Zwischen Macht und Leidenschaft

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Karriere ist für ihn alles, und Gefühle sind bestenfalls Nebensache! Gerade jetzt, da das Präsidentenamt zum Greifen nahe ist, kann Phillip Edgewood keine Ablenkung gebrauchen. Auch nicht, wenn sie so sexy ist wie Alex. Zwar bittet er sie nach einer heißen Nacht um ihre Hand, aber nur, damit er für den Wahlkampf eine Frau an seiner Seite hat. Alex sagt Ja, weil sie sich von dieser Ehe offensichtlich etwas anderes verspricht. Doch sie muss verstehen, dass Liebe nichts für ihn ist. Oder nach der Wahl wieder aus seinem Leben verschwinden …


  • Erscheinungstag 30.05.2017
  • Bandnummer 1979
  • ISBN / Artikelnummer 9783733723750
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Nachdem Alex sich jetzt schon zum dritten Mal hinter der griechischen Statue versteckt hatte, gewann die Neugier von Senator Phillip Edgewood die Oberhand. Ja, er hatte sie in dem Raum, der voller Menschen war, dabei beobachtet, wie sie mit ihren Freunden und Kollegen geplaudert hatte. Warum auch nicht?

Schließlich war Alexandra Meer die schönste Frau von allen hier.

Das war überraschend. Denn eigentlich hatte Phillip erwartet, dass sie in Jeans zu seiner Fundraising-Party erscheinen würde, wogegen er nichts gehabt hätte. Ihm gefiel sie immer, egal, was sie trug. Aber diese perfekt gestylte, transformierte Version der Frau, die er vor ein paar Wochen in den Büros von Fyra Cosmetics kennengelernt hatte, war einfach – wow!

In diesem Moment räusperte sich Ramona Galindo und lenkte seine Aufmerksamkeit erneut auf ihr Gespräch. Die Senatorin aus Texas und Phillip hatten eine Menge gemeinsam und trafen sich öfter, wenn sie beide in Dallas waren. Aber er fand es schwierig, sich auf sie zu konzentrieren, während Alex ihren geheimnisvollen Aktivitäten nachging. Doch er tat so, als würde er Ramona zuhören, denn schließlich ging es an dem heutigen Abend vor allem darum, sich mit seinen Kollegen, die nicht in Washington lebten, zu vernetzen. Gleichzeitig bemühte er sich, Alex weiterhin im Blick zu behalten.

Versteckte sie heimlich Canapés, bevor jemand bemerkte, dass sie sie nicht aß? Oder erhoffte sie sich in den dunklen Nischen des Raums eine interessante Begegnung?

Wenn Ersteres der Fall war, empfand er es als seine Pflicht, ihr zu sagen, dass er die Häppchen ebenfalls nicht ausstehen konnte, obwohl es schließlich seine Party war. Und wenn es sich um Letzteres handelte, würde er ihr ihren Wunsch nur allzu gern erfüllen.

Um ehrlich zu sein, brauchte Phillip diese Ablenkung, denn heute war Ginas Geburtstag. Oder, um genauer zu sein, es wäre ihr Geburtstag gewesen. Wenn seine Frau noch gelebt hätte, wäre sie heute zweiunddreißig geworden. Eigentlich hätte man annehmen sollen, dass er sich nach zwei Jahren als Witwer mit dieser Bezeichnung abgefunden hätte. Aber es fiel ihm immer noch schwer, den Umstand zu akzeptieren.

Und das gab seiner Entscheidung den Ausschlag. Entweder, er verbrachte den Rest des Abends übellaunig und verdrossen, oder er schürte die Funken, die immer zu sprühen begannen, wenn er in Alex’ Nähe war. Als Phillip sich einverstanden erklärt hatte, Fyra Cosmetics bei der Lizensierung durch die Bundesbehörde behilflich zu sein, hätte er nie erwartet, dabei eine so faszinierende Frau kennenzulernen – besonders nicht, wenn diese Frau die Finanzchefin der Firma war.

Alex und er hatten sich öfter zum Lunch getroffen. Sie lachte über seine Witze und gab ihm das Gefühl, ein Mann zu sein, nicht bloß ein Politiker. Und sie war zu dieser Party gekommen, obwohl er sicher gewesen war, dass sie seine Einladung ablehnen würde. Das schien ein Hinweis darauf zu sein, dass es in ihrer Beziehung um mehr ging als nur um eine rein geschäftliche Zusammenarbeit.

„Bitte entschuldigen Sie mich“, sagte er zu Senatorin Galindo und ging an ihr vorbei, während er an den Ärmeln seines weißen Hemdes unter der Smokingjacke zog und sich zielstrebig durch den Raum auf die interessanteste der anwesenden Frauen zubewegte, die gerade … na ja, was auch immer sie da machte.

Er verschränkte die Arme, trat hinter die Statue und stellte sich ihr in den Weg. Zuerst überwältigte ihn ihr Duft … frisch, fruchtig … und dann sie selbst. Beides brachte sein Blut in Wallung, und zwar von null auf hundertachtzig.

„Sieh mal einer an, wen haben wir denn hier?“, sagte er munter. „Ich hoffe, ich bin nicht der Langweiler, dem Sie aus dem Weg gehen wollen.“

Alex’ Augen weiteten sich und gewannen gefährlich schnell an Glanz. Sie waren von einem faszinierenden Grün mit einem braunen Fleck in der linken Iris, der Phillip sofort auffiel. Mit Sicherheit war sie die aparteste Frau, die er je kennengelernt hatte, und das wollte etwas heißen, da er sich regelmäßig mit der weiblichen Elite aus Dallas und Washington traf.

„Nein, natürlich nicht. Diesen Titel hat nur unser Bürgermeister verdient.“ Dann stöhnte sie, woraufhin er schmunzeln musste. „Damit will ich natürlich nicht sagen, dass ich dem Bürgermeister aus dem Weg gehen möchte. Und auch nicht, dass er ein Langweiler ist. Genauso wenig, wie Sie es sind. Ich gehe niemandem aus dem Weg.“

War es falsch, dass es ihm Spaß machte, sie aus der Fassung zu bringen? Es war so leicht, denn sie sagte stets irgendetwas Unfassbares, das ihn zum Lächeln brachte. Und er verspürte das dringende Bedürfnis zu lächeln, besonders heute Abend. Dieses Kunststück gelang nur ihr. Sie war die einzige Person, die er seit Langem getroffen hatte, der seine gesellschaftliche Stellung völlig gleichgültig zu sein schien. Und das gefiel ihm.

„Aber wenn Sie hier wären, um jemandem aus dem Weg zu gehen, wäre das der perfekte Platz“, erwiderte er und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. „Niemand würde Sie entdecken, es sei denn, man hätte Sie beobachtet.“

Die Nische war nicht dunkel genug, um ihre Röte zu verbergen. „Sie haben mich beobachtet?“

„Also, hören Sie mal!“ Er schnalzte mit der Zunge. „Wenn eine Frau ein solches Kleid trägt wie Sie, wird sie doch wohl nicht schockiert darüber sein, dass ein Mann sie anschaut.“

Alex sah zu Boden und runzelte die Stirn. „Es ist doch nur ein Kleid.“

Oh nein, das war es nicht. Das fließende cremefarbene Material, durchzogen mit Goldfäden, die das Licht einfingen, wenn sie sich bewegte, umspielte ihre atemberaubende Figur. Bis jetzt hatte Phillip nicht einmal geahnt, dass sie derart tolle Kurven hatte, und es kam einer Sensation gleich. Schon vor dem heutigen Abend hatte er gewusst, dass sie eine wunderschöne Frau war, und fühlte sich nun in seiner Meinung mehr als bestätigt.

In diesem figurbetonten Kleid genoss sie seine volle Aufmerksamkeit. Er hoffte sehr, dass sie nicht abgeneigt war, sich hin und wieder für eine Veranstaltung in Schale zu werfen. Als Politiker musste er zu vielen Events gehen, doch bisher hatte es ihm an der passenden Begleitung gemangelt.

Aber vielleicht hatte er jetzt eine potenzielle Kandidatin dafür gefunden.

„Ich glaube, ich habe Sie bisher noch nie im Kleid gesehen.“ Fragend sah er sie an. „Wie oft haben wir uns bisher bei Ihnen in der Firma getroffen? Drei- oder viermal? Bis jetzt waren Sie dabei immer diejenige, die am lässigsten angezogen war. Cass, Trinity und Harper trugen meist Businesskostüme. Aber Sie hatten eigentlich immer Jeans an.“

Die anderen drei Firmengründerinnen von Fyra zogen sich sehr geschmackvoll an und bevorzugten luxuriöse Marken. Normalerweise schätzte Phillip es an einer Frau, wenn sie einen guten Geschmack in Sachen Mode hatte. Gina hatte es geliebt, in Boutiquen zu gehen, und auch die meisten Frauen aus seinem Umfeld waren stets nach dem letzten Schrei gekleidet. Das Problem war nur, dass er sehr schnell das Interesse an ihnen verlor.

Alex hingegen … nun, Alex faszinierte ihn. Als sein Cousin Gage ihm die Gründerinnen von Fyra Cosmetics vorgestellt hatte, war sie es gewesen, die ihn am meisten beeindruckt hatte.

Es war ihm unmöglich gewesen, die zierliche Brünette, die ihr Haar zum Pferdeschwanz gebunden hatte und ein einfaches T-Shirt und Jeans trug, zu ignorieren. Außerdem war sie als Einzige nicht geschminkt gewesen, und das als Finanzchefin einer Kosmetikfirma. Das war ungefähr so, als würde er sich jemandem als Senator Phillip Edgewood vorstellen und dann behaupten, dass die Gesetze der Vereinigten Staaten von Amerika ihn nicht interessierten.

Er war sofort von ihr fasziniert gewesen und hatte sie näher kennenlernen wollen. Außerdem wollte er verstehen, warum er nicht aufhören konnte, an sie zu denken. Warum sie so anders war als jede Frau aus seinem Bekanntenkreis. Doch aus vielerlei Gründen war ihm klar, dass er vorsichtig sein musste, was das andere Geschlecht betraf. Nicht zuletzt, um einen Skandal zu vermeiden. Außerdem gab es da noch einen wichtigen Punkt: Er suchte eine ständige Begleiterin. Die Frau, die diese Rolle ausfüllen konnte, musste schon die Richtige sein, und seine Kriterien waren sehr streng.

Phillip hatte keine Ahnung, ob Alex in diese Kategorie fallen würde, aber er war fest entschlossen, es herauszufinden.

„Haben Sie keine Gäste, um die Sie sich kümmern müssen?“, fragte sie und schaute ihm über die Schulter. „Ich möchte Sie nicht von ihnen fernhalten.“

„Es sind insgesamt siebenundachtzig, wenn ich mich recht erinnere“, erwiderte er und nickte. Ja, er sollte sich um seine Gäste kümmern, da hatte Alex wirklich recht. Doch er rührte sich nicht. „Sie gehören schließlich auch dazu, daher ist es meine Pflicht, mich um Ihr Wohl zu kümmern. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass etwas nicht stimmt, denn sonst hätten Sie sich ja wohl kaum hinter dieser Statue versteckt.“

„Na ja, mein Kleid ist … es ist ein bisschen unbequem“, erklärte sie und zeigte auf ihr Oberteil. „Irgendwie sitzt es nicht richtig.“

Unwillkürlich konzentrierte sich sein Blick auf die von ihr angedeutete Zone. „Für mich sieht es aber gut aus.“

„Weil ich es gerade zurechtgerückt habe“, gab sie zurück.

Die Vorstellung, wie Alex sich hinter der Statue ins Dekolleté gefasst hatte, um es zu richten, brachte sein Blut in Wallung. Er konnte das Bild gar nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Plötzlich schien die Nische für einen Senator und die Finanzchefin von Fyra Cosmetics viel zu eng. Die Luft zwischen ihnen knisterte vor Spannung.

Er verbot sich, nachzuhaken und sie zu fragen, ob er ihr beim Zurechtrücken behilflich sein konnte, obwohl ihm die Frage auf der Zunge lag. Doch schließlich war er seiner gesellschaftlichen Position etwas schuldig. Als Senator konnte man nicht einfach sagen, was man wollte, auch wenn er nur zu gern mit Alex geflirtet hätte. Unter anderem.

Phillips Leben gehörte nicht ihm. Als Senator war er größtenteils fremdbestimmt, und das würde sich auch nicht mehr ändern. Er war ein Edgewood, hineingeboren in eine Politikerfamilie mit langer Tradition und fest etabliert im Ölgeschäft. Und diese Familie zählte darauf, dass er als Erster aus dem Clan ins Weiße Haus einziehen würde.

Doch um das zu erreichen, brauchte er eine Frau. So war es nun einmal. Seit dem achtzehnten Jahrhundert hatte es keinen Präsidenten mehr gegeben, der Single gewesen war. Das Problem war nur, dass sein Herz noch immer Gina gehörte. Und er hatte bisher noch keine Frau getroffen, die sich damit begnügt hätte, die zweite Geige zu spielen, obwohl Gina tot war.

Es war ein furchtbares Dilemma. Entweder heiratete er nur pro forma und begnügte sich damit, die nächsten fünfzig Jahre lang einsam zu bleiben. Oder das Wunder geschah, und er fand eine Frau, der es nichts ausmachte, wenn sie nur Freunde und Liebhaber wären. Denn wahre Liebe konnte er niemandem bieten, das wäre ihm wie ein großer Verrat an seiner verstorbenen Frau vorgekommen.

Phillip wusste, dass das nicht fair war. Doch er glaubte nun einmal nicht an die zweite Chance. Niemand hatte das Glück, zweimal im Leben seine Seelenpartnerin zu finden. Falls Alex aber tatsächlich die richtige Frau für ihn sein sollte, würde sie das bestimmt verstehen.

Doch statt der vielen anderen Angebote, die er ihr gern gemacht hätte, begnügte er sich damit, sie zu fragen: „Hätten Sie gern ein Glas Champagner?“

„Sehe ich etwa so aus, als würde ich einen Drink brauchen?“, erwiderte sie trocken und fügte hinzu: „Oder können Sie etwa Gedanken lesen?“

Er grinste. „Weder noch. Ich finde es nur schade, dass Sie sich hier in dieser Ecke verkriechen und die Party nicht genießen können.“

Alex strich sich eine Locke aus dem Gesicht, die sich aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst hatte. „Wissen Sie, es braucht mehr als nur ein Glas Champagner, damit ich eine so formelle Party genießen kann.“

Das war wieder eine ihrer ungeheuerlichen Äußerungen, die Phillip zum Lächeln brachte. „Heißt das, meine Party genügt Ihren Ansprüchen nicht?“

Entsetzt sah sie ihn an. „Oh nein! Ihre Party ist perfekt, weil … nun, Ihr Haus ist ein wahrer Traum, und ihre Gäste sind großartig. Ich bin nur einfach nicht so gut im Small Talk. Aber das liegt ja wohl auf der Hand.“

Sie blinzelte, was bei jeder anderen Frau wie Koketterie gewirkt hätte. Für Phillip wäre es normalerweise das Signal gewesen, sich sofort aus dem Staub zu machen. Aber sie wirkte verletzlich und unsicher. Und das traf ihn mitten ins Herz.

Damit hatte er nicht gerechnet.

„Unsinn“, erwiderte er. „Sie sind einfach nur ehrlich. Und das finde ich sehr erfrischend.“

„Es freut mich, dass jemand so denkt.“ Sie runzelte die Stirn, was irgendwie süß aussah. „Zahlenmenschen wie ich werden nicht oft zu solchen Veranstaltungen eingeladen. Denn wir neigen dazu, uns hinter irgendwelchen Statuen zu verstecken und Probleme mit unserer Garderobe zu haben.“

„Warum sind Sie dann überhaupt gekommen, wenn Sie sich nicht gern in Schale werfen?“

Offensichtlich hatte sie sich nicht in jemanden verwandelt, der elegante Abendveranstaltungen mochte, was wirklich schade war. Sie erschien immer weniger wie die ideale Kandidatin für eine dauerhafte Begleitung. Doch das Problem war: Je länger Phillip neben ihr stand, desto mehr wünschte er sich, all seine Eheregeln über den Haufen zu werfen.

„Sie wissen doch, warum.“

Die unterschwellige Spannung zwischen ihnen wuchs noch, als ihre Blicke sich trafen. Phillip war ihr jetzt so nahe, dass er den braunen Punkt in ihrer Iris sehen konnte, was er merkwürdig intim fand. Ihre Anziehungskraft war unglaublich stark, und das war ein Problem.

„Sind Sie etwa meinetwegen gekommen?“, wollte er wissen. Doch in Wirklichkeit war es gar keine Frage. Ihr Lächeln war bereits Antwort genug. „Ich fühle mich sehr geschmeichelt, dass Sie sich für mich in ein unbequemes Kleid geworfen und sogar geschminkt haben.“

„Na ja, das können Sie gern als einen seltenen Ausbruch von Spontanität bezeichnen. Eigentlich sieht mir das gar nicht ähnlich. Aber ich hoffe, es wird sich am Ende auszahlen.“

Fast hätte er aufgestöhnt. Sie brachte ihn um. Warum konnten sie nicht einfach zwei Menschen sein, die sich ohne Hintergedanken auf einer Party kennenlernten? „Ich bin ein großer Fan spontaner Frauen.“

Zumal er selbst nur wenig Gelegenheit hatte, sich so zu verhalten. Das kam für einen Senator, der die Präsidentschaftskandidatur im Auge hatte, überhaupt nicht infrage. Sein Leben bestand aus Statements und Auftritten, die bis ins letzte Detail inszeniert und durchdacht waren. Die Chance, dass er zum Beispiel auf eine ausgesprochen faszinierende Frau treffen würde, die sich in einer Nische versteckte, war praktisch gleich null.

Doch hier war er nun. Alex und ihn verband die Gemeinsamkeit, dass sie nicht spontan sein konnten. Er musste grinsen.

„Dann sollten wir jetzt etwas ganz Impulsives tun. Tanzen Sie mit mir!“

Energisch schüttelte sie den Kopf, wobei sich noch mehr Strähnen aus ihrer Hochsteckfrisur lösten. „Ich kann unmöglich vor all diesen Leuten mit Ihnen tanzen.“

„Warum denn nicht? Sie haben Ihr Kleid zurechtgerückt, sind über achtzehn und nicht verheiratet.“

Das waren die drei neuralgischen Punkte, die er sofort überprüfte, wenn er eine Frau kennenlernte. Denn nachdem sein Onkel aufgrund von ein paar pikanten Fotos mit einer fremden Frau seine Nominierung für den Senat verloren hatte, hatte Phillip sich geschworen, kein Risiko dieser Art einzugehen.

Schließlich ging es in seiner Karriere nicht nur darum, gewählt zu werden, sondern etwas zu bewegen. Die Welt zu verändern. Bei diesem Ziel würde ihm keine Frau im Weg stehen, das stand fest. Ja, sein Leben war sehr privilegiert, daran konnte es keinen Zweifel geben. Doch mit diesem Privileg ging auch eine große Verantwortung einher.

„Dieses Kleid besitzt keine magischen Eigenschaften, Phillip. Ich bin nun mal ungeschickt, mit Worten und mit meinen Füßen.“

„Ihnen scheint nicht klar zu sein, dass Sie eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau sind, die ein Millionen-Dollar-Unternehmen mitbegründet hat. Sie sollten auf der Tanzfläche sein und all diese Leute hier einschüchtern. Weil Sie Alexandra Meer sind und es Ihnen egal ist, was sie denken.“

Er streckte die Hand aus. Auf keinen Fall würde er zulassen, dass sie den Rest des Abends hier in der Nische verbrachte. Aber in Wirklichkeit war dies nur eine Entschuldigung dafür, dass er einfach mehr Zeit mit ihr verbringen wollte.

Alex zögerte und starrte auf Phillips ausgestreckte Hand.

Es gab einen Grund, warum sie sich hinter der Statue versteckt hatte. Vielleicht waren andere Frauen dazu in der Lage, trägerlose Kleider zu tragen, ohne dass sie verrutschten. Sie gehörte jedenfalls nicht dazu, und wenn sie tanzte, würde das den anderen Gästen bestimmt auffallen.

„Kommen Sie schon“, drängte er sie, und erneut jagte ihr seine Stimme Schauer über den Rücken. „Ich kann Sie nicht einfach hier stehen lassen, und außerdem bin ich schließlich der Gastgeber. Das hier ist mein Haus. Wie Sie richtig gesagt haben, muss ich mich um meine Gäste kümmern.“

Zweifelnd betrachtete sie die große und ziemlich hässliche Statue, hinter der sie Zuflucht gesucht hatte. „Sie hätten mich gar nicht entdecken dürfen.“

Eigentlich war sie froh gewesen, sich verstecken und trotzdem ein Teil von allem sein zu können. Partys erinnerten Alex immer daran, warum sie sie nicht gern besuchte. Für gewöhnlich verstand sie die komplizierten sozialen Gepflogenheiten nicht.

Grundsätzlich hatte sie nichts gegen Regeln, aber nur, wenn sie sinnvoll waren, wie zum Beispiel im Finanzbereich. Zahlen änderten sich nun einmal nicht, und das fand sie sehr beruhigend.

In Phillips Fall hingegen … nun, das schien genau das Feld zu sein, auf dem er sich gern aufhielt. Und es ließ sich nicht leugnen, dass sie vom ersten Moment ihrer Begegnung an von ihm fasziniert gewesen war.

Deshalb hatte sie schließlich auch zugestimmt, als ihre Freundin und Partnerin Cass sie dazu gedrängt hatte, auf seine Party zu gehen. Cass hatte darauf bestanden, dieses glamouröse Kleid zu kaufen und sich ausnahmsweise auch schminken und zurechtmachen zu lassen. Alex hatte sich zunächst zwar gesträubt, aber am Ende musste sie sich geschlagen geben und war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.

Jetzt flirteten Phillip und sie miteinander, und er hatte sie sogar gebeten, mit ihm zu tanzen. Anscheinend besaß das Kleid also doch magische Fähigkeiten.

Vielleicht sollte sie tatsächlich mit ihm tanzen. Nur dieses eine Mal. Danach würde sie schnell wieder in irgendein Mauseloch schlüpfen.

Langsam streckte Alex die Hand aus. Insgeheim hegte sie die winzige Hoffnung, dass der Himmel endlich ein Einsehen hatte und sie sich nicht mehr so einsam fühlen musste. Sie hatte sich zwar hin und wieder mit Männern getroffen, aber weiter war daraus nichts entstanden. Phillip hingegen war der erste Mann seit langer Zeit, an den sie immer wieder hatte denken müssen.

Heute würden sie sehen, ob und wie sich die Dinge zwischen ihnen entwickelten.

Allerdings war sie auch noch reichlich eingeschüchtert von dem großen prächtigen, mehr als hundert Jahre alten Haus. Es symbolisierte den Status, den er genoss, und das Leben, das er führte. Ein Leben, das überhaupt nicht zu einem stillen Mauerblümchen wie ihr passte.

Sie erschauerte, als er sie berührte.

„Alex“, sagte Phillip und verstärkte seinen Griff. „Wir müssen jetzt tanzen. Sonst passiert noch etwas Schlimmes.“

„Was denn?“, fragte sie neugierig. Sein Blick ruhte auf ihren Lippen, als würde er sich jeden Moment vorbeugen und sie küssen wollen.

Davon träumte sie seit Wochen, seit dem ersten Mal, als er in ihre Firma gekommen war.

„Na ja, ich könnte zum Beispiel all meine Gäste rauswerfen“, verkündete er. „Und mich nur noch auf Sie konzentrieren.“

Das war eine Einladung. Und eine Frage. Wie sollte dieser Abend ihrer Meinung nach enden?

Alex wusste, dass sie nun mutig sein und über ihren Schatten springen musste. Egal, wie viel Angst sie davor hatte, sich vor den anderen zu blamieren.

„Also gut. Tanzen wir!“

„Hier entlang, Ms. Meer.“

Er führte sie aufs Parkett und zog sie in seine Arme.

Die Aufmerksamkeit der Menge war sofort auf sie gerichtet. Alle Gäste beäugten die Frau, die mit dem Senator tanzte. Unter den neugierigen Blicken wurde ihr ganz warm. Die einzigen Freunde unter den Anwesenden waren ihre Chefin Cassandra und deren Verlobter Gage, der Phillips Cousin war.

Alex hatte das Gefühl, als wären ihre Füße aus Blei.

„Hallo, hier spielt die Musik.“ Phillip legte ihr die Hand um die Taille. „Schauen Sie nur mich an. Vergessen Sie die anderen. Sie existieren gar nicht.“

Ha – wenn das nur stimmen würde! Doch Alex tat wie ihr geheißen und sah in seine tiefblauen Augen. Gekonnt bewegte er sich mit ihr zum Rhythmus der klassischen Musik, die aus den Lautsprechern seiner teuren Stereoanlage drang. Schließlich traten die Gesichter der anderen in den Hintergrund, und sie spürte nur noch seine Hände auf ihrem Körper – so, wie sie es sich schon oft vorgestellt hatte.

Nun, nicht ganz. In ihrer Vorstellung waren sie beide nackt gewesen.

Eindringlich sah Phillip sie an.

„Sehen Sie?“, fragte er leise. „So ist es doch schon viel besser.“

Oh ja. Dieser Abend, dieser Mann, der sie in seinen Armen hielt. Alles war besser. Es war nicht das Kleid, sondern Phillip, der magische Eigenschaften hatte. In seiner Gegenwart war sie ein anderer Mensch – jemand, der sich nicht mehr verstecken musste. Nicht einmal ihm gegenüber, obwohl sie gesellschaftlich so weit voneinander entfernt waren.

Und Alex wollte diese Magie genießen, solange sie andauerte. Vielleicht gelang ihr das ja, wenigstens für diesen einen Abend.

2. KAPITEL

Phillip wich die ganze Zeit nicht von Alex’ Seite.

Das war ebenso schön wie aufregend. Sie verlor jedes Gefühl für Zeit und Raum und vergaß auch die Blicke der anderen, genau wie er es sich von ihr gewünscht hatte. Er war wirklich ein erstaunlicher Mann, der ihr das Gefühl gab, etwas ganz Besonderes zu sein. Ihre hungernde Seele verschlang seine Aufmerksamkeit geradezu und bettelte um mehr.

Sie könnte sich daran gewöhnen, das Zentrum seiner Welt zu sein. Ihr Herz schien von Minute zu Minute leichter zu werden, als ihr plötzlich jemand auf die Schulter klopfte. Sie sah sich um. Cass. Fast hatte Alex schon vergessen, dass ihre Freundin auf der Party war.

„Ms. Claremont!“ Phillip nickte ihr zu. „Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen heute noch nicht gesagt habe, wie umwerfend Sie aussehen. Gage ist wirklich ein Glückspilz.“

„Ja, mir ist schon aufgefallen, wie beschäftigt Sie heute Abend sind“, erwiderte Cass doppeldeutig. „Aber ich werde dafür sorgen, dass Gage es später bei mir wiedergutmacht.“

Alex dachte kurz daran, ihr eine Ohrfeige zu geben, doch dafür hätte sie ihre Schultern von Phillips Armen nehmen müssen.

„Ich muss Ihnen Alex kurz entführen“, sagte ihre Freundin, und er ließ sie sofort los.

Dann schleppte Cass sie mit in die Damentoilette, aus der gerade zwei Hollywood-Berühmtheiten kamen. Von dieser Welt hatte Alex keine Ahnung. Sie hätte nicht ,sagen können, wer die glamourösen Frauen waren. Cass hingegen war in diesem Umfeld voll in ihrem Element.

Alex war darauf nicht neidisch, sie gönnte Cass, die sie wie eine Schwester liebte, alles Glück dieser Welt. Schließlich war auch sie es gewesen, die dafür gesorgt hatte, dass sie den Posten als Finanzchefin bei Fyra bekam. Und das, obwohl Cass gewusst hatte, dass sie eine Weile im Gefängnis gesessen hatte.

Ja, sie verdankte Cass ihre zweite Chance und würde daher auch bis zu ihrem Tod bei der Firma bleiben, wenn es nötig wäre. Aber natürlich war sie trotzdem sauer über die Unterbrechung.

„Was ist denn so wichtig?“, fragte sie, nachdem sie allein waren und keiner sie hören konnte. „Ich hab gerade so schön getanzt.“

Cass zog die Augenbrauen in die Höhe. „Ja, ist mir klar. Aber Gage und ich wollen gehen.“

„Jetzt schon?“ Alex war mit ihnen hergekommen, weil Gage darauf bestanden hatte, dass es genug Platz in seiner Limousine gab. Während der Fahrt hatte sie schon überlegt, wie sie sich am besten aus dem Staub machen könnte, wenn sie früher gehen wollte. Doch die Dinge hatten sich anders entwickelt.

„Es ist bereits Mitternacht“, erwiderte Cass und zeigte auf die Wanduhr. „Wir haben schließlich einen kleinen Sohn, der morgens um sechs Uhr aufwacht.“

Bestürzt starrte Alex auf die Uhr und hätte sich gewünscht, es wäre früher.

„Aber ihr habt doch ein Kindermädchen“, erinnerte sie Cass mit dem Mut der Verzweiflung. „Kann sie sich nicht um Robbie kümmern?“

Ihre Freundin schüttelte den Kopf und lachte. „Nein, das ist mein Job, solange Gage und ich noch nicht in derselben Stadt wohnen. Wenn du lieber noch bleiben möchtest, sag es ruhig. Du kannst dir ja auch ein Taxi nehmen.“

„Nein, das geht nicht.“

Autor

Kat Cantrell
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