Im Bann der unschuldigen Schönen

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Schottland, 1540. Angeklagt! Der schönen Katrina droht der Scheiterhaufen, man beschuldigt sie der Hexerei. Ihr Schicksal liegt in den Händen von Duncan Rothmore - sein Wort entscheidet darüber, ob sie den Flammentod stirbt. Wie kann sie ihn von ihrer Unschuld überzeugen? Hoffnung schöpft sie, als sie die zärtlich lodernden Blicke bemerkt, die der Baron über ihren Körper gleiten lässt …


  • Erscheinungstag 02.08.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733778361
  • Seitenanzahl 50
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Schottland 1540

Sie würden sie so oder so umbringen, also konnte sie ihnen auch ihre Verachtung zeigen.

Katrina McLeod starrte die drei Männer vor ihr zornig an. Wie Apostel eines heidnischen Gottes saßen sie an dem grob bearbeiteten Kieferntisch, die Gesichter in religiösem Eifer erstarrt. Hinter sich hörte sie das Rascheln von Kleidern, als die beiden Frauen, die als Zeugen für Katrinas Befragung geladen waren, unruhig von einem Fuß auf den anderen traten.

„Kannst du den Teufel sehen?“, fragte Jonathan Crawford, der Gerichtsvorsitzende.

„Aye.“ Katrina nickte entschlossen. „Ich kann den Teufel deutlich sehen.“

„Wie sieht er aus?“

„Er ist groß und hager, trägt ein graues Wams und einen dicken schwarzen Mantel mit einem Flicken über dem Ellbogen.“ Während sie Crawfords Aussehen beschrieb, starrte sie ihn ohne zu blinzeln an.

Das schmale Gesicht des Mannes verzerrte sich vor Wut. Es schien, als wolle er die Angeklagte mit bloßen Händen erwürgen. Katrina wich zurück. Einen Moment lang wankte die innere Mauer, die sie um ihre Angst errichtet hatte, und Bilder von dem, was sie erwartete, brachen hervor.

Sie würden sie auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Erst würden die Flammen an ihren Füßen lecken und sich dann in ein brüllendes Inferno verwandeln, das sie verschlang. Wie lange dauerte es, bis jemand verbrannte? Verschmorte das Fleisch oder schmolz es? Würde sie den Schmerz ertragen oder im letzten Moment den Verstand verlieren und die Ewigkeit im Würgegriff des Irrsinns betreten?

Am rückwärtigen Ende des Raums wurde eine Tür geöffnet und zugeknallt. Schritte dröhnten in einem seltsamen Rhythmus von Stampfen und Schleifen über den Boden. Ein kalter Luftzug wirbelte um Katrinas nackte Füße und ließ den Saum des langen weißen Leinengewandes, das sie während der Gerichtsverhandlung tragen musste, flattern.

Vor ihr erhob sich Jonathan Crawford rasch.

„Baron Rothmore.“

„Baron Rothmore gibt es nicht mehr. Rothmore reicht.“

Die tiefe Stimme verursachte ihr eine Gänsehaut. Katrina wirbelte herum. Ein überraschter Laut entfuhr ihr, als sie den Neuankömmling sah. Schlank, breitschultrig und nur mittelgroß, war er wie ein einfacher Mann gekleidet: dunkle Hosen, ein schlichtes weißes Hemd unter einer schwarzen Jacke. Doch die gewöhnliche Kleidung war aus feinstem Tuch gefertigt, und an den Füßen trug er hohe Stiefel aus glänzend schwarzem Leder. Durch ihren erschrockenen Laut aufmerksam geworden, sah der Fremde sie scharf an, bevor er unvermittelt den Blick abwandte. Sein Gesichtsausdruck wurde hart. Einen Moment später kehrte sein Blick zu ihr zurück. Ihr schien, als betrachte er sie mit Abscheu.

„Worum geht es hier?“, fragte er schroff. „Warum ist meine Anwesenheit nötig?“

„Wir haben nach Baron Rothmore gesandt“, informierte ihn Crawford.

„Mein Cousin ist jetzt Baron, und er hat zu tun“, sagte der Mann. „Ihr müsst euch mit mir begnügen oder ohne Autorität auskommen.“

„Wir brauchen die Zustimmung des Barons, um Katrina MacLelland als Hexe verurteilen zu können.“

Katrina zuckte zusammen. Sie hatte den Dorfbewohnern einen falschen Namen genannt und nicht vor, das jetzt richtigzustellen. Wenn sie plötzlich behauptete, sie sei eine Adelige, würde ihr ohnehin niemand glauben. Sie würde als Lügnerin dastehen, und das würde alles noch schlimmer machen.

„Eine Hexe?“ Der Mann wandte sich an Katrina. „Halten sie dich dafür?“

Als sich ihre Blicke trafen, schien sich der Raum in Luft aufzulösen. Seine Augen waren goldbraun wie die eines Adlers, und sie entdeckte darin ein solches Leid, das sie ihre Hand ausstrecken und auf seine stoppelbärtige Wange legen wollte.

Der Fremde hatte die markanten Gesichtszüge eines Highlanders, die ein großer, sinnlicher Mund weicher wirken ließ. Dichte braune Locken fielen ihm glänzend und glatt auf die Schultern. Alles an seiner Erscheinung war eine seltsame Mischung von einfachem Mann und Adligem.

„Das sagen sie jedenfalls“, entgegnete Katrina leise. „Dass ich eine Hexe bin.“

„Ich möchte Euch bitten, die Gefangene nicht anzusprechen“, rief Crawford.

Der Neuankömmling wandte seine Aufmerksamkeit wieder den drei Männern hinter dem Kieferntisch zu.

„Ich spreche jeden an, den ich ansprechen will“, erklärte er freiheraus. „Warum ist diese Frau der Hexerei angeklagt?“

„Sie hat meinen Bruder verhext. Trotz seines gottesfürchtigen Wesens war er wie berauscht von ihr. Vor einer Woche hat er dieser mittellosen Schlampe, die vor einem Monat aus dem Nichts aufgetaucht ist, die Ehe angeboten. Aus reiner Lust, ihn zu quälen, hat sie ihn zurückgewiesen. Doch vergangene Nacht hat sie ihn verhext und ihn Gottes Gebote vergessen lassen. Beinahe hätte sie ihn dazu getrieben, Unzucht zu begehen.“

Katrina ballte die Fäuste, als sie daran dachte, wie Kenneth Crawford sie am vergangenen Abend auf dem Friedhof angesprochen hatte. Ein paar Leute hatten gesehen, wie sie in Richtung Kirche geflohen war. Ihre zerrissenen Kleider und die Tatsache, dass sich das Ganze auf geheiligtem Grund zugetragen hatte, bildeten die Grundlage für die Anschuldigungen, sie sei mit den Mächten der Finsternis im Bunde.

„Ich verstehe.“ Rothmore rieb sich nachdenklich das Kinn. „Ist untersucht worden, ob es Anzeichen von Teufelsmalen auf ihrem Körper gibt? Ist ihr eine Hexennadel durch die Haut gestochen worden, um festzustellen, ob sie blutet?“

„Noch nicht.“ Crawford kniff die Augen zusammen. „So weit sind wir noch nicht gekommen.“

„Dann sollten wir keine Zeit verschwenden.“ Rothmore gab den zwei Zeuginnen ein Zeichen.

Die Frauen traten vor. Schlichte Tuchhauben bedeckten ihre festgesteckten Haare und unförmige Kleidung verbarg die Umrisse ihrer Körper. Ihre Gesichter blieben ausdruckslos. Nur ihre Augen schienen lebendig, und darin entdeckte Katrina ein Aufflackern von Mitleid, was sie ein wenig tröstete.

„Entkleidet sie!“, befahl Crawford.

Die Frauen warteten auf Rothmores Bestätigung.

Er schüttelte den Kopf.

„Schiebt nur ihr Kleid bis zur Taille herunter.“

Katrina versuchte, ihre Scham zu verbergen, und schloss die Augen. Sie stand starr mitten im Raum, während die Frauen ihr weißes Unterkleid aufknöpften, ihr die Ärmel herunterschoben, das Gewand über die Schultern zogen und den Stoff um ihre Taille bündelten.

„Ist dir kalt?“ Die Frage wurde von einer tiefen Stimme gestellt, die Katrinas Haut prickeln ließ.

„Ja“, murmelte Katrina, ohne die Augen zu öffnen.

Wieder hörte sie die stockenden Schritte, dann das Klirren eines eisernen Schürhakens gegen die Feuerstelle, als stochere jemand in der Asche. Mit einem dumpfen Schlag landete ein Stück Feuerholz im Kamin, dann erfüllte beißender Rauch den Raum.

Die Frauen beendeten ihre Aufgabe, Katrina auszuziehen, und traten beiseite. Katrina öffnete die Augen. Den Kopf hochgereckt, konzentrierte sie sich auf das Bild von Jesus am Kreuz, das an der Wand über den Köpfen ihrer Peiniger hing. Ungehalten presste sie die Lippen zusammen. Inzwischen waren ihr alle Illusionen über die Herrlichkeit des Märtyrertums abhandengekommen.

Die Blicke der vier Männer fühlten sich wie Hände auf ihrer Haut an, drei davon gierig und lüstern, einer sanft und andächtig. Gestört durch die Anwesenheit des Fremden, wagte Katrina einen kurzen Blick nach links. Die Flammen waren zum Leben erwacht und knisterten, während sie immer höher züngelten. Rothmore stand mit übereinandergeschlagenen Beinen und über der Brust gekreuzten Armen zwischen ihr und dem Kamin, eine dunkle Silhouette vor der Glut.

Feuer.

Bei der Vorstellung, wie sie auf dem Scheiterhaufen brannte, brandete in Katrina aufs Neue Panik auf. Die Demütigung, einer Gruppe anzüglich grinsender Männer ausgeliefert zu sein, gesellte sich ihrer hilflosen Wut über die Ungerechtigkeit ihrer Lage hinzu, und Tränen, die sie bisher hatte zurückhalten können, rannen ihr nun über die Wangen. Sie fühlte eine leichte Berührung am Arm, und als sie sich umwandte, um zu sehen, wer das war, sah sie, dass die ältere der beiden Frauen ihr aufmunternd zunickte. Dann warf die Frau einen erschrockenen Blick zum Kieferntisch hinüber und setzte wieder ihre ausdruckslose Miene auf.

„Habt ihr sie euch lange genug angesehen?“, fragte Rothmore. Er klang ärgerlich.

Ein Chor gedämpfter Antworten stieg hinter dem Kieferntisch auf.

„Erhebt euch!“, befahl Rothmore.

„Was?“ Crawford warf ihm einen verdutzten Blick zu.

„Auf die Füße!“ Rothmore durchquerte den Raum und stellte sich vor Katrina. Jetzt sah sie das deutliche Hinken, dass für den ungleichmäßigen Takt seiner Stiefel auf dem Boden verantwortlich war.

Stühle schabten über den Holzfußboden, als die Männer aufstanden.

„Schaut an euch herunter.“ Rothmore ging an ihnen vorbei und zeigte auf ihre gewölbten Hosenbeutel. „Hart wie eine Eisenstange bei jedem von euch.“ Mit einem reuevollen Lächeln auf den Lippen sah er an sich selbst herab. „Und mir geht es nicht anders. So hat Gott die Männer erschaffen. Wir gieren nach Frauen, und wenn eine Frau so schön ist wie diese hier, kann ein Mann den Verstand verlieren. Hier ist keine Hexerei im Spiel, nur simple Naturlehre und menschliches Verhalten.“

Willoughby, ein kleiner Mann in den Dreißigern, der von Anfang an am wenigsten darauf aus gewesen war, Katrina zum Tod zu verurteilen, räusperte sich.

„Wollt Ihr uns damit sagen, dass Kenneth Crawfords Reaktion auf diese Frau ganz natürlich und nicht das Ergebnis von Hexerei gewesen ist?“

„Vollkommen natürlich.“ Rothmore hob die Hände. „Wenn ich jede Frau, die mich in diesen Zustand bringt, der Hexerei bezichtigen würde, müsste ich schlussfolgern, dass jede einen Pakt mit dem Teufel eingegangen ist.“ Er nickte den drei Männern zu. „Die Potenz des Mannes führt zur Erregung. Wenn ein Mann nicht auf Schönheit reagiert, ist etwas nicht in Ordnung mit ihm. Es freut mich zu sehen, dass ihr euch alle bei bester Gesundheit befindet.“

Katrinas Augen wurden größer und größer, während sie Rothmores Auftritt verfolgte. Dieser Mann hatte den Mut, an den männlichen Stolz ihrer Peiniger zu appellieren. Wäre da nicht der kleine, in ihr aufsteigende Hoffnungsschimmer gewesen, dass ihre Zeit auf Erden doch noch nicht abgelaufen war, wäre sie dazwischengegangen und hätte den Unsinn widerlegt, den der Mann von sich gab. Doch stattdessen stand sie ganz still und beobachtete seine Darbietung von Zungenfertigkeit. Dabei vergaß sie beinahe, dass sie halbnackt war.

„Wohin wird sie gehen, wenn wir sie freilassen?“, fragte Willoughby. „Bisher hat sie im Cottage ihres Großvaters gewohnt. Doch die neuen Pächter kommen nächste Woche.“

„Ich will, dass sie das Dorf verlässt“, sagte Crawford. „Mein Bruder ist ein guter Kerl. Er soll nicht durch weibliche Tricks verdorben werden, selbst, wenn keine Hexerei im Spiel ist.“

„Ich könnte sie mitnehmen“, schlug Rothmore vor. „Ich wohne nicht mehr auf Rothmore Castle. Ich habe einen Haushalt auf einem Bauernhof am nördlichen Ende des Besitzes gegründet und brauche Diener.“

Katrina lauschte benommen, während sie für unschuldig erklärt und das Hexengericht formell beendet wurde. Ihr wurde gestattet, sich wieder zu bedecken. Die beiden weiblichen Zeugen gingen und lächelten dabei erleichtert in ihre Richtung.

„Wo sind deine Kleider und Schuhe?“, fragte Rothmore.

„Ich weiß es nicht“, erwiderte sie. „Sie haben sie genommen und mir dafür dieses Gewand gegeben.“

„Wir haben gedacht, die Kleider seien vom Teufel befleckt“, erklärte Willoughby. „Sie wurden entfernt und verbrannt.“

„Gebt mir eine Decke“, befahl Rothmore.

Als die drei Männer zögerten, fuhr er sie an: „Verschwindet! Jetzt! Alle! Holt mir eine Decke und legt sie in den Vorraum!“

Sobald sie gegangen waren, wandte er sich an Katrina.

„Ich habe bereits eine Haushälterin und zwei Mädchen. Aber ich brauche jemanden, der sich um meine persönlichen Bedürfnisse kümmert. Wenn du die Stellung willst, kann ich dich mitnehmen. Wenn nicht, lasse ich dich im nächsten Dorf zurück, und du kannst deiner eigenen Wege gehen.“

Als Katrin begriff, was er da sagte, überkam sie panische Angst. Ihr Blick glitt über den Mann, der vor ihr stand. Sie nahm sein attraktives Aussehen und die Behinderung wahr, die er nicht verbergen konnte. Sie dachte an die dunklen Schatten der Qual, die sie in seinen Augen gesehen hatte, und eine Welle des Mitgefühls ergriff sie.

Er war freundlich zu ihr gewesen, hatte ihr das Leben gerettet.

Autor

Tatiana March
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