Nur eine Nacht mit dem italienischen Milliardär?

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Der attraktive Milliardär Alessio di Bari macht Kellnerin Nicola ein verlockendes Angebot: Sie muss ihn nur zur Geburtstagsfeier seiner Mutter begleiten, dann zahlt er all ihre Schulden! Doch kaum auf dem luxuriösen Landsitz von Alessios Familie in Italien angekommen, gerät Nicola immer mehr in seinen unwiderstehlich sinnlichen Bann. Wie im Rausch lässt sie sich zu einer leidenschaftlichen Liebesnacht verführen. Ein Fehler? Während Nicola sich bald eingestehen muss, dass sie sich verliebt hat, will Alessio bloß eine unverbindliche Affäre …


  • Erscheinungstag 31.10.2023
  • Bandnummer 2620
  • ISBN / Artikelnummer 0800232620
  • Seitenanzahl 144

Leseprobe

PROLOG

Sie kann mich nicht ausstehen.

Für gewöhnlich konnte Alessio di Bari damit umgehen, wenn er sich den Unmut einer schönen Frau zuzog. Das geschah aber meistens erst nach zahlreichen romantischen Verabredungen, wenn die betreffende Auserwählte endlich erkannte, dass er sie niemals vor den Traualtar führen würde.

Auch mit Wut- und Eifersuchtsanfällen, die plötzlich in wilde Leidenschaft umschlugen und in ausgiebigem Versöhnungssex endeten, kannte er sich bestens aus.

Aber Nicola Bennetts Verhalten stellte ihn vor ein Rätsel.

Jedes Mal, wenn sie sich in der exklusiven Londoner Galerie begegneten, behandelte sie ihn mit einer besonders frostigen Form von Höflichkeit, die fast an Gleichgültigkeit grenzte.

Auch heute stellte da keine Ausnahme dar.

„Kaffee, Signor di Bari?“, fragte Nicola knapp.

Ihre Augen sind kalt wie Eis, dachte Alessio fasziniert.

Ihm fiel auf, dass eigentlich alles an Nicola Bennett irgendwie … kühl wirkte. Von der dezent-eleganten Kleidung über die Körpersprache bis hin zu ihrer Art zu sprechen.

Er riskierte einen genaueren Blick, um der merkwürdigen Anziehungskraft, die diese Frau auf ihn ausübte, auf den Grund zu gehen.

Nicola war sehr attraktiv, schien sich aber alle Mühe zu geben, das durch ein uniformhaftes Styling zu verstecken. Sie trug eine weiße Bluse mit V-Ausschnitt, einen schlichten schwarzen Rock und Lackballerinas. Ihr weizenblondes Haar hatte sie zu einer strengen Hochsteckfrisur gestylt, die wie ein starrer Helm wirkte. Der einzige Schmuck war eine filigrane goldene Halskette. Nicht einmal bei der Maniküre gestattete sie sich irgendwelche Extravaganzen: Die Nägel waren kurz gefeilt und in dezentem Zartrosa lackiert.

Alessio verstand einfach nicht, warum Nicola sein Interesse weckte. Normalerweise bevorzugte er leidenschaftliche Frauen, die ihre Femininität zeigten. Bei Nicola jedoch tanzte lediglich ein kleines Muttermal an ihrem Hals, dessen Konturen an eine Rosenblüte erinnerten, aus der Reihe ihrer ansonsten fast aseptischen Perfektion.

Sie war die abweisendste Frau, die ihm je begegnet war.

Nein. Nicht nur abweisend, korrigierte Alessio sich in Gedanken. Verklemmt!

Die Vorstellung, sie aus der Reserve zu locken, erregte ihn. Er stellte sich vor, wie es wäre, Nicola auf den entzückenden Schönheitsfleck zu küssen, während er langsam ihre Bluse aufknöpfte …

Hoppla!

Alessio konnte sich selbst nicht erklären, wie seine Gedanken so schnell abgedriftet waren.

Vielleicht bin ich einfach nur übernächtigt, überlegte er. Sein Pharmakonzern hatte in den letzten Monaten Fabriken in Deutschland und in seiner Wahlheimat Amerika eröffnet, was etliche durchgearbeitete Nächte bedeutet hatte. Kein Wunder, dass er auf merkwürdige Ideen kam …

Ihm fiel auf, dass er Nicola noch nicht geantwortet hatte. Also wies er auf die großformatige Leinwand, die an der Wand lehnte. „Angesichts des Wucherpreises, den ich für dieses Gemälde bezahlt habe, müssten Sie mir eigentlich Champagner anbieten.“ Er hob die Augenbrauen. „Finden Sie nicht auch, dass ich als bester Freund und treuer Kunde Ihres Chefs einen Rabatt verdient hätte?“

„Signor Cabrera befindet sich zurzeit in Argentinien“, erwiderte sie. „Aber wenn Sie sich bis Freitag gedulden, können Sie das gern persönlich mit ihm besprechen.“

„Dazu fehlt mir die Zeit“, erklärte Alessio und stellte fest, dass sein Blick wieder zu den sanften Rundungen gewandert war, die sich unter Nicolas Bluse abzeichneten.

Glücklicherweise hatte sie das nicht bemerkt, weil ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Kunstwerk gerichtet war. Sichtlich hingerissen von der Schönheit des Gemäldes ließ sie sich zu einer persönlichen Bemerkung hinreißen.

„Also, wenn Sie mich fragen, haben Sie für den Preis etwas ganz Besonderes erworben“, meinte Nicola versonnen.

„Ach, ja?“

Alessio nahm das Bild noch einmal genauer in Augenschein. Es zeigte eine selig lächelnde Frau, die mit nichts weiter als einem Männerhemd bekleidet auf einer Bettkante saß. Das Hemd war so weit aufgeknöpft, dass der Betrachter ihre Brüste sehen konnte. Ihr zerzaustes Haar und die leicht gespreizten Beine unterstrichen den erotischen Kontext noch. Der Künstler war berühmt dafür, dass er seine Gespielinnen gern nach dem Liebesakt porträtierte. Und bei diesem Bild war es ihm besonders gut gelungen, die sinnliche Ausstrahlung einer Frau, die absolute sexuelle Erfüllung erfahren hatte, abzubilden.

Alessio gefiel das Bild. Aber er konnte das Bedürfnis, die Zeit nach dem Sex gemeinsam zu zelebrieren, nicht nachempfinden. Etliche Ex-Freundinnen hatten ihm das vorgeworfen, doch es lief immer wieder auf dasselbe hinaus: Er war einfach nicht der Typ für sentimentale Liebesbekenntnisse.

Interessiert blickte er wieder zu Nicola.

Vielleicht sollte ich es einmal mit ihr versuchen. Sie sieht wie eine Frau aus, die danach weder kuscheln noch reden will.

Allerdings war er nicht sicher, ob er imstande wäre, diese Eiskönigin so weit aufzutauen, dass sie sich ihm bereitwillig hingab.

Also versuchte er, das Eis mit Konversation zu brechen.

„Gefällt Ihnen das Bild?“, fragte er Nicola.

„Laut Expertenmeinung ist es das beste Werk des Künstlers“, antwortete sie nüchtern.

„Danach habe ich Sie nicht gefragt, Nicola.“ Alessio sah ihr direkt in die Augen. „Mich interessiert Ihre persönliche Meinung, und Sie weichen mir aus. Warum tun Sie das?“

Nicola errötete. Das intime Motiv brachte sie in Verlegenheit. Doch das wollte sie nicht zugeben. Stattdessen zuckte sie mit den Schultern.

„Ehrlich gesagt bevorzuge ich Landschaftsbilder, Signor di Bari. Aber als Mitarbeiterin der Galerie muss ich unparteiisch sein.“

„Ach, Nicola“, seufzte er. „Können Sie den Signor nicht weglassen und mich einfach Alessio nennen?“

„Ich finde, es ist wichtig, stets die korrekte Anrede zu verwenden, Signor di Bari“, erklärte Nicola. „Es gibt unseren Kunden ein Gefühl von Wertschätzung.“

Ihr Lächeln sollte ihren Worten eine gewisse Leichtigkeit verleihen, aber Alessio war der leicht herablassende Unterton ihrer Worte nicht entgangen. Außerdem war ihm aufgefallen, dass Nicola während ihres Gesprächs immer wieder verstohlen auf ihre Uhr geblickt hatte.

So viel zum Thema Wertschätzung, dachte er beleidigt. Ich habe eher das Gefühl, sie will mich loswerden!

Alessio spürte, wie Ärger in ihm aufstieg, den er nur mit Mühe unterdrücken konnte. Was ist nur los mit mir? Seit wann kümmert es mich, was irgendeine von Sergios Angestellten über mich denkt?

Seine Verstimmung wich einem Gefühl der Erleichterung. Wie gut, dass wir uns nur selten über den Weg laufen. Der arme Sergio! Wie hält er es nur aus, jeden Tag mit so einer Eisprinzessin zusammenzuarbeiten?

„Nicola“, sagte er brüsk. „Seien Sie so gut und lassen Sie das Gemälde an meine Adresse in Manhattan liefern, ja?“ Dann zog er sein Handy hervor, um seinen Chauffeur zur Galerie zurückzubeordern.

„Es wird mir ein Vergnügen sein“, versicherte Nicola in höflich gelangweiltem Tonfall.

Die weiß doch überhaupt nicht, was Vergnügen überhaupt ist! Vermutlich versteht jeder Eisblock mehr Spaß als sie …

Beim Wort Spaß fiel ihm ein, dass er heute Abend noch ein Versprechen einlösen musste. Er hatte Karl Schneider, dem Architekten seiner deutschen Fabrik, eine Tour durch das Londoner Nachtleben versprochen.

Eigentlich war Alessio kein großer Freund von Nachtclubs und anderen Etablissements, in denen leicht bekleidete Frauen willigen Männern überteuerten Alkohol servierten.

Aber er hoffte, dass ein Abstecher nach Soho ihn wenigstens davon abhalten würde, pausenlos an die verhasste Familienfeier zu denken, zu der er am Wochenende musste.

Mit einem kurzen Nicken in Richtung Nicola verließ er die Galerie, um gleich darauf missmutig in einer gepanzerten Limousine davonzufahren.

1. KAPITEL

Na, toll, dachte Nicola, als sie auf dem Weg zum Club durch den strömenden Sommerregen lief. Jetzt komme ich nicht nur zu spät, sondern werde auch noch patschnass!

Zitternd zog sie ihre Jacke noch fester um den Körper und versuchte, den Regenschirm, der sich im Wind nach allen Seiten bog, wieder gerade zu richten.

Ihre Schicht im Club hatte längst angefangen, und sie hatte nicht einmal Zeit gehabt, nach der Arbeit in der Galerie einen kleinen Happen zu essen.

Und das alles nur, weil ihr letzter Kunde sie viel zu lange aufgehalten hatte.

Alessio di Bari.

Wie sehr sie auch versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, er ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Vielleicht lag es daran, dass sich in seiner Person scheinbare Widersprüche zu einem faszinierenden Ganzen zusammenfügten. Alessio di Bari war erfolgreicher Unternehmer, aber gleichzeitig auch ein brillanter Wissenschaftler. Das allein war schon sehr beeindruckend. Aber obendrein sah er auch noch aus wie ein Filmstar.

In den drei Jahren, die Nicola nun schon in Sergio Cabreras Galerie arbeitete, war Alessio di Bari regelmäßig in Begleitung irgendwelcher langbeinigen Schönheiten dort aufgetaucht und hatte teure Kunstwerke erstanden.

Und jedes Mal, wenn sie ihn sah, hatte das ihre Selbstbeherrschung auf eine harte Probe gestellt. Denn noch nie zuvor hatte sie sich dermaßen zu einem Mann hingezogen gefühlt.

Jahrelang war es ihr gelungen, ihre Emotionen hinter einer perfekten glatten Fassade zu verstecken. Doch jede Begegnung mit diesem Mann machte es ihr schwerer, diese Version von sich aufrechtzuerhalten.

Nicola sah ihn überdeutlich vor ihrem geistigen Auge. Das ebenmäßige Gesicht mit den wie gemeißelt wirkenden Wangenknochen. Die strahlend blauen Augen. Das volle, dunkle Haar. Und den Körper, der so durchtrainiert war, dass die Muskeln sogar noch unter seinen teuren Maßanzügen deutlich hervortraten.

Nur eine einzige Sache gefiel ihr nicht: Alessio die Baris Überheblichkeit. Sein ganzes Verhalten ihr gegenüber war herablassend. Und das machte es noch schwerer, die Contenance zu bewahren. Nicola wusste manchmal nicht, was sie lieber tun wollte: ihn mit Worten anzufahren oder sich ihm an den Hals zu werfen.

Ach, das sind doch alles sinnlose Spekulationen, dachte Nicola plötzlich. Selbst wenn er dieses Mal ohne Begleitung da war, heißt das nicht, dass er zu haben ist. Außerdem bin ich gar nicht sein Typ!

Davon abgesehen gab es noch dieses andere, nicht ganz unerhebliche Problem.

Nicola wusste überhaupt nicht, was sie erwartete, falls ein Mann wie Alessio sich für sie entschied.

Denn sie war noch Jungfrau.

In diesem Moment riss ein Summton sie aus ihren Gedanken. Nicola seufzte. Auch ohne aufs Display zu sehen, wusste sie sofort, wer da anrief. Schnell suchte sie Schutz unter der Markise des nächstgelegenen Geschäfts und nahm den Anruf entgegen.

„Nicky? Kannst du mich hören?“, fragte eine weinerliche Stimme.

„Ja, Mum, laut und deutlich“, antwortete Nicola. „Hör mal, ich bin spät dran. Was gibt’s denn?“

„Es geht um Stacey.“

Natürlich. Es geht immer um Stacey.

„Es geht ihr doch gut, oder?“, fragte sie vorsichtig.

„Wenn du mich fragst, viel zu gut“, antwortete Nicolas Mutter. „Sie hat sich schon wieder eine neue Dummheit ausgedacht. Sie hat das Londoner Wetter satt und will jetzt nach Mallorca. Dort plant sie, im Ferienhaus ihrer Tante zu wohnen und in einem Strandcafé zu kellnern.“

Nicola schüttelte resigniert den Kopf. Ihre Schwägerin Stacey hatte es bisher noch nie länger als ein paar Tage im selben Job ausgehalten. Außerdem war sie im achten Monat schwanger.

Sie versuchte, sich ihren Unmut nicht anmerken zu lassen. „Hör mal, Mum. Sag Stacey bitte, dass sie nichts überstürzen soll. Ich habe ein wenig Geld gespart. Das wird sie bald von mir bekommen.“

„Das weiß sie doch. Aber sie sagt, dass sie sofort Geld braucht. Für Möbel.“

Ja, klar, dachte Nicola verbittert. Das sagt sie jetzt! Und dann kauft sie stattdessen lieber teures Make-up und Handtaschen!

„Mum, das Geld ist für das Baby gedacht“, erklärte sie. „Wenn ich es Stacey jetzt schon gebe, ist es weg, bevor das Kind auch nur geboren ist.“ Nicola atmete einmal tief durch. „Ich schaue morgen bei ihr vorbei und versuche, sie zur Vernunft zu bringen, okay? Aber jetzt muss ich wirklich los, sonst komme ich zu spät zur Arbeit.“

Sie beendete das Gespräch und eilte weiter durch die verregneten Straßen von Soho, bis sie endlich das Masquerade, den derzeit angesagtesten Nachtclub von ganz London, erreichte.

Wenigstens musste sie sich keine Gedanken darüber machen, ob der grimmig aussehende Türsteher sie hereinlassen würde. Sie nahm den Seiteneingang, der fürs Personal bestimmt war, und ging direkt in den Umkleideraum im Keller.

Eigentlich war sie mit ihrem Nebenjob sehr zufrieden. Die Arbeit im Masquerade war einfach und gut bezahlt. Der einzige Haken war die Berufskleidung.

Passend zum venezianischen Ambiente des Clubs trat das Personal in entsprechender Kostümierung auf. Während die Männer bei ihrer Arbeit an der Bar ein züchtiges Gondoliere-Outfit aus gestreiftem T-Shirt, langen schwarzen Hosen und neckischem Strohhut trugen, fiel die Bekleidung der weiblichen Angestellten deutlich spärlicher aus.

Nachdem Nicola sich umgezogen hatte, sah sie wieder einmal zweifelnd an sich herab.

Sie hasste das groteske, viel zu knappe Outfit. Die paillettenbesetzte Korsage war so eng, dass ihr üppiges Dekolleté daraus hervorzuquellen drohte. Der federbesetzte, ohnehin schon winzige Rock hatte die Angewohnheit, im Laufe des Abends immer noch ein Stückchen höher zu rutschen und dabei deutlich mehr Einblicke zu gewähren, als ihr lieb war. Und die Schuhe erst!

Ihr Blick fiel auf die schwindelerregend hohen Stilettos. Nicht nur, dass sie kaum darin laufen konnte. Nein, diese Dinger nahmen der Kostümierung auch noch den letzten Rest von Unschuld.

Nicola schämte sich für diese Aufmachung. Daher betrachtete sie es als Segen, dass zum Kostüm auch eine venezianische Maske gehörte, die Anonymität garantierte.

So fliege ich wenigstens nicht auf, falls ein Bekannter hier zufällig hereinschneit!

Nachdem sie die Maske aufgesetzt hatte, löste sie ihre Hochsteckfrisur und toupierte das blonde Haar zu einer wilden Mähne, die sie mit reichlich Haarspray fixierte.

Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel ging sie nach oben. Dort griff sie nach ihrem Bestellpad und betrat den dezent beleuchteten Hauptsaal des Clubs.

Das Masquerade war auch heute wieder gut besucht. Wie immer war die Mehrzahl der Gäste männlich. Neben vereinzelten neuen Gesichtern entdeckte Nicola viele vertraute Gesichter von prominenten Stammgästen, darunter einige Fußballer aus der Premier League, die von ein paar Groupies umschwärmt wurden.

Nicolas Bestellpad blinkte auf. Das bedeutete, dass ein Gast eine Bestellung aufgeben wollte. Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf und stakste vorsichtig in Richtung VIP-Bereich. Dabei gab sie sich Mühe, den sexy Hüftschwung umzusetzen, zu dem ihr die Managerin geraten hatte, aber sie kam sich ziemlich lächerlich vor.

Es erleichterte sie, dass sie es unfallfrei bis auf das erhöhte Podium der VIP-Lounge geschafft hatte. Doch gleich darauf blieb ihr fast das Herz stehen.

Die Bestellung kam von Tisch dreizehn.

Dort saßen zwei Männer.

Einer von ihnen war ausgerechnet … Alessio di Bari!

Nicola geriet in Panik. Signor Cabrera, ihr Chef in der Galerie, war ein äußerst konservativer Mann. Was würde passieren, wenn sein bester Freund ihm berichtete, dass sich seine sonst so seriös wirkende persönliche Assistentin nachts spärlich bekleidet in einem Nachtclub herumtrieb und dort Männer zum Trinken animierte?

Er würde mich sofort feuern!

Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Die meisten Gäste sahen nicht einmal hoch, wenn sie ihre Drinks bestellten. Und selbst wenn doch, trug sie schließlich immer noch die venezianische Maske, die den Großteil ihres Gesichts verdeckte.

Alessio wird mich nicht erkennen. Schließlich beachtet er mich sonst auch nicht!

Nicola beschloss, die Bestellung so schnell wie möglich hinter sich zu bringen und sich anschließend von einer Kollegin ablösen zu lassen.

Also trat sie beherzt an Tisch dreizehn heran und wandte sich explizit an Alessios Begleiter. „Guten Abend, Sir. Was darf ich Ihnen bringen?“

Alessio hatte der blonden Kellnerin bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Allerdings fiel ihm auf, dass sie mit einer ganzen Flasche sündhaft teuren Rosé-Champagners zurückgekehrt war, obwohl sie lediglich zwei Gläser bestellt hatten.

Nachdenklich sah er ihr nun dabei zu, wie sie erst die pinkfarbene Folie von der Kapsel entfernte und dann die goldene Agraffe vom Flaschenhals löste. Während sie die Flasche vorsichtig drehte, ließ sie den Korken mit einer geübten Bewegung ihrer schlanken Finger langsam hinausgleiten.

Dabei fiel ihm die dezente, zartrosa Maniküre auf, die so gar nicht zu ihrem übrigen Outfit passte.

Irgendwo habe ich diese Hände heute schon einmal gesehen, dachte Alessio. Als er hochsah, fiel sein Blick zuerst auf das verführerische Dekolleté der Kellnerin und gleich darauf auf das Namensschild, das an ihrer Korsage prangte.

Nicky.

Wie hieß noch gleich die Eisprinzessin aus der Galerie?

Nicola.

Aber das konnte alles Zufall sein. Es gab viele Frauen, die rosa Nagellack verwendeten. Und der Spitzname Nicky war auch nicht gerade selten.

Ihm fiel ein, wie er sich Gewissheit verschaffen konnte.

Er ließ seinen Blick am Hals der hübschen Kellnerin hinaufwandern.

Und da sah er es: das Muttermal, dessen Konturen an eine Rose erinnerten.

Erstaunt sprach er sie an. „Sind Sie das etwa, Nicola?“

Vor Schreck verrutschte ihr die Flasche, und ein Schwall pinkfarbener Flüssigkeit ergoss sich über den Tisch.

Sie sah Alessio entsetzt an. Dann ergab sie sich in ihr Schicksal. „Es würde wohl kaum etwas nützen, wenn ich es abstreite, oder?“, gab sie zurück.

Alessio war so erstaunt, dass er nicht sofort antwortete. Er nahm Nicola erneut in Augenschein und dachte an das strenge Outfit, das sie in der Galerie getragen hatte.

Wer hätte ahnen können, was für ein fantastischer Körper sich darunter verbarg!

„Vermutlich nicht“, gab er dann zu. „Auch wenn ich zugeben muss, dass ich gerade ein wenig an meinem Verstand zweifle. Ich hätte niemals erwartet, Sie hier anzutreffen. Vor allem nicht in diesem Aufzug.“

„Nun, ich auch nicht. Aber ich schätze, da müssen wir beide jetzt durch“, entgegnete sie brüsk und fing an, den verschütteten Champagner mit einem Lappen aufzuwischen.

Dabei beugte sie sich so weit vor, dass sie versehentlich ihr Dekolleté direkt vor Alessios Nase schob.

Er fand das entzückend, fragte sich aber gleichzeitig, was eine Frau wie Nicola dazu trieb, ein derartiges Doppelleben zu führen.

Da mischte sich Karl plötzlich in die Konversation ein.

„Hey, Alessio, willst du mir deine Freundin denn gar nicht vorstellen?“, fragte er vorwurfsvoll.

„Ach, wir kennen uns zwar, aber ich würde nicht sagen, dass wir befreundet sind. Oder was meinen Sie, Nicky?“

Zufrieden stellte Alessio fest, dass sie um Fassung rang. Doch schon einen kurzen Augenblick später erschien wieder das gewohnte eisige Lächeln auf Nicolas Lippen.

„Nun, wir haben gelegentlich geschäftlich miteinander zu tun“, richtete sie sich an Karl. „Das war’s aber auch schon.“ Plötzlich richtete sich ihr Blick in die Ferne. „Oh, da drüben möchte jemand etwas bestellen. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden?“

Nicola flüchtete, so schnell es ihr auf den Stilettos möglich war, zu den Tischen am anderen Ende der Tanzfläche.

Alessio blickte ihr sehnsüchtig nach. Dabei nahm er wohlwollend ihre langen netzbestrumpften Beine und ihren entzückenden Apfelpo zur Kenntnis, der durch den Federbesatz des Kostüms perfekt betont wurde.

Wieder durchfuhr ihn ein Gefühl brennenden Verlangens.

Und jetzt wusste Alessio auch, warum.

Normalerweise liefen ihm die Frauen nach, ohne dass er sich besondere Mühe geben musste. Das wurde nach einer Weile entsetzlich öde. Nicola hingegen hatte ihn heute schon zum zweiten Mal abblitzen lassen, was er auf seltsame Weise erregend fand.

Alessio trank noch etwas Champagner und verfolgte aufmerksam, wie Nicola sich immer weiter vom VIP-Bereich entfernte. Er war sicher, dass sie nun für den Rest des Abends einen weiten Bogen um Tisch dreizehn machen würde.

Im Club und in der Galerie wird sie immer einen Weg finden, um mir auszuweichen. Aber es muss doch möglich sein, sich ihr irgendwie anders zu nähern, dachte er – und beschloss, in die Offensive zu gehen.

2. KAPITEL

Als Nicola am nächsten Tag ihre Arbeit in der Galerie begann, dachte sie an den vergangenen Abend zurück.

Es war ihr gelungen, die Schicht im Masquerade zu beenden, ohne Alessio noch einmal über den Weg zu laufen. Als sie zu fortgeschrittener Stunde vorsichtig in Richtung VIP-Lounge gespäht hatte, war Tisch dreizehn bereits mit anderen Gästen besetzt gewesen. Nicola hatte das mit einer Mischung aus Erleichterung, aber auch ein wenig Enttäuschung zur Kenntnis genommen.

Er hat sich nicht einmal von mir verabschiedet!

Vermutlich war Alessio inzwischen längst wieder auf dem Weg zurück nach New York, wo schon das nächste Model oder die nächste Schauspielerin auf ihn lauerte. Er blieb gewiss nie lange allein.

Während sie weiter ihren Gedanken nachhing, öffnete sich plötzlich die Tür zur Galerie. Nicola blickte hoch.

Und sah Alessio, der direkt auf sie zukam.

Warum muss er nur so verdammt gut aussehen! fuhr es ihr durch den Kopf.

In dem anthrazitfarbenen Dreiteiler, dem lässig am Kragen aufgeknöpften Hemd und den rahmengenähten Lederschuhen sah Alessio aus wie der Inbegriff des italienischen Milliardärs. Der sonnengebräunte Teint verlieh ihm eine Aura überbordender Vitalität.

Und ich habe heute Nacht kaum ein Auge zugetan, dachte Nicola. Wahrscheinlich sehe ich aus wie ein übernächtigter Pandabär!

Doch dagegen konnte sie jetzt ohnehin nichts mehr ausrichten. Also setzte sie ihr übliches Pokerface auf und bemühte sich, wieder in die Rolle der hochprofessionellen Galerieassistentin zu schlüpfen.

„Signor di Bari“, begrüßte sie Alessio förmlich. „Ich hatte heute gar nicht mit Ihnen gerechnet. Was kann ich für Sie tun?“

Er kam sofort zum Punkt. „Gehen Sie heute Abend mit mir essen.“

Obwohl Alessio mit sanfter Stimme sprach, klang die Einladung fast wie ein Befehl.

Vermutlich hätte jede andere Frau auf diesem Planeten das Angebot sofort mit Kusshand angenommen. Doch auch wenn der Blick aus den strahlend blauen Augen eine fast hypnotische Wirkung auf sie hatte, blieb Nicola misstrauisch.

Es war riskant, sich auf einen Mann wie Alessio di Bari einzulassen. Vor allem, wenn sie den Ort ihrer letzten Begegnung berücksichtigte. Eine falsche Entscheidung konnte ihre ganze Existenz in Gefahr bringen …

„Warum laden Sie mich zum Essen ein? Wollen Sie mich etwa erpressen?“

Autor

Sharon Kendrick
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