Only You Band 18

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Die Nacht vor der Abreise, die Magie des Augenblicks, Leichtsinn, Berechnung – egal, was zu einem One-Night-Stand führt, eine Liebesnacht kann Folgen haben … und diekönnen dafür sorgen, dass aus der kurzen Lovestory eine Liebe fürs Leben wird.

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  • Erscheinungstag 25.10.2025
  • Bandnummer 18
  • ISBN / Artikelnummer 8207250018
  • Seitenanzahl 384

Leseprobe

Tracy Madison, Jules Bennett, Joss Wood

ONLY YOU BAND 18

Tracy Madison

1. KAPITEL

„Hi, Logan! Ich bin hier, um dir was mitzuteilen. Erinnerst du dich noch an unseren One-Night-Stand vor fast vier Monaten? Tja, ich bin schwanger, und du bist der Vater, also …“

Oh Gott! Ernsthaft?! Es musste eine bessere Möglichkeit geben, einem Mann zu sagen, dass er ein Baby gezeugt hatte. Aber … es gab keine. Anna kannte Logan Daugherty kaum und konnte daher nicht wissen, wie er reagieren würde, ganz egal, wie geschickt sie ihre Nachricht in Worte verpackte.

Sie wand sich innerlich vor Scham, als sie zum dritten Mal in Folge an Logans Haus vorbeifuhr. Sie musste sich einfach überwinden. Wenn sie das jetzt nicht schaffte, würde sie vielleicht nie den nötigen Mut aufbringen.

Ihr war so schlecht vor Angst, dass sie das Autofenster runterkurbeln musste, um die kühle Oktoberluft einzuatmen. Davon bekam sie zwar einen etwas klareren Kopf, aber die frische Brise richtete nicht viel gegen ihre Übelkeit oder ihre Nervosität aus. Was vermutlich weniger an ihrem Zustand lag als daran, dass sie ihre Schwangerschaft so lange vor dem Vater des Babys verheimlicht hatte.

Anfangs war Anna zu schockiert gewesen, um sich überhaupt jemandem anzuvertrauen. Sie wollte nie eine alleinerziehende Mutter sein. Ihre Mom war gestorben, als Anna noch klein war, und sie hatte sich nie von dem Verlust erholt. Denn mit Ruby Rockwoods Tod war für Anna und ihre beiden Schwestern – eine jünger, eine älter – alles anders geworden.

Quasi über Nacht hatte ihr Vater sich in eine strenge und aggressive Karikatur seiner selbst verwandelt. Es gab zu Hause kein Lachen mehr, und die drei Mädchen wurden von Tag zu Tag stiller und in sich gekehrter und versuchten alles, um sich unsichtbar zu machen.

Nur gut, dass es Tante Lola gab.

Die Schwester ihrer Mutter hatte zwar erst nach Jahren mitbekommen, was wirklich bei ihnen daheim los war, war dann jedoch sofort aktiv geworden und hatte das Sorgerecht eingeklagt. Bis dahin hatte Annas ältere Schwester Elise den Ort Steamboat Springs, Colorado, bereits verlassen. Doch Anna und ihrer jüngeren Schwester Laurel hatte Lola ein liebevolles Zuhause gegeben.

Anna war ihrer Tante sehr dankbar dafür, aber ihre Kindheit hatte sie nur in ihrer Überzeugung bestärkt, dass ihr Baby Mutter und Vater brauchte, auch wenn sie wusste, dass Lola sie unterstützen würde. Diese Situation war alles andere als ideal. Sie wünschte sich nun mal etwas anderes für sich selbst und ihr Ungeborenes. Eine traditionelle Familie. Zwei Eltern, die einander liebten und respektierten und die ihre Kinder partnerschaftlich großzogen.

Leider ließ sich jetzt nichts mehr an der Situation ändern. Eine Nacht – ihre erste Nacht nach ihrer Rückkehr nach Steamboat Springs, ein paar Drinks zu viel, ein hübscher Cowboy und ihre mangelnde Selbstbeherrschung hatten ihr Leben unwiderruflich verändert.

Obwohl es eine tolle Nacht gewesen war – genau das, was Anna damals gebraucht hatte. Sie war gerade erst aus Austin zurückgekehrt, wohin sie, kurz nachdem sie ihre Ausbildung zur Köchin abgeschlossen hatte, mit ihrem damaligen Freund gezogen war.

Eine Weile war es mit ihnen ganz gut gelaufen, aber sie passten einfach doch nicht zueinander, und so hatten sie sich wieder getrennt. Erst vor ein paar Monaten war Anna eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit plötzlich bewusst geworden, dass sie nichts mehr in Austin hielt. Sie beschloss, nach Steamboat Springs zurückzukehren und vorerst wieder bei ihrer Tante einzuziehen. Doch nach ihrer Ankunft hatte sie ihre Heimkehr noch ein bisschen hinauszögern wollen und war in eine Bar gegangen.

Dort begegnete sie Logan. Es hatte sofort zwischen ihnen gefunkt. Sie hatte mehr gelacht und mehr Spaß gehabt als seit einer Ewigkeit nicht mehr. Und bevor sie wusste, wie ihr geschah, war sie mit ihm auf sein Hotelzimmer gegangen, und sie hatten … noch mehr Spaß gehabt.

Gott sei Dank war sie noch genug bei Verstand gewesen, ihre Tante anzurufen und ihr mitzuteilen, dass sie sich verspäten und die Nacht in einem Hotel verbringen würde – was noch nicht mal gelogen war.

Als sie ein paar Wochen später feststellte, dass sie schwanger war, hatte sie sich erst mal von dem Schock erholen müssen und dann beschlossen, ihr Geheimnis bis nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel für sich zu behalten.

Doch auch das war schon seit Wochen überschritten. Vorgestern hatte sie es dann endlich ihrer Tante gebeichtet. Und dann musste sie Logans Adresse herausfinden, was tatsächlich nicht lange gedauert hatte. Wie sich nämlich herausstellte, war sein Bruder Gavin mit Haley Foster verheiratet, mit deren Mutter Lola eng befreundet war. Lola hatte sie einfach nach Logans Adresse gefragt, und jetzt … war Anna unterwegs. Es wurde Zeit für den nächsten Schritt – trotz ihrer Nervosität und Angst.

Seufzend bog Anna in Logans Einfahrt und stieg aus dem Wagen. Sie brauchte ihren ganzen Mut, um an seine Haustür zu klopfen.

Hoffentlich fielen ihr die passenden Worte ein, wenn sie ihm mitteilte, dass ihr One-Night-Stand nicht folgenlos geblieben war. Logan hatte ein Recht, es zu erfahren. Und egal, wie seine Reaktion ausfiel – hinterher würde sie zumindest wissen, wie es weiterging.

Ob sie ihn bei ihren weiteren Plänen miteinbeziehen würde … das lag ganz bei ihm. Natürlich würde sie ihm Zeit geben, sich an den Gedanken zu gewöhnen, Vater zu werden. Das war nur fair. Ewig würde sie jedoch nicht warten. Sie musste noch vor der Geburt des Babys – ihres Babys – wissen, ob Logan Daugherty eine Rolle im Leben seines Kindes spielen wollte oder nicht.

Etwas musste sich ändern, und zwar dringend, denn ständig zwischen seinem Zuhause, der Bur Oak Ranch in Cheyenne, Wyoming, und Steamboat Springs, Colorado, wo sein Halbbruder Gavin lebte, hin- und herzupendeln, wurde allmählich zu anstrengend.

Gähnend frottierte Logan sich das vom Duschen nasse Haar und streifte sich eine Jeans und ein langärmeliges T-Shirt über. Er war todmüde, was jedoch nicht nur an der mehr als dreistündigen Fahrt nach Steamboat Springs lag.

Er trug die Verantwortung für die Ranch seiner Familie und für die Leute, die dort arbeiteten und wohnten. Da er das einzige Kind des ältesten Kindes war, hatte von Anfang an festgestanden, dass er die Ranch übernehmen würde, wenn sein Großvater sich zurückzog. Zeke Cordero mochte das vielleicht anders sehen, doch da er sich trotz eines Beinahe-Herzinfarkts weigerte, es langsamer angehen zu lassen, würde dieser Tag wohl eher früher als später kommen.

Vermutlich wäre es das Klügste, die Sachen zu packen und zu seiner Familie und zu seinen Pflichten zurückzukehren. Eigentlich hatte er gar nicht vorgehabt, so lange in Steamboat Springs zu bleiben. Von der Existenz seines Halbbruders zu erfahren war eine Sache gewesen, doch Gavin dann tatsächlich kennenzulernen, hatte für ihn einiges verändert.

Logan hatte kaum Erinnerungen an ihren gemeinsamen Vater. Kein Wunder – er war noch nicht mal drei Jahre alt, als Denny Daugherty mit seinem Motorrad tödlich verunglückte. Bis heute wusste niemand, ob es Selbstmord oder ein Unfall gewesen war.

Hätte seine Mutter nicht ein paar Fotos behalten, wüsste Logan noch nicht mal, wie sein Vater ausgesehen hatte. Ihm waren nur ein paar flüchtige Eindrücke geblieben – Geräusche und Düfte, die ihn manchmal wie aus dem Nichts überfielen. Zu seiner intensivsten Erinnerung gehörte der Duft von Pfefferminz.

Seine Mutter hatte nie viel über Denny gesprochen, hatte Logans Drängen vor einem Jahr jedoch schließlich nachgegeben und ihm nicht nur von den Umständen des Unfalls erzählt, sondern auch, dass Denny mit einer anderen Frau verheiratet gewesen war und bei Logans Geburt schon einen Sohn hatte. Logan brauchte nicht lange, um herauszufinden, wo sein Halbbruder lebte, und beschloss sofort, ihm einen Besuch abzustatten.

Es war ein seltsames Treffen gewesen. Bis zu jenem Abend hatte Gavin nämlich keine Ahnung gehabt, dass sein Vater eine Geliebte und einen zweiten Sohn gehabt hatte. Er hatte Logan jedoch neugierig und interessiert zugehört. Irgendwie hatte es sofort eine Verbindung zwischen ihnen gegeben.

Da Gavin mit seiner frisch angetrauten Frau Haley ein Ferienlager für Pflegekinder leitete, blieb ihnen nur wenig Zeit, sich näher kennenzulernen. Logan hatte daher vor drei Monaten für ein halbes Jahr ein möbliertes Haus gemietet, hinterfragte diese Entscheidung jedoch inzwischen. Sein Großvater war zu krank, um die Ranch während Logans Abwesenheiten allein zu bewirtschaften. Logan wurde dort dringend gebraucht, und zwar permanent. Doch er hatte das Gefühl, dass in Steamboat Springs noch etwas auf ihn wartete und es ein Fehler wäre, bereits wieder zu gehen.

Ein Klopfen an der Haustür riss ihn aus seinen Gedanken. Als er die Tür öffnete, stand eine Frau mit großen braunen Augen vor ihm.

Sie räusperte sich verlegen. „Ich weiß nicht, ob du dich an mich erinnerst“, sagte sie blinzelnd, „aber wir … also … sind uns bei ‚Mick’s‘ begegnet und haben Billard gespielt und … Na ja, das war im Juni …“

Natürlich erinnerte Logan sich noch an Anna. Er hatte seit jener Nacht – eine sehr angenehme Nacht übrigens – öfter an sie gedacht, als ihm lieb war, und war ihr danach ein oder zwei Mal in der „Beanery“ – dem Coffeeshop am Ort – begegnet. Sie hatte ihn bei diesen Gelegenheiten jedoch so konsequent ignoriert, dass er davon ausgegangen war, dass sie keinen Kontakt wünschte und er nicht mehr hinging.

„Klar erinnere ich mich“, antwortete er schroffer als beabsichtigt. Eine Mischung aus Neugier und bösen Vorahnungen erfüllte ihn. „Was kann ich für dich tun?“

Sie senkte den Kopf, sodass ihr das karamellblonde Haar ins Gesicht fiel. „Ich … Also, die Sache ist die …“ Sie schlang die Hände um ihre schlanken Arme, als suche sie Halt. Oder Mut. Offensichtlich mit Erfolg, denn sie hob das Kinn und sah ihn direkt an. „Ich weiß nicht, ob wir dieses Gespräch in der Tür führen sollten. Darf ich für ein paar Minuten reinkommen?“

Plötzlich wusste Logan mit erschreckender Klarheit, warum sie hier war. Unwillkürlich senkte er den Blick zu ihrem Bauch, der von einem langen Pullover verhüllt war. Sie sah so schlank aus wie bei ihrer letzten Begegnung, aber das hatte nichts zu sagen. Er wusste einfach, was los war, so irrational das auch war.

Zu seiner Schande wünschte er sich für einen Moment nach Wyoming zurück. Oder unter die Dusche, wo er das Klopfen überhört hätte. Mal ehrlich, er hatte auch so schon genug um die Ohren! Genug Verantwortung, genug Pflichten. Und ein Kind war eine riesige, lebensverändernde Verpflichtung.

Aber solche Gedanken brachten ihn jetzt auch nicht weiter. Vielleicht war Anna ja doch aus einem andern Grund gekommen, auch wenn ihm beim besten Willen keiner einfiel.

Nickend hielt er ihr die Tür auf. „Klar. Lass uns reden“, sagte er so ruhig wie möglich. Vielleicht trog ihn sein Bauchgefühl ja. Doch sollte Anna tatsächlich schwanger sein, gab es nur eine Lösung. Die einzig ehrenhafte.

Pflichten hin oder her – er würde seinem Baby nicht das antun, was er selbst durchgemacht hatte: unehelich und ohne einen verlässlich anwesenden Vater auf die Welt zu kommen.

Okay, sie hatte es tatsächlich geschafft und war bei Logan. Er hatte sie in eine kleine altmodische Küche geführt, die dringend renoviert werden müsste, und ihr Kaffee oder Tee angeboten. Sie hatte abgelehnt und nur um ein Glas Wasser gebeten.

Jetzt saßen sie an dem Tisch mit der abgeblätterten roten Farbe. Er musterte sie schweigend aus graublauen Augen. Vermutlich wartete er darauf, dass sie endlich sagte, warum sie hier war.

Doch ihr fielen einfach nicht die passenden Worte ein. Also lächelte sie nur verkrampft und trank erst mal einen großen Schluck Wasser. Einen zu großen, wie sich herausstellte, denn ihr wurde sofort schlecht. Sie unterdrückte ein Würgen. Nein, nein, nein, nicht jetzt! Nicht hier! Tapfer schluckend versuchte sie, sich auf den herbstlich verfärbten Baum vor dem Küchenfenster zu konzentrieren.

„Anna? Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Logan besorgt. „Du siehst plötzlich so blass aus. Kann ich etwas für dich tun?“

„Nein, alles okay! Ich bin … Mir ist nur …“ Sie schlug eine Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf. Komm schon, befahl sie sich selbst. Reiß dich zusammen!

Eine neue Welle von Übelkeit überwältigte sie. Hastig sprang sie auf. „Wo ist das Bad?“, stieß sie hervor.

Logan erhob sich im selben Augenblick und führte sie am Ellenbogen einen schmalen Flur entlang und durch die erste Tür rechts. „Hier. Ich warte solange draußen.“ Er verließ das Bad und schloss die Tür hinter sich, damit Anna ungestört war.

Sie atmete tief durch, drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Für einen Moment dachte sie schon, sie hätte es überstanden, aber dann musste sie wieder einmal die Erfahrung machen, dass ihr Körper seine eigenen Spielregeln hatte – zumindest seit sie schwanger war.

Erst eine Viertelstunde später öffnete sie wieder die Tür. Und stieß auf Logan, der an der gegenüberliegenden Wand lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt. Groß. Stark. Besorgt.

„Besser?“, erkundigte er sich.

„Ja, danke. Viel besser.“

„Gut.“ Er kam ohne Umschweife zur Sache: „Wann ist es so weit?“

„Am zwanzigsten März.“ Anscheinend brauchte sie jetzt doch keine passenden Worte zu finden. Doch um keine Zweifel aufkommen zu lassen, fügte sie hinzu: „Und du bist der Einzige … Beziehungsweise, es gab vor dir fast zwei Jahre lang niemanden, also nicht, nachdem …“

„Wir haben ein Kondom benutzt“, unterbrach er sie. „Beide Male.“

„Das haben wir“, bestätigte sie. „Aber wie du bestimmt weißt, sind Kondome nicht hundertprozentig sicher. Ich hatte keinen Grund, die Pille zu nehmen, und da ich normalerweise nicht allein in irgendwelche Bars gehe und nicht spontan … na ja, zumindest nicht bis zu der Nacht mit dir …“ Sie wollte damit sagen, dass sie nicht mit Männern, die sie nicht kannte, ins Bett ging, ganz egal, wie viel Alkohol sie getrunken hatte oder wie einsam oder verloren sie sich fühlte.

Zumindest nicht, bis sie Logan begegnete. Nun ja, es gab vermutlich für alles ein erstes Mal. Ihr Pech war nur, dass ihr einziger Fehltritt mit einem kaputten Kondom und einem Eisprung einhergegangen war. „Ist ja auch egal, wie oder warum es passiert ist, Tatsache ist: Ich bin schwanger, und du bist verantwortlich für die Hälfte der DNA des Babys. Und deshalb bin ich hier. Ich dachte, du solltest es wissen.“

„Natürlich.“ Er klang weder wütend noch überrascht. Eher … eine Spur resigniert. Anna konnte es ihm nicht verdenken. „Aber warum hast du so lange gewartet, es mir zu erzählen?“

„Ich wollte die ersten drei Monate abwarten. Außerdem musste ich mich selbst erst mal an den Gedanken gewöhnen. Und ich wusste nicht, wie ich es dir sagen soll.“

Er nickte und schloss seufzend die Augen. „Klingt plausibel.“ Er schlug die Augen wieder auf und stieß sich von der Wand ab. „Aber jetzt will ich ganz genau wissen, wie es dir und dem Baby geht.“

„Gern. Vorausgesetzt, du willst involviert werden.“

„Das will ich allerdings.“ Logan presste die Lippen zusammen. „Ehrlich gesagt, würde ich sogar dafür plädieren zu heiraten. Und zwar so schnell wie möglich.“

Heiraten?!

Annas erste Reaktion war Schock, dicht gefolgt von Erleichterung. Sie schüttelte den Kopf, um Logans Worte zu verarbeiten … und die seltsame Wirkung, die sie auf sie hatten. „Habe ich richtig verstanden? Du willst mich heiraten?“

„Ja. Wenn ein Baby unterwegs ist, sollte man heiraten“, sagte er mit völliger Selbstverständlichkeit. „Aber du brauchst dich nicht lebenslänglich an mich zu binden, Anna. Eine zeitlich begrenzte Ehe reicht.“

„Ich verstehe“, stieß sie hervor. „Weil du dir Sorgen um meinen Ruf machst?“

„Nein, ich will eine Beziehung zu meinem Kind aufbauen. Ich habe gute Gründe dafür, aber wenn du erst mal Zeit brauchst, um in Ruhe über alles nachzudenken, kann ich das verstehen.“

Anscheinend hatte sie komplett den Verstand verloren, denn die Vorstellung kam ihr gar nicht so abwegig vor. Im Gegenteil, es klang irgendwie … richtig. „Sollte ich zustimmen – und das steht noch lange nicht fest –, wie lange würde diese Ehe dauern?“

„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht“, gab er zu. „Das müssen wir noch besprechen – vorausgesetzt, du bist einverstanden.“

„Ich weiß nicht recht. Ich … versuche gerade, mir das vorzustellen.“ Sie presste die Finger gegen die Schläfen. Spielte sie wirklich ernsthaft mit dem Gedanken, einen Mann zu heiraten, den sie so gut wie nicht kannte? Ihre Vernunft sprach dagegen, aber ihr Wunsch, diesem Baby mehr zu geben, als sie allein es konnte, war stärker.

„Was denkst du gerade?“

„Eine Menge. Zum Beispiel … Würden wir während unserer Ehe zusammenwohnen?“ Was sie ihn nicht fragte, obwohl sie das natürlich tun sollte, war, ob er von ihr erwartete, das Bett mit ihm zu teilen. „Oder wäre es nur eine Ehe auf dem Papier?“

„Wenn es nach mir ginge, würden wir zusammenwohnen. Natürlich nur platonisch. Um Missverständnisse zu vermeiden.“ Er zuckte die Achseln, doch seine angespannte Körperhaltung verriet, dass das Thema ihn alles andere als kaltließ.

Anna verspürte eine Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung, beschloss jedoch, Letztere zu ignorieren. „Stimmt, das würde Komplikationen vermeiden.“

„Ganz genau.“ Logan räusperte sich verlegen. „Ich würde mir wünschen, dass unser Kind in dem Glauben aufwächst, dass es … kein Unfall war. Dass wir uns mal …“ Er stockte.

„… geliebt haben? Im Ernst?“

„Denk doch mal nach, Anna. Wärst du das Produkt eines One-Night-Stands – würdest du das wissen wollen? Ich nicht. Ich würde es vorziehen zu glauben, dass meine Eltern aus den richtigen Gründen miteinander geschlafen haben.“

„Ich … Nein, ich würde es auch nicht wissen wollen.“ Später vielleicht, als Erwachsene, wenn sie diese Art Information besser verdauen konnte. Aber nicht als Kind. Die Vorstellung, dass ihr Sohn oder ihre Tochter mit so einer Last aufwachsen musste, war ihr sehr unangenehm. Sie seufzte. „Klingt plausibel.“

„Gut. Deshalb ziehe ich auch eine echte Hochzeit vor. Im kleinen Rahmen natürlich, aber jedenfalls nicht nur standesamtlich.“ Eindringlich sah er sie an. „Könntest du dir das vorstellen?“

„Seltsamerweise ja. Aber es gibt noch so viel zu klären.“

„Richtig, wir haben noch nicht über das Finanzielle gesprochen“, sagte er schroff. „Ich werde natürlich für euch sorgen, sowohl während der Ehe als auch hinterher. Falls es das ist, was dir Sorgen macht.“

Moment mal. Was?! Jetzt redeten sie schon über Geld? Himmel, wie konnte er nur so schnell denken? Sie hatte jetzt schon Kopfschmerzen, so sehr überforderte sie das alles.

„Nein, das ist es nicht. Ich habe hier Familie, Logan, und daher genug Unterstützung, ob mit oder ohne deine Hilfe. Ich weiß dein Angebot zu schätzen, aber ich bin nicht wegen des Geldes hier. Ich habe einen Job.“

Er hob die Augenbrauen. „In der ‚Beanery‘?“

„Ja.“ Sie wartete auf die Frage, ob ihr Einkommen reichte, um ein Kind großzuziehen. Als nichts kam, fuhr sie fort: „Meiner Tante gehört der Coffeeshop. Ich arbeite dort nur, bis ich etwas anderes finde.“ Früher oder später würde schon eines der Restaurants in der Stadt oder die Ski-Ferienanlage eine Dessertköchin brauchen.

„Das ist alles gut und schön, Anna, aber das ändert nichts an meinen finanziellen Verpflichtungen. Oder meinem Wunsch, das Richtige zu tun.“

„Das kann ich gut verstehen. Aber es geht mir nicht um Geld, sondern darum, dass dieses Kind Eltern hat. Also …“

„Heißt das, du nimmst meinen Vorschlag an?“

„Mag sein. Ich weiß nicht recht. Warum ist es dir eigentlich so wichtig zu heiraten? Die meisten Männer würden nie so weit gehen, nur um Kontakt zu ihrem Kind zu haben. Es ginge auch anders. Ich würde dir nie den Zugang verwehren, Logan, nur wenn extreme Umstände mich dazu zwingen würden.“

„Mein Vater starb, als ich zwei war“, sagte er abrupt. „Er war mit einer anderen Frau als meiner Mutter verheiratet, obwohl sie das anfangs nicht wusste. Ich will meinem Kind eine bessere Basis bieten als mein Vater mir damals.“

„Das kannst du doch auch, ohne dass wir …“

„Bitte, Anna, sag nicht Nein.“ Logans Körperhaltung war steif, aber sein Blick … Himmel, er flehte sie geradezu an. „Erweise mir bitte die Ehre.“

So unentschlossen Anna bisher auch gewesen war – in diesem Augenblick lösten ihre Zweifel sich in Luft auf. Wie konnte sie angesichts dieses verzweifelten Blicks Nein sagen? Und warum auch? Sie mochten unterschiedliche Beweggründe haben, aber sie wollten beide das Beste für dieses Baby.

Bevor sie jedoch offiziell Ja sagte, musste sie erst ein paar Dinge klären: „Wärst du einverstanden, verheiratet zu bleiben, bis das Baby ein Jahr alt ist?“, fragte sie. „Bis dahin haben wir genug Zeit, uns zu überlegen, wie wir nach der … Scheidung vorgehen wollen. Und als Familie zusammenzuwachsen.“

„Siebzehn Monate? Mehr nicht?“

„Keine Ahnung“, platzte sie etwas frustriert heraus. „Ich hatte bisher schließlich keine Zeit, verschiedene Szenarien durchzudenken!“

„Okay, du hast recht. Ich habe dich ganz schön überrumpelt, oder? Und wir stehen immer noch im Flur.“ Seine Mundwinkel zuckten belustigt. „Also ja, Anna, wir können verheiratet bleiben, bis das Baby ein Jahr alt ist.“

„Dann nehme ich deinen Vorschlag an“, antwortete sie, bevor sie ihre Meinung ändern konnte. Natürlich hatte sie nie eine so überstürzte Hochzeit gewollt, aber in Anbetracht der Umstände war das mehr, als sie erwartet hatte. „Ich bin dabei. Vorausgesetzt, wir sind uns einig, was die Erziehung unseres Kindes angeht. Wir müssen an einem Strang ziehen.“ Aber das würden sie ja wohl hinkriegen, oder?

Logan rieb sich nachdenklich das Kinn. „Bist du sicher?“

„Ja“, antwortete sie, ihren beschleunigten Herzschlag ignorierend. „Ich bin mir sicher.“

Seine Erleichterung war unübersehbar. „Danke, Anna“, sagte er. „Ich verspreche dir, kooperativ zu sein.“

„Gern geschehen.“

Er hielt ihr eine Hand hin. „Dann lass uns gleich mal anfangen, die Details zu klären.“

„Wie, jetzt sofort?“

„Je eher wir alles Nötige geklärt haben, desto schneller können wir die Hochzeit planen und …“, er zwinkerte ihr zu, „… tatsächlich heiraten.“

Anna nickte, ignorierte jedoch die Hand, die er ihr hinhielt. Ihn zu berühren kam ihr irgendwie unpassend vor. Sie folgte ihm zurück zum Küchentisch, wo sie lange redeten. Das Gespräch erinnerte Anna an eine Geschäftsverhandlung, aber im Grunde war es ja auch eine. Sie verdrängte ihr Unbehagen deswegen. Wozu sich nach etwas sehnen, das sie sowieso nicht haben konnte? Es war klüger, sich auf das zu konzentrieren, was sie hatte: einen ehrenhaften, verlässlichen und verantwortungsbewussten Mann an ihrer Seite. Einen Mann, der wie sie nur das Beste für ihr Baby wollte. Einen Mann, der vermutlich mehr taugte als alle Männer, die sie bisher kennengelernt hatte.

In Logan würde sie einen echten Partner haben … und im Laufe der Zeit vielleicht sogar einen Freund.

Ja, das war mehr als genug.

Es musste reichen!

2. KAPITEL

Logan beendete das Telefonat mit seiner Mutter seufzend. Wieso war sein Leben nur so kompliziert? Er hatte Carla gerade von dem Baby und der bevorstehenden Hochzeit erzählt. Carla Cordero hatte nicht gerade begeistert reagiert, hatte ihm jedoch ihre Unterstützung und ihre Anwesenheit bei der Trauung zugesagt.

Bei einem Telefonat – oder vielmehr einem Streit – mit seinem Großvater gestern hatte er erfahren, dass Zeke nach wie vor Zigarren rauchte und sich weigerte, seine Medizin zu nehmen und sich cholesterinarm zu ernähren. Logans Mutter hatte alle Hände voll damit zu tun, Zeke in den Griff zu bekommen und ihre Mutter Rosalie zu beruhigen.

Und jetzt machte Logan ihr noch mehr Sorgen.

Schon allein deshalb, weil er seine endgültige Rückkehr nach Wyoming jetzt noch weiter hinausschieben musste. Er hatte bereits seinen Vermieter kontaktiert und den Mietvertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Anna brauchte ihn hier – vor allem je näher der Stichtag rückte. Der einzige Pluspunkt war, dass seine Abwesenheit auf der Ranch zu einem relativ günstigen Zeitpunkt kam. Die Rinder kalbten erst im späten Frühjahr – lange nach der Geburt des Babys. Erst dann musste er permanent vor Ort sein.

Logan fühlte sich stark gegenüber seiner Familie und der Ranch verpflichtet. Das Land, auf dem er aufgewachsen war, lag ihm im Blut, war Teil seiner DNA. Das hatte er vor allem Zeke zu verdanken, der ihm von Anfang an alles beigebracht hatte, was er über die Bur Oak Ranch lernen musste. Er hatte ihm deutlich gemacht, dass die Ranch ein Vermächtnis war, in dem jede Menge Schweiß, Tränen, harte Arbeit und Stolz steckten. Und wie wichtig es war, dieses Vermächtnis weiterzuführen.

Logan war seinem Großvater sehr dankbar dafür. Er konnte sich kein anderes Leben vorstellen als das auf der Ranch, umgeben von seiner weitverzweigten Familie. Na ja, zumindest den Corderos. Den Daughertys weniger, denn Logan hatte die Familie seines Vaters nie kennengelernt. Trotzdem fühlte er sich auch diesem Zweig der Familie verbunden. Vielleicht lag das an Gavin, der ebenfalls Daugherty hieß.

Oder weil er davon ausging, dass sein Vater früher oder später das Richtige getan und sich offiziell zu seiner Zweitfamilie bekannt hätte. Immerhin schien Denny gewollt zu haben, dass Logan seinen Nachnamen trug. Zumindest nahm Logan das an, denn sonst würde er wie seine Mutter Cordero heißen.

Außerdem war Denny immer wieder zur Ranch gekommen, um seinen Sohn und Carla zu besuchen. Es gab Fotos von Vater und Sohn auf dem Wohnzimmerfußboden und ein paar, auf denen Logan auf dem Schoß seines Vaters saß und sich von ihm vorlesen ließ. Auf einem Foto schliefen sie sogar zusammen auf dem Sofa.

Logan hatte sich schon als Kind gefragt, warum seine Eltern nicht verheiratet waren. Und da seine Mutter ihm kaum etwas erzählte, war er zu dem einzigen Schluss gekommen, der ihm damals logisch erschienen war: dass es an ihm lag. So machten Kinder das oft, wenn sie es nicht besser wussten. Doch dieser Irrglauben hatte ihm sein ganzes Leben zu schaffen gemacht – und tat es jetzt noch, auch wenn er inzwischen die Wahrheit kannte.

Genau deshalb war es ihm so wichtig, Anna zu heiraten. Er wollte auf keinen Fall, dass sein Kind sich unerwünscht fühlte, ganz egal, wie es entstanden war. Und um das zu verhindern, war eine Ehe das Beste, auch wenn sie nicht lange halten würde.

Logan streckte die Beine aus und schloss die Augen. Er dachte an die andere Hälfte der Familie seines Kindes. Bisher wusste er so gut wie nichts über Annas Herkunft. Wer war Anna? Was hatte sie für Träume, für Ziele? Wie war ihre Kindheit gewesen? Wer war der erste Junge gewesen, den sie geküsst, und der letzte Mann, den sie geliebt hatte?

Hatte sie ihrer Familie schon erzählt, dass sie heiraten würde? Und falls ja – war diese Neuigkeit gut aufgenommen worden, oder versuchte ihre Familie, ihr die Hochzeit auszureden?

Hm … diese Vorstellung gefiel ihm gar nicht.

Logan öffnete die Augen und setzte sich auf. Anna und er waren für den übernächsten Tag zum Mittagessen verabredet, um ihre Hochzeit zu besprechen, aber so lange wollte er nicht warten. Es konnte nicht schaden, sie anzurufen, oder?

Er griff nach seinem Handy, scrollte zu ihrer Nummer und drückte auf die Ruftaste. Zu seiner Erleichterung ging sie sofort ran.

„Logan?“, fragte sie leise, fast schläfrig. Er fand ihre Telefonstimme sehr angenehm. „Ist alles okay?“

„Ich wollte dich gerade das Gleiche fragen. Wie lief das Gespräch mit deiner Familie? Gut, hoffe ich?“

„Du meinst meine Tante Lola. Meine Schwestern wohnen nicht mehr hier, und wir stehen uns nicht besonders nahe“, fügte sie seufzend hinzu. „Lola hat es ganz gut aufgenommen. Sie macht sich natürlich Sorgen, aber sie ist … einverstanden. Sie hat mir sogar angeboten, das Hochzeitskleid zu kaufen.“

Logan schossen jede Menge Fragen durch den Kopf, doch er verdrängte sie. Er konnte Anna auch ein anderes Mal nach ihren Schwestern und ihrer Tante fragen und danach, warum sie ihre Eltern nicht erwähnt hatte. Nicht jetzt, wo sie so erschöpft klang. „Das ist doch ein gutes Zeichen, oder? Freut mich zu hören, Anna. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“

„Sorgen? Inwiefern?“

„Keine Ahnung. Vielleicht hatte ich Angst, dass du deine Meinung wieder änderst. Ich verlange mit der Heirat eine ganze Menge von dir.“

„Nein, Logan, ich habe meine Meinung nicht geändert. Ich bin einverstanden, solange du mir keinen triftigen Grund gibst, meine Entscheidung rückgängig zu machen.“

„Zum Beispiel?“

Sie schwieg so lange, dass er für einen Moment schon dachte, sie würde nicht antworten. „Na ja“, begann sie stockend. „Wenn du zum Beispiel anfangen würdest, ständig rumzuschreien oder auf lächerlichen Regeln zu bestehen, die kein Kind einhalten kann, oder … keine Ahnung … dich sonst irgendwie extrem verhalten würdest. Dann würde ich, ohne zu zögern, einen Rückzieher machen.“

„Ich verstehe.“ Logan empfand eine seltsame Mischung aus Mitgefühl und Ärger. Mitgefühl, weil Annas Kindheit ziemlich schlimm gewesen zu sein schien, und Ärger, weil sie ihm so ein Verhalten zutraute. „Keine Sorge, ich gehöre nicht zu dieser Sorte Mann, Anna.“

„Die wenigsten Männer gehören dazu. Dennoch gibt es solche Typen, und hätte ich auch nur die Spur eines Verdachts, dass du einer von denen bist, würde ich dich nicht heiraten. Auch wenn unsere Ehe zeitlich begrenzt sein wird. Aber … irgendwie habe ich das Gefühl, dass du ein guter Mensch bist.“

„Ich hoffe, dass ich dir das mit der Zeit auch beweisen kann.“

Sie schwiegen mehrere Sekunden, doch dieses Schweigen war weder unangenehm noch angespannt. Es war fast … andächtig. In ähnlicher Stimmung war Logan immer dann, wenn das Land seiner Familie mit frischem Schnee bedeckt und alles so still und friedlich war.

Um den Zauber des Augenblicks noch eine Weile aufrechtzuerhalten, sagte er: „Ich mag dich, Anna Rockwood. Ich glaube, wir werden das gut hinkriegen.“

„Ich mag dich auch, Logan Daugherty. Hoffentlich hast du recht.“ Als sie gähnte, sah Logan sie förmlich vor sich, zusammengerollt unter einer Decke, ihr Handy an ein Ohr gepresst und das schöne Haar auf dem Kissen ausgebreitet. „Ich will unser Kind nicht unglücklich machen.“

„Dann haben wir ein gemeinsames Ziel.“ Sie wechselten noch ein paar Worte. „Schlaf gut, Anna“, sagte Logan schließlich. „Ist es okay, wenn ich dich auch morgen Abend anrufe? Nur um mich zu vergewissern, dass es dir gut geht?“

„Oh. Ja, gern. Gute Nacht, Logan.“

Logan legte sein Handy auf den Tisch zurück. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt mit sich anfangen sollte. Er war noch nicht müde genug, um ins Bett zu gehen. Das Haus kam ihm seltsam still und leer vor.

Zu leer. Er griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein, fand jedoch kein Programm, das ihn interessierte. Nichts, das seinen Wunsch dämpfte, Anna wieder anzurufen, sich in seinem Sessel auszustrecken, mit ihr zu plaudern und … nichts weiter zu tun, als ihr zuzuhören. Ehrlich gesagt, könnte er die ganze Nacht ihrer Stimme lauschen … oder dem beruhigenden Geräusch ihrer Atemzüge, wenn sie schlief.

Logan musste lachen. Erst hatte er unbedingt mehr über Anna erfahren wollen, sie dann aus heiterem Himmel angerufen, und jetzt … das? Er wollte ihren Atemzügen lauschen? Im Ernst?!

Offensichtlich machte seine bevorstehende Vaterschaft ihn noch sentimentaler, als er ohnehin schon war. Andererseits war sein Wunsch vielleicht gar nicht so abwegig. Irgendwelche positiven Gefühle oder Hochachtung der Mutter des Babys gegenüber waren bestimmt völlig normal und natürlich. Aber wenn das Kind erst mal auf der Welt war, würde er diese Gefühle bestimmt von Anna auf das Baby übertragen. Klang irgendwie logisch.

Was er nicht tun durfte, war, diese völlig normalen Emotionen mit irgendwelchen aufkeimenden Gefühlen für Anna zu verwechseln. Das würde die Dinge nur unnötig verkomplizieren und könnte langfristig alles kaputt machen.

Und so etwas würde er seinem Kind nie antun.

Morgen. Morgen würde sie heiraten.

Anna zupfte die bunte Häkeldecke um ihre Beinen zurecht und beobachtete verstohlen ihre Tante, die in ein Buch vertieft ihr gegenübersaß. Wie so oft in den letzten beiden Wochen hatten sie sich mal wieder wegen der bevorstehenden Hochzeit gestritten.

Als sie Logan sagte, dass ihre Tante einverstanden wäre, hatte sie nicht direkt gelogen. Lola hatte Anna tatsächlich angeboten, ihr ein Hochzeitskleid zu kaufen – was inzwischen erledigt war –, und sie würde Anna, unabhängig von ihrer Haltung, unterstützen.

Und ihre Haltung war ablehnend, so sehr Anna sich auch das Gegenteil wünschte. Lola war nämlich in mehrfacher Hinsicht für sie wie eine Mutter, und sie wollte ihr keinen unnötigen Kummer bereiten. Deshalb war es ihr auch so wichtig, Lola ihren Standpunkt begreiflich zu machen. Zumal es auch sie beruhigen würde, Lola auf ihrer Seite zu haben.

Sie wollte jedoch warten, bis Lola das Thema von sich aus ansprach, und solange ihren Kamillentee trinken und sich so gut es ging, vor dem Fernseher zu entspannen. Vor allem, um nicht mehr darüber nachzudenken, dass sie in nur vierundzwanzig Stunden bei Logan wohnen würde – in einem Zimmer, das er extra für sie freigeräumt hatte – und … sie hatte keine Ahnung, was sie dann tun würde.

Schlafen vermutlich.

Die letzten beiden Wochen hatten sie ganz schön geschlaucht. Ehrlich gesagt, sehnte sie sich nach nichts mehr als nach acht Stunden Schlaf am Stück, aber vermutlich würde sie diese Nacht kein Auge zubekommen, ganz egal, wie müde sie war.

Das Komischste war, dass sie die abendlichen Telefonate mit Logan vermissen würde. Seit Logans erstem spontanen Anruf hatten sie jeden Abend telefoniert – etwas, worauf sie sich jeden Tag aufs Neue gefreut hatte. Ganz egal, wie es ihr gerade ging – beim Klang seiner tiefen vollen Stimme schienen ihre Sorgen sich schlagartig in Luft aufzulösen.

Eins stand inzwischen fest: Sie fühlte sich noch genauso zu Logan hingezogen wie in jener Nacht bei ‚Mick’s‘, und das sogar ohne Alkohol. Sie mochte seine Augen, sein Lächeln und seine langen schlanken Beine, die in Jeans einfach toll aussahen. An Logan war der gute alte Denim alles andere als langweilig. Anna biss sich auf die Unterlippe, als sie an seinen flachen muskulösen Bauch dachte … und an das Gefühl, in seinen Armen zu liegen.

Als sie Lola die Neuigkeit mit der Hochzeit mitgeteilt hatte, hatte ihre Tante gesagt: „Süße, die Schwangerschaftshormone lassen dich gerade nicht klar denken. Glaub mir, es ist keine gute Idee, diesen Mann zu heiraten, auch wenn es sich vielleicht so anfühlt. Ihr habt keinen blassen Schimmer, worauf ihr euch einlasst. Denk erst mal gründlich über alles nach, bevor du die Dinge überstürzt.“

Aber genau das hatte Anna getan. Sie hatte lange und gründlich nachgedacht, und das hatte nichts an ihrer Entscheidung geändert. Klar war sie in letzter Zeit dichter am Wasser gebaut als sonst. Sie brach bei jedem kitschigen Werbespot in Tränen aus, und neulich hatte sie fast einen hysterischen Anfall bekommen, nur weil sie den Reißverschluss ihrer Lieblingsjeans nicht mehr zubekam. Kein Zweifel – sie war total hormongesteuert, aber das hatte keinen Einfluss auf ihre Entscheidung, Logan zu heiraten.

Sie wusste nicht, ob es weibliche Intuition, Instinkt, Schicksal oder alles zusammen war, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es ihr bestimmt war, seine Frau zu sein. Dabei gab sie sich keinerlei Illusionen hin, was die Dauer ihrer Ehe anging. Sie war nur fest davon überzeugt, dass diese Ehe ein gutes Fundament für sie als Eltern schaffen würde.

Das wusste sie einfach. Doch wie sollte sie diese Gewissheit ihrer Tante vermitteln?

Lolas hartnäckigen Schweigens überdrüssig, seufzte sie tief und räusperte sich nachdrücklich. Zweimal. In der Hoffnung, so endlich die Aufmerksamkeit ihrer Tante zu erregen.

„Ich höre dich“, sagte Lola. „Und ich weiß, was du sagen willst, aber wir sind nun mal unterschiedlicher Meinung. Ich werde meine genauso wenig ändern wie du deine, und ich will mich nicht schon wieder mit dir streiten.“

„Es ist ja nicht für immer“, wandte Anna ein. „Ich will mich auch nicht mit dir streiten, aber kannst du mir nicht einfach vertrauen? Es tut weh, dass du bei etwas so Wichtigem nicht auf meiner Seite bist.“

„Ich bin ja auf deiner Seite.“ Lola hob den Blick von ihrem Buch. Ihr knallrot gefärbtes Haar leuchtete im Schein der Lampe. „Das war ich immer und werde es immer sein. Aber ich habe ein Recht auf eine eigene Meinung, und ich glaube, dass du einen Fehler machst. Du siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ihr habt keine Ahnung, worauf ihr euch einlasst.“

„Das mag ja sein. Aber wir gehen auch nicht völlig blind in diese Ehe.“ Anna hielt dem Blick ihrer Tante stand. „Ich brauche dich als meine Verbündete. Nicht als meine … meine Sparringspartnerin. Du musst mir glauben, dass ich weiß, was das Beste für mein Kind ist.“

„Ich bin deine Verbündete.“ Lola klappte ihr Buch zu. „Und ich glaube dir, dass du deiner Meinung nach das Richtige tust. Ich mache mir nur Sorgen, dass du dir irgendwann mehr von eurer Ehe erhoffst, und solange er nicht das Gleiche empfindet … kann das nur in einer Katastrophe enden.“

Ach so. „Ich werde schon nicht vergessen, worum es bei diesem Arrangement geht.“ Liebevoll rieb Anna sich den Bauch. „Schließlich kann ich das schlecht ignorieren, oder?“

„Mag sein. Aber vielleicht fängst du doch eines Tages an zu hoffen und …“ Lola schloss seufzend die Augen und schüttelte den Kopf. „Tu mir wenigstens den Gefallen zu akzeptieren, dass diese Möglichkeit besteht, und wappne dich dagegen.“

Guter Tipp, aber Anna hielt das für völlig überflüssig. Körperliche Anziehung hatte nichts zu bedeuten. Ihre Libido konnte sie im Zaum halten. Hatte sie das nicht zwei Jahre lang getan? Liebe hingegen war schon heikler, aber sie hatte nicht die Absicht, sich in Logan Daugherty zu verlieben. „Ich werde gut auf mich aufpassen“, versprach sie ihrer Tante trotzdem.

„Dann hast du meinen Segen. Ich werde mein Möglichstes tun, euch zu helfen. Was ich sowieso getan hätte“, fügte Lola schwach lächelnd hinzu.

„Danke.“ Anna fiel ein Stein vom Herzen. „Deine Unterstützung bedeutet mir sehr viel. Glaub mir, es ist die richtige Entscheidung.“

„Gern geschehen, und warten wir’s einfach ab.“ Lola klappte ihr Buch wieder auf. „Und vergiss nicht, ich bin immer für dich da, und du bist hier jederzeit willkommen.“

Mal wieder schossen Anna die Tränen in die Augen. „Mach ich, versprochen. Wirst du jetzt endlich aufhören, dir Sorgen um mich zu machen?“

„Hm, ich fürchte, daraus wird nichts. Ich kann einfach nicht anders. So ist das nun mal, wenn man Kinder hat – sogar, wenn sie schon groß sind. Das wirst du auch bald feststellen.“

„Ich kann noch immer nicht glauben, dass ich bald Mutter werde. Ich hoffe … Na ja, ich hoffe, ich werde so eine gute Mutter wie Mom. So eine, wie du für Laurel und mich warst.“

Anna saß zu weit weg, um ganz sicher sein zu können, aber Lolas Augen glänzten plötzlich verräterisch. Hastig hob ihre Tante ihr Buch vors Gesicht. „Du wirst eine tolle Mutter“, sagte sie mit belegter Stimme. „Aber jetzt möchte ich mein Buch zu Ende lesen, wenn es dir nichts ausmacht.“

„Okay. Ich mag dich.“

„Ich mag dich auch.“

Während ihre Tante so tat, als würde sie lesen, trank Anna ihren Tee aus. Lolas Sorgen waren nicht ganz unbegründet. Nicht was Annas Gefühle für Logan anging, aber sie wusste tatsächlich nicht genau, worauf sie sich einließ. Und wie auch? Wenn zwei Menschen heirateten und zusammenzogen, gab es immer erst mal Konflikte. Eines Tages würde einer von ihnen die Milch aufbrauchen, ohne für Ersatz zu sorgen, oder vergessen, den Müll rauszustellen. Doch das musste nicht zwangsläufig ein Problem sein. Es kam ganz darauf an, wie man damit umging.

Anna hatte schon mit ihrem Vater, ihren Schwestern, ihrer Tante und ihrem Exfreund zusammengewohnt, und meistens hatte es ganz gut geklappt. Wieso sollten Logan und sie das nicht hinkriegen, zumal sie schon so viele Eventualitäten abgeklärt hatten?

Nein, sie würden es schaffen, davon war sie fest überzeugt!

Frustriert zupfte Logan sich seine Krawatte vor dem Spiegel im Gästezimmer von Gavins und Haleys Farmhaus zurecht. Gavin hatte darauf bestanden, dass Logan und Anna bei ihnen heirateten, und Logan hatte schließlich eingelenkt. Es war gut, auf dem Land zu heiraten, das seiner Familie gehörte, auch wenn diese Ehe keine zwei Jahre halten würde.

Weniger gut war jedoch, dass seine Mutter nicht da war. Sie hatte gestern telefonisch abgesagt, weil ihr Vater eine Bronchitis bekommen hatte und sie ihn in dem Zustand nicht allein lassen wollte. Logan konnte das zwar gut nachvollziehen, aber ihre Abwesenheit kam ihm irgendwie wie ein böses Omen vor.

Was natürlich völlig lächerlich war. Schließlich würde er nicht die Frau heiraten, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte. In diesem Fall würde er die Hochzeit nämlich verschieben. Doch so wie die Dinge standen, wollte er jedoch keine Zeit mehr verlieren. Vor allem weil er befürchtete, dass Anna sonst einen Rückzieher machen würde.

Gott sei Dank war sie bisher bei ihrer Entscheidung geblieben.

Als Logan einen Blick auf seine Armbanduhr warf, beschleunigte sich sein Herzschlag. In weniger als einer Stunde würde er verheiratet sein. Und in nur wenigen Monaten Vater. Seine Situation kam ihm immer noch total unwirklich vor.

Bisher war ihm nur vage bewusst, was auf ihn zukam. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie sein Leben nach der Geburt des Babys aussehen würde. Er wusste nur, dass es sich verändern würde, und zwar gewaltig.

„Du siehst gut aus“, sagte Gavin, als er das Zimmer betrat. Er schlug Logan auf eine Schulter, musterte ihn jedoch besorgt. „Ich weiß, dass ich dich noch nicht lange genug kenne, um dir einen Rat zu geben, aber ich frage dich trotzdem noch mal, ob du Anna wirklich heiraten willst. Du kannst auch ohne Hochzeit für dein Kind da sein.“

„Das weiß ich alles, aber das ändert nichts an meiner Entscheidung.“

„Okay. Ich wollte mich nur vergewissern.“

„Kein Problem. Das würde ich an deiner Stelle genauso tun.“

„Und meine Antwort würde vermutlich ähnlich wie deine ausfallen.“ Gavin umarmte seinen Bruder ungeschickt. „Ich muss mich immer noch daran gewöhnen, dass ich plötzlich einen Bruder habe, aber ich bin froh, dass du hier bist. Es ist schön, dich zu kennen, und es ist mir eine Ehre, heute dein Trauzeuge zu sein.“

Sofort fielen Logans Sorgen wegen der Abwesenheit seiner Mutter von ihm ab. Er hatte schließlich auch hier Familie. Einen Bruder. „Ich bin auch froh.“ Er wünschte, er könnte besser ausdrücken, wie viel ihm dieser Augenblick bedeutete. „Es ist … äh … schön, dich in meinem Leben zu haben. Danke dafür, dass du heute mein Trauzeuge bist und wir bei euch feiern dürfen. Das macht mir vieles leichter.“

„Gern geschehen.“ Gavin wandte sich verlegen ab. „Wir sind unten so gut wie fertig, und Anna ist auch bereit. Kommst du gleich runter?“

„Mach ich.“ Als er wieder allein war, holte Logan tief Luft und warf einen letzten Blick in den Spiegel. Dann folgte er Gavin nach unten.

Ehemann und Vater. Zwei Begriffe, die er bisher nie mit sich in Verbindung gebracht hatte. Eins davon würde er für immer sein und eine Zeit lang beides.

Oh ja, „unwirklich“ traf es am besten!

3. KAPITEL

Mrs. Logan Daugherty. Anna Daugherty. Anna Rockwood-Daugherty. Wie sie es auch drehte und wendete – sie war jetzt Logans Frau, und diese Tatsache, gepaart mit ihren durchdrehenden Hormonen, brachte sie völlig durcheinander.

Es war illusorisch gewesen zu glauben, dass sie in dieser Nacht Schlaf finden würde, so fremd wie ihr Leben ihr plötzlich vorkam. Dabei war sie am Morgen noch in der festen Überzeugung aufgewacht, dass es die richtige Entscheidung war, Logan zu heiraten. Die Hochzeitsfeier war überraschend glatt verlaufen, und da ihr Bauch noch nicht allzu groß war, war sie in ihrem schlichten knielangen Kleid im Empire-Stil ganz präsentabel gewesen.

Doch dann hatten sie bei Logans Anblick auf der hinteren Veranda wie aus dem Nichts Zweifel überwältigt. Er hatte in seinem dunklen Anzug mit Krawatte so ernst ausgesehen, so attraktiv und … sexy. Irgendwie hatte sie plötzlich Panik bekommen. Schlagartig waren ihr die Worte ihrer Tante wieder eingefallen, und sie hatte schreckliche Angst gehabt, einen Fehler zu machen. Sie war drauf und dran gewesen, die Flucht zu ergreifen.

Doch dann hatte Logan ihr die Hände entgegengestreckt, was ihr die nötige Sicherheit zurückgegeben hatte. Sie war auf ihn zugegangen, hatte seine Hände genommen und ihn geheiratet.

Bei der anschließenden Feier hatte sie sich wieder völlig normal gefühlt – bis der Fotograf gekommen war.

Es war Logans Idee gewesen, für ihr Kind ein traditionelles Hochzeitsalbum anzufertigen. Um die Illusion perfekt zu machen, hatte Logan den Part des verliebten Bräutigams gespielt, Anna zum Lachen gebracht, indem er ihr dummes Zeug ins Ohr flüsterte, ihr Haar gezaust und sie auf eine Wange geküsst.

Und für einen Augenblick hatte Anna sich der Illusion hingegeben, dass sie nicht schauspielerten. Verdammt, sie hatte sich von ihm tatsächlich geliebt gefühlt! Geschätzter und beschützter als je zuvor in ihrem Leben.

Und sie hatte dieses Gefühl mehr genossen, als sie je für möglich gehalten hätte. Doch leider hatten ihre Illusionen sich unversehens in Luft aufgelöst, als die Fotosession vorbei war, denn Logan war plötzlich wieder ganz der Alte. Aufmerksam und fürsorglich und … süß, aber mehr eben auch nicht.

Doch nachdem Anna eine Idee davon bekommen hatte, wie es sein würde, wirklich von ihm geliebt zu werden, kam ihr seine Fürsorglichkeit und Aufmerksamkeit unecht vor. So, als müsse er sich dazu zwingen. Weil er jetzt für sie verantwortlich war und ihm nichts anderes übrig blieb.

Natürlich war das unfair von ihr. Sie konnte Logan nichts vorwerfen. Er hielt sich nur an ihre Abmachung. Eine platonische Ehe. Ihr Verhältnis war freundschaftlich. Partnerschaftlich.

Schließlich hatte auch sie nichts anderes gewollt, oder?

Doch auch jetzt noch, Stunden später, fühlte sie sich hundeelend. Weshalb sie nach ihrer Ankunft bei Logan – nein, bei ihnen – genau das getan hatte, was jede verrückte und hormongesteuerte und grundlos verletzte Braut tun würde: Sie hatte ihm gesagt, dass sie sich umziehen wollte, war in ihr Zimmer geflüchtet und hatte die Tür hinter sich abgeschlossen. Und sich eine halbe Stunde lang die Augen aus dem Kopf geheult.

Anna setzte sich auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und holte tief Luft. Sie kam sich völlig irrational vor und beschloss, sofort damit aufzuhören. An ihrem lächerlichen Zustand, an dieser fast verzweifelten intensiven Sehnsucht waren bestimmt nur ihre Hormone schuld.

Oder doch nicht? Sie hatte schließlich einen Verlust zu beklagen. Sie musste sich endgültig von ihrem Mädchentraum verabschieden, den richtigen Mann zu finden, eine Märchenhochzeit zu feiern und …

Ach so, jetzt war alles klar! Sie erwartete gar nicht mehr von Logan oder ihrer Ehe. Sie wurde auch nicht verrückt. Ihr war nur plötzlich bewusst geworden, dass das, was an diesem Tag geschehen war, nichts mit ihren früheren Träumen zu tun hatte. Kein Wunder, dass sie so emotional reagierte und sich auf einmal danach sehnte, von ihrem Mann geliebt zu werden. Nach einer Ehe, die nicht nur auf dem Papier bestand.

Mann, war sie erleichtert! Jetzt, wo sie wusste, was mit ihr los war, würde sie sich wieder zusammenreißen können. Ihre Mutter hatte immer gesagt, dass manchmal nichts anderes half, als sich richtig auszuweinen, und das hatte Anna getan. Ausgiebig. Sie würde jetzt also imstande sein, Logan wieder gegenüberzutreten.

Genau, sie würde einfach ihre Tür öffnen, ins Wohnzimmer gehen und …

Verdammt, jetzt ging das schon wieder los! Vermutlich, weil sie an ihre Mutter gedacht hatte.

Anna brach in lautes Schluchzen aus. Na toll! Wenn sie so weitermachte, konnte sie von Glück sagen, wenn sie sich bis zur Geburt ihres Babys wieder einkriegte!

Logan ging unruhig im Wohnzimmer hin und her und warf ab und zu mal einen Blick auf Annas Tür. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Sie war schon viel zu lange da drin, und er konnte sich nicht vorstellen, dass sie um halb acht schon eingeschlafen war.

Vielleicht war sie ja krank. Oder aus irgendeinem Grund sauer auf ihn.

Unschlüssig blieb er stehen und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass es ihr schlecht ging, und sie hatten sich darauf geeinigt, dass sie ihn über ihren Zustand auf dem Laufenden hielt. Also lag der Schluss nahe, dass sie sauer war, auch wenn er keine Ahnung hatte, wieso. Schließlich war alles nach Plan gelaufen, bis ins letzte Detail.

Na ja, bis auf die Tatsache, dass seine Mutter nicht gekommen war.

Aber deswegen konnte Anna doch nicht sauer sein, oder? Nein, das ergab keinen Sinn. Sie hatte voller Verständnis auf die Erkrankung seines Großvaters reagiert.

Was sollte er jetzt nur machen? Sie sich selbst überlassen oder an ihre Tür klopfen und … tja, was dann? Er hatte keine Ahnung, aber sie allein zu lassen war auch keine Lösung. Wenn diese Ehe funktionieren sollte – und das war Logans feste Absicht –, mussten sie es von Anfang an richtig angehen.

Immer noch unschlüssig, ging Logan zu Annas Tür, hob eine Hand, um anzuklopfen, und hörte … Oh Gott, weinte sie etwa?! Er presste ein Ohr an die Tür, um sich zu vergewissern, dass die Geräusche, die aus dem Zimmer drangen, tatsächlich Schluchzer waren.

Ja, sie weinte. Logan fuhr erschrocken zurück. Das war kein gutes Zeichen. Und dass sie sich vor ihm versteckte, ein noch schlimmeres. Sie sollte sich ihm anvertrauen, sich an ihn anlehnen, aber sie hatte mit keinem Wort verraten, was sie so unglücklich machte.

Wieder fuhr er sich hilflos mit einer Hand durchs Haar und starrte die Tür an, als wolle er sie mit Blicken durchbohren. Er hatte bisher kaum Erfahrungen mit weinenden Frauen, ganz zu schweigen von weinenden Frauen, die schwanger waren.

Und diese Frau hier war seine Frau.

Logan holte tief Luft, trat einen Schritt vor und klopfte an die Tür. Er krümmte sich innerlich vor Unbehagen, als er ein erschrockenes Aufkeuchen hörte. „Anna? Darf ich kurz reinkommen?“

Schweigen. Totenstille, ungefähr dreißig Sekunden lang. Als sie schließlich etwas sagte, klang ihre Stimme schriller als sonst. „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, Logan. Ich … sorry, ich bin gerade beschäftigt.“

Hm … „Ach ja? Womit denn? Vielleicht kann ich dir ja dabei helfen.“

„Nein! Ich … Dabei kannst du mir nicht helfen“, antwortete sie mit zitternder Stimme. „Ich … ich komme gleich raus, dann können wir … reden. Oder … vielleicht morgen früh? Ich scheine nämlich gerade einen Nervenzusammenbruch zu haben und weiß nicht, wie lange er noch andauert.“

„Anna, bitte lass mich rein.“

„Es geht mir gut, wirklich! Ich … ich muss mich nur beruhigen.“

Logan lehnte frustriert seinen Kopf mit der Stirn gegen die Tür und versuchte, sie zu öffnen. Der Griff ließ sich nicht drehen. „Das geht so nicht“, sagte er, wobei er versuchte, möglichst entspannt zu klingen. „Ausgesperrt zu sein, während du da drinnen weinst. Ich will, dass du mit mir redest und mir sagst, was dir so zu schaffen macht.“

„Nein. Bitte geh weg.“

Sie weinte immer noch, doch ihre Stimme klang schon etwas fester. Gut. Ein Schritt in die richtige Richtung also. „Das ist für mich keine Option, also kannst du mich genauso gut reinlassen.“

„Das ist für mich keine Option!“

„So kommen wir anscheinend nicht weiter.“ Logan setzte sich auf den Fußboden, direkt neben die Tür. „Ich bleib einfach eine Weile hier sitzen, bis du dich wieder beruhigt hast und ich mich vergewissern kann, dass es dir gut geht. Was sagst du dazu?“

Wieder antwortete sie nicht sofort, aber er hörte, dass sie sich rührte. Er konnte förmlich sehen, wie sie die Tür anstarrte. „Du bleibst also einfach draußen sitzen und tust n… nichts?“, fragte sie mit immer noch zitternder Stimme. „Warum tust du das?“

„Weil ich mir Sorgen um dich mache. Weil wir ein Team sind. Und weil es mir nicht egal ist, wie es dir geht.“

„Du bist echt lieb“, antwortete sie nach kurzem Schweigen. „Aber du kannst aufhören, dir Sorgen zu machen. Mein Zustand hat nichts mit dem Baby zu tun.“

„Gar nichts?“

„Na ja, die Schwangerschaft macht mich natürlich total empfindsam, aber mehr auch nicht.“ Sie schloss die Tür auf und öffnete sie. Kopfschüttelnd sah sie Logan an. „Du bist genauso verrückt wie ich, weißt du das? Hier zu sitzen wie bei … bei einem Sitzstreik, und das nur wegen ein paar Tränen.“

Er stand auf und musterte besorgt ihre nassen geschwollenen Augen, ihr zerzaustes Haar und ihre über der Brust verschränkten Arme. Das hier waren mehr als nur ein paar Tränen. Er fand es schrecklich, dass sie so litt, was auch immer der Auslöser war. „Hey, schön, dich zu sehen.“

S...

Autor

Jules Bennett
<p>Jules Bennett, die ihren Jugendfreund geheiratet hat, ist Mutter von zwei Mädchen – und, natürlich, Autorin. Voller Tatkraft managt sie ihr Leben. Wenn sie sich erst einmal ein Ziel gesetzt hat, hält nichts sie davon ab, es zu erreichen. Davon kann ihr Mann ein Lied singen. Jules Bennet lebt im...
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Joss Wood
<p>Schon mit acht Jahren schrieb Joss Wood ihr erstes Buch und hat danach eigentlich nie mehr damit aufgehört. Der Leidenschaft, die sie verspürt, wenn sie ihre Geschichten schwarz auf weiß entstehen lässt, kommt nur ihre Liebe zum Lesen gleich. Und ihre Freude an Reisen, auf denen sie, mit dem Rucksack...
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