Tanzen ist die beste Medizin

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Salsa hilft gegen Herzschmerz: Als Joni mit einem Fremden heiß tanzt, ist ihre gescheiterte Verlobung fast vergessen. Ein Abend voller Lachen, eine Nacht voller Liebe und dann good-bye... Bis sie einen neuen Kollege im Krankenhaus bekommt: Dr. Hughes - Salsatänzer und Liebhaber!


  • Erscheinungstag 11.01.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733729455
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Na dann, herzlich willkommen in London.“ Aaron hob sein Glas Bier und stieß mit sich selbst an.

Er saß allein am Tresen eines Salsa-Clubs. Sein Freund Tim hatte vorgeschlagen, Aarons erstes Wochenende in London zu feiern, aber damit natürlich kein gemütliches Gespräch bei einem Bier gemeint. Tim hatte schon als Teenager gerne und viel gefeiert und war ständig von einer ganzen Schar hübscher Mädchen umgeben gewesen. Und mit über dreißig verhielt er sich noch genauso wie damals. Gerade konnte Aaron ihn in dem überfüllten Club nicht einmal sehen.

Er beschloss, Tim zu suchen, sich zu verabschieden und dann in sein unpersönliches Apartment in der Nähe des Krankenhauses zu fahren. Also stellte er sein noch halb volles Glas ab und wandte sich um.

Und da entdeckte er sie.

Die Frau mit dem schönsten Haar, das er je gesehen hatte: Es war tiefschwarz und glatt, glänzte seidig und reichte ihr bis fast zur Taille. Sie trug ein kurzes rotes Kleid, das ihre langen, wohlgeformten Beine perfekt zur Geltung brachte. Und irgendwie brachte sie es fertig, in unglaublich hohen High Heels Salsa zu tanzen.

Aaron atmete tief durch. Er war nicht auf eine Beziehung aus, nicht einmal auf eine Affäre. Schließlich trat er gerade eine neue Stelle an, die seine gesamte Zeit in Anspruch nehmen würde. Und doch übte die Unbekannte eine besondere Anziehung auf ihn aus.

Nun drehte sie sich beim Tanzen so, dass er sie zum ersten Mal richtig sehen konnte. Sie hatte ein herzförmiges Gesicht, dunkle Augen und einen wunderschönen, sinnlichen Mund. Als ihre Freundin etwas sagte, legte sie den Kopf zurück, lachte herzhaft und zeigte dabei ihre strahlend weißen Zähne.

Mit einem Mal hatte Aaron Tim völlig vergessen – und alles andere auch. Eigentlich war er ein ruhiger, vernünftiger Typ mit Workaholic-Tendenzen, doch plötzlich ging er zielstrebig über die Tanzfläche auf die Frau in Rot zu, von der er sich absolut unwiderstehlich angezogen fühlte.

„Du bist wirklich die beste Freundin, die man sich nur wünschen kann.“ Joni umarmte Bailey. „Und du hattest so recht: Tanzen und Champagner – genau das brauche ich jetzt.“

Das war ohnehin ihr Plan für den Abend gewesen, nur hatte sie nicht Salsa, sondern einen langsamen, romantischen Walzer tanzen wollen, in einem langen weißen Brautkleid. Stattdessen gab es heiße Salsa-Rhythmen, und sie trug auf Rat von Bailey das kürzeste Kleid, das sie besaß.

„Selbstverständlich habe ich recht, ich bin schließlich Ärztin“, neckte Bailey sie. „Bewegung ist die beste Medizin überhaupt!“

Joni lachte. „Sagt die völlig unvoreingenommene Sportmedizinerin.“

„Es stimmt doch! Durch Bewegung senkt man das Risiko einer Krebs- oder Demenzerkrankung, bei Depressionen ist Sport genauso wirksam wie Medikamente, und bei Teenagern steigert Bewegung den Lernerfolg.“

„Dann wäre Salsa also ein Allheilmittel?“ Und auch geeignet für ein gebrochenes Herz? Zwar war es Joni selbst gewesen, die ein halbes Jahr zuvor die Hochzeit abgesagt hatte, doch das Herz tat ihr noch immer weh.

„Das vielleicht nicht, aber Endorphine sind einfach super – und Salsa macht Spaß.“ Bailey grinste. „Also los!“

Joni musste lachen. Sie war sehr froh, dass ihre beste Freundin sie so unermüdlich aufmunterte. Denn vor diesem Tag, dem geplanten Hochzeitsdatum, graute ihr seit Monaten.

Baileys Fachgebiet war Sportmedizin, Jonis Tropen- und Infektionskrankheiten. Sie arbeiteten zwar nicht zusammen, waren jedoch seit ihrem ersten Studientag beste Freundinnen. Sie hatten einander in schweren Zeiten zur Seite gestanden und die schönen Zeiten zusammen gefeiert.

„Dreh dich nicht um, aber an der Theke sitzt ein ziemlich heißer Typ und starrt dich an“, sagte Bailey jetzt.

„Wahrscheinlich fragte er sich, warum jemand so anmutiges wie du mit einer so unkoordinierten Person wie mir tanzt.“ Joni lächelte.

„Hm, nach seinem Blick zu urteilen, findet er dich einfach ziemlich scharf. Ist ja auch kein Wunder: Auf deine tollen Haare sind garantiert alle Frauen hier neidisch, ich eingeschlossen.“

Und Marty hatte gewollt, dass sie sich die Haare kurz schneiden ließ …

Jonis Ex war der Letzte in einer Reihe von Männern, die ihr das Gefühl gegeben hatten, nicht gut genug zu sein. Danach hatte sie sich geschworen, niemals ihre berufliche Karriere und ihr Selbstwertgefühl zu opfern, nur um jemandem zu gefallen. Von nun an kam für sie nur noch jemand infrage, dem sie auf Augenhöhe begegnete.

„Erde an Joni.“ Bailey fuchtelte mit beiden Händen vor ihrem Gesicht herum. „Wir waren uns doch einig, dass heute weder gegrübelt noch an Marty die Made gedacht wird. Außerdem glaube ich, dass Mr. Hot dich zum Tanzen auffordern möchte.“

Joni schüttelte den Kopf. „Selbst wenn er das tut …“

„Dann wirst du selbstverständlich Ja sagen“, fiel Bailey ihr ins Wort. „Ärztliche Anordnung. Mit einem tollen Typen zu tanzen, würde dir guttun.“

Aaron stellte sich nahe genug zu ihr, dass sie ihn trotz der lauten Musik hören würde, aber nicht so nahe, dass es ihr unangenehm sein könnte. „Möchten Sie tanzen?“, fragte er.

„Ich … Ähm …“

Sie errötete und sah dadurch noch hübscher aus. Offenbar war ihr nicht klar, wie wunderschön sie war. Dann sagte ihre Freundin lächelnd: „Das klingt doch nach einer guten Idee. Ich muss mich sowieso gerade ein bisschen ausruhen.“

Das war natürlich geschwindelt, aber sehr taktvoll.

„Bailey!“ Die atemberaubende Unbekannte klang leicht panisch, als ihre Freundin in Richtung Bar verschwand. Und auch Aaron war nervös. Eigentlich wusste er aus Erfahrung, dass es für ihn immer mit großem Schmerz endete, wenn er sich auf eine Frau einließ und Gefühle wagte, aber nun hatte er sie schon zum Tanzen aufgefordert.

„Ich heiße Aaron“, stellte er sich vor.

„Ich bin Joni“, erwiderte sie unsicher.

„Freut mich. Und ich möchte mich schon einmal im Voraus entschuldigen. Ich bin nämlich nicht gerade der begabteste Tänzer.“

„Ich auch nicht“, gestand Joni. „Aber ich werde versuchen, Ihnen nicht auf die Füße zu treten.“

„Ich ebenfalls.“ Aaron nahm zum Tanzen ihre Hand.

Nachdem sie sich durch das nächste Lied gewurschtelt hatten, verschwanden Befangenheit und Panik. Auch die lateinamerikanischen Rhythmen gefielen ihm plötzlich richtig gut – besonders, als die Musik langsamer wurde und Joni sich in seinen Armen mit ihm sanft hin und her bewegte, die Arme um seinen Nacken gelegt.

Lächelnd blickte er ihr in die großen dunklen Augen und stellte fest, dass sie kaum Make-up trug, nur einen Hauch Mascara und einen leichten roten Lippenstift, den er am liebsten weggeküsst hätte. Und da neigte er auch schon den Kopf und streifte mit dem Mund ihren.

Als sich ihre Lippen berührten, verspürte er ein Kribbeln. Dann erwiderte Joni seinen Kuss, und plötzlich gab es nur noch sie beide und die Musik.

Doch das nächste Lied war wieder schnell, sodass sie sich voneinander lösen mussten. Sie standen da und sahen sich an. Ob Joni sich ebenso benommen fühlte wie er?

Eigentlich sollte das alles gar nicht passieren. So etwas tat er doch sonst nie! Und trotzdem …

„Ich nehme mir jetzt ein Taxi“, sagte Jonis Freundin, die wieder dazugekommen war.

„Dann gehe ich wohl am besten auch“, sagte Joni.

Aber Aaron wollte sich noch nicht von ihr verabschieden. „Kannst du nicht noch bleiben?“, fragte er, ohne zu merken, dass er automatisch ins Duzen verfallen war. „Ich sorge auch dafür, dass du sicher nach Hause kommst.“

„Bleib noch ein bisschen“, sagte Bailey leise. „Und denk nicht zu viel drüber nach, sondern amüsier dich einfach. Und übrigens ist dein Lippenstift nicht total verschmiert, obwohl ihr gerade wie die Teenager geknutscht habt.“

Joni wurde rot. „Oh nein, ich benehme mich unmöglich.“

„So ein Quatsch“, widersprach ihre Freundin energisch. „Du amüsierst dich an einem Abend, der sehr schwer für dich hätte sein können. Außerdem wird dir auch das Knutschen mit Mr. Hot gut tun: noch mehr Endorphine.“

Joni musste lächeln und versprach, Bailey am nächsten Tag anzurufen. Dann tanzte sie weiter mit Aaron, bis ihr die Füße wehtaten.

„Wollen wir eine Pause machen und etwas trinken?“, schlug sie vor.

„Ja, gute Idee.“

Es gefiel ihr, wie er ihr auf dem Weg zur Bar die Hand auf den Rücken legte. Es wirkte beschützend, ohne dass sie sich dumm oder hilflos vorkam – im Gegensatz zu ihren Exfreunden. Aaron hatte perfekte Manieren und würde sicher niemals eine Frau herabsetzen, nur um sich besser zu fühlen. Allerdings hatte Joni sich in dieser Hinsicht schon mehrfach getäuscht.

„Die Runde geht auf mich“, sagte sie, als sie an der Bar waren. „Bailey und ich haben Champagner getrunken, möchtest du auch?“

„Hast du etwas zu feiern?“

Allerdings. Dass sie noch einmal davongekommen war. Doch gleichzeitig waren all ihre Zukunftspläne in Scherben gegangen.

Einen Moment lang wirkte Joni traurig, aber dann lächelte sie strahlend. „Es ist Samstagabend – das reicht doch als Grund zum Feiern, oder?“

Aaron glaubte zwar, dass etwas anderes dahintersteckte, wollte sie aber nicht drängen. Also nahm er einfach das Glas Champagner lächelnd entgegen.

Danach tanzten sie weiter, bis der Club fast leer war. Auch Tim war offenbar gegangen, ohne sich zu verabschieden. Aber so war Tim eben: Er amüsierte sich gern, war aber nicht sonderlich tiefgründig. Vielleicht sollte ich mir mal ein Beispiel an ihm nehmen, dachte Aaron. Und noch immer wollte er sich nicht von Joni verabschieden.

„Hier in der Nähe hat wohl kein Café mehr geöffnet, aber wir könnten bei mir einen Kaffee trinken“, schlug er vor.

Zögernd erwiderte sie: „Danke für das Angebot, aber …“

„Mit Kaffee meine ich wirklich nur Kaffee“, unterbrach er sie sanft.

Joni biss sich auf die Lippe. „Entschuldigung, ich bin es einfach nicht gewohnt … Also …“

Wie bitte? So eine atemberaubende Frau hatte keine Erfahrung mit Dates? Vielleicht war sie gerade frisch getrennt? Dann wollte sie sich mit ihm also nur trösten. Das war in Ordnung, denn dann würde sie keine Erwartungen an ihn haben.

„Macht nichts“, sagte er. „Ich auch nicht.“ Auch er hatte in letzter Zeit wenig Verabredungen gehabt, weil ihm seine Arbeit kaum Zeit dafür ließ. Um die Stimmung etwas aufzulockern, sagte er: „Aber ich kann dir versichern, dass ich viel besser Kaffee kochen kann als tanzen.“ Er hatte als Barista gearbeitet, um sich das Studium zu finanzieren, und besaß eine erstklassige italienische Kaffeemaschine.

„Dann sehr gerne einen Kaffee“, sagte Joni.

Sie verließen den Club und erwischten gleich ein Taxi. Aaron nannte dem Fahrer seine Adresse und hielt ihr die Tür auf. Während der Fahrt sagte Joni nichts, und er drängte sie nicht, sondern drückte ihr nur leicht die Hand. Irgendwann erwiderte sie die Berührung.

Wie lange war es her, dass er im Auto Händchen gehalten hatte?

Hör auf, ermahnte sich Aaron. Joni und er standen nicht am Anfang einer Beziehung, sie würden nur den Abend zusammen verbringen. Mehr kam für ihn einfach nicht infrage.

Als das Taxi vor seinem Apartment hielt, bezahlte er und führte Joni zur Wohnungstür. Sobald sie drinnen waren, streifte sie sich die Schuhe ab und fragte nach dem Badezimmer.

Als sie nach einer Weile zu ihm in die Küche kam, fragte sie: „Kann ich vielleicht zusätzlich zum Kaffee einen Orangensaft und ein Sandwich haben, oder wäre das sehr unverschämt?“

Oh nein, nicht schon wieder jemand, der nach einer durchtanzten Nacht ins Badezimmer ging und dann wahnsinnigen Hunger und Durst hatte. Wenn er genauer hinsah, würde er feststellen, dass ihre Pupillen riesig waren.

Offenbar sah Joni ihm an, was er dachte.

„Ja, es war eine Nadel im Spiel“, sagte sie und nahm etwas aus ihrer Handtasche. „Aber keine Drogen. Ich habe Diabetes und muss regelmäßig meinen Blutzucker messen. Dafür steche ich mir in den Finger. Gerade ist mein Blutzucker etwas aus dem Gleichgewicht – wahrscheinlich, weil ich getanzt habe und wegen des Champagners. Sonst trinke ich nämlich kaum Alkohol“, erklärte sie. „Zur Stabilisierung wären Kohlenhydrate gut. Aber keine Sorge, ich werde nicht ohnmächtig werden.“

Aaron war beruhigt. Fast hätte er Joni erzählt, dass er Arzt war, wollte jedoch nicht, dass sie sich unwohl fühlte. Also schenkte er ihr einfach ein Glas Saft ein.

„Danke.“

Er durchforstete den Kühlschrank. Vor Jahren hatte er mal eine Weile im Bereich Endokrinologie gearbeitet und wusste noch, dass ein protein- und kohlenhydrathaltiger Snack jetzt angebracht war. „Wie wäre es mit Schinken auf dem Sandwich?“ Oje, dachte er sofort, hoffentlich ist sie keine Vegetarierin.

„Das klingt toll, vielen Dank!“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Kann ich irgendwie helfen?“

„Nein, aber du kannst dich hinsetzen und dich mit mir unterhalten.“ Er legte den Schinken unter den Grill und fragte: „Was für einen Kaffee möchtest du? Cappuccino, Caffè latte, Espresso?“

„Das kannst du alles zubereiten?“, fragte sie überrascht.

„Ja.“ Aaron zeigte auf seine Kaffeemaschine. „Meine einzige Extravaganz.“

„Sehr beeindruckend. Ich hätte gerne einen Cappuccino, aber bitte ohne Schokolade drauf. Ich bin wahrscheinlich die einzige Frau auf der Welt, die Schokolade nicht besonders mag“, fügte sie erklärend hinzu. „Meine beste Freundin findet mich deshalb ziemlich merkwürdig.“

Lachend kochte er ihr einen Cappuccino. Sie trank einen Schluck und machte große Augen. „Einfach fantastisch. Was für einen Kaffee nimmst du?“

„Eine besondere Mischung aus einem Feinkostladen in Manchester. Hoffentlich finde ich hier in London auch so etwas.“

„Bist du gerade erst hierher gezogen?“

Aaron nickte. „Ich habe eine neue Stelle.“ Und er wollte die Vergangenheit hinter sich lassen, aufsteigen, etwas bewegen. Das, was er nicht gekonnt hatte, als es drauf angekommen war. Er hatte sich geschworen, das bis an sein Lebensende wiedergutzumachen.

Doch darüber, warum er immer so getrieben war, wollte er jetzt nicht sprechen. Also machte er Joni und sich lieber ein Sandwich und reichte ihr den Teller.

Sie probierte und platzte heraus: „Du bist einfach perfekt.“ Sofort wurde sie rot. „Entschuldigung.“

„Hast du mit mir geredet oder mit dem Sandwich?“, neckte Aaron sie.

„Mit dem Sandwich“, gestand sie. „Aber eigentlich bist du damit automatisch ebenfalls gemeint.“ Sie schnitt ein Gesicht. „Entschuldigung, normalerweise habe ich bessere Manieren. Bestimmt ist der Champagner schuld.“

„Macht doch nichts“, beruhigte er sie lächelnd. Er wusste nicht mehr, wann er das letzte Mal so einer entzückenden Frau begegnet war. Mit ihrer süßen Ausstrahlung war sie unglaublich sympathisch.

Doch leider war Joni damit genau der falsche Typ Frau für ihn. Sicher war sie niemand, der nur kurze, schmerzlose Beziehungen führte, so wie er es tat. Er wollte keine dauerhafte Beziehung, und er wollte Joni nicht in dem Glauben lassen, er könne ihr etwas geben, zu dem er nicht imstande war.

Er führte Small Talk mit ihr, und als sie fertig gegessen und ausgetrunken hatte, sagte er: „Ich fahre dich nach Hause.“

„Nicht nötig, ich habe deine Hilfsbereitschaft wirklich schon genug ausgenutzt und werde mir einfach ein Taxi rufen.“

Aaron wusste: Es war das Vernünftigste, Joni nun gehen zu lassen. Doch irgendetwas in ihm wollte sie noch einen Moment lang in seiner Nähe behalten.

„Möchtest du davor noch einmal mit mir tanzen?“, fragte er.

Als sie ihn ansah, befürchtete er, sie würde ablehnen. Doch dann nickte sie. „Okay.“

Er legte Musik von einer Jazzsängerin mit warmer, rauchiger Stimme auf und streckte die Arme nach Joni aus. Sie kam zu ihm und legte den Kopf an seine Schulter. Als Aaron die Wange an ihr Haar schmiegte, fühlte es sich so seidig an, wie er erwartet hatte.

Das alles war wirklich keine gute Idee, aber er konnte einfach nicht anders. Joni hatte irgendetwas Besonderes, das ihn magisch anzog. Doch was genau war es? Er schloss die Augen und gab sich ganz dem Gefühl hin, Joni in den Armen zu halten und sich mit ihr zur Musik zu bewegen.

Aaron wusste nicht, wer den ersten Schritt gemacht hatte, aber plötzlich küsste er sie – und sie erwiderte seinen Kuss ebenso leidenschaftlich.

Widerstrebend löste er sich von ihr. „Joni“, flüsterte er.

Sie strich ihm übers Gesicht, und er küsste ihre Handfläche.

„Ich habe dich wirklich ohne jeden Hintergedanken auf einen Kaffee zu mir eingeladen.“ Aaron fiel das Atmen schwer. „Aber jetzt … Möchtest du bleiben?“, fragte er heiser.

2. KAPITEL

Würde Joni bleiben?

Sie schwieg eine kleine Ewigkeit und sagte dann: „Ich, also … Ich mache so etwas normalerweise nicht.“

„Das habe ich mir schon gedacht“, sagte Aaron. „Entschuldige bitte, ich hätte dich das nicht fragen sollen.“

„Nein, so meine ich das nicht. Ich fühle mich sehr geschmeichelt, aber ich bin gerade nicht auf eine feste Beziehung aus.“

„Ich auch nicht. Noch ein Grund, warum ich nicht hätte fragen sollen. Das war wirklich unfair.“

Als er nach dem Telefon greifen wollte, um ihr ein Taxi zu rufen, legte sie ihre Hand auf seine.

„Ja, ich würde gerne bleiben.“

Ich sollte ihr die Gelegenheit geben, es sich anders zu überlegen, dachte Aaron. Doch er wollte und brauchte das hier so sehr. Und ihr schien es ebenso zu gehen.

Und so küsste er sie zur Antwort. Dann hob er sie hoch und trug sie in sein Schlafzimmer. Als er sie auf sein Bett gleiten ließ, sah sie ihn an und befeuchtete sich gedankenverloren die Unterlippe. Aaron küsste sie erneut, schob ihr vorsichtig das Haar nach vorn über die Schulter und öffnete ganz langsam den Reißverschluss ihres Kleides.

Er streichelte jeden Zentimeter ihrer Haut, der zum Vorschein kam. Ihre Haut war so zart und samtweich. Langsam küsste er sich ihren Rücken hinunter. Als Joni genüsslich seufzte, öffnete er ihren BH und küsste weiter ihre Haut. Dann schob er ihr das Kleid von den Schultern, und sie streifte es ab. Aaron zog ihr den BH aus und drehte sie zu sich herum.

„Du bist wunderschön.“ Joni trug nur noch ihren Slip, und das Haar fiel ihr über die Brüste. So sah sie unglaublich sexy aus. „Ich will dich sehen, Joni“, sagte er heiser.

Mit beiden Haaren hob sie ihr Haar hoch und schob es nach hinten.

„Wie eine Göttin“, flüsterte Aaron.

Sie errötete. „Nein, ich bin nur eine ganz gewöhnliche Frau.“

Ahnte sie wirklich nicht, wie atemberaubend sie war? „Du bist einfach wunderschön. Alles an dir: deine Haare, dein Lächeln, deine Augen …“

Diesmal lächelte sie. „Ich fühle mich ein kleines bisschen unsicher, weil du so viel mehr Kleidung trägst als ich.“

Innerhalb weniger Sekunden war er nackt. „Besser so?“

„Ja.“ Als Joni ihn betrachtete, wurde er ebenfalls rot. Sie strich ihm mit den Fingern von den Rippen bis zum Bauchnabel. „Tolle Bauchmuskeln.“

„Danke. Aber ich bin nur ein ganz …“

„Du bist wohl nicht gut darin, Komplimente anzunehmen“, stellte sie fest.

„Dann wären wir schon zwei.“

„Hast du … etwas zum Verhüten?“, fragte sie verlegen.

„Ja. Allerdings sollte ich mir das Verfallsdatum ansehen.“

Joni blinzelte überrascht. „Willst du mir allen Ernstes erzählen, dass ein heißer Typ wie du …“ Sie unterbrach sich. „Entschuldigung, das geht mich nichts an. Keine Fragen.“

Das hieß wohl, dass auch sie nichts gefragt werden wollte. Aaron war das nur recht, auch er wollte nicht über Gefühle sprechen.

„Danke für das Kompliment“, sagte er. „Normalerweise nehme ich keine Frauen mit zu mir, die ich gerade erst kennengelernt habe.“ Er streichelte ihr Gesicht. „Und du nimmst solche Einladungen normalerweise sicher auch nicht an.“

„Nein.“

Aber warum hatte sie es diesmal getan?

Keine Fragen.

Aaron suchte die Kondome heraus und überprüfte das Haltbarkeitsdatum. „Alles in Ordnung.“ Er zögerte. „Du kannst natürlich immer noch Nein sagen. Ich würde niemals eine Frau gegen ihren Willen zu etwas drängen.“

„Ich weiß“, erwiderte Joni. „Sonst wäre ich nicht mit hierher gekommen.“

Ihr Vertrauen löste ein warmes Gefühl in ihm aus. Fast war es, als hätte das Eis um sein Herz einen Riss bekommen. Aber mehr auch nicht, dafür reichte der Dauerfrost zu tief in sein Inneres hinein. Außerdem ging es hier nicht um Gefühle, sondern um genussvolles Vergnügen.

Er wollte dafür sorgen, dass sie und er das reichlich erleben würden. Und wenn er sie nach Hause gebracht hätte, würden sich ihre Wege in dieser Stadt mit ihren mehr als acht Millionen Einwohnern sicher nie wieder kreuzen.

Ich werde einfach mein gewohntes Leben weiterführen, dachte Aaron. Er kam mit anderen Menschen zurecht und fügte sich – von außen betrachtet – gut ein. Doch er ließ niemanden zu nahe an sich heran.

„Nicht nachdenken“, sagte Joni leise.

Das galt wohl auch für sie. Ganz bestimmt lief sie vor etwas davon, doch sie wollte nicht darüber reden. Auch Aaron wollte nicht über das reden, was ihm durch den Kopf ging.

„Nicht nachdenken“, stimmte er zu und küsste sie. Es war leichter, nicht nachzudenken, wenn er sie berührte. Leichter, einfach zu fühlen und sich dem Genuss hinzugeben. Er schob die Decke zur Seite und legte sich zu Joni auf die Kissen.

Lächelnd strich sie ihm über die Wange. „Aaron.“

Als er ihr langsam den Slip abstreifte, hob sie leicht den Po, um ihm dabei zu helfen.

„Du bist wunderschön“, sagte er noch einmal. „Ich möchte dich unbedingt berühren.“

„Dann tu es“, forderte sie ihn auf.

Aaron presste den Mund in die Vertiefung an ihrem Schlüsselbein. Als Joni den Kopf in den Nacken sinken ließ, küsste er ihre Brüste, nahm dann eine Brustwarze zwischen die Lippen und begann, intensiv daran zu saugen. Die Hände in sein Haar geschoben, drängte sie sich ihm entgegen.

Aaron küsste ihre Haut bis zum Bauch hinunter und schob sich dann zwischen ihre Knie. Joni atmete hörbar ein, als er sich langsam ihre Beine hinaufküsste. Dann erreichte er die Innenseite ihrer Schenkel, und sie keuchte auf. Genau das wollte er: Sie sollten beide alles andere vergessen.

„Ja, Aaron“, flüsterte sie, als er sie zwischen den Beinen liebkoste. Er reizte ihre empfindlichste Stelle mit Fingern und Zunge, immer schneller und stärker, bis Joni vor Verlangen fast wimmerte. Er verlangsamte seine Bewegungen, um sie dann erneut schneller werden zu lassen.

Er spürte die Sekunde, als sie zum Höhepunkt kam, den er genüsslich in die Länge zog. Dann streifte er sich ein Kondom über und drang in sie ein.

Sie zitterte immer noch; ihre Erregung war noch nicht abgeklungen. Die Vorstellung, dass er diese tolle Frau so hatte dahinschmelzen lassen, gefiel ihm sehr.

„Aaron“, flüsterte sie atemlos, und er hielt inne, damit sie sich darauf einstellen konnte, ihn in sich zu spüren.

„Das erste Mal sollte ganz für dich sein“, sagte er. Tränen traten ihr in die Augen, als wäre sie solche Rücksicht nicht gewohnt. Aaron hätte den Mann am liebsten geohrfeigt, der ihr das Gefühl gegeben hatte, nicht wichtig zu sein. Er konnte jetzt etwas dafür tun, dass sie sich besser fühlte – und er auch.

„Nicht nachdenken.“ Er begann, sich in ihr zu bewegen.

Joni schlang die Beine um ihn und nahm ihn noch tiefer in sich auf. Dann spannte sie sich um ihn an.

Aaron stöhnte. „Das fühlt sich so gut an.“

Lächelnd tat sie es noch einmal.

„Am liebsten möchte ich dich auf mir haben, sodass dein wunderschönes Haar auf uns beide fällt.“

„Meine Haare gefallen dir?“, fragte Joni ungläubig. Dann lächelte sie und drehte sich gemeinsam mit ihm, sodass sie rittlings auf ihm saß. Sie neigte den Kopf und ließ ihr Haar nach vorn gleiten.

Es war noch erotischer, als er es sich ausgemalt hatte.

„Du bist einfach atemberaubend“, sagte er.

Ihr gefiel es offenbar, die Kontrolle zu haben. Wie er vorhin, so bewegte sie sich nun erst schnell, dann wieder langsamer. Sie fachte seine Lust immer mehr an, bis er es kaum noch aushielt, um sich dann kurz zurückzuziehen – und sich wieder auf ihn zu senken.

Autor

Kate Hardy
Kate Hardy wuchs in einem viktorianischen Haus in Norfolk, England, auf und ist bis heute fest davon überzeugt, dass es darin gespukt hat. Vielleicht ist das der Grund, dass sie am liebsten Liebesromane schreibt, in denen es vor Leidenschaft, Dramatik und Gefahr knistert? Bereits vor ihrem ersten Schultag konnte Kate...
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