Sinnliche Nächte mit süßen Folgen (2 Miniserien)

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IM STURM ZÄRTLICHER GEFÜHLE von MARION LENNOX
Ein verheerender Hurrikan bricht über Hideaway Island herein - da entdeckt Mary einen verletzten Mann am Strand. Mit letzter Kraft kann sie ihn in eine Höhle bringen. Gerettet! Aber als der Fremde die Augen aufschlägt, verliert Mary ihr Herz im Sturm der Gefühle …

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Zu zweit im Paradies: Nach einem Orkan strandet Ellie mit einem Fremden auf einer Insel. Jake hat etwas an sich, das sie gleich Vertrauen fassen lässt. Doch kaum beginnt sie, in seinen Armen den Glauben an die Liebe wiederzufinden, werden sie gerettet - und er lässt sie allein …

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  • Erscheinungstag 20.10.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751520454
  • Seitenanzahl 445
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

IMPRESSUM

Im Sturm zärtlicher Gefühle erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de
Geschäftsführung: Katja Berger, Jürgen Welte
Leitung: Miran Bilic (v. i. S. d. P.)
Produktion: Christina Seeger
Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)

© 2014 by Marion Lennox
Originaltitel: „Nine Months to Change His Life“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA EXTRA
Band 33 - 2015 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Dorothea Ghasemi

Umschlagsmotive: martin-dm / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2022 .

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 9783751520348

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Von klein auf hatten sein Zwillingsbruder und er, beide dunkelhaarig und mit großen Augen, schon Ärger gemacht. Da ihre wohlhabenden Eltern wenig Zeit für sie gehabt hatten, waren sie von verschiedenen Kindermädchen großgezogen worden, die sie alle an den Rand des Wahnsinns gebracht hatten.

Mit zunehmendem Alter waren sie noch waghalsiger geworden, wie Ben sich eingestehen musste. Sich in der Army zu verpflichten und nach Afghanistan zu gehen war idiotisch gewesen. Selbst nun, da sie wieder ein normales Leben führten und ihre Karrieren verfolgten, konnten sie die Erinnerungen an jene Zeit nicht gänzlich abschütteln.

Um die Welt zu segeln, damit Jake über das Scheitern seiner Ehe hinwegkam, war genauso dumm gewesen. Der Zyklon Lila hatte ihre und auch die anderen Jachten zum Kentern gebracht, und nun saßen sie in der Rettungsinsel, die Spielball der hohen Wellen war, den Hubschrauber mit dem Rettungsseil über ihnen.

„Ben zuerst“, rief Jake der Frau am Seil zu.

„Ich bin der Ältere“, brüllte Ben. Obwohl er nur zwanzig Minuten früher geboren worden war, hatte er sich schon immer für Jake verantwortlich gefühlt. „Geh.“

Da dieser sich jedoch weigerte, tat Ben, was er tun musste. Was er Jake dann sagte, war unverzeihlich, aber dieser legte schließlich den Gurt an.

„Der Hubschrauber ist voll“, rief die Frau, während sie dem Piloten ein Zeichen gab. „Wir kommen so schnell wie möglich zurück.“

Oder auch nicht. Sie wussten alle, wie unwahrscheinlich es war. Der Zyklon hatte unerwartet eine andere Richtung eingeschlagen und bewegte sich mit großer Geschwindigkeit weiter. Da sie sich immer noch an seinem Rand befanden, würde das Schlimmste noch kommen.

Es gab sicher kaum ungeeignetere Orte als Hideaway Island – ein winziges Stückchen Land in einer Inselgruppe vor der nördlichen Küste Neuseelands, um vor einem Zyklon Schutz zu suchen.

Freunde von Mary, ein Arzt und seine Frau, die als Rechtsanwältin tätig war, hatten die Insel vor Jahren zu einem Spottpreis gekauft, dort eine kleine Hütte gebaut und sich ein Boot angeschafft, um bequem zwischen dem Festland und dem Eiland pendeln zu können.

Inzwischen hatten Henry und Barbara allerdings drei Kinder und waren beruflich so stark eingespannt, dass sie nur noch selten hierherkamen und ihr Refugium schon seit einem Jahr zum Verkauf anboten.

Vor ihrer Abreise nach New York hatte der Freund Mary die Schlüssel für die Hütte gegeben. „Vielleicht tut dir die Einsamkeit gut, bis der ganze Trubel sich gelegt hat“, hatte er gesagt. „Bleib so lange, wie du möchtest. Wir freuen uns, wenn du dort nach dem Rechten siehst.“

Tatsächlich brauchte sie genau das. Bis jetzt jedenfalls. Heinz, ihr Mischlingshund, sah sie aufgeregt an, denn der Sturm wurde immer stärker und rüttelte förmlich an der Hütte. Ihr Telefon und auch das Funkgerät funktionierten nicht mehr.

Um sechs Uhr morgens hatte sie die Wettervorhersage gehört, doch es war nicht die Rede davon gewesen, dass der Zyklon nach Süden abziehen würde, wo an diesem Tag auch ein großes Jacht-Racing stattfinden sollte. Es war nur eine ganz normale Sturmwarnung gewesen.

Sie hatte flüchtig erwogen, zum Festland zu fahren, war jedoch irgendwie zu unruhig gewesen. Schließlich war es ihr sicherer erschienen, erst einmal hierzubleiben. Bis vor einer Stunde.

Eine weitere Orkanbö erfasste jetzt die Hütte und deckte einen Teil des Wellblechdachs ab, und eisiger Regen peitschte herein.

„Vielleicht sollten wir zur Höhle gehen“, sagte Mary unbehaglich zu Heinz, der immer aufgeregter wirkte.

Sie hatte die Höhle vor einigen Tagen mit ihm erkundet. Sie war groß und lag nur wenige Hundert Meter entfernt im Westen der Klippen, sodass man dort vor dem Sturm geschützt wäre.

Sie hatte wohl keine andere Wahl, als dorthin zu flüchten. Nur was sollte sie in dem kleinen Handwagen, mit dem Barbara und Henry immer die Vorräte vom Boot zur Hütte schafften, mitnehmen?

Beim Gedanken an das Boot fühlte Mary sich noch beklommener, denn unter diesen Bedingungen wäre es in dem kleinen, natürlichen Hafen im Osten bestimmt nicht mehr in Sicherheit. Möglicherweise war sie ganz auf sich allein gestellt. Doch das war sie schon immer gewesen, solange sie sich erinnern konnte. Also würde sie es auch jetzt schaffen.

Schnell begann sie, Vorräte, Hundefutter, Streichhölzer, Brennholz und Bettzeug in Mülltüten zu stopfen und einen Wasserkanister bereitzustellen. Auch an ihr Manuskript dachte sie. Dann überlegte sie krampfhaft, was sie für Barbara und Henry retten musste.

Barbaras Quilt? Die wunderschönen Kissen, die deren Großmutter bestickt hatte? Mary packte sie ebenfalls ein.

In diesem Moment flog das noch verbliebene Wellblechdach weg, sodass die Hütte nun vollends den Naturgewalten ausgesetzt war.

„Schade, dass du kein Schlittenhund bist“, rief Mary ihrem Vierbeiner zu, bevor sie die Tür aufriss und ihr der Regen ins Gesicht peitschte. „Du könntest mir sonst ziehen helfen.“

Heinz sprang jedoch auf den Handwagen und suchte unter den Plastiktüten Schutz. Er hatte ganz offensichtlich genauso viel Angst wie sie. Doch sie musste sich zusammenreißen. Was brauchte sie noch?

„Den Erste-Hilfe-Kasten“, sagte sie und kehrte in die Hütte zurück. Als Gemeindeschwester hatte sie ihn immer dabei und deshalb mit auf die Insel genommen.

Nun stürzten die ersten Äste von den Bäumen herab. Sie hatte keine Zeit mehr.

„Los“, murmelte Mary und begann, den Wagen in Bewegung zu setzen. Er war sehr schwer, und der Eisregen durchdrang sofort ihre Kleidung. „Du schaffst das“, stieß sie hervor, senkte den Kopf und kämpfte sich voran.

Die Rettungsinsel war Spielball der Urgewalten. Ben konnte sich nirgends festhalten und wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Wer mochte dieses verdammte Ding nur entwickelt haben?

„Wenigstens ist Jake in Sicherheit“, sagte er immer wieder wie ein Mantra vor sich hin. Er musste einfach glauben, dass der Hubschrauber sicher gelandet war. Alles andere war undenkbar.

Im nächsten Moment stieß die Rettungsinsel wieder irgendwo gegen, doch diesmal war es keine Welle, sondern etwas Festes.

Als Wasser in die Jacht eindrang, hatten sie sich meilenweit vom Festland entfernt befunden. Also war er vermutlich gegen den Rumpf des gekenterten Bootes geprallt. Das verhieß nichts Gutes.

Beim nächsten Aufprall wurde eine Wand der Rettungsinsel aufgeschlitzt, mit der Folge, dass sie sich überschlug. Schnell griff er nach einem Tau auf der Außenseite und umklammerte es. Die Chance, gefunden zu werden, war nun gleich null. Er kämpfte jetzt ums nackte Überleben und konnte nur noch hoffen, dass seine Rettungsweste ihn über Wasser hielt.

Um zur Höhle zu gelangen, musste Mary die Landspitze umrunden. Wie sie das schaffen sollte, war ihr ein Rätsel.

Da im Sommer viele Touristen mit dem Kajak herkamen, um die Insel zu erkunden, war der Weg über die Klippen ausgetreten. „Das ist der reinste Wahnsinn“, murmelte Mary, doch ihre Worte verhallten im Sturm.

Bald waren es nur noch wenige Meter bis zu ihrem Ziel. Als sie es erreichte, blieb sie unvermittelt stehen. War das ein Körper dahinten im Meer? Eine Rettungsweste? Bestimmt täuschte sie sich, aber wenn nicht?

Bring lieber erst einmal deine Vorräte in Sicherheit, sagte Mary sich. Ohne Vorräte und trockene Kleidung kann ich niemandem helfen .

Wenige Minuten später brachte sie den Handwagen sicher in die Höhle, die genau wie der Strand im Windschatten lag. Ungeachtet dessen war es immer noch sehr stürmisch.

„Du bleibst hier“, wies sie Heinz an, der daraufhin sofort wieder unter die Plastiktüten kroch.

Dann stellte sie sich den Naturgewalten, um herausfinden, ob sie tatsächlich einen Menschen im Wasser gesehen hatte. Der Pfad zum Strand hinunter war steil, aber zu bewältigen, und kurz darauf rannte sie am Ufer entlang. Zum Glück war gerade Niedrigwasser.

Sobald sie allerdings die Landspitze erreichte, traf die Wucht des Sturms sie erneut mit voller Kraft. Mary konnte kaum etwas erkennen, weil ihr der Sand ins Gesicht peitschte.

Da das Wasser bald wieder steigen würde, kletterte sie auf die Felsen, die den Strand säumten.

Ben hatte keine Ahnung, wie lange er sich schon im Wasser befand und wie aussichtslos seine Lage war. Er wusste nur, dass er den Elementen hilflos ausgeliefert war. Da die Wellen immer wieder über ihm zusammenschlugen, dauerte es jedes Mal länger, bis er Luft holen konnte.

Dann traf etwas Scharfkantiges sein Bein und im nächsten Moment seine Schulter. Es war etwas Hartes … Felsen?

Plötzlich wich das Wasser zurück, sodass er wieder atmen konnte. Dann kam die nächste Welle und riss ihn fort. Obwohl Ben kaum noch bei Bewusstsein war, merkte er mit einem Mal, dass er mit dem Gesicht nach unten im Sand lag. Bis zur nächsten Woge.

Irgendwie schaffte er es, den Kopf zu heben und erblickte Sand, Felsen, Klippen.

Erneut wurde er überspült, und ihm war klar, dass er höher kriechen musste. Irgendwie … Mach, dass Jake in Sicherheit ist, wiederholte er im Geiste wie ein Mantra. Eine weitere Welle brach über ihn herein. Doch auf wundersame Weise gelang es ihm, weiterzukriechen. Die Schmerzen in seinem Bein, in seinem Kopf waren unerträglich …

Er wünschte sich, die Augen schließen zu können. Nur für einen Moment.

Und dann fand sie ihn. Es war tatsächlich kein Treibgut, sondern ein Mann, dunkelhaarig und von kräftiger Statur. Er lag mit dem Gesicht nach unten im Sand, hatte einen Schuh verloren, und seine Hose war zerfetzt. Lebte er noch?

Mary sah sofort, dass ihm Blut über die Wange rann. Er musste also zumindest vor Kurzem noch am Leben gewesen sein. Seine Hände waren im Sand ausgebreitet. Sie kniete sich hin, um vorsichtig eine zu berühren, und erschrak. Seine Haut war weiß und fühlte sich eisig an. Wie lange mochte er im Wasser gewesen sein?

Dann ertastete sie am Hals seinen Puls. Der Mann lebte!

Sie drehte ihn auf die Seite, was nicht einfach war. Schnell befreite sie seine Nase und seinen Mund vom Sand und lauschte dann, ob er atmete. Dann zog sie ihm die Rettungsweste aus und beobachtete, wie seine breite Brust sich hob und senkte.

Nachdem sie in Windeseile ihren Regenmantel abgestreift hatte, lief sie zum Ufer, um Wasser zu holen. Sobald sie zu dem Fremden zurückgekehrt war, reinigte sie ihm vorsichtig das Gesicht mit dem Wasser, das sie mittels ihres Kleidungsstücks herangeschafft hatte. Wie viel mochte er bereits geschluckt haben? Und warum war er bewusstlos?

Was soll ich jetzt nur tun? überlegte sie hektisch. Die Flut kam, und in spätestens einer Stunde würde dieser Strandabschnitt unter Wasser stehen. Mit dem Handwagen konnte sie den Mann nicht transportieren, denn er war etwa eins neunzig groß und kräftig gebaut.

„Bitte, sagen Sie doch etwas“, stieß sie hervor, ohne zu wissen, warum.

Doch als hätte der Fremde es gehört, bewegte er sich und öffnete dann die Lider. Starr blickte er sie an.

Er hatte graue Augen, deren Blick einen tiefen Schmerz verriet.

„Sie sind jetzt in Sicherheit“, flüsterte sie. „Alles ist gut.“

„Jake …“, murmelte er.

„Ist das Ihr Name?“

„Nein, Ben. Jake …“

„Ich bin Mary, und über Jake können wir uns später unterhalten“, erklärte sie, plötzlich wieder ganz in ihrem Element als Krankenschwester. „Die Flut hat eingesetzt, und wir müssen hier unbedingt weg. Können Sie Ihre Zehen bewegen?“

Sofort bewegte er die Füße, und sie atmete erleichtert auf. Dennoch hätte sie ihn eigentlich richtig lagern müssen, doch dazu blieb ihr keine Zeit.

„Und jetzt die Beine“, forderte sie ihn auf, woraufhin er augenblicklich zu reagieren versuchte, dann aber schmerzverzerrt das Gesicht verzog, weil ihm das linke den Dienst verweigerte.

„Prima“, schwindelte Mary. „Ein Bein ist immerhin unverletzt. Und jetzt die Finger und Arme.“

„Kann ich nicht spüren.“

„Weil Sie unterkühlt sind. Versuchen Sie es.“

Er tat es, und plötzlich klappte es.

„Gut. Atmen Sie jetzt ein paarmal tief durch. Wir haben noch ein bisschen Zeit.“ Etwa fünf Minuten.

Er hatte eine tiefe Schnittwunde im Gesicht, aus der es offenbar stark geblutet hatte, und eine Kopfverletzung. Er musste unbedingt geröntgt werden, falls er innere Blutungen hatte …

Nein, daran durfte sie jetzt nicht denken. Sie hatte einen Patienten mit einem verletzten Bein, der unter Schock stand und Blut verloren hatte. Außerdem stieg das Wasser unaufhörlich. Sie musste ihn erst einmal von hier wegschaffen.

Denk nach, ermahnte Mary sich, ich muss unbedingt einen Stock finden, auf den er sich stützen kann. Als sie aufstehen wollte, umfasste er überraschend kraftvoll ihren Arm.

„Lassen Sie mich nicht allein“, stieß er hervor.

Mary blickte erst auf die Rettungsweste und dann auf die stürmische See. Offenbar hatte er an dem Racing teilgenommen, über das man am Morgen im Radio berichtet hatte. Wegen der Unwetterwarnung hatte man die Teilnehmer nach Auckland geschickt, doch sie waren von dem Zyklon überrascht worden.

Kurz bevor der Empfang abgebrochen war, hatte Mary noch gehört, dass in den Nachrichten von dramatischen Rettungsaktionen und Todesopfern die Rede gewesen war.

Beklommen fragte Mary sich, ob der Sturm noch schlimmer werden würde.

„Ich lasse Sie nicht allein“, erwiderte sie und schaffte es, nicht panisch zu klingen. „Ich suche jetzt erst einmal einen Stock, auf den Sie sich stützen können. Ich bin ungefähr eins siebzig groß, und obwohl ich eine sehr gute Roller-Derby-Spielerin bin, bin ich nicht in der Lage, Sie zu tragen.“

„Roller-Derby“, wiederholte der Mann matt.

„Vom Team werde ich Brecher-Mary genannt. Legen Sie sich also lieber nicht mit mir an.“ Zu ihrer Erleichterung lächelte er schwach. „Ich lade Sie irgendwann mal ein. So, und nun bleiben Sie ruhig liegen und versuchen Sie, an nichts zu denken. Ich bin gleich wieder da.“

Ihm blieb auch gar nichts anderes übrig, als ihr Folge zu leisten.

Brecher-Mary. Immer wieder ging ihm der Name durch den Kopf. Seltsamerweise beruhigte er ihn.

Die letzten Stunden waren ein einziger Albtraum gewesen. Immer wieder hatte er das Bewusstsein verloren – zumindest war es ihm so erschienen. Vergangenheit und Zukunft hatten sich überschnitten. Er und Jake in jenem großen Herrenhaus, das seine Eltern Zuhause genannt hatten. Ihr Vater, der sie anschrie, beschimpfte und als dumm bezeichnete. Seine Behauptung, dass sie alle negativen Charaktereigenschaften von ihrer Mutter geerbt hätten.

Und genauso fühlte er sich jetzt auch. Unendlich dumm.

Jake, der nach der Explosion einer Bombe durch die Luft geschleudert wurde.

Jake, der im Sturm am Seil eines Hubschraubers hing.

„Ben, pass auf deinen Bruder auf.“ Das hatte ihre Mutter Rita Marlene immer gesagt. Sie war schön, nicht besonders charakterstark gewesen und hatte zerbrechlich gewirkt. „Versprich es mir.“

Wo war Jake? Das hier war alles nur ein Traum.

Wo war seine Mutter?

Brecher-Mary.

Nein, das war kein Traum. Der Gedanke an den Namen brachte Ben unvermittelt in die Wirklichkeit zurück. Sie war ihm so nahe gewesen, dass er ihr Gesicht hatte sehen können. Mit den kurzen Locken, die ihr nass am Kopf klebten, den feinen Zügen, den braunen Augen und Sommersprossen hatte sie wie eine Elfe auf ihn gewirkt.

Hatte sie nach ihm gesucht – oder nach jemand anderem? Wie viele Jachten mochten gesunken sein?

Ben stöhnte und versuchte, aufzustehen. Doch im nächsten Moment war Mary wieder da und drückte ihn zu Boden.

„Wenn ich still liegen sage, meine ich es auch.“ Etwas weniger selbstsicher fügte sie hinzu: „Ben, Ihr Bein ist vielleicht gebrochen, und ich kann es im Moment nicht untersuchen. Unter normalen Umständen hätte ich Sie sofort ins Krankenhaus bringen lassen, aber zurzeit haben Sie nur mich. Deswegen werde ich Ihr Bein jetzt mit einem kleinen Stock schienen, und Sie werden sich auf den großen hier und auf mich stützen, damit wir von hier fortkommen.“

Er versuchte, ihr gedanklich zu folgen, doch vor Erschöpfung fielen ihm die Augen zu.

„Wenn Sie jetzt einschlafen, wachen Sie nicht wieder auf“, fuhr sie ihn an.

„Und was wäre daran so schlimm?“, stieß er hervor.

„Jake braucht Sie. Reißen Sie sich also zusammen und helfen Sie mir. Nun machen Sie schon!“

Offenbar hatte er wieder keine andere Wahl.

Irgendwie schafften sie es tatsächlich. Sie hatte schon davon gelesen, dass Menschen in Notlagen geradezu übernatürliche Kräfte entwickelten. Sie musste diesen Mann ungefähr zweihundert Meter weit über die Klippen in die Höhle führen. Fast drohte Mary unter der Last zusammenzubrechen, doch sie wollte ihn um jeden Preis retten.

„Warum musste ich ausgerechnet einen so schweren Schiffbrüchigen finden?“, stieß sie hervor, nachdem sie etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten. Ben verzog vor Schmerzen das Gesicht. Da er das linke Bein überhaupt nicht gebrauchen konnte, musste er sich auf sie stützen.

„Lassen Sie mich einfach hier und kommen Sie zurück, wenn der Sturm abgeflaut ist“, sagte er schwer atmend.

„Auf keinen Fall“, entgegnete Mary. Als er sich daraufhin nur auf seinen Stock stützte, fuhr sie fort: „Jake braucht Sie.“ Sie hatte keine Ahnung, wer Jake war, doch Ben ging weiter.

Was mit seinem Bein war, konnte sie lediglich vermuten. Sie hatte nur ihren Mantel in Streifen reißen und es provisorisch schienen können. Aber es musste sich um eine schwere Verletzung handeln, denn er zog es nach und schien sich nur mit Mühe aufrecht zu halten.

„An Ihrer Stelle würde ich vor Schmerzen schreien“, gestand sie und merkte, wie er sich verspannte. Sie spürte seine Angst und hatte das Gefühl, dass er unter Schock stand.

„Brech… Brecher-Mary schreit vor Schmerzen?“

„Ja, darin bin ich gut. So bekommt man eher Punkte.“ Obwohl ihr vor Anstrengung schwindlig war, bemühte sie sich, so normal wie möglich zu klingen. „Beim Ringen ist es genauso. Es ist alles nur Show, aber die Sportler machen Millionen damit. Vielleicht verdiene ich mir mein Geld eines Tages auch damit.“

„Mit Ringen oder mit Roller-Derby?“

„Fürs Ringen fehlen mir die nötigen Muskeln. Hätte ich bloß mehr Krafttraining gemacht!“

„Mary, Sie müssen mich nicht …“

„Halten Sie den Mund und gehen Sie weiter“, befahl sie ihm grimmig-entschlossen. „Ich gebe nicht auf. Niemals.“

Sie schien wirklich eine eiserne Willenskraft zu besitzen. Ungerührt zog sie ihn weiter, sagte aber nichts mehr. Offenbar war sie genauso am Ende wie er.

Und dann hatten sie die Steigung zum Glück hinter sich gelassen.

„Wenn wir den Felsen da umrundet haben, werden wir auf Heinz stoßen“, verkündete Mary schließlich außer Atem.

„Auf Heinz?“

„Meinen … Wachhund.“

Irgendwie schaffte sie es, ihn noch um den Felsvorsprung zu ziehen. Nach zehn weiteren Schritten wurden sie von Dunkelheit umfangen.

„Willkommen in meiner Höhle“, stieß Mary noch hervor, und dann brach sie zusammen.

So schnell sein verletztes Bein es zuließ, kniete Ben sich neben sie und hob ihren Kopf an, um ihr Gesicht vom Sand zu befreien. Sie hatte ganz offensichtlich das Bewusstsein verloren, und er betete im Stillen, dass es nur aus Erschöpfung geschehen war.

Sie hatte ihr Leben riskiert, um seins zu retten, und vermutlich einen Schwächeanfall erlitten, alles andere war undenkbar. Sonst muss ich bis an mein Lebensende mit der Schuld leben, sie auf dem Gewissen zu haben, dachte er.

Doch in diesem Moment öffnete Mary die Augen und blickte ihn völlig benommen an.

„He, wir sind in Sicherheit. Nun dürfen Sie sich ausruhen.“

Irgendwie schaffte er es, einen Arm unter ihre Schultern zu schieben und ihren Kopf hochzuheben, sodass ihr Gesicht an seiner Brust zu liegen kam und er ihren Herzschlag spüren konnte.

Dann zog er sie weiter in die Höhle. Der Schmerz in seinem linken Bein war unerträglich, trotzdem hielt er Mary fest umschlungen, zu mehr aber war er nicht fähig. Völlig erschöpft schloss Ben die Augen.

2. KAPITEL

Er spürte etwas Warmes, Raues im Gesicht und merkte dann, dass jemand ihm die Sachen abstreifte. Unwillkürlich fragte er sich, wie lange er weggetreten war. Anscheinend zu lange. Auf jeden Fall waren seine durchnässte Jacke und sein Pullover verschwunden.

„Heinz, lass den Mann in Ruhe. Er ist ganz sandig“, sagte in diesem Moment eine weibliche Stimme. „Er schmeckt bestimmt eklig.“

Sein rettender Engel war wieder in Aktion, und für einen Moment drohte die Erleichterung ihn zu überwältigen. Mary hatte also überlebt. Sie hatten beide überlebt.

Ben öffnete die Augen. Zu seiner Linken loderte eine Flamme. Davor entdeckte er einen Hund, eine Terriermischung, kniehoch, mit hängender Zunge und schwanzwedelnd.

Inzwischen hatte Mary ihm auch die Hose ausgezogen und breitete nun über ihn einen Quilt aus. Himmlisch! Endlich waren seine Beine frei.

„Jetzt werde ich Sie untersuchen“, fuhr sie in dem energischen, autoritären Tonfall fort, der so beruhigend auf ihn wirkte. „Aber erst müssen wir Sie anders betten.“

Mit ihrer Hilfe – sie musste vom Fach sein – drehte er sich auf die Seite, wobei sein Bein noch mehr schmerzte.

„Wer … sind Sie?“

„Das habe ich Ihnen doch gesagt. Mary für meine Freunde. Brecher-Mary für die, die sich mir in den Weg stellen.“ Sie deckte ihn mit noch etwas anderem, etwas ganz Weichem, Kuscheligem zu.

Er stellte lieber keine mehr Fragen, auch nicht die, wo seine Sachen geblieben waren. Allmählich wurde ihm warm … Wäre sein Bein nicht verletzt gewesen, hätte er sich dieser wohligen Wärme nur zu gern hingegeben, doch das beängstigende Pochen ließ wenig Raum für anderes.

Mary richtete jetzt den Strahl einer Taschenlampe darauf und berührte es vorsichtig. „Eigentlich müsste es geröntgt werden“, meinte sie frustriert.

„Ich dachte, Sie hätten hier ein entsprechendes Gerät“, versuchte er zu scherzen. Für einen Moment ließ der Schmerz nach, aber dann …

Jake.

„Wer ist Jake?“, fragte sie.

Hatte er den Namen etwa laut ausgesprochen? „Mein … Zwillingsbruder“, stieß Ben hervor.

„Ich nehme an, er war mit Ihnen auf dem Boot.“

„Ja.“

„Ihr dämlichen Machos“, sagte sie bitter. „Ihr fahrt einfach so los, trotzt den Elementen, und die Frauen zünden Kerzen an und hoffen auf eure Rückkehr.“ Noch immer untersuchte sie sein Bein. „Mein Vater hat immer das Lied ‚Die drei Fischer‘ gesungen: ‚Männer müssen arbeiten, und Frauen müssen weinen … und in der Hafenschänke wird man trauern …‘ Ich wette, Sie mussten nicht einmal arbeiten. Sie wollten wahrscheinlich nur beweisen, was für tolle Kerle Sie sind.“

Es kam der Wahrheit so nahe, dass Ben lieber nicht antwortete. Solange er sich erinnern konnte, hatten Jake und er ihre Grenzen ausgelotet.

„War Jake bei Ihnen? Könnte er auch unten am Strand liegen?“

„Nein.“

„Wurden Sie getrennt?“

„Wir waren ein ganzes Stück von den anderen Booten entfernt, weil wir Kurs auf die Inselgruppe genommen hatten.“

„Und da sind Sie ja auch gelandet.“

„Ich hatte allerdings nicht vorgehabt, die letzten Meilen im Wasser zurückzulegen.“

„Und Jake?“

„Sie haben versucht, ihn per Hubschrauber abzutransportieren.“ Seine Stimme gehorchte ihm kaum. „Es war der letzte Flug.“

„Was heißt versucht ?“

„Sie haben eine Frau mit einem Gurt heruntergelassen. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hing er noch am Seil.“

„Mit dem Gurt?“

„Ja.“ Verdammt, das Denken fiel ihm so schwer! „Beide hingen daran.“

„Ich kenne diese Rettungsteams“, stellte Mary so sachlich fest, dass seine Angst sich legte. „Sie haben noch nie jemanden verloren und bringen die Schiffbrüchigen notfalls am Seil nach Auckland. Also, jetzt kann ich aufhören, mir Sorgen um den Idioten Jake zu machen, und mich auf den Idioten Ben konzentrieren. Ben, ich schätze, Ihre Kniescheibe ist ausgerenkt.“

„Ausgerenkt?“ Was spielte das schon für eine Rolle? Doch ihm wurde leichter ums Herz. Jake sollte in Sicherheit sein? Was hatte Mary nur an sich, dass er ihr glaubte?

Sie konzentrierte sich weiter auf sein Bein. „Sie haben inzwischen sicher erraten, dass ich Krankenschwester bin. Ich habe zwei Jahre auf der Orthopädie gearbeitet und denke, meine Diagnose ist richtig. Unter normalen Umständen würde ich Ihr Bein gar nicht anfassen. Doch wir befinden uns am Rand eines Zyklons.

Diese Insel ist die kleinste und am weitesten von der Küste entfernt. Außerdem funktioniert mein Funkgerät nicht mehr. Wir sind also für mindestens ein paar Tage völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Wenn ich nichts mache, tragen Sie vielleicht bleibende Schäden davon. Was halten Sie also davon, wenn ich versuche, Ihre Kniescheibe wieder in die richtige Position zu bringen?“

Er spürte nur die unerträglichen Schmerzen.

„Ben, ich bitte Sie nur darum, noch etwas den Macho zu spielen“, fuhr Mary etwas sanfter fort. „Vertrauen Sie mir?“

Tat er das?

„Die Schmerzen werden sich natürlich erst mal verschlimmern“, erklärte sie, „und wenn Ihr Bein gebrochen ist, richte ich vielleicht noch mehr Schaden an. Ich glaube aber, ich liege mit meiner Diagnose richtig.“

Und zum ersten Mal meinte er, ihrer Stimme Angst zu entnehmen. Er konnte sich also nur auf ihren Instinkt verlassen.

„Dann tun Sie es.“

„Und Sie werden mich nicht verklagen, wenn Sie später nicht mehr richtig laufen können?“

„Ich werde dann wenigstens bei jedem Schritt an Sie denken.“

Ihr Lachen klang beinah hysterisch. Schließlich atmete sie tief durch und entspannte sich sichtlich.

„Okay, Sie müssen jetzt eine halb sitzende Position einnehmen. Danach werde ich langsam Ihr Bein strecken und dabei auf beiden Seiten leichten Druck auf die Kniescheibe ausüben, bis sie wieder an die richtige Stelle rutscht. Schaffen Sie das, Ben?“

„Wenn Sie es können, vermag ich es auch“, erwiderte er nur. „Also los.“

Die nächsten Minuten waren, gelinde gesagt, ziemlich unangenehm für ihn. Als Mary schließlich einen zufriedenen Laut ausstieß, war ihm übel.

„Wagen Sie es ja nicht, sich in meiner netten, sauberen Höhle zu übergeben“, warnte sie ihn, und das Beben ihrer Stimme verriet Ben, wie angespannt sie gewesen war. Nun deckte sie ihn wieder mit dem Quilt zu. „Ich habe es tatsächlich geschafft, Ben. Sie können jetzt relaxen. Wenn Sie mir versprechen, sich nicht zu übergeben, gebe ich Ihnen etwas Wasser.“

Erst als sie ihm eine Flasche an die Lippen hielt, wurde ihm bewusst, wie durstig er war. Wie viel Salzwasser mag ich wohl geschluckt haben? überlegte er.

„Ruhen Sie sich jetzt auch aus“, stieß er hervor, bevor ihn wieder Dunkelheit umfing.

Ausruhen? Das hätte Mary gern getan, doch sie wagte es nicht, obwohl sie das Gefühl hatte, alles wieder unter Kontrolle zu haben.

Inzwischen hatte sie Ben das Gesicht gewaschen und dabei festgestellt, dass das Blut von einer langen Schnittwunde hinter seinem Ohr herrührte. Sie hatte diese gesäubert und desinfiziert, und er hatte sich dabei nicht bewegt.

Er wirkt ziemlich tough, überlegte sie, und seine tiefe Bräune deutet darauf hin, dass er passionierter Segler ist. Wie alt mag er wohl sein? Fünfunddreißig?

Doch die Fältchen in seinen Augenwinkeln deuteten auf ein höheres Alter hin. Offenbar hatte er es im Leben nicht leicht gehabt.

Wer mochte er sein? Und was sollte sie mit ihm machen? Am besten erst einmal nichts. Draußen tobte der Sturm, doch hier waren sie geschützt, zumal die Höhle etwas tiefer lag als der Eingang. Man konnte nach draußen blicken und sehen, dass viele Bäume geknickt oder umgestürzt waren. Durch den peitschenden Regen wirkte das aufgewühlte Meer noch beängstigender.

Wir haben es gerade noch rechtzeitig hierher geschafft überlegte Mary. Hätte Ben jetzt noch am Strand gelegen …

Sie schauderte und begann dann zu zittern. Ihr war so kalt, denn sie war bis auf die Haut durchnässt. In diesem Moment kam Heinz winselnd zu ihr, und sie nahm ihn in den Arm.

Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich.

Sie legte noch etwas Reisig ins Feuer, doch es wärmte sie nicht. Ben lag auf ihrer Wolldecke, zugedeckt mit dem Quilt ihrer Freundin, und schlief tief und fest.

Eigentlich hätte sie wach bleiben und aufpassen müssen, denn falls der Wind drehte, würden sie in Schwierigkeiten geraten.

Vorsichtig schob sie eine Hand unter den Quilt und stellte fest, dass Bens Haut eiskalt war.

Kurz entschlossen zog Mary sich bis auf BH und Slip aus und breitete ihre und Bens nassen Sachen auf dem Handwagen aus. Dann kroch sie, mit Heinz auf dem Arm, vorsichtig unter den Quilt.

Sobald sie Bens kalten Körper spürte, zuckte sie zusammen. Wie lange mochte er wohl im Wasser getrieben haben?

Männer müssen arbeiten, und Frauen müssen weinen …

Zu diesen Frauen wollte sie jedoch nicht gehören und schmiegte sich so dicht wie möglich an Ben …

Und versuchte, zu schlafen.

3. KAPITEL

Als Ben aufwachte, war ihm warm, und er hielt eine Frau umschlungen. Er lag auf dem Rücken, den Kopf auf ein Kissen gebettet, sie dagegen neben ihm auf dem Bauch, den Kopf in seiner Armbeuge, den Arm über seine Brust ausgestreckt, als wollte sie ihn wärmen.

Und er hatte durchaus nichts dagegen. Im Gegenteil, der Hautkontakt mit ihr hatte etwas Tröstliches.

Auf seiner anderen Seite ertastete er Fell. Der Hund?

Männer müssen arbeiten, und Frauen müssen weinen.

Diese Frau weinte jedoch nicht, sondern kümmerte sich um ihn und sorgte dafür, dass er nicht fror.

Ben bewegte sich nicht, aus Angst, die unerträglichen Schmerzen könnten zurückkehren.

Wer mochte sie sein? Sie schlief tief und fest, und irgendwann musste er im Schlaf den Arm um sie gelegt haben. Als würde er Besitzansprüche auf sie erheben. Sofort reagierte sein Körper darauf.

Träum nicht einmal davon, ermahnte sich Ben, doch die instinktive Regung brachte ihn unvermittelt in die Realität zurück.

Die Jacht, die Rita Marlene .

Der Sturm.

Jake, an einem Seil hängend.

„Möchten Sie darüber sprechen?“, hörte er sie plötzlich fragen.

Es war eine äußerst intime Situation, und er wusste überhaupt nichts über sie. Irgendetwas musste sie geweckt haben.

„Sie haben mir schon klargemacht, dass ich ziemlich dämlich war. Was gibt es da sonst noch zu sagen?“

Ben meinte zu spüren, dass Mary lächelte. Warum hatte er nur das Gefühl, diese Frau zu kennen?

„Dämlich und dämlich ist nicht dasselbe“, erwiderte sie. „Sie haben also an dem Racing teilgenommen. Sie und Jake-am-Seil.“

„Richtig.“

„Sie sind Amerikaner.“

„Und Sie eine scharfsinnige Frau.“

„Und wie viele Leute waren Sie auf dem Boot?“

„Zwei.“

„Sie wurden also beide gerettet“, stellte sie zufrieden fest.

Ben veränderte ein wenig seine Position, woraufhin sein Bein wieder stark zu schmerzen begann. Auch der Kopf tat ihm weh. Es schien ihm, als könnte er nun, da er Jake in Sicherheit wähnte, auch andere Dinge empfinden. Viele andere Dinge. Er konnte beispielsweise diese Frau spüren. Alles erschien ihm seltsam unwirklich, wie ein Traum.

„Erzählen Sie mir etwas über das Boot“, forderte Mary ihn auf.

„Es heißt Rita Marlene und wurde nach meiner Mutter benannt.“

„Ist sie hübsch?“

„Das war sie.“

„Oh, das tut mir leid.“

„Sie lebt schon lange nicht mehr.“

„Sind Sie von den USA hierhergesegelt?“

„Es ist ein Jacht-Racing um die Welt, und wir hatten vor, hier anzulegen. Jake ist Schauspieler und wollte nach Auckland zu Dreharbeiten.“

„Müsste ich ihn kennen?“

„Sein Name ist Jake Logan.“

„Oh, ja. Er hat in Emergency Room mitgespielt. Da war er dieser sexy französische Arzt. Meine Schwester würde ausflippen, wenn sie ihm begegnete, denn er ist ihr Lieblingsschauspieler.“

„Ihrer nicht?“

„Ich interessiere mich nicht so für vermeintliche Helden. Ich habe andere Sorgen.“

„Sie kümmern sich wohl lieber um Antihelden, die an Ihren Strand gespült werden, oder?“

„Genau“, stimmte sie lächelnd zu.

Einen Moment lang herrschte Schweigen, während das Feuer zu erlöschen drohte. Die Schmerzen in seinem Knie wurden schlimmer. Irgendwann bewegte Mary sich seufzend, und als sie aufstand, empfand er ein starkes Gefühl des Verlusts.

Seine Mary …

Seine Mary? Was für eine verrückte Vorstellung!

Im schwachen Schein der Flammen betrachtete er sie. Sie war sehr zierlich und erinnerte ihn ein wenig an Audrey Hepburn. Sie trug nur BH und Slip.

„Und, sind Sie auch ein berühmter Schauspieler?“, erkundigte sie sich.

„Ich bin Finanzier.“

„Verdienen Sie viel?“

„Schon möglich.“

„Heißt das, dass Heinz und ich Lösegeld verlangen könnten, wenn wir Sie hier festhalten würden?“

„Wenn Sie mich unbedingt fest halten wollen, können Sie das ruhig tun.“

Das hätte er lieber nicht sagen sollen. So unwirklich diese Situation auch sein mochte, allmählich kehrte er in die Wirklichkeit zurück.

„Vergessen Sie nicht, dass man mich beim Roller-Derby Brecher-Mary nennt.“

Ben lächelte nachsichtig.

„Lächeln Sie nur“, sagte Mary, „aber vergessen Sie nicht, dass ich die Schmerzmittel habe. Apropos Schmerzmittel … Möchten Sie welche?“

„Allerdings.“

Nachdem sie Holz nachgelegt hatte, kam sie wieder zu ihm und führte den widerstrebenden Heinz in eine Ecke. Danach fühlte sie Ben den Puls. „Was tut am meisten weh?“

Was für eine Frage. Er musste gegen die Felsen geprallt sein, aber er hatte sich auch auf der Rettungsinsel einige Male überschlagen.

„Das Bein“, stieß er hervor. „Der Kopf ist nicht so schlimm.“

Mary schaltete wieder die Taschenlampe ein und untersuchte seinen Kopf, wobei sie ihm vorsichtig durchs Haar strich, das durch das Salzwasser und Blut verklebt war.

Verdammt, sein Körper reagierte schon wieder …

„Sie haben nur Beulen und Schrammen davongetragen, aber nichts Ernstes außer der Schnittwunde über Ihrem Ohr“, verkündete sie anschließend. „Trotzdem würde ich Sie gern röntgen lassen.“

„Es gibt wohl keine Fähre von hier zum Festland, oder?“

Sie deutete zum Eingang der Höhle. „Ich habe ein Boot, aber das liegt leider in einem natürlichen Hafen auf der Ostseite. Eigentlich müsste es hier jeden Moment vorbeifliegen. Zum Glück habe ich starke Schmerzmittel dabei. Reagieren Sie auf irgendetwas allergisch, Ben?“

„Sind Sie wirklich Krankenschwester?“

„Ich war es. Also, haben Sie irgendwelche Unverträglichkeiten?“

„Nein.“

„Dann gebe ich Ihnen etwas gegen Schmerzen und eine Tablette gegen Übelkeit. Falls Ihnen übel wird, könnte ich Ihnen zum Eingang helfen. Direkt davor ist eine windgeschützte Stelle.“

„Nicht nötig, danke.“

„Brauchen Sie ein Bad?“

„Lady, ich war in Afghanistan“, platzte er heraus.

„Als Soldat?“

„Ja.“ Es hatte keinen Sinn, zu lügen.

„Das erklärt, dass Sie so zäh sind“, meinte sie lakonisch. „Wahrscheinlich hat es Ihnen das Leben gerettet. Aber nun kümmere ich mich ja um Sie.“

Nachdem Mary die von oben trockenen Sachen auf dem Handwagen umgedreht hatte, schlang sie sich ein Handtuch um und ging zum Eingang der Höhle.

Inzwischen war es fast dunkel. Sie blickte auf ihre Uhr – vor vier Stunden hatte sie ihren Soldaten-Segler-Finanzier hier heraufgeschleppt, wie sie feststellte.

Der Sturm wurde schlimmer.

Unvermittelt dachte sie an Jake. Bens Zwillingsbruder.

Sie erinnerte sich nur dunkel an ihn. Eine ihrer Stiefschwestern hatte gesagt, er wäre so sexy. Es war einer jener Abende gewesen, an dem die typischen Machtkämpfe in ihrer Familie ausgetragen wurden. Ihre Stiefschwester hatte ihren Freund eifersüchtig machen wollen, und er war darauf eingegangen. Ihre Stiefmutter hatte für sie Partei ergriffen, während ihr Vater sich wie immer aus allem heraushielt.

Mary hatte ihre Familie nur aufgesucht, um sich ein letztes Mal bei ihnen zu entschuldigen. Doch die anderen hatten sie nicht angehört. Es war ihre Schuld.

Ihre Schuld.

Fantastisch! Sie befand sich inmitten eines Zyklons, hatte einen schwer verletzten Typen am Hals – und zerbrach sich den Kopf über frühere Albträume.

Denk an Jake, sagte sie sich.

Sie hatte Ben getröstet, doch der letzte Bericht im Radio hatte nichts Gutes verheißen. Dem Reporter zufolge waren viele Jachten gesunken, und man hatte bereits zahlreiche Todesopfer geborgen. In einem Interview hatte der Leiter des Hubschrauberrettungsdienstes bewegt erklärt, dass der letzte Bergungsversuch fehlgeschlagen wäre. Auf keinen Fall würde sie es Ben erzählen.

Als Mary in die Höhle zurückkehrte, schlief er tief und atmete gleichmäßig, während Heinz neugierig an ihm schnupperte.

Was soll ich jetzt tun? überlegte sie. Am Feuer sitzen und an mein Zuhause, meine Familie und die Vergangenheit denken, die mich hierhergetrieben hat? Oder soll ich das tun, was ich in den letzten Wochen gemacht habe?

Sie zündete eine dicke Kerze an, die genügend Licht in der Höhle spendete. Dann legte sie sich eine Wolldecke über die Beine und ihr Manuskript auf die Knie und begann zu schreiben.

Die Tür zur Bar schwang auf.

Mary blickte zu dem schlafenden Mann, der keine zwei Meter von ihr entfernt lag.

Er war etwa eins fünfundneunzig groß, schlank und wirkte sehr gefährlich. Mit seinen dunkelgrauen Augen suchte er den ganzen Raum ab. Erriet er, dass sie ein Werwolf war?

Mary lächelte. War er Held oder Schurke? Sie wusste es noch nicht genau, doch es spielte keine Rolle. Gleich würde in dem Raum oben ein netter Mord stattfinden. Sie war sich noch nicht ganz sicher, wie Ben Logan in die Geschichte passte, aber er würde für einen zusätzlichen Kick sorgen.

„Nenn mich Logan“, sagte er lässig …

Vielleicht war es doch keine so gute Idee, eine Person nach dem verwundeten Segler zu benennen. Doch vorerst war es ganz hilfreich, denn ihr Schurke oder Held konnte den Sturm in Schach halten.

Es ging schließlich nichts über Fantasien, wenn eine Frau sie am meisten brauchte.

Als Ben aufwachte, beobachtete er, wie Mary etwas auf dem Feuer warm machte. Ein köstlicher Duft von Fleisch und Kräutern erfüllte die Höhle. Sobald er sich bewegte und unwillkürlich leise stöhnte, wandte sie sich um und lächelte ihn an. Draußen war es dunkel.

„Hallo, was halten Sie von einem Abendessen?“

„Ziemlich viel“, erwiderte er sofort.

„Sie können die Schale benutzen, ich esse direkt aus der Pfanne. Möchten Sie sich etwas aufsetzen?“

„Hm …“

Nun lächelte sie noch breiter. „Ich weiß. Hätte ich es gewusst, hätte ich eine Bettpfanne mitgebracht.“

Ben seufzte. „Können Sie mir vielleicht meine Sachen geben?“

„Nur die Boxershorts. Der Rest ist immer noch klamm.“ Mary wollte ihm sie reichen, überlegte es sich dann allerdings anders. Sie schlug den Quilt zurück und zog ihm die Hose über die Füße.

„Heben Sie den Po an“, wies sie ihn an, und er gehorchte. Dabei fiel ihm auf, dass sie nur ein T-Shirt trug, das noch feucht war.

„Gut so.“ Langsam half sie ihm auf, sodass er sich auf sie stützen konnte.

„Geben Sie mir den Stock. Ich schaffe das allein.“

„Träumen Sie nur weiter. Sie haben es hier mit Brecher-Mary zu tun, und die ist tough.“

„Ich denke eher mit einem Zwerg.“

„Dann unterschreiben Sie bitte eine Erklärung, dass es nicht meine Schuld ist, wenn Sie von den Klippen stürzen?“

„Warum sollte es Ihre Schuld sein?“

„Weil es das immer ist“, konterte sie mit einem unerwartet bitteren Unterton.

Ben schaffte es nach draußen und schließlich wieder zurück in die Höhle. Nur die letzten Meter zu seinem Lager musste er mit Marys Hilfe zurücklegen. Nachdem er sich gesetzt hatte, reichte sie ihm die Schale mit Schmorfleisch. Es schmeckte hervorragend.

Es gab schlimmere Orte, an denen ein Mann genesen konnte.

„Wie haben Sie das denn zustande gebracht?“, erkundigte Ben sich.

„In der Hütte steht ein solarbetriebener Kühlschrank“, informierte Mary ihn. „Da die Solarzellen als Erstes dem Sturm zum Opfer gefallen sind, habe ich den Inhalt und auch die Dosen, die auf dem Gerät standen, in den Wagen gepackt und mitgenommen.“

„Dann ist das Unwetter also ganz schnell aufgezogen?“

„Im Radio war jedenfalls von einem Sturm und nicht von einem Zyklon die Rede.“

„Das hier ist kein Zyklon – oder jedenfalls noch nicht“, erwiderte er. „Es sind erst die Ausläufer.“

„Dann kommt das Schlimmste noch, oder?“

„Es kann auch sein, dass er vorbeizieht.“

„Das wäre schön“, meinte sie, klang jedoch besorgt.

„Haben Sie noch vor etwas anderem Angst?“, hakte er nach, denn bisher hatte er nur an Jake gedacht.

„Ich mache mir Sorgen um Sie. Sie müssen unbedingt geröntgt werden.“

„Ich bin hart im Nehmen und werde schon nicht sterben.“ Allerdings hatte er das Gefühl, dass sie es gewohnt war, mit dem Schlimmsten zu rechnen. Aber sie war ja auch Krankenschwester.

„Na, hoffentlich“, konterte sie, ebenfalls um einen lockeren Ton bemüht. „In spätestens zwei Tagen werden die Sachen aus dem Kühlschrank verdorben sein. Wenn Sie auch draufgehen, muss ich die Höhle räumen.“

Ben schluckte. Nur eine Krankenschwester konnte solche Witze machen. Unwillkürlich musste er an Afghanistan denken … Mary hätte eine von den Sanitäterinnen sein können.

Die Krankenschwestern hatten Jake nach der Explosion der Bombe das Leben gerettet. Sie hatten die Blutung gestoppt, ihm Infusionen verabreicht und ihn stabilisiert, bis die Ärzte ihn operieren konnten.

Ja, er mochte Krankenschwestern. Besonders diese.

Ben ließ sich das Fleischgericht schmecken und trank den köstlichen Tee, den sie ihm gekocht hatte, und dachte weiter über sie nach.

„Es sorgt sich also niemand um Sie?“, fragte er betont beiläufig, woraufhin sie ihn jedoch scharf ansah.

„Falls Sie wissen wollen, ob ich alleinstehend bin, dann kann ich es nur bejahen.“

„Und Ihre Eltern?“

Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. Mary schüttelte den Kopf und begann dann unvermittelt aufzuräumen.

Sie wirkte so zerbrechlich und so verlassen.

„Wollen Sie wieder unter den Quilt kommen?“ Ben rückte ein Stück zur Seite.

Skeptisch sah sie ihn an.

Er schlug die Decke zurück. „Stellen Sie sich einfach vor, wir würden zusammenwohnen und auf dem Sofa sitzen und fernsehen.“

„Leider habe ich den Apparat vergessen.“

„Das war äußerst fahrlässig.“ Als er ihren abweisenden Gesichtsausdruck sah, runzelte er die Stirn. „Was ist?“

„Nichts.“ Schnell zog sie ihr T-Shirt aus und kroch so geschwind unter den Quilt, als wollte sie ihn damit ablenken.

Und so war es. Mit einer Frau wie ihr unter einer Decke? Und dann fernsehen? Von wegen!

Schnell verdrängte er den Gedanken – und die Gefühle, die ihn zu überwältigen drohten – und rückte einige Zentimeter von ihr ab, denn die Versuchung, sich an sie zu schmiegen, war übermächtig.

„Also, warum sind Sie hier?“ Es fiel ihm schwer, sich zu beherrschen. Als Mary nicht antwortete, fuhr er fort: „Hier, auf dieser Insel. Warum?“

Noch immer waren ihre Züge abweisend. „Und Sie? Was haben Sie auf einer Jacht mitten im Zyklon gemacht?“, konterte sie scharf.

Irgendetwas belastet sie, dachte er.

„Versucht, meinen Bruder von seiner gescheiterten Ehe abzulenken“, antwortete er widerstrebend. Normalerweise sprach er nicht über persönliche Dinge, genauso wenig wie sein Zwillingsbruder. Bei Mary hatte er allerdings das Gefühl, dass sie ihn nicht verletzen würde. Vielmehr wirkte sie so, als hätte man ihr schwer zugesetzt. Außerdem war es in einer Situation wie dieser unmöglich, auf Distanz zu bleiben.

„Jake brauchte also Ablenkung?“, hakte sie vorsichtig nach, und erleichtert stellte er fest, dass sie plötzlich etwas zugewandter war.

Vielleicht war Brecher-Mary doch nicht so tough, wie sie behauptete.

„Jake ist verwundet und mit vielen schmerzhaften Erinnerungen aus Afghanistan zurückgekehrt“, erzählte Ben. „Er hat sich als Schauspieler versucht, schnell Karriere gemacht, und plötzlich war er der Schwarm aller Frauen. Dann hat er ein Starlet kennengelernt, das ihn nur benutzt hat, um bekannt zu werden. Er wollte es nicht wahrhaben, und das Ganze hat …“

„… Narben bei ihm hinterlassen?“

„Ein Mann wie Jake trägt keine Narben davon.“

„Und Sie?“

„Auch nicht!“

„Wie ging es Ihnen, als Ihr Bruder verwundet wurde?“

Die Frage traf ihn völlig unvorbereitet. Plötzlich fühlte er sich an den Rand jener staubigen, unbefestigten Straße in Afghanistan zurückversetzt. Sie waren nicht einmal im Einsatz gewesen. Sie hatten verschiedenen Bataillonen angehört und sich erst nach sechs Monaten getroffen, als seins verlegt wurde.

„Ich kenne hier in der Gegend ein Fünfsternerestaurant“, hatte Jake gewitzelt.

Ja, in der Feldküche zu essen hatte nicht in seinen Lebensplan gepasst. Die Army hatte nicht in seinen Lebensplan gepasst. Sie hatten sich verpflichtet, um ihrem Vater und dem Ruf, in dem ihre Familie stand, zu entfliehen, und zwar so weit wie möglich.

Das Ganze war jedoch eine Fehlanzeige gewesen. Nach der Bombenexplosion hatten sie erst recht Schlagzeilen gemacht.

„Erde an Ben …“, hakte Mary nun nach. „Wie ist es Ihnen ergangen, als Ihr Bruder verwundet wurde?“

„Was glauben Sie denn?“ Plötzlich verspürte Ben das Bedürfnis, darüber zu reden. „Wir gingen gerade eine fast verlassene Straße entlang und unterhielten uns angeregt. Im nächsten Moment kam ein Bus voller Einheimischer angefahren. Und dann ereignete sich die Explosion.“

„Oh, Ben …“

„Und Jake …“ Er brach ab, gefangen in den Erinnerungen.

„Hat er das Bewusstsein verloren?“

„Ja. Er war ohnmächtig, bis wir das Feldlazarett erreicht haben.“

„Und Sie sind unverletzt geblieben?“

„Es war jedenfalls nichts Ernstes. Jake befand sich zwischen mir und dem Bus.“

„Dann haben Sie bestimmt schlimmere Albträume als er“, meinte Mary sanft.

„Ja, denn er ist zwanzig Minuten nach mir zur Welt gekommen.“

„Deshalb fühlen Sie sich als der Ältere für ihn verantwortlich.“

„Er kommt klar.“ Schnell verdrängte Ben den Gedanken daran, wo Jake jetzt stecken mochte. „Es kann gar nicht anders sein. Aber erzählen Sie mir etwas von sich. Warum sind Sie hier?“

Offenbar redete sie genauso ungern von sich wie er.

„Ich bin vor meiner Familie geflohen“, erwiderte Mary und schwieg danach eine Weile. „Und vor meiner Gemeinde.“

„So schlimm war es?“

„Schlimmer. Eine Kindesmörderin, das bin ich.“

Sie sagte es gespielt locker. Und gleichzeitig verrieten ihre Worte unendlichen Schmerz.

„Möchten Sie darüber reden?“

„Nein.“

„Soll ich etwa mit einer Mörderin unter einer Decke schlafen?“

Mary sah ihm in die Augen, und ruhig erwiderte er ihren Blick. Wenn diese Frau eine Mörderin war, dann war er King Kong.

„Ich spreche Sie frei“, erklärte er. „Wären Sie das wirklich, würden Sie längst im Gefängnis sitzen. Wie ist es, wollen Sie mir nicht doch etwas darüber erzählen?“

„Nein.“

„Ich habe Ihre Frage doch auch beantwortet.“ Ben hob den Quilt an. „Kommen Sie und legen Sie sich zu mir und tun Sie so, als wäre ich Ihr Therapeut.“

„Ich brauche keinen.“

Doch als er sanft ihre Schultern umfasste, gab sie schließlich nach und sank neben ihn aufs Lager, und Heinz legte sich neben sie.

„Vertrauen Sie sich Dr. Ben an“, forderte Ben sie auf.

„Doktor?“

„Ich spiele jetzt den Psychoanalytiker. In der Army bin ich schließlich gescheitert. Die New Yorker Börse ist weit weg, und meine Jacht liegt auf dem Meeresgrund. Irgendeinen Beruf muss ein Mann doch ausüben. Also, schießen Sie los.“

4. KAPITEL

Mary lächelte. „Okay“, sagte sie und klang dabei so unendlich erschöpft, als hätte sie lange gekämpft. „Ich bin Gemeindeschwester, allerdings momentan vom Dienst suspendiert und … habe mich mit meiner Familie überworfen.“ Sie atmete tief durch. „Hier die Kurzversion: Meine Mum ist gestorben, als ich acht war. Sie war ein Jahr lang schwer krank, und am Ende war mein Dad völlig ausgebrannt. Er war überhaupt nicht mehr wiederzuerkennen.

Dann begegnete er Barbie. Sie ist so etwas wie eine Heilerin und selbst ernannte Hellseherin. Sie hat ihm angeboten, Mums Geist heraufzubeschwören, und Dad war so verzweifelt, dass er darauf hereinfiel. Sie hat drei Töchter und hatte finanzielle Probleme. Es war offensichtlich, dass sie es auf sein Geld abgesehen hatte.

Dad hat Beteiligungen an den meisten Firmen in Taikohe, wo wir leben, und sie ist einfach bei uns eingezogen und hat alles an sich gerissen. Sie hat alles, was an meine Mutter erinnerte, beseitigt, und mich will sie auch immer noch loswerden.“

„Wie Aschenputtel und die böse Stiefmutter?“

„Sie hat mich nie schlecht behandelt. Jedenfalls nicht offensichtlich. Sie hat nur auf ganz subtile Weise dafür gesorgt, dass Dad sich nicht mehr für mich interessiert. Durch sie scheint noch mehr von ihm gestorben zu sein, falls Sie verstehen, was ich meine.“

„Es gibt schlimmere Arten, ein Kind zu misshandeln, als es zu schlagen“, sagte Ben leise, und Mary schwieg eine Weile, während der Sturm draußen noch mehr wütete.

„Die Schule war meine einzige Zuflucht“, fuhr sie schließlich fort. „Ich bin gern hingegangen und war auch eine gute Schülerin. Ich mochte die … Regeln.“

„Sie sind manchmal das Einzige, woran man sich orientieren kann“, bestätigte er. Waren Jake und er deshalb zur Army gegangen? Um Grenzen zu finden?

„Jedenfalls habe ich anschließend eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und in Taikohe als Gemeindeschwester angefangen. Ich habe jetzt mein eigenes kleines Haus …“

„Mit einer Katze?“, fragte er und sah, dass sie lächelte.

„Ich habe nur Heinz. Er wird mir Gesellschaft leisten, wenn ich als einsame alte Jungfer ende.“ Spielerisch boxte sie ihn in die Rippen. „Ihr Verhalten im Krankenbett ist ausbaufähig.“

„Mein Verhalten dort ist perfekt.“ Ben legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie enger an sich. „Erzählen Sie weiter“, ermunterte er sie.

Wieder herrschte eine Weile Schweigen. Regungslos lag Mary da. Er strich ihr mit den Fingern durchs Haar, und es fühlte sich so … richtig an.

„Und jetzt bin ich erwachsen und lebe in derselben Gemeinde wie meine Stiefmutter, – schwestern und mein Dad. Er ist nach wie vor nicht mehr er selbst. Für sie bin ich die langweilige Gemeindeschwester, die traditionelle Medizin verwendet, was sie verachten. Sie tolerieren es, wenn ich ihn besuche, aber das ist auch alles.

Nun haben meine Stiefschwestern Sapphire, Rainbow und Sunrise angefangen, Babys zu bekommen, und zwar alle per Hausgeburt. Sechs gesunde Jungen und Mädchen sind zur Welt gekommen, bis sich die Katastrophe ereignet hat …“

„Was für eine Katastrophe?“

„Eins ist bei der Geburt gestorben“, erwiderte sie und klang sehr resigniert. „Meine jüngste Stiefschwester Sunrise ist stark übergewichtig. Obwohl der Geburtstermin schon um zwei Wochen überschritten war, weigerte sie sich, zum Arzt zu gehen. Dann setzten die Wehen ein, und am nächsten Tag war das Kind immer noch nicht da.

Meine Stiefmutter und eine meiner anderen Schwestern waren bei ihr, um sie zu unterstützen, und dann kam ich zufällig vorbei. Ich wusste nichts von der bevorstehenden Geburt. Mein Vater war gerade geschäftlich in Auckland. Als ich ins Haus kam, war Sunrise fast besinnungslos vor Schmerzen und Erschöpfung. Sie hatte Blutungen, und die Herztöne des Babys waren sehr schwach, sodass ich sofort einen Krankenwagen gerufen habe. Mir war aber klar …“

„… dass es todgeweiht war?“

„Sie haben die Kleine Sunset genannt. Was für ein geschmackloser Name für ein sterbendes Baby! Aufgrund des Sauerstoffmangels ist sie nach drei Tagen gestorben. Sunrise kann von Glück sagen, dass sie überlebt hat. Sie kann allerdings keine Kinder mehr bekommen.“

„Und deswegen sollen Sie eine Kindesmörderin sein?“

Mary seufzte. „Bis zu dem Zeitpunkt war mir gar nicht klar, wie sehr meine Stiefmutter mich ablehnt – oder besser gesagt, hasst. Ich habe keine Ahnung, warum, aber bei der gerichtlichen Anhörung saß sie im Zeugenstand und schwor, dass man mich als Hebamme betraut hätte. Das haben meine Stiefschwestern bestätigt. Sie behaupteten auch, dass sie mit Sicherheit zum Krankenhaus gefahren wären, nur ich hätte sie davon abgehalten.

Und wissen Sie was? Mein Dad hat ihnen geglaubt. Der Gerichtsmediziner auch. Als sie den Gerichtssaal verließen, weinte Sunrise, während meine Stiefmutter richtig selbstgefällig wirkte. Sie und mein Vater haben sich sofort von mir abgewandt. Damit hat sie es geschafft, mich aus der Familie zu vertreiben.“

Erneut herrschte Schweigen.

Ich hätte sie nicht fragen dürfen, dachte Ben. Was sollte man zu einer solchen Tragödie sagen?

„Mein Roller-Derby-Team hat mich gebeten, bei ihnen aufzuhören, denn die Lebensgefährten von zwei Mitgliedern sind bei meinem Dad – beziehungsweise Barbie – angestellt“, fuhr Mary fort. „Einige meiner Kollegen und Kolleginnen halten zu mir, aber ich lebe in einer Kleinstadt, in der viel getratscht wird. Ich habe erst einmal unbezahlten Urlaub genommen, weiß allerdings, dass ich gehen muss.“

„Deswegen sind Sie also hierher in die Großstadt gekommen.“ Er strich ihr weiter übers Haar.

„Ich brauchte erst einmal Abstand.“

„Warum schreiben Sie?“

„Schreiben?“

„Während ich gedöst habe, habe ich Sie beobachtet.“

„Das geht Sie nichts an“, wehrte Mary schockiert ab.

„Es tut mir leid. Führen Sie ein Tagebuch? Haben Sie etwas Nettes über mich festgehalten?“

„Nur, dass Sie ungefähr eine Tonne wiegen“, scherzte sie und lockerte die Atmosphäre damit wieder auf. „Meine Schultern tun immer noch weh.“

„Mein Bein ist schlimmer.“

„Soll ich Ihnen noch Tabletten geben? Wir können die Dosis durchaus verdoppeln.“

„Bitte“, erwiderte er, obwohl ein Held abgelehnt hätte. Ein Held hätte auch einem Zyklon getrotzt, wäre zum Festland geschwommen und hätte sich diese schreckliche Familie vorgeknöpft. Doch dazu hatte er ja später noch Zeit.

„Sie sollten jetzt etwas schlafen“, riet er Mary sanft. „Vielleicht ist der Sturm ja vorüber, wenn wir wieder aufwachen.“

„Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Sie stand auf, um ihm die Tabletten zu holen.

„Kommen Sie, Mary, legen Sie sich zu mir.“

„Ich habe wohl keine andere Wahl.“ Mary schlüpfte wieder unter die Decke, und als er sie an sich zog, ließ sie es geschehen.

Im Morgengrauen traf der Zyklon auf die Insel, und selbst in der Höhle war die Wucht der Elemente zu spüren, obwohl der Eingang im Windschatten lag. Es war unbeschreiblich laut und beängstigend.

Heinz war ebenfalls zu Mary und Ben gekrochen und winselte.

„Was für ein Krach!“ Ben hatte den Arm um sie gelegt und hielt sie eng an sich gepresst. Der Klang seiner tiefen Stimme tröstete sie. „Ich glaube, wir befinden uns jetzt mittendrin“, fuhr er erstaunlich ruhig fort. „Der Zyklon Lila kann uns aber nichts anhaben, weil meine Heldin, die erstaunliche Brecher-Mary, eine Höhle für uns gefunden hat. Hier kann uns nichts passieren, egal, was durch die Luft wirbelt.“

Wie zum Beispiel ein Baum. Mary sah den Stamm vorbeifliegen und hörte dann, wie er gegen die Klippen prallte. Ben glaubte vielleicht, er würde sie halten, doch nun hielt sie ihn. In ihrer Höhle mochte sie in Sicherheit sein, aber es erschien ihr erschreckend unwirklich.

Es schien das Ende der Welt zu sein. Irgendwie rechnete sie damit, dass ihre Höhle einbrach und die Insel fortgetragen wurde.

„Du bist in Sicherheit“, flüsterte Ben ihr ins Ohr, und wenn er ihr so nahe war, glaubte sie ihm.

Seine Körperwärme und die Kraft, die er ausstrahlte, waren das Einzige, was in diesem Moment zählte. Selbst die Erde schien zu beben, und auch Mary zitterte. Hätte sie mit einem Fremden so dagelegen, wäre es anders gewesen.

Merkwürdigerweise empfand sie Ben nicht als einen Fremden. Irgendetwas verband sie. War es die Gefahr, die Einsamkeit oder etwas anderes? Sie wusste es nicht, und sie hatte auch keine Zeit, darüber nachzudenken. Sie wusste nur, dass sie in den Armen dieses Mannes lag und ihn wollte.

Sie dachte weder an die Vergangenheit noch an die Zukunft. Im Moment war Ben die einzige Zuflucht vor dem Sturm.

Noch vor weniger als vierundzwanzig Stunden hatte er geglaubt, er müsste sterben, und fast wäre er ja auch ertrunken. Sein Bein tat immer noch höllisch weh. Doch er hielt eine Frau in den Armen, und die Torturen der letzten Tage verblassten allmählich.

Alles, was im Moment zählte, war sie.

Ben spürte Marys Verlangen. Nein, es war mehr als das. Sie hielt ihn so fest an sich gedrückt, als wollte sie mit ihm verschmelzen. Er spürte ihre Brüste durch den dünnen Spitzen-BH. Sie war das schönste Wesen, das er je in den Armen gehabt hatte.

Die schönste Frau … Lag das an dem Zyklon? War es das Adrenalin, das durch seine Adern jagte?

Ben hielt Mary ein Stück von sich weg, um ihr in die hübschen Augen mit dem verletzlichen Ausdruck sehen zu können. Sie wirkte wie ein verwundetes Wesen, das sich vor der Welt versteckte und offenbar Ähnliches durchgemacht hatte wie er.

Im Gegensatz zu ihr kam er aus einer reichen Familie und hatte es aufgrund von Beziehungen immer leicht gehabt. Sie beide vereinte jedoch ihrer beider Einsamkeit.

Auch wenn er ein starkes Verlangen nach ihr verspürte, würde er die Situation auf keinen Fall ausnutzen.

„Bist du dir sicher, Mary?“, stieß er atemlos hervor.

„Dass ich dich will?“, fragte sie erstaunlich ruhig. „Ich bin mir noch nie einer Sache so sicher gewesen.“

„Du hast nicht zufällig … Kondome mitgebracht?“, erkundigte er sich rau.

„Du hast nicht zufällig welche in die Tasche gesteckt, bevor du über Bord gesprungen bist?“

„Nein.“

„Und du hast keine Krankheiten, von denen ich wissen müsste?“

„Nein, aber …“

„Dann will ich dich“, sagte Mary nur, und es verschlug ihm den Atem. „Und zur Hölle mit den Konsequenzen.“ Zärtlich streichelte sie seinen Rücken, woraufhin er sich noch enger an sie presste.

„Mach die Augen zu, Heinz“, scherzte Ben. „Dein Frauchen und ich wollen einen Sturm mit einem anderen vertreiben.“

5. KAPITEL

Zwölf Stunden lang lagen sie eng umschlungen da. So lange brauchte der Zyklon, um ihr kleines Paradies zu zerstören.

Doch es spielt keine Rolle, überlegte Ben, sobald er wieder klar denken konnte. Während dieser unwirklichen Zeit, in der der Sturm tobte und verheerende Verwüstungen anrichtete, liebten sie sich und unterhielten sich flüsternd miteinander, und dabei hatte er das Gefühl gehabt, als wäre er nach Hause gekommen.

Nachdem sich das Zentrum des Zyklons verlagert hatte, herrschte für einige Stunden eine geradezu unheimliche Stille. Mary schlug vor, aufzustehen und an den Strand zu gehen, um nachzusehen, ob noch etwas … noch jemand an den Strand geschwemmt worden war … Ihm war allerdings klar, dass niemand unter diesen Bedingungen überlebt haben konnte.

Dann nahm der Sturm wieder an Stärke zu, und sie flüchteten sich zurück in die Höhle unter die Decke. Ab und zu hob Heinz den Kopf, um sich zu vergewissern, dass sein Frauchen noch da war. Er blieb allerdings zu ihren Füßen liegen, als ahnte er, dass sie nicht gestört werden wollten.

In dieser Situation wurde Ben bewusst, dass er ein Einzelgänger war. Wie selbstverständlich war er in die Welt seines Vaters hineingewachsen und hatte dann, ohne zu zögern, dessen Rolle als Leiter des Finanzimperiums übernommen. Er hatte festgestellt, dass er ein hervorragendes Gespür für diese Dinge besaß, und die Oberflächlichkeit der Finanzwelt kam ihm dabei entgegen. Er bewegte sich in den entsprechenden Kreisen und verkehrte mit Frauen, die ihn zum Repräsentieren brauchten, ihn sonst aber in Ruhe ließen.

Trotzdem hatte diese junge Frau es geschafft, zu ihm vorzudringen. Wie? Ben wusste es nicht, und vorerst interessierte es ihn auch nicht.

Sie redeten viel miteinander, liebten sich und sanken schließlich in eine Art Halbschlaf, in der er sich Mary näher fühlte als je zuvor jemandem in seinem Leben. Näher, als er es je für möglich gehalten hätte.

Er erzählte ihr von seiner Kindheit, von der Einsamkeit, die Jake und er empfunden hatten, und von ihren Eskapaden. Von einem verständnisvollen Kindermädchen, das ihnen gesagt hatte, sie müssten sich nicht in Gefahr bringen, um von ihren Eltern wahrgenommen zu werden, und das traurig hinzugefügt hatte, jeder der beiden würde ohnehin in seiner eigenen Welt leben.

Damals war er ungefähr zwölf Jahre alt gewesen, und diese Erklärung hatte bei ihm nicht verfangen. Im Nachhinein allerdings …

Ihre Mutter hatte von ihnen erwartet, dass sie sie aufheiterten, und sich schließlich das Leben genommen. Ihr Vater war ihnen gegenüber immer distanziert, ja, grausam gewesen. Nun ergab für ihn Jakes und sein Verhalten einen Sinn, und endlich konnte er darüber sprechen.

Mary hörte ihm aufmerksam zu, und Ben spürte, wie der Panzer um sein Herz allmählich zerbrach. Vielleicht weil sie beide wussten, dass es kein Morgen gab?

„Erzähl mir von dem Roller-Derby“, ermunterte er Mary irgendwann und spürte, wie sie sofort fröhlicher wurde.

Was hatte diese Frau nur an sich? Wenn sie lächelte, musste er auch lächeln, und sein Körper reagierte auf sie, egal, was sie tat.

Sie schienen … eins zu sein.

Weil wir so viel durchgemacht haben, sagte Ben sich. Mehr war es nicht. Momentan schien es allerdings viel mehr zu sein.

„Du bist zur Army gegangen“, erwiderte Mary. „Ich schätze, für mich bedeutet der Sport dasselbe. Wenn ich meine Inliner anziehe, schlüpfe ich in eine andere Rolle. Dann kann ich so sein, wie ich vielleicht wäre, wenn meine Mum noch leben würde.“

„Auf Inlinern bist du also die knallharte Mary.“

„Die Brecher-Mary“, verbesserte sie ihn. „Ich fühle mich zu allem imstande, wenn ich meine Mannschaft um mich habe.“

„Nur das eine oder andere gebrochene Bein.“

„So etwas ist mir noch nie passiert. Ich bin schließlich klein, wendig und schlau.“

Ben lächelte. „Ich würde dich gern mal in Aktion sehen.“

„Das ist leider nicht möglich“, erwiderte sie traurig.

„Du kannst dir eine neue Mannschaft suchen.“

„Eine neue Mannschaft, eine neue Stadt, ein neues Leben?“

„Nicht jetzt, Mary.“ Er drehte sich auf die Seite und zog sie an sich. „Denk erst mal nicht daran.“ Dann küsste er sie, so, wie sie geküsst werden musste, diese temperamentvolle, toughe, liebevolle, verletzliche Kriegerin. „Ich kann dich ablenken. Du musst nur Ja sagen.“

„Ja“, flüsterte Mary.

Als Mary aufwachte, herrschte eine fast unheimliche Stille. Sie lag eng an Ben geschmiegt da, und einen verträumten Moment lang wünschte sie, sie könnte ewig so verharren.

Nein, sie wollte jetzt nicht an die Zukunft denken. Sie schloss die Augen und genoss Bens Nähe.

„Mary?“

„Ja?“

„Der Sturm ist vorbei“, sagte er, während sie die Lider noch für einen Moment geschlossen hielt und ihre Kräfte mobilisierte.

„Wir haben überlebt“, erklärte sie und dachte: Ich werde überleben. Und dann dachte sie: Wie dramatisch ist das? Eine Frau, die sich gerade eine fantastische Auszeit mit einem verwundeten Krieger genommen hat, feiert ihr Überleben? – Eigentlich hätte sie viel mehr feiern müssen.

Ben war als Protagonist bereits in ihrem Buch eingeplant. Doch dass sie als Schriftstellerin Karriere machte, war ein Hirngespinst.

Nun schob er sie sanft ein Stück von sich weg und küsste sie unendlich zärtlich. Dann sah er ihr in die Augen.

„Das war eine schöne Art, den Sturm zu überstehen“, sagte er leise, und sie rang sich ein Lächeln ab. „Falls es Folgen hat …“

„Das wird es nicht“, verkündete sie zuversichtlicher, als sie sich fühlte.

„Sollte es anders kommen, werde ich immer für dich da sein“, sagte er ernsthaft. „Egal, wo du steckst, falls du mich mal brauchen solltest …“

„Falls ich je irgendwo an den Strand gespült werde …“

Sanft legte Ben ihr einen Finger auf die Lippen. „Ich mache keine Witze. Ich gehöre für immer dir.“

Er glaubte, für immer in ihrer Schuld zu stehen. Doch ihr war bereits jetzt klar, dass er sein bisheriges Leben fortführen würde.

„Wir könnten versuchen, zu funken“, schlug er vor.

„Der Kontakt war schon abgebrochen, bevor ich dich gefunden hatte. Ich schätze, die Sendemasten auf dem Festland wurden durch den Sturm beschädigt.“

„Und was ist mit Telefonieren?“

„Es gab auch keinen Netzempfang. Ich habe allerdings mein Handy ausgeschaltet, damit der Akku später noch funktioniert. Dort, wo die Hütte steht, hat man normalerweise Empfang.“ Mary versuchte, seine warmen Hände auf ihren Schultern zu ignorieren. „Ich mache jetzt mit Heinz eine Erkundungstour“, verkündete sie, obwohl ihr eine innere Stimme sagte, dass sie diesen Ort nicht verlassen wollte. „Er braucht unbedingt Auslauf.“

Wir machen eine Erkundungstour. Ich muss herausfinden, was mit Jake passiert ist“, sagte Ben, und ihr wurde bewusst, dass sein Zwillingsbruder für ihn das Wichtigste auf der Welt war. Er war unvermittelt in sein altes Leben zurückgekehrt, und auch sie musste weitermachen.

Mary setzte sich auf und blickte hinaus ins Freie. Der Himmel war klar, und es wehte nur ein leichter Wind. „Es ist gerade Hochwasser. Der Strand ist also erst in ein paar Stunden wieder zugänglich. Was hältst du davon, wenn du hierbleibst und dich um das Feuer kümmerst, während Heinz und ich die Insel umrunden?“ Ganz bewusst mied sie seinen Blick. „Mal sehen, was das Unwetter so angeschwemmt hat und was von der Hütte noch übrig ist.“

Doch Ben ließ sich nicht täuschen. „Mary …“

„Du brauchst dir keine Sorgen um deinen Bruder zu machen“, gab sie dann nach. „Diese Rettungshubschrauber verlieren niemanden. Und falls ich noch mehr Helden finde, die über Bord gegangen sind, schleife ich sie hierher.“

„Ist dir einer nicht genug?“

„Mehr als das.“ Mary umfasste sein Gesicht und küsste ihn. Er durfte nicht erraten, dass es ihr wie ein Abschied erschien. „Er hat mir Kräfte verliehen, die mich sehr lange aufrecht halten werden.“

„Wie lange?“

„Ein paar Stunden, schätze ich. Normalerweise umrundet man die Insel in zwei Stunden, wenn aber viel Treibgut am Strand liegt, braucht man bestimmt doppelt so lange. Du brauchst nicht mit dem Mittagessen auf mich zu warten.“

Einen kleinen Rucksack auf dem Rücken, verließ Mary mit Heinz die Höhle, und es fiel Ben ausgesprochen schwer, sie allein gehen zu lassen.

Doch sie hatte bestimmt recht. Jake war längst in Sicherheit und er, Ben, paranoid. Und nun galt seine ganze Sorge ihr. Was war, wenn sie stürzte?

Nein, sie würde aufpassen, seine Kämpferin.

Ben lächelte leicht. Er schuldete ihr so viel. Wie sollte er das alles je wieder gutmachen? Indem er etwas gegen ihre Familie unternahm?

Während er Holz ins Feuer nachlegte, dachte er über das nach, was sie ihm anvertraut hatte. So wie er sie einschätzte, hatte sie sich nicht einmal einen Anwalt genommen, denn der hätte auf die familiären Schwierigkeiten hingewiesen. Ob sie ihm erlauben würde, auf eine erneute Anhörung zu drängen?

Vermutlich nicht. Sie liebte ihren Vater immer noch, und diese furchtbaren Frauen waren seine Frau und seine Stieftöchter.

Noch nie hatte Ben sich so hilflos gefühlt. Bereits eine halbe Stunde später malte er sich die schlimmsten Szenarien aus. Der Zyklon hatte Bäume entwurzelt, und vielleicht hatte es durch den starken Regen auch Erdrutsche gegeben …

In seiner Verzweiflung nahm er die Papierbogen in die Hand, die sie beschrieben hatte. Im Halbschlaf hatte er sie beobachtet und ihren konzentrierten Gesichtsausdruck bemerkt.

Nein, es ging ihn nichts an, das hatte sie unmissverständlich klargemacht, deshalb legte er die Seiten wieder hin.

Langsam humpelte er zum Eingang der Höhle, um sich in die Sonne zu setzen. Da sein Bein immer noch stark geschwollen war und wahnsinnig schmerzte, konnte er sich kaum nützlich machen. Starr blickte er über die verwüstete Insel zum Strand, an dem sich das Treibgut häufte.

Jake.

Mary.

Er schleppte sich wieder hinein, um die Zettel doch zu holen. Es ging ihn nichts an. Das war ihm klar, aber er begann die Notizen trotzdem zu lesen.

Den Strand entlangzugehen entpuppte sich als Albtraum. Die Wellen waren bis zu den Klippen hochgeschlagen. Als Mary das sah, schauderte sie. Das hätte kein Mensch überleben können, aber trotzdem musste sie nachsehen. Es war unglaublich, wie viel Treibgut der Zyklon an den Strand gespült hatte, und einiges davon sah aus, als würde es von einer der Jachten stammen.

Immer wenn sie ein Stück Kleidung, Fiberglas oder Segeltuch entdeckte, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Hoffentlich finde ich keinen Menschen, schoss es ihr durch den Kopf, und im Stillen betete sie für Jake und auch für die Frau, die sich am Seil hinabgelassen hatte – und für alle Menschen, die in den Sturm geraten waren. Doch schon bevor sie Ben gefunden hatte, hatte sie im Radio von Todesopfern gehört.

Während sie weitersuchte, ertappte sie sich dabei, dass sie weinte. Warum? Sie war doch die praktisch veranlagte Mary, die keine Gefühle zeigte.

Die, die gerade vierundzwanzig Stunden in den Armen eines Fremden verbracht hatte.

In den letzten Monaten war ihr beschauliches Leben völlig aus den Fugen geraten: erst durch den Tod des Babys ihrer Stiefschwester, dann durch den Zyklon – und nun durch einen Mann, der sie so in den Armen gehalten hatte, als würde sie ihm etwas bedeuten.

Er hatte allerdings unter Schock gestanden und sorgte sich um seinen Bruder. Er hatte sie also nur benutzt, um das Ganze zu vergessen.

„Und ich habe ihn benutzt“, sagte Mary zu Heinz. Sie hatte sich auf einen Baumstamm gesetzt und nahm jetzt einen Apfel aus ihrem Rucksack.

Aber Ben hatte sie so an sich gedrückt, als würde sie ihm etwas bedeuten. Dabei war sie niemandem wichtig. Nicht einmal ihrem Vater … Nach der Heirat mit Barbie hatte er sich von ihr abgewandt, und seitdem vertraute sie niemandem mehr.

Starr betrachtete Mary ihren Apfel. Warum muss ich in der Vergangenheit graben? überlegte sie.

Schmerzlich sehnte sie sich danach, wieder auf dem Festland zu sein, bei ihrer Mannschaft. Sie brauchte ein schnelles, hartes Spiel, in dem sie sich mit anderen messen und nur ans Körperliche denken konnte.

Genauso wie in Bens Armen? Da war allerdings für mehr Raum als nur das Körperliche gewesen – offenbar viel mehr.

Aber sie brauchte niemanden. Hatte das Leben sie das nicht gelehrt?

Ben las Marys Aufzeichnungen schnell, aber manchmal wollte er jedes Wort in sich aufsaugen.

Seine unergründlichen dunkelgrauen Augen schienen Seiten an ihr zu sehen, von deren Existenz sie bisher nichts geahnt hatte. Sie schienen den Wolf in ihr zu sehen.

Ben lächelte, als er sich in der Beschreibung erkannte. Im Nachhinein hatte Mary einige Änderungen vorgenommen, und ihr … Held trug nun seine Charaktereigenschaften.

Dieser Mann hatte einen Zwillingsbruder? Einer reichte schon, um einen Werwolf in die Flucht zu schlagen.

Wie gebannt las er weiter. Sie war also auf der Flucht … Genau das macht diese Frau aus, dachte er, und sie war sehr gut darin. Wirklich faszinierend!

Mary umrundete die ganze Insel. Sie fand verletzte und leblose Vögel und viele tote Fische, aber zum Glück keine Menschen. Schließlich ging sie weiter, um nach der Hütte zu sehen. Tief betroffen stellte sie fest, dass davon nur noch der gemauerte Kamin übrig geblieben war. Teile des Wellblechdachs waren überall verstreut, die Holzwände in sich zusammengestürzt. Das gesamte Mobiliar und fast alle Gegenstände waren ruiniert, und es gab offenbar nichts mehr, was sie retten konnte.

„Der Quilt ist auch ruiniert“, sagte sie zu Heinz.

„Ich werde ihn reinigen lassen“, ertönte in diesem Augenblick eine Stimme hinter ihr. Unvermittelt drehte sie sich um und sah Ben auf einem umgestürzten Baum am Rand der Lichtung sitzen.

„Du hättest nicht herkommen dürfen“, warf sie ihm vor.

„Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du schon vier Stunden weg warst. Mithilfe eines zweiten Stocks habe ich es geschafft.“

„Und wie hast du hierhergefunden?“

„Ich habe zwei Wege entdeckt, die von der Höhle wegführen. Einer schien zum Strand zu gehen, und deshalb dachte ich, dass ich auf dem anderen hierhergelange“, erklärte er.

Mary rang sich ein Lächeln ab. Trotz der Blessuren und der zerfetzten Kleidung sah er … irgendwie gesund aus. Nein, nicht nur das. Er wirkte tougher und attraktiver, als ein Mann dazu das Recht hatte.

Vor allem wenn eine Frau vernünftig sein musste.

„Ich werde den Quilt auch nähen lassen, wenn es nötig ist“, fuhr er fort. „Und wenn die Versicherung nicht für die zerstörte Hütte aufkommt, lasse ich sie wieder aufbauen, um wieder gutzumachen, was du für mich getan hast.“

„Woher weißt du, dass der Quilt für mich einen so großen ideellen Wert hat?“

„Ich habe in Afghanistan viele Familien kennengelernt, die alles verloren hatten, und erlebt, wie viel ein persönlicher Gegenstand bedeuten kann.“ Sein Lächeln verriet unendlich viel Mitgefühl. „Ich habe mir den Quilt vorhin genau angesehen. Er ist wunderschön.“

„Barbaras Großmutter hatte ihn für ihre Aussteuer genäht.“ Irgendwann in den letzten vierundzwanzig Stunden hatte sie ihm von ihr und Henry erzählt.

„Wir können nicht mehr viel retten“, meinte Ben.

„Das Boot ist auch kaputt“, informierte Mary ihn.

„Du hattest es nicht gesichert?“ Als sie ihn aufgebracht anfunkelte, grinste er. „Ja, ich weiß, ich hätte meine Jacht auch lieber in Manhattan lassen sollen. Aber ich habe etwas zu essen dabei.“

Sein hoffnungsvoller Gesichtsausdruck brachte sie erneut zum Lächeln. Und plötzlich fiel ihr der Keller ein.

Henry hatte ihn beiläufig erwähnt, als er ihr das Haus beschrieb. „Unter der Waschküche befindet sich eine Höhle in der Erde, die mit einer Falltür verschlossen ist“, hatte er erzählt. „Da lagern ein paar Flaschen für Notfälle.“

Mary eilte zu der Stelle und begann, die Bretter beiseitezuräumen. Ben kam zu ihr gehumpelt, um ihr zu helfen.

„Verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen“, sagte sie. Nachdem sie die letzten Trümmer weggeschafft hatte, kam eine Falltür mit einem Messinggriff zutage.

Ben öffnete sie. Das Loch war ungefähr einen Meter fünfzig breit und einen Meter tief, und unzählige Weinflaschen lagerten darin. Er nahm eine heraus und betrachtete sie. „Wow! Dieser Wein passt perfekt zu Käse, Crackern und Schokolade.“

„Meinst du, wir können es wagen?“

„Natürlich“, erwiderte er. „Ich komme für alles auf. Wir nehmen den Wein mit, und sei es nur für medizinische Zwecke. Mein Bein tut höllisch weh, und du hast sicher Muskelkater.“ Merklich sanfter fuhr er fort: „Außerdem schleppst du wahrscheinlich genauso viel seelischen Ballast mit dir herum wie ich. Wir haben diesen Wein mehr als nötig, Schwester.“

Mary und Ben saßen auf einem Baumstamm und aßen und tranken in einvernehmlichem Schweigen. Das Meer war immer noch aufgewühlt, doch die Sonne schien ihnen ins Gesicht, und trotz der ganzen Zerstörung um sie herum war es ungemein friedlich.

Heinz, der die ganze Zeit zu Marys Füßen gelegen hatte, sprang plötzlich auf, lief weg … und kam mit einem halben Fisch im Maul zurück.

Mary schnitt ein Gesicht. „Er ist mir zugelaufen und frisst erst, wenn ich es ihm erlaube. So, wie er uns jetzt anschaut, will er wissen, ob man das fressen kann?“

„Niedlich“, meinte Ben, und dann lachten sie.

Mary musste sich eingestehen, dass sie sich trotz der dramatischen Ereignisse und der Anspannung der letzten Tage besser fühlte als seit Monaten. Oder seit Jahren? Etwa, weil sie sich selbstvergessen mit einem Mann vereint hatte, den sie kaum kannte?

Aber ich kenne ihn, dachte sie. Sie beobachtete, wie er Heinz hinter den Ohren kraulte, und bemerkte seine angespannten Züge, die verrieten, dass er sich immer noch große Sorgen um seinen Bruder machte.

„Ich habe deine Notizen gelesen“, gestand Ben unvermittelt, woraufhin Mary erstarrte.

„Du hast …?“

„Über Werwölfe und Drachen – und mich.“ Er lächelte jungenhaft. „Wirklich toll.“

Sie sprang auf, denn sie hatte das Gefühl, dass sich der Boden unter ihr auftat. Das Schreiben war immer ihre Zuflucht gewesen. „Du hattest kein Recht …“

„Ich weiß“, räumte er ein. „Aber ich habe mich gelangweilt. Stört es dich?“

„Ich zeige es sonst niemandem.“

„Das solltest du aber. Es ist toll.“

Mary schloss die Augen. „Es ist Fantasy.“

„Das habe ich mir gedacht“, erwiderte er ernst. „Mary, es tut mir wirklich leid. Ich hätte dein Manuskript nicht lesen dürfen.“

Nun öffnete sie die Augen wieder und begegnete seinem Blick. Vielleicht hatte sie keine andere Wahl. Sie hatte ihm ohnehin schon so viel offenbart.

„Findest du es übertrieben?“, erkundigte sie sich vorsichtig und beobachtete, wie er sich entspannte.

„Es ist übertrieben, und es ist toll.“ Ben lächelte jungenhaft. „Noch ein paar Kapitel und die Verlage reißen es dir aus der Hand.“

„Mach dich nicht über mich lustig.“

Autor

Marion Lennox
Marion wuchs in einer ländlichen Gemeinde in einer Gegend Australiens auf, wo es das ganze Jahr über keine Dürre gibt. Da es auf der abgelegenen Farm kaum Abwechslung gab, war es kein Wunder, dass sie sich die Zeit mit lesen und schreiben vertrieb. Statt ihren Wunschberuf Liebesromanautorin zu ergreifen, entschied...
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