Zurück in den Armen des Wüstenprinzen

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"Ich soll Prinz Mohab heiraten?" Jala ist fassungslos. Seit der berechnende Verführer ihr vor sechs Jahren das Herz brach, hat sie ihn aus ihrem Leben verbannt. Aber jetzt bleibt ihr keine Wahl: Sie muss sich auf eine Pflichtehe mit Mohab einlassen - natürlich nur, um ihr Heimatland vor einem Konflikt zu bewahren! Doch entgegen jeder Vernunft ist da sofort wieder diese unwiderstehliche erotische Anziehungskraft zwischen Mohab und Jala. Und als er sie mit einem wilden, leidenschaftlichen Kuss überrascht, gerät ihr Herz prompt ein zweites Mal in Gefahr …


  • Erscheinungstag 02.12.2014
  • Bandnummer 1848
  • ISBN / Artikelnummer 9783733720841
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Sechs Jahre zuvor …

Das konnte nicht gut ausgehen. Mohab Al Ghaanem hatte ein schlechtes Gefühl, und auf sein Gefühl konnte er sich normalerweise verlassen.

Najib war zurück. Und Jala war zu ihm gegangen.

Monatelang hatte Mohab alles getan, um ein Treffen zwischen den beiden zu verhindern, ganz wie es sein Auftrag vorsah. Doch es lag nicht nur an seinem Auftrag, dass er Jala so ungern mit Najib zusammen sah.

Als Najib trotz all seiner Tricks und Winkelzüge zurückgekehrt war, hatte Mohab nichts mehr tun können. Ihm wäre höchstens noch geblieben, Jala geradeheraus darum zu bitten, Najib nicht aufzusuchen.

Doch wie hätte er diese Bitte begründen sollen? Najib war sein Cousin – und der Kronprinz von Saraya. Hätte Mohab Jala gestehen sollen, dass er eifersüchtig war?

Das hätte sie bestimmt schockiert. Sie hätte daraus geschlossen, dass er ihr nicht vertraute, dass er nicht der weltoffene, fortschrittliche Mann war, für den sie ihn hielt. Denn sie war eine sehr freiheitsliebende Frau, die immer wieder gegen die Traditionen ihrer Kultur aufbegehrte. Traditionen, die sie schlichtweg als „von vorgestern“ bezeichnete.

Schlimmer noch, überlegte Mohab, hätte Jala aus seiner Bitte schließen können, dass er noch andere Gründe hatte, sie an einem Treffen mit ihrem besten Freund – der Najib angeblich für sie war – zu hindern.

Und so war es ja auch. Nur durfte sie das natürlich nicht wissen.

Also hatte Mohab Jala widerwillig ziehen lassen, hatte sie zu diesem unseligen Treffen gehen lassen. Und nun war sie immer noch nicht zurückgekehrt.

Allerdings hatte sie auch nicht ausdrücklich gesagt, dass sie an diesem Abend noch zu ihm kommen würde. Am nächsten Morgen hatte sie eine Geschäftsbesprechung geplant, da war es für sie praktischer, in ihrem Haus in Long Beach zu übernachten. Mohab wünschte, er hätte dort auf sie warten können. Zwar hatte sie ihm die Schlüssel zum Haus gegeben, aber nur als Geste des Vertrauens. Es war ihr nämlich sehr wichtig, ihre Beziehung zu ihm noch geheim zu halten. „Ich möchte es erst öffentlich machen, wenn ich mich bereit dazu fühle“, hatte sie gesagt. Wahrscheinlich machte er sich völlig unnötig Sorgen, aber …

B’Ellahi – was wagte er da überhaupt zu denken? Natürlich machte er sich unnötig Sorgen. Jala hatte doch eingewilligt, ihn zu heiraten. Ihr Körper und ihr Herz waren sein. Er war ihr erster Mann gewesen und würde auf ewig ihr einziger sein. Eigentlich sollte es ihn nicht mehr kümmern, wie ihre Beziehung seinerzeit begonnen hatte. Er hatte Jala schon immer sehr anziehend gefunden, ganz unabhängig von seinem Auftrag, doch hätte er nie damit gerechnet, wie heftig es ihn erwischen würde.

Mohab wandte sich vom Fenster ab. Von hier aus, vom sechzigsten Stock, würde er sie unten auf dem Bürgersteig ohnehin nicht erkennen. Eigentlich. Insgeheim war er der Überzeugung, dass es ihm gelungen wäre.

Es gab einfach keine andere Frau mehr für ihn. Jala stand für ihn im Mittelpunkt – obwohl es eigentlich sein Job war, sich auch auf andere Menschen zu konzentrieren. Wie seinerzeit bei der Geiselkrise, als man ihn beauftragt hatte, Najib zu retten.

Als er auch Jala gerettet hatte.

Schon wieder Najib. Warum hatte alles mit ihm zu tun?

Mohab hatte seinen Cousin Najib so lange wie möglich von New York und damit auch von Jala ferngehalten. Mehr hatte er nicht tun können, sonst hätte Najib Verdacht geschöpft, dass ihn jemand manipulierte. Schließlich gab es nur wenige Menschen, die den Kronprinzen von Saraya beeinflussen konnten. Da waren Najibs Vater König Hassan, seine Brüder und eben Mohab. Najib hätte zu schnell die richtigen Schlüsse ziehen können.

Er hätte zu leicht erkennen können, dass nur Mohab, der oberste Geheimdienstler des Königreichs Saraya, die Möglichkeit hatte, sich in das Berufs- und Privatleben des Kronprinzen einzumischen und ihn von hier nach dort zu schicken. Der nächste Schritt wäre dann die Frage nach dem Warum gewesen.

Also hatte Mohab keine Wahl gehabt: Er hatte es zulassen müssen, dass sein Cousin nach New York kam. Und er hatte zulassen müssen, dass Jala ihn aufsuchte. Um neun Uhr früh heute Morgen. Das war nun elf Stunden her.

Was konnte nur so lange dauern?

Genug. Er wollte sich nicht weiter in die Sache hineinsteigern. Lieber rief er Jala an.

Doch er landete direkt auf der Mailbox. Auch beim nächsten Versuch. Und beim übernächsten.

Nachdem eine Stunde vergangen war und sie nicht zurückgerufen hatte, verließ er voller Sorge seine Penthousewohnung und raste zu ihrem Haus.

Als er dort ankam, war er mit den Nerven am Ende. So viele Dinge konnten passiert sein, die sie am Telefonieren hinderten! Vielleicht lag sie irgendwo im Haus – bewusstlos? Oder vielleicht war ein Verbrecher ihr heimlich nach Hause gefolgt und hatte sie überfallen – oder Schlimmeres?

Mit zitternden Händen schloss Mohab die Tür auf. Sofort spürte er, dass Jala zu Hause sein musste.

Er rannte die Treppe hinauf. Drangen aus dem Badezimmer nicht Geräusche? Kurz entschlossen stürmte er hinein.

Und da stand sie. Nackt. Unter der Dusche. Sie war zusammengezuckt, als die Tür urplötzlich aufgesprungen war. Jetzt sah sie ihn überrascht mit weit aufgerissenen Augen an, während das Wasser an ihrem nackten Körper hinunterrann.

Sie war hier, sie war in Sicherheit. Mohab war so glücklich, sie zu sehen, dass er nicht an sich halten konnte: Spontan riss er sich die Kleider vom Leib.

Als er ebenso nackt war wie sie, trat er zu ihr unter den prasselnden Wasserstrahl, zog sie in seine Arme und presste sie voller Erregung an sich. Wie gut es tat, ihren Körper zu spüren, Haut an Haut! Er fuhr ihr durch die langen, nassen schwarzen Haare, sog den Anblick ihres ebenmäßigen Gesichts förmlich auf. Dieses Gesicht, dieser Körper hatten ihn von Anfang an verzaubert, hatten ihn mit einem Bann belegt. Fünf Monate waren sie jetzt zusammen, und mit jeder gemeinsam verbrachten Nacht, mit jedem Liebesakt, war sein Hunger auf sie noch gewachsen.

„Mohab …“

Mit einem leidenschaftlichen Kuss erstickte er ihre Worte, drang mit der Zunge in ihren Mund ein, und als sie sich in seinen Armen zu winden begann, spornte ihn das nur noch an. Er wollte in ihr sein, wollte sie besitzen, wollte ihr Lust bereiten. Wollte sich vergewissern, dass sie voll und ganz ihm gehörte.

Mit der Hand glitt er zwischen ihre weichen Schenkel und begann, sie an ihrer empfindlichsten Stelle zu liebkosen. Er hielt es vor Erregung und Verlangen kaum noch aus. Er kannte sie ja und wusste, dass er ruhig ungestüm sein durfte, dass er mit seinem Verlangen auch ihr Verlangen befeuerte. Fest umfasste er ihren Po und drängte sich zwischen ihre Schenkel. Wieder küsste er sie voller Leidenschaft, dann drang er mit einem mächtigen Stoß in sie ein.

Voller Erregung schrie sie auf. Er wusste, wie es ihr und ihm gefiel, und ließ seiner Leidenschaft freien Lauf. Je lauter sie voller Lust stöhnte, desto wilder wurde er. Er spürte, wie sie die Kontrolle über sich verlor, und auch er konnte kaum noch an sich halten.

Einige wenige Stöße voller Lust und Begierde noch, dann erreichte sie den Gipfel. Atemlos schrie sie auf, rief seinen Namen und erzitterte in seinen Armen. Nun gab auch er sich ganz hin, und sein Höhepunkt war so umfassend, so überwältigend, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte.

Jalas Körper hatte jegliche Anspannung verloren. Mohab hielt sie fest, fühlte sich aber selbst so erfüllt und erschöpft, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Behutsam setzte er Jala auf dem Boden der Dusche ab, und sie ließ es sich gefallen, dass er sie sofort mit neuen Zärtlichkeiten verwöhnte.

Schließlich hob er sie hoch, trug sie aus der Dusche und trocknete sie und sich ab. Doch als er sie zum Bett tragen wollte, entwand sie sich seinem Griff. Wankend, mit unsicheren Schritten, wich sie zur Tür zurück, wo ihr Morgenmantel hing.

Erst in diesem Moment kamen Mohab Zweifel. Hatte er nicht völlig unsensibel und rücksichtslos gehandelt? Er war ins Bad geplatzt und hatte sie zu Tode erschreckt, hatte sie bedrängt, ohne auch nur ein Wort mit ihr zu wechseln – und jetzt konnte er nur daran denken, sie schon wieder zu lieben?

Zögernd zog er sich seine Hose an. Sie hatte inzwischen ihren Morgenmantel zugebunden und wandte sich zu ihm um.

„Sag mal, was war denn das eben?“

Ihr Blick war hart und kalt. So kannte er sie gar nicht.

Er musterte sie verwundert, wenn auch ein wenig schuldbewusst. „Das war doch wohl offensichtlich.“

„Für mich nicht. Warum bist du überhaupt hierhergekommen?“

Er konnte sich die Schärfe in ihrer Stimme nicht erklären. Gerade eben hatte es doch noch diese wunderbare Leidenschaft zwischen ihnen gegeben, und jetzt …

Er erzählte ihr alles, über seine Unruhe, seine Sorgen. „Und dann habe ich dich hier vorgefunden und war überglücklich, dass dir nichts Schlimmes passiert war. Und natürlich war ich wie immer ganz versessen auf dich.“ Er lächelte, um sie zu beruhigen. „Es kam mir vor wie eine glückliche Fügung des Schicksals, dass du schon nackt warst.“

„Ach so, für dich war das völlig in Ordnung, ja? Hier ohne Vorwarnung reinzustürmen und mich förmlich zu überfallen, ohne ein Wort, ohne eine Begrüßung?“

Er erlebte es zum ersten Mal, dass sie ihm böse war. Und das ausgerechnet heute. Es verwirrte und verstörte ihn. „Hat es dir denn nicht gefallen?“, fragte er verständnislos.

„Darum geht es nicht“, erwiderte sie wütend. „Es geht darum, dass in deinen Augen nur das zählt, was du willst. Und nicht das, was ich will. Und deine ständigen Manipulationsversuche …“

„Welche Manipulationsversuche?“

„Komm schon, das weißt du selbst doch am besten. Vor allem, dass du mich unbedingt davon abhalten wolltest, Najib zu treffen. Glaubst du etwa, das hätte ich nicht gemerkt? Du hast es zwar jedes Mal raffiniert angestellt, aber auf Dauer ist es mir trotzdem nicht entgangen.“

Er zuckte zusammen. Sie war ihm auf die Schliche gekommen!

Entweder war sie sehr viel klüger, als er gedacht hatte – oder er war so verzaubert von ihr, dass er weniger geschickt als sonst vorgegangen war.

Das Schlimme war, dass er ihr nicht die Wahrheit sagen konnte. Er durfte ihr nichts von dem Auftrag erzählen, konnte ihr nicht gestehen, warum er ursprünglich den Kontakt zu ihr gesucht hatte. Und warum er Najib von ihr fernhalten wollte. Er konnte einfach nicht riskieren, es ihr zu sagen – sonst würde sie womöglich zweifeln, ob seine Gefühle für sie wirklich echt waren. Ihre Beziehung war von außen schon genug bedroht – da durfte es nicht auch noch Streit zwischen ihnen geben. Ihr Zusammenhalt durfte nicht bröckeln. Schließlich war es schlimm genug, dass ihre Familien schon so lange miteinander verfeindet waren. Deshalb musste er jetzt jegliche Schuld von sich weisen. Es stand einfach zu viel auf dem Spiel.

„Das ist doch absurd. Warum sollte ich dich davon abhalten wollen, Najib zu treffen?“

Sie warf ihm einen bösen Blick zu. Dann wandte sie sich um und verschwand aus dem Badezimmer.

Unglaublich, schoss es ihm durch den Kopf. Sie lässt mich einfach so stehen!

Schnell zog er sich an, dann folgte er ihr ins Schlafzimmer. Sie trug inzwischen Jeans und ein T-Shirt. Egal, was sie anhatte: Sie sah immer perfekt aus.

„Tut mir leid, dass ich mich so habe mitreißen lassen“, begann er. „Ich habe nicht gedacht, dass du etwas dagegen haben könntest. Eigentlich habe ich überhaupt nicht gedacht. Ich hatte vorher so furchtbare Angst um dich, und da ist es irgendwie mit mir durchgegangen …“

„Ich hätte ja Nein sagen können, und das habe ich nicht. Also vergessen wir’s.“

„Nein, das sollten wir nicht unter den Teppich kehren. Wenn du jetzt wütend auf mich bist, hast du allen Grund dazu.“ Zärtlich fuhr er ihr über die Wange. „Wenn du der Meinung bist, ich habe deinen Willen nicht genug respektiert, bitte ich dich in aller Form um Entschuldigung, ya habibati. Das wollte ich nicht, und …“

„Du brauchst gar nicht weiterzureden“, unterbrach Jala ihn gereizt. „Es spielt sowieso keine Rolle mehr. Ich glaube, das hier ist die beste Gelegenheit, dir endlich zu sagen, was ich dir schon so lange sagen wollte.“

„Mach mir keine Angst. Wovon redest du?“

„Dass ich nicht Herrin meiner Sinne war, als ich deinen Heiratsantrag angenommen habe.“

Mohab erstarrte. „Was soll das heißen?“

„Ich war noch ganz benommen, weil wir gerade zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten, ganz abgesehen davon, dass ich mich in deiner Schuld gefühlt habe, weil du mir bei der Geiselnahme das Leben gerettet hattest. Als dann so urplötzlich dein Heiratsantrag kam, konnte ich nicht Nein sagen. Ich wollte meine Zustimmung schon die ganze Zeit zurücknehmen, aber du hast es nicht zugelassen.“

„Wann soll das gewesen sein?“, fragte er ungläubig. „Hast du deswegen niemandem von unserer Beziehung erzählt? Du hast also nicht geschwiegen, weil unsere Familien verfeindet sind, sondern weil du Zweifel bekommen hast?“

„Ich habe keine Zweifel, ich bin sicher. Sicher, dass ich nicht heiraten will.“

Sie hatte sicher nur Angst, sich fest zu binden – ganz normal, wenn man vor einem so bedeutenden Schritt wie dem Ja-Wort stand. Mohab atmete auf. Bestimmt konnte er ihre Sorgen zerstreuen.

„Ich kann deine Bedenken verstehen“, gestand er ihr zu. „Du hast für deine Freiheit und Unabhängigkeit gekämpft – und fürchtest jetzt, dass du sie mit der Eheschließung wieder verlieren könntest. Aber ich würde niemals deine Freiheit beschneiden.“

Als er ihren skeptischen Blick sah, beteuerte er: „Wenn ich meine Grenzen überschritten haben sollte, war das nicht meine Absicht. Du kannst es mir jederzeit sagen, wenn ich mich falsch verhalte. Und falls du dich jetzt bedrängt fühlst, was unsere Hochzeit angeht, dann warte ich natürlich, bist du bereit bist.“

„Ich werde nie bereit sein, dich zu heiraten!“

Schockiert sah er sie an. Diese Zurückweisung schmerzte ihn zutiefst.

Bisher war er immer davon ausgegangen, dass ihre Beziehung nahezu vollkommen war. Und jetzt schien Jala ihn geradezu zu verabscheuen? Wieso hatte er das vorher nie gespürt?

Nur eine Erklärung drängte sich ihm auf. Eine furchtbare, sehr enttäuschende Erklärung. „Hast du … ein besseres Angebot bekommen?“

Jala wandte den Blick ab. Am liebsten hätte er sie gepackt und sie angeschrien, dass sie ihm das doch nicht antun konnte. Doch er zwang sich zur Ruhe. „Weil dein Geständnis so kurz nach deinem Besuch bei Najib kommt … nehme ich an, er hat dir einen Heiratsantrag gemacht.“

Wortlos griff sie nach ihrem Laptop, als hätte sie Mohab schon längst aus ihrem Leben verbannt. Das machte ihn noch wütender. „Wahrscheinlich war das von Anfang an dein Plan“, warf er ihr vor. „Deshalb hast du dich in sein Leben gedrängt. Dann, nach seinem Verschwinden, war ich deine Notlösung, falls er dir keinen Antrag macht. Aber jetzt hat es ja scheinbar doch noch geklappt. Du kannst die zukünftige Königin werden – was bedeutet, dass ich jetzt überflüssig bin.“

Sie sah ihn an wie einen Fremden. „Eigentlich hatte ich gehofft, wir könnten als Freunde auseinandergehen.“

„Als Freunde?“, schrie Mohab. „Was erwartest du von mir? Dass ich einfach beiseitetrete und tatenlos zusehe, wie du meinen Cousin heiratest?“

„Was ich von dir erwarte? Dass du endlich einsiehst, dass du mir nichts vorschreiben kannst.“

Der seelische Schmerz trieb ihn fast zur Weißglut. „Du kannst mich nicht einfach wegwerfen wie ein gebrauchtes Taschentuch und dich mit Najib einlassen. Aus der Sache mit ihm wird sowieso nichts werden. Und weißt du auch, warum? Najib wird seinen Heiratsantrag zurückziehen, sobald ich ihm verrate, dass ich dich als seine Prinzessin, sagen wir, unbrauchbar gemacht habe. Dass du keine Jungfrau mehr bist. Dass wir es fünf Monate lang wild und heiß getrieben haben. Dass ich es sogar noch einmal mit dir getan habe, nachdem du schon Ja zu ihm gesagt hattest.“

Jetzt sah er etwas in ihren Augen, womit er früher nie gerechnet hätte: Abscheu und Ekel.

„Ich hatte wirklich gedacht, du würdest meine Entscheidung wie ein Ehrenmann akzeptieren.“ Jalas Miene war ausdruckslos. „Aber jetzt zeigst du dein wahres Gesicht, und ich bin froh darüber. Jetzt sehe ich, wie mies du sein kannst, wenn etwas nicht nach deinem Willen läuft. Und das zeigt mir, dass ich gut daran getan habe, die Sache zwischen uns zu beenden.“

Das Blut gerann ihm in den Adern, als sie sich abwandte. „Glaubst du wirklich, du kannst das zwischen uns einfach so beenden?“

Sie wandte sich zu ihm um. „Oh ja. Und ich hoffe, du machst das Ganze jetzt nicht noch hässlicher und widerwärtiger, als es sowieso schon ist.“

Er ging auf sie zu. „B’Ellahi … du hast mich doch geliebt. Du hast es mir gesagt … Und ich habe es gespürt …“

„Was auch immer ich gesagt habe, was auch immer du gespürt zu haben glaubst, es ist vorbei. Ich will dich nie wiedersehen.“

Verzweifelt packte er sie am Arm. „Vielleicht glaubst du in diesem Moment sogar, was du sagst, Jala. Aber du gehörst mir. Und ich schwöre dir, egal wie lange es dauert, ich bekomme dich zurück. Du wirst mich noch anflehen, dich zurückzunehmen.“

„Ich habe dir nie gehört. Vielleicht stehe ich in deiner Schuld, weil du mir das Leben gerettet hast, und irgendwann werde ich dir diese Schuld zurückzahlen. Aber nicht mit meinem Leben.“

Er hielt sie fester, als könnte er ihre Seele damit an sich binden. „Es schert mich nicht, wie viel Najib dir bedeutet. Ich lasse nicht zu, dass er dich bekommt. Eher vernichte ich ihn. Ich vernichte jeden, der dir zu nahe kommt.“

Voller Abscheu sah sie ihn an. Seine Worte hatten ihn noch mehr von ihr entfernt.

„Jetzt weiß ich also, warum du Al Moddammer genannt wirst“, zischte sie.

Al Moddammer. Der Zerstörer. Diesen Namen hatte er sich durch sein hartes Vorgehen gegen Verschwörer und Terroristen verdient.

„Du vernichtest jeden, der deinen Zielen im Weg steht. Und auch jeden, der dir zu nahe kommt.“ Ihr Ekel war fast körperlich spürbar, als sie sich aus seinem Griff befreite.

Kein Zweifel, es war aus, es war vorbei. Schlimmer noch – vielleicht war es ohnehin nie real gewesen, dachte Mohab plötzlich. Vielleicht hatte er sich alles, was zwischen ihnen gewesen war, entweder eingebildet oder schöngeredet.

„Such dir eine andere Frau“, riet sie ihm leise. „Am besten eine Frau, die lebensmüde ist, das würde passen. Ich bin es jedenfalls nicht.“ Damit wandte sie sich um und ließ ihn stehen.

1. KAPITEL

Heute

„Bist du lebensmüde?“

Fast hätte Mohab bitter aufgelacht. Er erhob sich, um den König von Judar zu begrüßen.

Lebensmüde – das hatte ihm die Schwester des Monarchen vorgeworfen, als Mohab zum letzten Mal mit ihr gesprochen hatte. Es stimmte schon, was viele Leute sagten: Jala und Kamal, die beiden jüngsten der vier Al-Masood-Geschwister, waren sich in jeder Hinsicht sehr ähnlich, nicht nur äußerlich. Dabei war Kamal zwölf Jahre älter als seine Schwester.

Wegen der historischen Feindschaft zwischen den beiden Königreichen Saraya und Judar hatte Mohab König Kamal bisher nur von ferne gesehen. Zum letzten Mal bei dessen Hochzeit vor fünfeinhalb Jahren. Nicht dass Mohab sich im Feindesland in diese Zeremonie eingeschlichen hätte, um Kamal zu sehen. Es war ihm nur um Jala gegangen. Doch die war zu seiner großen Überraschung der Hochzeit ihres Bruders ferngeblieben.

Kamal war jetzt vierzig Jahre alt und wahrscheinlich einer der einflussreichsten Menschen der Welt. Das war er schon gewesen, bevor seine beiden älteren Brüder ihm den Thron von Judar überlassen hatten. Die dramatischen und skandalösen Vorkommnisse innerhalb der königlichen Familie beschäftigten das Volk bis heute und wirkten sich immer noch auf die politische Situation der gesamten Region aus.

Mohab wich dem forschenden Blick des Königs von Judar nicht aus. Der Monarch kniff die Augen zusammen. „Du scheinst deine Situation amüsant zu finden, Al Ghaanem.“

„Eure Frage hat mich nur an jemand anderen erinnert, Hoheit“, gab Mohab respektvoll, aber nicht unterwürfig zurück. „Seid versichert, dass ich weder lebensmüde bin noch euch zum Lachen finde. Auch nicht die Tatsache, dass ich Euch hier wie ein Gefangener vorgeführt werde.“

Ihm war bewusst gewesen, dass es riskant war, den Boden von Judar zu betreten. So schlecht war das Verhältnis zwischen Saraya und Judar schon lange nicht mehr gewesen. Gerade erst am Vortag hatte der König von Saraya Drohungen gegen Judar ausgestoßen, die schon fast einer Kriegserklärung gleichkamen. Dass Mohab den Boden des Feindeslandes betrat, musste umso provozierender wirken, weil er als Prinz von Saraya in der Bedeutung gleich nach dem König und seinen direkten Erben kam.

Erschwerend kam hinzu, dass er der ehemalige Leiter des Geheimdienstes von Saraya war. Daher hatte er mit Konsequenzen gerechnet, zum Beispiel damit, dass man ihn sofort des Landes verwies und ins nächste Flugzeug setzte. Oder dass man ihn gefangen nahm.

Als er auf dem Flughafen eingetroffen war, hatte Mohab daher dreist behauptet, er habe etwas überaus Wichtiges mit König Kamal zu besprechen – und dass der König jeden streng bestrafen würde, der dieses Treffen verhinderte. Das hatte funktioniert: Sicherheitsleute hatten ihn festgenommen und auf dem schnellsten Weg zum König gebracht. Offenbar hielt man ihn wirklich für wichtig – oder für gefährlich. Es war direkt schmeichelhaft.

„Du könntest deine gute Laune schnell verlieren“, zischte der König. „Oder auch deinen Kopf. Ich hätte dich als ehemaligen Geheimdienstmann für vorsichtiger gehalten. Dich in die Höhle des Löwen zu wagen! Gerade dein Geschlecht ist in Judar nicht gut gelitten, das weißt du doch!“

Das Geschlecht der Al Ghaanem. Die Todfeinde der Al Masood. Richtig, das kam noch zu allen anderen Problemen hinzu.

Mohab verbeugte sich feierlich, um den König nicht weiter zu reizen. „Die Besorgnis Eurer Majestät um mein Wohlergehen rührt mich. Aber ich kann Euch versichern, dass ich mich mustergültig und keineswegs feindselig verhalten habe, und …“

„Immerhin belästigst du mich mit deiner Anwesenheit, das ist schon Frevel genug. Hat dein König dich geschickt, aus Angst, ich könnte ihn von seinem Thron stoßen, wie ich es schon längst hätte tun sollen? Hat er dich als seinen Trumpf geschickt, um die Quelle seiner ewigen Ängste … zu beseitigen?“

Mohab sah Kamal ungläubig an. „Ihr denkt doch nicht, dass ich ein Attentat auf Euch verüben soll? Ich mag zwar Spezialist für schwierige Missionen sein, aber ich bin kein Selbstmörder. Und bevor ich zu Euch vorgelassen wurde, hat man mich peinlich genau durchsucht.“

Kamal musterte Mohab kritisch. „Nach allem, was ich über dich gehört habe, könntest du selbst mit gefesselten Händen mit meiner königlichen Garde fertig werden.“

„Ihr schmeichelt mir, König Kamal. Eine Hand müsste ich schon freihaben, um sie alle gleichzeitig besiegen zu können.“

Kamal verzog keine Miene. Die Bemerkung war scherzhaft gemeint gewesen, aber in den Augen des Königs schien Mohab tatsächlich zu allem fähig zu sein. „In den Akten über dich stehen wahre Wundertaten. Wenn jemand gegen alle Wahrscheinlichkeiten die schlimmsten Dinge anrichten und mit heiler Haut davonkommen kann, dann bist du es.“

Mohab lächelte. „Wenn Ihr glaubt, ich könnte Euch tatsächlich ermorden und anschließend fliehen, warum habt Ihr dann überhaupt eingewilligt, mich zu empfangen?“

„Weil du mich neugierig machst.“

„Und dafür geht Ihr ein solches Risiko ein? Offenbar ist Euer Dasein als König ziemlich langweilig …“

Kamal atmete tief durch. „Was weißt du schon? Im Vergleich zu mir hast du es gut. Ein Prinz, dem die Bürde erspart bleibt, je auf einem Thron zu sitzen. Ein ehemaliger Geheimdienstler, der die Möglichkeit genutzt hat, freiberuflich tätig zu sein – wobei ich das Wort frei betonen möchte.“

„Oh ja, dagegen verblasst natürlich Euer Leben“, erwiderte Mohab ironisch. „Ihr seid ja nur der König eines blühenden Landes und hoch angesehener Regent mit nahezu unbegrenzter Macht. Obendrein habt Ihr eine wunderbare Familie.“

„Wenn meine geliebte Frau und meine Kinder nicht wären, würde ich ohne mit der Wimper zu zucken sofort mit dir tauschen.“

Mohab lachte auf. „Das hätte ich nicht erwartet, als ich hierherkam. Dass ich mit Euch plaudere, auf Al-Masood-Territorium, und wir uns gegenseitig um unser Leben beneiden.“

„In einer besseren Welt hätte ich alles getan, mir deine Fähigkeiten zu sichern und dich an meiner Seite zu haben. Doch leider gehören wir verfeindeten Parteien an – und werden niemals auf derselben Seite stehen.“

„Aus eben diesem Grund bin ich zu Euch gekommen, Majestät“, sagte Mohab schnell. „Um diese scheinbar unüberwindbaren Gegensätze … zu überwinden.“

Kamal zog die Stirn in Falten. „Du bist der Mann für alle Fälle, nicht selten auch der Mann fürs Grobe. Meist arbeitest du im Geheimen. Warum sollte man ausgerechnet dich schicken, um politische Lösungsvorschläge zu unterbreiten?“

„Niemand schickt mich, ich bin aus eigenem Antrieb hier. Und ich habe keinen Lösungsvorschlag – ich habe die Lösung. Genauer gesagt: Ich bin die Lösung.“

Kamal sah ihn scharf an. „Wenn ich etwas hasse, dann ist es Zeitverschwendung. Sollte sich herausstellen, dass du meine Zeit vergeudest, darfst du dich auf ein paar Nächte im königlichen Verlies freuen. Du wirst mein geschätzter Gast sein – bei Vollpension mit Wasser und Brot.“

„Majestät! Solltet ihr so mit dem Mann reden, der Euch das Land Jareer geben kann?“

Kamal packte Mohab am Arm. „Genug der vagen Andeutungen! Erkläre dich, und zwar schnell, oder …“

Autor

Olivia Gates
Olivia Gates war Sängerin, Malerin, Modedesignerin, Ehefrau, Mutter – oh und auch Ärztin. Sie ist immer noch all das, auch wenn das Singen, Designen und Malen etwas in den Hintergrund getreten ist, während ihre Fähigkeiten als Ehefrau, Mutter und Ärztin in den Vordergrund gerückt sind.
Sie fragen sich jetzt bestimmt –...
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Olivia Gates
Olivia Gates war Sängerin, Malerin, Modedesignerin, Ehefrau, Mutter – oh und auch Ärztin. Sie ist immer noch all das, auch wenn das Singen, Designen und Malen etwas in den Hintergrund getreten ist, während ihre Fähigkeiten als Ehefrau, Mutter und Ärztin in den Vordergrund gerückt sind.
Sie fragen sich jetzt bestimmt –...
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