Höchstgebot für die Liebe

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Nach einer bitteren Enttäuschung will Libby Westerling nichts mehr von Männern wissen. Einzige Ausnahme: Für einen guten Zweck wird ein Rendezvous mit ihr versteigert. Das Höchstgebot gibt ausgerechnet Dr. Andreas Christakos ab -der neue Chefarzt, der ihr Herz gegen ihren Willen höher schlagen lässt...


  • Erscheinungstag 14.02.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733739461
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Libby, du wirst heute Abend versteigert. Als Nummer sechzehn.“

Libby schaukelte das winzige Baby in ihrem Arm und starrte die Oberschwester entsetzt an. „Sag mir bitte, dass du das nicht ernst meinst.“

„Todernst.“ Beverly warf dem Baby einen Blick zu. „Wie geht‘s der Kleinen denn?“

„Schon besser. Ich versuche jetzt, ihr was zu trinken zu geben.“ Libby griff nach der vorgewärmten Milchflasche. „Hör zu, Bev, ich werde bei dieser Auktion nicht mitmachen, das habe ich dir schon gesagt.“

„Aber das musst du.“ Beverly setzte sich neben die jüngere Kollegin. „Du bist die attraktivste Frau in der Klinik. Wir bekommen bestimmt eine Menge Geld für eine Verabredung mit dir.“

„Bitte, ich bin doch kein Preisschwein, das zum Verkauf angeboten wird.“

„Vergiss nicht, dass es für einen guten Zweck ist.“

„Ich finde es absolut entwürdigend, und ich weiß nicht, wie du überhaupt auf diese Idee gekommen bist.“ Libby verzog das Gesicht.

„Es war deine Idee“, erinnerte Bev sie liebenswürdig. „Aber ich glaube, das war bevor du dich wieder einmal für immer von der Männerwelt verabschiedet hattest. Wie auch immer, es wird ein toller Abend, alle sind schon ganz aufgeregt, und wir werden jede Menge Geld für unser neues Spielzimmer einnehmen und schon in Kürze die bestausgestattete Kinderstation der Welt haben.“

„Da muss ich wohl verrückt gewesen sein“, entgegnete Libby dem Enthusiasmus ihrer Kollegin. „Ich spende gerne etwas, aber ich werde nicht mitmachen.“ Sie wandte sich wieder dem Baby zu. „Komm Schätzchen, ein kleiner Schluck für Libby.“

„Es geht doch nicht nur um das Geld, sondern um die Stimmung. Du musst dabei sein, du bist doch meine Lieblingsschwester.“

„Oh, ich komme gerne zum Gucken.“ Zufrieden registrierte Libby, dass das Kind zu saugen begann. „Braves Mädchen.“

„Wir brauchen dich auf dem Laufsteg“, sagte Bev energisch. „Das ist doch eine wunderbare Gelegenheit, einen neuen Mann kennen zu lernen! Es werden jede Menge da sein – blond, braun, groß, klein. Das Angebot wird riesig sein!“

Ein neuer Mann?

Libby schüttelte sich. „Es spielt keine Rolle, wie sie aussehen, im Inneren sind sie doch alle gleich. Danke, ich habe kein Interesse.“

Sie würde sich nicht wieder mit einem Mann einlassen. Eine Frau mit Selbstachtung konnte nur ein gewisses Maß an Enttäuschungen und Verletzungen ertragen.

Bev räusperte sich nervös. „Ich fürchte, es ist ein bisschen spät, jetzt abzusagen. Die Programme für morgen Abend sind schon gedruckt, und dein Name ist dabei.“

„O nein.“ Libby verdrehte die Augen.

„Es wird bestimmt lustig“, warf eine etwas verlegene Beverly ein. „Ein großer dunkelhaariger Fremder wird viel Geld für dich zahlen. Es ist im Grunde wie ein Blind Date.“

„Ich habe für Dates nichts übrig, ob nun blind oder nicht“, erwiderte Libby.

„Meine Liebe“, Bev sprach mit übertriebener Deutlichkeit. „Du bist neunundzwanzig Jahre alt, hübsch und steinreich. Eine Frau wie du sollte nicht allein sein. Mindestens ein paar Mitgiftjäger müssten doch hinter dir her sein.“

„Oh, das ist wirklich ermunternd. Was ist denn so falsch daran, Single zu sein? Wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert. Eine Frau kommt heute ohne weiteres allein zurecht.“

„Aber nicht du“, sagte Bev triumphierend. „Du liebst Kinder, und Kinder lieben dich. Du bist liebevoll, klug und lustig und wirst eine wunderbare Mutter sein.“

„Ja, das ist das Schöne am Beruf der Kinderkrankenschwester.“ Libby grinste. „Man genießt alle Vorteile des Familienlebens mit Kindern ohne den großen Nachteil – einen Mann.“

„Ich weiß, dass du in letzter Zeit nicht gerade gute Erfahrungen mit Männern gemacht hast, aber …“

„Nicht gerade gute Erfahrungen?“ wiederholte Libby und lachte einmal kurz auf. „Ich war mit einem verheirateten Mann zusammen.“

Beverly runzelte die Stirn. „Ja gut, aber du wusstest ja nicht, dass Philip schon eine Frau hatte.“

„Nein, das stimmt. Bis ich sie zusammen im Bett überrascht habe.“ Libby schaukelte das Baby beruhigend. „Das war nicht zu übersehen.“

Bev seufzte auf. „Ich weiß, dass es dich verletzt hat. Aber das war doch nicht deine Schuld, sondern …“

„Natürlich war es meine Schuld. Ich war viel zu gutgläubig. Er hatte nie eine Ehefrau erwähnt, deswegen bin ich davon ausgegangen, dass er auch keine hatte. Dumm von mir.“ Trotz ihres leichten Tonfalls war Libbys Betroffenheit deutlich zu spüren. Sie hatte sich selbst versprochen, keine Träne mehr wegen Philip zu vergießen, und jetzt hatte sie schon wieder einen Kloß im Hals. Wie peinlich! „Es passiert mir offensichtlich immer wieder, dass ich auf solche Schweine hereinfalle, deswegen ist es sicherer, allein zu bleiben. Also, vergiss das mit der Auktion, ich werde nie wieder freiwillig mit einem Mann ausgehen.“

„Du kannst nicht immer nur arbeiten, Libby. Du brauchst ein Privatleben. Was ist denn mit dem Sommerball nächsten Monat? Da brauchst du doch einen Partner.“

„Ich gehe nicht zum Sommerball“, erklärte Libby.

Bev riss die Augen auf. „Aber das ist das Ereignis des Jahres! Wenn du nicht gehst, wird Philip denken, dass du ihm immer noch hinterhertrauerst.“

„Soll der doch denken, was er will“, murmelte Libby nur und schob dem Baby noch einmal die Flasche in den Mund. „Er ist ein Schwein. Ich habe festgestellt, dass der Schweinefaktor sich proportional zum guten Aussehen eines Mannes erhöht.“

„Der Schweinefaktor?“ Bev schüttelte den Kopf.

„Yepp. Das ist meine offizielle Messskala für männliches Verhalten.“

Bev kicherte. „Wir sollten uns nicht in Gegenwart der Kleinen über solche Themen unterhalten. Hast du noch nie etwas über frühkindliche Prägung gehört?“

„Es ist nie zu früh, diese Dinge zu lernen“, murmelte Libby düster. „So hat sie schon einen kleinen Vorsprung. Ich musste erst erwachsen werden, um die Wahrheit über Männer zu begreifen.“

Das war nicht völlig korrekt. Das Verhalten ihres Vaters hatte ihr in der Kindheit schon einige Hinweise geliefert.

„Es sollte Packungsbeilagen für Männer geben – mit Hinweisen zu Überdosierungen und unerwünschten Nebenwirkungen.“

„Nicht alle Männer sind so.“ Bev blickte über den dunklen Korridor zu einer offenen Tür. Ein Mann saß zusammengesunken auf einem Stuhl, im Bett neben ihm ein schlafendes Kind. „Er weicht nicht von ihrer Seite, dabei hat er morgen wieder einen anstrengenden Arbeitstag vor sich.“

„Oh, Dave ist eine Ausnahme. Poppy kann froh sein, einen solchen Vater zu haben.“

Die kleine Poppy hatte Mukoviszidose und wurde gerade wegen einer Lungenentzündung behandelt. Sie war ein häufiger Gast in der Klinik, und alle Schwestern kannten sie und ihren Vater.

Bev wechselte das Thema. „Wenn du ein kurzes Kleid tragen könntest und dein Haar offen lässt, würden wir ein Vermögen mit dir verdienen. Denk doch nur daran, was das für die Kinder bedeutet: Spielzeuge, Bücher, eine schöne Einrichtung. Bitte, Libby, es ist doch keine große Sache …“

Libby hatte eine weitere Ablehnung schon auf der Zunge, aber dann überlegte sie es sich anders.

Es war wirklich ihre Idee gewesen, deswegen würde es seltsam aussehen, wenn sie jetzt nicht an der Auktion teilnahm. Aber was, wenn Philip sie ersteigerte, um endlich mit ihr sprechen zu können, weil sie sich weigerte, seine Anrufe zu erwidern?

Sie hob die Kleine an ihre Schulter, während sie über das Problem nachgrübelte. Der warme süße Babygeruch beruhigte ihre angespannten Nerven, und plötzlich fiel ihr die Lösung ein. Natürlich, so würde es gehen. Wozu hatte man schließlich Geschwister?

„Okay, okay, ich bin dabei.“ Libby lächelte die Kollegin an. „Alex wird mich kaufen, so sammeln wir jede Menge Geld, und ich bin in Sicherheit.“

Vor allem vor Philip.

Seit Libby ihn in den Armen dieser Blondine – seiner Ehefrau, deren Existenz er nie erwähnt hatte – überrascht hatte, versuchte er ständig, sie anzurufen. Sie hatte ihr Handy inzwischen schon abgestellt und allen Freunden gesagt, dass sie nur noch in der Klinik erreichbar war.

Auf gar keinen Fall wollte sie mit ihm reden.

Der Mann war verheiratet, und er hatte sie angelogen. Es gab nichts mehr zu sagen.

„Hast du für morgen noch jemanden gefunden?“ Libby wusste, dass die Personalsituation im Augenblick alles andere als gut war.

Bev schüttelte den Kopf. „Nein, beim Pflegepersonal sieht es derzeit wirklich schlecht aus, aber immerhin bekommt das Ärzteteam ab Montag Verstärkung.“

„Ich kann morgen etwas früher kommen“, bot Libby an.

„Aber du hast doch heute schon eine Doppelschicht gemacht, das kann ich nicht von dir verlangen.“

„Du verlangst es ja nicht, ich melde mich freiwillig.“

Bev umarmte ihre Kollegin kurz. „Du bist ein Schatz. Wenn ich ein Mann wäre, würde ich den Höchstpreis für dich bieten.“

„Wahrscheinlich hättest du dann zu Hause eine Frau und drei Kinder, deren Existenz dir gerade entfallen war“, sagte Libby trocken. „Die dringend nötige Verstärkung im Ärzteteam – ist es eine Frau oder ein Schwein?“

Lachend erwiderte Bev: „Ein Mann, wenn du das meinst.“

„Na ja, man kann nicht alles haben.“ Libby strich dem Baby über die zarte Wange, legte es dann vorsichtig wieder zurück in das Bettchen und deckte es liebevoll zu.

Libby wünschte sich ein eigenes Kind, aber dummerweise brauchte sie dazu einen Mann.

Nur knapp vierundzwanzig Stunden später betrat Andreas Christakos die Kinderabteilung der Klinik.

Beim Anblick des großen, breitschultrigen und blendend aussehenden Mannes ließ die Nachtschwester vor Überraschung den Stapel Krankenakten fallen, den sie gerade trug.

Es war vielleicht nicht ganz fair gewesen, einfach so hier hereinzuplatzen. Lächelnd streckte Andreas die Hand aus und stellte sich vor.

„Sie sind der neue Arzt, nicht wahr? Wir haben heute noch nicht mit Ihnen gerechnet und …“ Die Schwester war immer noch ziemlich durcheinander und sammelte hektisch die Akten ein. „Wollten Sie denn … ich meine, es ist ja schon ziemlich spät …“

„Ich wollte nur schon einmal einen Blick auf die Station werfen“, erwiderte Andreas beruhigend und sah sich um. Die Wände des Stationszimmers waren mit bunten Kinderzeichnungen und Dienstplänen bedeckt. „Offiziell fange ich erst am Montag an.“

Die Nachtschwester war sichtlich erleichtert. „Gut, dann sehen Sie sich doch um. Die Akten sind alle dort vorne, wenn Sie sie anschauen wollen. Im Moment ist es sehr ruhig, deswegen sind die anderen alle bei der Auktion. Aber sie sind sicher bald zurück, ich kann auch Bescheid sagen, wenn …“

Auktion?“ Verwirrt wiederholte Andreas das Wort. Er stammte ursprünglich zwar aus Griechenland, hatte sein Englisch aber immer für sehr flüssig gehalten. Aber jetzt schien er etwas falsch verstanden zu haben, denn wozu sollte in der Klinik eine Auktion stattfinden?

„Es ist eine große Party, auf der wir jeweils ein Date mit den Mitgliedern unseres Personals versteigern. Wir sammeln Geld für unser neues Spielzimmer.“

Diese Vorstellung machte einem eher konservativen griechischen Mann wie Andreas schwer zu schaffen, er wollte jedoch niemanden vor den Kopf stoßen. „Klingt interessant.“

„O ja.“ Die Schwester warf ihm ein freches Grinsen zu, ihre Nervosität schien sie verlassen zu haben. „Vielleicht sollten Sie sich auch versteigern lassen. Es gibt bestimmt hohe Gebote.“

Das Lächeln in Andreas‘ Gesicht erlosch. „Das werde ich ganz sicher nicht tun.“

Er hatte ohnehin schon genug Probleme damit, Verehrerinnen auf Distanz zu halten, und bei einer solchen Veranstaltung würde er ganz sicher nicht die richtige Frau zum Heiraten treffen. Inzwischen zweifelte er allerdings daran, dass diese Frau überhaupt existierte.

„Sind Sie sich sicher?“ Die Schwester kicherte. „Falls Sie es sich anders überlegen, die Auktion findet in der Personalkantine im Untergeschoss statt. Dort könnten Sie auch Ihre neuen Kollegen treffen. Das halbe Krankenhaus wird da sein. Oder Sie könnten selbst ein Date für den Abend ersteigern!“

Andreas nickte nur höflich und griff nach dem ersten Krankenblatt.

Beim Durchblättern grübelte er über die eigenartigen Sitten der Engländer nach. Wie die meisten seiner Landsleute war er an das manchmal seltsame Verhalten, insbesondere der weiblichen britischen Touristen in Griechenland gewohnt, aber bei seiner Arbeit in verschiedenen englischen Krankenhäusern hatte er bisher noch nie davon gehört, dass das Personal sich selbst verkaufte, um Geld für die Klinikausstattung zu sammeln.

War die Lage des britischen Gesundheitssystems tatsächlich so verzweifelt?

Mit einem leichten Kopfschütteln konzentrierte er sich auf die Akten und studierte aufmerksam die Informationen über die verschiedenen kleinen Patienten.

Eine Stunde später fühlte er sich über die aktuelle Lage rundum informiert und verließ die Station wieder. Auf dem Weg zum Ausgang zögerte er kurz, als er ein Hinweisschild zur Personalkantine sah. Musik und laute Anfeuerungsrufe erschollen aus dem unteren Stockwerk.

Die Neugier ließ Andreas keine Ruhe, er ging die Treppe hinunter und öffnete die Tür, als gerade eine langbeinige Blondine den improvisierten Laufsteg betrat.

Seine Aufmerksamkeit war sofort gefesselt, und er blieb abrupt stehen.

Sie sah umwerfend aus.

Andreas holte einmal tief Luft, sein Blick wanderte über ihren wohlgeformten schlanken Körper. Die Frau warf ihr langes, gewelltes blondes Haar über die Schulter, und ihre blauen Augen blitzten herausfordernd.

Sie trug ein fast unanständig kurz geschnittenes rosafarbenes Kleid und so hohe Absätze, dass er Angst um ihre Gesundheit hatte, aber sie bewältigte den Gang auf dem Laufsteg mit perfekter weiblicher Eleganz.

„Und jetzt die Nummer 16“, verkündete der Auktionator im Arztkittel über das Johlen der Menge hinweg. „Was bietet ihr für unsere schöne Schwester Libby?“

Die Blondine verdrehte die Augen und nahm dann spielerisch eine verführerische Pose ein.

Für den Augenblick vergaß Andreas, dass er kein Interesse an flüchtigen Bekanntschaften mehr hatte. Wie gebannt starrte er die Unbekannte an. Sie war wirklich wunderschön. Zumindest äußerlich. Wahrscheinlich war sie hinter dieser Fassade ein herzloses Biest, aber spielte das eine Rolle? Sie würde kaum die Mutter seiner Kinder werden.

„Zehn Pfund Mindestgebot“, verkündete der Auktionator.

Andreas musterte ihn verächtlich. Hatte der Mann denn gar keinen Sinn für weibliche Schönheit?

„Hier.“ Ein großgewachsener Mann in der Menge hob den Arm, woraufhin der Gesichtsausdruck der Blondine sofort erstarrte. Die Wärme und Fröhlichkeit waren aus ihrem Blick verschwunden. Ganz offensichtlich wollte sie den Rest des Abends nicht in der Gesellschaft dieses Mannes verbringen.

Sie schaute sich hektisch im Raum um, offenbar auf der Suche nach einer bestimmten Person. Ihr Blick blieb an Andreas hängen.

Ihre Augen waren so blau wie das Meer seiner griechischen Heimat, sie schaute ihn unverwandt an und schien die Spannung zwischen ihnen ebenso wahrzunehmen wie er.

Instinktiv reagierte sein Körper auf ihren Anblick, er erwiderte ihren Blick. Jeder Gedanke daran, nach seinem letzten Erlebnis Beziehungen mit Frauen zu vermeiden, war vergessen.

Er wollte sie.

Nackt. In seinem Bett.

Kein Grieche, der etwas auf sich hielt, würde sich eine solche Gelegenheit entgehen lassen.

Es wäre eine Schande.

Er trat ein paar Schritte vor und ignorierte die neugierigen und interessierten Blicke, die er auf sich zog. Er hatte im Moment nur Augen für eine Frau.

„Eintausend Pfund.“ Er sprach mit lauter und klarer Stimme und ließ die Blondine nicht aus den Augen. Bisher hatte er noch nie ein Date gekauft, aber er würde es nicht zulassen, dass dieser blonde Kerl sie in die Finger bekam. Oder irgendein anderer Mann.

Er wollte sie für sich.

Und Andreas Christakos war daran gewohnt, das zu bekommen, was er wollte.

„Eintausend Pfund!“ Der Auktionator strahlte über das ganze Gesicht. „Na, ich wette, das wird keiner von euch überbieten, also geht Libby an den großen, dunkelhaarigen Fremden mit dem dicken Scheckheft!“

Während des folgenden Gelächters streckte Andreas Libby die Hand entgegen.

Sie schaute ihn sichtlich verwirrt an, ergriff dann aber seine Hand und verließ mit erhobenem Kopf die Bühne.

Erst als sie ihm am Ende der Stufen beinahe in die Arme fiel, wurde ihm klar, dass sie zu viel getrunken hatte.

Der blonde Mann, der zehn Pfund für sie geboten hatte, wollte sie ansprechen, aber ein eisiger Blick aus ihren blauen Augen brachte ihn zum Schweigen.

Unwillkürlich schloss Andreas seine Hand fester um ihre.

„Um keinen Preis der Welt wäre ich bereit, mit dir zu sprechen, Philip, von einer Verabredung ganz zu schweigen.“ Nachdem sie das klargestellt hatte, drehte Libby sich mit strahlendem Lächeln zu Andreas um. „Wollen wir dann?“

Flüchtig fragte er sich, wovor sie wohl davonlief, wenn sie bereit war, die Klinik mit einem völlig Fremden zu verlassen. Sie fragte nicht einmal nach seinem Namen, sondern klammerte sich an seinen Arm, als wäre er ein Rettungsring.

Er spürte den starken Wunsch, diese Frau zu beschützen. „Ja, gehen wir.“

Als er die Tür für sie aufhielt, ging sie mit langen Schritten an ihm vorbei. Angesichts ihrer hohen Schuhe und ihrer leichten Trunkenheit bewegte sie sich erstaunlich sicher.

Auf dem Weg hinaus begrüßte sie einige Kollegen mit fröhlichem Winken. Andreas spürte jedoch, dass ihre gute Laune nur aufgesetzt war.

Als sie die Klinik verließen und zum Parkplatz gingen, nahm er wieder ihren Arm.

„Sagen Sie, wie viel Alkohol haben Sie genau getrunken?“

„Nichts. Ich trinke nicht. Obwohl heute ein guter Anlass gewesen wäre. Das hätte diese Demütigung auf dem Laufsteg vielleicht erträglicher gemacht. Wie konnte ich mich nur dazu überreden lassen? Zum Glück sind Sie rechtzeitig aufgetaucht, beinahe hätte dieser Schwachkopf mich gekauft.“ Sie redete mit leicht undeutlicher Stimme vor sich hin und beugte sich dann herunter, um aus ihren Schuhen zu schlüpfen. „Sorry, diese Absätze bringen mich um.“

Hielt diese Frau ihn etwa für blöd?

Natürlich hatte sie getrunken.

„Dann wollten Sie eigentlich nicht teilnehmen?“

„Nein, lieber hätte ich eine Woche lang rund um die Uhr gearbeitet, aber ich hatte es versprochen“, entgegnete Libby. „Ich war so erleichtert, dass Sie aufgetaucht sind. Ich dachte schon, mein treuloser Bruder hätte mich vergessen. Oh, bevor ich es vergesse, ich schreibe Ihnen einen Scheck aus, ist das in Ordnung?“

Er schaute sie verständnislos an, als Libby in ihrer Handtasche kramte.

„Tausend Pfund, nicht wahr?“ Sie füllte den Scheck aus und reichte ihn Andreas. „Ganz schön großzügig, aber das ist schon in Ordnung. Vielen Dank für Ihre Mühe.“

Sie schwankte leicht, und Andreas hielt sie an den Armen fest.

„Wieso wollen Sie mir einen Scheck geben?“

Jetzt war sie an der Reihe, verständnislos zu gucken.

„Aber das war doch die Abmachung.“

Andreas hatte einige Probleme, seinen Blick von ihrem Mund zu lösen. „Was für eine Abmachung?“

„Die Abmachung, die ich mit meinem Bruder getroffen habe“, sagte sie. „Er hat mir versprochen, dass er jemanden schickt, wenn er es nicht selbst schafft. Um mich vor Philip zu retten. Und das sind Sie.“ Sie lächelte ihn wieder strahlend an. „Oder etwa nicht?“

„Ich kenne Ihren Bruder nicht einmal.“

Sie musterte ihn aus schmalen Augen. „Nicht?“ Verwirrt biss sie sich auf die Unterlippe. „Aber er hat gesagt, dass er so viel bieten würde, dass niemand sonst sich trauen würde, und deswegen dachte ich, dass Sie …“

Er hob die Hände. „Nein, ganz bestimmt nicht.“

Libby trat einen Schritt zurück. „Wer, zum Teufel, sind Sie denn dann? Und wieso zahlen Sie so viel Geld für eine völlig fremde Frau?“

„Ich dachte, das wäre der Sinn der Sache“, entgegnete er ruhig. Unter den gegebenen Umständen konnte er ihr Unverständnis durchaus nachvollziehen.

„Ja, aber doch nicht tausend Pfund.“ Sie starrte ihn noch immer an, als würde er jeden Moment auf sie losgehen. „Wenn Sie glauben, dass das Geld Ihnen … ich meine, wenn Sie jetzt erwarten, dass ich …“ Sie stotterte verlegen und warf ihm dann einen ärgerlichen Blick zu. „Also, dann machen Sie sich auf eine Enttäuschung gefasst, denn daraus wird nichts.“

Andreas versuchte seine Belustigung zu verbergen. „Es ging bei der Auktion um ein Date, Libby. Sonst nichts.“

„Und ich wette, Sie dachten, es ginge um Sex, weil Männer das immer denken, und von der Frau und den Kindern erfahre ich erst viel später etwas“, platzte sie heraus.

Er schüttelte verblüfft den Kopf. Wovon redete sie denn jetzt wieder? „Ich habe nicht die Angewohnheit, für Sex zu bezahlen. Das war bisher auch nie nötig.“

Libby betrachtete ihm mit zur Seite gelegtem Kopf. „Nein, das glaube ich gern. Und wahrscheinlich zahlen Sie normalerweise auch nicht für Dates, habe ich Recht?“

„Allerdings.“ Im Gegenteil, manchmal würde er gerne bezahlen, um von Avancen verschont zu bleiben.

„Also, warum geben Sie dann so viel Geld für ein Date mit mir aus?“ fuhr sie fort.

Eine Frage, die er sich selbst auch gerade stellte.

„Weil ich es mir leisten kann und weil Sie sehr schön sind“, erwiderte er, durchaus wahrheitsgemäß.

Sie trat noch einen Schritt zurück, ihre Schuhe an die Brust gepresst. „Ich schlage vor, Sie nehmen den Scheck“, sagte sie kühl. „Ich wäre niemals mitgegangen, wenn ich nicht gedacht hätte, dass mein Bruder Sie geschickt hat. Ich verabrede mich nicht mit Männern, egal, wie viel Geld sie haben. Männer sind Schweine und Lügner.“

Andreas musterte sie von Kopf bis Fuß. Es gab wesentlich geeignetere Kandidatinnen für ein keusches Leben. Aber der Ausdruck in ihren Augen sprach eine deutliche Sprache. Sie war tief verletzt worden.

„Sie kennen eben die falschen Männer“, sagte er sanft, aber zur Antwort lachte sie nur kurz auf.

„Das habe ich auch schon festgestellt.“

Andreas konnte nicht widerstehen. „Was ist mit Sex?“

„Oh, ich bin altmodisch. Ohne Beziehung kein Sex, und da Männer für Beziehungen nicht taugen, habe ich Sex aufgegeben.“

„Sie machen mich neugierig.“ Er trat einen Schritt näher. „Wer ist denn für Ihre finstere Sicht der Dinge verantwortlich?“

„Wollen Sie die lange oder die kurze Version?“ Sie zuckte lässig die Achseln, aber es war deutlich, dass es ihr noch immer sehr nahe ging. Wieder spürte er dieses Bedürfnis, sie zu beschützen. Nicht, dass es so aussah, als würde sie sich von ihm beschützen lassen.

„Welche auch immer Sie mir erzählen wollen.“

Autor

Sarah Morgan

Sarah Morgan ist eine gefeierte Bestsellerautorin mit mehr als 18 Millionen verkauften Büchern weltweit. Ihre humorvollen, warmherzigen Liebes- und Frauenromane haben Fans auf der ganzen Welt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von London, wo der Regen sie regelmäßig davon abhält, ihren Schreibplatz zu verlassen. Manchmal sitzt Sie...

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Sarah Morgan

Sarah Morgan ist eine gefeierte Bestsellerautorin mit mehr als 18 Millionen verkauften Büchern weltweit. Ihre humorvollen, warmherzigen Liebes- und Frauenromane haben Fans auf der ganzen Welt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von London, wo der Regen sie regelmäßig davon abhält, ihren Schreibplatz zu verlassen. Manchmal sitzt Sie...

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