Muss es ein Traum bleiben?

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Bittersüße Tage der jungen Liebe erlebt Katrina auf Teneriffa. An der Seite des einflussreichen Unternehmers Axel Jerez sieht sie die idyllische Insel mit ganz anderen Augen. Jeder Kuss von ihm lässt ihr Herz schneller schlagen - trotzdem muss sie stark bleiben: Axel scheint verheiratet zu sein!


  • Erscheinungstag 28.07.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733758417
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Wenn Sie hier bitte warten würden, Señorita. Señor Jerez wird Sie sofort empfangen.“

„Vielen Dank.“

Katrina nickte höflich und lächelte dem Dienstmädchen zu, das wieder in der prachtvollen Villa verschwand. Dann trat sie an den Rand der weitläufigen Terrasse, die einen atemberaubenden Blick auf das tiefblaue Meer bot. An die Brüstung gelehnt, atmete Katrina die klare Morgenluft ein, genoss die sanften, warmen Sonnenstrahlen auf der Haut und die laue Brise, die zärtlich mit ihrem langen roten Haar spielte.

Das also war Teneriffa. Das Paradies auf Erden!

Komisch, dachte Katrina, dass ich gerade hier, auf dieser himmlischen Insel, eine Verabredung mit dem Teufel habe!

Plötzlich spürte sie, wie sich hinter ihr etwas bewegte. Ob das schon Axel Jerez war? Sie hatte eigentlich erwartet, dass er sie warten lassen würde.

Neugierig drehte sie sich um. Der Mann, der vor ihr stand, war zweifellos Axel Jerez. Obwohl Katrina ihm zum ersten Mal begegnete, erkannte sie ihn instinktiv. Als ihr Blick auf sein Gesicht fiel, erschauerte sie leicht.

„Welch unerwarteter Gast!“, sagte er. „Dennoch, willkommen in meinem Haus. Ich bin Axel Jerez.“

Er trat auf Katrina zu und streckte ihr die Hand entgegen. Seine Lippen umspielte ein leises, unergründliches Lächeln. Als sich ihre Blicke trafen, war Katrina wie gebannt von der gewaltigen Kraft und Faszination, die von diesem Mann ausging.

Axel Jerez war noch größer, als sie erwartet hatte. Er besaß einen durchtrainierten Körper, breite, muskulöse Schultern und eine athletische Brust. Seine leichte Sommerkleidung ließ deutlich erkennen, dass er über eine beeindruckende Figur verfügte.

Aber nicht seine körperlichen Vorzüge hatten Katrina für kurze Zeit unbeweglich verharren lassen, sondern die unglaubliche Faszination, die von seinem Gesicht ausging. Seine arroganten, sonnengebräunten Züge ließen keinen Zweifel über den Charakter ihres Trägers aufkommen: Axel Jerez war unerbittlich, leidenschaftlich und rätselhaft.

Sein Haar war tiefschwarz, doch noch schwärzer wirkten seine Augen. Sie erinnerten Katrina an zwei geheimnisvolle, unergründliche Seen und riefen ein unangenehmes Gefühl in ihr hervor. In diesen Augen lag etwas Bedrohliches!

Irene hat recht, dachte Katrina unwillkürlich. Jetzt verstand sie, warum ihre Schwester Axel Jerez den Namen el diablo, der Teufel, gegeben hatte!

Da sie ihre Fassung wieder gefunden hatte, streckte Katrina ihm die Hand entgegen. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Katrina MacGregor, Irenes Schwester.“

Sein kühler, fester Händedruck übte eine ungeahnte körperliche Wirkung auf Katrina aus. Wie elektrisiert zog sie die Hand zurück. Erneut umspielte dieses unergründliche Lächeln seine vollen, sinnlichen Lippen. „Wollen wir nicht Platz nehmen?“ Axel deutete auf einige Korbsessel, die um einen niedrigen Tisch arrangiert waren. „Das wäre bedeutend bequemer, als hier herumzustehen.“ Ohne ihre Zustimmung abzuwarten, führte er sie zu der Sitzgruppe. „Ich habe dem Hausmädchen aufgetragen, uns etwas zu trinken zu bringen“, fügte er hinzu.

Katrina folgte Axel Jerez und beobachtete ihn dabei aufmerksam. Er strahlte die Selbstsicherheit und Arroganz des ewigen Gewinners aus. Axel Jerez war ein Mann, der alles unter Kontrolle hatte: sein Leben, seine Umgebung und jedes Lebewesen, das versehentlich seinen Weg kreuzte.

Nun, dann wird er eben eine Überraschung erleben, ging es Katrina durch den Kopf. Ich werde bestimmt nicht nach seiner Pfeife tanzen!

Axel wartete höflich, bis Katrina Platz genommen hatte. Dann setzte er sich ebenfalls auf einen der Sessel, die ihr gegenüberstanden.

„Und was führt Sie nach Teneriffa?“, fragte er. Axel lehnte sich zurück und beobachtete Katrina aufmerksam mit seinen unergründlich blickenden Augen. „Machen Sie hier Ferien?“

Katrina befeuchtete die Lippen, bevor sie seine Frage beantwortete. Obwohl er sie so beiläufig gestellt hatte, war ihr sein feindseliger Blick nicht verborgen geblieben. Er versuchte zwar, höflich zu sein, war über ihren Besuch jedoch offensichtlich nicht sehr erfreut. „Nein, ich bin geschäftlich hier“, antwortete sie. Katrina schlug die langen Beine übereinander und strich ihren kurzen Rock glatt. „Ich habe hier beruflich zu tun. Aber da ich nun schon einmal hier bin …“ Sie verstummte und verspürte leichte Traurigkeit, als sie an die andere, persönlichere Aufgabe dachte, die sie hier erwartete. „Aber da ich nun schon einmal hier bin“, fuhr sie fort, „möchte ich auch etwas für Irene tun.“

„Irene.“

Er sprach den Namen ihrer Schwester aus, als wäre er etwas Unanständiges. Doch nach allem, was Irene ihr über Axel Jerez erzählt hatte, war Katrina keineswegs überrascht. Plötzlich war sie froh darüber, dass der Zufall sie nach Teneriffa geführt hatte und ihrer Schwester dadurch die Unannehmlichkeit erspart blieb, selbst hierher zurückkehren zu müssen. Denn offensichtlich hatte ihre Schwester recht gehabt: Axel Jerez schien Irene zu hassen.

Axel ließ Katrina nicht aus den Augen. Seine dunklen Hände, die er über der Brust verschränkt hielt, bildeten einen scharfen Kontrast zu seinem hellen Sommerhemd. „Ich dachte mir schon“, fuhr er eisig fort, „dass Ihr plötzliches Auftauchen etwas mit Irene zu tun hat.“

„Mit Irene und Jaime.“ Katrina hielt seinem Blick stand und ignorierte Axels scharfen Unterton. „Ich spreche von Jaime, Ihrem Bruder“, fügte sie hinzu.

„Ich nahm an, dass Sie von meinem Bruder sprechen.“ Ein amüsiertes und unerwartet charmantes Lächeln huschte über seine Lippen. Doch es verschwand so schnell, wie es erschienen war. Seine Augen wurden wieder schmal. „Es würde mich allerdings nicht wundern, wenn Ihre Schwester noch andere Jaimes zu ihrem Bekanntenkreis zählte.“

Das war eine gemeine Bemerkung! Katrina verlor allmählich die Geduld. „Nein“, erwiderte sie scharf und richtete sich in ihrem Sessel auf, „meine Schwester war nur mit einem Jaime befreundet.“

Einen Moment lang blickten sie sich über den Tisch hinweg starr und feindselig an. Jetzt fühlte sich Katrina nur noch mehr darin bestärkt, das Versprechen zu erfüllen, das sie ihrer Schwester gegeben hatte. Sie wollte das Unrecht wieder gutmachen, das Jaime Irene angetan hatte! Selbst auf das Risiko hin, sich einen erbitterten Kampf mit Axel Jerez liefern zu müssen. Und dieser Kampf war offensichtlich unausweichlich!

In diesem Augenblick kehrte das Hausmädchen zurück. „Unsere Drinks“, bemerkte Axel und ließ seinen Gast keine Sekunde aus den Augen, während die gut aussehende Frau in mittleren Jahren, die Katrina kurz zuvor hereingebeten hatte, einen Krug mit Saft und Gläsern auf der Glasplatte des Tisches abstellte.

„Ich hoffe, Sie mögen Granatapfelsaft?“, fügte Axel hinzu. „Pilar kann Ihnen sonst auch gern etwas anderes bringen.“

Der unerwartete Charme, mit dem er ihr das anbot, traf Katrina so überraschend, dass sie Axel unwillkürlich anlächelte. „Ich habe ihn noch nie probiert, bin aber sicher, dass er mir schmecken wird“, meinte sie. „Granatäpfel mag ich ausgesprochen gern.“

„Gut.“ Axel nickte dem Hausmädchen zu, das ihre Gläser mit dem hellroten Getränk füllte. „Pilar macht übrigens den besten Granatapfelsaft der Welt!“

Die Frau lächelte, und Axel sagte zu ihr gewandt: „Das ist im Moment alles, gracias.“ Dann fügte er im selben warmen Tonfall noch etwas auf Spanisch hinzu.

Katrina beobachtete Axel durch ihre langen Wimpern hindurch. Verwirrt musste sie sich eingestehen, dass sie ihren Gegner falsch eingeschätzt hatte. Irene hatte ihn ihr als Scheusal beschrieben, als einen Teufel. Und Katrina konnte die Gefühle ihrer Schwester gut verstehen. Doch auf die charmante Seite dieses rätselhaften Mannes, die er wie auf Knopfdruck hervorkehren konnte, war sie nicht gefasst gewesen.

Ich hätte es wissen müssen, dachte Katrina. Schließlich ist es ja der Charme, der den Teufel so gefährlich macht!

„Wissen Sie eigentlich, dass Sie nicht die geringste Ähnlichkeit mit Ihrer Schwester haben?“

Axel Jerez sah sie unverwandt an, und dieser Blick aus seinen faszinierenden Augen brachte Katrina für kurze Zeit aus dem Gleichgewicht. Rasch griff sie nach ihrem Glas, um weiteren Blickkontakt zu vermeiden. „Ich weiß“, erwiderte sie und trank hastig einen Schluck.

„Sie entsprechen viel eher dem Bild der typischen Schottin, mit Ihrem feuerroten Haar, den Sommersprossen und diesen unglaublich grünen Augen. Sie sehen aus, als wären Sie soeben einer dieser schottischen Heidelandschaften entstiegen.“

„Nun, das bin ich nicht. Ich lebe mitten in Edinburgh.“

Wieder blitzte dieses amüsierte Lächeln in seinen Augen auf, und um seinen Mund zuckte es leicht. „Es war als Kompliment gemeint“, erläuterte er. „Ich habe nämlich eine Schwäche für schottische Heidelandschaften. Und für Rothaarige.“

„Wie interessant.“ Katrina trank schnell noch einen Schluck und wurde unwillkürlich rot, worüber sie sich maßlos ärgerte. Um das Gespräch in unverfänglichere Bahnen zu lenken, fügte sie hinzu: „Das rote Haar habe ich von meinem Vater geerbt, während Irene eher unserer dunkelhaarigen Mutter nachschlägt.“

Axel sah sie interessiert an, und das Katrina bereits vertraute Lächeln erschien wieder. „Wenn Sie Ihrem Vater nachschlagen, muss er ein sehr attraktiver Mann sein.“

„Das ist er vermutlich auch.“ Katrina fühlte, wie sie erneut errötete, und trank rasch einen weiteren Schluck.

„Der Granatapfelsaft scheint Ihnen zu schmecken“, bemerkte Axel mit einem Blick auf ihr Glas, das sie fest umklammert hielt. „Sie haben das Glas schon fast geleert.“

Katrina spürte, dass sie wieder verlegen wurde. Doch weshalb war sie nur so nervös? Ich bin nicht nervös, beruhigte sie sich selbst, nur unsicher, und etwas hilflos. Er ist so völlig anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte!

Bedachtsam stellte sie ihr Glas ab. „Ja“, antwortete sie, „der Saft schmeckt mir ausgezeichnet.“ Die Röte war von ihren Wangen verschwunden, ihr Blick wieder fest. Katrina lehnte sich zurück. Sie hatte die Fassung wieder gefunden. „Sehr erfrischend an einem heißen Tag wie heute.“

„Ja, es ist wirklich sehr heiß. Ich vermute, in Edinburgh sind Sie ein anderes Klima gewohnt.“

„Das stimmt!“ Katrina lächelte gezwungen. Es war wundervoll gewesen, gestern Abend bei Temperaturen aus dem Flugzeug zu steigen, die das Thermometer in Edinburgh nicht einmal zur Mittagszeit erreicht. „Selbst im Hochsommer kann man das Klima dort nicht gerade als tropisch bezeichnen.“

„Ja, das stimmt in der Tat.“ Er beobachtete sie aufmerksam mit seinen dunklen Augen, deren Blick Katrinas rote Haarpracht zu liebkosen schien, die ihr weit über den Rücken fiel. Er ließ den durchdringenden Blick weiter zu ihrer wohlgeformten Nase und ihren weichen, vollen Lippen gleiten. Katrina brachte es gerade noch fertig, nicht zu erröten.

Er ist ein Frauenheld, dachte sie, ein richtiger Don Juan. Er weiß, wie man Frauen erröten lässt!

Dieser Gedanke übte seltsamerweise eine beruhigende Wirkung auf sie aus. Sie fühlte sich allmählich wieder sicherer. Katrina zählte nicht zu den Frauen, die sich von Casanovas beeindrucken ließen. „Und was treiben Sie so im ganz und gar nicht tropischen Edinburgh?“ Axel stützte das Kinn auf seine Fingerspitzen. „Gehen Sie, im Gegensatz zu Ihrer Schwester, auch einem Beruf nach?“

Wieder eine dieser bösartigen Sticheleien gegen Irene! Katrina fühlte erneut Zorn in sich aufsteigen. „Wäre Ihr Bruder nicht gewesen“, fuhr sie Axel an, „würde meine Schwester ganz bestimmt einem Beruf nachgehen! Und genau aus diesem Grund bin ich hier.“

„Alles zu seiner Zeit.“ Abwehrend hob er die Hand. „Zuerst will ich wissen, mit wem ich es eigentlich zu tun habe.“ Sein Tonfall war sanft, doch sein Blick schien unerbittlich. „Wir haben noch genügend Zeit, uns mit anderen Dingen zu befassen.“

Katrina hätte darauf bestehen können, sofort das Thema zu wechseln. Doch das wäre reine Zeitverschwendung gewesen. Sein Charme war spurlos verschwunden, wie Schnee in der Sonne geschmolzen. Nun stand sein eiserner Wille wie eine Wand zwischen ihnen. Es hatte keinen Sinn, darauf zu bestehen, über Irene zu sprechen.

Sie lehnte sich zurück und bemühte sich, seinem Blick standzuhalten. Warum sollte sie sich auf einen Kampf einlassen? Sie hatte Zeit. Kämpfen konnte sie später immer noch!

„Ich arbeite beim Fernsehen“, sagte sie. „Als Redakteurin.“

„Beim staatlichen Fernsehen?“

„Nein, bei einem Privatsender. Ich bin schon seit ein paar Jahren dort.“

„Das klingt interessant.“

„Es ist interessant.“ Katrina nickte. Sie liebte ihren Beruf.

„Und was führt Sie nun nach Teneriffa?“ Er nahm die langen, schlanken Finger vom Kinn und umfasste die Armlehnen. „Sie erwähnten, dass Sie aus beruflichen Gründen hierher gekommen sind.“

„Das ist richtig.“ Sie zögerte, denn sie wusste nicht, wie viel sie ihm erzählen sollte. Doch schließlich kam sie zu dem Schluss, dass es nicht schaden könne, und sagte: „Wir drehen zurzeit eine Serie über Schotten, die im Ausland leben. Ich treffe mich hier mit einem Landsmann, den es nach Teneriffa verschlagen hat.“

„Aha.“ Er schien nicht sonderlich interessiert zu sein. Stattdessen fragte er: „Und was hat Sie dazu bewegt, Redakteurin zu werden? Sie würden sich bestimmt auch vor der Kamera sehr gut machen.“

Es war wieder eines dieser Komplimente, die er so gekonnt einsetzte. Er wollte ihr schmeicheln und sie erröten lassen.

Doch diesmal erreichte er sein Ziel nicht. „Es interessiert mich mehr, hinter der Kamera zu arbeiten. Der vergängliche Ruhm eines Bildschirmstars reizt mich nicht.“

„Wie schade! Ein echter Verlust für das Fernsehpublikum. Wenn ich Ihr Vorgesetzter wäre, würde ich darauf bestehen, Probeaufnahmen mit Ihnen zu machen.“

„Mein Chef wollte das auch, ich habe aber abgelehnt.“

„Ich würde Ihr Nein einfach nicht akzeptieren.“

„Es würde Ihnen aber nichts anderes übrig bleiben.“

Während sie das sagte, spürte Katrina ein Prickeln auf der Haut. Axel sah sie so direkt an, dass sie das Gefühl hatte, er berühre sie. Seine dunklen Augen funkelten warnend und herausfordernd. Mir kann man nicht so leicht widerstehen, schienen sie zu signalisieren. Mach dir doch nichts vor!

Katrina hatte das Gefühl, sich wehren zu müssen. „Es tut mir leid, aber Sie wären bestimmt nicht erfolgreicher als mein Chef.“

Axel lächelte kühl. „Ich bin mir sicher“, meinte er arrogant, „dass ich Sie vom Gegenteil überzeugen könnte, wenn es darauf ankäme.“ Sie sah ihn an und spürte die erbarmungslose Kraft, die von diesem Mann ausging. Einen Augenblick fühlte Katrina sich niedergeschlagen. Sie hatte gewusst, dass sie es mit einem harten Gegner zu tun haben würde. Irene hatte sie bereits gewarnt. Doch nun fragte sie sich, ob sie das Versprechen, das sie ihrer Schwester und auch sich selbst gegeben hatte, wohl jemals einlösen würde. Eines war ihr jedenfalls bewusst: Es würde bestimmt nicht ohne Kampf abgehen!

Ein Kräftemessen zwischen ihr und Axel Jerez war unvermeidlich. Sie schüttelte die lästigen Gedanken ab.

„Ich bin einfach nicht daran interessiert, Probeaufnahmen zu machen. Nicht jeder will im Rampenlicht stehen.“

„So wie ich, meinen Sie.“

Genau das hatte sie gedacht, obwohl Katrina niemals so unhöflich gewesen wäre, ihren Gedanken auch laut auszusprechen. Es verwirrte sie, wie gekonnt er ihre Anspielung aufgegriffen und sie ihr lächelnd wieder zugespielt hatte.

Obwohl es wahrscheinlich ein Fehler war, fügte sie hastig hinzu: „Irene hat mir bereits erzählt, wie sehr Sie im Zentrum des Medieninteresses stehen und wie sehr Sie …“

„… danach lechzen“, beendete er den Satz für sie. „Ich vermute, dass Ihre Schwester sich so ausgedrückt hat. Stimmt’s?“

Das konnte Katrina nicht bestreiten. Obwohl sie eigentlich die unverfängliche Formulierung „ihn genießen“, hatte verwenden wollen, waren „danach lechzen“ genau die Worte, die Irene gebraucht hatte!

Axel lachte kurz und herablassend. „Glauben Sie wirklich, dass meine gelegentlichen Auftritte im spanischen Fernsehen Ausdruck meiner Gier nach Glanz und Ruhm sind?“, fragte er. „Wenn mein Ego auf solche Streicheleinheiten angewiesen wäre, wäre es wohl schlimm um mich bestellt.“

Katrina verzog das Gesicht. Sie spürte irgendwie, dass er die Wahrheit sagte. Das Ego eines Axel Jerez war auf solche Nebensächlichkeiten nicht angewiesen. Es war so stark und ausgeprägt, dass es sich wahrscheinlich durchaus selbst genügte.

In die Enge getrieben, fragte sie: „Aber sie treten gern im Fernsehen auf?“

„Ob ich es mag oder nicht, ist gleichgültig, ich tue es gelegentlich. Ab und zu wollen die Medienleute meine Meinung zu bestimmten Fragen wissen.“

„Geht es dabei um Fragen, die mit Ihren Geschäften zu tun haben? Mit Ihrer Hotelkette etwa, oder mit Ihrer neuen Airline?“

„Selbstverständlich bin ich nicht an Interviews über mein Privatleben interessiert.“ Er unterbrach sich und lächelte grimmig und humorlos. „Ich beantworte ausschließlich Fragen, die meine Geschäfte betreffen.“

Sein Gesichtsausdruck wurde wieder weicher. „Über letztere sind Sie offensichtlich recht gut informiert.“ Er lächelte anerkennend. „Sie haben Ihre Hausaufgaben brav gemacht.“

„Das ist eine Berufskrankheit.“ Katrina erwiderte sein Lächeln. „Wie Sie weiß auch ich gern, mit wem ich es zu tun habe.“

Doch insgeheim fröstelte Katrina. Seine Anspielung, keine persönlichen Fragen beantworten zu wollen, hatte sie an einem wunden Punkt getroffen. Irene hatte ihr zwar detaillierte Informationen über Axel Jerez und seine unglaubliche Karriere sowie zahlreiche Erläuterungen über seinen schlechten Charakter geliefert. Über sein Privatleben aber konnte ihr ihre Schwester kaum etwas erzählen.

„Das ist ein Buch mit sieben Siegeln“, hatte sie auf Katrinas Drängen hin erzählt. „Weder er selbst noch Jaime sprechen jemals darüber. Man erzählt sich, dass er ein ganzes Dutzend Freundinnen hat, aber es gibt auch Gerüchte, dass er mit niemandem eine Bindung eingeht.“ Irene rümpfte die Nase. „Ich persönlich glaube eher an letzteres. Mit ihm würde es bestimmt keine Frau länger aushalten.“

Diese letzte Bemerkung war blanker Unsinn. Jetzt, da sie ihn persönlich kennengelernt hatte, wusste Katrina, wie unglaublich attraktiv Axel Jerez war. Ihr Typ war er zwar nicht: Sie fand seine Arroganz einfach unerträglich. Aber wenn er noch ungebunden war, hatte er sicherlich nicht die geringste Schwierigkeit, eine Frau zu finden, die nicht derartig hohe Ansprüche stellte. Wahrscheinlich würden sich gewisse Frauen sogar um ihn streiten.

Und obwohl sie neugierig geworden war – war er nun verheiratet oder nicht? –, vermied sie es tunlichst, das Thema anzuschneiden. Seine Beteuerung, nicht über Privates sprechen zu wollen, war durchaus ernst gemeint gewesen. Und sie hatte jedem gegolten, nicht nur den Medienleuten.

Axel beugte sich nach vorn und griff nach seinem Glas. Während er sie über den Rand hinweg beobachtete, führte er es langsam an die Lippen. „Nun, da wir beide uns etwas näher kennengelernt haben, möchten Sie mir vielleicht erzählen, was Sie hierher geführt hat. Ich nehme an, Sie wollen mir nicht nur schöne Grüße von Ihrer Schwester bestellen?“

„Nein, das stimmt.“

„Das hätte mich auch erstaunt.“ Er stellte sein Glas ab, veränderte seine Haltung jedoch nicht. Axel lächelte, den rätselhaften Blick auf Katrina gerichtet. Plötzlich war sie froh, dass der solide aussehende Glastisch zwischen ihnen stand, denn Axels Miene drückte etwas seltsam Bedrohliches aus.

„Ich muss allerdings zugeben“, fuhr ihr Gegenüber fort, „dass ich trotzdem leicht erstaunt bin. Ich hatte nicht erwartet, jemals wieder etwas von Ihrer Schwester zu hören, und dachte, dass diese Episode längst abgehakt wäre.“

„Diese Episode? Sie sprechen von meiner Schwester!“ Katrina fühlte sich an Irenes Stelle zutiefst verletzt und schämte sich auch nicht, das zu zeigen. „Aber genau diese Gefühllosigkeit habe ich von Jaimes älterem Bruder erwartet.“

„Ihre Meinung ändert nichts an meiner Einstellung.“ Kampflustig sah er sie an. Eine Augenbraue hatte er arrogant hochgezogen.

„Etwas mehr Mitgefühl wäre durchaus angebracht. Schließlich hat Ihr Bruder meiner Schwester das Herz gebrochen.“

Axel lachte abfällig. „Nun“, meinte er sarkastisch, „das ist mir völlig neu. Aber jetzt, da ich Bescheid weiß, werde ich natürlich mehr Mitgefühl zeigen.“

Katrina sah ihn an, die Lippen zusammengepresst. Seine scharfe Reaktion traf sie unerwartet. „Ich bezweifle, dass Sie das überhaupt können“, erwiderte sie.

Er unternahm gar nicht erst den Versuch, das zu bestreiten. Axel verschränkte die Arme vor der Brust. „Zurecht. Was Ihre Schwester angeht, bin ich dazu nicht imstande.“

„Und weshalb nicht? Glauben Sie, dass Irene es verdient hat, von Ihrem Bruder betrogen zu werden? Glauben Sie, sie hat es verdient, wegen einer anderen einfach fallen gelassen zu werden?“

Ein gefährliches Flackern tauchte in Axels Augen auf. Katrina spürte die starke Spannung, die plötzlich von ihm ausging. Unbewusst zog sie sich von ihm zurück und drückte sich tiefer in die Kissen.

Dann atmete er tief durch und sagte: „Ihre Schwester wusste, worauf sie sich einließ. Mein Bruder hat ihr nie irgendwelche Versprechungen gemacht. Sie kannte die Spielregeln.“

„Was soll das heißen? Irene wusste gar nichts. Sie hatte keine Ahnung, dass Ihr Bruder ein Frauenheld und Lügner ist.“

Axels Augen funkelten drohend, und um seinen Mund zuckte es vor Ärger. „Sie wusste, dass ihre kleine Affäre nicht von Dauer sein würde. Und Sie war damit einverstanden. Ihr kurzes Abenteuer war niemals ernst gemeint.“

„Wer sagt das?“ Katrina war empört. Wütend blickte sie Axel an. „Wenn Sie wüssten, in welchem Zustand meine Schwester war, als sie nach Schottland zurückkehrte, würden Sie nicht solchen Unsinn reden. Sie stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch!“

„Vorm Nervenzusammenbruch? So ein Unsinn! Entweder hat Ihre Schwester sich über Sie lustig gemacht, oder Sie wollen sich einen Scherz mit mir erlauben.“ Der Blick seiner dunklen Augen war kalt wie der eines Reptils. „Es war beiden von Anfang an klar, dass diese Affäre keine Zukunft hatte. Jaime und Irene wollten beide nur Ihr Vergnügen haben.“

„Glauben Sie das wirklich? Hat Ihnen das Ihr Bruder erzählt?“ Zornig sah Katrina ihn an. Sie schüttelte den Kopf. „Wenn ja, dann hat er sich einen Scherz mit Ihnen erlaubt. Meine Schwester wollte nicht nur ihr Vergnügen haben. Ich glaube kaum, dass sie fast ein Jahr lang hier geblieben wäre, wenn sie nur darauf aus gewesen wäre. Meine Schwester liebt Ihren Bruder!“

„Als Nächstes erzählen Sie mir noch, Sie erwartete einen Heiratsantrag!“ Axel lachte verächtlich, als wäre der Gedanke völlig absurd. Dann verstummte er und musterte Katrina kalt. „Ich habe Ihre Schwester bei verschiedenen Gelegenheiten getroffen und weiß, was für ein Mädchen sie ist.“

„Und was ist sie?“ Katrinas Augen sprühten vor Zorn. Er sollte es nicht wagen, ihre Schwester noch einmal zu beleidigen!

Doch er fuhr damit fort, ohne mit einer seiner langen schwarzen Wimpern zu zucken.

„Eines jener Mädchen, die nur auf ihr Vergnügen aus sind. Sie interessierte nur, Jaime in die Disko, ins Restaurant oder in das neueste In-Lokal zu schleppen. So, wie ich das sehe, besaß sie keinen Funken Ernsthaftigkeit. Sie war nicht einmal in der Lage, einen anständigen Job zu behalten.“

„Ich habe noch nie so boshaften Unsinn gehört!“ Doch plötzlich verstand Katrina. „Sie sind froh darüber, dass Ihr Bruder sie wegen einer anderen fallen gelassen hat! Sie haben Irene nie gemocht. Sie hat es mir erzählt. Schon von Anfang an wollten Sie die beiden auseinander bringen.“

„Das stimmt. Ich habe sie nie gemocht und durchaus versucht, die beiden auseinander zu bringen, und ich bin von Herzen froh, dass es endlich vorbei ist.“ Axel verstummte kurz und schien sie mit seinem bösen Blick zu durchdringen. „Erwarten Sie also nicht, dass ich auch nur eine Träne wegen des angeblich gebrochenen Herzens vergieße.“

„Das tue ich auch nicht. Ich sagte bereits, dass ich Sie für unfähig halte, Mitleid zu empfinden.“ Katrina versuchte, tief und langsam durchzuatmen. „Ich werden Ihnen aber nicht erlauben, so abfällig über meine Schwester zu sprechen. Sie ist zwar manchmal etwas ungestüm, aber keinesfalls das, wofür Sie sie halten.“

„Sie meinen, Irene sei kein leichtes Mädchen?“

Seine Bemerkung traf sie wie eine Ohrfeige. Katrina blickte Axel einen Augenblick sprachlos an, schäumend vor Wut.

„Sie mögen das zwar anders sehen. Ich aber halte sie für eines.“ Während er das sagte, sah Axel ihr direkt in die Augen.

„Sie haben kein Recht, so von Irene zu sprechen.“ Katrina war der Mund vor Ärger wie ausgetrocknet. „Ihr Bruder verhält sich unmoralisch! Über ihn sollten Sie sich lieber das Maul zerreißen.“

„Meinen Sie das wirklich?“ Wieder traf sie sein feindseliger Blick. Er hasste sie für die Kritik an seinem Bruder. Der Grund dafür lag auf der Hand: Er und Jaime waren beide aus demselben Holz geschnitzt.

Das ist es, dachte sie. Sie betrachten Frauen beide nur als Gebrauchsgegenstände, die ausschließlich ihrem Vergnügen dienen. Und wenn sie ihrer überdrüssig geworden sind, lassen sie sie einfach fallen. Wahrscheinlich machte Axel auch deshalb aus seinem Privatleben solch ein Geheimnis. Er war ebenfalls nur ein Casanova, genauso wie sein Bruder!

Sie setzte sich in ihrem Sessel auf und sah Axel missbilligend in die Augen. „Nun, da ich weiß, aus was für einer Familie Ihr Bruder stammt, bin ich froh, dass meine Schwester nichts mehr mit ihm zu tun hat.“

„Dann gibt es ja wohl nichts mehr zwischen uns zu besprechen, und ich will Sie nicht länger aufhalten.“ Er lächelte trotz ihrer Beleidigung und griff nach seiner Sessellehne, als wolle er aufstehen. „Dann können Sie sich jetzt ja getrost dem Interview mit Ihrem schottischen Landsmann zuwenden.“

„Aber ich bin doch nicht hergekommen, um mich bei Ihnen über die Untreue Ihres Bruders zu beschweren! Das ist eine Sache zwischen ihm und Irene. Das hat nichts mit mir zu tun.“

„Das dachte ich auch.“ Axel schwieg und beobachtete sie. „Was also hat Sie hier hergeführt?“

„Ich bin wegen des Geldes hier. Ich meine das Geld, mit dem Ihr Bruder verschwunden ist. Ich hatte es meiner Schwester geliehen und würde es gern wiederhaben.“

„Geld? Was für Geld?“ Er schien ehrlich überrascht. Einen Moment war seine Haltung weniger angespannt. „Davon höre ich zum ersten Mal.“

„Das mag schon sein.“ Katrina spürte instinktiv, dass er die Wahrheit sagte. „Nichtsdestotrotz hat Ihr Bruder es genommen. Ich hatte es Irene geliehen, damit die beiden ihr Geschäft aufbauen konnten. Wie Sie ja wissen, ist es nie zustande gekommen. Ihr Bruder aber ist mit dem Geld verschwunden.“

Autor

Stephanie Howard
Stephanie Howard studierte Sozialwissenschaft an der Harding University im Bundesstaat Arkansas. Außerdem ist sie ein Tausendsassa: Sie ist nicht nur Autorin, sondern auch Fitnesstrainerin, Raumausstatterin und viel beschäftigte Mutter von zwei Kindern. Engagiert setzt sie sich für Frauen ein.
Stephanie Howard schreibt in ihren Romanen gern über emanzipierte Frauen, die Familie,...
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