Die Heilerin und der wilde Highlander

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Die kupferroten Locken, ihre zarte, sommersprossige Haut, das Lächeln in ihren grünen Augen: Beim Anblick Annas regt sich in Davidh Cameron ein Gefühl, das er schon lange vergessen glaubte - Verlangen. Doch er ist nicht gekommen, um Annas Gunst zu erringen, er benötigt ihre Hilfe. Die Hexe von Caig Falls soll seinen todkranken Sohn heilen! Anna willigt ein und folgt ihm ins Dorf. Bald fühlt auch sie sich zu ihm hingezogen und verbringt sinnliche Nächte in seinen starken Armen. Davidh beginnt, von einer gemeinsamen Zukunft mit seiner schönen Heilerin zu träumen - bis er herausfindet, was sie ihm die ganze Zeit verheimlicht hat …


  • Erscheinungstag 23.03.2021
  • Bandnummer 367
  • ISBN / Artikelnummer 9783751500470
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Auf dem Land des Cameron-Clans,

Loch Arkaig, Schottland.

Im Jahre des Herrn 1358

Anna Mackenzie beobachtete, wie Malcolm am Rand des Wasserfalls entlangbalancierte und dann auf den nassen und rutschigen Felsen zu einem riskanten Abstieg ansetzte. Sie wollte es selbst nicht, dennoch rannte sie sofort bis zur Felskante, kaum dass sie seinen Kopf nicht mehr sehen konnte. Von dort ließ sie ihn nicht mehr aus den Augen, bis er unten angekommen war. Er drehte sich um und winkte ihr zu, dann verschwand er im Wald, um zum Dorf und der Feste am See zu gelangen.

Seufzend schlang sie die Arme um sich, schloss die Augen und tauchte in die Erinnerung an die letzten Stunden ein. Sie hatten gelacht und sich geküsst … und sich geliebt. Sie liebte diesen Mann mehr als ihr eigenes Leben. Denn Malcolm, der einzige Sohn von Euan Cameron, hatte allen Gerüchten und Geschichten über die Hexe von Caig Falls getrotzt und war hergekommen, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Gestoßen war er dabei auf sie, Anna, aber nicht auf ihre Mutter. Wieder musste sie seufzen, da sie die Liebe zueinander entdeckt hatten. Es machte nichts aus, dass sie die Tochter der „Hexe“ und er der Sohn des Clanoberhaupts war. Es war auch nicht von Bedeutung, dass sie beide noch so jung waren. Es zählte nur, dass sie sich liebten und dass sie zusammen waren. Sie hatten sich geschworen, dass sich daran niemals etwas ändern sollte und dass er ihr einen Beweis für dieses Versprechen gegeben hatte, den sie nun unter ihrem Herzen trug.

Auf einmal riss das Geräusch von Schritten irgendwo hinter ihr sie aus ihrer Schwärmerei. Sie drehte sich um und sah ihre Mutter im Schatten stehen, von wo aus sie sie beobachtete. Wie lange hielt sie sich dort schon auf?

„Anna, ich brauche deine Hilfe“, sagte ihre Mutter.

Hatte sie Malcolm gesehen? Der Tonfall verriet nichts. Ohne abzuwarten, ob Anna ihr überhaupt helfen wollte, machte die Frau kehrt und ging zurück in den Wald. Anna folgte ihr auf dem verschlungenen Pfad bis zum Garten, um den sie sich kümmerte. Der war so von dicht an dicht stehenden Bäumen umgeben, dass er vor unerwünschten Blicken irgendwelcher neugieriger Leute gut geschützt war. Während sie keine Mühe hatte, den Garten als solchen zu erkennen, schien kein Dorfbewohner in der Lage zu sein, die Suche nach ihm erfolgreich abzuschließen. Das hatte bislang auch für Malcolm gegolten, bis er schließlich doch fündig geworden war.

„Wir müssen von diesen dort auch noch die letzten Reste pflücken“, sagte ihre Mutter und zeigte auf mehrere Reihen mit Kräutern und anderen Pflanzen.

„Davon hast du doch schon genügend, Mam“, wandte Anna ein. „Erst vor zwei Wochen haben wir die noch getrocknet.“

„Wir werden mehr davon brauchen“, beharrte ihre Mutter und griff nach einem der Körbe, die dort stets vorhanden waren. Sie hielt ihn Anna hin und bedeutete ihr anzufangen.

Das ergab keinen Sinn. Die Pflanzen und Kräuter mussten zu bestimmten Zeiten gepflückt werden, die Lara Mackenzie für ihre Heiltränke, Salben und anderen Mittel benötigte. Niemand wusste das besser als eben ihre Mutter. Und doch ließ sie Anna nun vieles pflücken, was eigentlich noch nicht so weit war. Anna kam der Aufforderung nach und sammelte mit ihrer Mutter zusammen im Verlauf der nächsten Stunden alles ein, was weit genug gediehen war, um in Kürze verarbeitet zu werden.

Ein seltsames Unbehagen ergriff Anna, als der Abend anbrach und ihre Mutter immer noch damit beschäftigt war, die gepflückten Pflanzen zu sortieren und in Tücher zu wickeln. Als ihre Mutter später an dem ramponierten großen Tisch saß und in eine dunkle Ecke des Cottages starrte, ging Anna zu ihr und stellte ihr endlich die Frage, von der sie schon den ganzen Tag über geplagt worden war.

„Gehen wir von hier weg, Mam?“

„Aye. Morgen früh.“

Die wenigen, schlichten Worte brachen Anna das Herz. Ihre Hände zitterten bei dem Gedanken daran, was sie nun erwarten mochte. War ihre Mutter hinter ihr Geheimnis gekommen? Hinter ihre Geheimnisse? Anna hatte sich solche Mühe gegeben, Malcolm nicht zu nahe an das Cottage oder an den geheimen Garten geraten zu lassen. Was genau wusste ihre Mutter?

„Warum?“, fragte sie. „Warum willst du all das hier aufgeben? Wohin werden wir gehen?“ Anna trat zum Fenster und legte die Hände an den Laden, dann schaute sie an dem rauen Holz vorbei nach draußen in den Wald, der ihr Zuhause umgab, und wartete auf eine Erklärung ihrer Mutter.

„Du bist durchschaut, Anna. Sind drei Monate schon vorüber?“

Unwillkürlich ließ Anna sich die Hände über den Bauch gleiten, noch bevor sie sich von dieser Geste abhalten konnte. Sie wollte sich eigentlich nicht zu ihrer Mutter umdrehen, nur um deren enttäuschte und missbilligende Miene zu sehen. Als sie es dann doch tat, entdeckte sie in den Augen ihrer Mutter Trauer, eine Spur Mitleid, vor allem aber Liebe.

„Aye, Mam. Oder kurz davor.“

„Wann wolltest du es mir sagen, Mädchen?“

Annas Kehle war wie zugeschnürt. Noch nie hatte sie ihrer Mutter etwas verschwiegen … bis Malcolm aufgetaucht war. Es hatte sich nicht falsch angefühlt, für sich zu behalten, dass sie ihn kannte und liebte. Jedenfalls bis zu diesem Augenblick. „Ich hätte es dir schon noch gesagt, Mam. Er … Mal hat gesagt, er wird es seinem Vater sagen und dann könnten wir …“

„Malcolm Cameron? Der Sohn des Clanoberhauptes?“ Anna nickte. „Ihn wolltest du heiraten? Hast du etwa geglaubt, das Clanoberhaupt lässt zu, dass sein Sohn die mittellose uneheliche Tochter der Hexe von Craig Falls zur Frau nimmt? Das solltest du aber besser wissen, Anna.“

Die Worte ihrer Mutter zwangen sie, ihre momentane Lage so zu betrachten, wie sie tatsächlich war – aber nicht, wie zu sein sie hoffte oder sich einredete. Es war viel romantischer an sein Versprechen zu glauben, dass sie ein Paar sein würden, weil sie sich das geschworen hatten. Es war romantischer zu glauben, dass das Kind, das sie gezeugt hatten, von seinem Clan mit offenen Armen empfangen würde … und sie ebenfalls.

Anna seufzte leise und sagte sich von all den Gedanken frei, mit denen sie ihre bedauernswerte Situation hatte schönreden wollen.

Ihre Mutter kam zu ihr und drückte sie an sich. „Es wird alles gut werden, Mädchen.“ Eine Weile standen sie so da, bis ihre Mutter die Umarmung löste und sie an den Schultern fasste, um ihr in die Augen zu sehen. „Meine Verwandten werden uns bei sich aufnehmen, bis wir das hier ausgestanden haben.“

Anna nickte und kämpfte gegen die Tränen an, die sie zu überwältigen drohten. „Ich möchte es ihm sagen, bevor wir von hier weggehen.“

„Nay. Das ist zu gefährlich. Wenn er davon weiß, begeht er irgendeine Dummheit, und dann bekommen wir große Schwierigkeiten. Ich habe das schon früher erlebt, Anna. Wenn eine Frau als Hexe bezeichnet wird, was Euan Cameron mir vor seinem versammelten Clan antun würde, sollte es ihm dienlich sein, dann ist das für diese Frau das Todesurteil. Unsere einzige Hoffnung ist, jetzt aufzubrechen und niemanden etwas von der Schwangerschaft wissen zu lassen.“

Anna hätte zu gern widersprochen und sich gegen dieses Vorhaben gesträubt, doch der versteinerte Ausdruck in den Augen ihrer Mutter verriet ihr, dass sie nichts vorbringen konnte, was ihre Mutter zum Einlenken hätte veranlassen können.

Das Glück, das sie verspürt hatte, dieses Gefühl von Liebe und freudiger Erwartung – es war von ihr gewichen und hatte tiefer Verzweiflung Platz gemacht. Ihr Kind würde niemals seinen Vater oder dessen Familie kennenlernen. Im Moment dieser schrecklichen Erkenntnis wurde ihr auch klar, dass sie selbst Malcolm niemals wiedersehen würde. Dass sie ihn nie wieder in den Armen halten und ihn nie wieder lieben würde.

Die nächsten Tage und Wochen zogen an Anna wie ein Schemen vorüber, nachdem sie und ihre Mutter zunächst alle Habseligkeiten eingepackt hatten und dann dem Tal und ihrem Zuhause oberhalb der Caig Falls in nördlicher Richtung entflohen waren. Die Familie ihrer Mutter, die Mackenzies, nahm sie beide bei sich auf, und sechs Monate später kam Annas Sohn zur Welt. Als sie drei Jahre später erfuhr, dass Malcolm getötet worden war, musste Anna an das Vorzeichen denken, das sie an jenem Tag wahrgenommen hatte.

Sie betrauerte seinen Tod und damit das jähe Ende aller Möglichkeiten, die sie sich gemeinsam überlegt hatten. Vielleicht würde sie ja eines Tages zu den Camerons reisen und ihrem und Malcolms Sohn die Gelegenheit geben, ein Teil der Familie von Malcolms Vater zu werden.

Vielleicht eines Tages …

1. KAPITEL

Die Burg Achnacarry am Loch Arkaig,

Frühling im Jahre des Herrn 1371

Davidh Cameron stand hinter seinem Laird und hielt Augen und Ohren offen, während sich der Anführer des Clans Klagen und Bitten anhörte. Als der Mann, der hier auf dem eigenen Grund im Süden des Landes die Krieger des Cameron-Clans befehligte, war es seine Pflicht, es diesen Leuten zu ermöglichen, sich Gehör zu verschaffen. Mehr als einmal sah er auf, wenn jemand die Halle betrat und hastig näher kam. Ruhe bewahren konnte er nur, wenn es sich nicht um jemanden aus dem Dorf handelte. Als sein Laird auf einmal mitten im Satz abbrach, obwohl er in ein Gespräch mit einem Bittsteller vertieft war, und Davidh ansah, wurde dem klar, dass sein Verhalten auffälliger war als beabsichtigt.

„Du kannst gehen“, sagte der Laird zu ihm und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Tür. „Das hier erfordert nicht deine Anwesenheit.“

Ihm krampfte sich der Magen zusammen, als ihm klar wurde, dass seine mangelnde Aufmerksamkeit nicht unbemerkt geblieben war. Davidh beugte sich bis dicht an Robert Camerons Ohr vor. „Man wird mir eine Nachricht überbringen, wenn ich gebraucht werde, Mylord. Ich werde hier meine Aufgaben erfüllen.“ Davidh wartete auf eine Erwiderung, doch als die ausblieb, kehrte er einfach auf seinen Platz hinter dem des Clanoberhauptes zurück.

Er wollte sich nicht vor seinen Pflichten drücken, und als Befehlshaber über die Krieger des Clans hatte er sich bei offiziellen Anlässen, auf Reisen und zu anderen Gelegenheiten hinter dem Clanoberhaupt aufzuhalten. Das Letzte, was Davidh riskieren wollte, war, ausgerechnet dann nicht zugegen zu sein, wenn sein Laird ihn brauchte.

Die Angelegenheiten des Clans dauerten noch eine Weile an, und unweigerlich begann Davidh in Gedanken wieder abzuschweifen. Was, wenn sich Colms Zustand verschlechterte? Wenn er noch angestrengter atmete als letzte Nacht? Es schien so, als würde der Junge von Tag zu Tag schwächer. Was sollte er nur tun, wenn der schlimmste aller Fälle eintrat? Wie sollte er weiterleben, wenn auch noch sein Sohn starb, nachdem er bereits seine Frau und erst vor Kurzem seine Eltern verloren hatte?

In den letzten Jahren waren Davidh und seine Angehörigen immer wieder von Tod und Elend heimgesucht worden. Das einzig Gute in all der Zeit war der Aufstieg von Robert Cameron zum Laird des Cameron-Clans gewesen. Zum Glück hatte dessen Bruder Gilbert nur wenige Jahre über die Geschicke des Clans bestimmt. Doch diese kurze Zeit hatte gereicht, um den Clan an den Rand einer Auseinandersetzung nicht nur mit dem seit Langem verfeindeten Mackintosh-Clan zu bringen, sondern auch mit der weitaus größeren und mächtigen Chattan-Konföderation. Zugleich war es Gilbert gelungen, die Bemühungen seines Bruders Robert zu durchkreuzen, seinen Anspruch auf die Führung des Clans geltend zu machen.

Letztlich war es ein als Cameron aufgewachsener Mackintosh gewesen, der Gilbert gestürzt und den Clan in ruhigere Gewässer zurückgeleitet hatte, wodurch eine bessere Beziehung zum Mackintosh-Clan und sogar zum König möglich geworden war. Innerhalb des vergangenen Jahrs hatte sich Robert als ein gerechtes Oberhaupt einen Namen gemacht und als ein Mann, der ein Gespür dafür hatte, wie er seine Untertanen führen musste. Nach Gilbert, dem es nur um seinen eigenen Vorteil gegangen war und der sich als gnadenlos erwiesen hatte, war nun ein Mann an der Macht, der sich damit begnügte, die Ländereien des Clans zu verwalten und für den Schutz der Menschen zu sorgen, die darauf lebten.

Zügige Schritte auf dem Steinboden holten ihn aus seinen Gedanken, und als Davidh hochsah und die Person erkannte, die sich ihm näherte, stockte ihm der Atem. Seine schlimmsten Befürchtungen erwachten erneut zum Leben. Colm? Noch bevor die Frau das Podest erreichen konnte, nickte der Laird ihm zu. „Geh.“

Davidh war so schnell bei Margaret, der Tochter des Schmieds, dass sie nicht einmal in die Nähe des Podests gelangen konnte. „Geht es ihm noch schlechter?“, fragte er.

„Aye“, flüsterte sie.

Die besorgte Miene der jungen Frau verriet ihm mehr, als ihm lieb war. Dann rannte Davidh los, ließ die Frau einfach stehen und hoffte, sie würde ihn nicht einholen. Colm konnte … er konnte diesmal sterben. Zeilen aus halb vergessenen Gebeten gingen ihm durch den Kopf, als er sich an den Allmächtigen wandte, um an nichts anderes denken zu müssen.

Colm war der letzte Blutsverwandte auf Erden, den er noch hatte, und er durfte ihn einfach nicht verlieren.

Nicht auch noch den Jungen, lieber Gott. Nicht auch noch den Jungen.

An seinem Ziel angekommen, konnte sich Davidh nicht daran erinnern, wie er den Burgfried verlassen, den Hof überquert und den Weg durchs Tor bis ins Dorf zurückgelegt hatte. Das Nächste, was er wieder klar und deutlich wahrnahm, war die Tür zum Cottage des Schmieds, vor der er auf einmal stand. Die Angst hielt ihn davon ab anzuklopfen. Es war eine lähmende Angst, die ihm den Atem raubte und sein Herz rasen ließ. Wie sollte er sich dem Tod seines Sohnes stellen, wenn es das war, was ihn hinter dieser Tür erwartete?

Es gelang Davidh, seine Ängste so zu bändigen, wie er es seit Monaten und Jahren machte, dann klopfte er kurz und schloss einmal kurz die Augen. Langsam und von einem letzten Stoßgebet begleitet, öffnete er die Tür und suchte nach seinem Sohn. Colm lag auf einer Pritsche in der Ecke nahe dem Kamin. Der Junge verschwand förmlich in einem Kokon aus Decken, sodass Davidh nicht mehr ausmachen konnte als sein blasses Gesicht und die bläulich angelaufenen Lippen, die von einem kürzlich erlittenen Hustenanfall zeugten. Forschend sah er seinen Sohn an und versuchte zu erkennen, ob er noch lebte oder ob er schon tot war.

„Tritt ein“, flüsterte Suisan ihm zu und zog die Tür weiter auf, damit er eintreten konnte. „Der arme Kleine schläft jetzt. Er ist wieder völlig erschöpft von … nun, du weißt ja, was er durchmachen muss, wenn es wieder einmal so weit ist.“

Aye, Davidh wusste um die entsetzlichen Anfälle, die seinem Sohn die Luft zum Atmen nahmen und die ihn so schrecklich husten ließen, dass ihm anschließend jeder Muskel in der Brust schmerzte, da diese Hustenanfälle so unglaublich brutal waren.

Aber Colm lebte. Er hatte einen weiteren Angriff dieser Lungenkrankheit überstanden, die sich seit einigen Monaten in immer kürzeren Abständen ereigneten und ihn niederstreckten. Kein Kräutertee, kein Umschlag und kein Trank diverser Heiler hatten etwas dagegen ausrichten können. Mit jedem Hustenanfall wurde Colm ein wenig schwächer, und Davidh wusste nur zu gut, dass der Tag kommen würde, an dem er zu schwach sein würde, um den nächsten Anfall zu überstehen.

Heute hatte Colm noch einmal überlebt.

„Ich hätte dich eigentlich nicht hergerufen, aber ich … befürchtete, dass er es diesmal nicht schaffen würde. So wie heute war es noch nie.“ Mit einer knappen Kopfbewegung deutete sie auf seinen Sohn.

„Ich danke dir, dass du dich um ihn kümmerst, Suisan.“

Die stämmige Frau nickte und nahm dann ihre Tochter Margaret in die Arme, die soeben ins Haus zurückgekehrt war. Davidh beugte sich über seinen Sohn und beobachtete genau jeden Atemzug, den sein schwächlicher Sohn tat. Er fuhr sich durchs Haar und fragte sich, wie viel Zeit Colm wohl noch blieb.

„Margaret, bring das zu deinem Vater“, sagte Suisan, ließ ihre Tochter los und gab ihr einen kleinen Beutel. Es kam ihm etwas seltsam vor, aber Davidh sah mit an, wie die junge Frau ohne Rückfrage ihre Aufgabe erledigte.

Als er wieder mit Suisan allein war, kam sie zu ihm. „Ich möchte dir etwas vorschlagen, auch wenn ich im Augenblick nur Gerüchte kenne“, sagte sie leise.

„Ich höre“, gab Davidh schulterzuckend zurück. „Deine Ratschläge habe ich stets befolgt, Suisan.“

„Es wird gemunkelt, dass die Hexe nach Caig Falls zurückgekehrt sein soll.“

Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht damit. „Die Hexe?“

„Aye. Du kennst doch sicher die Geschichten, die seit Jahren die Runde machen und von einer Hexe erzählen, die oberhalb des Wasserfalls lebt.“

„Die kenne ich wohl, aber von ihr selbst ist sicher nicht mehr die Rede gewesen seit …“ … seit er selbst noch ein Junge gewesen war, dessen Freund Malcolm behauptet hatte, er habe sie entdeckt. „… seit sehr langer Zeit“, führte er seinen Satz schließlich zu Ende.

„Sie war keine Hexe, sondern eine weise Frau, wie dir klar sein sollte. Vor ein paar Jahren verschwand sie ganz plötzlich, und niemand hat je wieder von ihr gehört. Aber vor ein paar Tagen ist einer der Jungs den Wasserfall hochgeklettert und runtergefallen, und eine Frau hat sich um seine Verletzung gekümmert, ehe sie ihn zurück nach Hause geschickt hat.“ Suisan sah ihn eindringlich an. „Ich glaube, sie ist zurückgekehrt.“

„Glaubst du, sie kann Colm helfen?“

„Du hast alles in deiner Macht Stehende getan, Davidh. Warum solltest du sie nicht darum bitten, es zu versuchen?“

Suisan kniete sich neben Colm hin und strich die Decken glatt. Seine Krankheit begleitete ihn schon seit so langer Zeit, dass er kleiner und schmächtiger war als andere Kinder in seinem Alter.

„Ich werde nach ihr suchen“, erklärte Davidh lächelnd und nickte nachdrücklich. Er fühlte sich gleich etwas besser, jetzt, da er so etwas wie ein Ziel vor Augen hatte. Die Möglichkeit, dass es jemanden gab, der seinem Sohn vielleicht helfen konnte, ließ ihn neuen Mut fassen und weckte seine Lebensgeister.

„Wenn du noch etwas zu erledigen hast, kann ich ihn weiter versorgen“, sagte Suisan und stand auf. „Komm und iss mit uns zu Abend. Für die Nacht kannst du Colm dann später abholen.“

Davidh betrachtete die Decke, die auf der Brust des Jungen lag, und sah, wie wenig sie nur angehoben wurde, wenn er einatmete. Aber es war ein gleichmäßiges Atmen, und jede Stunde, die sein Sohn von dem nächsten Hustenanfall verschont blieb, war eine gute Stunde. Davidh sah zu Suisan. „Ich sollte zur Burg zurückkehren.“

„Dann tu das“, meinte sie. „Ich vermute, er wird heute die meiste Zeit über ohnehin nur schlafen.“

Davidh kehrte zur Feste zurück, da er wusste, dass Suisan sich um Colm wie um ihren eigenen Sohn kümmern würde. Da seine Schwester nach ihrer Heirat nach Edinburgh gezogen war, seine Eltern beide nicht mehr lebten und Mara vor drei Jahren gestorben war, wusste er auch, dass dies nicht die Lösung für sein Problem war. Was er brauchte, war ein starker und gesunder Sohn.

Anna Mackenzie stand am Rand des Wasserfalls, nicht weit von ihrem Cottage entfernt, und starrte in die Tiefe. Erinnerungen stiegen in ihr auf, die einen bitteren Beigeschmack dadurch bekamen, dass sie Malcolm niemals wiedersehen würde. Natürlich hatte sie sich nicht vorgemacht, dass es ein Leichtes für sie sein würde, hierher zurückzukehren, doch sie war es ihrem Sohn schuldig gewesen … ihrem und Malcolms Sohn.

Konnte sie das wirklich schaffen? Konnte sie hier so leben, wie es ihre Mutter so lange Zeit getan hatte? Es war schon ein wenig beängstigend, wie ähnlich ihr eigenes Leben in den letzten Jahren dem ihrer Mutter geworden war. Vor allem in diesem Moment, da sie hier am Wasser stand, während ihr Sohn das zum Teil felsige Gebiet rund um das Cottage erkundete. Waren tatsächlich schon dreizehn Jahre vergangen, seit sie an genau dieser Stelle von einer gemeinsamen Zukunft mit dem Mann, den sie liebte, geträumt hatte?

Mit einem Mal fühlte sie sich viel älter, als sie tatsächlich war. Iain tauchte hinter dem Cottage auf, und sie sah ihm zu, wie er sich ihr näherte. Ein schlechtes Gewissen ergriff sie, da ihr erst jetzt auffiel, dass ihr Sohn nicht mehr weit von dem Alter entfernt war, in dem sie selbst gewesen war, als sie seinen Vater kennen und lieben gelernt hatte. Iain wusste nur so viel über Malcolm, wie nötig gewesen war, um seine Neugier zu stillen. Sein Interesse an seinem Vater war dann plötzlich für sie zu einem Ansporn geworden, hierher zurückzukehren und die Verwandten von Iains Vater aufzusuchen. Das war das Mindeste, was sie für ihren Sohn und dessen Vater tun konnte.

Anna winkte den Jungen zu sich und wies nach unten, dorthin, wo der Wasserfall endete. „Das da unten nennen die Leute den Hexensee“, erklärte sie. „Viele haben versucht, auf diesem Weg am Rand des Sees entlang nach oben zu gelangen.“ Mit ausgestreckter Hand deutete sie auf die Stelle, die sie meinte. „Aber niemandem fällt der Pfad auf, der in diesem Hain neben dem großen Felsblock dort unten beginnt.“

„Aber mein Vater hat ihn entdeckt?“, fragte Iain.

Der Junge war in dem Alter, in dem er unbedingt mehr über seine Herkunft erfahren wollte. Er wurde langsam erwachsen und brauchte einen Vater, jemanden, der ihm zeigte, wohin die letzten Schritte auf diesem Weg führen mussten – etwas, das sie nicht für ihn tun konnte. Seit seiner Geburt hatte sie mehrere Heiratsanträge abgelehnt, da sie tief in ihrem Inneren immer gewusst hatte, dass sie ihn eines Tages mit den Menschen zusammenbringen würde, die seine tatsächliche Familie waren. Ihr war immer klar gewesen, dass dieser Moment irgendwann kommen würde. Sie lächelte Iain an und nickte bestätigend. Dabei fiel ihr auf, dass er schon wieder ein Stück gewachsen war und sie inzwischen überragte. „Aye, aber erst, nachdem er es ein paarmal vergeblich auf dem rutschigen Weg versucht hatte.“

Iains Lachen hallte von den Bäumen wider, und ihr fiel einmal mehr die Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Vater auf. Oder täuschte ihre Erinnerung sie? Sah sie vielleicht etwas, weil sie es sehen wollte?

„Schau mal, Mam“, sagte Iain und wandte sich zur Straße, die vom Wasserfall nach Süden zum See verlief.

Ein Mann kam von dort geritten. Anna hatte sich bereits gefragt, wie lange es nach der Versorgung des verletzten Jungen dauern würde, bis jemand herkommen würde, um nach ihr zu suchen. Die Antwort auf ihre Frage hatte sie nun. Leise seufzend schüttelte sie den Kopf. Jetzt würden sie sich wieder auf den Weg hierher machen – die einen, um die Hexe aufzusuchen, die anderen, um sich der Herausforderung zu stellen, den Wasserfall zu bezwingen.

Als der Mann sein Pferd langsamer werden ließ und den Blick nach oben richtete, zog Anna ihren Sohn zurück in den Schatten, den der dichte Wald hier oben spendete. Durch das Rauschen des Wassers war es nicht möglich, sie dort unten zu hören, doch man konnte sie durchaus sehen, wenn der Sonnenschein einen Weg durch das Laub fand. Vorläufig wollte Anna nicht, dass es dazu kam.

Sie musste erst noch Arbeiten abschließen, Pflanzen sortieren und den Garten von allem Unkraut befreien, ehe sie bereit war, den Dorfbewohnern ihre Dienste anzubieten. Von ihrer Mutter, die vor zwei Jahren gestorben war, hatte sie beizeiten alles gelernt, was es über Kräuter und Pflanzen zu wissen gab. Bis zu jenem Tag hatte sie sich bei den Mackenzies wohlgefühlt, doch mit dem Tod ihrer Mutter war sie von Rastlosigkeit erfasst worden. Die Nachrichten von den jüngsten Unruhen bei den Camerons und von einem neuen Oberhaupt waren für sie Bestätigung genug gewesen, dass ihre Zeit gekommen war.

Gilbert Camerons Ruf als gnadenloser Mann hatten sie von hier ferngehalten, doch dessen Tod und die Nachfolge durch seinen älteren Bruder waren dagegen Grund genug gewesen, um an diesen Ort zurückzukehren.

Ja, sie war zum rechten Zeitpunkt zurückgekehrt.

„Sei vorsichtig, Iain“, warnte sie ihren Sohn, als der sich von ihr entfernte. „Wir müssen erst Gewissheit haben, dass wir hier auch willkommen sind.“

Ihr Sohn nickte und schlich dann tiefer in den Wald hinein, um so wie alle Jungen erst einmal die neue Umgebung zu erkunden. Zweifellos würde er mit einem Fasan oder einem Kaninchen zurückkommen, damit sie zum Abendessen etwas auf dem Tisch hatten. Sein Geschick als Jäger, aber auch seine Fähigkeit, neue Situationen einfach hinzunehmen und sich an sie anzupassen, versetzten Anna immer wieder in Erstaunen. Gleichzeitig dankte sie dem Allmächtigen dafür, dass ihr Sohn solche Eigenschaften besaß. Es war schon schwer genug, und sie war froh, sich nicht auch noch mit einem störrischen Jungen auseinandersetzen zu müssen.

Anna kehrte ins Cottage zurück und widmete sich der schier erdrückenden Aufgabe, dort zu putzen. Wenn erst mal alles sauber war, konnte sie die Pflanzen sortieren, die Vorräte und alles andere einräumen.

Die Zeit verging wie im Flug, während sie fleißig arbeitete. Das Knirschen von Zweigen und trockenem Laub vor der offenen Tür machte sie darauf aufmerksam, dass Iain wieder da war.

„Ich wünsche einen guten Tag.“

Sie hob den Kopf und entdeckte einen Mann, der vor der Tür stand. Er war so groß und so breit, dass er den Türrahmen fast ganz ausfüllte. Sie ging zu ihm und erkannte erst da, dass der Mann in Wahrheit sogar geduckt dastand, um durch die Tür nach drinnen zu sehen, da sie für ihn viel zu klein war.

Es war der Reiter von vorhin. Der Umhang, den er sich um die Taille geschlungen und über die Schultern gelegt trug, wies ihn als einen Cameron aus. Da der Stoff völlig trocken war, konnte er nicht am Wasserfall hochgeklettert sein. Also musste er den anderen, sicheren Weg nach oben kennen, was nichts Gutes für sie verhieß, da sie so wohl keine Ruhe vor Fremden haben würde, was das Leben für sie deutlich unsicherer machte.

„Guten Tag, Sir“, erwiderte sie, wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und fuhr sich mit dem Handrücken über die verschwitzte Stirn. Ungewaschen und in einem schmutzigen Kleid musste sie ein jämmerliches Bild abgeben. Er dagegen … er war auf eine gefährliche Art attraktiv.

Der Mann strich sich die langen dunklen Haare aus dem Gesicht, sodass sie seine männlichen Züge deutlicher sehen konnte. Seine eindringlich dreinschauenden Augen hatten die Farbe des dunkelsten Holzes, das sich im Wald finden ließ. Dazu dieses markante Kinn. Ja, er war der bestaussehende Mann, dem sie jemals begegnet war, sowohl hier bei den Camerons als auch zuvor bei den Mackenzies. Da diese Erkenntnis ihr die Kehle zuschnürte und eine Unruhe auslöste, gegen die sie ankämpfen musste, war es nötig, erst einmal zu schlucken, ehe sie einen Ton herausbringen konnte.

„Ich wollte Euch nicht bei Eurer Arbeit stören“, sagte der Mann, der einen Schritt nach hinten machte, als sie die Tür erreichte. „Man hat mir gesagt, Ihr seid …“ Er unterbrach sich, als wäre er nicht in der Lage, jenes Wort auszusprechen, das die meisten anderen verwendeten.

„Die Hexe von Caig Falls“, sagte sie.

2. KAPITEL

Ich wollte zwar Heilerin sagen, aber wenn Ihr die andere Bezeichnung bevorzugt …“

Sie war ihm zuvorgekommen und hatte den Satz für ihn zu Ende geführt. Vermutlich wäre er nicht der Erste gewesen, der sie Hexe genannt hätte. Davidh entging nicht, wie sie ihre grünen Augen für einen winzigen Moment aufriss, die dann zu leuchten begannen, als sie ihn anlächelte.

Ihre vollen, rosigen Lippen verzog sie zu einem verlockenden und hinreißenden Lächeln, das ihn vor die Frage stellte, ob sie die Bezeichnung wohl als Fluch oder als Kompliment betrachtete.

Sie begann zu lachen, und er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Der Schmutz, mit dem ihr Gesicht stellenweise verschmiert war, verdeckte kaum die Sommersprossen auf ihren Wangen. Und die Locken, die ihren Weg unter dem Kopftuch hervor nach draußen gefunden hatten, zeigten braune Haare in vielen Schattierungen, darunter auch ein leuchtender Kupferton und ein feuriges Rot. Seine Hand bewegte sich wie aus eigenem Antrieb nach oben, um noch mehr von ihrem Haar unter dem Tuch hervorzuholen. Es kostete Davidh Mühe, sich davon abzuhalten.

„Nay, Heilerin ist das, was mir lieber ist. Es trifft auch viel eher zu.“

Vollkommen überzeugt war Davidh nicht. Vielleicht verhexte sie ihn ja gerade mit einem Fluch, während sie ihn so konzentriert ansah. Sein Mund war mit einem Mal wie ausgedörrt, als sie noch näher kam. Dabei vergaß er, ein oder zwei Schritte nach hinten zu machen, damit sie passieren konnte. So schob sie sich an ihm vorbei nach draußen und berührte ihn dabei. Er drehte sich um und sah ihr hinterher. Etwas regte sich in ihm, ein Gefühl, das ihm längst nicht mehr vertraut war, da so viel Zeit vergangen war, seit er das letzte Mal so empfunden hatte.

Diese Frau schlug ihn in ihren Bann, sie sprach ihn auf eine Weise an, für die er keine Worte finden konnte. Sie erregte ihn.

„Es ist auch die Heilerin, zu der ich will. Aber ich hatte erwartet, dass diese Heilerin etwas … älter ist. Seid Ihr die Frau, die sich um Tavish gekümmert hat?“

„Der Junge, der hingefallen ist und sich den Fuß verdreht hat? Ungefähr zwölf Jahre alt?“

„Aye, den meine ich. Er hat Euch vor seiner Familie und vor jedem anderen nur loben können. So habe ich davon erfahren, dass Ihr hier seid.“

„Seid Ihr krank?“, fragte sie und musterte ihn von Kopf bis Fuß, ehe sie ihm wieder tief in die Augen sah. „Habt Ihr Fieber?“ Sie hob die Hand, als wollte sie ihm die Stirn fühlen, hielt aber nur wenige Fingerbreit von seinem Kopf entfernt inne. „Verzeiht“, sagte sie und ließ die Hand wieder sinken.

„Ich benötige Eure Dienste nicht“, erklärte er, doch dann fiel ihm auf, wie ungeschickt er sich ausgedrückt hatte, und schüttelte den Kopf. „Mein Sohn ist seit einiger Zeit krank, und nichts hilft.“ Er zuckte mit den Schultern und musste sich dazu zwingen, die Frau nicht auf der Stelle anzubetteln, damit sie ihm irgendwie half.

„Ich habe meine Heilmittel noch nicht ausgepackt, aber wenn Ihr mir beschreiben könnt, wie sich seine Krankheit zeigt, werde ich wissen, ob ich ihm helfen kann.“

Er konnte nicht verhindern, dass ihm vor Erleichterung ein lauter Seufzer über die Lippen kam. Etwas an ihrem Gesichtsausdruck gab ihm das Gefühl, dass sie ganz sicher etwas für seinen Sohn tun konnte. „Er hat oft große Probleme mit dem Atmen“, sagte er.

Es dauerte eine Weile, bis er alle Leiden beschrieben hatte, von denen sein Sohn seit einem Jahr heimgesucht wurde. Er wies auch darauf hin, dass sich Colms Verfassung von Woche zu Woche verschlechterte. Die Heilerin nickte von Zeit zu Zeit, so als würde sie seine Schilderungen bereits einer bestimmten Krankheit zuordnen. Ihm entging nicht, wie sie immer wieder einmal die Stirn runzelte, bevor sie ihm eine Frage stellte. Sie fragte auf eine zielgerichtete Weise, was der Heiler im Dorf nicht gemacht hatte. Ihre Fragen ergaben für ihn einen Sinn, da sie damit allem Anschein nach andere mögliche Krankheiten ausschließen wollte.

„Könnt Ihr ihm helfen?“ Beinahe hielt er den Atem an.

„Ich habe einen Verdacht, was sein Leiden ausgelöst haben könnte. Aber ich muss ihn mir ansehen, damit ich Gewissheit habe.“ Sie schaute sich auf der kleinen Lichtung um, auf der das abgeschiedene Cottage stand, dann wanderte ihr Blick zum Wasserfall. „Könnt Ihr ihn morgen früh herbringen?“

Nun war es Davidh, der sich umsah und sich fragte, ob das wohl möglich sein würde. Dieser kleine dichte Wald mit der Lichtung in seiner Mitte war wie eine Insel inmitten steiler Felswände auf der einen Seite und eines breiten Stroms auf der anderen Seite, der dann in den Wasserfall überging. Zugegeben, er hatte den Weg genommen, von dem Malcolm ihm vor vielen Jahren erzählt hatte, doch er würde seinen Sohn bis hier oben tragen müssen. Schließlich schüttelte er den Kopf und sah die Frau wieder an. „Nay. Ich wüsste nicht, wie ich ihn in seiner momentanen Verfassung transportieren sollte. Nicht mal auf dem Weg neben dem Wasserfall, den ich eben genommen habe.“

Es schien ihr nicht zu behagen, dass er überhaupt von diesem Weg wusste, doch daran konnte er nun nichts mehr ändern.

„Könnt Ihr nicht ins Dorf kommen, um ihn Euch da anzusehen?“ Als er ihre Miene sah, wusste er, sie würde ablehnen. „Ich kann Euch für diese Mühen auch bezahlen.“ Tatsächlich würde er ihr alles geben, was er besaß, wenn sie Colm nur helfen würde.

„Es hat nichts mit Geld zu tun. Aber ich habe das Clanoberhaupt noch nicht um Erlaubnis gebeten, wieder hier wohnen und meine Kräuter und meine Kenntnisse zum Wohl seiner Untertanen einsetzen zu dürfen. Würde ich Euren Sohn besuchen, wäre das eine Beleidigung, über die der Laird nicht hinwegsehen könnte.“

Wieder überkam ihn Erleichterung, denn dieses Hindernis war gar keines. Er selbst konnte mit dieser Frau zu Robert gehen und sie ihm vorstellen. „Dann werde ich Euch zu Robert bringen und dafür sorgen, dass er Euch diese Erlaubnis erteilt, bei uns zu leben.“ Noch während er diese Worte aussprach, mahnte ihn eine innere Stimme zur Vorsicht.

Robert vertraute auf Davidhs Urteil und würde die Frau hier willkommen heißen, wenn er ihm sein Wort gab. Genau deswegen musterte er sie jetzt und suchte nach Anzeichen dafür, dass von ihr eine Gefahr ausging, doch das Einzige, was sie ausstrahlte, war Mitgefühl.

„Das könntet Ihr tun?“ Dann auf einmal kniff sie die Augen ein wenig zusammen und sah ihn forschender an als zuvor. „Ich kenne weder Euren Namen, noch weiß ich, wer Ihr seid.“ Einen Moment lang wandte sie den Blick von ihm ab und schien über etwas nachzudenken. Schließlich fügte sie hinzu: „Das sollte nicht so schroff klingen, vor allem nicht, nachdem Ihr mir gerade Eure Hilfe angeboten habt.“ Der Hauch eines Lächelns umspielte ihre Mundwinkel.

„Ich bin einfach in Euer Zuhause eingedrungen und habe mich auch nicht nach Eurem Namen erkundigt“, sagte er. „Ich bin Davidh Cameron, ich befehlige die Krieger des Cameron-Clans.“

Seine Worte zeigten sofort und auf unerwartete Weise Wirkung. Sie blinzelte ein paarmal, dann stiegen ihr Tränen in die Augen, und rasch blickte sie zu Boden. Wie seltsam. Davidh versuchte, in ihrem Gesicht etwas Vertrautes zu entdecken, doch es war völlig unmöglich, dass er dieser Frau schon einmal begegnet war. Sie hätte er niemals vergessen können.

Einen Moment später schien sie sich aus den Gedanken zu reißen, in die sie versunken war. Als sie den Kopf wieder hob, waren keine Tränen mehr zu sehen.

„Verzeiht mir meine Weigerung. Euch zu helfen, Sir“, sagte sie leise und machte dabei einen Knicks. „Mir war nicht bewusst, wer Ihr seid, und ich wollte weder das Clanoberhaupt noch einen seiner Männer beleidigen.“

Diese plötzliche Unterwürfigkeit verwirrte ihn, doch er wusste, dass seine neue Position, die unmittelbar dem Laird unterstellt war, Reaktionen mit sich brachte, an die er sich erst noch gewöhnen musste. Es war eine Ehre, diesen Posten zu bekleiden, der ihm eine gewisse Macht verlieh. Schließlich würde jeder, der sich vom Laird eine Gunst erhoffte, sich zuerst an Davidh wenden, um über ihn an den Ranghöchsten im Clan heranzukommen. Er nickte der Frau zu.

„Ich habe mich von Euren Worten nicht beleidigt gefühlt. Ich vermute, Robert würde es auch nicht als Beleidigung empfinden, solltet Ihr ohne seine vorherige Zustimmung ins Dorf kommen. Allerdings könnten sich andere in seinem Namen darüber beschweren.“

Es gab stets solche Dorfbewohner, die die Würde des Clanoberhauptes schützen oder die sich damit einfach nur bei ihm beliebt machen wollten, um einen Vorteil daraus zu ziehen.

Während sie dastand und ihn mit ihren wunderschönen Augen erwartungsvoll ansah, verlor er sich für einen Moment. Als ihm endlich in den Sinn kam, dass er etwas sagen wollte, fiel ihm auf, dass er sie noch immer nicht nach ihrem Namen gefragt hatte.

„Wie nennt man Euch?“, brachte er schließlich heraus. Immerhin wollte er doch wissen, welchen Namen er flüstern musste, wenn seine Gedanken um sie kreisten, sie aber nicht in seiner Nähe war.

„Ich bin Anna. Anna Mackenzie.“

„Aus …?“

„Ich habe im Norden bei der Familie meiner Mutter gelebt.“

„Und was führt Euch in den Süden? Hierher zu uns?“

Zwar hörte er sich im Augenblick nicht sehr gastfreundlich an, und er fragte ausgerechnet die Frau aus, in deren Händen womöglich das Leben seines Sohnes lag. Dennoch durfte Davidh nicht vergessen, dass er seinem Clan gegenüber Pflichten hatte, die er erfüllen musste. Wieder sah sie kurz in Richtung des Wasserfalls, bevor sie sich ihm zuwandte.

„Ich habe die Heilkunst gelernt, seit ich ein kleines Mädchen war, und ich habe schon damals das Talent dazu erkennen lassen. Ich wollte immer einen Platz für mich haben, um meine Kenntnisse und Fähigkeiten weiter zu vertiefen, damit ich den Kranken und den Verletzten helfen kann.“ Ihr ernster Tonfall ließ ihn innehalten.

„Es klingt, als wäre es eine Berufung.“

Als sie ihn daraufhin anlächelte, hätte er fast laut nach Luft geschnappt. Keine Frau hatte jemals eine solch heftige Reaktion bei ihm ausgelöst. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie es geschafft, ihm Unbehagen zu bereiten, ihn zu erregen und ihn neugierig zu machen. Das war nicht gut. Seine neue Position erforderte seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Es war nicht gut, wenn da etwas oder jemand war, der ihn von seinen Pflichten ablenkte.

„Meine Mutter hatte es oft so ausgedrückt“, sagte Anna. „Manche Menschen werden in ihrem Leben an bestimmte Orte berufen, damit sie dort ihr Werk tun. Sie war dazu berufen, Heilerin zu sein, und es scheint, dass es mir genauso ergeht.“

„Wir haben einen Heiler im Dorf, aber er kümmert sich vor allem um Verletzungen. Von Heiltränken und anderen Mitteln hat er kaum mehr Ahnung als die meisten anderen Dorfbewohner.“

„Und wer hat dann Euren Sohn behandelt?“, fragte sie und machte einen Schritt auf ihn zu. Gleichzeitig wehte ein leichter Wind über die Lichtung, und Davidh stieg ein verlockender Duft in die Nase. Vielleicht die Seife, die sie benutzte? Er war davon so abgelenkt, dass seine Antwort viel zu spät kam, was auch Anna nicht entging.

„Wir hatten hier eine Frau, die ein paar Monate im Dorf gelebt hat, aber dann mit ihrem Ehemann in dessen Heimatdorf umgezogen ist. Morag überließ mir einen großen Vorrat an Tinkturen und Arzneien, die Colm braucht, aber jetzt kümmert sich der alte Ranald um solche Dinge.“

Sie murmelte irgendetwas vor sich hin, dann nickte sie. „Ich werde am Morgen zu Euch kommen, wenn es Euch recht ist.“

„Begebt Euch zum Tor und sagt den Wachen, sie sollen nach mir schicken“, entgegnete Davidh. „Ich muss jetzt aufbrechen.“

Er hatte sich hier bereits zu lange aufgehalten, denn die Sonne war bereits unterwegs zum Horizont, um der Nacht zu weichen. Selbst wenn er den Pfad nahm, von dem Malcolm ihm berichtet hatte, wäre der im Dunkeln viel zu tückisch. Der andere Weg, der genau am Wasserfall entlangführte, war bei Tag wie bei Nacht lebensgefährlich. Nur Narren und leichtsinnige Burschen würden dort ihr Glück versuchen.

„Dann bis morgen“, sagte sie, als er ihr zunickte. Er hatte sich eben abgewandt, da fragte sie noch schnell: „Woher kennt Ihr den Weg, der nach hier oben führt?“

„Den kenne ich schon sehr lange, aber bis heute hatte es für mich keine Veranlassung gegeben, ihn zu benutzen.“ Er drehte sich noch einmal zu Anna um, da das Rauschen des Wassers zu laut war, um ihr noch etwas zu sagen, wenn er erst mal einige Schritte zurückgelegt hatte. „Mein alter Freund Malcolm hat mir vor langer Zeit davon erzählt.“

Er kannte Anna nicht, und doch war der Ausdruck, den ihr Gesicht plötzlich annahm, zutiefst beunruhigend. „Mylady, fühlt Ihr Euch nicht wohl?“

„Doch, doch“, beteuerte sie und winkte ab. „Ich würde es nur vorziehen, wenn niemand von diesem Pfad wüsste.“

Er konnte gut verstehen, dass eine Frau, die ganz allein weitab vom Dorf lebte, lieber keine ungebetenen Gäste empfangen wollte, weil das einfach zu gefährlich war. „Ich werde mein Wissen mit niemandem teilen, Anna“, versprach er ihr, woraufhin sich ihre Miene gleich wieder aufhellte. „Dann sehen wir uns morgen.“

Schneller als erwartet legte er den Pfad nach unten zurück, wo sein Pferd auf ihn wartete, das er an einem schattigen Platz angebunden hatte. Zum ersten Mal seit langer Zeit verspürte Davidh wieder Hoffnung in seinem Herzen.

Sein Sohn würde nicht sterben.

Diese Frau, diese Heilerin namens Anna Mackenzie würde seinem Sohn helfen, und dann konnte Colm zu dem Mann heranwachsen, den Mara und Davidh sich seit seiner Geburt immer gewünscht hatten.

Sein Sohn würde nicht sterben.

Es war nicht das erste Mal, dass ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, aber jetzt erlaubte er sich, daran zu glauben, dass es auch so kommen könnte.

Anna schaffte es kaum zurück ins Cottage und bis an den Tisch, bevor sie von einem heftigen Zittern erfasst wurde. Ihr ganzer Körper zuckte, und sogar ihre Zähne klapperten, während sie sich mit einer Hand an der Rückenlehne festklammerte und sich auf den Stuhl sinken ließ, der am Tisch stand. Sie konnte nur beten, dass Iain sie nicht so zu sehen bekam.

Davidh Cameron. Befehlshaber der Cameron-Krieger. Berater des Clanoberhauptes. Ein einflussreicher und mächtiger Mann. Einer, der ihr den Weg ebnen, ihr aber ebenso gut das Leben zur Hölle machen konnte.

Und Malcolms Freund.

Erinnerungen stürmten so plötzlich auf sie ein, dass ihr der Atem stockte. Malcolms Stimme, wie er ihr von den Streichen erzählte, die sie sich in jungen Jahren erlaubt hatten. Wie er den Entschluss verteidigte, Malcolms Schwester zu ärgern, indem sie ihr einen toten Vogel ins Bett legten, und wie er ihr von den Folgen dieser Tat erzählte. Wie er ihr von seinen Plänen für die Zeit berichtete, wenn er der Laird und Davidh seine rechte Hand sein würde. Wie er die vielen Male schilderte, bei denen Davidh ihm geholfen und ihn beschützt hatte.

Die beiden hatten sich näher gestanden, als Brüder es konnten. Zehn Jahre war Malcolm nun schon tot, und Anna fragte sich, ob sein Freund ihn so vermisste wie sie. Klar war, dass der Mann in der Zwischenzeit geheiratet hatte und Vater eines Sohnes geworden war.

Dem er den Namen seines Freundes gegeben hatte.

Bemerkenswert, dass Malcolm von seinen Freunden immer nur Mal genannt worden war und dass dieser Mann seinen Sohn nach dem Rest des Namens benannt hatte: Colm.

Würde er mehr für sie tun als den neuen Laird zu fragen, ob sie hier auf dem Land der Camerons leben durfte? Würde er ihr helfen, das Geburtsrecht ihres Sohns durchzusetzen? Malcolm hätte jetzt Clanoberhaupt sein müssen, also sollte auch sein Sohn dieses Recht für sich beanspruchen dürfen.

Nun allerdings war die Hoheit über den Clan einem anderen Zweig zugefallen, und dieser Anführer hatte selbst Söhne, die darauf hofften, ihrem Vater nachfolgen zu dürfen. Ihr Sohn stellte damit eine Bedrohung für deren Pläne dar.

Schritte vor dem Cottage ließen sie kurz aufhorchen, doch diesmal war es Iain, der nach Hause kam und seine Beute präsentierte: ein Kaninchen, das so groß war, dass es für mehrere Mahlzeiten reichen würde, aber nicht so gewaltig, dass der Laird sich darüber beschweren konnte.

„Ein guter Fang“, sagte sie und stand auf, um einen Topf zu holen und sich um das Essen zu kümmern. Ihre Beine waren noch wacklig, und ihre Hände zitterten, als sie versuchte, den schweren Kessel an den Haken über dem Feuer zu hängen. Iain kam sofort dazu und nahm ihr den Kessel ab, als wäre der leicht wie eine Feder.

Ihr Sohn wurde allmählich zu einem Mann. Ihm mussten die wichtigen Dinge des Lebens für die Zeit beigebracht werden, die er inmitten der Camerons verbringen würde, sollte ihr Plan aufgehen. Die Fertigkeiten eines Kriegers und das Wissen, das er als möglicher Erbe vorweisen musste – das war nichts, was sie ihn lehren konnte.

Doch Davidh Cameron konnte das.

Als später das Essen im Topf vor sich hin köchelte, ging sie in Gedanken immer wieder den Plan durch, den sie sich zurechtlegt hatte, bevor sie mit ihrem Sohn aufgebrochen war, um in das Cottage ihrer Mutter zurückzukehren. Jetzt, da Davidh Cameron ins Spiel gekommen war, ergaben sich andere Möglichkeiten, ihr Ziel zu erreichen. Jedoch würde das nicht einfach werden, denn Davidh war ein gefährlicher Mann. Er würde alles tun, um seinen Clan und seinen Sohn vor jeder Bedrohung zu beschützen, selbst wenn die Bedrohung von der Geliebten und dem Sohn seines einstmals besten Freundes ausging.

3. KAPITEL

Die Wolken ballten sich grau am Himmel, als sie das Dorf Achnacarry in Richtung der Burg durchquerte. Anna zog das eine Ende des Wolltuchs über ihren Kopf, mit dem anderen bedeckte sie den Korb, um den Inhalt vor Regen zu schützen. Wenn der Laird es erlaubte, würde sie nach Davidhs Sohn sehen und dann ins Cottage zurückkehren.

Dort gab es noch so viel zu tun, was sie eigentlich erst noch hatte erledigen wollen, damit alles eingerichtet und an seinem Platz war. Vorher hatte sie niemanden wissen lassen wollen, dass sie zurückgekommen war. Sie konnte schon das Schicksal hören, das sie auslachte, weil sie geglaubt hatte, alles im Griff zu haben. Hätte sich dieser Junge doch bloß vom Wasserfall ferngehalten! Aber nachdem er sich verletzt hatte, war es ihr nicht möglich gewesen, ihn einfach sich selbst zu überlassen.

Sie nickte einem alten Mann zu, der ihr auf dem Weg zur Burg entgegenkam. Obwohl sie den unterschiedlichsten Leuten begegnet war, hatte kaum jemand von ihr Notiz genommen. Aber das war nicht anders zu erwarten gewesen, da sie – noch – eine Fremde im Dorf war. Unwillkürlich fragte sie sich, ob es wohl jemals dazu kommen würde, dass sie sich nicht wie eine Fremde fühlte.

Ihr ganzes Leben war eine Aneinanderreihung von Abschnitten, nie etwas Konstantes gewesen. An ihre früheste Kindheit hatte sie keine Erinnerung, also musste sie glauben, was ihre Mutter darüber erzählt hatte. Dann waren da die Jahre, an die sie sich erinnern konnte, die Jahre, als sie im Cottage oberhalb des Wasserfalls gelebt hatten. Daran schlossen sich die wenigen Monate mit Malcolm an, die ihr noch jetzt ein Lächeln auf die Lippen zauberten.

Ein paar wundervolle, strahlende Monate voller Liebe, Glück und Hoffnung, von denen sie für den Rest ihres Lebens zehren würde.

Dann waren da die Flucht nach Norden, die Trennung von Malcolm und die Geburt ihres Sohnes. Iain war erst zwei Jahre alt, als sich in den Highlands die Nachricht vom Mord an Malcolm herumsprach. Ihre Mutter hatte ihr durch diese düstere Zeit geholfen – und Iain hatte mit seiner fröhlichen und ausgelassenen Art unwissentlich das Gleiche getan. Seine Kindheit war wie im Flug vergangen. Nach dem Ableben ihrer Mutter hatte Anna den Entschluss gefasst, hierher zurückzukehren, in die Heimat des Vaters ihres Sohnes.

Anna hob den Kopf und sah die Wachen, die zu beiden Seiten des Burgtors aus Eisen postiert waren. Würden sie wirklich zu Davidh gehen, wenn sie die Männer darum bat? Die Wachleute entdeckten sie und stellten sich vor das Tor.

„Was führt Euch her, Mistress?“, fragte der größere Wachmann, der warnend eine Hand um das Heft seines Schwerts gelegt hatte.

„Davidh Cameron hat mich gebeten, ihn heute Morgen zu besuchen. Er hat gesagt, dass ihm jemand Bescheid geben soll, sobald ich hier eingetroffen bin.“

Der skeptische Gesichtsausdruck und das Funkeln in den Augen der beiden Männer kamen und gingen so schnell, dass Anna beinahe nichts davon mitbekommen hätte. Es war offensichtlich, dass die Wachleute ihre Absichten missverstanden hatten. Sie nahm das Tuch von ihrem Korb und zeigte ihnen die verschiedenen Behältnisse, in denen sie die Arzneien aufbewahrte.

Autor

Terri Brisbin
Das geschriebene Wort begleitet Terri Brisbin schon ihr ganzes Leben lang. So verfasste sie zunächst Gedichte und Kurzgeschichten, bis sie 1994 anfing Romane zu schreiben. Seit 1998 hat sie mehr als 18 historische und übersinnliche Romane veröffentlicht.
Wenn sie nicht gerade ihr Leben als Liebesromanautorin in New Jersey genießt, verbringt sie...
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