Julia Best of Band 294

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Drei Romane von CHANTELLE SHAW

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  • Erscheinungstag 02.08.2025
  • Bandnummer 294
  • ISBN / Artikelnummer 0812250294
  • Seitenanzahl 384

Leseprobe

Chantelle Shaw

JULIA BEST OF BAND 294

Chantelle Shaw

1. KAPITEL

Diego stand lässig an den Zaun gelehnt da, blinzelte gegen die Abendsonne und beobachtete, wie das Pferd und seine Reiterin mit beeindruckender Leichtigkeit zum Dreifachsprung ansetzten. Als Nächstes kam die ein Meter achtzig hohe Mauer. Das Pferd wurde schneller, und die Reiterin lehnte sich über den Hals nach vorn, bereit zum Sprung.

Es war faszinierend, wie gut die beiden miteinander harmonierten. Unbewusst hielt Diego den Atem an und wartete darauf, dass die Hufe des Pferdes vom Boden abhoben. Aber in diesem Moment schoss ein Motorrad aus dem Wald. Das hohe Kreischen des Motors durchschnitt die Stille, dann kam die Maschine mit quietschenden Reifen auf dem Weg neben der Koppel zum Stehen. Diego wusste in dieser Sekunde, dass das Pferd, erschreckt durch den unerwarteten Lärm, den Sprung verweigern würde. Aber es gab nichts, was er tun konnte, und so musste er hilflos mitansehen, wie die Reiterin aus dem Sattel geschleudert wurde, über den Kopf des Pferdes flog und mit einem entsetzlich dumpfen Geräusch auf die sonnenverbrannte Erde aufschlug …

Rachel stöhnte leise auf. In ihrem Kopf drehte sich alles, und sie spürte heftige Schmerzen in ihren Armen, ihren Schultern, ihren Hüften … Ich werde mir ein paar schlimme Prellungen zugezogen haben, dachte sie reumütig. Es schien einfacher, die Augen nicht zu öffnen, und sich stattdessen in die willkommene Dunkelheit sinken zu lassen, die den Schmerz vergessen ließ. Doch sie konnte eine Stimme hören. Mühsam hob sie die Lider und starrte den Mann, der sich über sie beugte, verwirrt an.

„Bewegen Sie sich nicht. Liegen Sie ganz still, während ich nachsehe, ob Sie sich etwas gebrochen haben. Dios, Sie haben Glück, dass Sie noch am Leben sind“, sagte er mit rauer Stimme. „Sie sind wie eine Stoffpuppe durch die Luft geflogen.“

Rachel nahm vage wahr, dass Hände über ihren Körper strichen, zuerst ihre Beine hinauf zu ihren Hüften und dann über ihre Rippen. Und obwohl der Mann sie nur ganz leicht berührte, zuckte sie zusammen, als er die empfindliche Stelle am unteren Ende des Rippenbogens fand. Immer noch benommen von ihrem Sturz schloss sie die Augen wieder.

„Hey, nicht ohnmächtig werden. Ich rufe einen Krankenwagen.“

„Ich brauche keinen Krankenwagen“, murmelte Rachel entschlossen und zwang sich, die Augen wieder zu öffnen. Die Dunkelheit verschwand, und über sich konnte sie den blauen Himmel mit kleinen weißen Wattebauschwölkchen sehen. Aber dann beugte sich der Fremde wieder über sie, und sein Gesicht war so dicht vor ihrem, dass sie seinen warmen Atem auf ihrer Wange fühlte. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie eine Gehirnerschütterung hatte – oder halluzinierte.

Sie erkannte ihn sofort. Diego Ortega – internationaler Polo-Champion, Multimillionär und Playboy, der laut Presseberichten genauso erfolgreich bei Frauen war wie bei Polo-Turnieren. Rachel interessierte sich nicht für die Klatschkolumnen, aber seit sie zwölf Jahre alt war, hatte sie jedes Reitermagazin verschlungen, das sie in die Finger bekam, und es bestand kein Zweifel, dass der Argentinier eine Legende in seinem Sport war.

Sie nahm an, dass sie sein überraschendes Auftauchen eigentlich nicht verwundern sollte, denn während der letzten Wochen war sein bevorstehender Besuch in Hardwick Hall das Hauptgesprächsthema gewesen. Doch ihn jetzt in Fleisch und Blut vor sich zu sehen, war trotzdem ein Schock, und die Tatsache, dass er sie und Piran beim Springen beobachtet hatte, beunruhigte sie.

Er war gerade dabei, sein Handy aus der Tasche seiner Jeans zu ziehen. Rachel setzte sich mühsam auf und biss sich auf die Lippe, um nicht aufzuschreien, als ihr mitgenommener Körper protestierte.

„Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen liegenbleiben.“ Neben dem starken Akzent war in Diego Ortegas Stimme eine angespannte Mischung aus Sorge und Ungeduld zu hören.

Instinktiv rebellierte Rachel gegen seinen herrischen Tonfall.

„Und ich habe Ihnen gesagt, dass ich keinen Krankenwagen brauche“, erwiderte sie heftig, während sie ihre Beine anzog und es durch reine Willenskraft schaffte, sich auf ihre Knie zu setzen.

„Sind Sie immer so widerspenstig?“ Diego gab sich keine Mühe, seinen Ärger zu verbergen, und murmelte etwas in seiner Muttersprache, das nicht wie ein Kompliment klang. Wenn ich erst wieder auf den Füßen stehe, werde ich mich besser fühlen, tröstete sie sich. Und sie würde ganz sicher nicht stundenlang im Wartezimmer des Krankenhauses rumsitzen. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte sie sich aufzurichten, und schrie überrascht auf, als sich starke gebräunte Hände um ihre Hüften legten und sie hochhoben.

Sie konnte nicht länger als ein paar Sekunden an Diego Ortegas muskulöser Brust gelehnt haben, aber das Gefühl seiner starken Arme, die sie hielten, und der betörende Duft seines Aftershaves, der ihre Sinne bestürmte, machten sie ganz schwindelig. Ihr Herz schlug viel zu schnell, und es half nichts, sich zu sagen, dass ihr erhöhter Puls eine Folge des Sturzes war. Von so nah war er mehr als beeindruckend. Ihre Augen wanderten zu seiner breiten Brust, wo sein legeres cremefarbenes Hemd am Kragen offen stand und feine dunkle Härchen enthüllte, die, wie sie bemerkte, auch seine Unterarme bedeckten. Langsam hob sie den Kopf und betrachtete sein markantes Kinn, die hohen Wangenknochen und den sinnlichen Mund mit der perfekt geschwungenen Oberlippe.

Wie es wohl war, von ihm geküsst zu werden? Dieser Gedanke schoss ihr völlig unvorbereitet durch den Kopf, und das Blut, das infolge des Schocks aus ihren Wangen gewichen war, strömte wieder zurück und ließ sie erröten. Sie starrte in seine bernsteinfarbenen Augen, die warnend unter dunklen Augenbrauen funkelten.

Verzweifelt versuchte Rachel, die Tatsache zu ignorieren, dass ihre Beine zitterten, als er sie auf den Boden stellte. Das unsichere Gefühl kommt von meinem Sturz, sagte sie sich. Es lag nicht an dem Mann, der dicht neben ihr stand. Ihr Blick glitt zu seinem glänzenden mahagonifarbenen Haar, das ihm bis auf die Schultern reichte.

Mit seinen männlich-markanten Gesichtszügen und seiner olivgoldenen Haut erinnerte er sie an ein Bild, das sie einmal von einem Sioux-Häuptling gesehen hatte – dunkel, gefährlich. Er war zweifellos der attraktivste Mann, der ihr jemals begegnet war.

Er hielt immer noch ihre Oberarme fest, als habe er Angst, sie würde hinfallen, sobald er sie losließ. Er war zu nah, zu groß und viel zu überwältigend, und sie musste dringend Abstand zwischen ihnen schaffen.

„Danke“, murmelte sie und trat einen Schritt zurück.

Einen Moment lang sah es so aus, als wolle er sie nicht loslassen, aber dann nahm er die Hände von ihren Armen. Seine Augen wurden schmal, als er sah, wie sie schwankte.

„Sie müssen zu einem Arzt“, erklärte er. „Trotz des Helms könnten sie eine Gehirnerschütterung haben.“

„Es geht mir gut, ehrlich“, versicherte Rachel ihm hastig und zwang sich, zu lächeln und das Gefühl zu ignorieren, gerade von einer Dampfwalze überrollt worden zu sein. „Ich bin schon viel schlimmer gestürzt.“

„Das überrascht mich nicht“, knurrte Diego. „Das Pferd ist viel zu temperamentvoll für Sie.“ Seine Lippen verzogen sich zu einer schmalen Linie, während er jene schrecklichen Sekunden noch einmal durchlebte, als das Tier den Sprung verweigert hatte und seine Reiterin durch die Luft flog und hart auf den Boden aufschlagen war.

Er wandte den Kopf und musterte den schwarzen Hengst, der vorhin seine Aufmerksamkeit so sehr erregt hatte, dass er einfach an der Koppel hatte stehen bleiben müssen. Das Interesse an der Reiterin war erst später erwacht, als er den blonden Zopf sah, der unter der Reitkappe hervorblitzte, und ihm klar wurde, dass die jungenhafte schlanke Gestalt auf dem Pferd tatsächlich zu einer Frau gehörte.

Das Pferd hat ein Stockmaß von einem Meter achtzig, schätzte Diego. Es schien sich beruhigt zu haben, da der Lärm des Motorrads verklungen war, aber es war eindeutig ein sehr nervöses Tier und mit seiner Größe und Kraft schon für einen Mann schwierig zu kontrollieren, ganz zu schweigen von der zierlichen Frau, die vor ihm stand.

Sie ist unglaublich attraktiv, fand er, während er ihr schmales, herzförmiges Gesicht betrachtete. Ihre helle Haut war glatt und weich, ihre Wangen leicht gerötet wie rosige Äpfel. Eine echte englische Rose, und ihre kornblumenblauen Augen faszinierten ihn.

Diego runzelte die Stirn, verwundert über die plötzliche Erkenntnis, dass er sie anstarrte. Er war es gewohnt, dass die Frauen ihn anstarrten – und nicht selten lag eine unverhohlene Einladung in ihren Augen, auf die er einging, wenn ihm danach war. Noch nie war er so gefesselt von einer Frau gewesen, dass er den Blick nicht abwenden konnte. Aber diese Frau war etwas Besonderes – und sah so zerbrechlich aus, dass sie sich bei diesem Sturz eigentlich alle Knochen im Leib hätte brechen müssen.

Einen so großen Hengst zu reiten, war total unvernünftig von ihr! „Ich bin überrascht, dass Ihr Vater Ihnen erlaubt, ein so kraftvolles Tier zu besitzen.“

„Mein Vater?“ Perplex starrte Rachel ihn an. Weder ihr wirklicher Vater, noch die beiden folgenden Ehemänner ihrer Mutter, die sie auf Drängen ihrer Mutter „Dad“ nennen musste, hatten sich jemals genug für sie interessiert, um sich Gedanken darüber zu machen, welches Pferd sie ritt. Aber Diego Ortega wusste nichts von ihren komplizierten Familienverhältnissen, und sie runzelte die Stirn bei dem Wort „erlauben“.

„Weder mein Vater noch sonst jemand ‚erlaubt‘ mir, irgendetwas zu tun“, erklärte sie scharf. „Ich bin erwachsen und treffe meine eigenen Entscheidungen. Und ich bin sehr wohl in der Lage, mit Piran fertig zu werden.“

„Er ist zu wild für Sie, und Sie sind dumm, wenn Sie glauben, dass Sie ihn halten können, wenn er durchgeht“, erwiderte Diego kalt. „Sie konnten ihn ganz offensichtlich nicht kontrollieren, als er den Sprung verweigerte – obwohl das, wie ich fairerweise eingestehen muss, nicht allein Ihre Schuld war. Wer zum Teufel war das auf dem Motorrad? Ich kann nicht glauben, dass Earl Hardwick es gern sieht, wenn irgendein Halbstarker so verantwortungslos über sein Land brettert.“

„Unglücklicherweise erlaubt der Earl seinem Sohn, alles zu tun, was ihm beliebt“, erklärte Rachel kurz angebunden, immer noch wütend über Diegos Bemerkung, sie werde mit Piran nicht fertig. „Der Halbstarke, wie Sie ihn nennen, war nämlich Jasper Hardwick, und Sie haben völlig recht, was ihn angeht. Er verbringt seine Zeit fast ausschließlich damit, mit diesem verdammten Motorrad über die Felder zu rasen. Er kam ohne Vorwarnung aus dem Wald geschossen, und es ist kein Wunder, dass Piran sich erschrocken hat. Ich möchte den Reiter sehen, der ihn in dieser Situation hätte kontrollieren können.“

„Das mag sein“, gab Diego mit einem Schulterzucken zu. „Sie reiten gut.“ Ihm war sofort aufgefallen, dass ein instinktives Verständnis zwischen Pferd und Reiter existierte, das man nicht lernen oder kaufen konnte und das so wichtig bei jeder Form von Wettkampf war. Diese Frau war eine furchtlose Reiterin. Ohne zu zögern hatte sie sich dem hohen Hindernis genähert, und obwohl Diego das Springreiten schon Anfang zwanzig zugunsten des Polospielens aufgegeben hatte, erkannte er ihr Talent.

Er ging hinüber zu dem Hengst, der jetzt geduldig am Zaun stand, und ergriff die Zügel. „Wie alt ist er?“, wollte er wissen, während er dem Tier über die Flanken strich.

„Sechs – ich springe seit zwei Jahren mit ihm.“

„Ein wunderschönes Tier. Wie, sagten Sie, heißt er?“

„Piran. Er kommt aus einer Zucht in Cornwall, und sein Name bedeutet ‚dunkel‘ – passend zu seiner Fellfarbe“, erzählte Rachel und fuhr zärtlich durch Pirans pechschwarze Mähne. Diego streckte im gleichen Moment die Hand aus, um ihn zu streicheln. Ihre Hände berührten sich kurz, und sie hielt den Atem an, als sie seine warme Haut an ihrer spürte, nur um gleich darauf wieder rot anzulaufen, als sie an dem Glitzern in seinen Augen erkannte, dass ihm ihre Reaktion nicht entgangen war.

Seine Stimme klang rau und schien aus den Tiefen seiner breiten Brust zu kommen, als er wieder sprach. „Das Pferd heißt also Piran … und seine Reiterin ist …?“

„Rachel Summers.“ Sie war die Hauptpferdepflegerin im Hardwick Polo Club und würde sich sehr während des kommenden Polo-Turniers um Diego Ortegas Pferde kümmern, der als Stargast dazu eingeladen war. Sie wollte, dass er sie für eine professionelle und erfahrene Pferdepflegerin hielt und nicht für eine alberne Närrin. „Und Sie sind Diego Ortega“, fügte sie höflich hinzu. „In Hardwick sind schon alle ganz aufgeregt wegen Ihres Besuches, Mr. Ortega.“

Dunkle Augenbrauen hoben sich, und Rachel zuckte zusammen. Warum hatte sie nicht gesagt: „alle freuen sich auf Ihren Besuch“ oder „sprechen von Ihrem Besuch“ – anstatt das Wort „aufgeregt“ zu benutzen? Sie klang wie ein naiver Teenager, und Diego Ortega lächelte amüsiert.

„Sie sehen aus, als wären Sie gerade erst mit der Schule fertig, Miss Summers“, meinte er, und seine Mundwinkel zuckten, als sie ihn wütend anfunkelte. Trotz ihrer zierlichen Gestalt war sie genauso temperamentvoll und feurig wie die Fohlen aus seiner Zucht auf der Estancia Elvira zu Hause in Argentinien.

„Zweiundzwanzig“, fuhr Rachel ihn an. Sie war immer noch wütend darüber, dass er ihre Reitkünste anzweifelte, doch als sie sah, wie Diego sie genüsslich musterte, schluckte sie trocken. Er sah sie an, wie sie noch niemals von einem Mann angesehen worden war, und obwohl ihr auf diesem Gebiet die Erfahrung fehlte, spürte sie instinktiv die Spannung, die sich zwischen ihnen aufbaute und die sie hilflos erschauern ließ.

Diegos Augen wurden schmal, als er mit einem Gefühl der Irritation feststellte, wie stark Rachel Summers ihn erregte. Er verstand nicht, wieso er so heftig auf sie reagierte, und es schockierte ihn beinahe, wie heftig sein Herz schlug und wie eng seine Hose sich mit einem Mal anfühlte. Es wurde höchste Zeit, diesen sinnlichen Zauber zu brechen, der sich über sie gelegt zu haben schien. Schließlich war er noch zum Essen bei Earl und Lady Hardwick eingeladen, und es wäre unhöflich gewesen, sich zu verspäten.

„Wohnen Sie im Herrenhaus?“, fragte er abrupt und zwang sich, einen Schritt zurückzutreten.

„Earl Hardwick bietet seinen Angestellten in der Regel nicht an, bei ihm einzuziehen“, erwiderte Rachel trocken. „Nicht einmal seiner Hauptpferdepflegerin.“

„Dann arbeiten Sie hier.“ Diego runzelte die Stirn. „Gehört Piran Ihnen?“ Er wusste, dass die meisten Ställe wenig Lohn zahlten, aber der Hengst war ein Vollblut und musste mehrere Tausend Pfund kosten.

„Nein, ich reite ihn nur. Er gehört Peter Irving von der Farm, die an Hardwick Estate angrenzt. Peter war früher ein Weltklasse-Springreiter und hat dreimal olympisches Gold gewonnen. Er ist mein Sponsor und mein großes Vorbild.“

Diego hörte den Enthusiasmus in ihrer Stimme.

„Dann hoffen Sie, in die britische Springmannschaft aufgenommen zu werden?“

„Die nächsten Olympischen Spiele sind mein Traum“, gestand Rachel und wurde abermals rot. Warum um alles in der Welt gestand sie ihr großes Ziel einem Mann, den sie gerade erst kennengelernt hatte? „Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg“, murmelte sie. „Erst einmal hoffe ich, einen Platz in der Mannschaft für die Europameisterschaften in diesem Jahr zu bekommen. Die Chancen stehen gut, denn ich habe hier optimale Trainingsbedingungen.“

„Es ist aber nicht ganz so optimal, wenn Ihr Pferd die Sprünge verweigert“, meinte Diego trocken. Er bemerkte, dass sie sich mit einem schmerzverzerrten Gesicht über die Rippen fuhr. „Ich werde Piran für Sie zum Stall zurückreiten.“

Ohne Rachel Gelegenheit zum Widerspruch zu geben, stellte er die Steigbügel auf die richtige Höhe ein und schwang sich elegant und geschmeidig in den Sattel. Piran mochte eigentlich keine Fremden, aber zu Rachels Ärger stand er brav wie ein Lamm.

„Öffnen Sie das Gatter“, befahl Diego, und Rachel folgte seiner Anweisung mit unterdrücktem Ärger.

„Ich finde immer noch, dass Sie zum Arzt müssen. Sie sind leichenblass und haben ganz offensichtlich Schmerzen.“

„Ich habe nur ein paar Blutergüsse“, erwiderte sie trotzig.

„Um ganz sicher zu sein, sollten Sie die nächsten Tage nicht reiten.“

„Machen Sie Witze? Das nächste Turnier steht an, und ich muss mit Piran trainieren. Er wäre gesprungen, wenn das Motorrad ihn nicht erschreckt hätte.“

Diego fluchte, hin- und hergerissen zwischen Ungeduld und Bewunderung. Herrgott, war dieses Mädchen stur.

„Sie sind die streitlustigste Frau, die mir jemals begegnet ist, Miss Summers.“ Er bewegte sich, bevor Rachel seine Absichten erraten konnte, und sie schrie erschrocken auf, als er sich zu ihr herunterbeugte, sie mühelos auf Pirans Rücken hob und vor sich in den Sattel setzte. Er hielt einen Arm um sie geschlungen und lehnte sie gegen seine Brust, während er mit seiner freien Hand mit beeindruckender Leichtigkeit Pirans Zügel führte.

Rachel starrte auf Diegos muskulösen Unterarm. Er würde sie nicht loslassen, deshalb blieb ihr nichts anderes übrig, als still zu sitzen, bis sie die Stallungen erreichten. Aber sie würde der Versuchung nicht nachgeben, sich zu entspannen und den Kopf gegen seine Brust zu lehnen. Er war sowieso schon viel zu nah, und das Gefühl seiner Schenkel dicht an ihren kam ihr schockierend intim vor. Sie spürte die Hitze, die von seinem Körper ausging, und nahm den männlich-herben Duft seines Aftershaves wahr, der ihr zu Kopf stieg – und beides verwirrte sie zutiefst.

Deshalb war sie froh, als sie endlich den Stall erreichten. Diego stieg zuerst ab und hob sie dann vorsichtig vom Pferd. Länger, als ihr lieb war, hielt er sie in den Armen. Sein Herz schlug ruhig an ihrem Ohr, während Rachels eigenes wild klopfte und sie sich seiner Hände bewusst war, die unter ihren Knien und an ihrem Oberkörper lagen, sodass seine Finger leicht die Seite ihres Busens berührte.

Ihre Wangen waren gerötet, als er sie auf einem Heuballen absetzte, und sie starrte ihn wütend an, als er sich über sie beugte, um zu verhindern, dass sie aufstand.

„Ich muss mich um Piran kümmern“, erklärte sie wütend.

„Ich werde einen der anderen Pferdepfleger darum bitten.“

„Aber Piran mag es nicht, wenn ein anderer ihn striegelt“, widersprach Rachel ihm.

„Nun, dann wird er sich daran gewöhnen müssen, weil ich Sie erst wieder hier im Stall sehen will, wenn Sie vom Arzt gründlich untersucht und Ihre Rippen geröntgt worden sind. Mein Chauffeur, Arturo, wird Sie so schnell wie möglich ins Krankenhaus fahren“, sagte Diego kühl. „Ich würde Sie gerne selbst hinbringen, aber Lady Hardwick gibt heute Abend eine Dinnerparty, zu der ich leider erscheinen muss“, fügte er trocken hinzu.

„Widerspruch ist zwecklos, Miss Summers“, warnte er sie und legte seine Finger mit sanftem Druck unter ihr Kinn, sodass sie gezwungen war, ihren Mund zu schließen und die wütende Erwiderung herunterzuschlucken, die ihr auf der Zunge lag. „Während meines Aufenthalts in Hardwick Hall habe ich hier im Stall das Sagen, und ich will nicht, dass jemand für mich arbeitet, der nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Wenn Sie sich die Rippen gebrochen haben oder anderweitig verletzt sind, dann kann ich Sie hier nicht gebrauchen.“

Unbeeindruckt von ihrem wütenden Gesichtsausdruck lächelte er. „Ich kann Sie nicht den ganzen Sommer lang Miss Summers nennen – oder, Rachel?“

Rachel war fest entschlossen, sich von seinem plötzlich sanften Tonfall und seinem Lächeln nicht beeindrucken zu lassen. Er war ganz offensichtlich ein erfahrener Frauenheld und außerdem der arroganteste Mann, der ihr jemals begegnet war, und sie war wütend auf ihren Körper, weil er auf diese völlig unangemessene Weise auf ihn reagierte.

„Was meinen Sie mit ‚den ganzen Sommer lang‘?“, fragte sie heiser. „Ich weiß, dass Sie an dem Polo-Turnier teilnehmen, aber danach müssen Sie doch sicher nach Argentinien zurück.“

Diego schüttelte den Kopf, und sein Lächeln wurde noch breiter, als er Rachels entsetzten Gesichtsausdruck sah. „Eigentlich verbringe ich – wenn in Argentinien Winter ist – ein paar Monate in meiner Polo-Schule außerhalb von New York. Aber dieses Jahr hat mich der Earl nach Hardwick eingeladen, um seine Polo-Ponys zu trainieren. Sie sehen also, Rachel“, sagte er und fuhr mit seinem Finger langsam die Konturen ihrer Lippen nach, „dass ich für die nächsten Wochen Ihr Boss sein werde, und Sie meinen Anweisungen folgen müssen. Fahren Sie mit Arturo ins Krankenhaus, lassen Sie sich untersuchen, und wenn Sie nachweisen können, dass alles wieder in Ordnung mit Ihnen ist, sind Sie hier wieder willkommen. Sollte ich vorher auch nur eine Ihrer goldenen Haarsträhnen in der Nähe von Pirans Box sehen, sind Sie in Schwierigkeiten. Entiendes?

Der gefährliche Unterton in Diego Ortegas spöttischer Stimme warnte Rachel, dass man ihn lieber nicht verärgern sollte. Hastig wandte sie den Kopf ab, angewidert von der Tatsache, dass sie zitterte. Die federleichte Berührung seines Daumens auf ihren Lippen war schockierend intim gewesen, und die Vorstellung, den ganzen Sommer für ihn arbeiten zu müssen, beunruhigte sie sehr.

„Der Earl hat mich persönlich zu seiner Hauptpferdepflegerin ernannt, und ich bin sicher, dass es ihm nicht gefallen wird, wenn ich ihm sage, dass ich meinen Job nicht mehr ausführen darf“, widersprach sie zornig.

„Der Earl musste mich ziemlich lange dazu überreden, lieber nach Gloucestershire als nach New York zu fahren, und ich glaube, Sie werden feststellen, dass er allen meinen Anweisungen zustimmen wird“, erwiderte Diego arrogant. „Außerdem dürfen Sie hier arbeiten – wenn der Arzt seine Zustimmung gibt. Tatsächlich freue ich mich schon auf unsere Zusammenarbeit. Ich habe große Pläne für den Hardwick Polo Club, und ich habe das Gefühl, dass Sie und ich eine Menge Zeit miteinander verbringen werden.“

Das sinnliche Glitzern in seinen Augen war unmissverständlich, und ein Schauer rann über Rachels Rücken. Er war der attraktivste Mann, der ihr jemals begegnet war; sie konnte den Blick nicht von seinem sinnlichen Mund abwenden, und als sein Gesicht sich ihrem näherte, hörte sie auf zu denken. Ihr Atem stockte, und ihr Herz hämmerte laut, weil sie glaubte, er würde sie küssen.

Doch zu ihrer großen Enttäuschung tat er es nicht. Stattdessen richtete er sich abrupt wieder auf. Ein spöttisches Lächeln erschien auf seinen Lippen.

„Warten Sie hier auf Arturo“, wies er sie an und ging zur Scheune hinüber. Vor dem Tor blieb er stehen und drehte sich noch einmal zu ihr um. „Das scheint ein sehr interessanter Sommer zu werden, denken Sie nicht, Rachel?“

2. KAPITEL

Zu Rachels Erleichterung ergaben die Röntgenaufnahmen, dass sie sich bei ihrem Sturz nichts gebrochen hatte. Doch ihre Rippen und ihre Schulter waren geprellt, und der Arzt verbot ihr – genau wie Diego – für einige Tage das Reiten.

Nach einem endlosen Tag im Bett, der zwar erholsam, aber auch unendlich langweilig gewesen war, hielt Rachel es am Abend einfach nicht mehr aus und radelte durch den Wald zu den Stallungen. Ein Kollege hatte ihr per SMS mitgeteilt, Diego sei im Herrenhaus beim Earl, deshalb würde er ihr vermutlich nicht begegnen.

Piran freute sich sichtlich, sie zu sehen. Sein Fell glänzte, also musste ihn jemand gründlich gestriegelt haben. Trotzdem tat sie es noch einmal, und gab ihm anschließend etwas Hafer. Sie war so beschäftigt damit, dass sie Jasper Hardwick nicht kommen hörte, der plötzlich hinter ihr stand.

„Jasper, ich kriege noch einen Herzinfarkt, wenn du dich so anschleichst“, fuhr sie ihn an. „Schade, dass du gestern auf deinem Motorrad nicht leiser warst“, murmelte sie und spürte die unangenehme Anspannung, die sie immer überkam, wenn sie mit dem Sohn des Earls allein war. Der junge Engländer galt mit seinem lässig in die Stirn gekämmtem blonden Haar als einer der begehrtesten Junggesellen des Landadels, und Rachel verstand, was die Frauen an ihm attraktiv fanden. Das galt jedoch nicht für sie, und sie hasste es, wenn er sie – so wie jetzt – ansah, als würde er sie mit seinen Blicken ausziehen wollen.

„Ich habe schon gehört, dass Piran dich abgeworfen hat, als du gestern mit ihm gesprungen bist.“ Jasper lehnte sich gegen die Stalltür und versperrte Rachel den Weg. Instinktiv trat sie einen Schritt zurück.

„Das war deine Schuld, nicht seine. Dein Motorrad hat ihn erschreckt. Ich wünschte, du würdest nicht so nah an der Koppel vorbeifahren.“

Jasper zuckte gleichgültig die Schultern. „Es ist mein Land – zumindest wird es das eines Tages sein. Deshalb würde es sich für dich lohnen, nett zu mir zu sein“, sagte er mit einem selbstgefälligen Lächeln und fuhr ihr mit seinen Fingern über die Wange. „Eines Tages werde ich sehr reich sein – das heißt, wenn mein Vater nicht das ganz Familienvermögen für den Polo Club ausgibt. Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Geld es gekostet hat, Diego Ortega zu überreden, herzukommen und sein ‚Fachwissen‘ mit uns zu teilen“, fügte er gereizt hinzu. „Ortega ist doch schon Multimillionär, und die Summe, die mein alter Herr ihm zahlt, hätte er genauso gut mir geben können.“

„Mr. Ortega gilt als einer der besten Trainer der Welt“, murmelte Rachel. „Und seine Anwesenheit hat den Verkauf der Eintrittskarten für das Turnier verdreifacht, was für den Club sehr gut ist.“

„Ortega ist ein notorischer Playboy“, sagte Jasper schmollend, offensichtlich verärgert darüber, dass die junge Pferdepflegerin ihn verteidigte.

Warum tue ich das überhaupt, fragte sich Rachel irritiert, wo der Argentinier sie als Erstes aus dem Stall verbannt hatte.

„Meine Schwester war ganz entzückt von ihm gestern Abend beim Dinner. Jetzt sag nicht, dass du seinem schmierigen Charme auch schon erlegen bist?“

„Natürlich nicht“, erwiderte Rachel hastig; vielleicht zu hastig, denn Jasper starrte sie an, und sie spürte, wie sie errötete. „Bei meinem kurzen Zusammentreffen mit Diego Ortega musste ich feststellen, dass er der unangenehmste Mann ist, den ich je kennengelernt habe, und ich würde froh sein, so wenig wie möglich mit ihm zu tun zu haben.“

„Ist das so, Rachel? Wie enttäuschend. Ich hatte so hohe Erwartungen an unser Verhältnis“, hörte sie eine vertraute, spöttische Stimme mit deutlich hörbarem Akzent hinter sich sagen.

Mit einem Keuchen drehte sie sich um und sah Diego durch das Stalltor kommen. Er nickte Jasper kurz zu, der sich hastig verabschiedete. Offenbar befürchtete er eine weitere Strafpredigt wegen seiner Motorrad-Eskapaden.

„Ich spreche natürlich von unserem Arbeitsverhältnis“, fügte Diego hinzu, als er vor Rachel stand. Er hatte sich offensichtlich schon fürs Abendessen umgezogen, denn er sah in schwarzer Anzugshose und weißem Hemd unglaublich gut aus. Wahrscheinlich würde er beides noch mit Jackett und Krawatte ergänzen, bevor er zum Dinner bei den Hardwicks ging, aber jetzt stand sein Hemdkragen noch offen und zeigte seine goldene Haut.

„Es tut mir leid, aber ich fürchte, während der nächsten Wochen werden wir ziemlich viel miteinander zu tun haben“, erklärte er sarkastisch, während Rachel auf den Boden starrte und sich ein Mauseloch wünschte, in dem sie verschwinden konnte. „Ich dachte, ich hätte mehr als deutlich gemacht, dass ich Sie erst wieder im Stall sehen will, wenn Sie wieder gesund sind.“

„Ich bin gekommen, um nach Piran zu sehen, nicht um ihn zu reiten“, murmelte sie, doch dann ging ihr Temperament wieder mit ihr durch. „Obwohl ich mir nichts gebrochen habe und deshalb sehr wohl reiten könnte.“

„Abgesehen von der Anweisung des Arztes, es für ein paar Tage nicht zu tun – Arturo hat Ihre Gespräch mit ihm mitgehört.“ Diego empfand eine Mischung aus Belustigung und Ungeduld, als sie ihn wütend anfunkelte. Rachel Summers war unglaublich stur – ein Charakterzug, den sie teilten, wie er sich eingestand. Er verstand ihre Besessenheit vom Reiten und ihr Verlangen nach dem Adrenalinstoß beim Sprung über ein Hindernis. Sie ging offensichtlich bis an ihre Grenzen, genau wie er es auf dem Polofeld tat. Aber er fragte sich, was sie dazu brachte, so leichtsinnig zu sein. War es etwas Ähnliches wie das, was ihn so hohe Risiken eingehen ließ, dass er damit an die Spitze seines Sports gekommen war – und bei mehr als einer Gelegenheit an den Rand des Grabes?

Er wollte sie schütteln – oder ihre rebellischen Lippen küssen, bis sie sich für ihn öffneten. Der Effekt, den sie auf ihn hatte, irritiert ihn. Gestern war er überzeugt gewesen, dass sie eine interessante Abwechslung während seines Aufenthalts hier sein würde, aber nachdem er die ganze Nacht lang nicht in der Lage gewesen war, sie aus seinen Gedanken zu verbannen, hatte er beschlossen, dass er eine Komplikation wie sie nicht gebrauchen konnte. Er war davon ausgegangen, sein unwillkommenes Verlangen nach ihr unter Kontrolle zu haben, wenn sie sich wiedersahen, doch jetzt musste er sich eingestehen, wie sehr er sich geirrt hatte.

Ihr Haar sah aus wie gesponnenes Gold und fiel ihr bis in den Rücken. Er wollte mit den Fingern durch die dichte, seidige Mähne fahren und Rachel dann in seine Arme ziehen. Ihre Hüften an den harten Beweis seiner Erregung pressen. Sein Körper war gespannt wie eine Bogensehne, und er fühlte den überwältigenden Drang, sich mit ihr im Heu zu wälzen. Stattdessen riss er sich zusammen und trat aus Pirans Box.

„Wie Sie sehen, geht es Piran gut, und ich hatte vorhin keine Schwierigkeiten, ihn zu striegeln.“ Er sah Rachel an, die ihm gefolgt war. „Ich fahre Sie nach Hause. Wie ich höre, leben Sie auf Irvings Farm?“

„Ja, aber Sie müssen mich nicht bringen – ich bin mit dem Rad gekommen“, widersprach Rachel und deutete auf ihr Fahrrad, das am Stalleingang an der Wand lehnte. „Ich bin schneller, wenn ich durch den Wald fahre.“

„Ich will mit Ihnen über die Pferde sprechen, die ich aus Argentinien für das Polo-Turnier mitgebracht habe. Wenn Sie allem widersprechen, was ich sage, dann muss ich mich wirklich fragen, ob Sie weiterhin hier arbeiten können“, fuhr Diego sie an.

Drohte er ihr mit Entlassung? Rachel kaute auf ihrer Unterlippe, während Panik sie überfiel. Doch Diego ließ ihr keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn er war bereits auf dem Weg aus dem Stall. Sie eilte ihm hinterher, und als er ihr die Beifahrertür des silbernen Sportwagens aufhielt, der im Hof geparkt war, setzte sie sich und starrte entschlossen geradeaus in dem verzweifelten Versuch, seine aufregende Nähe zu ignorieren.

„Sie wollten mir etwas über die Pferde erzählen“, begann sie zaghaft, als sie sein Schweigen nicht länger aushielt. Diego atmete tief aus, als sei auch er sich der Spannung zwischen ihnen bewusst, aber dann gab er ihr detaillierte Anweisungen über die Pflege seiner Polo-Ponys, und Rachel hörte ihm so aufmerksam zu, dass sie fast erschrak, als der Wagen in den Weg zur Farm einbog.

„Vielen Dank fürs Nachhausefahren“, sagte sie, immer noch ein wenig unsicher, und wollte aussteigen, doch Diego griff hinter den Sitz und holte einen großen Strauß gelbe Rosen dahinter hervor.

„Bevor Sie gehen … die sind für Sie.“ Sein Mund verzog sich zu einem zufriedenen Lächeln, als er ihren erstaunten Gesichtsausdruck sah. „Damit möchte ich Ihnen eine schnelle Genesung wünschen“, erklärte er. „Als ich im Blumenladen war, hat mich die Farbe an Ihr goldenes Haar erinnert – und die Dornen sind genauso stachelig wie Sie“, fügte er trocken hinzu und zeigte ihr zahlreiche Kratzer an seinen Händen. „Ich bin fast verblutet, als ich sie entfernt habe.“

„Ich will gar nicht stachelig sein; ich bin es nur gewohnt, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, das ist alles“, flüsterte Rachel und roch umständlich an den duftenden Blumen, dankbar Diegos Blick nicht länger standhalten zu müssen. Auf keinen Fall sollte er die aufsteigenden Tränen sehen. Was würde er wohl sagen, wenn er wüsste, dass sie noch niemals zuvor in ihrem Leben Blumen geschenkt bekommen hatte?

Sie spürte, dass er auf eine Reaktion von ihr wartete, deshalb zwang sie sich zu sprechen. „Sie sind wunderschön. Vielen Dank.“

„Gern geschehen.“ Diego hielt inne und fragte sich ungeduldig, warum er so nervös wie ein Teenager bei seiner ersten Verabredung war. Rachel war eine störrische Pferdepflegerin mit einer scharfen Zunge – nicht die Art von Frau, für die er sich normalerweise interessierte. Aber er war fasziniert von ihr, und als er sah, wie sie ihre Lippen mit der Zunge befeuchtete, intensivierte sich das Verlangen, das ihn während der Nacht wachgehalten hatte. „Ich dachte, dass Sie mich vielleicht noch auf eine Tasse Kaffee einladen würden.“

Rachel erkannte den unmissverständlich sinnlichen Ausdruck in seinen goldbraunen Augen und starrte mit wild klopfendem Herzen wieder auf die gelben Blumen. Er will nur Kaffee, beruhigte sie sich, und es schien unhöflich, ihm keinen anzubieten, wo er ihr zwei Dutzend Rosen geschenkt hatte. „Ich mache Ihnen gerne einen Kaffee. Aber ich lebe nicht im Farmhaus, sondern da oben.“

Sie deutete auf ein Wäldchen in einiger Entfernung, und als Diego darauf zufuhr, sah er einen kleinen schäbigen Wohnwagen im Schatten einer riesigen Eiche stehen. „Sie erwarten doch nicht, dass ich glaube, Sie wohnen da drin!“

„Und ich habe nur löslichen Kaffee“, erklärte Rachel lächelnd. „Willkommen bei mir zu Hause, Mr. Ortega.“

Sie sprang aus dem Wagen, während Diego noch fassungslos aus dem Fenster sah, und schloss den Caravan auf. Wahrscheinlich hat er seine Meinung wegen des Kaffees wieder geändert, sagte sie sich und versuchte, das Gefühl der Enttäuschung zu ignorieren, das diesem Gedanken folgte. Doch zu ihrer Erleichterung war er bereits ausgestiegen und folgte ihr hinein.

Er sah sich im Innern des Wohnwagens um, und Rachel stöhnte innerlich, als sein Blick auf das Bett fiel, dass sie wegen der Schmerzen in ihrer Schulter noch nicht weggeklappt hatte.

„Das kann doch nicht Ihr fester Wohnsitz sein.“ Diego konnte den Schock über Rachels Lebensumstände nicht verbergen. „Sie leben hier nur den Sommer über, stimmt’s?“

„Nein, ich bin hergezogen, als ich siebzehn war, nachdem meine Mutter zum dritten Mal heiratete und meine Zwillings-Halbschwestern bekam.“

Diego hob überrascht die Augenbrauen. „Das klingt nach einem komplizierten Familienleben.“

„Glauben Sie mir, das ist es. Ich lebte eine Weile bei meinem Vater, aber er und seine neue Frau bekamen ebenfalls ein Baby, und es war für alle einfacher, als Peter Irving mir den Caravan anbot.“

Rachel kontrollierte ihre Stimme, damit er nicht heraushören konnte, wie sehr sie es hasste, sich wie ein überflüssiges Anhängsel im Leben ihrer Eltern zu fühlen – nicht gewollt, außer gelegentlich als Babysitter für ihre zahlreichen Halbgeschwister. Schon mit zwölf Jahren war sie sehr selbstständig gewesen – sie stand morgens früh auf und trug Zeitungen aus, um sich Reitstunden leisten zu können. Sie zog Pferde Menschen vor, und nachdem sie die vielen gescheiterten Ehen ihrer Eltern miterlebt hatte, war sie fest entschlossen, niemals zu heiraten oder von einem anderen Menschen abhängig zu sein.

„Der Wohnwagen ist heil und trocken, obwohl er bei starkem Wind ziemlich wackelt“, gestand Rachel, während sie lösliches Kaffeepulver in die am wenigsten angeschlagenen Tassen füllte, die sie hatte finden können. „Aber er hat alles, was man braucht. Es gibt eine Dusche, und ein Generator sorgt für Strom. Ich kann mir keine Wohnung leisten“, rechtfertigte sie sich, denn Diego sah sie an, als stelle er ihre geistige Gesundheit infrage. „Alles, was ich verdiene, gebe ich für Pirans Pflege und die Startgelder für die Turniere aus.“

Diego bemerkte, dass der Caravan zwar klein und alt, aber makellos sauber war. Rachels Zuhause war genauso unkonventionell und zierlich wie seine Bewohnerin. Er kam sich vor wie ein Riese, der sich irgendwie in ein Puppenhaus gezwängt hatte.

Er würde den Kaffee trinken und dann gehen, beschloss er und zog eine Grimasse, als er einen Schluck von dem schwarzen, ungenießbaren Getränk probierte, das sie ihm anbot. Langsam fragte er sich ernsthaft, warum er sie nicht einfach am Farmtor abgesetzt hatte.

Doch dann fiel sein Blick auf ihre schlanke Figur und den runden Po, an den sich ihre Jeans schmiegte, und er spürte erneut Verlangen in sich aufsteigen. Er war es gewohnt, mit Society-Schönheiten auszugehen, die niemals etwas anderes als Designerkleider anzogen. Aber da war etwas Gesundes und unglaublich Anziehendes an Rachels sauberem Gesicht und ihren einfachen Sachen. Er fragte sich, ob ihr bewusst war, dass die durch das Fenster hereinfallende Abendsonne ihre Bluse durchscheinend machte, sodass er die Linie ihrer Brüste erkennen konnte.

Er nahm noch einen Schluck Kaffee. „Leben Sie hier allein?“

Rachel blickte sich in ihrem kleinen Wohnwagen um und hob vielsagend die Augenbrauen. „Hier ist kaum genug Platz für mich, ganz zu schweigen von noch jemandem“, murmelte sie.

„Dann teilt also kein Freund mit Ihnen das Bett?“

„Nein! Ich sagte Ihnen doch, dass ich hart trainiere, weil ich hoffe, in die englische Springequipe aufgenommen zu werden. Ich habe keine Zeit für einen Freund.“ Was aber nicht bedeutete, dass sie Männer nicht wahrnahm, zumindest diesen hier. Sie konnte den Blick nicht von Diego abwenden. Mit seiner feinen schwarzen Hose und dem schicken weißen Hemd wirkte er wie eines dieser unglaublich gut aussehenden männlichen Modells aus den Hochglanzmagazinen – und er sollte an irgendeinem exotischen Ort wie Monte Carlo oder Rio sein, und nicht auf einem Feld im ländlichen Gloucestershire. Aber er war hier, mit ihr, und er sah sie auf eine Weise an, die ihr Herz wild schlagen ließ und ihr die Hitze in die Wangen trieb.

Die Atmosphäre im Wohnwagen schien plötzlich aufgeladen mit einer unerträglichen Spannung, und Rachel war sich seines muskulösen, schlanken Körpers bewusst, der nur wenige Zentimeter von ihr entfernt stand. Sie hielt den Atem an, als er noch näher kam, und ihre Augen wanderten nervös von seiner Brust zu seinem Gesicht, wo ihr Blick hilflos an seinem sinnlichen Mund hängen blieb. Ihr Herz schien nicht mehr weiterzuschlagen, als er eine Hand unter ihr Kinn legte und sein Gesicht so dicht vor ihrem stand, dass sie die feinen Linien in seinen Augenwinkeln erkennen konnte.

„Was … was glauben Sie, was Sie da tun?“, fragte sie, entsetzt darüber, dass ihre Stimme so schwach und atemlos klang, wo sie doch den Eindruck vermitteln wollte, die Situation unter Kontrolle zu haben.

„Ich glaube, ich werde dich küssen“, sagte Diego gedehnt, offensichtlich amüsiert über ihre Frage. „Ich weiß es sogar, querida – und ich weiß auch, dass du es willst.“

Rachels Herz schlug schmerzhaft gegen ihre Rippen.

„Will ich nicht“, erklärte sie verzweifelt, und ihre Wangen brannten, als ihr wieder einfiel, wie sehr sie gestern im Stall gehofft hatte, er würde sie küssen.

„Lügnerin“, erwiderte er mit sanftem Spott, der seine Anspannung überspielen sollte. Ihre Haut war beinahe durchscheinend, ihr heller, pfirsichfarbener Teint so exquisit wie ein Kunstwerk, und ihre rosigen, leicht geöffneten Lippen waren eine Versuchung, der er nicht länger widerstehen konnte. Die sexuelle Anziehungskraft zwischen ihnen war stark – und gegenseitig. Rachel versuchte es vielleicht zu leugnen, aber die Einladung, die er in ihren Augen las, war unmissverständlich. Mit einem unterdrückten Stöhnen zog er sie an sich und küsste sie mit ungezügelter Leidenschaft.

Es kam Rachel nicht in den Sinn, ihm zu widerstehen – und selbst wenn ihr Gehirn noch zu einem rationalen Gedanken fähig gewesen wäre, hätte ihr Körper nicht reagiert, denn er wollte sich diesem brennenden Verlangen, das sein Kuss in ihr auslöste, einfach nur hingeben. Diegos Lippen waren warm und fest und liebkosten sie auf so erotische Weise, dass sie sich nur noch an ihn schmiegen konnte.

Auf den Ansturm der Gefühle, der jetzt über sie hinwegtoste, war sie nicht vorbereitet. Sie hatte noch niemals solches Begehren empfunden; diese verzweifelte Sehnsucht nach etwas, das sie nicht einmal verstand, aber das so wild und gefährlich in ihr wütete wie ein Buschfeuer.

Sie verlor jede Kontrolle. Der Druck seiner Lippen machte so süchtig wie eine Droge, und sie wollte mehr. Sie legte die Hände auf seine Brust und spürte die Hitze seines Körpers durch den Stoff seines Hemdes. Wie würde sich seine nackte Haut an ihrer anfühlen?

Aber bevor sie ihren Fantasien nachgeben konnte, ließ sich Diego plötzlich auf die Kante ihres Klappbettes sinken und zog sie auf seinen Schoß.

„Das ist besser, hm…?“, murmelte er an ihrem Mund, bevor er sie erneut leidenschaftlich küsste. Ein Schauer lief über Rachels Rücken, als seine Hand sanft über ihre Brust strich, und sie sehnte sich nach noch intimeren Berührungen.

„Gefällt dir das, querida?“ Seine Stimme war ein raues Flüstern, aber Rachel konnte ihm nicht antworten. Die Gefühle, die er in ihr weckte, waren neu und wundervoll und trugen sie an einen Ort, an dem nur wichtig war, dass Diego sie weiter küsste und berührte.

Doch als er ihre Bluse aufknöpfte, sog Rachel plötzlich scharf die Luft ein. Diego, dem sofort bewusst war, dass das nichts mit ihrer Erregung zu tun hatte, zog schnell seine Hand weg. Vorsichtig schob er ihre Bluse ganz auf, sodass er die zarte Linie ihres Schlüsselbeins sehen konnte – und den großen blauroten Bluterguss, der sich deutlich von ihrer blassen Haut abhob. Voller Entsetzen starrte er sie an.

„Deine Verletzungen sind viel schlimmer, als ich dachte“, sagte er schroff, und der Klang seiner Stimme riss Rachel aus ihrem ekstatischen Zustand zurück in die Realität. Hastig schloss sie ihre Bluse wieder, um die Prellungen vor seinem Blick zu verstecken.

„Ich möchte, dass du jetzt gehst“, erklärte sie angespannt. „Du hattest deinen Spaß.“

„Meinen Spaß?“ Diegos Augen wurden schmal.

Rachel wusste, dass sie unhöflich war, doch sie wäre vor Verlegenheit am liebsten im Erdboden versunken, als sie an ihre leidenschaftliche Reaktion dachte. Was musste er jetzt von ihr denken? Sie hatte sich an ihn geschmiegt und seine Küsse so heftig erwidert, dass er annehmen musste, er hätte leichtes Spiel bei ihr.

Seit sie alt genug war, um erwachsene Beziehungen zu verstehen, hatte sie stolz verkündet, niemals so werden zu wollen wie ihre Mutter. Auf gar keinen Fall wollte sie sich blind in eine Ehe oder eine Affäre stürzen und einem Mann solche Macht über sich geben. Und jetzt wäre sie beinahe mit einem Fremden ins Bett gegangen, nur weil er der attraktivste Mann war, dem sie jemals begegnet war.

„Ich weiß nicht, was du erwartet hast“, fuhr sie ihn an und ließ ihre Wut auf sich selbst an ihm aus, „aber ich bin keine Frau, die mit einem Mann ins Bett geht, den sie gerade fünf Minuten kennt.“

„Du hättest mich täuschen können.“ Der Ausdruck in Diegos Augen wurde kalt. „Ich habe gar nichts erwartet“, sagte er, verärgert über sich selbst, weil er sich benommen hatte wie ein unreifer Teenager. Das war nicht sein Stil. Er behielt bei Frauen stets die Kontrolle, und er wusste selbst nicht, wieso das bei Rachel anders war. „Glaubst du wirklich, dass du Nein gesagt hättest, wenn ich weitergemacht hätte?“ Er lachte spöttisch. „Mach dir nichts vor, Rachel. Dein Verlangen war genauso groß wie meins – und das ist es immer noch“, sagte er kühl, als sein Blick über ihre Bluse glitt und er bemerkte, wie ihre Brustspitzen sich vor Erregung aufrichteten.

Mit einer ungeduldigen Handbewegung stand er auf und ging zur Tür des Caravans, wo er tief einatmete, während er in die üppige grüne Landschaft hinausstarrte. Er würde nur noch ein paar Wochen hier sein, und er hatte eine Aufgabe zu bewältigen, die interessant zu werden versprach. Rachel spielte eine wichtige Rolle auf Hardwick Estate, denn ihre Erfahrung und ihre Leidenschaft für Pferde wurden sehr geschätzt. Ein gutes Arbeitsverhältnis zwischen ihnen war wichtig, doch die sexuelle Anziehungskraft zwischen ihnen stand dem im Weg. Aber wenn Rachel dagegen ankämpfte, dann konnte er das auch.

„Das war ein Fehler“, sagte sie heiser. Aus irgendeinem Grund versetzte das Zittern in ihrer Stimme Diego einen Stich. Er wandte sich um und sah, dass ihre Bluse jetzt bis oben hin zugeknöpft war. „Ich hatte nicht erwartet, dass du mich küsst … und ich gebe zu, dass ich mich habe hinreißen lassen. Ich kann nicht glauben, dass ich auf den ‚Kann ich noch auf einen Kaffee mit raufkommen‘-Spruch reingefallen bin.“ Ihr Blick fiel auf die gelben Rosen, und Übelkeit stieg in ihr auf.

„Waren die Blumen dafür gedacht – um mich für ein schnelles Abenteuer rumzukriegen?“

„Natürlich nicht“, stieß er hervor, wütend über ihre Anschuldigung. Sie ließ es so klingen, als wäre sie ein unschuldiges Mädchen und er ein ekelhafter Kerl, der sie auf zynische Weise verführen wollte, aber beides stimmte nicht. „Es war nur ein Kuss“, erklärte er kalt. „Ich versichere dir, dass ich nicht vorhatte, dich zu bitten, mit mir ins Bett zu steigen.“

Für ihn war es vielleicht nur ein Kuss gewesen, für Rachel jedoch die überwältigendste sexuelle Erfahrung ihres Lebens. Dennoch würde sie eher sterben als zugeben, wie sehr er sie beeindruckt hatte. „Bitte geh“, sagte sie zitternd. „Ich glaube, es wäre am besten, wenn wir einfach vergessen, dass wir …“

„Dieses faszinierende Intermezzo hatten?“, schlug Diego mit sarkastischem Tonfall vor.

„Raus hier!“ Die Hände zu Fäusten geballt, funkelte sie ihn drohend an. Wehe, er wagte es, noch ein weiteres Wort zu sagen!

„Ich gehe, keine Sorge.“ Er schlenderte die Stufen am Caravan hinunter und blickte sich noch einmal zu ihr um. Sein Tonfall war jetzt nicht mehr spöttisch, sondern sehr ernst, als er murmelte: „Ich bin deiner Meinung, dass wir versuchen sollten, die sexuelle Anziehungskraft zwischen uns zu vergessen, Rachel. Aber ich frage mich, ob ich das kann.“

3. KAPITEL

Das Hardwick Polo-Turnier war stets eine sehr beliebte Veranstaltung, aber in diesem Jahr schoss der Ticketverkauf in ungeahnte Höhen, weil Diego Ortega für die Heimmannschaft antrat. Während der vergangenen zwei Wochen war Rachel von morgens bis abends im Stall gewesen, um das Anwesen auf den Ansturm von zwanzigtausend Besuchern vorzubereiten. Irgendwie war es ihr gelungen, dazwischen noch Piran zu reiten. Er sprang jetzt problemlos über das Hindernis, das er verweigert hatte, was sie ganz euphorisch machte.

Weniger glücklich war sie darüber, dass Diego sich offenbar zu ihrem Aufpasser erklärt hatte und jeden Abend auftauchte, wenn sie mit Piran zur Koppel ging. Seine Anwesenheit beunruhigte sie. Er beunruhigt mich, gestand sie sich ein, als sie ihn am Morgen des Polo-Turniers über den Hof gehen sah und ihr Herz bei seinem Anblick wie immer anfing, schneller zu schlagen.

Ich habe mich in ihn verliebt, gestand sie sich reumütig ein und spürte, wie ein Schauer ihr über den Rücken lief, als er zu ihr herübersah. Sie arbeitete jeden Tag eng mit ihm zusammen, und es fiel ihr immer schwerer zu verbergen, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Wenn sie doch nur so entspannt mit ihm hätte umgehen können wie die anderen Pferdepfleger! Doch oft brachte sie keinen Ton heraus, wenn er mit ihr sprach, und hatte Angst, dass er merken würde, wie sehr sie sich wünschte, noch einmal von ihm geküsst zu werden.

Aber welche Chance hätte eine Beziehung zu Diego? überlegte Rachel später, als sie zusah, wie er auf dem Polo-Feld den Schläger schwang und gleichzeitig sein Pferd mit beeindruckender Leichtigkeit lenkte. Er dominierte das Feld, und sie bezweifelte, dass es eine Frau unter den Zuschauern gab, die nicht von seinem attraktiven Äußeren und seiner offensichtlichen Männlichkeit fasziniert war.

Sie blickte auf ihre dreckige Reithose hinunter und fragte sich nicht zum ersten Mal, was er an ihr interessant gefunden haben mochte. Welten trennten sie voneinander, gestand sie sich ein, und sie sollte aufhören, sich nach ihm zu sehnen wie ein liebeskranker Teenager.

Es dämmerte bereits, als Rachel zum Caravan zurückkehrte und sich mit wenig Begeisterung für die Party fertig machte, die Earl Hardwick jedes Jahr für die Gäste und das Personal des Polo Clubs gab. Aber sie hatte ihrem Kollegen Alex versprochen, ihn zu begleiten.

Nach dem Duschen zog sie das schulterfreie Kleid mit Blumendruck an, das sie in einer Secondhand-Boutique gekauft hatte und das als einziges Stück aus ihrer Garderobe für den Anlass passend war. Ihr Haar steckte sie zu einem lockeren Knoten auf, doch es war so fein und seidig, dass einige Strähnen sich lösten und ihr Gesicht umrahmten. Aus einem Impuls heraus, der – wie sie sich selbst einredete – nichts mit der Tatsache zu tun hatte, dass Diego auch auf der Party sein würde, legte sie auch ein wenig Make-up auf – nur einen Hauch Wimperntusche und ein wenig blassrosa Lipgloss.

Die Party war bereits in vollem Gange, als Rachel mit Alex dort ankam. Sofort entdeckte sie Diego. Er überragte jeden anderen der Gäste, und das schwarzes Seidenhemd, das er zu einer feinen schwarzen Hose trug, betonte die breite Linie seiner Schultern. Mit seinem dunklen Haar, das er etwas zu lang trug, und seiner olivgolden schimmernden Haut war er exotisch und anders, sodass die übrigen Männer neben ihm verblassten.

Und sie war auch nicht die einzige Frau, die ihn beobachtete, bemerkte Rachel schlecht gelaunt, als sie sich in dem geschmackvoll dekorierten Festzelt umsah. Plötzlich schämte sie sich für ihr billiges Kleid, das mit den Haute-Couture-Modellen der Damen aus der gehobenen Gesellschaft nicht mithalten konnte. Ihre Arme schmerzten, weil sie vorhin fünfzehn Polo-Ponys gestriegelt hatte, und der Abend erstreckte sich auf einmal endlos vor ihr. Sie war gerade auf dem Weg zur Bar, um Alex zu sagen, dass sie nach Hause fahren würde, als Diego ihr in den Weg trat.

„Denkst du, dein rothaariger Freund hat etwas dagegen, wenn ich mit dir tanze?“, murmelte er. Seine Augen funkelten amüsiert, doch es lag auch noch etwas anderes darin, das Rachels Wangen zum Glühen brachte.

„Alex und ich sind nur Freunde, und ich tanze, mit wem ich will“, erwiderte sie atemlos. Doch ihr Herz raste, als Diego ihre Hand ergriff und seinen Arm um ihre Hüfte legte.

„Dann tanz mit mir, querida“, sagte er mit einem glutvollen Lächeln. „Du schätzt deine Unabhängigkeit, nicht wahr?“, meinte er dann und versuchte, sich auf die Unterhaltung mit ihr zu konzentrieren und das Verlangen auszublenden, das durch seine Adern strömte, als er Rachels schlanken Körper an sich zog.

„Mehr als alles andere“, erklärte sie ernst. „Ich werde mich niemals an einen Mann binden.“

Sie sagte das so grimmig, dass Diego die Augenbrauen hob. „Vielleicht hast du nur noch nicht den Mann gefunden, der dich so fasziniert, dass du dich an ihn binden willst.“

„Das ist unwahrscheinlich.“ Rachel fragte sich, was Diego wohl sagen würde, wenn sie ihm gestand, dass er sie unglaublich faszinierte. Seit er sie im Caravan geküsst hatte, gaben sie sich beide Mühe, die sexuelle Anziehungskraft zwischen ihnen zu ignorieren. Aber der Ausdruck in seinen Augen sagte Rachel, dass er das nicht mehr länger wollte. Sie konnte spüren, wie angespannt er war, und als er sie so dicht an sich zog, dass sie den Kopf auf seine Brust legen musste, hörte sie sein Herz genauso wild schlagen wie ihr eigenes.

„Wie steht es mit Ehe und Kindern?“, fragte er neugierig. „Willst du das?“ Jede Frau, die er kannte, schien ihn heiraten zu wollen. Doch sobald eine von ihnen eine engere Bindung von ihm verlangte, beendete er die Beziehung sofort. Sein Herz würde keine Frau jemals erobern. Weil der Schmerz, den er empfand, auch Jahre nach Eduardos Tod noch immer alles überlagerte. Er hatte einfach kein Recht, glücklich zu sein, denn durch seine Schuld war sein Bruder gestorben.

Rachel zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, dass Kinder eine Mutter und einen Vater haben sollten, die sich lieben, und da ich nicht gedenke zu heiraten, werde ich vermutlich niemals welche haben. Vielleicht denke ich irgendwann anders darüber, aber im Moment verspüre ich kein Bedürfnis zu heiraten. Ich konzentriere mich lieber auf meine Reitkarriere.“

Diego lächelte. „Dann bist du ein Freigeist und kannst tun, was immer du willst?“

„Ja“, sagte sie, und keuchte leise auf, als seine Hand über ihren Rücken nach unten strich und sie sanft gegen ihn drückte, sodass ihre Hüften sich berührten. Das hungrige Verlangen in seinen Augen erfüllte sie mit fiebriger Erwartung. Wusste er, wie sehr es ihr gefiel, so von ihm gehalten zu werden? Wie sehr sie sich wünschte, er möge sich zu ihr herunterbeugen und sie noch einmal so küssen wie vor zwei Wochen?

Er weiß es, dachte sie verträumt, während ihre Körper sich im Takt der Musik wiegten. Eine Melodie ging in die nächste über, und sie verlor jedes Zeitgefühl. Für sie gab es nur noch Diego – seinen muskulösen Körper und den leichten Duft seines Aftershaves, gemischt mit männlichen Pheromonen, die ihr zu Kopf stiegen. Sie wollte nie mehr aufhören zu tanzen und spürte einen enttäuschten Stich, als die Band verkündete, dass sie während des nun folgenden Feuerwerks eine Pause einlegen würden. Aber Diego ließ sie nicht los, sondern hielt den Arm um ihre Hüfte geschlungen, während er sie nach draußen führte, wo sie am Rand der Menge stehen blieben.

Das Feuerwerk, das sich im schwarzen Wasser des Sees spiegelte, war atemberaubend. Rachel lehnte den Kopf zurück, um es zu sehen, und war sich Diegos Nähe bewusst, der direkt hinter ihr stand. Ein Schauer rann über ihren Rücken, als sie spürte, wie seine Lippen in einer federleichten Berührung über ihren Hals streiften.

Keiner von beiden rührte sich, als die Gäste nach dem fulminanten Höhepunkt des Feuerwerks applaudierten und dann wieder ins Festzelt zurückkehrten. Das Schweigen zwischen ihnen war so angespannt, dass Rachel ihr eigenes, unsicheres Atmen hören konnte.

„Es funktioniert nicht, oder?“, murmelte Diego mit seinem sexy Akzent an ihrem Ohr.

Rachel drehte sich zu ihm um und schüttelte den Kopf, verwirrt über seine Frage. „Was funktioniert nicht?“

„Das Verlangen zu ignorieren, das uns beide so quält“, sagte er leise.

Sie verstand sofort, aber das minderte ihre Verwirrung nicht. „Aber du hast dir während der letzten zwei Wochen niemals anmerken lassen, dass du …“ Sie brach mit hochrotem Gesicht ab, und sein Lächeln wurde triumphierend.

„Dass ich dich will?“, beendete er den Satz für sie. „Ich hatte mir geschworen, mich bei der Arbeit professionell zu verhalten. Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht darüber nachgedacht hätte, mich mit dir in der Scheune einzusperren und dich zu lieben, bis unser beider Verlangen gestillt ist.“

„Oh.“ Rachel stieß einen unterdrückten Laut aus, nicht so sehr schockiert über seine deutlichen Worte als über die Vorstellung, wie er seine Fantasien in die Tat umsetzte.<...

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