Die erotische Wette

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Fieberhaft verfolgt Isabella das Glücksspiel: Drei sinnliche Nächte mit Captain Dalgleish sind ihr mutiger Einsatz, bei dem es um alles geht! Denn es heißt, der Captain gewinnt immer …


  • Erscheinungstag 23.04.2014
  • ISBN / Artikelnummer 9783733764067
  • Seitenanzahl 51
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

* * *

London, 1785

In dem Spielsalon herrschte unerträgliches Gedränge. Die Gäste waren vorwiegend Männer, doch seit die berüchtigte Duchess of Devonshire den Karten offen huldigte, galt das Glücksspiel bei den Damen als modisches Muss, und es fand sich immer häufiger auch die holde Weiblichkeit ein.

Die Atmosphäre war erstickend, getränkt mit dem Duft von Haarpuder und schwerem Parfüm, den Ausdünstungen von Alkohol und schwitzenden Körpern. Darunter mischte sich der Geruch vom heißen Wachs der Kerzen, die flackerten und qualmten und verzerrte Schatten an die Wände malten.

„Die Acht gewinnt.“ Mit Groll im Blick schob die füllige Frau, die beim Faro die Bank hielt, einen Stapel Spielmarken über den Tisch.

Isabella Mansfield, ganz darauf konzentriert, ihren Gewinn abzuschätzen, ignorierte die wachsende Feindseligkeit der Dame. Herrgott, wie heiß es war! Nicht einmal mit dem Fächer konnte sie sich ein wenig Kühlung verschaffen. Ihre Kopfhaut juckte von dem ungewohnten Haarpuder, zu dem sie nur äußerst selten einmal griff, und das Rouge, das sie für diesen Anlass so sorgsam auf Wangen und Lippen auf getragen hatte, reizte ihre zarte Haut. Zusätzlich bereitete ihr der steife Stoff der Abendrobe mit seinen lächerlichen Unterbauten beträchtliches Unbehagen. Leider war all dies unumgänglich, damit sie in diesem speziellen Umfeld nicht aneckte, sondern aussah wie all die anderen weiblichen Gäste hier. Abgesehen davon, dass sie keinerlei Schmuck trug. Ihren einzigen Besitz von Wert, die Perlen ihrer Urgroßmutter, hatte sie diskret verkauft, um für den heutigen Abend den Spieleinsatz zu haben. Noch zweimal musste Fortuna ihr lachen, zweimal noch musste sie richtig tippen, dann würde ihr Gewinn ausreichen.

Captain Ewan Dalgleish beobachtete interessiert, wie die junge Dame ihren gesamten Gewinn auf die Zwei setzte, was unter den anderen Gästen rings um den Tisch aufgeregtes Tuscheln auslöste. Ihrem Gebaren haftete etwas Getriebenes an, anders als der unbekümmerte Leichtsinn des echten Spielers. Sie war sichtlich angespannt. Ihre schlanken Finger spielten mit den Stäbchen ihres Fächers, und sie hatte den Blick auf das Kartenpaket der Bankhalterin geheftet, als steckte darin der Schlüssel zu ihrem Schicksal. Was höchstwahrscheinlich auch der Fall ist, dachte er, während er kritisch den Stapel Spielmarken musterte, den sie gesetzt hatte. Er war fasziniert.

Nach dem Tod seines Vaters hatte er seinen Abschied vom Militär genommen, und das jährte sich heute. Außerdem war sein dreißigster Geburtstag, und diese Anlässe hatten ihn nun auf der Suche nach Zerstreuung in diese erst vor Kurzem eröffnete Spielhölle geführt, die von dem bekannten Mr Fox und dessen speichelleckerischem Anhang populär gemacht worden war. Während des letzten Jahres hatte er jedes nur mögliche Vergnügen, legal oder illegal, gekostet, das die Hauptstadt bot, war über die Stränge geschlagen und hatte seinen Kritikern genüsslich seine frisch ererbte Ehrbarkeit vorgeführt. Sport, Frauen, Glücksspiel in Clubs wie diesem hier, das alles bot ihm einen vorübergehend gewissen Nervenkitzel – der dennoch nicht mit der elektrisierenden Spannung vor einer Schlacht, der packenden, fordernden Erregung eines Gefechts verglichen werden konnte. Nach und nach kam er zu der Ansicht, dass der Dienst in der Armee alle Empfindungen in ihm abgetötet hatte. Tödliche Langeweile drohte ihn zu vereinnahmen.

Bisher hatte er beim Kartenspiel teuflisches Glück gehabt, doch das bedeutete ihm wenig. Sein Vater hatte ihm ein immenses Vermögen hinterlassen. Und was die Menge Brandy anging, die er getrunken hatte, so mochte er ganz leicht berauscht sein, doch nicht genug, um seine vergiftete Laune zu besänftigen. Zur Hölle auch! Selbst sein brennendes Verlangen, die Übel der Welt zu richten, verschaffte ihm keinen Trost. Was er brauchte, war ein etwas exotischeres Gegengift.

Und ein solches war definitiv die Schönheit da am Farotisch. Geschminkt und gepudert wie sie, der Mode entsprechend, war, hatte sie dennoch etwas Besonderes an sich. Kühn geschwungene schwarze Brauen über kobaltblauen Augen, in denen Klugheit funkelte. Der Mund nicht die winzige, puppenhafte Rosenknospe, wie es derzeit verlangt wurde, sondern mit voller, sinnlicher Unterlippe. Ein langer, schlanker Hals, anmutig geschwungen, marmorweiß wie die Haut des Dekolletés, das den Ansatz eines wohlgerundeten Busens zeigte. Ebenso weiß die bloßen Arme mit den zarten Handgelenken. Schlummernde Sinnlichkeit, gepaart mit Hochmut, mit dem Anflug von ‚Rühr-mich-nicht-an‘. Eine provozierende, verlockende Mischung.

Am Farotisch nahm Mrs Bradley, die Bankhalterin, die Wette der Schönheit nicht an, offensichtlich aus Furcht, dass die Bank gesprengt würde. Ihr Doppelkinn wabbelte, so heftig schüttelte sie den Kopf. „Tut mir leid, Madam, das ist doppelt so viel wie der maximal erlaubte Einsatz.“

„Aber …“ Peinlich berührt sah Isabella, dass aller Augen auf sie gerichtet waren. Ungeduldig, abwägend, neugierig, höhnisch. Nicht alle anwesenden Damen gehörten dem ton an. Nicht alle Spieler waren Gentlemen. Sie errötete unter ihrer Schminke. Schweren Herzens nahm sie die Hälfte der Spielmarken wieder an sich. Wenn sie nur so wenig setzen durfte, würde sie nie auf die erhoffte Gewinnsumme kommen. Zu schnell konnte das Glück sich wenden. Zum Wochenende musste sie zahlungsfähig sein, oder es war alles verloren. Heute Abend musste sie einfach genug gewinnen!

„Wenn die Bank erlaubt, nehme ich die Wette an, und jede weitere der jungen Dame, so lange es ihr gefällt.“ Der Mann mit der tiefen Stimme sprach mit einem Hauch schottischen Akzents.

Verdutzt schaute Isabella auf und in die faszinierendsten Augen, die sie je gesehen hatte. Bernsteinfarben wie Herbstlaub, mit winzigen braunen Sprenkeln. Für einen Moment kreuzte sich sein Blick mit dem ihren, und ihr rann ein zarter Schauer den Rücken hinab. Der Mann hatte seinen scharf geschnittenen Mund zu einem ironischen Lächeln verzogen.

„Captain Dalgleish!“, rief Mrs Bradley verwundert. „Das ist höchst ungewöhnlich.“

Er schenkte ihr einen verführerischen Blick. „Ungewöhnlich ja, aber ich bin mir sicher, Sie werden einen Weg finden, mir gefällig zu sein.“

Kokettierend erwiderte die Bankhalterin seinen Blick. „Captain Dalgleish, ich bin überzeugt, jede einzelne Dame in London wäre nur zu gern bereit, Ihnen auf jede Weise gefällig zu sein. Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, wäre ich vielleicht gar selbst versucht.“

Ewan verneigte sich leicht. „Madam, mit diesem Bedauern müssen wir beide leben.“ Die Zuhörer, die bisher nur gekichert hatten, lachten nun laut. „Vielleicht tröstet Sie dies hier ein wenig“, ergänzte er und schob ihr ein Trinkgeld zu, das sie rasch einsteckte, um dann als Zeichen der Zustimmung neckisch mit den Lidern zu klimpern.

Angesichts dieser unerwarteten Entwicklung ging ein Raunen durch den Raum. Abgehärtete Spieler schoben die Hüte, die ihre Augen vor dem grellen Licht der Kerzen schützen sollten, aus der Stirn, um zu gaffen. Auf vornehm getrimmte leichte Dämchen und echte Damen lugten gleichermaßen neugierig hinter ihren bemalten, spitzenverzierten Fächern hervor. Dem kurzen, verblüfften Schweigen folgte aufgeregtes Wispern. „Hat den Jungen mit eigener Hand gerettet. Und soll dessen Meister mit der Peitsche traktiert haben.“ „Ist im Gefängnis kein Unbekannter. War mehr als einmal über Nacht mit gewöhnlichen Schurken zusammen eingesperrt.“ „Angeblich hat er einen entlaufenen Sklaven aus der Gosse aufgesammelt und ihm sogar eine Stelle verschafft.“

Mit derselben Kraft, mit der ein Magnet Eisen anzieht, zog Captain Dalgleish die Aufmerksamkeit des gesamten Raumes auf sich. Und wie die übrigen Gäste starrte auch Isabella ihn an. Als sie das erste Mal Geschichten über ihn gehört hatte, war er neu in der Stadt und ebenso im Gespräch wegen seiner gewagten Attacken auf dem Schlachtfeld wie wegen seiner öffentlichen Verurteilung des Kriegs gegen Amerika, in dem er gekämpft hatte. Immer noch war er nicht weniger berühmt-berüchtigt, nun jedoch wegen seiner Aufsehen erregenden Eskapaden. Ewan Dalgleish hielt sich nicht an die Spielregeln der Gesellschaft. In jeder Beziehung ein Rebell, dachte sie neidvoll.

Warum in aller Welt sollte er ihre Wette halten wollen? Aber wenn sie sich nicht darauf einließ … nein, sie wollte nicht daran denken, welche Folgen ihr Scheitern haben würde.

Unauffällig musterte sie ihn, während er eine Rolle Banknoten auf den Tisch legte. Er war groß und trug einen modisch eng geschnittenen Samtrock, der seine breiten Schultern betonte. Das strenge Schwarz wurde nur durch eine taubengraue Weste gemildert, und das Hemd aus feinem weißen Batist darunter zeigte nur einen Hauch von Spitzenverzierung. Sein dichtes rotbraunes Haar glänzte im Kerzenlicht wie eine frisch geprägte Münze. Er hatte ein Gesicht, das man nicht so rasch vergaß. Hohe Wangenknochen, auf der linken Schläfe eine kurze Narbe, zweifellos von einem Säbelhieb. Ein kräftiges, von Entschlossenheit zeugendes Kinn. Der ganze Mann wirkte ungezähmt, und sein hervorragend geschneiderter Abendanzug lenkte geschickt die Aufmerksamkeit auf seine muskulöse Gestalt. Wie ein Berglöwe, dachte Isabella. Sie erbebte leise. Machtvolle Stärke, nur schwach vom Anstrich der Zivilisation übertüncht. Ein wilder Hochlandkrieger im eleganten Gewand des Gentleman.

Über ihre fantasievollen Gedanken musste sie selbst lächeln. Und dann errötete sie, als sie sah, dass ihr Lächeln sich in der Miene des Mannes spiegelte. Hochmütig hielt sie seinen Blick für einen Moment, Bernsteingold gegen Kobaltblau. Ein beinahe fühlbares Knistern des Erkennens zwischen ihnen. Sie schlug die Augen nieder.

„Madam?“

Mrs Bradleys Stimme rief Isabella zur Sache. Sie schob ihre sämtlichen Spielmarken über den Tisch. Die Zuschauer reckten ihre Hälse noch mehr.

Die Bankhalterin deckte eine Sechs auf. Isabellas Karte gewann.

„Die Dame gewinnt“, sagte Ewan leise mit seinem ein wenig rauen schottischen Tonfall und schob alle Spielmarken zu ihr hinüber. Gerade hatte er eine stattliche Summe verloren, schien aber deshalb nicht unzufrieden. Fragend zog er eine Augenbraue hoch.

Isabella atmete tief ein, dann schob sie ihren gesamten Gewinn wieder zur Mitte des Spieltischs. Ein hörbares Aufkeuchen ging durch die Zuschauer. Es kostete sie ihren ganzen Mut, diese Summe, ein wahres Vermögen, zu setzen, aber was sie gerade gewonnen hatte, würde nicht genügen. Ein Leben hing davon ab, dass das Glück ihr noch einmal hold war. Angespannt, ganz auf das Spiel konzentriert, presste sie ihre Hände zusammen. Nur ein glücklicher Wurf noch. Nur dieser eine.

Ewan ließ sie nicht aus den Augen. Ihr Gesicht war maskenhaft in seiner Angespanntheit, ihr Blick fest auf die Hände der Bankhalterin geheftet, die nach der nächsten Karte griffen. Worum es der jungen Dame auch ging, sie spielte nicht um des Rausches willen. Irgendwie wünschte ein Teil seiner selbst, dass sie gewinnen möge, obwohl es ihn Tausende kosten würde.

Als die Karten aufgedeckt wurden, erbleichte Isabella. Ein Zischen wie vom Überdruck eines Kessels stieg von den Zuschauern rund um den Tisch auf.

Isabella hatte alles gesetzt, besaß nicht einmal mehr eine einzige Marke, um weiterspielen zu können. Wie blind erhob sie sich und stieß den zierlichen vergoldeten Stuhl zurück, der polternd umfiel. Die Spitzenrüsche ihres Ärmels hatte sich in ihrem Fächer verfangen. Ihre Handschuhe … wo waren ihre Handschuhe?

Unvermittelt stand Dalgleish vor ihr, reichte ihr die Handschuhe und ihren Schal und nahm sie mit festem Griff beim Arm. „Kommen Sie mit.“

„Nein, nein, ich …“

Aber es war zwecklos. Mit starker Hand führte er sie fort, weg von den neugierigen Blicken der Zuschauer, hinaus aus dem überfüllten Saal und in einen kleinen, unbenutzten Raum entlang des Korridors.

Autor

Marguerite Kaye

Marguerite Kaye ist in Schottland geboren und zur Schule gegangen. Ursprünglich hat sie einen Abschluss in Recht aber sie entschied sich für eine Karriere in der Informationstechnologie. In ihrer Freizeit machte sie nebenbei einen Master – Abschluss in Geschichte. Sie hat schon davon geträumt Autorin zu sein, als sie mit...

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