Romana Extra Band 135

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NORDSEEZAUBER UND HEIßE KÜSSE von RUBY STEPHENS
Auf der Nordseeinsel Baltrum jobbt Nanni den Sommer über als Yogalehrerin für gestresste Touristen – und verliert ihr Herz an den attraktiven Jan von Treskow. Dabei passt der Karrieretyp so gar nicht in ihr achtsames Leben!

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  • Erscheinungstag 04.07.2023
  • Bandnummer 135
  • ISBN / Artikelnummer 0801230135
  • Seitenanzahl 448

Leseprobe

Ruby Stephens, Barbara Hannay, Ann McIntosh

ROMANA EXTRA BAND 135

1. KAPITEL

Über der graugrünen, rauen Nordsee zogen die Möwen kreischend ihre Kreise. Die Luft roch frisch und salzig, und die Frühsommersonne gewann allmählich an Kraft. Vereinzelt führte die Brise winzige Wassertropfen mit sich, die Wellen schlugen rhythmisch gegen das metallene Heck der weißen Fähre. Während immer mehr Passagiere an Deck strömten – meist Familien mit nach Sonnencreme duftenden Kindern und Senioren mit Sonnenhüten – wurden geschäftig die letzten Container mit dem Urlaubsgepäck auf die Fähre geladen. Hoch oben flatterte eine kleine Fahne leicht im Wind.

Trotz des Treibens auf der Baltrum I befiel Nanni eine eigentümliche innere Ruhe und Gelassenheit. Die Fähre würde bald ablegen in Richtung Baltrum, der kleinsten der sieben ostfriesischen Inseln. Ihr übersichtliches Gepäck, ein einfacher Segeltuchrucksack, hatte Nanni nach der Ankunft mit dem Bus aus Norden in den Container mit der Nummer 14 verfrachtet. Nun saß sie gemütlich auf einer weißen Bank oben an Deck und wartete auf die Abfahrt. Hoffentlich fand sie ihren Rucksack nach der Ankunft auch wieder. Darin befanden sich nämlich ihre Yogakleidung, eine kleine Klangschale aus Messing und weitere Utensilien, die sie für ihre Arbeit brauchte.

Eigentlich war es gar nicht ihr Plan gewesen, den Job als Qigong-Trainerin auf der kleinen autofreien Insel anzunehmen, und das auch noch für gerade mal zwei Wochen. In ihren Referenzen konnte sie mit weit exotischeren Orten aufwarten. Sie war in den letzten zwei Jahren nämlich ganz schön herumgekommen in der Welt, hatte Land und Leute kennengelernt. Und aus so mancher Bekanntschaft war eine Freundschaft geworden. Doch ihre Freundin Hanna, dieser liebenswerte Tollpatsch, hatte nicht nur diesen Sommerjob angenommen, sondern sich danach auch noch prompt eine heftige Zerrung zugezogen. Und da Nanni gerade Leerlauf hatte, sprach nichts dagegen, einzuspringen und Hanna den Kopf zu retten. Hanna hatte dies umgekehrt auch schon so manches Mal für sie getan. Eine Hand wäscht die andere. Während die arme Hanna also auf dem Weg nach Hause war, reiste Nanni ihrerseits auf die Insel, um Quartier in Hannas Ferienwohnung zu beziehen. Gemeinsame Zeit wäre ihr lieber gewesen, aber Hanna hatte darauf bestanden, ihren eigenen Arzt zu konsultieren, und außerdem versprochen, dass sie auf dem Rückweg ein, zwei Tage zusammen genießen würden. Einfach am Strand sitzen und den Sonnenuntergang anschauen, natürlich mit einer guten Flasche Rotwein. Die hatte in ihrer langen Freundschaft Tradition.

Endlich legte die Fähre ab und gewann allmählich Distanz zum Festland. Mit jeder Minute fiel die Anspannung mehr von Nanni ab. Die Augen geschlossen, wandte sie das Gesicht Richtung Sonne. Nanni, die eigentlich Marianne hieß, Marianne Dorn, mochte ihren Vornamen überhaupt nicht. Zwar hatte sie ihre Großmutter, nach der sie benannt worden war, heiß und innig geliebt, doch war es ihr immer gelungen, sich überall direkt als Nanni vorzustellen. Daran hatte sich auch nichts geändert, als ihre Freundin Hanna und sie in der Schule gerne mal mit den Namen Hanni und Nanni geneckt worden waren. Und so war es geblieben.

Trotz der frischen Brise blieb Nanni oben an Deck und genoss die Aussicht. Am Horizont waren schon Inseln zu erahnen, doch sie vermochte nicht zu sagen, welche davon Baltrum war. Sie waren eine Weile gemütlich gefahren, als mit einem Aufschrei plötzlich ein paar Kinder nach links an die Reling stürzten und aufs Meer hinaus deuteten. „Die Seehundbänke“, erklärte Nannis Sitznachbarin, eine ältere Dame mit Strohhut und ärmellosem Top. Nanni lächelte freundlich, stand auf und stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick auf die Seehunde zu erhaschen. Diese lagen träge auf der Sandbank und würdigten die Fähre kaum eines Blickes. „Ihr erstes Mal auf Baltrum?“ Nanni nickte bestätigend und erzählte, dass sie leider keine Urlauberin war. „Sie werden es todlangweilig finden“, sagte die Dame, machte eine gewichtige Pause und fuhr dann fort: „Oder Sie werden es lieben. Dazwischen gibt es nichts.“ Scheinbar ohne eine Reaktion von Nanni zu erwarten, fuhr sie fort: „Das ist mein 36. Mal. Ja, ich kann mir denken, dass Sie das wundert. Was mag es auf so einer kleinen Insel schon groß zu erleben geben? Aber es geht nichts ums Erleben, es geht einfach ums Hiersein. Wenn Sie Glück haben, wissen Sie schon sehr bald, was ich meine.“ Damit biss die Dame herzhaft in ihr Käsebrot und blickte wieder auf die See hinaus.

Zum Glück blieb Nanni ja nur zwei Wochen. Die könnte man überstehen, selbst wenn es auf der Insel öde wäre. Aber sie war nicht der Typ, der sich schnell langweilte. Sie würde die Zeit hier genießen. Ihre flexiblen Einsätze hatten Nanni schon an viele Orte geführt, die wahrscheinlich um einiges aufregender und attraktiver waren als die friesischen Inseln. Aber war nicht Abwechslung einer der Gründe gewesen, warum sie sich zumindest für eine Weile für ein berufliches Nomadenleben entschieden hatte – sehr zum Leidwesen ihrer Eltern? Mit Yoga- und Qigong-Stunden verdiente man sich keine goldene Nase, und eine große Karriere winkte auch nicht. Das hatten nicht nur die Eltern ihr oft genug zu vermitteln versucht. Auch Mauritz brachte dieses Thema immer und immer wieder aufs Tapet. Aber Nanni wollte sich nicht rechtfertigen. Wenn sie alt und grau war, könnte sie immer noch ihren gelernten Beruf als Bankkauffrau wieder aufnehmen. Im Moment fühlte ihr Leben sich für sie richtig an. Sie wollte dem Ruf des Lebens folgen, die Welt kennenlernen und ihre Zeit genießen, statt Geld zu scheffeln wie ihr Freund Mauritz. Exfreund.

Die Trennung von Mauritz lag nun fast ein halbes Jahr zurück. Unglaublich. Es fühlte sich immer noch surreal an, denn durch Nannis häufige Abwesenheit von zu Hause gelang es ihr ganz gut, die Trennung zu verdrängen. Mauritz hatte sich streckenweise über ihre Art zu leben geradezu lustig gemacht. Darüber entbrannte dann regelmäßig ein handfester Streit zwischen ihnen, der meistens in einer leidenschaftlich feurigen Versöhnung mündete. Lange hatte Nanni dieses immer wiederkehrende Muster für Liebe gehalten. Aber letztendlich hatte alles unendlich viel Kraft gekostet. Nanni wünschte sich einfach einen Partner, der sie so akzeptierte, wie sie war – einschließlich ihres Lebensentwurfes. Oder eben der Tatsache, dass sie einen solchen aktuell gar nicht brauchte. Deshalb hatte sie schließlich einen Schlussstrich unter die ganze Misere gezogen. Deshalb und wegen dieser anderen Sache. Doch daran mochte sie jetzt nicht denken.

Die Gischt sprühte und riss Nanni aus den Gedanken. Eine Strähne ihres blonden langen Haars löste sich aus dem Knoten, den sie locker am Hinterkopf geschlungen hatte, und umspielte ihr Gesicht. Ihre Haut prickelte angenehm. Reizklima. So nannte man das wohl. Doch gleichzeitig fühlte sie sich zum ersten Mal seit langem überhaupt nicht gereizt. Im Gegenteil. Nanni hatte das untrügliche Gefühl, dass es eine sehr, sehr gute Idee gewesen war, die Vertretung von Hanna zu übernehmen. Die Insel würde ihr guttun, und sie könnte sich neu im Leben ausrichten und zentrieren. Sie atmete tief ein und aus. Die Fähre lief ganz gemächlich in den Hafen von Baltrum ein, und die ersten Passagiere reihten sich bereits freudig zum Verlassen des Schiffes ein.

An Land hievte Nanni ihren Rucksack aus dem Container und trottete dem Menschenstrom durch den Hafen hinterher, der sich linkerhand bei den bereitstehenden Kofferkarren jedoch zerstreute. Sie brauchte keinen Karren und auch keine der wartenden Pferdekutschen, obwohl es sicher ein schönes Gefühl wäre, sich von diesen kompakten, warm duftenden Kaltblutpferden behäbig bis zum Ferienhaus fahren zu lassen. „Nach einer Hausnummer brauchst du gar nicht erst zu suchen“, hatte Hanna lachend erklärt. „Die Häuser sind nach Erbauungsdatum nummeriert.“ Schade, dass sie mit der Freundin nicht wenigstens zu Beginn einen Tag gemeinsam auf der Insel hatte. Hanna hätte ihr alles zeigen können. „Du wirst dich gut zurechtfinden. Auf so einer kleinen Insel kannst du gar nicht verlorengehen“, hatte Hanna sie geneckt. Nanni blieb also nichts anderes übrig, als auf eigene Faust loszuziehen und sich mit der Karte zu behelfen, die Hanna ihr geschickt hatte. Das Haus, in dem Hanna ein Appartement gebucht hatte, lag im Westdorf. Das bedeutete, dass Nanni nicht weit laufen musste.

Auf den nächsten hundert Metern entzerrte sich die Menge – voran die Pferdefuhrwerke, gefolgt von motorisierten Fahrrädern mit beladenen Anhängern und zum Schluss die Urlauber, die ihre Kofferkarren hinter sich herzogen und bald hinter denen mit wenig oder keinem Gepäck zurückblieben. Nanni trug ihren Rucksack leichtfüßig über die rot gepflasterten, von weißen niedrigen Zäunen begrenzten Wege entlang zum Westdorf. Die Kirche und daneben die Glocke in der hölzernen Aufhängung waren viel kleiner als auf den Bildern im Internet, die Nanni sich angeschaut hatte. Die Inselglocke, das Wahrzeichen der Insel, wirkte eher unscheinbar, doch ein pompöses Denkmal hätte auch gar nicht zu dieser Dornröscheninsel der Nordsee gepasst. Alles war stimmig. Gedankenverloren sah Nanni sich um, sog die frische Luft ein und genoss die friedliche Atmosphäre. Doch dann wurde die angenehme Stille abrupt gestört.

Jemand außerhalb ihres Blickfeldes telefonierte – und zwar in einer Lautstärke und mit einem aggressiven Stakkato, dass es nervte und die himmlische Ruhe dahin war. Auf dem Absatz ihrer knöchelhohen Sneakers drehte sie sich um und erblickte den Störenfried sofort. Der Typ wirkte wie auf einer dieser albernen Collagen, die Nanni und Hanna als Teenager so gerne gebastelt und sich anschließend darüber kaputtgelacht hatten. Als hätte man ihn aus einem Modekatalog ausgeschnitten und in eine vollkommen andere Umgebung hineingeklebt. Der Mann trug einen schicken Anzug, wenn auch keine Krawatte, und feine kalbslederne Business-Schuhe. Beinahe herrisch sprach er in sein Handy. Die Stirn in Falten gelegt betrachtete sie ihn. Er sah gar nicht schlecht aus mit seinem akkurat geschnittenen dunklen Haar und seinem sportlichen Körperbau. Doch die Anspannung, die er ausstrahlte, machte ihn ihr unsympathisch. Einen Moment stellte sie sich vor, dass er einfach das Gefühl brauchte, unendlich wichtig zu sein, und dass er nur aus diesem Grund in sein Handy sprach, obwohl eigentlich gar keiner am anderen Ende war. Nanni musste schmunzeln.

Es war eine ihrer Taktiken, sich durch fröhliche Gedanken in der inneren Balance zu halten. Und es funktionierte mal wieder hervorragend. Schließlich war sie nicht hier, um sich darüber zu ärgern, dass dieser Mann wie ein Fremdkörper diese schöne Insel verunstaltete. Fremdkörper. Was für ein Wort – sein Körper war aber in der Tat einen Gedanken wert. In allem das Positive sehen, das hatte sie in ihrer Ausbildung zur Qigong- und Yogalehrerin gelernt. Energisch warf sie den Kopf zurück, wobei sich ihr vom Wind ohnehin schon zerzauster Haarknoten vollends auflöste. Dann setzte sie ihren Weg fort, ohne den Fremden eines weiteren Blickes zu würdigen.

Unwirsch steckte Jan von Treskow das Handy in die Tasche seines Jacketts. Diese Trottel. Alles musste er selbst machen, die anderen bekamen überhaupt nichts auf die Reihe. Er hatte sich so echauffiert, dass ihm der Anzug zu warm wurde. Zum ersten Mal seit seinem viertelstündigen Telefonat wurde er sich seiner Umgebung bewusst. Passanten in lächerlich bunten, legeren Klamotten zogen an ihm vorüber – offensichtlich Neuankömmlinge. Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine junge Frau, deren blondes Haar sich durch eine heftige Bewegung aus einem Knoten löste und kaskadenartig über den eleganten Rücken in der türkisfarbenen Sweatjacke ergoss. Was für ein Anblick! Atemlos bewunderte Jan dieses ästhetische und doch vollkommen natürliche und zufällige Schauspiel. Aus den weißen Shorts ragten lange, leicht gebräunte Beine, die in sportlichen Sneakers steckten. Über der Schulter trug die schöne Unbekannte einen Segeltuchrucksack. Also auch eine neue Urlauberin, frisch von der Fähre. Jan schüttelte den Kopf und griff wieder nach seinem Handy. Doch kaum hatte er eine Taste gedrückt, wurde das Display schwarz. Akku leer.

Akku leer. Wie bezeichnend für ihn und die gesamte überflüssige Situation, in die er geraten war. Es fühlte sich an, als habe sein Arzt ihm erst gestern mitgeteilt, dass er kürzertreten und sich eine Auszeit nehmen müsse, wenn er weiter funktionieren wolle. Eine Auszeit, schön und gut, aber musste die ausgerechnet hier stattfinden, wo überhaupt nichts passierte? Wo es nichts gab? Jan war erfolgreich, und das war er nicht umsonst. Hier herumzusitzen und aufs Meer zu starren, brachte ihn nicht weiter. Während er zum Nichtstun verdammt war, überholten ihn seine Widersacher sicherlich längst schon.

Doch, wenn er ehrlich war, machte es ihm auch eine Heidenangst, wie schwach und antriebslos er in letzter Zeit gewesen war. Andere, weniger kompetente Männer, drohten an ihm vorüberzuziehen, ihn zu überholen. Und, wo ihn früher der Ehrgeiz gepackt hätte, war schließlich nur noch Leere gewesen. Dann doch lieber diese Auszeit an der Nordsee. Freudlos lachte Jan auf und setzte sich in Bewegung. Ausgerechnet Baltrum. Warum ausgerechnet Baltrum?

Nun hing er hier für weitere fünf Wochen fest, war verdammt zu Strandgymnastik, Wassertherapie und allem möglichen anderen Blödsinn. Am schlimmsten waren die Gespräche mit dem Psychologen. Er hatte weiß Gott Besseres zu tun, als sich über die Regentage seiner Kindheit auszuweinen. Doch das sah die Kur nun einmal vor. Diese Dinge nahmen leider einen großen Teil des Tages ein. Das Einzige, was er ansonsten hier noch tun konnte, war spazieren zu gehen. Fünf Wochen lang. Während es im Office drunter und drüber ging.

Im Grunde seines Herzens sah Jan natürlich ein, dass er etwas für sich tun musste, um wieder voll einsatzfähig zu sein. Und Spaziergänge waren an und für sich keine schlechte Sache. Doch es machte es nicht besser, dass die Erkundung der Insel nach all den Jahren immer noch schmerzhaft an alten Erinnerungen rührte. Viel zu schmerzhaft. Da war es doch besser, unterwegs immer mal wieder Kontakt zu seiner Basis im Büro aufzunehmen und sich gedanklich abzulenken. Irgendwie musste er diese Zeit überstehen und danach wieder gestärkt in sein Leben zurückkehren. Er wollte es nicht seinem Vater gleichtun, der – besonders nach der Trennung und schließlich dem Tod von Jans Mutter – trotz seiner Herzinfarkte immer weitergemacht hatte, als trüge er Scheuklappen. Es musste eine Balance geben. Und diese würde Jan finden.

Zügigen Schrittes wanderte Jan durch die Salzwiesen am Ostheller, streifte, fast ohne es selbst zu bemerken, das Jackett ab und warf es sich über die Schulter. Es war warm, und die Füße begannen in seinen Schuhen zu brennen. Warum hatte er so einen weiten Weg eingeschlagen? Barfuß und mit offenem Hemdkragen lief er schließlich weiter gen Horizont und versuchte, seine Gedanken irgendwie auch ohne Handy abzuschütteln …

Hannas kleines Ferienapartment war zweckmäßig eingerichtet, ordentlich und wunderbar gemütlich. Es gab alles, was man brauchte. Vom Bett aus konnte man sogar das Meer erahnen. Zwar gab es keinen Balkon, doch Nanni würde ohnehin so wenig Zeit wie möglich drinnen verbringen, außer zum Schlafen. Sie räumte ihre paar Sachen in die freie Schrankhälfte. Hanna hatte sehr liebevoll überall ein bisschen Platz für sie geschaffen, im Bad auf der Ablage und auf dem Nachttisch. Auf diese Weise fühlte sich Nanni auch in Hannas Abwesenheit willkommen geheißen. Das Bett war hübsch bezogen, und auf dem Kopfkissen lag ein handgeschriebener Brief mit guten Wünschen und einer wahren Dankeshymne. Darunter lag eine kleine Tafel Schokolade, auf der „Von Herzen“ stand. Nanni musste lächeln. Sie fühlte sich Hanna sofort nah, griff nach ihrem Handy und schickte ihr eine Sprachnachricht.

Im Kühlschrank fand sie einen Sojajoghurt, etwas frisches Obst und Gemüse und ein paar herzhafte Brotaufstriche, daneben eine angebrochene Packung Schwarzbrot. Das alles war typisch Hanna, und Nanni schmierte sich direkt eine Scheibe Brot, setzte Teewasser auf und machte sich eine kräftige Tasse Friesentee. Wenn schon, denn schon. Sie streifte die Schuhe ab und legte mit einem Seufzer die Füße hoch. Wenn sie sich gestärkt hatte, würde sie sich bei der Kurverwaltung melden, um alles für ihren Einsatz ab Montag zu klären und die Kurtaxe zu bezahlen. Dass ihr der morgige Sonntag zur freien Verfügung stand, war eine angenehme Aussicht. Da konnte sie schon mal alles erkunden und herausfinden, wo sich das Strandpodest befand, an dem sie ihre Schützlinge für das Qigong und die Strandgymnastik morgens treffen würde. Außerdem war sie neugierig auf den langen Strand, von dem Hanna geschwärmt hatte.

Von draußen zog ein leichter Duft von gebratenem Fisch herein und in der Ferne kreischten die Möwen. Sie war am Meer! Interessiert stand Nanni auf und schaute mit dem belegten Brot in der Hand aus dem Fenster. Unten saßen Urlauber und aßen, gegenüber betrachtete ein junges Pärchen die Sonnenbrillen im Rollständer beim Inselladen „Der Stadtlander“. Alles wirkte sehr beschaulich, und Nanni beschloss, nach ihrer Pflichtrunde unverzüglich zum Meer zu gehen. Sie schob sich das letzte Stück Brot in den Mund und spülte mit dem starken, süßen Tee nach. Der Gezeitenplan sagte ihr, dass die Flut gerade im Anrollen begriffen sein musste, und dieses Spektakel wollte sie sich um keinen Preis entgehen lassen.

In der Verwaltung lief sie geradewegs in einen jungen Mann hinein, der in kurzärmeligem Neoprenanzug und Flipflops eindeutig als Wassersportler zu erkennen war. Aus seiner Basecap lugte hinten ein lockiger Zopf heraus. Wassertropfen lösten sich daraus und perlten seinen gebräunten, muskulösen Nacken hinunter. „Nanu“, flirtete er sie an, was Nanni überhaupt nicht leiden konnte. Doch da er einen offenen, freundlichen Blick hatte, erwiderte sie sein Lächeln und blieb kurz stehen. Sie wechselten ein paar Worte, und Nanni ordnete ihn zielsicher als liebenswerten, aber harmlosen Windhund ein. Der schöne Sven war als Kitelehrer angestellt und liebte das Meer und seinen Job über alles. Wie schön, dass sie direkt Leute kennenlernte. Das war einer der vielen Aspekte, die Nanni an ihrem Job so sehr mochte.

„Kitelehrer auf Baltrum, klingt gut.“ Sie grinste ein bisschen frech.

„Schon klar“, lachte er unbekümmert, „Baltrum klingt nicht gerade wie das Mekka der Kiter. Aber es hat was, es hat echt was. Wenn du es mal ausprobieren oder auch einfach nur surfen willst, melde dich einfach. Ich bin meistens am Strand, eigentlich fast immer. Wenn ich nicht gerade schlafe. Kannst mich also gar nicht verfehlen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, tippte er sich an die Basecap, zwinkerte Nanni vielsagend zu und schlenderte lässig von dannen. Nanni schmunzelte in sich hinein, ebenso wie die Dame am Empfang. Es war faszinierend, wie überzeugt manche Männer von sich selbst waren. Obwohl es in Svens Fall nicht verwunderlich war. Er war eine Sahneschnitte, wie sie im Buche steht, und konnte sich über mangelnde Aufmerksamkeit sicher nicht beklagen. Wie schade, dass er so gar nicht ihr Typ war. Nanni konnte sich einen Seufzer nicht verkneifen. Ansonsten wäre er definitiv einen Urlaubsflirt wert gewesen …

Auch die Rezeptionistin blickte Sven nach und tat es Nanni gleich, indem sie ebenfalls tief seufzte. „Man müsste noch mal zwanzig sein.“ Dann erinnerte sie sich ihrer Pflichten und begrüßte Nanni herzlich und mit deutlich nördlicher Mundart: „Verzeihung. Moin erst mal, und willkommen auf Baltrum, min Deern! Sie sind bestimmt die Vertretung für Hanna, die Ärmste.“ Sie erkundigte sich nach Hannas Verletzung, dann erhielt Nanni einen Aufklärungsbogen und musste noch eine Unterschrift leisten. Und als Nanni versprochen hatte, Hanna bei der ersten Gelegenheit liebe Grüße auszurichten, war sie schließlich entlassen.

Nachdem sie das Offizielle erledigt hatte, trat Nanni durch das steinerne Deichtor zum Meer auf den Deich hinaus. Auf das atemberaubende Panorama, das sich ihr hier bot, war sie allerdings mitnichten gefasst gewesen. Das Herz wurde ihr weit. Das Gefühl, vom Meer beinahe umfangen zu sein, das bekommt man wohl nur auf einer so kleinen Insel geboten. Die Wellen rollten schaumgekränzt in der Ferne heran, soweit das Auge reichte, brachen und liefen dann geschmeidig aus. Die Sonne, die die leichten Wolken ganz allmählich orangerot färbte, hatte den Zenit vor Stunden überschritten, doch für den Sonnenuntergang war es noch zu früh. Nanni lief durch den Sand hinunter bis zur Wasserlinie. Muscheln in den unterschiedlichsten Farbschattierungen säumten den Strand, viele zerbrochen, aber einige vollkommen heil und makellos schön. Kinder spielten im feuchten Sand, bauten Burgen mit Wassergräben, durch die sie eifrig kühles Nass aus kleinen bunten Eimern rinnen ließen. Obschon Spätnachmittag, waren fast alle Strandkörbe besetzt von lesenden, dösenden oder einfach vor sich hinträumenden Menschen. In der Ferne ließen Familien Drachen steigen, die sich teils mit rasanter Geschwindigkeit am Himmel bewegten.

Die Strandgäste hatten diesen unverwechselbar seligen Gesichtsausdruck, den Nanni auf dieser Insel zum ersten Mal bewusst wahrnahm. Wahrscheinlich war es das, was die Dame auf der Fähre gemeint hatte. Eine Zufriedenheit und ein Gefühl von Angekommensein. Es gab hier aber auch nicht viel, womit man sich Freizeitstress hätte machen können. Stress war hier ausgeschlossen, zumindest, wenn man als Gast hier weilte. Nun erst bemerkte Nanni, dass sie selbst eben dieses Lächeln auf den Lippen trug. Das Glücksgefühl breitete sich bei dieser Erkenntnis wohlig in ihr aus, und sie grub unwillkürlich die Zehen tief in den warmen Sand. Ein kompletter freier Faulenzertag lag vor ihr, bevor am Montag ihr Qigong-Auftrag begann. Was war sie doch für ein Glückskind!

2. KAPITEL

Er hatte sein Handy vergessen. Wie konnte ihm das passieren? Er wusste natürlich im Grunde, dass es ein Zeichen dafür war, dass er endlich ein wenig abschaltete. Aber trotzdem ärgerte es ihn. Zu spät, denn jetzt hatte er das Nationalpark-Haus und die Pferdeweiden schon hinter sich gelassen und lief bereits in Richtung Hafen. Umkehren kam nicht infrage, sonst würde er den Rest seiner Inselrunde nicht schaffen, bevor sein verordnetes Pflichtprogramm am Strand begann. Missmutig seufzte Jan und lief weiter. Der weite Blick und das rhythmische Laufen taten Jan gut. Der gepflasterte Weg führte am Hafen entlang um den Westkopf der Insel herum, und in den teuren Laufschuhen federten Jans Füße angenehm nach. Linkerhand hatte er einen unvergleichlichen Blick auf das Meer hinaus.

Mit einem Mal fühlte er sich wieder wie der kleine Junge, der in den Neunzigern auch hier herumgetollt war – allerdings nicht in teuren Sportklamotten, sondern meistens barfuß und in kurzen Jeans, zumindest im Sommer. Sie hatten nicht viel Geld gehabt, nachdem seine Eltern sich getrennt hatten. Sein Vater stand damals gerade erst am Anfang seiner Karriere, und seine Mutter, eine begnadete Köchin, arbeitete hier in einem Hotel. Trotz allem war es eine unbeschwerte Zeit gewesen. Jan erinnerte sich an die vielen Ausflüge, die er mit seiner Mutter über die Insel gemacht hatte, entlang des Gezeitenpfades, manchmal zum Sanddornsammeln für ihre legendäre Sanddorn-Mousse, und immer wieder gesäumt von spannenden Geschichten, mit denen seine Mutter jeden simplen Spaziergang in ein Abenteuer verwandelt hatte.

Außer Atem lief Jan nun die Anhöhe hinauf und dann direkt hinunter zum Sandstrand. Vor seinen Augen breitete sich ein weißer, wunderbarer Strand aus, nur unterbrochen von den Wellenbrechern, die weit ins Meer hineinreichten. Seine Beine brannten von der ungewohnten Anstrengung, und er keuchte. Doch die Aussicht war alle Mühe wert gewesen. Am Horizont zogen große Schiffe ihres Wegs, und wenn er nach links schaute, konnte er die Insel Norderney in der Ferne vage erahnen. Für Jan fühlte es sich an wie das Ende der Welt. Ein schönes Ende der Welt – das leider auch mit vielen Erinnerungen behaftet war. Es war noch genauso wie damals.

Hier hatte er manchmal mit Freunden gesessen und den Napfkuchen, den ihm seine Mutter dann mitgegeben hatte, gefuttert. Noch besser als der Napfkuchen war jedoch der typische Baltrumer Mehlpütt gewesen, ein im Wasserdampf gegarter, schlichter, aber unendlich köstlicher Rührkuchen. Was gäbe Jan dafür, den noch mal zu bekommen, warm und mit süßer heißer Birne, übergossen mit einem See von Vanillesauce. Niemand konnte dieses einfache Gericht so gut wie seine Mutter. Tränen brannten in Jans Augen, und er musste schlucken. Er war nicht mehr der kleine Junge, sondern ein gestandener Mann. Und so sollte er sich auch benehmen!

Am Strand entlang führte ihn sein Weg nun weiter durch die Brandungszone. Die Brise war frisch und stark und wirkte wohltuend auf Jan. Seine Traurigkeit verflog allmählich, und es war das erste Mal, seit er auf die Insel gekommen war, dass er keine bleierne Müdigkeit mehr empfand. Die Anstrengung und die Ruhe begannen unverhofft, ihre Wirkung zu entfalten. Dennoch war er froh, dass ihn niemand schnaufen hörte. Die paar Kilometer, und er pfiff aus dem letzten Loch.

Natürlich kam er zu spät. Er sah die kleine Gruppe Urlauber schon von fern am Sportpodest hinter den Schaukeln die Arme in die Luft recken. Irgendwie hatte er gehofft, es bliebe ihm noch eine Verschnaufpause, doch da hatte er sein Lauftempo wohl überschätzt.

Überrascht runzelte er die Stirn, denn da war auch sie, diese junge Frau von gestern. Er erkannte sie sofort an ihrer stolzen Körperhaltung. Sie ging den Kreis, den die Teilnehmer gebildet hatten, entlang und korrigierte hier und da. Ihre schlanken Beine steckten in einer engen, khakifarbenen Yogahose, und obenrum trug sie ein weißes Top. Das Haar hatte sie sich zu einem hohen, unordentlichen Pferdeschwanz gebunden – ihr Hals mutete dadurch fast schon schwanenhaft an. Seit wann neigte er zu billiger Lyrik? Und wo zum Teufel war Hanna, die kühle, harmlose Trainerin? Nur vage erinnerte er sich daran, dass sie sich beim letzten Mal den Fuß verstaucht hatte oder so etwas. Das sah seinem Glück ähnlich. Würde er jetzt etwa täglich mit dieser Frau zu tun haben?

Irritiert stellte Jan sich in eine Lücke zwischen zwei ältere Damen, die bereitwillig Platz für ihn machten. Er streifte hastig Schuhe und Strümpfe ab und stellte sich schulterbreit hin. Während er versuchte, die Bewegungen der anderen nachzuahmen, musterte er die Trainerin unauffällig. Bisher hatte er sie ja nur von hinten gesehen, aber es war eindeutig die gleiche Frau, die gestern seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Zugegeben, sie war hübsch. Auch wenn er schon schönere Frauen gesehen hatte, gerade bei seinen geschäftlichen Meetings begegnete er oft sehr eleganten, stilvollen Frauen. Mit der einen oder anderen hatte ihn sogar mehr verbunden als das rein Berufliche. Echte Beziehungen entwickelten sich daraus jedoch nicht – in gegenseitigem Einvernehmen, meistens jedenfalls. Ein leichtes Unbehagen beschlich ihn, als er an das eine oder andere Missverständnis zurückdachte, das in Tränen geendet hatte. Wie lästig. Es war ihm unbegreiflich, warum die Frauen nie hatten glauben wollen, dass er nichts Ernsthaftes suchte. Niemals hatte er einer von ihnen irgendwelche Versprechungen gemacht. Das zumindest brauchte er sich nicht vorzuwerfen. Er hatte immer korrekt gehandelt.

Beim Ausatmen ging Jan leicht in die Knie und ließ die Hände bis auf die Fußspitzen baumeln, nur um beim Einatmen die Wirbelsäule Wirbel für Wirbel ganz langsam wieder aufzurichten, bis die Arme aufwärts zeigten, und er seinen Blick wieder ungeniert auf sie richten konnte. Nein, sie war nicht auf eine klassische Art schön. Und doch weckte sie sein Interesse, denn sie war anders, strahlte irgendwie etwas Warmes, Herzliches aus. Sie wirkte, als ruhe sie in sich, und das machte ihren Reiz aus. Erfrischend. Das blonde Haar hatte den Farbton von flüssigem Honig, der Blick aus den hellen Augen war offen und der Mund mit den sinnlich geschwungenen Lippen voll und weich. Wie zum Küssen gemacht. Das Kinn hingegen energisch … Jetzt konnte er auch ihre Augenfarbe erkennen – denn mit einem Mal stand sie direkt vor ihm. Prompt vergaß Jan, welche Bewegung als nächste kam. Er fühlte sich wie ein Schuljunge, der beim Pfuschen erwischt wurde, und um ein Haar wäre er sogar errötet. War er jemals in seinem Leben errötet? Er konnte sich nicht daran erinnern. Ihre Blicke tauchten ineinander, und für eine Nanosekunde stand die Welt still.

„Atmen“, erinnerte ihn die Frau mit einem Grinsen. Sie trat hinter ihn und legte ihre Hand kurz auf seinen unteren Rücken. „Kein Hohlkreuz, schön aufrichten.“ Ihre Stimme war ruhig und sanft.

Die Berührung ging ihm durch und durch, doch ganz knapp, bevor er vollends aus dem Gleichgewicht geraten konnte, wandte sie sich zum Glück wieder der gesamten Gruppe zu. „Atmet tief. Atmet die Aerosole ein.“ Sie wies mit ausgebreiteten Armen auf die See, und alle atmeten hörbar tief ein, während sie sich auf die Zehenspitzen aufrichteten und die Arme erneut hoben.

Es war das erste Mal, dass Jan sich nicht willentlich auf seinen Körper konzentrieren musste. Seit sie ihn berührt hatte, spürte er seinen Körper, fühlte den Atem, das Prickeln seiner Haut – er fühlte sich lebendig. Unwirsch schob er prompt den Gedanken beiseite. Eine solche Komplikation fehlte ihm gerade noch! Als endlich, endlich die Trainingseinheit vorüber war, machte sich grenzenlose Erleichterung in ihm breit. Diese Prüfung war überstanden. „Danke, Nanni“, hörte er eine ältere Dame sagen. Nanni. Was für ein alberner Name für eine erwachsene Frau. Richtig kindisch. Und doch hallte der Name in seinem Kopf wider, und er bemerkte unwillig, dass er ihn tatsächlich lautlos flüsterte. Hoffentlich hatte es niemand mitbekommen. Genug, rief er sich kopfschüttelnd zur Ordnung. Mit einem kurzen Gruß in die Runde verabschiedete er sich hastig, schnappte sich seine Schuhe und trabte barfuß los. Er hatte es eilig, hier wegzukommen. Schließlich gab es Wichtigeres zu tun, als sich hier esoterischer Frauengymnastik hinzugeben. Ein paar Verträge mussten noch geprüft werden. Seinen Kurpflichten hatte er fürs Erste Genüge getan, also verdiente er eine kleine Belohnung am Laptop. Er fühlte sich wieder im alten Fahrwasser und schob mit großer Genugtuung jeden Gedanken an eine gewisse Yogalehrerin beiseite.

Nanni hob die Wasserflasche an den Mund und trank ein paar erfrischende Züge. Die Gruppe war nett, vorwiegend Frauen, aber auch zwei ältere Herren und ein etwas missmutiger Teenager im Schlepptau der Mutter. Immer wieder erlebte Nanni, wie sie bei den Atem- und Bewegungsübungen des Qigong ganz ins Hier und Jetzt und in ihre Energie kam. Das wirkte überall, selbst mitten auf dem Ku’damm in Berlin. Doch hier, mit dem Meeresrauschen im Ohr, dem einzigartigen Licht und der Frische, bedurfte es keiner Willenskraft, den Alltag auszublenden. Es ging ganz wie von allein. Zumindest bis der Nadelstreifenmann kam. Den hatte sie erkannt, auch ohne den Anzug, den er gegen eine eindeutig teure Sporthose, ein schickes Shirt und offenbar nagelneue Laufschuhe eingetauscht hatte. Als er auftauchte, war es um Nannis Seelenruhe geschehen. Dabei machte er keinen Hehl daraus, dass seine Teilnahme am Kurs alles andere als freiwillig war, und er hatte scheinbar wenig Gespür für seinen Körper, zumindest in dieser Disziplin. Irgendwie rührte es sie dann aber doch, wie er sich bemühte, sich in sein Schicksal zu fügen und doch noch eine halbwegs gute Figur zu machen. Er sah attraktiv aus, hatte gleichzeitig etwas Jungenhaftes, und wenn er sich unbeobachtet fühlte, schloss er sogar kurz die Augen bei den Übungen. Dann wurde sein Gesicht weich, und Nanni ertappte sich bei dem Gedanken, wie es wäre, ihn zu berühren, seine Wange mit dem kaum merklichen Bartschatten und … Nanni rief sich zur Ordnung. Doch er gab ihr leider auch genug Gelegenheit, ihn zu korrigieren. Und nur zu bald spürte Nanni, dass Körperkontakt mit diesem Mann keine gute Idee war. Sie hätte ihn nicht anfassen sollen.

Denn auf die Reaktion ihres eigenen Körpers war sie nicht gefasst gewesen. Aus Gewohnheit hatte sie zum Korrigieren die Hand ganz leicht an seinen Rücken gelegt, aber es hatte sich angefühlt wie ein Stromschlag. Selbst jetzt, Minuten später spürte sie noch das Kribbeln in ihrer Hand, und das Blut pulsierte durch ihren Körper. Darüber empfand sie heiße Scham und gleichzeitig Wut. Sie war nicht hier, um sich von einem arroganten Karrieremenschen angezogen zu fühlen, und der Typ für einen One-Night-Stand war sie schon mal gar nicht. Kismet, dachte sie. Schicksal. Vielleicht war das hier eine Probe, ob sie die Lektion mit Mauritz wirklich gelernt hatte? Sie wollte auf keinen Fall noch einmal auf jemanden hereinfallen, der nicht zu ihr passte. Nicht noch einmal durfte sie die Anziehungskraft der Gegensätze mit Liebe verwechseln. Der Schmerz über die Trennung von Mauritz glich immer noch einem dumpfen Pochen, auch diesen Verlust und ihre Schmach wollte Nanni auf der Insel aufarbeiten.

Ihre Schmach. Der Gedanke an Mauritz und das Erlebnis, das den endgültigen Bruch verursacht hatte … Lange hatte Nanni sich eingeredet, dass sie und er ihre Differenzen überwinden könnten, hatte alles dafür getan. Doch Mauritz hatte heimlich, still und leise seine eigene Lösung gefunden. Viel zu lang war Nanni blind für die Zeichen gewesen. Für all die Geschäftsessen und – reisen, auf denen sie nicht hatte dabei sein können, und bei denen Nadja eingesprungen war. Nadja, Mauritz’ neue Kollegin, die ein duales Studium im Unternehmen machte. Selbstverständlich bewegte sie sich auf jedem Parkett, als sei sie dafür geboren worden. Mauritz zufolge genoss sie die Erfolge, die endlosen Gespräche mit Geschäftspartnern und die langen Nächte über den Akten genauso wie er. Das hatte er ihr beim Abschied süffisant grinsend im Detail auseinandersetzen müssen. Und natürlich hatte sie die idealen Kurven für diese langweilig-eleganten Kostüme, in die Nanni keine zehn Pferde hineinbekommen hätten. Nanni hätte darüber erhaben sein müssen, doch es tat einfach nur weh, fühlte sich an wie ein Stich ganz tief ins Herz. Nie wieder wollte sie so etwas erleben. Nie wieder würde sie sich einem Mann öffnen, der nicht zu ihr und ihrem Leben passte. Nie wieder würde sie so naiv sein. Das war leicht gesagt, doch Nanni war eine Kämpferin. Ihre Trennung von Mauritz markierte den Neubeginn in einem Leben, das sie sich ohne Rechtfertigung nach ihrem eigenen Geschmack gestalten wollte. Bis jetzt war ihr das auch gelungen. Von niemandem würde sie sich ablenken lassen.

Und die erste Übung bestand darin, Mr. Nadelstreifen aus ihren Gedanken zu verbannen. Vielleicht reiste er ja ohnehin zeitnah ab oder tauchte einfach nicht mehr beim Qigong auf. Ganz offenbar war das ja sowieso nicht seine Leidenschaft. Wie lange machten Menschen denn durchschnittlich auf so einer kleinen Insel Urlaub, wenn sie nicht gerade mit der Familie anreisten? Nach einem Familienvater sah er nun wirklich nicht aus. Da er schon vor Nanni da gewesen war, standen ihre Chancen gut, dass seine Tage auf der Insel gezählt waren und sie ihren Seelenfrieden bald zurückbekäme.

Erleichtert atmete sie auf. Sie konnte das schaffen. Von dem tiefen Blick mal abgesehen hatte er keine Avancen gemacht. Bei weitem nicht. Und wenn es sie nach männlicher Gesellschaft gelüsten sollte, konnte sie immer noch auf das Angebot des süßen Kiters zurückkommen, der ihr sicherlich weit weniger gefährlich werden konnte.

Als letzte Fragen beantwortet waren und die Teilnehmer sich gutgelaunt bedankt und verabschiedet hatten, packte Nanni ihre Sachen in die Tasche und schlenderte am Strand entlang. Auf der Suche nach einem schönen Plätzchen kam sie zu den Buhnen am Westkopf, die weit ins Meer hineinragten. Auf einem trockenen Stein ließ sie sich nieder. In der Ferne sah sie Angler im Ölzeug bis zum Bauchnabel im Wasser stehen. Am Horizont fuhren zwei, drei Schiffe dahin, die ganz unwirklich aussahen. Schließlich begab sie sich in den Schneidersitz, richtete die Wirbelsäule auf und zentrierte sich. Allmählich kehrte die Ruhe in sie zurück. Nanni streckte die Beine aus, ließ sich nach hinten sinken und schob sich die Tasche unter den Kopf. Ihre Gedanken schweiften in die Ferne, und das Gefühl von grenzenloser Freiheit führte nahtlos in einen kurzen, erquickenden Dämmerschlaf.

Als sie erwachte, war sie hungrig. Sie reckte sich und bemerkte, dass die Wellen bereits hochschwappten und die Sonne höher stand. Zeit für ein zweites Frühstück. Auf dem Wasser versuchten sich bereits einige Surfer und Kiter. Ob Sven wohl unter ihnen war? Vielleicht konnte sie ihre freie Zeit tatsächlich nutzen, um ein bisschen Wassersport zu treiben. Nanni konnte weder surfen noch war sie jemals gekitet. Im Sand streifte sie die Flipflops ab und machte sich auf den Weg zum Inselmarkt, wo sie sich etwas Obst besorgen wollte. „Moin-moin!“, wurde sie fröhlich von der Kassiererin begrüßt. Die Preise waren vergleichsweise hoch, aber damit hatte Nanni gerechnet. Alle Lebensmittel mussten vom Festland auf die Insel transportiert werden, und das hatte natürlich seinen Preis. Mit ein paar Nektarinen, zwei Tomaten und einer Laugenstange bewaffnet, begab sie sich zur Kasse, stöberte noch kurz am Postkartenständer und entschied sich dazu, Hanna eine altmodische, analoge Postkarte mit Meermotiv zu schicken. Das würde sie sicher freuen. Bisher hatten sie noch nicht miteinander gesprochen, aber sie hatten sich für später auf einen Videochat verabredet. Schließlich wollte Nanni wissen, wie es Hanna ging, und Hanna brannte darauf zu erfahren, wie es Nanni auf Baltrum und mit der Qigong-Gruppe gefiel.

„Statt Rum zu trinken, häng ich halt rum, im Friesennerz auf Baltrum …“ Hannas hübsches Gesicht war groß auf dem Laptop-Bildschirm zu sehen. Während sie temperamentvoll die Zeile aus dem Song eines deutschen Liedermachers trällerte, der einst die Insel besang, sprühten ihre schönen dunklen Augen Funken. „Du brauchst hoffentlich keinen Friesennerz.“

„Nein, es ist wunderschönes Wetter. Wie geht es deinem Knöchel?“, erkundigte sich Nanni fürsorglich.

„Sie mussten ihn punktieren, und jetzt bin ich erst mal ruhiggestellt. Kühlen, Medikamente, das ganze Programm.“ Nonchalant zuckte Hanna mit den Schultern. „Aber was soll’s, in zwei Wochen löse ich dich wieder ab, dann bin ich auf jeden Fall soweit, dass ich wieder auf Sand gehen darf.“

„Hoffentlich bist du da nicht zu optimistisch“, gab Nanni zu bedenken. „Das braucht seine Zeit. Mach dir keinen Stress, ich vertrete dich würdig, solange es sein muss. Und dann pflege ich dich hier weiter. Jedenfalls freue ich mich, wenn wir hier ein paar Tage gemeinsam verbringen. Es ist wirklich paradiesisch, und wir haben ewig keine Qualitätszeit mehr miteinander gehabt.“ Zum Glück hatte Nanni keinen Zeitdruck. Ihr nächstes Engagement begann erst in über einem Monat.

Hannas kurzes, schwarzes Haar umrahmte ihr Gesicht wie eine enganliegende Kappe. Ihre Haut war kräftig gebräunt von bloß zwei Wochen Baltrum – im Gegensatz zu Nanni bekam sie schon beim Blumengießen auf dem Balkon Farbe. Das war einfach ungerecht. „Ja, ich vermisse dich auch. Wir machen uns eine schöne Zeit zusammen, versprochen. Und was meine Vertretung angeht: Keinem anderen hätte ich meine lieben alten Leutchen anvertraut. Hast du meine Yoga-Mappe gefunden? Da ist mein Plan drin, und du kannst sehen, was ich bisher nachmittags angeboten habe.“

Nanni hielt die knallbunte Kladde demonstrativ in die Kamera. „Jaja, hab ich mir alles schon angeschaut. Ich bin perfekt vorbereitet. So ganz traust du mir wohl doch nicht, was? Loslassen, liebe Hanna, loslassen!“, neckte sie die Freundin, und beide mussten lachen. Sie waren einfach ein unschlagbares Team. Dann sprachen sie ein paar Übungen durch, die beide für besonders effizient erachteten.

Während Nanni Salz und Pfeffer auf eine Tomatenscheibe streute und sich diese zusammen mit einem Stück Laugenstange genießerisch in den Mund schob, erkundigte sich Hanna nach den Teilnehmern. War die alte Dame im knallroten Badeanzug noch da, die so viel Freude an der Bewegung hatte?

Zwei der Teilnehmer, Mutter und Sohn, kannte Hanna noch nicht, da die wohl neu angereist waren. Aber an den Mann mit den teuren Sportklamotten erinnerte sie sich sehr gut. „Der ist schon über eine Woche da. Ich glaube, der macht eine Kur. Ich tippe mal auf Burn-out oder sowas. Jedenfalls ein ziemlich verkopfter Typ – obwohl er zugegebenermaßen hammermäßig aussieht.“ Ihr Blick bekam einen träumerischen Ausdruck. „Aber was will so ein hohes Tier schon mit einer kleinen Yogalehrerin.“ Sie schlug sich mit der flachen Hand auf den Mund. „Entschuldige, so habe ich das nicht gemeint.“

„Kein Thema. Über Mauritz bin ich hinweg“, flunkerte Nanni vielleicht ein wenig zu entspannt. Über Mauritz möglicherweise, über die Kränkung, die mit ihm zusammenhing, definitiv nicht. „Und uns am Anblick schöner Männer weiden, das wird ja noch erlaubt sein.“ Sie prostete Hanna zu, und die Freundin hob ebenfalls das Glas. „Auf die Ästhetik des Maskulinen.“

Nanni hätte gerne mehr über diesen Mann erfahren, mehr über ihn gesprochen, aber sie ahnte, dass Hanna sie dann nicht mehr mit diesem Thema in Ruhe lassen würde. Daher erzählte sie von Sven und von ihrer Idee, vielleicht das Kiten mal auszuprobieren oder einfach ein bisschen Zeit auf dem Surfbrett zu verbringen. Wieso nicht das Nützliche mit dem Schönen verbinden? Das Ablenkungsmanöver gelang, weniger wegen Nannis eher mittelmäßigen schauspielerischen Talents, sondern eher wegen Hannas Faible für den Wassersport. Hanna war sofort in ihrem Element und stieg wie erwartet auf das Thema ein. Sie war eine leidenschaftliche Surferin, und sie nutzte jede Gelegenheit, auf dem Wasser zu sein. Daher kannte sie auch Sven vom Sehen. „Ich glaube, wir haben uns mal beim Boardverleih gesehen, aber die Jungs wechseln ja ständig.“ So war es, und genau so ein Typ war auch Sven. Einer von vielen, einer der unzähligen, wechselnden Wasserbegeisterten. So gut er auch aussah, so charmant er sich gab, er hinterließ leider keinen bleibenden Eindruck und löste bei Nanni gar nichts aus.

Ganz anders als der Mann, um den ihre Gedanken zu ihrem Unmut unweigerlich viel zu oft kreisten. Das schöne Gefühl, das sie beschlichen hatte, als Mr. Nadelstreifen ihr in die Augen gesehen hatte, hütete sie wie einen Schatz im Innersten ihres Herzens. Solange sie es nicht aussprach, solange sie ihn nicht übertrieben häufig wiedersah, durfte sie sich den Luxus einer kleinen Schwärmerei erlauben. Sie hätte gerne seinen Namen gewusst. Mr. Nadelstreifen passte ja nun nicht mehr, da er sich mehr im Stil der anderen Urlauber kleidete – wenn auch immer noch in einer komplett anderen Preisklasse.

Hanna und Nanni plauderten eine Weile, danach klappte Nanni den Laptop zu. Da sie bis zum Yoga-Kurs um fünf Uhr noch Zeit hatte, beschloss sie, ganz dekadent ein kleines Schläfchen zu halten. Die ungewohnte Seeluft hatte sie müde gemacht. Sie öffnete das Fenster weit, streifte ihre Klamotten ab und schlüpfte unter das dünne Laken. Beim rhythmischen Klang der Wellen in der Ferne verlor sich Nanni in behaglichen Träumen. Träume, in denen immer wieder diese wunderbar sanften braunen Augen auftauchten. Ein warmes Gefühl breitete sich – gänzlich unzensiert von vernünftigen Gedanken – ungeniert in ihr aus und erfüllte sie mit großer Zufriedenheit.

3. KAPITEL

Es war faszinierend, dass ganz gleich, wo man sich auf der Insel befand, das Meer immer gegenwärtig war, oft sogar mit intensivem Brandungsrauschen. Nach der Yoga-Sitzung war Nanni vom Podest ziellos weitergezogen ins Inselinnere, hatte das Ostdorf durchquert und war schließlich über geschwungene Pfade zu einem erhöhten Aussichtspunkt gelangt. Hier ließ sie sich auf einer Bank nieder. Auf einer Seite blickte sie auf die Salzwiesen des Osthellers in Richtung Wattenmeer, auf der anderen Seite lag in der Senke ein kleines Waldgebiet und dahinter die hohen Dünen, hinter denen sie das offene Meer vermutete. In der Ferne entdeckte sie einen einsamen Radler, ansonsten war es einfach nur still. Doch sobald sich die Ohren an die Stille gewöhnt und die Gedanken sich beruhigt hatten, nahm sie die Geräusche der Natur bewusst wahr, den Wind, die Vögel und das Rascheln im Dünengras. Sie legte den Kopf weit nach hinten, blickte in den hellblauen Himmel hinauf, an dem kleine weiße Wolkenstreifen wie hingetupft dahinzogen. Mit einem Seufzer schloss sie die Augen und atmete tief in sich hinein. Nirgends hatte sie die Entschleunigung so intensiv gespürt wie hier, fühlte, wie alles andere nach und nach seine Bedeutung verlor. Vielleicht lag es daran, dass es hier einfach nicht so schrecklich viel zu tun gab. Zwar gab es auf Nannis Nachttisch durchaus eine kleine Liste mit Dingen, die sie auf Baltrum sehen und erleben wollte, doch es waren nicht viele, und es gab keinen Zeitdruck. Alles war im Fluss.

Nanni beschloss, ihr Abendessen unten im Wald zu genießen. In ihrem kleinen Rucksack befanden sich zwei Äpfel und ein belegtes Brot sowie eine Flasche Wasser, die sie immer bei sich hatte. Sie machte sich auf den Weg, folgte linkerhand dem Pfad und fand sich in einem hübschen Waldstück wieder. Inmitten von kleinen Birken und Weiden fand sie wiederum eine Bank, die sich als Verweilort anbot. Hungrig aß sie ihren Proviant auf und wanderte dann weiter, denn das Licht veränderte sich allmählich, und sie musste noch zurückfinden. Das Meeresbrausen lockte sie in die richtige Richtung, und endlich traf sie auf den obersten Deichweg, der sie am Schwimmbad vorbei Richtung Deichtor leitete. Von dort war Musik zu hören, zunächst ganz fein vom Wind an ihr Ohr getragen, dann jedoch deutlich: angenehmer, fließender Jazz. Eine kleine Band hatte sich auf dem Deich direkt vor der einzigartigen Kulisse des nahenden Sonnenuntergangs positioniert. Die Wolken am Himmel glänzten im wunderbaren orangeroten Farbenspiel der sich ganz langsam neigenden Sonne, derweil der Saxophonist seinem Instrument eine getragene Melodie entlockte. Ein älteres Paar tanzte umschlungen auf dem Asphaltboden, er mit einem großen Hut, sie mit einem bunten Tuch um den Hals, das im Wind flatterte.

Die Szene hielt Nanni in ihrem Bann, und erst als die Band verstummte und begeisterter Applaus aufflammte, fiel ihr Blick nach links. Dort saßen auf den hohen Steinstufen ganze Familien, Paare und Einzelpersonen, um der Musik zu lauschen und dabei andächtig aufs Meer hinauszublicken. Ein paar kleine Kinder nutzten die Stufen zum Klettern. Der eine oder andere erwachsene Zuschauer hielt ein Glas Rotwein oder eine Flasche Bier in der Hand. Alles wirkte friedlich.

Als die Band zum nächsten Lied ansetzte, hielt Nanni Ausschau nach einem freien Plätzchen und bemerkte überrascht, dass ihr jemand zuwinkte. Oh nein, es war der Nadelstreifenmann. Gut getarnt trug er heute ein hellblaues Hemd und eine halblange Cargohose und Sandalen. Unfassbar – hatte er das Outfit beim Stadtlander gekauft oder selbst mitgebracht? Fieberhaft suchte Nanni nach einer Ausflucht, um sich abzuwenden, doch es war zu spät. Wenn sie nicht total unhöflich wirken wollte, musste sie sich zumindest freundlich verhalten. Immerhin war der Mann ja ein Teilnehmer ihres Kurses, und sie war als Angestellte auf der Insel. Vielleicht war aber auch ein klein wenig Neugierde im Spiel, als sie schließlich auf die oberste Stufe kletterte und sich zwischen zwei jungen Mädchen durchhangelte, bis sie neben dem Nadelstreifen saß. Wortlos reichte er ihr eine Flasche Grapefruit-Bier, als habe er auf sie gewartet. Angenehm kühl, aber nicht zu kalt. Sie stießen wortlos an, und dann wandten sie sich wie selbstverständlich der Musik und dem Schauspiel auf der Naturbühne vor der abendlichen See zu.

Jan wusste selbst nicht, welcher Teufel ihn geritten hatte. Wieso hatte er sich überhaupt hierhingesetzt, statt sein Bier im Hotel zu trinken? Und dann hatte er der Qigong-Lehrerin zugewunken und ihr auch noch ein Bier ausgegeben. Nun hatte er den Schlamassel, denn sie saß neben ihm. Jetzt hatte er sie am Hals. Ihr Oberschenkel war nur knapp zwei Zentimeter von seinem entfernt, ihre Schulter streifte fast die seine, denn den Teenagern hatte sich ein weiteres Mädchen hinzugesellt, und so musste sie noch näher an ihn heranrücken. Wunderbar.

Sie duftete nach sonnenwarmer Haut und ganz leicht nach etwas Blumigem, das er nicht identifizieren konnte. Jans Nacken schmerzte, weil er krampfhaft versuchte, seine Position zu halten. Immer schön nach vorne schauen und nicht dem Wunsch nachgeben, sie anzusehen. Aus dem Augenwinkel sah er ihre schöne Hand, die die Bierflasche festhielt. Ein buntes Band zierte ihr schmales Handgelenk. Wie bei einem Teenager. Sie wirkte auch eher so, als gehöre sie zu der Mädchengruppe und nicht zu ihm.

Was damit zusammenhängen könnte, dass du dich wie ein Stoffel benimmst. Doch er konnte nicht aus seiner Haut, nahm einen tiefen Zug aus der Flasche und lehnte sich an die steinerne Wand hinter ihm. Unwillkürlich bemerkte er, dass sie seiner Bewegung folgte, sodass sie wiederum Schulter an Schulter saßen. Sie war ihm so nah. Seine Hände wurden feucht, und er schmunzelte über sich selbst. Seit wann zog es ihn zu esoterischen Mädchen mit Hippie-Armbändern hin?

Ein Bild tauchte vor seinem inneren Auge auf. Seine Mutter, die sich aus einer Laune heraus ein knallbuntes Samtband ins Haar geflochten hatte und mit ihm durch die Wohnküche ihrer Baltrumer Wohnung tanzte zu irgendeinem Schlager aus dem Radio. Seine Mutter hatte sich nie für sich oder für irgendjemanden geschämt, sie war der lebenslustigste Mensch gewesen, den er kannte.

Es fiel ihm schwer, sich auf die Musik zu konzentrieren. Diese unkonventionelle junge Frau neben ihm verursachte ihm eine Gänsehaut. Gleichzeitig wurde ihm warm, und sein Herz schlug heftig.

Nanni ertappte sich dabei, dass sie sich wohlfühlte. Der maskuline Körper des Nadelstreifenmannes strahlte Hitze aus, das Bier machte sie angenehm gelöst, und ohne darüber nachzudenken, legte sie den Kopf hauchzart an seine Schulter. Falls er es bemerkte, ließ er sich das jedenfalls nicht anmerken. Es war ein schönes Gefühl, hier so mit ihm zu sitzen, wortlos und einfach nur da zu sein. Den Blick hielt sie unverwandt auf die Szene vor ihnen gerichtet, und sie genoss Licht, Musik, Weite und die absolut relaxte Atmosphäre.

Ein letzter Applaus, und dann ging ein Musiker mit einem schwarzen Hut herum, in den klingend hier und da ein, zwei Münzen, bisweilen aber auch kaum merklich raschelnd ein Schein versenkt wurden. Nanni zog ebenfalls einen Geldschein aus der Hosentasche und legte ihn in den Hut. „Ich zahle für dich mit. Als Dankeschön für das Bier“, erklärte sie. Zum ersten Mal, seit sie hier beisammensaßen, trafen sich ihre Blicke. „Nanni“, sagte sie schlicht und vernahm aus seinem Mund: „Jan“.

Die meisten Leute erhoben sich, einige blieben sitzen. Jan stand bereits groß, breitschultrig und gutaussehend vor ihr und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. Es lag eine Vertrautheit in der Geste, die implizierte, dass ihr gemeinsamer Abend hier noch nicht endete. Was natürlich albern war. Sie kannten sich doch gar nicht. Dennoch nahm Nanni seine Hand und ließ sich von ihm hochziehen. Mit einem Mal fühlte sie sich unternehmungslustig. Sie wollte etwas Zeit mit Jan verbringen. Es fühlte sich einfach richtig an.

Die Musiker schwatzten fröhlich und packten ohne Eile ihr Equipment ein.

„Lust auf eine Waffel?“, fragte Jan.

Nanni nickte und folgte ihm durch das Deichtor. Sie zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu und lächelte Jan an. „Für süß bin ich immer zu haben.“ Täuschte sie sich, oder hatte sie ihn mit ihren Worten leicht verunsichert?

„Dann bist du hier genau richtig“, erwiderte er und lachte jungenhaft. „Auf Baltrum gibt es unfassbar tolle Torten und Süßspeisen, an jeder Ecke Waffeln und Eis … aber das hast du bestimmt selbst schon entdeckt.“ Er zeigte geradeaus. „Da hinten zum Beispiel gibt es eine grandiose Eierlikörtorte. Aber um diese Zeit ist da nicht mehr geöffnet. Ich kann also nur hier ein Eis, eine Waffel oder Milchreis anbieten.“

Durch ein geöffnetes Fenster wurden sie bedient. Nanni wählte eine Waffel mit heißen Kirschen und Puderzucker, und Jan nahm ein überdimensionales Softeis. Ungeduldig biss Nanni ein großes Stück von der Waffel ab, atmete im falschen Moment aus und bestäubte sich das Gesicht mit Puderzucker. „Na, wunderbar.“ Sie kaute unbeirrt und genießerisch weiter, während sie sich parallel unbeholfen den Zucker von der Nase zu wischen versuchte.

„Darf ich?“ Jan strich ihr mit der Spitze seines Zeigefingers sacht über die Wange. „So, jetzt bist du nur noch natursüß.“ Nanni errötete. Sie hatte sich also die körperliche Wirkung, die er auf sie ausübte, nicht eingebildet.

Aber all das ging ihr viel zu schnell. Nähe spüren, bitte schön, sich von mir aus auch einer erotischen Träumerei hingeben, aber sie hatten irgendwie ein paar Schritte übersprungen. Nanni fühlte sich überrumpelt. Sie musste wieder auf sicheres Terrain zurück.

„Was machst du hier eigentlich auf der Insel?“, fragte sie und schuf wohlweißlich etwas mehr Distanz. „Der guten Qigong-Stunden wegen hat es dich ja sicherlich nicht auf die Insel verschlagen, oder?“

„Ist das so offensichtlich?“ Er warf ihr einen gespielt zerknirschten Blick zu. „Sorry, das hat absolut nichts mit euch zu tun, Qigong ist gar nicht mal so schlecht. Ich fühle mich dabei nur nicht gerade so in meinem Element, wenn du verstehst, was ich meine.“

Sie passierten den kleinen Supermarkt und schlenderten gemütlich essend aus dem Westdorf hinaus in Richtung des Ententeiches. Eine Kutsche fuhr vorbei, die Hufe klapperten auf dem Boden. Danach war es wieder still.

„Was ist denn dein Element?“

Jan erzählte ihr von seinem Job, für den er brannte, in dem ihm aber wenig Zeit für anderes blieb. Und Nanni dachte unwillkürlich an Mauritz. Diese ewige Litanei kannte sie nur zu gut. „Aber irgendwann hat mein Arzt dann die Reißleine gezogen.“ Jan zuckte mit den Schultern, als sei das halb so wild.

Dann lag Hanna mit ihrer Vermutung, er könne zur Kur hier sein, gar nicht so falsch. Allerdings wirkte der quicklebendige, charmante junge Mann an ihrer Seite so gar nicht krank und geschwächt. „Was ist passiert? Bist du krank?“

Er fuhr sich mit einer Hand durch das Haar und schüttelte den Kopf. „Nein, nur ziemlich ausgepowert. Wird aber wieder.“

Es dämmerte bereits auf dieser Seite der Insel sehr viel stärker, da sie der untergehenden Sonne abgewandt war. Aber die Luft war mild, und Nannis Strickjacke wärmte ausreichend. Die köstliche Waffel war verzehrt, von Jans Eis war auch nur noch ein Stück Hörnchen übrig, das er sich jetzt in den Mund schob. In einen schön geschwungenen und doch maskulinen Mund. Was hatte dieser Mann mit dem Businesstypen gemein, über den sie sich am ersten Tag geärgert hatte?

„Und nun bin ich hier gestrandet. Ich hätte nie gedacht, dass ich noch mal hierher zurückkomme.“

„Wieso zurück? Warst du schon mal auf Baltrum? Ich hätte dich jetzt eher für den Barbados-Typ gehalten.“ Sie wollte scherzen, aber er blieb ernst.

„Schön wär’s. Aber ich habe als Kind ein paar Jahre hier gelebt.“ Eine unbestimmte Wehmut schwang in seiner Stimme mit.

Nanni musterte ihn. „Man sollte meinen, das war ein schöner Teil deiner Kindheit. Klingt aber nicht so.“

„Das ist eine lange Geschichte. Du hast aber recht. Es war schön, nur eben nicht nur, wie das so bei den meisten Dingen im Leben ist.“ Er wollte offenbar nicht darüber reden.

Nanni blieb stehen. Es war jetzt schon recht dunkel und sicher nicht ihr Plan, mit diesem Mann in den nächtlichen Wiesen zu verschwinden. Obwohl sich die Vorstellung durchaus für einen prickelnden Tagtraum eignete, später, wenn sie ausreichend Sicherheitsabstand zwischen sich und ihn gebracht hätte … „Es wird dunkel, machen wir uns auf den Heimweg.“

„Klar.“ Auch Jan blieb stehen, schickte sich aber nicht zum Umkehren an. „Und du? Lebst und arbeitest du hier? Oder ist der Unterricht dein Studentenjob?“

„Ich bin ausgebildete Qigong- und Yoga-Lehrerin“, erklärte Nanni leicht indigniert.

„Ups, entschuldige …“, setzte Jan an.

Doch Nanni lachte und zuckte die Schultern. „Schon gut, ich bin die Reaktion gewohnt. Ich arbeite eben meistens dort, wo andere Leute Urlaub machen. Die Freiheit gefällt mir, zumindest für den Moment. Auch wenn ich nicht so viel Geld damit verdiene. Das hat momentan keine Priorität für mich. Mir ist es wichtiger, dass ich Zeit habe, mein Leben zu leben.“

Gedankenverloren hatte Jan zugehört. „Das klingt paradiesisch. Wieso muss ich für so eine Erkenntnis erst in Kur verbannt werden? Ich habe mich bis jetzt immer für die nächste Karriere- und Gehaltsstufe entschieden. Die Vorstellung, dass sich ein Mensch freiwillig für weniger Geld und bewusst für mehr Zeit entscheidet, kam in meiner Gedankenwelt bisher nicht vor.“ Seine Eltern hatten beide immer viel und hart gearbeitet, wenn auch seine Mutter dabei immer ein Liedchen auf den Lippen gehabt hatte. Und Jans Freunde und Kollegen waren wie er – man umgibt sich wahrscheinlich lieber mit Menschen, die ähnlich ticken wie man selbst. Gleich und gleich gesellt sich eben gern.

„Ja, es ist eine Entscheidung, die Vor- aber definitiv auch Nachteile hat. Geld ist bei mir immer rar, aber das passt schon. Eigentlich wohne ich in Hannover, dort verbringe ich allerdings wenig Zeit. Im Winter bin ich oft im Süden, im Sommer eher in unseren Gefilden.“

Ihren Erwartungen entgegen versuchte Jan nicht, sie davon zu überzeugen, wie wichtig ein geregeltes Einkommen und ein solider Lebenslauf für sie sein sollten. Im Gegenteil. Er hatte ihr Leben als paradiesisch bezeichnet. Vielleicht hätte Mauritz auch erst einen Burn-out haben müssen, um zu sehen, dass es im Leben mehr gab, als die verlockende Karriereleiter.

Nanni machte kehrt. Ihr Blick blieb im Dunkeln an einem großen Stein haften. Unwillkürlich lachte sie auf und zeigte auf den Stein. „Hey, was ist das denn? Schau’ mal, wie gruselig! Ich dachte im ersten Moment, da sitzt jemand in den Dünen.“

Jan ergriff ihre Hand und zog sie hinter sich her über das Gras bis zu dem Stein. „Das Grab. Das hätte ich fast vergessen. Meine Mutter hat mir als Kind die Geschichte erzählt. Das war vielleicht unheimlich! Zumindest für einen kleinen Jungen.“ Er drückte Nannis Hand ganz leicht.

„Erzähl“, bat Nanni. „Ich will sie unbedingt hören. Schaurige Geschichten finde ich klasse.“ Sie genoss das Gefühl seiner Hand, die ihre hielt, als habe er vergessen, sie loszulassen. Mit dem Daumen strich er gedankenverloren über ihre Haut, und es fiel Nanni schwer, sich auf seine Geschichte zu konzentrieren.

„Okay, ich hoffe, ich kriege sie noch zusammen … Also, es war einmal ein holländischer Kapitän, der lag mit seinem alten Segelschiff bei Ebbe im Watt vor Baltrum, um die Flut abzuwarten. Bei Ostwind kam es öfter mal vor, dass Schiffe tagelang im flachen Watt liegenblieben, weil der Wind dann nämlich das Wasser aus der Nordsee drückt. Und das Schiff des Kapitäns war ganz schön schwer beladen. Dem Kapitän, der übrigens Jan de Boer hieß, wie du hier lesen kannst …“, erklärte Jan.

„Könntest“, korrigierte ihn Nanni. „Leuchte mal mit deinem Handy.“ Jan beleuchtete die verwitterte Tafel und Nanni fuhr mit den Fingern über die Buchstaben. „Aha … das ist wirklich gruselig. Da steht ja echt sein Name. Jan de Boer. Womöglich ein Vorfahre von dir. Ich dachte, du treibst deine Späße mit mir.“

„Nein, was denkst du denn von mir? Das ist eine echte Geschichte, sie beruht auf einer wahren Begebenheit.“ Jan legte den Arm um Nannis Schultern und führte sie fürsorglich auf den Weg zurück, der sie wieder ins Westdorf führen würde. Es wurde kühl, und Feuchtigkeit stieg auf. Nanni fröstelte leicht. Sie war froh, dass sie sich nun geschützt in Jans Windschatten befand.

„Über der ganzen Warterei ging dem Kapitän schließlich der Proviant aus. Er machte sich also auf den beschwerlichen Weg nach Baltrum, um dort Essen und Trinken zu besorgen. ‚Gebt mir Weißbrot und Genever‘, forderte er dreist.“ Jan ahmte die Stimme des herrischen Kapitäns sehr gekonnt nach. Es machte Spaß, ihm zuzuhören. „Die Baltrumer aber lebten in sehr bescheidenen Verhältnissen. Sie hatten kein Weißbrot und erst recht keinen Genever. Stattdessen boten sie ihm von ihrem Schwarzbrot und ihrer Ziegenmilch an. Davon lebten sie selbst auch.“

„Was ja sehr nett war“, warf Nanni ein und schmiegte sich ganz leicht an Jan. Im Dunkeln fühlte es sich ganz natürlich an, und da sie über so unpersönliche Dinge sprachen wie gestrandete Seemänner, war es auch gar nicht verfänglich. „Erst recht, da sie so arm waren und selbst bestimmt nicht viel hatten.“

„Stimmt genau“, schmunzelte Jan. „Leider sah unser Kapitän das anders. Empört verließ der Kapitän die Insel und schrie, auf diesem öden Sandhaufen wolle er nicht leben, geschweige denn beerdigt sein. Zu seinem Pech konnte das Schiff auch am nächsten Tag nicht losfahren, und völlig unerwartet …“ Jan machte eine bedeutsame Pause. „… starb der Kapitän.“

„Was?“, rief Nanni ungläubig, „Warum? Man stirbt doch nicht einfach so.“

„Geduld, meine Schöne, Geduld“, murmelte Jan. Als kleiner Junge hatte er Angst vor dem polternden Kapitän gehabt. Seine Mutter hatte es immer verstanden, im richtigen Moment die Stimme zu erheben. Er selbst war nicht so ein begnadeter Erzähler. Aber wer weiß, wenn er eines Tages vielleicht einmal eigene Kinder hätte …

„Er starb angeblich an einer natürlichen Ursache. Keiner wusste, warum. Zumindest ist nichts darüber überliefert. Jedenfalls bat die Besatzung des Schiffes die Baltrumer, den Leichnam auf dem Inselfriedhof beisetzen zu dürfen. Doch die Insulaner hielten den plötzlichen Tod des Kapitäns für einen Fingerzeig Gottes. Sie verweigerten ihm ein christliches Begräbnis. Und so wurde seinen Leuten nur gestattet, ihn in den Dünen zu begraben. Wo er seitdem einsam und allein vor sich hin spuken muss.“

„Bis in alle Ewigkeit“, fügte Nanni nachdrücklich hinzu. „Aber das war nur gerecht.“ Sie wandte sich sacht aus der Umarmung und schenkte Jan ein schiefes Lächeln. Die Geschichte war vorbei, und damit die Harmlosigkeit der körperlichen Nähe. „Hätte er ein bisschen mehr Dankbarkeit an den Tag gelegt, würde er jetzt nicht hier in den Dünen liegen, einsam und verlassen.“

„Im Alltag vergisst man schnell, dankbar zu sein.“ Jan zuckte die Achseln. „Der gute Kapitän konnte ja nicht ahnen, dass er so bald das Zeitliche segnen würde.“

Sie sprachen über Kindheitserinnerungen, welche Geschichten sie gerne gehört hatten, und da war sie wieder, diese ungekünstelte Vertrautheit.

Nannis Vater hatte immer Geschichten erfunden, in denen ein kleines Mädchen namens Nanni furchtlos die aufregendsten Abenteuer bestand, nur um unweigerlich am Ende jedes Mal redlich müde und zufrieden in ...

Autor

Ruby Stephens
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Barbara Hannay
Die Kreativität war immer schon ein Teil von Barbara Hannays Leben: Als Kind erzählte sie ihren jüngeren Schwestern Geschichten und dachte sich Filmhandlungen aus, als Teenager verfasste sie Gedichte und Kurzgeschichten.
Auch für ihre vier Kinder schrieb sie und ermutigte sie stets dazu, ihren kreativen Neigungen nachzugehen.
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Ann McIntosh

Ann McIntosh kam in den Tropen zur Welt, verbrachte einige Jahre im kalten Norden und lebt jetzt mit ihrem Ehemann im sonnigen Florida. Sie ist stolze Mutter von drei erwachsenen Kindern, liebt Tee, Basteln, Tiere (außer Reptilien!), Bacon und das Meer. Sie glaubt fest an die heilenden und...

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