Der Ritter unterm Mistelzweig

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Schwarze Locken, die Augen blitzend im goldenen Kerzenschein der geschmückten Halle: Ritter Olaf Stenholm begehrt die schöne Schottin Brenna Kilgarren! Dass er durch die Hochzeit ein unabhängiger Mann wäre, macht sie noch verführerischer. Aber wie erobert man eine Schwertmaid?


  • Erscheinungstag 26.12.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783751504935
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Schottland, 1541

Es war November und Herbststürme heulten über die Highlands. Sie hatten den ersten Schnee mitgebracht, Flocken wirbelten durch die Luft. Olaf Stenholm blinzelte und versuchte, im Schneegestöber die Augen offen zu halten. Das war gar nicht so einfach, denn es verfingen sich immer wieder eiskalte Flocken im Visier seines Helms. Der große kastanienbraune Hengst, auf dem er saß, wieherte erschöpft. Er nannte ihn Thor und das Pferd war eigentlich für das Schlachtfeld ausgebildet, doch jetzt hingen an seinen beiden Flanken große Säcke herab. Ihn als Packpferd für einen Reiter mitsamt dessen eiserner Rüstung sowie sämtlicher Habseligkeiten zu missbrauchen, glich einer Beleidigung für das edle Tier.

Ebenso stellte der lange Ritt nach Nordwesten eine Beleidigung für jeden Ritter dar. Olaf versuchte, die Finger in seinen Lederhandschuhen zu bewegen, damit seine Hände nicht taub vor Kälte wurden. Sein ganzes Leben kam ihm wie eine unendliche Kette von Erniedrigungen vor. Zuerst war er aus Stenholm Castle geworfen worden, weil er das Recht seines älteren Bruders auf das Erbe des Titels angezweifelt hatte. Dann, nachdem sein Bruder verstorben war, hatte er sein Anrecht auf den Besitz auch noch an dessen Witwe verloren. Schließlich hatte ihm König James eine Braut angeboten, die ihren eigenen Besitz mit in die Ehe brachte.

Eine Frau mit Landbesitz.

Olaf schnaubte verächtlich, das Geräusch klang hohl in seinem Helm. Es war schön und gut, dass Kilgarren sich von der Küste meilenweit ins Landesinnere erstreckte, aber dabei handelte es sich um nichts weiter als endloses Ödland. Und von der dazugehörigen Braut, Brenna Kilgarren, wurde gemunkelt, dass sie an die Ländereien gelangt war, indem sie ihren einzigen Bruder vergiftete. Den geflüsterten Anschuldigungen zufolge wollte sie ganz allein über diese gottverlassene Wildnis herrschen und hatte geschworen, jeden Mann umzubringen, der versuchte, sie unter seine Kontrolle zu bekommen. Doch König James war daran gelegen, die Küste gegen eventuelle Angriffe von der Seeseite zu sichern.

Eine solche Aufgabe hätte der König niemals einer Frau anvertraut.

In einiger Entfernung tauchte der schemenhafte Umriss eines zinnenbewehrten Turmes im Schneetreiben auf. Das einsame Gebäude war der einzige Orientierungspunkt in dieser endlosen Weite aus sanft gewellten Hügeln, die mit hartem Gras bewachsen waren. Olaf beeilte sich weiterzukommen und verdrängte alle weiteren Überlegungen. Das Einzige, was er jetzt wollte, waren ein prasselndes Feuer und ein Krug mit heißem Whisky.

Als er näherkam, sah er einige Erdhügel, die aussahen wie Unterstände, in denen Menschen und Vieh während der Wintermonate Schutz suchen konnten. Als er sich noch weiter näherte, hörte er auch noch Stoff im Wind flattern. Im Schutz der einfachen Burg waren zwei Zelte aufgestellt, deren Bahnen vom Wind bis zum Zerreißen gespannt wurden. Von ihren Spitzen wehten Banner in leuchtenden Farben und bildeten damit einen starken Kontrast zum bleigrauen Himmel.

Seine Konkurrenz.

Um Brenna Kilgarrens Widerstand zu brechen, hatte der König ihr gleich drei Heiratskandidaten geschickt, zwischen denen sie wählen sollte. Vor einem der Zelte standen zwei Krieger, die Wache hielten und sich dabei auf ihre Lanzen stützten. Keiner der beiden trug eine eiserne Rüstung, aber ihre Lederwämse waren neu, und die Pferde, die hinter ihnen auf der reifüberzogenen Wiese grasten, sahen stark und gesund aus.

Olaf seufzte bedauernd. Mit solchem Wohlstand konnte er nicht mithalten.

Ehe er sich auf den langen Weg gemacht hatte, hatte er jeglichen Besitz verkaufen müssen, den er sich in vielen Jahren als fahrender Ritter verdient hatte. Er hatte den Jungen entlassen, den er aus Livland, der baltischen Provinz, mitgebracht hatte, und ihm sein Fuhrwerk und das Zugpferd überlassen. Jetzt wünschte er sich, dass er alles behalten hätte: Güter, Wagen und Dienstboten. Nicht nur, um mit seiner Konkurrenz mithalten zu können, sondern auch, damit er nicht auf jeglichen Komfort verzichten musste, falls die Lady wirklich ihn als ihren Gemahl auswählen sollte.

„Keinen Schritt weiter!“

Der plötzliche Ausruf hätte fast dafür gesorgt, dass Olaf vor Schreck aus dem Sattel gerutscht wäre. Er sah sich um, mit scharfen Augen musterte er die Umgebung und erblickte karges Moorland im schwächer werdenden Licht des Nachmittags. Links von ihm stand eine zerlumpte Gestalt, die mit beiden Füßen fest auf der dünnen Schneedecke stand und mit beiden Händen, die in Lederhandschuhen steckten, ein Langschwert vor sich in die Höhe streckte.

Mit der Klinge beschrieb er einen Bogen in der kalten Luft. „Runter da! Stellt Euch!“

Verwundert sah Olaf den Herausforderer an. Er trug keine Rüstung, nur ein uraltes Kettenhemd, das ganz offensichtlich für jemanden gemacht war, der viel größer war als er. Alles, was er trug war ihm zu groß, sein Helm saß wie ein umgedrehter Eimer auf seinen Schultern und der Saum des Kettenhemds reichte ihm bis zum Knie und als er das Schwert schwang, pflügte er damit beinahe den Boden. Oder vielmehr sie. Olaf saß seufzend ab. Offensichtlich wollte seine zukünftige Braut keine Zeit verlieren, ehe sie ihn tötete. Er fragte sich flüchtig, wie es wohl seinen Rivalen ergangen war und ob sie denen wohl die gleiche Begrüßung hatte zuteilwerden lassen. Doch er schob den Gedanken beiseite, zog sein Schwert aus der Scheide und wandte sich seiner Gegnerin zu.

Die Lady hob ihre Waffe mit beiden Händen hoch und versuchte einen tiefen Stoß. Olaf grinste hinter dem Visier seines Helms. Gar nicht schlecht. Sie hatte Köpfchen. Seine Knie waren sein Schwachpunkt, weil er für die lange Reise auf Teile seiner Rüstung verzichtet hatte und nur die größeren Stücke angelegt hatte. Auch das allein war während seiner Reise schon nicht sehr bequem gewesen, aber ohne Packpferd war der einfachste Weg, seine Rüstung zu transportieren, indem man sie am Körper trug.

Er wehrte den Angriff mit Leichtigkeit ab. Mit kurzen Schwüngen seines Schwerts zwang er die Kämpferin zum Rückzug und testete dabei ihr Können und ihre Stärke. Für eine Frau kämpfte sie gut. Mit der langen Klinge war sie nicht gerade schnell und die riesigen Stiefel hielten ihre Füße am Boden fest wie zwei Anker. Während sie auswich und herumwirbelte, schmiegte sich das Kettenhemd eng um ihren Körper, sodass man ihre schlanke Statur und ihre weiblichen Rundungen erkennen konnte.

In Olaf stieg eine Hitze auf, die nichts mit den Anstrengungen des Kampfes zu tun hatte. Er musste jeden Schlag vorsichtig setzen, um sicherzugehen, dass er sie nicht verletzte, aber er konnte sich dennoch an keinen anderen Kampf erinnern, der so aufregend für ihn gewesen war. Mit jedem Schwung seiner Waffe hellte sich seine düstere Stimmung ein wenig auf.

Er suchte sich einen Platz aus, an dem ein weicher Erdhügel ihren Fall bremsen würde, ehe er seine Gegnerin zum Zurückweichen zwang, bis sie schließlich über die Grasnarbe stolperte und mit lautem Scheppern und Klirren des Kettenhemds auf dem Hinterteil landete. Er drückte die Spitze seines Schwerts am unteren Rand des Helms gegen ihre Kehle. „Keine Bewegung“, warnte er sie.

Er konnte durch die beiden Schlitze in ihrem Visier sehen, dass sie die Augen aufriss, aber das Tageslicht war zu schwach, als dass er die Farbe hätte erkennen können. Sie waren seltsam dunkel. Seine Augen wiederum waren hellgrün wie die ersten Blätter des Frühlings. Er widerstand der Versuchung, sich vorzubeugen, um genauer hinzusehen, stattdessen verdrängte er die Frage aus seinem Geist. Was machte es schon aus, welche Augenfarbe sie hatte? Er hatte diese Reise bis ans Ende der Welt nicht unternommen, um die Frau an seiner Seite zu finden oder auch nur eine, die nachts neben ihm liegen würde. Ihm ging es nur darum, Ländereien zu gewinnen und seinem König zu dienen.

„Bleibt, wo Ihr seid!“, befahl er.

Schließlich zog er sein Schwert zurück, schob es wieder in die Scheide und ging zu seinem Pferd zurück. Er wollte gerade die Hand nach dem in Leder eingebundenen Paket ausstrecken, das hinter Thors Sattel festgebunden war, als plötzlich ein Bild in seinem Geist auftauchte und sich breitmachte: Er sah eine Frau vor sich, eine sanfte Schönheit mit goldenem Haar und hellgrünen Augen. Er hatte seine Mutter nie kennengelernt – nur ein Gemälde erinnerte an sie –, aber er hielt dennoch daran fest.

Olaf zögerte einen Augenblick. Dann folgte er seiner Eingebung. Er zog das längliche Paket von Thors Rücken und wickelte das Schwert aus, das darin verborgen war. Solange er denken konnte hatte er die kunstvoll geschmiedete Waffe in Ehren gehalten. Er hielt sie an der Klinge fest und drehte sich wieder zu seiner zukünftigen Braut um.

Die Lady war nicht sitzen geblieben.

Sie stand schon wieder und setzte erneut zum Angriff an, offensichtlich hatte sie vor, seine Eingeweide aufzuspießen. Olaf wäre dem Angriff gern mit einem Schritt zur Seite ausgewichen, aber er befürchtete, dass sie dann die Flanke seines kastanienbraunen Hengstes getroffen hätte. Deshalb blieb er, wo er war und hoffte nur, dass Lady Brenna es auch in ihrem Übereifer nicht darauf anlegte, einen Mann ernsthaft zu verletzen, der seine eigene Waffe nicht in der Hand hielt.

Mit einem lauten Scheppern traf ihre Klinge seinen Brustpanzer. Als die Angreiferin ihn in seiner stabilen, unnachgiebigen Haltung traf, prallte sie von ihm ab und stolperte rückwärts. Das Schwert rutschte ihr aus der Hand und fiel klirrend auf den gefrorenen Boden. Olaf sah vorsichtig auf seine Brust hinab, die sie schmerzhaft getroffen hatte. Die Kraft des Schlages hatte eine Beule in seinem Brustpanzer hinterlassen. Ohne den Schutz seiner eisernen Rüstung hätte sein Blut jetzt seine Stiefel bespritzt. Er wusste nicht, ob er über seine Dummheit lachen oder weinen sollte, immerhin hatte er sich selbst ihrem Angriff preisgegeben und war außerdem gerade dabei, seinem Gegner auch noch eine bessere Waffe zu überreichen, sodass die Wahrscheinlichkeit wuchs, dass er ernsthaft verletzt wurde.

Er hielt ihr sein wohlgehütetes Schwert hin. „Versucht es hiermit.“

Die schmale Gestalt im Kettenhemd hatte sich gebückt, um das heruntergefallene Schwert aufzuheben. Als sie seine Worte hörte, drehte sie sich um und sah ihn an. Ihre Bewegungen wirkten unbeholfen, weil sie das Gewicht des zu großen Helms auf ihren Schultern ausbalancieren musste. Langsam stand sie auf und ließ ihre Waffe auf dem Boden liegen.

Olaf hielt ihr die blankpolierte Klinge hin. „Es ist ein einhändiges Kampfschwert, das für eine Lady gemacht ist“, erklärte er ihr. „Eine Frau hat nicht die Kraft, um ein zweihändiges Schwert im Kampf zu beherrschen, und muss sich deshalb stattdessen auf Geschwindigkeit und Beweglichkeit verlassen.“

„Ihr wusstet es?“ Durch die Schlitze in ihrem Visier sahen ihn zwei dunkle, glänzende Augen an. Braun. Ihre Augen waren dunkelbraun und hatten goldene Einsprengsel.

„Natürlich wusste ich es.“ Olaf spuckte die Bemerkung geradezu in ihre Richtung, es glich einer Beleidigung, wenn sie annahm, dass sie ihn getäuscht hatte. „Eine Frau bewegt sich anders. Kämpft anders.“ Lässt die Lenden eines Mannes schmerzen und heizt sein Blut mehr auf als alle Feuer der Hölle, hätte er noch hinzufügen können.

Schweigend hielt er ihrem Blick stand. Er konnte nur einen schmalen Streifen ihrer Haut um ihre Augen herum erkennen, und doch zog sich in seinem Inneren alles zusammen, sodass die Unruhe noch schlimmer wurde, die er schon während ihres Gefechts gespürt hatte. Zuerst wandte sie den Blick ab. Dann nahm sie das Schwert von ihm, trat ein paar Schritte zurück und vollführte zur Probe ein paar Schwünge mit der Waffe, sie schnitt und stach in die Luft, machte einen Ausfallschritt nach vorn, mit dem sie einen unsichtbaren Feind angriff, und zog sich dann wieder zurück.

Im hohen Norden hatte Olaf bereits Frauen gesehen, die Seite an Seite mit ihren Männern kämpften. Er hatte Kriegerinnen schon immer für einen besonders glorreichen Anblick gehalten. Brenna Kilgarren bewegte sich grazil, ihr Körper war schlank unter dem Kettenhemd, unter dem sie fast versank. Anders als die hochgewachsenen Frauen des Nordens, war Brenna jedoch klein. Eine Frau, die den Schutz eines Mannes suchen sollte, anstatt ihn zurückzuweisen, der Gedanke zuckte wie ein Blitz durch Olafs Geist.

Schließlich hörte sie mit der Tänzelei auf und drehte sie zu ihm um. „Warum bringt Ihr mir dieses Schwert?“

„Das habe ich nicht“, antwortete Olaf. „Ihr solltet es nur ausprobieren.“ Er fragte sich, ob die Lady wohl bestechlich war. Ein Schwert wie dieses war ein Vermögen wert, ganz bestimmt mehr als die Zelte der anderen Bewerber um ihre Gunst, vielleicht sogar mehr als ihre Pferde. „Es hat meiner Mutter gehört“, fügte er hinzu.

„Und warum hat sie es Euch überlassen, anstatt es ihrer Tochter zu geben?“

„Sie hatte keine Töchter.“ Olaf schwieg einen Augenblick. Er redete nicht gerne über sich selbst, aber trotz seiner Zurückhaltung sprudelten die Worte plötzlich aus ihm heraus. „Sie ist bei meiner Geburt gestorben. Mein Vater fand es richtig, dass ich ihr Schwert erbe. Es ist das Einzige, was ich noch von meiner Familie habe. Alles andere ist an meinen Bruder gegangen und der hat alles verloren.“ Er zeigte auf Thor. „Das ist alles, was ich besitze.“

„Ich verstehe.“ Ehe sie mit offensichtlichem Bedauern das Schwert an Olaf zurückgab, musterte Brenna die Säcke, die an beiden Flanken des Schlachtrosses hingen. „Wenn Ihr kein Zelt habt, wo wollt Ihr dann schlafen, während ich die Kandidaten in Augenschein nehme?“

Olaf ließ sich Zeit dabei, das Kampfschwert wieder in seine Schutzhülle aus Lammfell zu wickeln und es hinter Thors Sattel zu verstauen. „Wann wollt Ihr Eure Entscheidung treffen?“, fragte er, während er sich wieder der Kriegerin zuwandte.

„Ich weiß noch nicht.“ Ihre braunen Augen funkelten unerschrocken. „Vielleicht in der nächsten Woche.“

Olaf gab der Bitterkeit nach, die sich in ihm aufgestaut hatte. „Ich gebe Euch bis zum Abendessen Zeit für Eure Entscheidung. Danach schlafe ich entweder in Eurem Bett oder ich bin auf dem Rückweg.“

Sie schnappte erschrocken nach Luft, woraufhin er befriedigt den Mund verzog. Er hatte genug von den Höflichkeiten und davon, sich beliebt zu machen. Er wollte entweder für immer hierbleiben oder sich auf den Weg zum nächsten Schlachtfeld machen, wo er jederzeit ewigen Frieden durch die Klinge seines Feindes finden konnte.

„Kein Mann erteilt mir Befehle.“ Lady Brennas Stimme war heiser vor Wut.

„Ihr könnt vielleicht Eurem Ehemann auf der Nase herumtanzen, aber Ihr habt Eurem König zu gehorchen.“ Olaf drehte sich um und strich Thor über den schlanken Hals. „Wo kann ich mein Pferd unterstellen?“

Lady Brenna schwieg eine ganze Weile. Dann hob sie einen Arm im Kettenhemd und zeigte auf den schlichten, gemauerten Turm. „Die Tiere sind im Erdgeschoss untergebracht, die Diener im nächsten und das oberste Stockwerk steht dem Herrn und seiner Familie zu. Ihr könnt Euch in der Kammer für die Gäste einquartieren.“ Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich auf dem Absatz ihrer riesigen Lederstiefel um und stapfte den Weg zum Haupttor mit seinen massiven Eisenbeschlägen hinauf.

Olaf ging hinter ihr her und gab Thor ein Zeichen, ihm zu folgen.

Noch heute Abend würde er erfahren, ob seine Zukunft in diesem kargen Land lag.

Brenna stieß die schwere Eichentür auf und stampfte mit den Füßen, um den Schnee von ihren Stiefeln zu klopfen. In ihrem Kopf bekämpften sich Zweifel, Furcht und eine so tiefe Dankbarkeit, dass sie beinahe auf die Knie gesunken wäre, um ihrem Schöpfer zu danken.

Sie hatte um einen Mann gebetet, der sie kämpfen ließ, der sie als ebenbürtig betrachtete. Ein Ehemann hatte für sie sonst nur einen einzigen Vorteil: Er verlieh ihrem Anspruch auf die Ländereien von Kilgarren mehr Gewicht. Wenn sie den Bund geschlossen hatten, konnte König James ihr ihr Erbe nicht mehr wegnehmen, indem er behauptete, dass es einer Frau an militärischen Fähigkeiten fehlte, um Schottlands Grenzen zu verteidigen.

Der Neuankömmling würde ihr dabei helfen, ihre eigene Zukunft zu sichern.

Dann musste er wieder gehen.

Und er würde wieder gehen.

Wer nicht in den entlegenen Winkeln dieses Landes geboren war, konnte die Einsamkeit hier meistens nicht ertragen, der hasste die heulenden Winde, die vom Meer her wehten und die ständige Dunkelheit der Wintermonate oder die kargen Mahlzeiten, die dem Land in diesem rauen Klima abgetrotzt werden konnten.

Hinter ihr führte der Ritter seinen großen Hengst in die Burg und stieß die Tür hinter sich zu, sodass das schwächer werdende Licht des düsteren Wintertags ausgeschlossen wurde. Sie drehte sich um, um ihn im Schein des Feuers, das in dem massiven Hauptkamin brannte, genauer zu betrachten. Er hatte breite Schultern, schmale Hüften und war bestenfalls mittelgroß. An der Art und Weise, wie sich seine Rüstung an seinen Körper schmiegte, konnte sie sehen, dass sie speziell für ihn gemacht war.

Autor

Tatiana March
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