Wilder Westen - leidenschaftliche Cowboys und sexy Rancher

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Acht leidenschaftliche Geschichten über unzähmbare Cowboys und sexy Rancher

BERAUSCHT VON DEINEN HEIßEN KÜSSEN

Johanna Fletcher ist entsetzt! Ausgerechnet sie soll Stone dabei helfen, ein neues Heim für die Hunde seiner Großmutter zu suchen - und das, obwohl sie dem sexy Cowboy am liebsten aus dem Weg gehen würde. Schließlich haben sie erst vor Kurzem ihre Verlobung gelöst. Noch immer verletzt, schwört Johanna, nie wieder auf Stones Charme hereinzufallen. Doch auf ihrer gemeinsamen Reise durch Texas knistert es erneut. Wird sie schwach und riskiert zum zweiten Mal ihr Herz?

MIT DIR, FÜR IMMER

Lange schon hat die Pianistin Paloma Forbes die anstrengenden Tourneen und den ständigen Druck des Übens satt. Als sie die Hälfte eines Futtermittelladens erbt, weiß sie, was sie zu tun hat. Sie erfüllt ihre letzten vertraglichen Verpflichtungen und zieht in ihre neue Heimat. Als sie ihren Teilhaber, den smarten Cowboy Rio Blaylock, kennen lernt, spürt sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Mit ihm wird sie sicher bald nicht nur das Geschäft teilen - ihr Bett ist ganz sicher der bessere Platz...

HEUTE WILL ICH ALLES

Die junge Lehrerin Caitlin hat ihrem überbehütenden Elternhaus den Rücken gekehrt und ist in die texanische Kleinstadt Tumbleweed gezogen. Sie fühlt sich so frei wie nie zuvor - mutig geht sie mit einer Freundin in eine Cowboy-Bar. Als sie dort den Rancher Jim Haller kennen lernt, spürt sie, dass er derjenige sein soll, der sie zum ersten Mal liebt. Jims leidenschaftliche Küsse zeigen ihr, dass auch er sie will. Für Caitlin gibt es kein Halten mehr - spontan fragt sie ihn, ob er diese Nacht bei ihr bleiben wird...

SIEBEN TAGE IM PARADIES

Nur sieben Tage und Nächte haben sie Zeit für ihre Liebe - dann muss Maddie zurück nach Miami. Sie ist nur nach Texas gekommen, um die Ranch ihres verstorbenen Großvaters zu verkaufen. Selbst die atemberaubenden Stunden der Leidenschaft mit ihrem Jugendfreund Gabe stimmen sie nicht um. Er hat ihr einst das Herz gebrochen - nochmal wird er ihr das nicht antun! Dieses Mal will Maddie diejenige sein, die aus seinem Leben verschwindet …

HIMMLISCHE KÜSSE

Zuerst ist der Rancher Cal McCall wenig davon angetan, Lyn Hamill als Haushälterin einzustellen. Doch Lyn, die selbst auf einer Ranch aufgewachsen ist, kommt bestens mit allem zurecht. Und Cal ertappt sich dabei, dass sich seine erotischen Träume nur um Lyn drehen. Zärtlich beginnt er um sie zu werben - und spürt schon bald, wie heiß auch sie ihn begehrt ...

SÜßES BLONDES CITY-GIRL

Rancher Brock Logan ist alles andere als begeistert, als das bildhübsche City-Girl Felicity plötzlich auf der Ranch in Texas erscheint. Nach seiner gescheiterten Ehe ist eine Frau wirklich das Letzte, was Brock in seiner Nähe haben will! Doch entgegen aller Erwartungen findet Brock es schon nach ganz kurzer Zeit phantastisch, Felicity bei sich zu haben. Mit ihrem langen blonden Haar macht sie den starken Rancher ganz schön schwach...

DEIN SINNLICHSTES VERSPRECHEN

Die langen, muskulösen Beine in einer engen Jeans, den Stetson ins Gesicht gezogen: Für Nora scheint der sexy Rancher Mike wie das Versprechen einer perfekten sinnlichen Nacht. Doch die schöne Konditorin ist noch Jungfrau - und Mike will nicht ihr erster Mann sein ...

MIT DIR EIN LEBEN LANG

Erst fackelt sie beim Eierkochen fast seine Ranch ab, dann steht sie unschuldig nur mit einem Handtuch bekleidet vor ihm. Der raue Cowboy Tyrel könnte verzweifeln. Wenn er bloß nicht davon träumen würde, Hannah zu küssen und sie ein Leben lang heiß zu verwöhnen ...


  • Erscheinungstag 31.08.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733734619
  • Seitenanzahl 1152
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Leanne Banks, Barbara Mcmahon, Cait London, Anne Marie Winston, Sara Orwig, Catherine Mann, Maureen Child, Lois Greiman

Wilder Westen - leidenschaftliche Cowboys und sexy Rancher

Image

Leanne Banks

Süßes blondes City-Girl

Image

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Telefon: 040/60 09 09-361

Fax: 040/60 09 09-469

E-Mail: info@cora.de

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v.l.S.d.P.)

Produktion:

Christel Borges

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

CORA Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

ROMANA, BIANCA, BACCARA, TIFFANY, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL

CORA Leser- und Nachbestellservice
Haben Sie Fragen? Rufen Sie uns an! Sie erreichen den CORA Leserservice montags bis freitags von 8.00 bis 19.00 Uhr:
  CORA Leserservice Telefon 01805 / 63 63 65*
  Postfach 1455 Fax 07131 / 27 72 31
  74004 Heilbronn E-Mail Kundenservice@cora.de
  * 14 Cent/Min. aus dem Festnetz der Deutschen Telekom, abweichende Preise aus dem Mobilfunknetz

www.cora.de

PROLOG

Alles, was Brock Logan sich wünschte, war eine gut gehende Ranch, Sicherheit für seine Kinder und Frieden.

An den Aufregungen einer Romanze war er nicht interessiert. Denn den Fluch einer Leidenschaft hatte er kennengelernt, als seine Frau sich von ihm trennte und ihn mit gebrochenem Herzen und zwei kleinen Kindern zurückließ. Brock atmete tief durch. Wie froh er war, dass er seinen Sohn und seine Tochter hatte!

Ansonsten wollte er nur seine Ruhe haben.

Er stand auf der hölzernen Veranda des alten Hauses, das von seinen Vorfahren erbaut und von ihm vergrößert worden war, und schaute zu den dicken Regenwolken hoch, die sich am Himmel zusammenbrauten. Nervös knüllte er das Fax in seiner Hand zusammen.

“Wir könnten Regen gebrauchen”, sagte sein jüngerer Bruder Tyler, der zu ihm trat.

“Ja, aber einen richtigen Landregen, nicht nur einen Schauer. Flüchtige Besucher brauchen wir genauso wenig”, fügte er mit einem Blick auf das Fax hinzu.

“Besucher?”, fragte Tyler. “Von wem ist denn das Fax?”

Brock biss sich auf die Lippen. “Von Greg Roberts, unserem Anwalt. Er faxt, dass unser stiller Teilhaber uns besuchen will.”

“Stiller Teilhaber? Doch nicht diese Chambeaus?”

“Die Chambeau”, korrigierte Brock seinen Bruder, “es gibt nur noch eine. Felicity Chambeau.” Er zog das Fax glatt. “Ihr Anwalt hat Greg kontaktiert und ihm mitgeteilt, dass sie als Partnerin des Vertrages, den unsere Urgroßväter geschlossen haben, ihren hiesigen Wohnsitz besuchen möchte.”

Tyler wirkte besorgt. “Ist das nicht das Haus, in dem unser Vormann wohnt?”

Brock nickte. Er zog den Hut vom Kopf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. “Genau. Und da der Mann ein echter Profi ist, den wir jetzt unbedingt brauchen, möchte ich, dass er sich hier wohlfühlt. Nachdem der Coltrane-Bulle sich auf einer meiner Weiden vergnügt hat, könnte es nämlich eine anstrengende Kälbersaison werden. Nun sieht es so aus, als würde es in mehr als einer Hinsicht schwierig werden.”

“Wo soll sie denn wohnen?”

Ruhe und Frieden kann ich vergessen, dachte Brock missmutig. “Bei mir im Haus. In Blackstone gibt es kein anständiges Hotel.”

Tyler grinste. “Vielleicht bringt sie ja ein bisschen Leben in die Bude.”

Brock sah seinen Bruder finster an. “So was brauche ich nicht!”

Alles, was Felicity Chambeau wollte, war, die Hälfte ihrer Erbschaft loszuwerden. Müde schaute sie aus dem Fenster des Taxis, in dem sie durch eine Gegend fuhr, die ihr völlig unbekannt war. Geld, das nur auf dem Konto herumlag, war nutzlos. Deshalb hatte sie sich das Ziel gesetzt, es einem sinnvollen Zweck zuzuführen. Außerdem wollte sie von dieser verdammten Liste herunter, auf der jedes Jahr die fünfzig reichsten Frauen des Landes notiert waren. Solange sie noch auf dieser Liste stand, würde sich ein Mann immer nur aus finanziellen Gründen für sie interessieren.

Felicity hatte nicht besonders viel Nützliches gelernt, aber Geld loszuwerden konnte doch nicht so schwierig sein. Irgendwie würde sie das schon hinkriegen.

Ihre Anwälte hatten ihr geraten, erst einmal irgendwohin zu fahren, wo es ruhig war, bis der Skandal allmählich vergessen war und die gerichtlichen Untersuchungen nicht mehr in den Schlagzeilen der Zeitungen auftauchten. Wenn Felicity an etwas Ruhiges dachte, dachte sie an ein hübsches kleines Schloss in Südfrankreich. Ihre Anwälte meinten aber etwas, das näher lag – in Texas zum Beispiel –, falls sie eine Zeugenaussage machen musste.

Texas war ihr genauso fremd wie Europa. An die Skyline von Manhattan gewöhnt, fand sie das platte Land und den endlosen grauen Himmel ziemlich trostlos. Selbst die Taxifahrt war langweilig, da der Fahrer beharrlich schwieg.

Felicity schloss die Augen und lehnte sich zurück. Vielleicht hatte ihre stete Unrast sie in Schwierigkeiten gebracht. Nach dem Tod ihrer Eltern war sie von einer Wohltätigkeitsveranstaltung zur anderen gehetzt.

Beschäftige dich, meide den Schmerz, schau nicht in den Spiegel, vermeide Trennungen und emotionale Verluste, schüttle das Gefühl der Leere ab! Das waren ihre Leitsätze gewesen.

Und so war sie in die offenen Arme ihres Finanzberaters Douglas geeilt. Dem hatte sie vertraut. Aber er dankte ihr das damit, dass er das Land mit einem beträchtlichen Teil ihres Geldes und mit einer exotischen Tänzerin namens Chi Chi verließ. All das hatte ziemlich viel Aufsehen erregt, und obgleich Felicity keineswegs pleite war, hatte sie doch das bittere Gefühl, eine schwere Niederlage erlitten zu haben.

Mehr noch als von Doug war sie von sich selbst enttäuscht. Die Geschichte hatte ihr die Sinnlosigkeit ihrer hektischen Aktionen vor Augen geführt. Und nun – sie schaute nach draußen – war sie mitten im Nichts gelandet, in Texas.

Vielleicht wurde es Zeit, sich auf sich selbst zu besinnen.

Aber davor hatte sie Angst. Doug war nicht der Einzige, der ihr gezeigt hatte, dass kein Mann sie um ihrer selbst willen lieben würde. Also konnte sie den Wunsch zu heiraten gleich aufgeben.

Sie konnte der Auseinandersetzung mit sich selbst nicht ausweichen, denn mehr als sich selbst hatte sie nicht.

Ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie. Sich mit sich selbst zu konfrontieren erforderte Mut. Vielleicht würde sie die Frau ja gar nicht mögen, die ihr im Spiegel entgegenblickte. Sie atmete tief ein. Wenn ihr diese Frau nicht gefiele, dann gäbe es vielleicht eine Möglichkeit, sich zu ändern. Die einsame Umgebung könnte ihr dabei helfen. Denn hier gab es bestimmt kaum Ablenkungen.

1. KAPITEL

Es goss in Strömen. Der Taxifahrer hupte. Felicity stand am Eingang des Logan-Hauses und blickte in die blauen Augen und das wenig freundliche Gesicht eines großen, kräftigen Mannes.

Es war nicht nur seine Größe – alles an ihm kam ihr gewaltig vor: die breiten Schultern, die Hände, die momentan auf den festen Oberschenkeln lagen, selbst die kantigen Wangenknochen. Er wirkte wie ein energischer Mann, der keinerlei Unsinn duldete, schon gar nicht von einer problembeladenen Frau aus New York.

Als es donnerte, zuckte Felicity erschrocken zusammen. Vor Gewittern hatte sie schon immer Angst gehabt. Sie versuchte trotzdem zu lächeln. “Hallo, ich bin Felicity Chambeau.” Die Hand streckte sie ihm vorsichtshalber nicht hin, die würde er vermutlich zerdrücken. Ein alberner Gedanke, aber sie war müde, und er war so riesig.

“Sie kommen zu früh”, sagte er und musterte sie kühl.

Sicher ist er gerade mit etwas Wichtigem beschäftigt, dachte Felicity. “Ich …”, begann sie, schwieg dann aber. Auch noch zu stottern wollte sie sich ersparen. “Ich möchte Sie nicht lange stören. Vielleicht zeigen Sie mir nur mein Haus.”

“Da wohnt jetzt mein Vormann mit seiner Frau und den drei Kindern.”

Felicity blinzelte nervös. “Ach so.”

“Ich könnte sie natürlich bitten, woanders hinzuziehen.”

“Oh, nein”, versicherte sie. “Das sollten Sie nicht tun.”

Er nickte. “Sie können hier wohnen.”

Bei ihm? Felicity schluckte. Er schien davon genauso wenig erbaut zu sein wie sie. “Und Sie sind Mr Logan?”

“Brock Logan”, antwortete er und neigte leicht den Kopf. Dabei konnte Felicity eine große Narbe an seiner Wange sehen.

Brock signalisierte dem Taxifahrer, direkt vorzufahren, und der Mann lud Felicitys Koffer und Taschen aus. Felicity bezahlte. Brock schaute missmutig auf ihr Gepäck. Als er einen Schritt nach vorn machte, wich Felicity reflexartig zurück. Als sie daraufhin beide in die gleiche Richtung auswichen, stießen sie prompt zusammen, und Felicity, die leise aufschrie, stürzte beinahe. Aber Brock fing sie mit seinen kräftigen Händen auf. Ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt. Felicity nahm den Geruch nach Moschus und Leder wahr. Ein eindeutig männlicher Geruch und ganz anders als der, den sie von den eleganten Männern kannte, mit denen sie sonst zu tun hatte.

Meine Güte, was für ein Anfang! dachte sie.

Brock zog sie hoch und stellte sie wieder auf die Füße. Ihr Herz klopfte wie verrückt. Seine Hände waren fest und warm, und eine Aura von Ehrgefühl und Anständigkeit umgab ihn – Eigenschaften, die man heutzutage selten fand.

“Vielen Dank”, stieß sie verlegen hervor.

Er ließ sie achselzuckend los, nahm ihre drei Koffer und ging ins Haus. “Hier entlang.”

Felicity nahm ihre Taschen und folgte ihm durch die Diele zu einer breiten Treppe mit geschwungenem Geländer. Sie schaute sich eilig um. Das Haus war geräumig, das viele Holz strahlte Wärme aus, und an der Wand hingen Porträts, die auf eine lange Familientradition hinwiesen.

“Frühstück gibt es um sechs”, verkündete Brock, “Abendessen um achtzehn Uhr, Mittagessen, wann Sie wollen. Wenn Sie sich etwas kochen, räumen Sie danach bitte alles wieder weg. Meine Haushälterin liebt es nicht, hinter anderen herzuräumen.”

Mit anderen Worten: Erwarte hier keine Luxusbehandlung, dachte Felicity, während er sie in ein kleines Zimmer führte, in dem ein Bett, eine Kommode, ein Nachtschrank und ein Schreibtisch standen.

Brock knipste die Nachttischlampe an. “Das Bad ist den Flur hinunter.”

“Ihr Haus ist sehr schön.” Felicity strich über die Kommode, die aus Kirschholz war. “Die Möbel wirken gar nicht wie vom Land.”

“Meine Vorfahren stammen aus Virginia.”

Felicity nickte. “Ihre Frau oder Ihr Innenarchitekt haben es ganz wunderbar eingerichtet.”

“Ich bin nicht verheiratet.” Sein Blick war hart. “Allerdings habe ich zwei Kinder. Bree und Jacob sind ziemlich lebhaft, aber ich werde sie bitten, Sie nicht zu behelligen. Mein Bruder, Tyler, ist Arzt, hält sich jedoch genauso oft hier auf wie in der Stadt. Meine Schwester Martina arbeitet in Chicago für eine Computerfirma und kommt auch gelegentlich her. Unsere Haushälterin heißt Addie. Sie hält alles gut instand, ich hoffe also, dass Sie ihr keinen Ärger machen.”

Felicity nahm die Informationen auf und nickte. “Ich werde mich bemühen, niemanden zu stören.”

Brock schaute sie zweifelnd an. “Falls Sie spazieren gehen, halten Sie sich von der Bullenweide fern.” Er hielt kurz inne. “Und vom Männerquartier.”

Felicity nickte wieder und schaute sich um. Konnte man hier überhaupt irgendwohin gehen? “Schön, dass hier wenigstens ein Fenster ist.”

Brock sah sie lange an. “Ja.”

Humor schien er nicht zu haben. Und der Blick seiner blauen Augen verunsicherte sie.

“Wie lange bleiben Sie?”, fragte er.

“Ich weiß es noch nicht. Das hängt auch von meinen Anwälten ab. Ich dachte, ich würde hier ein bisschen Einsamkeit finden, aber …” Sie hob die Schultern.

Er zog eine Braue hoch. “Dieser Besuch ist ein Rat Ihrer Anwälte?”

“Ja.” Felicity dachte an das Durcheinander, das sie hinterlassen hatte. “Das ist zu kompliziert, um es jetzt zu erklären. Vielen Dank für Ihre Gastfreundlichkeit und die Zeit, die Sie sich heute Abend für mich genommen haben.”

Brock schaute sie erneut lange an. “Haben Sie keine Familie?”

Seine Frage machte ihr erneut ihre Einsamkeit bewusst. Sie straffte sich. “Nein, aber das macht nichts.” Wenn sie es stets wiederholte, würde sie es eines Tages vielleicht sogar selbst glauben.

Er wirkte nicht überzeugt. Etwas Seltsames lag in seinem Blick. So als verstünde er sie.

“Einen Moment noch”, sagte er und verließ das Zimmer. Kurz darauf kam er mit Handtüchern und Waschlappen zurück, die er auf die Kommode legte. “Falls Sie jetzt duschen möchten … die Kinder schlafen schon.”

Sie führte seinen Satz lächelnd zu Ende. “Also singen Sie nicht unter der Dusche.”

Brock schmunzelte beinahe. “Ja.” Er schaute sie noch einmal kurz an.

“Vielen Dank, dass Sie mich so kurzfristig bei sich aufnehmen.”

Er nickte. “Gute Nacht, Miss Chambeau.”

“Gute Nacht, Mr Logan.”

Er schloss die Tür hinter sich, und sie war allein.

Mit einem Blick aufs Bett nahm Felicity sich vor, vierundzwanzig Stunden durchzuschlafen, traumlos und ohne störende Gedanken an ihren Exfinanzberater, der sie so schamlos ausgenommen hatte, oder an den kräftigen Rancher mit dem aufregenden Blick und dem fehlenden Humor.

Selbst nachdem er geduscht und einen Whisky getrunken hatte, nahm Brock immer noch ihr Parfüm im Haus wahr. Felicity war nicht so, wie er sie sich vorgestellt hatte – nämlich ziemlich aufgerüscht. In ihrem schwarzen Hosenanzug wirkte sie eher elegant. Ihr blondes Haar hatte sie schlicht hochgesteckt, das Make-up war dezent, und an den schlanken Händen steckten keine protzigen Ringe. Sie schien ihre Trümpfe nicht ausspielen zu wollen. Wieso wohl? Trauerte sie um jemanden? Ihre Eltern waren seit Jahren tot, aber in ihren grünen Augen war ein Hauch von Traurigkeit zu sehen gewesen, der ihn berührt hatte. Und ihre leicht geöffneten Lippen, so dicht vor seinen, als sie beinahe gestürzt wäre, hatten eine Sehnsucht in ihm geweckt, die ihn daran erinnerte, wie lange er schon allein lebte.

Er goss sich noch einen Whisky ein. Es konnte doch nicht sein, dass ihr tapferer Versuch, einen Kummer zu kaschieren, eine verborgene Saite in ihm zum Klingen brachte?

Felicity schlief fest, bis sie durch laute Schritte vor ihrer Tür geweckt wurde. Es war schon Nachmittag, aber eigentlich hatte sie vierundzwanzig Stunden durchschlafen wollen.

“Denk an Schafe”, murmelte sie und versuchte sich welche beim Sprung über ein Gatter vorzustellen. Die lauten Schritte ließen sie jedoch an Brock Logans Stiefel denken. An seine langen Beine, die muskulösen Schenkel, seinen so kräftigen, männlichen Körper …

Stöhnend schob sie die Decke beiseite. Die Wirklichkeit ließ sich nicht verleugnen. Sie war nicht in Manhattan, sondern auf einer Ranch.

Und warum? Weil du darüber nachdenken wolltest, wieso dein Finanzberater dich wohl gebeten hat, seine Frau zu werden. Die Erinnerung daran war wie die Berührung mit einer Drahtbürste.

Felicity schleuderte das Kissen gegen die Wand und rollte sich aus dem Bett. Das Nachthemd, ihre Haare, alles war in Unordnung. Wie so oft.

“Einen Morgenmantel”, murmelte sie und begann, in ihren Koffern herumzuwühlen. Dabei stieß sie auf ein gerahmtes Bild. Erstaunt hielt sie inne. Hatte ihre Haushälterin, Anna, vielleicht das gehütete letzte Foto von ihr und ihren Eltern eingepackt?

Als sie das Bild auspackte, starrte sie entsetzt in das Gesicht ihres Exverlobten Doug.

Brock, der mit Bree, seiner Tochter, gerade im Flur stand, hörte plötzlich einen wütenden Schrei, dann ein dumpfes Geräusch und splitterndes Glas. Mit einem Blick in Richtung Gästezimmer sagte er zu seiner Tochter: “Geh mal in dein Zimmer.”

“Irgendwas ist kaputtgegangen”, bemerkte Bree, deren Augen fiebrig waren.

“Ich kümmere mich darum. Geh du ins Bett.”

Sobald Bree verschwunden war, klopfte Brock und öffnete vorsichtig die Tür zum Gästezimmer. “Miss Chambeau?”

Felicity stand mit zerzausten Haaren und in einem kurzen Hemd, das ihre hübschen Beine freigab, mitten im Raum. Durch den seidigen Stoff konnte man ihre Brustspitzen sehen. Bei dem Gedanken daran, dass sie darunter nackt war, wurde sein Mund trocken.

Ihre grünen Augen funkelten, ihr Gesichtsausdruck drückte dennoch eher ein Schuldgefühl aus. Brock sah den zerbrochenen Bilderrahmen.

“Miss Chambeau?”, wiederholte er.

Felicity senkte den Blick. Brock wartete ab.

“Das ist das Bild meines ehemaligen Finanzberaters. Ich … es ist runtergefallen … Ich hatte nicht damit gerechnet, es in meinem Koffer zu finden. Der miese Kerl ist mit meinem Geld getürmt. Es geht nicht um das Geld, davon ist noch genug da, aber ich habe ihm vertraut! Ihn beinahe sogar …” Sie hielt inne. “Ich hoffe, er wird in Südamerika, wo er mit seiner exotischen Tänzerin hingeflüchtet ist, von einer Riesenkakerlake angefressen und stirbt langsam und schmerzvoll.” Sie holte Atem. “Aber das ist wohl nicht der passende Moment, darüber zu reden, entschuldigen Sie.”

Brock staunte, wie schnell sie die Fassung wiedergewann. Die Geschichte war vermutlich komplizierter, als er es wissen wollte. “Bewegen Sie sich nicht, sonst holen Sie sich einen Splitter in den Fuß. Ich hol was zum Auffegen.” Kopfschüttelnd verließ er das Zimmer. Auch das noch! Eine verrückte Reiche mit einer Figur, die jeden in Westtexas zum Wahnsinn treiben könnte …

Mit Schaufel und Besen kehrte er zurück. Felicity war schon dabei, Scherben in den Abfallkorb zu werfen. “Ich hatte doch gesagt, bewegen Sie sich nicht.”

“Ich habe diese Scherben verursacht, also muss ich sie auch beseitigen.”

“Hören Sie, meine Tochter ist krank, und eine Kuh wird bald zum ersten Mal kalben. Ich habe keine Zeit, Sie ins Krankenhaus zu fahren, weil Sie sich Schnittwunden geholt haben.”

“Ach”, fragte sie teilnahmsvoll, “Ihre Tochter ist krank?”

Brock fegte eilig die Scherben zusammen und bemühte sich, nicht Felicitys Duft einzuatmen. “Ja, Bree ist krank. Ich habe sie gerade von der Schule abgeholt. Möchten Sie das Foto behalten?” Darauf war ein gut aussehender Mann mit einem etwas weichen Kinn zu sehen.

“Nur um es zu verbrennen.”

Sie griff danach, aber er nahm es ihr wieder ab. “Nicht hier.” Sonst ging sein Haus noch in Flammen auf. “Ich bewahre es für Sie auf. Sie waren wohl mehr als Freunde, wie?”

“Nein, nicht mal Freunde.”

Der trostlose Ausdruck in ihren Augen berührte ihn. Aber damit wollte er sich nicht belasten. “Ich muss meine Tochter ins Bett bringen und zurück an die Arbeit.”

“Vielen Dank. Was hat sie denn?”

“Es ist vermutlich nur eine leichte Infektion, aber der Kinderarzt wohnt in Blackstone, meine Haushälterin hat heute frei, und eine Kuh wird bald kalben. Mit Ihnen scheint alles in Ordnung zu sein, darum gehe ich jetzt.” Er wandte sich zur Tür.

Als er schon fast unten war, hörte er ihre Schritte hinter sich.

“Entschuldigen Sie!”

Ungeduldig drehte er sich um. “Ja?”

“Wie alt ist Ihre Tochter denn?”

“Sieben, warum?” Brock klang gereizt.

“Ich könnte mich um sie kümmern”, bot Felicity an.

Er schaute an ihr herunter. “In dem Aufzug?”

Felicitys Wangen röteten sich. “Nein, ich ziehe mich gleich an.”

Brock schien immer noch Zweifel zu haben.

“Ich könnte ihr Saft bringen und ihr etwas vorlesen.”

Bree würde das bestimmt gefallen, dachte Brock sofort. Aber seine Tochter sollte den stillen Teilhaber der Ranch nicht allzu sehr ins Herz schließen. Er hoffte, dass Miss Chambeau ihnen recht bald wieder den schönen Rücken kehrte und nach New York zurückfuhr.

“Sie scheinen sehr beschäftigt zu sein, aber wenn Sie sie lieber allein lassen wollen …”

“Nein, nein …”, er fluchte innerlich, “vielen Dank.” Das klang eher missmutig.

“Das mache ich gern. Ich ziehe mich nur schnell an.”

Wollte er wirklich, dass sich diese Frau um seine Tochter kümmerte? Na ja, es wäre ja nur für ein paar Stunden. Seine Haushälterin würde bald zurück sein. Aber Felicity Chambeau beunruhigte ihn irgendwie. Leider nicht so sehr wegen ihres Charakters, sondern eher in erotischer Hinsicht.

Vor sich hin murmelnd, ging er in Brees Zimmer und erklärte ihr, dass Felicity sich eine Weile um sie kümmern würde.

Bree bestürmte ihn sogleich mit Fragen. “Woher ist sie?”

“Aus New York. Sie ist kein Cowgirl, kann dir aber etwas vorlesen.”

“Ist sie alt?”

“Nein.”

“Ist sie hübsch?”

Brock zupfte an seinem Kragen. “Das musst du entscheiden.”

“Aber wie findest du sie denn?”

Zum Glück erschien Felicity gerade in der Tür. Ihre Haare hatte sie zum Pferdeschwanz zusammengebunden, sie trug schwarze Jeans und eine weiße Seidenbluse. Brock musste daran denken, wie sie in dem leichten Hemd und mit zerzaustem Haar ausgesehen hatte.

Er stellte die beiden einander vor und sagte zu Bree: “Du hast ja meine Handy-Nummer. Falls irgendwas ist, ruf mich an.”

“Handy-Nummer?”, wiederholte Felicity. “Ich wusste gar nicht, dass es in Texas auch ein Mobilfunknetz gibt.”

Brock verzog den Mund. “Wir sprechen hier vielleicht etwas langsamer, aber wir haben trotzdem schon fließendes Wasser und Telefon. Was haben Sie denn erwartet?”

Felicity zuckte die Schultern. “Festanschlüsse, vielleicht.”

“Die haben wir natürlich auch. Aber ein Handy ist bequemer, weil man überall erreichbar ist.” Er setzte seinen Hut auf.

Bree schaute ihren Vater forschend an.

“Ruf an, wenn du mich brauchst, Kleines.”

Selbst nachdem Brock Logan gegangen war, empfand Felicity noch immer seine Gegenwart. Merkwürdig, dachte sie.

Bree musterte sie aufmerksam. Mit Kindern hatte Felicity kaum Erfahrung. Sie hatte ihre Hilfe nur angeboten, weil Brock als alleinerziehender Vater im Augenblick etwas überfordert zu sein schien, es aber nie zugeben würde. Nun, sie hatte zwar wenig Erfahrung mit Kindern, aber sie erinnerte sich gut daran, eins gewesen zu sein.

Die Wangen des Mädchens waren durch das Fieber leicht gerötet, aber ihr Blick wirkte wach und neugierig.

Felicity lächelte. “Du hast die Augen deines Vaters.”

Bree nickte und lächelte. “Seine Haare auch.” Sie zog an ihrer langen Mähne. “Aber das sieht man nicht, weil er sie nie so lang wachsen lässt.”

“Und du lächelst öfter als er, nicht?”

Bree nickte wieder. “Onkel Tyler sagt immer zu Daddy, er soll etwas fröhlicher sein und sich nicht so ernst nehmen.” Sie rollte mit den Augen. “Mein Bruder ist auch immer so ernst.”

“Dein Bruder, Jacob”, sagte Felicity mehr zu sich selbst.

“Ja, Ma'am, mein Zwillingsbruder.” Bree legte den Kopf schief. “Du sprichst irgendwie komisch.”

“Das kommt daher, weil ich aus New York bin”, erklärte Felicity.

“Du kannst ja nichts dafür, dass du nicht aus Texas bist”, sagte Bree mitfühlend. “Hier wird es dir bestimmt viel besser gefallen.”

Felicity lachte leise. “Wie kommst du darauf?”

“Texas ist der schönste Platz der Welt”, antwortete Bree entschieden. “Hier möchte jeder wohnen.” Sie fuhr mit der Hand über die Quiltdecke. “Nur meine Mum nicht. Die ist nach Kalifornien gezogen, weil sie zum Film will.” Als sie das Kinn hob, erinnerte sie Felicity erneut an Brock. “Daddy sagt, Jacob und ich seien viel lustiger als Filme.”

Die Mischung aus Stolz und Verletzlichkeit in Brees Blick berührte Felicity. Unwillkürlich dachte sie daran, wie oft ihre Mutter es vorgezogen hatte, auf eine Party zu gehen oder eine aufregende Reise zu machen, als Zeit mit ihr, ihrer Tochter, zu verbringen. War Brock ein Mann mit Charakter? Sie hatte gedacht, diese Spezies sei längst ausgestorben …

“Ich glaube auch, dass ihr beiden viel lustiger seid als Filme.”

“Daddy ist der liebste Mensch der Welt”, erklärte das Mädchen und schaute Felicity erneut forschend an. “Tante Martina sagt, alles, was er braucht, ist eine Frau, die ihn mal ein bisschen durcheinanderbringt. Aber hier auf der Ranch gibt es nicht viele Frauen. Willst du das nicht übernehmen?”

Felicity blinzelte erschrocken. Auf keinen Fall! dachte sie, bemühte sich aber, gelassen zu bleiben. “Darüber muss ich nachdenken. Aber jetzt könnte ich dir vielleicht erst mal etwas vorlesen.”

2. KAPITEL

“Eine andere Kuh auf der Nordweide ist auch bald so weit”, sagte Brock zu Chuck, der rechten Hand des Vormannes.

Tyler und Jacob warteten darauf, dass Addie das Essen auf den Tisch stellte.

“Morgen musst du …” Brock unterbrach sich, da ihm keiner zuhörte. Alle drei schienen etwas hinter ihm zu entdecken. “Hey, was ist …”

Felicity Chambeau stand in der Tür des Esszimmers. Sie trug ein Kleid aus rosa Kaschmir, das ihre Kurven betonte, und schaute fragend drein. “Sie sagten, Abendessen um sechs. Darf ich mich dazusetzen?”

Ihre elegante Erscheinung wirkte seltsam in dem schlichten Raum, der mit Eichenmöbeln aus drei Generationen ausgestattet war. Der Tisch, einst glänzend, war vom vielen Gebrauch ganz matt geworden. Und auch das rustikale Essgeschirr stand in deutlichem Gegensatz zu Felicitys Kaschmirkleid.

Chuck blickte sie mit großen Augen an, Tyler bot ihr seinen Arm. “Ja, bitte kommen Sie. Ich bin Tyler Logan, und Sie müssen Felicity Chambeau sein. Freut uns, Sie bei uns zu haben.”

Brock ärgerte sich über die galante Begrüßung seines Bruders. “Warum kniest du nicht gleich nieder und heulst ein bisschen”, knurrte er.

“Wenn er es nicht tut, mach ich das.” Chucks Blick ruhte noch immer auf Felicity.

Brock schnaubte verächtlich. “Man könnte denken, ihr habt noch nie eine Frau gesehen.”

“Ich habe lange keine mehr gesehen, die so toll aussieht wie sie”, gab Chuck zurück. “Nur weil du inzwischen desinteressiert und verbittert bist, müssen wir das ja nicht auch sein.” Er trat vor und hob grüßend die Hand. “Ich bin Chuck Granby. Freut mich, Sie kennenzulernen.”

Felicity lächelte die Männer an. Dann schaute sie zu dem kleinen Jungen, der ziemlich schüchtern wirkte. “Und du musst Jacob sein. Bree hat mir von dir erzählt. Sie sagte, du kannst schon beinahe ein Kalb mit einem Lasso fangen.”

Jacob stopfte die Hände in die Hosentaschen. “Das hat mein Dad mir beigebracht.”

Widerwillig erfreut über ihr Interesse an seinem Sohn, fuhr Brock Jacob durchs Haar. “Bree ist sehr gesprächig, wenn sie Gelegenheit dazu bekommt.”

“Ja, das ist sie wirklich.”

Brock konnte sich gut vorstellen, dass seine Tochter schon alle Familiengeheimnisse ausgeplaudert hatte. “Na, großartig.”

“Keine Sorge”, sagte Felicity, “sie macht richtig Werbung für die Familie Logan und den Staat Texas und ist fest entschlossen, mir den hiesigen Dialekt beizubringen.”

“Vielleicht können wir Sie ja zum Bleiben bewegen”, meinte Tyler grinsend, “wenn es Ihnen hier gefällt.”

“Na, großartig”, murmelte Brock erneut. Am liebsten hätte er Tyler erwürgt.

Die Haushälterin kam mit einer dampfenden Schüssel herein. “Wollt ihr alle nur rumstehn oder setzt ihr euch und esst?” Sie schaute Felicity an. “Sie müssen Miss Chambeau sein. Ich bin Addie und warne Sie gleich: Ich koche nichts Kompliziertes, wie Sie es wahrscheinlich aus New York gewohnt sind. Die Männer hier mögen am liebsten immer das Gleiche.”

Brock freute sich über Addies rauen Ton. Addie ließ sich nicht gleich von einer hübschen Frau in einem rosa Kleid einwickeln.

“Es riecht köstlich, Addie”, lobte Felicity.

“Kommen Sie”, sagte Tyler und führte Felicity an den Tisch.

Chuck hatte schon einen Stuhl hervorgezogen.

Felicity dankte und setzte sich zwischen die beiden Männer.

“Was führt Sie denn nach Texas?”, fragte Chuck, während Addie Kohleintopf auffüllte.

Felicity sah unsicher zu Brock. “Ich … äh …”

“Sie ist nur zu einem kurzen Besuch hier”, antwortete Brock. Es mussten ja nicht alle wissen, dass sie stille Teilhaberin der Ranch war. Am liebsten wäre es ihm gewesen, sie wüssten überhaupt nichts von ihrer Existenz!

“Sie ist stille Teilhaberin der Ranch”, verkündete Tyler.

Brock schaute finster zu seinem Bruder.

Tyler lächelte unschuldig.

“Stille Teilhaberin? Na, so was”, sagte Chuck erstaunt.

“Sehr still. So still, dass ich nicht mal den Unterschied zwischen einer Milchkuh und einem Stier kenne”, betonte Felicity, die Brocks Unbehagen spürte.

Dass diese Frau nicht unsensibel war, musste Brock immerhin anerkennen.

“Mein Urgroßvater hatte ein Abkommen mit Mr Logans Urgroßvater. Aber das Einzige, auf das ich hier noch ein Anrecht habe, ist, herzukommen und ein Bett zum Schlafen.”

“Stiller Teilhaber”, wiederholte Chuck und grinste von einem Ohr zum anderen. “Und dann noch so eine Bombe aus New York!”

Nun hör schon auf! dachte Brock wütend. Er räusperte sich. “Was machen Sie in New York?”

Felicity zögerte. “Nicht so viel, wie ich gern möchte, aber ich bemühe mich.”

“Wobei?”, wollte Tyler wissen.

Sie nahm einen Schluck Wasser. “Wenn ich es Ihnen erzähle, werden Sie darüber lachen, das tun sie in New York jedenfalls alle.”

Brock bemerkte, dass sie sich unbehaglich fühlte. “Ich lache nicht”, sagte er spontan.

Da sie ihm nicht zu trauen schien, schaute sie zu Chuck und Tyler. “Ich glaube, jeder von uns hat irgendeine Aufgabe. Wenn man sie gefunden hat und versucht, sie zu erfüllen, macht einen das glücklich, und dann wird die Welt dadurch vielleicht ein bisschen besser.”

Brock nickte. Er stimmte ihr zu, drückte es aber auf seine Weise aus. “Ein Mann muss das tun, wozu er bestimmt ist.”

Felicity verzog den Mund. “In diesem Fall eine Frau.”

“Nur keinen Streit”, murmelte Chuck.

“Ich bin in einer ungewöhnlichen Position”, fuhr Felicity fort. “Meine Familie hat eine lange Tradition darin, sehr erfolgreich zu investieren.”

“Dann sind Sie also reich?”, fragte Chuck unverblümt.

Tyler unterdrückte ein Lachen.

“Halt die Klappe, Chuck”, brummte Brock.

Chuck stopfte sich eine Gabel voll Fleisch in den Mund.

“Nun, da meine Eltern tot sind, muss ich einige Entscheidungen fällen”, sagte Felicity. Bei der Erwähnung ihrer Eltern huschte ein Schatten über ihr Gesicht. “Meine Familie war immer, was Wohltätigkeit betrifft, äußerst großzügig. Ich glaube, ich sollte noch einen Schritt weitergehen.”

“Und wie?”, fragte Tyler interessiert.

“Ich möchte einen beträchtlichen Teil meines Erbes für einen wohltätigen Zweck weggeben.”

Alle schauten Felicity an, als hätte sie Chinesisch gesprochen.

Brock unterdrückte einen Seufzer. Gott bewahre mich vor Frauen, die mehr Geld als Verstand haben, dachte er.

Felicity lächelte. “Na ja, Sie haben nicht gelacht, aber Sie schauen drein wie meine Finanzberater, als ich ihnen das erste Mal klarmachte, was ich vorhabe. Ich bin nicht verrückt, falls Sie das meinen.”

“Und wieso wollen Sie Ihr Geld nicht behalten?”, fragte Chuck.

“Weil es nichts anderes tut, als sich zu vermehren. Aber wofür? Man könnte doch etwas Sinnvolles damit tun.”

“Wenn Sie eine Verwendung brauchen”, sagte Tyler, “das Krankenhaus, in dem ich arbeite, benötigt dringend …”

“Tyler!”, unterbrach Brock ihn sofort.

“Wenn sie es spenden will, wir könnten doch …”

“Miss Chambeau ist Gast in unserem Haus”, sagte Brock ruhig, aber bestimmt. “Selbst wenn es um einen guten Zweck geht.”

Tyler seufzte ungeduldig, schwieg aber.

Chuck meinte: “So was habe ich noch nie gehört. Ihr Job ist es also, Geld wegzugeben. Wieso wollen Sie es nicht für Ihren Mann und Kinder aufbewahren?”

“Ich habe weder einen Mann noch Kinder.” Felicitys Stimme klang gepresst.

“Na ja, aber irgendein Glücklicher wird Ihnen doch eines Tages den Ring an den Finger stecken …”

Felicity schüttelte den Kopf. “Ich werde nicht heiraten. Bislang interessierten sich Männer nur wegen meines Geldes für mich. Sobald ich die Hälfte davon weggebe, wird sich das hoffentlich ändern.”

Die Hälfte ihres Vermögens! Ihre Bemerkung wirkte wie eine erneute Bombe. Brock schaute Felicity schweigend an. Diese Frau wusste doch sicher, dass sie mehr zu bieten hatte als eine Reihe verstorbener Industriekapitäne in der Familie.

Tyler räusperte sich. “Vielleicht treffen Sie mal jemanden, der Sie eines Besseren belehrt”, sagte er mit charmantem Lächeln.

Felicity schien seinen Flirtversuch zu übersehen. Sie schüttelte erneut den Kopf.

Chuck runzelte die Stirn. “Aber ich verstehe noch immer nicht, wieso Sie hier sind.”

“Miss Chambeau ist hier, um mal von der Stadt wegzukommen und über alles nachzudenken, ohne gleich mit tausend Fragen bombardiert zu werden”, erklärte Brock an ihrer Stelle. Diese Frau brauchte offenbar jemanden, der für sie eintrat. Er hatte allerdings kein Interesse an dem Job. Aber solange sie in seinem Haus war, sollte auch keiner sie belästigen. Ihre Anwälte betrachteten sie offenbar als Problem und hatten sie hergeschickt, damit sie die Idee, ihr Geld zu verschleudern, aufgab. Jetzt war sie also hier, und somit war sie sein Problem.

“Falls Sie nach dem Essen einen Rundgang auf der Ranch machen wollen, könnte ich Sie …”

“Auf der Nordweide ist eine Kuh kurz vorm Kalben”, unterbrach Brock Chuck.

“Ich dachte, du würdest dich darum kümmern.”

“Ich gehe später am Abend dorthin. Wenn Miss Chambeau die Ranch sehen möchte, werde ich das übernehmen, sie ihr zu zeigen.”

“Das wäre sehr nett”, sagte Felicity, “ich war heute noch gar nicht draußen.”

Für den Rest der Mahlzeit übernahm Tyler die Unterhaltung und erzählte eine lustige Geschichte von einem seiner jungen Patienten. Sie sprachen auch über Brees Erkrankung. Brock fiel auf, dass Felicity nicht nur ausgezeichnete Manieren hatte, sondern erstaunlicherweise auch viel Mitgefühl für andere. Sie schenkte ihrem Gesprächspartner ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, und ihr Lächeln war sehr warm. Sie war eine angenehme Gesellschaft. Das wird sicher bald ganz Texas wissen, dachte er und biss sich auf die Lippen.

Brock bemerkte, dass sein Sohn Felicity die ganze Zeit still beobachtete. Ob Jacob seine Mutter wohl vermisst? überlegte er besorgt. Bei Bree war das kein Problem, sie äußerte ihre Bedürfnisse immer klar und deutlich. Aber Jacob war da viel verschlossener.

Als Addie als Dessert Kirschgrütze servierte, schaute Felicity zu Jacob. “Der Eintopf war so gut, dass ich höchstens ein bisschen naschen kann. Jacob, meinst du, du könntest mir bei der Kirschgrütze helfen?”

Jacob nickte eifrig. “Ja, Ma'am.”

Brock fluchte innerlich. Sein Bruder machte Felicity den Hof, Chuck lief bei ihrem Anblick das Wasser im Mund zusammen, und selbst sein Sohn war nicht immun gegen den Charme dieser Frau. Wenn er, Brock, nicht aufpasste, würde Felicity Chambeau auf der Ranch noch ein richtiges Chaos anrichten!

Nachdem er noch einmal nach Bree geschaut hatte, ging Brock nach draußen in die kühle Abendluft. Felicity folgte ihm. Sie hatte gern zugestimmt, als er erst einmal einen kleinen Spaziergang vorschlug statt einer ausgedehnten Besichtigungstour. Langsam gingen sie am Weidezaun entlang. Der Himmel war wolkenlos und voller Sterne.

“Hier ist es so ruhig, dass man die Stille beinahe körperlich spürt”, sagte Felicity erstaunt.

“Sie sind nur nicht daran gewöhnt”, erwiderte Brock. “Aber wenn Sie richtig hinhören, werden Sie das Rascheln der Blätter in den Bäumen bemerken oder Vogelgezwitscher und das Muhen von Kühen in der Ferne.”

Felicity blieb stehen und schloss die Augen. Tatsächlich: Sie hörte es rascheln. Es war ein feines melodisches Geräusch, das ihr auf einmal Lust machte, Klavier zu spielen.

“Pflegen Sie öfter zu erzählen, dass Sie vorhaben, die Hälfte Ihres Vermögens wegzugeben?”, fragte Brock und spielte auf das Gespräch beim Abendessen an.

Felicity schaute ihn an. Sein Blick machte sie nervös, aber sie hielt ihm stand. Außerdem hatte es sie erleichtert, von ihren finanziellen Plänen zu sprechen. Auch wenn ihre Eltern sich deswegen im Grab umdrehen würden.

“Ich dachte, Sie würden darüber lachen oder mich zumindest für verrückt halten”, antwortete sie.

“Ich frage mich nur, ob Ihr Plan der Grund ist, warum Ihre Anwälte Sie hierhergeschickt haben.”

Felicity seufzte und berührte den Holzzaun, der sich rau anfühlte. “Ja, sie hoffen, dass ich meine Meinung noch ändere.”

“Wenn Sie jedem, den Sie treffen, davon erzählen, werden viele versuchen, Sie zu übervorteilen. Ihre Anwälte wollen Sie vermutlich davor schützen.”

“Die sind selbst nur geldgierig. Sie finden die Idee erschreckend und hoffen, dass ich sie verwerfe. Meine Anwälte wollen mich bestimmt nicht schützen”, betonte Felicity.

“Wieso glauben Sie eigentlich, dass Sie niemals heiraten werden? Schließlich sind Sie ja nicht hässlich.”

Soll das ein Kompliment sein? fragte sie sich und entschied sich dann dagegen. Komplimente passten nicht zu diesem harten Mann. “Dass Sie mir nicht schmeicheln, ist erfrischend. Ich trage Kontaktlinsen statt einer Brille, gehe ins Fitness-Studio, um in Form zu bleiben, und im Kosmetikstudio hat man mir ein paar Schminktricks beigebracht. Eine ernsthafte Beziehung würde voraussetzen, dass mich jemand wegen meiner inneren Werte mag. Die Chambeaus sind aber schon immer mehr für ihr Vermögen als für ihre inneren Werte berühmt gewesen. Ich möchte aber nie eine solche Ehe wie meine Eltern führen. Da ich allerdings nicht weiß, ob ich es besser hinbekommen würde, halte ich es für klüger, es lieber gar nicht erst zu versuchen, sondern mich und die Welt zu verbessern.”

Weil Brock sie noch düsterer ansah, fügte sie hinzu: “Das habe ich wohl eher zu mir selbst als zu Ihnen gesagt. Sie sind eigentlich nur ein Zufallspassant, der meine Lektion gehört hat. Tut mir leid.”

“Sie klangen ein bisschen wie Tyler, als er mal darüber nachdachte, ob er nicht lieber Psychiater werden sollte. Zum Glück dauerte diese Phase nicht lange.”

Felicity lachte. “Sich zu viel mit sich selbst zu beschäftigen …”

“Ist Zeitverschwendung und deprimierend”, beendete Brock den Satz. “Nicht nur das. Es verursacht Verdauungsbeschwerden. Sie sollten sich eine Arbeit suchen oder heiraten. Dann werden Sie sich besser fühlen.”

“Nein, heiraten werde ich nicht. Und das Einzige, was ich kann, ist Schecks für Anwälte, Finanzberater und Wohltätigkeitsorganisationen auszustellen.”

Brock nickte grimmig. “Es wäre mir lieb, wenn Sie, solange Sie hier sind, nicht jedem, den Sie treffen, davon erzählen, dass Sie Ihr halbes Vermögen weggeben wollen. Wir sind auf der Ranch nicht auf einen Massenandrang eingerichtet, besonders nicht während der Kälbersaison.”

“Sie halten mich für verrückt, geben Sie es doch zu!”

“Sie halten Ihre Erbschaft nicht in Ehren …”

“Ich habe keine Erbschaft in Ehren zu halten”, sagte sie fest. “Ich lehne ein Leben wie das meiner Eltern ab. Sie wohnten getrennt und empfanden mich als Enttäuschung. Ich war ein ungeschicktes, schüchternes kleines Mädchen mit schiefen Zähnen, las viel und spielte Klavier. Aber nicht gut genug, um eine gefeierte Pianistin zu werden.” Sie straffte die Schultern. “Wenn ich die Hälfte meines Vermögens weggebe, habe ich wenigstens etwas Sinnvolles damit gemacht.”

Brock strich sich über den Nasenrücken, als müsste er schrecklich überlegen. “Eigentlich wollte ich Sie das gar nicht fragen, aber … wieso sind Sie wirklich hier?”

“Ich sagte es Ihnen doch schon, meine Anwälte …”

“Wieso haben die Sie ausgerechnet zu mir geschickt?”

“Nicht direkt zu Ihnen.” Obgleich er, so wie er gebaut war, wohl mit jeder Schwierigkeit umgehen konnte. “Weil ich einen Finanzberater angeheuert hatte, der mir helfen sollte, eine Stiftung zu gründen.”

“Douglas?”

“Ja, Douglas.” Erneut packte Felicity der Zorn. “Er arbeitete früher für eine der Firmen meines Vaters. Ich traf ihn bei einem gesellschaftlichen Anlass, und er erzählte mir, er habe sich selbstständig gemacht. Er rief einige Male an und schien wirklich daran interessiert zu sein, mir bei dem Aufbau der Stiftung zu helfen. Aber vor drei Wochen nahm er das ganze Stiftungsgeld und verschwand damit nach Südamerika. Meine Anwälte misstrauen meinen Fähigkeiten. Ich mir im Augenblick auch. Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann. Jemanden, der nicht an mir interessiert ist, einen Menschen mit Charakter.”

“Und wenn Sie Ihr Geld los sind, was dann?”

Felicity zuckte die Achseln. Sie hatte nur eine vage Vorstellung von ihrer Zukunft. “Keine Ahnung. Ich gehe in ein Kloster oder kaufe mir eine Hütte an der Küste von Maine, schaff mir drei Katzen an und lese. Das ist nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass ich diese Stiftung gründe.”

“Mit der Figur wird man Sie nicht ins Kloster lassen”, bemerkte Brock leise.

Felicitys Herz machte einen Satz, aber sie war bestrebt, das zu ignorieren. “Maine wäre schön. Würden Sie mir vielleicht helfen?”

“Sie haben mich doch gerade erst kennengelernt, wie können Sie mir da trauen?”

“Aus verschiedenen Gründen. Reiner Instinkt.” Nichts Romantisches natürlich, fügte sie in Gedanken hinzu. Aber dieser Brock Logan flößte ihr trotz seiner mürrischen, um nicht zu sagen, barschen Art irgendwie Vertrauen ein. “Sie wirken solide und verantwortungsbewusst und machen den Eindruck, als wüssten Sie genau, was Sie wollten, und würden niemals davon abrücken. Außerdem hat Ihre Tochter Sie heiß empfohlen. Und Sie haben sich an die Abmachung unserer Urgroßväter gehalten, indem Sie mich in Ihr Haus aufnahmen. Es gibt auch noch andere Gründe.”

“Welche?”, fragte Brock skeptisch.

“Es passt Ihnen nicht, dass ich hier bin.” Felicity gab sich einen Ruck. “Kurzum: Sie mögen mich nicht besonders.”

Der Himmel bewahre mich vor Frauen, dachte Brock. “Ich sagte nur, dass Sie nicht hässlich sind”, erinnerte er sie.

“Zwischen 'nicht hässlich' und 'attraktiv' ist ein großer Unterschied”, erwiderte Felicity mit einem Mona-Lisa-Lächeln.

Fröstelnd schlang sie die Arme um sich, und Brock konnte nicht umhin zu sehen, dass ihre Brustspitzen sich unter dem Kaschmir abzeichneten. Sofort stellte er sich ihre Brüste nackt vor: elfenbeinfarben, prall und fest mit himbeerroten Spitzen. Sie würden sich wunderbar anfühlen in seinen Händen, und es müsste himmlisch sein, die Knospen in den Mund zu nehmen …

Aber der Preis dafür wäre die Hölle, sagte er sich, als ihm einfiel, dass Felicity ein weiblicher Krösus war.

“Ich glaube, Sie sind ein anständiger Mann”, fuhr sie fort, ihn einzuschätzen. “Ich dachte, Ehrenhaftigkeit wäre bei Männern eine verschollene Tugend, aber ich glaube, Sie besitzen sie und könnten mir helfen.”

Brock seufzte. Über Ehrenhaftigkeit dachte er selten nach. Er bemühte sich nur, stets das Richtige zu tun. “Was wollen Sie von mir? Ich bin kein Anwalt.”

“Sie könnten mir dabei helfen, jemanden zu finden, dem ich die Verwaltung der Stiftung anvertrauen könnte. Sie kann man vermutlich nicht so leicht übers Ohr hauen. Im Gegensatz zu mir – leider.”

Brock konnte sich mit diesem Vorschlag nicht so recht anfreunden. “Wie alt sind Sie eigentlich?”

“Vierundzwanzig, wieso?”

“Ich würde mich bei dieser Sache weitaus besser fühlen, wenn Sie sechzig wären, also mehr Lebenserfahrung hätten.”

“Vielleicht könnte ich so tun als ob”, schlug Felicity lächelnd vor.

Er musterte sie und schüttelte den Kopf. “Unwahrscheinlich. Sie sind weder verheiratet, noch haben Sie Kinder. Das würde Ihnen den Eindruck von einer gewissen Reife verleihen.”

“Ich sagte Ihnen ja schon, Ehe und Kinder sind nichts für mich.”

“Sie könnten Ihre Meinung ändern.”

“Nein, das ist nicht meine Bestimmung. Mein Ziel ist es, etwas anderes zu tun”, erwiderte Felicity ernst. “Ich bin noch ziemlich jung, unverheiratet und habe nicht viel Lebenserfahrung, aber ich weiß, wann jemand etwas braucht. Da möchte ich ansetzen. Ist es denn so schlimm, dass ich versuchen möchte, einigen Menschen das Leben zu erleichtern? Ist es verwerflich, dass ich mein Vermögen nicht horten will? Dass ich es mit anderen teilen möchte?”

Ihr Engagement rührte Brock. Für jemanden wie Felicity Chambeau waren Anteilnahme und Fürsorge erstaunlich. Er war hin- und hergerissen. Einerseits fand er ihre Idee absurd, andererseits faszinierend. “Also gut, nehmen wir mal an, ich helfe Ihnen, Ihr Geld zu verteilen. Was machen Sie danach?”

“Keine Ahnung, das ist auch nicht so wichtig.”

“Dem stimme ich nicht zu. Das Ganze ist eine unheimlich wichtige Entscheidung, mit der Sie den Rest Ihres Lebens klarkommen müssen. Und ich müsste damit klarkommen, Ihnen bei dieser verschwenderischen Großzügigkeit geholfen zu haben.”

“Aber …”

“Nichts aber. Ich möchte, dass Sie einige Wochen lang darüber nachdenken und mir dann sagen, was Sie für sich selbst entschieden haben, wie Sie Ihr Leben danach führen wollen. Dann sehen wir weiter.”

Aber Felicity wollte nicht warten, sie brannte darauf, endlich loszulegen. Seitdem Doug mit dem Geld verschwunden war, hatte sie das Gefühl, zehn Schritte zurück gemacht zu haben.

“Man nennt das seine Möglichkeiten abwägen”, fuhr Brock fort. “Ich kann mir vorstellen, dass Sie das als Umweg betrachten, aber wenn Sie meine Integrität, meine Ehrenhaftigkeit und meine Hilfe wollen, müssen Sie auch auf mich hören. Ich habe nämlich das dumme Gefühl, dass ich, wenn ich bei unserem gemeinsamen Weg die Zügel nicht anziehe, im Graben landen werde.”

Brock spürte, dass Felicity etwas dagegen einwenden wollte, aber dann verkniff sie es sich klugerweise.

3. KAPITEL

Nachdem er Felicity ins Haus zurückbegleitet hatte, setzte Brock sich in seinen Wagen, um trotz der späten Stunde noch einmal nach der trächtigen Kuh zu sehen. Sie hatte noch nie gekalbt, und es würde wohl morgen oder übermorgen passieren. Einer der Bullen von der Nachbarranch war durch den Grenzfluss gewatet, auf ihr Gebiet gedrungen und hatte sich mit den Logan-Kühen vergnügt. Die Sache war so und zu diesem Zeitpunkt nicht geplant gewesen, und da Kühe nicht gerade die intelligentesten Tiere waren, könnte es durchaus vorkommen, dass die Kälber nach der Geburt ins eisige Wasser fielen.

Und nachdem Felicity ihn so durcheinandergebracht hatte, brauchte Brock auch ein bisschen Zeit für sich, um den Kopf wieder klar zu bekommen.

Als er dann auf der Nordweide stand und in den Sternenhimmel schaute, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Kuh an diesem Tag nicht mehr kalben würde, wurde ihm einmal mehr bewusst, dass er hier in diesem weiten Land genau dort war, wo er hingehörte. Felicity kannte dieses Gefühl vermutlich gar nicht.

Später fuhr er zum Haus zurück. Er knipste das Licht aus und verschloss die Türen. Seit dem Tod seines Vaters war es immer seine Aufgabe gewesen, abends abzuschließen.

Er stieg nach oben, spähte ins Zimmer der Kinder und ging dann in sein eigenes.

Nachdem er geduscht hatte, stand er noch nackt im Dunkeln in seinem Schlafzimmer. Brock schloss immer systematisch alle Türen ab, um seine Familie zu schützen. In den vergangenen Jahren hatte er aber in gewisser Weise auch sich selbst verschlossen, um nichts fühlen zu müssen. Er wollte nie wieder von einer Frau gefühlsmäßig abhängig sein. Beinahe hatte er schon selbst geglaubt, keinerlei Bedürfnisse mehr hinsichtlich einer Frau zu haben.

Aber nun musste er an Felicitys Augen denken und an die Beharrlichkeit, mit der sie ihren Plan verfolgte, und – was ziemlich irritierend für ihn war – an ihr Vertrauen in seinen Charakter, in seine Anständigkeit.

Er dachte an den feinen Parfümduft, der von ihr ausging, und an ihre wundervollen Kurven. Anständig war er, das stimmte, aber dass diese Frau glaubte, er fände sie nicht attraktiv, war ein schwerer Irrtum ihrerseits!

Obgleich er sie nicht einmal berührt hatte, erregte ihn der bloße Gedanke an sie, und er stellte sich vor, wie er sie nehmen würde, immer wieder … und wie sie sich ihm voller Leidenschaft immer wieder hingäbe.

Er schloss die Augen und versuchte, seine erotischen Fantasien zu verdrängen. Es würde nichts stattfinden zwischen ihnen. So wie Felicity offenbar beschlossen hatte, wegen ihres Wohlstands keine Beziehung mehr einzugehen, würde er nie wieder riskieren, eine Frau zu lieben. Sonst würde ihn erneut der Logan-Fluch treffen, denn die Logans hatten nun einmal kein Glück in der Liebe.

“Ich langweile mich”, klagte Bree am nächsten Morgen, nachdem Felicity ihr das dritte Buch vorgelesen hatte.

Das kleine Mädchen warf voller Ungeduld den Kopf auf dem Kissen hin und her. Aber sich mit Bree zu beschäftigen war für Felicity immer noch weitaus leichter, als eine persönliche Lebensplanung zu machen.

Brock Logan war ehrlich, anständig – und unmöglich. Sie mochte nicht an die Aufgabe denken, die er ihr gestellt hatte.

“Dann geht es dir anscheinend schon besser”, sagte Felicity und überlegte, wie sie Brocks Tochter nun unterhalten könnte. Sie erinnerte sich an ihre eigene Kindheit und lächelte. “Aber um sicherzugehen, werde ich Marybels Heilkur anwenden.”

“Wer ist Marybel?” Bree schaute sie neugierig an.

“Das war mein Lieblingskindermädchen”, erzählte Felicity und dache zärtlich an die einzige Person in ihrem Leben, die ihr das Gefühl gegeben hatte, geliebt zu werden. Marybel hatte ihr applaudiert, als sie noch ziemlich ungeschickt auf dem Klavier spielte, und hatte sie auch dann hübsch gefunden, wenn sie Zöpfe und eine Brille trug. Als sie ins Internat geschickt worden war, war Marybel entlassen worden. Sie hatte sie sehr vermisst.

“Was für eine Heilkur war das?”, wollte Bree wissen.

“Warte mal.”

“Texaner sagen: Halt mal solange die Pferde fest”, erklärte Bree. “Das musst du dir merken.”

Felicity lachte über den Versuch der Kleinen, aus ihr eine Texanerin zu machen. “Also gut: Halt mal solange die Pferde oder Kühe fest.”

“Rinder”, verbesserte Bree.

“Genau.” Felicity ging in ihr Zimmer und holte fünf Flaschen Nagellack aus ihrem Kosmetikkoffer. Dann kam sie zurück und stellte sie in einer Reihe auf Brees Nachttisch. “Wähle eine aus.”

Bree setzte sich auf und schaute begeistert auf die verschiedenen Farben. “Das ist die Kur?”

“Eher eine Maniküre oder wie Marybel zu sagen pflegte: eine Kur gegen etwas, das einen plagt.”

“Das hab ich noch nie gehört.” Bree schaute so skeptisch drein wie ihr Vater.

“Dann wird es Zeit. Ob man seelischen Kummer hat oder einem sonst etwas wehtut, das ist egal, die Kur hilft dagegen.” Felicity fiel ihr jüngstes Desaster mit Doug ein. “Wenn ein Mann das Problem ist, braucht man einen ganzen Tag für die Kur. Also, Schätzchen, such dir eine Farbe aus”, forderte sie Bree auf.

“Nur eine?”

Felicity musste daran denken, dass vor allem der Spaß am Spiel ihr damals geholfen hatte. “Nein, du kannst alle fünf nehmen, wenn du willst.”

Bree lächelte. “Ja, das möchte ich gern.”

Felicity schaffte es, mit den verschiedenen Farbnuancen einen Regenbogen auf Brees Finger- und Fußnägel zu lackieren. Als sie damit fertig war, strahlte die Kleine. “Toll! Ich kann es kaum erwarten, es Dad zu zeigen.”

Felicity lachte leise. “Ich auch nicht.”

“Hast du dir schon überlegt, ob du ihn nicht ein bisschen durcheinanderbringen kannst?”, fragte Bree.

“Oh, ich glaube, wir bringen uns schon gegenseitig durcheinander. Ich habe deinen Vater gebeten, mir bei einer bestimmten Sache zu helfen. Aber dafür muss ich erst etwas anderes tun.”

“Das macht er immer so”, erklärte Bree. “Wenn ich ihn bitte, mir bei meinen Hausaufgaben zu helfen, muss ich es immer erst allein probieren. Musst du auch Hausaufgaben machen?”

“Sozusagen. Ich glaube, ich brauche dazu fachliche Unterstützung. Kennst du hier in der Nähe ein Buchgeschäft?”

“In der Stadt ist eins”, sagte Bree, die ihre Fingernägel bewunderte und mit den Zehen wackelte, als Felicity darauf pustete, damit sie trockneten.

“Und wie kommt man da hin?”

“Mit Daddy oder mit Addie. Oder mit einem der Cowboys, die oft in die Stadt fahren, um etwas zu besorgen.”

“Na gut.” Felicity sah, dass Bree zum dritten Mal gähnte. “Zeit für dich, dich auszuruhen. Du kannst die Füße jetzt ruhig unter die Decke legen. Die Nägel sind inzwischen bestimmt schon trocken.”

Bree widersprach nicht, was erst recht bewies, dass sie müde war. “Und was machst du heute Nachmittag?”

“Das weiß ich noch nicht. Vielleicht gehe ich ein bisschen nach draußen. Addie ist ja da, falls du etwas brauchst.” Felicity deckte das Mädchen zu und strich ihm die Haare aus dem Gesicht.

Merkwürdig, dachte sie, dass ihre Mutter Bree und Jacob verlassen hat. Sie, Felicity, würde zwar nie eine Mutter für Bree sein, aber sie erinnerte sich gut an all das, wonach sie sich als Kind gesehnt hatte. Vielleicht könnte sie das der Kleinen eine Zeit lang geben.

Sie küsste Bree auf die Stirn. “Schlaf ein bisschen, damit die Kur wirkt.”

Bree seufzte. Dann überraschte sie Felicity damit, dass sie ihr auch einen Kuss gab. “Du kommst doch heute Nachmittag wieder, ja?”, fragte sie.

“Na klar.”

Brock schaute auf seine Armbanduhr und schob kurz den Hut zurück, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Seit dem frühen Morgen war er ohne Pause unterwegs. Ein kaputter Zaun hatte ihm scharfe Worte seiner langjährigen Nachbarn, der Coltranes, eingebracht, da diesmal einige seiner Rinder auf Coltranes Gebiet gedrungen waren.

Ray, der neue Cowboy, müsste gleich aus der Stadt zurück sein mit einigen tierärztlichen Utensilien. Da erspähte er auch schon den Pick-up, der den Weg herunterkam.

Ray drosselte kaum das Tempo, als er vorbeifuhr. “Bin gleich zurück!”

Vom Beifahrersitz aus winkte Felicity.

In Brock stieg Zorn auf. Er hatte ihr doch extra gesagt, sie möge sich vom Männerquartier fernhalten! Er hatte ja auf Anhieb gewusst, dass es mit dieser Frau noch Probleme geben würde.

Ray parkte, stieg aus und begann abzuladen, während Felicity im Haus verschwand. “Mr Logan, ich hab die Sachen.”

Brock biss sich auf die Lippen, um seinen Ärger zu unterdrücken. “Was wollte Miss Chambeau denn?”

“Sie meinen Flip?”, erwiderte Ray. “Die wollte zum Buchladen mitgenommen werden.”

“Flip?”, wiederholte Brock.

“Ja, so hat eins ihrer Kindermädchen sie immer genannt. Nette Frau. Wenn sie mal wieder irgendwo hin will oder so, mach ich das gern für sie.” Ray grinste.

Brock kochte vor Wut. “Es ist nicht deine Aufgabe, Miss Chambeau irgendwohin zu kutschieren. Falls du es noch nicht weißt: Wir stehen am Beginn der Kälbersaison, da wirst du genug zu tun haben.”

Ray sah ihn erschrocken an. “Hey, ich hab das nur angeboten. Da sie immer in der Stadt gelebt hat, hat die Lady keinen Führerschein. Darum bat sie mich heute, sie mitzunehmen. Ich hab sie nicht angerührt! Obgleich ich nichts dagegen hätte. Sie ist eine verdammt attraktive …”

“Mach du nur deinen Job, Ray”, unterbrach Brock ihn und trug eine der Tüten zum Haus.

Ray wollte noch etwas entgegnen, überlegte es sich dann aber anders und schwieg.

Nach dem Abladen fuhr Brock zur Nordweide. Mit Felicity würde er später reden.

Als Brock Stunden später nach Hause kam, hörte er Klaviermusik. Melancholie erfasste ihn. Auf dem Steinway-Flügel hatte etwa zwanzig Jahre lang niemand mehr gespielt, seit der Geburt seiner Schwester Martina – und dem Tod seiner Mutter.

Diejenige, die jetzt so flink die Elfenbeintasten bearbeitete, wusste eindeutig, wie man richtig spielte. Das konnte nur Felicity Chambeau sein. Brock seufzte. Er ging zum Musikzimmer, das immer das Reich seiner Mutter gewesen war.

Vor dem Eintreten zögerte er. Dieses Zimmer wurde kaum noch benutzt. Mitten in der Melodie hielt Felicity inne, denn ein Ton klang verstimmt.

“Klingt ja scheußlich!”, schimpfte sie leise und fuhr fort.

Als Brock das Zimmer betrat, blieb er überrascht stehen. Die schweren Vorhänge, die sonst vor den Fenstern hingen, lagen in einem Haufen am Boden, die Messingstangen daneben. In der späten Abendsonne bemerkte man den vielen Staub in der Luft.

Felicity saß, mit dem Rücken zu ihm, in einer hellgrauen Seidenbluse und einem langen schwarzen Rock sehr aufrecht auf der Klavierbank, den Fuß aufs Pedal gedrückt. Ihre Finger, die über die Tasten flogen, waren rot lackiert – was Brock besonders sexy und weiblich fand. Während sie eine fröhliche Melodie spielte, musterte er sie von oben bis unten. Die Königin des Chaos', dachte er.

Als wieder ein falscher Ton erklang, murrte Felicity erneut und spielte etwas lauter. Sie beendete das Stück, dann hörte sie auf zu spielen.

“Der Flügel ist seit zwanzig Jahren nicht gestimmt worden”, sagte Brock entschuldigend.

Felicity drehte sich zu ihm um. “Länger ist es nicht her? Ich hätte gedacht, es müssten mindestens hundert Jahre sein.”

“Mein Vater hat den Flügel für meine Mutter gekauft, sie hat viel darauf gespielt. Aber sie starb bei der Geburt meiner Schwester.”

Felicity blickte Brock betroffen an. “Oh, wie traurig.” Sie schaute sich um. “Habe ich hier ihr Heiligtum entweiht?”

“Ja”, antwortete Brock schlicht.

“Aber es scheint Sie nicht wirklich zu stören.”

“Nein, aber mich stört etwas anderes. Ich hatte Ihnen doch gesagt, Sie sollten sich vom Männerquartier fernhalten.”

“Das habe ich auch getan. Ich habe mir nur den Hof angesehen.”

Brock zog eine Braue hoch. “Das ist Wortklauberei.”

“Darf ich auch nicht auf dem Hof herumgehen?”

“Nein”, sagte er mürrisch.

“Ich wollte nicht Addie bitten, mich in die Stadt mitzunehmen, da Sie mir ausdrücklich sagten, ich solle sie nicht behelligen. Bree hatte mir erzählt, dass einer der Cowboys regelmäßig in den Ort fährt. So bat ich den, mich mitzunehmen.”

“Ich möchte nicht, dass Sie die Männer nervös machen”, erklärte Brock.

“Ich habe Ray nicht nervös gemacht”, sagte Felicity ungeduldig. “Er hat mich beim Buchladen abgesetzt, während er zum Futtermittelgeschäft fuhr.”

“Sie haben ihn sehr wohl nervös gemacht”, klärte Brock sie auf. “Er deutete mir gegenüber nämlich unmissverständlich an, dass er gern weit mehr mit Ihnen machen würde, als Sie nur in die Stadt mitzunehmen.”

Felicity machte eine wegwerfende Handbewegung. “Das hat doch gar nichts zu bedeuten.”

“Das nächste Mal, wenn Sie in die Stadt wollen, fahren Sie entweder mit Addie oder mit mir”, ordnete Brock an.

Felicity erhob sich von der Klavierbank. “Bei allem Respekt, ich glaube, Sie übertreiben etwas. Schließlich habe ich mich nicht oben ohne auf dem Dach gesonnt.”

Der Gedanke an ihre nackten Brüste war wie ein erneuter Schock an einem Tag, an dem Brock sich ohnehin schon so fühlte, als müsste er ein Wildpferd einreiten. “Sie haben wohl vergessen, dass Sie nur stille Teilhaberin sind.”

“Ja, und zwar seitdem Sie vergessen haben, Ihren Verstand zu benutzen. Ehrlich, Brock, Sie haben mir einen Vorschlag gemacht. Wie soll ich dem wohl folgen, wenn ich nicht mal vor die Tür gehen darf?” Felicity nahm zwei Bücher vom Flügel und las die Titel vor. “'Selbsteinschätzung und Talent' und 'Wie bekomme ich einen Job, der mir liegt?'. Ich habe sie überflogen und gedacht, dass ich vielleicht einen Job in einer Bar bekommen könnte. Immerhin spiele ich Klavier und weiß, wie man Cocktails mixt.”

“Ich könnte mir vorstellen, dass Sie auch noch für andere Dinge Talent haben”, sagte Brock. Unglücklicherweise zeigten die Talente, die ihm bei ihr einfielen, Felicity nackt und in seinem Bett. Er fluchte innerlich.

“Ich verstehe nicht, wieso Sie so darauf bestehen, dass ich meine Zukunft plane. Ihnen gefällt doch die Idee, mein Vermögen für einen guten Zweck zur Verfügung zu stellen, das spüre ich einfach.”

Es war nicht das erste Mal, dass Brock sich wünschte, Felicity wäre nicht so intuitiv. “Damit würden Sie nur einen Teil des Problems lösen. Sie fühlen sich nutzlos und glauben, der Verzicht auf die Hälfte Ihres Vermögens würde Ihnen Erfüllung bringen. Das würde aber mehr beinhalten, als das Geld einfach nur zu verteilen. Vielleicht sollten Sie sich selbst um die Gründung der Stiftung kümmern.”

“Ach, da gibt es so viele Gesetze und Vorschriften.” Felicity stöhnte.

Brock trat zu ihr und schob ihr eine Locke aus der Stirn. “Benutzen Sie doch das, was sich unter diesem schönen blonden Haar befindet – Ihren Kopf.”

Ihre Blicke trafen sich, und Brock hatte das Gefühl, das ihn weit mehr traf als nur das Funkeln in Felicitys Augen. Ihm war, als sei der Ritt auf einem Wildpferd nichts dagegen. Und eine Sekunde lang glaubte er, dass es ihr genauso erging.

Felicity schluckte. “Das schöne blonde Haar stammt aus der Tube.”

Brock überlegte, wieso sie ihre Vorzüge eigentlich immer herunterspielte. “Kann ja sein”, meinte er und fuhr mit dem Daumen über ihre Wange, “aber du hast eine Menge, das nicht aus der Tube kommt, Mädchen.”

“Wenn du nicht aufpasst, könntest du mir den falschen Eindruck vermitteln, du fändest mich anziehend.” Ebenso selbstverständlich wie Brock ging auch Felicity zum Du über.

Er starrte auf ihre Lippen. “Ich hab nur gesagt, du seist nicht hässlich”, murmelte er und strich sanft über ihren Mund.

Felicity seufzte leise “Bitte küss mich nicht.”

“Wieso nicht?” Seine Hand glitt an ihrem Hals hinunter.

“Weil du ein ehrenwerter Mann bist.”

Oh, das nun wieder! “Wenn ich ein ehrenwerter Mann bin, kann ich dich nicht in dem Glauben lassen, du seist nicht attraktiv.”

“Natürlich kannst du das!”

Brock schüttelte den Kopf und beugte sich vor.

“Vergiss nicht, du magst mich gar nicht”, sagte Felicity nervös. Sie fühlte sich auf einmal wie gefangen, obgleich Brock sie gar nicht mehr berührte. “Du willst mich nicht hier haben, weißt du noch? Hältst mich für einen Störenfried. Du solltest es wirklich nicht tun. Außerdem”, erklärte sie schnell, “möchte Bree, dass du zu ihr kommst.”

Bei der Erwähnung seiner Tochter hielt Brock inne. “Geht es ihr schlechter?”

Felicity atmete tief durch und trat zurück. “Nein, es geht ihr besser, aber sie möchte, dass du sie besuchst.” Sie räusperte sich. “Sie möchte dir etwas zeigen.”

“Wieso, was denn?”

Felicity lächelte. “Ich habe ihr versprochen, es nicht zu verraten.”

Oh, oh, dachte Brock. “Na gut, dann werd ich mal zu ihr gehen.”

Auf dem Weg zur Tür spürte er Felicitys Blick im Rücken. “Sagst du deiner Tochter manchmal auch, wie hübsch und klug sie ist?”, fragte sie plötzlich.

Brock drehte sich um. “Ich sage ihr immer, dass sie die hübscheste, intelligenteste und beste Tochter ist, die man sich wünschen kann. Denn genau das ist sie.”

“Sehr gut”, meinte Felicity sanft.

In ihren Augen stand ein verträumter Ausdruck. Einen kurzen Moment lang stellte Brock sie sich als kleines Mädchen vor, das sich danach sehnte zu hören, wie hübsch oder wie klug es sei. Das schien man ihr selten gesagt zu haben. Irgendwie stimmte ihn das traurig und weckte den Wunsch in ihm, sie zu beschützen. Aber gleichzeitig begehrte er sie. Was einmal mehr bewies, dass er recht gehabt hatte damit, dass diese Frau ihm nur Chaos bescheren würde.

Er gab ihr noch eine Warnung mit auf den Weg. “Felicity, einem Logan zu sagen, er könne etwas nicht, ist übrigens eine dringende Einladung an ihn, das Gegenteil zu beweisen. Das solltest du wissen.”

Felicity stand starr da und hielt den Atem an, bis Brocks Schritte verklungen waren. Dann ließ sie sich wieder auf die Klavierbank sinken.

Ihre Hände zitterten. Sie war bis ins Innerste aufgewühlt. Er hatte sie beinahe geküsst, und sie wusste kaum noch, wo oben und unten war. Was würde erst sein, wenn er sie wirklich küsste?

Felicity schloss die Augen. Sie hatte seinen Kuss ebenso ersehnt wie befürchtet. Mit bebenden Fingern strich sie über ihre Wange und die Lippen, dort, wo Brocks schwielige Hand sie berührt hatte. War sein Mund so fest, wie er aussah? Wie würde er wohl schmecken? Wie würde sie sich in seinen Armen fühlen?

Ihr inneres Alarmsystem war total in Aufruhr. Sie begehrte Brock! Schlimmer noch, sie mochte ihn! Weil er ein anständiger Mann war und weil er seiner Tochter das gab, wonach sie sich als Kind vergeblich gesehnt hatte. Diese Mischung aus Begehren und Zuneigung war gefährlich. So stark hatte es sie bisher noch zu niemandem hingezogen.

Dabei wollte Brock doch gar nicht, dass sie sich auf der Ranch aufhielt, er betrachtete sie als Unbequemlichkeit – was sie genau betrachtet ja auch war. Dennoch hatte er sie vor wenigen Minuten mit einem Feuer in den Augen angeschaut, das sie jetzt noch erschauern ließ.

Brock löste eine Flut seltsamer Gefühle in ihr aus. Sie war weiterhin sicher, dass er ein anständiger Mann war, gleichzeitig hatte sie eben etwas Wildes, Leidenschaftliches bei ihm gespürt, von dem sie gern noch mehr erleben würde.

Wenn die Situation anders wäre, würde sie ihrer Neugier einfach nachgeben. Was sah Brock in ihr? Ihr Geld wollte er jedenfalls nicht. Eigentlich würde sie sogar darauf wetten, dass er sie bäte zu gehen, wären da nicht sein Ehrgefühl und seine gute Erziehung.

Wie wäre es wohl, wenn er bei ihr die Kontrolle über sich verlieren würde? Sie stellte sich seinen muskulösen Körper nackt vor, seine kraftvollen, geschickten Hände und seine Stimme, die vor Verlangen ganz tief und rau wäre, wenn er ihr sagte, dass er sie begehre …

Ihre Brustspitzen richteten sich auf, und zwischen den Schenkeln spürte sie ein lustvolles Pulsieren. Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich, atmete tief durch und stand entschlossen auf.

Auf keinen Fall durfte sie etwas Wichtiges vergessen: Brock Logan begehrte sie vielleicht, und an ihrem Geld war er offenkundig nicht interessiert, was sehr für ihn sprach; dennoch, er mochte sie nicht wirklich.

4. KAPITEL

“Ich hasse Regen”, erklärte Addie, die einen Teller mit Hackfleischbällchen und eine Schüssel Bohnen ins Esszimmer trug. “Dann spüre ich wieder meine Arthritis.”

“Soll ich vielleicht die Getränke servieren?”, bot Felicity an.

“Ja. Ich habe für Sie Eistee gemacht, und die Kinder bekommen Milch. Bree, hast du deinen Bruder gesehen?”

“Nicht, seitdem wir aus der Schule gekommen sind”, antwortete Bree. “In meiner Klasse gab es heute Zwischenzeugnisse, bei Jacob wohl nicht. Ich habe lauter Einsen”, verkündete sie stolz.

Felicity lächelte bei der Erinnerung daran, wie Bree ihr diese Neuigkeit erzählt hatte, gleich als sie aus der Schule gekommen war, und dann gestrahlt hatte, weil sie so beeindruckt gewesen war.

“Freut mich für dich”, sagte Addie. “Aber wenn ich deinen Bruder erwische, kommt er nie wieder zu spät zum Abendessen! Also fangt ruhig schon an.” Sie ging nach draußen und brüllte die Treppen hinauf: “Jacob Logan, komm sofort zum Essen herunter!”

Felicity tauschte einen Blick mit Bree aus.

“Wenn ihre Arthritis sie plagt, ist sie immer schlechter Laune”, flüsterte Bree.

Felicity nickte. “Wo ist Jacob denn?”

“Keine Ahnung. Das Essen verpasst er eigentlich nie, höchstens wenn er beim Lassowerfen oder beim Reiten mit Dad ist.”

“Aber dein Vater ist beim Treffen des Rinderzüchtervereins, außerdem regnet es.”

Bree zuckte die Achseln und nahm sich ein Hackbällchen. Addie kam schnaubend ins Zimmer zurück.

Felicity schaute besorgt nach draußen. Es wurde schon dunkel, und es regnete immer heftiger. “Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen, Addie?”

“Als er aus der Schule kam. Er ist ja nie sehr gesprächig, aber heute sprach er kein Wort. Ist gleich in sein Zimmer gegangen, hat nicht mal was gegessen.” Addie runzelte die Stirn. “Vielleicht ist er krank.”

Felicity stand auf. “Ich gehe mal nachschauen. Schonen Sie lieber Ihre Knie.” Sie eilte in den Flur und die Treppe hinauf.

In Jacobs Zimmer war alles ordentlich, nur die Schulbücher lagen verstreut auf dem Boden herum. Von dem Jungen war keine Spur zu sehen. Felicity wollte die Bücher aufheben und zusammenlegen, als aus einem Ordner ein einzelnes Blatt herausfiel – die Zeugnisse! Bei “Englisch” entdeckte Felicity eine Fünf, bei einem anderen Fach eine Drei, bei “Mathematik” eine Eins. Eilig steckte sie das Zeugnis zurück in den Ordner – sie wollte nicht neugierig sein – und ging wieder nach unten.

“Jacob ist nicht da.”

“Ich mache mir Sorgen um den Jungen”, sagte Addie, “er verpasst sonst nie ein Essen.”

“Heißt das, ich kann sein Dessert haben?”, fragte Bree hoffnungsvoll.

“Du isst erst mal ordentlich auf, Kleines. Als Dessert gibt es heute eine Banane.”

Bree zog ein Gesicht, über das Felicity gelacht hätte, wäre sie nicht wegen Jacob so in Sorge gewesen. “Vielleicht sollte ich mal draußen nach ihm sehen. Gibt es einen Ort, an dem er sich besonders gern aufhält?”

“In einer der Scheunen”, antwortete Bree, nachdem sie sorgfältig gekaut und hinuntergeschluckt hatte.

“Sein Vater hat ihn gut erzogen”, erklärte Addie. “Deshalb sollte der Junge genug Verstand haben, bei diesem Regen nicht draußen zu sein. Wenn er nicht bald kommt, wird er bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr die Ställe ausmisten müssen.”

Die Strafe kam Felicity schlimmer vor als der Tod. Sie zog die Nase kraus. “Ich ziehe mir nur eben etwas über.”

Kurz darauf kam sie zurück. Sie trug einen Wettermantel von einem französischen Designer, griff nach einem Hut, den sie in der Garderobe auf der Ablage fand, um sich gegen den Regen zu schützen, verließ das Haus und eilte die Auffahrt hinunter. Sie verstand zwar nicht viel von Kindern, hoffte jedoch, den Jungen bald zu finden, schon um ihn vor dem schrecklichen Ausmisten zu bewahren.

Zur Ranch gehörten mehrere Scheunen. In der, die dem Haus am nächsten war und die Felicity schon einmal betreten hatte, war Jacob nicht, und sie ging nun zum ersten Mal zum Pferdestall.

Bis sie sich auf dem schlammigen Boden vorangekämpft hatte, waren ihre Schuhe durchweicht, und auch alles andere war pitschnass. Der schicke Wettermantel war offenbar nicht für den texanischen Platzregen gedacht.

Felicity stieß das Tor zum Pferdestall auf und wartete, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Es roch nach frischem Heu, Pferdemist und Pferden. Sie schaute im Sattelraum nach, in einer Nebenkammer und ging dann die Gatter entlang. Ganz hinten im letzten Gatter hockte Jacob. Er hatte die Arme verschränkt und barg das Gesicht darin.

“Geh weg!”, schrie er.

Normalerweise hätte Felicity das auch gemacht, aber sie erkannte an seiner Stimme, wie unglücklich der Junge war. Ratlos überlegte sie, was sie tun sollte. Wenn sie im College doch ein paar Vorlesungen über Kinderpsychologie belegt hätte!

“Du sollst weggehen!”, schrie Jacob wieder.

“Hör erst mal zu”, erwiderte Felicity ruhig. “Als du nicht beim Abendessen aufgetaucht bist, haben Addie und ich uns Sorgen gemacht. Addie sagt, dein Vater würde sehr ärgerlich werden. Deshalb bin ich hier, um dich davor zu bewahren, dass du lebenslang die Ställe ausmisten musst.”

“Ich werde sowieso bestraft, wenn Dad herausfindet, wie mein Zeugnis ist”, sagte Jacob leise. “Ich lese schlechter als jeder Rancharbeiter, und jede noch so dumme Kuh ist gescheiter als ich.”

Felicity schob den Riegel hoch und trat in das Gatter. “Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Kühe intelligenter sein sollen als du”, antwortete sie. “Hat dich jemals eine mit dem Lasso eingefangen?”

“Nein, aber …”

“Aber ich habe doch gehört, dass du schon seit langer Zeit Kälber mit dem Lasso fangen kannst.”

“Ja, das schon. Na ja, vielleicht bin ich wirklich klüger als eine Kuh, aber das heißt nicht viel. Selbst Daddy sagt, Rinder sind dumm.”

“Ich wette, du kannst ein paar Dinge, die ich nicht kann. Weißt du, wie man mit Pferden umgeht?”

“Ja, das kann doch jeder.”

“Nein, ich nicht”, stellte Felicity klar. “Also hör auf, dich dumm zu nennen, nur weil du Schwierigkeiten beim Lesen hast. Einstein hatte die auch, als er klein war.”

Jacob hob den Kopf. “Wirklich? Der auch?”

“Ja. Seine Lehrer sagten, aus ihm würde nie was werden. Da kannst du mal sehen, wie sehr die sich geirrt haben.”

Einen langen Moment schaute Jacob sie mit seinen rot geweinten Augen groß an. Felicity sah einen Hoffnungsschimmer darin.

“Dad bringt mich um, wenn er das Zeugnis sieht.” Jacob wischte sich die Nase mit dem Ärmel ab.

“Oh, nein, das tut er nicht. Dazu hat er dich viel zu lieb.”

“Du verstehst das nicht. Dad ist so tüchtig! Er ist ein richtiger Aggie, hat bei der Football-Meisterschaft gewonnen und die Schule mit den besten Zensuren abgeschlossen. Das erwartet er jetzt auch von mir.”

Aggie, Football, beste Zensuren. Felicity versuchte, das alles zusammenzubekommen. “Ein Aggie? Was ist denn das?”

“Das sind die, die bei der Texas A & M, der besten Universität des Landes, abgeschlossen haben.”

Felicity verkniff sich ein Lachen. “Ein paar Leute von Harvard würden das vielleicht bestreiten, aber was hat das mit dir zu tun?”

“Dad ist so klug! Er kann einfach alles! So möchte ich auch sein!”

“Du ähnelst ihm in vieler Hinsicht”, meinte Felicity, “aber du brauchst dich noch nicht bei der Texas M…”

“Der Texas A & M”, verbesserte Jacob.

“Na gut. Du brauchst dich dort jedenfalls in den nächsten Jahren noch nicht zu bewerben.”

“Ich bleibe ja auch schon in der zweiten Klasse sitzen!”

“Ach, Unsinn. Du bist intelligent genug”, erklärte Felicity. “Du brauchst höchstens ein bisschen Hilfe. Ich könnte dir vielleicht welche geben”, beschloss sie spontan, in der Hoffnung, dass sie dazu auch in der Lage sein würde.

In dem Moment kam Brock Logan durch die Stalltür. Felicity erschrak. Besorgt schaute sie zu Jacob hin.

“Jetzt müssen wir beide die Ställe ausmisten”, flüsterte der Junge.

Felicity überlegte. “Wieso ich?”

“Weil mein Daddy zwei Lieblingshüte hat, und den einen trägst du.”

Brock schaute sich um. Als er Felicity und Jacob entdeckte, dachte er erleichtert: Beide da und gesund! Also war keinem etwas zugestoßen.

Sie schauten ihn schuldbewusst an. Und gleich nach der Erleichterung verspürte Brock Zorn. Was machte Felicity hier eigentlich? Irritiert stellte er auch noch fest, dass sie seinen Hut trug. Das war schon schlimm genug, aber sie hatte sich nicht in die Kindererziehung einzumischen, das ging zu weit!

Felicity eilte nun auf ihn zu. “Brock, ich …”

Er hob abwehrend die Hand. Er hatte keine Lust auf irgendwelche lahmen Entschuldigungen. “Es ist spät, außerdem regnet es. Gehen wir ins Haus.”

“Aber du solltest wissen …”

“Nicht jetzt”, sagte er, “Jacob muss ins Bett.”

Sobald der Junge aufgestanden war, drückte Felicity ihm aufmunternd die Schulter. Die Geste irritierte und freute Brock zugleich. Er ließ die beiden vorangehen.

Kaum waren sie draußen, drehte Felicity sich um, riss sich den Hut vom Kopf und drückte ihn Brock in die Hand. “Da, tut mir leid, dass ich ihn benutzt habe”, sagte sie und hastete weiter.

Brock folgte ihr. Er bemerkte, dass Felicity den Falz seines Stetsons ruiniert hatte. Der Hut passte normalerweise perfekt und hatte eine Stange Geld gekostet. Aber da ihre Haare durch den Regen nun ganz nass wurden, stülpte er ihr den Hut schnell wieder über.

“Es regnet, du solltest den Kopf bedeckt halten”, erklärte er.

Felicity schaute ihn erstaunt an. “Aber es ist doch dein Lieblingshut!”

Er lachte leise. “Das war er mal. Nun ist er es nicht mehr.”

Sobald sie das Haus erreichten, brachte Brock seinen Sohn nach oben in dessen Zimmer. “Hast du mir etwas zu sagen?”, fragte er.

Jacobs Gesicht war bewegungslos. “Nicht jetzt”, murmelte er.

Brock hätte ihn am liebsten geschüttelt, aber der Junge sollte von sich aus mit der Sprache herauskommen. “Dann freue ich mich, wenn du mir morgen eine Erklärung gibst”, erwiderte er. “Putz deine Zähne, und geh zu Bett.”

Nachdem Jacob seinen Pyjama angezogen und sich die Zähne geputzt hatte, umarmte Brock seinen Sohn. “Du hast heute Abend einer Menge Leute Sorgen gemacht.”

“Tut mir leid, Dad”, sagte Jacob unglücklich.

“Tu das bitte nicht noch mal. Gute Nacht.”

Brock zog noch die Decke zurecht, bevor er hinausging.

Felicity stand gerade im Flur vor ihrem Zimmer. “Ist mit Jacob alles in Ordnung?”

Brock reagierte etwas gereizt auf ihre Frage. “Ja, natürlich.” Er trat zu ihr. “Aber das alles hat doch nichts mit dir zu tun.”

Felicity schaute ihn betroffen an. “Doch, das finde ich schon. Ich habe mir auch Gedanken gemacht, als er nicht zum Essen erschien.”

“Er ist doch gar nicht dein Sohn.”

“Nein, natürlich nicht, aber er ist ein menschliches Wesen, und darum habe ich mir Sorgen um ihn gemacht.”

Verärgert schob Brock sie in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. “Felicity, ich möchte lieber nicht, dass du dich allzu sehr um meine Kinder kümmerst. Du wirst nicht ewig hier sein, und sie sollen sich gar nicht erst an dich gewöhnen. Auch Jacob braucht deine Fürsorge nicht. Ohne sie wird es ihm sicher besser gehen.”

Felicity hielt so lange die Luft an, dass Brock schon dachte, er müsste sie daran erinnern, wieder zu atmen.

Schließlich atmete sie wieder aus. “Ich wollte doch nur helfen! Addie hatte Probleme wegen ihrer Arthritis, du warst nicht da, und …”

Brock wollte nichts davon wissen. “Halt dich bitte aus diesen Dingen heraus.”

“… und da Jacob Probleme mit dem Lesen hat”, fuhr Felicity fort, “… und du nach den Kühen sehen musst …”

“Jacob hat Probleme mit dem Lesen?”, hakte Brock alarmiert nach.

“Ja”, bestätigte Felicity. “Und da du im Moment mit den Kälbern beschäftigt bist, dachte ich, ich könnte ihm vielleicht nachmittags, wenn er von der Schule zurück ist, ein bisschen helfen.”

Brock fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Wieso hatte er denn nichts davon gewusst? “Davon hat mir seine Lehrerin gar nichts gesagt.”

“Heute sind die Zwischenzeugnisse gekommen”, erklärte Felicity. “Und nun hat Jacob große Angst, in der zweiten Klasse sitzen zu bleiben.” Sie machte eine kurze Pause. “Er hat nämlich schreckliche Angst, dich zu enttäuschen.”

Brocks Herz zog sich zusammen. “Wieso? Wenn er Probleme hat, müssen wir eben einen Weg finden, sie zu beheben. Warum sollte ich von ihm enttäuscht sein?”

Felicity atmete auf. “Er möchte so gern wie du sein”, sagte sie. “Er möchte auch ein Iggy sein.”

“Wie bitte? Ein Iggy?”

“Ja, einer, der die Texas M & M besucht.”

“Ein Aggie, meinst du also”, verbesserte Brock sie automatisch und seufzte. “Ich werde morgen mit Jakob sprechen.”

“Bree hat auch ihr Zeugnis bekommen. Aber sie hat lauter Einsen.”

“Das wundert mich nicht”, sagte Brock. Was die schulischen Leistungen anging, hatte seine Tochter immer vorn gelegen. “Dafür möchte Jacob sie wahrscheinlich am liebsten auf einen Termitenhügel setzen, so neidisch ist er.”

Felicity nickte. “Ja, es ist schwer für ihn.”

“Wieso wusstest du es und ich nicht?”, fragte er frustriert. “Es sind doch meine Kinder!”

Sie zuckte mit den Schultern. “Ich war halt gerade da.”

“Addie auch, aber die wusste ebenfalls nichts davon.”

“Reiner Zufall.”

“Felicity, ich möchte nicht, dass meine Kinder sich an deine Anwesenheit gewöhnen”, wiederholte Brock.

“Werden sie auch nicht”, beruhigte Felicity ihn. “Ich kann doch gar nicht mit Kindern umgehen.”

Brock runzelte die Stirn. “Wie kommst du denn darauf?”

“Weil es die Wahrheit ist. Ich habe es nie gelernt. Die einzigen Erfahrungen, die ich auf dem Gebiet habe, sind meine eigenen Kindheitserfahrungen. Und ich war ein Kind, das nicht die Erwartungen seiner Eltern erfüllte, das eine Mutter hatte, die vor allem auf Partys ging, und einen Vater, der mich wohl nur deshalb immer Prinzessin nannte, weil er sich nicht an meinen Namen erinnern konnte.”

Brock wollte nicht zugeben, dass dieses Geständnis ihn betroffen machte. Ebenso wenig wie er wollte, dass Felicity gut mit seinen Kindern umgehen konnte. Oder sich Gedanken um deren Erziehung machte. Er wehrte sich gegen die Erkenntnis, dass die flippige, reiche Felicity ein ganz besonderer, sensibler Mensch war. Aber da er im Grunde seines Herzens sehr fair war, gelang ihm das nicht.

“Wenn du Jacob nachmittags helfen möchtest, wäre mir das recht”, brummte er. Er schaute auf ihre noch immer feuchten Haare, verkniff es sich aber, Felicity vor einer Erkältung zu warnen. Schließlich ging diese Frau ihn überhaupt nichts an. “Aber ich möchte nicht, dass er sich zu sehr an dich gewöhnt.”

Felicity lächelte traurig. “Ich glaube, darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Ich kenne nicht viele Menschen, die sich mir wirklich verbunden fühlen. Wenn überhaupt, dann eher meinem Geld.”

Nachdem sie ihre feuchten Sachen ausgezogen hatte, fühlte Felicity sich schrecklich einsam.

Brock wollte sie nicht hier haben. Er wollte nicht, dass ihre Kinder sich an sie gewöhnten – wobei sie, soweit sie das beurteilen konnte, gar keine Gefahr liefen, das zu tun.

Sie hätte durchaus ein bisschen Trost gebrauchen können. Aber es war nicht das erste Mal in ihrem Leben, dass sie keinen bekam, und es würde auch nicht das letzte Mal sein.

Nachdem Felicity den nächsten Vormittag damit verbracht hatte, sich zu überlegen, was sie in Zukunft mit ihrem Leben anfangen sollte, hatte sie Jacob bei seinen Hausaufgaben geholfen. Um es gut machen zu können, wollte sie sich selbst noch etwas Wissen aneignen, und das hieß: noch einmal zu dem Buchladen zu fahren.

Addie plagte noch immer die Arthritis, und Brock war wie immer den ganzen Tag auf der Nordweide beschäftigt. Das ließ Felicity zwei Möglichkeiten: zu Fuß zu gehen oder das Risiko einzugehen, erneut Brocks Zorn auf sich zu ziehen.

Da sie in seiner Gunst offenbar kaum noch tiefer sinken konnte, entschloss sie sich zum direkten Ungehorsam. Wenn sie Glück hatte, würde sie ohnehin zurück sein, bevor Brock nach Hause kam. Außerdem erschien ihr Ray völlig harmlos.

Eine Stunde später, nachdem Ray sie bei dem Buchladen abgesetzt hatte, kam Felicity mit Internet-Software, etlichen Büchern und einem Computerkatalog wieder heraus.

“Hey, Flip!”, rief Ray und schlenderte auf sie zu. “Da haben Sie ja 'ne Menge Bücher! Bevor Sie Ihre hübsche Nase da reinstecken, sollten Sie erst mal 'ne kleine Pause machen.” Er fuhr ihr mit dem Finger über die Nase. “Ich würde Sie gern zu einem Drink in der Longhorn-Bar einladen.”

Felicity schüttelte den Kopf und sah auf die Uhr. “Ich muss zurück. Brock erwartet Sie sicher auch schon.”

“Keine Eile, es ist ja auch schon beinahe Freitagabend. Und jeder hat mal das Recht auf 'ne kleine Pause.” Er kam ein bisschen näher.

Felicity beschlich Unbehagen. Sie machte einen Schritt zurück. “Nein, ich muss wirklich zurück.”

“Nur einen Drink, Flip, einen einzigen. Du wirst es nicht bereuen.”

“Sind Sie sicher, dass ich Sie nicht davon überzeugen kann, mich gleich zurückzubringen?”

“Erst wenn ich dich zu einem Drink eingeladen habe.”

“Also gut”, gab Felicity nach, “aber nur einen. Dann fahren wir gleich zur Ranch zurück.”

Die Longhorn-Bar war nur ein paar Blocks weiter. Da die Einheimischen schon mit dem Wochenende begonnen hatten, war sie bereits voller Gäste. Das Bier floss reichlich, und Countrymusic hallte durch den Raum.

Da es keinen Weißwein gab, nippte Felicity an einer Sarsaparilla, einem mexikanischen Getränk, während Ray zwei Biere hintereinander trank. Er hatte einen Tisch in einer schummerigen Nische gefunden. Felicity schaute ein paarmal nervös auf die Uhr.

“Komm, tanz mit mir”, forderte Ray sie nun auf.

“Oh, nein”, antwortete sie eilig. “Wir wollten doch nur auf einen Drink hierher, erinnern Sie sich?”

“Nun komm schon”, drängte Ray und strich ihr über den Arm. “Nur einen kleinen Two-Step.”

“Den kann ich gar nicht”, erklärte Felicity und zog ihren Arm weg.

“Bring ich dir bei.” Ray stand auf.

“Ich möchte wirklich nicht …”

“Komm schon. Wir können auch hier hinten tanzen, wo niemand uns sieht.” Er zog sie einfach hoch und schloss die Arme um sie.

“Sie hatten mir doch versprochen, dass wir nach einem Drink fahren würden!”

“Entspann dich!”, forderte Ray und drängte sich an sie. “Wir könnten uns doch ein bisschen amüsieren, du gefällst mir.”

Felicity versuchte, ihn wegzuschieben. “Ray, ich möchte wirklich zur Ranch zurück!”, wiederholte sie entschieden.

Ray fuhr ihr mit den Fingern durchs Haar und beugte sich über sie. Sie drehte schnell den Kopf weg, sodass sein Mund nur ihre Wange streifte, aber eine seiner Hände landete auf ihrer Brust.

“Lassen Sie das!”, rief Felicity aufgebracht und trat ihm gegen das Schienbein.

Ray fluchte. “Was, zum Teufel, ist denn in dich gefahren!”

Felicity nutzte seine Überraschung und befreite sich aus seinem Griff. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Schnell nahm sie ihre Pakete und rannte aus der Bar. Angeekelt und frustriert eilte sie durch den Ort, um möglichst schnell so viel Abstand wie möglich zwischen Ray und sich zu bringen.

Als sie den Buchladen wieder erreicht hatte, überlegte sie, wie sie zur Ranch zurückkommen könnte. Mit Ray jedenfalls nicht! Taxis gibt es hier aber nicht, dachte Felicity bedrückt, also muss ich Addie anrufen.

Schließlich fand sie eine Telefonzelle und wählte die Nummer der Ranch.

“Addie!”, rief sie erleichtert, als die Haushälterin sich meldete.

“Miss Chambeau, ich habe mir schon Sorgen gemacht!”

“Ich habe ein kleines … Transportproblem. Tut mir leid, Sie zu stören, aber ich brauche jemanden, der mich abholt.”

“Mr Logan ist schon unterwegs, um Sie zu suchen.”

Felicity erschrak. “Woher weiß er denn, wo ich bin?”

Addie lachte leise. “Nun, viel Auswahl gibt es hier ja nicht. Wir haben uns gedacht, dass Sie wohl einkaufen sind. Wo genau sind Sie denn?”

“In einer Telefonzelle in der Nähe des Buchladens”, antwortete Felicity, der der Mut sank.

“Bleiben Sie genau dort, wo Sie sind. Ich rufe ihn auf dem Handy an, dann ist er ganz schnell bei Ihnen.”

“Das fürchte ich auch”, murmelte Felicity, nachdem sie aufgelegt hatte. Hätte sie doch auch ihr Handy dabei! Und ein Jet wäre jetzt sehr nützlich! Einer, der sie gleich bis nach Tahiti bringen würde. Oder nach Sibirien. Jedenfalls weit weg von Brock Logan.

5. KAPITEL

“Du hattest recht und ich unrecht, ich muss mich entschuldigen”, sagte Felicity, noch bevor Brock ihr auch nur den geringsten Vorwurf machen konnte, der ihm unterwegs sicher eingefallen war.

Brock fand, dass sie für eine Kleinstadt wie Blackstone viel zu elegant angezogen war mit ihrem kniefreien Rock, den Pumps und der Seidenbluse. Allerdings wirkte ihre Frisur ziemlich derangiert. Außerdem biss Felicity sich ein paarmal auf die Lippen und schien überhaupt ziemlich durcheinander zu sein.

Beim Einsteigen ließ sie sich nicht helfen, und seinem Blick wich sie hartnäckig aus. Obgleich Brock ärgerlich war, fiel ihm auf, wie reizvoll der enge Rock ihre Kurven betonte. Felicity mochte eine Nervensäge sein, aber sie hatte eine klasse Figur!

Brock schloss die Tür, ging auf die Fahrerseite und stieg ein. “Ist Ray in der Longhorn-Bar?”

Felicity sah zur Seite. “Können wir bitte einfach nur zur Ranch zurückfahren?”

“Was ist los, was hat er gemacht?”

“Bevor oder nachdem ich auf ihn losgegangen bin?”

“Hat er dich belästigt?”, fragte Brock scharf.

“Er hat es versucht”, gestand Felicity. “Nachdem ich vom Buchladen zurückkam, wollte er mich nur unter der Bedingung wieder mit nach Hause nehmen, dass ich mit ihm noch einen Drink in der Bar nehme. Er trank mehr als ein Glas und wollte in der Nische mit mir tanzen. Als ich das ablehnte, wurde er …”, sie zögerte, “… etwas aufdringlich.”

Brock spürte einen bitteren Geschmack im Mund. “Ist er noch in der Bar?”

“Ja.”

Umgehend fuhr er dorthin. “Warte so lange”, befahl er Felicity und eilte hinein.

Brock fand Ray bald, nahm ihm die Schlüssel des Transporters ab und sagte ihm, er brauche gar nicht mehr zur Ranch zurückzukommen, er sei entlassen. Es kostete ihn große Selbstbeherrschung, Ray keinen Kinnhaken zu verpassen.

Nachdem er wieder zurück war, fuhr Brock einige Meilen schweigend, die Hände ums Lenkrad verkrampft. Als er sich wieder gefasst hatte, erklärte er: “Felicity, ich hatte dir doch gesagt, du möchtest dich von den Rancharbeitern fernhalten.”

“Ich weiß”, antwortete sie, “und es tut mir auch leid, aber ich musste unbedingt zu dem Buchladen.”

“Weswegen denn?”

“Ich habe ein Buch gesucht, aus dem man erfährt, wie man Kindern hilft, die eine Leseschwäche haben.”

Ihre Erklärung rührte und besänftigte Brock. Wie konnte er Felicity daraus einen Vorwurf machen, dass sie seinem Sohn helfen wollte? Und dafür wurde sie dann auch noch von diesem Ray belästigt! Wieder stieg Zorn in ihm auf.

“Das nächste Mal bittest du Addie oder mich, dich zu fahren”, stellte Brock klar und wunderte sich darüber, wie sehr ihn die Vorstellung störte, dass Felicity von einem anderen Mann angefasst werden könnte.

“Addie ging es nicht gut, und du warst anderweitig beschäftigt. Ich hatte mich gerade entschlossen, meinen Aufenthalt auf einen Monat zu verlängern, um Jacob zu helfen und weil ich noch immer nicht weiß, wie ich mein Leben nun gestalten soll. Aber vielleicht möchtest du ja, dass ich jetzt sofort wieder abreise.” Felicity warf Brock einen kurzen Blick zu. “Könntest du mich bitte ein, zwei Kilometer vor dem Haus aussteigen lassen?”

Er sah sie fragend an. “Warum?”

“Weil ich noch ein bisschen spazieren gehen und frische Luft schnappen möchte.”

Man merkte ihr an, dass Felicity von dem Vorfall noch immer etwas mitgenommen war, und spontan änderte Brock die Richtung. “Ich hab eine bessere Idee”, sagte er. Er bog in einen Feldweg ein und hielt nach einer Weile an einem Flüsschen.

“Wo sind wir hier?”

“Das ist das friedlichste Plätzchen auf der Ranch, High Lonesome nennen wir es, weil es hier so einsam ist”, erklärte Brock. Er stieg aus, öffnete die Beifahrertür und reiche Felicity die Hand. “Hier kann man sich wunderbar zurückziehen.”

Felicity zögerte kurz, ließ sich dann aber doch hinaushelfen.

Ihre Hand fühlte sich weich in seiner an. Am liebsten hätte Brock sie noch ein wenig länger gehalten, aber Felicity entzog sich ihm.

“Danke”, murmelte sie.

In der Abenddämmerung näherte sie sich dem Fluss. Bei einem alten Baum blieb sie stehen, schlang die Arme um sich und lehnte sich gegen den rauen Stamm. Wie sie so dastand in ihrer schicken Aufmachung, wirkte sie auf Brock seltsam fremd in dieser Umgebung und zugleich äußerst reizvoll. Und auch sehr einsam, dachte er, als er auf Felicity zuging.

“Es ist wirklich sehr schön hier”, sagte sie, “diese Stille, dieser Frieden … Ich würde gern noch ein bisschen hierbleiben. Du kannst ja schon zur Ranch zurückfahren, ich gehe zu Fuß.”

Brock schaute auf ihre Pumps. “In den Schuhen?”

“Ich bin aus New York und daran gewöhnt, endlos darin herumzulaufen. Du kannst wirklich schon zurückfahren. Ich bleibe noch eine Weile.” Felicity lächelte schüchtern. “Hier kann ich ja wohl kaum Schaden anrichten.”

“Möchtest du lieber allein sein?” Brock hatte plötzlich das Bedürfnis, ihr Haar zu berühren.

“Ich möchte mal einen Moment lang nicht dein Leben durcheinanderbringen.”

“So schlimm ist es nun auch wieder nicht.”

“Empfindest du etwa Mitleid mit mir? Das musst du nicht. Es geht mir hier gut.” Doch es klang, als müsste Felicity auch sich selbst davon überzeugen. Sie löste sich von dem Baum und ging näher zum Fluss. Aber als sie dabei über eine Wurzel stolperte, eilte Brock ihr nach, um ihr wieder hochzuhelfen.

“Ich habe manchmal Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten”, erklärte Felicity verlegen. “Brock, wirklich, du kannst ruhig zurückfahren.” Sie hielt sich aber noch an seinem Arm fest. “Dann fühlst du dich nicht dazu verpflichtet, mich vor mir selbst zu retten.”

Brock schwieg. Er genoss einfach das Gefühl von Felicitys Nähe.

“Aber anderen zu helfen ist eine Selbstverständlichkeit für einen Mann wie dich, nicht wahr? Du wusstest sicher immer genau, wer du bist, was du willst und wie man es erreicht. Weißt du eigentlich, wie unfähig man sich neben jemandem wie dir vorkommt?”

Er verzog den Mund. “Ist das nun ein Kompliment oder eine Beleidigung?”

Felicity ignorierte die Frage. “Du bist sehr stark und weißt immer, was zu tun ist.” Das klang beinahe vorwurfsvoll. “Du ordnest etwas an, und deine Cowboys gehorchen dir. Du bist tüchtig und intelligent, hast zwei wunderbare Kinder und einen Bruder und eine Schwester. Gibt es irgendetwas, was du nicht hast?”

“Ja, eine Frau.” Das kam spontan und aus tiefstem Herzen. Doch Brock bereute sogleich, es gesagt zu haben.

Sein Blick traf sich mit Felicitys, und heißes Verlangen erfasste Brock. Er konnte sich kaum daran erinnern, wann er das letzte Mal eine Frau in den Armen gehalten hatte. Allein der Gedanke, es jetzt zu tun, erregte ihn noch mehr. Felicity stand so dicht vor ihm, dass es ein Leichtes gewesen wäre, sie an sich zu ziehen und ein Bein zwischen ihre Schenkel zu schieben, ihre Lippen zu küssen und mit der Zunge in ihren Mund einzudringen.

Aber er musste sofort daran denken, dass sie gerade von einem anderen bedrängt worden war, einem, von dem sie sich nicht hatte berühren lassen wollen.

Doch vielleicht würde sie es ihm ja erlauben, ihr Haar zu streicheln.

Felicity spürte ganz sacht Brocks Hand. Sie hielt einfach still und ließ seine Nähe zu.

Dann, als er sie wieder losließ, holte sie tief Atem. “Weißt du eigentlich, dass deine Schwester meint, du brauchtest dringend eine Frau, die dich ein bisschen durcheinanderbringt? Deine Tochter hat mir das erzählt, und die hat dabei an mich gedacht.”

Überrascht schaute Brock sie an.

Felicity nickte. “Deine Schwester meinte das sicher anders. Sie meinte wohl eine Frau, zu der du eine heiße Beziehung hast. Und solche Gedanken löse ich ja wohl nicht bei dir aus.”

“Wie kommst du denn darauf? Schließlich bin ich ein Mann, und du bist eine Frau!”

“Ja, schon, aber du bist viel zu anständig, um dich zu jemandem hingezogen zu fühlen, der so chaotisch ist wie ich.”

Brock lachte leise. “Du magst sehr spontan sein und anders denken als ich, und ganz bestimmt tust du Dinge auf eine andere Weise als ich, aber ich finde, du hast ein gutes Herz.”

Felicity lächelte. “Meinst du das wirklich?”

“Allerdings. Aber du solltest auch wissen, dass ich dir liebend gern die Sachen vom Leib reißen würde, um zu sehen, was du darunter trägst.”

Felicitys Augen weiteten sich vor Überraschung.

“Das Einzige, was mich davon zurückhält”, fuhr Brock fort, “ist die Tatsache, dass ich nicht ein weiterer Typ sein möchte, der dich heute Abend bedrängt.”

Felicity schaute ihn lange an, dann ging ihr Blick in die Ferne. “Von dir fühle ich mich nicht bedrängt”, sagte sie leise.

Ermutigt von ihren Worten, zog Brock sie vorsichtig an sich. So halb und halb rechnete er damit, dass Felicity sich nach einem Moment wieder von ihm lösen würde. Aber sie tat das Gegenteil und schmiegte sich an ihn, legte ihm die Arme um den Nacken und barg den Kopf an seiner Brust.

“Du bist so ganz anders als dieser Ray”, flüsterte sie. “Bei dir habe ich nicht das geringste Bedürfnis, dich vors Schienbein zu treten.”

Sie bewegte den Kopf, sodass ihr weiches Haar ihn am Hals streichelte. Sofort stellte er sich vor, wie es sein mochte, ihr Haar auf seinem nackten Körper zu spüren, und sein Verlangen wuchs.

Lass sie lieber los und geh, bevor es zu spät ist, befahl Brock sich.

Stattdessen hob er ihr Kinn an und küsste sie ganz zart, fuhr langsam mit den Lippen die Linien ihres weichen Mundes nach. Aber es trieb ihn zu mehr. Er berührte ihre Lippen mit der Zunge, und als Felicity sie willig öffnete, schob er seine Zunge in ihren Mund.

Die Luft um sie herum schien vor Spannung zu knistern.

Felicity reckte sich, um mit den Fingern durch Brocks Haar zu streichen. Dabei bog sie den Rücken durch, als wollte sie sich noch fester an ihn drücken. Es war eine so sinnliche Bewegung, dass es Brock immer heißer wurde. Er packte Felicity um die Hüften und presste sie an sich, während er sein Zungenspiel vertiefte.

Plötzlich entzog Felicity sich ihm und ließ schwer atmend den Kopf sinken. “Ach, Brock, ich wollte, du würdest mich richtig gern haben.”

Ihre Worte brachten Brock in die Wirklichkeit zurück. Fast beschämt wurde er sich bewusst, wie stark erregt er war. Diese Frau verwirrte ihn. “Dich richtig gern haben?”, wiederholte er.

“Ja”, murmelte Felicity und seufzte. “Denn ich spüre ja deutlich … dass du mich begehrst.” Sie schaute ihn an, und in ihrem Blick war zu lesen, dass ihr Verlangen genauso groß war wie seins. “Aber ich wollte, du hättest mich auch richtig gern.”

Nachts konnte Brock nicht schlafen. Er war hungrig und voller Unruhe. Doch selbst ein saftiges Sandwich würde den Hunger, der ihn plagte, nicht stillen.

Immer wieder zählte er die Gründe auf, warum er mit Felicity kein Verhältnis anfangen sollte – auch der Logan-Fluch gehörte dazu –, aber sein Körper sprach eine andere Sprache. Auf einmal erschien ihm sein Zimmer, sein privates kleines Paradies, viel zu eng, viel zu klein. Er brauchte Luft.

Mit einem Bier in der Hand streifte er durchs Haus und landete im Musikzimmer. Nachdenklich schaute er zum Flügel. Seit dem Tod seiner Mutter hatte er sich hier immer irgendwie unbehaglich gefühlt. Erst seitdem Felicity auf dem Flügel gespielt hatte, kam es ihm vor, als habe der Raum seine düstere Traurigkeit verloren.

Brock klimperte ein bisschen auf den Tasten herum. Er musste zugeben, dass Felicity recht hatte, darüber zu klagen, wie verstimmt das Instrument sei.

“Ich dachte schon, es gäbe hier einen Geist”, sagte Tyler plötzlich von der Tür her und schaute seinen Bruder erstaunt an. Tyler trug noch den Krankenhauskittel und hatte dunkle Ringe unter den Augen.

“Das ist kein Geist, ich kann nur nicht schlafen”, erwiderte Brock vage. Um weiter nichts erklären zu müssen, fragte er: “Wie war dein Tag?”

Tyler seufzte. “Ganz gut, wir waren ziemlich beschäftigt. Aber für Kinderherzspezialisten ist bei uns ja nicht viel zu tun. Und gebrochene Beine schienen möchte ich nicht für den Rest meines Lebens.”

Brock verstand die Ungeduld, die sein Bruder in letzter Zeit öfter bekundete. Das Ortskrankenhaus war zu klein für ihn und bot kaum Herausforderungen. Aber Tyler würde sich bestimmt wieder beruhigen, so wie sonst auch. “Vielleicht bekommst du schon morgen ein Kleinkind mit einem komplizierten Herzproblem.”

Tyler warf ihm einen kurzen Blick zu, dann ging er im Zimmer hin und her. Er schaute auf die nackten Fenster und den geöffneten Flügel. “Hier ist einiges verändert, wie? Das wurde auch Zeit.”

“Das habe nicht ich gemacht, sondern Felicity”, erklärte Brock und fand, dass diese Frau seit einem Tornado vor einigen Jahren am meisten auf der Ranch bewirkt hatte.

Tyler lachte leise. “Ah, ja, unsere junge Göttin auf Besuch.”

“Auf die Beschreibung wäre ich nie gekommen”, meinte Brock amüsiert.

“Dann bist du der Einzige. Ich habe heute interessante Neuigkeiten erfahren. Dem Krankenhaus wurde eine sechsstellige Summe gespendet.”

“Felicity”, vermutete Brock düster und fragte sich, ob sie seinen Rat hinsichtlich ihres Geldes ganz vergessen hatte.

Tyler hob unschuldig die Hände. “Hey, das kann ich nicht beschwören”, sagte er, da er den Unmut in Brocks Ton bemerkt hatte. “Hast du dich etwa in sie verliebt?”

“Ach, Unsinn”, knurrte Brock und setzte sich auf die Klavierbank.

“Sie ist gar nicht übel.” Tyler setzte sich neben ihn und fing an, eine Melodie zu spielen.

“Bestreit ich ja gar nicht.” Brock spielte die Bassmelodie dazu. Mum hätte den Klang viel zu dumpf gefunden, dachte er sofort.

“Und wieso schaust du dann drein, als müsste der nächste Orkan nach ihr benannt werden?”, fuhr Tyler fort und spielte etwas forscher.

“Keine schlechte Idee”, murmelte Brock und fiel in den Rhythmus ein.

Es war lange her, dass sie zusammen gespielt hatten. Ihre Mutter hatte dafür gesorgt, dass ihre beiden Söhne Klavier spielen lernten.

“Wann fährt sie wieder nach New York zurück?”, fragte Tyler.

“Nicht so bald. Einer ihrer Finanzberater ist mit einem Teil ihres Vermögens durchgebrannt.”

Tyler hörte auf zu spielen und stieß einen Pfiff aus. “Und nun ist sie bald pleite?”

Brock lachte. “Nein, nicht annähernd. Aber ich verstehe nicht, dass ihre New Yorker Anwälte offenbar nichts deswegen unternehmen. Ich habe unseren pensionierten Ranger, Steve, angerufen. Er soll sich mal ein bisschen um gewisse 'Ratten' kümmern, die sich nach Südamerika abgesetzt haben.”

“Ich wette, wenn nicht gerade die Kälbersaison wäre, würdest du selbst fahren.” Tyler klimperte in den hohen Tonlagen herum.

Brock hätte ihm am liebsten zugestimmt, schüttelte aber den Kopf. “Nein, ich habe Besseres zu tun.”

“Mit Felicity?” Tyler grinste frech.

“Du vergisst den Logan-Fluch”, brachte Brock ihm in Erinnerung und fragte sich, ob Tyler eigentlich keinerlei Schwierigkeiten mit Frauen hatte.

“Vielleicht solltest du den Fluch einfach mal vergessen.”

Brock musste an seine Scheidung denken und konterte: “Das hab ich einmal gemacht und prompt die Quittung dafür bekommen.”

“Man kann eine Frau auch genießen, ohne sich gleich in sie zu verlieben. Eine kleine Affäre würde dir guttun.”

“Die brauche ich so dringend wie ein Loch im Kopf”, widersprach Brock. Vor dem Logan-Fluch konnte man sich gar nicht genug in Acht nehmen.

Tyler stand auf. “Es gefällt mir übrigens, wie Felicity dieses Zimmer verändert hat. Vielleicht solltest du sie bitten, sich auch mal um dein Schlafzimmer zu kümmern”, sagte er vieldeutig auf dem Weg zur Tür. “Übrigens ist dein Rhythmusgefühl ein bisschen eingerostet, Bruderherz, Mum würde dich zum Üben zwingen.”

“Und deine Fingerbeweglichkeit könnte ebenfalls verbessert werden. Genau wie früher.”

Die Brüder blickten sich herausfordernd an, und Brock dachte unwillkürlich an ihren damaligen Wettstreit. Jeder von ihnen hatte in den Augen ihrer Mutter der Beste sein wollen. Nur aus dem Grund waren sie damals beim Klavierunterricht geblieben.

Einige Tage später vernahm Brock Geräusche aus dem Musikzimmer, als er nachmittags das Haus betrat. Wer mochte das sein?

Er ging den Flur hinunter und schaute ins Zimmer.

Jacob saß am Fenster. Er hatte Kopfhörer auf, schaute in ein Buch und las die einzelnen Wörter laut mit, die von einer Kassette kamen. Bree stand am Flügel, und Felicity hantierte mit einem Werkzeug, das aussah wie ein kleines Brecheisen, in den Saiten des Flügels herum.

“Schlag mal das mittlere C an”, sagte sie gerade.

Bree gehorchte.

Als Brock sich räusperte, drehte die Kleine sich hastig um.

“Hallo, Daddy, wir stimmen das Klavier!”

“Tatsächlich?” In seiner Stimme schwang deutlicher Zweifel mit.

“Ja! Felicity hat heute einen Haufen Zeugs dafür zugeschickt bekommen.”

Felicity kam mit dem Kopf unter dem Klavierdeckel hervor und schaute Brock fröhlich an. “Die Expresspost funktioniert wirklich gut. Ich wusste gar nicht, was man alles per Katalog bestellen kann.”

“Du stimmst also den Flügel?”

Felicity lächelte, und Brock dachte erneut, wie reizvoll sie doch ist.

“Ja”, antwortete sie. “Es gibt dafür ein Computerprogramm. Ich lerne also dazu. Wer weiß, vielleicht kann ich einen Beruf daraus machen.”

Brock stellte sich gleich vor, dass sie dann bestimmt einmal pro Woche von männlichen Kunden zum Klavierstimmen gerufen wurde. “Aha, du warst also fleißig.”

“Ja, im Moment habe ich ein Ziel.”

“Felicity meint, sie könnte uns vielleicht Klavierspielen beibringen”, warf Bree ein.

“Falls euer Vater damit einverstanden ist”, erklärte Felicity. “Es ist ein gutes Instrument, und wenn es erst einmal gestimmt ist, wäre es ein Jammer, es nicht zu benutzen.”

Jacob nahm die Kopfhörer ab und kam von seinem Fensterplatz herbei. “Ich bin fertig, Felicity. Zeigst du uns jetzt, wie man Klavier spielt?”

Brock staunte. Jacobs Begeisterung beschränkte sich normalerweise aufs Essen und aufs Lassowerfen.

Sobald Jacob seinen Vater entdeckte, änderte sich seine Haltung. Er schob die Hände in die Taschen. “Du kannst es uns zeigen, aber ich spiele nicht, weil nur Mädchen Klavier spielen und Jungs nicht. Stimmt doch, Dad, oder?”

Felicity schaute Brock missbilligend an. “Ich kann mir gut vorstellen, woher Jacob diesen Macho-Unsinn hat.”

Brock lachte und ging zum Flügel. Es gefiel ihm, dass auch Felicity einmal falsche Schlüsse zog. Er setzte sich auf die Klavierbank. “Das hat er jedenfalls nicht von mir”, entgegnete er und begann zu spielen.

Felicity staunte nicht schlecht. Brock spielte ein Stück von Bach. Mit seinen großen, schwieligen Händen. Händen, die sie gehalten hatten …

Dass ausgerechnet er ein Musikinstrument beherrschte, verschlug ihr die Sprache. Ein Rancher von einer Spitzenuniversität, der Kälber mit dem Lasso einfing und dann auch noch Klavier spielen konnte – das war eine echte Rarität.

Addie erschien in der Tür. “Oh, du lieber Himmel!” Sie schlug die Hände vor den Mund. “Ich dachte schon, ich würde einen Geist hören.”

“Dad spielt Klavier!”, informierte Jacob die Haushälterin ebenso erstaunt wie begeistert. “Kannst du auch 'Chopsticks' spielen?”, fragte er seinen Vater. “Das ist eine Melodie, die Felicity uns beibringen wollte.”

Brock nickte. “Ich glaube, ich erinnere mich noch. Nach dem Abendessen zeige ich es dir. Aber jetzt geht ihr beiden euch waschen.”

Jacob und Bree verschwanden zusammen mit Addie nach draußen. Brock und Felicity blieben allein im Musikzimmer. Sie rutschte neben ihn auf die Klavierbank.

“Du hast also versteckte Talente”, sagte sie schmunzelnd.

Brock zuckte mit den Achseln. “Na ja, eins oder zwei.”

Sie nahm seine Hände in ihre. “Hast du von deiner Mutter Klavier spielen gelernt?”

“Ja. Sie hat es Tyler und mir beigebracht. Wir haben früher oft gespielt. Aber ich bin besser.”

Felicity lachte. “Besser worin?”

“Außer in der Medizin – in allem.” Brock schaute sie begehrlich an.

Felicitys Herz klopfte schneller. “In allem”, murmelte sie. “Da gibt es eine Menge Möglichkeiten.” Brocks Hände faszinierten sie. Sie waren fest und stark und voller Schwielen. Langsam fuhr sie mit der Fingerspitze über die raue Handfläche.

Brock schloss seine Hand um ihren Finger, zog ihn an die Lippen und berührte ihn mit der Zunge.

Felicity hielt den Atem an und merkte, dass ihre Brustspitzen hart wurden. Diese Hände, dieser Mund, dachte sie. Wie würde es sein, sie überall auf ihrem Körper zu spüren? Ihr Blick traf sich mit Brocks. Brock schien genau zu wissen, woran sie dachte. Sie schluckte und versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

Felicity straffte sich und ließ seine Hände los. “Brock”, sagte sie und ärgerte sich, dass ihre Stimme eine Spur heiser klang, “ich habe eine Bitte. Könntest du mir beibringen, wie man Auto fährt?”

Brock schaute sie an, als sei sie verrückt geworden.

So schaut er mich nicht das erste Mal an, dachte Felicity betrübt. “Auto fahren ist eine wichtige Fertigkeit!”, rief sie. “Das muss man doch können!”

“Das ist ja alles schön und gut, aber jetzt ist es völlig ausgeschlossen, dass ich dir Fahrstunden gebe. Hast du vergessen, dass Kälbersaison ist?”

“Nein”, murmelte Felicity und wünschte, Brock würde es mal für einen Moment vergessen. “Aber es kann doch nicht so schwierig sein. Ich bin technisch zwar nicht gerade begabt, aber dafür sehr daran interessiert zu lernen, wie man ein Auto betätigt.”

“Nein”, erklärte Brock knapp. Er stand auf. “Außerdem fährst du ohnehin bald wieder nach New York zurück. Wozu musst du da Auto fahren lernen? Bisher bist du doch ohne Führerschein gut zurechtgekommen.”

Seine Worte taten Felicity in mehrfacher Hinsicht weh – erstens, weil er offenbar wollte, dass sie bald wieder wegfuhr, und zweitens, weil es ihm egal war, ob sie das lernte, was sie wollte. “Würdest du das auch zu deiner Tochter oder deiner Schwester sagen?”, fragte sie.

“Vielleicht nicht, aber du bist weder das eine noch das andere”, entgegnete er aufreizend sachlich.

“Auto fahren zu können nützt einem das ganze Leben lang. Wenn du es mir beibringst, würdest du zu meiner Unabhängigkeit beitragen.”

Brock schüttelte den Kopf. “Nein, das würde eher zu meinen unvernünftigen Taten beitragen. Glaub mir, Felicity, ich bleibe bei meinem Nein. Such dir jemand anderen, und das vor allem zu einem anderen Zeitpunkt.”

6. KAPITEL

Der Rest der Woche war für Brock äußerst anstrengend. An mehreren Stellen waren die Grenzzäune kaputt, Rinder mit dem falschen Brandzeichen wanderten auf seinem Land herum, seine dagegen streunten über das Gebiet der Coltranes. Seine Hände und Unterarme waren voller Schrammen und Schürfwunden. Rinderhufen auszuweichen und im Dunkeln Zäune zu reparieren, war nicht die angenehmste Art, den Freitagabend zu verbringen. Alles, was Brock noch wollte, war, die Wunden zu säubern, ein kaltes Bier zu trinken und dann zu Bett zu gehen.

Als Brock ins Haus trat und ein leises Geräusch vernahm, fragte er sich, wer noch wach sein mochte.

Felicity, die Haare noch feucht vom Duschen und in einem langen Morgenrock, kam gerade aus der Küche. Sie trug ein Tablett mit einem Glas Milch und einem Teller mit einem Stück Kuchen darauf.

Dass sie irgendwie schuldbewusst wirkte, als sie ihn erblickte, amüsierte Brock. “Noch etwas Süßes zum Tagesabschluss?”, fragte er lächelnd.

“Ja, Schokoladenkuchen”, antwortete Felicity. “Wenn morgen Abend noch etwas davon übrig ist, würde mich das schwer wundern.”

“Bree und Jacob lieben den auch.”

“Jacob hätte am liebsten den gesamten Kuchen allein verspeist, wenn er gedurft hätte”, sagte Felicity scheinbar empört. “Dann hätte ich nichts davon abgekriegt.”

Brock wollte sie ein bisschen necken. “Ich hatte heute Abend noch nichts zu essen.”

“Im Kühlschrank steht Gemüse-Chili.”

Brock reagierte geschockt. “Gemüse-Chili? So etwas gibt es in Texas nicht. Jedenfalls nicht auf einer Rinderranch!”

“Doch, das gibt es”, informierte Felicity ihn strahlend. “Ich habe das Rezept aus dem Internet, und da du heute Abend nicht zum Essen kommen würdest, hat Addie mir dabei geholfen, es herzustellen. Das Ganze wurde mit magerem Käse überbacken und hat den Kindern wunderbar geschmeckt.”

Sein Vater würde sich nicht nur im Grab umdrehen, sondern auch nach seiner Waffe greifen und schießen! “Gemüse-Chili”, murmelte Brock. “Das ist ja eine Kampfansage. Erzähl das nur keinem der Cowboys oder den Nachbarn, die drehen durch. Der Kuchen sieht allerdings köstlich aus.” Brock leckte sich die Lippen.

Felicity zog das Tablett an ihre Brust. “Im Eckschrank stehen noch ein paar Stücke.”

“Aber den hier kann man sofort essen.”

“Den esse ich”, sagte sie fest. Felicity bemerkte die Schürfwunden an Brocks Händen. “Wie ist denn das passiert?”

“Ich hab einen Zaun repariert, der an das Land unseres nörgeligen Nachbarn grenzt.”

Felicity schaute ihn eine Weile unentschlossen an. Dann seufzte sie. “Also gut, komm mit in die Küche, du kannst den Kuchen haben, und ich säubere dir deine Wehwehchen.”

Brock grinste. “Schon ziemlich lange her, dass jemand meine Wunden Wehwehchen genannt hat.” Und dass er sich überhaupt von jemandem hatte betreuen lassen. Der einzige Grund, warum er es heute Abend zuließ, war der, dass Brock zu müde war, Widerstand zu leisten.

“Was war denn mit deinem Vater?”, wollte Felicity auf dem Weg in die Küche wissen. Sie stellte das Tablett auf den Tisch, öffnete einen Wandschrank und holte Erste-Hilfe-Utensilien hervor. Dann befeuchtete sie Watte mit Desinfektionsmittel und näherte sich Brock.

“Mein Vater hat sich wenig um uns gekümmert, erst recht nicht nach dem Tod unserer Mutter.” Er setzte sich auf einen Küchenstuhl.

Felicity säuberte vorsichtig die Wunden. “Das muss für euch Kinder ziemlich schwer gewesen sein.”

“Ja, das war es. Ich glaube, Dad hat sich von dem Tod unserer Mutter nie wieder richtig erholt. Er hätte alles für sie gemacht, sie war sein Sonnenschein.”

“Wie lange waren sie verheiratet?”

“Gut zwölf Jahre.”

“Das ist mehr Liebe, als viele Menschen sie je erleben.” Felicitys Stimme klang sehnsuchtsvoll.

Brock schaute auf ihr weiches, seidiges Haar, das ihr auf die Brust fiel. Der Morgenmantel klaffte etwas auf und entblößte den Ansatz ihrer Brüste. Es war ein viel zu verlockender Anblick, und schnell schaute Brock weg.

“Darüber hab ich noch nie nachgedacht”, antwortete er. “Aber vielleicht hatten sie tatsächlich Glück. Meine Ehe war jedenfalls nicht annähernd so gut wie ihre.” Er räusperte sich. “Bei mir hat der Logan-Fluch wieder gewirkt.”

Felicity schaute ihn fragend an. “Der Logan-Fluch?”

“Ja. Seit Generationen haben die Logans nicht besonders viel Glück mit ihren Frauen. Wir neigen dazu, von ihnen verlassen zu werden.”

“Das glaubst du doch nicht wirklich, oder? Dass ihr verflucht seid, meine ich.”

“Bis ich geschieden wurde, hatte ich auch nichts darauf gegeben. Aber seitdem gehe ich kein Risiko mehr ein.”

“Und was heißt das?”

“Ich werde nie wieder heiraten.”

Felicity nickte nachdenklich. “Ah, so.”

“Keine wird je wieder von mir hören: 'Willst du meine Frau werden?'“

“Heißt das, du hast Frauen grundsätzlich abgeschworen?”

Brock schüttelte langsam den Kopf und entzog Felicity seine Hand, nachdem sie Salbe auf die Schürfwunden gestrichen hatte.

“Mit deinen Händen solltest du aber vorsichtiger umgehen”, sagte sie sanft.

“Warum?”

“Ein Musiker sollte immer das schützen, womit er Musik macht.”

Brock lachte. “Ich sehe mich nicht als Musiker.”

Sie lächelte. “Deine Kinder schon.”

Er spürte den seidigen Ärmel ihres Morgenrocks an seinem Handgelenk. Doch sie war noch viel zu weit weg … Vorsichtig zog er Felicity auf seinen Schoß.

“Du hast den Kuchen noch nicht gegessen”, sagte sie nervös.

“Im Moment möchte ich keinen.”

Ihre Augen wurden ganz dunkel. “Was möchtest du denn?”

“Dich küssen.” Er hob ihr Kinn an. “Und herausfinden, was du unter dem Morgenrock anhast.”

“Nichts Interessantes”, flüsterte sie.

“Nichts Interessantes oder gar nichts?”

Felicity antwortete nicht, wehrte Brock aber nicht ab, als sie seinen Atem an ihrem Gesicht spürte.

“Gibt es nichts zu sagen?”, murmelte Brock an ihrem Mund.

“Jedenfalls nicht laut”, hauchte sie und ließ es zu, dass er sie küsste.

Felicitys Lippen waren weich und zart – und sie öffnete sie hungrig. Brock spürte es deutlich, genau wie er die unmissverständlich sinnliche Bewegung spürte, mit der sie sich an ihn drängte und der er nicht widerstehen konnte.

Hingerissen von dem Zungenspiel, das sie begann, schob er ihr den Morgenmantel von den Schultern bis zur Taille herunter. Sie trug kein Hemd, und er berührte die bloße warme Haut, umfing ihre runden, festen Brüste und reizte die harten, aufgerichteten Spitzen mit den Daumen.

Felicity stöhnte und bewegte sich auf eine Weise auf seinem Schoß, dass sein Verlangen noch stärker wurde. Als Brock dann mit den Händen unter den Saum ihres Morgenmantels glitt und feststellte, dass sie auch keinen Slip trug, brachte es ihn fast um den Verstand.

Er fand den Weg zwischen ihre seidenweichen Schenkel und liebkoste sanft ihre empfindsamste Stelle. Felicity seufzte so sehnsüchtig auf, dass er sie am liebsten hier und jetzt auf dem Küchenstuhl genommen hätte.

Sie küsste Brock erneut, öffnete sein Hemd und zog es ihm von den Schultern. Beide stöhnten auf, als sie ihre Brüste an seinen nackten Oberkörper presste.

Brock rieb sich an ihr und genoss es, ihre erregten Brustspitzen zu spüren. Er neigte den Kopf, um eine der Knospen in den Mund zu nehmen. Ebenso erregt wie er, legte Felicity die Hand um seinen Nacken und zog seinen Kopf noch dichter an sich heran. Während er an ihrer Brustspitze saugte und knabberte, fuhr er fort, sie intim zu streicheln, und sein Begehren wuchs mit den kleinen, heiseren Lauten, die sie ausstieß.

Als Felicity nun tastend über seine Schenkel strich und den Beweis seiner Begierde zu streicheln begann, hatte er das Gefühl, seine Leidenschaft kaum noch zügeln zu können.

Auf einmal wurde die Haustür zugeschlagen.

Erschrocken zog Felicity sich zurück. “Wer mag das sein?”, flüsterte sie.

Brock versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, aber er brauchte einen Moment, bevor er wieder klar denken konnte. “Tyler”, vermutete er dann heiser.

Das Geräusch sich nähernder Schritte machte Felicity hellwach. Als sie nun an sich hinuntersah und ihr bewusst wurde, dass sie fast nackt war, schrie sie leise auf. “Oje!”

Sie glitt von Brocks Schoß herunter und zog eilig den Morgenmantel wieder richtig an, während Brock schnell sein Hemd zuknöpfte und es wieder in die Jeans stopfte.

“Hey”, sagte Tyler, der in dem Moment auch schon die Küche betrat. “Ich dachte immer, nur ich sei für die nächtlichen Überfälle auf den Kühlschrank zuständig.”

Aus den Augenwinkeln sah Brock, dass Felicity sich Wasser ins Gesicht spritzte und nach einem Glas griff. “Addie hat Schokoladenkuchen gebacken.”

Tyler schaute Felicity neugierig an. “Ah, und unsere stille Teilhaberin hat eine Schwäche für Schokolade.”

Felicity blickte sich um und lächelte. Ihre Lippen zitterten noch ein wenig. “Ja, stimmt”, erwiderte sie, “aber es sieht so aus, als hätten einige Logans die auch.”

Brock bemerkte noch all die kleinen Zeichen ihrer Leidenschaft – ihr zerzaustes Haar, ihre geschwollenen Lippen, ihre leicht gerötete Haut im Gesicht und am Hals und dass ihre Brustspitzen sich unter dem Morgenmantel deutlich abzeichneten. Irgendwie war es ihm unangenehm, dass Tyler sie so sah.

Um die Aufmerksamkeit von ihr auf sich zu lenken, sagte er: “Ich habe noch gar nicht zu Abend gegessen, weil ich draußen war, um einen Zaun zu reparieren und meine Rinder wieder einzufangen.”

“Gibt es wieder Ärger mit den Coltranes?”

Brock nickte und nahm einen Schluck Milch. Am liebsten hätte er im Augenblick einen Whisky gehabt. “In den vergangenen sechs Wochen ist es dreimal passiert. Einige von ihren Rindern sind auf unseren Weiden gelandet, und prompt haben sie behauptet, wir hätten sie gestohlen.”

“Was wirst du tun?”

Brock zuckte die Achseln. “Ich kann während der Kälbersaison nicht jede Minute die Westgrenze kontrollieren und keinen Zaun durch den Fluss ziehen, aber ich schicke mehrmals am Tag ein paar Männer dorthin, die sich umschauen. Die Coltranes nerven, seitdem sie nach Texas gekommen sind.”

“Das hört sich ganz nach einem echten Logan an.” Tyler zwinkerte Felicity zu. “Einer der Coltranes hatte sich in unsere Großmutter verliebt und schließlich auch versucht, sie unserem Großvater wegzunehmen.”

“Nicht nur versucht”, verbesserte Brock ihn, der sich noch gut an die tiefe Bitterkeit erinnerte, die sein Vater den Coltranes gegenüber empfunden hatte. “Er hat sie verführt, und dann starb sie, weil der Idiot über eine Klippe fuhr und mit ihr abstürzte.”

“Man sagt, die Coltranes seien Frauendiebe und dass die Logans sich nach all diesen Jahren noch immer dafür rächen wollen”, erklärte Tyler Felicity. “Andererseits muss Grandma Logan unglücklich gewesen sein, wenn sie Grandpa wegen eines anderen verlassen hat.”

Felicity kam näher. Sie schien sich gefasst zu haben. “Ihr habt eine interessante Familiengeschichte.”

“Was ist denn bei den großen Chambeaus?”, fragte Tyler.

Felicity lächelte. “Da gibt es kaum solche dramatischen Geschichten. Ihr wisst gar nicht, wie froh ihr sein könnt, Geschwister und Cousins zu haben. Es gibt vieles, was man mit Geld nicht kaufen kann. Eine Familie gehört dazu.” Sie sah kurz zu Brock. “Für mich ist es Schlafenszeit. Gute Nacht allerseits.”

Langsam ging sie die Treppen hinauf und dann ins Gästezimmer. Sie gab sich immer Mühe, es nicht “ihr Zimmer” zu nennen.

Bei den Logans zu sein machte ihr immer wieder bewusst, was sie nie gehabt hatte und nie haben würde – Geborgenheit und Liebe. Sie alle hier schienen keine Ahnung zu haben, was für ein Glück sie hatten, zu einer richtigen Familie zu gehören.

Felicity schlang die Arme um sich, sank auf ihr Bett und dachte daran, wie Brock sie vor wenigen Minuten berührt hatte. Sie hatte große Lust dabei empfunden und das Gefühl gehabt, begehrt zu werden. Eine wundervolle Kombination, und es beglückte sie, Brock Logan aus der Reserve gelockt zu haben. Aber es war auch gefährlich für sie, denn sie hatte total die Kontrolle über sich verloren.

Als es an der Tür klopfte, schrak sie zusammen. “Ja, bitte?”

Brock öffnete. Er kam mit einem Stück Kuchen herein. “Du hast dein Betthupferl vergessen.”

Die Geste gab ihr das verrückte Gefühl, dass sie ihm doch etwas bedeuten könnte. Beim Gedanken an seine Berührungen und ihre heftige Reaktion darauf wurde sie rot. “Vielen Dank”, sie nahm den Teller entgegen und stellte ihn auf den Nachttisch. “Ich … es tut mir leid, ich weiß gar nicht, was vorhin über mich gekommen ist …”

“Wofür entschuldigst du dich?”

Felicity räusperte sich. “Für mein Benehmen in der Küche.”

“Ach”, seine Stimme klang spöttisch, “wieso tut es dir leid? Weil ich dir sagte, dass ich nie wieder heiraten würde?”

“Nein!”, entgegnete Felicity heftig. “Das war sogar beruhigend.”

Brock runzelte erstaunt die Stirn. “Beruhigend?”

“Ja. Mir haben schon viele Männer einen Heiratsantrag gemacht. Aber meine Mutter sagte immer, ich sollte nicht glauben, dass jemand, der mich heiraten wolle, mich auch lieben würde. Da ich also weiß, dass du mich nicht heiraten willst, ist der Grund dafür, dass du mich geküsst hast, ich meine …”, sie verhaspelte sich und setzte neu an. “Der Grund ist vermutlich, dass du mich sexuell anziehend findest.”

“Hm”, meinte Brock, schloss die Tür und trat ans Bett.

Wieder kam er ihr sehr groß und kraftvoll vor und sein Gang sehr beherrscht. Trotzdem wurde sie von dem aufregenden Gefühl erfasst, Achterbahn zu fahren.

“Wieso tut es dir dann leid?”

“Weil ich die Kontrolle über mich verloren habe.”

“Es hat dir also nicht gefallen.”

“Das habe ich nicht gesagt.” Insgeheim wünschte Felicity, es hätte ihr nicht gefallen. “Ich weiß nur, dass wir nicht zusammenpassen. Ich bin eine typische New Yorkerin, und du bist sehr texanisch, so … so männlich.”

Seine Mundwinkel zuckten. “Ist das etwas Schlimmes?”

“Nein.” Felicity schloss kurz die Augen, um nachzudenken. “Ich bin mir einfach nicht sicher, ob es klug wäre, wenn wir eine Affäre miteinander beginnen würden.”

“Das hört sich danach an, als wüsstest du eher, was du nicht willst als was du willst.” Brock strich sanft über ihre Wange und ließ den Finger zu ihrem Dekolleté gleiten. “Vielleicht solltest du mal mehr darüber nachdenken, was du eigentlich willst”, sagte er, und seine raue Stimme war wie ein Streicheln.

Er hielt ihren Blick fest und schaute ihr so intensiv in die Augen, als wären sie beide nackt und würden sich lieben.

Felicity war wie gebannt. Sie fühlte sich wie im Zentrum eines rasenden Strudels und konnte den Blick nicht von Brocks Augen lösen. “Ja, vielleicht sollte ich das tun.”

“Gut.” Sein Finger bewegte sich gefährlich nah auf ihre Brustspitze zu.

Ihr stockte der Atem, als er die Knospe nun sanft umkreiste. Als er die Hand dann wegnahm, hätte Felicity fast laut aufgeschrien.

Brock führte seinen Finger an die Lippen und hauchte ihr einen Kuss zu. “Träum süß, mein Liebling.”

Im nächsten Moment war er gegangen.

Felicity saß da, fühlte sich allein gelassen und so erhitzt, als würde ihr Körper brennen, dort, wo Brock sie berührt hatte. Sie stand auf, eilte ans Fenster, riss es auf und atmete tief die kühle Nachtluft ein. Diese Lust, diese glühende Erregung, die sie bei Brock empfand, verwirrten sie. Wenn er wüsste, dass sie trotz all der Heiratsanträge, die sie erhalten hatte, noch Jungfrau war, würde er sie da auslachen? Womöglich verärgert sein?

Sie setzte sich auf die Fensterbank und schaute in den dunklen Himmel. Brock hatte ihr etwas klargemacht. Wenn sie nicht heiraten würde und das Kloster nicht mehr infrage kam, weil sie sich in einen Rancher verliebt hatte, musste sie eine Entscheidung darüber treffen, ob sie den Mut aufbrachte, mit Brock eine Affäre zu haben.

In der Nacht zum Dienstag kümmerte Brock sich um eine Kuh, die zum ersten Mal kalbte. Es dauerte eine ganze Weile, aber die Geburt verlief problemlos, und das Kalb landete sicher auf trockenem Grund. Am Nachmittag war Brock so müde, dass er sich entschloss, erst mal ein bisschen zu schlafen.

Sobald er das Haus betrat, begrüßte Addie ihn.

“Es hat sich herumgesprochen”, sagte sie geheimnisvoll, “wer bei uns wohnt. Du hast drei Einladungen erhalten und sollst deinen Gast aus New York zum Essen mitbringen.”

Brock verkniff sich eine Bemerkung und wischte sich übers Gesicht. “Hast du ihnen nicht gesagt, ich sei zu beschäftigt?”

“Sie haben alle beteuert, dein Gast könnte auch allein kommen, falls du keine Zeit hättest.” Addie senkte die Stimme. “Sie haben auch gefragt, ob du eine Beziehung mit Felicity hast.”

Misstrauisch hakte Brock nach. “Wer ist 'sie'?”

“Die Fosters, die McClanahans und die Parkers. Die haben alle Söhne im heiratsfähigen Alter.”

“Die alle die Familienkasse ein bisschen aufstocken wollen.” Brock fluchte leise. “Ich habe schon geahnt, dass das passieren würde. Genau das wollte ich vermeiden. Bald werden sämtliche Junggesellen aus der Gegend an meine Tür klopfen, um sich an Felicity …”

Das laute Quietschen von Bremsen lenkte seine Aufmerksamkeit zum Fenster. Dort sah er einen der großen Pick-ups mit offener Ladefläche. Tyler saß auf dem Beifahrersitz. Gerade wollte er ihm zuwinken, als er bemerkte, wer hinter dem Lenkrad saß.

“Felicity!”, schimpfte Brock und eilte hinaus.

Der Pick-up fuhr an, dann hielt er wieder.

Brock ging zum Wagen. Unterwegs zählte er bis zehn, um sich zu beruhigen. Er wusste noch nicht, wen von beiden er als Ersten umbringen sollte.

“Ich gebe Felicity ihre erste Fahrstunde”, erklärte Tyler lächelnd.

Felicity mied Brocks Blick.

“Das sehe ich”, knurrte Brock. “Hast du deinen Verstand auf dem OP-Tisch im Krankenhaus gelassen?”, fragte er wütend.

“Na ja, sie hat mich gebeten, ihr das Fahren beizubringen, denn schließlich sollte jeder das können. Da konnte ich natürlich nicht Nein sagen.” Tyler lächelte Felicity verschwörerisch zu.

Brock ballte die Fäuste. “Ich möchte gern mal unter vier Augen mit dir sprechen, Bruderherz.”

“Gern”, antwortete Tyler. “Wir sind fertig in … sagen wir …”

“Nein, sofort!” Brocks Stimme ließ keinen Widerspruch zu.

Tyler seufzte und sah entschuldigend zu Felicity. “Nur ein paar Minuten, Felicity, aber fahr inzwischen bitte nicht nach Mexiko.”

Brock biss sich auf die Lippen, um nicht loszubrüllen. Tyler folgte ihm zur Haustür.

“Hör zu, Tyler, ich möchte nicht, dass du ihr das Autofahren beibringst.”

“Und wieso nicht?”

“Sie kehrt bald wieder nach New York zurück. Dort braucht sie kein Auto. Und ich möchte sie nicht dazu ermuntern, noch lange hierzubleiben.”

Tyler legte den Kopf schief und kratzte sich nachdenklich das Kinn. “Bisschen herzlos. Sogar für dich, wenn man bedenkt, was sie für die Kinder getan hat.”

“Wir haben gerade drei Einladungen zum Essen bekommen. Es hat sich inzwischen herumgesprochen, wer sie ist.”

“Ich frage mich, durch wen.”

“Vermutlich durch Ray, nachdem ich ihn entlassen habe.”

Tyler war erstaunt. “Du hast Ray entlassen?”

“Er hat Felicity mit in die Stadt genommen, obgleich ich es ihm ausdrücklich untersagt hatte, und hat sie dann in einer Bar belästigt.”

Tyler stieß einen leisen Pfiff aus. “Aber sie ist wild entschlossen, Auto fahren zu lernen. Wenn ich es nicht mache, wird sie jemand anders finden.”

Brock kochte innerlich. “Ich wusste doch gleich, dass diese Frau Probleme bedeutet.”

Tyler warf ihm einen spöttischen Blick zu. “Vielleicht solltest du selbst es ihr beibringen?”

“Bist du sicher, dass dein Kopf noch richtig funktioniert?”

“Es sei denn, du willst, dass ich es mache. Ich finde, sie hat einen Anspruch auf Fahrstunden.”

Brock fluchte leise vor sich hin, nickte dann aber.

Tyler grinste. “Ich hätte jetzt große Lust auf ein Bier. Wir sehen uns später. Die Lady wartet.”

Brock fluchte erneut. Wie konnte das bloß passieren? überlegte er, als er zum Pick-up ging und die Beifahrertür öffnete. Wie, zum Teufel, war er nur in diese Situation geraten? Er war in einer Stimmung, in der er ein Brecheisen hätte verknoten können. Verdammt! Er sollte einer New Yorkerin das Fahren eines Transporters beibringen!

Schließlich schaute er Felicity direkt an. Sie war ganz in zartes Rosa gekleidet, in rosa Jeans und rosa Seidenbluse. Das blonde Haar fiel ihr wie ein seidener Vorhang auf die Schultern. Abgesehen von dem wachsamen Blick ihrer grünen Augen sah sie aus wie eine hübsche junge Lady, die keiner Fliege etwas zuleide tun konnte.

“Ich sagte dir doch schon, was ich von dem Ganzen halte”, erklärte er mürrisch.

“Ja, und ich bin deinen Anweisungen gefolgt.” Sie hob das Kinn.

Was war denn das für eine Idee? “Wieso?”

“Du hast mir geraten, jemand anderen zu finden, zu einem anderen Zeitpunkt”, antwortete sie mit einer Stimme, die viel zu sexy war für ihr unschuldiges Outfit. “Und genau das habe ich getan.”

7. KAPITEL

Während des ersten Teils der Fahrstunde hatte ihm wohl ihr Parfümduft die Sinne geraubt. Der Preis dafür war, dass Brock eine halbe Stunde später einen steifen Nacken hatte, einen schmerzenden Rücken und Kopfweh von der Stärke eines Trommelwirbels. Und er wurde schlimmer durchgeruckelt als beim Einreiten eines Wildpferdes.

Er hielt Felicitys holpriges Fahren aus, bis sie immerhin eine Sache besser konnte: lenken. Sie fuhr noch immer ruckweise an, aber nicht mehr so schlimm wie zu Anfang. Vielleicht war er aber inzwischen auch nur abgestumpft.

Als sie nun das letzte Mal heftig auf die Bremse trat und vor dem Haus hielt, seufzte Brock erleichtert auf. Als Erstes wollte er eine Kopfwehtablette nehmen, sobald er im Haus wäre.

Felicity schaute ihn mit ängstlichem Ausdruck an, als wollte sie sich gegen die erwartete Kritik wappnen. “Ich weiß, ich bin eine schlechte Fahrerin”, sagte sie so zaghaft, dass Brock es nicht übers Herz brachte, ihr zuzustimmen. Das wäre ihm vorgekommen, als würde er nach einem Welpen treten.

“Es war ja das erste Mal, und du hast immerhin keinen Unfall gebaut”, tröstete er sie.

“Na ja, ich bin ein paarmal beinahe gegen den Zaun gefahren”, gab sie kleinlaut zu.

“Aber es ist nicht passiert.”

“Das war bestimmt die schlimmste Fahrt deines Lebens.”

“Es gab schon schlimmere”, antwortete er, ohne mit der Wimper zu zucken. Einmal hatte er auf der Ladefläche eines Pick-ups gesessen, der Dung transportierte.

“Aber ich bin bestimmt die schlechteste Fahrerin, die du je erlebt hast.”

Brock tat es leid, dass Felicity so deprimiert war. Um sie aufzuheitern, behauptete er, in seiner ersten Fahrstunde gegen einen Baum gefahren zu sein.

Ihre Augen weiteten sich. “Wirklich?”

Er nickte. “Siehst du, das war schlimmer als bei dir heute.”

Felicity schaute ihn einen langen Moment an, dann rückte sie näher an ihn heran, sodass ihr Duft ihn wieder benebelte. Er starrte auf ihre Lippen. Sie hatte den schönsten Mund, den er sich vorstellen konnte, weich und einladend. Wie aufregend wäre es, wenn sie damit seinen Körper liebkosen würde, überall … Ihm wurde heiß und heißer.

“Du lügst, aber ich weiß das zu schätzen. Da kann ich mir einbilden, dass du mich ein bisschen magst.” Sie strich mit ihren sinnlichen Lippen über seinen Mund. “Nur ein kleines bisschen.”

Brock war schnell über den Moment hinaus, als dass ein kleines bisschen von ihr ihm genügt hätte. Er legte die Hände um ihr Gesicht und nutzte dann den Moment, seine Zunge in ihren weichen Mund zu schieben. Sofort hatte er das Gefühl, in Flammen zu stehen.

Felicity schlang zwar die Arme um ihn, zog ihren Kopf aber wieder zurück. “Ich weiß wirklich nicht, was ich mit dir machen soll.”

“Dabei kann ich dir helfen”, murmelte er und ließ seine Hand über ihre Rippen bis hinauf zu den Brüsten gleiten.

“Deine Kinder kommen die Auffahrt hoch”, sagte sie.

Brock stöhnte. Was für ein frustrierender Tag! Er hielt es vor Verlangen nach ihr kaum noch aus. Mühsam löste er sich von Felicity. “Übrigens hat sich deine Anwesenheit herumgesprochen, du hast schon drei Einladungen von Nachbarn bekommen.”

Felicity seufzte. “Du solltest mir wirklich bei der Verteilung des Geldes helfen.”

“Du hast mir noch immer nicht gesagt, was du danach machen willst.”

“Ich werde Klavierstimmerin”, antwortete sie trocken.

“Da bist du nicht schlecht drin. Das kannst du ja mal versuchen.”

Bree und Jacob näherten sich der Fahrertür, und Felicity rollte die Scheibe herunter.

“Hallo, Kinder”, sagte Brock.

“Hallo, wie geht es den beiden besten Zweitklässlern in Texas?”, fragte Felicity.

“Die wollen jetzt spielen.” Bree lächelte ihren Vater an. “Hi, Daddy.”

“Ich bin hungrig”, erklärte Jacob. “Was macht ihr hier?”

“Dein Vater hat mir gerade Fahrunterricht erteilt”, erklärte Felicity.

Jacob musterte forschend den Pick-up. “Du hast den Pick-up nicht kaputtgefahren, oder?”

Bree ging um den Wagen herum zur Beifahrertür, und Brock fuhr ihr schmunzelnd durchs Haar.

“Nein. Übrigens, dein Vater meint, ich sollte mir einen Job suchen.”

Bree zog ein Gesicht. “Wenn du arbeitest, hast du keine Zeit mehr, mir die Fingernägel zu lackieren.”

“Noch ein Talent. Ich könnte ja Maniküre werden”, schlug Felicity vor.

Brock rollte mit den Augen.

“Suchen die in der Eisdiele nicht jemanden? Das wäre ein klasse Job”, meinte Jacob. “Dann kriegst du das Eis sicher gratis.”

“Das sind schon drei Möglichkeiten”, sagte Felicity zu Brock. “Denn meinen Vorschlag, ins Kloster zu gehen, fandest du ja nicht passend.”

Brock ließ den Blick über ihre Kurven wandern. “Allerdings.” Plötzlich fiel ihm ein, dass sein Freund bei den Texas Rangers nach Südamerika fahren würde, um den ehemaligen Finanzberater von Felicity unter die Lupe zu nehmen. “Du solltest übrigens in der Stadt ein Konto eröffnen und mir die Nummer geben.”

Felicity fragte überrascht: “Wieso denn das?”

“Dad, dürfen wir heute Nachmittag ein bisschen reiten?”, fragte Jacob.

“Erst nachdem ihr die Hausaufgaben gemacht habt”, erklärte Brock und stieg aus. Er ging um den Wagen herum und half Felicity beim Aussteigen. “Aus Sicherheitsgründen nehme lieber ich den Autoschlüssel.”

“Du hast wohl Angst, dass ich ohne Führerschein einfach in die Stadt fahre, wie?”, gab sie belustigt zurück.

“Drücken wir es so aus: Ich mindere die Versuchung. Addie oder ich werden dich bald in die Stadt mitnehmen, damit du ein Konto eröffnen kannst.”

“Du hast mir noch nicht erklärt, warum ich das tun soll.” In Felicitys Augen stand Unbehagen.

“Das lass ich dich dann wissen.” Brock wandte sich an Jacob. “Na, mein Sohn, hat dir deine Lehrerin etwas für mich mitgegeben?”

“Ja, eine Beurteilung.” Jacob zog sie aus seinem Schulranzen. “Sie sagt, ich sollte mit dem weitermachen, was ich angefangen habe.”

“'Spaß mit Phonics'“, murmelte Felicity, die gemeinsam mit ihnen zum Haus ging.

“Abends etwas vorlesen”, murmelte Brock zur selben Zeit.

Felicity blickte ihn überrascht an. “Ich wusste gar nicht, dass du ihm abends etwas vorliest.”

“Ja, das mache ich. Und was ist 'Spaß mit Phonics'?”

“Das ist ein Übungsprogramm, das Kindern beim Lesenlernen hilft. Es wurde in einem der Bücher empfohlen, die ich zum Thema Leseschwäche gefunden habe.”

“Ich weiß. Ich hatte vergangene Woche ein Gespräch mit seiner Lehrerin, und …”

“Tatsächlich?”, rief Felicity.

Es irritierte Brock, dass sie so überrascht zu sein schien. “Schließlich ist Jacob mein Sohn. Und wenn er ein Problem hat, helfe ich ihm natürlich.”

“Ich dachte, du hättest zu wenig Zeit dafür.”

“Ich bin vielleicht nicht da, wenn Jacob nachmittags aus der Schule kommt, aber es gibt andere Dinge, die ich tun kann.”

In Felicitys Augen waren die verschiedensten Gefühle zu sehen – Neugier, Begehren, Bewunderung und ein Hauch von Wachsamkeit. Eine Mischung, die ihn faszinierte und begeisterte.

Das muss unbedingt aufhören, sagte er sich.

Felicity hätte Brocks Anweisung, ein Konto in der Stadt zu eröffnen, natürlich nicht befolgen müssen oder so tun können, als hätte sie es vergessen. Sie konnte ihm vertrauen oder auch nicht.

Doch trotz der schlechten Erfahrungen, die sie mit Männern hatte, wollte sie glauben, dass Brock anders sei. Er hatte ihr ja auch mehrmals Gründe dafür geliefert. Ja, sie wollte ihm vertrauen, und das tat sie auch. Brock war ein anständiger Mann. Andererseits …

Sie hasste diese Ungewissheit.

Als Addie sie in den nächsten Tagen in die Stadt mitnahm, richtete Felicity sich ein Bankkonto ein. Auf der Rückfahrt spielte sie mit den neuen Schecks und den Unterlagen herum. Genervt schob sie schließlich alles zusammen und legte die Hände in den Schoß.

“Addie, seit wann arbeiten Sie für die Logans?”

“Schon eine Ewigkeit”, antwortete Abby. “Seit Tylers Geburt.” Bei der Erinnerung schüttelte sie lächelnd den Kopf. “Damals war es im Haus noch ganz anders. Mrs Logan liebte es, Partys zu geben. Mr Logan nicht so sehr, aber da er seine Frau so gern hatte, fand er sich damit ab.”

“Wie war Brock denn als Kind?”, fragte Felicity neugierig. Sie interessierte sich immer mehr für diesen Mann.

“Oh, ein wilder kleiner Kerl.”

“Tatsächlich? Ich hätte gedacht, dass er eher ganz still und in sich gekehrt war.”

“Nein. Bevor Mrs Logan starb, tobte Brock herum wie drei Kinder auf einmal. Aber nachdem sie tot war, veränderte er sich völlig.”

“Und Brocks Vater?”

Addie seufzte. “Ich glaube, das war das Schlimmste. Als ihre Mutter starb, verloren die beiden Jungs eigentlich beide Eltern. Mac hat sich zu Tode gegrämt. Er trauerte so sehr, dass er seinen Kindern keine Liebe mehr geben konnte. Und mit Brock war er besonders streng. Er erwartete sehr viel von ihm.”

Bei dem Gedanken, wie schwer Brock es offenbar gehabt hatte, zog sich Felicity das Herz zusammen. “Aber wurde es nicht wieder anders, als Brock heiratete?”

Addie verdrehte die Augen. “Oh, nein, das war eine einzige Katastrophe. Er hat seine Frau auf dem College kennengelernt und ihr einen Antrag gemacht, als sie schwanger war. Sie hasste das Leben auf der Ranch und hatte wenig mütterliche Fähigkeiten, wenn Sie wissen, was ich meine.” Sie runzelte die Stirn. “Wissen Sie, was der Mann wirklich braucht?”

“Was denn?”

“Er braucht eine Frau, die ihn wirklich liebt. Brock ist der Typ Mann, der mit allem fertig wird, was das Leben ihm abverlangt. Aber es wäre alles viel besser, wenn er eine Frau hätte, die zu ihm steht.”

Felicity hatte ein seltsames Gefühl. Es war, als machte es “klick” in ihrem Kopf. “Er braucht eine Frau, die ihn wirklich liebt.” Könnte sie die sein? Bei dem bloßen Gedanken machte ihr Herz einen Satz.

Unsinn, nein, diese Frau könnte sie nicht sein. Sie fühlten sich zwar sehr zueinander hingezogen, aber Liebe war das wohl nicht, und keiner von ihnen hatte vor zu heiraten.

Dennoch pochte ihr Herz wie verrückt. Felicity holte tief Luft und sagte sich, dass sie sich diese Frage nie wieder stellen sollte. Das war also geklärt. Obendrein war sie sich nicht mal sicher, ob sie Brock überhaupt trauen konnte. Ihm eine Vollmacht über ihr neu eröffnetes Bankkonto zu geben war ein enormes Risiko. Aber falls er das Konto leer räumte, wüsste sie jedenfalls, woran sie mit ihm war.

In den nächsten Tagen wich sie Brock aus, um nicht an diesen Zwiespalt denken zu müssen. Morgens, nachdem er weg war, fragte sie Addie über seine Tagespläne aus und ging ihm dann aus dem Weg. Um sich zu beschäftigen, fuhr sie fort, das Klavier zu stimmen und das Musikzimmer und die angrenzende Bibliothek wieder herzurichten. Wenn die Kinder zu Hause waren, kümmerte sie sich um die zwei. Bevor Brock nach Hause kam, aß sie meist ein leichtes Abendessen und verzog sich danach ins Gästezimmer.

Ihre Gedanken und Zweifel ließen sie dennoch nicht los. Felicity fragte sich auch, wie es Brock wohl gehen mochte. Vermisste er sie? Sei doch nicht albern! schimpfte sie mit sich selbst. Wahrscheinlich war er froh, dass sie ihm nicht vor den Füßen herumlief. Vor den Stiefeln, korrigierte sie sich.

Zu unruhig, um sich länger im Gästezimmer aufzuhalten, entschloss Felicity sich an diesem Abend, noch ein Bad zu nehmen. Auf dem Weg durch den Flur vernahm sie plötzlich Brocks tiefe Stimme aus Jacobs Zimmer. Als sie den Schritt vor der Tür verlangsamte, hörte sie, dass er dem Jungen etwas vorlas und Jacob das Gelesene langsam wiederholte.

Eine ganze Weile blieb sie dort stehen und lauschte. Beide gaben sich offensichtlich Mühe. Brock schien etwas müde zu sein, aber dennoch machte er weiter.

Felicity konnte nicht länger widerstehen, sie wollte nur einen kurzen Blick auf die zwei werfen und spähte in den Raum. Brock hatte sich auf dem Bett ausgestreckt, Jacob lag neben ihm. Sein Kopf ruhte in der Armbeuge seines Vaters, der in einer Hand das Buch hielt und mit der anderen Jacob an sich drückte.

Der Anblick der beiden, die aufmerksam in das Buch schauten, rührte Felicity. Für sie war das ein Bild der Ermutigung, der Geborgenheit und Liebe.

Seitdem sie bei den Logans war, war ihr bewusst geworden, dass sie ihr ganzes Leben lang eine Außenseiterin gewesen war. Als sie Brock nun so sah, überschwemmten sie unendlich viele Gefühle. Sie vermisste ihn, sein Gesicht, seine Stimme, seine verheißungsvollen Berührungen. Schmerzlich deutlich wurde ihr klar, dass sie weit mehr für ihn sein wollte als eine schwierige stille Teilhaberin und viel mehr für ihn tun wollte.

Sie befürchtete das Schlimmste. Offenbar war sie auf dem besten Weg, sich in Brock zu verlieben!

In dem Augenblick schaute Brock auf und entdeckte Felicity. Ihre Blicke trafen sich. Das Verlangen in seinen Augen fand ein Echo in ihren Gefühlen. Sie erschrak, riss sich von seinem Blick los und eilte ins Bad.

Eine kalte Dusche würde ihr hoffentlich helfen, diese verrückten Gefühle loszuwerden.

Nachdem Felicity dann geduscht hatte und ins Gästezimmer zurückgegangen war, versuchte sie zu schlafen. Aber es gelang ihr nicht. Schließlich stand sie wieder auf, ging auf Zehenspitzen nach unten ins Musikzimmer und schloss die Tür hinter sich. Trotz der düsteren Atmosphäre in diesem Raum fühlte sie sich hier willkommen, so als könnte sie diejenige sein, die diesen Raum wieder mit Leben füllte.

Sie knipste eine Lampe an und sah nach den Pflanzen, die sie auf den Fensterbänken und auf dem kleinen Schreibtisch postiert hatte. Da ihr sonst nichts einfiel, was sie tun könnte, nahm sie das Stimmgerät und arbeitete an den hohen Tönen. Das hohe D klang total falsch, und sie versuchte immer wieder, den Klang zu verbessern. Plötzlich spürte sie, dass sie nicht mehr allein im Zimmer war.

Sie erschrak zutiefst und fuhr mit erhobenen Händen herum.

“Könntest du den armen Flügel nicht mal in Ruhe lassen?”, meinte Brock brummig.

Das Stimmgerät noch in der Hand, ließ Felicity erleichtert die Arme sinken. “Meine Güte, wieso schleichst du dich so an mich heran?”

Brock schaute auf seine Füße, die in Socken steckten. “Das liegt nur daran, dass ich keine Stiefel trage.”

“Ja, das sonstige Warnsystem”, sagte sie. Sein Haar wirkte zerwühlt, so als sei er mehrfach mit den Fingern hindurchgefahren. Sein Blick war unruhig – und voller Verlangen. Genauso wie ich mich selbst fühle, dachte Felicity sofort.

“Ich habe dich in letzter Zeit kaum gesehen”, murmelte er, kam näher heran und schaute sie unverwandt an.

Je kürzer der Abstand zwischen ihnen wurde, umso schwerer fiel es ihr zu atmen. “Du bist ja auch den ganzen Tag sehr beschäftigt.”

“Auch beim Abendessen warst du heute wieder nicht da. Gehst du mir aus dem Weg?”

Felicity spürte, dass sie rot wurde. “Nein, das tue ich nicht”, log sie.

“Such dir eine bessere Antwort aus. Die glaube ich dir nicht”, sagte Brock unumwunden, nahm ihr das Stimmgerät aus der Hand und legte es weg.

“Ich … äh …” Sie hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Nervös schloss sie kurz die Augen, dann öffnete sie sie wieder und räusperte sich. “Ich wusste einfach nicht, wie ich mich dir gegenüber verhalten sollte”, gab sie schließlich zu.

“Ich sagte dir doch, ich könnte dir einen Vorschlag machen.”

Eine Affäre? Sich mit Brock Logan einzulassen wäre der helle Wahnsinn. Aber vielleicht hatte sie den Verstand ja schon verloren? “Also gut, ich höre”, flüsterte sie.

Als Antwort fasste er sie um den Nacken, zog ihren Kopf zurück und küsste sie gierig. Er nahm Besitz von ihrem Mund, drang mit der Zunge ein – aufreizend, einladend, fordernd. Ohne seinen hungrigen Kuss zu unterbrechen, packte er sie um den Po und presste sie an sich.

Deutlich spürte sie sein starkes Begehren, und sie drückte sich impulsiv an ihn.

Brock stieß ein raues Stöhnen aus, hob Felicity hoch, setzte sie auf den Flügel und stellte sich zwischen ihre Schenkel. “Vielleicht möchtest du es schnell haben”, sagte er heiser vor Verlangen und öffnete langsam ihren Morgenmantel. “Aber ich möchte mir Zeit lassen und jede Sekunde mit dir auskosten.” Ganz langsam schob er einen der Spaghettiträger ihres Nachthemdes herunter.

Der weiche Stoff glitt über die Spitzen ihrer Brüste. Als Brock auch den anderen Träger hinunterschob, rutschte ihr das Hemd bis zur Taille, und ihre Brüste waren nackt seinen Blicken ausgesetzt.

Brock ließ den Finger um eine der Knospen kreisen. Es war eine so zarte und verführerische Berührung, dass Felicity mehr wollte. Ihr Herz pochte. Voller Sehnsucht schloss sie die Augen. Dennoch widerstand sie dem Bedürfnis, ihre Brust fest in seine Hand zu schmiegen.

“Halt dich einfach nicht mehr zurück”, murmelte Brock.

Überrascht sah Felicity ihn an. “Wie?”

“Du wolltest doch Vorschläge von mir hören.” Er beugte sich zu ihren Brüsten. “Halt dich nicht zurück.”

Als er die Knospe mit seiner Zunge berührte, erschauerte Felicity und stöhnte vor Erregung auf.

“Zeig mir, was du willst.”

Felicity schloss wieder die Augen und hob Brock ihre Brüste entgegen. Während er die eine Spitze nun ganz in den Mund nahm, reizte er die andere mit Daumen und Zeigefinger. Und mit jedem Streicheln seiner Zunge, seiner Hand sandte er einen weiteren Schauer des Entzückens durch ihren Körper.

Unfähig, sich länger zu gedulden, rieb sie sich an dem rauen Stoff seiner Jeans. Und ohne die Liebkosung ihrer Brüste zu unterbrechen, ließ er eine Hand an ihrem Körper hinuntergleiten und berührte Felicity nun dort, wo sie sich am heftigsten nach ihm sehnte.

Angespannt hielt sie die Luft an.

“Es ist so schön, so erregend. Bitte, berühr mich auch”, flüsterte Brock.

Felicity zerrte so hastig an seinen Hemdknöpfen, dass einer abriss, auf den Boden fiel und davonrollte.

Brock hob den Kopf von ihren Brüsten und strich mit den Lippen hauchzart über ihren Mund. Dann schaute er Felicity an. Sie glaubte, bei seinem Blick vor Wonne zu vergehen. Er knöpfte sein Hemd auf und drückte ihre Hand auf seine nackte Brust. Sie spürte seinen rasenden Herzschlag.

“Siehst du”, sagte er mit heiserer Stimme, “du bist wieder viel zu schnell.”

Es verunsicherte Felicity, dass sie so erregt war, und sie versuchte, ruhig zu bleiben. Doch ihr Mund war trocken, ihre Hände zitterten, und selbst wenn es um ihr Leben gegangen wäre, hätte sie in diesem Moment nicht von Brock ablassen können.

Es war nicht nur körperliches Verlangen, was sie zu ihm trieb, es war weit mehr: Sie war auf dem besten Weg, sich ausgerechnet in einen Mann zu verlieben, der fest entschlossen war, nie wieder eine Beziehung einzugehen.

Doch als sie ihm nun erneut in die Augen schaute, hatte sie dennoch das Gefühl, mit Brock Logan ihrem Schicksal begegnet zu sein.

8. KAPITEL

“Ich hab nichts dabei”, sagte Felicity, die an ein Verhütungsmittel dachte, und klang ein wenig verlegen.

Brock rieb seine Wange an ihrem Schenkel. “Aber ich.”

“Du hast daran gedacht?” Sie erschauerte, als er nun seine Lippen ihren Schenkel entlanggleiten ließ.

“Ich habe es seit der vergangenen Woche bei mir.” Sein warmer Atem strich über ihre Haut. “Ich wusste, dass es eines Tages passieren würde.”

Im nächsten Moment spürte sie seinen Mund dort, wo sie sich am meisten nach Berührung sehnte. Ebenso schockiert wie erregt versuchte Felicity, sich Brock zu entziehen, aber er ließ es nicht zu.

“Lehn dich zurück”, murmelte er und spreizte ihre Beine noch etwas mehr.

Felicitys Füße berührten die Klaviertasten, während Brock am Flügel saß und ihr mit seiner samtigen Zunge das herrlichste Vergnügen verschaffte. Er strich über ihren sensibelsten Punkt, liebkoste sie auf die intimste Weise, spielte mit ihr wie auf einem Instrument und entlockte ihr Laute süßer Lust, die sich mit dem leisen Klimpern ihrer Zehen auf den Klaviertasten mischten.

“Hör auf”, flüsterte sie, als sie glaubte, vor Verzückung zu sterben. “Ich halte das nicht mehr aus …”

Brock zog Felicity auf seinen Schoß. Immer noch zitternd, weil sie bis ins Innerste aufgewühlt war, saß sie nun rittlings auf ihm.

“Lass uns zum Sofa gehen”, murmelte er und trug sie dorthin. Er setzte sie ab und betrachtete sie mit glutvollem Blick. Dann nahm er ein Päckchen aus der Tasche, öffnete seinen Gürtel und zog sich aus.

Felicity sah, dass er voll erregt war, und überlegte nervös, ob sie Brock sagen sollte, dass er ihr erster Liebhaber war. Doch als er sie dann zu sich führte und er heiß, fest und glatt in ihrer Hand lag, konnte sie an nichts anderes mehr denken als daran, Brock auf ähnliche Weise Vergnügen zu bereiten wie er ihr.

Sie umschmiegte und streichelte ihn, und Brock stöhnte immer heftiger auf. Dann folgte sie einfach ihrem Instinkt und küsste ihn und nahm ihn in den Mund. Und es überraschte sie, wie sehr sie das selbst erregte.

Auf einmal entzog Brock sich ihr. “Es ist zu viel für mich”, flüsterte er heiser. Seine Augen waren vor Verlangen verdunkelt, und er ließ seinen Blick über ihren nackten Körper gleiten, als wollte er sie verschlingen. “Und doch nicht genug.” Er zog sich das Kondom über. “Wie magst du es?”, fragte er leise und drang dabei langsam in sie ein.

Felicity verkrampfte sich unwillkürlich. Das alles war so neu für sie, und es überwältigte sie.

Brock hielt inne und musterte sie aufmerksam. Dann begriff er. “Oh, verdammt”, fluchte er, doch seine Stimme klang sanft.

Er wollte sich wieder von ihr lösen, doch Felicity sagte schnell “Nein, bleib!”, schlang die Beine um ihn und hielt ihn atemlos fest.

“Ich tu dir doch weh”, murmelte er.

“Gib mir einen Moment, mich an dich zu gewöhnen”, bat sie.

Brock schloss die Augen und stöhnte. Als Felicity sich leicht bewegte, blickte er in ihr Gesicht. “Warum hast du es mir nicht gesagt?”

Sie schluckte. “Ich hab mich einfach hinreißen lassen.” Sie strich über seine Brust. “Wie fühlt es sich an?”

“Wie fühlt sich was an?”

“In mir zu sein.”

“Oh, es ist wunderbar.”

Erleichtert schmiegte sie sich noch fester an ihn. “Bitte sag mir, was ich tun soll”, flüsterte sie.

“Bleib einfach so.”

Sie hielt sich an seinen Schultern fest, als er sich nun langsam auf- und abbewegte. Mehr und mehr öffnete sie sich ihm und begann dann, seinem Rhythmus zu folgen. Sie schauten sich unverwandt an, und Felicity war sich der Intensität dieses erotischen Moments vollkommen bewusst. Sie spürte Brocks Begehren mit jeder Faser ihres Körpers und mit ganzer Seele. Sein Blick verlangte alles von ihr, und sie war erfüllt von ihm und voller Hingabe.

Je schneller seine Stöße wurden, desto flacher und hektischer wurden seine Atemzüge. Dann durchzuckte es ihn, er stöhnte vor Lust auf, und sein raues Stöhnen mischte sich mit Felicitys Schrei.

Sie empfand Brocks Höhepunkt als so wundervoll wie ihren eigenen. Unwillkürlich musste sie an Schicksal und Fügung denken. War sie für diesen Mann bestimmt? Und er für sie?

Brock rang nach Atem und versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Aber da er noch mit Felicity vereint war, war ihm das unmöglich. Obwohl er das eigentlich nicht wollte, löste er sich von ihr, stand auf und wendete sich ab.

Wieso hatte Felicity es ihm nicht gesagt? Um ihn zu übertölpeln? Nein. Vage fiel ihm ein, dass sie etwas von einem Verhütungsmittel gesagt hatte.

Brock wusste nicht, über wen er sich mehr ärgern sollte, über Felicity oder über sich selbst. War er so blind vor Verlangen gewesen, dass er jeden kleinen Hinweis übersehen hatte?

Als er von der Couch her ein Geräusch hörte, schaute er sich um. Felicity war noch nackt, ihre Wangen waren gerötet, ihre Haut schimmerte feucht. Sogleich packte ihn wieder die Lust – und gleichzeitig verfluchte er sich dafür. Felicity schaute ihn verunsichert an, und die verschiedensten Empfindungen bewegten Brock – Frustration, Begehren, Zärtlichkeit.

Er seufzte. Sie war also noch Jungfrau gewesen. Und er hatte Felicity genommen, als hätte sie die Erfahrungen einer langjährigen Geliebten.

Brock holte ihren seidenen Morgenrock vom Flügel und ging zum Sofa zurück. Dann bedeckte er Felicity damit und legte den Arm um sie. “Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.”

“Ich auch nicht”, flüsterte sie.

“Ich verstehe noch immer nicht, wieso du …” Er brach ab und schüttelte ratlos den Kopf.

“Es hat bisher keinen gegeben, dem ich wirklich vertraut hätte und den ich so begehrt habe, dass ich diesen Schritt hätte machen wollen”, erklärte sie. “Bei dir war das anders.”

Als Brock sie anschaute, sah er an Felicitys Blick, dass da mehr als reine Leidenschaft war, dass Felicity sich nach einer dauerhaften Beziehung sehnte. Und das brachte ihn in Panik. “Du weißt doch, dass ich einer Frau keinerlei Versprechungen mehr mache, nicht wahr, Felicity?”

Ein Schatten glitt über ihr Gesicht, doch sie nickte. “Ja, das weiß ich.”

“Wieso dann ich?”, fragte er.

Felicity bedeckte die Augen. Ihre Hand zitterte dabei. “Ich weiß nicht, ob ich es erklären kann. Du wusstest immer, wohin du gehörst. Für dich war immer klar, was du tun würdest und wer du warst und bist. Mir erging das zum ersten Mal so, als ich beschloss, die Hälfte meines Vermögens wegzugeben.” Sie ließ die Hand sinken und lachte unsicher. “Ich weiß aber noch immer nicht, was ich mit meinem Leben anstellen soll, es sei denn, ich höre auf Jacob, der mir vorgeschlagen hat, in der Eisdiele zu arbeiten. Nur bei dem Vorsatz, das Geld zu spenden, habe ich das Gefühl, endlich etwas richtig zu machen.” Sie holte tief Luft und schaute Brock an. “Und bei dir hatte ich dasselbe Gefühl.”

Die Tiefe ihres Blicks und die Überzeugung, mit der sie diese schlichten Worte sagte, erschütterten Brock. Und ihm wurde ganz heiß. “Aber …”

“Schon gut”, flüsterte Felicity und biss sich auf die Lippen. “Ich weiß, dass du mir gegenüber nicht so empfindest.”

Brock fühlte sich, als hätte er gleichzeitig eine Rose zertreten, den Schwanz einer Katze eingeklemmt und einen Hund getreten. Nachdem er Felicity zu ihrem Zimmer gebracht hatte, ging er in seins und wanderte auf und ab. Nicht nur dass er angenommen hatte, Felicity sei keine Jungfrau mehr, er hatte sie sogar für eine besonders erfahrene Frau gehalten. Sie hatte so auf ihn reagiert, als wüsste sie genau, wie man mit einem Mann umgeht. Deshalb hatte er gedacht, er könnte sie einfach nehmen, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen gäbe – vor allem keine in gefühlsmäßiger Hinsicht.

Jetzt kam er sich wie ein Idiot vor.

Nachdem er sich einen Bourbon genehmigt hatte, ging er zu Bett. Aber er brauchte eine volle Stunde, bis er endlich eingeschlafen war, und auch dann bewegten ihn nur wilde Träume. Er träumte, mit Felicity im Bett zu liegen. Sie liebten sich, sie war voller Leidenschaft und Zärtlichkeit, und er konnte nicht genug von ihr bekommen, was für sie völlig in Ordnung war. Dann verabschiedete sie sich, um nach New York zurückzufahren, und er schaute ihr nach und fühlte sich ganz einsam und leer ohne sie. Als Nächstes hörte er sie Klavier spielen, und der Klang des alten Flügels erfüllte ihn gleichzeitig mit Wehmut und großer Freude. Er träumte, in sie verliebt zu sein und dass diese Liebe ihn ausfüllte und ihm ein Glück bescherte, wie er es noch nie erlebt hatte. Da sah er sie plötzlich tot am Boden liegen, ihr Körper war schon ganz kalt. Ihm blieb fast das Herz stehen – der Logan-Fluch hatte sich wieder erfüllt.

Brock fuhr senkrecht hoch, sein Herz hämmerte, seine Haut war schweißnass. Er musste ein paarmal tief durchatmen, bis er sich wieder beruhigt hatte.

Felicity lebte. Es war alles nur ein Traum gewesen.

Stöhnend ließ Brock den Kopf in die Hände sinken. Nun, da er Felicity genommen hatte, es gespürt hatte, wie ihr Körper seinen akzeptierte und ihr Blick voller Sehnsucht gewesen war, begehrte er sie mehr denn je. War er denn verrückt? Wie sollte das nur alles enden!

Nachdem Bree und Jacob aus der Schule zurück waren, gab Felicity ihnen Klavierunterricht. Inzwischen konnten sie “Chopsticks” schon recht gut spielen.

Jacob zog ein Gesicht, als es nun bereits zum dritten Mal an der Tür klingelte. “Das ist vermutlich noch so ein dämlicher Typ, der dich zum Essen einladen will”, meinte er.

Felicity hoffte, dass er sich irrte. Zwei Einladungen hatte sie schon abgesagt. Sie war dankbar für die Ablenkung, die sie heute durch die Kinder hatte. Denn jedes Mal, wenn sie an Brock dachte, wurde sie von Gefühlen überschwemmt. Sie hatte große Angst davor, sich in ihn zu verlieben, konnte aber nicht vergessen, wie herrlich es gewesen war, sich ihm hinzugeben. Obgleich es sie auch ein bisschen verlegen machte, dass sie derart hemmungslos gewesen war.

“Ich glaube nicht, dass Daddy das gefällt”, sagte Bree, die ihr mit Jacob zur Tür folgte.

“Wir brauchen es ihm ja nicht zu erzählen”, meinte Felicity und unterdrückte dann ein Stöhnen, als erneut ein Fremder vor der Tür stand. Einer, der etwa Brocks Statur hatte. Gab es überhaupt normal große Männer in Texas?

“Ist das ein Mitarbeiter deines Vaters?”, fragte sie Jacob leise.

Der schüttelte den Kopf.

Seufzend öffnete sie. “Guten Tag.”

“Sagen Sie Brock Logan, ich möchte ihn sofort sprechen, sonst gibt es Schwierigkeiten”, verlangte der Mann. Er hatte ein äußerst unfreundliches Gesicht.

Felicity richtete sich gerade auf und bedauerte es, keine hochhackigen Pumps zu tragen. “Mr Logan ist beschäftigt. Es ist Kälbersai…”

“Ich weiß, welche Saison wir haben, verdammt noch mal, darum …”

“Entschuldigen Sie bitte, aber mäßigen Sie vor den Kindern Ihren Ton.”

Der Mann wurde rot vor Zorn. “Wissen Sie, wer ich bin?”

“Natürlich nicht, da Sie das Gespräch mit einer Drohung begonnen haben, anstatt sich erst einmal vorzustellen.” Felicity lächelte honigsüß und streckte ihm die Hand hin. “Wir können es ja noch mal versuchen. Ich bin Felicity Chambeau, eine Freundin des Hauses.”

Der Mann schaute auf ihre Hand, ergriff sie aber nicht. “Mein Name ist Adam Coltrane. Mein Besitz grenzt an den der Logans.”

“Ein Nachbar also”, erwiderte Felicity, ließ die Hand wieder sinken und versuchte, höflich zu bleiben.

“So nennen Sie das”, konterte Coltrane, “ich nicht. Wir haben seit Langem Streit mit den Logans. Sagen Sie Brock, wenn noch mehr von meinem Vieh fehlt, rufe ich den Sheriff. Oder ich kümmere mich selbst darum.” Damit ging er.

Felicity war wütend. Was immer er verbrochen haben mochte, Brock war schließlich ein anständiger Mann!

“Ich sollte ihn anspucken”, meinte Jacob.

“Und ich ihn kratzen”, erklärte Bree.

Und ich ihm in den Hintern treten, dachte Felicity. “Nein, wir leben im 21. Jahrhundert, da sollte man sich mit Worten wehren.” Sie riss die Tür weit auf und rief Coltrane hinterher: “Sie nehmen doch wohl nicht an, dass Mr Logan Ihre Kühe stiehlt, oder?”

Coltrane drehte sich um. “Das nehme ich nicht an, das ist eine Tatsache! Wenn er klug ist, dann …”

“Vielleicht sollten Sie mal einen ordentlichen Zaun ziehen, wenn Sie darüber so besorgt sind.”

Er legte den Kopf schief und schaute sie an, als sei bei ihr eine Schraube locker. “Lady, Sie wissen anscheinend nicht, wovon Sie sprechen. Durch einen Fluss kann man keinen Zaun ziehen.”

“Ach, ich weiß nicht recht, überall werden Mauern und Zäune gebaut. Denken Sie nur an die große chinesische Mauer.”

“Aber wir sind hier nicht in China, sondern in Texas. Sagen Sie Brock…”

Felicity fuhr sich nervös durchs Haar. “Ich werde versuchen, mich daran zu erinnern, welch lächerliche Botschaft ich Mr Logan übermitteln soll, aber ich habe noch eine Frage an Sie. Was sollte Mr Logan für ein Interesse an Ihren Kühen haben? Er hat selber genug davon! Und nicht nur das”, fuhr sie fort, bevor er widersprechen konnte, “seine Kühe sind viel besser als Ihre. Schönen Tag noch!”, fügte sie wegen der Kinder höflich hinzu und schloss dann energisch die Tür.

Noch nie hatte sie mit jemandem so gesprochen wie mit diesem Mann. Werde ich etwa schon zu einer ruppigen Texanerin? fragte Felicity sich entsetzt.

Addie kam den Flur herunter. “Wer war denn das?”

“Irgend so ein Coltrane”, antwortete Felicity.

Addie verzog das Gesicht. “Oh, nein!”

“Er hat gesagt, Daddy stiehlt sein Vieh”, erklärte Bree.

“Das sagt er immer”, berichtete Addie. “Achte gar nicht darauf.”

“Der muss mal richtig fies gekratzt werden”, bemerkte Bree entschieden.

“Ja, er war ziemlich unangenehm”, stimmte Felicity zu und dachte wütend daran, wie sehr dieser Mann die Harmonie der vergangenen Stunde gestört hatte. “Jetzt muss ich etwas ganz Lautes auf dem Klavier spielen. Und danach werden wir uns zur Erholung ein bisschen Schokolade gönnen.”

“Oh, prima!”, rief Jacob.

Brock kam abends ziemlich spät. Er war hungrig wie ein Wolf und freute sich schon auf ein deftiges Abendessen.

Die Kälber kamen nun in immer kürzeren Abständen, und Brock und seine Cowboys waren dauernd damit beschäftigt, die Kühe mit ihren Neugeborenen zu abgesonderten Weiden zu bringen.

Die Gedanken an Felicity hatten ihn oft abgelenkt. Seine Gefühle für sie waren zweischneidig, einerseits freute er sich darauf, sie wiederzusehen, andererseits hatte er Angst davor.

Nachdem er geduscht hatte, ging Brock ins Esszimmer, wo Tyler und die Kinder schon saßen. Ihm fiel sofort auf, dass an Felicitys Platz nicht gedeckt war. Merkwürdig, dachte er.

“Hallo, Daddy”, sagte Bree und strahlte ihn an.

“Hallo, meine Süße. Na, wart ihr beiden heute an eurem freien Tag so richtig schön faul?”, neckte er sie.

“Nein”, antwortete Jacob, der sich auf ein Stück Kirschtorte konzentrierte. “Wir haben mit Felicity Klavier gespielt, Schokolade gegessen und Männer verscheucht.”

“Männer verscheucht?”, wiederholte Brock und nickte Addie dankend zu, die einen Teller mit Braten, Kartoffeln und Soße vor ihn hinstellte. Allein der Duft ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. Er war so hungrig, dass er sich bestimmt noch nachnehmen würde.

“Felicity ist weg”, berichtete Addie.

Brock erschrak. War sie etwa für immer fort? “Weg?”, fragte er nach.

“Ja. Ich glaube, bei den Parkers. Sie hat eine Essenseinladung für heute Abend bei ihnen zu Hause angenommen. Ron Smith und Seth Liddy sind wohl auch da.”

Brock war irritiert. “Hat Jay sie abgeholt?”

Tyler nickte. “In seinem neuen Outfit mit Stetson und Stiefeln, die so glänzten, dass ich meine Sonnenbrille brauchte. Ich hab ihm gesagt, er sollte Felicity möglichst gegen dreiundzwanzig Uhr wieder nach Hause bringen.”

“Tyler sagt, Felicity ist unser 'Girl zu Besuch'“, erklärte Jacob.

“Wir haben zwei Girls im Haus”, verbesserte Tyler, “Felicity und Bree.”

Bree lächelte ihrem Onkel zu und klimperte mit den Wimpern. “Felicity sagt, du wärst ein Herzensbrecher.”

Felicity, Felicity, Felicity. Immer nur sie! dachte Brock gereizt.

“Ach, Unsinn”, protestierte Tyler. Dann wandte er sich an Brock. “Apropos Felicity. Es war eine gute Idee von dir, dass sie mit einem der älteren Pick-ups bei dir am Haus fahren üben kann. Sie macht es schon viel besser.”

Ein Muskel zuckte in Brocks Gesicht. “Sie ist mit einem der Pick-ups in der Auffahrt herumgekurvt?”

Tyler reagierte sofort auf Brocks scharfen Ton und gab unbehaglich zurück: “Ich dachte, das sei deine Idee gewesen.”

“Nein, war es nicht.” Brock bemerkte Addies schuldbewusstes Gesicht. “Addie, du hast doch nicht etwa …”

“Sie hat immer wieder gefragt, und du hattest ja keine Zeit, ihr noch mal Fahrunterricht zu geben”, sagte Addie entschuldigend.

“Sie könnte den Wagen zu Schrott fahren!”

“Na ja, sie hat mir einen Scheck für einen neuen gegeben, falls sie das tut.”

“Und was ist, wenn ihr etwas passiert?”, fragte Brock zornig.

Addie zuckte zusammen. “Ich habe ihr das Versprechen abgenommen, dass sie ganz langsam fährt. Sie hat das Lehrbuch studiert und schon für die Fahrprüfung gelernt. Sie ist fest entschlossen, den Führerschein zu machen, und ich mochte ihr dabei nicht im Weg stehen.” Addie hob das Kinn. “Jede Frau sollte Auto fahren können, besonders in Texas.”

Brock rieb sich den Nasenrücken. Nun rief Felicity auch noch ihre Geschlechtsgenossinnen zum Aufruhr auf!

“Daddy”, meinte Bree, “du siehst aus, als könntest du eine Schokoladenkur brauchen.”

Jacob nickte. “Genau. Die hat Felicity uns verpasst, nachdem sie Mr Coltrane gesagt hat, er sollte einen Zaun wie die große chinesische Mauer bauen und dass unsere Kühe viel besser sind als seine!”

“Sie hat sich mit Coltrane angelegt?” Tyler prustete laut. “Oh, wie gern wär ich dabei gewesen! Und unsere Kühe sind tatsächlich besser als seine.”

“Coltrane”, murmelte Brock. Felicity wirkt sich hier allmählich aus wie eine Grippeepidemie, dachte er und fluchte im Stillen.

Brock saß noch im Wohnzimmer, nachdem alle zu Bett gegangen waren. So um halb elf Uhr schlüpfte Felicity leise ins Haus und wollte auf Zehenspitzen nach oben ins Gästezimmer schleichen. Brock legte das Viehzüchtermagazin beiseite und ging ins Treppenhaus.

“Du scheinst ja heute schwer beschäftigt gewesen zu sein”, sagte er.

Felicity blieb auf halber Strecke stehen und drehte sich unbehaglich herum. “Ja, das war ich. Und wie geht es dir?”, fragte sie höflich.

Im Dämmerlicht konnte Brock ihr Gesicht nicht genau erkennen, wohl aber, dass das schwarze Kleid, das sie trug, ihrer Figur sehr schmeichelte. Und er wusste genau, wie ihr Körper sich anfühlte … Er holte Luft. “Abgesehen davon, dass ich etwas über eine Schokoladenkur erfahren habe, dass mein Nachbar Zäune von der Größe der chinesischen Mauer bauen sollte, dass du gelernt hast, wo das Getriebe sitzt und wo die Bremsen und dass du ohne meine Erlaubnis den Transporter gefahren bist, war es ein ruhiger Abend.”

Felicity legte den Kopf schief. “Ich kaufe dir den Transporter gern ab.”

“Das kann ich mir vorstellen, aber es wäre mir lieb, wenn du nicht Gefahr laufen würdest, dir auf der Logan-Ranch das Genick zu brechen.”

“Brock, keine Sorge, du läufst nicht Gefahr, dafür haftbar gemacht zu werden. Dafür würde dich niemand belangen. Vergiss nicht, ich habe keinerlei Familie.”

Die Einsamkeit, die aus diesem Satz sprach, berührte Brock, und er trat zu Felicity. “Es gibt aber andere Menschen, die sich Sorgen um dich machen.”

Felicity zuckte die Achseln. “Na ja, vielleicht.”

“Bree, Jacob, Addie”, sagte Brock und hielt dann inne. Aber angesichts ihrer Verletzlichkeit wollte er ehrlich sein. Er legte den Finger unter ihr Kinn und hob es an, sodass Felicity ihn anschauen musste. “Und ich auch.”

9. KAPITEL

Felicity schaute in Brocks blaue Augen, und ein Glücksgefühl durchströmte sie. Beruhige dich, wies sie sich an. Brock macht sich schließlich um viele Leute Gedanken.

“Ich mag dich weit lieber, als es gut für mich ist”, sagte er mit einer Stimme, die wie ein sinnliches Streicheln war.

Er beugte sich über sie und küsste sie. Kaum spürte sie seine Zunge in ihrem Mund, schmolz Felicity dahin. Unwillkürlich dachte sie an die überwältigende Lust, die Brock ihr letzte Nacht geschenkt hatte, und sie war kurz davor, sich ihm erneut rückhaltlos hinzugeben.

Aber entgegen ihrer Sehnsucht versuchte sie, vernünftig zu bleiben, und entzog sich ihm. “Ich hätte nie gedacht, dass du so herumspielst”, rügte sie ihn.

Brock schaute Felicity ratlos an. “Dass ich herumspiele?”

“Ja. Denn eigentlich willst du mich ja gar nicht, wieso machst du dann …”

“Ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht will.”

“Mein Mangel an Erfahrung hat dich gestört.”

“Keineswegs! Ich … Ach, verdammt!”, fluchte er, hob sie einfach hoch und trug sie nach oben.

“Was machst du denn?”

“Sei still, bis ich die Tür hinter uns zugemacht habe”, antwortete Brock und legte Felicity auf sein Bett, nachdem er die Tür geschlossen hatte.

Felicity schaute sich in seinem Zimmer erstaunt um. Da standen eine Kommode und ein Schreibtisch, an der Wand hingen Rodeogürtelschnallen und Fotos von Jacob und Bree. Das breite Mahagonibett war mit einem beige-blauen Quilt bedeckt. Der Raum wirkte behaglich, aber auch ausgesprochen männlich.

Eine Umgebung, in der ich nichts verloren habe, dachte Felicity betrübt. Ich gehöre nicht hierher.

“Ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht will, und dein Mangel an Erfahrung hat mich kein bisschen gestört”, erklärte Brock. “Eher gewundert und erstaunt, aber nicht gestört.”

“Oh, doch!” Sie hob abwehrend die Hand, als er sie unterbrechen wollte. “Das hat man dir angesehen. Du sahst beinahe entsetzt aus.”

“Ganz und gar nicht!” Brock bemühte sich, ruhig zu bleiben. “Ich wollte nur nicht, dass du glaubst, ich würde dich deshalb gleich heiraten.”

Felicity entgegnete leicht gereizt: “Ich sagte dir doch schon, dass ich keine Absicht habe, jemals zu heiraten.”

Brock verschränkte die Arme und blickte sie skeptisch an. “Nach meiner Erfahrung ändern Frauen diesbezüglich gern ihre Meinung.”

“Mit anderen magst du deine Erfahrungen haben, aber nicht mit mir.”

“Träumst du heimlich etwa nicht von einer Hochzeit in Weiß mit einem großen Fest?”

“Du musst bedenken, was ich für ein schlechtes Vorbild habe. Meine Eltern führten keine besonders gute Ehe, und meine Mutter nutzte jede Gelegenheit, mich vor den Männern zu warnen, die mich nur wegen unseres Geldes wollten.”

“Und das Zusammensein mit mir hat deine Meinung nicht geändert?”, erwiderte Brock voller Zweifel.

Felicitys Stolz war getroffen. Wie arrogant er ist, dachte sie. Selbst wenn ein Körnchen Wahrheit in seinen Worten steckte, würde sie es nie zugeben!

“So ist es”, entgegnete sie. “Genau wie du deine Meinung nicht geändert hast, seitdem du mich kennst. Du meine Güte”, sie stand auf, “wenn ich heiraten wollte, würde Jay das liebend gern übernehmen, aber ich bin doch nicht …”

“Jay Parker?”, fuhr Brock dazwischen. “Wieso, was hat er getan?”

Felicity machte eine wegwerfende Handbewegung. “Nichts. Er hat mir nur gesagt, ich sei eine Frau, die ihn auf die Idee brächte, eine Familie zu gründen. Die Sache ist nur die …”

“Dieser hinterhältige Typ! Dieser verlogene Kerl! Kaum bin ich mal nicht in der Nähe, da …” Brock hielt inne und fluchte leise vor sich hin. “Hat er dich belästigt?”

“Was geht denn dich das an!”, rief Felicity. “Du hast doch gesagt, du wolltest keine feste Beziehung mit mir!”

Brocks Augen blitzten vor Zorn. “Felicity, solange du unter meinem Dach wohnst, habe ich die Verantwortung für deine Sicherheit und muss dich davor bewahren, dass meine Nachbarn dich belästigen.” Er hob den Finger. “Du machst es mir nicht leichter, wenn du in der Gegend herumfährst, die Stadt besuchst und Essenseinladungen von Leuten annimmst, die du kaum kennst.”

Felicity merkte, dass der Streit allmählich außer Kontrolle geriet. Aber sie war zu verletzt und zu wütend, um selbst aufzuhören. “Wenn ich dir so viel Schwierigkeiten mache, kannst du mir gern sagen, dass ich verschwinden soll!”

Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus.

“Ist es nicht das, was du willst”, fragte Felicity schließlich, in der Hoffnung, dass Brock es verneinen würde, “dass ich wieder zurückfahre?”

“Da du unsere stille Teilhaberin bist …”

“So ein Unsinn!”

Brock rieb sich die Wange. “Die Kinder …”

“Zieh sie bitte nicht mit hinein. Das hier hat nur etwas mit dir und mir zu tun. Willst du, dass ich zurückfahre?” Felicity hielt den Atem an.

Brock seufzte. “Ich sage dir nicht, dass du fahren sollst, aber auch nicht, dass du bleiben sollst.”

Das tat weh. Felicity hatte zumindest auf ein kleines bisschen Ermutigung gehofft. Aber dass die nicht kam, hatte sie sich wohl selbst zuzuschreiben. “Gute Nacht, Brock.” Nach diesen Worten ging sie zur Tür.

Brock hielt sie am Handgelenk fest. “Du bist böse auf mich.”

“Mach dir deswegen keine Gedanken.” Sie machte sich los. “Du hast keine Verantwortung für mich.”

“Ich möchte aber nicht, dass du mir böse bist.”

“Du wirst es überleben.” Sie legte die Hand auf den Türgriff.

Brock stellte sich ihr in den Weg. “Felicity …” Seine Stimme klang beinahe kläglich.

Felicity konnte ihm nicht in die Augen sehen, so schaute sie zu Boden. “Fällt es dir denn so schwer zuzugeben, dass es dir gefällt, dass ich hier bin?”

Brock murmelte etwas, packte sie an den Armen und drückte sie gegen die Tür. “Ich mag vieles an dir und wäre kein Mann, wenn ich dich nicht begehrte. Und mit deinem Geld hat es schon gar nichts zu tun. Aber wir dürfen uns nichts vormachen. Wir wissen beide, dass du irgendwann wieder wegfährst. Das ist doch nur eine Frage der Zeit.”

Felicity wusste nicht, wie sie Brocks Verhalten deuten sollte, denn in seinem Blick lag so viel Leidenschaft, dass sie seinen abwehrenden Worten kaum glauben konnte. Sie spürte, dass er sie viel lieber hatte, als er es sich eingestehen mochte. Das machte sie kühn.

“Wenn du mich so haben könntest, wie du willst, wie müsste ich dann sein?”, fragte sie und legte ihm sogleich einen Finger auf den Mund. “Nein, antworte nicht. Ich möchte, dass du erst darüber nachdenkst.”

“Wenn du mich so haben könntest, wie du willst, wie müsste ich dann sein?”

Felicitys Frage ging Brock den Rest des Abends im Kopf herum. Eine alberne Frage, sagte er sich zum zehnten Mal, als er Felicity traf, um ihr wieder eine Fahrstunde zu geben. Albern, weil es schließlich keine Rolle spielte, was er sich von einer Frau wünschte. Er und Felicity passten doch gar nicht zusammen. Außerdem gab es da noch immer den Logan-Fluch.

An diesem Morgen hatte er ohnehin Wichtigeres zu bedenken als eine Antwort auf ihre Frage. Erst mal mussten sie sich aufs Autofahren konzentrieren, wenn sie es lebend überstehen wollten.

Felicity klimperte mit den Schlüsseln zu dem alten Transporter, als sie die Eingangstreppe hinunterging. “Bist du so weit?”

Brock unterdrückte einen Seufzer. “So wie immer.”

Felicity lächelte ihn von der Seite an. “Du wirst überrascht sein, ab jetzt brauchst du keine Nackenstütze mehr.”

“Eher einen Streckverband?”, scherzte er.

Felicity warf ihm einen frechen Blick zu, den Brock sehr sexy fand. “Nein, eine Magentablette. Du wirst dich noch wundern, Cowboy.”

Nachdem sie eingestiegen waren, legte Felicity den Gurt an und richtete die Spiegel. Sie steckte den Schlüssel in die Zündung, fuhr sachte an und beschleunigte allmählich. Sie plauderte nicht mit Brock, sondern konzentrierte sich ganz aufs Fahren.

Nachdem sie den Weg zweimal komplett zurückgelegt hatte, war Brock wirklich beeindruckt. “Bieg mal da vorn rechts ab”, sagte er.

Felicity schaute ihn überrascht an. “Auf eine richtige Straße?”

Er lachte leise. “Ja, eine richtige Straße.”

“Oh, Mann”, stöhnte Felicity und holte tief Luft. “Aber das schaff ich”, murmelte sie. Sie sah kurz zu Brock hin. “Sag nichts, es sei denn, es ist absolut notwendig.”

“Wieso?”, fragte Brock erstaunt.

“Weil …” Sie bog vorsichtig in die Straße ein.

“Also warum?”

“Weil ich so tue, als seist du Tyler. Nun sei still.”

Die Antwort gefiel Brock ganz und gar nicht. Tyler! Wieso wollte Felicity sich einbilden, er sei Tyler? Er wusste, dass sein jüngerer Bruder den Frauen gefiel. Er, Brock, war immer der gewesen, den man mit seiner Arbeit in Verbindung gebracht hatte. Tyler arbeitete auch viel, aber er wirkte vor allem durch seinen Charme. Für Tyler war es anscheinend leichter, Beziehungen mit Frauen zu haben und sie auch wieder zu lösen.

Brock spähte unauffällig zu Felicity hinüber, die die Hände ums Lenkrad geklammert hatte. Er fragte sich, ob sie mittlerweile seinen Bruder ihm vorzog – und ob Tyler das womöglich sehr recht war!

Plötzlich hatte er einen bitteren Geschmack im Mund. Die Möglichkeiten gefielen ihm beide nicht! Obwohl Tyler reichlich Erfahrung mit Frauen hatte, würde er es in diesem Fall, was Felicity betraf, garantiert nicht leicht haben.

Bei der nächsten Kreuzung sagte er: “Jetzt bieg links ein.”

Felicity gab sich einen Ruck, murmelte etwas Ermutigendes zu sich selbst und setzte sich kerzengerade hin. Brock lenkte sie zu einer ruhigen Gegend mit holprigen Wegen. Er will es mir wohl heimzahlen, dachte Felicity. Ich soll auf der Ranch nichts durcheinanderbringen, schon gar nicht seinen Bruder!

Kurz entschlossen fuhr Felicity rechts heran und hielt. Dann lehnte sie sich zurück und schaute Brock an. In ihrem Blick lag etwas Triumphierendes. “Keine Peitschenschlagverletzung, keinen Streckverband. Du dürftest dich an deinen eigenen Worten verschluckt haben. Möchtest du Zucker oder eine Kirsche dazu?”

Normalerweise hätte Brock sich über ihre Ausdrucksweise amüsiert, aber ihm war nicht zum Scherzen zumute. “Wieso wolltest du dir einbilden, ich sei Tyler?”

Felicitys Lächeln verschwand. Sie wirkte verlegen. “Weil er anders ist als du.”

“Das beantwortet nicht meine Frage.”

Sie strich sich seufzend eine Strähne aus dem Gesicht. “Tyler macht mich nicht nervös”, gab sie schließlich zu.

Brock brauchte einen Moment, bis er die Antwort verdaut hatte. Dann empfand er große Erleichterung und kam sich wegen seines Verdachts ziemlich albern vor. “Ich mache dich also nervös.”

“Ja.”

“Wieso?”

Felicity schaute ihn von der Seite an. “Ich glaube, dein Ego braucht nicht noch mehr Streicheleinheiten.”

Diese Bemerkung war Balsam für seine Wunden. “Wieso?”, fragte er noch einmal.

Felicity seufzte. “Das liegt doch auf der Hand, oder? Ich möchte dich beeindrucken. Du hast ja keine Ahnung, wie einschüchternd es ist, bei jemandem zu wohnen, der so viele praktische Talente hat, während ich fast gar keine habe. Bei dir möchte ich alles Mögliche lernen, wofür ich sonst immer Leute bezahlt habe.”

“Wie ein Klavier zu stimmen und Auto zu fahren”, vermutete Brock.

Sie nickte.

“Und dein Bett selbst zu machen”, neckte Brock sie.

Felicity blickte ihn kurz an. “Übertreib nicht. Sag mal, Brock”, sie lächelte und änderte auf einmal den Ton, “was würdest du tun, wenn du mit mir zusammen wärst?”

“Abgesehen davon, dass ich mir dauernd die Haare raufen würde?”

Felicity wollte schon empört aussteigen, aber Brock hinderte sie daran.

“Nein, bleib hier. Mit dir zusammen zu sein, würde den Wunsch in mir wecken, dich in meinem Schlafzimmer einzuschließen”, antwortete er und zog sie auf den Schoß, “und dich zu lieben, bis wir uns beide völlig verausgabt haben.”

Ihr Blick verschleierte sich. “Und wie lange würde das deiner Meinung nach dauern?”

Brock, den allein die Vorstellung erregt hatte, fuhr mit der Hand über Felicitys Bluse und umfasste ihre Brüste. Er begehrte Felicity fast ständig und konnte manchmal an nichts anderes denken als daran, sie zu nehmen. Wie sollte er nur je wieder von ihr loskommen! Vielleicht verginge dieses Gefühl, wenn sie nur oft genug zusammen wären … Vielleicht würde sich dann diese unersättliche Gier nach ihr legen …

“Eine verdammt lange Zeit.” Er küsste Felicity und begann ihre Brust zu streicheln.

Ihr sinnlicher Seufzer und dass sie sich weich an ihn schmiegte, erregten ihn nur noch mehr. Felicity reagierte so stark auf ihn, dass Brock sicher war, sie gleich hier im Auto lieben zu können …

Ein Wahnsinn! dachte er und riss sich von ihr los. Diese Frau war eine wandelnde Einladung dazu, den Verstand zu verlieren. Dabei passen wir doch gar nicht zueinander! wiederholte er innerlich. Kein bisschen! Er atmete tief durch, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, so schwer ihm das in ihrer Nähe auch fiel. Doch es wurde Zeit, an etwas ganz anderes zu denken. Felicity musste endlich über sein Vorgehen informiert werden.

“Sag mal, hast du in letzter Zeit dein Bankkonto überprüft?”

Sie schüttelte erstaunt den Kopf. “Nein, wieso, hätte ich das tun sollen?” Ihr Blick wurde skeptisch. “Ist es leer geräumt?”

Ihren misstrauischen Ausdruck empfand Brock wie einen Messerstich in die Rippen. “Glaubst du allen Ernstes, ich würde dein Geld nehmen?”

Felicitys Augen weiteten sich. “Natürlich nicht”, sagte sie, aber Brock nahm den Hauch von Zweifel dennoch wahr und verfluchte ihren betrügerischen Finanzberater und jede andere Person, die hinter ihrem Vermögen her war.

“Ich habe einen Freund nach Südamerika geschickt, um deinen ehemaligen Finanzberater wiederzufinden. Er hat diese Ratte tatsächlich erwischt und den Mann dazu gebracht, dir das gestohlene Geld wieder zu überweisen, und zwar auf dieses Konto.”

Felicity war fassungslos. “Das ist ja wundervoll! Einfach wundervoll.” Sie schlang Brock die Arme um den Hals. “Vielen Dank!” Sie drückte ihn noch einmal. Dann flüsterte sie: “Gleichzeitig ist es aber auch ziemlich schrecklich.”

“Schrecklich?” Meine Güte, diese Frau war wirklich unberechenbar.

Felicity nickte. “Ich muss mich von diesem Geld sofort wieder befreien, damit ich nicht mehr auf der elenden Liste lande.”

“Welcher Liste?”

“Der mit den reichsten Frauen Amerikas. Da steht auch immer, ob man verheiratet ist oder ledig, und das bedeutet, dass ich erneut mit Heiratsanträgen überschwemmt werde. Wenn ich nichts unternehme, liegt das Geld da, vermehrt sich und ist zu nichts gut!”

“Dann wird es wohl endlich Zeit für dich, die Stiftung zu gründen”, sagte Brock.

“Hilfst du mir dabei?”

“Ich kenne mich nicht mit den betreffenden Gesetzen und Steuern aus, aber ich kann jemanden für dich finden, der da Bescheid weiß”, erklärte Brock. Er hoffte, dass das nicht der erste Schritt in eine verwickelte Verpflichtung war. Er wollte Felicity nur weiterempfehlen, aber dann nichts mehr mit der Sache zu tun haben.

In ihren Augen standen Tränen. Sie beugte sich vor und küsste ihn. “Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet! Darf ich dir jetzt den alten Transporter abkaufen, damit ich ihn zum Üben benutzen und endlich meinen Führerschein machen kann?”

Brocks wurde ganz übel bei dem Gedanken daran, dass Felicity auf dicht befahrenen Verkehrsstraßen fahren wollte. “Du brauchst noch etliche Fahrstunden”, meinte er und wunderte sich darüber, wieso er sich überhaupt so viele Sorgen um diese Frau machte.

Schließlich liebte er sie doch gar nicht!

Nachdem sie wieder zu Hause waren, machte Brock sich auf den Weg zur Nordweide.

Als er abends nach der Arbeit das Haus betrat, überfiel Felicity ihn geradezu. “Ich fliege morgen früh zurück nach New York, ich hab schon gepackt.” Sie wippte auf den Zehen. “Dein Freund hat mehr getan, als nur mein Geld wiederzufinden. Er hat Douglas selbst mitgebracht! Meine Anwälte riefen mich an, ich muss nach New York, um eine Aussage zu machen. Wenn ich dort bin, werde ich mit den Beratern auch über meine Stiftungspläne sprechen.”

Felicity drückte Brocks Arm. “Ich bin so aufgeregt, dass ich es kaum aushalte, und kann dir gar nicht genug danken.”

Brock hatte vor allem noch den ersten Satz im Kopf: Ich fliege morgen früh zurück nach New York …

Ihm war, als hätte ihn ein Stier getreten. Dabei konnte er doch froh sein, dass Felicity ein paar Tage weg sein würde! Dann könnte er sich endlich wieder ganz auf die Ranch konzentrieren. Vielleicht hatte er ja Glück, und sie beschloss, für immer zurückzugehen. Seltsamerweise bedrückte ihn der Gedanke jedoch eher, als dass er ihn freute.

“Brock, hörst du zu?”, fragte Felicity strahlend. “Durch dich wird jetzt alles gut!” Sie legte die Arme um ihn. “Ich weiß wirklich nicht, wie ich dir danken soll!” Felicity schaute ihn einen langen Moment an. “Vielleicht hast du eine Idee?”

Sie würde sich mir erneut hingeben, dachte Brock. Das sah er an ihrem Blick. Und sein Körper reagierte sofort. Verdammt! Wieso brachte ihn diese Frau eigentlich derart durcheinander?

“Du sagst ja gar nichts, Brock! Ich versuche doch nur, dir zu danken.”

Brock spürte ihre Brüste an seinem Oberkörper, ihre Schenkel an seinen. Das Funkeln in ihren Augen munterte ihn normalerweise immer auf, aber diesmal nicht. Es konnte ja das letzte Mal sein, dass er sie in den Armen hielt, und irgendetwas in ihm wehrte sich gegen den Gedanken. Bevor Felicity in sein Leben gestürmt war, hatte es schon lange keine zarten Berührungen und kein weibliches Lächeln mehr für ihn gegeben. Bevor sie wie ein Frühlingssturm über ihn hereingebrochen war, hatte er seine Ruhe gehabt. Und die werde ich auch wieder haben, nahm Brock sich vor.

Bevor seine aufgewühlten Gefühle ihn womöglich überwältigten, löste er sich von Felicity und sagte ihr in Gedanken auf Wiedersehen. “Gern geschehen, Felicity. Und viel Glück.”

10. KAPITEL

Felicity saß in seinem Zimmer auf dem Bett, als Brock aus dem Bad zurückkam. Sie trug ihren seidenen Morgenmantel und hatte offenbar nicht viel darunter an. Außerdem lächelte sie verführerisch …

Es irritierte Brock, wie schnell ihn ihr bloßer Anblick aus der Fassung brachte. “Irgendein Problem?”, fragte er scheinbar unbeteiligt.

Felicity legte den Kopf schief und blickte Brock an, als versuchte sie, seine Stimmung zu erkunden. “Das kommt auf den Standpunkt an”, antwortete sie und erklärte: “Ich habe die Tür abgeschlossen.”

“Und?” Brock rieb sich mit dem Handtuch das Haar trocken und versuchte, seine Erregung zu unterdrücken.

“Das könnte dich entweder antörnen oder abschrecken.”

“Abschrecken?”, wiederholte er.

“Ja”, sagte sie, erhob sich und ging mit einem Gesichtsausdruck auf ihn zu, der seine wildesten Instinkte weckte. “Es könnte dir doch Angst machen, mit mir allein in einem verschlossenen Raum zu sein.”

Alle seine Bedenken waren wie weggewischt. “Du bist doch diejenige, die nicht so viel Erfahrungen hat”, sagte er und fügte provozierend hinzu: “Vielleicht macht es mir ja Angst, mit dir Sex zu haben.”

Ein Ausdruck von Verunsicherung huschte über ihr Gesicht, war aber gleich wieder verschwunden. “Ich glaube, zwischen uns beiden ist mehr als nur Sex.”

“Wieso glaubst du das?”, forderte Brock sie heraus.

Felicity hob das Kinn. “Wenn du es nur auf Sex abgesehen hättest, würdest du mich nicht wollen.”

“Wieso?”

“Weil ich dir ansonsten doch eher auf die Nerven gehe”, antwortete sie trocken. “Aber ich glaube, du magst mich. Vielleicht sogar mehr als das. Die bloße Vorstellung, es könnte mehr sein, macht dich jedoch zutiefst nervös.” Felicity lächelte hintergründig. “Oder etwa nicht?”

Alles an ihr brachte Brock mehr und mehr ins Schwitzen, aber er würde sich eher teeren und federn lassen, bevor er das zugeben würde!

“Macht nichts, Brock. Die Idee, dass ausgerechnet ich einen so selbstbewussten Mann nervös mache, ist für mich äußerst aufregend.”

Nun war es um Brocks Selbstbeherrschung geschehen. Er ließ das Handtuch fallen und drängte Felicity an die Wand. “Nennst du das nervös?”, flüsterte er und riss ihr mit einer schnellen Bewegung den Morgenmantel herunter. “Willst du mich verführen, Felicity?”

Einen Moment schaute sie ihn mit großen Augen an. Dann atmete sie tief ein, stellte sich auf die Zehenspitzen und schlang die Arme um seinen Hals. “Ich möchte keine Zeit verlieren”, sagte sie und küsste ihn.

Brock hatte nicht gewusst, dass ein Mann zur selben Zeit überaus erregt sein und und gleichzeitig fasziniert dahinschmelzen konnte. Doch Felicity übte genau diese Wirkung auf ihn aus. Ihre kühnen Worte machten ihm Lust darauf, sie hochzuheben und sofort in sie einzudringen, aber mit ihrem betörend sanften Kuss bedeutete sie ihm, noch zu warten.

Brock stöhnte, als sie ihre Brüste an seinen Oberkörper presste. Er ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten, ihre Haut war seidenweich, umfasste ihren festen kleinen Po und hob sie ein wenig an, um sich verlangend an ihrem Venushügel zu reiben.

Felicity erwiderte seine Bewegungen. Dabei küsste sie ihn, als könnte sie nicht genug von ihm bekommen und als sei er das Wichtigste auf der Welt für sie. Und Brock war erfüllt von reiner Leidenschaft, er sah und spürte nichts anderes mehr als Felicity.

Herausfordernd streifte sie mit einem Bein die Außenseite seines Schenkels.

Brock riss sich von ihren Lippen los und sagte atemlos: “Ich will dich sofort!”

Dass sie sich so begierig an ihn presste, brachte ihn an den Rand des Wahnsinns. Sie war heiß und voller Lust. Mit ihrem ganzen Körper schien sie ihm zu signalisieren: Nimm mich! Und hingerissen hob er sie noch ein Stück höher, drückte sie an die Wand und drang in sie ein.

Felicity hielt ganz still und umklammerte seine Schultern. Dann schloss sie die Augen und sank gegen ihn. “Oh, Brock”, brachte sie mit einem genussvollen Stöhnen heraus.

In ihr zu sein war so schön, dass er glaubte, es kaum aushalten zu können. “Du bist wie Samt”, flüsterte er und glitt genüsslich in ihrer warmen, seidigen Tiefe auf und ab.

Die Beine um seine Taille geschlungen, ihre verführerischen Brüste dicht vor seinem Mund, bewegte Felicity sich mit Brock zusammen in selben Rhythmus. Die Spannung in ihnen schwoll an zu einem ekstatischen Rausch, der sich in einem so gewaltigen Höhepunkt löste, dass sie beide das Gefühl hatten zu fliegen.

Erst mehrere Atemzüge später wurde Brock bewusst, was geschehen war. Er trug Felicity zu seinem Bett, setzte sich neben sie und vergrub das Gesicht in den Händen.

“Was ist los?”, fragte Felicity. “Hab ich dir wehgetan?”

Brock musste beinahe lachen. “Nein, aber ich habe nicht an Verhütungsmittel gedacht”, antwortete er bedrückt. Er schaute Felicity an. Sie lag da mit zerzaustem Haar und blitzenden Augen – wie eine kostbare und sehr sinnliche Beute.

Lächelnd legte sie eine Hand an seine Wange. “Aber ich.”

Er zog erstaunt eine Braue hoch. “Wieso, wann hast du denn …”

“Ich habe etwas per Internet bestellt, und es ist mit der Post gekommen.”

“Du hast ein Verhütungsmittel übers Internet bestellt?”

“Ja. Es gab keinen besseren Grund, Addie zu bitten, mich in die Stadt mitzunehmen.”

Brock ließ sich in die Kissen fallen und zog Felicity an sich. “Woher wusstest du denn, dass wir noch mal miteinander schlafen würden?”

“Ich wusste es eben”, sagte sie schlicht und schaute ihn mit dem wissenden Blick einer zärtlichen Frau an.

Felicity sah in diesem Moment so schön aus in seinem Bett und fühlte sich in seinen Armen so wunderbar an, dass Brock sich fragte, wie es wäre, wenn er das öfter erleben würde. Aber dann drängte er diesen gefährlichen Gedanken schnell wieder zurück. Gerade wollte er Felicity daran erinnern, dass er kein Mann für immer sei, als ihm einfiel, dass sie am nächsten Tag ja ohnehin nach New York zurückfahren würde.

“Ich danke dir übrigens für alles, was du für die Kinder getan hast”, sagte er stattdessen.

Felicity strich über seine Brust. “Deine Kinder sind sehr liebenswert, und das weißt du.”

“Sicher. Aber sie können auch ziemliche Nervensägen sein.”

“Oh, es hat mir mit ihnen Spaß gemacht.” Sie schaute Brock forschend an. “Habe ich denn auch irgendetwas für dich getan?”

“Natürlich”, erwiderte Brock, “indem du meinen Pick-up gefahren hast, hast du mir mindestens zwei Jahre meines Lebens genommen, und das Musikzimmer wird nie wieder dasselbe sein wie vorher. Du hast bei einem texanischen Rinderzüchter vegetarisches Chili eingeführt und meinen jahrelangen Streit mit den Coltranes vermutlich noch verschlimmert.”

Felicity legte ihm die Hand auf den Mund. “Das reicht. Ich wollte wissen, ob ich hier irgendetwas für dich getan habe.” Sie legte die Hand auf die linke Seite seiner Brust.

Brocks Herz schlug schneller. “Oh, du hattest eine große Wirkung auf verschiedene meiner Körperteile.”

“Auf verschiedene Körperteile? Ah, so. Nun, ich bin aber ein anspruchsvoller Mensch, ich möchte nicht nur Einzelteile, sondern den ganzen Mann.”

Brock versuchte, die Sehnsucht in Felicitys Blick nicht wahrzunehmen. “Es war schön, mit dir zusammen zu sein, hat mir richtig Spaß gemacht.”

Felicitys Lider flatterten. “Spaß? So nennst du das also …”

“Du lernst schnell, Felicity”, beeilte er sich hinzuzufügen.

Sie schaute ihn einen langen Moment an, schüttelte dann den Kopf und stand auf. “Du bist ein Idiot, Brock.”

Überrascht über die derbe Bezeichnung, erhob Brock sich ebenfalls. “Wieso?”

Felicity nahm ihren Morgenmantel und zog ihn über. “Zwischen uns besteht etwas ganz Besonderes. Das beweist schon die Art, wie wir miteinander geschlafen haben.”

“Das siehst du so, weil du nicht viel Erfahrung hast”, sagte Brock und griff nach ihr, um sie wieder an sich zu ziehen.

Aber Felicity wich ihm aus. Sie war gekränkt. “Kann sein, dass ich nicht viel Erfahrung habe, aber so wie wir miteinander geschlafen haben, war es nicht nur 'Spaß'. Und wenn du es trotzdem so siehst, bist du ganz einfach ein Dummkopf.”

Brock seufzte. “Du hast keinen Grund, jetzt giftig zu werden. Besonders deshalb nicht, weil du morgen fährst.”

Felicity zog eine Augenbraue hoch. “Was hat denn das damit zu tun?”

“Der Grund für dein Hiersein hat sich erledigt. Du fährst zurück nach New York und zu all den Dienstmädchen, Chauffeuren, Luxusgeschäften und vegetarischen Gerichten und brauchst nie wieder hierher zurückzukommen.”

Felicity wurde blass. Einen Moment lang stand sie völlig unbeweglich da. Dann richtete sie sich auf und hob das Kinn. “Du hast recht, das werde ich auch nicht tun.”

Damit verließ sie das Zimmer, und Brock blieb in der lastenden Stille allein zurück. Eigentlich hätte er sich erleichtert fühlen können, aber Felicitys Duft umwehte ihn noch, und er hatte noch ihren Geschmack auf der Zunge und ihre kleinen Lustschreie im Ohr. Und er sah noch immer ihren Blick vor sich. Aber auf das, was in ihren Augen gestanden hatte, konnte er nicht reagieren, das war unmöglich.

Irgendwann würde er Felicity vergessen. Und dann werde ich mich nicht mehr so leer fühlen wie jetzt, sagte sich Brock.

Drei Tage später spürte Brock eine seltsame Gereiztheit, die sich noch zu verstärken schien. Als auch die Kinder sich am Esstisch zankten, fragte er sich, ob es vielleicht am Wetter lag.

“Du hältst dich wohl für die schlaueste Zweitklässlerin der Welt, wie?”, rief Jacob vorwurfsvoll.

Bree hob das Näschen. “Vielleicht bin ich das auch.”

“Jedenfalls kannst du nicht so gut reiten wie ich.”

“Dafür kann ich besser lesen.”

“Es reicht”, sagte Brock. “Ihr seid beide unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Begabungen, und keiner ist 'besser' als der andere.”

“Jacob hat eine Vier im Aufsatz bekommen”, verriet Bree, “deshalb ist er so schlechter Laune.”

“Petze!”, schimpfte Jacob.

“Jacob, wenn du Hilfe brauchst, hättest du es sagen sollen.”

Jacob nahm noch ein Stück Kuchen, dann legte er die Gabel beiseite. “Felicity hat mir immer geholfen, aber jetzt ist sie ja weg.”

Oje! dachte Brock. “Ich kann dir doch auch helfen.”

“Du bist ja immer beschäftigt”, entgegnete Jacob. “Kann ich aufstehen?”

Brock unterdrückte einen Seufzer. Es stimmte, er war einfach zu beschäftigt gewesen – auch, weil es ihn ablenkte. Aber es war ein Fehler, dass er mit Jacob an den vergangenen Abenden nicht mehr Lesen geübt hatte. “Wir sprechen noch darüber”, sagte er. “Inzwischen geh dich waschen und hol unser Buch.”

“Ja, gut.” Jacob stand auf. “Wann kommt Felicity eigentlich wieder?”

Brock wollte die Kinder nicht enttäuschen, indem er ihnen etwas vorschwindelte. “Es kann sein, dass sie gar nicht zurückkommt.”

“Das muss sie aber!”, rief Bree. “Sie hat versprochen, mir noch besser Klavier spielen beizubringen, und dafür bringe ich ihr bei, wie man Texanisch spricht.”

“Mir hat sie auch versprochen, mir noch mehr Klavierstücke beizubringen”, beklagte Jacob sich. “Dafür lernt sie von mir, wie man ein Kalb mit dem Lasso einfängt.” Er dachte nach. “Wie man ein Brandzeichen setzt, das Horn schleift und die Tiere kastriert, wollte sie nicht wissen.”

Brock musste bei der Vorstellung lachen. Beinahe jedenfalls. Die Kinder schienen fest mit Felicitys Rückkehr zu rechnen, sie selbst vermutlich nicht. Schließlich hatte sie auch keinen Grund dazu. Der Gedanke tat irgendwie weh. “Ihr dürft nicht vergessen, dass New York ihr Zuhause ist.”

Bree stand auf. “Das ist es nicht! Da ist sie nur geboren. Sie würde viel lieber hier wohnen, und wir wollen, dass sie bei uns ist. Wir mögen sie nämlich, du vielleicht nicht!” Sie war kurz vor den Tränen und rannte zur Tür. Dort prallte sie mit Tyler zusammen.

“Hey, Kleines, wohin so eilig!”, rief Tyler.

“Daddy sagt, Felicity kommt nicht mehr zurück, aber er täuscht sich”, sagte Bree und rannte den Flur hinunter.

Jacob folgte ihr schweigend nach draußen.

Tyler strich dem Jungen kurz übers Haar, als er an ihm vorbeiging. “Hey, Kumpel!” Er schaute Brock fragend an. “Sieht ganz so aus, als würde man Felicity hier vermissen.”

“Die Kinder sind ein bisschen gereizt”, meinte Brock. “In ein paar Tagen haben sie sie bestimmt vergessen.”

“Meinst du?”

Addie brachte Tyler eine Schüssel mit Gulasch, und er nickte ihr dankend zu.

“Ja, das meine ich”, antwortete Brock. “Kinder haben ein kurzes Gedächtnis, sie lassen sich schnell ablenken.”

“Es sei denn, sie hängen wirklich an jemandem.”

“Das tun sie nicht.”

“Aha”, sagte Tyler ironisch, “und darum ist Bree missgelaunt, und Jacob sieht aus, als hätte ihm jemand sein Lieblingslasso zerrissen.”

“Na gut, mag ja sein, dass sie sich ein bisschen an Felicity gewöhnt haben”, gab Brock zu, “aber das muss ja nicht andauern. Sobald ich wieder mehr Zeit mit ihnen verbringe, werden sie sich schon beruhigen.”

“Ich weiß nicht recht, Brock, du siehst selbst nicht gerade gut aus.”

Tylers Anspielung darauf, dass sich auch Brock an Felicity gewöhnt haben könnte, erwischte den auf dem falschen Fuß. “Was, zum Teufel, soll das heißen? Du weißt genau, dass ich nicht der Typ bin, der sich in jemanden verliebt, der mal eben nur einen Besuch macht.”

Tyler kaute sorgfältig ein Stück Fleisch durch. “Wahrscheinlich hast du recht. Sie ist hübsch und hat einen klasse Körper, aber sie ist nicht der Typ, der dir unter die Haut geht.”

Brock hätte am liebsten widersprochen, verkniff es sich aber. “Ganz richtig.”

“Ich meine, sie hat ein schönes Lächeln, und ihr Lachen steckte dich immer an. Außerdem ist sie so großzügig, dass es schon beinahe albern ist, aber trotzdem fällst du auf so etwas nicht herein.”

Brock wurde immer nervöser. Er stand auf und stimmte erneut, wenn auch zögernd, zu. “Richtig.”

“Aber sie hat etwas”, meinte Tyler und senkte die Stimme. “Ich wette, sie ist fabelhaft im Bett. Hätt ich gern selbst ausprobiert …”

Die bloße Vorstellung, dass sein Bruder etwas mit Felicity anfangen könnte, ließ Brocks Blut kochen. Er eilte um den Tisch herum und packte Tyler am Kragen. “Wenn ich dich je erwische, dass du sie auch nur anrührst, wenn dich auch nur der Gedanke streift …”

Tyler grinste triumphierend. “Hm, ich würde sagen, du hängst schon genauso an Felicity wie die Kinder. Das letzte Mal, als du auf mich losgegangen bist, waren wir noch Teenager.”

Brock war so verlegen wie verärgert. “Blöder Hund!”, zischte er.

“Wuff, wuff! Lass mein Hemd los, damit ich weiteressen kann. Wenn du so vernarrt bist in diese Frau, solltest du vielleicht etwas dagegen tun.”

“Ja, ihr verbieten, je wieder das Haus zu betreten.” Brock schob die Hände in die Hosentaschen.

“Versuch doch mal, das den Kindern zu erklären, wenn du unbedingt Krach haben willst.”

Brock seufzte, als ihm einfiel, wie wirkungsvoll er Felicity gekränkt hatte, am Abend bevor sie gefahren war, wie er ihre Leidenschaft verunglimpft hatte. Bei dem Gedanken daran fühlte er sich noch schlechter.

“Ich muss ihr ja nicht verbieten wiederzukommen”, sagte er. “Aber vielleicht will sie das auch gar nicht mehr.”

Nachts konnte Brock nicht schlafen. Schon wieder nicht, dachte er genervt. Unruhig ging er den Flur hinunter zum Gästezimmer und öffnete die Tür. All ihre Sachen waren weg. Es war beinahe so, als sei sie nie da gewesen. Wäre da nicht noch ein leichter Duft von ihr im Zimmer gewesen, und wären da nicht die inneren Bilder, die ihn nicht mehr losließen, hätte er sich einbilden können, dass Felicity keinerlei Wirkung auf ihn gehabt hatte.

Natürlich sehnte sich sein Körper noch nach ihr, aber sein Herz und seine Seele würde er nie mehr hergeben. Für keine Frau! Er war doch nicht verrückt! Selbst wenn er in Versuchung geriete, so hatte er dennoch einen handfesten Grund dafür, sich nie wieder zu verlieben: den Logan-Fluch.

Früher hatte er darüber gelacht und sich eingebildet, dass dieser Fluch ihn niemals treffen würde. Er war so selbstbewusst gewesen, dass er damals tatsächlich glaubte, den Fluch brechen zu können.

Aber das war vor seiner katastrophalen Ehe gewesen. Bevor er einer Frau vertraut hatte und so bitter enttäuscht worden war. Bevor er und die Kinder verlassen worden waren.

Auf einmal fröstelte ihn. Nie wieder würde er seine Kinder und sich in eine derartige Situation bringen. Es war das Beste, dass Felicity gegangen war. Hoffentlich kam sie nie wieder zurück.

Autor

Sara Orwig
<p>Sara’s lebenslange Leidenschaft des Lesens zeigt schon ihre Garage, die nicht mit Autos sondern mit Büchern gefüllt ist. Diese Leidenschaft ging über in die Liebe zum Schreiben und mit 75 veröffentlichten Büchern die in 23 Sprachen übersetzt wurden, einem Master in Englisch, einer Tätigkeit als Lehrerin, Mutter von drei Kindern...
Mehr erfahren
Cait London
Mehr erfahren
Anne Marie Winston
<p>Anne Marie Winston lebt im ländlichen Pennsylvania und war früher Lehrerin. Doch als sie wegen ihrer Kinder zu Hause blieb, wusste sie eines Tages, dass es an der Zeit war, etwas Neues zu probieren. 1989 fing sie an, ihre erste Romance zu schreiben, und 1991 verkaufte sie ihr erstes Manuskript...
Mehr erfahren
Leanne Banks
<p>Mit mehr als 20 geschriebenen Romanen, ist Leanne dafür geschätzt Geschichten mit starken Emotionen, Charakteren mit denen sich jeder identifizieren kann, einem Schuss heißer Sinnlichkeit und einem Happy End, welches nach dem Lesen noch nachklingt zu erzählen. Sie ist die Abnehmerin der Romantic Times Magazine’s Awards in Serie. Sinnlichkeit, Liebe...
Mehr erfahren
Barbara Mc Mahon
<p>Barbara McMahon wuchs in einer Kleinstadt in Virginia auf. Ihr großer Traum war es, zu reisen und die Welt kennenzulernen. Nach ihrem College-Abschluss wurde sie zunächst Stewardess und verbrachte einige Jahre damit, die exotischsten Länder zu erforschen. Um sich später möglichst genau an diese Reisen erinnern zu können, schreib Barbara...
Mehr erfahren
Maureen Child
<p>Da Maureen Child Zeit ihres Lebens in Südkalifornien gelebt hat, fällt es ihr schwer zu glauben, dass es tatsächlich Herbst und Winter gibt. Seit dem Erscheinen ihres ersten Buches hat sie 40 weitere Liebesromane veröffentlicht und findet das Schreiben jeder neuen Romance genauso aufregend wie beim ersten Mal. Ihre liebste...
Mehr erfahren
Catherine Mann
<p>Bestsellerautorin Catherine Mann schreibt zeitgenössische Liebesromane, die im militärischen Milieu spielen. Ihr Mann, der bei der US Air Force arbeitet, versorgt sie mit allen nötigen Informationen, sodass sie keine Recherche betreiben muss. In der Zeit vor ihren Romanveröffentlichungen machte sie ihren Bachelor in Bildender Kunst auf dem College von Charleston...
Mehr erfahren
Lois Greiman
Mehr erfahren