Und plötzlich ist es mehr ...

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Okay. Ich erfüll dir deinen größten Wunsch. Aber nur unter einer Bedingung … Atemlos wartet Ming Campbell, was Jason als Nächstes sagt. Er ist ihr bester Freund, er ist attraktiv und smart, und er wäre der perfekte Vater für ihr Kind, nach dem sie sich so sehnt. Um nichts in der Welt will sie allerdings diese platonische Freundschaft aufgeben! Aber es geht nicht um eine Beziehung. Nein, es geht um … eine Samenspende. Und den Gefallen kann er ihr doch tun, oder? Doch da hört sie verblüfft seine Bedingung: "Wir machen ein Baby. Zusammen in einer heißen Nacht …"


  • Erscheinungstag 21.10.2014
  • Bandnummer 1843
  • ISBN / Artikelnummer 9783733720759
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Weder das besänftigende Plätschern des nahe gelegenen Brunnens noch das üppige Grün der Hängeampeln, die den Außenbereich des Restaurants umgrenzten, vermochten Ming Campbells Nervosität zu mindern. Mit jedem Schluck, den sie von ihrem Eistee mit Granatapfelgeschmack trank, war sie überzeugter davon, gleich den größten Fehler ihres Lebens zu begehen.

Ihre kleine Yorkshireterrier-Hündin Muffin, die unter dem Tisch lag und das Kinn auf Mings Zehen abgestützt hatte, hob plötzlich den Kopf und stieß ein leises Willkommensbellen aus.

Beklommen sah Ming zu dem großen Mann hoch, der lächelnd auf sie zukam. Er trug legere Chinos, ein Polohemd und Freizeitschuhe. Der sexy Bartschatten ließ seine ohnehin schon äußerst attraktiven Gesichtszüge noch verführerischer wirken.

„Tut mir leid, dass ich zu spät bin“, sagte Jason Sterling und strich flüchtig über ihre Schulter, was Ming wohlig erschauern ließ. Stumm verfluchte sie die spontane Reaktion ihres Körpers, während Jason lässig auf dem Stuhl gegenüber Platz nahm.

Seit vor sechs Monaten ihre Verlobung mit Jasons Bruder Evan in die Brüche gegangen war, verspürte Ming jedes Mal ein erregendes Prickeln, wenn Jason kameradschaftlich ihren Arm berührte oder sie nebeneinander auf der Couch saßen. Die flüchtigen Umarmungen hatten eine geradezu elektrisierende Wirkung auf sie. Bedauerlicherweise konnte sie Jason nicht bitten, sie nicht mehr zu berühren. Er hätte den Grund dafür wissen wollen – doch den durfte sie ihm auf gar keinen Fall verraten. Also erduldete sie alles schweigend und hoffte, dass ihre verwirrenden Gefühle im Laufe der Zeit verschwinden oder sich zumindest abschwächen würden.

Muffin sprang an Jason hoch, sah ihn aus ihren braunen Augen ergeben an und stieß ein kurzes Bellen aus. Jason fasste unter ihren Bauch und hob sie hoch, sodass sie ihm zur Begrüßung übers Kinn lecken konnte. Danach machte der Hund es sich zufrieden seufzend auf seinem Schoß bequem.

Jason winkte die Kellnerin herbei, und sie gaben ihre Essensbestellung auf. „Warum hast du nicht ohne mich angefangen?“, fragte er.

Weil sie vor lauter Anspannung keinen Bissen heruntergebracht hätte. „Du hast doch gesagt, du kommst nur eine Viertelstunde später.“

Jason war eingefleischter Junggeselle. Selbstbezogen, vernarrt in Autorennen und stets auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer – gleichgültig, ob es sich um eine rassige Frau oder eine rasante Rennpiste handelte. Ming und er waren seit der ersten Klasse beste Freunde, und sie liebte ihn wirklich, was jedoch nicht bedeutete, dass er sie nicht gelegentlich um den Verstand brachte.

„Tut mir leid. Auf dem Rückweg sind wir in einen Stau geraten.“

„Wolltest du nicht schon gestern nach Hause zurückkommen?“

„Das hatte ich ursprünglich vor. Aber dann haben die Jungs und ich nach dem Rennen noch ein paar Biere getrunken und ein wenig länger gefeiert. Keiner von uns wäre danach in der Lage gewesen, fünf Stunden bis nach Houston zu fahren“, erklärte er amüsiert und streckte die langen Beine unter dem Tisch aus, um sich mit einem Fuß an ihrem Stuhlbein abzustützen.

„Wie nimmt Max es auf, dass du so weit vor ihm in Führung liegst?“ Jason und sein Freund Max nahmen seit ihrem sechzehnten Lebensjahr an nationalen Rennen mit sogenannten Muscle-Cars teil, Autos aus den 1960er Jahren, die mit leistungsstarken V8-Motoren ausgestattet waren. Jedes Jahr versuchten die beiden Männer, sich gegenseitig im Punktesammeln zu übertreffen.

„Ich glaube nicht, dass es ihm noch viel ausmacht, seitdem er verlobt ist.“

So verstimmt hatte Ming Jason das letzte Mal erlebt, als sein Dad sich in eine zwanzig Jahre jüngere Frau verliebt hatte. „Du armer Kerl. Dein bester Freund ist endlich erwachsen geworden und lebt sein eigenes Leben – ohne dich.“ Ming lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Seitdem Max Case der Liebe seines Lebens einen Heiratsantrag gemacht hatte, musste Ming sich Jasons Klagen darüber anhören, wie sehr sich sein bester Freund verändert hatte.

Jason beugte sich verschwörerisch vor. „Vielleicht ist es für mich an der Zeit herauszufinden, was an dieser Sache mit der Liebe eigentlich dran ist.“

„Hast du nicht gesagt, dass du niemals heiraten willst?“ Sie fühlte eine plötzliche Sorge in sich aufsteigen. Falls er sich Hals über Kopf verlieben würde, dann wäre ihre Freundschaft nicht mehr dieselbe, denn sie wäre dann nicht mehr seine beste Freundin.

„Keine Angst.“ Er lächelte beruhigend.

Rasch richtete Ming ihre Aufmerksamkeit auf den griechischen Salat, den die Kellnerin zwischenzeitlich serviert hatte. Auf der Highschool hatte sie für Jason geschwärmt. Es war ein hoffnungsloses Unterfangen gewesen. Unerwidert. Abgesehen von einem kurzen Techtelmechtel nach dem Abschlussball, was seinen Worten zufolge ein großer Fehler gewesen war, hatte er ihr gegenüber nie irgendwelche Andeutungen gemacht, andere als freundschaftliche Gefühle für sie zu hegen.

Nachdem er aufs College gegangen war, war ihre Liebe zu ihm trotz der räumlichen Entfernung unverändert geblieben, doch ihr war eines klar geworden: Selbst wenn Jason sich wie durch ein Wunder in sie verlieben sollte, würde er seinem Herzen niemals nachgeben. Immer und immer wieder hatte er betont, wie wichtig ihm ihre Freundschaft war und dass er nichts tun würde, was sie gefährden könnte.

„Also, was gibt’s?“, fragte Jason, nachdem er die Hälfte seines Hamburgers verspeist hatte. „Du hast gesagt, dass du etwas Ernstes mit mir besprechen musst.“

In den dreißig Minuten, die sie auf ihn gewartet hatte, hatte sie sich beinahe in eine Panik hineingesteigert. Normalerweise konnte sie ihm alles erzählen, was ihr widerfuhr – nun, beinahe alles.

Als sie damals mit Evan zusammengekommen war, hatten sie über ein paar Dinge nicht gesprochen. Ganz oben auf der Liste hatten ihre Gefühle für seinen Bruder gestanden. Es war sehr schwer gewesen, mit diesem bedeutsamen Teil ihres Lebens allein zurechtzukommen, aber sie hatte sich damit abgefunden. Es überraschte sie selbst, wie schwer es ihr fiel, sich Jason gegenüber jetzt zu öffnen.

„Ich werde ein Kind bekommen.“ Angespannt hielt sie den Atem an, während sie auf seine Reaktion wartete.

Jason, der sich gerade eine Fritte in den Mund schieben wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. „Bist du schwanger?“

Sie schüttelte den Kopf. Ihre Nervosität begann allmählich abzuebben, da sie das Gespräch endlich begonnen hatte. „Bisher noch nicht.“

„Wann dann?“

„Hoffentlich bald.“

„Und wie? Du hast doch gar keinen Freund.“

„Ich habe mich für eine künstliche Befruchtung entschieden.“

„Und wer soll der Vater sein?“

Verlegen stocherte Ming in ihrem Salat herum. „Ich habe die Auswahl inzwischen auf drei Männer beschränkt, einen Rechtsanwalt für Gesellschaftsrecht, einen Athleten, der jedes Jahr am Iron Man auf Hawaii teilnimmt, und einen engagierten Tierfotografen. Verstand. Körper. Gefühl. Bisher habe ich noch keine endgültige Wahl getroffen.“

„Offenbar machst du dir schon eine Weile Gedanken darüber. Warum erzählst du mir erst jetzt davon?“ Er schob den Teller beiseite, obwohl er seinen Burger erst zur Hälfte verzehrt hatte.

Früher hatte sie mit Jason über alles reden können. Doch das hatte sich geändert, nachdem sie sich auf seinen Bruder eingelassen hatte. Dabei hätte das keinen Einfluss auf ihre Freundschaft haben dürfen, denn es bestand keinerlei Hoffnung, dass Jason und sie jemals mehr als Freunde sein würden.

„Du weißt doch, warum Evan und ich uns getrennt haben.“ Bereits am Anfang ihrer Beziehung war sie besorgt gewesen, weil Evan ihre Leidenschaft für ein Familienleben nicht zu teilen schien. Doch sie hatte geglaubt, dass er sich im Laufe der Zeit ändern würde. „Kinder bedeuten mir viel. Sonst würde ich das nicht tun, worüber ich gerade nachdenke.“

Schließlich war sie aus Liebe zu Kindern Kieferorthopädin geworden. Die kindliche, sorglose Sicht der Dinge brachte Ming zum Lächeln, also half sie den Kindern dabei, dieses Lächeln mit perfekten Zähnen zu erwidern.

„Hast du es deinen Eltern erzählt?“

„Bisher noch nicht.“ Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her.

„Weil du genau weißt, dass deine Mutter die Krise bekommt, wenn sie erfährt, dass du schwanger werden, aber nicht heiraten willst.“

„Sie wird nicht begeistert sein, aber sie weiß, wie sehr ich mir eine eigene Familie wünsche. Irgendwann akzeptiert sie schon, dass ich nicht verheiratet bin.“

„Das weißt du aber nicht sicher. Lass dir doch erst einmal Zeit, um die Trennung von Evan zu verarbeiten. Irgendwo da draußen wartet Mr Right auf dich.“

Das war nicht sehr wahrscheinlich, wenn man bedachte, dass der einzige Mann, der für diesen Job in Betracht kam, wild entschlossen war, niemals zu heiraten. „Wie lange soll ich deiner Meinung nach warten?“ Sie hörte selbst, wie frustriert sie klang. „Noch mal sechs Monate? Ein Jahr? In zwei Monaten werde ich zweiunddreißig. Ich will keine Zeit mehr damit verschwenden, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, was meine Mutter davon hält. Mein Herz weiß, was die richtige Entscheidung ist.“ Ming streckte das Kinn vor. „Ich bin fest entschlossen, Jason.“

„Das sehe ich.“

Ernst schaute er sie mit seinen tiefblauen Augen an. Seine Augen hatten dieselbe Farbe wie ihr geliebtes 1966er Shelby-Cobra Cabrio. Jason hatte ihr damals dabei geholfen, ihre Eltern davon zu überzeugen, ihr den Sportwagen zum siebzehnten Geburtstag zu kaufen. Gemeinsam hatten Jason und sie den ganzen Sommer damit zugebracht, den Wagen zu restaurieren, und Ming verband wundervolle Erinnerungen mit dieser Zeit. Jedes Mal, wenn sie den Wagen fuhr, fühlte sie sich auf eigentümliche Weise mit Jason verbunden. Aus diesem Grund hatte sie das Cabrio in ihrer Garage geparkt und war es nicht mehr gefahren, als sie begonnen hatte, sich mit Jasons Bruder Evan zu treffen.

„Es wäre mir sehr wichtig, dass du meine Entscheidung respektierst.“

„Du bist meine beste Freundin“, sagte er und sah sie traurig an. „Wie kommst du darauf, dass ich nicht auf deiner Seite sein könnte?“

Obwohl er sicherlich immer noch damit beschäftigt war, die Neuigkeiten zu verarbeiten und zu überlegen, ob sie nun einen Fehler beging oder nicht, hatte er sich damit unmissverständlich hinter sie gestellt. Ming entspannte sich. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie viel ihr Jasons Meinung wirklich bedeutete.

„Bist du fertig?“, fragte sie einige Minuten später und nahm Blickkontakt zu der Kellnerin auf. „Ich sollte jetzt besser in die Klinik zurückfahren. In fünfzehn Minuten habe ich meinen nächsten Patienten.“

Jason nahm der Kellnerin die Rechnung aus der Hand und zog sein Portemonnaie hervor.

„Ich wollte dich aber einladen“, widersprach Ming. „Das geht auf mich.“

„Das ist wohl das Mindeste, was ich tun kann, nachdem ich schon so spät gekommen bin. Außerdem komme ich preiswert dabei weg, wenn man bedenkt, wie wenig du isst.“

„Danke.“

Während Jason das Geld neben den Salzstreuer legte, stand Ming auf und rief Muffin zu sich, doch der Yorkshireterrier weigerte sich, Jasons Schoß zu verlassen. Verärgert betrachtete Ming ihren Hund. Sie würde ihn ganz bestimmt nicht von Jasons Schenkeln klauben. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich allein bei der Vorstellung, Jasons muskulöse Beine zu berühren.

Ergeben seufzend ging sie auf den Ausgang zu, durch den man direkt zum Parkplatz gelangte. Jason holte sie ein, den Hund unter den Arm geklemmt, noch bevor sie den Bürgersteig erreicht hatte.

„Wo ist dein Auto?“, fragte er.

„Ich bin gelaufen. Es sind nur zwei Blocks.“

Eigentlich hätte sie ihren Spaziergang an diesem erfreulicherweise nicht schwülen Septembertag genießen sollen, doch stattdessen war sie wegen des bevorstehenden Gesprächs mit Jason völlig verkrampft und angespannt gewesen.

„Komm schon. Ich fahre dich zurück.“ Er nahm ihre Hand, und unwillkürlich fühlte Ming sich von einem erregenden Prickeln durchflutet, das ihre Sinne zu schärfen schien.

Sie nahm den würzigen Duft seines Rasierwassers wahr, das sie eine verstörende Begierde empfinden ließ. Sie spürte seinen warmen, schlanken Körper überdeutlich neben sich, wie sein Arm leicht gegen ihre Schulter stieß. In Momenten wie diesen war sie kurz davor, der Versuchung nachzugeben und ihre Sprechstundenhilfe anzurufen, damit die ihre Nachmittagstermine absagte … Damit sie Jason mit zu sich nach Hause nehmen und endlich dem brennenden Verlangen nachgeben könnte …

Doch selbstverständlich würde sie das niemals tun. Stattdessen würde sie einen anderen Weg finden, diesen seltsamen Hunger zu bekämpfen. Stets war sie die Zurückhaltende von ihnen beiden gewesen, diejenige, die fleißig studiert, die ihre Zukunft sorgfältig geplant und ihr Leben völlig durchstrukturiert hatte. Jason hingegen hatte immer impulsiv gehandelt, auf dem College eine Party nach der anderen gefeiert und es trotzdem fertiggebracht, mit Auszeichnung zu bestehen. Nie hatte er den Erwartungen anderer gerecht werden wollen.

Sie näherten sich seinem Wagen, einem sportlichen 1969er Camaro, und Jason hielt ihr die Beifahrertür auf. Obwohl sie nichts weiter als Freunde waren, behandelte er sie mit derselben Ritterlichkeit wie die Frauen, mit denen er sich traf. Bevor Ming sich setzen konnte, musste Jason erst eine fast einen halben Meter hohe Trophäe vom Beifahrersitz räumen, die er scheinbar achtlos auf den Rücksitz warf. Doch Ming wusste, dass er stolz auf den Pokal war, der sicher schon bald seinen Platz neben vielen anderen in Jasons privater Hall of Fame finden würde.

„Irgendwas beschäftigt dich doch noch“, bemerkte er, nachdem er sich hinter das Lenkrad gesetzt hatte und den starken Motor gestartet hatte. Manchmal wusste er noch vor ihr, was sie dachte. „Was ist los?“

„Dafür reicht die Zeit jetzt nicht mehr.“ Ming wiegte Muffin in den Armen und presste die Wange gegen ihr seidiges Fell. Erfreut leckte die Hündin ihre Hand.

„Dann gib mir eben die Kurzfassung.“

Jason fuhr aus der Parklücke heraus, und das satte Dröhnen des V8-Motors ließ Mings Herz schneller schlagen. Seitdem Jason mit sechzehn Jahren sein erstes Muscle-Car bekommen hatte, war Ming seine begeisterte Beifahrerin gewesen. Die anderen Jungs in der Schule hatten neuere Wagen gefahren, doch Jason hatte stets nur die schnellen Klassiker aus den 50er, 60er und 70er Jahren geliebt.

„Ist auch egal, weil ich meine Meinung geändert habe.“

„Worüber denn?“

„Über das, was ich dich eigentlich fragen wollte.“ Sie wünschte, er würde es dabei belassen, aber sie wusste es besser. Wenn seine Neugier erst einmal geweckt worden war, würde er so lange nachbohren, bis er eine zufriedenstellende Antwort erhielt. „Es war nicht wichtig.“

„Das glaube ich nicht. Du benimmst dich schon seit Wochen seltsam. Komm schon, was ist los?“

Ming seufzte. „Du hast mich gefragt, wer der Vater sein wird.“ Sie stockte und überlegte, welche Folgen es wohl haben würde, wenn sie weitersprach. Die plausible Erklärung, die sie sich zurechtgelegt hatte, würde keinerlei Rückschlüsse auf die liebevollen Gefühle zulassen, die sie für Jason empfand. Niemals durfte er erfahren, wie es wirklich in ihr aussah. Sie spürte, wie ihr Herzschlag sich vor Aufregung beschleunigte, als sie es endlich laut aussprach: „Ich möchte, dass du es bist.“

Zwischen ihnen herrschte Schweigen, bis Jason den Wagen vor dem Klinikeingang zum Halten brachte. Mings Bekenntnis hatte ihn wie ein Schlag getroffen. Es überraschte ihn nicht, dass sie ein Baby haben wollte. Aus diesem Grund hatte es zwischen ihr und Evan auch nicht geklappt. Doch es traf ihn völlig unvorbereitet, dass sie sich ihn als Vater wünschte.

Empfand sie etwa mehr für ihn als nur Freundschaft? Begehrte sie ihn?

Nicht sehr wahrscheinlich.

Seit der ersten Klasse war sie seine beste Freundin. Sie war der einzige Mensch, mit dem er über seine Angst nach dem Selbstmordversuch seines Vaters hatte reden können. Das einzige Mädchen, das ihm geduldig zugehört hatte, wenn er immer wieder über seine Ziele gesprochen hatte, und die einzige, die ihn zur Vernunft gebracht hatte, wenn er von Zweifeln geplagt worden war.

Auf der Highschool hatten seine Freundinnen ständig gewechselt, doch die intelligente und humorvolle Ming war immer da gewesen, ohne irgendwelche Erwartungen an ihn zu haben. Wenn er ein Treffen mit ihr absagte, war sie niemals beleidigt oder verärgert. Sie hatte sich nie beschwert, wenn er über dem Basteln an Motoren oder dem Basketball mit seinen Kumpels vergessen hatte, sie anzurufen. Und mehr als einmal hatte sie ihn mit ihrem messerscharfen Verstand wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht.

Sie würde eine wunderbare Freundin sein, ganz bestimmt auch eine wunderbare Geliebte … falls er es riskieren wollte, ihre fünfundzwanzigjährige Kumpel-Freundschaft zugunsten einiger romantischer Momente zu ruinieren. Denn spätestens nach ein paar Monaten würde er sich wieder nach etwas Neuem umsehen und Ming hinter sich lassen. Er schützte sein Herz einfach zu sorgsam.

Aufmerksam betrachtete er ihr schönes ovales Gesicht. „Wieso ausgerechnet ich?“

Sie sah ihn aus ihren unergründlichen dunklen Augen an und lächelte leicht. „Du bist die perfekte Wahl.“

Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Wollte sie ihre Beziehung verändern? Ihn durch ein Kind an sich binden? Er hatte nicht vor, jemals zu heiraten, und Ming wusste das. Das akzeptierte sie doch – oder etwa nicht?

„Wie kommst du darauf?“

„Weil du mein bester Freund bist. Ich weiß alles über dich. Ich fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken, ein Kind von einem Fremden zu bekommen.“ Sie seufzte. „Außerdem bin ich völlig zufrieden damit, alleinerziehende Mutter zu sein. Du bist eingefleischter Junggeselle. Du bekommst sicher keine Gewissensbisse und forderst deine väterlichen Rechte ein. Es ist einfach perfekt.“

„Perfekt“, wiederholte er, während ihm durchaus bewusst war, dass ein gemeinsames Kind sie beide auf eine Weise miteinander verbinden würde, die über Freundschaft weit hinausging. „Du hast recht. Ich möchte weder heiraten noch Kinder haben. Aber der Vater deines Kindes zu sein …“ Etwas in seinem Unterbewusstsein wollte ihn davor warnen, weitere Fragen zu stellen. Schließlich hatte sie sich ja eigentlich dagegen entschieden, ihn um seine Hilfe zu bitten. Dabei sollte er es besser belassen.

„Mach es doch nicht so kompliziert“, sagte sie. „Wir sind schon so lange befreundet, und ich möchte nicht, dass sich etwas daran ändert.“

Dafür war es wohl zu spät. „Es hat sich schon etwas geändert, als du mit Evan zusammengekommen bist.“

Jason war damals nicht besonders erfreut gewesen. Um ehrlich zu sein, war er sogar sehr ungehalten gewesen, obwohl er dazu eigentlich kein Recht gehabt hatte. Warum war er nicht glücklich darüber gewesen, dass Ming und sein Bruder ein Paar geworden waren?

„Ich weiß“, stimmte Ming ihm zu. „Am Anfang war es wirklich seltsam, aber ich wäre nie mit Evan ausgegangen, wenn ich nicht deinen Segen gehabt hätte.“

Was war ihm denn anderes übrig geblieben? Schließlich war sie nur eine Freundin und nicht mehr. Trotzdem hatten ihm diese rationalen Gedanken nicht weitergeholfen, als er zum ersten Mal gesehen hatte, wie sein Bruder Ming geküsst hatte.

„Meinen Segen hättest du doch gar nicht gebraucht. Es ist ganz allein deine Sache, mit wem du dich triffst.“ Allerdings hatte die Beziehung zwischen Ming und Evan ihm einen herben Schlag versetzt. Auf einmal hatte er in Ming nicht länger nur seine beste Freundin, sondern auch eine äußerst begehrenswerte Frau gesehen. „Und warum wolltest du mich erst als Vater – und dann doch nicht? Warum wolltest du mich eigentlich gar nicht fragen? Begehrst du mich nicht?“

„Ich begehre dich sowieso nicht …“, verbesserte sie ihn leicht amüsiert, „… sondern lediglich ein paar von deinen besten Schwimmern, um ein Kind zu zeugen.“

Offensichtlich wollte sie die Sache leichthin abtun, aber den Gefallen würde er ihr nicht tun. „Okay, also wann hast du aufgehört, ein paar meiner besten Schwimmer zu begehren?“

Sie sah nach vorne und spielte gedankenverloren mit Muffins Ohren, was den Hund in einen Zustand der höchsten Verzückung versetzte. „Weil wir es geheim halten müssten. Wenn es jemand herausfindet, sind wir geliefert, und es würde ziemlich hässlich werden.“

Nicht, wenn jemand es herausfand – sondern Evan. Obwohl sein Bruder sie sehr verletzt hatte, nahm Ming bei dieser für sie überaus bedeutsamen Entscheidung also immer noch Rücksicht auf seine Gefühle. Sie hatte wirklich etwas Besseres als Evan verdient.

„Und was wäre, wenn wir es nicht verheimlichen? Mein Dad wäre sicher ganz aus dem Häuschen, wenn einer seiner Söhne ihn zum Großvater macht.“

„Aber er würde von dir auch erwarten, dass du die Vaterrolle übernimmst“, entgegnete Ming und sah ihn verständnisvoll an. „Das würde ich nie von dir erwarten.“

Irgendwie verübelte er es ihr, dass sie offenbar annahm, er wolle auf keinen Fall in die Angelegenheit verwickelt werden. Zugegebenermaßen hätte er es noch vor zehn Minuten nicht einmal ansatzweise in Erwägung gezogen, Vater zu werden. Doch plötzlich gefiel ihm die Vorstellung genauso wenig, für sein Kind kein richtiger Vater zu sein. „Ich schätze, ich kann dir diese Sache nicht mehr ausreden.“

„Ich bin fest entschlossen: Ich werde Kinder haben.“

„Kinder?“, wiederholte er fassungslos. „Ich dachte, wir sprechen von einem Baby. Hast du etwa vor, eine ganze Baseballmannschaft in die Welt zu setzen?“

Ming lachte laut auf. Es war ein wunderbares Geräusch. Keine andere Frau lachte dermaßen sexy wie Ming. Ihre schwarzen Augen glitzerten vergnügt.

„Was ist denn so lustig?“, fragte er.

Sie schüttelte den Kopf, und ihr ebenholzfarbenes Haar umrahmte verführerisch ihre exotischen Gesichtszüge. „Du hättest dich eben mal sehen sollen.“

„Ich bin davon ausgegangen, dass es sich um einen einmaligen Deal handelt“, erwiderte er missmutig.

„Das ist es ja auch, aber du weißt nie, was bei in vitro schließlich herauskommt. Es ist gut möglich, dass ich Drillinge bekomme.“

„Drillinge?“ Verdammt. Er hatte sich noch nicht einmal an den Gedanken gewöhnt, ein Kind zu bekommen, und plötzlich waren es schon drei?

„Das ist möglich“, erwiderte sie und lächelte gedankenverloren.

Für ein Elternpaar wären Drillinge schon eine echte Herausforderung. Doch wie wollte Ming als alleinerziehende Mutter mit drei Babys fertig werden?

Unwillkürlich musste er sich vorstellen, wie Ming geheimnisvoll lächelnd seine Hand auf ihren gerundeten Bauch legte. Wie sie vor Freude strahlte, wenn sie ihm zum ersten Mal das Baby in die Arme legte. Sämtliche Alarmglocken schrillten in ihm los, als er bemerkte, wie sehr ihm diese Vorstellung gefiel. Nach dem Suizidversuch seines Vaters hatte er sich vorgenommen, niemals selbst Ehemann oder Vater zu werden. In all den Jahren hatte er diese Entscheidung nicht ein einziges Mal angezweifelt.

Ming warf einen Blick auf die silberne Armbanduhr an ihrem schlanken Handgelenk. „Ich habe noch sieben Minuten, um nach oben zu gehen, oder ich verspäte mich.“

„Wir müssen aber noch reden.“

„Das müssen wir eben später tun.“ Sie nahm Muffin und stieg aus dem Wagen.

„Wann später?“

Doch sie hatte die Tür bereits zugeschlagen. Bewundernd beobachtete Jason sie dabei, wie sie schlank und sexy in ihrer maßgeschneiderten schwarzen Hose und dem ärmellosen Stricktop, das ihre gebräunten Arme reizvoll zur Geltung brachte, auf den Eingang zuging.

Sie war wirklich verdammt hübsch.

Gleich darauf ärgerte ihn dieser Gedanke, der sich ihm so unerwartet aufgedrängt hatte.

Leise fluchend schaltete Jason den Motor aus, stieg aus dem Auto und lief hinter ihr her auf den Haupteingang zu, doch Ming hatte das Gebäude bereits betreten.

Mit ihren zehn Zentimeter hohen Absätzen hatte sie allerdings kaum eine Chance, ihm zu entkommen. Noch vor ihr kam er beim Fahrstuhl an und legte die Hand über die Schalttafel, um sie davon abzuhalten, einen der Knöpfe zu drücken.

„Wenn du den Camaro da stehen lässt, schleppen sie ihn ab.“ Sie grinste ihn frech an.

Er nahm ihre Worte kaum zur Kenntnis. „Lass uns zusammen zu Abend essen.“

Ein leises Ping erklang, und die Fahrstuhltüren öffneten sich. Ming stieg ein. „Ich habe schon etwas vor.“

„Mit wem denn?“ Jason folgte ihr in den Fahrstuhl.

„Seit wann interessierst du dich so für mein Sozialleben?“, fragte sie kopfschüttelnd.

Seitdem deine Verlobung in die Brüche gegangen ist, dachte er.

Im dritten Stockwerk stiegen sie aus und kamen zuerst an der Praxistür vorbei. Dr. Terrance Kincaid, Zahnarzt, und Dr. Ming Campbell, Zahnärztin, stand auf dem Schild. Zehn Schritte weiter blieb Ming vor einer weiteren Tür stehen, die direkt in ihr Büro führte.

Eine der Zahnarzthelferinnen wartete bereits auf sie. „Oh, gut, dass Sie da sind. Ich rufe gleich Ihren nächsten Patienten auf.“

Ming setzte Muffin auf den Boden, und der Terrier flitzte durch den Flur in das Wartezimmer. Hastig griff Ming nach ihrem Arztkittel. Als sie an Jason vorbeigehen wollte, hielt er sie am Arm fest.

„Du kannst das doch nicht alleine machen.“ Ihm war selbst nicht klar, ob er sich damit auf die Empfängnis oder die Erziehung eines Kindes bezog.

Beschwichtigend lächelte sie ihm zu. „Ich schaffe das schon.“

„Das bezweifle ich nicht.“ Trotzdem ging es ihm nicht aus dem Sinn, dass sie ihn brauchte.

Ein vielleicht dreizehnjähriger Junge betrat den Flur und winkte Ming zu.

„Hallo, Billy!“, rief sie. „Wie war dein Baseballturnier letzte Woche?“

„Toll! Mein Team hat jedes Spiel gewonnen.“

„Mit einem großartigen Pitcher wie dir habe ich nichts anderes erwartet. Wir sehen uns gleich.“

Ming wandte sich an Jason. „Ich rufe dich morgen an.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, folgte sie Billy ins Behandlungszimmer.

Unschlüssig sah Jason ihr hinterher. Am liebsten hätte er sofort Antworten auf alle seine Fragen verlangt, aber er wusste auch, wie unangenehm es ihm gewesen wäre, wenn Ming ihn auf seiner Arbeit in die Enge getrieben hätte.

Autor

Cat Schield

Cat Schield lebt gemeinsam mit ihrer Tochter, zwei Birma-Katzen und einem Dobermann in Minnesota, USA und ist die Gewinnerin des Romance Writers of America 2010 Golden Heart ® für romantische Serienromane. Wenn sie nicht gerade neue romantisch-heiße Geschichten schreibt, trifft sie sie sich mit ihren Freunden um auf dem St....

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