Tiffany Exklusiv Band 53

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DIE LUST IN DEINEN AUGEN von SOBRATO, JAMIE
Ein Blick in die Augen von Stripperin Juliet - und Geburtstagskind Cole brennt vor Verlangen! Elektrisiert vor Lust, genießt er die leidenschaftlichste Nacht seines Lebens. Doch am Morgen danach erwacht Cole allein: War er für Juliet bloß ein heißer One-Night-Stand?

EIN FESSELNDES VERGNÜGEN von GABRIEL, KRISTIN
Überzeugt, in Tanner Blackburn einen Bigamisten enttarnt zu haben, lockt Maddie ihn ins Bett - und fesselt ihn mit Handschellen! Was die sexy Detektivin nicht ahnt: Tanner ist der falsche Mann. Und so wird Maddies erotische Scharade schnell zum Spiel mit dem Feuer …

STRIPTEASE FÜR PHOEBE von DALTON, CAMI
Jahre nach ihrer glühenden Romanze mit dem attraktiven Trace trifft Phoebe ihn wieder. Ihr Herz rast, als sie an den atemberaubenden Sex mit ihm denkt! Soll Phoebe ihrer Sehnsucht nachgeben und Trace verführen? Schließlich scheint der ihr etwas zu verheimlichen!


  • Erscheinungstag 23.05.2017
  • Bandnummer 0053
  • ISBN / Artikelnummer 9783733752774
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Jamie Sobrato, Kristin Gabriel, Cami Dalton

TIFFANY EXKLUSIV BAND 53

1. KAPITEL

„Ich bin ein unartiges Mädchen gewesen.“

Juliet freute sich, nach zwei Wochen endlich wieder die Stimme ihrer besten Freundin zu hören. „Du hast das Nachtleben in Cancun wohl ausgiebig genossen, wie?“, fragte sie.

„Tatsächlich würdest du dich wundern, wie selten ich ausgegangen bin.“ Rebecca Wilson lachte. „Den größten Teil meines Urlaubs habe ich im Hotelzimmer verbracht.“

„Aha, dann hast du also irgendeinen unartigen Jungen getroffen und mit ihm jede Menge Kalorien verbrannt?“

„Er war nicht irgendein unartiger Junge“, entgegnete Rebecca mit so bedeutungsvoller Stimme, dass Juliet ein seltsames Gefühl in der Magengegend bekam.

„Ich höre.“

„Sitzt du gut?“

„Ja.“ Juliet lehnte ohnehin entspannt in ihrem Bürostuhl und hatte die Füße auf den mit Partyutensilien beladenen Tisch gelegt.

Das seltsame Gefühl wurde stärker.

„Ich werde heiraten!“

Erleichtert seufzte Juliet auf. Dies war ohne Zweifel einer von Rebeccas dummen Scherzen, und noch dazu nicht einmal lustig. Dass die wilde, verrückte und in ihrem Single-Dasein glückliche Rebecca zum Altar schritt, war ebenso unglaubwürdig wie die Vorstellung, Juliet könnte freiwillig in ein Kloster eintreten.

„Oh, das ist toll! Zufällig habe ich gerade Brad Pitt gefesselt im Keller sitzen. Wir können eine Doppelhochzeit feiern, sobald ich ihn dazu gebracht habe, sich von Jennifer Aniston scheiden zu lassen.“

Am anderen Ende der Telefonleitung herrschte Schweigen. Dann sagte Rebecca: „Juliet, ich meine es ernst. Ich habe in Mexiko einen Mann kennengelernt. Er lebt in San Diego, und wir werden heiraten.“

„Das kommt aber plötzlich.“ Juliet spürte, dass sie eher wie eine besorgte Mutter klang als wie eine freudig überraschte Freundin. „Und du bist dir ganz sicher?“

„Natürlich bin ich sicher! Warte nur, bis du ihn kennenlernst – er ist einfach umwerfend.“

So schwärmerisch hatte Juliet ihre Freundin noch nie erlebt. „Toll!“

„Eigentlich sollte ich dir das nicht am Telefon erzählen, aber ich musste die Neuigkeit unbedingt loswerden. Und ich weiß ja, wie voll dein Terminkalender ist.“

„Das stimmt.“ Juliet zwang sich zu einem Lächeln, damit sie fröhlich klang. „Wir sollten uns aber bald treffen und auf dein Glück anstoßen.“

„Das werden wir. Trotzdem muss ich dich jetzt schon fragen: Willst du meine Ehrenbrautjungfer und Trauzeugin sein?“

Juliet erschrak, obwohl sie wusste, dass sie sich geehrt fühlen sollte. „Klar.“

„Prima, danke! Ich überlege schon, wie die Kleider der Brautjungfern aussehen sollen …“

Rebecca redete munter weiter, doch Juliet hörte die Worte nicht mehr zu, weil sich das seltsame Gefühl in ihrem Magen zur Übelkeit auswuchs. Sie sollte sich für ihre beste Freundin freuen. Sie hatte nichts gegen das Heiraten einzuwenden. Wenn eine Mann und eine Frau sich aufrichtig liebten, so festigte eine Heirat ihre Beziehung.

Was ihr jedoch nicht gefiel, war das allmähliche Zusammenschrumpfen ihrer Partyclique. Eine Freundin nach der anderen heiratete und bekam bald darauf das erste Kind, und nachdem es nun auch Rebecca erwischt hatte, war Juliet tatsächlich der einzige weibliche Single ihrer ehemaligen fröhlichen Runde.

„Jule, bist du noch dran?“

Juliet schluckte. „Ja, ich stehe nur unter Schock.“

„Ich würde mich riesig freuen, wenn du mir bei der Hochzeitsfeier helfen könntest.“

„Natürlich helfe ich dir gern.“

„Es soll ein unvergesslicher Tag werden, und ich weiß, dass keiner so gut Partys organisieren kann wie du.“

Juliet schnitt eine Grimasse und schämte sich sofort dafür. „Dieses Wochenende bin ich komplett ausgebucht, aber wir könnten uns doch vor Audreys Babyparty zum Mittagessen treffen und alles besprechen.“

Audrey war eine andere Freundin aus der ehemaligen Clique, die vor Kurzem geheiratet hatte und im siebten Monat schwanger war. Juliet war gebeten worden, die obligatorische Babyparty zu organisieren, bei der alle geladenen Freundinnen die werdende Mutter mit guten Ratschlägen und Geschenken für das Baby überhäuften.

„Ist alles in Ordnung?“, wollte Rebecca wissen. „Du klingst ein bisschen verschnupft.“

„Nein, ich freue mich für dich, wirklich! Ich habe nur gerade wieder einen Stapel Rechnungen für meine Tante bekommen, bevor du angerufen hast.“

„Du Ärmste! Es ist schon tragisch genug, dass deine Tante so überraschend gestorben ist, und jetzt musst du dich auch noch ganz allein um den Nachlass kümmern!“

„Ich komme schon klar“, murmelte Juliet.

„Dann sehen wir uns übernächsten Samstag gegen zwölf im Ruby Q?“

„Klingt gut. Bis dann!“

Juliet legte auf und stützte das Gesicht in die Hände. All ihre Freundinnen waren unter der Haube. Mit wem sollte sie jetzt noch abends ausgehen? Wer würde ihr in Zukunft sagen, ob ihr Kleid zu kurz war oder ob ihre Schuhe zu ihrem Outfit passten? Wer würde ihr helfen, aufdringliche Kerle loszuwerden, die nicht kapierten, dass sie nicht interessiert war?

Sie hatte sich mit ihren Freundinnen amüsiert, hatte ihnen vertraut und sie gewissermaßen als Familie betrachtet, da sie außer ihrer Tante keine Verwandten mehr hatte. Und sie war so dumm gewesen zu denken, dass zumindest ein paar von ihnen – ebenso wie sie – sich nicht so bald für immer binden und eine eigene Familie gründen wollten.

Juliet atmete tief durch. Dann verdrängte sie das Selbstmitleid und wandte sich wieder den Rechnungen zu, die heute mit der Post gekommen waren. Ihre Tante Ophelia war bereits vor vier Monaten gestorben, aber da sie kurz vor ihrem Tod von einer völlig untypischen Kaufsucht befallen worden war und alle möglichen überflüssigen Dinge aus der TV-Werbung bestellt hatte, wurden noch immer Pakete geliefert.

Juliet wollte gerade einen Scheck über zweihundert Dollar für einen Entsafter ausfüllen, als sie die Eingangstür zuschlagen hörte. Sie blickte auf und sah einen ein Meter neunzig großen, muskulösen und von oben bis unten in schwarzes Leder gekleideten Mann vor ihrem Schreibtisch stehen. Es war Max Matheson, einer der drei Brüder, die sie letzte Woche engagiert hatten, um die Überraschungsparty zum dreißigsten Geburtstag ihres jüngsten Bruders auszurichten.

„Hallo, Max.“

„Hallo.“ Er setzte ein charmantes Lächeln auf, und beim Blick auf seinen Ehering spürte Juliet einen leisen Stich der Enttäuschung. „Ich wollte nur eben die Sachen vorbeibringen, die Sie haben wollten. Tut mir leid, wenn ich ein bisschen spät dran bin.“

„Ein bisschen“ war leicht untertrieben, da besagte Party bereits morgen stattfand und Juliet die mitgebrachten Fotos noch einscannen und als Partydekoration vergrößert ausdrucken musste.

Doch getreu ihrem Motto, dass der Kunde König war, lächelte Juliet. „Kein Problem. Ich wollte mir gerade den Überraschungsauftritt der Tänzerin bestätigen lassen. Sobald ich mit den Fotos fertig bin, ist alles unter Dach und Fach.“

Er musste ja nicht wissen, dass die Tänzerin gerade wegen einer schweren Erkältung abgesagt hatte. Juliet hielt es für unzweckmäßig, ihre Kunden unnötig aufzuregen.

„Cole wird begeistert sein. Danke nochmals für all Ihre Hilfe.“

Juliet sah dem ältesten der Matheson-Brüder nach, wie er durch die Tür von Any Occasion wieder nach draußen verschwand. Der Nachmittagsverkehr auf der Straße war mäßig. Ein paar Passanten blieben stehen und blickten ins Schaufenster ihrer Partyagentur, doch die meisten liefen an dem heruntergekommenen Haus einfach vorbei. Sie musste unbedingt neue Geschäftsräume finden, aber in New Orleans war das schwer. Obwohl ihr kleines Unternehmen mittlerweile ein wenig Gewinn abwarf, waren die Mieten in günstiger Geschäftslage immer noch zu hoch.

Neugierig öffnete sie den großen Umschlag, den Max ihr gebracht hatte, und holte Fotos, Zeitungsausschnitte und ein College-Jahrbuch heraus.

Das oberste Foto zeigte einen äußerst attraktiven jungen Mann mit gelocktem Haar, der mit einem Bier in der Hand an einem Gartentisch saß und lachend in die Kamera blickte. Juliet verschlug es den Atem. In seinen blauen Augen lagen Wärme und Zärtlichkeit, seine Hände waren schlank und kräftig, sein Körper wirkte durchtrainiert. Geburtstagskind Cole Matheson war der heißeste Typ, den sie seit langer Zeit gesehen hatte.

Sie blätterte die anderen Fotos durch, auf denen er nicht minder umwerfend aussah. Cole auf der High School, Cole auf dem College, Cole mit seinen Brüdern. Besonders charmant wirkte er auf einem Foto, auf dem er mit nassen Haaren und nass glänzender, gebräunter Haut aus einem Swimmingpool stieg.

Sofort stieg ihr ein Gedanke in den Kopf: Eine Nacht mit einem Mann wie Cole wäre genau das, was sie nach der erschreckenden Nachricht von Rebeccas bevorstehender Hochzeit brauchte, um sich von ihrem Kummer zu kurieren. Sie versuchte sich zu erinnern, ob seine Brüder eine etwaige Freundin erwähnt hatten. Nein, vor allem hatten sie betont, dass Cole ein wilder Partygänger sei, und sie hatten sie ausdrücklich darum gebeten, alle weiblichen Singles aus ihrem Bekanntenkreis einzuladen.

Also würde Juliet morgen bei der Party ihre Fühler ausstrecken und ein wenig flirten. Und vielleicht könnte sie den Knaben als besondere Geburtstagsüberraschung ja sogar abschleppen …

Schluss, sie musste ihre Arbeit erledigen! Doch bevor sie die Fotos einscannte, sollte sie noch einen Ersatz für die erkrankte Stripteasetänzerin finden. Coles Brüdern war dieser spezielle Partygag äußerst wichtig gewesen, und tatsächlich lockerte nichts eine Party so sehr auf wie eine Frau, die ihre Kleider auszog!

Juliet war früher selbst dafür bekannt gewesen, sich auf Partys schon mal des einen oder anderen Kleidungsstücks zu entledigen, um die Stimmung zu heben. Insgeheim hatte sie sich schon häufig vorgestellt, für einen Mann zu strippen, der es wert war – möglicherweise sogar vor Publikum.

Während sie die Nummer einer Stripper-Agentur wählte, nahm diese Vorstellung auf einmal Gestalt an.

Vielleicht brauchte sie gar keine Tänzerin zu engagieren …

Erneut betrachtete Juliet die Fotos auf ihrem Schreibtisch, und ein warmes, Gefühl breitete sich in ihr aus. Wenn ihr Leben einen Kick brauchte, um sie in ihrem fröhlichen Single-Dasein zu bestätigen, dann wäre der Auftritt als Stripperin ganz bestimmt die richtige Maßnahme.

Cole Matheson hasste Partys. Er hasste laute Musik, er hasste Menschenmengen, er hasste die aufgesetzte Fröhlichkeit, und er hasste es, dass man bei dem lauten Dröhnen der Bässe kaum mehr als zwei Sätze mit jemandem wechseln konnte, ohne Halsweh zu bekommen.

Bei dieser Party musste er zumindest den Anschein erwecken, dass er sich amüsierte. Seine Brüder hatten extra eine Agentur beauftragt, um ihn zu seinem dreißigsten Geburtstag zu überraschen, und er wusste, sie meinten es nur gut. Also stürzte er seinen dritten Whiskey hinunter und zog die Mundwinkel hoch.

Normalerweise hielt er nichts davon, sich durch übermäßigen Alkoholgenuss das Gehirn zu vernebeln, aber heute waren es besondere Umstände. Immerhin wurde er dreißig. Den ganzen Tag schon war er nicht von dem Gedanken losgekommen, dass sein Leben nicht so verlief, wie er es sich gewünscht hatte. Er hatte immer gedacht, mit dreißig würde er eine Familie gründen, um dann mit vierzig mit seinen Kindern Baseball im Garten spielen zu können … Doch da er noch nicht einmal eine Freundin hatte, lagen solche Zukunftsvisionen in weiter Ferne.

„He, Brüderchen, ich glaube, ich habe gerade Jeannie Monroe kommen sehen.“ Paul klopfte ihm auf den Rücken. „Soll ich sie begrüßen und zu dir schicken?“

Jeannie war eine ehemalige Freundin, die nach ihrem Grundstudium zu einer Uni in einer anderen Stadt gewechselt und deshalb die Beziehung beendet hatte. Für seine Familie war sie seitdem „das Mädchen, das du hättest heiraten sollen“. Okay, sie war nett gewesen – aber zum Heiraten irgendwie nicht die Richtige.

Allmählich hatte Cole den Verdacht, dieser ganze Abend sei nur arrangiert worden, um ihm und Jeannie wieder zusammenzubringen. Nun, wenn dem so war, hatten seine Brüder – oder eher seine Schwägerinnen – sich umsonst angestrengt.

„Wir haben eine kleine Überraschung bestellt, die gleich kommen wird.“

„Ich frage lieber erst gar nicht.“

„Das sollst du auch nicht, denn ich werde kein Wort verraten, außer, dass es dir gefallen wird.“

Cole versuchte freudig zu lächeln, doch der Alkohol vernebelte ihm allmählich die Sinne, und er war nicht sicher, ob er seine Gesichtsmuskulatur vollständig unter Kontrolle hatte.

Sein Bruder entfernte sich, und an seine Stelle setzte sich eine hübsche Blondine mit langen Beinen an die Bar. Er war ziemlich sicher, dass sie eine Freundin seiner Schwägerin Delia war, konnte sich aber nicht an ihren Namen erinnern.

„War das nicht toll von deinen Brüdern, dass sie diese Party organisiert haben?“

„Ja, toll!“

„Delia sagte mir, du seist Organ-Psychologe.“

Er war Unternehmenspsychologe. Normalerweise hätte er es sofort richtig gestellt, aber heute ritt ihn der Teufel. „Ja, ich behandle Menschen mit gespendeten Organen, wenn sie psychische Probleme bekommen. Und ich erstelle Psychogramme von Menschen, die sich als Organspender zur Verfügung stellen, damit ihre Organe den passenden Empfängern zugeordnet werden können.“

„Aha. Ich wusste gar nicht, dass man so was macht.“

Es würde eine lange Nacht werden, wenn er diese Unterhaltung weiterführen müsste. Er bestellte sich noch einen Whiskey und leerte ihn in einem Zug.

Als er gerade anfing, die laute Musik gut zu finden, stellte jemand sie ab.

Cole blickte auf und sah seinen ältesten Bruder Max mitten auf der Theke der gemieteten Hotelsuite stehen. Alles schwieg und sah ihn erwartungsvoll an.

„Liebe Freunde. Wir wissen ja alle, warum wir heute Abend hier sind, oder?“

Es wurde gejohlt und geklatscht, und Max musste warten, bis die Gäste sich beruhigt hatten.

„Ja, genau. Unser kleiner Bruder wird heute dreißig Jahre alt!“

Da hatte er nun seinen Doktor in Psychologie gemacht, war den Bostoner Marathon gelaufen, auf den Mount McKinley gestiegen und hatte seine drei Brüder unzählige Male beim Poker geschlagen, aber er würde für immer ihr „kleiner Bruder“ sein, der lästige kleine Störenfried, der sie jahrelang genervt hatte, ihn doch bei ihren Große-Jungen-Spielen mitmachen zu lassen. Wahrscheinlich musste er erst alt und grau werden, damit Max, Paul und Jake in ihm einen erwachsenen Mann sahen.

„Ich muss zugeben“, fuhr Max fort, „dass ich mir in letzter Zeit ein wenig Sorgen um Cole mache. Da steht er nun in der Blüte seiner Junggesellentage, aber er scheint sie nicht annähernd so zu genießen, wie er sollte – falls ihr wisst, was ich meine.“

Ein paar Leute, die vermutlich noch mehr getrunken hatten als Cole, grölten: „Ja!“

Cole musste sich beherrschen, um nicht die Augen zu verdrehen. Seine Brüder, mittlerweile alle verheiratet, predigten ihm ständig, dass er jede Frau „mitnehmen“ müsse, die ihm über den Weg lief, aber das war nicht sein Stil. Er wollte eine Frau erst kennenlernen und eine richtige Beziehung aufbauen, bevor er sich auf mehr einließ. Allerdings war ihm seit geraumer Zeit keine interessante Frau begegnet, mit der er sich gern angefreundet hätte.

„Unser kleiner Bruder hat nur Arbeit und kein Vergnügen, aber das werden wir heute Abend hoffentlich ändern. Lasst uns darauf anstoßen!“ Max hob sein Glas, und in genau diesem Moment ertönte ein lautes Klopfen an der Tür. „Oho! Wer kann das sein?“

Was immer seine Brüder ausgeheckt hatten – Cole hatte das unbestimmte Gefühl, es würde ihm nicht gefallen.

Sein Bruder Paul öffnete, und im selben Augenblick erklang ein basslastiger Groove aus den Lautsprechern, der sofort zum Tanzen animierte.

„Wie es aussieht, haben wir noch einen Gast bekommen.“

Cole musterte den „Gast“. Eine Frau, gekleidet wie ein weiblicher Zorro, betrat den Raum mit aufreizendem Hüftschwung.

Die Musik verstummte.

Die Frau blieb in der Mitte des Zimmers stehen, wo sich sofort ein weiter Zuschauerkreis um sie bildete. Sie hob ihre Peitsche und ließ sie durch die Luft knallen. Die Männer im Zimmer begannen zu pfeifen. Die Frau ließ ihren Blick über die Anwesenden schweifen, bis er an Cole hängen blieb, und in diesem Moment wurde ihm klar, dass sie nicht nur ein exzentrisch gekleideter Gast war.

Er betrachtete Miss Zorro, deren Gesicht von langem braunem Haar umrahmt und von einer Maske verdeckt war, sodass er nur ihre großen braunen Augen und den großen roten Mund sehen konnte.

Sie trug einen schwarzen Hut und ein schwarzes Cape über dem hautengen schwarzen Lederkleid, das zum Reiten vollkommen ungeeignet war, und die hochhackigen schwarzen Lederstiefel betonten ihre endlos langen schlanken Beine. Coles Blick lag gerade auf der äußerst reizvollen Wölbung ihrer Brüste unter dem engen Lederkorsett, als die Musik wieder einsetzte und die Frau zu tanzen begann.

Seine Brüder hatten tatsächlich eine Stripteasetänzerin für ihn engagiert! Und hätte ihn der Schwung ihrer Hüften nicht so sehr in den Bann gezogen, wäre er vielleicht in der Lage gewesen, so etwas wie Verärgerung zu empfinden. Nicht, dass er es nicht schätzte, wenn eine schöne Frau ihre Hüllen fallen ließ – aber er zog es eindeutig vor, wenn dies hinter verschlossenen Türen und nicht vor den Augen von fünfzig seiner engsten Freunde geschah.

Cole spürte seine Körpertemperatur deutlich ansteigen, als sie provozierend um ihn herumtanzte und ihre Hüften dabei im Takt der Musik kreisen ließ. Sie kam so nah, dass er sie hätte berühren können, stellte jedoch keinen Körperkontakt her. Plötzlich zog sie einen Stuhl heran und bedeutete ihm, sich darauf zu setzen.

Er tat es ohne zu zögern. Selbst in seinem alkoholisierten Zustand wusste er, dass er die Show seines Lebens geboten bekam.

Sie drehte sich um sich selbst, ließ ihr Cape über seinem Kopf kreisen und warf es dann in die Menge. Mit gespreizten Beinen stand sie da, ließ weiterhin ihre Hüften rhythmisch kreisen und streichelte Cole mit ihrer Peitsche.

Cole war wie hypnotisiert. Trotzdem konnte er sich ganz genau vorstellen, was er mit dieser sexy Stripperin gerne angestellt hätte. Mit der Peitsche beispielsweise könnte man einige sehr erotische Dinge tun …

Jetzt stellte sie sich dicht vor ihn, setzte einen Fuß zwischen seine Beine auf den Stuhl und begann, ganz langsam den Reißverschluss auf der Vorderseite ihres engen, ledernen Minikleides aufzuziehen. Als sie damit fertig war, ließ sie das Kleid von den Schultern gleiten und warf es beiseite. Cole sah nicht, wo es landete, denn er war zu fasziniert vom Anblick ihrer runden, vollen Brüste, die in einem schwarzen Leder-BH steckten.

Während sie den Fuß wieder auf den Boden setzte und sich im Rhythmus der Musik bewegte, wanderte Coles Blick über ihren straffen Bauch, die sanft gerundeten Hüften und zu ihrem Lederslip.

Ihr attraktiver Körper, ihre sexy Bewegungen, ihr betörender Duft … Plötzlich wollte Cole nichts anderes, als sie in irgendwo hinbringen, wo sie ungestört waren, und ihr beim Rest ihres Striptease zu helfen. Ob sie wohl so süß schmeckte, wie sie duftete? Sich so gut anfühlte, wie sie aussah? Ob sie sich im Bett wohl so sexy bewegte wie hier vor versammeltem Publikum?

Doch als sie die Peitsche um seinen Nacken legte, war er unfähig, irgendeinen Gedanken weiterzuführen. Mit einem aufreizenden Lächeln zog sie sich bis auf die Stiefel aus und beendete den Tanz, indem sie sich auf Coles Schoß setzte, wobei ihre Brüste nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt waren.

Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre es ihm peinlich gewesen, dass ihn die Hälfte aller Menschen, die er kannte, in dieser kompromittierenden Pose sahen, aber heute Abend ging es ihm gut dabei.

Er nahm wahr, dass Max die Stripperin auf seine Party einlud, und irgendwann hatte er ihr Cape über den Schultern und tanzte vor allen Leuten mit ihr auf der Tanzfläche. Aber sein Alkoholpegel musste zu diesem Zeitpunkt seinen Höchststand erreicht haben, denn er hatte daran nur eine vage Erinnerung.

Als er um ein Uhr auf seine Armbanduhr blickte, wunderte er sich, dass es schon so spät war. Miss Zorro saß in ihrem schwarzen Lederkleid neben ihm auf einem Barhocker. Sie trug noch immer ihre Maske und sah äußerst exotisch und sexy aus.

Cole war ziemlich sicher, dass er sie gefragt hatte, warum sie die Maske nicht abnahm, konnte sich aber beim besten Willen nicht an ihre Antwort erinnern.

Doch auch mit der Maske sah sie umwerfend hübsch aus. Ihr Haar, das weit über ihre Schultern reichte, glänzte wie bei den Frauen in der Shampoo-Werbung, und ihre Haut hatte einen leichten Olivton, der auf spanische oder kreolische Wurzeln hindeutete.

Sie hatte bestimmt auch irgendwann ihren Namen genannt, aber es war ihm zu peinlich zuzugeben, dass er ihn vergessen hatte.

„Ihre Brüder sind ganz schön verrückt, wie?“, fragte sie nun, als Jake gerade unter großem Hallo Bier aus einem Körbchen des BHs seiner Frau Kelly trank, die sich des guten Stücks entledigt hatte, ohne dafür ihr T-Shirt auszuziehen.

„Ja, es heißt, ich sei der bravste von uns.“

„Das sah aber nicht gerade sehr brav aus, was Sie vorhin auf der Tanzfläche gemacht haben.“

Max sah zu ihm hinüber, nickte in Richtung der Stripperin und reckte den Daumen in die Luft. Cole ignorierte die Geste und wandte sich wieder der attraktiven Unbekannten zu.

„Vielleicht sollten wir irgendwo hingehen, wo wir in der Lage sind, zusammenhängende Gedanken zu fassen.“

„Gefällt Ihnen die Party nicht?“

Die Party gefiel ihm erst, seit sie aufgetaucht war. „Die Party ist schön, aber jetzt habe ich eigentlich genug gefeiert.“

„Es ist doch erst ein Uhr. Die Nacht ist noch jung.“

Sie lächelte ihn aufmunternd an und beugte sich dann vor, um ihre Stiefel straff zu ziehen, wodurch er einen wundervollen Ausblick auf ihr Dekolletee bekam. Auf einmal war er bereit, die ganze Nacht zu feiern, wenn sie das wollte.

Allerdings hatte er dabei intimere Dinge im Sinn, was absolut verrückt war, da er diese Frau überhaupt nicht kannte. Aber er empfand unendliche Begierde, und da er durch den Alkohol seiner Hemmungen beraubt war, konnte er an kaum etwas anders denken, als mit dieser Frau ins Bett zu gehen und jeden Quadratzentimeter ihres aufregenden Körpers zu liebkosen.

Mit einer Frau zu schlafen, deren Gesicht er nicht sehen konnte, war nie eine erotische Fantasie von ihm gewesen, aber plötzlich war er ganz wild darauf – und gleichzeitig beseelt von dem Wunsch, ihr die Maske abzunehmen.

„Sie müssen diese Maske doch eigentlich nicht mehr tragen, oder?“

Sie lächelte hintergründig. „Aber würden Sie sich morgen nicht gern dauernd fragen, wer die Frau mit der Maske war?“

Durch diese Äußerung faszinierte sie ihn noch mehr, und er hatte große Lust, sie zu küssen. Sollte er es wagen?

Er sah sich um und merkte zum ersten Mal, dass es deutlich leerer geworden war. Die wenigen noch verbliebenen Gäste sahen aus, als wären sie nicht in der Lage, eigenständig nach Hause zu gehen. Cole ahnte, dass dies wohl der Grund gewesen war, weshalb seine Brüder diese Hotelsuite gemietet und nicht in Max’ Restaurant gefeiert hatten.

„Ich schätze, die Party ist sowieso fast zu Ende. Hätten Sie Lust, irgendwo noch einen Kaffee mit mir zu trinken?“

Sie seufzte. „Ich sollte eigentlich wieder an die Arbeit gehen.“

Als sie vom Stuhl rutschen wollte, hielt Cole sie mit der Hand zurück. „Sagen Sie bitte nicht, dass Sie gleich noch eine Vorstellung geben müssen.“

Der Gedanke, dass sie jetzt gehen musste, reichte aus, ihm seinen ganzen Geburtstag zu verderben, selbst wenn der offiziell um Mitternacht geendet hatte. Zum Teufel, er musste etwas tun, um sie zum Bleiben zu überreden.

„Ich muss nur …“, begann sie, doch er gab dem Impuls nach, sie mit einem Kuss an ihrer weiteren Erklärung zu hindern.

Einige Einzelheiten der Party mochten in seiner Erinnerung verschwommen sein, aber ihre weichen Lippen auf seinen, ihr Geschmack und das verführerische Spiel ihrer Zunge – diese Einzelheiten würde er nie vergessen.

Er begehrte sie so sehr, dass er kaum atmen konnte. Er wollte sie überall küssen und streicheln, er wollte berauschenden Sex mit ihr, die ganze Nacht bis zum Morgen.

Sie beendete den Kuss und zog mit der Zungenspitze eine kitzelnde Linie bis zu seinem Ohr. „Du hast hier im Hotel doch sicher auch ein Zimmer, oder?“

Cole war nicht in der Lage zu sprechen, aber er nickte.

„Dann lass uns doch gehen.“

2. KAPITEL

Normalerweise war Juliet nicht auf One-Night-Stands aus, doch in schwierigen Zeiten waren extreme Maßnahmen gefragt. Cole war im Moment genau der richtige Typ für ein kurzes Abenteuer.

„Hier ist mein Zimmer“, sagte er, als sie vor Zimmer Nummer 207 standen, und verglich angestrengt die Zahl auf seiner Schlüsselkarte mit der Zahl an der Tür.

„Wie viel hast du eigentlich getrunken?“

Cole grinste. „Ach, ein bisschen hier, ein bisschen da. Nicht genug, um das hier nicht mehr wahrnehmen zu können.“

„Das hier“ bedeutete wohl die Nacht mit ihr. Juliet bekam Schmetterlingsflattern im Bauch. Sie stand kurz davor, eine heiße Nacht in den Armen dieses attraktiven Mannes zu verbringen.

Normalerweise war sie natürlich vorsichtiger bei Männern, die sie noch nicht richtig kannte. Aber durch die Informationen über Cole, die sie im Laufe der Partyvorbereitungen bekommen hatte, fühlte sie sich bei ihm gut aufgehoben. Außerdem brauchte sie heute dringend eine Aufmunterung – eine Bestätigung, dass sie jung und unbeschwert war und ihr Leben in vollen Zügen genoss.

Ein heißer Schauer durchzog ihren Körper, als Cole sie an sich zog und leidenschaftlich küsste. Eigentlich hatte sie nun ihre Maske abnehmen wollen, die sie auf der Party nur getragen hatte, um den Brüdern keine Erklärung geben zu müssen. Aber plötzlich erregte sie die Vorstellung, mit einem Mann zu schlafen, der ihr Gesicht nicht sehen konnte.

Sie betraten das Zimmer, und Cole knipste eine Lampe an, während Juliet sich hinter ihn stellte und ihre Hände seinen Rücken hochgleiten ließ.

Seine Haut war warm, seine Muskeln fest. Sie schob ihre Hände nach vorn, fühlte seinen durchtrainierten Bauch und fasste seine Gürtelschnalle. Juliet wollte keine Zeit mehr verlieren und öffnete sie kurzerhand.

Er legte den Kopf in den Nacken, während sie den Reißverschluss aufzog und ihre Hände in seinen Slip schob. Er war bereits hart und reckte sich ihrer Berührung entgegen. Sie massierte sanft die Spitze seines Gliedes und fuhr dann mit den Fingern über den gesamten Schaft.

Coles Atem ging schneller, und er hielt ihre Hand fest. Dann drehte er sich zu ihr um, schob sie sanft aufs Bett und setzte sich rittlings auf sie.

Juliet stöhnte auf. Er war genau die Art von Liebhaber, die sie am liebsten hatte: leidenschaftlich und bestimmend. Und als er sich über sie beugte und erneut voller Begierde küsste, schlang sie ihre Arme und Beine um ihn.

„Bist du sicher, dass du hier sein willst?“, fragte er, als er den Kuss beendete.

Sie rieb mit dem Fuß über sein Bein. „Wirke ich etwa unsicher?“

„Keineswegs.“ Cole strich mit dem Daumen über ihr Kinn, den Hals und ihre Schulter. Dann beugte er sich vor und küsste sie dort. „Du wirkst absolut verführerisch.“

„Ich habe Kondome dabei, falls du dir deshalb Sorgen machst.“

Cole ließ spielerisch seine Zunge über ihre Unterlippe gleiten und presste sich an sie. „Wirke ich etwa besorgt?“

„Keineswegs.“ Juliet seufzte zufrieden und beendete ihr kurzes Gespräch mit einem langen und intensiven Kuss, der sie unglaublich erregte. Das seltsame Gefühl, das sie seit Rebeccas Anruf gequält hatte, verschwand, und als Cole seine Hand in ihren Ausschnitt schob und ihre Brüste streichelte, konnte sie sich kaum mehr erinnern, warum sie eigentlich so deprimiert gewesen war.

Sie spürte das warme Kitzeln seiner Zunge an ihrem Hals. Dann zog Cole den Reißverschluss ihres Kleides ein wenig hinunter. Juliet bog sich ihm entgegen und hätte am liebsten geschnurrt wie eine Katze. Kurz darauf öffnete er den Reißverschluss ganz, und Juliet entledigte sich ihres Lederslips. Cole zog ihr den Leder-BH aus, umfasste ihre vollen Brüste und nahm die Spitzen abwechselnd in den Mund.

Juliet streckte die Arme über dem Kopf aus, schloss die Augen und gab sich ganz dem Genuss seiner Liebkosungen hin.

„Ich möchte mit dir schlafen“, flüsterte er, glitt mit einer Hand über ihren Bauch und drang mit dem Finger in sie ein.

„Dann tu es“, flüsterte sie zurück und spürte einen zweiten Finger.

Dann kam der dritte Finger, und Juliet seufzte vor Wonne und bewegte sich im Rhythmus seiner Liebkosungen, bis sie es nicht mehr aushielt und zur Seite rollte.

Cole stand auf und zog sich die Schuhe aus. Juliet half ihm bei der Jeans, seinem Slip und schließlich dem Hemd. Als er sich nackt auf das Bett kniete, lehnte sie sich zurück, um ihn zu begutachten.

Er hatte einen ausgesprochen schönen Körper mit wohlproportionierten Gliedmaßen und ausgeprägten Muskeln. Das Faszinierendste an ihm war jedoch sein Gesicht, von dem sie ihren Blick nicht losreißen konnte. In diesem Moment bestand zwischen ihnen eine unerklärlich tiefe Bindung, und sie hatte das Gefühl, als könnte er ihr bis in ihre tiefstes Inneres blicken. Doch dann erinnerte sie sich schnell daran, dass er ja nur ein One-Night-Stand war, für den sie gestrippt hatte, und der magische Moment war vorbei.

Sie war hier, um Spaß zu haben, nichts weiter.

Sie nahm also die Peitsche, die sie am Fußende des Bettes deponiert hatte, und legte sie Cole als Schlaufe um den Hals, um ihn zu sich heranzuziehen, obwohl er dazu keinerlei Nachhilfe gebraucht hätte.

„Dein Striptease war faszinierend“, sagte er und legte die Peitsche beiseite.

„Es freut mich, dass es dir gefallen hat“, flüsterte Juliet und küsste ihn.

Sie wollte nicht länger als nötig über ihren vermeintlichen Beruf reden. Je weniger er wusste, desto größer war die Spannung, und Juliet wollte eine möglichst aufregende Nacht.

Er zog sich kurz zurück und kehrte mit einem Kondom wieder, das sie ihm aus der Hand nahm. Sie brachte Cole dazu, sich auf den Rücken zu legen, riss die Verpackung auf, nahm das Kondom zwischen ihre Lippen und beugte sich über die Spitze seines Gliedes. Dann rollte sie das Kondom mit dem Mund über den Schaft, doch bevor sie ihre Liebkosungen fortsetzen konnte, übernahm Cole wieder das Kommando, drückte sie aufs Bett und legte sich erneut auf sie.

„Das war ein netter Trick“, flüsterte er und spreizte ihre Beine mit den Schenkeln.

Juliet hielt erwartungsvoll den Atem an.

Ohne den Blick von ihr zu nehmen, drang er langsam in sie ein. Juliet schloss die Augen. Es war wunderbar, ihn nun ganz in sich zu spüren, und sie bewegte sich automatisch. Ihr stand nicht der Sinn nach langsamer und sinnlicher Verführung.

„Ich will kein sanftes Liebesspiel“, wisperte sie. „Ich will es heiß und wild.“

Sie küsste Cole mit derselben Intensität, die sie von ihm erwartete, und er verstand die Botschaft. Er begann, sich in ihr zu bewegen, und steigerte schnell das Tempo. Juliet schlang die Beine um seine Hüften und schien ganz und gar mit ihm zu verschmelzen.

Der Gedanke, dass sie heute Nacht einfach verschwinden und bis dahin die Maske weiter tragen könnte, steigerte ihre Erregung um ein Vielfaches. Cole brauchte nie erfahren, wer sie wirklich war.

Binnen kürzester Zeit war sie dem Höhepunkt gefährlich nahe und kaum in der Lage, sich zurückzuhalten, um den Augenblick länger zu genießen.

Da hielt Cole plötzlich inne. Frustriert stöhnte sie auf.

Er verharrte vollkommen reglos und sagte: „Nimm die Maske ab.“

Sie presste sich an ihn. „Lass uns erst zu Ende bringen, was wir angefangen haben.“

„Erst, wenn du die Maske abgenommen hast.“

„Und wenn nicht? Willst du mich dann bestrafen?“

„Kein Orgasmus für dich, bevor ich nicht dein Gesicht sehen kann. Ich will dich beobachten, wenn du kommst.“

„Das ist gemein.“

„Ich halte dich fest und nehme dir die Maske ab, wenn du es nicht selbst tust.“

Sie war immer noch so erregt, dass sie keine andere Wahl hatte, als die Maske von ihrem Gesicht zu ziehen.

Cole musterte sie voller Verlangen. „So ist es besser.“ Und dann küsste er sie zärtlich. „Du bist wunderschön.“

Sie umklammerte ihn fester. „Sei still und bring zu Ende, was du angefangen hast, ja?“

„Yes, Ma’am.“

Er nahm seinen Rhythmus wieder auf, und die köstliche Spannung baute sich von neuem in ihr auf, bis Juliet sich nicht mehr zurückhalten konnte. Deutlich spürte sie Cole in sich, als sich alles in ihr lustvoll anspannte, und sein Höhepunkt folgte ihrem sogleich nach.

Cole schloss die Augen und seufzte zufrieden. Er hielt sie fest umarmt, während sie sich beide dem überwältigenden Gefühl der völligen Befriedigung hingaben, und küsste sie voller Zärtlichkeit.

Juliet erwiderte seine Küsse, und als der Anflug eines unwillkommenen Gefühls in ihr aufstieg – war es etwa Bedauern? – und ihre Hochstimmung zu vertreiben drohte, schob sie es schnell beiseite und konzentrierte sich auf den Augenblick.

Dies war es doch, was sie wollte. Großartigen Sex ohne weitere Verpflichtungen. Was bedeutete schon das momentane Gefühl der Leere, weil man mit einem Fremden im Bett lag? Das war nur ein kurzer Aussetzer, bedingt durch die allgemein verbreitete Meinung, eine Frau könne nur in einer festen Beziehung wirklich glücklich sein.

Doch das wollte Juliet nicht. Ganz bestimmt nicht!

Cole wachte auf, weil ihm jemand wiederholt mit einem Hammer kräftig auf den Kopf schlug. Grelles Licht blendete ihn, und als er schlucken wollte, bemerkte er, dass er einen unangenehmen Geschmack im Mund hatte. Als er sich irritiert herumrollte, entdeckte er auf der anderen Seite des Bettes – eine Frau.

Wer war sie? Und was machte sie hier neben ihm?

Er blickte sich um und sah, dass er nicht zu Hause war, sondern in einem Hotelzimmer. Dann entdeckte er eine schwarze Maske auf dem Schirm der Lampe, die auf der Kommode stand, und seine Erinnerung kehrte zurück.

Die Party, der Whiskey, die Stripperin … der wilde Sex mit der Stripperin.

Oh, verdammt!

Cole betrachtete die Frau in seinem Bett und versuchte sich an ihren Namen, ihre Augenfarbe oder ihre Stimme zu erinnern.

Er schlief nicht mit fremden Frauen. Er hatte keinen Sex mit Stripperinnen. Es gab keine Entschuldigung, auch nicht die, dass er zu viel getrunken hatte – letzte Nacht hatte er etwas unglaublich Dummes getan.

Juliet – ja, so hieß sie! Erleichtert atmete er auf, aber dann fiel ihm ein, dass er ihren Nachnamen nicht kannte und auch sonst nichts über sie wusste, abgesehen davon, dass sie sich für Geld auszog.

Cole versuchte, sich aufzusetzen, aber sofort begann sich alles um ihn herum zu drehen. Er versuchte erneut zu schlucken und merkte, dass er immer noch vollkommen ausgetrocknet war.

Auf der gegenüber liegenden Seite des Raumes summte ein kleiner Kühlschrank. Mit äußerster Willenskraft schaffte er es, sich zur Bettkante vorzuarbeiten und aufzustehen. Schritt für Schritt kämpfte er sich zum Kühlschrank vor, wobei jede Bewegung ein Erdbeben in seinem Kopf verursachte.

Nachdem er eine Flasche Wasser getrunken und glücklicherweise bei sich behalten hatte, fühlte er sich allmählich wieder wie ein Mensch. Er setzte sich zurück auf die Bettkante und überlegte, ob es angebracht wäre, seine Bettgenossin zu wecken.

Doch da drehte sie sich um, reckte sich und rieb sich die Augen. Beim Anblick ihrer nackten Brüste, die dadurch über der Bettdecke auftauchten, reagierte sein Körper automatisch mit einer Erektion.

Im hellen Tageslicht war sie genauso schön, wie Cole sie in Erinnerung hatte, und er konnte im Nachhinein gut verstehen, warum er sich zu ihr hingezogen gefühlt hatte. Doch dies war keinerlei Entschuldigung für seine Dummheit.

Sie öffnete die Augen, sah ihn an und lächelte. „Guten Morgen“, sagte sie mit leicht belegter Stimme.

„Guten Morgen.“ Cole entschied, dass dies keine Zeit für lockeres Geplauder war. Sie sollte wissen, dass er kein Typ für One-Night-Stands war. „Hör mal, es tut mir aufrichtig leid. Normalerweise …“

„Keine Entschuldigungen.“ Sie lächelte wieder. „Du hast mich ja nicht gezwungen, mit dir zu kommen.“

„Ich weiß nicht einmal deinen Nachnamen.“

„Emory, und du heißt Matheson. Geht es dir jetzt besser?“

„Tatsächlich geht es mir hundeelend. Ich habe letzte Nacht eindeutig zu viel Whiskey getrunken.“

Sie richtete sich im Bett auf und ignorierte, dass dabei die Bettdecke hinunterrutschte und ihre aufregenden Brüste vollkommen entblößte. Juliet blickte auf den unübersehbaren Beweis dieser Erregung und dann wieder in sein Gesicht, auf dem sich ein verlegenes Lächeln zeigte. „Ich hatte nicht bemerkt, dass du so viel getrunken hast.“

„Ich hatte schon ein bis zwei Whiskey zu viel, bevor du kamst.“

„Oh. Deine Brüder hatten mir erzählt, du seist ein Partylöwe.“

Er verspürte plötzlich eine leichte Übelkeit, die nichts mit seinem Kater zu tun hatte. Hatte er etwa bezahlte Dienste in Anspruch genommen? Waren seine Brüder tatsächlich so weit gegangen, eine Frau anzuheuern, die mit ihm ins Bett stieg?

„Warum haben sie dir das erzählt?“, fragte er argwöhnisch.

„Na ja, als sie mich engagierten, musste ich ein wenig über dich in Erfahrung bringen …“

„Engagieren wofür? Für den Striptease?“

Nun wirkte sie ebenfalls ein bisschen verlegen. „Eigentlich nicht.“

Auf der Baustelle in Coles Kopf begann ein Presslufthammer zu dröhnen. „Sag bitte nicht, dass du eine Prostituierte bist.“

„Eine was? Nein!“ Sie stand auf, griff nach dem Hotel-Bademantel auf der Kommode und zog ihn über. Sie Cole voller Entsetzen an. „Um Himmels willen nein!“

Verdammt, er hatte sich in mehr als einer Hinsicht danebenbenommen. „Es tut mir leid. Ich dachte nur, als du sagtest, sie hätten dich engagiert …“

„Um deine Party zu organisieren. Ich habe eine Partyagentur.“

„Oh. Und da strippst du selbst?“

Sie ließ sich wieder aufs Bett sinken und grinste schief. „Eigentlich nicht.“

„Ich war der Meinung, dass Finn die Party organisiert hat.“

„Finn ist mein Assistent. Ich hatte ihn gestern gebeten, alles in die Hand zu nehmen, da ich ja den Auftritt hatte.“

„Haben meine Brüder dich denn auch beauftragt, für mich zu strippen?“

Juliet lächelte hintergründig. „Sie baten mich, eine Striptease-Tänzerin zu engagieren, aber die Tänzerin wurde krank. Als ich dann die Fotos von dir sah, kam mir plötzlich die geniale Idee, es selbst zu tun.“

„Du hast auf Grund meiner Fotos beschlossen, dich für mich auszuziehen?“ Cole wusste nicht, ob er sich geschmeichelt oder entsetzt fühlen sollte.

„Ja. Aber ich hatte auch noch andere Gründe, die nichts mit dir zu tun haben. Ich musste ein wenig Aufregung in mein Leben bringen und hatte schon immer diese Fantasie, dass ich mal für jemanden strippe.“

„Du hast das toll hingekriegt. Niemand wäre darauf gekommen, dass du kein Profi bist.“

„Ich habe mit Finn geübt.“

Cole versuchte sich vorzustellen, wie sie ihren Zorro-Auftritt mit dem offensichtlich homosexuellen Typen übte, den er geschäftig durch die Räume der Hotelsuite hatte tänzeln sehen.

Juliet lachte über seinen verwunderten Gesichtsausdruck. „Dass er schwul ist, war tatsächlich von Vorteil. Er konnte mir ganz objektiv seine Meinung sagen, ohne dabei abgelenkt zu werden.“

Das Hämmern in Coles Schädel ließ gerade so weit nach, dass ihm bewusst wurde, dass er nackt vor einer Unbekannten saß. Er entdeckte seine Jeans auf dem Boden neben dem Bett, aber das Aufstehen löste ein neues Erdbeben in seinem Kopf aus, sodass er wieder aufs Bett sank.

„Wie viele Gläser Whiskey hast du eigentlich getrunken?“

„Das weiß ich nicht mehr.“

„Weißt du überhaupt noch was von letzter Nacht?“

Er warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. „Ich kann mich an fast alles erinnern, was in diesem Zimmer passiert ist. Zumindest glaube ich das …“

Juliet lächelte. „Du siehst ein bisschen mitgenommen aus. Warum bestellen wir nicht ein kleines Frühstück, um dich aufzupäppeln?“

Cole nickte, streckte sich dankbar auf dem Bett aus und zog die Decke über sich, während Juliet den Zimmerservice anrief. Dann setzte sie sich wieder neben ihn.

„So allmählich beschleicht mich das Gefühl, dass deine Brüder mich belogen haben.“

„Das haben sie ganz bestimmt. Ich hasse Partys.“

„Oh.“

Juliet runzelte die Stirn und schlang die Arme um ihre angezogenen Knie.

„Ich meine, das war gestern eine ganz tolle Party. Vielen Dank dafür. Aber ich bin eher ein Typ für gemütliche Abende mit Freunden zu Hause.“

„Warum haben sie mich angelogen?“

„Sie fanden das bestimmt lustig. Meine Brüder denken, ich sollte all die verrückten Dinge tun, die sie selbst nicht mehr tun können, seit sie verheiratet sind.“

Sie musterte ihn von oben bis unten. „Da hast du es ihnen aber gezeigt, wie?“

„Das ist nicht der Grund, weshalb ich mit dir geschlafen habe.“

Oder doch? Vielleicht war es ein netter Nebeneffekt gewesen, aber ein Blick auf Juliet bestätigte ihm den wahren Grund, warum er mit ihr geschlafen hatte – er fand sie unglaublich sexy und fühlte sich stark zu ihr hingezogen.

„Warum dann?“

„Weil ich es wollte. Weil du hübsch und begehrenswert bist.“

Sie lächelte wieder. „Danke. Du selbst bist auch nicht von schlechten Eltern.“

„Aber ich schlafe sonst nicht mit Frauen, die ich nicht kenne. Und ich möchte betonen, dass ich das, was wir gestern Nacht angefangen haben, gerne weiterführen möchte.“

Sie streckte sich neben ihm aus. Ihre Mine war unergründlich. „Und ich dachte, wir haben einfach ein bisschen Spaß zusammen.“

Cole blinzelte verstört. Er versuchte, eine passende Erwiderung zu finden, aber in seinem Kopf begann der Baustellentrupp wieder zu arbeiten. Normalerweise legte er keinen Wert auf rein sexuelle Beziehungen, und wenn es das war, was Juliet vorschlug, so war er nicht sicher, ob er darauf eingehen wollte.

Sie streichelte seinen Bauch, spreizte dabei weit die Finger und wanderte zu seinem Brustkorb. Diese einfache Berührung entfachte neues Feuer in ihm, und er spürte seinen Kater nicht mehr.

„Die letzte Nacht war unglaublich“, sagte sie. „Ich hätte nichts dagegen, das irgendwann noch mal zu wiederholen.“

Hieß „irgendwann“ jetzt gleich? Bei der Erinnerung daran an, wie hemmungslos sie sich ihrer Lust hingegeben hatte, wurde Cole erneut hart.

Statt einer Antwort drehte er sich also zu Juliet herum, legte seine Hände um ihre Taille und drehte sich wieder auf den Rücken, wobei er sie auf sich zog. Der Bademantel klaffte auseinander, und Cole spürte ihre warme Haut auf seiner. Sie spreizte die Beine, damit er ihr noch näher kommen konnte.

„Ich dachte, wir wollten erst frühstücken“, flüsterte sie, bevor sie seinen Hals küsste.

„Das ist vermutlich eine gute Idee.“ Doch seine Hände glitten wie von selbst unter den Bademantel und umfassten ihren festen Po. Cole dachte, dass Sex mit Juliet war so selbstverständlich wie das Atmen. Nicht einmal sein Kater hinderte ihn daran, die Freuden zu genießen, die ihr Körper ihm bereitete.

„Nein, wirklich“, begann sie erneut und umkreiste seine Ohrmuschel mit der Zungenspitze, „wir sollten deinem Magen erst etwas Nahrung verschaffen, bevor wir …“

Da klopfte es an der Tür. „Zimmerservice!“, verkündete eine Männerstimme.

Cole spürte einen schmerzlichen Verlust, als Juliet sich von ihm löste, den Bademantel schloss und zur Tür ging. Vielleicht war das seltsame Gefühl aber auch ein Anflug von Scham, weil er beinahe wieder mit seinen Prinzipien gebrochen hätte und nur durch den Zimmerservice gerettet worden war.

3. KAPITEL

Juliet schenkte sich ein letzte Tasse Kaffee ein. Sie hatte bereits drei Croissants und zwei Tassen Kaffee zu sich genommen. Großartiger Sex machte ihr Appetit, und nun fühlte sie sich bereit für eine weitere Runde.

Doch Cole, so willig sein Fleisch auch sein mochte, schien dieser Aufgabe nicht mehr gewachsen. Zwar hatte er zuvor enthusiastisch auf sie reagiert, aber sein Gesicht war noch ebenso blass wie vor dem halben Croissant und der halben Tasse Kaffee, die er hinuntergewürgt hatte.

„Du siehst aus, als könntest du eine heiße Dusche vertragen“, bemerkte Juliet.

„Ich bin nicht sicher, ob ich mich so lange auf den Beinen halten kann.“ Er lächelte schief. „Glaub mir, ich habe meine Lektion gelernt. Ich werde nie mehr harte Sachen trinken, um eine Party zu überstehen.“

„Hasst du Partys wirklich so sehr?“

„Ich bin mal aus dem Fenster geklettert, um einer College-Party zu entgehen.“

Ein Partymuffel! Wie gut, dass Juliet nichts weiter suchte als ein wenig Zerstreuung, denn sie und Cole passten offensichtlich überhaupt nicht zusammen. Ein weiterer Grund also, weshalb sie gleich ohne Bedenken aus dem Zimmer marschieren konnte, ohne sich noch einmal umzublicken.

Allerdings hatte er davon gesprochen, die Sache zwischen ihnen weiterführen zu wollen. Nun gut, es hatte ihr geschmeichelt. Aber es hatte ihr auch ein wenig Angst gemacht. Solange sich das Weiterführen jedoch aufs Bett bezog, war sie dabei.

Cole trank seinen Kaffee aus und seufzte. Da kam Juliet eine brillante Idee.

„Wie wäre es, wenn ich dir ein Bad einließe?“

„Das kann ich schon alleine, danke.“

Sein Gehirn arbeitete offenbar immer noch ein bisschen langsam. „Ich meine, du legst dich in die Wanne, und ich seife dich ein.“

„Das brauchst du nicht“, erwiderte er, wobei sie an seinem halbherzigen Ton erkannte, dass es ihm durchaus gefallen würde.

Sie lächelte hintergründig. „Ich lasse Wasser ein.“

Wenige Minuten später war die Badewanne voll heißem Wasser, und das Badezimmer war von Dampf erfüllt. Juliet hatte ein Badeöl gefunden, das erfrischend nach Minze duftete.

Sie setzte sich auf den Wannenrand und sah zu, wie Cole seinen Bademantel auszog und ins Wasser stieg. Nach diesem Körper könnte man Skulpturen erschaffen, dachte Juliet und spürte, wie Bewunderung und Begehren ein erregendes Kribbeln in ihr auslösten.

Nachdem er sich hingesetzt hatte, blickte er zu Juliet hinauf. „Es ist genug Platz für zwei hier drin.“

„Ja, das habe ich auch gerade gemerkt.“ Sie stand auf, streifte sich den Bademantel ab und holte ein Handtuch, das sie zusammenrollte und unter Coles Nacken schob. Danach setzte sie sich zwischen seine Füße.

„Du entspannst dich. Alles andere übernehme ich.“

Sie nahm die Seife und begann, mit glitschigen Händen langsam und gründlich seinen Fuß zu massieren. Ganz langsam arbeitete sie sich weiter nach oben vor, bis sie seinen Oberschenkel erreichte, und dann wanderte sie am anderen Bein wieder tiefer.

Cole seufzte leise.

Sie ließ den Lendenbereich aus und widmete sich nun Bauch, Brust und Schultern, wobei sie sich auf ihn setzen musste. Eine Weile gab Cole sich mit geschlossenen Augen der passiven Entspannung hin. Als sie jedoch seine Arme fertig massiert hatte und bei der rechten Hand angekommen war, spürte sie die drängende Bewegung seiner Hüften und seine Erektion.

Sein so offensichtliches Verlangen ließ sie natürlich nicht kalt, und sie versuchte, sich durch Gedanken an all die Steuern abzulenken, die sie für den Nachlass ihrer Tante bezahlen musste. Das wirkte ungefähr eine Minute lang, dann aber kam ihr unwillkürlich in den Sinn, was die Hand, die sie gerade massierte, in der Nacht alles mit ihr angestellt hatte, und ihre Erregung wuchs erneut.

„Setz dich auf, damit ich mir deinen Rücken vornehmen kann“, befahl sie und versuchte, um ihn herumzurutschen. Doch er packt sie um die Taille und zog sie auf sich, wobei eine Woge des Badewassers auf den Boden spritzte. Sein Mund war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt.

„Ich will dich“, raunte Cole.

Sie begehrte ihn ebenfalls, und mit ihm zu schlafen wurde plötzlich ein ebenso wichtiges Bedürfnis wie das Atmen. „Okay, aber ich muss die Massage noch zu Ende bringen.“

Cole taxierte sie mit zusammengekniffenen Augen. „Du machst es dir wohl gerne schwer, was?“

„Hm“, erwiderte sie und presste sich an ihn.

Er sagte nichts mehr und ließ sie hinter sich sitzen. Während Juliet seinen Rücken bearbeitete, überlegte sie, dass sie so gut wie nichts über diesen hinreißenden Mann wusste.

„Warum erzählst du mir nicht ein bisschen über dich?“, fragte sie also und merkte zu spät, dass sie schon wieder gegen ihre eigenen Regeln für lockere Beziehungen verstieß. Normalerweise wollte sie so wenig wie möglich über das Leben ihres Sexpartners wissen.

„Was denn, zum Beispiel?“, fragte er zurück.

„Deinen Beruf.“

„Ich bin Unternehmenspsychologe. Ich helfe Firmen, die umstrukturiert werden oder die Probleme innerhalb der Organisationsstruktur haben. Außerdem halte ich Vorlesungen an der Uni.“

Juliet versuchte sich vorzustellen, wie dieser hinreißend attraktive Mann in einem Hörsaal vor Studenten stand, aber es wollte ihr nicht so recht gelingen. „Das passt irgendwie gar nicht zu meinem Bild von dir.“

„Warum?“

„Vielleicht, weil deine Brüder nie etwas von deiner Arbeit erzählt haben.“

„Meinen Brüdern ist auch nicht aufgefallen, dass ich mittlerweile mit dem Studium fertig bin.“

Juliet knetete seine kräftigen Schultern und überlegte, was er als Psychologe wohl aus ihrem bisherigen Verhalten erkennen mochte. Sich als Stripperin auszugeben und mit einem Fremden ins Bett zu steigen ließ sie wohl nicht gerade im besten Licht erscheinen.

„Gehörst du zu den Leuten, die alles kaputt analysieren?“

„Gelegentlich wirft man mir schon vor, die Dinge zu sehr auseinander zu pflücken“, entgegnete er über die Schulter, „aber das würde ich niemals zugeben.“

„Was gibst du dann zu?“

„Dass ich im College Psychologie belegt habe, weil ich dachte, das wäre ein einfaches Fach. Ich war eigentlich für Chemie eingeschrieben und auf dem besten Weg, ein fader Wissenschaftler zu werden, als ich merkte, dass mir Psychologie viel mehr Spaß macht.“

Juliet lächelte. Vielleicht waren sie und Cole doch nicht so verschieden. „Ich habe auch erst versehentlich Betriebswirtschaft studiert. Und dann hast du tatsächlich noch deinen Doktor gemacht?“

„Ja, mein Studienberater meinte, als Diplom-Psychologe könne ich nur Dozent an der Hochschule werden. Das war mir zu theoretisch.“

„Und da hast du deinen Traum vom faden Wissenschaftler aufgegeben.“

„Meine Brüder finden mich auch so fade genug. Wenn du mich besser kennenlernst, wirst du ihnen vermutlich zustimmen.“

Sie beendete die Massage, und als Cole sich zu ihr herumdrehte, musste sie sich sehr zusammennehmen, um sich nicht sofort auf ihn zu stürzen.

„Hör zu, Juliet, die letzte Nacht war Wahnsinn, einfach unglaublich! Aber da wir jetzt die Gelegenheit hatten zu reden, finde ich, dass wir erst einmal keinen Sex haben sollten, bis wir einander noch besser kennen.“

Verdammt, das lief ja ganz und gar nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte! „Was ist los? Rieche ich aus dem Mund? Schnarche ich?“

„Nein, keines von beidem. Es tut mir leid, ich war letzte Nacht nicht ganz bei mir. Ich würde dich lieber erst kennenlernen und sehen, ob wir zueinander passen, bevor wir wieder miteinander ins Bett steigen. Ich will nicht, dass wir etwas tun, was wir später bereuen.“

Mist! Prinzipien waren ja schön und gut, aber nicht, wenn sie einem jeden Spaß verdarben.

Plötzlich kam Juliet sich lächerlich vor, wie sie da nackt in der Badewanne kniete. Sie wollte aussteigen, aber Cole legte eine Hand auf ihre Hüfte.

„Es tut mir leid“, sagte er. „Es hätte nie passieren dürfen, aber ich fände es schön, wenn wir noch mal von vorn anfangen könnten. Wir verabreden uns, gehen aus und lernen einander kennen.“

Na toll! Erst starb ihre Tante und hinterließ jede Menge unbezahlte Rechnungen, dann verlobte sich Rebecca und nun das! Sie hatte den einzigen umwerfend attraktiven Mann der Welt aufgestöbert, der moralische Bedenken gegen Sex ohne Verpflichtungen hatte! Ihre Stimmung schlug um. Sie fühlte sich nicht mehr lächerlich, sondern wütend.

„Danke, aber ich bin im Moment nicht an irgendwelchem Verabredungsblödsinn interessiert.“ Sie stieg aus der Wanne, nahm sich ein Handtuch und stapfte tropfnass, aber würdevoll aus dem Badezimmer. Soll er nur sehen, was ihm entgeht, dachte sie und wusste eigentlich nicht so recht, warum sie überhaupt sauer war.

„Juliet, warte!“ Sie hörte, wie Cole ebenfalls aus der Badewanne stieg, und beeilte sich mit dem Abtrocknen und Anziehen. „Geh doch bitte nicht einfach so.“

Sie drehte sich zu ihm um und zwang sich zu einem Lächeln, während sie in ihr Kleid schlüpfte. „Es hat Spaß gemacht“, sagte sie, „aber fühl dich nicht genötigt, irgendwelche Sprüche zu klopfen oder was immer du da tust. Ich will keine Beziehung.“

„Findest du nicht, dass du etwas überreagierst?“

Tat sie das? Das unangenehme Gefühl in ihrem Magen verdiente ebenso wenig Aufmerksamkeit wie seine Frage.

Cole machte ein missmutiges Gesicht, als sie die Zimmertür öffnete, aber nackt und nass wie er war, konnte er ihr unmöglich folgen. „Geh nicht einfach so“, bat er nochmals.

„Es war nett, dich kennenzulernen“, erwiderte sie. „Auf Wiedersehen.“ Und damit zog sie die Tür hinter sich zu.

4. KAPITEL

Cole sah auf die Uhr und schätzte, dass der unzufriedene Mitarbeiter, der gerade seinem Frust Luft machte, in etwa zehn Sekunden innehalten musste, um Luft zu holen.

Den ganzen Vormittag hatte er bereits damit verbracht, sich die Tiraden über die Fusion von Gideon Corporation mit einer Konkurrenzgesellschaft anzuhören. Er hatte den Auftrag, dem Management eine sinnvolle Strategie zu unterbreiten, wie man aus den Angestellten der beiden Firmen einen zufriedenen Mitarbeiterstab machen könnte.

Doch seit dem letzten Wochenende hatte er an wenig anderes denken können als an Juliet. Seit ihrem rasanten Abgang am Sonntagmorgen hatte er die Ereignisse immer wieder in seinem Kopf Revue passieren lassen und war zu der Überzeugung gekommen, dass er schlecht reagiert hatte. Er wollte es gern wieder gutmachen, nur wie?

Vermutlich wäre es vernünftiger, die Dinge auf sich beruhen zu lassen, aber das schaffte er nicht. Sie hatte ihn weitaus mehr berauscht als der Whiskey, von dem er zu viel getrunken hatte, und er konnte sie einfach nicht vergessen.

Cole nickte dem Angestellten zu, der immer noch weiterredete.

Er hatte den Eindruck, Juliet lebte ihr Leben auf der Überholspur und raste Hals über Kopf in die Selbstzerstörung. Sowohl privat als auch beruflich hatte er immer erlebt, dass oberflächliche sexuelle Beziehungen allen Beteiligten nur schadeten.

Nachdem der Mann all seinen Ärger endlich abgelassen hatte, beendete Cole die Sitzung und beschloss, Mittagspause zu machen. Immer wieder hatte er überlegt, ob er Juliet nicht einfach aufsuchen sollte.

Wie würde sie reagieren, wenn sie ihn sah? Würde sie ihnen eine zweite Chance geben? Er wollte so gern von vorn mit ihr anfangen und in bekleidetem Zustand ein Gespräch mit ihr führen … Nicht, dass ihn die nackten Tatsachen gestört hatten. Er wünschte nur, sie hätten sich damit ein wenig Zeit gelassen.

Er stieg in sein Auto. Die ganze Woche über hatte er Juliets Peitsche, die Maske und den Umhang im Kofferraum gehabt und nicht gewusst, ob er ihr die Sachen schicken oder persönlich vorbeibringen sollte. Doch nun wusste er, was zu tun war. Er würde es sich niemals verzeihen, wenn er es nicht wenigstens versucht hätte.

Über sein Handy ließ er sich von der Auskunft die Nummer und Adresse von Any Occasion geben. Sein Bruder Max hatte den Namen ihrer Partyagentur erwähnt.

Eine Viertelstunde später stieg er aus dem Wagen. Sein Puls klopfte deutlich schneller. Juliets Büro befand sich in einem heruntergekommenen kleinen Haus am Rande des Französischen Viertels. Juliet hatte ihr Möglichstes getan, den Eingang und das Schaufenster mit bunter Dekoration und einem handgemalten hölzernen Ladenschild zu verschönern.

Cole betrat den kleinen Geschäftsraum, und Juliet blickte von ihrem Schreibtisch auf. In normaler Kleidung wirkte sie unauffälliger, aber keineswegs weniger sexy, wie Cole fand.

Sie lächelte freundlich, doch ihre Augen musterten ihn argwöhnisch. „Oh, hallo.“

„Hallo. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich vorbeikomme.“

„Du bist ganz schön hartnäckig, wie?“ Sie klappte einen Katalog zu und schob ihn beiseite.

Zumindest wirft sie ihn nicht nach mir, dachte Cole. „Ja, es heißt, das sei eine meiner guten Eigenschaften.“ Er gab ihr die Tüte mit den Zorro-Utensilien, und sie sah hinein.

„Danke sehr. Ich hatte mir schon den Kopf zerbrochen, wie ich dem Kostümverleih den Verlust erklären könnte.“

„Du hättest mich doch anrufen können.“

Sie unterdrückte ein Grinsen. „Ja, ich kann mir gut vorstellen, wie das geklungen hätte: Hallo, ich bin die Frau, die neulich aus deinem Hotelzimmer gestürmt ist und dabei ihre Peitsche vergessen hat.“

„Glaub mir, ich hätte auch ohne Erklärung sofort gewusst, wer du bist. Ich möchte mit dir reden. Wenn das jetzt kein guter Zeitpunkt ist …“

Sie winkte ab. „Dieser Zeitpunkt ist so gut wie jeder andere.“

„Dann redest du also noch mit mir?“

„Ja, aber nur, weil ich wegen Sonntag ein schlechtes Gewissen habe. Ich habe mich ganz schön zickig benommen.“

„Das war unter den gegebenen Umständen absolut verständlich.“

Sie sah ihn skeptisch an. „Redest du so auch mit deinen Klienten?“

Cole wollte gerade sagen, dass er den Leuten nicht bei Beziehungen beriet, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Ihm fiel die Studie ein, die Studenten seines Abendkurses durchführten: der Einfluss von Büroromanzen auf das Betriebsklima. Vielleicht könnte er eine eigene Studie ins Leben rufen? Eine, an der nur Juliet und er teilnahmen?

„Es ist lustig, dass du mich das fragst“, antwortete er. „Ich habe tatsächlich eine Theorie über Beziehungen, und seit unserer Begegnung habe ich häufiger darüber nachgedacht.“

„Was ist das für eine Theorie?“

Tja, was zum Teufel war seine Theorie? Er sollte sich besser schnell eine ausdenken, sonst machte er sich lächerlich. Bei Theorien musste er immer an Einstein denken. „Ich nenne sie die ‚Theorie der sexuellen Relativität‘ …“ Cole konnte förmlich sehen, wie Einstein sich gerade im Grab herumdrehte.

Juliet sah ihn skeptisch an. „Kannst du das noch weiter erklären?“

„Ja, das ist so: Das emotionale Wohlbefinden steht in direkter Relation zu den sexuellen Gewohnheiten. Sex ohne emotionale Bindung führt zu einer Verschlechterung des emotionalen Wohlbefindens.“ Das klang gar nicht mal schlecht dafür, dass er es sich gerade aus dem Ärmel geschüttelt hatte!

„Ich bin beeindruckt. Ist es das, was du den ganzen Tag lang machst? Herumsitzen und dir Theorien über Sex ausdenken?“

„Manchmal teste ich diese Theorien auch.“

„Das klingt gut. Darf ich mich als freiwilliges Studienobjekt zur Verfügung stellen? Wir könnten lockeren Sex haben, und du kannst die Auswirkungen auf meine Stimmungslage dokumentieren, hm?“

„Oh, ich würde meine Theorie der sexuellen Relativität gerne an dir prüfen, aber du darfst an einer wissenschaftlichen Studie nicht teilnehmen, wenn du von vornherein überzeugt bist, dass die Theorie nicht stimmt.“

Der Akademiker in ihm wehrte sich dagegen, etwas Derartiges als Studie zu bezeichnen, aber der Mann in ihm war bereit, diesem Nonsens jeden erdenklichen Namen zu geben, wenn Juliet nur mitmachte.

Sie lächelte. „Ich bin deiner Theorie gegenüber sehr aufgeschlossen.“

Cole spürte eine Mischung aus Erleichterung und Selbstverachtung. „Na, prima. Ich würde vorschlagen, wir geben uns einen Monat Zeit, um meine Theorie zu überprüfen. Was meinst du?“

„Einen Monat“, bestätigte sie. „Ich bekomme unbegrenzten Zugang zu deinem Bett, und du bekommst unbegrenzte Möglichkeiten, mich zu überzeugen, dass deine Theorie kein Blödsinn ist? Damit komme ich klar.“

Unbegrenzten Zugang zu seinem Bett wollte sie? Ja, damit kam er wohl auch klar.

Alles nur im Interesse der Wissenschaft, natürlich

Juliet war verunsichert. War Coles Theorie nicht ausgemachter Blödsinn? Sie hatte doch nie irgendwelche negativen Auswirkungen durch lockeren Sex verspürt. Sie könnte sogar das Gegenteil behaupten: dass die Menschen erst verletzt wurden, sobald Gefühle im Spiel waren?

Nun gut, sie hatte auch schon Niederlagen erlitten, aber da war sie noch jung gewesen und hatte ihre Gefühle nicht richtig im Griff gehabt. Mittlerweile hatte sie die Kunst des beziehungslosen Sex’ geradezu perfektioniert. Es würde ihr ein Leichtes sein, Coles Theorie zu widerlegen.

Ein Blick auf ihn bestätigte, dass er diese Anstrengung wert war. In seinem strahlend weißen Hemd und der perfekt sitzenden Sommerhose sah er einfach fantastisch aus.

„Ich dachte mir gerade …“

„Ich bekomme langsam den Eindruck, dass du viel zu viel denkst“, erwiderte sie grinsend.

„Vielleicht. Aber würdest du trotzdem heute Abend mit mir essen gehen?“

„Heißt das, wir können nicht gleich ins Bett gehen?“

Er ignorierte ihren Einwand. „Mein Bruder besitzt ein Restaurant in der Innenstadt und hat gerade eine neue Speisekarte herausgebracht. Ich habe ihm versprochen vorbeizukommen. Willst du mitkommen?“

„Welcher von deinen Brüdern ist es?“

„Max, der älteste. Der mit der großen Klappe. Vielleicht hast du von seinem Restaurant schon gehört, es ist das Blue Bayou.“

„Natürlich habe ich davon gehört.“ Es hatte einen guten Ruf. „Ich bin schon ein paar Mal da gewesen und finde es sehr schön. Ich wusste nur nicht, dass es deinem Bruder gehört.“

„Soll ich dich um sieben abholen?“

Sie nickte. „Klingt gut.“

Cole blickte auf die Uhr. „Ich habe gleich noch eine Besprechung und rufe dich später an, damit du mir deine Adresse geben kannst.“

Die Ladentür wurde geöffnet, und Juliets Assistent Finn Connelly kam von seiner Mittagspause zurück.

„Hallo, Finn. Erinnerst du dich an Cole Matheson von Samstagabend?“

Finn lächelte vielsagend. Die ganze Woche schon hatte er darauf gewartet, dass Juliet ihm von der Nacht nach der Party erzählte. Juliet wusste nicht genau, warum sie ihn hatte warten lassen. Bisher hatte sie ihm immer früher oder später alles erzählt.

„Natürlich.“ Finn schüttelte Cole die Hand.

Nachdem Cole gegangen war, fragte Finn so beiläufig wie möglich: „Und? Wollte dieser charmante, gut aussehende Mann wieder einen Striptease buchen?“

„Eigentlich nicht.“ Juliet schätzte Finns unaufdringliche Art sehr, vor allem, da sie wusste, dass er vor Neugier fast platzte. „Also gut. Ich erzähle dir alles, was passiert ist, wenn du versprichst, demnächst mit mir tanzen zu gehen.“

„Abgemacht.“

„Ob du’s glaubst oder nicht: Cole ist Doktor der Psychologie, und er ist anscheinend der letzte Mann auf dieser Welt, der noch moralische Bedenken bezüglich Sex ohne Beziehung hat.“

Finn verdrehte die Augen. „Du Ärmste!“

„Am Samstag hatte er wohl ein bisschen zu viel getrunken und Dinge getan, die sonst nicht passiert wären, wie er behauptet.“

Finn schmunzelte. „Schlimme Dinge?“

„Hm. Und nun will er es wieder gutmachen.“

„Indem er noch schlimmere Dinge tut, wie ich hoffe.“

„Das ist genau das Problem. Cole fühlt sich verpflichtet, mir seine …“, Juliet bemühte sich, wie ein trockener Universitätsprofessor zu klingen, „… Theorie der sexuellen Relativität zu beweisen, die auf dem negativen Einfluss lockerer sexueller Kontakte auf das emotionale Wohlbefinden beruht.“

„Oh, da könnte ich ihm aber viele Geschichten erzählen!“

„Er will unbedingt, dass wir uns erst besser kennenlernen.“

„Und wo liegt das Problem?“

„Da fragst du noch? Wärst du gern das Studienobjekt von jemanden, der zu beweisen versucht, wie verkorkst du bist?“, fragte Juliet, die bewusst verschwieg, dass sie sich freiwillig als Versuchskaninchen gemeldet hatte.

„Schätzchen, dazu brauche ich keine Studie.“

„Das Problem ist, dass er wirklich sexy ist. Und im Bett einfach fantastisch. Ich will einfach nicht die Gelegenheit verpassen, noch mehr solcher Nächte mit ihm zu verbringen wie nach der Party.“

Finn hob eine Augenbraue. „Und wenn du dich in den Kerl verliebst?“

Juliet lachte. „Das wird bestimmt nicht passieren. Stell dir vor, er hasst Partys! Ich meine, was könnte es Schlimmeres für mich geben als einen Partymuffel zum Freund?“

Finn sah nicht sehr überzeugt aus. „So klischeehaft das auch klingen mag, aber Gegensätze ziehen sich tatsächlich an. Ich finde, du könntest gut jemanden gebrauchen, der deine sprühende Energie ein wenig ausbalanciert.“

„Wenn du meinst … Jedenfalls muss ich mir keine Sorgen machen, dass ich mich in ihn verlieben könnte, weil ich gar kein Interesse an einer festen Beziehung habe. So einfach ist das.“

„Wenn du dich da man nicht täuschst.“

Juliet wollte gerade protestieren, da klingelte das Telefon. Sofort erkannte sie die Stimme ihres Vermieters.

„Miss Juliet, ich rufe nur an, um zu sagen, dass ich das Haus verkauft habe, in dem Sie Ihr Büro gemietet haben. Und der neue Besitzer übernimmt nicht Ihren Mietvertrag.“

Schockiert hörte sie sich an, wie ihr Vermieter erklärte, dass der neue Besitzer einen Souvenirladen mit Voodoo-Artikeln eröffnen wolle, und notierte sich die Daten, die er durchgab. Sie versuchte, nicht die Nerven zu verlieren, doch die aufsteigende Panik schnürte ihr fast die Luft ab. Nachdem sie aufgelegt hatte, las sie noch einmal ihre Notizen und spürte plötzlich ein Brennen in den Augen.

„Was ist los?“, wollte Finn wissen.

„Dieses Haus wurde verkauft, und wir müssen bis zum Ende des Monats raus.“

Finn ging zu ihr und nahm sie in die Arme. Juliet weigerte sich, die Nachricht als Tragödie anzusehen. Es war einfach ein weiterer Tiefschlag in ihrem von Tiefschlägen erfüllten Leben.

„Notfalls können wir das Geschäft für ein paar Monate von meiner Wohnung aus führen, falls wir bis Ende des Monats nichts Neues finden.“

„Keine Sorge, wir finden schon etwas. Was ist eigentlich mit dem Haus deiner Tante?“

„Wenn man davon absieht, dass es fast zusammenfällt und ich keine Ahnung habe, wie man ein Haus in Stand setzt …“

„Ich wünschte, ich hätte mit der Schule nicht so viel zu tun, sonst könnte ich dir helfen. Ich wollte schon immer mit einem sexy Werkzeuggürtel um die Hüften herumlaufen.“

Finn arbeitete bei Juliet nur in Teilzeit, da er einen Lehrgang als Gourmetkoch besuchte. Oft sorgte er selbst für die Verpflegung auf ihren Partys, und je mehr er lernte, umso gefragter wurden seine Dienste.

„Ich bin sicher, du siehst mit einem Werkzeuggürtel fabelhaft aus, aber du wirst dir dein eigenes Heimwerkerprojekt suchen müssen, weil ich das Haus verkaufen werde. Würdest du wohl eben an der Ecke eine Zeitung holen? Ich muss die Immobilienangebote durchsehen.“

„Aber gern“, erwiderte Finn und verschwand durch die Tür.

Juliet hatte gar keine Zeit, ihr Schicksal zu beklagen, da sie noch viel für die morgige Babyparty vorbereiten musste und die Verabredung mit Cole vor sich hatte.

Juliet hatte Cole darum gebeten, sie am Haus ihrer Tante abzuholen. Das imposante, blassrosa Gebäude hatte schon bessere Tage gesehen, doch allein sein Anblick beschwor alte Zeiten herauf. Cole liebte die alten Häuser des Garden District, und dieses bedurfte dringend einer sorgfältigen Restauration, um seinen alten Glanz wiederherzustellen.

Als Juliet die Tür öffnete, staunte Cole erneut, wie hübsch sie war. Sie trug ein rotes Kleid mit rosa Blümchenmuster und hatte sich einen rosa Pullover um die Schultern gelegt. So sexy Miss Zorro auch gewesen war – dieses Outfit fand er viel reizvoller.

„He, du siehst toll aus!“

„Danke, du selbst siehst aber auch nicht schlecht aus.“

„Das ist ja ein wunderschönes Haus hier.“

„Es muss viel daran gemacht werden. Ich werde es verkaufen, sobald ich einen guten Makler gefunden habe.“

Cole unterdrückte seinen Drang zu protestieren. Es wäre eine Schande, so ein altes Familienanwesen zu verkaufen, aber er wollte sich seinen Kommentar lieber aufsparen, bis er mehr über die Hintergründe erfahren hatte.

„Ich bin am Verhungern. Lass uns losfahren.“

„Einverstanden. Ich würde mir das Haus aber gern später noch ansehen, falls du Zeit hast.“

„Kennst du dich denn mit Renovierungsarbeiten aus?“

Coles eigenes Haus aus den zwanziger Jahren war renovierungsbedürftig gewesen, als er es vor einem Jahr kaufte, und er hatte monatelang daran gearbeitet. „Tatsächlich ist das eine Art Hobby von mir.“

„Dann könntest du mir ja vielleicht ein paar Tipps geben, was ich noch richten sollte, bevor ich es verkaufe.“

„Ich kann dir wahrscheinlich mehr Tipps geben, als du hören möchtest“, entgegnete er. „Wir sind nur ein paar Blocks vom Restaurant entfernt. Sollen wir zu Fuß gehen?“

Sie schloss die Tür ab und drehte sich lächelnd um. „Kannst du Gedanken lesen?“

Cole war schon seit Jahren nicht mehr zu Fuß durch den Garden District gegangen, und er genoss den Spaziergang mit Juliet. „Bist du hier aufgewachsen?“

„Ja, ich habe hier gewohnt, bis ich zum College ging. Jetzt habe ich eine kleine Wohnung im Nachbarviertel.“

Cole verspürte den Wunsch, ihre Hand zu nehmen, doch er wusste, dass Juliet protestieren würde. Sie hatte keine Scheu davor, mit ihm ins Bett zu gehen, aber er ahnte, dass romantische Gesten nicht ihr Stil waren. „Du wirkst ein bisschen gestresst. Macht dir irgendetwas Sorgen?“

„Tut mir leid, ich hatte keinen so tollen Tag. Wie ich vorhin erfahren habe, muss ich neue Geschäftsräume finden. Das und die Erbschaftsangelegenheiten meiner Tante werden in nächster Zeit noch sehr anstrengend werden.“ Sie erklärte die Situation.

Cole fragte sich, warum sie die offensichtliche Lösung des Problems nicht erkannte. „Hast du dir je überlegt, das Geschäft ins Haus deiner Tante zu verlegen?“

„Finn hat das auch schon vorgeschlagen, aber ich halte es für keine gute Idee.“

„Warum nicht?“

„Du hast das Gebäude doch gesehen. Es fällt fast zusammen.“

„Ich wette, die Mauern sind stabil. Wahrscheinlich müssen nur Schönheitsreparaturen vorgenommen werden, und das ist einfach.“

„Leicht für wen?“

„Ich könnte dir helfen.“

Sie sah ihn misstrauisch an. „Das ist ein zu großzügiges Angebot, das ich niemals annehmen könnte.“

„Aber ich mache das gern, und an meinem Haus ist schon alles fertig repariert. Du würdest mir einen Gefallen tun, wenn du mir ein neues Projekt anbietest.“

Juliet antwortete nicht. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass das Thema für sie vorerst abgeschlossen war. Cole verzichtete darauf, sie darauf hinzuweisen, dass sie mit dem Haus auch ihre eigene Familiengeschichte aufarbeiten würde. Sie schien nicht in der Stimmung für Vorträge. Er würde es später noch einmal versuchen.

Sie erreichten die Hauptgeschäftsstraße, an dem Max’ Lokal lag. Plötzlich fiel Cole ein, dass es möglicherweise keine so gute Idee war, Juliet in das Restaurant seines Bruders mitzunehmen. Nicht nur, dass er später Tausende von Fragen würde beantworten müssen – vor allem, wenn Max oder ein anderer Partygast in ihr die Stripteasetänzerin wieder erkannte –, sie würden auch während des Essens kaum ungestört bleiben.

Doch nun war es zu spät. Cole führte Juliet ins Restaurant, und sogleich wurden sie von Max’ Frau Delia begrüßt, die an der Rezeption stand. Sie arbeitete nicht hier, half aber gelegentlich aus, wenn Not am Mann war.

„Hallo, Delia. Arbeitest du heute?“

„Nein, ich treffe mich hier zu einem Frauenabend mit einer alten Freundin von mir. Aber ich hatte gehofft, dass du heute vorbeikommst.“

Ihr Blick fiel auf Juliet, die lächelnd grüßte.

„Sie kommen mir irgendwie bekannt vor“, sagte Delia.

Cole stellte sie vor. „Delia, das ist Juliet Emory, meine reizende Verabredung für diesen Abend, und Juliet, das ist meine reizende Schwägerin Delia Matheson.“

In Delias Augen blitzte Interesse auf, doch sie wollte sich mit neugierigen Fragen zurückhalten, bis sie mit Cole allein war.

Eine Kellnerin führte sie zu einem Tisch am Fenster und reichte ihnen die Speisekarten. „Ich kann heute besonders die Meeresfrüchtesuppe empfehlen und das Barschfilet in Krebssoße.“

Nachdem sie gegangen war, sagte Juliet: „Ich schätze, deine Schwester hat mich ohne meine Peitsche nicht erkannt, wie?“

„Erinnerst du dich noch an sie?“

„War sie nicht diejenige, die irgendwann auf dem Esstisch getanzt hat?“

„Meine Erinnerung ist leicht verschwommen, aber das klingt tatsächlich ganz nach Delia.“

„Deine Leute sind anscheinend sehr lebenslustig, wenn sie so eine wilde Party für dich schmeißen.“

„Ja, lebenslustig ist ein gutes Wort, um sie zu beschreiben.“ Aufdringlich, laut und nervtötend waren drei andere. „Delia ist die tollste der Bande. Tatsächlich erinnert sie mich sehr an dich.“

„Ach ja?“

„ Bevor sie und Max Kinder hatten, hat sie keine noch so wilde Party ausgelassen.“

Juliet machte kurz ein nachdenkliches Gesicht, doch Cole beschloss, nicht nachzuhaken. „Und nun ist sie eine ruhige und brave Mutter?“

„So ähnlich. Ich denke aber, das Wilde lauert noch immer unter der Oberfläche.“

Die Kellnerin nahm ihre Getränkebestellung auf, und als die Getränke kamen, bestellten sie ihr Essen.

Kurz darauf kam Delia wieder an den Tisch, zog einen Stuhl heran und lächelte Juliet verschwörerisch zu. „Mein Frauenabend fällt aus, weil der Sohn meiner Freundin Fieber hat.“

„Das ist aber schade“, meinte Juliet. „Sich mit Freundinnen zu treffen ist so wichtig.“

„Das können Sie laut sagen. Es wäre mein erster Frauenabend seit Monaten gewesen! Aber genug von mir. Wenn Sie irgendetwas Schlimmes über Cole wissen wollen, brauchen Sie mich nur zu fragen.“

„Sie meinen, er hat eine schmutzige Vergangenheit, von der ich wissen sollte?“ Juliet grinste Cole an, der ziemlich sicher war, dass das Schlimmste, was Delia von ihm preisgeben konnte, einige schreckliche Frisuren aus der High-School-Zeit waren.

„Bei Cole müssen Sie aufpassen. Er hat sich schon unzählige Frauen geangelt, weil seine Nettigkeit echt ist.“

Gut, er war mit einer Anzahl von Frauen ausgegangen, aber er war immer aufrichtig gewesen, und wenn das bedeutete, dass er ein netter Junge war, dann war er es eben. Bis jetzt, korrigierte er sich. Seine kleine Lüge über die sexuelle Relativitätstheorie machte ihm zu schaffen, aber er wusste noch keinen Weg aus dieser Misere, ohne seine Chancen bei Juliet zu verlieren.

„Da bin ich sicher“, sagte Juliet nun. „Zumindest hat er mich schon am Haken.“

So? Juliet war in seinen Augen so frei wie ein Fisch im Ozean.

„Bitte keine Schmeicheleien mehr, sonst werde ich noch rot“, bemerkte er, und die Frauen lachten.

„Wo haben Sie sich kennengelernt?“, wollte Delia wissen.

Cole und Juliet sahen sich an. Doch Cole musste sich keine weiteren Gedanken machen, denn Juliet sprach zuerst. „Beim Tanzen“, sagte sie, was im Grunde genommen ja stimmte.

Delia ließ sich nicht täuschen. „Unser Cole, der ernsthafte Professor, ist zum Tanzen gegangen? Auf seiner Geburtstagsfeier letzten Samstag habe ich ihn zum allerersten Mal tanzen sehen, und das war mit …“ Sie brach ab, als ihr die Sache plötzlich klar wurde.

Autor

Kristin Gabriel
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Jamie Sobrato
Schon als Jamie Sobrato mit acht Jahren ihre ersten, eher schlechten ,Gedichte schrieb, träumte sie davon, Autorin zu werden. Jetzt, nachdem sie viele Romane in den USA und in der ganzen Welt veröffentlicht hat, ist sie ihren damaligen Lehrern sehr dankbar, dass sie sie nach den ersten Fehlversuchen nicht gänzlich...
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