Die Liebenden von Ascot

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"Liebe mich …" Stallknecht Claude kann Louisas geflüsterten Worten nicht widerstehen! Und so verführt er sie leidenschaftlich auf ihrem Weg nach Ascot, wo sie ein Abenteuer erleben wollen - obwohl er weiß, dass bei ihrer Rückkehr ein standesgemäßer Bräutigam auf Louisa wartet …


  • Erscheinungstag 14.11.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783751504584
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Badajoz, Spanien, 1812

Der zwölfjährige Claude Mableau kauerte in der Ecke eines Hofs und hielt sich die Ohren zu. Doch es war sinnlos, unbarmherzig stürmten der Kampfeslärm und die Schreie der Mutter auf ihn ein. Und er hörte viel zu deutlich die Fausthiebe, die seinen Vater trafen.

Badajoz, bisher von den Franzosen belagert, war verloren! Britische Soldaten marodierten in der ganzen Stadt. Voller Angst hatte er gesehen, wie sein Vater in der Haustür aufgetaucht war, die französische Uniform zerfetzt und blutbeschmiert. Überstürzt waren sie geflohen. Keine Zeit, um irgendwas zu packen, um nachzudenken. Das gesamte französische Heer ergriff die Flucht.

Als Claude und seine Eltern den Hof erreicht hatten, waren sie von drei betrunkenen britischen Soldaten überfallen worden. Der Vater wehrte sich, die Mutter stieß ihren Sohn beiseite und wurde von einem der Rotröcke weggezerrt.

Verzweifelt hastete Claude in eine Ecke des Hofs und versteckte sich. Aber er beobachtete, wie zwei Feinde auf seinen Vater einschlugen. Immer wieder. Plötzlich riss der Vater entsetzt die Augen auf und stürzte zu Boden. Einer der Briten wich zurück, ein Messer in der Hand, von dem Blut tropfte.

Der Junge presste eine Hand auf seinen Mund. War sein Vater tot? Und wo blieb die Mutter? Dann entdeckte er sie – ein Soldat hatte sie zu Boden gerungen, die anderen lachten, und Claude kniff die Augen zusammen.

In diesem Moment krachte ein Pistolenschuss, und zwei Rotröcke liefen davon. Aber der dritte kniete über der Mutter und zog ihre Röcke hoch. In Claudes Fantasie erklang die Stimme des Vaters. Du bist kein hilfloses Baby. Sei tapfer. Und so rannte er aus seinem Versteck und sprang auf den Rücken des britischen Soldaten. Doch der Mann war stark. Zu stark. Mühelos schüttelte er ihn ab.

Andere britische Soldaten kamen in den Hof, und Claude fürchtete sich vor dem, was nun geschehen mochte. Werden sie meine Mutter töten? Und mich auch?

Stattdessen sprachen sie leise miteinander, führten Claude und seine Mutter von der Leiche des Vaters weg, zurück zum Elternhaus, in ein Chaos aus zertrümmerten Möbeln und zerbrochenem Geschirr.

Trotz des Nebels in seinem Gehirn erinnerte Claude sich glasklar an ein britisches Gesicht und an einen britischen Namen. Edwin Tranville.

Niemals würde er diesen Namen vergessen. Und eines Tages würde er bittere Rache an Tranville üben – für den Mord an seinem Vater und den grausamen Angriff auf die Mutter. Selbst wenn Claude bis ans Ende der Welt reisen müsste.

1. KAPITEL

Lancashire, England, 1828

Früher hatte Claude geglaubt, Lancashire würde am Ende der Welt liegen. So war es ihm vor elf Jahren erschienen, nachdem er Edwin Tranville in Rappard Hall aufgespürt und eine Stellung als Stallbursche bekommen hatte. Die Rückkehr war nicht geplant gewesen, aber wegen veränderter Umstände erforderlich, und sie fiel ihm schwer. Hier erwachten zu viele schmerzliche Erinnerungen.

Er ritt über den Grat des Hügels und schaute in das Tal hinab, durch das sich der Bach zwischen Bäumen und Büschen dahinwand. Im Sommersonnenlicht funkelten die blauen Wogen. Angenehmere Erinnerungen gingen ihm durch den Sinn, an friedliche Stunden am Ufer, wo er fast glücklich gewesen war. Impulsiv entschloss er sich zu einem Umweg und bog von der Straße ab, lenkte seinen Hengst einen Wiesenweg hinab und führte die Stute am Zügel mit sich. Warum sollte er die beiden nicht tränken, so wie damals seine Schützlinge?

Vor der vertrauten Lücke zwischen den Bäumen hielt er inne. Da war sie! Wie eine Elfe tanzte sie im seichten, plätschernden Wasser des Bachs, die Röcke bis zu den Knien hochgerafft. Unglaublich! Ausgerechnet an dieser Stelle, wo er ihr zuletzt begegnet war, sah er sie wieder? Seine Freundin, seine heimliche Liebe und gewissermaßen seine Rettung …

Jetzt drehte sie sich um, erblickte ihn, und anscheinend konnte sie ihren Augen ebenso wenig trauen, als er aus dem Sattel stieg. „Claude?“, rief sie zögernd.

„Louisa …“ Seine Stimme klang halb erstkickt.

„Oh, Claude!“ Lachend ließ sie ihre Röcke sinken, lief zu ihm und warf sich in seine Arme. „Ich dachte, du wärst ein Fantasiebild, denn ich hörte niemanden kommen. Und plötzlich bist du hier!“

Bisher hatte er sie nur zweimal in den Armen gehalten. Einmal, um sie zu trösten, und dann beim Abschied. Natürlich hatte ein französischer Stallknecht eine englische Aristokratin nicht umarmen dürfen. Und er sollte Miss Louisa Finch auch jetzt nicht anrühren – was in diesem Moment keine Rolle spielte. Sie duftete so betörend wie früher, seine Sinne regten sich erneut. Nie wieder wollte er Louisa loslassen.

Sie befreite sich aus der Umarmung und wich ein wenig zurück, drückte aber seine Hände und musterte ihn. „Einfach wundervoll siehst du aus, Claude. Größer und … männlicher.“

Also merkte sie, dass er kein achtzehnjähriger Junge mehr war, und das beglückte ihn vielleicht etwas zu sehr. „In all den Jahren ist viel geschehen.“

Auch sie war verändert, erwachsener, reifer. Doch ihre braunen Augen wirkten immer noch so verlockend wie ein warmer Kaffee an einem kalten Morgen. Und sie war schöner denn je, mit ihrem schmaleren Gesicht und stärker ausgeprägten, fein gemeißelten Wangenknochen. Während sie sich anschauten, wuchs Claudes geheime Sehnsucht, die er niemandem zu gestehen wagte. Nicht einmal sich selbst.

Autor

Diane Gaston
Schon immer war Diane Gaston eine große Romantikerin. Als kleines Mädchen lernte sie die Texte der beliebtesten Lovesongs auswendig. Ihr Puppen ließ sie tragische Liebesaffären mit populären TV- und Filmstars spielen. Damals war es für sie keine Frage, dass sich alle Menschen vor dem Schlafengehen Geschichten ausdachten.

In ihrer Kindheit...
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