Irische Hochzeit - 14. Kapitel

14. KAPITEL

Der Sommer ging dahin, und Lughnasa rückte näher. Das Korn reifte, und einiges davon würde man ernten können. Patrick ließ den Blick über das Land schweifen, als zwei Reiter sich näherten. Er erkannte Orange und Rot, die Farben des O’Phelan-Stammes.

     Auch wenn er nicht wusste, was sie wollten, so waren sie unwillkommen. Einige Wochen zuvor hatte Donal O’Phelan sein Angebot eines corpe-dire als Wiedergutmachung für seine Verletzung abgelehnt. Natürlich hätte Patrick vor dem Gericht der Brehons zu einem höheren Blutgeld gezwungen werden können, aber er hatte den Verdacht, dass Donal an eine andere Bezahlung als an die in Silbermünzen dachte.

     Er trat von dem Feld zurück und legte die Hand auf den Griff seines Schwertes. Er traute den O’Phelans nicht.

     Die Männer stiegen aus dem Sattel und beugten höflich die Knie. Patrick nahm es mit einem Kopfnicken zur Kenntnis.

     Zwei seiner Stammesgenossen kamen aus dem Feld und gesellten sich zu ihm. Eine einzelne Elster flog an den Männern vorbei. Das war ein schlechtes Zeichen.

     „Unser Anführer lässt dir seine Grüße überbringen“, begann einer der Boten. „Er schickt uns, um dich zu bitten, morgen bei Sonnenuntergang auf dem Hügel von Amadán mit ihm zusammenzutreffen.“

     „Und worüber begehrt er zu sprechen?“ Patrick war klug genug, nicht zu glauben, dass Donal O’Phelan nur an eine harmlose Unterhaltung dachte. Der Stammesanführer hegte immer noch Groll, und Patrick wollte nicht, dass er auf Rache an Isabel sann.

     „Er wünscht einen Waffenstillstand und eine Allianz unserer Stämme. Als Zeichen seines guten Willens bietet er dir dies hier an.“ Einer der Männer hielt Patrick die Zügel seines Pferdes hin. Der graue Wallach war erstklassig, doch Patrick hatte keine Lust, eine Bestechung anzunehmen.

     „Sagt Donal, dass ich ihn treffen werde. Sein Pferd aber brauche ich nicht.“ Er entließ die Männer und schaute ihnen nachdenklich hinterher.

     Wenn er jetzt über seine Ländereien ritt, sah er, wie die Menschen das Erntefest vorbereiteten. Junge Mädchen waren eifrig damit beschäftigt, Blumengirlanden zu flechten. Seine Männer übten den Kampf mit den Waffen und gaben sich Mühe, die Kunst des Bogenschießens zu vervollkommnen. Viele würden an den Spielen der kommenden Tage teilnehmen.

     Er musste an Isabel denken und wie sie sie mit ihrem Bogen verteidigt hatte. Es war nicht zu leugnen, dass sie geschickt mit der Waffe umgehen konnte. Doch obwohl sie jeden ihrer Landsleute im Wettkampf besiegen konnte, sträubte sich alles in ihm bei dem Gedanken, die Normannen an der Zeremonie zu Lughnasa teilnehmen zu lassen. Selbst seine Frau.

     Ihr Ritual war so alt wie Eíreann selbst und ebenso heilig. Aber er wollte Isabel auch nicht ausschließen. Sie versuchte ihr Bestes, ihm eine gute Frau zu sein, und das beschämte ihn.

     Sonnenlicht glitzerte auf dem Wasser. Obwohl er Isabel ein eigenes Boot bewilligt hatte, war sie doch kein einziges Mal damit zum Festland gekommen. Obwohl sie behauptete, Sosannas Niederkunft wäre nahe, hegte Patrick den Verdacht, dass sie ihn absichtlich mied.

     Sie hatte sich von ihm und den Inselbewohnern zurückgezogen. Annle erzählte ihm, dass sie aufgehört hatte, die anderen zu besuchen, und nur noch bei ihr und Sosanna vorbeischaute. Es war, als würde sie sich auf ihr Weggehen vorbereiten, indem sie sich absonderte.

     Er gab sich die Schuld an ihrer unglücklichen Lage. Sie verdiente einen besseren Gatten und ein besseres Leben als dieses. Er bestieg sein Pferd und ritt den Pfad entlang, der nach Laochre führte. Die späte Sommersonne wärmte sein Gesicht und überall um ihn herum konnte er die Ernte heranreifen sehen. In der Ferne lag der Hügel von Amadán. Am Morgen von Lughnasa würde der ganze Stamm auf den Gipfel des Hügels klettern und die ersten Ähren als Opfer für Crom Dubh verbrennen.

     Und morgen würde er mit Donal O’Phelan zusammentreffen und herausfinden, was der Mann genau wollte. Patrick zügelte Bel und lobte leise das Tier. Dann sah er aufs Meer hinaus.

     Etwas Weißes schimmerte am Horizont. Zuerst glaubte er, es wäre eine Schar Möwen, die nach Fischen tauchten. Doch als er die Hand über die Augen hielt, erkannte er, dass es drei Schiffe waren.

     Baron Thornwyck kam. Patrick war sich sicher. Und mit der drohenden Ankunft des Normannen verwandelte sich der vielversprechende Tag in einen rabenschwarzen. Er schätzte, dass es mindestens fünfzig Männer sein würden, wenn nicht mehr.

     Seine Männer holten ihn ein und sahen in die Richtung, in die sein Blick ging. „Sollen wir uns bewaffnen, mein König?“, fragte einer.

     „Das solltet ihr. Doch kein Angriff, bevor ich das Kommando dazu gebe. Wir wollen zuerst einmal sehen, was Thornwyck vorhat.“ Und wenn der Normanne Krieg wollte, würden sie sich ihrem Schicksal stellen.

     Er hatte gewusst, dass dieser Augenblick einmal kommen würde. Seitdem er Isabel als seine Gattin heimgeführt hatte, bereiteten seine Männer sich auf dieses Ereignis vor. Wenn es sein musste, würden sie den Feind bekämpfen. Und wenn sie den Sieg errangen, würden die Normannen gehen, ein für allemal.

     Einschließlich seiner Frau. Wenn das hier vorbei war, würde er sie freigeben.

     Er hätte sich erleichtert fühlen müssen, stattdessen verspürte er bei dem Gedanken nur eine schreckliche Leere. Er gestand sich, dass er sie vermissen würde. Nie hatte er eine mutigere Frau getroffen. Doch er würde das Richtige tun. Sie sollte das Leben führen können, das sie verdiente. Ein Leben unter Menschen, die sie mit Respekt behandelten.

     Nach dem Ende der Schlacht, und wenn er und seine Männer überlebten, würde er den Erzbischof Arthur of Bardsey um die Annullierung der Ehe bitten. Isabels Mitgift sollte ausreichen, um Arthur zu überzeugen.

     Dem anderen Mann befahl er: „Ich werde mit dem Baron zusammentreffen. Seid bereit, Laochre zu verteidigen.“

     Er gab Bel die Sporen und ritt in rasender Eile Richtung Küste. Wenn er Thornwyck von Laochre ablenken konnte, würde das seinen Männern mehr Zeit verschaffen, sich auf die Invasion vorzubereiten. Edwin konnte sich auf Ennisleigh mit seiner Tochter treffen, und dort würde Patrick etwas über die Absichten des Barons erfahren.

     Er wappnete sich gegen das, was jetzt auf ihn zukam.

Gegen ihren Willen musste Isabel lächeln, als sie die Schiffe mit den Frauen und Kindern der Normannen sah. Sie ruderte ihnen entgegen, um sie zu begrüßen. Lange Zeit hatte sie sich gefragt, ob ihr Vater die Familien wohl schicken würde. Sie hatte ihn eindringlich gebeten, nicht mitzukommen, denn seine Anwesenheit würde ihre Bemühungen nur erschweren.

     Er hatte nicht auf sie gehört. Edwin de Godred stand am Bug des Schiffes und trug seine beste, mit Gold und Silber verzierte Rüstung. Seine Haare kamen Isabel grauer vor als beim letzten Mal, als sie ihn gesehen hatte. Um die Augen hatten sich einige Falten tiefer eingegraben. Er lächelte nicht, als er sie erblickte.

     Vor Furcht krampfte sich ihr der Magen zusammen. Mit einem Mal wäre sie am liebsten umgedreht. Doch dafür war es zu spät. Sie wappnete sich innerlich gegen sein Missfallen und ruderte weiter.

     Als sie das erste Schiff erreichte, half ihr einer der Männer beim Einsteigen und vertäute ihr Boot längsseits. Isabel schätzte, dass ungefähr dreißig Menschen auf jedem Schiff waren, die meisten davon waren Frauen.

     „Vater“, sagte sie sanft. Sie war froh, an diesem Tag den silbernen Torques zu tragen, zusammen mit einem weißen léine und einem rubinroten Oberkleid, das ihren Rang als Königin unterstrich.

     Edwin musterte sie und runzelte die Stirn. Es gab keine Umarmung, kein Lächeln, nur sein kritischer Blick. „Wieso kommt die Königin von Laochre allein, ohne Eskorte?“

     Isabel ignorierte die Frage. „Darüber wollen wir später sprechen.“ Sie lächelte den Frauen und Kindern zu. „Ich bin froh, dass ihr gekommen seid.“ Die Kinder verstummten, einige machten große Augen. „Ich heiße euch in Erin willkommen. Wir gehen zuerst zu der kleineren Burg, wo ihr euch ausruhen und etwas erfrischen könnt. Ich werde euren Gatten und den anderen Männern die Nachricht von eurer Ankunft überbringen lassen.“

     Edwin packte ihren Arm. „Wieso meidest du Laochre?“, fragte er. „Als Königin …“

     „Als Königin ist es mein Recht zu entscheiden, wo man die Frauen und Kinder am Besten hinbringt.“ Obwohl ihr die Knie zitterten, sprach sie mit ruhiger Stimme. Sie wollte nicht riskieren, die Gäste nach Laochre zu bringen. Sie musste auch so schon eine Menge erklären, und Patrick würde nicht erfreut sein. Doch Gott sei Dank hatte Edwin statt einem Heer nur ein Dutzend Ritter als Eskorte mitgebracht.

     „Wir reden später noch darüber, Tochter“, sagte er. „Wenn wir an Land sind, will ich mit deinem Gatten sprechen.“

     Isabel neigte den Kopf. „Wie du es wünschst.“

     Eine Frau in ungefähr ihrem Alter näherte sich ihr, fiel auf die Knie und beugte den Kopf. „Danke, dass Ihr nach uns geschickt habt, Lady Isabel. Das ganze letzte Jahr haben wir unsere Männer vermisst.“

     „Können wir jetzt nicht zu ihnen gehen?“, fragte eine der jungen Mütter. Sie trug einen Säugling in den Armen, ein Kind, das der Vater wahrscheinlich noch nie gesehen hatte.

     „Sie sind noch bei dem Kampfübungen“, sagte Isabel. „Ihr werdet sie nach Sonnenuntergang sehen.“

Als sie den Strand von Ennisleigh erreichten, führte sie die Familien in den Ringwall und bat sie, sich im Turm zu versammeln. Einige Inselbewohner, die auf den Feldern arbeiteten, sahen sie und wandten sich ab, als hätte Isabel sie verraten.

     Isabel ließ sich ihre eigene große Angst nicht anmerken und betete, dass sie jetzt nicht noch mehr Schwierigkeiten über sie alle brachte. Gemeinsam mit den Neuankömmlingen betrat sie das Innere des Turms, und bald erfüllten der Lärm der Unterhaltungen, das Schreien der Säuglinge und das Weinen der Kinder den Raum.

     Ihr Vater saß, umgeben von seinen Rittern, in dem hohen Stuhl am Ende der großen Halle und wartete. Isabel brachte allen zu essen und zu trinken.

     Während der nächsten Stunde half sie, Essen zu verteilen, schickte Kinder zum Spielen und richtete Ruhelager her für die Kleineren. Als schließlich jeder versorgt war, stand Edwin auf. „Wir werden uns jetzt unter vier Augen unterhalten.“

     Das Gespräch war nicht länger zu vermeiden. Sie führte ihn aus der Großen Halle und blieb auf der Schwelle zu ihrem Gemach stehen. Frische Binsen bedeckten den Boden, und für die Wände hatte sie kleine wollene Wandbehänge gewoben. Der Strohsack, auf dem sie früher geschlafen hatte, war fort. An ihrer Stelle stand ein Bett mit einem Baldachin. Es war aus festem Eichenholz. Der tiefblaue, mit Färberwaid gefärbte Überwurf war Teil ihrer Mitgift, wie auch die mit Gänsefedern gefüllte Matratze. Weiche, cremefarbene Vorhänge hingen rund ums Bett, damit die Wärme nicht verloren ging.

     Isabel deutete auf einen Stuhl. „Setzt Euch doch.“

     Das Gesicht voller Missfallen, blieb ihr Vater stehen. „Wo ist dein Gatte?“

     „In Laochre, glaube ich.“ Sie setzte sich auf einen anderen Stuhl und faltete die Hände. Sie war ruhiger geworden und sah keinen Grund, die Wahrheit zu verbergen. „Ich lebe hier.“

     Edwins Gesicht verdüsterte sich. „Ich habe diese Ehe arrangiert, um dich zu einer Königin zu machen und nicht, damit du im Exil lebst.“

     „Ihr habt diese Ehe arrangiert, um die Kontrolle über Laochre zu erhalten. Doch unsere Männer und die Iren sind immer noch Feinde.“ Sie sah ihn offen an. „Nichts hat sich geändert, seitdem ich hier bin.“

     Besonders, was ihre Ehe betraf. Auch wenn Patrick ihr gegenüber nicht mehr so abweisend war, war sie immer noch Jungfrau. Und wenn er auch erklärte, dass es nicht ihre Schuld war, so verletzte seine Ablehnung doch ihren Stolz.

     „Ich hätte es wissen sollen, dass du es nicht fertig bringst, ein Königreich zu regieren.“ Edwin verschränkte die Arme und schüttelte erzürnt den Kopf. „Aber das macht nichts. Es ist nur noch eine Frage von Tagen, bis das Heer des Earl of Pembroke hier ankommt. Ich werde mich ihm anschließen.“

     Isabel blutete das Herz beim Gedanken an eine weitere Schlacht. „Was wollen sie?“

     „Die Eroberung“, antwortete Edwin. „Der Earl of Pembroke kommt König Diarmait Mac Murchada bei der Rückeroberung seines Königreichs zu Hilfe. Diarmait hat dem Earl die Hand seiner Tochter versprochen.“

     Isabel schauderte es, sie hatte Mitleid mit der schlimmen Lage der irischen Frau. Doch etwas anderes machte ihr mehr Sorgen. „Werden sie wieder Laochre angreifen?“

     Ihr Vater kniff die Augen zusammen. „Das hängt davon ab, wie kooperativ sich dein Gatte zeigt.“ Sein Zorn schien zu wachsen. „Aber ich sehe schon, dass er unsere Abmachungen nicht eingehalten hat.“

     „Er hat mich geheiratet, wie du es befahlst.“ Die Angst stach sie wie Nadeln, und sie fragte sich, was er noch wollte.

     „Du trägst nicht sein Kind.“

     Isabel erbleichte und schüttelte den Kopf. Ihr Vater fügte gnadenlos hinzu: „Und ich wette, du bist noch Jungfrau.“

     Sie presste die Lippen zusammen und antwortete nicht. Edwin stieß einen Fluch aus. „Das hätte ich mir denken können.“

     Energische Schritte näherten sich dem Gemach. Isabel stand auf und wollte zur Tür gehen, als diese aufflog. Da stand ihr Gatte und starrte sie und ihren Vater wütend an.

     Patrick hatte nicht die Insignien eines Königs angelegt, doch selbst in der Kleidung eines einfachen Kriegers wirkte er beeindruckend auf Isabel. Unter dem ledernen Panzer war seine sonnengebräunte Haut zu sehen, und die graue Tunika ließ seine stahlgrauen Augen leuchten.

     Er sah sie an, und sein Blick verbrannte ihr Selbstvertrauen zu einem Häufchen Asche. „Was macht er hier? Und die normannischen Frauen und Kinder?“

     Isabel wusste nicht, was sie antworten sollte, denn alles, was sie sagen konnte, würde nur seinem Zorn neue Nahrung geben.

     Aber es war Edwin, der ihm antwortete. „Ich sagte Euch, dass ich nach der Ernte kommen würde, um nach dem Wohlergehen meiner Tochter zu sehen und um sicherzugehen, dass Ihr die Bedingungen Eurer Kapitulation erfüllt habt.“

     „Ihr habt noch mehr Normannen auf mein Land gebracht“, beschuldigte ihn Patrick. „Das war nicht Teil unseres Abkommens.“

     Isabel war kurz davor zu gestehen, dass es ihre Idee gewesen war, aber Edwin ging auf Patrick zu und blieb vor ihm stehen.

     „Es war nie Teil unserer Abmachung, dass meine Tochter Jungfrau bleibt. Und das ist sie doch noch, nicht wahr?“

     „Kein Kind Eures Blutes wird je auf dem Thron von Laochre sitzen“, verkündete Patrick.

     Vor der Wut ihres Vaters hätte Isabel am liebsten die Flucht ergriffen. Ihre Wangen brannten vor Scham. Die beiden sprachen miteinander, als wäre sie gar nicht anwesend. Entschlossen, den Raum zu verlassen, erhob sie sich. Doch Patrick stellte sich ihr in den Weg.

     „Innerhalb weniger Tage wird das Heer des Earl of Pembroke hier einmarschieren“, antwortete Edwin. „Sie werden Euch in Ruhe lassen, wenn ich es verlange.“

     „Ich verstecke mich nicht hinter Euren Männern“, knirschte Patrick.

     „Um das Leben Eures Volkes zu retten, werdet Ihr meinem Befehl folgen“, entgegnete Edwin. „Diese Ehe wird nicht annulliert.“

     „Wird sie nicht?“ Patrick sprach ganz leise, aber Isabel entging nicht die Verachtung in seiner Stimme.

     „Lasst mich gehen“, flüsterte sie ihrem Gatten zu. „Ich will von alledem nichts mehr hören.“

     „Du gehst nirgendwohin“, sagte Edwin. „Diese Ehe wird jetzt vollzogen. Eine Scheidung gibt es nicht.“

     „Vater, bitte! Das ist nicht Eure Angelegenheit.“

     „Ist es doch. Diese Ehe wird bindend sein, oder ich lasse die Männer des Earls mit diesem Land machen, was sie wollen. Meinetwegen können sie den ganzen Stamm erschlagen.“

     Isabel stiegen heiße Tränen in die Augen. Sie sank auf einen Stuhl und wünschte nur noch, die beide würden gehen. Zwischen den beiden stehend, fühlte sie, dass Patrick diesen Streit nicht gewinnen konnte.

     Patrick öffnete die Tür und starrte Edwin wütend an. „Geht hinaus.“

     Ihr Vater gab nicht nach. „Ihr habt die Wahl, MacEgan. Ich möchte den Beweis, dass Ihr die Ehe mit meiner Tochter vollzogen habt. Ihr werdet diese Verbindung nicht beenden. Und meine Enkel werden unter den Königen von Erin sein.“

     Während ihr Gatte ihren Vater zwang, das Gemach zu verlassen, konnte Isabel die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie hatte Edwins Ankunft gefürchtet, nur hätte sie nie geglaubt, dass er so weit gehen würde.

     Patrick verriegelte die Tür und nahm den Mantel ab. Wie ein Raubtier ging er auf sie zu. In seinem Gesicht zeigte sich nicht die Spur von Mitleid.

     „Du hast seinen Befehl gehört.“

     „Tu es nicht, bitte“, flüsterte sie und hob ihm das Gesicht entgegen. „Nicht so.“

     Er löste seine Tunika und entblößte die starken Muskeln. Erst vor wenigen Nächten hatte sie sich gewünscht, ihn zu berühren und seine Haut auf der ihren zu fühlen. Doch jetzt war er wieder zu einem Krieger geworden. Sie konnte ihn nicht erreichen.

     Isabel wandte sich ab. Die Tränen brannten auf ihren Wangen.

     Er legte die Hand auf ihre Schultern. „Es tut mir leid, a stór.“ Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und trocknete ihre Tränen. Kraftvoll und geschmeidig zog er sie zu sich hoch.

     Seine Stärke war geradezu überwältigend. Sie zitterte bei dem Gedanken an das, was er tun musste. „Patrick“, hauchte sie.

     Langsam ließ er die Hand über ihren Rücken gleiten. Unter dem dünnen Stoff ihres Gewandes begann ihre Haut bei seiner Berührung zu prickeln.

     „Ich werde dir nicht wehtun“, sagte er schroff. Bevor sie noch etwas erwidern konnte, küsste er sie hart und wild. Isabel hielt sich an ihm fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sie konnte kaum noch klar denken. Sein heißer Mund und seine Hände auf ihrer Haut weckten in ihr den brennenden Wunsch nach mehr.

     Während er sie noch immer voll Hunger küsste, streifte er ihr das Oberkleid ab. Isabel klammerte sich an ihn und versuchte, ihrer Angst Herr zu werden. Doch als er ihr das léine auszog und ihre Haut entblößte, versuchte sie, sich mit den Händen zu bedecken.

     Patrick zog ihre Hände beiseite und betrachtete sie voller Leidenschaft. Obwohl Isabel sich bei dem Fest danach gesehnt hatte, das Bett mit ihm zu teilen, war sie jetzt voller Angst. Dieser Mann war ein Gefangener seiner Pflicht. Der Wille ihres Vaters hatte ihn rasend gemacht. Das war kein Ehemann, der sich danach sehnte, sie zu berühren.

     Doch sein überraschend sanfter Kuss beruhigte ihre Angst. Sie legte beide Hände auf seine Brust und spürte den rasenden Schlag seines Herzens unter ihren Fingern. Langsam ließ sie die Hände weiter nach unten gleiten, erforschte seine harten Muskeln und zog ihn an sich.

     Seine harte Männlichkeit rieb sich an ihr. Isabel rang nach Luft. Ihre weiblichste Stelle antwortete auf seine Berührung mit einem pochenden Sehnen.

     Mit einer einzigen Bewegung hob Patrick Isabel hoch und legte sie aufs Bett. Hastig zog er die Beinlinge aus und setzte sich neben sie.

     Innerlich brachte ihn das, was er tat, beinahe um. Er begehrte seine Frau, das stand außer Frage. Dennoch, er nahm es übel, zu dem hier gezwungen zu werden.

     Er streichelte ihre Hüften, bevor er zärtlich ihre Schenkel berührte. Sie zuckte zurück. „Schscht“, flüsterte er und drückte ihre Beine auseinander. Mit der Hand reizte er ihre geheimste Stelle, liebkoste sie, bis Isabel zitterte. Er ließ einen Finger in sie hineingleiten und spürte, wie bereit sie für ihn war. Stöhnend legte er sich auf sie.

     Plötzlich hielt er inne. Ihn erfüllten Schuldgefühle und Zorn, weil er sich mit seiner Frau vereinigen wollte. Der Befehl des Barons machte ihn wütend, schlimmer aber noch war, dass er sich danach sehnte, Isabel zu berühren. Er verdiente es nicht, diesen Augenblick zu genießen.

     Patrick schloss die Augen und versuchte, willensstark zu sein. Er sollte das hier nicht tun. Danach würde es nur noch schwieriger sein, die Ehe aufzulösen. Doch überwältigt von Isabels Süße, von ihrer seidigen Haut, schob er alle Vernunft beiseite.

     Vorsichtig drang er in sie ein, bis er den Widerstand ihrer Jungfernschaft spürte. Mit einem Stoß zerriss er das dünne Häutchen.

     Ihr erschrockener Schrei traf ihn wie ein Faustschlag. Hatte er ihr wehgetan? Von Scham überwältigt suchte er in Isabels Gesicht nach Anzeichen des Schmerzes. Er bewegte sich einige Male in ihr, bevor er abrupt aufhörte. In diesem Moment verachtete er sich für das, was er getan hatte. Ohne sie auch nur zu berühren hätte er einige Tropfen Blut auf das Betttuch fallen lassen können. Edwin de Godred hätte den Unterschied nicht bemerkt.

     Weil er aber mit Isabel zusammen sein wollte, hatte er selbstsüchtig den Augenblick genutzt. Und sie selbst dürfte bei alledem keine Freude verspürt haben.

     Er erlaubte sich nicht, zum Höhepunkt zu kommen, sondern zog sich eilig zurück.

     „Geht es dir gut?“, brachte er mühsam hervor.

     Isabels Gesicht war blass und drückte Bestürzung aus. Sie drehte ihm den Rücken zu und zog sich das léine über die nackte Haut. Das Schweigen traf ihn wie ein Messer. Rasch streifte er seine Kleider über und zog das Betttuch ab, das den Beweis ihrer Jungfräulichkeit trug.

     „Es tut mir leid, a stór“, murmelte er. Als er das Gemach verließ, verfluchte er sich für das, was er getan hatte.

Vorheriger Artikel Irische Hochzeit - 15. Kapitel
Nächster Artikel Irische Hochzeit - 13. Kapitel