ihr Vater sich leiten lassen, als er mit seiner jungen Sekretärin ein Verhältnis einging, was das Leben zerstört hatte, das sie und ihr Bruder Bill bis dahin gekannt hatten.

„Hast du noch mal über das Thema nachgedacht, über das wir gesprochen haben?“, fragte Terri, als sie den Fahrstuhl betraten.

„Nein“, sagte Suzanne, obwohl das eine Lüge war. Jedes Mal, wenn sie im Fitnessclub nicht gerade ihren armen Körper bedauert hatte, hatte sie an Greg und sein faszinierendes Doppelleben gedacht.

„Du erweist dir einen schlechten Dienst, wenn du es mit Greg nicht wenigstens auf einen Versuch ankommen lässt.“

„Ich werde darüber nachdenken“, erwiderte Suzanne, um Terri zum Schweigen zu bringen. Sie hatte nicht die Absicht, den Ratschlag ihrer Freundin zu befolgen. Am liebsten hätte sie die ganze Sache vergessen. Doch das war wohl nicht mehr möglich, nachdem dies die fantastischste Geschichte war, die sie seit langem gehört hatte.

Bevor Terri ihren Lobgesang über Greg fortsetzen konnte, hielt der Aufzug im zweiten Stock, und Suzanne nahm ihre Sporttasche und stieg aus. „Dann bis morgen früh, vorausgesetzt, ich kann morgen überhaupt noch gehen.“

„Du wirst dich gut fühlen. Nimm am besten ein heißes Bad.“

„Gute Idee.“ Sobald sich die Aufzugtüren geschlossen hatten, sank Suzanne förmlich in sich zusammen. Das Training war sehr hart gewesen, und sie wollte genauso wenig in zwei Tagen wieder in den Fitnessclub gehen, wie sie Lust hatte, in einem Schlauchboot um den Michigansee zu rudern. Dabei hatte sie eine Menge Geld für die Mitgliedschaft im Fitnessclub bezahlt. Was für eine Verschwendung!

Trotzdem würde sie wieder hingehen. Vielleicht besaß sie nicht allzu viel Eigeninitiative, doch wenn sie etwas angefangen hatte, dann führte sie es auch zu Ende.

Sie öffnete die Tür zu ihrem Apartment und verschloss sie wieder sorgfältig hinter sich. Die Wohnung war so ordentlich, wie sie sie verlassen hatte. Während ihrer Beziehung mit Jared war das selten der Fall gewesen. Abgesehen davon, dass er seine Sachen in einem heillosen Durcheinander überall hatte herumliegen lassen – was sie sich bemüht hatte zu tolerieren –, hatte er sich auch noch ständig lustig gemacht über ihren ausgeprägten Ordnungssinn. Nachdem Jared nun fort war und der Einfluss seiner dominanten Art so weit verblasst war, dass sie die Dinge mit einigem Abstand betrachten konnte, war ihr klar geworden, wie sehr seine Bemerkungen sie verletzt hatten. Schließlich war das hier ihr Apartment, und sie mochte es eben, wenn sie ihre Sachen sofort fand.

Jared, dessen Eltern noch immer verheiratet waren, hatte nicht verstanden, wie wichtig Ordnung für sie war. Die Scheidung ihrer Eltern war ziemlich schlimm gewesen, und es hatte viel Streit gegeben. Zehn Jahre später war ihre Mutter noch immer voller Groll. Nun war sie zwar nicht in der Lage, die Probleme zwischen ihren Eltern zu lösen, doch zumindest konnte sie sich ihre eigene und unmittelbare Umgebung friedlich gestalten. Um ihre Zweizimmerwohnung einzurichten, hatte sie hart gearbeitet, und die ganz in Weiß gehaltenen Räume wirkten nun einmal am besten, wenn sie ordentlich waren. Den einzigen Farbtupfer im Wohnzimmer bildete ein rotes Samtkissen, das diagonal in der Mitte eines elfenbeinfarbenen Sofas lag.

Auch ihre Weihnachtsdekoration war sorgfältig bedacht. Seit einigen Jahren arbeitete Suzanne daran, die Freude zurückzugewinnen, die sie als Kind in der Weihnachtszeit empfunden hatte. Bis jetzt war ihr das noch nicht ganz gelungen, doch es hatte sich schon gebessert.

Ein ungefähr ein Meter hoher Weihnachtsbaum stand in einer Ecke auf einem kleinen Tisch mit einer langen Tischdecke. Suzanne hatte erst weiße Kerzen und weißen Baumschmuck verwenden wollen, sich dann aber doch für rote Kerzen und bunten Schmuck entschieden, so wie sie es aus ihrer Kindheit in Erinnerung hatte. Die handgeschnitzten Krippenfiguren waren eine Neuanschaffung. Sie hatte keine Ahnung, was mit der Krippe geschehen war, die ihre Eltern immer aufgestellt hatten. Da ihre Mutter aber jedes Mal feuchte Augen bekam, wenn Suzanne von früher sprach, vermied sie dieses Thema und hatte einfach Figuren gekauft, die denen aus ihrer Kindheit ähnelten.

Während der Weihnachtsfeier im Büro hatte sie außerdem einen wundervoll blühenden Weihnachtsstern gewonnen, der nun auf ihrem Couchtisch sehr festlich aussah.

Suzanne brachte ihre Sporttasche ins Schlafzimmer. Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so abgekämpft gefühlt zu haben. Doch ein warmes Bad mit Kräuteröl würde vielleicht helfen, den Muskelkater zu verhindern. Sie zog sich aus, ging ins Bad und drehte den Wasserhahn auf.

Während Wasser in die Wanne lief, öffnete sie das Schränkchen unter dem Waschbecken, um Badesalz herauszuholen, und entdeckte dabei, dass das Gefäß in einer Wasserlache stand.

Ungläubig betrachtete Suzanne die kleine Pfütze. Das konnte doch nicht wahr sein! Aber ein stetiges Tropfen aus dem Knie des Abflussrohrs belehrte sie eines Besseren.

Sie nahm ein Handtuch aus dem Regal und legte es unter die tropfende Stelle. Das musste erst einmal genügen. Wenn sie das Handtuch regelmäßig wechselte, konnte sie dadurch das Unvermeidliche um ein paar Tage hinausschieben. Doch sie war kein Mensch, der sehr lange über ein tropfendes Rohr hinwegsehen konnte.

Nicht heute Abend, vielleicht auch nicht morgen Abend, aber früher oder später würde sie den Hausmeister rufen müssen.

Als Suzanne Talbot wegen der undichten Stelle am Abflussrohr ihres Waschbeckens anrief, beschleunigte sich Gregs Pulsschlag. Greg hatte eine heimliche Schwäche für die Frau aus 36C, seit er vor ungefähr achtzehn Monaten zum ersten Mal in der Eingangshalle an ihr vorbeigegangen war. Seit damals beobachtete er sie aus der Ferne.

Er fand es faszinierend, wie sich ihr mahagonifarbenes Haar bereits bei leicht feuchtem Wetter zu lauter kleinen Löckchen ringelte. Normalerweise versuchte Suzanne es mit einer Spange zu bändigen. Doch ein paar Mal hatte Greg sie mit offenem Haar gesehen, und dieser Anblick hatte ihm jedes Mal den Atem geraubt.

Suzanne besaß eine tolle Figur, allerdings war ihre Kleidung ziemlich konservativ. Während der Woche trug sie schlichte Kostüme und Hosenanzüge in neutralen Farben, wobei sie Schwarz bevorzugte. An den Wochenenden hatte sie meistens superweite Pullover an oder superweite Hemden. Man könnte meinen, sie würde ihre weiblichen Reize absichtlich verbergen.

Doch das machte sie für Greg nur interessanter. Als sich schließlich eines Tages für ihn die Gelegenheit ergab, ihr in die Augen zu sehen, war es vollständig um ihn geschehen. Er hatte schon immer eine Vorliebe für blaue Augen gehabt, und Suzannes Augen waren so blau wie die Augen einer Siamkatze. Den Ausschlag gab allerdings der intelligente Ausdruck in ihnen. Der hatte ihn dazu gebracht, seine eiserne Regel, niemals mit einer der Mieterinnen auszugehen, noch einmal zu überdenken.

Dann war jedoch Jared, der Börsenmakler, aufgetaucht und hatte ihn davor bewahrt, einen Fehler zu begehen. Die Realität hatte ihn eingeholt. Er konnte es sich überhaupt nicht leisten, sich um eine der Frauen, die hier wohnten, mehr zu kümmern als oberflächlich. Es handelte sich ausschließlich um Karrierefrauen mit hochbezahlten Jobs. Anders würden sie die Mieten in diesem Apartmenthaus gar nicht aufbringen können.

Mit ihnen zu reden und ihnen Ratschläge zu ihrem Liebesleben zu geben war riskant genug. Doch er zog eine gewisse Befriedigung daraus, die Selbstachtung der Frauen wieder zu stärken, nachdem ihre überbezahlten, ach so gebildeten Freunde sie schlecht behandelt hatten und dann von dannen gezogen waren. Das bedeutete allerdings nicht, dass er die Absicht hatte, zu den Frauen mehr als nur eine Freundschaft aufzubauen. Er war nicht darauf aus, mit ihnen eine körperliche Beziehung einzugehen, obwohl ihm ein paar von ihnen schon eindeutige Angebote gemacht hatten.

Vermutlich wollten sie nur ein bisschen Spaß haben, und er fand diese Vorstellung durchaus verführerisch. Doch er schaffte es zu widerstehen und hörte den Frauen stattdessen lieber genau zu. Er war ein guter Zuhörer. Beim Zuhören war ihm auch klar geworden, dass diese karrierebewussten Frauen sich niemals ernsthaft mit einem Hausmeister einlassen würden. Am Ende würden sie ihn entweder fallen lassen, wie Amelia das getan hatte, oder sie würden versuchen, ihn zu ändern.

Autor

Vicki Lewis Thompson

Eine Karriere als Liebesroman – Autorin hat Vicki Lewis Thompson viele wunderbare Dinge eingebracht: den New York Times Bestsellerstatus, einen Fernsehauftritt, den Nora – Roberts – Lifetime – Achievement Award, Tausende Leser und viele gute Freunde. Ihre Karriere hat ihr ebenso Arbeit eingebracht, die sie liebt. Sie hat mehr als...

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