Julia Royal Band 42

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DIE VERLOBTE DES PRINZEN von CATHERINE MANN

Prinz Duarte Medina ist fasziniert, als er die Journalistin Kate zum ersten Mal trifft. Sie sieht aus wie ein Engel, aber ist sie nur auf einen Artikel über Duarte aus? Er muss sie im Auge behalten – und hat eine glänzende Idee: Sie soll seine Verlobte spielen!

SÜSS, SEXY – SKANDALÖS von KATHERINE GARBERA

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ENTFÜHRT N DEN PALAZZO DES PRINZEN von RAYE MORGAN

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  • Erscheinungstag 26.07.2025
  • Bandnummer 42
  • ISBN / Artikelnummer 8026250042
  • Seitenanzahl 400

Leseprobe

Catherine Mann, Katherine Garbera, Raye Morgan

JULIA ROYAL BAND 42

Catherine Mann

1. KAPITEL

Einen Prinzen vor die Linse zu bekommen war ja schon schwierig, aber einen Medina zu erwischen fast unmöglich.

Trotzdem hatte Kate Harper sich vorgenommen, das Unmögliche möglich zu machen. Deshalb hangelte sie sich mit klappernden Zähnen am Sims im dritten Stock entlang, um zu Prinz Duarte Medinas Suite zu gelangen. Die Holzfassade seines Resorts auf Martha’s Vineyard bot der Fotojournalistin herzlich wenig, woran sie sich festhalten konnte, doch so schnell gab sie nicht auf.

Sie würde ihr wertvolles Foto schießen, denn die Zukunft ihrer Schwester war noch unsicherer als sie selbst auf dem zehn Zentimeter breiten Sims stand.

Vom Hafen pfiff ein eisiger Wind herüber und presste ihr das grüne Kleid, eine billige Dolce & Gabbana-Kopie, gegen die Beine. Mit den kalten Zehen suchte sie auf der hölzernen Kante Halt. Die High Heels hatte sie nebenan auf dem Balkon ausgezogen, bevor sie ihre Kletterpartie begonnen hatte. Zum Glück schneite es wenigstens nicht.

Mit einem kleinen – zugegebenermaßen nicht ganz fairen – Trick hatte sie sich eine Eintrittskarte für die exklusive Hochzeitsfeier im luxuriösen Medina Resort ergattert. Ihr war es gelungen, den Sicherheitsleuten aus dem Weg zu gehen und Prinz Duartes Suite ausfindig zu machen. Jetzt musste sie nur noch ihr Foto machen.

Die Minikameras, die sie in ihren Ohrringen versteckt hatte, rissen ihr fast die Ohrläppchen ab.

Der Leuchtturm schickte einen schwachen Lichtstrahl durch den dichten Nebel, als sie sich näher an den Balkon des Prinzen herantastete.

Kate streckte das Bein aus, noch ein Stückchen weiter … endlich. Mit pochendem Herzen umklammerte sie das Geländer und schwang ein Bein hinüber.

Im selben Moment schloss sich eine Hand um ihr Handgelenk. Eine kräftige Hand. Eine männliche Hand.

Sie schrie auf, als eine andere Hand nach ihrem Knöchel griff und zog. Hoffentlich zerriss das dünne Fußkettchen nicht. Es war ein Glücksbringer, den ihre Schwester ihr geschenkt hatte und den sie jetzt wohl dringend brauchte.

Ein kurzer Ruck und sie war auf dem Balkon. Ihr Kleid rutschte bis zu den Oberschenkeln hoch, und als Kate versuchte, nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten, prallte sie gegen eine Mauer.

Nein, Moment … Mauern hatten keine Brustbehaarung und ausgeprägte Muskeln, genauso wenig wie sie leicht nach Schweiß rochen. Unter normalen Umständen hätte all das Kate durchaus angemacht. Wenn sie nicht so auf die Zukunft ihrer Schwester konzentriert gewesen wäre – und ihre Lippen nicht schon blau vor Kälte gewesen wären.

Sie wagte einen Blick … und entdeckte einen breiten – sehr maskulinen – Oberkörper keinen Zentimeter von ihrer Nase entfernt. Ein schwarzes Hemd oder eine Art Morgenmantel stand offen und entblößte braun gebrannte Haut. Instinktiv hatte sie die Finger in dem Seidenstoff verkrallt. War das ein Karate-Anzug?

Du meine Güte, hatten die Medinas tatsächlich Ninjas als Sicherheitsleute angeheuert?

Kate ließ den Blick höher schweifen, registrierte den kräftigen Hals des Ninjas, das angespannte, kantige Kinn, bevor sie – verdammt! – in die pechschwarzen Augen blickte, die sie sich vorgenommen hatte zu fotografieren.

„Sie sind kein Ninja“, platzte sie heraus.

„Und Sie sind keine besonders gute Akrobatin“, erklärte Prinz Duarte Medina, ohne zu lächeln.

„Seit ich beim Kinderturnen rausgeflogen bin, nicht mehr.“ Das war wirklich das absurdeste Gespräch, das sie je geführt hatte, aber immerhin hatte er sie nicht wieder übers Geländer geworfen. Noch nicht.

Aber er hielt sie noch immer fest. Die unterdrückte Kraft, die von seinen rauen Fingern ausging, sandte einen unwillkommenen Wonneschauer über ihre kühle Haut.

Duarte quittierte ihre Aussage lediglich mit einer gehobenen Augenbraue.

Kate fummelte an ihrem Ohrring. Sie musste ihre Fotos machen und verschwinden. Solch eine Gelegenheit würde sich ihr nie wieder bieten.

Die Medinas waren vor ungefähr siebenundzwanzig Jahren von der Bildfläche verschwunden, nachdem König Enrique Medina bei einem Staatsstreich gestürzt und seine Frau dabei getötet worden war. Jahrelang hatte man gemunkelt, der Witwer hätte sich mit seinen drei Söhnen in Argentinien verschanzt. Irgendwann waren sie in Vergessenheit geraten. Bis Kate ihrem journalistischen Gespür gefolgt war und sich ein Foto, das sie geschossen hatte, genauer angeschaut hatte. Die Nachforschungen, die sie über eine Person im Hintergrund angestellt hatte, hatten zu einer Sensation geführt. Sie hatte herausgefunden, dass die drei inzwischen erwachsenen Prinzen alle unter falschen Namen in den Vereinigten Staaten lebten.

Leider hatte der Scheck, den sie für diese Story erhalten hatte, ihr noch nicht aus den finanziellen Schwierigkeiten geholfen.

Ihr blieb nicht mehr viel Zeit, um ein Bild zu schießen, denn Paparazzi aus der ganzen Welt waren auf genau dieses Foto aus, nachdem ihre Enthüllungen sich in Windeseile verbreitet hatten.

Doch irgendwie war es ihr gelungen, schneller als alle anderen zu sein, denn Duarte Medina war tatsächlich hier. Er stand direkt vor ihr. Und sah in Wirklichkeit noch viel heißer aus als auf dem Foto. Sie schwankte – und konnte nicht einmal Höhenangst dafür verantwortlich machen.

Er hob sie in die Arme, was darauf schließen ließ, dass er nicht nur einen Ninja-Anzug trug, sondern auch entsprechend kräftig war.

„Kommen Sie herein, Sie sind ja schon fast erfroren.“ Er hatte einen leicht exotischen Akzent, der extrem verführerisch war.

Aber … Damit er den Sicherheitsdienst rufen und sie einsperren lassen konnte? Der Winkel für die Kamera im Ohrring war nicht sonderlich gut. Trotzdem hoffte Kate, dass sie schon ein paar brauchbare Schnappschüsse gemacht hatte.

„Äh, danke, dass Sie mich gerettet haben.“ Sollte sie ihn mit Prinz Duarte oder Majestät anreden?

Ihr Plan hatte darin bestanden, dass sie die Fotos heimlich machte. Nie im Leben wäre sie auf die Idee gekommen, dass sie den Prinzen in einem Karate-Anzug zu Gesicht bekommen könnte. Oder dass dieser fantastisch aussehende Prinz sie in seine Suite tragen würde.

Jetzt, da sie die Gelegenheit hatte, sein Gesicht ausführlicher zu studieren, erkannte sie, dass seine Abstammung unübersehbar war. Die Medinas stammten ursprünglich von San Rinaldo, einer kleinen Insel vor der Küste von Spanien. In diesem Moment konnte sie sein mediterranes Erbe genauso deutlich erkennen wie seine Arroganz.

Er stellte sie wieder auf die Füße, und ihre Zehen versanken geradezu in dem flauschigen Teppich. Der gesamte Raum mit seinen blütenweißen Sofas, dem antiken Mahagonischrank und dem großen Himmelbett zeugte auf untertriebene Art von Reichtum und Macht.

Ein Bett? Kate versuchte zu schlucken, doch ihr Hals war wie ausgetrocknet.

Duarte lächelte leicht und musterte sie abschätzend. „Ramon hat sich diesmal ja wirklich selbst übertroffen.“

„Ramon?“ Ihr Chef hieß Harold. „Ich weiß nicht, was Sie meinen.“ Aber sie würde mitspielen, wenn es bedeutete, dass sie noch ein paar Minuten mehr herausschinden konnte. Natürlich um ihre Fotos zu machen.

„Der Vater des Bräutigams genießt den Ruf, die beste … äh …“, der Puls schlug gleichmäßig an seinem braun gebrannten Hals, „… Gesellschaft bereitzustellen, um es seinen Geschäftspartnern recht zu machen, aber Sie übertreffen alle – was Originalität angeht.“

„Gesellschaft?“ Es verschlug ihr fast die Sprache. Er wollte doch wohl nicht das andeuten, was sie gerade dachte?

„Ich nehme an, dass er Sie gut bezahlt. Bei dem gewagten Auftritt eben.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem herablassenden Lächeln.

Bezahlte Gesellschaft. Oh, verflixt, er hielt sie für ein Luxus-Callgirl? Okay, selbst für ihre Schwester würde sie nicht so weit gehen, aber vielleicht konnte sie noch ein paar Informationen für ihre Story aus ihm herausbekommen, wenn sie noch eine oder zwei Fragen länger blieb.

Kate legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Auf keinen Fall würde sie seine nackte Brust berühren. „Und wie oft hat er Ihnen schon solch ein großzügiges Geschenk gemacht?“

Er ließ seinen Blick über ihre Brüste wandern, die fast die Nähte des billigen Fummels sprengten. „Ich habe mich noch nie – wie soll ich sagen? – bezahlter Gesellschaft bedient.“

Als gute Journalistin musste sie weiterfragen. „Kein einziges Mal?“ Vielleicht konnte sie nur mit dem kleinen Finger in den Ausschnitt gleiten?

„Nie.“ Sein harter Tonfall ließ keinen Raum für Zweifel.

Sie unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung und genoss es, seine warme Haut an den Fingerspitzen zu spüren.

„Oh, äh …“

„Ich bin schließlich ein Gentleman. Und deshalb kann ich Sie auch nicht einfach wieder über den Balkon schicken. Bleiben Sie, während ich dafür sorge, dass Sie rausschlüpfen können.“ Seine Hand lag auf ihrer Taille. „Möchten Sie etwas trinken?“

Sie hatte ein zittriges Gefühl im Magen. Warum war sie so aufgeregt? Dies hier war einfach nur ein Job – einer, für den sie gut ausgebildet war. Erinnerungen an ihre Tage als Fotojournalistin für ein Nachrichtenmagazin stürmten auf sie ein. Tage, als ihre Aufträge Pilgerfahrten nach Jerusalem oder Berichte von Erdbeben in Indonesien beinhalteten. Jetzt arbeitete sie für den Internetdienst Global-Intruder.

Kate unterdrückte ein hysterisches Lachen. Mein Gott, wie tief war sie nur gesunken? Aber was hätte sie, angesichts der immer weiter schrumpfenden Zeitungsbranche denn machen sollen?

Okay, sie war nervös. Bei diesem verdammten Foto ging es um mehr als darum, im Medienrummel zu bleiben. Sie musste genügend Geld zusammenbringen, damit ihre behinderte Schwester nicht aus der Pflegeeinrichtung, in der sie lebte, hinausgeworfen wurde. Jennifer hatte den Körper einer Erwachsenen, war vom Verstand her jedoch Kind geblieben. Sie brauchte den Schutz, und Kate war die Einzige, die dafür Sorge tragen konnte, dass sie in keine staatliche Einrichtung kam.

Und dummerweise war Kates Konto leer.

Die Hand des Prinzen glitt über ihren Rücken, bevor er sie in ihrem Nacken ruhen ließ. Kate schimpfte innerlich auf ihren verräterischer Körper, der lustvoll kribbelte.

Wenn sie mehr Informationen aus ihm herausbekommen wollte, musste sie ein wenig Distanz zwischen ihnen schaffen. Die überraschende Anziehungskraft des Mannes war zu gefährlich. „Ich hätte gern etwas zu trinken. Kann ich mich vorher etwas frisch machen? Wenn ich Ihre Suite verlasse, sollte ich vielleicht besser nicht so aussehen, als wäre ich draußen auf Ihrem Balkon herumgeklettert.“

„Ich bringe Sie hin.“

Das war nicht der Plan gewesen. Aber sie hatte auch schon unter härteren Bedingungen die Ruhe bewahrt. „Sagen Sie mir einfach nur, wo das Bad ist. Ich habe einen guten Orientierungssinn.“

„Ich nehme an, Sie sind in vielen Dingen gut.“ Sein Atem strich über ihren Hals, als er den Kopf beim Sprechen etwas senkte. „Ich mag bisher solche Angebote immer abgelehnt haben, aber ich muss zugeben, dass Sie sehr anziehend sind.“

Hilfe!

Jetzt strich sein warmer Atem ihr über die bloße Schulter, und seine Lippen waren so nahe, dass sie fast ihre Haut berührten. Ihre Brustspitzen zeichneten sich unter dem Stoff des engen Kleids ab. Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, stieß Kate die Fersen tiefer in den Teppich. Ihr Fußkettchen rieb dabei gegen das andere Bein. Ihr Glücksbringer von Jennifer. Denk an deine Schwester, ermahnte sie sich.

„Das Bad?“ Hektisch sah sie sich im Schlafzimmer um.

„Dort drüben.“ Beim Klang seiner Stimme bekam sie eine Gänsehaut.

„Äh, aber …“ War sie das etwa gewesen, die gerade so verlangend nach Atem gerungen hatte? „Ich gehe lieber allein.“

„Wir wollen doch nicht, dass Sie sich unterwegs verlaufen“, hauchte er ihr ins Ohr, als wollte er ihr ein Geheimnis mitteilen.

Hatte er sie berührt? Seinen Atem zu spüren machte sie ganz schwindelig. Er berührte die andere Seite ihres Kopfes, und Kate spürte ein unbändiges Verlangen, die Wange in seine Hand zu schmiegen.

Dann trat er zurück, strich ihr jedoch noch einmal flüchtig über die Wange. „Dort, durch diese Tür, Miss Kate Harper.“

In der Hand, mit der er zur Tür deutete, baumelten ihre beiden Ohrringe.

Duarte hatte schon lange auf diesen Moment gewartet. Und zwar seit er erfahren hatte, wer das sorgsam gehütete Familiengeheimnis gelüftet hatte. Er hielt Kate Harpers Ohrringe in der Hand und hatte damit wohl ihre Hoffnungen zunichtegemacht, einen weiteren Coup zu landen. Er war vorgewarnt worden und hatte die versteckten Kameras bereits entdeckt, bevor sie den Balkon verlassen hatten.

Sein ganzes Leben lang hatte er versucht, der Presse aus dem Weg zu gehen. Er kannte alle Tricks. Sein Vater hatte seinen Söhnen schon in jungen Jahren eingetrichtert, dass ihre Sicherheit von ihrer Anonymität abhing. Sie waren beschützt, erzogen und vor allem trainiert worden. Schweiß rann ihm über den Rücken. Er war bei seinen Karate-Übungen unterbrochen worden, weil man ihn über darüber unterrichtet hatte, dass die Sicherheitsvorkehrungen durchbrochen worden waren.

Duarte hatte einen Blick auf den Monitor geworfen und entschieden, abzuwarten, um zu sehen, wie weit sie gehen würde.

In diesem eng anliegenden Kleid stellte sie eine ziemliche Versuchung dar. Wie ein Pin-up-Girl längst vergangener Tage hatte sie eine zeitlose Schönheit und starke Anziehungskraft, die seine niederen Instinkte ansprachen. Wenn er sich vorstellte, was für ein herrliches Bild sie ausgestreckt auf dem weißen Sofa abgeben würde … oder noch besser, in seinem Bett …

Aber er war Experte, was Selbstbeherrschung anging. Außerdem genügte es, sich in Erinnerung zu rufen, welch zweifelhaftem Beruf sie nachging, um ihn zu ernüchtern.

Kate Harper stemmte eine Hand in die Hüfte. „Ich glaube es ja wohl nicht! Sie haben die ganze Zeit gewusst, wer ich bin?“

„Von der Sekunde an, als Sie das Fest verlassen haben.“ Man hatte ihm Fotos von ihr geschickt, als er Nachforschungen darüber angestellt hatte, wer den Artikel über ihn und seine Familie geschrieben und damit die jahrzehntelange Tarnung der Medinas aufgedeckt hatte.

Weitere Fotos hatten etwas ganz anderes gezeigt: eine bodenständige Frau in Jeans, weißem T-Shirt, ungeschminkt, das braune Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, statt wie jetzt zu einer kunstvoll zerzausten Hochsteckfrisur. Ein Hauch von Apfel-Zimt-Duft stieg ihm in die Nase.

Sie verzog die knallroten Lippen missbilligend. „Und warum haben Sie dann so getan, als wäre ich ein Callgirl?“

„Callgirl? Das ist vielleicht doch ein bisschen hochgegriffen für den Müll, den Sie verbreiten.“ Er steckte ihre Ohrringe ein und bemühte sich, ihr niedliches Schmollen zu ignorieren.

Das Leben seiner Familie war aus den Fugen geraten, dabei brauchte sein Vater gerade jetzt allergrößte Ruhe. Zu viel Stress könnte Enrique Medina schneller töten als ein extremistischer Attentäter aus San Rinaldo.

„So, so, jetzt wird also mit härteren Bandagen gekämpft.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Was haben Sie vor? Rufen Sie den Sicherheitsdienst oder die Polizei?“

„Ich muss zugeben, ich hätte nichts gegen einen kleinen Nahkampf mit Ihnen auszusetzen“, meinte Duarte zweideutig, während er die Balkontür schloss.

„Äh, hören Sie, Prinz Duarte oder Majestät oder wie auch immer ich Sie anreden soll.“ Ihre Stimme überschlug sich fast. „Wir sollten uns beide beruhigen.“

Er blickte über die Schulter und hob eine Augenbraue.

„Okay, ich beruhige mich. Sie machen, was Sie wollen.“ Mit zitternden Fingern strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Sehen Sie es doch mal so. Ich bin hier. Sie wollen keine große Medienschlacht. Warum posieren Sie nicht einfach für ein einziges Foto? In welcher Form auch immer. Sie haben die freie Auswahl.“

„Freie Auswahl? Ist das eine Art Spiel für Sie?“ Er trat näher. „Für mich ist das nämlich absolut kein Spiel. Hier geht es um die Privatsphäre meiner Familie, um unsere Sicherheit.“

Königliche Familien – selbst solche ohne eigenes Königreich – waren niemals vor Bedrohungen sicher. Seine Mutter war bei dem Umsturz, der die Medinas den Thron gekostet hatte, ums Leben gekommen. Sein älterer Bruder war beim Versuch, sie zu retten, schwer verletzt worden. Infolgedessen war sein Vater – König Enrique Medina – besessen, was Sicherheit anging. Er hatte sich eine unüberwindbare Festung auf einer Insel vor der Küste Floridas erbaut, wo er seine drei Söhne großgezogen hatte. Erst als Erwachsene hatten Duarte und seine Brüder die Insel verlassen. Sie hatten sich, weit entfernt voneinander, in abgelegenen Winkeln der USA niedergelassen und ein weitgehend normales Leben geführt – er auf Martha’s Vineyard, Antonio in Galveston Bay und Carlos in Tacoma.

Kate berührte ihn vorsichtig am Handgelenk. „Tut mir leid, was mit Ihrer Familie passiert ist … dass Sie Ihre Mutter verloren haben.“

Ihre Berührung und ihre Worte trafen einen wunden Punkt. Duarte strich ihr mit dem Finger übers Ohrläppchen. „Wie leid tut es Ihnen?“

Das musste er ihr lassen, sie zuckte nicht zurück, sondern schaute ihn mit ihren blauen Augen direkt an. Doch sie zog die Hand zurück. „Wie wäre es mit einem Bild von Ihnen im Ninja-Anzug?“

„Und wie wäre es mit einem Foto von Ihnen – nackt in meinen Armen?“

Sie schnappte nach Luft. „Sie arroganter, überheblicher …“

„Ich bin ein Prinz.“ Er hob einen Finger. „Aber das weiß natürlich jetzt jeder, dank Ihres ausgezeichneten journalistischen Gespürs.“

„Sie sind wütend, das ist verständlich.“ Sie trat hinter das Sofa, als wollte sie eine Barriere zwischen ihnen errichten, doch sie gab sich nicht geschlagen. „Aber nur weil Sie adlig sind, haben Sie nicht das Recht, sich alles zu erlauben“, erklärte sie eisig.

Er hatte sich alles selbst erarbeitet, denn er hatte die Insel seines Vaters damals lediglich mit einem Koffer verlassen. Allerdings hatte er nicht vor, diese Information mit Kate zu teilen, sie würde sie nur für ihre nächste Story verwenden. „Sie können es einem Prinzen nicht verübeln, es zumindest versuchen zu wollen.“

Die Bemerkung entlockte ihr kein Lächeln. „Warum haben Sie mich hier hereingelassen? Soll ich zu Ihrer Unterhaltung beitragen, indem Sie mich zusammenzucken sehen, wenn Sie meine Kameras zerstören?“

Kate Harper war eine Frau, die schnell ihre Fassung wiedergewann. Duarte bewunderte das. „Sie wollen dieses Foto wirklich.“

Sie presste die Hand so fest auf das Sofapolster, dass ihre kurzen roten Fingernägel verschwanden. „Mehr, als Sie sich überhaupt vorstellen können.“

Wie weit würde sie gehen, um es zu bekommen? Eine Sekunde lang spielte er mit dem Gedanken, ihre Grenzen auszutesten. Die Erinnerungen an Kates weiche Haut und ihre perfekten Kurven, als er sie im Arm gehalten hatte, brachten ihn arg in Versuchung.

Entschlossen, die Hitze, die ihn durchströmte, zu unterdrücken und sich in Selbstbeherrschung zu üben, drehte er sich um. „Sie sollten jetzt gehen. Nehmen Sie die Tür direkt hinter sich. Der Sicherheitsposten im Flur wird Sie hinausbegleiten.“

„Sie geben mir meine Kameras nicht zurück, oder?“

Er drehte sich wieder zu ihr um. „Nein.“ Er schob eine Hand in die Tasche und spielte mit den Ohrringen. „Obwohl … Sie können gern versuchen, sich Ihren Schmuck wiederzuholen.“

„Ich bin mehr für Kämpfe zu haben, bei denen ich auch eine Gewinnchance habe.“ Sie verzog die Lippen zu einem kleinen Lächeln. „Kann ich wenigstens eine Zigarre haben, die ich auf eBay versteigern kann?“

Wieder überraschte sie ihn. In letzter Zeit gab es wenig, was er noch unterhaltsam fand. „Sie sind witzig. Das gefällt mir.“

„Geben Sie mir meine Kameras, und ich mausere mich in Sekundenschnelle zu einem Stand-up-Komiker.“

Wer war diese Frau in dem schlecht sitzenden Kleid mit einem Fußkettchen, das aus einem Silberfaden und weißen Plastikperlen gemacht war? Die meisten Menschen wären in ihrer Situation höllisch nervös gewesen oder würden katzbuckeln. Obwohl, vielleicht war sie klüger als der Rest, trotz ihres zweifelhaften Berufs.

Diese Frau hatte ihn mehr gekostet, als er je zurückbekommen könnte. Er würde schon zurechtkommen, doch sein Vater machte sich um die Sicherheit seiner Söhne Sorgen. Sorgen, die den kranken Monarchen zusätzlich belasteten. Ein erschreckender Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Verdammt, warum hatte er nicht schon eher daran gedacht? Diese Frau raubte ihm nicht nur den Atem, sondern auch den Verstand. Was war, wenn ihre Minikamera die Fotos direkt auf ein Computerportal schickte? Fotos, auf dem Weg in alle Medien?

Fotos von ihnen beiden?

Duarte drehte die Ohrringe zwischen den Fingern. Ein Plan nahm in ihm Gestalt an. Ein Plan für alle Eventualitäten, der zudem noch alle seine Bedürfnisse befriedigen würde – Lust und Rache. Jemand anderer würde solch eine weitreichende Entscheidung vermutlich erst noch einmal überdenken, doch sein Vater hatte ihm beigebracht, seinen Instinkten zu vertrauen.

„Miss Harper“, sagte er und folgte ihr hinter das Sofa. „Ich möchte Ihnen stattdessen ein Angebot unterbreiten.“

„Ein Angebot?“ Sie machte einen Schritt nach hinten und stieß gegen einen kleinen Tisch. „Ich dachte, das Thema hätten wir bereits abgeschlossen. Sogar ich habe meine Grenzen.“

„Wie schade. Das hätte für uns beide …“ Er hielt mitten im Satz inne. „Es ist nicht diese Art von Angebot. Glauben Sie mir, ich habe es nicht nötig, Geld oder Exklusivstorys gegen Sex einzutauschen.“

Sie beäugte ihn misstrauisch und zog den Ausschnitt ihres Kleides ein wenig höher. „Und von welcher Art von Angebot reden wir denn dann?“

Er beobachtete jede ihrer Bewegungen, während sein Plan weiterreifte.

Das war der beste Weg. Der einzige. „Ich habe, wie soll ich sagen, ein kleines Familienproblem. Mein Vater ist krank – was alle Welt dank Ihrer Neugier weiß.“

Zum ersten Mal zuckte sie sichtlich zusammen. „Tut mir wirklich leid. Ehrlich.“ Dann fiel die Nervosität wieder von ihr ab, und ihre azurblauen Augen funkelten ihn intelligent an. „Was ist mit dem Angebot?“

„Mein Vater möchte, dass ich mich häuslich niederlasse und heirate, damit ich einen Erben produziere. Er hat sogar schon eine Frau ausgesucht …“

Kate riss die Augen auf. „Sie haben eine Verlobte?“

„Wirklich erstaunlich, wie ihr Reporter euch auf pikante Einzelheiten stürzt, wie Fische, die nach Brotkrumen schnappen. Nein, ich habe keine Verlobte. Wenn Sie noch eine Brotkrume wollen, sollten Sie mich nicht verärgern.“

„Entschuldigung.“ Sie fummelte an ihrem Ohrläppchen. „Was ist denn nun mit unserem Handel?“

Zurück zu dem faszinierenden Problem, das vor ihm stand. Er würde sich später mit ihr vergnügen. Wenn sie bereit war. Und wenn er ihre Verzweiflung richtig einschätzte, würde es ihn nicht viel Überredungskünste kosten. Nur ein wenig Zeit, die er sich erkaufen konnte, um die Rechnung zu begleichen und seinen Vater vorerst zu beruhigen.

„Wie ich bereits erwähnte, ist mein Vater ziemlich krank.“ Genau genommen dem Tode nahe, dank einer Hepatitis, die er sich auf der Flucht zugezogen hat. Die Ärzte fürchteten, dass seine Leber jederzeit versagen könnte. Duarte verdrängte die Erinnerung an seinen blassen Vater. „Ich möchte ihn natürlich nicht aufregen, solange sein Gesundheitszustand so labil ist.“

„Natürlich nicht. Familie ist wichtig“, erklärte sie voller Mitgefühl.

Aha! Das war also ihr wunder Punkt. Da würde der Rest einfach werden.

„Genau. Also, ich habe etwas, was Sie wollen, dafür können Sie mir im Gegenzug etwas geben.“ Er hob ihre kalte Hand und küsste sie auf die kurzen roten Fingernägel. So wie Kates Pupillen sich weiteten, vermutete er, dass diese Rache für sie beide zu einem Vergnügen werden könnte. „Sie haben unserer Familie viel Schaden zugefügt, weil Sie unsere sorgfältig aufgebaute Anonymität zerstört haben. Jetzt sollten wir darüber sprechen, wie Sie diese Schuld abtragen können.“

2. KAPITEL

„Die Schuld abtragen“, wiederholte Kate. Sie entzog ihre Hand seinem Griff. „Ich soll für Sie arbeiten?“

„Netter Versuch.“ Er kam noch näher. Verdammt, er sah so gefährlich sexy aus in diesem Ninja-Anzug.

Schweigend verschränkte sie die Arme, um ihre Reaktion zu verbergen und ihn davon abzuhalten, ihr noch näher zu kommen. Die Anziehungskraft dieses Mannes kam mehr als ungelegen.

Er hob stolz den Kopf – ganz der Prinz – und lenkte damit ihre Aufmerksamkeit auf seinen Hals, wo der Puls gleichmäßig und kräftig schlug. „Ich möchte, dass Sie meine Verlobte sind.“

„Stehen Sie unter Drogen?“, fragte sie geschockt.

„Nein. Hab ich nie genommen.“ Er umschloss ihre Handgelenke und zog die Arme langsam auseinander. Jetzt war er ihr noch näher, und sein Blick durchbohrte sie geradezu. „Ich bin völlig nüchtern und meine es vollkommen ernst. Und falls Sie es nicht bemerkt haben sollten, ich mache keine Witze.“

Bei ihren Atemzügen, die merkwürdigerweise immer tiefer und unregelmäßiger wurden, spannte sich ihr Kleid enger um die Brüste. Sie wusste nicht, was der Prinz vorhatte, auf jeden Fall hielt er im Augenblick alle Trümpfe in der Hand, inklusive ihrer Fotos.

Wenn sie noch irgendeinen Gewinn – in Form eines Artikels – aus dieser Begegnung ziehen wollte, musste sie mit dem Feuer spielen. „Mir scheint, Sie haben einen ziemlich feinen Sinn für Humor, wenn Sie etwas so Lächerliches vorschlagen. Was erhoffen Sie sich davon?“

„Wenn mein Vater glaubt, dass ich bereits eine Beziehung …“, er strich ihr über den Arm, „… mit Ihnen habe, wird er mich nicht dazu drängen, mich mit der Tochter eines seiner alten Weggefährten aus San Rinaldo einzulassen.“

„Warum ausgerechnet ich? Es gibt doch bestimmt genug Frauen, die sich gern als Ihre Verlobte ausgeben würden.“

Er lehnte sich gegen das Sofa, sodass seine fantastisch aussehenden Beine in dem Ninja-Anzug besonders gut zur Geltung kamen. „Es gibt viele Frauen, die meine Verlobte sein wollen, allerdings wollen sie das nicht nur vorgeben.“

„Eine Schande, dass Sie solche Minderwertigkeitskomplexe haben.“ Spielerisch stieß sie seinen Fuß mit ihrem an.

Keine gute Idee. Ihre Haut erglühte bei dieser flüchtigen Berührung, und auch seine Augen begannen zu funkeln.

Du meine Güte, es waren doch nur die Füße! Und trotzdem, noch nie hatte sie sich so spontan und überwältigend zu einem Mann hingezogen gefühlt, und es ärgerte sie, dass ihr Körper sie derart verriet.

Mit den Zehen berührte er ihr Fußkettchen. „Natürlich ist mir bewusst, dass mein Bankkonto eine große Verlockung ist. Bei Ihnen weiß ich jedoch, woran ich bin.“

Ihr billiges Plastikkettchen stand in scharfem Kontrast zu den Kunstwerken, die seine Suite schmückten. Doch Kate wollte sich davon nicht beeindrucken lassen, genauso wenig wie von seinen Machtspielchen, was ihr nicht allzu schwerfiel, da die Berührung sich so angenehm anfühlte. „Wird Ihr Vater sich nicht wundern, warum Sie mich nicht schon früher erwähnt haben?“

„Wir sind keine Familie, die sich jeden Sonntag zum Essen trifft. Dieses Zitat können Sie für Ihre Artikel verwenden, wenn Sie möchten – nachdem wir miteinander fertig sind.“

Ihre Artikel. Plural. Aber würde sie die noch rechtzeitig genug schreiben können, um das Geld für die Unterbringung ihrer Schwester zusammenzubekommen? „Und wann genau wären wir miteinander fertig?“

„Mein Vater hat mich gebeten, ihm dreißig Tage meiner Zeit zu schenken, damit ich mich um diverse Angelegenheiten kümmere, während er krank ist. Dazu muss ich viel reisen. Sie können mich begleiten und für Ihren Exklusivbericht Material sammeln. Zuerst muss ich nach Washington, wo ich zu einem Essen mit Politikern eingeladen bin, die Ihnen vielleicht ganz nützlich sein könnten. Natürlich lernen Sie auch noch meine Familie kennen. Das Einzige, was ich verlange, ist, dass ich alles Material, was Sie veröffentlichen wollen, vorher absegne.“

Dreißig Tage?

Blitzschnell überschlug Kate ihre finanziellen Mittel und Jennifers Rechnungen. Wenn sie sparsam war, könnte sie so lange durchhalten. Doch was würde ihr dieser Coup nützen, wenn andere Medien ihr zuvorkamen? „Die Story könnte bis dahin schon längst gegessen sein. Das Ganze muss sich für mich ja auszahlen – es sollte meiner Karriere förderlich sein.“

Mist, das klang so geldgierig. Aber es nützte ja nichts, schließlich hatte sie Verpflichtungen ihrer Schwester gegenüber.

Duarte schaute sie zynisch an. „Sie wollen feilschen? Ganz schön dreist von Ihnen.“

„Lassen Sie mich doch verhaften. Ich schicke eine Story aus meiner Gefängniszelle. Darin beschreibe ich Ihre private Suite, Ihr Aftershave und den kleinen Leberfleck direkt über Ihrem Bauchnabel. Die Leute können dann die eigenen Schlüsse ziehen, und glauben Sie mir, es wird viele Leute geben, die so eine Geschichte anklicken.“

„Sie wollen tatsächlich andeuten, dass wir eine Affäre hatten? Und damit Ihre journalistische Integrität aufs Spiel setzen?“

Für ihre Schwester? Ihr blieb keine Wahl. „Ich arbeite für den Global-Intruder. Da ist es doch wohl offensichtlich, dass journalistische Integrität nicht meine oberste Priorität ist.“

In seinen Augen flackerte Respekt auf. „Sie verhandeln hart. Gut für Sie.“ Er richtete sich auf und überragte sie um fast fünfzehn Zentimeter. „Kommen wir also zum Geschäft. Am Ende des Monats wird auf dem Anwesen meines Vaters eine Hochzeit gefeiert. Wenn Sie während der nächsten dreißig Tage zu Ihrem Wort stehen, dürfen Sie Exklusivfotos von dem Ereignis machen. Die Bezahlung für diese Fotos sollte mehr als angemessen sein, um Ihre Bedürfnisse zu befriedigen.“

Eine Medina-Hochzeit? Wow!

Bevor sie laut Ja rufen konnte, fuhr Duarte fort: „Und um meinen guten Willen zu demonstrieren, dürfen Sie ein kurzes, persönliches Interview über unsere Verlobung veröffentlichen.“

„Und ich muss nur vorgeben, Ihre Verlobte zu sein?“ Das klang zu schön, um wahr zu sein.

„Natürlich ist es nur eine angebliche Verlobung. Ich möchte Sie ganz sicher nicht als meine echte Verlobte haben.“

„Sie meinen es tatsächlich ernst und wollen mich mit zu Ihrem Vater nehmen?“ Und ihr gestatten, Fotos von einer Familienhochzeit zu schießen.

„Ah, ich sehe schon die Dollarzeichen in Ihren hübschen Augen.“

„Natürlich will ich eine Story, schließlich muss ich, wie jeder andere Mensch auch – abgesehen von den Medinas vielleicht – meine Rechnungen bezahlen.“ Moment mal, er fand ihre Augen hübsch? „Welcher Journalist würde dazu schon Nein sagen. Aber wo ist der Haken? Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass jemand freiwillig eine Reporterin in seine Privatsphäre lässt. Schon gar nicht jemand, der so viele Geheimnisse hat wie Sie.“

„Nennen wir es einfach einen Präventivschlag. Bei Ihnen weiß ich, woran ich bin. Außerdem gewinne ich vier Wochen in Ihrer charmanten Begleitung.“

„Ich werde nicht mit Ihnen schlafen, um diese Exklusivstory zu bekommen“, platzte sie heraus.

Ihr Blick schoss zum Bett, während sie sich unwillkürlich vorstellte, wie sich zwei nackte Körper auf dem zerwühlten Laken wanden, während ein grünes Kleid und ein schwarzer Sportanzug auf dem Boden lagen.

Duarte lachte trocken. „Sie sind wirklich besessen davon, Sex mit mir zu haben. Erst denken Sie, ich halte Sie für eine Prostituierte. Dann glauben Sie, ich will Sie mit einer Story ködern, um Sie in mein Bett zu locken. Ehrlich, so verzweifelt bin ich nicht.“

Sie blinzelte, um die erregenden Fantasien zu verscheuchen. „Das ist nur alles so … bizarr.“

„Mein Leben ist weit entfernt davon, normal zu sein.“

„Ich soll also einfach das, was Sie mir anbieten, fraglos akzeptieren?“

„Es handelt sich um einen Monat Ihres Lebens, den Sie an der Seite eines Prinzen verbringen sollen, während ich mich um die Angelegenheiten meines Vaters kümmere. Unsere Familie hat ziemlich gute Kontakte, die Ihnen zukünftig bestimmt nützlich sein können.“

Er wusste wirklich, wie man eine Frau köderte. Auf viel zu vielen Ebenen. „Wenn wir nicht miteinander schlafen, was gewinnen Sie denn bei diesem Deal?“

„Ich gebe meinem Vater Frieden“, antwortete er. „Ich behalte die Kontrolle über mein Privatleben. Und drittens …“, er legte die Hand auf ihre Schulter, „… kontrolliere ich sämtliche Kameras. Sie bekommen keine Fotos, die ich nicht genehmigt habe. Und bevor Sie sich zu sehr freuen: Wenn wir zu meinem Vater fahren, erfahren Sie nicht, wo er lebt.“

Kate lachte nervös. „Wollen Sie mir eine Tüte über den Kopf stülpen, bevor Sie mich in eine Limousine schubsen?“

Er schüttelte nur den Kopf, während die Berührung seiner Finger ein kleines Feuerwerk der schönsten Empfindungen in ihr entzündete. „Es genügt wohl, wenn ich sage, dass Sie in ein Flugzeug steigen und dann auf einer privaten Insel landen, in einer Region, in der es wärmer ist als hier in Massachusetts.“ Er schob sich an ihr vorbei und ging durchs Zimmer.

„Sie bringen mich auf eine abgelegene Insel, damit Sie mich töten und meine Leiche ins Meer werfen können, weil ich Ihre Familiengeheimnisse aufgedeckt habe – was, nur mal nebenbei bemerkt, mein Job ist. War nicht persönlich gemeint.“

Wieder schüttelte er den Kopf. „Ihnen eine Tüte über den Kopf stülpen? Sie an die Haie verfüttern? Sie sind ganz schön blutrünstig.“ Er war vor ein Gemälde getreten, das er jetzt zur Seite schob. Dahinter verbarg sich ein Safe, der sich öffnete, nachdem Duarte eine Zahlenkombination eingegeben hatte. „Niemand wird hier irgendjemanden töten. Wir informieren die Öffentlichkeit sofort darüber, dass wir verlobt sind. Wenn Sie dann verschwinden, werden alle auf mich zeigen.“

„Wenn man Sie auf Ihrer ›warmen Insel‹ finden kann.“

„Dank Ihnen fürchte ich, dass man das Versteck meines Vaters ohnehin bald ausfindig macht.“ Er zog eine flache Samtschachtel nach der anderen aus dem Safe, jede von ihnen mit dem Schriftzug eines namhaften Juweliers versehen. „Eins noch. Wenn Sie gegen irgendeine meiner Vorgaben verstoßen, übergebe ich die Videoaufnahmen von Ihrem Einbruch in mein Anwesen den entsprechenden Stellen und verklage Sie. Da wird es Ihnen auch nichts nützen, dass Sie meine Verlobte waren. Alle Welt wird glauben, dass die Aufnahmen nach dem Ende unserer Beziehung gemacht wurden und dass Sie eine enttäuschte Frau auf dem Rachefeldzug sind.“

Seine Haltung und sein Gesichtsausdruck verrieten ihr, dass er es ernst meinte. „Sie wollen mich tatsächlich ins Gefängnis stecken?“

„Nur, wenn Sie mich verraten. Wenn Sie nicht bei den Großen mitspielen wollen, hätten Sie nicht auf meinen Balkon klettern dürfen. Sie können immer noch einfach gehen.“ Er nahm die kleinste Schachtel und öffnete sie. Zum Vorschein kam ein von Diamanten eingefasster Rubinring. „Die Verhandlungszeit ist vorbei. Entweder schlagen Sie ein, oder Sie lassen es.“

Sie betrachtete den Verlobungsring, der nicht protzig, sondern klassisch elegant und gerade deshalb perfekt aussah. Jennifer zuliebe würde sie dafür sorgen, dass die Sache funktionierte. Sie würde es für den Rest ihres Lebens bereuen, wenn sie nicht die Chance ergriff, für ihre Schwester auszusorgen.

Nachdem sie die Entscheidung getroffen hatte, streckte Kate die Hand aus. „Warum sollte ich Sie verraten, wenn wir doch offensichtlich zu einer beiderseitig zufriedenstellenden Vereinbarung gekommen sind?“

Konzentriert nahm Duarte den Ring aus der Schachtel und schob ihn Kate auf den Finger. Jetzt hatte er einen Monat Zeit, um Rache an ihr zu nehmen. Aber natürlich würde er sie nicht ins Meer werfen oder ihr anderen körperlichen Schaden zufügen.

Stattdessen hatte er vor, sie zu verführen. Er wollte diese Frau, und er hätte sie unter allen Umständen erobert. Doch sie hatten sich ja nicht unter normalen Umständen getroffen. Und das, was sie seiner Familie angetan hatte, konnte er ihr nicht vergessen. Die beste Art, weitere Artikel von ihr zu diskreditieren, war die, sie in die Rolle einer verbitterten Ex zu drängen.

Ein Monat sollte reichen, um an all seine Ziele zu kommen.

Er schloss seine Hand um ihre und meinte: „Jetzt, da wir verlobt sind, sollten wir uns duzen.“

Kate sah ein wenig benommen aus, nickte aber.

„Die Braut und der Bräutigam haben die Veranstaltung unten inzwischen wahrscheinlich verlassen, also werden wir ihnen nicht mehr die Schau stehlen, wenn wir zusammen auftauchen.“

„Zusammen? Heute Abend?“

„Innerhalb der nächsten Stunde. Ich habe dir doch gesagt, dass ich die Neuigkeiten schnell verbreiten möchte.“

„Das ist mehr als schnell.“ Sie rieb mit dem Fuß an dem Fußkettchen und verriet dadurch ihre Nervosität, die sich auf ihrem Gesicht nicht zeigte.

„Es ist nur zu deinem Besten, wenn wir uns sofort als Paar präsentieren.“ In dem Moment, als er das Wort „Paar“ aussprach, schossen ihr Vorstellungen von ihnen beiden nackt auf einem Bett durch den Sinn. „Vor allem, wenn du noch immer Angst hast, dass ich dich an die Fische verfüttere.“

„Na ja, okay, dann gibt es wohl keinen besseren Zeitpunkt als jetzt.“ Sie zupfte an ihrem Kleid und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf ihren Ausschnitt.

Er musste die Hände zu Fäusten ballen, weil er Kate so sehr begehrte. Normalerweise schätzte er Frauen nicht nur um ihrer Körper, sondern auch um ihres Verstandes willen. Aber diese Frau hatte Brüste, deren Anblick den stärksten Mann in die Knie zwingen konnte. Zu gern hätte er ihr das Kleid abgestreift und jede ihrer fantastischen Kurven genauer erkundet, mit den Händen, den Lippen …

Geduld. „Unten findet eine große Party statt, an der ziemlich viele wichtige Leute teilnehmen. Du kannst die Details deinem Chef erzählen. Versprochen. Fünfzehn Minuten auf der Party geben mir die Sicherheit, dass du zu dem Deal stehst. Und du brauchst nicht mehr zu fürchten, dass ich dich umbringe, ohne dass die Polizei hinter mir her ist.“

„In Ordnung, ich verstehe.“ Ihr helles Lachen war wie Musik in seinen Ohren. „Es geht nur alles ein bisschen schnell. Ich muss aufpassen, dass ich an alles denke. Und bevor wir uns in der Öffentlichkeit zeigen, muss ich noch mal telefonieren.“

„Mit deinem Herausgeber? Wohl nicht.“ Er zog sie näher und spürte die weichen Kurven ihrer Brüste am Oberkörper. „Ich muss erst sicher sein, dass du dich auf unseren Plan einlässt. Alles andere wäre zu riskant.“

Jetzt kehrte der Kampfgeist wieder zurück und vertrieb die Nervosität, die sie eben noch ausgestrahlt hatte. Das erregte ihn genauso wie ihre Pin-up-Girl-Kurven.

Kate schaute ihm direkt in die Augen. „Ich muss meine Schwester anrufen. Wir können das Telefon auf laut stellen, wenn du mir nicht traust, aber ich muss mit ihr sprechen. Das ist nicht verhandelbar. Wenn du das nicht willst, verschwinde ich und gebe mich mit einer Story über dein Muttermal zufrieden.“

Sie reichte ihm bis zur Nase. Jetzt nahm er den frischen Apfelduft ihres Shampoos wahr und sah den schnellen Pulsschlag an ihrem Hals. Er bräuchte nur mit den Händen über ihren Rücken zu fahren, schon könnte er ihren Po umfassen und sie zwischen seine Beine ziehen, um sie anschließend zu küssen. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er eine Frau das letzte Mal derart begehrt hatte.

„Und was ist mit dem Rest deiner Familie?“, wollte er wissen, während er ihre Hand fester umschloss.

„Nur meine Schwester“, sagte sie leise. Wachsam schaute sie ihn an, entzog sich ihm jedoch nicht. „Was ist mit deiner Familie?“

Würde er seinen Brüdern die Wahrheit sagen? Das würde er später entscheiden. „Sie werden informiert. Du könntest deine Schwester sofort anrufen, wenn wir unten unsere Verlobung verkündet haben.“

Kate schüttelte den Kopf, und dabei löste sich eine Haarsträhne und berührte ihre Wange, so wie er es gern getan hätte. „Ich möchte nicht riskieren, dass sie es zuerst von jemand anderem hört.“ Sie hob kampfbereit das Kinn. „Meine Schwester ist ein Kind im Körper einer Erwachsenen. Okay? Sie wäre verwirrt, wenn das durchsickert, bevor ich mit ihr gesprochen habe.“

Sie enthüllte das so offensichtlich gegen ihren Willen, dass Duarte fast ein schlechtes Gewissen bekam. Doch er erinnerte sich daran, dass Kate diejenige gewesen war, die ihn auf einem Foto identifiziert und den Aufenthaltsort seiner Familie bekannt gemacht hatte.

„Okay“, gab er nach und reichte ihr sein Handy. „Ruf deine Schwester an.“

Verdammt, sie war so heiß, und er wollte sie.

Das musste zwar noch warten, aber bevor der Abend vorbei war, würde er ihren Deal mit einem Kuss besiegeln.

In der Zwischenzeit konnte es nicht schaden, sie ein bisschen in Aufregung zu versetzen. „Erledige deinen Anruf schnell. Du hast Zeit, bis ich mich umgezogen habe.“

Langsam und mit eindeutiger Absicht löste er den Gürtel seines Karate-Anzugs.

Kate hätte sich fast verschluckt. „Äh, soll ich in den Flur gehen?“

„Du hast doch versprochen, das Telefon auf laut zu stellen, schon vergessen?“ Duarte drehte ihr den Rücken zu und ging zum Schrank.

Die Jacke glitt von seinen Schultern. Gütiger Himmel!

Er hängte die schwarze Seidenjacke über eine der offenen Schranktüren, wobei sie das Spiel seiner Rückenmuskulatur betrachten konnte.

Atme! befahl Kate sich. Du meine Güte, dieser Mann war ein Augenschmaus. All diese Muskeln, die sie schon gespürt hatte, als sie auf dem Balkon von ihm aufgefangen worden war.

Wie weit würde er diese kleine Vorführung wohl noch treiben? Mit den Augen einer Fotografin musterte sie den perfekten Körper. Aber sie war auch nur eine Frau. Als sie merkte, dass sie das Handy fest umklammerte, erinnerte sie sich wieder daran, warum sie hergekommen war. Jennifer glücklich und sicher zu wissen blieb oberste Priorität.

Sie gab die Nummer ihrer Schwester ein und stellte auf laut. Es gab keinen Grund, warum Duarte nicht mithören sollte.

„Hallo?“ Jennifer antwortete zögernd und verwirrt. „Wer ist da?“

„Jennifer? Ich bin’s, Katie. Ich rufe vom Handy eines, äh, Freundes an.“ Ihr Blick schweifte wieder zu Duarte, dessen Hose tief auf den schmalen Hüften saß. „Ich habe ein paar wichtige Neuigkeiten für dich.“

„Kommst du mich besuchen?“ Sie stellte sich Jennifer in ihrem Pyjama vor, wie sie mit ihren Mitbewohnern der erstklassigen Einrichtung in Boston saß und Popcorn aß.

„Heute Abend nicht, Liebes.“ Sie hatte schließlich eine Verabredung mit einem echten Prinzen. Das Ganze war so absurd, dass sie fast in hysterisches Gelächter ausgebrochen wäre.

„Wann dann?“

Das hing von einem gewissen sexy Prinzen ab, der gerade dabei war, sich auszuziehen … „Ich weiß nicht, Jennifer, aber so bald wie möglich.“

Duarte holte einen Smoking aus dem Schrank und hängte ihn an die Tür. Dabei erhaschte Kate im Spiegel einen Blick auf seine Brust.

„Katie?“ Jennifers Stimme durchbrach ihre andächtige Bewunderung. „Was sind das für Neuigkeiten?“

„Oh, ja …“ Sie rang nach Atem. „Ich bin verlobt.“

„Du willst heiraten?“, rief Jennifer begeistert. „Wann?“

Kate zuckte zusammen und entschied sich dafür, diese Frage misszuverstehen. „Er hat mir heute Abend den Ring geschenkt.“

„Und du hast Ja gesagt.“ Ihre Schwester quietschte vor Freude. „Wer ist es?“

Die zweite Frage konnte sie immerhin ehrlich beantworten. „Jemand, den ich durch die Arbeit getroffen habe. Er heißt Duarte.“

„Duarte? Das ist ja ein merkwürdiger Name. Den hab ich noch nie gehört. Kann ich ihn Artie nennen?“

Der Blick, den Duarte ihr über die Schulter zuwarf, sprach Bände.

„Artie ist ein netter Name, aber ich glaube, er mag Duarte lieber.“

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er sich wieder zum Schrank umdrehte. Er schob die Daumen in das Bündchen der schwarzen Sporthose, und Kate stockte der Atem. Selbst wenn sie es gewollt hätte, nichts und niemand hätte sie jetzt dazu bewegen können, den Blick abzuwenden. Das war so dumm. So falsch. Doch er war so anziehend in seiner arroganten Selbstsicherheit.

Dann bemerkte sie, dass er sie im Spiegel beobachtete. Seine Augen waren dunkel und verrieten nichts von seinen Gefühlen.

Das Schweigen zwischen ihnen wurde quälend lang, während er dastand und die Daumen noch immer im Bund hielt.

Abrupt wirbelte Kate herum, um sich auf das Telefonat statt auf den Mann zu konzentrieren. „Wahrscheinlich steht bald was in den Zeitungen, deshalb rufe ich dich an. Duarte ist ein waschechter Prinz.“

Mist, es ärgerte sie, das sagen zu müssen.

Im Hintergrund hörte sie das Rascheln des Stoffes.

„Ein Prinz? Wie im Märchen?“, rief Jennifer verzückt. „Cool. Das muss ich sofort meinen Freunden erzählen.“

Was würden all diese Freunde denken und sagen, wenn sie hörten, um welchen Prinzen es sich handelte? Würden die Leute versuchen, über Jennifer an Duarte heranzukommen? Erst jetzt wurde Kate die ganze Tragweite ihrer Entscheidung bewusst. „Schätzchen, bitte versprich mir, wenn Leute dir Fragen stellen, dass du ihnen dann sagst, sie sollen deine Schwester fragen, okay?“

Jennifer zögerte. „Oh … Na gut.“

„Ich melde mich morgen früh bei dir. Versprochen.“ Und ihre Versprechen an Jennifer hielt sie immer.

„Okay, ich sag kein Wort. Hab dich lieb, Katie.“

„Ich dich auch, Jennifer.“

Die Verbindung war beendet, und Kate fragte sich, ob sie das Richtige getan hatte. Doch letztendlich ging es darum, dass sie für ihre Schwester sorgen musste, und im Augenblick waren ihre Möglichkeiten sehr begrenzt. Die Aussicht auf diese Hochzeitsfotos lockte sie. Handelte es sich um einen von Duartes Brüdern? Ein unbekannter Cousin? Vielleicht sogar sein Vater?

Hinter ihr klapperte ein Bügel, und sie widerstand der Versuchung, sich umzudrehen. Gleichzeitig verfluchte sie ausnahmsweise einmal ihre künstlerische Vorstellungskraft, die Bilder von langen, muskulösen Beinen, die sich in die maßgeschneiderte Hose schoben, heraufbeschwor. Nachdem sie einen Reißverschluss hatte schließen hören, entschied sie, dass es sicher war, einen Blick zu riskieren.

Dadurch geriet jedoch Duartes Oberkörper wieder in ihr Blickfeld. Er zog sich gerade ein Unterhemd an, und als sie seinen Kopf wieder sah, schaute sie ihm in die Augen und entdeckte … Verlangen.

Duarte war genauso erregt wie sie, was sie angesichts ihres hässlichen Kleides schon wunderte, ihr aber auch schmeichelte.

„Wir müssen über meine Schwester reden“, sagte sie schnell.

„Rede!“

Duarte trieb es ein bisschen weit mit seinem Prinzen-Gehabe, aber sie war gerade nicht in der Stimmung, jetzt darüber zu diskutieren. Es gab Wichtigeres zu besprechen.

„Ich habe dir vorhin ja schon gesagt, wie es um meine Schwester bestellt ist. Jetzt, nachdem du sie gehört hast, verstehst du sicher, was ich gemeint habe.“

„Ich habe zwei Schwestern gehört, die sich sehr nahestehen“, erwiderte er und ging zu den Schmuckkästen, die neben dem Safe lagen. Er öffnete einen davon und nahm goldene Manschettenknöpfe heraus. „Du hast gesagt, sonst müsstest du niemanden anrufen. Was ist mit dem Rest deiner Familie passiert?“

Sie beobachtete ihn, wie er geschickt die Knöpfe schloss, erneut erstaunt darüber, dass sie einem Fremden beim Anziehen zusah. „Unsere Mutter ist bei Jennifers Geburt gestorben.“

„Das tut mir leid“, sagte er mit ehrlichem Mitgefühl.

Kate entspannte sich ein wenig. „Ich wünschte, ich könnte mich besser an sie erinnern, um Jennifer von ihr zu erzählen. Ich war sieben, als unsere Mutter gestorben ist.“ Jennifer war jetzt zwanzig. „Wir haben nur ein paar Fotos und Videos von ihr.“

Duarte nickte. „Hatte der Tod deiner Mutter etwas mit der Behinderung deiner Schwester zu tun?“

Normalerweise redete sie nicht gern darüber und fand auch nicht, dass es irgendjemanden etwas anging, aber wenn sie einen Monat lang mit diesem Mann zusammen verbringen wollte, musste er begreifen, dass Jennifer für sie immer an erster Stelle stand. „Unsere Mom hatte ein Aneurysma während der Geburt. Die Ärzte haben Jennifer so schnell wie möglich geholt, aber sie musste zu lange ohne Sauerstoff auskommen. Dadurch ist sie zwar körperlich gesund, geistig aber ein wenig zurückgeblieben.“

„Wie alt ist deine Schwester?“

„Sie ist eine Achtjährige im Körper einer Zwanzigjährigen.“

„Und wo ist dein Vater?“

Traurigerweise noch nicht in der Hölle. „Nicht zugegen.“

„Was heißt das?“

„Er gehört nicht zu unserem Leben.“ Und das würde er auch nie wieder, wenn es nach ihr ging. Mit diesem egoistischen Mistkerl wollte sie nichts mehr zu tun haben. „Er hat sich aus dem Staub gemacht, kaum dass Jennifer achtzehn war. Wenn du mehr wissen willst, musst du einen Privatdetektiv anheuern.“

„Du hast dich bereit erklärt, für Jennifer die Vormundschaft zu übernehmen.“ Er zog die Smokingjacke vom Bügel. „Kein Gesetz verlangt, dass du diese Verantwortung tragen musst.“

„So, wie du das sagst, klingt es, als wäre sie eine Last“, entgegnete sie aufbrausend. „Sie ist meine Schwester, und ich liebe sie. Deine Familie mag sich nicht nahestehen, aber wir tun es. Wenn du ihr irgendetwas antust, dann …“

„Halt, stopp. Niemand will deiner Schwester etwas tun. Ich werde veranlassen, dass sie rund um die Uhr beschützt wird, damit niemand ihr zu nahe kommt.“

Wie erstaunlich, dass er sich mit ihrer Familie solche Mühe geben wollte. Kate entspannte sich wieder ein wenig. „Und du lässt nicht zu, dass deine Sicherheitsleute sie erschrecken?“

„Das sind Profis, sie achten die Persönlichkeit desjenigen, den sie beschützen sollen.“

„Danke“, sagte sie leise und verschränkte ihre Hände, um der Versuchung zu widerstehen, die glänzenden Revers glatt zu streichen. Solch uneingeschränktes Verständnis hatte sie von ihm nicht erwartet.

„Dreh dich um!“, befahl er mit geradezu hypnotisierender Stimme, und ohne nachzudenken, gehorchte sie.

Seine Hand streifte ihren Nacken, und sofort verspürte sie ein köstliches Kribbeln auf der Haut. Was tat er da? Verflixt, was tat sie hier?

Etwas Kühles glitt über ihre erhitzte Haut, kalt und metallisch. Ihre Finger berührten seine Finger …

Schmuck. Kate schnappte nach Luft.

Duarte umfasste ihre Schultern und schob Kate zum Spiegel, wo sich ihre Blicke trafen. Diamanten funkelten an ihrem Hals, so viele, dass sie mit Sicherheit jahrelang für Jennifer sorgen könnte.

„Steh still, dann befestige ich die passenden Ohrringe.“ Sie baumelten von seinen Fingerspitzen, so wie vorhin ihre Ohrringe mit den eingebauten Miniaturkameras. Nur dass diese hier weitaus mehr wert waren.

Was war, wenn sie einen verlor? „Kann ich nicht lieber meine wiederhaben?“

„Ich denke nicht.“ Mühelos befestigte er die Ohrringe. Wie ein Wasserfall perlten die kleineren Diamanten fast bis auf ihre Schultern. „Ich schicke jemanden, damit er deine Schuhe holt, und dann können wir gehen.“

Duarte bot ihr seinen Arm. „Es wird Zeit, der Welt meine Verlobte vorzustellen.“

3. KAPITEL

Nie im Leben hätte Duarte gedacht, dass er an diesem Abend der High Society von Martha’s Vineyard seine Verlobte vorstellen würde. Auch wenn das Brautpaar die Feier schon verlassen hatte, würde bis weit in die Nacht die Band weiterspielen, der Champagner fließen, und man würde Kontakte knüpfen.

Wenn er Kate jetzt in einen Ballsaal voller Menschen geleitete, stellte er sicher, dass sie nicht einfach wieder verschwinden konnte. Wer einmal zusammen mit einem Medina ins Rampenlicht geraten war, blieb auch dort.

Kate stand neben ihm im Fahrstuhl, und als der Knopf für das Erdgeschoss aufleuchtete, steckte Duarte sein iPhone zurück in die Tasche. Er hatte gerade seinen Sicherheitschef gebeten, Bodyguards zu Jennifer Harper zu schicken. Nach der Ankündigung der Verlobung würde er sich eingehender darum kümmern.

Die sich öffnenden Türen gaben den Blick frei auf das Foyer. Bei diesem Teil des Resorts handelte es sich noch um das hundertjährige Originalgebäude, während der angrenzende Ballsaal – aus dem Musik und das Stimmengewirr von mehreren Hundert Gästen zu hören waren – neu gebaut worden war, um größere Veranstaltungen beherbergen zu können. Dieses Resort war das Erste gewesen, das Duarte erworben hatte, nachdem er die Insel seines Vaters verlassen hatte, mit dem erklärten Ziel, auf eigenen Füßen stehen zu wollen.

Den Großteil seiner Zeit verbrachte er hier auf Martha’s Vineyard, doch da er inzwischen Immobilien in ganz Amerika besaß, reiste er häufig, was ganz erheblich dazu beigetragen hatte, dass er unerkannt geblieben war. Seine Resorts trugen keinen einheitlichen Namen, sondern jedes Einzelne war ein eigenständiges Unternehmen. Duarte selbst hatte keinerlei Ambitionen, ein eigenes Heim zu besitzen – das war ihm schon vor langer Zeit geraubt worden. Von daher war es für ihn kein Problem, von Hotel zu Hotel zu ziehen.

Kates Hand lag auf seinem Arm, und einmal mehr sehnte er sich danach, ihre Berührung auf seiner nackten Haut zu spüren. Sein Körper war noch immer im Ausnahmezustand, weil sie ihn vorhin, als er...

Autor

Katherine Garbera
<p>USA-Today-Bestsellerautorin Katherine Garbera hat schon mehr als neunzig Romane geschrieben. Von Büchern bekommt sie einfach nicht genug: ihre zweitliebste Tätigkeit nach dem Schreiben ist das Lesen. Katherine lebt mit ihrem Mann, ihren Kindern und ihrem verwöhnten Dackel in England.</p>
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Raye Morgan
Raye Morgan wuchs in so unterschiedlichen Ländern wie Holland, Guam und Kalifornien auf und verbrachte später einige Jahre in Washington, D.C. Jetzt lebt sie mit ihrem Mann, der Geologe und Informatiker ist, und zwei ihrer vier Söhne in Los Angeles. „Die beiden Jungen zu Hause halten mich immer auf dem...
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