Wetten, dass es Liebe ist?

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Die erfolgreiche Modedesignerin Charley hat Immobilienmogul Cade Landry nie verziehen, dass er sie einst zurückwies. Doch jetzt ist ihre Zeit für Rache gekommen: Nach einer glamourösen Party landen sie im Bett und verbringen gemeinsam sinnliche Stunden der Lust. Danach verschwindet sie ohne Abschiedsgruß. Das kann Playboy Cade nicht auf sich sitzen lassen! Zumal er sie den ganzen Sommer lang daten muss, um eine verrückte Wette mit Freunden zu gewinnen. Also bietet er ihr einen pikanten Deal an, bei dem beide auf ihre Kosten kommen, oder?


  • Erscheinungstag 29.04.2025
  • Bandnummer 2699
  • ISBN / Artikelnummer 9783751534789
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Heidi Rice

Wetten, dass es Liebe ist?

PROLOG

Vor vier Jahren

„Hey, Mr. Landry, was glauben Sie, was britische Bad Girls so heiß macht?“

Cade stand in dem exklusiven Veranstaltungsraum seiner Wohnung in Las Vegas. Die glitzernden Lichter des berühmten Las Vegas Strip fünfunddreißig Stockwerke unter ihm waren durch die Panoramafenster zu sehen.

Er nippte an dem sehr kostspieligen Glas Sekt und blickte finster auf das Bad Girl, das auf der anderen Seite in sinnlichem Rhythmus auf einem der Tische tanzte. Das äußerst knappe, rote Glitzerkleid aus Satin – es war eher ein Stofffetzen – bedeckte kaum den Po ihres schlanken Körpers.

„Ich weiß es nicht, Chad“, rief er über die Musik hinweg, die ein weltberühmter DJ auflegte. Er hatte ihn engagiert, damit die Teilnehmer an der offiziellen Veranstaltung abends noch ein bisschen Spaß auf seiner Party hatten. Ein Spaß, der dank dieses wilden Mädchens und ihrer Truppe zu einem allgemeinen Getümmel ausartete.

„Aber sie verschwindet jetzt. Wer auch immer sie ist“, fügte er hinzu. Wie alt war sie eigentlich? Denn sie sah aus wie ein außer Rand und Band geratenes Kind, das einen Tequila zu viel getrunken hatte – obwohl sie laut Gesetz noch keinen Alkohol trinken durfte.

Als sie vor zehn Minuten mitsamt ihrer Gefolgschaft aufgetaucht war, hatte er dem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes gesagt, dass er sie vor die Tür setzen sollte. Aber der Wachmann schien genauso verzückt von ihren Kapriolen zu sein wie die Jungs um sie herum.

„Wissen Sie nicht, wer sie ist, Mr. Landry?“, fragte Chad. „Das ist Charlotte Courtney.“

Verdammt. Er hatte schon von dem Teilzeit-Model und Vollzeit-Wildfang gehört. Vor einem Jahr hatte sie für Schlagzeilen gesorgt, als sie sich die langen Haare abgeschnitten hatte und aus einem lukrativen Modelvertrag ausgestiegen war.

Wütend stellte er sein Glas auf ein Tablett, als einer der Kellner vorbeiging, und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Er wusste alles über Kinder wie Charlotte Courtney – ein armes, kleines, reiches Mädchen, das sich nie an die Regeln halten musste.

Seine Mutter hatte ihn im Alter von fünf Jahren ins Heim gesteckt, weil es ihr zu viele Probleme gemacht hatte, ihn zu ernähren. Als armer Junge, der es zu etwas gebracht hatte, war er wie geschaffen dafür, ihr eine Lektion zu erteilen. Sie musste lernen, wie man sich zu benehmen hatte, statt auf seine Kosten Unruhe zu stiften.

Umso ärgerlicher war, dass sich sein Beschützerinstinkt meldete, als irgendein Mann in der Menge ihr einen Klaps auf den Po gab. Das Mädchen drehte sich ebenso empört wie verächtlich um und trat nach dem Grapscher.

Cade konnte hören, wie sie dem Kerl in scharfem Ton und mit britischem Akzent die Hölle heiß machte. Jetzt empfand er auch noch einen ebenso erschreckenden Anflug von Bewunderung für sie.

Als er den Tisch erreichte, der wegen ihres wilden Tanzstils zu wackeln begonnen hatte, hinderte er einen anderen Mann daran, ihr zu nahezukommen.

„Lass deine dreckigen Finger von mir, du Widerling“, schrie Charlotte den übergriffigen Kerl an.

„Wie wäre es, wenn ich dich hier herausbringe, Kleine?“, rief Cade ihr zu, um die laute Musik zu übertönen.

„Wer sind Sie?“ In ihren funkelnden, überraschend hellen smaragdgrünen Augen blitzte Empörung auf.

Schnell legte sich seine Bewunderung. Für wen, zum Teufel, hielt sie sich? Sie platzte mit ihren Anhängern in seine Veranstaltung und benahm sich, als gehörte ihr der Laden.

„Cade Landry. Das ist meine Wohnung – und meine Party. Da ich dich nicht eingeladen habe, ist es wohl an der Zeit, dass du gehst.“

Sie sah ihn finster an. „Okay, danke, Sir Galahad“, rief sie, sprang vom Tisch und direkt in seine Arme.

Überrascht kam er ins Taumeln und trat ein paar Schritte zurück, als die höchstens fünfzig Kilo schwere Frau in seinen Armen landete. Er konnte sich gerade noch rechtzeitig abstützen, um zu verhindern, dass sie beide auf dem Boden landeten. Sie schlang die Hände um seinen Hals und die Beine um seine Taille. Zu seinem Ärger duftete sie nach wilden Sommerblumen und Frauenschweiß.

Sie grinste. „Steh hier nicht so herum, Galahad. Beweg dich. Bevor wir als die Internet-Sensation von morgen enden.“

Er nahm von niemandem mehr Befehle entgegen – schon gar nicht von verwöhnten reichen Mädchen. Aber sie hat recht, dachte er, als die Leute ihre Handys zückten und Fotos machten.

Sobald er sie von hier weggebracht hatte, konnte er ihr gehörig die Meinung sagen. Gezwungenermaßen trug er sie ritterlich auf seinen Armen, während er sich den Weg durch die Menge bahnte – obwohl er kein ritterlicher Typ war. Mit jedem Schritt, den er machte, wurde er wütender. Schließlich erreichten sie die Lobby mit den Aufzügen.

An der Tür stand ein weiterer Wachmann. „Mr. Landry? Sir?“, sagte er und warf einen Blick auf das Mädchen, das Cade auf den Armen trug.

Mit den Fingernägeln fuhr sie über seinen Nacken und setzte ihn total unter Strom, was ihm absolut nicht behagte. „Schaffen Sie ihre Anhänger auch hier raus. Und sagen Sie Ihrem Kollegen, dass er gefeuert wird“, fügte er hinzu. Der Mann nickte und eilte zurück in den Saal, als Cade sie auf ihre Füße stellte.

„Meinst du nicht, dass du ein bisschen verwöhnt bist, Sir Galahad?“, fragte sie atemlos.

Das spielerische Glitzern in ihren fast durchsichtigen, schönen Augen sagte ihm, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie nah sie einer verdammten Tracht Prügel war. Über ein Jahrzehnt lang hatte er achtzehn Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche gearbeitet, damit die Leute ihn nicht für seine Vergangenheit verurteilten, die er nicht ändern konnte. Doch mit ihren Eskapaden hatte sie sein hart erarbeitetes, gutes Renommee in einer einzigen Nacht fast ruiniert.

„Meinst du?“, erwiderte er grimmig und drückte auf die Ruftaste des Fahrstuhls.

„Ja, ich denke schon. Du wirkst ziemlich angespannt“, schnurrte sie fast.

Ihr heiseres Gesäusel verärgerte ihn noch mehr. Als sie sich die kurzen honigblonden Locken aus dem Gesicht strich, bemerkte er den Klecks Glitzerlidschatten, der ihre riesigen Rehaugen noch größer erschienen ließ.

Er ließ den Blick über ihren Körper wandern. Die Beine wirkten dank der High Heels mit den höllisch hohen Absätzen und des sehr kurzen roten Glitzerkleides ellenlang. Durch die hohen Absätze war sie fast genauso groß wie er, was bei seiner Körpergröße von eins neunzig nur höchst selten vorkam.

Dennoch erinnerte ihn ihre Figur an eine Gazelle. Sie war schlank und durchtrainiert, aber auch zerbrechlich. Gegen seinen Willen registrierte er, dass sie keinen BH trug. Schnell schob er den Gedanken beiseite und blickte wieder in ihr leicht gerötetes Gesicht. „Ich warne dich, Kleine. Wenn du das nächste Mal mit deinem Hintern auf einem Tisch wackelst – dann nicht mehr bei mir.“

Vor Entrüstung atmete sie schneller. Ihre Brüste hoben und senkten sich, während sie die atemberaubenden Augen zusammenkniff, als würde sie jeden Moment ausrasten. Der kleine Plagegeist war es also nicht gewohnt, etwas verboten zu bekommen. Pech gehabt. Cade hatte kein Problem damit, rücksichtsloses Verhalten anzuprangern.

Schönheit war unverdient und oberflächlich. Was zählte, war der Charakter eines Menschen. Und nach allem, was er bisher gesehen hatte, war Charlotte Courtney genau wie jedes andere reiche Kind, das sich für erwachsen hielt, aber sich nicht zu benehmen wusste.

Charley starrte den großen, unfassbar gut aussehenden Mann mit den sehr breiten Schultern an, der ihr den Atem raubte. Wie typisch, dass sich ihr Ritter in glänzender Rüstung als Mann entpuppte, der ungeheuer voreingenommen und selbstgerecht war. „Verstehe – und wie genau willst du mich davon abhalten?“

Sie hatte bereits Bekanntschaft mit Männern aus dem Süden der USA und ihren Manieren gemacht. Nachdem sie als Sechzehnjährige von einer Modelagentur angeworben worden und in den USA bei Modeschauen über den Laufsteg gelaufen war, hatte eine Reihe viel älterer Männer sie angemacht. Natürlich hatte Cade Landry sich nicht wirklich an sie herangemacht. Wenn überhaupt, hatte er überraschend unbeeindruckt gewirkt. Aber lass ihm Zeit.

„Wie wäre es, wenn wir damit anfangen, dich wegen Alkoholkonsums verhaften zu lassen? Du bist minderjährig.“

Ein Prickeln überlief sie, als er die muskulösen Unterarme verschränkte. Das Hemd spannte sich über seiner muskulösen Brust. Die obersten Knöpfe des Hemdkragens standen offen. „Woher weißt du, dass ich minderjährig bin?“ Sie war entschlossen, ihm die Stirn zu beten. Er ließ den Blick so gleichgültig auf ihrem Hintern wandern, dass ihre Nerven zum Zerreißen angespannt waren.

„Bring mich nicht zum Lachen, Kind.“

Wie er mit seinem südländischen Akzent „Kind“ sagte, hätte nicht herablassender klingen können. Sie hatte nicht erwartet, derart verurteilt zu werden. Heutzutage versuchten Männer nur noch selten, sie für ihr Verhalten zu maßregeln. Aber trotzdem …

„Ich bin achtzehn Jahre alt und kein Kind mehr.“ Tatsächlich feierte sie heute ihren achtzehnten Geburtstag. Sie war abends nur mit den Jungs vom Fotoshooting ausgegangen, um dem Schmerz zu betäuben. Die letzte knappe, passiv-aggressive SMS ihres Vaters hatte sie tief getroffen. Er hatte ihr mitgeteilt, dass er keine Zeit hatte, sie zu treffen, wenn sie nach ihrem letzten Auftrag nach London zurückkehrte. Ihren Geburtstag hatte er mit keinem Wort erwähnt. Es wäre nicht das erste Mal, dass er ihn vergisst.

Vielleicht war ihre Party ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Aber niemand sonst hatte versucht, sie zu stoppen. Wie typisch, dass dieser Mann wie ein Racheengel aus der Menge aufgetaucht war, nur um sich dann als Wichtigtuer zu entpuppen.

Warum dieser arrogante Typ mit den muskulösen Bizepsen sie derart elektrisierte, wusste sie allerdings nicht. Sie hasste es, wenn Leute ihr Verhalten kritisierten, die absolut nichts über ihr Leben wussten. Außerdem mochte sie Sex nicht einmal. Denn als sie nach ihrer ersten Fashionshow in New York ihre Jungfräulichkeit an einen Fotografen verloren hatte, war ihr klar geworden, dass Sex völlig überbewertet wurde.

„Aus meiner Sicht bist du immer noch ein Kind“, sagte er kühl.

Aber dann sah sie etwas in seinen Augen aufflackern. „Du hältst mich für ein Kind? Wirklich?“, forderte sie ihn heraus. Sie wollte unbedingt glauben, dass er mehr als Verachtung für sie empfand.

Stirnrunzelnd starrte er sie an. Sie betrachtete seine schwarzen Haare, den von der Sonne bronzefarben getönten Teint und die athletische Figur. Er sah wirklich umwerfend aus. Wie mühelos er sie aufgefangen und in die Lobby getragen hatte, deutete darauf hin, dass er sich den muskulösen Körper nicht in einem teuren Fitnessstudio, sondern durch hart ausgetragene Kämpfe zugelegt hatte.

Auch die kleinen Narben in der Mitte der Augenbraue und auf dem Kinn zeigten wohl, dass er kein schönes Leben geführt hatte. Aber sie auch nicht. Der einzige Unterschied war, dass ihre Narben unsichtbar waren.

Gerade als sie glaubte, dass sie endlich die Oberhand gewonnen hatte und selbst der hochnäsige Cade Landry die starke sexuelle Anziehung zwischen ihnen nicht mehr leugnen konnte, lachte er rau. Ihr Herz hämmerte vor Lust und Erregung, als er dann den Mund zu einem sehr sinnlichen Lächeln verzog.

„Glaubst du nicht, dass du heute Abend schon genug mit dem Feuer gespielt hast, Charlotte?“ Er lehnte sich nach vorn, um auf die Aufzugtaste direkt neben ihr zu drücken. Da er sie überragte, war sie gezwungen, zu ihm aufzublicken. Eine Seltenheit. Sie war eins achtzig groß, wenn sie diese High Heels trug. Woher kennt er meinen Namen? Aber wusste nach ihrem Zusammenbruch auf der Pariser Modewoche vor einem Jahr nicht jeder, wie sie hieß?

„Mein Name ist Charley. Niemand nennt mich Charlotte.“ Sie war fest entschlossen, sich nicht von seinem Eau de Cologne mit der holzigen Note die Sinne vernebeln zu lassen. Oder durch den Blick auf seinen Adamsapfel, der sich neben den flackernden Flammen eines kunstvollen Tattoos abzeichnete.

Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Was würde er tun, wenn sie ihn dort küsste, wo sein Puls vor Erregung genauso schnell pochte wie ihr Herz? Seine kühlen blauen Augen schienen plötzlich zu glühen. Sie schmolz dahin. Sicherlich spürte er, dass zwischen ihnen die Funken sprühten.

„Ich habe dieses Haus gebaut und die Party veranstaltet …“, sagte er und hielt einen Moment inne, „… die du gerade mit deinem kindischen Verhalten in ein dämliches Getümmel verwandeln wolltest.“

Offensichtlich genoss es der selbstgerechte sexy Idiot sichtlich, sie zu verurteilen. „Kindisch?“ Sie war nie ein Kind gewesen. Nicht wirklich. Als sie das amüsierte Glitzern in seinen Augen bemerkte, verkniff sich die Entrüstung. Wollte er sie absichtlich auf die Palme bringen? Anscheinend gelang es ihm nur mit großer Mühe, ein Lachen zu unterdrücken.

Warum versetzte er ihr einen derartigen Kick? Es war schon lange her, dass sie sich zu einem Mann hingezogen gefühlt oder das Verlangen gespürt hatte, mit irgendeinem Mann zu flirten. Aber irgendetwas an Cade Landry und seiner Entschlossenheit, sie als Mädchen statt als Frau zu sehen, rief ihre inneren Dämonen auf den Plan.

Sie wollte so gern seine vollen Lippen küssen. Sie wollte ihn dazu bringen, zuzugeben, dass er sie als Frau sah und sie ihm etwas bedeutete. Wie wäre es, wenn er sie heiß küsste? Aufregend? Berauschend? Eine Selbstbestätigung?

Ihr rauschte das Blut in den Ohren. Sein köstlicher Duft nach Mann, Moschus und Kiefernholz hüllte sie ein. Sie seufzte hingebungsvoll und lud ihn ein, ihr noch näherzukommen. „Küss mich, Landry“, flüsterte sie und schlang den Arm um seinen Hals. Die Tatsache, dass sie die Initiative ergriff, versetzte sie in Hochstimmung. „Du weißt, dass du es willst.“

Doch statt ihr den Wunsch zu erfüllen, nahm er ihre Hand von seinem Nacken und trat zurück. „Dich küssen? Warum, zum Teufel, sollte ich eine durchgeknallte Göre küssen wollen, die sich nicht benehmen kann?“

Sie fühlte sich an ihren Vater erinnert, der ihr gegenüber schon denselben geringschätzigen Ton angeschlagen hatte. Die Fahrstuhltüren hinter ihr öffneten sich. Das Hämmern ihres Herzens übertönte das zischende Geräusch.

„Und jetzt verschwinde aus meiner Wohnung, bevor ich die Polizei rufe“, fügte er hinzu.

Sprachlos und gedemütigt starrte sie ihn an, als er sich umdrehte und zu seiner Party zurückging. Plötzlich wollte sie fast verzweifelt weg von ihm und der Zurückweisung, die in ihren Ohren widerhallte. Sie drückte auf die Taste für das Erdgeschoss. Tränen der Wut brannten in ihren Augen, die sie nur mühsam zurückhielt, als sich die Fahrstuhltüren endlich schlossen.

Seit dem Tag, an dem ihre Mutter gestorben war, hatte sie nicht mehr geweint. Damals war sie acht Jahre alt gewesen. Sie hatte gewiss nicht vor, sich jetzt von ein paar harschen Worten eines spießigen, langweiligen, selbstgerechten Idioten, der sich ihr überlegen fühlte, zum Weinen bringen zu lassen.

Sie wollte ihn hassen, weil er so grausam und abweisend wie ihr Vater war. Andere Männer begehrten sie. Warum sollte es sie kümmern, wenn er sie nicht zur Kenntnis nahm? Wenn er sie nicht wollte?

Aber während der Panoramalift an der Seite des Gebäudes hinunterfuhr, sorgte der atemberaubende Blick auf Las Vegas dafür, dass sie sich noch kleiner, dümmer und unbedeutender vorkam. Sie fühlte sie sich nicht mehr kämpferisch und unabhängig, sondern so verletzlich, elend, unsichtbar, nicht liebenswert und furchtbar allein wie in ihrer Kindheit.

1. KAPITEL

4. Juli in der Gegenwart

Cade Landry schlang in der Umkleidekabine ein Handtuch um seine Taille, um Zane deMarco und Adam Courtney in die Sauna zu folgen. Sie trafen sich alle paar Wochen, um ihren Frust bei einer Partie Squash abzubauen. Aber das war nicht der einzige Grund, warum er heute hier war.

Courtney hatte das Treffen vorgeschlagen, weil er etwas mit ihnen besprechen wollte. Da er ein verschlossener Brite war, hatte er nicht genau gesagt, worum es ging.

Aber der Aktienkurs von Helberg Holdings hatte kürzlich seinen bisherigen Höchststand erreicht, und Cade ging davon aus, dass sowohl deMarco als auch Courtney dabei ihre Finger im Spiel hatten.

Wahrscheinlich wollte Courtney, dass deMarco und er ihm freie Bahn ließen. Doch das würde auf keinen Fall passieren. Helberg war eine sehr angesehene Traditionsmarke, die schon seit Generationen in Familienbesitz war. Zudem verfügte das Unternehmen über ein beeindruckendes Immobilienportfolio, dem Landry Construction wieder zu altem Ruhm verhelfen konnte.

Jetzt, da Reed Helberg tot war, standen das Unternehmen und alle seine Vermögenswerte zur Disposition. Der Besitz dieses Namens, dieser Geschichte, dieses Vermächtnisses würde beweisen, dass Landry Construction Klasse hatte – etwas, das man mit Geld allein nicht kaufen konnte.

Außerdem würde die Übernahme von Helberg ihm endlich ermöglichen, eine unglückliche Erinnerung aus seiner Kindheit zu verarbeiten, in die das Traditionsunternehmen zufällig verwickelt gewesen war. Keiner würde ihm Helberg wegnehmen. Nicht einmal seine Squash-Kumpel.

Doch als Cade seinen Spind zuschließen wollte, summte sein Handy. Eine SMS von Dan Carmichael, dem Geschäftsführer der PR-Beratungsagentur, die er mit dem Markenmanagement für die geplante Helberg-Übernahme beauftragt hatte.

Cade, wir haben ein Problem. Hast du den Artikel in Blush-Magazin über deMarco, Courtney und dich gelesen, der in den sozialen Medien großen Anklang findet? Ich bin mir nicht sicher, ob der Ruf, einer der #One-Date-Wonder-Milliardäre zu sein, das ist, was wir für unsere Marke wollen.

One-Date-Wonder-Milliardär? Er hatte noch nie von einer Zeitschrift namens Blush gehört und klickte auf den Link, den Dan hinzugefügt hatte. Dann las er den Artikel, der mit vielen Schnappschüssen von ihm, Adam und Zane samt ihren verschiedenen Dates bei einer Reihe von Veranstaltungen in den letzten Monaten illustriert war.

Er fluchte laut und schäumte vor Wut, als er die Kommentare in den sozialen Medien überflog, die Dan ebenfalls markiert hatte. Sich so ohnmächtig zu fühlen, frustrierte ihn.

Offenbar braute sich ein viraler Sturm zusammen, der über ihn, deMarco und Courtney hinwegfegte und eine Reihe beleidigender Hashtags wie #boysclub, #mancandysummer und #catchthemifyoucan enthielt. Die Internetdebatte, die sich ausschließlich auf ihr Sexleben konzentrierte, ließ sie alle drei wie Idioten aussehen.

Landry Construction zu einem respektablen, aufstrebenden Unternehmen und zur führenden Marke für hochwertige Luxusimmobilien zu machen, war sein Lebenswerk. Aber gerade, als er mit der Übernahme von Helberg den nächsten und letzten Schritt vollziehen wollte, könnte irgendein dämlicher Zeitschriftenartikel seine Pläne durchkreuzen.

Er knallte die Tür des Spinds zu. Einen Witz auf seine Kosten konnte er vertragen. Aber dass sein Privatleben ins Lächerliche gezogen wurde, erinnerte ihn an den Spott, dem er ausgesetzt gewesen war, weil er als einziger Junge kein Date für den Abschlussball gehabt hatte. Denn er hatte sich die Leihgebühr für einen Smoking nicht leisten können. Jetzt konnte er sich kaufen, was er wollte, und würde nicht zulassen, dass ihn jemand wegen eines Clickbaits auslachte.

In der Sauna setzte er sich auf die Bank gegenüber von Courtney. Der Blick auf die Skyline von Manhattan erinnerte ihn daran, wie weit er gekommen war, seitdem er als ungewolltes Pflegekind in mehreren Kleinstädten in Louisiana von einer Familie zur anderen herumgeschoben worden war.

„Ich möchte, dass ihr euch bei diesem Geschäft zurückhaltet“, rückte Adam schließlich mit der Sprache heraus.

„Bei Helberg?“ Ein Muskel in Cades Kiefer zuckte. „Das kannst du nicht verlangen.“

Zane warf Adam einen gespielt bedauernden Blick zu. „Keine Chance.“

„Das ist eine einmalige Chance“, bemerkte Cade, ließ sich allerdings nicht anmerken, wie wichtig es ihm auch aus persönlichen Gründen war, das Unternehmen zu kaufen. Denn das würde ihn schwach aussehen lassen. Auch wenn er die beiden Männer mochte, standen sich deMarco, Courtney und er nicht sehr nahe. Außerdem wusste er, dass seine Squash-Kumpel über einen Killerinstinkt verfügten.

„Dann haben wir ein Problem“, erwiderte Adam.

Der Brite hatte als Achtzehnjähriger das Familienunternehmen geerbt. Von seiner Ernsthaftigkeit kann sich seine kleine Schwester eine Scheibe abschneiden, dachte Cade reumütig.

Vor ein paar Monaten hatte er zu seiner Überraschung entdeckt, dass Adam der ältere Bruder des armen kleinen reichen Mädchens war, das er vor vier Jahren in Las Vegas kurzerhand vor die Tür gesetzt hatte.

Er hätte den besonnenen, höflichen und verschlossenen Mann niemals mit diesem wilden Kind in Verbindung gebracht. Die Begegnung mit Charlotte hatte er nie jemandem gegenüber erwähnt.

Denn seither hatte er versucht, ihre leuchtend grünen Augen, die zerbrechliche Schönheit und unangebrachte Anmache zu vergessen. Warum, zum Teufel, denkst du dann jetzt an sie?

„Wir haben mehr als ein Problem.“ Er musste sich auf diesen idiotischen Artikel und die Hashtags konzentrieren. Die Begegnung mit Courtneys Schwester war längst Schnee von gestern.

„Wovon zum Teufel sprichst du?“, erwiderte Adam frustriert.

„Du liest wohl keine Klatschpresse.“

Adam lachte ungläubig auf. „Du etwa?“

„Nein, aber mein PR-Berater. Wir drei kommen gerade ganz groß raus: Die One-Date-Wonder. Eine anrührende Reportage über drei Milliardäre, die angeblich Bindungsangst haben, weil sie sich nie länger als eine Nacht mit einer Frau einlassen. Auf der Homepage des Magazins wurde sogar ein Zähler für unsere Dates eingerichtet! Sie zählen alle Frauen, mit denen wir bis Labour Day ausgehen!“

„Wen ich date, geht niemanden etwas an“, sagte Zane eher amüsiert als empört. „Und ich werde meinen Lebensstil sicher nicht wegen eines dummen Artikels ändern.“ Adam war dagegen nicht im Geringsten amüsiert. „Ich auch nicht.“

Cade hatte genauso wenig die Absicht, eine Beziehung einzugehen. „Aber dieser Medienrummel ist geschäftsschädigend!“

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