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"Der heißeste Junggeselle der Welt?" Geschockt liest Lara, wie man Graeme jetzt nennt. Sie weiß: Das ist nicht wahr! Denn Graeme ist kein Junggeselle, sondern verheiratet. Mit ihr - höchste Zeit, ihn daran zu erinnern. Da kommt ein Maskenball gerade recht …


  • Erscheinungstag 01.02.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751505512
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Josie hörte das Motorengeräusch des großen Lieferwagens, der vor dem Kostümladen anhielt. Eilig kam sie hinter dem Ladentisch hervor und warf durch das Schaufenster einen Blick auf die Straße. Schon seit zwei Monaten hatte sie auf Tom, der die Waren auslieferte, ein Auge geworfen. Heute würde sie ihn endlich wissen lassen, dass sie an ihm interessiert war.

Sie sah an sich hinunter. Das Kostüm, das sie trug, hatte sie extra für diesen Zweck ausgesucht – schließlich saß sie an der Quelle: Der Laden Dressed to Thrill war zwar nicht groß, bot jedoch eine reichhaltige Auswahl. Sie hatte sich letztlich für eine erstklassige Kopie des Sklavinnen-Outfits mit Halskette entschieden, das Prinzessin Leia in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ getragen hatte, nachdem sie vom Hutten Jabba gefangen genommen und in seinen Harem gesteckt worden war.

Als Tom die Ladentür aufmachte, drang ein Schwall kühler Herbstluft herein, und sie bekam eine Gänsehaut. „Hallo, Tom. Ich habe auf dich gewartet.“

„Hallo, Josie.“ Er ließ den Blick über ihren halb nackten Körper wandern und brachte seinen Rollwagen zum Stehen. „Aber hallo. Das ist vielleicht ein Outfit!“

Sie beugte sich bedächtig zu ihm, als sie die Empfangsbestätigung für die Lieferung unterzeichnete. „Gefällt es dir?“

Er schluckte. „Es sieht toll an dir aus.“

„So“, sagte sie verführerisch, „wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt? Es ist schon eine Weile her, seit du mir etwas geliefert hast.“

Tom bekam rote Ohren. „Ja.“ Er lachte verlegen. „Das stimmt.“ Gerade als Josie noch näher an ihn heranrückte, klingelte sein Handy. Er lächelte sie entschuldigend an, bevor er das Handy zückte und sich umdrehte. „Hallo? Ach, du bist es, Süße“, säuselte er.

Süße? Josie starrte ihn entrüstet an, bevor sie hinter die Theke zurückeilte. Der Computer dort signalisierte mit einem lauten Piepen, dass gerade eine Onlinebestellung eingegangen war. Automatisch klickte sie die E-Mail an, beobachtete dabei aber Tom, der leise telefonierte. Der Gedanke, dass er mit jemandem liiert sein könnte, war ihr nie in den Sinn gekommen. Denn bislang hatte er sie jedes Mal, wenn er in den Laden gekommen war, mit Blicken fast verschlungen. Sie war total frustriert. Das war so unfair. Gerade jetzt, wo sie endlich den Mut zu einem Annäherungsversuch aufgebracht hatte.

Eilig überflog sie die Bestellung einer Frau namens Lara Whitfield, die ebenfalls in Chicago ansässig war. Sie bat um ein Kostüm, das zu der sehr populären TV-Science-Fiction-Serie „Galaxy’s End“ passte. Josie war ein großer Fan dieser Serie, in der Graeme Hamilton, der sexy schottische Schauspieler, die Hauptrolle spielte. Sie las die kurze Notiz, die unter Lara Whitfields Bestellung stand.

In zwei Tagen nehme ich an einem „Galaxy’s-End“-Fantreffen teil. Daher brauche ich das Kostüm per Overnight Express. Ich möchte etwas, das mich nahezu vollständig verhüllt – wie das Schamanenkostüm.

Ein Fantreffen, hm? Josie schnaubte. Sie stellte sich einen Ballsaal voller übergewichtiger Frauen im mittleren Alter vor, die allesamt hinter einem Kuss oder einem Autogramm des Schauspielers her waren. Lara Whitfield hatte es offensichtlich nötig. Heimlich in einen Lieferanten verknallt zu sein, war eine Sache. Etwas ganz anderes war es dagegen, einen Hollywoodstar anzuhimmeln.

Von einer Sache war sie jedoch überzeugt: Kein Mann würde Lara Whitfield auch nur eines einzigen Blickes würdigen, wenn sie ein Schamanenkostüm aus „Galaxy’s End“ anziehen würde. Denn das würde sie stärker verhüllen als eine Burka. Außerdem war Josie ziemlich sicher, dass die Kostüme von „Galaxy’s End“ im Moment ausverkauft waren. Eine kurze elektronische Recherche des Lagerbestandes bestätigte ihre Vermutung. Und als sie nach Alternativen suchte, erschien auf dem Computerbildschirm ein Foto mit genau dem „Krieg-der-Sterne“-Outfit, das Josie anhatte.

Tom beendete das Telefongespräch und wandte sich ihr wieder zu. Sie lächelte ihn höflich an, ließ sich durch seinen anerkennenden Blick aber zu keinem erneuten Annäherungsversuch hinreißen. „Danke, Tom.“ Sie gab vor, völlig in die Onlinebestellung vertieft zu sein. „Also dann. Bis zum nächsten Mal.“

Obwohl sie spürte, dass er verwirrt war, sah sie ihn nicht noch einmal an. Als die Ladentür hinter ihm ins Schloss fiel, holte sie tief Luft und konzentrierte sich auf die Bestellung. Zu dumm, dass die Kundin ein Kostüm wollte, das sie völlig verhüllen würde. Denn Josie zweifelte nicht daran, dass Lara Whitfield im Sklavinnen-Outfit eine größere Aufmerksamkeit erregen würde als jemals zuvor in ihrem Leben. Und sie selbst wollte das exotische Kostüm unbedingt loswerden. Denn es würde sie nur an den Fehlschlag mit Tom erinnern.

Sie war bereits im Begriff, die Anfrage der Kundin abschlägig zu beantworten, als sie innehielt. Warum sollte sie Lara Whitfield nicht das Sklavinnen-Kostüm schicken? Es hatte die richtige Konfektionsgröße. Josie würde sogar gratis eine prachtvolle goldene Maske beifügen, die zu dem metallisch funkelnden Bikini passte und das Gesicht der Kundin verbergen würde. Was spielte es für eine Rolle, dass es ein „Krieg-der-Sterne“-Kostüm und nicht ein „Galaxy’s-End“-Kostüm war? Schließlich waren beide Science-Fiction-Filme. Außerdem würde sie der armen Frau einen Gefallen tun. Denn wenn sie als Sklavin verkleidet wäre, würden sich garantiert alle nach ihr umdrehen. Und um mögliche Beschwerden abzuwiegeln, würde sie der Kundin einen Rabatt von fünfundzwanzig Prozent gewähren. In Kombination mit der Maske war das wirklich ein Schnäppchen.

Mit einem grimmigen Lächeln gab Josie die Artikelnummer ein und machte die Bestellung fertig. Dann ging sie in den Lagerraum, um das Kostüm auszuziehen und es einzupacken. Sie weigerte sich standhaft, sich vorzustellen, wie die Frau auf die falsche Lieferung reagieren könnte. Josie hatte so etwas noch nie zuvor absichtlich getan. Aber sie sagte sich, dass sie lediglich im Interesse der Kundin handelte. Sie hoffte nur, dass das Kostüm Lara Whitfield mehr Glück bringen würde als ihr.

1. KAPITEL

Lara Whitfield ging in ihrem Hotelzimmer auf und ab. Jetzt, da sie in Las Vegas und möglicherweise im selben Hotel war wie Graeme, war sie unsicher, was sie tun sollte. Sie hatte noch nie an einem Fanfestival teilgenommen und keine Vorstellung davon, was sie erwartete. Bestimmt aber hatte sie nicht mit solchen Menschenscharen gerechnet, auf die sie in der Hotellobby gestoßen war und die aufgeregt davon geschwärmt hatten, dass Graeme Hamilton leibhaftig hier sein würde.

Sie hatte seine kometenhafte Karriere verfolgt, dennoch verblüffte sie seine derartige Beliebtheit. Trotz all seiner Anstrengungen hatte er nie in der Öffentlichkeit gestanden, bevor er als der sexy Kip Corrigan in der populären TV-Serie „Galaxy’s End“ auftauchte. Der Pilotfilm war vor zwei Jahren gesendet worden, und über Nacht war er anscheinend für jede Frau in Amerika zum Objekt der Begierde geworden.

Als ihr Handy klingelte und sie die Nummer auf dem Display sah, lächelte sie reumütig. Sie hatte vergessen, Valerie anzurufen, nachdem sie im Hotel angekommen war. Ihre beste Freundin war fürsorglicher als jede Mutter. „Hallo, Val. Ich bin gut angekommen.“

„Ich habe mir furchtbare Sorgen gemacht.“

Lara ging zum Fenster. „Mir geht es gut. Ich weiß nicht, wieso du dir immer so viele Gedanken machst.“

„Vielleicht deshalb, weil du so eine Tagträumerin und meistens mit dem Kopf woanders bist. Es hätte mich nicht überrascht, wenn du den falschen Flug erwischt hättest und in Europa gelandet wärst.“

„Nein, ich bin definitiv in Las Vegas. Ich wünschte, du wärst mitgekommen. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, hier auf mich allein gestellt zu sein.“

„Tut mir leid“, meinte Valerie mitfühlend. „Aber du hattest wohl recht. Das ist etwas, das du allein tun musst. Und außerdem – wer würde dann Christopher mit dem Theater helfen?“

Lara verdrängte das schlechte Gewissen, das sie bei der Erwähnung des Theaters überkam, und rief sich in Erinnerung, dass sie noch nicht einmal eine Woche lang fort sein würde. In dieser kurzen Zeit würden die Kinder sie kaum vermissen.

Schon seitdem sie selbst ein Kind gewesen war, hatte sie zum Theater gehen wollen. Ihre Eltern hatten sich scheiden lassen, als sie vier Jahre alt gewesen war. Damals war ihr Vater nach Washington gezogen, um eine politische Karriere zu verfolgen. Lara war auf dem Landsitz ihrer Mutter am Rand von Chicago aufgewachsen, während ihre Mutter die meiste Zeit über damit beschäftigt gewesen war, sich Ehemann Nummer zwei, drei und vier zu angeln.

Wenn sie als Kind bei ihrem Vater zu Besuch gewesen war, hatte er fast immer irgendwelchen Verpflichtungen nachkommen müssen. Sie hatte er dann entweder in einer Ecke abgesetzt und vergessen oder in seiner großen Wohnung zurückgelassen. Weil sie oft allein und einsam gewesen war, hatte sie sich eine für sie sehr reale Fantasiewelt erschaffen. Darin war sie eine Prinzessin gewesen, die in einer Burg weggeschlossen war und nur Märchengestalten zur Gesellschaft hatte.

Schließlich hatte sie dank ihres großen Vorstellungsvermögens einen Collegeabschluss in Theaterwissenschaften und als Autorin erworben. Danach hatte sie sich geweigert, die einflussreichen Beziehungen ihrer Familie zu nutzen. Allerdings hatte sie den beachtlichen Treuhänderfond angetastet, den ihr Vater für sie eingerichtet hatte, und eine kleine Schauspielschule für unterprivilegierte Kinder im Westen Chicagos finanziert. Das gemeinnützige Programm fand nur nachmittags und an den Wochenenden statt, sodass Lara auch als freie Autorin für verschiedene Zeitschriften tätig war. Dabei verdiente sie nicht viel, konnte aber von dem Geld ihre Rechnungen bezahlen. Die meiste Zeit und Energie investierte sie jedoch in ihr Theaterprogramm.

Christopher war im College ihr Professor im Fach Drehbuchschreiben gewesen. Als er von ihrem Projekt gehört hatte, war er sehr an einer Beteiligung interessiert gewesen. Sie hatten bereits sechs Monate zusammen gearbeitet, bevor er sie um eine Verabredung gebeten hatte. Aber Lara hatte sich nicht darauf eingelassen. Er war jedoch beharrlich geblieben. Schließlich war ihr bewusst geworden, dass ihr ein einsames Leben nur mit Fantasien und Erinnerungen blühen würde, wenn sie nicht etwas änderte. Als Christopher sie dann zum vierten Mal um ein Date gebeten hatte, war sie mit ihm ausgegangen.

Er war klug und nett. Auch wenn er ihr in sexueller Hinsicht nicht gerade den Atem raubte, war ihr klar, dass er trotzdem ein guter Fang war. Lara wusste, dass er ihr bei der geringsten Ermutigung einen Heiratsantrag machen würde. Doch so sehr sie sich auch einredete, dass sie das wollte, hielt sie sich zurück.

Schließlich hatte sie sich eingestanden, dass sie noch immer an Graeme hing. Die Erinnerungen an ihre gemeinsame Vergangenheit ließ sie immer wieder in erotische Geschichten über Kip Corrigan einfließen – die sie für entsprechende Webseiten schrieb, und die in Wahrheit natürlich von Graeme handelten. Bevor sie nicht aufhörte, diese Storys zu schreiben, würde sie nie wirklich über ihn hinweg sein. Und bevor sie das nicht war, konnte sie keine tiefe Beziehung mit Christopher eingehen.

„Du hast Christopher nicht erzählt, dass ich hier bin, nicht wahr?“, fragte sie Valerie.

„Entspann dich. Natürlich nicht. Ich habe bestätigt, was du ihm gesagt hast – dass du nach dem Tod deines Vaters durcheinander bist und etwas Zeit für dich brauchst. Er versteht das und geht davon aus, dass du dich im Strandhaus deiner Mutter auf den Outer Banks aufhältst.“

Lara atmete tief aus. Sie hasste es, Christopher zu belügen. Aber sie hatte keine andere Wahl. „In Ordnung. Danke. Auch dafür, dass du mich die nächsten Tage im Theater vertrittst. Nimm die kleine Alayna in die Arme und richte ihr aus, dass ich rechtzeitig zurück bin, um mir ihren Auftritt anzusehen.“

Die Mutter des neunjährigen Mädchens war ein unschuldiges Opfer einer Schießerei geworden. Seitdem wich Alayna Lara im Theater fast nicht mehr von der Seite. Derzeit probten die Kinder eine Aufführung von „Der Zauberer von Oz“, und Lara wusste, wie nervös das Mädchen vor seinem großen Auftritt war.

„Mache ich. Ich weiß, dass sie dir besonders am Herzen liegt. Sie wird dich sehr vermissen“, meinte Valerie und fragte dann: „Also – hast du ihn schon gesehen?“

Sie wusste sofort, dass ihre Freundin sich auf Graeme bezog. „Nein. Ich habe noch nicht einmal mein Hotelzimmer verlassen. Unglaublich, wie viele Frauen hier sind. Val, ich bin nicht sicher, ob ich das tun kann.“

„Du musst, Lara. Er verdient es, die Wahrheit zu erfahren.“

„Ich weiß. Es ist nur … All die Jahre über hatte ich ein bestimmtes Bild von ihm im Kopf. Was ist, wenn er sich verändert hat?“

„Wir verändern uns alle. Glaub mir, du hast dich in den letzten fünf Jahren auch verändert. Sogar so sehr, dass er vielleicht dich nicht wiedererkennt.“

Lara lachte. „Da bin ich mir nicht so sicher.“

„Ich schon. Als ich dir das erste Mal begegnet bin, warst du völlig in dich gekehrt.“

„Ich war zurückhaltend und hatte ein gebrochenes Herz.“

„Ja, genau. Und sieh dich jetzt an: Du führst eine Horde unterprivilegierter Kinder an die Schauspielerei heran, schreibst erotische Internet-Geschichten für Fans von Kip Corrigan und verabredest dich mit deinem früheren Professor, der zufällig der heißeste Hochschullehrer auf dem Campus ist.“

Christopher war heiß? Lara musste schmunzeln. Das war ihr noch nie in den Sinn gekommen. Sicherlich sah er mit den zu langen Haaren und dem ungezwungenen Lächeln ganz gut aus – eben so, wie man sich einen Akademiker oder einen Künstler vorstellt. „Er ist süß“, meinte sie nur. „Aber was die erotischen Geschichten angeht … Ich habe beschlossen, damit aufzuhören.“

Valerie war einen Moment lang sprachlos. „Wie bitte?“

Lara blätterte den Stapel Broschüren für das Fantreffen durch und zog dann die jüngste Ausgabe des „People“-Magazins hervor. Auf der Titelseite war Graeme Hamilton im Großformat abgebildet. Er hatte den Mund zu einem leichten Lächeln verzogen, sodass seine Grübchen sichtbar wurden, und schien sie mit seinen blaugrünen Augen voller Wärme anzusehen. „Ich kann das nicht länger tun, Val. Für meine Leserinnen sind es nur erotische Geschichten über eine Figur in ‚Galaxy’s End‘. Aber für mich sind sie mehr. In diesen Geschichten beschreibe ich in Wirklichkeit meine eigenen erotischen Fantasien – und das ist nicht gesund. Wenn ich über Graeme hinwegkommen und mit der Vergangenheit abschließen will, muss ich aufhören, über ihn zu schreiben. Über Kip.“

„Ich verstehe, wie du dich fühlst. Aber deine Geschichten kommen so gut an. Ich habe heute Morgen nachgesehen. Die Geschichte, die du gestern Abend ins Internet gestellt hast, ist bereits mehr als zehntausend Mal angeklickt worden. Das ist unglaublich.“

„Nun, vielleicht finde ich ja eine andere Figur, auf die ich mich konzentriere. Aber über Kip Corrigan kann ich nicht länger schreiben. Er ist zu real für mich, und das bringt zu viele Erinnerungen zurück.“ Sie sah auf ihre Armbanduhr. „Val, ich muss Schluss machen. Der Maskenball fängt bald an.“

„In Ordnung. Ruf mich an und halt mich auf dem Laufenden. Jederzeit. Versprochen?“

„Versprochen.“ Lara legte auf. Sie und Valerie wohnten bereits seit dem ersten Jahr auf dem College zusammen und teilten sich auch heute noch ein Apartment. Sie standen sich näher als die meisten Schwestern. Sie hatte Valerie in all ihre Geheimnisse eingeweiht. Inklusive der Gründe, weshalb sie an dem Fanfestival teilnahm. Erneut sah sie auf die Zeitschrift, die sie in der Hand hielt. Die Schlagzeile unter dem Foto lautete: „Graeme Hamilton – Sexy und Single!“ Sie stöhnte. Sexy? Definitiv. Single? Definitiv nicht.

Sie legte das „People“-Magazin weg. Selbst nachdem zwei Wochen vergangen waren, konnte sie die Ereignisse kaum fassen, die ihre sichere, geordnete Welt auf den Kopf gestellt und sie hierher geführt hatten. „Verdammt“, murmelte sie und nahm den Brief, der ganz oben auf den Dokumenten lag, die sie aus Chicago mitgebracht hatte.

Die meisten Leute kamen wegen einer Blitzhochzeit nach Las Vegas. Sie war wegen einer Blitzscheidung gekommen – oder zumindest wegen einer schnellen Unterschrift unter die Scheidungspapiere. Interessanterweise war dem betreffenden Ehemann nicht einmal bewusst, dass er noch immer verheiratet war. Jedes Mal, wenn Lara sich vorstellte, wie Graeme auf diese Nachricht reagieren könnte, erlitt sie eine Panikattacke. Sie hätte es sich einfacher machen und ihren Anwalt mit der Angelegenheit beauftragen können. Aber sie hatte das Gefühl, dass sie das selbst tun sollte. Sie setzte sich in einen Sessel und las den Brief erneut, obwohl sie den Inhalt inzwischen auswendig kannte.

Meine liebe Lara,

wenn du diese Zeilen liest, werde ich nicht mehr am Leben sein. Ich weiß, dass du mich verachtest, und das kann ich dir nicht verübeln. Aber ich bitte dich, diesen Brief zuerst zu lesen, bevor du ihn zerreißt. Ich weiß, wie schwer es dir gefallen sein muss, mich heute im Krankenhaus zu besuchen, und bin dankbar, dass ich dich ein letztes Mal gesehen habe. Zum ersten Mal seit fünf Jahren habe ich gehofft, dass du mir schließlich verzeihen könntest. Das, was ich getan habe, habe ich nur aus Liebe getan.

Ich war kein besonders guter Vater, wollte aber immer das Beste für dich. Als du nach London gekommen bist, um diesen Sommer bei mir zu verbringen, warst du so erwachsen. Ich hoffte, dass wir uns endlich näherkommen könnten. Aber dazu war ich zu sehr mit meinem Job beschäftigt.

Ich laste es dir nicht an, dass du dich in diesen Jungen verliebt hast. Du warst schon immer eine Romantikerin und dachtest, deinen Märchenprinzen gefunden zu haben. Als ich jedoch entdeckte, dass du mit ihm ausgerissen bist, habe ich getan, was jeder Vater tun würde. Lara, du warst erst siebzehn Jahre alt und so naiv und vertrauensselig. Er hatte dir nichts zu bieten. Ich wusste, dass er dir schließlich das Herz brechen und vielleicht sogar dein Leben ruinieren würde. Also habe ich dich mit dem nächsten Flugzeug zurück in die Staaten geschickt und meine Anwälte angewiesen, die Papiere für die Annullierung der Ehe fertigzumachen. Ich hoffte, dass du ihn irgendwann vergisst, und habe nicht geahnt, dass ich dich dadurch ganz verlieren würde.

Gestern ist mein größter Wunsch in Erfüllung gegangen: Du bist endlich zu mir gekommen und hast einen Mann mitgebracht, von dem ich glaube, dass er dich lieben und so für dich sorgen wird, wie du es verdienst. Und jetzt komme ich zum heikelsten Punkt. Ich muss dir etwas gestehen.

Deine Ehe mit diesem Jungen wurde nie annulliert. Trotz meiner Bemühungen bist du vor dem Gesetz noch immer verheiratet. Ich habe dir das nicht früher gesagt, weil ich dachte, dass du sonst zu ihm zurückkehren könntest. Aber jetzt bist du über ihn hinweg, und falls du vorhast, erneut zu heiraten, musst du die Wahrheit erfahren.

Bitte glaube mir, dass ich immer nur dein Glück wollte. Vergib mir.

Dein Vater

Brent Whitfield.

Lara ließ den Brief auf ihren Schoß fallen. Die Nachricht, dass sie und Graeme noch immer verheiratet waren, hatte sie völlig aus der Bahn geworfen. Sie hatte mit aller Kraft versucht, ihn zu vergessen. Aber der Brief hatte all ihre Gefühle wieder wachgerufen – die Sehnsucht danach, was hätte sein können, und das Bedauern über das, was nie sein würde. Sie hatte sogar wieder angefangen, von Graeme zu träumen. Und plötzlich hatte sie sich ganz deutlich an sein Lachen und seinen Duft erinnern können … Und sogar daran, wie er geschmeckt hatte.

Auch wenn diese Ehe nur zwei unglaubliche und unvergessliche Nächte lang gedauert hatte, hatte sie Christopher kein Wort davon gesagt, dass sie schon einmal geheiratet hatte. Der Grund dafür war, dass sie öfter an diese beiden Nächte dachte als sie sollte.

Autor

Karen Foley
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