Tiffany Sexy Band 43

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PER ANHALTER INS GLÜCK von YARDLEY, CATHY
Leise klopft es an Marks Tür. Wer kann das sein? Der Zimmerservice - oder Sophie, die er in seinem Wagen nach San Antonio mitgenommen hat? Die im selben Hotel wie er wohnt? Mit der er sofort die Nacht verbringen würde? Langsam öffnet Mark die Tür ...

KÜSS MICH, DIE GANZE NACHT LANG! von MAYBERRY, SARAH
Der spontane Kuss bei der Filmpreis-Verleihung geht Claudia nicht mehr aus dem Sinn. Denn damit hat Leandro ihre Lust geweckt - auf mehr Zeit zu zweit mit diesem griechischen Macho. Genau der Typ Mann, um den sie sonst lieber einen großen Bogen macht!

DER GEHEIMNISVOLLE LOVER! von SUMMERS, CARA
Eine einzige erotische Begegnung. Ekstase pur. Und dann: good-bye, Jed. Ob das funktioniert? Zoe hat sich den perfekten Plan ausgedacht - der gründlich schiefgeht. Denn Jed, untergetauchter Geheimagent, spielt in der Liebe nur nach seinen eigenen Regeln.


  • Erscheinungstag 12.02.2008
  • Bandnummer 43
  • ISBN / Artikelnummer 9783863495206
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

SARAH MAYBERRY

Küss mich, die ganze Nacht lang!

Und der Gewinner ist ... Gebannt verfolgt Claudia, wer dieses Jahr den Filmpreis bekommt: sie oder ihr Rivale Leandro Mandalor? Als sie die Trophäe erhält, ist sie atemlos vor Freude! Aber hinter der Bühne wird es noch aufregender: Leandro, ein absoluter Bilderbuch-Macho, küsst sie leidenschaftlich. So, als wäre sie sein schönster Preis!

CATHY YARDLEY

Per Anhalter ins Glück

Bitte nehmen Sie mich mit! Der Fremde in dem Mietwagen ist Sophies letzte Chance: Sie muss dringend nach San Antonio. Doch kaum sitzt sie neben Mark McMann, erkennt sie ihre Fehler. Der erste: Mark ist hinter demselben Auftrag her wie sie. Der zweite: Sie flirtet heiß mit ihm. Das muss sofort aufhören! Andererseits ist die Versuchung groß ...

CARA SUMMERS

Der geheimnisvolle Lover

Fort mit der Brille! Her mit der sexy Kleidung! Und dann: Ran an den Mann! Zoe ist entschlossen, Jed Calhoun zu verführen. Tag und Nacht denkt sie an ihn – damit ist jetzt Schluss. Einmal will sie mit ihm schlafen und ihn danach für immer vergessen. Aber auf Jeds romantischem Hausboot wird ihr bald klar: einmal ist keinmal.

1. KAPITEL

Leandro Mandalor duftete nach Leder und Moschus. Claudia Dostis saß links neben ihm und spürte bei jeder Bewegung seine breite, muskulöse Schulter. Jedes Mal, wenn er etwas sagte, erschauerte sie beim Klang seiner tiefen Stimme. Und jedes Mal, wenn er lachte, wand sie sich innerlich. Sie war kurz davor, laut zu schreien. Sollte er sie noch einmal mit seinem Arm streifen, konnte sie für nichts mehr garantieren.

Die Organisatoren des Daytime Television Convention, dem Kongress für TV-Tagesprogramme, hatten schlampig gearbeitet. Sie hatten bei den öffentlichen Forumssitzungen zu wenig Tische für die Teilnehmer bereitgestellt, sodass sie sich jetzt daran drängten. Noch schlimmer war aber, dass sie Claudia ausgerechnet den Platz neben ihrem Erzrivalen zugewiesen hatten. Wie sollte sie sich da auf die Fragen konzentrieren, die ihr gestellt wurden?

Mandalor war bei Weitem der widerlichste Mann, den sie jemals kennengelernt hatte. Wenn sie ihm begegnete, sah sie rot. Das hatte viel mit der Konkurrenzsituation zu tun, in der sie sich befanden. Er war Produzent von Heartlands und sie Produzentin von Ocean Boulevard. Die Daily-Soaps buhlten zur selben Sendezeit um die Gunst der Zuschauer. Dazu kam, dass er vor sechs Monaten versucht hatte, in ihrem Revier zu wildern. Denn er hatte die Idee des Teams von Ocean Boulevard, in den Wintermonaten eine zusätzliche Hochzeitsepisode in Spielfilmlänge zu senden, einfach geklaut und kopiert.

Aber am meisten störte Claudia der Mann an sich. Er war ihr mit seinen fast eins neunzig zu groß und mit den schwarzen lockigen Haaren zu dunkel. Und er war viel zu großspurig. Er hatte Charisma und strahlte ungeheures Selbstbewusstsein aus. Es war offensichtlich, dass er gern das Sagen hatte und erwartete, dass die Leute nach seiner Pfeife tanzten. Und erst die Art, wie Mandalor sie ansah! Sie hatte dabei immer das Gefühl, er würde sich insgeheim über sie amüsieren. Seine dunkelbraunen Augen funkelten, und sein Blick wirkte belustigt. Jedes Mal, wenn sie dieses Funkeln sah, sehnte sie sich danach, ihm etwas an den Kopf zu werfen.

Als Leandro sich nun auf seinem Stuhl zurücklehnte und sie wieder berührte, griff Claudia nach ihren Notizen, damit sie ihm nicht zuzischte, er solle gefälligst Abstand halten.

„Das ist ein interessanter Punkt. Aber ich bin nicht sicher, ob ich dem zustimme“, sagte Leandro mit seiner tiefen Stimme. „Was denken Sie, Claudia?“

Sie erstarrte. Wegen ihres Ärgers über die erzwungene Nähe zu diesem Mann war ihr der Kommentar aus dem Sitzungssaal völlig entgangen. Panisch ging Claudia in Gedanken die letzten Minuten durch. Sie hatten über die Erwartungen der Zuschauer an tägliche Serien diskutiert. Leider war sie zu sehr damit beschäftigt gewesen, Mandalor zum Teufel zu wünschen, als die Diskussion vertieft worden war.

Beim besten Willen wusste Claudia nicht, welcher Aussage sie zustimmen sollte. Da Angriff ihrer Meinung nach immer die beste Verteidigung war, reckte sie kämpferisch das Kinn vor. „Netter Versuch, Leandro. Aber ich bin sicher, dass es alle hier interessiert, wie Sie darüber denken.“

Einen Moment erwiderte er andeutungsweise lächelnd ihren Blick, und ihr fiel auf, wie sinnlich sein Mund war.

„Wie kann ich widerstehen, wenn Sie mich so nett bitten?“

Er sah ihr noch einen Augenblick länger in die Augen – so lange, dass Claudia sich entschieden unbehaglich fühlte –, bevor er sich wieder den zukünftigen Programmgestaltern im Saal zuwandte. „Das Fernsehen ist ein visuelles Medium. Deshalb werden auch immer schöne Schauspieler zu sehen sein. Aber das heißt nicht, dass es keinen Platz für Charakterdarsteller gibt. Wenn ich Probeaufnahmen machen lasse, habe ich die Rolle im Auge und nicht den Sexappeal oder das Aussehen des Schauspielers, der sich darum bewirbt.“ Er nickte Claudia zu, um sie herauszufordern, ihre Meinung zu sagen.

„Sosehr es mir auch widerstrebt, da muss ich Leandro beipflichten.“ Gelächter erklang, denn die Rivalität zwischen ihr und Leandro war mittlerweile in der ganzen Branche bekannt. „Tatsächlich werden einige der beliebtesten Charaktere bei Ocean Boulevard von Schauspielern verkörpert, die nicht gerade den gängigen Schönheitsidealen entsprechen. Besonders bei den täglichen Serien verlieben sich die Zuschauer in die Charaktere, mit denen sie jede Woche viel Zeit verbringen, und nicht in schöne Gesichter oder sexy Körper. Dennoch bekenne ich mich schuldig, gelegentlich eine Rolle mit einem heißen Muskelprotz zu besetzen. Denn ich finde, dass all die Moms daheim auch einmal auf ihre Kosten kommen sollen.“

Das brachte ihr einige Lacher ein, und sie lehnte sich zurück. Als die nächste Frage an den Produzenten der Kelly Larson Talkshow ging, riskierte Claudia einen verstohlenen Blick auf ihre Armbanduhr und stellte erleichtert fest, dass ihre offiziellen Verpflichtungen auf diesem Kongress in zehn Minuten beendet waren.

Leandro beugte sich zu ihr. „Muskelprotz? Ich frage mich, wie die Leute reagieren würden, wenn ich zugäbe, bei den Probeaufnahmen vor allem auf den Busen und den Hintern der Schauspielerin zu achten.“

„Sie sollten es herauszufinden“, schlug sie zuckersüß vor.

Er grinste, und seine weißen Zähne standen in deutlichem Kontrast zu seinem gebräunten Teint.

Claudia fragte sich, ob tatsächlich Mutter Natur den Mann mit all den äußerlichen Vorzügen ausgestattet hatte oder ob die kosmetische Chirurgie in der einen oder anderen Weise nachgeholfen hatte.

„Versprechen Sie mir, meine Wunden zu versorgen, nachdem mich die Leute in Stücke gerissen haben?“

„Ich habe extra für Sie einen großen Container mit Salz draußen deponiert.“

Leandro lachte laut, und einige der Kongressteilnehmer warfen ihnen interessierte Blicke zu.

Plötzlich wurde ihr klar, wie es wirken musste, dass sie beide miteinander flüsterten und wie Teenager grinsten. Schnell konzentrierte sie sich wieder auf ihre Notizen. Das Problem war, dass sie bei jeder Gelegenheit in Versuchung geriet, mit Leandro zu konkurrieren. Sie hatte schon immer einen ziemlichen Dickkopf gehabt und sehr früh gelernt, die Verantwortung für sich zu übernehmen – was ihr in Sachen Karriere zugutegekommen war. Als Frau hatte sie hart kämpfen müssen, um in der TV-Branche ernst genommen zu werden. Mittlerweile war ihr das Kämpfen zur zweiten Natur geworden.

„Für heute sind wir damit am Ende“, sagte der Vorsitzende Bonnie Randall zu den Kongressteilnehmern. „Wir bedanken uns bei den Gästen aus der Branche dafür, dass sie uns mit ihrem Fachwissen zur Verfügung gestanden haben.“

Claudia quittierte den höflichen Applaus mit einem Lächeln. Die traurige Wahrheit war, dass sich von den etwa fünfhundert Nachwuchsleuten im Saal höchstens eine Handvoll den Traum wahr machte. Nicht einmal jeder Zehnte hatte Erfolg in der Unterhaltungsbranche. Manchmal wurde Claudia schwermütig, wenn sie all die erwartungsvollen Gesichter sah.

Zum ersten Mal seit zwei Stunden stand sie auf und merkte, wie verspannt ihre Muskeln waren. Sie nahm sich vor, ihr Fitnesstraining um ein paar Dehnungsübungen zu erweitern. Allmählich wurde sie steif, weil sie so viele Stunden am Schreibtisch verbrachte.

„Hier entlang“, meinte Leandro hinter ihr, und sie spürte seine Hand auf dem Rücken, während er sie zum nächsten Ausgang dirigierte.

Mit ihrer Größe von eins fünfundsechzig fühlte sich Claudia sehr klein neben ihm. „Ich bin in der Lage, selbst zur Tür zu finden“, wehrte sie kühl ab.

„Ich versuche nur, ein Gentleman zu sein.“

„Versuchen ist das entscheidende Wort. Warum hören Sie nicht auf, so zu tun. Als wenn Sie etwas anderes wären als – ein Pirat.“

„Ein Pirat? Warum fühle ich mich nicht geschmeichelt, wenn Sie das sagen?“, fragte Leandro trocken.

„Sie wissen warum.“

„Sie sind doch nicht immer noch sauer wegen der Hochzeitsepisode?“, erkundigte er sich so ungläubig, als wäre das nur ein Dummer-Jungen-Streich gewesen.

„Doch. Das bin ich und werde es auch bleiben.“

Amüsiert schüttelte er den Kopf. „Claudia, wann werden Sie die Sache endlich zu den Akten legen?“ Wieder legte er ihr die Hand auf den Rücken, als sie nun zum Ausgang gingen.

Sie hasste, dass er gut lachen hatte. Nur weil seine herablassende Geste sie so sehr irritierte, protestierte Claudia nicht.

„Es war wirklich keine Verschwörung, wie Sie offensichtlich annehmen. Mir wurde aus einer zuverlässigen Quelle zugetragen, dass Ocean Boulevard eine zusätzliche Hochzeitsepisode vorbereitet. Was hätten Sie getan, wenn Ihnen dieselbe Gelegenheit in den Schoß gefallen wäre?“

„Lassen Sie mich einen Moment lang nachdenken … Ich hätte mit einer eigenen originellen Idee geglänzt?“, schlug Claudia vor.

„Vielleicht hätten Sie darüber nachgedacht, doch dann hätten Sie mit den gleichen Waffen zurückgeschlagen. Sie sind eine Kämpfernatur. Sonst wären Sie nicht da, wo Sie heute sind.“

Inzwischen waren sie im Foyer des Universal Hilton angekommen und standen in einer ruhigen, etwas abgelegenen Ecke. Claudia nahm nichts und niemanden um sich herum wahr. Sie funkelte Leandro böse an. „Stecken Sie mich ja nicht in dieselbe Schmuddelschublade, in die Sie gehören.“ Sie stand so nahe vor ihm, dass sie mit dem Finger gegen seine muskulöse Brust stieß, als sie auf ihn zeigte.

Leandro warf den Kopf in den Nacken und lachte laut.

„Lachen Sie nicht über mich“, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen.

„Dann hören Sie damit auf, so niedlich zu sein. Wissen Sie, dass Ihre Nasenflügel beben, wenn Sie wütend sind?“

Das war zu viel. Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen, an dem Leandro Mandalor sie mit seiner Gegenwart gestört hatte. Aus dem Affekt heraus trat sie ihm heftig gegen das Schienbein.

„Au!“

„Von wegen niedlich. Und meine Nasenflügel gehen Sie überhaupt nichts an, verdammt.“ Claudia drehte sich auf dem Absatz um und ging zum Lift, wobei Leandros Lachen sie begleitete. Sie verfluchte ihn auf dem ganzen Weg zu ihrem Hotelzimmer. Er nahm sie nicht ernst und spielte mit ihr! Aufgebracht öffnete sie die Tür mit der Chipkarte.

Sadie und Grace, die es sich im Wohnzimmer gemütlich gemacht hatten, sahen hoch, als sie hereinkam.

„Achtung! Mandalor-Alarm“, sagte Sadie, als sie Claudias Gesichtsausdruck deutete.

„Der Mann ist ein arroganter Mistkerl. Ein herablassender Armleuchter. Ein … ein …“ Claudia gingen die Schimpfworte aus.

„Ein hinterhältiger Fiesling? Oder eine miese Ratte?“, schlug Grace mit unbewegter Miene vor.

„Das ist nicht lustig.“ Claudia ließ sich in einen Sessel fallen und streifte sich seufzend die High Heels von den Füßen.

Grace grinste. „Ich finde es schon irgendwie lustig. Verzeih mir, Süße, aber jeden Tag, wenn du von dem Kongress zurückkommst, bist du wütend auf ihn. Selbst du musst zugeben, dass das ein kleines bisschen amüsant ist.“

Claudia holte sich eine Flasche Mineralwasser aus der Minibar. „War ich so schlimm?“

Sadie und Grace sahen sich an und nickten dann übereinstimmend.

Claudia strich ihr knapp schulterlanges schwarzes Haar zurück. „Er erinnert mich an meine Brüder. Nicht nur, dass er Grieche ist, er hat auch dieses für griechische Männer so typische Macho-Gehabe – als wären sie ein Geschenk des Himmels für uns Frauen! Mein Bruder Cosmo betritt einen Raum und glaubt tatsächlich, dass alle Frauen darin Sex mit ihm haben wollen. Leandro ist ganz genauso.“

„Ja, außer dass Leandro wahrscheinlich nicht weit von der Wahrheit entfernt ist, während dein Bruder sich etwas vormacht“, sagte Grace trocken.

Angewidert verzog Claudia das Gesicht.

„Nun komm schon. Willst du uns wirklich weismachen, dass du Leandro mit seiner sexy griechischen Nase und dem sehr sinnlichen Mund nicht attraktiv findest?“, fragte Sadie.

„Auf mich wirkt er absolut nicht anziehend“, erklärte Claudia. Das ist die Wahrheit, sagte sie sich stumm. Sie hatte gerade zwei Stunden lang neben ihm gesessen und nichts empfunden, außer dass sie sich eingeengt und durch seine Nähe gestört gefühlt hatte.

„Was hat er denn dieses Mal gesagt?“, fragte Sadie.

Sie informierte ihre Freundinnen, die gleichzeitig ihre Kolleginnen waren, über die letzten Vorkommnisse.

„Damit liegst du klar nach Punkten vorn“, erklärte Grace, nachdem Claudia von dem Tritt gegen sein Schienbein berichtet hatte.

„Definitiv. Er müsste etwas wirklich Unverfrorenes tun, um gleichzuziehen“, stimmte Sadie zu.

„Wenn man es so betrachtet, klingt es wirklich ein wenig kindisch“, gab Claudia zu.

„Entschuldige dich niemals bei einem Mann“, meinte Grace.

„Hm, das ist interessant. Als ich dich von zu Hause abgeholt habe, hast du dich doch gerade bei Mac dafür entschuldigt, beim Duschen das ganze heiße Wasser aus dem Boiler verbraucht zu haben“, neckte Sadie sie.

„Das ist Strategie. Ich lasse Mac in dem Glauben, dass er die Hosen anhat. Tatsächlich ist es umgekehrt.“

Claudia lächelte über Grace’ Bemerkung. Grace und Mac hatten lange gebraucht, um die Probleme in ihrer Beziehung auszuräumen, und lebten jetzt seit drei Monaten zusammen. Und der frisch verheirateten Mrs. Sadie Anderson konnte jeder ansehen, wie glücklich sie mit Dylan war. „Ich kann nur hoffen, dass wir heute Abend gewinnen. Wenn Leandro diesen Preis bekommt, werde ich ein paar Tage lang Beruhigungspillen schlucken.“

„Wir werden gewinnen“, erklärte Grace voller Selbstvertrauen. „Mac hat eine perfekte Episode abgeliefert, und die Einschaltquoten waren sensationell.“

„Meinst du wirklich?“ Bei der Vorstellung, dass sie am Abend als Produzentin von Ocean Boulevard auf die Bühne gerufen und den People’s Vote Award überreicht bekam, schlug Claudias Herz vor Aufregung schneller. Die Soap hatte den TV-Preis schon seit fünf Jahren nicht mehr eingeheimst. Ihn dieses Jahr zu gewinnen würde ihrer erfolgreichen Arbeit die Krone aufsetzen.

Die Preisverleihung wurde nicht wie die Emmy-Verleihung zur besten Sendezeit im Fernsehen übertragen, aber eine gekürzte Version mit den Höhepunkten der Zeremonie würde im Tagesprogramm laufen. Natürlich wollte Claudia, dass ihre Eltern sahen, wie ihr die Kristallfigur überreicht wurde. Es wäre die öffentliche Anerkennung dafür, dass sie es geschafft hatte, ihre Träume zu verwirklichen. Als sie sich jedoch eingestand, dass sie wahrscheinlich niemals erfahren würde, ob ihre Eltern sich die Zusammenfassung der Preisvergabe anschauten, stieg die alte Traurigkeit in ihr auf.

„Wir werden mit dem Preis nach Hause gehen“, meinte auch Sadie.

„Was wirst du anziehen, Claudia?“, fragte Grace. „Sag bitte nicht, dass dein Kleid schwarz ist.“

Claudia warf ein Kissen nach ihrer Freundin. „Es ist rot.“ Sadie und Grace neckten sie häufig, weil sie fast immer schwarze Kleidung trug. Ein Grund dafür war, dass sie zu beschäftigt zum Einkaufen war und schwarze Sachen immer miteinander harmonierten. Zum anderen hatte sie das Gefühl, dass die Leute sie in Schwarz ernster nahmen, auch wenn sie klein und eine Frau war.

„Und du Grace?“, fragte Sadie.

„Ein Vintage-Kleid von Dior. Mac hat es für mich gekauft“, antwortete Grace. „Wisst ihr, ich habe diesmal wirklich ein gutes Gefühl bei der Sache.“

Claudia kreuzte die Finger hinter dem Rücken. Sie wollte diesen Preis unbedingt gewinnen. Auch weil sie Leandro Mandalor dann ihren Triumph unter seine griechische Nase reiben könnte.

Leandro stellte sich unter den heißen Wasserstrahl der Dusche. Er spürte, wie sich seine vom langen Sitzen verspannten Muskeln lockerten, griff nach dem Shampoo und wusch sich die Haare. Sofort umgab ihn ein seltsam bekannter Blumenduft mit einer warmen, dunklen Note. Nach kurzem Nachdenken fiel ihm Claudia Dostis ein. Das Shampoo, das vom Hotel bereitgestellt wurde, duftete ähnlich wie sie.

Er lächelte, während er den Schaum ausspülte. Auf seinem Schienbein zeigte sich schon ein Bluterguss von ihrem Tritt, und er sollte wegen ihres Wutausbruches sauer auf sie sein. Stattdessen erregte der Gedanke an sie ihn, denn Claudia erinnerte ihn an seine mutigen und resoluten weiblichen Verwandten, die voller Lebensfreude waren. Sie war eine dynamische, lebhafte und zupackende Frau, die wusste, was sie wollte. Zudem hatte er schon immer eine Schwäche für kleine Frauen gehabt. Die meisten seiner Freundinnen seit der Highschool waren klein gewesen. Genauso wie Peta, die schon bald seine Exfrau sein würde.

Bei dem Gedanken an Peta fühlte Leandro sich schlagartig ernüchtert. Er hatte ihr in der vergangenen Woche die Scheidungspapiere schicken lassen. Aber sie hatte immer noch nicht ihre Unterschrift daruntergesetzt. Um Geld konnte es ihr nicht gehen, denn dafür waren sie nicht lange genug verheiratet gewesen. Zudem brauchte Peta sein Geld nicht. Es hatte sich herausgestellt, dass sie überhaupt nichts von ihm brauchte. Ihre Ehe war von Anfang bis Ende ein Witz gewesen – doch in seinem Hormonrausch hatte er hartnäckig daran geglaubt, dass die Beziehung funktionieren würde.

Jetzt wollte er nur noch so schnell wie möglich geschieden werden, obwohl er es schlimm fand, dass er bald als Einziger in seiner großen Familie eine Scheidung hinter sich haben würde. Alle anderen hatten mehr Glück gehabt. Seine Mama hatte gleich gemeint, Peta sei die falsche Frau für ihn – zu blond, zu dünn und zu ehrgeizig. Und tatsächlich hatte sich herausgestellt, dass Peta ihre Arbeit wichtiger war als alles andere. Als sie zugunsten ihrer Karriere vertrauliche Informationen verwendete, die er privat erwähnt hatte, war auch ihm das klar geworden.

Dennoch war Leandro nicht verbittert. Eher sehr vorsichtig. Er wollte immer noch eine Frau und Kinder, die Wärme und das Zugehörigkeitsgefühl, die man nur in einer Familie erlebte. Aber das nächste Mal würde er eine klügere Wahl treffen und Karrierefrauen aus dem Weg gehen. Auf keinen Fall würde er sich jemals wieder mit jemandem auf einem Geschäftsessen anfreunden. Bei der Wahl seiner zukünftigen Frau würde er diesmal nicht nur seine Libido, sondern auch seinen Verstand zurate ziehen.

Wieder dachte er an die reizvolle Miss Dostis, und sein Puls beschleunigte sich. Ja, sie war wirklich heiß. Klein und zierlich, aber mit Rundungen an den richtigen Stellen. Sie war sehr feminin, und wenn sie den Sex mit der gleichen Verve anging wie den Rest ihres Lebens, musste es eine unvergessliche Erfahrung sein. Widerwillig schob er den verführerischen Gedanken beiseite. Sie war seine Konkurrentin, und abgesehen davon, war er bald ein frisch geschiedener Mann. Mit seinen sechsunddreißig Jahren hatte er keine Zeit mehr für heiße Affären. Er suchte eine Frau, mit der er eine Familie gründen konnte. Auch wenn Claudia Dostis ungewöhnlich reizvoll war.

Nachdem Leandro sich abgetrocknet hatte, ging er ins Schlafzimmer und warf einen unbehaglichen Blick auf den Smoking, der an der Tür hing. Er fühlte sich darin immer total eingeengt, aber es war um angemessene Abendgarderobe gebeten worden. Als er sein Hemd anzog, dachte er an den langweiligen Abend mit den vielen Reden und viel zu viel Champagner, der vor ihm lag. Interessant wurde es immer erst bei der Verleihung des Best-Special-Feature-Award. In dieser Kategorie waren vier Kandidaten nominiert. Aber Heartlands einziger ernst zu nehmender Konkurrent war Ocean Boulevard.

Er war ziemlich zuversichtlich, dass Heartlands den Preis erhielt, auch wenn die Hochzeitsepisode von Ocean Boulevard höhere Einschaltquoten erzielt hatte. Er hatte viel Geld, Zeit und Mühe in diese Episode gesteckt und glaubte, dass dieser Aufwand honoriert wurde. Sie hatten die Hochzeit in Aspen gedreht, und das Hochzeitskleid von einem berühmten Modeschöpfer hatte für zusätzliche Publicity gesorgt.

Claudia Dostis wird vor Wut kochen, wenn ich den Preis entgegennehme, dachte er und freute sich schon darauf, ihre zarten Nasenflügel vor Zorn beben zu sehen. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihm ein freundschaftlicher Konkurrenzkampf das letzte Mal so viel Spaß gemacht hatte.

Als Claudia Leandro Mandalor im Smoking sah, blieb sie wie angewurzelt stehen. Meine Güte, er sieht umwerfend in der eleganten Abendgarderobe aus, dachte sie. Sein Haar glänzte im Licht des Ballsaals, und das schneeweiße Hemd bildete einen perfekten Kontrast zu seiner dunklen Haut. Im Gegensatz zu dem, was ich vorher zu meinen Freundinnen gesagt habe, ist er wirklich ein sehr attraktiver Mann, gestand sie sich ein. Aber das würde sie natürlich nie laut sagen. Es war peinlich genug, dass sie heiß auf einen Mann war, den sie verachtete.

Sie zwang sich, darüber nachzudenken, was sie letztendlich getan hätte, wenn sie von einer zusätzlich geplanten Episode der Konkurrenz in Spielfilmlänge erfahren hätte. Ehrlicherweise musste sie zugeben, dass sie wohl auch alle Hebel in Bewegung gesetzt hätte, um Heartlands zu übertrumpfen. Also war er vielleicht doch nicht so hinterhältig und verachtenswert, wie sie gedacht hatte. Trotzdem war er ihr Erzrivale und wollte mit seiner Soap die höheren Einschaltquoten erzielen – genauso wie sie mit Ocean Boulevard.

Zudem war er Grieche. Claudia verabredete sich niemals mit griechischen Männern, denn die erinnerten sie zu sehr an ihre Brüder, ihren Vater und ihre Cousins. Diese Alpha-Männchen waren einfach zu traditionell und dominant. Sie bevorzugte moderne Männer, für die Gleichberechtigung kein Fremdwort war und die mit einer selbstständigen und selbstbewussten Frau wie ihr umgehen konnten.

„Sieh dir nur dieses Prachtexemplar von einem Griechen an. Und was für einen sinnlichen Mund der hat.“ Grace verschlang Leandro förmlich mit Blicken.

„Ja, er ist ein Bild von einem Mann“, stimmte Sadie zu.

Mac, der neben Grace stand, räusperte sich und warf Dylan einen resignierten Blick zu. „Nehmt doch ein bisschen Rücksicht und wartet wenigstens, bis wir nicht mehr in der Nähe sind, bevor ihr die anderen Prachtkerle laut begutachtet.“

„Die anderen Prachtkerle?“, neckte Grace ihn.

„Wir haben immer noch alle erforderlichen Attribute, auch wenn wir in festen Händen sind.“ Dylan strich über seinen nachtblauen Smoking.

„Ich bin bereit, diesen Punkt anzuerkennen“, sagte Sadie mit heiserer Stimme und richtete ihrem Ehemann die Fliege.

Claudia zwang sich, den Blick von Leandro zu wenden, und überlegte, was sie vorgehabt hatte, bevor der Sexappeal ihres Erzrivalen ihr den Atem und jeden klaren Gedanken geraubt hatte. Richtig. Sie hatte nach dem Tisch Ausschau gehalten, der ihnen von den Organisatoren zugewiesen worden war. Dass er nahe an der Bühne stand, wertete sie als gutes Omen und dirigierte die anderen zu den für sie reservierten Plätzen.

Ihr war bewusst, dass Leandro sie anschaute, noch bevor sie wieder einen Blick in seine Richtung wagte. Der Ausdruck in seinen fast schwarzen Augen war nicht zu deuten, aber er nickte ihr zu. Allerdings verrieten seine hochgezogenen Mundwinkel, dass er sich abermals über sie amüsierte. Anstatt ihrer Verärgerung darüber Luft zu machen, strich sie über ihre Hüften und den Po, die von ihrem dunkelroten Samtkleid perfekt in Szene gesetzt wurden. Dann drehte sie ihm den Rücken zu. Doch er behielt sie im Visier, wie sie aus den Augenwinkeln sah. Claudia dankte ihrem Schutzengel dafür, dass sie in den High Heels nicht über den langen Rock ihres Kleides stolperte. Vor diesem Macho auf den Allerwertesten zu fallen, das hätte ihr gerade noch gefehlt.

„Claudia, du sitzt zwischen mir und Grace“, sagte Sadie. „Dann müssen wir nicht den ganzen Abend an Mac und Dylan vorbeireden.“

„Jetzt drängt ihr eure Männer schon wieder an den Rand“, scherzte Mac.

Grace ließ die Hand unter den Tisch gleiten, um ihn zu entschädigen. „Fühlst du dich jetzt mehr gewürdigt?“, fragte sie mit rauer Stimme.

„Benehmt euch, Kinder. Sonst muss ich noch den Feuerlöscher holen“, warnte Claudia. Da sie in letzter Zeit ständig mit den beiden Liebespärchen zusammen war, kam sie sich schon fast wie eine altjüngferliche Tante vor. Die meiste Zeit war sie zu beschäftigt, um ihr fehlendes Liebesleben zu bedauern, aber wenn sie einen solchen Prachtkerl wie Leandro in einem eleganten Smoking vor sich hatte … In solchen Momenten kam ihr zu Bewusstsein, dass es auch seine Vorteile hatte, einen Mann um sich zu haben.

Dabei dachte sie vor allem an Sex, während sie Leandro beobachtete, wie er zu seinem Tisch ging. Er bewegte sich überraschend anmutig. Und seine griechische Nase passte gut zu ihm. Als ihr bewusst wurde, dass sie ihn anstarrte, sah sie schnell weg. Er ist tabu, ermahnte sie sich, und ihr fiel ein, dass sie sich schon längere Zeit nicht mehr mit Harry oder Simon, ihren beiden gelegentlichen Liebhabern, getroffen hatte. Allerdings hatte Harry von einer anderen Frau geschwärmt, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Das war einer der Nachteile bei Bettgenossen, mit denen man nicht fest zusammen war. Manchmal verliebten sie sich in eine andere Frau, und damit wurde das Arrangement hinfällig.

Claudia nahm das Handy aus ihrer Abendtasche und schrieb Simon eine SMS. Wenn er an diesem Abend noch nichts vorhatte, könnte er nach der Preisverleihung in ihre Hotelsuite kommen. Dann müsste sie die Nacht nicht allein verbringen. Als sie wieder hochsah, begegnete sie Leandros herausforderndem Blick, in dem sie Verlangen und Neugier las. Sein Tisch stand ihrem gegenüber. Also würde sie ihren attraktiven Erzfeind den ganzen Abend vor Augen haben.

Sie sendete die SMS und hoffte inständig, dass Simon Zeit hatte. Dann rückte sie nervös das Silberbesteck und ihr Weinglas zurecht und tat so, als würde sie die Gespräche ihrer Freunde verfolgen, während sie auf Simons Antwort wartete. Es war schon länger her, dass sie so große Lust auf Sex gehabt hatte.

Als das Handy piepste, stürzte sie sich fast darauf. Simons Antwort war enttäuschend: „Ich kann nicht kommen. Wünsch mir Glück – habe mich gerade verlobt.“

Claudia starrte eine volle Minute auf das Display und hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen weggezogen zu bekommen. Zuerst Harry und jetzt Simon. Sie entwickelte sich zu einer alten Jungfer. Sofort schickte sie einen Text zurück, um ihm zu gratulieren und alles Gute zu wünschen. Das war ehrlich gemeint, denn Simon war ein netter Mann. Sie registrierte überhaupt nicht, dass der Kellner ihr Wein einschenkte, weil sie so abgelenkt war.

Grace löste das Problem elegant, indem sie die Hand über ihr leeres Weinglas hielt und es dann mit Claudias Glas tauschte. „Danke.“ Claudia trank einen Schluck Wasser.

„Kein Problem“, meinte Grace. „Entspann dich. Es ist toll, wenn wir gewinnen, und es hat keine Bedeutung, wenn wir verlieren.“

„Okay. Mir leuchtet diese Logik zwar nicht ein, aber ich werde versuchen, mich daran zu halten.“ Sie war schlichtweg nervös wegen dieses dummen Preises. Und was ihre sexuelle Frustration anging, würde sie sich nicht gleich Leandro Mandalor an den Hals werfen, nur weil ihre Bettgenossen nun vergeben waren. Sie würde den Abend auch so überstehen.

„Ladies und Gentlemen, nehmen Sie bitte Platz, wenn Sie es nicht schon getan haben. Wir freuen uns, Sie heute Abend alle hier zur dreiundzwanzigsten Verleihung des People’s Vote Award begrüßen zu dürfen“, tönte eine angenehme Stimme über die Lautsprecher.

Claudia setzte sich aufrechter hin, und Sadie und Grace hielten je eine Hand ihrer Freundin.

„In zwei Stunden wird alles vorbei sein“, sagte Grace.

„Wir werden gewinnen“, meinte Sadie.

„Definitiv werden wir das“, stimmte Dylan zu.

Claudia zwang sich zu einem Lächeln. Es war dumm, diesem Preis so viel Gewicht beizumessen. Sie verdiente gut, hatte tolle Freunde, und die Soap erzielte hohe Einschaltquoten. Dennoch war sie fürchterlich nervös, aufgeregt und erwartungsvoll.

Gegen ihren Willen blickte sie zu Leandro hinüber, der sie beobachtete, wie sie gespürt hatte. Er hob sein Champagnerglas.

Sie neigte huldvoll den Kopf und dachte: Möge die beste Frau gewinnen.

Leandro spielte mit seinem Weinglas und versuchte, sich davon abzuhalten, erneut Claudia Dostis anzuschauen. Es war zwecklos. Sie sah atemberaubend in dem Abendkleid aus rotem Samt aus. Er konnte den Blick einfach nicht von ihrem aufregenden, sehr tief ausgeschnittenen Dekolleté wenden und hoffte gespannt, dass der Stoff verrutschte und ihm noch tiefere Einblicke gewährte. Vielleicht gerade weit genug, um eine ihrer Brustspitzen zu sehen. Eine würde schon genügen.

Aus irgendeinem Grund ließ ihn dieser Gedanke nicht mehr los, seitdem sie den Saal betreten hatte. Er hätte zu gern gewusst, wie ihre Brustspitzen aussahen, sich anfühlten und schmeckten. Und es interessierte ihn brennend, welche Laute Claudia von sich gäbe, wenn er daran saugte, sie küsste oder sie streichelte. Allein die Vorstellung, all das zu tun, erregte ihn so sehr, wie er es seit der Senior Highschool nicht mehr gewesen war. Zu schade, dass ihm vorhin in seiner Suite viel zu viele Gründe eingefallen waren, die dagegen sprachen, etwas mit Claudia anzufangen.

Aufbrausender Beifall riss Leandro aus seinen Gedanken, und er applaudierte automatisch mit. Die Verleihung des People’s Vote Award stand inzwischen unmittelbar bevor. Er überprüfte, ob das Blatt mit seiner vorbereiteten Rede in seiner Jackentasche steckte. Als er wieder zu Claudia sah, legte sie gerade noch etwas Lippenstift auf und strich über ihr Haar. Dieser Aufwand ist umsonst, dachte er. Ich hoffe nur, dass du eine gute Verliererin bist.

Claudia saß nervös auf der Stuhlkante und umklammerte unter dem Tisch das Papier mit ihrer vorbereiteten Rede. Sie konnte ihr Herz vor Aufregung klopfen hören.

„… und die letzten beiden Nominierten in dieser Kategorie: Heartlands für das neunzigminütige Special White Wedding und Ocean Boulevard für das ebenso lange Special Paradise Found. Ein tolles Jahr in dieser Kategorie mit zwei Wettbewerbern in Top-Qualität. Ich denke, da stimmen Sie mir alle zu“, sagte der Moderator.

Sadie drückte unter dem Tisch Claudias Knie, und Grace warf ihr einen erwartungsvollen Blick zu.

„Der Gewinner des People’s Vote Award für den besten Spielfilm ist – Ocean Boulevard für Paradise Found. Applaus für die Produzentin Claudia Dostis.“

Claudia wurde erst kalt und dann heiß. „Wir haben gewonnen.“

Grace und Sadie lachten, sprangen auf und umarmten Claudia. Um sie herum klatschten die Leute und lächelten ihnen zu. Auf der Bühne wurden auf einem großen Bildschirm ausgewählte Szenen aus Paradise Found gezeigt.

„Geh und hol dir den Preis“, feuerte Grace sie an.

Claudia ging etwas benommen auf die Bühne und starrte auf die vielen Gesichter unten im Saal, die sie erwartungsvoll ansahen. Sie vergaß ihre Rede und sprach stattdessen frei.

„Was die Arbeit an Ocean Boulevard auszeichnet, ist die Leidenschaft, mit der bei uns alle dabei sind. Ich denke, das sieht man jeder Episode an. Aber dieses Special lag uns ganz besonders am Herzen. Ich danke Dylan Anderson für die tolle Idee und bezaubernde Story und meiner unglaublich talentierten Script Producerin Sadie Anderson dafür, dass sie alles zusammengefügt hat. Ich danke der begabten, brillanten Grace Wellington für das wundervolle Drehbuch und Mac Harrison für die einfallsreiche Regie. Außerdem danke ich den Schauspielern, die wieder einmal ihr Bestes gegeben haben. Wir alle wissen, dass Fernsehen Teamwork ist. Wir haben das beste Ensemble, eine hervorragende Crew und einen Sender, der uns unterstützt. Wir alle sind sehr stolz auf unser erfolgreiches Special. Es ist fantastisch, heute Abend diese Auszeichnung dafür zu bekommen. Vielen Dank!“

Sie hob die kleine Statue hoch und lächelte stolz. Als sie die Treppe wieder hinunterging, ließ sie ihren Blick über all die lächelnden und applaudierenden Gäste schweifen, bis er auf einem Mann verweilte. Leandro hielt einen Moment lang den Blickkontakt, bevor er ihr zunickte und dann langsam nur für sie zu klatschen begann. Sie genoss den Erfolg in vollen Zügen.

Während der nächsten Minuten wurde ihr von allen Seiten gratuliert. Sadie und Grace standen neben ihr, lächelten stolz und schlangen die Arme um ihre Taille. Einen Moment lang war Claudia vor Rührung sprachlos. Diese beiden Frauen waren so wichtig für sie, und gemeinsam hatten sie großartige Arbeit geleistet, die in der TV-Branche anerkannt wurde.

Trotz ihrer guten Vorsätze, die Dinge positiv zu sehen, dachte sie an ihre Eltern, die nicht da waren, um sich mit ihr zu freuen. Aber das Verhältnis zu ihnen war nun einmal sehr angespannt und würde es wohl auch bleiben. Weil sie plötzlich einen Kloß im Hals hatte, entschuldigte sie sich und ging zur Damentoilette. Im Waschraum atmete sie tief durch und ließ sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen. Dann machte sie sich auf den Rückweg. Kurz bevor sie den Ballsaal erreicht hatte, umfasste jemand von hinten ihren Ellbogen und zog sie in eine schummrige Ecke. Dann stand Leandro vor ihr, und ihr Herz schlug schneller.

„Claudia, ich wollte Ihnen nur sagen, dass dieses Kleid aufsehenerregend ist.“ Er schaute auf ihr Dekolleté.

„Danke. Sie haben sich selbst auch ziemlich in Schale geworfen.“

Leandro zuckte die Achseln, und sie beobachtete gebannt, wie er die Hand ausstreckte und über den Saum des Ausschnitts ihres tief dekolletierten Kleides strich. Er nahm den Samt zwischen Daumen und Zeigefinger.

„Samt fühlt sich so gut an. Der Stoff lädt zum Berühren ein, finden Sie nicht?“

Sie konnte seine Fingerspitzen auf ihrer Haut fühlen und wusste, dass sie seine Hand wegschieben und sich das verbitten sollte. Aber sie tat es nicht. „Werden Sie mir gratulieren?“ Claudia versuchte, nicht auf die Einladung in seinem Blick einzugehen.

„Definitiv“, sagte Leandro und beugte sich zu ihr.

Sie wusste, dass er sie küssen würde, und hätte einen Schritt zurücktreten und ihn wegschieben können. Stattdessen stellte sie sich auf die Zehenspitzen und kam ihm mit leicht geöffnetem Mund entgegen. Er stöhnte leise, als er sie küsste, und sie lehnte sich gegen seine breite Brust. Dann nahm er sie in die Arme und vertiefte den Kuss. Claudia glaubte in Flammen zu stehen, als er mit der Zunge über ihre strich, ihren Po umfasste und sie enger an sich zog. Sie konnte seine Erregung deutlich spüren.

Leandro biss zärtlich in ihre Unterlippe, und ihre Brustspitzen verhärteten sich. Claudia konnte nur noch an das große Bett in ihrer Suite oben denken, wo dieser Prachtkerl hingehörte. Sie sehnte sich danach, dass er dort das zu Ende brachte, was er gerade angefangen hatte. Sie wollte ihn in sich spüren.

Doch Leandro beendete den Kuss und trat einen Schritt zurück.

Claudia hatte das Gefühl, aus der Sauna zu kommen und zum Abkühlen in eiskaltes Wasser einzutauchen, so gefesselt war sie von seinem heißen Kuss gewesen.

„Gratuliere, Claudia“, sagte Leandro mit vor Verlangen heiserer Stimme. Dann ging er davon.

2. KAPITEL

Als Claudia am nächsten Tag vor den Produktionsbüros ankam, schäumte sie immer noch vor Wut. Zwar hatte sie Leandro Mandalors Gesicht nicht gesehen, als er sie stehen gelassen hatte, aber sie hätte jederzeit gewettet, dass er gegrinst hatte, der selbstgefällige Bastard.

Dass sie seinen Kuss erwidert hatte, bedeutete überhaupt nichts. Offensichtlich war er ein geübter Verführer und hatte sie mit seinen Tricks bezirzt. Einen Moment lang war es amüsant und unterhaltsam gewesen. Dann war sie in den Ballsaal zurückgekehrt, hatte den People’s Vote Award gefeiert und Leandro den ganzen Abend über keines Blickes mehr gewürdigt. Nur weil sie ihm keine Ohrfeige gegeben oder sich nicht empört hatte, gab es für ihn keinen Grund zu glauben, dass er irgendetwas erreicht hätte. Es war ein Kuss gewesen – mehr nicht. Es war nicht der Rede wert.

Claudia knallte die Autotür zu und verzog das Gesicht, als sie ihr Spiegelbild im Seitenfenster sah. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und das nicht, weil sie fast die ganze Nacht mit den anderen gefeiert hatte. Wie üblich hatte sie keinen Tropfen Alkohol angerührt und war bereits um Mitternacht ins Bett gegangen. Doch dann hatte sie vor lauter Aufregung über das kurze Intermezzo mit Leandro Mandalor kein Auge zugetan.

Ein Kuss, und sie war bereit gewesen, es in ihrer Suite mit ihm zu tun. Claudia schloss die Augen, als ihr bewusst wurde, wie sehr sie es in diesem Moment bereuen würde, wenn sie es nicht bei diesem einen Kuss belassen hätte.

Obwohl streng genommen er es war, der sich auf einen Kuss beschränkt hatte. Warum nur war sie nicht diejenige gewesen, die ihn weggeschoben, angegrinst und eine freche Bemerkung gemacht hatte? Warum nur?

Claudia seufzte. Mit etwas Glück würde sie Leandro erst in zwölf Monaten bei der nächsten Preisverleihung wieder über den Weg laufen müssen. Sie nahm die kleine Statue vom Rücksitz, schloss ihr Auto ab und ging ins Gebäude. Schon in dem Moment, als sie den Eingangsbereich betrat, wurde sie von stolzen Mitarbeitern umringt, die ihr gratulierten. Als sie es schließlich fast bis in ihr Büro geschafft hatte, hatte sich ihre Stimmung enorm gebessert. Es war einfach großartig, die Freude über die Auszeichnung mit allen teilen zu können.

Im Vorbeigehen sah sie, dass Sadie bereits an ihrem Schreibtisch saß und erstaunlich ausgeruht wirkte. Sie betrachtete den strahlenden Teint ihrer Freundin und erinnerte sich plötzlich daran, dass Sadie auf der Feier ihr Weinglas nicht angerührt hatte. Claudias Verdacht erhärtete sich, als sie in Sadies Büro kam, und ihre Freundin eilig eine andere Seite im Internet anklickte. Mit einem Lächeln setzte Claudia sich auf eine Ecke des Schreibtischs. „Bist du überhaupt nicht müde von der Preisverleihung gestern?“

Sadie zuckte die Achseln. „Nicht wirklich. Da Dylan und ich heute arbeiten müssen, haben wir uns beim Feiern zurückgehalten. Ich verstehe nicht, warum eine solche Zeremonie ausgerechnet am Montag stattfindet.“

Claudia nickte und stand auf. „Wahrscheinlich, damit wir uns nicht zu sehr amüsieren.“ Sie ging zur Tür und sagte dann beiläufig: „Übrigens soll Amazon in diesem Monat eine besonders große Auswahl an günstigen Büchern über Babys im Angebot haben.“

„Ja? Danke.“ Sadie strahlte. Dann biss sie sich auf die Unterlippe und wurde rot.

„Aha, habe ich dich drangekriegt. Du bist schwanger.“

Sadie lächelte reuevoll. „Ich habe Dylan gleich gesagt, dass es keinen Zweck hat, es dir und Grace zu verschweigen. Er versteht nichts von weiblicher Intuition.“

Claudia spürte einen Stich, konnte Sadies Beweggründe aber nachvollziehen. Viele Paare warteten die kritischen ersten drei Monate der Schwangerschaft ab, bevor sie das freudige Ereignis bekannt gaben. Es war also durchaus normal, dass Sadie und Dylan ihr Geheimnis erst noch für sich behalten wollten. Dennoch fühlte sie sich etwas ausgegrenzt, denn es war noch gar nicht so lange her, da hatte es nur sie, Sadie und Grace gegeben. Die Freundschaft zwischen ihnen würde jetzt wohl nie mehr so wie früher sein.

Es gehört zum Leben, dass die Dinge sich ändern, ermahnte Claudia sich. Grace und Sadie hatten sich verliebt und waren jetzt gebunden. Sie war einfach zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt gewesen, um wirklich wahrzunehmen, was um sie herum vorging. „In der wievielten Woche bist du?“

„Wir denken, in der achten. Ich habe morgen einen Termin beim Arzt.“

Claudia ging zu Sadie und schloss sie in die Arme. „Ich freue mich so für dich. Für euch beide. Eine kleine Sadie oder ein kleiner Dylan. Ich kann es kaum erwarten, ihn oder sie zu sehen.“

„Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ein kleines Wesen in mir wächst. Das ist erstaunlich und irgendwie auch merkwürdig. Es macht mir ein bisschen Angst.“

„Alles wird gut gehen, Sadie“, beruhigte Claudia sie. „Falls es ganz schlimm kommen sollte, kannst du heutzutage während der gesamten Geburt schlafen und sie dir hinterher auf Video ansehen.“

„Das ist ein Wort“, meinte ihre Freundin enthusiastisch. „Ich weiß, dass ich auf eine ganz natürliche Geburt setzen sollte, aber Schmerzen ertrage ich nun einmal schlecht. Ich möchte alles nutzen, was die pharmazeutische Industrie anzubieten hat.“

„Ganz nach meinem Geschmack. Falls ich jemals ein Kind haben sollte, würde ich auch die letzte Woche der Schwangerschaft im Dämmerzustand verbringen wollen.“

Sadie blinzelte überrascht. „Das ist das erste Mal, dass du davon gesprochen hast, Kinder zu bekommen.“

„He, du bist diejenige, die schwanger ist, nicht ich. Das war nur hypothetisch. Du weißt, dass ich keine Kinder will.“

Hinter ihnen stöhnte jemand. „Hat eine von euch vielleicht eine Pistole?“

Beide drehten sich um und sahen, dass Grace in der Tür stand. Sie war sehr blass, und die Augen hatte sie hinter ihrer Brille im Stil der Fünfzigerjahre versteckt.

„Es wäre eine Gnade, wenn ihr mich erschießen würdet.“ Mit einem Seufzer sank sie auf Sadies Besucherstuhl und hielt theatralisch eine Hand an ihre Stirn.

Sadie und Claudia wechselten amüsierte Blicke.

„Zu viel Champagner, Grace?“, fragte Claudia laut.

Ihre Freundin zuckte zusammen und hob abwehrend die Hand. „Sei nicht so grausam.“

Sadie schüttelte den Kopf und zog ihre Schreibtischschublade auf. „Hier, nimm ein Aspirin.“ Sie warf Grace die Schachtel zu. Dann bemerkte sie, dass Claudia sie fragend ansah, und sie zuckte die Achseln, um die unausgesprochene Frage ihrer Freundin zu beantworten. Das Geheimnis war schließlich gelüftet. „Aber bevor du etwas gegen deinen Kater tust“, fügte sie hinzu, „habe ich eine Neuigkeit für dich. Nun, eigentlich ist es meine und Dylans Neuigkeit.“

Grace fuhr, wie von der Tarantel gestochen, hoch. „Du bist doch nicht etwa schwanger?“

Als Sadie nickte, ging sie um den Schreibtisch herum und umarmte ihre Freundin stürmisch. „Du und Dylan, ihr werdet tolle Eltern sein. Die besten. Stell dir nur die Gutenachtgeschichten vor, die das Kind zu hören bekommen wird.“

Die Frauen verbrachten noch zwanzig Minuten damit, über die raren Details von Sadies Schwangerschaft zu reden, bevor Grace und Claudia zurück in ihre Büros gingen.

Claudia fand eine Reihe von Notizzetteln mit Telefonanrufen vor. Es waren fast alles Glückwünsche. Auch ihr Anrufbeantworter war voll. Also rief sie kurz ihre Assistentin an, um sie zu bitten, sich die Nachrichten anzuhören und sie dann wissen zu lassen, ob sie jemanden zurückrufen musste.

Dann saß sie da und starrte an die Wand. Sadie und Dylan würden bald eine kleine Familie sein. Und wenn sie Grace’ gebannte Aufmerksamkeit bei dem Thema richtig interpretierte, würden Mac und sie wohl bald gleichziehen. Schließlich war Grace zwei Jahre älter als Sadie. Und sie, Claudia, war älter als beide. Das war etwas, das sie vorher nie wirklich registriert hatte. Sie hatten sich alle auf der Universität kennengelernt und waren bald enge Freundinnen geworden. Sadie hatte auf der Schule eine Klasse übersprungen und hatte vor dem Studium schon ein paar Jahre gearbeitet. Das Alter war in ihrer Verbindung immer irrelevant gewesen.

Mit einem Stirnrunzeln überprüfte Claudia ihre E-Mails. Es kümmerte sie nicht, dass ihre biologische Uhr tickte. Sie hatte zu lange und zu hart für ihre Karriere gekämpft, um jetzt alles hinzuwerfen und stattdessen pürierten Apfel zu verfüttern und Windeln zu wechseln. Babys waren etwas für andere Frauen, aber nicht für sie. Unbarmherzig drängte sich ihr die Erinnerung daran auf, wie sie im Krankenhaus den ersten Sohn ihres Bruders auf dem Arm gehalten hatte. Sie war überrascht gewesen von ihrem instinktiven Wunsch, das Baby zu beschützen und zu nähren. Ungeduldig schüttelte sie den Kopf. Während sie Nabelschau betrieb, wartete Ocean Boulevard auf sie.

Es war früher Vormittag, als ihre Assistentin Gabby dann einen Telefonanruf zu ihr durchstellen wollte. „Ich habe Leandro Mandalor auf Leitung eins.“

„Sagen Sie ihm, dass ich nicht zu erreichen bin“, meinte Claudia. „Er soll es in einer Stunde noch einmal probieren.“ Mit einem zufriedenen Lächeln wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu. Glaubte er wirklich, dass er sie nach dem, was zwischen ihnen passiert war, nur anrufen musste, damit sie sprang? Wahrscheinlich, denn er hatte ein riesiges Ego.

Genau eine Stunde später meldete sich Gabby erneut. „Mister Mandalor ist wieder am Telefon und will Sie sprechen.“

„Sagen Sie ihm, dass mein Meeting länger dauert. Er soll es in einer Stunde noch einmal versuchen.“

Eine Stunde später kam Gabby leicht zerknirscht in Claudias Büro. „Er ist es wieder. Ich denke, er weiß, dass ich ihn belüge.“

„Ich bin eine viel beschäftigte Person, Gabby. Er kann nicht wissen, ob ich in einem Meeting bin oder nicht. Richten Sie ihm aus, dass ich direkt vom Meeting zu einem Geschäftsessen gefahren bin. Und dass Sie nicht wissen, wann ich wieder zurück sein werde.“

Gabby fühlte sich sichtlich unbehaglich, als sie in Claudias Büro den Hörer abnahm. „Mister Mandalor? Es tut mir furchtbar leid, aber Miss Dostis ist direkt vom Meeting zu einem Geschäftsessen gegangen. Vielleicht probieren Sie es später am Nachmittag noch einmal?“

Claudia konnte Leandros tiefe Stimme hören, ohne die Worte zu verstehen.

Ihre Assistentin zuckte zusammen und wurde dann blass. „Warten Sie bitte einen Moment.“ Sie drückte auf eine Telefontaste, um das Gespräch in der Leitung zu halten.

„Was ist?“, fragte Claudia. „Pöbelt er Sie an? Was für ein Idiot.“

„Er sagt, dass Sie jetzt Ihren Spaß hatten. Aber er würde nicht wegen des Kusses anrufen, sondern weil etwas sehr Wichtiges vorgefallen sei. Und wenn Sie das nicht auf der Titelseite von ‚The National Enquirer‘ lesen wollten, dann sollten Sie den Anruf besser entgegennehmen.“

Vor Verlegenheit lief Claudia rot an. Wie konnte Leandro es wagen, diesen dummen Kuss gegenüber ihrer Assistentin zu erwähnen? „Geben Sie ihn mir.“ Sie riss Gabby den Hörer aus der Hand und nahm das Gespräch an. „Was willst du?“, fragte sie dann ohne Umschweife.

„Das muss aber ein schrecklich kurzes Mittagessen gewesen sein“, sagte Leandro.

Sie hörte seine tiefe Stimme zum ersten Mal am Telefon. Zu ihrer Verwunderung rieselte ihr ein erregender Schauer über den Rücken. „Hast du eine berufliche Angelegenheit mit mir zu besprechen oder nicht?“

Gabby stand sichtlich neugierig an der Tür, und Claudia signalisierte ihr, alles sei in Ordnung und sie solle ihr Büro verlassen.

„Dieser Kuss war heiß. Aber nicht heiß genug, um durch jeden Zirkusreifen zu springen, Claudia. Ja, es geht um etwas Geschäftliches.“

Nicht heiß genug? Aufgebracht stemmte sie eine Hand in die Hüfte. Allmählich wurde sie wirklich sauer. Dann bemerkte sie, dass Gabby immer noch in der Tür stand. Diesmal winkte sie ihre aufdringliche Assistentin so deutlich nach draußen, dass Gabby nichts anders übrig blieb, als das Büro zu verlassen. „Also, dann schieß los. Leandro. Ich bin eine viel beschäftigte Frau.“

„Ist dir bewusst, dass eine deiner Schauspielerinnen etwas mit einem meiner Schauspieler hat?“

Claudia blinzelte irritiert. Gewöhnlich war sie über solche Dinge informiert. Es war Teil ihres Jobs – sie musste wissen, wer ein Risiko für die Sendung sein könnte. „Nein. Über wen reden wir?“

„Alicia Morrison bei dir und Wes Brooks bei mir.“

Sie zuckte zusammen. Alicia war erst siebzehn Jahre alt und Wes schon in den Dreißigern. Das machte keinen guten Eindruck. Besonders, da Alicia eine Protagonistin namens Angel spielte. „Aber da ist doch bestimmt noch mehr.“

„So ist es. Der Grund, weshalb ich von der kleinen Affäre weiß, ist, dass Alicia und Wes dumm genug waren, sich beim Sex auf Video aufzunehmen“, meinte Leandro.

„Bitte sag nicht, dass das Videoband verschwunden ist.“

„Es gab einen Hauseinbruch, bei dem unter anderem der Videorecorder gestohlen wurde. Jetzt rate mal, welches Band noch in dem Gerät war?“

Mist, dachte Claudia. „Also ist Wes zu dir gekommen und hat dir alles gebeichtet?“

„Ja, aber es kommt noch schlimmer. Ich habe einen Anruf von einem Erpresser erhalten, der uns heute Abend treffen will, um herauszufinden, was uns beiden das Band wert ist.“

Geschockt ging Claudia gedanklich durch, was für Ocean Boulevard auf dem Spiel stand. Alicia war eine beliebte, junge Schauspielerin, deren Stern gerade aufging. Seitdem sie als Vierzehnjährige bei der Soap eingestiegen war, spielte sie die jungfräuliche Unschuld. Claudia hatte keinen Schimmer, wo und wie Alicia Wes begegnet war. Aber irgendwie fühlte sie sich verantwortlich für deren Situation. Schließlich war sie bei einem Talentwettbewerb für die Soap entdeckt und damit ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt worden. Zudem würde Ocean Boulevard beträchtlichen Schaden nehmen. Wenn nicht jugendfreies Filmmaterial veröffentlicht werden würde, müsste Alicia aus der Soap herausgeschrieben werden. Das hätte monatelange Arbeit und viel Stress für das Team zur Folge. „Wo soll das Treffen stattfinden?“

„Er hat mir eine Adresse auf dem Sunset Strip genannt“, antwortete Leandro. „Ich dachte mir, dass ich heute Abend hingehe, um zu sehen, ob der Typ etwas in der Hand hat, weswegen wir uns Sorgen machen müssen. Anschließend besprechen wir dann, was zu tun ist.“

„Sicher. Sag mir die Adresse und den genauen Zeitpunkt“, wehrte Claudia sein Angebot ab. Sie hatte schon den Stift gezückt.

„Ich denke nicht …“

„Das habe ich verstanden. Kann ich bitte die Adresse haben?“ Sie hörte, wie Leandro leise fluchte.

„Die Lokalität heißt Monkey Shine.“ Dann las er ihr die genaue Adresse vor. „Treffpunkt ist um neun Uhr.“

„Gut. Ich werde dich um halb neun Uhr dort treffen.“

„Willst du wirklich dort hingehen? Selbst wenn ich dir anbiete, mich allein darum zu kümmern?“

Lebt dieser Mann auf einem anderen Planeten, auf dem die Frauen immer noch nur für Heim und Herd zuständig sind, fragte sich Claudia. „Wir sehen uns also um halb neun. Komm nicht zu spät.“

Monkey Shine war eine schäbige und heruntergekommene Kneipe, in der es nach schalem Bier und Zigaretten roch. Es war so dunkel darin, dass Leandro kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Auf der linken Seite standen in Nischen Tische mit Bänken. Rechts war die Bar, die er zunächst ansteuerte. Er war zehn Minuten früher als vereinbart gekommen, um sich umzusehen. Wenn Claudia das Lokal nicht zuzumuten wäre, würde er sie an der Tür abfangen und wegschicken. Er war sicher, dass sie sich im Job behaupten konnte, aber das hier war eine zwielichtige und miese Sache. Er wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass ihr etwas passierte.

Er bestellte ein Bier und sah sich genauer um. Es gab eine Hintertür, die laut einem Schild zu den Billardtischen und den Toiletten führte. Alles war sehr vergammelt, wirkte aber nicht so anrüchig, dass es einfach werden würde, Claudia davon zu überzeugen, die Sache ihm zu überlassen.

Er hatte gerade den ersten Schluck Bier getrunken, als ihn etwas Hartes im Nacken traf. Er warf einen Blick über die Schulter, und die zweite Erdnuss erwischte ihn nur knapp unter dem Auge. Claudia saß in einer der Nischen. Leandro schüttelte den Kopf und setzte sich ihr gegenüber auf die Bank. „Du musstest dich vorher auf eigene Faust umsehen, nicht wahr?“

„Da hatten wir offensichtlich die gleiche Idee.“

Sie trug einen ärmellosen, schwarzen Rollkragenpulli, und er konnte nicht anders, als den Blick voller Bewunderung über ihre Brüste gleiten zu lassen, die sich unter dem dünnen Stoff abzeichneten. Sie mochte klein und zierlich sein, aber ihre Brüste waren sensationell.

„Ein Wunder, dass meine Brüste noch an der gleichen Stelle wie gestern Abend sind, nicht wahr?“, meinte Claudia trocken.

Wie immer, wenn Leandro mit ihr zusammen war, musste er lächeln. „Du bist eine sexy Lady, und ich bin auch nur ein Mann.“ Er trank noch einen Schluck Bier. „Hast du mit Alicia gesprochen?“

„Ich habe es versucht. Sie fing an zu weinen, als ich die Worte Wes und Videoband im selben Satz erwähnte. Mir kam ihre Reaktion ein wenig theatralisch vor.“

„Denkst du, dass es Krokodilstränen waren?“, fragte er skeptisch. „Sie ist erst siebzehn und auf dem Weg nach oben. Es ist doch verständlich, dass sie in so einer Situation die Fassung verliert.“

Claudia rümpfte die Nase. „Meiner Erfahrung nach sind Frauen, die sich beim Sex filmen lassen, nicht gerade Mimosen. Aber ich werde kein Urteil fällen, bevor ich nicht das Filmmaterial gesehen habe. Vielleicht hat Wes das unschuldige Reh ja durch irgendwelche raffinierte Tricks ins Bett gelockt. Doch das glaube ich nicht.“

Leandro musterte sie. „Du bist ganz schön tough, nicht wahr?“

„Ich bin Realistin. Und anders als Alicia denke ich nicht, dass etwas verkehrt daran ist, Sex so zu haben, wie es einem gefällt. Das Dumme für sie ist nur, dass sie in der Öffentlichkeit ein völlig anderes Image hat. Aber vielleicht wird sie sich durch diese Erfahrung in Zukunft klüger verhalten und solche Aufnahmen sofort nach dem Anschauen wieder löschen.“

„Du klingst, als wenn du wüsstest, wovon du sprichst.“

Claudias fast schwarze Augen glitzerten in dem dämmrigen Licht. Sie sah geheimnisvoll und sexy aus.

„Ich habe Sex, Lügen und Videos gesehen.“ Sie zuckte wegwerfend die Achseln.

Leandro grinste sie an.

Plötzlich stand sie auf und wechselte auf seine Seite. „Rutsch rüber.“

Er starrte sie an. „Was?“

Claudia verdrehte die Augen. „Der Erpresser muss sich ja schließlich irgendwo hinsetzen, und ich möchte nicht auf Tuchfühlung mit ihm gehen. Er könnte Läuse haben.“

„Richtig.“ Leandro kam sich ziemlich blöd vor, als er ihr Platz machte. Was hatte er gedacht, was passieren würde? Dass sie ihm demonstrierte, wie sie den Sex am liebsten mochte? Sie saßen jetzt so eng auf der kurzen Bank nebeneinander, dass er sie berührte und ihren Duft wahrnahm.

„Bulgari“, informierte Claudia ihn. „Das Parfüm macht Männer verrückt.“

Leandro musste lachen. Sie ließ keinen Trick aus. „Bist du sicher, dass es am Parfüm liegt?“ Sie drehte ihm das Gesicht zu, und er bewunderte die Linie ihrer Wangenknochen, die vollen Lippen und weißen Zähne. Ihre Nase war gerade und prägnant, jedoch zierlich. Dank ihres Parfüms, des eng sitzenden Pullis, des frechen verbalen Schlagabtauschs und der Chemie zwischen ihnen war er erregt. Er sagte sich, dass sie als seine größte Konkurrentin tabu für ihn war, doch an diesem Abend war seine Libido stärker als seine Vernunft. Claudia so schnell wie möglich nackt in den Armen zu halten war alles, woran er denken konnte.

Claudia wollte gerade antworten, als ein dünner Mann, der eine Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen hatte, sich zu ihnen setzte.

Leandro bemerkte, wie Claudia erstarrte, und legte ihr instinktiv eine Hand auf das Knie, um sie zu beruhigen. Als sie ihm umgehend den Ellbogen in die Rippen stieß, nahm er sie wieder weg. Eine Moment lang hatte er vergessen gehabt, neben wem er saß. Claudia Dostis musste man nicht beruhigen.

„Ich weiß, wer Sie sind.“ Der Mann nahm kurz Leandro ins Visier, war aber mehr an Claudia interessiert. „Sie sind die Produzentin von Ocean Boulevard. Ich hatte Sie mir älter und hässlicher vorgestellt“, meinte er in lüsternem Ton.

„Und ich habe Sie für klüger gehalten. Das Leben ist voller Enttäuschungen. Wo ist das Videoband, das Sie angeblich haben?“

Das Gesicht des Mannes nahm einen harten Ausdruck an, aber er stellte ein Notebook auf den Tisch. „Nicht angeblich. Ich habe es. Und wenn Sie es haben wollen, werden Sie dafür bezahlen.“

Claudia wirkte gelangweilt, während Leandro sich nach vorn lehnte. „Zeigen Sie es uns. Dann können wir darüber reden, was es uns wert ist.“

Der Mann klappte das Notebook auf, schaltete es ein und sah seine Verhandlungspartner erwartungsvoll an, bevor er auf den entsprechenden Knopf drückte.

Leandro warf Claudia einen verstohlenen Blick zu und bemerkte ihre Bestürzung. Was auch immer auf dem Originalband war, war bereits digitalisiert worden und damit nur noch einige Mausklicks davon entfernt, via Internet überall verbreitet zu werden. Auf dem Bildschirm lief Wes nackt und sichtbar erregt vor die Kamera. Dann stürzte eine nackte Frau sich auf ihn. Wes fiel auf das Bett, und die Frau landete auf ihm. Leandro erkannte die Frau nur deshalb als Alicia Morrison wieder, weil er wusste, dass sie es sein sollte – die Blondine auf dem Bildschirm war meilenweit von dem Unschuldsengel entfernt, den Alicia in Boulevard darstellte. Die Frau hatte üppige Brüste und ein Tattoo auf ihrer linken Pobacke. Sie setzte sich rittlings auf Wes, wackelte mit den Hüften, bis sie die richtige Position eingenommen hatte, und sah dann über die Schulter in die Kamera. Sie leckte sich die Lippen, schloss die Augen und stöhnte, während sie Wes’ hartes Glied langsam in sich aufnahm. Dann begann sie aufreizend die Hüften zu bewegen.

Der Erpresser schaltete den Bildschirm wieder aus. „Ich will fünfhunderttausend Dollar.“

„Für was halten Sie uns, für die Bank von Amerika? Glauben Sie, dass wir so viel Geld bei uns herumliegen haben?“, fragte Leandro.

„Das interessiert mich nicht“, entgegnete der Mann großspurig. „Bis Freitag habe ich das Geld, oder das hier geht an die Öffentlichkeit. Die kleine Blondine ist ziemlich heiß, nicht wahr?“

„Ersparen Sie uns das Gequassel“, fuhr Claudia ihn an. „Wo und wie soll die Übergabe stattfinden? Und wie können wir sicher sein, dass Sie nicht das Geld nehmen und das Filmmaterial trotzdem veröffentlichen?“

„Sie werden mir einfach vertrauen müssen. Ich gebe hier den Ton an. Wir treffen uns am Freitag um dieselbe Zeit wieder hier. Und keine Polizei oder raffinierten Tricks – sonst schickt mein Partner dieses Filmmaterial hinaus in die ganze Welt.“

„Ich werde hier sein“, sagte Leandro. Sie mussten den Mann zunächst einmal hinhalten – egal, wie sie sich hinterher entscheiden würden.

„Nicht Sie – nur sie.“ Der Erpresser deutete auf Claudia. „Ich mag sie.“ Er lächelte und zeigte seine gelben, vorstehenden Zähne.

Als Leandro protestieren wollte, schlug Claudia unter dem Tisch gegen seinen Oberschenkel. „Abgemacht. Ich sehe Sie dann Freitag.“ Sie stand auf und ging zur Tür.

Leandro wäre dem Mann am liebsten an den Hals gegangen, war aber klug genug, Claudia kommentarlos hinaus auf die Straße zu folgen. Ihrem Gang war anzusehen, dass sie wütend war. Er war Claudia zuvor nur bei einigen Treffen des Organisationskomitees im Vorfeld des Kongresses begegnet und fand es erstaunlich, wie schnell man lernen konnte, die Empfindungen einer anderen Person einzuschätzen. Sie war wie ein offenes Buch für ihn. Und im Moment schäumte sie vor Wut.

„Was für eine miese Ratte“, empörte Claudia sich, als sie ihren silberfarbenen Porsche erreicht hatten. „Für wie dumm hält er uns eigentlich? In dem Moment, in dem wir ihm das Geld geben, geht das Filmmaterial an jede frei zugängliche Pornoseite im Netz. Selbst wenn nur ein kleiner Prozentsatz von Leuten tatsächlich dafür bezahlt, wird er immer noch ein Vermögen damit machen.“

„Ja.“ Leandro sah zu, wie Claudia auf ihren High Heels vor ihm auf und ab ging. Sie trug eine enge schwarze Jeans, die wie eine zweite Haut saß. Obwohl er sich den Kopf darüber zerbrach, wie sie wieder aus dieser Misere herauskommen konnten, registrierte er dennoch, was für einen unglaublich knackigen und verlockenden Po sie hatte.

„Kein Wunder, dass Alicia geweint hat. Diese Aufnahmen werden tatsächlich ihre Karriere ruinieren.“ Claudia blieb vor Leandro stehen. „Was sollen wir jetzt tun? Was denkst du?“ Ratlos schob sie die Hände in die Gesäßtaschen ihrer Jeans, was ihre Brüste besonders schön zur Geltung brachte.

Leandro erlaubte es sich, einen anerkennenden Blick darauf zu werfen, bevor er antwortete. „Wir haben keine Wahl. Wir müssen die Polizei einschalten.“

„Das sehe ich auch so. Dann können wir schlichtweg nur hoffen, dass sie diese unangenehme Sache in den Griff bekommen und dass alles möglichst geräuschlos über die Bühne geht. Arme Alicia und armer Wes.“

Es war kurz nach zehn, stellte Leandro fest. „Wollen wir direkt zum nächsten Polizeirevier gehen und den Ball ins Rollen bringen?“

Claudia nickte und nahm die Autoschlüssel aus der Tasche.

„Mein Auto steht direkt um die Ecke. Wir können gut mit einem Wagen fahren.“

Claudia öffnete per Fernbedienung die Zentralverriegelung ihres Porsches. „Mein Auto steht hier, Leandro. Steig ein.“

Er runzelte die Stirn. „Ich werde sofort nachkommen.“

„Sag nicht, dass du es hasst, bei einer Frau mitzufahren“, meinte sie ironisch.

„Nein, ich hasse diese Gegend. Ich denke, dass mein Auto vor dem Polizeirevier sicherer sein wird als auf dem Strip.“

„Lügner. Du kannst es nicht ausstehen, wenn jemand anders das letzte Wort hat. Wie gestern Abend, als du mich geküsst hast und dann weggegangen bist.“

Leandro schnaubte aufgebracht. „Denkst du wirklich, dass ich dich aus diesem Grund geküsst habe?“

„Warum sonst?“ Claudia zuckte die Achseln. „Ich habe dir gegen das Schienbein getreten und den TV-Preis gewonnen. Du musstest irgendwie punkten. Du dachtest, dass es dich zum Gewinner macht, wenn du mich stehen lässt.“

„Ach ja? Hätte es mich nicht zu einem viel größeren Gewinner gemacht, wenn ich geblieben wäre?“

Ihre dunklen Augen glitzerten gefährlich, und sie machte noch einen Schritt auf ihn zu. Erneut streckte sie den Zeigefinger aus, um damit gegen seine Brust zu stoßen, doch diesmal war Leandro vorbereitet.

„Du warst nicht kurz davor, einen Sieg zu erringen, wenn es das ist, was du glaubst. Vielmehr hätte es nicht mehr lange gedauert, bis ich dir ein Knie dorthin gerammt hätte, wo es besonders wehtut.“

Leandro griff nach ihrem Finger.

„He“, protestierte sie.

„Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass es unhöflich ist, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen?“

„Gib mir meine Hand zurück.“

Leandro zog sie näher an sich. „Wenn es das ist, was du willst.“

Es trennten sie nur noch wenige Zentimeter, als sie ihm die andere Hand auf die Brust legte.

Selbst durch den Stoff seines Hemdes fühlte Leandro, wie heiß sich ihre Hand anfühlte. Er sah Claudia in die Augen.

Einen Augenblick herrschte angespannte Stille, dann verzog Claudia den Mund zu einem Lächeln. „Du hältst dich für so klug.“ Sie krallte die Finger in sein Hemd und zog ihn an sich, dann spürte sie wieder seine Lippen auf ihren.

Sie schmeckt nach Kaf...

Autor

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Sarah Mayberry wurde in Melbourne in Australien als mittleres von drei Kindern geboren. Sie hat die Leidenschaft für Liebesromane von Ihren beiden Großmüttern geerbt und wollte Schriftstellerin werden, solange sie denken kann. Dieses Ziel verfolgte sie ehrgeizig, indem sie zunächst eine Bachelor in professionellem Schreiben und Literatur machte. Trotzdem hat...
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„Als ich noch auf der Schule war, haben mir meine Eltern das Lesen von Liebesromanen verboten. Für sie zählten nur lehrreiche Bücher", erinnert Cathy sich lächelnd. „Als ich dann aufs College kam und dort entdeckte, dass meine Freundin einen ganzen Schrank voll besaß, konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen."

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