Romana Exklusiv Band 283

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BATEAU BAY - BUCHT DER LIEBE von LEE, MIRANDA
Die schöne Immobilienmaklerin Bonnie hofft, dass der erfolgreiche Schriftsteller Jordan Vine-Hall das bezaubernde Wochenendhaus am Meer kauft. Und keine Frage - Jordan verfällt sofort dem Charme des weißen Strandes von Blackrock Beach. Aber noch mehr verfällt er Bonnie …

VERLIEBT IN VANCOUVER von FIELD, SANDRA
Widerstrebend hat Lauren zugestimmt, eine Woche lang die Geliebte des reichen Reece Callahan zu spielen. Doch als sie das erste Mal in seinem romantischen Ferienhaus mit Blick auf Berge und Meer mit ihm gemeinsam die Liebe genießt, weiß sie, dass sie ihr Herz an ihn verloren hat ...

WENN DIE ROTE SONNE IM MEER VERSINKT von GREEN, GRACE
Der Strand, das Meer, ein attraktiver Mann - es könnte perfekt sein. Wenn dieser Mann nicht so ein arrogantes Ekel wäre. Allein, wie seine stahlgrauen Augen jedes Mal aufblitzen, wenn er sie ansieht. Doch je öfter sich ihre Blicke begegnen, desto sicherer ist Mallory, keine Wut darin zu sehen … sondern Lust ...


  • Erscheinungstag 05.05.2017
  • Bandnummer 0283
  • ISBN / Artikelnummer 9783733744090
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Miranda Lee, Sandra Field, Grace Green

ROMANA EXKLUSIV BAND 283

1. KAPITEL

Jordan Vine-Hall trommelte mit den Fingern auf seinen großen Schreibtisch, während er zornig das Telefon betrachtete. Er hatte sich sehr zusammenreißen müssen, um nicht den Hörer aufzuknallen, nachdem er mit der Frau gesprochen hatte. Sogar jetzt noch regte er sich über sie auf.

Für wen hielt sie sich eigentlich, dass sie ihn so behandelte? Kannte sie etwa das Sprichwort nicht, das besagte, dass der Kunde immer recht hatte? Kein Immobilienmakler – ob weiblich oder männlich –, der etwas taugte, hätte ihm die kalte Schulter gezeigt.

Na gut, er, Jordan Vine-Hall, war am Anfang etwas schroff gewesen und hatte sie offenbar in ihrer Ehre gekränkt, indem er betont hatte, er hätte nach einem Verkäufer gefragt. Aber schließlich war es ihr Job, ihm ein Haus zu verkaufen, statt scharfe Bemerkungen über seinen angeblichen Chauvinismus zu machen. Sie hatte von oben herab erklärt, dass sie eine geschätzte Mitarbeiterin von Coastal Properties war und ihn an einen ihrer männlichen Kollegen verweisen würde, falls er darauf bestand.

Vielleicht hätte er ihr Angebot annehmen sollen.

Verdammt, er hatte große Lust dazu, sie einfach zu versetzen! Sollte sie sich doch die Beine in den Bauch stehen! Zweifellos witterte sie bereits das große Geschäft, da er betont hatte, Geld würde keine Rolle spielen. Daher würde es ihr recht geschehen, wenn er einfach nicht erschien.

Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als Jordan Vine-Hall sich in seinem Ledersessel zurücklehnte und die Hände vor der Brust faltete. Wahrscheinlich sollte er sie dafür bewundern. In gewisser Weise war es sogar faszinierend, denn er war es gewohnt, dass die Leute ihm zu Füßen lagen – besonders Frauen.

Er schloss die Augen, um sich vorzustellen, wie sie aussehen mochte, und in seiner Phantasie sah er eine Frau vor sich, die seiner Mutter in jüngeren Jahren verblüffend ähnelte: schwarzhaarig, dunkeläugig, weltgewandt und schön – eine Frau, die ihren Mann ständig betrogen hatte.

Schließlich öffnete Jordan die Augen wieder und beugte sich vor, entschlossen, sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren und nicht mehr an Mrs. Merrick von Coastal Properties zu denken. Doch seine Neugier für diese Frau war geweckt.

Oder war es etwas anderes?

Jordan fluchte leise. Verdammt, das war es! Irgendwie hatte Mrs. Merrick mit ihrer Stimme – oder war es ihre herausfordernde Art? – etwas in ihm berührt. Es war völlig verrückt!

Er hielt es nicht eine Minute länger in seinem Büro aus. Er musste die Frau sehen, um sich zu vergewissern, dass sie tatsächlich so aussah, wie ihre Stimme es versprach.

Als er aufstand und sein Jackett überzog, bekam er sofort Gewissensbisse. Mrs. Merrick war verheiratet, und er war im Begriff, sich zu verloben – mit einer jungen Frau, die ihm alles gab, was er sich von einer Frau erträumte. Sie bewunderte ihn, ohne ihn je zu kritisieren oder etwas von ihm zu verlangen. Sie war lieb und süß – die perfekte Ehefrau.

Jordan war sicher, dass sie sich niemals ändern würde. Erica gehörte zu den Frauen, die ihre Erfüllung in der Ehe sahen, und das war genau das, was er wollte.

Aber was versprach er sich dann von einer Begegnung mit Mrs. Merrick? Er verzog das Gesicht. Bisher hatte er immer gewusst, was er wollte, und es auch bekommen. Sein Verstand riet ihm, eine andere Immobilienfirma in Blackrock Beach zu beauftragen. Doch der Wunsch, Mrs. Merrick zu sehen, war geradezu übermächtig.

Jordan lachte auf, als er zum Aufzug eilte. Vielleicht hatte er Glück, und Mrs. Merrick war gar nicht so schön wie in seiner Phantasie. Möglicherweise entpuppte sie sich als richtige Hexe. Er hoffte es zumindest.

Als er auf seine Armbanduhr schaute, stellte er fest, dass es zehn nach zehn war. Wenn er sich beeilte, schaffte er es bis zwölf.

Bonnie seufzte schwer und schüttelte den Kopf, als sie das Telefon auf ihrem Schreibtisch betrachtete. Ich habe mich nicht besonders gut geschlagen, überlegte sie bedauernd. Von Anfang an habe ich mich von diesem Kerl kleinmachen lassen. Nur weil ich eine Frau bin, dachte er, ich gehöre nicht zum Verkaufspersonal.

Obwohl sie nicht unhöflich geworden war, hatte sie betont kühl gesprochen und keinen Hehl aus ihrem Groll gegen ihn gemacht, als sie ihm angeboten hatte, ihn an einen ihrer männlichen Kollegen zu verweisen.

Zum Glück hatte er es nicht darauf ankommen lassen. Ihr war es recht, die Woche mit einem einfachen Geschäft zu beginnen, nachdem sie das Wochenende wegen einer Magenverstimmung im Bett verbracht hatte. Sie hatte die Verkaufszahlen des vergangenen Monats bereits übertroffen und hoffte, es im November wieder zu schaffen. Das bedeutete, dass sie einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen durfte – und genau das schien dieser reiche Kerl zu sein.

Wie hieß er noch gleich? Vine-Hall. Der Name passte zu ihm. Er war aufgeblasen und arrogant!

„Was schaust du so finster drein? Vielleicht hättest du heute lieber zu Hause bleiben sollen.“

Bonnie lächelte den großen, schlanken Mann an, der an ihren Schreibtisch getreten war. Gary war der einzige ihrer männlichen Kollegen, dem ihre jüngsten Erfolge nicht zu schaffen machten. Er war Mitte Vierzig und glücklich verheiratet und wollte nur soviel Geld verdienen, um ein angenehmes Leben führen zu können. Und das gelang ihm auch.

„Ich hätte es nicht ertragen, auch nur eine Minute länger in dem Haus zu sein“, gestand sie. Erst am Vortag war ihr klargeworden, wie sehr sie das Haus hasste. Achtundvierzig Stunden darin zu verbringen hatte ihr wieder vor Augen geführt, dass es ihr in dem letzten Jahr ihrer dreijährigen Ehe wie ein Gefängnis erschienen war.

„Du bist ganz schön blass“, bemerkte Gary. „Außerdem hast du dunkle Ringe unter den Augen. Eine Tasse Kaffee würde dir sicher nicht schaden.“

„Keine schlechte Idee.“ Bonnie stand auf und begleitete ihn ins Hinterzimmer, wo die Kaffeemaschine stand.

„Du hast abgenommen“, meinte er, während er ihnen Kaffee einschenkte.

„Freut mich zu hören.“

„Warum? Du bist doch nicht dick.“

Das vielleicht nicht, dachte Bonnie. Sie hatte jedoch die Erfahrung gemacht, dass es in ihrem Beruf, der eine ausgesprochen männliche Domäne war, für eine Frau eher nachteilig war, weibliche Rundungen zu besitzen. Daher achtete sie darauf, dass ihre Kleidung ihre Formen eher verbarg als betonte.

Auch das Leinenkostüm, das sie an diesem Tag trug, hatte sie unter diesem Gesichtspunkt gekauft. Es war beige und bestand aus einer durchgeknöpften Jacke mit einem V-Ausschnitt sowie einem gerade geschnittenen Rock. Unter der Jacke trug sie einen Body, der farblich zu ihrem goldblonden Haar passte.

„Mir wäre es lieber, wenn ich an einigen Stellen weniger hätte“, meinte sie, als Gary ihr einen Becher mit Kaffee reichte.

„Da bin ich anderer Meinung.“ Auf ihren vorwurfsvollen Blick hin zuckte er nur die Schultern. „Ich bin zwar verheiratet, aber nicht blind.“

„Solange du nur mit den Augen genießt …“

„Ich bin nicht Frank, meine Liebe.“

Bonnie seufzte und trank einen Schluck.

„Nervt er dich immer noch?“, erkundigte sich Gary.

„Momentan nicht.“ In letzter Zeit hatte Frank sie nicht mehr gebeten, mit ihm auszugehen, nachdem sie ihm unzählige Male einen Korb gegeben hatte. Allerdings war er hartnäckig und gab sich zudem der Illusion hin, dass eine Witwe ein guter Fang war – besonders eine junge, attraktive Witwe, die seit drei Jahren keinen Mann mehr in ihrem Bett gehabt hatte.

„Wenn ich du wäre, würde ich mich vor ihm in acht nehmen“, sagte Gary leise.

„Was meinst du damit?“

„Ich kenne Typen wie ihn. Sie wollen immer gewinnen.“

Bonnie nickte ironisch. „Das habe ich mir gedacht.“

„Er war heute morgen in der Besprechung furchtbar wütend, als unser Chef sich mehr über deinen Gesundheitszustand ausgelassen hat als über seine Vertragsabschlüsse am Wochenende.“

„Ja, das ist mir nicht entgangen.“

„Edgar auch nicht, und er schien darüber nicht sehr glücklich zu sein. Was glaubst du, warum er nachher mit ihm unter vier Augen gesprochen hat?“

„Er macht doch alles nur noch schlimmer, wenn er etwas zu ihm sagt.“

„Das denke ich auch, und deshalb wollte ich dich warnen. Frank kann Standpauken sicher nicht vertragen. Zum Glück hat er in diesem Monat die besten Verkaufszahlen. Es wäre besser, wenn es dabei bliebe“, fügte Gary mit einem vielsagenden Blick hinzu.

Bonnie blinzelte erstaunt. „Willst du damit andeuten, ich soll ihn gewinnen lassen?“

„Das wäre vielleicht das klügste. Edgar wird Frank nicht feuern, denn er ist ein Spitzenverkäufer. Allerdings würdest du dir das Leben hier schwermachen, wenn du unserem kleinen Sexprotz noch mehr vor den Kopf stoßen würdest. Er ist noch ein Baby, und er ist es nicht gewohnt, von einer Frau eine Abfuhr zu bekommen.“

„Immerhin ist er fünfundzwanzig – genauso alt wie ich“, erinnerte sie ihn. „Allmählich sollte er erwachsen werden.“ Obwohl Garys Vorschlag ihr einleuchtete, widerstrebte es ihr, sich irgendeinem Mann zuliebe zurückzuhalten. Das hatte sie bereits in ihrer Ehe zur Genüge getan, und es hatte ihrem Selbstbewusstsein enorm geschadet.

Gary interpretierte ihr Schweigen offenbar als Zustimmung. „Du könntest viel Zeit damit zubringen, dieses schöne alte Haus an den Mann zu bringen, das heute morgen ins Verzeichnis aufgenommen wurde. Du weißt schon, das auf der Klippe auf dem Weg nach Cairncross Bay.“

„Dieser schreckliche Kasten! Auf normalem Wege kann man den nicht verkaufen!“

Gary lachte. „Stimmt. Ich habe sogar ein Foto hier. Wie soll ich es beschreiben?“ Er nahm es aus der Tasche, um es ihr zu zeigen. „‚Ein Paradies für Handwerker‘?“

Bonnie schüttelte den Kopf, während sie die Aufnahme betrachtete. Du meine Güte, es sah aus wie ein Haus aus einem Gruselfilm! Es war zweistöckig und ganz aus Holz. Mit seinen zahlreichen Türmchen, den langen schwarzen Schornsteinen und winzigen Fenstern erinnerte es an ein Spukschloss – ein Eindruck, der durch den schlechten Zustand und den verwilderten Garten noch verstärkt wurde.

Edgar hatte ihnen erzählt, dass es darin spuken sollte, und Bonnie lief ein Schauer über den Rücken.

„Wer würde so ein Dreckloch kaufen?“, überlegte sie laut.

„Ein exzentrischer Einsiedler mit einer Schwäche für Frankenstein?“, spöttelte Gary.

„Sehr witzig. Wenn dieser alberne Zusatz auf der Eigentumsurkunde nicht wäre, dass keine baulichen Veränderungen vorgenommen werden dürfen und das Grundstück nicht aufgeteilt werden darf, hätten wir es einem Spekulanten übergeben können. Immerhin ist das Grundstück sechs Hektar groß.“

„Richtig“, bestätigte er trocken. „Vielleicht hätten wir sogar die lächerlichen 300.000 bekommen, die der Besitzer verlangt.“

„Edgar meinte, er würde sich eventuell mit 250.000 zufriedengeben.“

Der Besitzer hatte das Haus von seiner alten Tante geerbt, einer gewissen Mrs. McClelland, die eine Woche zuvor beim Einkaufen überraschend an einem Schlaganfall gestorben war. Offenbar hatte sie sehr zurückgezogen gelebt und sich geweigert, aus dem Haus auszuziehen, weil angeblich die Geister ihres verstorbenen Mannes und ihres Babys noch dort lebten. Der Neffe wollte den Besitz so schnell wie möglich veräußern. Er hatte zwar abgesehen von den Möbeln alle persönlichen Gegenstände seiner verstorbenen Tante mitgenommen, wollte jedoch alles so verkaufen, wie es war.

„Für den Preis werden wir es nie los“, erklärte Bonnie.

„So kannst du wenigstens sichergehen, dass du Frank nicht übertrumpfst“, erwiderte Gary. „Daphne hat die Schlüssel am Empfang. Warum siehst du es dir nicht gleich einmal an?“

„Ich weiß nicht, Gary. Ich glaube, ich könnte es nicht ertragen, Frank gewinnen zu lassen.“

„Wie du willst. Aber sag nachher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“

Gary war gerade wieder an seinen Schreibtisch zurückgekehrt, als Frank in den Raum kam.

Er war zweifellos attraktiv, doch das war ihm auch bewusst. Ständig fuhr er sich mit der Hand durch sein dichtes blondes Haar oder zupfte an seiner Krawatte. Als er Bonnie bemerkte, kniff er die blauen Augen zusammen und musterte sie ausgiebig.

Sie bedauerte bereits, ihr Haar an diesem Tag nicht hochgesteckt zu haben. Es war naturkraus und daher schwer zu bändigen. Wenn sie es offen trug, wirkte sie weniger streng, fast wild, was die Männer leicht falsch interpretierten.

„Eigentlich hätte ich es mir denken können“, sagte Frank, als er auf sie zukam, um sich ebenfalls einen Becher zu nehmen.

„Was?“

„Das du ein Verhältnis mit unserem Chef hast.“

Bonnie war sprachlos. Natürlich wusste jeder in Blackrock Beach, dass Edgar Gray ein Frauenheld war. Sogar mit fünfzig, beginnender Glatze und einem Bauchansatz hatte er noch überraschenden Erfolg beim anderen Geschlecht, was nicht zuletzt durch seine drei Exfrauen bewiesen war. Bonnie hingegen hatte von Anfang an klargestellt, dass ihre Beziehung zu ihm rein geschäftlicher Natur sein würde, und er hatte sich daran gehalten.

„Du glaubst vielleicht, den anderen Sand in die Augen streuen zu können, indem du die Unberührbare spielst“, fuhr Frank boshaft fort, „aber zufällig gehe ich freitags in denselben Pub wie dein Freund. Es hat ihm schwer zugesetzt, dass du dich hinter seinem Rücken mit anderen Männern getroffen hast. Du bist mannstoll, Bonnie Merrick, und das weißt du genausogut wie ich. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass du mit einem alten Knacker wie Edgar schlafen würdest. Ich bin davon ausgegangen, ein scharfes Ding wie du wäre etwas wählerischer.“

Bonnie war aschfahl geworden. Sie wollte etwas auf seine unverschämten Behauptungen erwidern, brachte aber kein Wort hervor.

Frank lachte über ihren entsetzten Gesichtsausdruck. „Ich wette, mit deiner Unschuldsmiene hast du deinen Mann genauso getäuscht wie mich. Bisher habe ich mich immer gefragt, warum Edgar eine Frau wie dich eingestellt hat, die überhaupt keine Verkaufserfahrung hat. Aber du verfügst über ganz andere Talente, stimmt’s?“

„Du bist ja verrückt!“, platzte sie schließlich heraus. „Ist dir eigentlich klar, dass Edgar dich sofort feuert, wenn ich ihm erzähle, was du gerade behauptet hast?“

„Das bezweifle ich, Schätzchen. Sogar wenn ich mich irren würde, wäre Edgar bestimmt geschmeichelt, dass man ihn immer noch für einen Sexprotz hält.“

„Du bist krank!“

„O nein. Ich wusste, dass du einen guten Grund haben musstest, mich ständig abzuweisen. Jetzt kenne ich ihn. Es geht ums Geschäft, nicht? Mittlerweile ist mir auch klargeworden, warum du so eine Verkaufskanone bist. Wenn ein Typ ein Haus von dir kauft, bekommt er einen Bonus, stimmt’s? Eins würde ich noch gern wissen: Treibst du es mit dem Trottel, bevor er den Vertrag unterschreibt oder danach?“

Bonnie musste sich beherrschen, um ihm nicht ihren Kaffee ins Gesicht zu schütten. Nachdem sie ihm einen verächtlichen Blick zugeworfen hatte, drehte sie sich um und leerte ihn in den Ausguss. Dann marschierte sie hocherhobenen Hauptes in ihr Büro und schnappte sich ihre Handtasche, bevor sie zum Empfang ging.

„Daphne, hat Edgar dir schon die Schlüssel für das Haus von Mrs. McClelland gegeben?“, erkundigte sie sich bei der Empfangsdame, die die Schlüssel für die Objekte verwahrte.

„Lass mich mal nachsehen …“, meinte Daphne. „Ja, hier sind sie. Die Adresse steht auf dem Anhänger. Allerdings habe ich keine Ahnung, wo diese Straße ist. Du vielleicht?“

„Edgar hat uns den Weg genau beschrieben. Anscheinend ist es bloß fünf Minuten von hier mit dem Wagen, aber nur über einen Weg durch den Busch zu erreichen.“

„Willst du jetzt hinfahren?“

„Klar.“

Es war erst halb elf, wie Bonnie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr feststellte, und dieser neureiche Mr. Vine-Hall würde frühestens um zwölf im Büro eintreffen. Bis dahin würde sie zurück sein und sich entschieden haben, was sie in bezug auf Frank unternehmen sollte. Doch erst einmal musste sie an die frische Luft.

„Willst du es diesem Typen zeigen, der vorhin aus Sydney angerufen hat?“, erkundigte Daphne sich neugierig.

„Du meine Güte, nein! Ich erwarte ihn erst gegen Mittag. Bis dahin bin ich wieder zurück. Aber falls ich es aus irgendeinem Grund nicht schaffen sollte, kümmere dich bitte um ihn, ja? Sein Name ist Vine-Hall.“

„Gern“, flötete Daphne. „Er hatte eine sexy Stimme.“

Bonnie musste über ihren jugendlichen Optimismus lachen. Daphne war erst neunzehn. „Ich weiß aus Erfahrung, dass hinter einer sexy Telefonstimme bei Männern immer ein dicker, kahlköpfiger Besitzer steckt, der alles andere als sexy ist. Du kannst mir also glauben, dass Mr. Vine-Hall sich als besonders enttäuschender Vertreter der männlichen Spezies entpuppen wird.“

2. KAPITEL

Als Bonnie aus dem Büro kam und auf den Strand blickte, der hinter der Hauptstraße lag, vergaß sie vorübergehend ihren Ärger.

An einem klaren, sonnigen Tag wie diesem bot Blackrock Beach einen besonders herrlichen Anblick mit dem weißen Sand, dem blauen Meer und den hohen Pinien im Vordergrund. Bonnie hatte fast ihr ganzes Leben hier verbracht und konnte sich nicht vorstellen, woanders zu wohnen.

Seufzend drehte sie sich um und ging zum Parkplatz hinter dem Haus. Sie war nicht sicher, was sie in bezug auf Frank Campion unternehmen sollte, doch eines wusste sie genau: Sie würde nicht zulassen, dass er den monatlichen Verkaufswettbewerb gewann. Der Zinnbecher für den Monat November würde neben dem für den Monat Oktober auf ihrem Kaminsims stehen.

Den Entschluss, das Haus von Mrs. McClelland gleich aufzusuchen, hatte sie nicht nur gefasst, um etwas Abstand von Frank zu bekommen oder gar ihre Zeit zu vertun. Nein, sie hatte sich vorgenommen, diesen schrecklichen Kasten zu verkaufen, da sie in diesem Monat ohnehin nur wenige neue Objekte dazubekommen hatten.

Im nachhinein war Bonnie dankbar dafür, Mr. Vine-Hall am Telefon nicht völlig verschreckt hatte. Womöglich hätte Daphne ihn sonst zu Frank durchgestellt … Beim Gedanken daran erschauerte Bonnie.

Fünf Minuten später lenkte sie ihren grünen Ford in den schmalen, unbefestigten Weg, der zu dem Haus führte. Da er sehr uneben war, nahm sie automatisch den Fuß vom Gaspedal. Die Vorstellung, ihre Kunden hierherzubringen, war entmutigend genug, aber als der Weg plötzlich endete und Bonnie vor dem ältesten und rostigsten schmiedeeisernen Tor zum Stehen kam, das sie je gesehen hatte, konnte sie es nur ungläubig anstarren.

Edgar hatte weder das Tor noch die steinerne Mauer erwähnt, die jeden Moment einzustürzen drohte. Auch auf dem Foto war beides nicht zu sehen gewesen. Ihr war durchaus klar, warum. Das Haus war schon furchterregend genug, doch das Tor sah aus, als würde es zu Graf Draculas Schloss gehören.

Kopfschüttelnd stieg Bonnie aus dem Wagen, um einen Blick durch die rostigen Eisenstäbe zu werfen. Obwohl das Gebäude im hellen Sonnenlicht nicht so unheimlich wirkte wie auf dem Foto, war es alles andere als einladend. Die ehemals weiß gestrichenen Wände waren mittlerweile schmuddelig grau, und überall blätterte die Farbe ab. Auf dem Dach wuchs bereits Moos, die Regenrinne war stellenweise abgebrochen, und den Garten konnte man kaum als solchen bezeichnen.

Bonnie musste lachen, als sie sich vorstellte, was Mr. Vine-Hall sagen würde, wenn sie ihm das Anwesen als Wochenendhäuschen anbot. Allerdings musste vom Obergeschoss aus das Meer zu sehen sein, und Edgars Beschreibungen nach gab es irgendwo einen Pfad über die Klippen, der zu einem kleinen Privatstrand führte.

Wenn Geld bei ihm keine Rolle spielte, konnte dieser neureiche Mr. Vine-Hall also eine Menge in das Anwesen investieren, das auf den zweiten Blick gar nicht so schlecht aussah. Im Gegensatz zu modernen Bauten besaß das Haus nämlich Charakter, und was das Grundstück betraf … Es war immerhin ziemlich groß.

Allerdings hatten wohl nicht viele Leute Lust, zusammen mit Geistern unter einem Dach zu leben, wie Bonnie sich eingestehen musste. Da die alte Dame nun ebenfalls verstorben war, gab es vielleicht sogar drei.

Als Bonnie das Tor öffnete, rief sie sich ins Gedächtnis, dass sie zum Glück nicht an Gespenster glaubte. Sobald sie jedoch wenige Minuten später vor dem Haus hielt, stellte sie fest, dass sie doch etwas nervös war. All die kleinen, dunklen Fenster … Womöglich wurde sie beobachtet …

Nachdem sie sich energisch zur Ordnung gerufen hatte, stieg sie aus und ging die drei kaputten Steinstufen zur vorderen Veranda hoch. Eines der Bretter knarrte, als sie darauf trat, und sie erschauerte unwillkürlich. Dann nahm sie jedoch allen Mut zusammen und ging zur Haustür, um den großen Messingschlüssel ins Schloss zu stecken.

Als dieser sich wider Erwarten ganz leicht drehen ließ, erinnerte sie sich daran, dass das Haus ja vor Kurzem noch bewohnt gewesen war. Es war zwar dunkel und muffig darin, aber sobald sie das Licht im Flur eingeschaltet hatte, wirkte es schon fast gemütlich, sodass sie neugierig ihren Rundgang begann.

Die erste Tür auf der linken Seite führte zu einem Wohnzimmer oder Salon, wie man es früher genannt hatte. Bei den Möbeln handelte es sich zwar nicht um wertvolle Antiquitäten, doch alles war ausgesprochen malerisch. Langsam ging Bonnie durch den Raum und strich über die mit Chintz bezogenen Sessel, wobei sie die Spinnweben in den Ecken geflissentlich ignorierte.

Das Zimmer war durch eine Flügeltür mit einem anderen Raum verbunden, der früher vermutlich als Frühstückszimmer gedient hatte. Er hatte ein großes Fenster und war daher sehr hell. An einer Wand stand ein alter Sekretär, gegenüber davon ein etwas ramponiertes Eichenregal. Beim Anblick des runden Tisches vor dem Fenster stellte Bonnie sich unwillkürlich vor, wie herrlich es sein musste, hier zu frühstücken.

Von diesem Zimmer gelangte sie in die altmodischste Küche, die sie je gesehen hatte. Das modernste darin war ein alter Elektoherd, und es gab nicht einmal einen Kühlschrank. Der Himmel wusste, wie die alte Dame so zurechtgekommen war!

Eine zweite Tür in der Küche führte ins Esszimmer, das durch eine Flügeltür mit einer Bibliothek verbunden war. Der Teppich war fadenscheinig, die Samtvorhänge schäbig, die Ledersessel abgenutzt, und in den Regalen lag zentimeterhoch der Staub. Dennoch war dies der schönste Raum im Erdgeschoss.

Das Haus hat einen ganz besonderen Charme, dachte Bonnie, als sie die schmale Treppe hoch nach oben ging. Da es ihr gefiel, hoffte sie, auch einen Käufer dafür zu finden.

Das Schlafzimmer nahm die gesamte linke Hälfte des Obergeschosses ein. Das einzige Möbelstück, das sich noch darin befand, war ein großes Messingbett mit einer cremefarbenen Häkeldecke. Offenbar hatte die alte Mrs. McClelland diesen Raum nicht benutzt. Bonnie ging zum Bett und roch an den Kissen. Sie dufteten nach Lavendel.

Das Bad, das direkt neben der Treppe auf der anderen Seite des Flurs lag, war genauso altmodisch wie die Küche. Beim Anblick der Emaillewanne auf Beinen und des winzigen Waschbeckens schüttelte Bonnie den Kopf. Es würde wohl doch nicht so einfach sein, das Haus zu verkaufen.

Hinter dem Bad gab es noch zwei weitere Räume. Statt jedoch die erste Tür zu öffnen, ging sie daran vorbei, um das zweite Zimmer zu betreten. Es handelte sich offensichtlich um das Schlafzimmer der Verstorbenen, denn die Möbel waren dunkel, und es herrschte eine bedrückende Atmosphäre darin. Schnell schloss Bonnie die Tür wieder.

Auf einmal wollte sie die Besichtigung so schnell wie möglich hinter sich bringen. Dennoch zögerte sie, als sie vor dem anderen Zimmer stand und die Hand auf die Klinke legte. Sie war plötzlich so nervös, dass sie das Haus am liebsten gleich verlassen hätte, aber dann öffnete sie wie aus einem inneren Zwang heraus die Tür.

Zögernd trat sie ein und hielt unwillkürlich den Atem an, während sie den Blick durch den Raum schweifen ließ. Ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, und sie war mit einemmal unendlich traurig.

Es handelte sich um ein Kinderzimmer, das vollständig eingerichtet war.

Langsam ging sie zu der Wiege und schwang sie mit bebenden Fingern hin und her. Nachdem sie einige der Spielsachen in die Hand genommen hatte, trat sie an die Kommode, auf der ein Tagebuch lag.

Es war unbenutzt.

Das leere Buch bestätigte nur, was Bonnie auf den ersten Blick klargeworden war: In diesem Zimmer hatte nie ein Kind gelebt. Es war vollkommen unberührt.

Sie verspürte tiefes Mitleid, als sie an die alte Mrs. McClelland dachte. Dieser Raum verkörperte ihre Träume, die nie in Erfüllung gegangen waren.

Die Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie blinzelte sie schnell fort. Dann trat sie zum großen Erkerfenster, von dem aus man einen phantastischen Ausblick auf das Meer hatte. Da die Sonne hereinschien und es ziemlich warm war, knöpfte Bonnie ihre Kostümjacke auf.

Vergeblich versuchte sie, an etwas Erfreuliches zu denken. Als sie sich schließlich abwandte und nach unten schaute, bemerkte sie ein Kissen auf der Fensterbank.

Du meine Güte! dachte sie erschrocken. Hier hatte die alte Dame offenbar immer gesessen. Unwillkürlich fragte sich Bonnie, wie viele Stunden Mrs. McClelland hier verbracht hatte.

Fast gegen ihren Willen ließ Bonnie sich auf das Kissen sinken und lehnte sich gegen den hölzernen Fensterrahmen. Genau wie die alte Dame es offenbar immer getan hatte, ließ sie nun ihre Gedanken in die Vergangenheit schweifen …

An jenem Tag hatte Keith sich für die Arbeit fertiggemacht. In seiner Polizeiuniform hatte er wie immer umwerfend attraktiv ausgesehen. Bonnie hatte ihn vom Bett aus beobachtet, während sie fassungslos daran gedacht hatte, was in der Nacht davor passiert war.

Keith hatte sie zwar schon vorher geschlagen, aber nur mit der Hand und nie öfter als zweimal.

In der vergangenen Nacht jedoch …

Bonnie konnte den Gedanken daran kaum ertragen. Es hatte entsetzlich weh getan. Es tat immer noch weh …

Als er ans Bett kam und sich auf die Kante setzte, zuckte sie zusammen.

„Nun komm schon, Bonnie“, sagte er vorwurfsvoll. „Es war doch nicht meine Schuld. Du hast mich dazu gebracht. Warum hast du mir nicht gleich gesagt, wo du gestern warst? Ich wusste, dass du nicht einkaufen warst. Du hättest sofort zugeben können, dass du deine Schwester in Morriset besucht hast. Von mir aus kannst du Louise gern besuchen, wenn du mich vorher um Erlaubnis bittest. So hättest du mich nicht anzulügen brauchen, und ich hätte dich nicht dafür bestrafen müssen.“

Bonnie starrte ihn an. Sie hatte solche Angst vor ihm, dass ihr schwindelig wurde.

Keith umfasste ihr Kinn und drückte es leicht. „Versprich mir, dass du mich nächstes Mal um Erlaubnis bittest.“

Ihr Herz begann schneller zu klopfen.

„Ich will, dass du es sagst, Bonnie“, befahl er. „‚Ich verspreche, dass ich dich nächstes Mal um Erlaubnis bittest‘.“

„Ich … ich verspreche, nächstes Mal um Erlaubnis zu bitten“, brachte sie hervor.

„Braves Mädchen.“

Als er seine Lippen auf ihre presste, um sie gierig zu küssen, und dabei eine Hand unter die Bettdecke schob, um ihre Brüste zu streicheln, wäre Bonnie beinah schlecht geworden. Dann löste er sich von ihr und kniff in eine ihrer Brustspitzen. Mit einem kalten Ausdruck in den Augen beobachtete er, wie sie vor Schmerz das Gesicht verzog. In diesem Moment hätte sie ihn am liebsten umgebracht.

„Nur eine kleine Erinnerung daran, was dich erwartet, wenn du mich wieder anlügst“, warnte er, bevor er aufstand und zur Tür ging. „Wenn ich zurückkomme, bist du hier“, rief er ihr über die Schulter zu.

Doch Keith war nicht mehr nach Hause gekommen, denn er war noch am selben Vormittag während einer Verfolgungsjagd bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ein Kollege von ihm hatte Bonnie kurz darauf angerufen, um ihr die traurige Nachricht mitzuteilen. Vermutlich hatte er angenommen, sie hätte über den Verlust ihres Mannes geweint, doch es waren Tränen der Erleichterung gewesen.

3. KAPITEL

Jordan betrachtete die Skizze, die der Mitarbeiter von Coastal Properties ihm gegeben hatte. Dann startete er seinen Wagen, um sich auf die Suche nach der geheimnisvollen Mrs. Merrick zu machen.

Er war enttäuscht gewesen, da er sie nicht im Büro angetroffen hatte. Allerdings hatte er etwas Interessantes über diese Frau erfahren, das ihm sonst sicher entgangen wäre. Ihr flotter Kollege hatte nämlich keinen Hehl daraus gemacht, was er von ihrer Einstellung zu ihrem Beruf hielt. Außerdem hatte er mit einem süffisanten Grinsen hinzugefügt, er, Jordan, könnte sich glücklich schätzen, dass eine Frau wie Mrs. Merrick sich um ihn „kümmern“ würde. Jeder Trottel hätte verstanden, was dieser Frank ihm damit hatte sagen wollen.

Nach Ansicht ihres Kollegen war Mrs. Merrick sich offenbar nicht zu schade dafür, ihren Körper einzusetzen, wenn es um einen Geschäftsabschluss ging. Jordan war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Vermutlich verfügte diese Lady über besondere Talente, wenn sie diese im Beruf einsetzte. Er hatte jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass Frauen mit laxen Moralvorstellungen meistens auch nett anzusehen waren.

Andererseits hatte er nie viel für Flittchen übrig gehabt. Und mit sechsunddreißig war er schon ziemlich vielen begegnet.

Doch vielleicht war sie gar kein Flittchen, und dieser Frank hatte gelogen – oder zumindest übertrieben. Jordan beschloss daher, ihren Moralvorstellungen aufgeschlossen gegenüberzustehen.

Er brauchte zehn Minuten, um den unbefestigten Weg zu finden, da er beim ersten Mal daran vorbeigefahren war. Wenig später erreichte er das Haus – das seltsamste und hässlichste, das er je gesehen hatte. Nachdem er seinen Wagen neben dem grünen Ford abgestellt hatte, stieg er aus, zog sein Jackett über und atmete einmal tief durch.

Die Stunde der Wahrheit war gekommen …

Bonnie, die noch immer auf der Fensterbank saß, seufzte leise. Ihr war, als hätte sie eine andere Welt betreten und als wäre die Zeit stehengeblieben.

Plötzlich ließ etwas sie aus ihrem tranceähnlichen Zustand aufschrecken. War es ein Geräusch gewesen oder der kalte Luftzug, den sie mit einemmal verspürte? Bonnie versteifte sich unwillkürlich und blickte zur Tür.

Dann hörte sie Schritte auf der Treppe, die immer näher kamen. Doch sie blieb wie gelähmt sitzen, während ihr das Herz bis zum Hals klopfte.

Als im nächsten Moment eine große Gestalt auf der Türschwelle auftauchte, stockte ihr der Atem. Obwohl Bonnie sich sagte, dass dies kein Gespenst war, vermochte sie sich nach wie vor nicht zu rühren.

Jordan blieb wie erstarrt auf der Türschwelle stehen.

Er hatte damit gerechnet, einer Schönheit zu begegnen – besonders nach seiner aufschlussreichen Unterhaltung mit diesem Frank. Doch während er sich Mrs. Merrick vorher als elegante Brünette vorgestellt hatte, hatte er nunmehr erwartet, einer gewöhnlichen Blondine gegenüberzustehen. Dies hingegen war ein engelsgleiches Wesen!

Im Sonnenlicht schimmerte ihr langes blondes Haar wie Gold, und als die Frau ihr Kinn hob, hielt er unwillkürlich den Atem an.

Sobald er dann aber einen Schritt auf sie zutrat und ihr Gesicht besser erkennen konnte, stellte er fest, dass es nichts Überirdisches hatte. Sie war zwar tatsächlich eine Schönheit, doch der Anblick ihrer leicht auseinanderstehenden grünen Augen und ihrer sinnlichen vollen Lippen erweckte eher sündhafte Gedanken in ihm …

Als der Fremde ins Zimmer kam und sie sein Gesicht besser erkennen konnte, atmete Bonnie tief durch.

Du meine Güte! dachte sie verwirrt. Sie war bereits vielen attraktiven Männern begegnet – ihren verstorbenen Mann eingeschlossen –, aber dieser dunkelhaarige, große Fremde war ein richtiges Prachtexemplar!

Jedoch nicht nur sein Äußeres faszinierte sie, sondern vor allem der intensive Ausdruck seiner dunklen Augen. Während sie wie gebannt seinen Blick erwiderte, hatte sie das Gefühl, alles würde sich um sie drehen.

„Ich nehme an, Sie sind Mrs. Merrick von Coastal Properties“, erklärte der Fremde schließlich kühl.

„Ja, richtig … das bin ich“, erwiderte sie stockend und stand auf. Sie hatte ganz weiche Knie und musste einmal tief Luft holen, um ihre Selbstbeherrschung wiederzuerlangen.

„Und wer sind Sie?“, fuhr sie dann fort, während sie fieberhaft überlegte, wer dieser Kerl sein mochte, der einfach in dieses Haus eindrang. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. „Ach natürlich! Sie müssen Mrs. McClellands Neffe sein.“

Statt zu antworten, steckte der Mann lässig die Hände in die Hosentaschen seines blauen Nadelstreifenanzugs und musterte sie ausgiebig, wobei sein Blick besonders lange auf ihrem Body ruhte.

Bonnie musste sich beherrschen, um nicht ihre Jacke zusammenzuraffen, denn sie trug unter dem Body keinen BH. Wenn sie Kostüme oder Hosenanzüge trug, hatte sie die Jacke immer zugeknöpft und verzichtete auf einen BH, damit sie nicht so vollbusig aussah. Sie durfte nur nicht schnell gehen, was in hochhackigen Pumps ohnehin so gut wie unmöglich war.

Da sein Blick jedoch ausdruckslos war, entspannte sie sich ein wenig.

„Nein, ich bin nicht Mrs. McClellands Neffe“, informierte er sie überheblich. „Mein Name ist Jordan Vine-Hall. Einer Ihrer Kollegen hat mir den Weg hierher beschrieben. Ich habe von unten gerufen, aber es hat niemand geantwortet.“

Du meine Güte, dachte sie entsetzt, Mr. Neureich höchstpersönlich! Und sie war nicht im Büro gewesen, um ihn zu empfangen.

Gleich darauf wurde sie jedoch wütend. Woher nahm er sich überhaupt das Recht, hier so schnell aufzutauchen? Und warum war er nicht dick und kahlköpfig? Warum musste er der attraktivste Mann der südlichen Halbkugel, wenn nicht sogar der Welt sein?

„Sie hätten sich nicht die Mühe zu machen brauchen hierherzukommen, Mr. Vine-Hall“, erklärte sie betont kühl, um ihre Nervosität zu überspielen. „Um zwölf wäre ich wieder im Büro gewesen.“

„Es ist bereits zwölf, Mrs. Merrick.“

Als sie auf ihre Armbanduhr schaute, stellte sie fest, dass er recht hatte. „Oh, tatsächlich. Ich … ich habe die Zeit vergessen. Es tut mir wirklich leid, Mr. Vine-Hall.“ Obwohl sie es hasste, vor jemandem kriechen zu müssen, hielt sie es in diesem Moment für angebracht.

„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen“, erwiderte er langsam. „Schließlich war ich zu früh da.“

„Hoffentlich haben Sie gleich hergefunden.“

„O ja. Ihr … Freund war sehr entgegenkommend und hat mir den Weg beschrieben.“

„Welcher Freund?“

„Ich glaube, sein Name war Frank.“

Als sie sich an ihr Gespräch mit Frank erinnerte, schnitt Bonnie ein Gesicht. Was sollte sie nur tun? Sollte sie es Edgar erzählen oder versuchen, sich durch die peinliche Situation zu lavieren?

„Stimmt etwas nicht, Mrs. Merrick?“

Seine Frage brachte sie abrupt in die Gegenwart zurück. „Nein, nein, ich habe gerade überlegt, welches Zimmer ich Ihnen zuerst zeigen soll. Ich nehme an, dass Sie sich nicht für das Haus interessieren, stimmt’s?“

Sein Gesichtsausdruck sagte alles.

„Das hätte ich nicht gedacht“, meinte Bonnie ironisch. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, draußen zu warten, während ich abschließe?“

Jordan funkelte sie einen Moment wütend an, bevor er sich unvermittelt umdrehte und aus dem Zimmer ging.

Bonnie seufzte resigniert, denn es sah so aus, als würde die Woche doch nicht mit einem erfolgreichen Abschluss beginnen. Allerdings war es kein Wunder, dass Mr. Vine-Hall verärgert war. Schließlich hatte er den weiten Weg von Sydney hierher gemacht, ohne sie in ihrem Büro anzutreffen und die erhoffte Aufmerksamkeit von ihr zu bekommen. Wohlhabende Männer waren es nämlich gewohnt, ständig im Mittelpunkt zu stehen.

Während sie sich in dem Kinderzimmer umschaute, kam sie zu dem Schluss, dass es daran gelegen hatte. Sie hatte diesen Raum nicht betreten wollen. Doch statt ihrer Intuition zu folgen, hatte sie sich auf die Fensterbank gesetzt und denselben Schmerz verspürt, den die verstorbene Mrs. McClelland zu Lebzeiten verspürt haben musste. Es hatte eine seltsame Sehnsucht in ihr geweckt, deren Ursache Bonnie sich nicht erklären konnte.

Was hatte Mrs. McClelland nur von ihr gewollt?

Bonnie schüttelte den Kopf. Ihre Phantasie ging wieder einmal mit ihr durch. Nein, sie, Bonnie, glaubte nicht an Gespenster. Sie glaubte weder an Spukhäuser noch an Botschaften aus dem Jenseits. Ihr Job war es, einen Käufer für dieses Anwesen zu finden und nicht irgendwelchen Gefühlsregungen nachzugeben.

Daher verließ sie das Zimmer und schloss die Tür. Während sie nach unten ging, knöpfte sie ihre Jacke zu und versuchte dabei, das Haus mit Mr. Vine-Halls Augen zu sehen.

Es war ein hässlicher alter Kasten – modrig und heruntergekommen.

Als sie unten ankam, fühlte sie sich seltsam bedrückt. Doch da sie nun einmal ein Haus verkaufen wollte, setzte sie ein fröhliches Lächeln auf, bevor sie nach draußen ging.

Ihr mürrischer Kunde stand auf der Veranda, und obwohl er ihr den Rücken zugewandt hatte, bemerkte sie sofort, dass er angespannt und ungeduldig war. Vermutlich war er ein Mann, der sich nie eine Atempause gönnte. Zum wiederholten Mal fragte sie sich, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente. Sie würde es bald herausfinden.

„Das wär’s dann“, verkündete sie und gesellte sich zu ihm.

Als er sich langsam zu ihr umdrehte, fiel ihr erneut auf, wie attraktiv er war – allerdings nicht im herkömmlichen Sinne. Sein Gesicht war lang und schmal, und er hatte einen harten Zug um den Mund. Er wirkte ziemlich herb, und nur das dunkle Haar, das ihm in die Stirn fiel, und die dunklen Augen verliehen ihm einen etwas weicheren Touch. Wie eben im Kinderzimmer schaute er sie durchdringend an, als versuchte er, auf den Grund ihrer Seele zu blicken. Und was er dort sah, gefiel ihm offenbar nicht.

Oder ist er immer so? fragte Bonnie sich verwirrt.

„Sollen wir beide Wagen benutzen?“, erkundigte er sich.

Erst jetzt bemerkte sie die metallicfarbene Limousine, die neben ihrem Ford geparkt war. „Wir sollten mit meinem Wagen fahren“, schlug sie vor, „sonst verlieren wir zuviel Zeit.“

„Und was ist mit meinem?“ Jordan zog spöttisch die Augenbrauen hoch.

„Er ist hier sicher“, erwiderte sie betont freundlich, da sie es gewohnt war, mit schwierigen Kunden umzugehen. „Ich werde das Tor auf dem Weg hinaus abschließen.“

„Und bin ich auch sicher, Mrs. Merrick?“

„Wie bitte?“

„Normalerweise fahre ich lieber selbst“, erklärte er schroff. „Sind Sie eine gute Fahrerin?“

„Allerdings“, entgegnete sie schärfer als beabsichtigt.

„Das glaube ich Ihnen“, meinte er mit einem spöttischen Unterton. „Und bestimmt haben Sie noch andere Talente. Wollen wir aufbrechen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er zu ihrem Wagen.

Bonnie sah ihm wütend nach und fragte sich, was sie getan hatte, um es sich so mit ihm zu verderben. Wenn er sich so darüber geärgert hatte, dass sie nicht im Büro gewesen war, hätte er sich doch von jemand anders die Häuser zeigen lassen können.

Sie kam zu dem Schluss, dass Mr. Vine-Hall ein noch größerer Chauvi war, als er während ihres Telefonats am Morgen hatte durchblicken lassen. Zweifellos passte es ihm nicht, sich von einer Frau beraten zu lassen – noch dazu von einer so jungen wie ihr.

Dennoch hatte sie das ungute Gefühl, dass mehr dahintersteckte. Aber was?

Während sie ihm folgte, dachte sie daran, dass sie seit Langem keinen so furchtbaren Montag mehr erlebt hatte.

Als sie sich hinters Steuer setzte, hatte Mr. Vine-Hall bereits auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Er hatte eine sauertöpfische Miene aufgesetzt und musterte Bonnie missbilligend.

„Wohin fahren wir zuerst, Mrs. Merrick?“, erkundigte er sich trocken.

Bonnie unterdrückte einen Seufzer und beschloss, sich ein letztes Mal auf ihre guten Manieren zu besinnen. „Sie können mich ruhig Bonnie nennen. Es gibt nur wenige Leute, die Mrs. Merrick zu mir sagen.“

„Das kann ich mir lebhaft vorstellen.“

Sie stutzte, doch als er plötzlich lächelte, schlug ihr Herz schneller.

„Dann müssen Sie Jordan zu mir sagen“, fuhr er fort. „Wahrscheinlich ist es besser, wenn wir uns mit dem Vornamen anreden, denn ich habe das Gefühl, dass wir viel Zeit miteinander verbringen werden. Ich bin nämlich nicht so leicht zufriedenzustellen, und Sie müssen jeden Cent Ihrer Provision hart verdienen.“

„Ich werde mein Bestes tun.“ Bonnie tat ihr Bestes, um sich nicht anmerken zu lassen, wie durcheinander sie war. Mr. Vine-Halls plötzlicher Stimmungsumschwung war erstaunlich genug, aber nichts im Vergleich zu ihrer Reaktion darauf.

Sie hoffte verzweifelt, dass sie sich nicht zu ihm hingezogen fühlte. Nach ihrer Ehe mit Keith hatte sie eine Zeitlang einen großen Bogen um attraktive Männer gemacht, doch ihre Erfahrungen mit Frank – und einigen anderen Männern – hatten sie in der Annahme bestätigt, nicht mehr so schnell auf ein ansprechendes Äußeres hereinzufallen wie früher.

Jetzt allerdings war sie sich dessen nicht mehr so sicher. Von plötzlicher Panik ergriffen, ertappte sie sich dabei, wie sie wie gebannt Jordans Mund betrachtete und sich fragte, welche Reaktionen seine Küsse bei ihr hervorrufen würden.

Als sie spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen, wandte sie sich ab, um den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken. Nervös wie sie war, hatte sie nun Schwierigkeiten beim Schalten und brachte den Wagen hinter dem schmiedeeisernen Tor etwas zu abrupt zum Stehen. Als sie die Tür öffnen wollte, zitterte ihre Hand.

„Lassen Sie mich das Tor zumachen“, bot ihr Beifahrer unvermittelt an.

Während er ausstieg und das Tor schloss, dachte Bonnie beschämt daran, dass sie noch vor wenigen Minuten behauptet hatte, eine gute Fahrerin zu sein. Gerade eben hatte sie jedoch das Gegenteil bewiesen.

Erst als sie Jordan im Rückspiegel zurückkommen sah, wandte sie den Blick ab. Er sollte sie nicht wieder dabei ertappen, wie sie ihn beobachtete. Wahrscheinlich dachte er sich bereits seinen Teil.

Dann fasste sie einen Entschluss. Sie würde ihn nicht beim Vornamen nennen. Er würde für sie Mr. Vine-Hall bleiben, egal, wieviel Zeit sie zusammen verbringen mussten. Und falls sie herausfinden sollte, dass sie sich tatsächlich zu ihm hingezogen fühlte, würde sie ihn sofort an Gary verweisen.

Eines wusste sie nämlich genau: Sie war noch nicht soweit, wieder eine Beziehung einzugehen, denn die Wunden waren noch zu frisch. Obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass nicht alle Männer wie Keith waren, konnte sie sich nicht vorstellen, in nächster Zeit mit einem Mann zu schlafen oder gar mit ihm zusammenzuleben. Und das bedeutete, dass sie ihre Gefühle unter Kontrolle halten musste.

„Danke“, sagte sie, sobald Jordan wieder neben ihr Platz genommen hatte. „Eine Frage habe ich noch, Mr. Vine-Hall“, fuhr sie fort, während sie langsam den holperigen Weg entlangfuhr. „Soll dieses Wochenendhaus in Blackrock Beach liegen? Wir haben nämlich ein paar sehr schöne Objekte an anderen Stränden.“

„Ich habe an Blackrock Beach gedacht, als ich anrief“, meinte er nachdenklich, „aber es ist nicht mehr der verschlafene kleine Ort, in dem ich als Junge immer meine Ferien verbracht habe.“

„Stimmt. Seit die Schnellstraße hier verläuft, ist wesentlich mehr los. Es gibt kaum ein Haus in Strandnähe, an das nicht angebaut wurde.“

„Ja, das ist mir auch aufgefallen. Deshalb möchte ich mich nicht auf Blackrock Beach festlegen. Sie können mir alle Häuser zeigen, die Sie für geeignet halten. Am Wochenende will ich nur meine Ruhe haben und von niemandem gestört werden.“

Inzwischen hatten sie das Ende des unbefestigten Weges erreicht, und Bonnie fühlte sich entschieden besser, da das Thema unverfänglich war. Wenn sie ihn nicht allzuoft ansehen musste und er sie nicht so oft anlächelte, konnte sie den Nachmittag überstehen, ohne in weitere peinliche Situationen zu geraten.

„Ach übrigens, Bonnie …“ Jordan legte eine bedeutungsvolle Pause ein, sodass sie gezwungen war, sich zu ihm umzudrehen.

„Ja?“

„Sie wollten Jordan zu mir sagen, falls Sie es vergessen haben sollten.“

Und wieder lächelte er.

4. KAPITEL

Verdammt, sie wurde schon wieder rot!

Jordan bekam sofort Schuldgefühle, denn eines wusste er genau: Frauen mit lockeren Moralvorstellungen wurden nicht bei der kleinsten Anspielung verlegen oder nervös. Also musste dieser Frank gelogen haben. Sie war kein Flittchen, sondern eine ehrbare verheiratete Frau, die besser aussah, als es gut für sie war.

Nun schwand auch seine Hoffnung, dass Bonnie ihn herausgefordert hatte. Sie schaute ihn deshalb so durchdringend an, weil sie ihn für unhöflich hielt. Und er war von Anfang an unhöflich zu ihr gewesen.

Sie durfte nicht wissen, dass er gegen Gefühle ankämpfte, die er bis dahin gar nicht gekannt hatte. Außerdem würde es ihm nicht im Traum einfallen, eine verheiratete Frau zu verführen. Er hatte selbst miterlebt, wieviel Schmerz Untreue bei allen Beteiligten verursachte.

Trotzdem war es genau das, wonach er sich sehnte: Er wollte sie verführen.

Zuerst hatte er der Versuchung widerstanden, dann jedoch ihren Vorschlag, sie mit dem Vornamen anzureden, bewusst falsch interpretiert. Er hatte geglaubt, er müsste nur seinen Charme spielen lassen, um ihr zu verstehen zu geben, dass er zu allem bereit war.

Plötzlich schämte Jordan sich. Er war zwar kein Heiliger – welcher Mann war das schon? –, aber heute hatte er sich wie ein Schuft verhalten. Na gut, die Frau war so schön, dass ein Mann für sie über Leichen gehen würde, aber das war keine Entschuldigung.

Verdammt, er hatte Männer verteidigt, die genau das getan hatten. Sie hatten ein Verbrechen aus Leidenschaft begangen, und er hatte sie alle für ausgemachte Narren gehalten. Es gab doch genug schöne Frauen. Warum sollte ein Mann wegen einer bestimmten Frau sein Leben ruinieren? Jordan fragte sich, wie man einer Frau so verfallen konnte, dass man geradezu besessen von ihr war.

Bisher hatte er immer angenommen, dass diese Männer krank sein mussten oder einen schwachen Charakter hatten. Nun allerdings betrachtete er sexuelle Besessenheit aus einem ganz anderen Blickwinkel, und das gefiel ihm überhaupt nicht.

Dann gewann sein gesunder Menschenverstand die Oberhand, und Jordan sagte sich, dass er lediglich sexuell frustriert war. In den letzten Wochen hatte er hart gearbeitet und nicht einmal Zeit zum Schreiben gehabt – von Sex ganz zu schweigen.

Erica war natürlich sehr verständnisvoll gewesen, was er auch nicht anders erwartet hatte. Dass sie für ihn keine Leidenschaft empfand, störte ihn nicht. Im Gegenteil, er würde niemals eine Frau heiraten, für die Sex lebenswichtig war, denn wie sollte er ihr je vertrauen?

Noch immer erinnerte er sich genau an jenen Sonntagnachmittag, an dem er vom Fußballtraining nach Hause gekommen war. Dabei hatte er seine Mutter in flagranti mit einem anderen Mann auf dem Sofa ertappt. Damals war er erst fünfzehn gewesen und hatte seine Mutter für so etwas wie eine Heilige gehalten.

Er stand da, blass und schockiert, während seine Mutter sich schnell etwas überzog und den Mann anschließend zur Hintertür hinausdirigierte. Als sie wiederkam, gab sie eine verworrene Erklärung ab, während ihr die Tränen über die Wangen liefen.

Jordan hörte sich ihre Entschuldigungen ohne die geringste Gefühlsregung an. Sie behauptete, seinen Vater noch immer zu lieben, doch er wäre ja nie zu Hause, weil er als Richter Karriere machen wollte. Schluchzend erklärte sie, sie wäre einsam und sehnte sich nach Liebe.

Er dagegen kam zu dem Schluss, dass es ihr mehr um Sex ging, nachdem er ihren Liebhaber gesehen hatte. Der Kerl war sehr attraktiv, aber auch sehr gewöhnlich gewesen, denn seine Arme waren tatöwiert.

Da seine Mutter ihn anflehte, seinem Vater nichts davon zu erzählen, hielt Jordan den Mund. Doch sein Vater musste es von jemand anders erfahren haben, denn in derselben Nacht hörte Jordan, wie seine Eltern sich heftig stritten.

Danach war es zwischen ihnen nie mehr wie vorher gewesen. Seine Eltern hatten sich zwar nicht scheiden lassen, aber ihr Verhältnis zueinander war merklich abgekühlt. Seine Mutter hatte mit ihrer Untreue ihre Ehe zerstört, und Jordan hatte sie dafür verachtet. Seiner Meinung nach war Ehebruch die schlimmste Form der Untreue, und er wollte niemals daran beteiligt sein.

In diesem Moment fasste er den Entschluss, Erica noch am selben Abend einen Heiratsantrag zu machen. Er würde sich mit ihr verloben und danach mit ihr ins Bett gehen. Das müsste sein inneres Gleichgewicht wiederherstellen.

„Sie können gern Mr. Vine-Hall zu mir sagen, wenn es Ihnen lieber ist“, erklärte er kühl. „Schließlich sollen Sie nicht denken, ich würde versuchen, mich an eine verheiratete Frau ranzumachen.“

Bonnie schluckte. Hatte sie das tatsächlich gedacht? Sie musste zugeben, dass sein verändertes Verhalten sie nervös gemacht hatte. Nun nahm sie allen Mut zusammen und schaute Jordan an. Als ihre Blicke sich begegneten, knisterte es förmlich vor Spannung.

Sag ihm, dass du nicht verheiratet bist, flüsterte eine heimtückische innere Stimme ihr zu. Sag ihm, du bist verwitwet.

Bonnie erschauerte beim Gedanken daran, was sie sich das letzte Mal eingebrockt hatte, als sie ihren körperlichen Bedürfnissen nachgegeben hatte. Sie hatte die Hölle auf Erden erlebt. Auf keinen Fall durfte sie es riskieren, so etwas wieder durchzumachen. Deshalb war es am klügsten, Mr. Vine-Hall in dem Glauben zu lassen, sie wäre verheiratet.

„Natürlich denke ich das nicht, Jordan.“ Erstaunt stellte sie fest, wie kühl und beherrscht ihre Stimme klang. „Ich habe sofort gemerkt, dass Sie ein Gentleman sind. Es gibt ein Haus in Bateau Bay, das ich Ihnen gern zeigen würde. Die Besitzerin ist bestimmt zu Hause, und ich kann jederzeit vorbeikommen.“

Jordan lächelte ironisch. „Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung.“

Bonnie schaffte es, keine Miene zu verziehen, obwohl sie völlig durcheinander war. Wie konnte sie nur so schwach sein! Sie hatte befürchtet, dass ihr eines Tages so etwas passieren würde, obwohl sie in den letzten Monaten ihrer Ehe sexuell überhaupt nichts mehr empfunden hatte.

Sosehr sie sich auch dagegen wehrte, entstanden plötzlich die erotischsten Phantasien vor ihrem geistigen Auge, und sie verspürte ein Prickeln, das sie gleichzeitig erregte und entsetzte.

Die Häuser, die Bonnie ihm zeigte, gefielen Jordan alle nicht. Das erste war ihm zu groß, das zweite zu klein und das dritte von der Lage her nicht geeignet. Das vierte schien ihm schon eher zuzusagen, obwohl er nicht gerade begeistert wirkte. Mittlerweile war es bereits halb zwei, und als Jordan vorschlug, irgendwo anzuhalten und etwas zu essen, willigte Bonnie zögernd ein. Inzwischen war ihr noch mehr bewusst geworden, wie attraktiv er war, und sie verspürte so etwas wie Bewunderung für ihn.

Er hatte ihr erzählt, dass er Kronanwalt war. Kein Wunder also, dass er sie so beeindruckte. Sie war noch nie einem Mann begegnet, der so selbstsicher und gelassen, andererseits aber auch distanziert wirkte. Die Vorstellung, allein mit ihm zu Mittag zu essen, behagte ihr nicht besonders. Doch Bonnie konnte kaum nein sagen, zumal sie großen Hunger hatte.

Kurz darauf gingen sie in ein kleines Café im Einkaufszentrum von Erina, wo man unter Sonnenschirmen draußen sitzen konnte. Bonnie bestellte eine Gemüsequiche mit Salat und einen Kaffee, während Jordan ebenfalls die Quiche nahm, allerdings statt des Salats Pommes frites und ein Brötchen wählte.

„Sind Sie schon lange in der Immobilienbranche tätig?“, erkundigte er sich, sobald sie ihre Bestellung aufgegeben hatten.

„Zwei Jahre.“ Bonnie rief sich ins Gedächtnis, dass sie sich auf keinen Fall verplappern durfte. Ein paarmal hätte sie es beinah getan und ihm erzählt, dass sie verwitwet war.

„Sie sind gut“, meinte er. „Erfrischend direkt, aber nicht aufdringlich. Bestimmt sind Sie sehr erfolgreich in Ihrem Beruf.“

„In letzter Zeit ja. Letzten Monat habe ich einen Zinnbecher bekommen, weil ich die meisten Häuser verkauft habe.“

„Ah ja.“

„Was meinen Sie mit ‚Ah ja‘?“

„Nichts. Arbeiten Sie auch an den Wochenenden?“

„Meistens schon.“

Wieder zog er die Augenbrauen hoch. Offenbar war es eine Gewohnheit von ihm, mit der er alle möglichen Gefühlsregungen ausdrückte. Bonnie konnte sich gut vorstellen, wie er diese Geste ihm Gerichtssaal einsetzte, um die Aussage eines Zeugen in Frage zu stellen oder die Geschworenen zu beeinflussen.

„Und was ist mit diesem Wochenende?“, hakte er nach. „Müssen Sie da auch arbeiten?“

„Ja.“

Jordan runzelte die Stirn, was sie verunsicherte. Er wollte sie doch wohl nicht fragen, ob sie mit ihm ausgehen würde? Schließlich dachte er, sie wäre verheiratet. Obwohl sie eigentlich schockiert hätte sein müssen, fand sie die Vorstellung aufregend.

„Also gut“, meinte er. „Dann würde ich gern am Samstag mit meiner Verlobten herkommen, sobald ich eine Vorauswahl getroffen habe.“

Bonnie verspürte plötzlich ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Eine Verlobte … Er war verlobt.

Natürlich ist er das, sagte sie sich gleich darauf. Entweder das oder verheiratet. Was hast du denn erwartet? Männer wie Jordan Vine-Hall laufen nicht frei herum – es sei denn, sie sind notorische Playboys oder homosexuell.

Sie vermutete, dass er ihr an der Nasenspitze ansah, wie traurig sie war. Dabei hätte sie dankbar sein sollen, denn nun kam eine Affäre mit ihm erst recht nicht in Frage. Energisch riss Bonnie sich zusammen. „Wann wollen wir uns treffen?“, erkundigte sie sich, wobei sie es vermied, Jordan anzusehen.

Da er nicht antwortete, tat sie es schließlich doch und stellte fest, dass er sie aus zusammengekniffenen Augen betrachtete.

„Stört es Ihren Mann nicht, wenn Sie jedes Wochenende arbeiten?“, meinte er scharf.

Bonnie kam zu dem Schluss, dass es keinen Sinn hatte, diese Farce weiterzuspielen. Außerdem war es möglich, dass einer ihrer Kollegen die Katze aus dem Sack ließ. Dann würde sie erst recht dumm dastehen.

„Ich bin verwitwet“, erwiderte sie deshalb. „Mein Mann ist vor drei Jahren gestorben.“

Jordan war, als hätte ihm jemand einen Schlag in den Magen versetzt. Sie war verwitwet!

Verdammt! dachte er wütend. Verdammt!

Er ballte die Hände unter dem Tisch zu Fäusten. Wenn er das gewusst hätte, hätte er Erica niemals erwähnt und Bonnie somit keinen Grund gegeben, ihn zurückzuweisen.

Denn er musste sie haben, das war ihm mittlerweile klargeworden. Er hatte sich eingeredet, der Versuchung widerstehen zu können, wenn es bedeutet hätte, sie zum Ehebruch zu verleiten. Dennoch hatte er seine Gefühle für sie nicht unterdrücken können – die Leidenschaft und das Begehren.

Vielleicht hätte er es tatsächlich geschafft, Bonnie zu widerstehen und sie irgendwann zu vergessen. Aber nun wusste er, dass sie frei war. Sie konnte auf seine Annäherungsversuche eingehen und seine Liebe erwidern.

Liebe?

Du meine Güte, war er jetzt völlig verrückt geworden? Er liebte die Frau nicht. Er liebte keine Frau. Liebe war etwas für Teenager und Masochisten. Er begehrte sie, das war alles. Seine Gefühle waren rein sexueller Natur.

Das brachte ihn wieder auf den Gedanken, dass er nur sexuell frustriert war. Eine Nacht oder zwei mit Erica, und schon würde er sein Verlangen vergessen.

Und was war, wenn er es nicht schaffte?

Seine Reaktion auf ihre Worte erstaunte Bonnie. War Jordan etwa wütend? Doch das ergab überhaupt keinen Sinn.

„Für eine Witwe sind Sie noch ziemlich jung“, stellte er schließlich fest.

„Ich bin fünfundzwanzig“, entgegnete sie beinah trotzig.

„War Ihr Mann viel älter als Sie?“

„Ein paar Jahre.“

„Und woran ist er gestorben?“

„Er ist im Dienst ums Leben gekommen – bei einem Autounfall. Er war Polizist.“

Jordan schwieg eine Weile. „Haben Sie Kinder?“, fragte er dann.

„Nein.“ Gott sei Dank, fügte Bonnie im stillen hinzu. Eine Zeitlang hatte sie Keith richtig angebettelt, ein Kind bekommen zu dürfen, weil sie geglaubt hatte, dadurch ihre Probleme zu lösen. Im nachhinein war ihr natürlich klargeworden, das es das Dümmste gewesen wäre, was sie hätten tun können.

„Bedauern Sie es?“

„Eigentlich nicht. Ich war damals noch zu jung, um Mutter zu sein.“

„Wie alt waren Sie, als Sie geheiratet haben?“

„Neunzehn.“

„Das ist wirklich sehr jung“, stimmte Jordan zu.

In diesem Moment brachte die Kellnerin das Essen, und Bonnie war erleichtert, das Thema wechseln zu können. Seine Fragen waren fast wie ein Verhör gewesen, was wohl in der Natur seines Berufes lag. Doch er schüchterte sie richtig ein, wenn er Fragen stellte, und das erinnerte sie an Keith. Es war Zeit, den Spieß umzudrehen.

„Erzählen Sie mir von sich, Jordan“, bat sie, während sie ihre Quiche in Stücke schnitt. „Warum sind Sie noch nicht verheiratet?“

„Weil ich noch nicht der richtigen Frau begegnet bin.“

„Und ist Ihre Verlobte junger als Sie?“

„Erica ist vierundzwanzig und ich sechsunddreißig.“

Bonnie merkte sofort, dass er nicht über seine Verlobte sprechen wollte, und sie überlegte, warum.

„Sicher arbeiten Sie sehr viel“, sagte sie.

„Zuviel.“

„Und deshalb brauchen Sie einen Zufluchtsort, an dem Sie ausspannen können.“

Jordan lachte. „Zum Ausspannen werde ich hier sicher nicht kommen.“

„Das verstehe ich nicht.“

Als er ihr tief in die Augen blickte, erschauerte sie. „Ich schreibe nämlich in meiner Freizeit“, erklärte er. „Und wenn ich schreibe, verkrieche ich mich in meinem Arbeitszimmer und haue wie besessen in die Tasten meines Computers. Dabei beschäftige ich mich in Gedanken mit den wildesten Charakteren und den schlimmsten Lastern, sodass mir nichts ferner liegt, als mich zu entspannen.“

„Du liebe Güte!“ Sie hoffte, sich nicht anmerken zu lassen, wie lasterhaft ihre Gedanken momentan waren. „Worüber schreiben Sie denn? Sind es Berichte über Mordfälle, die Sie verhandelt haben?“ Als er ihr von seiner Arbeit erzählt hatte, hatte er betont, dass seine Kanzlei fast ausschließlich Klienten betreute, die Kapitalverbrechen begangen hatten.

Jordan lachte wieder. „Versprechen Sie mir, es für sich zu behalten?“

„Selbstverständlich.“

„Ich schreibe Thriller.“

„Das ist ja toll! Ich lese für mein Leben gern Thriller. Haben Sie schon Bücher veröffentlicht?“

Er nickte. „Drei bis jetzt, und zwar unter dem Pseudonym Roger Black. Der Protagonist ist ein Anwalt namens Richard Halliday, und in seinen Fällen geht es hauptsächlich um Sex und Gewalt. Mein Verleger ist der Meinung, dass es alles Bestseller werden, aber meine Familie und meine Kollegen würden meine Schriftstellerei bestimmt nicht gutheißen.“

„Warum nicht?“, erkundigte Bonnie sich erstaunt.

Der Blick, den er ihr zuwarf, sollte offenbar besagen, dass sie keine Ahnung von der Welt hatte, in der Jordan lebte.

„Und was sagt Ihre Verlobte dazu?“ Sie fragte sich, ob sie nicht vielleicht zu neugierig war, doch sie wollte gern mehr über die Frau erfahren, die Jordan heiraten würde.

„Sie weiß gar nichts davon.“

Bonnie war schockiert. „Wieso nicht?“

„Ein Geheimnis ist kein Geheimnis mehr, wenn man es überall weitererzählt, stimmt’s?“

„Aber mir haben Sie es gerade erzählt.“

„Ja, das habe ich“, erwiderte er leise.

„Und warum?“

Jordan zuckte lässig die Schultern, obwohl er mit Sicherheit nicht so gelassen war. „Vielleicht wollte ich es einfach mal loswerden, und was lag da näher, als es jemandem anzuvertrauen, den ich kaum kenne? Außerdem haben Sie versprochen, es für sich zu behalten.“

„Ich verstehe nicht, warum Sie niemandem davon erzählt haben. Sie sollten stolz darauf sein.“

Er warf ihr einen spöttischen Blick zu. „Für Sie sind die Dinge anscheinend immer schwarz oder weiß, Mrs. Merrick. Aber so einfach ist das Leben nicht.“

„Kann sein.“ Seltsamerweise hatten seine Worte sie verletzt. „Aber manchmal muss man die Dinge so betrachten, weil es einem Sicherheit gibt.“ Unwillkürlich erinnerte sie sich an ihre Ehe, in der sie sich alles andere als sicher gefühlt hatte. Keith war grausam und kalt gewesen …

Bonnie erschauerte, und als Jordan seine Hand ausstreckte und auf ihre legte, zuckte sie unwillkürlich zusammen. Er betrachtete sie besorgt. „Ich wollte Sie nicht aus der Fassung bringen“, sagte er leise.

„Schon gut.“ Sie war sich überdeutlich seiner Hand auf ihrer bewusst, und die intime Berührung ließ ihre Haut prickeln.

Nun nahm er ihre Hand in seine. „Bonnie, ich …“

„Nein“, unterbrach Bonnie ihn hastig und zog ihre Hand zurück. „Bitte nicht!“

Sie wandte den Blick ab und schaute an Jordan vorbei auf den Parkplatz.

Jordan seufzte resigniert. „Ich wollte Sie doch nur beruhigen.“

„Ich weiß. Es ist nur … Ich mag es nicht, wenn man mich anfasst.“

„Verstehe. Es tut mir leid.“

Natürlich verstand er es nicht, aber das war auch nicht weiter schlimm. Zwischen ihnen entstand eine spannungsgeladene Stille, die sich endlos auszudehnen schien. Bonnie trank einen Schluck Kaffee und vermied es dabei weiterhin, Jordan anzusehen, indem sie den Blick auf den Parkplatz gerichtet hielt. Plötzlich entdeckte sie einen Wagen, der ihr bekannt vorkam.

Es handelte sich um einen weißen Transporter, und er gehörte ihrem Schwager Stan.

Die Frau, die vorn neben ihm saß und sich an ihn kuschelte, war jedoch nicht ihre Schwester Louise. Louise hatte hellbraunes Haar. Diese Frau dagegen hatte schwarzes Haar, und Stan küsste sie hungrig.

Bonnie, die gerade ihre Tasse wieder auf den Tisch stellen wollte, erstarrte mitten in der Bewegung, denn sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Stan war seit zwanzig Jahren mit Louise verheiratet, und Bonnie hatte die beiden immer ein wenig beneidet. Sie hatten drei Söhne, und Stan war der ideale Vater, wie Bonnie immer angenommen hatte. Doch er hatte eine Affäre mit einer anderen Frau – eine heiße Affäre offenbar, denn er ging sogar das Risiko ein, sie auf einem öffentlichen Parkplatz zu küssen, wo jeder sie sehen konnte.

5. KAPITEL

Als Jordan bemerkte, wie schockiert Bonnie war, drehte er sich um und folgte ihrem Blick. Doch das einzig Interessante, was er sah, waren ein Mann und eine Frau, die in einem Transporter saßen und sich leidenschaftlich küssten.

Das musste es sein. Aber was hatte sie so aus der Fassung gebracht? Kannte sie einen von den beiden?

Als er sich wieder umwandte, stellte er fest, dass Bonnie aufgestanden war und ihre Handtasche sowie ihre Autoschlüssel vom Tisch nahm. „Ich muss hier weg“, sagte sie, und im nächsten Moment eilte sie zu ihrem Wagen, der in einiger Entfernung von dem Transporter geparkt war.

Nachdem Jordan bezahlt hatte, lief er hinter ihr her und überlegte dabei, was in sie gefahren war. Vielleicht war die engelsgleiche Mrs. Merrick nicht der Engel, für den er sie gehalten hatte, sondern eine Frau, die ihre Männer so oft wie ihre Unterwäsche wechselte. Schließlich musste an dem Begriff „lustige Witwe“ etwas dran sein.

Als er auf dem Beifahrersitz neben ihr Platz nahm, hatte er sich in Gedanken bereits eine Geschichte zurechtgelegt. Der Mann in dem Transporter war sicher ihr letzter Liebhaber, der sie nun betrog. Warum sonst hätte sie über den Anblick der beiden so aus der Fassung geraten sollen?

„Würden Sie mich bitte aufklären, was das Ganze soll?“, erkundigte Jordan sich schroff.

„Nein.“ Mit bebenden Händen ließ Bonnie den Wagen an, doch Jordan streckte die Hand aus und drehte den Schlüssel kurzerhand wieder um. Wütend funkelte sie ihn an.

Aha! dachte er. Mrs. Merrick gehörte also im Gegensatz zu Erica nicht zu den Frauen, die sich von einem Mann bevormunden ließen und alles ihm überließen.

„Sie sollten lieber nicht fahren, wenn Sie so außer sich sind“, erklärte er. „Also, wer war dieser Kerl, und warum hat es Sie so mitgenommen, ihn mit der Frau zusammen zu sehen?“

Während er auf ihre Antwort wartete, hoffte er beinah, sie möge seine Vermutung bestätigen. Gleichzeitig jedoch fürchtete er sich davor.

„Er ist mein Schwager“, platzte Bonnie heraus. „Und diese Frau war nicht meine Schwester!“ Stöhnend barg sie das Gesicht in den Händen. „Arme Louise!“

Und armer Jordan, dachte er grimmig, als er sie betrachtete. Verdammt, er sehnte sich so danach, sie in die Arme zu nehmen. Allerdings war ihm klar, dass er sich nicht damit begnügen würde, sie zu trösten. Im Vergleich dazu würde das knutschende Paar in dem Transporter geradezu harmlos wirken!

„Es tut mir leid“, sagte er schroff.

„Sie brauchen sich nicht bei mir zu entschuldigen.“ Bonnie hob den Kopf.

Jordan zuckte zusammen. Sie hatte ja keine Ahnung! Wenn sie seine Gedanken lesen könnte, würde sie ihre Meinung ändern.

„Stan ist derjenige, dem es leid tun sollte“, rief sie wütend. „Wenn Louise herausfindet, was da läuft, setzt sie ihn sofort vor die Tür.“

„Sie werden es ihr hoffentlich nicht erzählen, oder?“ Sosehr er Untreue auch verabscheute, war er doch der Ansicht, dass es keinen Sinn hatte, den Betrogenen davon in Kenntnis zu setzen.

„Allerdings werde ich das.“

„Tun Sie es nicht.“

„Wie bitte?“

Als sie sich wütend zu ihm umdrehte, fürchtete Jordan, die Beherrschung zu verlieren. Es stand ihr sehr gut, wenn sie so außer sich war, und er stellte sich unwillkürlich vor, dass sie genauso aussehen würde, wenn sie sexuell erregt war. Er malte sich aus, wie sie nackt unter ihm lag, die Wangen gerötet und mit funkelnden Augen.

„Und warum nicht?“, fuhr sie aufgebracht fort. „Louise hat ein Recht darauf, zu erfahren, was für einen Kerl sie geheiratet hat. Was wäre ich denn für eine Schwester, wenn ich es ihr verheimlichen würde?“

Jordan versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. „Bestimmt würde Sie es Ihnen nicht danken. Wie lange sind die beiden schon verheiratet?“

„Zwanzig Jahre. Louise ist wesentlich älter als ich.“

„Sicher haben sie auch Kinder.“

„Ja. Drei Jungen.“

„Und Sie wollen eine Ehe zerstören, nur weil Sie gesehen haben, wie Ihr Schwager heimlich eine andere geküsst hat?“

„Sie wissen ganz genau, dass es nicht nur um einen heimlichen Kuss geht. Es hat wie eine Affäre ausgesehen.“

„Schon möglich, aber es ist nur eine Vermutung“, räumte er ein. „Und selbst wenn Ihr Schwager ein Verhältnis hat, wird es sich irgendwann totlaufen. Was ihre Schwester nicht weiß, macht sie nicht heiß. Denken Sie an das Glück Ihrer Schwester, Bonnie. Vermutlich ist Ihr Schwager wirklich ein Mistkerl, aber Sie sollten ihn nicht vorschnell verurteilen. Womöglich führen Ihre Schwester und er eine liberale Ehe. Oder sie weiß bereits von seinen Liebeleien und drückt ein Auge zu. Wenn Sie sie mit der Wahrheit konfrontieren, zwingen Sie sie möglicherweise dazu, etwas zu tun, das sie gar nicht will.“

Ihm war nicht entgangen, dass sie unschlüssig war. Doch nun wusste er, was sie von untreuen Ehemännern hielt.

„Und was ist, wenn es sich nicht totläuft?“, wandte sie gequält ein. „Was ist, wenn Stan diese Frau liebt und Louise verlässt?“

„Selbst wenn es so wäre, was für einen Sinn hätte es, Ihre Schwester darüber zu informieren? So wird sie nur früher traurig sein als nötig.“

„Ja, vielleicht haben Sie recht.“ Bonnie seufzte schwer. „Eigentlich muss ich Ihnen dankbar sein, weil Sie mich zur Vernunft gebracht haben.“

Jordan hätte beinah laut aufgelacht. Er wünschte, ihn würde jemand zur Vernunft bringen, denn es war sinnlos, diese Frau zu begehren. Wenn es doch nur endlich Abend wäre! dachte er. Am nächsten Morgen würden Erica und er offiziell verlobt sein, und sein Verlangen für Bonnie würde für immer erloschen sein.

„Es war der Schock“, sagte Bonnie. „Ich dachte immer, Louise und Stan würden die perfekte Ehe führen.“

„Eine perfekte Ehe gibt es nicht.“

„Das ist mir allmählich auch klar.“

Der Unterton in ihrer Stimme verriet, dass ihre Ehe mit diesem Polizisten nicht besonders glücklich gewesen war, doch Jordan ermahnte sich energisch. Verdammt, was ging es ihn an, wenn ihr verstorbener Mann der größte Mistkerl aller Zeiten gewesen war?

„Meinen Sie, dass Sie jetzt fahren können“, fragte Jordan unvermittelt.

„Was? O ja, natürlich. Ich wollte Sie nicht mit meinen Problemen belästigen. Sie bekommen noch Geld von mir für das …“

„Machen Sie sich darüber keine Gedanken“, fiel er ihr ins Wort. „Das Mittagessen geht auf meine Rechnung. Und jetzt lassen Sie uns fahren. Ich habe heute abend nämlich eine wichtige Verabredung in Sydney.“

Für Bonnie war der Nachmittag die reinste Tortur, denn sie musste ständig an Stan und diese Frau denken. Stan hätte sie es am allerwenigsten zugetraut, ein Verhältnis zu haben.

Doch egal, was Jordan behauptet hatte, sie hatte den Beweis dafür mit eigenen Augen gesehen. Stan hatte diese Frau so leidenschaftlich geküsst, dass er es nicht einmal bemerkt hätte, wenn alles um ihn herum zusammengestürzt wäre.

Bonnie machte sich große Sorgen, dass er Louise verlassen konnte, weil er womöglich mehr wollte als nur ab und zu ein heimliches Treffen mit seiner Geliebten. Natürlich war sie nicht so naiv, zu glauben, dass er dieses Flittchen liebte. Doch wenn es um Sex ging, setzte der Verstand bei Männern oft aus.

Louise würde am Boden zerstört sein, wenn Stan sie verließ, und auch die Jungen würden damit nicht fertig werden. Bonnie sah zwar ein, dass es sinnlos wäre, Louise davon zu erzählen, doch es war schrecklich für sie, von dem Verhältnis zu wissen und nichts tun zu können.

Obwohl sie am liebsten nach Hause gefahren wäre, um ihren Tränen freien Lauf zu lassen, musste sie sich zusammenreißen, während sie Jordan die restlichen Häuser zeigte.

Als sie kurz nach halb fünf ihren Ford neben Jordans metallicfarbener Limousine zum Stehen brachte, war sie körperlich und seelisch völlig ausgelaugt. Normalerweise hatte sie eine hervorragende Konstitution, doch sowohl die Sorgen um ihre Schwester als auch ihre Magengrippe, die sie immer noch nicht ganz auskuriert hatte, hatten sie ziemlich mitgenommen.

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, erkundigte sich Jordan, nachdem sie seufzend den Motor abgestellt hatte.

Bonnie drehte sich zu ihm um und lächelte matt.

„Ich bin wohl nur ein bisschen erschöpft“, gestand sie. „Am Wochenende habe ich nämlich mit einer Virusinfektion im Bett gelegen, und ich bin anscheinend noch nicht ganz fit.“

Sein verzweifelter Gesichtsausdruck tat seiner Attraktivität keinen Abbruch. Doch der Anblick von Stan und dieser Frau hatte sie glücklicherweise gegen Jordans Reize immun gemacht.

„Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie krank waren?“, erkundigte Jordan sich ungeduldig. „Dann hätte ich Sie bestimmt nicht von einem Ort zum anderen gelotst und mir sämtliche Häuser auf Ihrer Liste zeigen lassen.“ Er blickte sie eindringlich an. „Sie sind tatsächlich ziemlich blass.“

Bonnie lachte unsicher. „Ich weiß. Und ich habe dunkle Ringe unter den Augen. Allerdings brauche ich nur etwas Schlaf, und schon geht es mir besser.“

„Etwas Schlaf …“, wiederholte er langsam. „Das könnte ich auch gut gebrauchen.“

Plötzlich wandte er sich ab und streckte die Hand nach dem Türgriff aus. „So werde ich allerdings keinen Schlaf bekommen.“ Er öffnete die Tür und stieg aus. „Nein, bleiben Sie sitzen“, fügte er hinzu, als sie ebenfalls aussteigen wollte.

Jordan beugte sich zu ihr hinunter, eine Hand auf die Tür gestützt, die andere aufs Dach. Dabei klaffte sein Jackett auseinander und gab den Blick auf seine muskulöse Brust frei. Sie hielt unwillkürlich den Atem an, und das seltsame Gefühl, das sie verspürte, zeigte ihr deutlich, dass sie doch nicht gegen seine Reize immun war. Zum Glück war er verlobt.

„Sie fahren nach Hause und legen sich ins Bett“, ordnete er an. „Also los. Ich schließe das Tor.“

„Aber ich …“

„Keine Widerrede. Nun fahren Sie schon.“

„Und was ist mit Samstag?“

„Wie meinen Sie das?“

„Wann soll ich Ihnen und Ihrer Verlobten die beiden Häuser zeigen, die Sie in die engere Wahl genommen haben?“

Da er zuerst nicht antwortete, rechnete Bonnie damit, er hätte seine Meinung geändert und sich entschieden, doch kein Haus in dieser Gegend zu kaufen. Fast wünschte sie, es wäre tatsächlich der Fall. Sie musste an die Redensart denken: „Aus den Augen, aus dem Sinn“.

Bei der Vorstellung, Jordan niemals wiederzusehen, verspürte sie jedoch einen schmerzhaften Stich, und das versetzte sie wiederum in Panik.

„Wenn es Ihnen lieber ist, kann ich Sie an einen meiner Kollegen verweisen“, bot sie an.

Sofort trat ein harter Ausdruck in seine Augen. „Warum sollte es mir lieber sein?“

Du meine Güte, er schüchterte sie wirklich ein mit seinem kalten Blick!

Bonnie schluckte, entschlossen, sich dadurch nicht aus der Fassung bringen zu lassen. „Heute morgen am Telefon hatte ich den Eindruck, Sie würden lieber mit einem Mann verhandeln“, erwiderte sie kühl.

„Tatsächlich? Ich wollte nicht unhöflich sein. Aber ich möchte, dass Sie weiterhin für mich tätig sind. Und nun fahren Sie nach Hause. Ich möchte, dass Sie am Samstag fit sind. Sagen wir, um elf? Erica ist nämlich eine notorische Langschläferin.“

„Ja, das passt mir.“

„Abgemacht. Dann sehen wir uns also um elf. Und, Bonnie …“

„Ja?“

„Erzählen Sie Ihrer Schwester nichts.“

Bonnie blinzelte verwirrt. Einen Moment lang hatte sie überhaupt nicht an Stan und Louise gedacht.

„Nein, das werde ich nicht“, brachte sie hervor. „Bis Samstag.“

Jordan lächelte ihr zu, bevor er die Tür zuknallte und sich an seine Limousine lehnte. Die Arme lässig vor der Brust verschränkt, beobachtete er, wie Bonnie davonfuhr. Als sie in den Rückspiegel schaute, sah sie, wie er um seinen Wagen herumging und kurz stehenblieb, um einen Blick auf das Haus von Mrs. McClelland zu werfen. Der Anblick des Anwesens weckte sofort die unterschiedlichsten Gefühle in ihr.

Was hatte sie bloß falsch gemacht? Sie hatte den Eindruck, die verstorbene Mrs. McClelland im Stich gelassen zu haben. Die alte Dame konnte doch unmöglich von ihr erwartet haben, dass sie Jordan das Haus verkaufte. Nein, die Vorstellung war einfach lächerlich!

6. KAPITEL

„Und wie war’s gestern?“, fragte Daphne am Dienstag morgen als erstes. „Ich konnte es kaum erwarten, bis du wieder zurückkommst.“

„Warum?“, erkundigte Bonnie sich betont lässig.

„Warum?“, wiederholte Daphne entgeistert. „Was glaubst du denn?“ Sie warf ihr einen mitleidigen Blick zu. „Also wirklich, Bonnie, ich werde aus dir nicht schlau. Du warst gestern mit dem attraktivsten Exemplar der männlichen Spezies zusammen und tust so, als wäre nichts gewesen.“

„Ach, du meinst Mr. Vine-Hall. Na ja, er sieht ganz gut aus, aber ich hätte nicht gedacht, dass er dein Typ ist.“ Daphne bevorzugte nämlich junge, knackigbraune Rettungsschwimmer, die es am Strand zuhauf gab. „Er ist zu alt für dich und kein sportlicher Typ. Hier sind die Schlüssel für das Haus von Mrs. McClelland.“ Bonnie gab ihr den Schlüsselbund. „Ich hole mir eine Tasse Kaffee. Möchtest du auch eine?“

Daphne hingegen ließ sich nicht so leicht ablenken. „Das einzige was ich möchte, ist ein vollständiger Bericht über Du-weißt-schon-wen. Von mir aus kann er fünfzig sein und in seinem ganzen Leben noch kein Surfbrett gesehen haben. Er ist einfach phantastisch! Und? Ist er verheiratet? Womit verdient er sein Geld? Will er sich hier ein Haus kaufen? Na los, erzähl schon.“

Bonnie seufzte entnervt. Nach einer schlaflosen Nacht, in der sie pausenlos über Stan und Louise – und einige andere Dinge – gegrübelt hatte, hatte sie keine Lust auf ein Verhör.

„Ich weiß kaum etwas über ihn“, erwiderte sie daher. „Er ist Anwalt, lebt in Sydney, ist auf der Suche nach einem Wochenendhaus und verlobt – und wie! Am Samstag kommt er noch einmal mit seiner Verlobten her, um mit ihr zusammen ein paar Häuser zu besichtigen.“

„Mist!“ Daphne machte einen Schmollmund. „Die tollen Männer sind immer vergeben.“ Sie dachte einen Moment nach, dann hellte sich ihre Miene schlagartig auf. „Aber verlobt zu sein ist noch lange nicht dasselbe, wie verheiratet zu sein. Und was bedeutet es heutzutage schon, wenn jemand verheiratet ist? Eine Verlobung bedeutet gar nichts. Also los, erzähl mehr. Was schätzt du, wie alt er ist? Fünfunddreißig?“

„Sechsunddreißig“, antwortete Bonnie automatisch, da ihr Daphnes Bemerkung über Verlobung und Heirat noch immer durch den Kopf ging.

„Hast du nicht gerade behauptet, kaum etwas über ihn zu wissen?“

„Viel mehr weiß ich auch nicht“, wich Bonnie aus. „Möchtest du jetzt einen Kaffee oder nicht?“

„Nein. Diese Woche verzichte ich auf Koffein.“

Als Bonnie den Gang entlang zum Hinterzimmer eilte, stellte sie mit einem Blick auf Franks Arbeitsplatz fest, dass dieser leer war. Einen Moment lang erwog sie, Edgar von Franks Unterstellungen zu berichten. Doch sie verwarf diese Idee sofort wieder, als ihr Chef sich an der Kaffeemaschine zu ihr gesellte und sie seinen Gesichtsausdruck sah. Die Verkaufszahlen für diesen Monat waren alles andere als gut, wie sie erfuhr, und es war nicht der geeignete Zeitpunkt, um Ärger heraufzubeschwören. Daher musste sie allein mit Frank fertig werden.

„Ich habe dich gestern gar nicht mehr gesehen“, meinte Edgar. „Wo warst du?“

Bonnie erzählte ihm von ihrer Besichtigungstour mit Jordan und stellte es so dar, als wäre der Vertrag so gut wie unterschrieben.

„Das ist ja toll, Bonnie!“, rief Edgar begeistert. „Hast du dir auch das Haus der McClellands angesehen?“

„Allerdings. Es wird schwer an den Mann zu bringen sein.“

Er stöhnte. „Wem sagst du das.“

„Mir hat das Haus gefallen“, gestand sie. „Es hat einen ganz besonderen Charme.“

„Warum kaufst du es nicht?“, erkundigte er sich trocken, bevor er mit seinem Kaffee in seinem Büro verschwand.

Sie blickte ihm verblüfft nach, während sie sich seine Worte durch den Kopf gehen ließ. Nein, die Idee war völlig verrückt! Das Haus war zu teuer, zu abgelegen und obendrein zu unheimlich. Außerdem besaß sie, Bonnie, bereits ein Haus. Sie drehte sich wieder zur Kaffeemaschine um. Nach der letzten Nacht brauchte sie erst einmal einen Adrenalinschub.

„Sag mir, dass du diesen furchtbaren alten Kasten deinem Kunden im Nadelstreifenanzug angedreht hast, und ich knie vor dir nieder und küsse dir die Füße“, erklang plötzlich Franks Stimme hinter ihr. „Ich küsse dir sogar die Füße, wenn du ihm überhaupt etwas angedreht hast.“

Bonnie bemühte sich, die Fassung zu wahren.

Autor

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