Ich begehre nur dich

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Wenn Katie sich nur erinnern könnte! Aber bei einem Autounfall verlor sie das Gedächtnis. Und weil die Polizei entdeckt hat, dass die Hinterreifen zerschossen waren, ahnt Katie, dass sie Feinde hat. Aber wer? Und warum? Als ihr das Bild eines gewissen RodneyTate bekannt vorkommt, besteht sie darauf, dass der gut aussehende Adam Harper, ein Freund Rodneys, sie zu dessen Hochzeit mitnimmt. Adam versteht nicht, warum die hübsche Katie unbedingt mit ihm zu Rodney und Darla fahren will. Er spürt nur, dass er sie begehrt - seinem zärtlichen Verlangen aber erst nachgeben will, wenn er mehr über sie weiß. Er ahnt nicht, dass seine Traumfrau ihm nicht mehr über sich sagen kann ...


  • Erscheinungstag 01.07.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733717834
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Wie viel von diesem Gift soll ich in die Bohnen tun?“, fragte Marge Olson, die seit vierzig Jahren Kellnerin war.

„Zwei Teelöffel“, antwortete Katie O’Hara und wischte sich mit der Hand die feuchte Stirn ab. Es war sehr heiß in dem Imbissstand, den der Besitzer des Restaurants Roadkill Grill wegen der Junggesellenauktion hier aufgestellt hatte.

„Das mit dem Gift ist ein Scherz, oder?“ Der junge Mann in Cowboykleidung, der an der Theke stand und darauf wartete, bedient zu werden, verzog das Gesicht.

„Wer weiß?“ Katie füllte einen Teller mit Bohnen, Rippchen und Krautsalat und reichte ihn dem jungen Mann. Er lächelte sie verführerisch an, tippte an seinen Hut mit der breiten Krempe und ging weg.

„Das ist auch so ein Herzensbrecher“, sagte Marge.

„Stimmt.“ Katie wies mit einer Kopfbewegung in Richtung der Dose für Trinkgeld. „Er hat uns nichts gegeben. Was habe ich falsch gemacht?“

„Nichts, Liebes.“ Marge lachte. „Wenn du so lange dabei wärst wie ich, wüsstest du, dass einige Männer sehr attraktiv sind, andere billig und manche beides.“

Katie ließ den Blick über die vielen Menschen auf dem großen Platz vor der Lost Springs Ranch for Boys gleiten. „Heute gibt es hier jedenfalls genug attraktive Männer.“

Viele der jungen Männer, die hier aufgewachsen waren und jetzt überall verstreut lebten, hatten sich bereit erklärt, sich an der Junggesellenauktion zu beteiligen, die zugunsten der Ranch stattfand. Einige von ihnen hatten schon gegessen, und ihre bewundernden Blicke hatten Katie allzu sehr bewusst gemacht, wie verwaschen ihre Jeans und wie erhitzt sie war. Mehrere Strähnen ihres gelockten kastanienbraunen Haares hatten sich aus der Kappe gelöst, die sie und ihre Kollegin während der Arbeit tragen mussten, und umrahmten ihr Gesicht.

„Bald haben wir keine Bohnen mehr. Ich hole rasch die Dosen aus dem Lieferwagen“, verkündete Marge und verschwand.

„Wollen Sie mich heiraten?“

Verblüfft sah Katie den Mann an, der ihr an der Theke gegenüberstand. Seine Augen waren so blau wie der Himmel über Wyoming. Katie atmete tief ein. „Was haben Sie gesagt?“

„Ich habe Sie gefragt, ob Sie mich heiraten wollen.“ Der Fremde lächelte. Er war groß, ungemein attraktiv und wirkte sehr selbstbewusst. „Da fällt mir ein, wir sind uns ja noch gar nicht vorgestellt worden. Wie heißen Sie?“

Sie zögerte sekundenlang. „Katie O’Hara.“

„Ich bin Adam Harper und lasse mir gerade zum dritten Mal den Teller von Ihnen füllen.“ Er reichte ihn ihr. „Wie lautet das Sprichwort? Liebe geht durch den Magen, oder?“

Katie schluckte. Der so sexy wirkende Mann machte sie ganz nervös. „Ich gebe das Kompliment an Ernie, den Koch, weiter. Er ist auch nicht verheiratet. Vielleicht haben Sie ja bei ihm Glück.“

Adam runzelte die Stirn. „Was für eine Enttäuschung. Ich habe schon von Flitterwochen mit Ihnen geträumt.“

Nach den sechs Wochen, die sie jetzt als Kellnerin arbeitete, hatte Katie sich noch nicht an den saloppen Umgangston der Männer gewöhnt. Marge mit ihrer langjährigen Berufserfahrung ging viel geschickter damit um und bekam deshalb auch immer ein großzügiges Trinkgeld. „Sie sind kein Gentleman“, erwiderte Katie, weil ihr nichts Besseres einfiel.

„Und Sie, meine Liebe, sind die schönste Frau weit und breit.“

Sie musste lachen. „Danke. Dann muss ich wohl noch einmal über Ihren Heiratsantrag nachdenken“, erwiderte sie scherzhaft.

In dem Moment kam Marge zurück. Adam Harper zwinkerte Katie zu, steckte einen Geldschein in die Trinkgelddose und verschwand.

„Oh, so einen attraktiven Mann habe ich schon lange nicht mehr gesehen“, rief Marge aus.

„Er ist attraktiv? Das ist mir nicht aufgefallen.“

„Dann hast du zu lange in der Sonne gesessen. Vielleicht warst du auch zu lange ohne Mann.“

„Ich brauche keinen Mann.“ Mein Leben ist auch so schon kompliziert genug, fügte Katie insgeheim hinzu.

„Ich auch nicht, aber manchmal ist es ganz lustig, einen Mann um sich zu haben.“ Marge öffnete eine der großen Dosen und schüttete die Bohnen in die riesige Pfanne zum Aufwärmen.

Plötzlich löste sich die Schlange der Gäste, die auf ihr Essen warteten, auf. „Offenbar fängt die Auktion an“, stellte Katie fest.

Marge wischte sich die Hände ab und zog einen Katalog aus der Tasche. „Hier, den habe ich mitgebracht, damit wir auch etwas Spaß haben. Wir finden bestimmt einen Mann für dich.“

Katie lachte. „Mein Trinkgeld reicht nicht aus, um einen dieser Junggesellen zu ersteigern.“

„Ach, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Marge blätterte in dem Katalog und reichte ihn dann Katie.

„Nicht schlecht“, gab Katie zu und betrachtete eins der Fotos.

„Nicht schlecht? Du liebe Zeit, irgendetwas scheint mit dir nicht zu stimmen. Der Mann sieht fantastisch aus.“

Katie krümmte sich insgeheim. Seit dem Unfall vor zwei Monaten hatte man sie mehrmals gründlich untersucht. Aber aus medizinischer Sicht gab es keine Erklärung für ihren Zustand. Schließlich hatten die Ärzte erklärt, es sei vielleicht eine psychosomatische Störung, und sie wolle sich möglicherweise gar nicht an ihre Vergangenheit erinnern.

An ihr Leben, wie es vor dem Unfall gewesen war, erinnerte sie sich nicht. Und seltsamerweise schien niemand sie zu vermissen. Obwohl in allen Zeitungen über den Unfall berichtet worden war, hatte sich niemand gemeldet, der Katie kannte.

Sie war in einem fabrikneuen Ford auf dem Shoshone Highway unterwegs gewesen. Laut der Aussage des Sheriffs hatte man sie mehrere Meter von dem brennenden Wrack entfernt gefunden. Das Feuer hatte alles zerstört, auch ihre Reisetasche und ihre Handtasche mit den Ausweisen und Papieren.

Der einzige Hinweis auf ihre Identität war ein Ring aus antikem Silber. Sie hatte ihn am Ringfinger der linken Hand getragen, wie eine der Krankenschwestern ihr erzählt hatte. War es ein Ehering? Wenn ja, wer war dann ihr Mann?

Während ihres zweiwöchigen Krankenhausaufenthalts hatte der Sheriff alle Berichte über vermisste Frauen geprüft. Aber keine der Beschreibungen hatte auf Katie gepasst. Sie war eine Frau ohne Vergangenheit, ohne Namen und ohne Familie.

Den Namen Katie O’Hara hatte sie sich selbst in Anlehnung an die Heldin in dem Roman Vom Winde verweht gegeben, den sie im Krankenhaus dreimal gelesen hatte.

„Ist alles in Ordnung, Liebes?“, fragte Marge plötzlich besorgt. Sie wusste, dass Katie sich nur langsam von dem Unfall erholt hatte. Aber sie ahnte nicht, dass sie ihr Gedächtnis verloren hatte. Obwohl Katie ihre Kollegin sehr mochte, vertraute sie ihr so etwas Persönliches lieber nicht an, denn Marge redete viel zu gern. Über den Gedächtnisverlust sprach Katie sowieso mit niemandem. Sheriff Hatcher war damit einverstanden, besonders auch deshalb, weil er annahm, jemand hätte sie umbringen wollen.

„Ja, natürlich.“ Katie rang sich ein Lächeln ab.

„Wahrscheinlich bist du sehr erschöpft.“ Marge führte Katie über den Rasen und drückte sie in einen Sessel unter einer Weide. „Ruh dich aus, ich räume in der Zeit auf.“

Katie lehnte sich zurück und streifte die Sandaletten ab. Es war herrlich, das weiche Gras unter ihren Füßen zu spüren. Während sie in dem Katalog herumblätterte, fiel ihr ein Foto auf. „Rodney“, stieß sie hervor und sprang auf.

Sogleich eilte Marge herbei. „Hast du einen interessanten Mann gefunden?“

Schweigend wies Katie auf das Foto eines Mannes, der gar nicht gut aussah.

„Der gefällt dir?“, fragte Marge ungläubig.

„Rodney Tate“, sagte Katie schließlich, und ihre Stimme hörte sich seltsam hoch und angespannt an. Dann setzte sie sich wieder hin und atmete tief ein und aus. Den Mann kannte sie.

Aber woher? Sie schloss die Augen. Nach zwei ihr endlos lang erscheinenden Monaten erinnerte sie sich endlich wieder an jemanden aus ihrer Vergangenheit.

Marge nahm ihr den Katalog aus der Hand. „Wegen dieses Mannes gerätst du ganz aus dem Häuschen? Liebes, du warst zu lange allein, stimmt’s? Rodney Tate, einunddreißig Jahre alt, Computerexperte“, las sie vor. „Hast du dir die anderen auch angesehen?“

„Nein. Ich habe die Seite aufgeschlagen und … Es soll wohl so sein.“

„Du blätterst jetzt den Katalog in Ruhe durch, und dann sagst du mir, welchen Mann du haben willst“, forderte Marge sie auf. „Wir werden schon einen attraktiven Junggesellen für dich ersteigern.“

„Ich müsste mindestens tausend Dollar bezahlen“, wandte Katie ein und drehte nervös den silbernen Ring hin und her, den sie jetzt an der rechten Hand trug. Ihr Trinkgeld reichte bei weitem nicht aus, um an der Versteigerung teilzunehmen.

„Überlass es mir. Vergiss nicht, ich weiß, wie man einen Mann bekommt.“ Marge machte sich wieder an die Arbeit. Sie war dreimal verheiratet gewesen und dreimal verwitwet.

Ich muss diesen Rodney Tate finden und mit ihm reden, überlegte Katie. Sie zog die flachen Sandaletten wieder an, stand auf und ging in Richtung der Bühne, wo die Junggesellen saßen. Unwillkürlich fiel ihr Blick auf Adam Harper. Mit dem vollen dunkelbraunen Haar, den hohen Wangenknochen und dem energischen Kinn wirkte er wirklich ungemein attraktiv.

Doch solange sie sich an nichts erinnern konnte, durfte sie sich für keinen Mann interessieren. Vielleicht war sie verheiratet oder hatte eine feste Beziehung. Rodney Tate war der Schlüssel zu ihrer Vergangenheit. Aber sie konnte ihn nirgends entdecken. Auf einmal kamen ihr Zweifel. Vielleicht kannten sie sich nur flüchtig, oder vielleicht weigerte er sich, mit ihr zu reden.

Als sie einen der Veranstalter der Auktion entdeckte, fragte sie: „Wo ist eigentlich Rodney Tate? Hat er sich verspätet?“

„Nein, er ist auf seinem Landgut in Montana. Vor einer Woche hat er angerufen und mich gebeten, ihn von der Liste zu streichen. Er hat sich verlobt, und seine Verlobte will ihn natürlich mit keiner anderen Frau teilen“, antwortete der Mann. „Aber Adam Harper ist für ihn eingesprungen, was mich sehr überrascht hat, denn ursprünglich wollte er sich nicht beteiligen. Soweit ich weiß, ist er auf dem Weg nach Montana zu Tates Hochzeit, um Trauzeuge zu spielen. Da haben wir Glück gehabt, oder?“

Katie nickte wie betäubt und versuchte zu verstehen, was sie gerade gehört hatte. Nimm dich zusammen, mahnte sie sich plötzlich. Die Gelegenheit konnte sie sich nicht entgehen lassen. Sie musste Adam Harper ersteigern.

Adam Harper mochte Frauen, die so sexy, groß und attraktiv waren wie Katie O’Hara. Humor hatte sie auch, denn sie hatte seinen Heiratsantrag als das aufgefasst, was er hatte sein sollen: ein Scherz. Adam konnte sich nicht vorstellen, sich zu binden. Aber er hatte nichts dagegen, ein Wochenende mit einer schönen Frau zu verbringen.

Während er auf der Bühne saß, unterhielt er sich mit den Männern neben ihm, die er noch von früher kannte.

„Was machst du eigentlich jetzt?“, fragte der eine.

„Mir gehört die Hälfte der Softwarefirma ExecTec. Die andere Hälfte gehört Rodney Tate. Ich bin für die Sicherheit des Unternehmens zuständig, er für die Entwicklung der Software“, erzählte Adam. Er verzichtete darauf, hinzuzufügen, dass er außerdem für die Buchhaltung, das Marketing und das Personal zuständig war. In den letzten beiden Monaten war er vor allem damit beschäftigt gewesen, eine undichte Stelle im Sicherheitssystem zu finden.

Sein Verdacht richtete sich gegen eine rothaarige Frau mit langen Beinen und dunkler Sonnenbrille, die er selbst nie gesehen hatte. Aber der Portier des Apartmenthauses hatte ihm die Frau beschrieben, nachdem er sie bei dem Versuch überrascht hatte, in Adams Penthouse einzubrechen.

Seitdem waren Adam noch andere Unregelmäßigkeiten aufgefallen. So hatte sich beispielsweise jemand Zugang zu den Personalakten des Unternehmens verschafft. Es gab momentan keinen Grund, die Polizei einzuschalten. Doch Adam war fest entschlossen, die Frau aufzuspüren und eventuell anzuzeigen.

Ungeduldig rutschte auf er auf dem Stuhl hin und her und wünschte, er wäre schon wieder weg. Das hatte er sich auch damals gewünscht. Er war zehn gewesen, als seine Mutter und sein Stiefvater ihn auf die Lost Springs Ranch gebracht hatten. Adam hatte seinen Stiefvater, einen herzlosen Mann, der mit Kindern nicht umgehen konnte, nie gemocht, sondern seinem verstorbenen Vater nachgetrauert.

Adam hatte immer mehr Zeit allein verbracht und war schließlich mit einer Gruppe älterer Jungen umhergestreift. Nachdem er wegen einiger Kleinigkeiten mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, hatte sein Stiefvater seine Mutter aufgefordert, sich zwischen ihm und ihrem Sohn zu entscheiden.

Sie hatte sich für ihren Mann entschieden, und wenig später hatte man Adam auf der Lost Springs Ranch for Boys untergebracht. Schon am ersten Tag hatte er sich mit einem der älteren Jungen geprügelt, der Rodney nicht in Ruhe lassen wollte. Rodney war schwächer als die anderen und weinte oft, weil er mit dem Tod seiner Eltern nicht zurechtkam. Obwohl Adam mit seinem eigenen Kummer genug zu tun hatte, hatte er es nicht ertragen, dass man einen Schwächeren quälte. Durch seinen Mut geriet er in den Ruf, so etwas wie ein Held zu sein. Aber man hielt ihn auch für einen Unruhestifter. Wahrscheinlich waren die Besitzer der Ranch froh und erleichtert, als ich endlich alt genug war, um allein und woanders zu leben, überlegte er und lächelte.

In dem Moment rief ihn der Auktionator auf. Statt der begeisterten Pfiffe und Zurufe, mit denen die anderen Junggesellen begrüßt worden waren, ging bei Adams Auftritt nur ein seltsames Raunen durch die Menge.

Der Auktionator räusperte sich. „Meine Damen, wir haben hier Adam Harper vor uns, der im Katalog nicht aufgeführt ist. Wenn Sie Überraschungen lieben, ist er der richtige Mann für Sie. Lassen Sie uns bei fünfhundert Dollar anfangen. Wer bietet mehr?“

Adam wartete darauf, dass die Frauen sich seinetwegen gegenseitig überboten. Neben der ersten Zuschauerreihe entdeckte er auch Katie O’Hara und ihre ältere Kollegin. Zu seiner Überraschung machte niemand ein Gebot.

„Bietet jemand vierhundert Dollar?“, fragte der Auktionator.

Wieder meldete sich niemand.

„Habe ich dreihundert Dollar gehört?“ Der Auktionator war offenbar genauso verblüfft wie Adam.

Adam war beunruhigt. Der Junggeselle vor ihm war für siebentausend Dollar ersteigert worden. Wo lag das Problem?

„Ich glaube, wir sollten dem Publikum mehr über diesen geheimnisvollen Junggesellen verraten.“ Der Auktionator winkte ihn zu sich.

Da habe ich wohl Pech gehabt, schoss es Adam durch den Kopf. Er rang sich ein Lächeln ab. Keiner der anderen Männer hatte sich vorstellen müssen.

„Nun, Sir, wir alle wissen, dass Sie auf der Lost Springs Ranch aufgewachsen sind. Wo leben Sie jetzt?“, fuhr der Auktionator fort.

„In Chicago“, antwortete Adam einsilbig in das Mikrofon.

„Und was machen Sie dort?“

„Ich leite die Sicherheitsabteilung einer Softwarefirma.“

„Ah ja.“ Der Auktionator lachte in sich hinein. „Dann können sich die Frauen bei Ihnen sicher fühlen, oder?“

„Natürlich, sehr sicher sogar.“

Gelächter ertönte aus der Menge.

„Okay, meine Damen, jetzt sind Sie an der Reihe“, ermunterte der Auktionator die Zuschauer. „Lassen Sie uns mit hundert Dollar anfangen. Wer bietet hundert Dollar?“

Auch dieses Mal wollte ihn niemand haben. Etwas Peinlicheres habe ich noch nicht erlebt, überlegte Adam. Vielleicht hätte er sich vorteilhafter präsentieren, sein Penthouse in einem der besten Wohngegenden Chicagos, seine Luxuslimousine und noch mehr erwähnen sollen.

Er verstand das alles nicht. Er hatte noch nie damit ein Problem gehabt, Frauen zu beeindrucken, sondern eher Mühe gehabt, sie wieder loszuwerden.

„Nur hundert Dollar, meine Damen“, drängte der Auktionator.

Adam schloss die Augen. Das alles kam ihm wie ein Albtraum vor.

„Wer will ein Gebot abgeben?“, rief der Auktionator verzweifelt aus.

„Siebenundvierzig Dollar und fünfundfünfzig Cent“, ertönte in dem Moment eine weibliche Stimme.

Adam riss die Augen auf, aber leider zu spät, um noch zu erkennen, wer die Bieterin war.

Die Menge seufzte erleichtert auf, und der Auktionator erklärte: „Der Zuschlag wird erteilt.“

2. KAPITEL

Katie zählte die letzten Münzen aus der Trinkgelddose. Dann schob sie die Dollarscheine und das Kleingeld über den Tisch. „Siebenundvierzig Dollar und fünfundfünfzig Cent“, sagte sie. Es war nicht viel im Vergleich zu den hohen Beträgen, die für die anderen Junggesellen erzielt worden waren. Aber für Katie war es ein kleines Vermögen. Sie hatte sich von Marge überreden lassen, Adam zu ersteigern.

Einer der Veranstalter zählte das Geld nach. „Danke für Ihre Spende. Ich hoffe, der Junggeselle lässt all Ihre Träume in Erfüllung gehen.“

„Ja, das hoffe ich auch“, erwiderte Katie leise, während sie sich umdrehte, um den Mann zu suchen, der vielleicht ihr Leben verändern konnte.

Als sie über die breite Einfahrt ging, hielt plötzlich ein zerbeulter grüner Pick-up neben ihr an. Sam Duncan stellte den Motor ab und lehnte sich zum Fenster hinaus. Er hatte mehr als vierzig Jahre auf der Lost Springs Ranch for Boys gearbeitet. Jetzt hatte er sich zur Ruhe gesetzt und war im Roadkill Grill ein häufiger Gast.

„Hallo, Katie! Kann ich dich mitnehmen in die Stadt?“

„Nein, danke, Sam. Aber du kannst mir sicher eine Frage beantworten. Erinnerst du dich an Adam Harper?“

„Natürlich. Ich weiß noch genau, wann seine Angehörigen ihn hier abgegeben haben. Sie haben sich kaum Zeit genommen, den Wagen zu parken.“

„Heißt das, er war kein Waisenjunge?“ Katie lehnte sich an die Fahrertür.

„Nein. Nicht alle Jungen, die hier unterkommen, sind verwaist. Einige sind mit dem Gesetz in Konflikt geraten, und andere sind so schwierig, dass die Eltern nicht mehr mit ihnen zurechtkommen. Lost Springs ist oft ihre letzte Chance, um ihr Leben in den Griff zu bekommen“, erklärte Sam.

„Und so einer war Adam“, stellte Katie nachdenklich fest.

Sam nickte. „Harper war noch kein Teenager, als er gebracht wurde. Trotzdem verfügte er schon über ein beträchtliches Sündenregister.“

Ein Sündenregister? War er etwa gefährlich? Auf was hatte sie sich da eingelassen?

„Warum willst du das wissen, Katie?“

„Ich habe Adam Harper auf der Auktion ersteigert.“ Sie atmete tief ein. „Aber vielleicht habe ich einen großen Fehler gemacht. Ist der Mann gefährlich?“

Sam lachte in sich hinein. „Okay, ich habe Harper schon viele Jahre nicht mehr gesehen. Doch das Einzige, was eine Frau von ihm zu befürchten hat, ist ein gebrochenes Herz.“

Katie atmete erleichtert auf. „Mit einem Herzensbrecher werde ich fertig. Ich habe auch gar nicht vor, ihn so nah an mich heranzulassen.“

„Warum hast du ihn dann ersteigert?“, fragte Sam.

„Na ja, es war eine spontane Entscheidung. Ich will einfach nur etwas Spaß haben.“

„Dafür ist Harper der Richtige. Kein anderer hat so oft das Ausgehverbot missachtet, um Spaß mit den Mädchen zu haben.“

In der Stimme des alten Mannes schwang so viel Zuneigung, dass sich Katies Bedenken auflösten. „Dann brauche ich es wohl nicht zu bereuen. Ich erzähle dir, wie es war.“

„Erzähl es Marge. Sie wird dafür sorgen, dass es innerhalb einer Stunde die ganze Stadt weiß.“

Katie lachte. „Bis später, Sam“, verabschiedete sie sich, und Sam fuhr davon.

Schließlich entdeckte Katie ihren Junggesellen am Getränkestand, wo er ein Bier trank. Unter dem feuchten weißen Hemd zeichneten sich seine breiten Schultern und sein muskulöser Rücken ab. Er sah ungemein gut aus, und er gehörte für ein Wochenende ihr. Aber würde sie ihn dazu überreden können, sie mit nach Montana zu nehmen?

Während sie auf ihn zuging, wurde sie von Schuldgefühlen geplagt. Sie wollte ihn benutzen, um mit Rodney zusammenzutreffen. Das war egoistisch. Aber es ist ja nur für ein Wochenende, beruhigte sie sich sogleich und klopfte Adam auf die Schulter.

Er drehte sich um und lächelte. „Oh, Sie sind es. Machen Sie gerade Pause?“

„Nein, ich habe jetzt das ganze Wochenende frei und kann … tun, was ich will.“ Sie hielt den Atem an und wartete darauf, dass er sich bedankte. Immerhin hatte keine andere Frau ihn haben wollen.

„Vielleicht können Sie mir eine Frage beantworten.“ Er trank noch einen Schluck Bier. „Was für ein Geizhals würde so einen lächerlich geringen Betrag für einen guten Zweck spenden?“

Offenbar hat er nicht mitbekommen, dass ich ihn ersteigert habe, dachte sie.

„Ich würde diese Frau nicht als Geizhals bezeichnen“, entgegnete sie und hob das Kinn.

Er zuckte die Schultern. „Wie denn sonst?“

„Okay, lassen wir das.“ Seine Meinung konnte ihr sowieso egal sein. Wichtig war nur, dass sie mit Rodney Tate sprechen konnte, und dazu brauchte sie Adam Harper.

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass man mich für so einen lausigen Betrag ersteigert hat“, fuhr er fort. „Glauben Sie, ich könnte mit der Frau reden und ihr das Geld ersetzen?“

Katie sah ihn mit großen Augen an. „Warum wollen Sie sich denn freikaufen?“

„Weil ich ein viel beschäftigter Mann bin. Ich habe nur an der Auktion teilgenommen, um einem Freund zu helfen. Aber ich war keine große Hilfe, wie sich herausgestellt hat.“

„Jeder Dollar zählt“, erwiderte Katie.

„Ich kann mir nicht vorstellen, mit so einer geizigen Frau Spaß zu haben. Ich gebe ihr das Geld zurück, dann kann ich endlich weiterfahren.“

Katie konnte natürlich nicht zulassen, dass er ohne sie wegfuhr. Deshalb musste sie ihm reinen Wein einschenken. „Ich weiß, wo sie ist.“

Er kniff die Augen zusammen. „Kennen Sie sie?“ Als sie mit der Antwort zögerte, wurde sein Blick plötzlich wachsam. „Sagen Sie jetzt nicht, es sei …“ Er verstummte und blickte über ihre Schulter. „O nein.“

Sie drehte sich um und sah Marge, die entschlossen auf sie zukam. Ihr kurzes pinkfarbenes Kleid enthüllte die spitzen Knie und die viel zu dünnen Beine.

„Das ist wenigstens ein richtiger Mann“, stellte Marge fest und musterte Adam ungeniert. „Er ist das Geld wert.“

„Entschuldigen Sie, Miss…“, begann Adam.

„Olson“, half sie ihm weiter und lächelte. „Sie können mich Marge nennen.“

„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Marge.“ Adam reichte ihr die Hand.

Sie nahm sie und schüttelte sie. „Ich freue mich auch.“

„Hören Sie, Marge …“

Sie machte einen Schritt auf ihn zu. „Ich erwarte eine Romanze für das Geld, ein Wochenende, das eine Frau nie vergisst.“ Sie beugte sich ihm entgegen und fügte leise hinzu: „Sind Sie dabei, Harper?“

„Ich werde mein Bestes geben“, antwortete er tapfer.

Marge tätschelte ihm den Po. „Das Beste, ja, das ist es, was ich mir wünsche.“ Sie lachte und ging weiter.

Mit verblüffter Miene wandte Adam sich an Katie. „Was sollte das?“

Katie lächelte. „Marge findet Sie okay.“

„Ich komme aus der Sache nicht heraus, oder?“

„Ganz bestimmt nicht“, erwiderte Katie.

Schweigend drehte Adam sich um und ließ sich noch eine Flasche Bier geben, während Katie überlegte, wie viel Zeit sie hätte, sich für die Fahrt umzuziehen und einige Sachen einzupacken.

Nachdem er die halbe Flasche geleert hatte, fragte er: „Meinen Sie, sie würde für zweihundert Dollar auf das Wochenende mit mir verzichten?“

„Marge hat sie nicht ersteigert, sondern ich“, erklärte Katie.

„Wie bitte? Sie haben mich ersteigert?“

Sie nickte. „Ja.“

„Warum hat Marge mich dann betatscht?“

„Weil ich unser gemeinsames Trinkgeld für Sie ausgegeben habe. Wahrscheinlich wollte sie sich vergewissern, dass es sich gelohnt hat.“

Er betrachtete Katie so aufmerksam, dass sie unsicher wurde. „Ich komme mir vor wie Cinderella mit dem einzigen Unterschied, dass ich auf dem Weg zu einer Hochzeit bin, statt auf einen Ball zu gehen.“

„Hier handelt es sich um ein großes Missverständnis.“ Adam trat einige Schritte zurück. „Ich bin nicht Ihr Märchenprinz.“

„Nein, es liegt kein Missverständnis vor. Sie gehören mir, Adam.“

Er legte ihr die Hände auf die Schultern. „Katie, ich mag Sie wirklich.“

„Ich Sie auch.“

„Aber ich habe nicht vor, Sie zu heiraten, weder jetzt noch später. Der Heiratsantrag vorhin war nur ein Scherz.“ Er sprach sehr langsam und deutlich. „Es wird keine Hochzeit geben.“

„Das ist mir klar. Ich habe ja auch nicht unsere, sondern Rodney Tates Hochzeit gemeint.“

Er zog die Hände zurück. „Wie bitte?“

„Unser gemeinsames Wochenende beginnt in diesem Moment. Ich kann in zwanzig Minuten fertig sein.“

„Moment mal. Kennen Sie Rodney?“

„Na ja, ich weiß, dass er in Montana lebt, und ich wollte schon immer einmal dorthin“, improvisierte sie.

„Montana ist so ähnlich wie Wyoming, nur größer. Würde Ihnen Acapulco auch gefallen?“

„Sicher …“

„Mir auch.“ Er lächelte. „Dann verbringen wir das Wochenende in Acapulco.“

Fieberhaft überlegte Katie, wie sie sich aus der Affäre ziehen sollte. Sie konnte unmöglich zugeben, dass sie das Gedächtnis verloren hatte, und hoffte, Rodney Tate könne ihr helfen, weil sie das Gefühl hatte, ihn zu kennen. Das würde ihr sowieso niemand glauben.

„Welches Wochenende würde für Sie infrage kommen?“, fuhr Adam fort.

„Nur dieses.“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, das geht leider nicht. Haben Sie in vier Wochen Zeit?“

„Sie scheinen mich nicht zu verstehen. Es muss dieses Wochenende sein, darüber lasse ich mit mir nicht verhandeln.“

Autor

Kristin Gabriel
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