Irische Hochzeit - 16. Kapitel

16. KAPITEL

Am frühen Nachmittag beendete der Stamm der MacEgan seine Wanderung auf den Hügel. Während sein Bruder Trahern die Zeremonie vollzog und die Getreidekörner in der Erde vergrub, hielt sich Patrick im Hintergrund. Die Stammesgenossen murmelten Dankesgebete und standen zusammen wie ein Mann. Danach erfreuten sich die Leute an Spielen und Wettkämpfen, und der Met floss in Strömen. Nachdem sein Volk zur Segnung der Pferde wieder hinuntergegangen war, blieb Patrick auf dem Hang zurück. Die Segnung fand in dem kleinen Fluss statt, der ihr Land durchschnitt. Von seinem günstig gelegenen Standort aus beobachtete er die Festlichkeiten und erwartete Donal O’Phelans Ankunft. Einige Stammesmitglieder scharten sich als seine Eskorte um ihn.

     Bei Sonnenuntergang erschien der Anführer. Fackeln loderten entlang des Pfades auf, als der Himmel dunkler wurde. Donal O’Phelan hob die Hand, um Stille zu gebieten und sah Patrick an. Er beugte ehrfurchtsvoll das Knie und begann zu sprechen. „Lange Zeit haben unsere Stämme einander überfallen“, rief er mit dröhnender Stimme. „Bei dem letzten Überfall verwundete Isabel MacEgan mich mit einem deiner Pfeile. Sie ist Normannin, nicht wahr? Du hast sie geheiratet, um dein Volk zu retten.“

     Patrick leugnete es nicht. „Was willst du von mir?“

     O’Phelan beantwortete die Frage nicht. Stattdessen bemerkte er: „Die Normannen sind in der Überzahl.“ Er deutete nach Laochre, wo die von Fackeln erleuchtete Burg stand. „Und bald werden sie deinen Stamm zerstören. Es sei denn, du nimmst meine Hilfe an.“

     Patrick verschränkte die Arme. „Meine Männer sind stark genug, um jeden Feind abzuwehren.“

     „Was, wenn mein Stamm sich mit dem deinen vereinigte?“, fragte Donal. „Du besäßest dann die doppelte Streitmacht, um die Normannen zu überwältigen.“

     Patrick traute dem anderen Anführer nicht. Donal würde nie anbieten, ihre Stämme zu vereinigen, wenn er nicht noch einen besseren Handel für sich selbst im Sinn hätte. „Und was verlangst du dafür als Gegenleistung?“

     „Trenne dich von deiner Frau und heirate meine Tochter. Meara ist ein schönes Mädchen, und sie gäbe eine bessere Königin ab als diese Normannin, die du jetzt hast.“

     Seine Männer würden diese Verbindung begrüßen, aber Patrick erinnerte sich plötzlich schmerzlich an Isabels Worte. Du lässt dir von ihnen dein Leben vorschreiben. Schon einmal hatte er seine eigenen Wünsche geopfert und, um seinen Stamm zu retten, Isabel geheiratet. Und die Ehe war ganz und gar nicht so, wie er erwartet hatte. Isabel war impulsiv, ungehorsam … und die faszinierendste Frau, die ihm je begegnet war.

     „Im Augenblick gibt es größere Probleme“, stellte Patrick fest. „Edwin de Godred unterrichtete mich davon, dass Strongbow eine weitere Invasion plant. Seine Schiffe können jeden Augenblick hier ankommen, und wir müssen auf sie vorbereitet sein.“

     „Und was lässt dich glauben, Strongbows Männer werden Laochre nicht erobern?“, höhnte Donal. „Sie werden die Festung einnehmen und an deiner Stelle einen normannischen König einsetzen.“

     „Wenn dem so wäre, hätten sie es längst getan.“ Er schob den Gedanken beiseite. „Deine Männer sollten sich auf das vorbereiten, was vor ihnen liegt.“

     Donal kniff die Augen zusammen. „Ich traue den Normannen nicht. Und mein Angebot gilt. Schick deine Frau fort und heirate meine Tochter. Lass uns eine Nachricht zukommen, sobald du deine Entscheidung getroffen hast.“

     Patrick blickte den Mann fest an. Er wollte sich nicht von irgendjemanden einschüchtern zu lassen, besonders nicht von einem Stammesanführer, dessen Loyalität er in Frage stellte. „Ich habe meine Entscheidung getroffen. Und die Antwort heißt Nein.“

     Er wandte sich ab, um den Hügel hinunterzugehen. Donal O’Phelan war in seinen Augen kein vertrauenswürdiger Mann, und er sah keinen Grund, warum er sich mit dem Stamm verbünden sollte. Viel zu lange waren sie Feinde gewesen.

     Übers Wasser hinweg sah er die Lichter auf Ennisleigh leuchten. Auch wenn er heute Morgen nicht lange dort geblieben war, war ihm an den normannischen Kämpfern etwas aufgefallen. Statt Zorn herrschte jetzt eine gewisse Zufriedenheit unter ihnen. Ein oder zwei hatten ihn mit einem Lächeln gegrüßt, bevor er zum Festland übersetzte. Der plötzliche Wandel in ihrem Benehmen überraschte ihn.

     War es richtig von Isabel gewesen, die Frauen und Kinder herzuholen? Wenn die Normannen für ihre Frauen und Kinder kämpfen konnten, würde sie sich dann ihnen anschließen und mit seinen Stammesgenossen gegen den Earl of Pembroke kämpfen?

     Konnte die Kluft zwischen ihnen überbrückt werden, würden sie zweifellos die mächtigste Festung in ganz Eíreann sein. Nicht länger würden sie Eindringlinge fürchten müssen. Seine Frau hielt das für möglich. Und sie glaubte außerdem, dass die Normannen Teil ihres Stammes werden könnten. Langsam begann auch er, darüber nachzudenken.

     Mit einer Hand strich er über das Heft seines Schwerts. Uilliams Schwert. Die schmerzliche Erinnerung an seinen Tod schien zu schwinden. So lange hatte er im Schatten seines Bruders gelebt, hatte ein genauso hervorragender König sein wollen wie Uilliam.

     Aber er würde nie wie sein Bruder sein. Er konnte nur seine eigenen Entscheidungen treffen und hoffen, dass es die richtigen waren.

     Wind kam auf und blies ihm eine kühle Brise ins Gesicht. Er wollte zu seiner Frau gehen und noch einmal die Nacht mit ihr verbringen. Doch gut möglich, dass sie ihn fortschickte, nachdem er ihr das Recht verweigert hatte, an der Feier von Lughnasa teilzunehmen. Er wanderte den Hügel hinunter. Unterwegs begrüßte er einige seiner Stammesleute. Als er auf Ruarc traf, ging er an der Seite seines Cousins weiter. „Wie geht es deiner Schwester?“

     Ruarc zuckte die Achseln. „Annle sagt, das Kind kann jeden Augenblick kommen.“

     „Hast du irgendetwas über den Mann erfahren, der ihr das angetan hat?“

     Ruarc hob den Blick und sah ihn wütend an. „Würde dich das kümmern? Du scheinst mehr Interesse daran zu haben, Normannen zu uns zu bringen als daran, die zu beschützen, die von uns übrig geblieben sind.“

     Er wandte sich ab und beschleunigte seine Schritte.

     Patrick wollte Ruarc nicht so einfach weggehen lassen. Er holte ihn ein und packte ihn an den Schultern. „Glaubst du, ich habe sie gerne hier? Glaubst du, ich mag sie lieber als du? Eine größere Streitmacht ist im Anmarsch, und ich will darauf vorbereitet sein. Wenn wir uns jetzt mit den Normannen bekriegen, werden sie auch noch die Letzten von uns umbringen.“

     „Lieber tot, als ein Leben lang Gefangener ihrer Launen zu sein.“ Der wütende, starre Blick seines Cousins zeigte, dass er nicht zu überzeugen war. Es war zwecklos, ihn zu bitten, erst einmal abzuwarten.

     Patrick setzte sich auf einen Felsen. Seine Fackel begann, Funken zu sprühen, und ihr Licht wurde schwächer.

     Vielleicht hatte sein Cousin ja recht, und er machte sich, was die wirklichen Nöte seines Volkes betraf, etwas vor. Wenn er weiterhin König bleiben wollte, musste er sich zwischen Isabel und dem Stamm entscheiden.

     Und wenn er auch wusste, wie die Antwort zu lauten hatte, tat es deshalb nicht weniger weh.

Isabel saß neben Sosanna, deren Gesicht vor Schmerz ganz weiß war. Sir Anselm war gekommen, nachdem er erfahren hatte, dass die junge Frau in den Wehen lag.

     „Kann ich etwas tun?“, fragte er von der Tür her, während Sosanna bei einer weiteren Schmerzwelle die Augen schloss. Annle bereitete leise vor sich hinsummend den Strohsack vor und breitete weißes Leinen darüber.

     Isabel unterdrückte ein Lächeln und schüttelte den Kopf. Der Normanne benahm sich wie ein werdender Vater, obwohl es nicht sein Kind war. „Es wird noch viele Stunden dauern.“

     Der Ritter murmelte irgendetwas darüber, dass keine Frau solche Qualen sollte ertragen müssen. Zwar ging er, doch Isabel sah ihn draußen herumlungern, als suchte er nach einer Entschuldigung, um in der Nähe zu bleiben.

     Der Nachmittag ging in den Abend über, und später in der Nacht kämpfte Sosanna nicht mehr wortlos mit dem Schmerz, sondern schrie bei jeder Wehe laut auf.

     „Das Baby wird bald da sein“, beruhigte Isabel sie. Sie sprach irisch mit der jungen Frau. Obwohl sie Ruarc eine Nachricht geschickt hatte, war Sosannas Bruder noch nicht aufgetaucht.

     Sosanna griff nach Isabels Hand und drückte sie so fest, dass Isabel fürchtete, sie würde ihr die Finger brechen. Sie ertrug es geduldig, denn sie wusste, welche Schmerzen die werdende Mutter gerade ertragen musste.

     Als die Wehen immer stärker wurden, begann Isabel sich Sorgen zu machen. Sie hatte von Frauen gehört, die im Kindbett gestorben waren und flehte zu Gott, dass sie so etwas heute Nacht nicht würde erleben müssen. Einen Moment lang wurde ihr schwindlig, und die Geräusche in der Hütte schienen wie aus weiter Ferne zu kommen.

     Würde sie so etwas erleiden müssen, wenn sie Patricks Kind gebar? Sie legte die Hand auf den Bauch und erinnerte sich daran, wie er sie berührt und geliebt hatte.

     „Isabel, geht hinaus“, befahl Annle. „Schöpft frische Luft.“

     Sie gehorchte und stolperte in die Nachtluft hinaus. Draußen vor der Hütte wartete Sir Anselm. In der Hand hielt er einige Stängel Heidekraut.

     „Wie geht es ihr?“

     Isabel schüttelte den Kopf. „Sie hat solche Schmerzen.“

     Anselm drückte ihr das Heidekraut in die Hand. „Ich bezweifle, dass sie sie haben will, aber Ihr könntet sie ihr geben.“

     Isabel machte ein erstauntes Gesicht. „Sie bedeutet Euch etwas.“

     Der Ritter nickte mit roten Wangen. „Ich weiß, dass sie immer noch Angst vor mir hat. Ich will sie nicht belästigen.“

     „Habt Ihr in all der Zeit ein wenig Irisch gelernt?“, fragte Isabel und betrachtete die zart rosa Blüten in ihrer Hand.

     „Ein wenig.“ Der Ritter sah zu Boden.

     „Ihr könntet zu ihr gehen und mit ihr sprechen, wenn das Baby geboren ist.“ Ihre größte Angst, nämlich dass Sosanna die Geburt nicht überleben könnte, erwähnte Isabel lieber nicht.

     Er lächelte traurig. „Nein, das glaube ich nicht.“

     Isabel strich über die Blumen. „Ich werde sie ihr geben und ihr sagen, dass sie von Euch sind.“

     Er nickte achselzuckend und ging zum Rand des Ringwalls. Anders als die anderen besaß er keine Familie, die hätte kommen können. Er war ein einsamer Ritter, und Isabels Herz begleitete ihn.

     Zögernd ging sie zurück zur Hütte, in der Sosanna sich quälte. Mit rotem Gesicht und schweißnassem Haar hatte die junge Frau begonnen zu pressen.

     Isabel trat an ihre Seite, um sie zu unterstützen. Sie ergriff Sosannas Hand und gab ihr die Heidezweige. „Sie sind von Sir Anselm“, sagte sie. „Er schickt seine Gebete.“

     Sosanna zerdrückte die Blumen in der Hand, während sie erneut presste. Die geknickten Stängel fielen auf den Lehmboden und schienen vergessen. Die nächste Stunde kämpfte sie weiter, bis endlich der Schrei des Neugeborenen ertönte. Alle drei Frauen weinten, und Annle legte das kleine Wesen vorsichtig auf Sosannas Bauch.

     „Du hast einen Sohn.“

     Sosanna streichelte den Kopf des Kindes. Die Tränen liefen ihr über die Wangen.

     Isabel und Annle wurden still, als Sosanna ihr Baby hielt. Sie strich ihm mit der Hand über den Kopf und berührte die winzigen Finger.

     „Er ist schön, Sosanna.“

     Doch die Frau sprach immer noch nicht. Während Annle ihr bei der Nachgeburt half, ging Isabel zum Ufer hinunter und tauchte die Hände in das kalte Wasser.

     Obschon sie im Angesicht des Todes triumphiert hatten, starrte Isabel in den dunklen Himmel hinauf. Keine Sterne funkelten, noch war der Mond zu sehen. Erst als sie die Hände an die Wangen legte, bemerkte sie ihre eigenen Tränen.

     Einsamkeit und die Sehnsucht nach ihrem Gatten drohten sie zu überwältigen. Sie wünschte, er wäre da. Aber mehr als alles andere wünschte sie sich, er wäre kein König. Sie wollte einen einfachen Mann haben, einen, den sie umsorgen konnte. Jemanden, der sie liebte.

     Nachdem sie sich einige Augenblicke des Selbstmitleids erlaubt hatte, stand sie auf und ging zum Turm zurück. Von der langen Nacht taten ihr die Schultern weh und ihre Glieder waren ganz steif.

     Zu ihrem Erstaunen prasselte ein helles Feuer im Kamin, als sie ihr Gemach betrat. Auf einem niedrigen Tisch stand ein Glas Wein, und eine Mahlzeit aus Fisch, Brot und frischen Erbsen erwartete sie. Auf einem anderen Teller lagen in Honig getränkte, mit gehackten Haselnüssen bestreute kleine Kuchen.

     Eine plötzliche Bewegung erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie sah ihre Katze Duchess über die Schwelle schreiten. Das Tier sah zufrieden aus, gerade so, als würde die Burg ihm gehören.

     Als Duchess Isabel erreicht hatte, blieb sie stehen und setzte sich. Laut miauend leckte sie sich das Mäulchen.

     Isabel musste lächeln. „Hättest du gerne ein wenig Fisch?“ Noch mehr Miauen.

     Sie zauste leicht die Ohren der Katze, zupfte einige Stücke von dem Fisch und hielt sie ihr hin. Die Katze schnurrte laut, rieb sich an Isabels Beinen und nahm dann den Fisch aus den Fingern ihrer Herrin.

     Jetzt vernahm Isabel Schritte, und sie drehte sich zur Tür um. Ihr Ehemann trat ein und ließ einen Sack zu Boden fallen. Bei seinem Anblick machte ihr Herz unwillkürlich einen Sprung. Wie ein Wolf kam er auf sie zu.

     Isabel blieb stehen, doch ihre Hand umklammerte den Weinkelch. Als müsste sie ihren ganzen Mut zusammennehmen, nahm sie einen tiefen Schluck. Patrick stand vor ihr. Er fasste sie nicht an, doch er war ihr nahe genug, dass sie die Wärme seines Körpers spüren konnte. Ein Muskel an seiner Wange zuckte.

     „Sie sagten mir, Sosanna habe einen Sohn geboren.“

     „Stimmt. Es war eine schwierige Geburt.“ Isabel setzte sich auf ein großes Kissen neben dem niedrigen Tisch und nahm einen der mit Honig getränkten Kuchen.

     „Aber jetzt geht es ihr gut?“ Er setzte sich ihr gegenüber. Isabel nickte.

     Über den Tisch hinweg betrachtete ihr Gatte sie, als wäre sie einer der Honigkuchen. Doch er machte keine Anstalten, sie zu berühren.

     Den Ellbogen auf den Tisch gestützt, legte Isabel den Kopf in die Hand. „Worüber willst du mit mir sprechen?“

     „Über uns. Unsere Ehe.“ Er streckte die Hand nach ihr aus, doch Isabel wich zurück. Dass er so nahe bei ihr saß, verwirrte bereits all ihre Sinne. Sie konnte den Kieferngeruch wahrnehmen, den er von draußen mitgebracht hatte.

     „Was ist damit?“

     „Donal O’Phelan forderte mich auf, dich wegzuschicken und seine Tochter zu heiraten.“

     Sie hätte darauf gefasst sein müssen. Der Anführer des rivalisierenden Stammes würde sicher gerne eine Verbindung mit Laochre eingehen.

     „Und du sagtest ihm zu?“ Auch wenn sie ihre Stimme ruhig hielt, war ihr, als würden tausend Messer ihr Herz zerstückeln. Natürlich würde er einwilligen.

     „Ich lehnte sein Angebot ab.“ Er stand von dem niedrigen Tisch auf und bot ihr seine Hand an, um ihr beim Aufstehen zu helfen.

     Zur Antwort verschränkte Isabel die Arme. „Warum? Ist es nicht das, was du tust? Frauen heiraten, um den Frieden zu erhalten?“

     Trotz seiner äußerlichen Ruhe verströmte er auf einmal etwas Dunkles, Gefährliches, und er fasste Isabel ungeduldig um die Taille. „Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Ich kam, um dir von diesem Angebot zu erzählen, denn du würdest es sowieso bald erfahren. Du verdienst es, die Nachricht von mir zu hören, nicht von den anderen. Und ich wollte dich um Rat bitten.“

     Sie stieß ein ärgerliches Lachen aus. „Was für einen Rat? Ob du sie in zwei Wochen oder erst nächstes Jahr heiraten sollst?“ Ihr Zorn war so groß, dass sie am liebsten um sich geschlagen hätte. Sie trat gegen den niedrigen Tisch und freute sich, als etwas von dem Essen auf den Boden fiel. „Oder ob du die blaue oder die braune Tunika zu deiner Hochzeit tragen sollst?“

     Er packte sie und hielt ihre Arme fest. Isabel wehrte sich, doch genauso gut hätte sie versuchen können, sich von einem Fels zu befreien.

     Patrick senkte die Stimme und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich möchte deine Wünsche wissen. Wünschst du dir immer noch deine Freiheit?“

     Der weiche Ton seiner Stimme und die Nähe seines Mundes ließen sie erröten. Er presste sich an sie, und sie spürte jeden Zoll seines schlanken, muskulösen Körpers.

     „Wieso fragst du mich das überhaupt? Du wirst dich schließlich für das entscheiden, was das Beste für deinen Stamm ist. Und wir beide wissen, dass dein Stamm mich nicht will.“

     Er sagte nichts, streckte aber die Hand aus und fuhr ihr übers Haar. Isabel trat zurück und senkte den Kopf. „Du kennst die Wahrheit, Patrick. Ich kann nicht hierbleiben.“

     „Dann willst du also die Trennung?“

     Sie wollte laut Nein schreien. Mehr als alles andere wollte sie bei ihm bleiben, sehnte sich danach, seine geliebte Frau zu sein. Doch selbst wenn er nicht die Tochter von O’Phelan heiratete, irgendwann konnte ein anderes Angebot kommen. Sie war nicht so dumm zu glauben, dass ihre Ehe ewig währen würde.

     Seine Hände glitten liebkosend über ihren Rücken, sie spürte, wie sehr er sie begehrte. Und bei allen Heiligen, sie konnte ihr eigenes wildes Verlangen nicht leugnen. Sie wollte, dass er sie küsste, dass er die Einsamkeit vertrieb, die sie erfüllte. Dass er sie liebte.

     „Lass mich einfach allein, Patrick“, flüsterte sie. Sie vermochte ihr Herzeleid nicht länger verbergen, und eine Träne rollte über ihre Wange. „Ich möchte, dass du gehst.“

     Vielleicht würde es dann nicht so wehtun.

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