Romana Gold Band 19

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STERN DER LIEBE von WYLIE, TRISH
Eine gemeinsame Nacht mit Playboy Adam Donovan bleibt für Dana Taylor nicht ohne Folgen: Sie ist schwanger. Nach einer gescheiterten Ehe hat sie jedoch Angst, sich erneut zu binden. Wird es Adam gelingen, Dana zu beweisen, dass er der Richtige für sie ist?

NUR IN DEINEN ARMEN ... von COX, MAGGIE
Nach fünf Jahren steht Mac Simmonsen plötzlich bei seiner Frau vor der Tür. Er will eine neue Familie gründen und bittet Tara um die Scheidung. Aufgewühlt und zutiefst verletzt, berichtet Tara ihrem Mann von einem Geheimnis, das sie die ganze Zeit gehütet hat …

UNSERE INSEL IM BLAUEN MEER von KENDRICK, SHARON
Bei einem Besuch in Dublin knistert es heftig zwischen Catherine und dem Geschäftsmann Finn Delaney. Gemeinsam fahren sie ans Meer. Verzaubert vom rauen Charme der irischen Küstenlandschaft, verliebt sich Catherine in Finn. Doch eine Intrige steht ihrem Glück im Weg.


  • Erscheinungstag 21.02.2014
  • Bandnummer 19
  • ISBN / Artikelnummer 9783733740580
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Trish Wylie, Maggie Cox, Sharon Kendrick

ROMANA GOLD BAND 19

IRLAND – DAS GLÜCK UNTER DEM REGENBOGEN

TRISH WYLIE

Stern der Liebe

Nach einer gemeinsamen Nacht mit Playboy Adam Donovan bemerkt Dana Taylor, dass sie schwanger ist. Für die Büromanagerin bricht eine Welt zusammen, da sie noch immer unter dem Scheitern ihrer ersten Ehe leidet. Aber nach und nach gewinnt der eingefleischte Junggeselle ihr Vertrauen. Wird Adam am Ende sogar Danas Herz erobern?

MAGGIE COX

Nur in deinen Armen ...

„Ich will die Scheidung“, erklärt Mac Simmonsen seiner Frau Tara, als er nach fünf langen Jahren plötzlich wieder bei ihr auftaucht. Tara ist verletzt und vertraut ihrem Mann ein Geheimnis an, das sie die ganze Zeit gehütet hat. Bringt ein Kurzurlaub an der traumhaft schönen irischen Küste die beiden einander wieder näher?

SHARON KENDRICK

Unsere Insel im blauen Meer

Als Finn Delaney Catherine im Urlaub das Leben rettet, fühlt sie sich sofort zu ihm hingezogen. Während eines Besuchs in Dublin kommen sich der Geschäftsmann und die Journalistin näher. Sie verleben einen romantischen Tag am Meer, und Catherine beginnt, von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen. Aber dann erscheint ein Artikel über Finn, der alles verändert …

PROLOG

Warum mussten auf Hochzeiten die Menschen immer den Familienmitgliedern, die nicht verheiratet waren, gute Ratschläge erteilen, wie sie auch bald einen Partner finden könnten? Eine solche Situation erlebte Dana Taylor gerade auf der Hochzeit ihres Bruders Jack mit Tara. Er war eingefleischter Junggeselle gewesen, hatte aber doch endlich seine Traumfrau gefunden.

„Du musst unbedingt da heraus“, erklärte Tess, Danas älteste Schwester.

„Was meinst du? Wo muss ich heraus?“, fragte Dana lächelnd, obwohl sie genau wusste, worauf Tess anspielte.

Tess seufzte. „Du musst aus deiner Isolation heraus und solltest wieder ausgehen.“

„Ah ja, wie interessant.“

„Liebes, das ist längst überfällig“, mischte sich Rachel, ihre zweitälteste Schwester, ein und trank einen Schluck Champagner. „Du kannst dich nicht in deinem heruntergekommenen Haus verkriechen und auf die Wechseljahre warten.“

Warum soll ich nicht so leben können, wie es mir gefällt? überlegte Dana und kniff die Augen zusammen. Sie wollte sich doch nicht wie ein Honigtopf fühlen, der von Fliegen und anderen Insekten umschwärmt wurde.

Tess nickte zustimmend. „Nur weil es beim ersten Mal nicht geklappt hat, kannst du daraus nicht schließen, dass es keinen Mann gibt, der perfekt zu dir passen würde und mit dem du eine gute Ehe führen könntest.“

„Ihr tut gerade so, als lebte ich so zurückgezogen wie eine Einsiedlerin.“

„Stimmt das etwa nicht?“ Rachel zog eine Augenbraue hoch. „Wann bist du das letzte Mal ausgegangen und hast Spaß gehabt?“

„Vorigen Monat war ich mit Jess am Strand.“

„Das ist eine Mutter-Tochter-Sache.“ Rachel beugte sich zu Dana hinüber. „Ich habe von richtigem Spaß geredet.“

„Sie meint Sex“, brachte ihre Schwester Lauren die Sache auf den Punkt.

Dana atmete tief ein und lehnte sich in dem Sessel zurück. „Warum kann ich nicht ganz allein leben und trotzdem glücklich sein?“

„Du bist doch gar nicht glücklich“, entgegnete Tess.

„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Dana.

„Das ist offensichtlich.“

„Wieso?“ Danas Stimme klang leicht gereizt.

„Wenn du glücklich wärst, hättest du dich nicht über meine Bemerkung geärgert“, folgerte Tess haarscharf.

Dana schüttelte den Kopf. „Manchmal wünschte ich wirklich, du würdest uns nicht immer noch bemuttern wollen. Mir geht es gut, und ich bin mit meinem Leben zufrieden.“

Tess hatte sich um ihre jüngeren Geschwister gekümmert, nachdem ihre Mutter die Familie früh verlassen hatte. Sie zuckte mit den Schultern. „Du kannst sagen, was du willst, aber dir fehlt etwas im Leben, und wir alle wissen es. Insgeheim weißt du es auch. Ich bin einfach der Meinung, wenn du nur auf Nummer sicher gehst und nichts riskierst, kannst du auch nichts gewinnen. Dann ist dein Leben ziemlich leer.“

„Leer ist es auf gar keinen Fall. Ich habe immerhin eine Tochter.“ Dana sah sich suchend um und entdeckte ihre zehnjährige Tochter. Ihr zuliebe stand sie morgens früh auf und arbeitete bis in die Nacht. „Ich brauche keine zweite fehlgeschlagene Ehe. Jess und ich fühlen uns wohl miteinander.“

Rachel legte ihre Hand auf Danas. „Liebes, niemand will dir raten, wieder zu heiraten. Aber es wäre bestimmt nicht schlimm, jemanden zu haben, mit dem du ab und zu … zusammen sein kannst.“

Es war keineswegs so, dass Dana nicht an Liebe, Romantik und Leidenschaft glaubte. Doch sie war davon überzeugt, es sei nur etwas für andere Menschen. Früher hatte sie sich auch danach gesehnt, aber ihre Träume hatten sich nicht erfüllt, die Wirklichkeit hatte sich als zu hart erwiesen.

„Schlagt ihr mir ernsthaft vor, ich solle ausgehen, um einen Mann zu finden, mit dem ich schlafen kann?“ Sie blickte ihre Schwestern der Reihe nach an. „Nur um der Sache willen?“

Ihre drei Schwestern äußerten die unterschiedlichsten Meinungen und diskutierten lebhaft darüber. Wie in früheren Zeiten beendete Tess schließlich die Diskussion und verkündete: „Eine Affäre könnte dir gut tun. Du musst wieder Gefühle zulassen. Dass du dich von allem fernhältst, beunruhigt uns. Wir finden es sehr schade.“

Rachel nickte. „Ja, Dana, wir machen uns Sorgen um dich. Du bist eine schöne, intelligente, geradlinige und humorvolle Frau, obwohl man davon momentan leider nicht viel merkt. Du solltest nicht so zurückgezogen leben. Versuch doch, wieder Spaß zu haben. Gönn dir eine Affäre, wenn du an keiner ernsthaften Beziehung mehr interessiert bist. Tu etwas für dich, damit du dich wieder als Frau fühlst.“

Dana war von der Aufzählung ihrer Vorzüge nicht beeindruckt. Ihre Schwestern waren einfach voreingenommen. Sie war jedoch nicht der Meinung, dass sie zurückgezogen lebte. Vielleicht hatte sie es kurz nach der Scheidung getan, denn sie hatte erst einmal mit sich selbst zurechtkommen und sich eingestehen müssen, dass sie aus den falschen Gründen geheiratet hatte. Sie hatte sich gesagt, eine Zeit lang würde sie sich allein wohler fühlen. Aber vielleicht war schon zu viel Zeit vergangen, und sie hatte sich an diesen Zustand gewöhnt.

„Ihr habt hoffentlich nicht vor, mir eine Reihe unverheirateter Männer vorzustellen, mit denen ich ausgehen soll, oder?“ Bei dem Gedanken daran schauderte ihr.

„Nein.“ Lauren lächelte betont unschuldig. Dass sie über diese Möglichkeit gesprochen hatten, gab sie lieber nicht zu. „Wir meinen jedoch, du solltest ab und zu abends ausgehen, statt nur zu arbeiten und eine gute Mutter zu sein. Wenn du dann jemanden kennenlernst, der dir gefällt, solltest du dir keinen Zwang antun.“

„Das heißt natürlich nicht, dass wir dir vorschlagen, die Nachtclubs nach Männern abzusuchen“, warf Tess ein.

„Nein, ganz bestimmt nicht.“ Rachel musste lachen. „Das würdest du sowieso nicht tun. Doch du solltest offen sein für neue Bekanntschaften.“

Dana seufzte. Ihre Schwestern meinten es gut, das war ihr klar. Doch flüchtige Affären waren nichts für sie. Als Teenager war sie noch ganz anders gewesen, geradezu wild und lebensprühend. Und das hatte dazu geführt, dass sie den falschen Mann geheiratet hatte, schwanger geworden und geschieden war.

Ihre drei Schwestern sahen sie erwartungsvoll an. Wieder seufzte sie und schüttelte dann den Kopf. „Ich werde versuchen, offen zu sein für eine neue Bekanntschaft, falls sich die Gelegenheit ergibt. Aber ich bin nicht bereit, mich auf eine Affäre einzulassen, egal, wie lange sie dauert oder wohin sie führen könnte.“

„Damit können wir leben“, erwiderte Tess, und die beiden anderen nickten.

Sie lebten in glücklichen Beziehungen. Sogar ihr Bruder Jack hatte seine Zweifel und Bedenken überwunden und sich entschlossen, seinen Gefühlen nachzugeben und die Frau zu heiraten, die, wie sich herausgestellt hatte, perfekt zu ihm passte. Und das brachte sogar eine Zynikerin wie Dana dazu zuzugeben, dass es vielleicht doch so etwas wie ein Happy End gab, wenn auch nicht für sie. Sie hatte ihre Chance gehabt, aber die Beziehung hatte nicht funktioniert.

Was ihre Karriere betraf, hatte sie eine Änderung herbeigeführt. Jetzt arbeitete sie darauf hin, für ihre Tochter und sich ein besseres Zuhause zu schaffen. Für ihre Tochter hatte sie Träume und Hoffnungen. Als Ehefrau hatte sie offenbar versagt, doch sie wollte eine bessere Mutter sein, als ihre eigene es gewesen war.

Dana war der Meinung, dass sie das Leben ganz gut meisterte, egal, was ihre Schwestern dachten.

Natürlich hätte sie nichts dagegen, sich eine Zeit lang wieder als Frau zu fühlen. Schade nur, dass die Männer, die ihre Leidenschaft und ihre Sinnlichkeit wecken konnten, schwer zu finden waren. Aber vielleicht war es auch gut so.

Unwillkürlich ließ sie den Blick durch den Raum gleiten zu Adam, der neben ihrem Bruder stand. Er war Jacks bester Freund und genau der Typ Mann, für den sie sich früher interessiert hätte. Er war groß, attraktiv und ungemein charmant. Doch einen Mann mit ähnlichen Qualitäten hatte sie geheiratet, und die Ehe war gescheitert.

Sie seufzte. Was leidenschaftliche Affären anging, hatte Dana das Gefühl, sich mitten in einer riesigen Wüste zu befinden – und der Weg zur nächsten Wasserstelle war weit.

Nein, leidenschaftliche Affären fielen ihr nicht einfach in den Schoß. Und wenn sie sich doch einmal eine gönnte, eine einzige? Was konnte daran verkehrt sein? Schaden konnte es sicher nicht, wieder einmal etwas zu empfinden und zu fühlen, oder?

1. KAPITEL

Sechs Monate später beobachtete Dana Adam Donovan, wie er wieder einmal eine Kundin mit seinem Charme einwickelte. Es war geradezu abscheulich.

Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. Dieser Mann hatte eine verblüffende Wirkung auf Frauen, was vermutlich vor allem etwas mit seinem guten Aussehen und dem unwiderstehlichen Charme zu tun, den er nach Belieben einsetzte. Doch was genau sahen die Frauen in ihm? Dana beschloss, zunächst seine guten Seiten aufzulisten, was natürlich bedeutete, dass die Auflistung seiner schlechten Seiten erst einmal in den Hintergrund rücken musste. Die Liste mit den schlechten Seiten war ziemlich lang, denn immerhin arbeitete Dana schon seit einigen Monaten mit ihm zusammen.

Gut, er war sehr groß, was natürlich ein Vorteil war. Eine Frau fand es nicht gerade angenehm, sich mit einem Mann zu unterhalten, auf den sie hinabblicken musste, weil er kleiner war als sie. Außerdem war er breitschultrig und muskulös, woraus man hätte schließen können, dass er Sport trieb. Das tat er jedoch nicht, wie Dana wusste. Seine körperliche Betätigung beschränkte sich vermutlich auf ganz bestimmte Aktivitäten in seinem Schlafzimmer.

Aber das gehörte zu den Punkten, die auf die Liste mit den schlechten Eigenschaften standen.

Adam hatte einen guten Geschmack, was seine Kleidung betraf. Was er für ein einziges Hemd bezahlte, hätte Dana gereicht, um Lebensmittel für eine ganze Woche für sich und ihre Tochter zu kaufen.

Das Foto seines markanten Gesichts auf der Titelseite eines Hochglanzmagazins hätte sicher die Verkaufszahlen in die Höhe schnellen lassen. Wenn er lachte, zeigten sich seine Grübchen und seine geraden weißen Zähne. Sein Aussehen und sein Charme waren jedenfalls von großem Vorteil für einen Geschäftsmann, der anderen Leuten Häuser verkaufen wollte, von denen außer einer Baugrube noch nichts existierte.

Das dunkelblonde Haar war nicht zu kurz geschnitten, und wenn er sich vorbeugte, um mit einer Frau zu reden, fielen ihm immer wieder einige gelockte Strähnen in die Stirn. Zufällig? Dana bezweifelte es und vermutete eher, dass solche Gesten beabsichtigt waren.

Er und ihr Bruder Jack waren die Inhaber eines florierenden Unternehmens. Adam kam aus einer guten Familie und war ein begehrter Junggeselle, für den sich viele Frauen interessierten.

Dana hingegen ging er auf die Nerven. Sie kannte ihn ja auch besser als die anderen Frauen, weil sie mit ihm zusammenarbeitete.

Auf einmal sah er auf, und als er merkte, dass sie ihn leicht lächelnd beobachtete, kniff er die Augen zusammen, ehe er sich wieder abwandte. Dass sie ihn anlächelte, kam nur sehr selten vor.

Sie waren zu verschieden, das war alles. Es war auch nicht nötig, dass sie sich mochten. Dana ging ihm schon seit vielen Jahren aus dem Weg. Aber nachdem sie, wenn auch eher symbolisch, den Anteil ihres Bruders Jack an dem Unternehmen übernommen hatte, hielt sie es wohl für ihre Pflicht, sich jeden Tag wegen irgendeiner Kleinigkeit mit Adam auseinanderzusetzen. Offenbar war sie die einzige Frau weit und breit, die auf seinen Charme nicht hereinfiel.

Adam wünschte, Dana würde aufhören, ihn anzulächeln. Es irritierte ihn, weil sie bestimmt nicht ohne Grund lächelte. Normalerweise verhielt sie sich ihm gegenüber sehr zurückhaltend und eher abweisend.

Doch ausgerechnet jetzt, während er seinen ganzen Charme spielen ließ, um einen neuen Auftrag abzuschließen, lächelte sie ihn an. Wie sollte er sich da noch auf die Kunden konzentrieren? Dana führte etwas im Schilde, dessen war er sich sicher.

Die Schwester seines Freundes und Partners, die die Geschäftsanteile ihres Bruders pro forma übernommen hatte, war eine ganz raffinierte Frau.

In Adams Bekanntenkreis gab es natürlich mehr als genug raffinierte Frauen. Einige hatte er näher kennengelernt und sich dann rasch wieder zurückgezogen. Dana jedoch war auf eine ganz andere, sehr individuelle Art raffiniert.

Sie verstand es geschickt, die Leute dazu zu bringen, etwas zu tun, was sie eigentlich gar nicht tun wollten. Am Ende fragten sie sich, wieso sie ihre Meinung geändert hatten, ohne es überhaupt zu merken. Dieses besondere Talent war sehr nützlich in Verhandlungen mit schwierigen Kunden oder im Umgang mit den Mitarbeitern der Bauunternehmen. Doch Adam, der sich das Büro mit ihr teilte, empfand es im persönlichen Umgang mit ihr als störend.

Wieder sah er sie an. Sie lächelte immer noch, und er bekam feuchte Hände. Kurz entschlossen entschuldigte er sich bei den Lamonts und durchquerte mit großen Schritten den Raum.

Vor Dana blieb er stehen. „Was ist los?“, fragte er leise.

Betont unschuldig sah sie ihn an. „Was soll los sein?“

Er runzelte die Stirn. „Das will ich von dir wissen.“

„Tut mir leid, ich weiß nicht, was du meinst“, erwiderte sie immer noch lächelnd.

„Du lächelst“, stellte er fest.

„Da hast du recht. Ist das etwa verboten?“

„Normalerweise tust du das nicht.“

„Aber jetzt tue ich es. Pass mal auf.“ Sie legte den Kopf zurück und lächelte ihn ganz besonders strahlend an.

„Mich lächelst du sonst nie an“, wiederholte er hartnäckig.

„Stört dich das?“, fragte sie mit Unschuldsmiene.

„Komm mit. Mit diesem Lächeln kannst du mir helfen, die Kunden zu überzeugen, das Haus zu kaufen“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen leise hervor.

Sie zuckte gleichgültig die Schultern und lächelte die Lamonts über Adams Schulter hinweg sekundenlang an. „Du kommst auch ohne mich gut zurecht, wie mir aufgefallen ist.“

Er kniff die Augen zusammen und blickte Dana an. Ihr gepflegtes Äußeres, ihre elegante Erscheinung und ihre Professionalität irritierten ihn, und er ärgerte sich darüber, dass sie offenbar perfekt war. Er wusste nicht, wie er sie einordnen sollte, und das gefiel ihm nicht.

Bisher hatte er in seiner eigenen kleinen Welt gelebt. Er war zufrieden gewesen und hatte nie das Gefühl gehabt, etwas sei nicht in Ordnung mit seiner chaotischen Lebensweise. Das hatte sich jedoch geändert, seit er mit Dana zusammenarbeitete.

„Dann hör auf, mich anzulächeln“, forderte er sie auf.

Mit ihren blauen Augen sah sie ihn kühl an, während sie die Brauen leicht hochzog. „Okay, wenn es dich so sehr stört …“

Adam schüttelte den Kopf, legte ihr die Hand unter den Ellbogen und zog Dana mit sich. „Wir haben Kunden, Dana.“ Er beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte an ihrem Ohr: „Vor diesen Leuten sollten wir uns nicht streiten. Deshalb nimm dich zusammen, und vergiss das, was du mit dem Lächeln bezwecken wolltest.“

Ihr prickelte die Haut unter seiner Berührung, und sie zog behutsam den Arm zurück. Dann strich sie die Kostümjacke glatt und ging an Adam vorbei. Ich habe ihn verunsichert, dachte sie zufrieden, und es gelang ihr beim besten Willen nicht, sich das Lächeln zu verbeißen.

Mrs Lamont blickte sie freundlich an. „Das Haus ist wunderschön, Dana, und Ihr Entwurf für den Innenausbau gefällt uns gut. Ich bin sehr froh, dass Lucy Sie empfohlen hat.“

Louise Lamonts Schwester Lucy und Dana waren seit dem Studium befreundet, und Lucy hatte ihr neues Haus vor wenigen Monaten von Donovan & Lewis entwerfen lassen.

„Es freut mich, dass es Ihnen gefällt, Louise. In unseren Entwürfen haben wir Ihre Vorstellungen berücksichtigt, sodass Sie genau das Haus bekommen, das Sie sich gewünscht haben.“

Ja, so macht Dana es immer, das ist typisch für sie, dachte Adam. Louise Lamont hatte überhaupt keine Vorstellungen von ihrem neuen Haus gehabt. Sie hatte sich alle möglichen Fachzeitschriften gekauft und immer wieder neue Ideen entwickelt, wie das Haus aussehen sollte. Nachdem sie jedoch mit Dana geredet hatte, hatte Louise plötzlich erklärt, sie wünsche sich klare, moderne Linien und eine klassische Bauweise. Es war Danas Vorschlag gewesen, obwohl Louise so getan hatte, als hätte sie sich nie etwas anderes vorstellen können. Und davon war die Frau offenbar überzeugt. Dana war wirklich ausgesprochen raffiniert.

Louise strahlte übers ganze Gesicht. „Lucy kann es kaum erwarten, Sie auf dem Treffen ehemaliger Studenten und Studentinnen wiederzusehen. Sie wird allen Freunden und Bekannten, die ein Haus kaufen wollen, empfehlen, sich an Donovan & Lewis zu wenden.“

Dana errötete leicht, und sie mied Louises Blick. „Leider kann ich nicht kommen. Ich habe keine Zeit, denn wir haben momentan zu viel zu tun.“

Adam zog die Augenbrauen hoch. Dana fühlt sich unbehaglich, wie interessant, überlegte er.

„Oh, Sie müssen aber kommen, Dana. Alle haben Ihren Artikel in dem Magazin Ireland’s Home & Hearth gelesen und freuen sich darauf, sich mit Ihnen zu unterhalten.“

In der Zeitschrift würde Louise ihr neues Zuhause wahrscheinlich gern abgebildet sehen, dachte Dana und lächelte freundlich. „Es tut mir leid, es ist wirklich unmöglich. Doch das nächste Mal komme ich bestimmt.“

An der Sache stimmte etwas nicht, dessen war Adam sich sicher, obwohl er nicht hätte sagen können, was es war. Jedenfalls hatte er Dana Taylor zum ersten Mal bei einer Lüge ertappt. Wie schön. Sie musste einen schwerwiegenden Grund für ihre Absage haben, den er unbedingt herausfinden wollte. Diese Information konnte sich als wertvoll erweisen. Dana war offenbar doch nicht so perfekt, wie er angenommen hatte.

„Wir haben nicht so viel zu tun, dass du nicht einmal früher gehen könntest, Dana“, wandte er lächelnd ein. „Ein Ehemaligentreffen ist doch immer eine interessante Sache, nicht wahr, Louise?“

Louise fühlte sich offenbar geschmeichelt, weil er sie mit ihrem Vornamen anredete und errötete leicht. Dana konnte es kaum mit ansehen, ihr wurde beinah übel.

Sie wandte sich ab und warf Adam einen warnenden Blick zu, ohne aufzuhören zu lächeln. Er sollte sich nicht einmischen. Da er diese Art zu lächeln kannte, würde er begreifen, dass er sich zurückhalten musste.

„Ja, ich liebe solche Treffen geradezu, Adam“, antwortete Louise und kicherte wie eine Zehnjährige. Dana sah Mr Lamont an. War ihm das lächerliche Benehmen seiner Frau aufgefallen? Es schien ihn nicht zu interessieren. Offenbar hatte er sich entschlossen, gewisse Dinge einfach zu übersehen und zu überhören.

„Du solltest hingehen, Dana. Ich wette, du würdest Spaß haben“, bekräftigte Adam.

Normalerweise hätte sie jetzt eine bissige Bemerkung gemacht, sodass ihm das Lächeln vergangen wäre. Das hätte zu einer Auseinandersetzung geführt, und anschließend hätte im Büro stundenlang eisiges Schweigen geherrscht. Vor den Kunden nahm Dana sich jedoch zusammen. Sie blickte Adam an. „Du weißt doch, wie ernst ich die Arbeit nehme. Ich habe wirklich keine Zeit, an diesem Treffen teilzunehmen.“

Ihm war natürlich klar, dass er sich aus der Sache heraushalten sollte. Gerade deshalb lächelte er noch breiter. Wie großartig, und was für ein seltener Augenblick. Wie selbstverständlich legte er Dana den Arm um die Schultern, während er weiter mit Louise flirtete.

„Sie ist sehr pflichtbewusst. Aber ich glaube, ich werde sie überreden können, einmal eine Ausnahme zu machen und sich diesen Spaß zu gönnen. Was meinen Sie, Louise?“

„Oh, ich bin sicher, wenn jemand sie überreden kann, dann Sie. Sie verstehen es, Menschen zu überzeugen.“

„Nein, dieses Jahr nehme ich an dem Treffen nicht teil, aber vielleicht nächstes Jahr.“ Dana löste sich aus Adams Umarmung und wies auf die Pläne, die Mr Lamont in der Hand hielt. „Wie Sie sehen, haben wird das Treppenhaus offen gestaltet, damit das Licht durch alle Räume hindurchfluten kann.“

Mr Lamont nickte und konzentrierte sich auf die Entwürfe.

Adam ließ sich jedoch nicht so leicht ablenken. „Wann genau findet das Treffen statt, Louise?“

„An diesem Wochenende. Es ist noch nicht zu spät, Dana kann sich immer noch entschließen hinzugehen. Sie war auf dem College doch so beliebt. Dort hat sie auch Jim kennengelernt“, antwortete Louise und blickte dann in Danas Richtung, die ihr den Rücken zukehrte. „Oh, Dana, hoffentlich ist das nicht der Grund, weshalb Sie nicht kommen wollen. Es wäre Ihnen sicher unangenehm, wenn Jim auch da wäre, oder?“

„Welcher Jim?“, fragte Adam prompt.

Lächelnd drehte Dana sich um. „Jim Taylor, mein Exmann.“ Sie warf Adam einen kühlen Blick zu. „Aber er ist nicht der Grund für meine Absage, Louise“, erklärte sie an Louise gewandt, ohne auch nur eine Sekunde aufzuhören zu lächeln. „Ich habe wirklich zu viel zu tun. Ihr Haus soll doch zügig fertiggestellt werden, es soll keine Verzögerungen geben, oder? Das würde Ihnen sicher nicht gefallen.“

Louise wirkte ganz erschrocken bei dem Gedanken. „Nein, ganz und gar nicht. Ich habe schon die Fotografen für Weihnachten bestellt, nicht wahr, Paul?“

„Wenn du es sagst, wird es stimmen“, erwiderte ihr Mann ruhig.

„Gut.“ Dana nickte. „Dann brauchen Sie uns nur noch die endgültigen Pläne zu genehmigen.“ Während sie sich umdrehte, sah sie Adam warnend an, um ihm zu verstehen zu geben, das Thema fallen zu lassen.

Er verstand den Wink und erwähnte die Sache nicht mehr, bis die Lamonts das Büro verlassen hatten.

„Gehst du nicht zu dem Treffen, weil dein Exmann vielleicht dort ist?“, fragte er dann und verzog spöttisch die Lippen.

Dana faltete die Entwürfe sorgsam zusammen und legte sie zurück in den Ordner. „Das geht dich nichts an.“

„Vielleicht nicht, aber …“

„Halte dich aus Dingen heraus, die mit dir nichts zu tun haben, Adam“, unterbrach sie ihn und runzelte ärgerlich die Stirn. „Das ist besser für dich.“

„Weshalb bist du so beunruhigt? Befürchtest du, er würde merken, dass du ihn noch liebst? Ist es das?“, fuhr er unbeirrt fort. „Oder soll er nicht wissen, dass du seit der Scheidung allein lebst?“

Auf dem Weg zum Aktenschrank blieb Dana stehen und wirbelte zornig herum. „Ich liebe ihn nicht mehr! Und ich bin oft genug mit anderen Männern ausgegangen seit der Trennung von Jim. Aber ich weiß wirklich nicht, was du damit zu tun hast.“

Seit wann hat die so perfekte und sonst so kühl wirkende Dana ein so hitziges Temperament? überlegte er und beobachtete fasziniert, dass es in ihren Augen aufblitzte und ihre Wangen sich röteten. In ihrem Zorn sah sie ungemein sexy aus. Jetzt brauchte sie nur noch das Haar offen über die Schultern fallen zu lassen …

Nein, solche Gedanken durfte er sich nicht erlauben. Rasch nahm er sich zusammen. „Du hast keinen Begleiter, stimmt’s?“

Sie stemmte die freie Hand in die Hüfte, neigte den Kopf etwas zur Seite und brachte ärgerlich hervor: „Wie bitte?“

„Du hast niemanden, der dich zu diesem Treffen begleiten könnte.“ Adam verschränkte die Arme und amtete tief ein. „Und du möchtest ihn nicht mit irgendeinem jungen Ding am Arm sehen, während du ganz allein erscheinst.“

In dem Moment hasste Dana ihn noch mehr als zuvor. Es gab nichts Schlimmeres als einen arroganten Mann, der recht hatte.

„Glaub doch, was du willst.“ Sie ging zu dem Aktenschrank und stellte den Ordner wieder an seinen Platz. Dieser verdammte Kerl brachte sie dazu, die Beherrschung zu verlieren. Das war einfach unglaublich.

Sekundenlang herrschte Schweigen, während Adam nachdachte und Dana sich zu beruhigen versuchte.

„Offenbar habe ich recht“, stellte er schließlich fest.

Sie drehte sich zu ihm um. „Du liebe Zeit, hast du das nicht immer?“

„Zumindest meist“, entgegnete er gelassen.

Dana durchquerte den Raum, nahm einige Akten und Kugelschreiber in die Hand und legte alles ordentlich zusammen. „Können wir das Thema beenden, nachdem es dir gelungen ist, einen Volltreffer zu landen?“

Keine Chance, so gut müsste sie mich eigentlich kennen, dachte er und lächelte insgeheim. „Warum findest du denn keinen Begleiter?“

„Das kannst du mir sicher verraten, denn du hast doch auf alles eine Antwort.“

Er lehnte sich an seinen Schreibtisch und zuckte die Schultern. „Hast du versucht, jemanden zu fragen?“

Sie lachte laut auf. „Du weißt genau, dass ich das nicht getan habe.“ Sie sah ihm in die Augen und nahm dieselbe Pose ein wie er, indem sie die Arme verschränkte und sich an ihren Schreibtisch lehnte. „Wen könnte ich denn fragen?“

„Du kennst bestimmt jemanden.“

„So? Meine Zeit ist doch sowieso viel zu knapp.“

„Okay, aber du hast sicher Freundinnen, die jemanden kennen, der dich begleiten würde.“

Sie lächelte freudlos. „Nein, es gibt in meinem Bekanntenkreis niemanden, mit dem ich Jim beeindrucken könnte. Und nur darauf würde es mir ankommen.“

Adam kniff die Augen zusammen. „Du willst ihn mit einem Begleiter beeindrucken?“ Sie beeindruckt doch selbst alle mit ihrem Auftreten, ihrer Persönlichkeit und ihrem Aussehen, fügte er insgeheim hinzu. „Willst du ihn eifersüchtig machen?“

„Nicht so, wie du denkst.“

„Wie denn?“, fragte er verständnislos.

Dana atmete tief ein und schüttelte den Kopf. „Weshalb soll ich es dir erklären? Du würdest es doch nicht verstehen.“

„Trotzdem kannst du es versuchen.“

Es wäre etwas ganz Neues, wenn sie sich darauf einließe. Das würde bedeuten, dass sie ihm etwas sehr Persönliches verriet und ihm einen winzigen Einblick in ihr Leben gab. Dann hätte er etwas in der Hand, was er bei der nächsten Auseinandersetzung gegen sie verwenden könnte. Doch selbst wenn er das nicht tun würde, wäre ihr immer bewusst, dass er mehr über sie wusste als alle anderen. Und das wollte sie sich nicht antun. Das Risiko war zu groß.

Offenbar kämpfte sie mit sich. Obwohl sie stets von einer Aura der Unnahbarkeit und Kühle umgeben war, verrieten ihre Augen jede Gefühlsregung. Adam konnte genau sagen, ob sie sich ärgerte, belustigt oder aufgeregt war. Deshalb trug sie so oft eine Sonnenbrille, oder sie wandte sich etwas ab und senkte den Kopf. Ja, Adam kannte ihre kleinen Tricks.

„Ich würde dir versprechen, nichts von dem, was du mir anvertraust, später gegen dich zu verwenden“, bot er an.

Über dieses Angebot war sie überrascht. Er schien es ernst zu meinen. Versuchte Adam Donovan etwa, nett zu sein? Nein, das war unvorstellbar.

„Warum willst du es unbedingt wissen?“

Wieder zuckte er die Schultern. „Vielleicht kann ich dir dann helfen.“

Sie verzog leicht die Lippen. „Ach ja? Wie stellst du dir das denn vor? Und noch wichtiger, welche Gegenleistung erwartest du?“

„Du bist ein sehr misstrauischer Mensch.“

„Was dich betrifft, ganz bestimmt.“

„Es sollte so etwas wie ein Friedensangebot sein.“

„Und genau das macht mich misstrauisch.“

„Wäre es so schlimm, mir ein einziges Mal zu vertrauen?“ Er zog fragend die Augenbrauen hoch. „Das hast du ja noch nie versucht.“

Da hatte er recht. Seit sie ihn kannte, war ihr nie in den Sinn gekommen, ihm zu vertrauen. Dafür gab es sicher einen Grund, über den sie jedoch noch nicht nachgedacht hatte. Aber sie hatte Adam oft genug beobachtet und war zu der Überzeugung gelangt, er sei nicht vertrauenswürdig. In den letzten acht Jahren hatte sie gelernt, sich auf ihren Instinkt zu verlassen, und sich zur Überlebenskünstlerin entwickelt.

„Ich wiederhole: Warum willst du es unbedingt wissen?“ Sie gestand sich ein, dass sie neugierig war.

Das ist eine gute Frage, über die ich lieber nicht zu gründlich nachdenke, sagte er sich und antwortete ausweichend: „Vielleicht würde ich dir auch einiges anvertrauen, wenn du mir Vertrauen entgegenbringen würdest.“

„Warum sollte das für mich interessant sein?“

Es gelang ihm, sich eine ironische Bemerkung zu verbeißen. „Es könnte die Arbeitsatmosphäre oder das Betriebsklima verbessern, wenn wir, statt uns ständig zu streiten, anfangen würden, uns besser kennenzulernen.“

Sekundenlang dachte sie darüber nach. Es stimmte, die Streitereien waren zuweilen ermüdend. Doch manchmal waren sie auch stimulierend, wie sie sich eingestand. Aber konnte sie es wagen, ihm etwas entgegenzukommen, ohne am Ende zu viel von sich preisgegeben zu haben? Es wäre immerhin ein großer Fortschritt in ihrer Beziehung. Vielleicht sollte sie endlich einmal etwas riskieren. Später konnte sie immer noch entscheiden, ob sie ihm mehr anvertrauen wollte oder nicht.

„Okay“, erklärte sie zu ihrer beider Überraschung kurz entschlossen.

Adam zog erstaunt die Augenbrauen hoch. War das nicht zu leicht gewesen? Welchen Haken hatte die Sache? Egal, er war bereit mitzuspielen. „Was ist denn mit dir und deinem Exmann?“

Sie atmete tief ein. „Ich bin nicht bereit, mich von ihm ausstechen zu lassen.“

„In welcher Hinsicht?“

Eigentlich war sie es leid, über dieses Thema zu reden. Doch sie war darauf eingegangen, und es gab kein Zurück. „Er hat eine neue Freundin. Ich habe gehört, sie sei eine Schönheit und außerdem in jeder Hinsicht erfolgreich. Ich kann nicht zulassen, dass er mich übertrumpft.“

„Ah ja.“ Er nickte. „Ist das nicht eine etwas kindische Reaktion?“

Dana ging um den Schreibtisch herum und griff nach ihrem Mantel. „Ich wusste, dass du es nicht verstehen würdest.“

„Du irrst dich. Mir ist klar, dass es dir um etwas ganz anderes geht.“ Er versperrte ihr den Weg, als sie hinausgehen wollte. „Also, was ist los?“

Sie dachte kurz nach, ehe sie ihn mit ihren blauen Augen ansah. „Seit er Jess und mich verlassen hat, ist er so erfolgreich wie nie zuvor, während ich mich gerade so eben über Wasser halten kann.“

Er bezweifelte nicht, dass sie die Wahrheit sagte, und war berührt und betroffen. „Du machst deine Sache gut“, erklärte er sanft.

„Das mag sein, aber es gibt nichts Besonderes, nichts Aufregendes in meinem Leben. Wenn ich zu dem Treffen gehe, werden alle darüber reden, wie schlecht es mir ohne Jim geht. Und das will ich mir nicht antun.“

Adam spürte, dass sie ihm noch nicht alles verraten hatte. Vielleicht steckte hinter ihrer so perfekt wirkenden Fassade sogar ein ganz anderer Mensch.

Ihm war bewusst, dass sie ihn nicht mochte. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Doch er konnte wirklich nett sein, wenn er wollte. Und wenn er ein einziges Mal nett zu ihr wäre, würde sich das Arbeitsklima vielleicht etwas verbessern. Sie würde sich zumindest darum bemühen müssen, es zu verbessern, denn das wäre sie ihm schuldig. Dieser Gedanke gefiel ihm.

„Weißt du was, ich begleite dich.“

2. KAPITEL

„Adam hat dir wirklich angeboten, dich zu begleiten?“, fragte Tara erstaunt.

Dana blickte ihre Schwägerin an. Sie hatten sich angefreundet, obwohl Dana Fremden gegenüber sonst sehr misstrauisch war. Sie hatte jedoch rasch begriffen, wie sehr ihr Bruder Jack Tara liebte und warum. Tara war eine ganz besondere Frau – und zuweilen etwas außergewöhnlich. Jetzt war sie im fünften Monat schwanger.

„Ja“, erwiderte Dana. „Und ich war genauso verblüfft, als er es vorschlug, wie du jetzt. Zunächst habe ich es für einen Scherz gehalten. Aber er hat es ernst gemeint und erklärt, er würde mir damit sicher aus der Klemme helfen.“

Tara lächelte. „Was hast du geantwortet?“

„Dass die ganze Sache glaubhaft sein müsse und wir wie ein Liebespaar wirken müssten, was wir ganz bestimmt nicht tun.“

„Da hast du recht.“

Dana seufzte. „Wenn man Adam und mich beobachtet, wird einem klar, dass wir uns nicht ausstehen können. Dieser Mann bringt mich zur Weißglut, und wir können kaum länger als eine Minute zusammen in einem Raum sein, ohne in Streit zu geraten.“

„Ja, ich weiß. Jack findet es lustig.“

„Das kann ich mir vorstellen.“

Nach kurzem Nachdenken sagte Tara: „Aber du musst zugeben, mit Adam als deinem Begleiter verblüffst du Jim auf jeden Fall.“

„Wahrscheinlich“, gab Dana zu, denn das hatte sie sich auch schon eingestanden, wenn auch ungern. Immer wieder hatte sie die Vorteile und Nachteile sorgfältig gegeneinander abgewogen. Sich Adam als ihren Partner vorzustellen war jedoch einfach lächerlich.

„An seinem Arm aufzutreten schadet deinem Ruf bestimmt nicht.“

„Bis er den Mund aufmacht und mir irgendwelche Unfreundlichkeiten an den Kopf wirft.“

Tara lächelte. Immer wieder fand sie es verblüffend, wie verschieden Jack und seine Schwestern waren. Er handelte spontan und impulsiv, und bei allem, was er tat, hörte er auf sein Herz. Bei Dana hingegen hatte man das Gefühl, allein die Vorstellung, jemals die Kontrolle zu verlieren, sei ihr sehr zuwider. Doch in seltenen Momenten glaubte Tara, einige Ähnlichkeiten zwischen Dana und ihrem Bruder zu entdecken. Jedenfalls schien sie sich nicht bewusst zu sein, was für ein wertvoller Mensch sie war.

„Ach, Dana, er kann innerhalb von zwanzig Sekunden einen Raum voller Gäste mit seinem Charme betören. Das wissen wir beide doch genau. Die Männer respektieren ihn, und alle Frauen sind von ihm begeistert.“

Dana seufzte. „Aber er würde sich normalerweise niemals für eine Frau wie mich interessieren. Das ist völlig ausgeschlossen, und deshalb können wir die Sache vergessen.“

„Für welche Frauen interessiert er sich denn?“

„Für glamouröse Models und dergleichen.“ Dana zuckte die Schultern. „Für mich würde sich eher ein Bankmanager interessieren.“

„Gefällt dir der Manager deiner Bank?“

Das hatte die erhoffte Wirkung. Dana musste lachen. „Wenn du ihn sehen würdest, wüsstest du die Antwort. Das Einzige, was mir an ihm gefällt, ist, dass er mir einen Überziehungskredit bewilligt hat.“

„Und was gefällt dir an Adam?“

Ungläubig sah Dana Tara an. „Meinst du wirklich, mir würde irgendetwas an Adam Donovan gefallen?“

„Du hast doch Augen im Kopf.“

„Okay, ich gebe zu, er sieht nicht schlecht aus.“

„Und?“

„Was willst du sonst noch hören?“ Sie will vermutlich wissen, ob ich ihn attraktiv finde, dachte Dana. Sie war jedoch nicht bereit, sich zu weiteren Äußerungen hinreißen zu lassen. „Es gibt sonst nichts zu sagen, Tara. Viele mögen ihn für unwiderstehlich halten, aber ich kenne ihn zu gut, denn ich arbeite mit ihm zusammen. Er ist ein arroganter …“

„Ja, ich weiß“, unterbrach Tara sie. Mit Dana konnte man nicht über Adam reden. Diese Erfahrung hatte sie schon öfter gemacht. „Du musst doch zugeben, er wäre ein fantastischer Begleiter für den einen Abend. Du brauchtest nur zu versuchen, alles zu vergessen, was du über ihn weißt, und ihn wie einen ganz normalen Bekannten zu behandeln. Das dürfte nicht schwierig sein.“

Dana wurde unsicher und blinzelte.

„Wenn du nicht hingehst, wird Jim triumphieren“, fuhr Tara fort.

„Wieso?“

„Er wird zumindest vermuten, du würdest dich darüber ärgern, dass er mit Melanie zusammen ist, während du noch allein bist. Und darüber würde er sich freuen.“

Das stimmt, aber es geht mir um Adam Donovan, überlegte Dana. Wie sollte sie es begründen, dass sie mit ihm einfach nicht zu diesem Treffen gehen wollte? „Das ändert nichts daran, dass niemand glauben würde, Adam Donovan sei auch nur im Geringsten an mir interessiert.“

„Weil du nicht sein Typ bist?“

„Richtig.“

Tara schüttelte den Kopf. Blickte Dana nie in den Spiegel? „Das musst du mir erklären.“

„Er ist nur mit Frauen zusammen, die wie Models aussehen. Oft genug ist er zum Mittagessen abgeholt worden. Deshalb weiß ich es. Ich bin ganz anders als diese Frauen.“

Tara betrachtete Dana. Sie war schlank, elegant gekleidet und wirkte sehr weltgewandt. Ihr perfektes Aussehen ließ darauf schließen, dass sie zuverlässig, eine Karrierefrau und im Leben erfolgreich war. Dass sie außerdem noch sehr kreativ war und wie alle anderen Familienmitglieder viel Sinn für Humor besaß, ahnte man natürlich zunächst nicht. Das dunkle Haar hatte sie zu einer eleganten Frisur im Nacken zusammengesteckt, sie hatte eine sehr gute Figur, ein schönes Gesicht und konnte beinah völlig auf Make-up ver­zichten.

„Wir könnten eine ganz andere Frau aus dir machen.“

„Wie bitte?“

„Ja, wir könnten für den einen Abend Dana Taylor völlig neu erschaffen.“ Tara lächelte. „Das würde für Aufsehen sorgen. Die veränderte und ungemein sexy wirkende Dana erscheint mit dem attraktiven Adam Donovan als Begleiter auf dem Treffen ehemaliger Studenten und Studentinnen. Das wäre für einige Monate das Gesprächsthema Nummer eins in der Stadt. Alle wären verblüfft.“

Dana fing an, sich für Taras Idee zu erwärmen. „Wie stellst du dir diese Veränderung denn vor?“

„Ich musste mich ja unbedingt freiwillig darauf einlassen“, sagte Adam in seinem Sportwagen laut vor sich hin. „Deshalb begleite ich jetzt die Frau, der ich jahrelang nach Möglichkeit aus dem Weg gegangen bin, zu einem Ehemaligentreffen. Was für eine glänzende Idee!“ Er bog in die Einfahrt zu Jacks und Taras Haus ein.

Sein Geschäftspartner und bester Freund hatte ihn schmählich im Stich gelassen und geheiratet. Doch Adam hatte ihm verziehen, obwohl es ihm schwergefallen war. Aber er liebte Jack wie einen Bruder und war froh, dass er glücklich war. Dass Jack ihm seine Schwester aufgehalst hatte, das konnte Adam ihm hingegen nicht so rasch verzeihen.

Er stellte den Wagen ab, atmete tief durch und eilte die Stufen hinauf zu dem großen viktorianischen Haus. Ehe er läuten konnte, wurde schon die Haustür geöffnet.

„Hallo, mein Lieber“, begrüßte Jack Lewis ihn lächelnd, während Adam an ihm vorbei in die Eingangshalle ging. „Es ist nett von dir, dass du Dana begleitest, und ich weiß es zu schätzen.“

Hoffentlich, dachte Adam und erwiderte Jacks Lächeln. „Das ist doch selbstverständlich.“

Jacks Miene wurde ernst. „Wenn du wüsstest, was ihr Exmann …“, begann er. Doch in dem Moment kam Dana die Treppe herunter, und er verstummte.

Adam traute seinen Augen nicht. Die Frau, die da auf ihn und Jack zukam, war so attraktiv und bezaubernd, dass er sich in sie hätte verlieben können, wenn er nicht genau gewusst hätte, dass es Dana Taylor war.

„Willst du mich den ganzen Abend so seltsam ansehen?“, fragte Dana, als Adam mit hoher Geschwindigkeit über die Landstraße brauste.

Er biss die Zähne zusammen. Das würde der längste Abend seines Lebens werden. „Wie sehe ich dich denn an?“

„Wie ein Schokoladensüchtiger eine Tafel Schokolade.“

Du liebe Zeit, wie hat sie das denn merken können? überlegte er. Sie hatte doch die letzten zwanzig Minuten nur geradeaus auf die Straße geschaut. Die Atmosphäre zwischen ihnen war zum Zerreißen gespannt.

„Jeder normale Mann blickt eine Frau, die so ein Kleid trägt wie du, so an.“ Er lächelte spöttisch. „Es ist eine automatische Reaktion, deshalb brauchst du dich nicht so aufzuregen.“

Von allein wäre Dana nie auf die Idee gekommen, ein solches Kleid zu tragen. Aber Tara hatte sie dazu überredet. „Okay, könntest du dann bitte damit aufhören?“

„Warum? Ich bin doch heute Abend dein Begleiter. Ehrlich gesagt, wenn wir eine echte Verabredung gehabt hätten und du in diesem Kleid erschienen wärst, wären wir noch zu Hause, und du müsstest nachher dein Make-up erneuern.“

Sie rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her. Seine Bemerkung beschwor Bilder herauf, die sie am liebsten verdrängt hätte. Den ganzen Tag hatte sie überlegt, wie sie aus der Sache herauskommen könnte. Doch sie hatte Tara nicht enttäuschen wollen. Außerdem war es natürlich schmeichelhaft für Dana, dass ihre Angehörigen und Adam über ihr verändertes Aussehen verblüfft waren und sie bewundernd betrachteten.

„Wir werden nie wissen, was dann geschehen wäre, denn es ist ja keine echte Verabredung“, entgegnete sie nur.

Danach schwiegen sie wieder und hingen den Gedanken nach. Als Adam jedoch auffiel, wie seltsam verkrampft Dana dasaß, stellte er fest: „Du fühlst dich in dem Outfit überhaupt nicht wohl, stimmt’s?“

Seit wann hat er ein Gespür dafür, was in anderen vorgeht? fragte sie sich. „Meine Aufmachung heute Abend entspricht nicht meinem Stil. Das müsste dir doch klar sein“, erwiderte sie gereizt und bereute, dass sie einige Gläser Rotwein getrunken hatte, während sie sich von Tara hatte verwandeln lassen.

Er zuckte die Schultern. „Stimmt, im Büro wirkst du kühl und zurückhaltend und bist immer dezent-elegant gekleidet.“

„Du hältst mich für kühl und zurückhaltend?“ Erstaunt wandte sie sich ihm zu und runzelte die Stirn.

Lächelnd warf er ihr einen kurzen Blick zu. „Ja. Bist du es etwa nicht?“

Sie dachte über die Bemerkung nach, während sie mit hoher Geschwindigkeit weiterfuhren. Früher hätte sie sich als wild und lebenslustig beschrieben, als quirligen Spaßvogel. Aber damals hatte sie noch keine Sorgen gehabt. Jetzt war sie eine alleinerziehende Mutter und sich ihrer Verantwortung sehr bewusst.

Vielleicht verhielt sie sich im Büro, wenn Adam in der Nähe war, wirklich ziemlich kühl und zurückhaltend. Sie hatte sorgsam darauf geachtet, dass er sie nie anders erlebte. Deshalb konnte er sie auch nicht anders beurteilen. Außerdem hätte es ihr völlig egal sein können, wie er sie einschätzte, doch seltsamerweise brachte es sie aus der Fassung.

„Ich brauche eine gewisse Ordnung bei der Arbeit“, erklärte sie scharf. „Und du kannst nicht behaupten, dass im Büro Ordnung geherrscht hat, ehe ich angefangen habe, dort zu arbeiten. An meinem ersten Arbeitstag konnte ich noch nicht einmal einen Kugelschreiber finden.“

Insgeheim gab er ihr recht. Doch die Unordnung hatte dem Geschäft nicht geschadet. Sie hatten immer alle Termine eingehalten, auch wenn sie zuweilen bis in die Nacht hinein hatten arbeiten müssen.

Natürlich gestand Adam sich ein, dass ihr Ordnungssinn und Organisationstalent sehr hilfreich waren. Jetzt lief alles wie geschmiert. Aber irgendwie machte Adam die Arbeit nicht mehr ganz so viel Spaß.

„Du könntest ruhig etwas lockerer sein, das würde dir bestimmt nicht schaden“, entgegnete er.

„Ich bin doch locker“, erwiderte sie. „Du kennst mich nicht gut genug, sonst würdest du so etwas nicht sagen.“

Schon seit vielen Monaten war ihm klar, dass er nur das von ihr wusste, was er ihrer Meinung nach wissen durfte. Obwohl er Dana schon lange kannte, war sie ihm immer noch so rätselhaft wie am Anfang ihrer Bekanntschaft. Sie ließ sich schwer einordnen, und das war auch etwas, was ihn störte.

„Du hast recht, ich kenne dich nicht gut genug. Aber du kennst mich auch nicht besonders gut und bildest dir trotzdem ein Urteil über mich“, antwortete er, während er in die Einfahrt zu dem Hotel einbog, wo das Treffen stattfand.

„Damit willst du wohl andeuten, du hättest Eigenschaften, von denen ich nichts ahne, oder? Falls solche Eigenschaften wirklich existieren, hast du sie sehr gut verborgen.“

Vor dem großen Gebäude brachte er den Wagen mit quietschenden Bremsen zum Stehen und zog die Handbremse viel zu heftig an, ehe er den Motor abstellte und Dana mit finsterer Miene ansah. „Dein Problem ist, du willst mich gar nicht kennenlernen. Du bist so verdammt verklemmt, dass du die Menschen lieber in Schubladen einordnest und nicht wagst nachzuforschen, was sich unter der Oberfläche verbirgt. Nur so fühlst du dich sicher, stimmt’s?“

Ihr Herz klopfte etwas schneller, und ihr Ärger wuchs. „Das ist genau der Grund, weshalb ich nicht mit dir zu diesem Treffen gehen wollte. Wir sind noch gar nicht im Hotel und streiten schon wieder.“

Adam atmete tief durch und beobachtete die Menschen, die in Abendkleidung durch die breite Glastür in das Hotel strömten. Obwohl er am liebsten den Wagen gewendet und Dana nach Hause zurückgebracht hätte, nahm er sich zusammen. So leicht würde er sie nicht davonkommen lassen. Immer glaubte sie, recht zu haben. Aber dieses Mal würde er ihr beweisen, dass sie sich irrte.

„Du musst so tun, als hättest du mich gern“, forderte er sie auf. „Sonst funktioniert die ganze Sache nicht.“

„Wenn mir das gelingen würde, hätte ich einen Oscar verdient.“

Er wandte sich ihr zu. „Versuch es einfach, und stell dir vor, ich wäre jemand anders, falls dir das hilft. Ich werde jedenfalls so tun, als wärst du nicht die Dana Taylor, die ich kenne.“

„Erwartest du, ich könnte vergessen, wer du bist?“

„Ja.“ Er biss die Zähne zusammen. „Nur für einige Stunden. Versuch, mich als einen durchaus vorzeigbaren Mann zu sehen und nicht als jemanden, den du irgendwo aufgelesen hast. Diesen einen Abend müssen wir die Wirklichkeit vergessen und uns so verhalten, als wären wir uns erst vor Kurzem begegnet und noch dabei, uns besser kennenzulernen. Von allen Vorurteilen sollten wir uns befreien und einfach nur für den Augenblick leben.“

War es wirklich so leicht, wie es klang? Dana sah ihn nachdenklich an. Konnte sie für einen Abend vergessen, wer er war, und versuchen, ihn völlig neu kennenzulernen, so als wäre es ein Blind Date? Es wäre zumindest sehr anstrengend.

Früher hätte sie es lustig gefunden, es als Herausforderung betrachtet und begeistert mitgemacht. War noch etwas übrig von ihrer Fröhlichkeit, ihrem Elan? Oder hatte die harte Wirklichkeit diese Eigenschaften untergehen lassen?

Gut, ich werde es versuchen, dachte sie und atmete tief durch. Immerhin war es ein Treffen ehemaliger Studenten und Studentinnen, und es würde sie daran erinnern, wie viel Spaß sie damals gehabt hatte. Sie erschien in einem verführerischen Outfit und mit diesem charmanten Mann an ihrer Seite. Was brauchte sie sonst noch? Vielleicht den Mut, den sie damals gehabt hatte?

„Was ist los, Dana?“ Adams tiefe Stimme klang seltsam intim. „Ohne Mut gibt es keinen Erfolg. Wenn du zu feige und nicht selbstbewusst genug bist, dich in dem Kleid zu zeigen, sag es mir.“

Verdammt, warum habe ich mich darauf eingelassen? fragte sie sich beunruhigt.

Es schien ganz still zu werden in dem Raum, als Dana und Adam hereinkamen. Sie wirkten wie das ideale Paar und passten zumindest äußerlich geradezu perfekt zusammen. Alle drehten sich zu ihnen um, und die Gespräche verstummten.

Das war ein gutes Gefühl, wie Dana sich lächelnd eingestand. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal so viel Aufsehen erregt hatte. Man musterte sie beinah ehrfürchtig, und die Mienen der Leute verrieten, wie beeindruckt sie waren. Und das tat ihr gut.

Adam lächelte auch und legte ihr die Hand auf den Rücken, um Dana in den Raum zu dirigieren. Ich muss überzeugend wirken, mahnte er sich. Erst als er ihre nackte Haut berührte, fiel ihm wieder ein, dass ihr Kleid einen tiefen Rückenausschnitt hatte.

Hastig zog er die Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. Doch dann zwang er sich, die Geste zu wiederholen, und ließ die Finger unwillkürlich über ihre zarte Haut gleiten. Das fühlt sich gut an, weich und warm – dabei ist es nur ihr Rücken, dachte er. Und da er auch nur ein ganz normaler Mann war, wanderten seine Gedanken sogleich weiter. Er stellte sich vor, wie weich sich Danas Haut an ganz anderen Stellen ihres Körpers anfühlen würde … Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie warm es in dem Raum war, und er räusperte sich.

Dana war zusammengezuckt, als er ihre nackte Haut berührt hatte. Ich war nur überrascht, das ist alles, denn normalerweise berührt er mich nicht, sagte sie sich. Als er die Hand ein zweites Mal auf ihren Rücken legte und sie mit den Fingern sanft streichelte, fing ihr Puls an zu jagen. Schon immer hatte sie gewusst, dass er eine verblüffende Wirkung auf Frauen ausübte, und sie hatte sich gefragt, warum. Doch da offenbar die leichteste Berührung seiner Finger genügte, um sie aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen, bekam sie eine Ahnung von dem Warum.

Sie neigte den Kopf leicht nach hinten und sah Adam mit ihren blauen Augen an. Aufmerksam betrachtete sie ihn und suchte nach irgendeinem Anzeichen, dass er ihre Reaktion bemerkt hatte. Plötzlich erwiderte er ihren Blick, während er erneut die Hand über ihren Rücken bis hinunter zu ihrer Taille gleiten ließ. Er will seine Rolle perfekt spielen, mehr steckt nicht dahinter, redete Dana sich ein und wandte sich ab.

Adam beobachtete ihre Reaktion auf seine Berührung. Sie war eine gute Schauspielerin, man hätte glauben können, sie sei eine ganz andere Frau. Er fand sie ausgesprochen faszinierend. Wenn er nicht genau gewusst hätte, wer sie war, hätte er sie begehrt.

Als sie die Lippen befeuchtete, beugte er sich zu ihr hinunter. „Man ist auf uns aufmerksam geworden“, flüsterte er an ihrem Ohr.

Lächelnd sah sie ihm in die Augen. „Ja, offensichtlich.“

Betont liebevoll erwiderte er ihren Blick, wickelte sich eine Strähne ihres langen Haares um die Finger und fuhr fort, mit der anderen Hand ihren Rücken zu streicheln. „Möchtest du dich zu den anderen setzen, etwas trinken oder tanzen? Oder ziehen wir uns in eine Ecke zurück, um mit der Überzeugungsarbeit weiterzumachen?“

Noch mehr Überzeugungsarbeit sollte er nicht leisten, das halten meine Nerven nicht aus, sagte Dana sich. Der Rotwein und ihre eigene Kühnheit, mit Adam auf diesem Treffen zu erscheinen, bewirkten, dass sie anders reagierte, als sie es unter normalen Umständen getan hätte. Sie hatte vermutlich Lampenfieber, nur so konnte sie sich ihr Verhalten erklären. Diese Schauspielerei war ein hartes Stück Arbeit. Aber keinesfalls wollte Dana sich mit Adam in eine Ecke zurückziehen, um die Leute von irgendetwas zu überzeugen. Und schon gar nicht, wenn Adam sie so ansah wie jetzt.

Es kam ihr so vor, als befände sie sich in einer anderen Wirklichkeit. Doch sie würde damit zurechtkommen und irgendwie durchhalten.

„Ich möchte etwas trinken“, erwiderte sie schließlich.

„Das lässt sich machen.“ Sein Lächeln wurde breiter, und dabei zeigten sich seine Grübchen. Wieder beugte er sich zu Dana hinunter, um ihr etwas zuzuflüstern, während sie zugleich den Kopf hob, sodass Adam versehentlich sekundenlang ihre empfindsame Haut unter dem Ohr mit den Lippen berührte. Prompt bekam sie eine Gänsehaut. „Feigling“, sagte er leise.

Sie sah hinter ihm her, als er wegging, um die Drinks zu holen. Nach wenigen Schritten blieb er kurz stehen und zwinkerte ihr über die Schulter hinweg zu. Dana musste lachen. Mit seiner Arroganz und dem starken Selbstbewusstsein schien er den Raum zu beherrschen. Widerstrebend gestand sie sich ein, dass die ganze Sache in gewisser Weise ausgesprochen reizvoll war, was sie ihm gegenüber jedoch niemals zugeben würde.

Und dann war sie plötzlich von mehreren Leuten umgeben, die sie umarmten und auf die Wangen küssten. Nachdem sie sich aus den Umarmungen befreit hatte, blickte sie in die lachenden Gesichter ihrer vier Freundinnen aus der Studienzeit.

„Dana, wo hast du denn diesen fantastischen Mann aufgegabelt?“

„Wie lange kennst du ihn schon?“, ertönte es von allen Seiten.

„Nun lasst doch Dana erst einmal zu Atem kommen“, forderte Lucy die anderen auf und schenkte Dana ein herzliches Lächeln. „Ich wusste gar nicht, dass ihr beide ein Paar seid, und habe gedacht, ihr wärt nur Geschäftspartner.“

Tracey McKenna sah sie überrascht an. „Kennst du etwa diesen Mann?“

„Natürlich.“ Lucy nickte. „Er heißt Adam Donovan und ist Mitinhaber von Donovan & Lewis. Dana arbeitet auch in der Firma.“

„Kannst du dich in seiner Gegenwart überhaupt auf die Arbeit konzentrieren, Dana?“, fragte Tracey.

„Glaub mir, es fällt mir schwer. Doch irgendwie schaffe ich es“, erwiderte Dana belustigt.

„Er ist ungemein sexy, stimmt’s?“

„Du konntest schon immer die besten Männer haben, Dana“, erklärte Ella Dawson mit einem amüsierten Blick. „Wenn irgendwo ein attraktiver Mann auftauchte, dauerte es nicht lange, und er stellte dir nach.“

Soll das ein Scherz sein? überlegte Dana und betrachtete Ella aufmerksam. Nein, sie meinte es offenbar ernst. Dana war verblüfft.

„Du brauchst wirklich eine Brille, Ella. Es gibt hier weit und breit keinen Mann, der sich für mich interessiert.“

„Solange du mit Adam Donovan zusammen bist, wagt es ja auch keiner.“

Auch sonst interessiert sich keiner für mich, dachte Dana. Sie war eine alleinerziehende Mutter und angeblich sehr zurückhaltend und kühl. Das reichte wahrscheinlich, um die Männer davor zurückschrecken zu lassen, vor ihrer Haustür Schlange zu stehen.

Lucy lächelte. „Du warst bei den Männern immer beliebt, Dana. In dem Outfit siehst du geradezu sensationell aus. Welcher normal empfindende Mann würde sich da nicht für dich interessieren?“

„Ja, ich habe auch schon gesagt, dass Dana fantastisch aussieht“, ertönte Adams tiefe, ihr so vertraute Stimme neben ihr. Er lächelte die jungen Frauen so charmant an, dass sie ganz entzückt waren. In seinen Augen leuchtete es auf, als er Dana das Glas reichte und ihr die Hand wieder auf den Rücken legte.

Als ich vorhin die Treppe heruntergekommen bin, hat er das nicht gesagt, sondern hat mich nur von oben bis unten schweigend gemustert, und während der Fahrt hat er mir immer wieder kurze Blicke zugeworfen, dachte sie und nippte an dem Wein. Anscheinend glaubte er, er hätte an diesem Abend das Recht, sie zu berühren.

„Wir haben gerade festgestellt, dass es typisch für Dana ist, mit dem attraktivsten Mann in der ganzen Umgebung zu erscheinen.“ Tracey lehnte sich an Adam. Das taten viele Frauen, wenn sie mit ihm redeten, wie Dana mehrfach aufgefallen war.

„So?“ Er blinzelte. „Dann war sie wohl so etwas wie eine Femme fatale, oder?“

Mit zusammengebissenen Zähnen zauberte Dana ein Lächeln auf die Lippen und stieß ihn in die Rippen. „Ist er nicht witzig?“

„Oh, das ist nur eine von meinen vielen liebenswerten Eigenschaften.“ Er ließ die Hand über ihren Rücken zu ihrer Hüfte gleiten und streichelte mit dem Daumen ihre Haut, wobei er Dana an sich zog.

„Sie war immer so lustig, wir hatten viel Spaß zusammen“, erklärte Lucy.

Adam sah sie ungläubig an. Dana Taylor sollte lustig gewesen sein? Man hatte mit ihr Spaß haben können? „Ach, stimmt das wirklich?“

Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Wenn die Leute glauben sollten, sie wären ein Paar oder hätten eine Beziehung, durfte er auf die Behauptung, man könnte mit ihr Spaß haben, nicht so überrascht reagieren.

Glücklicherweise hatte Lucy schon einige Gläser Wein getrunken, sodass ihre Aufmerksamkeit nachgelassen hatte. „Oh ja. Ich kann gar nicht zählen, wie oft sie auf Tischen getanzt und uns in ausgelassener Stimmung zu irgendetwas angestiftet hat. Erinnerst du dich noch an den Twenty-Four-Hour Club, Dana?“

Adam hoffte, dieser Club ließe sich nicht mit dem Mile-High Club vergleichen, in dem er zuweilen verkehrte.

Dana errötete. Aber nicht, weil Lucy sie an die Vergangenheit erinnert hatte, sondern weil Adam nicht aufhörte, ihren Rücken zu streicheln, wobei er die Hand immer weiter hinuntergleiten ließ. Es fehlte ihr gerade noch, dass er herausfand, wie wenig sie unter dem Kleid anhatte. Vorsichtig versuchte sie, etwas von ihm wegzurücken.

Doch damit war er offenbar nicht einverstanden, denn er presste die Hand fest auf ihre Hüfte und zog Dana enger an sich. Dann warf er ihr einen vielsagenden Blick zu und fragte: „Was ist das für ein Club, Liebes?“

Sie schluckte. Er konnte wirklich ausgesprochen hartnäckig sein. „Es ist nicht so, wie du denkst.“

„Wie denn? Verrat es mir.“

„Es war eine Redensart und bedeutete, dass wir uns betrinken wollten“, erklärte Lucy. „Wir nahmen uns vor, innerhalb von vierundzwanzig Stunden zu einem zuvor festgelegten Betrag so weit wie möglich vom College wegzufahren und wieder zurückzukommen.“

Adam lächelte bei der Vorstellung. „Egal, wohin?“

„Ja. Wir sind weit herumgekommen, stimmt’s, Dana?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr Lucy fort: „Einige von uns sind mit dem Schiff nach Schottland gefahren, andere nach Frankreich oder noch weiter. Dana hat uns alle übertroffen.“

„So? Wohin bist du denn gefahren?“, fragte Adam und sah Dana belustigt an.

„Ich bin nach New York geflogen“, erwiderte sie.

„Wie viel hast du dafür bezahlt?“

Lucy lachte. „Das war das Beste. Sie hat sich als Mitarbeiterin eines Krankenhauses ausgegeben und ein Schweine­herz in einer Kühlbox mitgenommen, das ein Medizin­student ihr beschafft hatte. Beinah kostenlos durfte sie mitfliegen, weil sie, wie man glaubte, ein Spenderherz abliefern musste. Ich habe gehört, sie hätte heftig mit dem Kapitän geflirtet, um ihn zu überzeugen, aber flirten konnte sie sowieso gut.“

„Ich bin beeindruckt.“ Adam schien auf einmal mehr Respekt vor ihr zu haben als zuvor.

„Das kann ich mir vorstellen“, entgegnete sie. Es war typisch für ihn, dass er sie wegen dieser dummen, verantwortungslosen Studentenstreiche mehr schätzte als wegen ihres zurückhaltenden Verhaltens im Büro und ihrer Ordnungsliebe.

„Ich entdecke ganz neue Seiten an dir.“

Sie lächelte leicht. „Ja, nicht wahr?“

Wieder streichelte er ihr sanft den Rücken und blickte Dana mit seinen grünen Augen vielsagend an. „Gibt es noch mehr, was ich noch nicht weiß und was du mir erzählen möchtest?“

Eigentlich hatte er gar nichts über ihr Privatleben erfahren sollen. Doch seine Berührung wirkte so verführerisch, dass Dana sich wie hypnotisiert fühlte und unwillkürlich fragte: „Was möchtest du denn wissen?“

Er sah ihr so tief in die Augen, als wollte er herausfinden, woher ihr Sinneswandel kam. Beinah hätte er die Frage sogar ausgesprochen, doch er beherrschte sich. Ich darf nicht vergessen, dass es sich bei dieser Frau an meiner Seite um Dana Taylor handelt, mahnte er sich. Ihretwegen kamen ihm die Arbeitstage viel länger vor als acht bis zwölf Stunden.

„Wissen Sie, dass sie gut singen kann?“, ertönte in dem Moment Lucys Stimme.

Der Zauber, in dem Dana und Adam sekundenlang gefangen gewesen waren, löste sich auf.

3. KAPITEL

Es wurde der längste Abend in Danas Leben. Die Frage, ob Adam wisse, dass sie gut singen könne, war nur der Anfang. Immer mehr ehemalige Kommilitonen und Kommilitoninnen baten sie, um der alten Zeiten willen zu singen. Schließlich erklang es in Sprechchören: „Dana soll singen“, bis sie nachgab und auf die Bühne ging.

Sie nahm das Mikrofon in die Hand und blickte in die Menge. Sogleich entdeckte sie ihren Exmann, der sie missbilligend ansah. Das trug nicht dazu bei, dass sich ihre Stimmung aufhellte. Außerdem erwies sich das Spiel, das sie und Adam spielten und das ihr sogar etwas Spaß machte, als zu leicht, was die Sache komplizierter machte.

Er hatte sie angelächelt und dabei so ungemein attraktiv gewirkt, als man sie immer heftiger gedrängt hatte zu singen. Nachdem es den Leuten, die sie einmal Freunde und Freundinnen genannt hatte, was sie nach diesem Abend sicher nicht mehr tun würde, gelungen war, sie von Adam wegzuziehen, hatte sie ihm über die Schulter einen Blick zugeworfen. Sekundenlang hatte sie den Wunsch verspürt, an seiner Seite zu bleiben, so als wäre aus dem Spiel Ernst geworden.

Und dann trat Billy, der Gitarrist der Band, mit dem Dana auf dem College regelmäßig aufgetreten war, vor und verkündete: „Freuen wir uns auf Dana Lewis und auf die Erinnerungen, die sie wecken wird!“

Dass er ihren Mädchennamen benutzte, verblüffte sie. Doch sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn in dem Moment stimmte die Band einen alten Blues an. Das war eine verdeckte Anspielung auf damals. Wie hätte es auch anders sein können in diesem Albtraum, den sie momentan durchlebte. Dieses Lied hatte sie bei vielen Gelegenheiten gesungen, aber nie vor einem Publikum, in dem sich ihr Exmann, der wahrscheinlich zu viel in den Text hineinlegen würde, und ihr Begleiter befanden, der offenbar überzeugt war, sie liebe ihren Exmann immer noch. Und dieser Begleiter ließ ihr Blut so sehr in Wallung geraten wie noch kein Mann zuvor.

Sie atmete tief ein, schloss die Augen, um ihre Umgebung, die ihr sehr unwirklich vorkam, zu vergessen, und fing an zu singen.

Adam machte den Mund zu, als ihm bewusst wurde, dass er wie ein Kind wirken musste, dem man soeben erklärt hatte, dass es den Weihnachtsmann nicht gab. Wer war diese Frau mit der multiplen Persönlichkeit wirklich?

Die Dana, mit der er täglich zusammenarbeitete, war eine ganz andere Frau als die, die dort auf der Bühne stand und sang. Ihre wunderschöne, heisere Stimme, die man auch als sexy hätte bezeichnen können und die ihn sehr berührte, klang verführerisch. Adam war verblüfft über seine Reaktion.

Als Dana den Kopf leicht neigte, sich in den Hüften wiegte und einen Schritte zur Seite machte, öffnete sich der lange Schlitz des Kleides und gab den Blick frei auf eines ihrer unglaublich langen Beine. Adam schluckte und betrachtete die vielen Männer um ihn her, die Dana fasziniert beobachteten. Plötzlich verspürte er den heftigen Wunsch, zu ihr auf die Bühne zu eilen und sie vor den neugierigen Blicken zu schützen.

Schließlich öffnete sie die Augen wieder und sah ihn an. Sie schien nur noch für ihn zu singen. Angezogen von dem Lächeln, das ihre Lippen umspielte, ging er näher an die Bühne heran. Als sie sekundenlang in eine andere Richtung sah, fiel ihm der große Mann mit dem blonden Haar am anderen Ende des Raums auf. Das musste ihr Exmann sein, wie Adam vermutete.

Mit einer Kopfbewegung warf sie das lange, gelockte dunkle Haar über eine Schulter und blickte ihn wieder an. In ihren Augen blitzte es auf – vor Ärger? Oder vor Schmerz? Adam war sich nicht sicher, ob er es wirklich wissen wollte.

Der Text des Liedes, das sie sang, schien eine Botschaft zu enthalten – aber an wen? An ihren Exmann? Dana richtete den Blick in das Publikum, schloss wieder die Augen und hob leicht die Arme, nachdem sie mit den nackten Schultern gezuckt hatte.

Sang sie dieses Lied etwa absichtlich für ihren Exmann, den sie angeblich nicht mehr liebte? Aber warum interessiert mich das auf einmal? fragte Adam sich sogleich.

Sein Plan, nicht zu vergessen, dass es sich um Dana Taylor handelte, mit der er nicht lange in einem Raum zusammen sein konnte, ohne dass sie sich stritten, funktionierte offenbar nicht. Er musste sich eingestehen, dass er sie überhaupt nicht kannte. Er wusste nur das von ihr, was er ihrer Meinung nach wissen durfte. Und das missfiel ihm sehr.

Wieder sah er ihren Exmann an, ehe er weiter auf die Bühne zuging. Plötzlich hatte er das Bedürfnis, sich zwischen Dana und den Mann zu stellen, mit dem sie einmal verheiratet gewesen war. Während ihm die Leute Platz machten und die Frauen ihn anlächelten, blickte er immer wieder zu Dana.

Sie neigte den Kopf leicht zur Seite und atmete tief ein, ehe sie weiter sang. Dann wurde es dunkler in dem Raum, und ein Scheinwerfer wurde auf Dana gerichtet. Dieses verdammte Kleid! Wie konnte ein normaler Mann ihr in dieser Aufmachung widerstehen?

Bei jeder Bewegung glitzerte der Stoff, und unter dem tiefen Ausschnitt konnte man den Ansatz ihrer Brüste sehen. Was für ein aufregender Anblick.

Als sie die Augen wieder öffnete, Adams Blick suchte und bemerkte, dass er näherkam, zog sie leicht eine Braue hoch.

Er lächelte Dana an und hob herausfordernd das Kinn. Mach weiter, Dana, gib dein Bestes, schien er ihr zu sagen.

Plötzlich genoss sie den Augenblick und lächelte auch. Es war ihr egal, welche Botschaft das Lied enthielt. Sollten die Leute doch denken, was sie wollten. Sie hatte Spaß und erinnerte sich daran, was für ein fröhlicher, lebenslustiger Mensch sie einmal gewesen war. Es war schon lange her, dass jemand sie so angesehen hatte wie Adam Donovan in diesem Moment.

Unwillkürlich fielen ihr die Ratschläge ihrer Schwestern ein. Sie hatten sie dazu ermutigt, sich wieder ganz als Frau zu fühlen. Das und ihre Träume hatten ihre Fantasie angeregt. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, im wirklichen Leben etwas Ähnliches zu erleben – und ganz bestimmt nicht mit einem Mann, den sie so wenig mochte.

Als sie den Kopf senkte, umrahmte das gelockte dunkle Haar ihr Gesicht. Lächelnd sah sie Adam unter den dichten dunklen Wimpern hervor an. Ja, sie beherrschte dieses Spiel genauso perfekt wie er. Und sie konnte für diesen einen Abend vergessen, wer er war.

Adam blieb an den Stufen zur Bühne stehen und schob die Hände in die Taschen seiner Hose. Dana war eine ganz andere Frau. So, wie sie sich jetzt präsentierte, hätte er sie von Anfang an begehrt. Das Spiel, auf das er sich eingelassen hatte, machte ihm immer mehr Spaß.

Das Mikrofon in der Hand, kam sie auf ihn zu, während das Lied ausklang. Dann reichte sie Billy das Mikrofon und ging graziös die Stufen hinunter, ohne den Blick von Adam abzuwenden. Sogleich nahm er sie in die Arme und küsste sie.

Auch als der Applaus, der losgebrochen war, schließlich verebbte, küsste Adam sie noch. Mit einer Hand umfasste er ihren Kopf und hielt sie fest, während er mit der anderen Hand ihren Rücken streichelte, bis sie erbebte.

Dann fing die Band wieder an zu spielen, und sie bewegten sich im Rhythmus der Musik. Lächelnd hob Adam den Kopf und wartete geduldig, bis sie die Augen öffnete, ehe er den Kopf wieder senkte. „Wer bist du eigentlich?“, flüsterte er an ihrem Ohr.

Mit ihren schönen weißen Zähnen biss sie sich auf die Lippe. „Weißt du es etwa nicht?“

„Ich habe geglaubt, ich wüsste es.“

„Kennt denn überhaupt jemand den anderen jemals wirklich?“, fragte sie und sah ihn an.

„Vielleicht nicht“, antwortete er nach kurzem Nach­denken.

Spontan strich sie ihm das Haar aus der Stirn. Ja, er weiß genau, wie er mit Frauen umgehen muss, überlegte Dana. Sie fühlte sich viel zu sehr zu ihm hingezogen. War es das, was ihre Schwestern gemeint hatten? Jedenfalls fiel es ihr schwer, sich seiner Anziehungskraft zu entziehen.

„Heute Abend bin ich nicht ich selbst, wie wir beide wissen“, erklärte sie.

„Stimmt.“ Er nickte. „Aber genau darum geht es ja heute Abend. Du kennst mich nicht, und ich kenne dich nicht.“

So haben wir es vereinbart, sagte sie sich. Plötzlich waren ihr Jim, die perfekte Melanie und alle anderen Anwesenden egal. Vielleicht lag es an dem Alkohol. Oder sie erlag einfach nur dem Zauber des Augenblicks. Doch was immer es war, es war ein starkes Gefühl, und Dana konnte der Versuchung nicht widerstehen.

Sie blickte ihn an. Er war zweifellos ein attraktiver Mann, was sie auch nie geleugnet hatte. Im Alltag mochte sie ihn vielleicht als Mensch nicht, das änderte jedoch nichts daran, dass er fantastisch aussah.

Als er fortfuhr, ihre nackte Haut zu streicheln, schloss sie die Augen. Sie hatte vergessen, wie es war, verführt zu werden. Sollte sie sich darauf einlassen? Sollte sie sich eine Nacht lang nur von ihren Gefühlen leiten lassen, statt vernünftig zu sein und sich zu beherrschen? Wie viele solcher Gelegenheiten würden sich ihr noch bieten?

Auf einmal schien das Ganze Sinn zu machen. Allzu sehr war sie sich bewusst, wie ihr Körper auf Adam reagierte. Und als überaus attraktiver Junggeselle mit einer Bindungsphobie war er der ideale Partner für eine flüchtige Affäre, denn Dana wollte sowieso keine neue Beziehung haben.

Offenbar hatten die wenigen Gläser Wein sie mutiger gemacht, obwohl sie keineswegs zu viel getrunken hatte. Sie presste sich an Adam und flüsterte: „Wie weit wärst du bereit zu gehen?“

Sein Lächeln wirkte viel zu sexy. „Du willst es wirklich wissen, oder?“

Bei Tageslicht bestimmt nicht, sagte sie sich. Es gab jedoch noch ein kleines Problem: Könnte sie mit den Folgen, die eine Liebesnacht mit Adam unweigerlich haben würde, leben? Mit Sicherheit würde sie es bereuen und Schuldgefühle bekommen. Könnte sie dann noch mit ihm zusammenarbeiten?

Dann fiel ihr ein, was für ein herrliches Gefühl es gewesen war, wieder auf der Bühne zu stehen und die Reaktion der Menschen zu erleben, auch Adams. War es so schlimm, sich wieder als Frau zu fühlen, statt nur eine Exfrau, eine alleinerziehende Mutter und eine gute Innenarchitektin zu sein, die alles perfekt organisierte und plante?

Sehnte sich nicht jede Frau danach, einmal eine Nacht lang alles zu vergessen und sich ganz ihren Gefühlen hinzugeben? Man musste die Gelegenheit ergreifen, wenn sie sich einem bot.

Dana wollte nicht noch einmal verletzt werden und in einer Beziehung versagen. Und da Adam ein Mann war, der vor jeder Bindung zurückschreckte, war er der ideale Partner für eine Nacht.

„Du kennst dich doch bestens aus mit solchen Sachen, Adam. Ich mache dir einen Vorschlag: Du versprichst mir, diese eine Nacht zu vergessen und auch dann nicht darüber zu reden, wenn wir allein sind. Wir gehen danach wieder zur Tagesordnung über, als wäre nichts geschehen, und machen so weiter wie bisher.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Das ist sicherer, oder?“

Sie nickte. „Ja.“

„Und wenn ich einverstanden bin?“

„Dann spielen wir dieses Spiel die ganze Nacht lang weiter und sehen, wohin es führt“, erwiderte sie leise.

Die Atmosphäre im Büro war zum Zerreißen gespannt. Anders konnte man es nicht nennen.

In der ersten Woche hatten sich Dana und Adam ausgesprochen höflich behandelt, aber in der zweiten Woche hatten sie sich schon wieder ab und zu gereizt angefahren. In der dritten Woche hatten ironische Bemerkungen vorgeherrscht, und in der vierten hatten sie es kaum noch geschafft, überhaupt miteinander zu reden.

Und jetzt, in der fünften Woche, war Dana sehr erschöpft. Nach ihrer Reaktion auf den Essensgeruch zu urteilen, befürchtete sie sogar, eine Magengrippe zu haben.

Während Adam sein Schinkensandwich aß, merkte er auf einmal, wie blass Dana geworden war. Er betrachtete sie nachdenklich. Das tat er in den letzten Wochen sowieso immer öfter.

Manchmal musste er sich wirklich anstrengen, um sich die bezaubernde, verführerische Frau, die sie an jenem Abend gewesen war, ins Gedächtnis zurückzurufen. Wo war sie geblieben? Am nächsten Montag im Büro war sie wieder so kühl und zurückhaltend gewesen wie zuvor. Da er sie ganz anders erlebt hatte, missfiel ihm diese perfekte Dana umso mehr.

Deshalb versuchte er jeden Tag aufs Neue Anzeichen zu entdecken, die an die Frau dieser einen Nacht erinnerten. Bisher leider vergebens. Seltsamerweise vermisste er diese andere Dana sehr.

Sie sah auf und runzelte die Stirn. „Musst du das Sandwich unbedingt hier essen?“

„Ja“, antwortete er.

„Die meisten Menschen frühstücken zu Hause, ehe sie ins Büro gehen“, stellte sie fest.

„Ich bin eben anders als die meisten Menschen“, entgegnete er lächelnd.

Als er wieder in das Sandwich biss, wurde ihr übel. Das muss eine Magengrippe sein, dachte sie. Eine andere Erklärung gab es nicht. Wenn die Erinnerungen an die Nacht mit ihm zurückkehrten, beschäftigte sie sich rasch mit anderen Dingen, um sich abzulenken. Adam hingegen schien sich überhaupt nicht an jene Nacht zu erinnern.

Sie schüttelte den Kopf und stand auf, um die Kopie eines Angebots, das sie abgegeben hatten, abzulegen. Während sie den Aktenschrank öffnete, wurde ihr plötzlich schwindlig. Oh nein, das durfte nicht wahr sein.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Adam prompt.

„Natürlich.“ Dana zog den Ordner heraus und wollte zu ihrem Platz zurückgehen. In dem Moment wurde ihr wieder schwindlig, und sie verlor das Bewusstsein.

Blitzschnell sprang Adam auf und hielt Dana fest. Sie ist wirklich sehr blass, dachte er und trug sie zu dem großen Sofa am anderen Ende des Raums. Nachdem er sie behutsam darauf gelegt hatte, kniete er sich neben sie und rief sie beim Namen, bis sie die Augen öffnete. „Hallo“, sagte er erleichtert.

Sie erinnerte sich daran, dass seine Stimme an dem Abend genauso liebevoll geklungen hatte. Natürlich war es nicht gut, sich daran zu erinnern, aber sie konnte nichts dagegen tun. „Hallo“, erwiderte sie.

„Wie lange bist du schon krank, du Starke und Unbesiegbare?“

Am liebsten hätte sie ihn belogen. Doch er sah sie so besorgt an, dass sie es nicht über sich brachte. „Seit ungefähr einer Woche. Es ist nichts Schlimmes, nur eine Art Magengrippe.“

Er runzelte die Stirn. „Deshalb hattest du ein Problem damit, dass ich ein Sandwich gegessen habe, oder?“

Dana atmete tief ein und hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Weshalb war er auf einmal so nett zu ihr? Damit kam sie nicht zurecht.

Autor

Trish Wylie
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