So verführerisch wie deine Stimme

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Radiomoderatorin Kristin wird von einem Stalker verfolgt. Die Polizei stellt den Ranger Jake zu ihrem persönlichen Schutz ab. In den folgenden Wochen kommen die beiden sich näher. Bis der Stalker erneut zuschlägt …


  • Erscheinungstag 03.12.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783955768973
  • Seitenanzahl 128
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. Kapitel

»Er hat gesagt, dass er es nicht so lange aushält, weißt du, ohne … na ja … ohne es.«

»Ohne Sex?«

»Er ist ein Mann, er hat Bedürfnisse.«

»Und das war, während du im Streckverband lagst?«

»Genau. Sechs Wochen lang. Er hat gesagt, es dauert nur so lange. Nur solange ich … nicht kann. Er hat versprochen, danach würde es aufhören, und er würde sich nicht mehr mit ihr treffen, wenn ich erst wieder … na ja, wenn wir wieder … wieder …«

»Wir wissen, was du meinst. Und das war für dich okay?«

»Er ist ein Mann, er hat …«

»Bedürfnisse. Ja, das sagtest du bereits.«

»Aber dann, als ich aus dem Krankenhaus nach Hause kam, habe ich ihn gefunden. Den Brief.«

»Den Abschiedsbrief?«

»Ja.«

»Und er war längst weg, richtig?«

»Er ist mit ihr nach Alaska gefahren. Sie wollen Gold suchen.«

»Gold? Wow!«

»Gold?«

»Ja, deshalb braucht er auch meinen Wagen, hat er geschrieben.«

»Deinen Wagen?«

»Er hat Allradantrieb, er musste ihn sich ausleihen, weißt du, um in die Berge zu kommen.«

»Er hat ihn sich nicht ausgeliehen, Lady, er hat ihn gestohlen.«

»Er hat deinen Wagen genommen, ohne dich zu fragen?«

»Er hat ihn nur ausgeliehen. Er hat mir versprochen, ihn zurückzugeben, wenn sie reich sind.«

»Das nenne ich nicht Ausleihen, Sally. Das nenne ich Autodiebstahl.«

Jake lächelte.

»Aber ich vermisse ihn, Jane.«

»Du meine Güte, Lady, lass gut sein.«

»Sally, lass gut sein. Du vermisst ihn nicht, du kannst froh sein, ihn los zu sein. Er hat dich nicht verlassen, er hat dir einen Gefallen getan.«

Jakes Lächeln wurde breiter. Es war nicht das erste Mal, dass sie dasselbe dachten. »Sag’s ihr, Jane.«

»Du kannst von Glück sagen, dass diese Beziehung dich nur deinen Wagen gekostet hat.«

»Aber … aber ich liebe ihn.«

»Nun ja, wenn du das tust, verdient er deine Liebe nicht, Sally. Aber es wird jemanden geben, der sie verdient. Meint ihr nicht auch? Gibt es dort draußen jemanden, der einen Rat für die traurige Sally in Savannah hat? Oder die Geschichte einer verlorenen Liebe? Meldet euch bei mir. 1-800-NIGHT TALK. Ihr hört Lost Loves, ich bin Jane Streeter, eure Gastgeberin, und hier kommt sanfte Musik für aufgewühlte Herzen.«

Jake machte es sich auf dem schmalen Liegestuhl so bequem wie möglich, lauschte dem Saxofon und schaute zum nächtlichen Himmel hinauf. Es war spät, und er musste früh aufstehen, aber er war nicht müde. Die Musik, die Geschichten der Anrufer und vor allem die samtige Stimme von Jane Streeter, der Moderatorin der Radio-Talkshow, hatten ihn wach gehalten.

Sollte ihn allerdings jemand fragen, würde er bis zum letzten Atemzug bestreiten, dass er zur landesweiten Hörerschar von Lost Loves zählte. Schließlich hörten echte Männer sich keine Sendung an, in der es um »verlorene Liebe« ging. Aber wenn man allein auf dem Gipfel eines Bergs lebte, waren die Nächte lang, und Jane Streeters unter die Haut gehende Stimme half ihm, sich die Zeit zu vertreiben.

In der Schwärze auf der anderen Seite des Canyons tief unter ihm flackerte plötzlich ein winziges Licht auf. Automatisch griff Jake nach dem Fernglas. Kein Feuer, nichts Aufregendes, aber er würde es trotzdem überprüfen.

Er richtete den Feldstecher auf den leuchtenden Fleck. Nur ein Autoscheinwerfer auf der schmalen Bergstraße. Zu spät für Camper. Außerdem war noch keine Saison. Der Campingplatz würde erst in sechs Wochen öffnen. Vermutlich ein Bewohner von Vega Flats, dem kleinen Dorf, das dreitausend Fuß und fünfzehn sehr zerklüftete Meilen unterhalb des Turms lag. Wahrscheinlich Mac, der zu seinem Blockhaus auf dem Kamm zurückkehrte, nachdem er seine Taverne im Ort geschlossen hatte. Oder Ruby aus dem Köderladen, die nach Nachtkäfern oder einem verirrten Fohlen aus ihrer frei laufenden Herde suchte.

Jake folgte dem langsamen Weg der Scheinwerfer über die kurvenreiche Passstraße, bis sie in der dichten Vegetation verschwanden. Eigentlich hatte er vor, morgen in Flats vorbeizufahren, um seine Post abzuholen. Danach würde er sich den Erdrutsch am Wanderpfad zum östlichen Kamm ansehen. Vorsichtshalber würde er einen Blick auf den Abschnitt der Passstraße werfen, nur um sicher zu sein, dass der nächtliche Autofahrer sein Ziel erreicht hatte. Sie war schon am Tag gefährlich genug, nachts konnte sie tödlich sein.

»Da sind wir wieder, und wir haben Miss Priss aus Mississippi bei uns. Was möchtest du der traurigen Sally sagen?«

»Jane, nur eins. Und zwar soll sie heilfroh sein, den Mistkerl los zu sein. Hoffen wir für sie, dass er nicht zurückkommt.«

Miss Priss legte auf, und Jane lachte.

»Okay, Miss Priss, danke für den Rat. Rita in Rialto, wie lautet dein Tipp für Sally? Was soll ein Mädchen tun, wenn ihr Mann mit ihrem Geländewagen und der Nachbarin durchbrennt?«

»Ja, ich bin dran, Jane. Sally, Honey, wenn mein Mann mir das antun würde, würde er ein ernsthaftes Gespräch mit meiner Fünfundvierziger führen.«

»Fünfundvierziger? Autsch!« Lachend ließ Jake das Fernglas sinken.

»Wow, Rita, das ist hart, findest du nicht? Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt, was?«

»Oh, ich würde ihn nicht erschießen, Honey, sondern ihn nur zu Tode erschrecken. Und wenn das nicht reicht, hätte ich noch einen Freund drüben in San Bernardino, der ihn so bearbeiten kann, dass die Nachbarin nicht mehr viel Freude an ihm hat.«

Jake schüttelte den Kopf. »Raue Sitten in Rialto.«

»Okay, Rita in Rialto, danke für den Anruf. Hier kommt Harry von der Ostküste. Harry, was meinst du?«

»Ich finde, du hast recht, Jane. Es gibt dort draußen viele gute Männer, Sally. Vergiss den Schuft. Du bist zu gut für ihn, und lass dich nie wieder so respektlos behandeln.«

»Ein weiser Rat, Harry, danke. Und jetzt haben wir eine traurige Geschichte aus dem Nordwesten. Tim aus Tacoma. Du bist dran, Tim. Sprich mit mir.«

Jake lehnte sich wieder zurück, streckte die langen Beine aus und ließ sie über das Geländer baumeln. Es war ein milder Winter gewesen, und der Frühling war früher als sonst gekommen. Aber obwohl die ersten Märztage mild waren, herrschte um Mitternacht bittere Kälte, vor allem auf der Galerie, die die Kuppel des Beobachtungsturms umgab. Stellenweise lag noch Schnee, und das Thermometer, das am Pfosten neben der Tür hing, zeigte zwei Grad plus.

Er zog die Jacke fester um sich und griff nach dem Glas Wein. Die Kälte machte ihm nichts aus, aber selbst wenn, wäre er nicht hineingegangen. Der Himmel war ein Sternenmeer und eine kalte Nase und rote Ohren wert.

Er leerte das Glas und lauschte Janes erotischer Stimme. Es war still auf dem Berg, und sie driftete in die Dunkelheit hinaus wie der Wind durch die Mammutbäume. Es war die Musik gewesen, die ihn zuerst an Lost Loves gereizt hatte, eine Mischung aus modernem und klassischem Jazz, aber es hatte nicht lange gedauert, bis er sich auch den Rest angehört hatte – vor allem die Moderatorin selbst.

Jake hielt nicht viel von Talkshows, aber Janes Antworten waren so spontan und ungekünstelt, dass sie ihn neugierig machten. Die Frau erschien ihm natürlich und ohne die üblichen Allüren und aufgesetzte Melodramatik, die ihn an anderen Medienleuten so störte. Es war diese Art, ihre Kommentare, ihr Humor, der ihn Nacht für Nacht Lost Loves einschalten ließ – und ihre sexy Stimme.

»So, das war’s für diese Nacht. Vergesst nicht, morgen wieder einzuschalten. Dann vertritt mich hier die schlaue Füchsin Nancy Fox, während ich meinem Herzen eine kleine Erholungspause gönne.«

»Wer hat es dir gebrochen, Jane?«, fragte Jake, während er das Glas und den Feldstecher nahm und langsam aufstand.

»Aber am Montag bin ich wieder da. Mit dem besten Jazz und dem Schlimmsten, was die Liebe hervorbringt. Bis dahin seid ihr bei der Füchsin in den besten Händen.«

»Aber die ist nicht Jane«, meinte Jake. In den sechs Monaten, die er jetzt schon zuhörte, hatte ihre Vertreterin ihn jedes Mal gelangweilt. Aber dieses Mal störte es ihn nicht. Wegen Teds Hochzeit würde er die Talkshow in den nächsten Nächten sowieso verpassen.

Die Vorstellung, dass er bald den Berg verlassen und nach Los Angeles zurückkehren musste, ließ in ihm die verschiedensten Gefühle aufsteigen, und plötzlich fror er – was absolut nichts mit der Kälte zu tun hatte. Die Jacke schützte ihn vor der frostigen Nachtluft, aber nicht vor dem, was die Erinnerung in ihm weckte.

»Und vergesst nicht, die Liebe kann wunderschön sein, aber wenn sie vorbei ist, sind wir da, um euch zu helfen. Dies war Jane Streeter mit Lost Loves. Träumt, hofft und liebt, bis es wehtut. Bis zum nächsten Mal und gute Nacht.«

Jake warf einen letzten Blick zum Himmel hinauf. Der Wind hatte zugenommen, wisperte durch die Baumkronen und ließ die Temperatur noch weiter abnehmen. Er schaltete den Wandlautsprecher aus und schob die Tür auf.

Die Rangerstation LP6 saß mit ihren soliden Steinmauern und dem dreißig Fuß hohen Beobachtungsturm auf dem Gipfel des Mount Holloway. In den drei Jahren, in denen Jake jetzt hier arbeitete, hatte er sich an das wechselhafte Wetter gewöhnt. Dieser – auch Eagle’s Eye genannte – Posten im entlegensten Teil des kalifornischen Nationalforsts Los Padres war nicht gerade begehrt, denn es gab nur wenige Ranger, die die Einsamkeit und die harten Lebensbedingungen lange ertrugen. Aber Einsamkeit war genau das, was Jake gesucht hatte, als er Ranger geworden war. Er hatte allein sein wollen, so weit wie möglich von anderen Menschen, der Polizei von Los Angeles und seinen Erinnerungen entfernt.

Valerie hatte ihm vorgeworfen, dass er davonlief – vor ihr, ihrer Ehe und all den Gründen, aus denen sie nicht funktionierte. Aber ihre Beziehung war schon zuvor in eine Krise geraten, lange bevor es einen angeklagten Drogendealer und einen wichtigen Belastungszeugen gegeben hatte.

Zehn Jahre war er Polizist gewesen, und wie er fand, ein verdammt guter. Er hatte hart gearbeitet und viele Überstunden gemacht, um nach oben zu gelangen. Der Lohn für seine Anstrengungen war das Kommando über eine Spezialeinheit gewesen, die einem von Los Angeles aus operierenden Drogenring das Handwerk legen sollte. Aber zugleich wurde seine Karriere zur Belastung für seine Ehe. Er versprach Valerie, Urlaub zu nehmen, sobald der Auftrag erledigt war, und mit ihr zusammen an der Beziehung zu arbeiten – und wer weiß, vielleicht hätten sie noch etwas retten können, wenn alles so gelaufen wäre, wie es geplant war. Doch das würde er jetzt nie mehr erfahren, denn das Schicksal hatte sich eingemischt, und alles war anders gekommen.

Er hängte das Fernglas an den Haken und schaltete das Licht und die Stereoanlage aus. Im Turm wurde es dunkel. Nur die Wendeltreppe, die von der Beobachtungsplattform nach unten führte, war noch schwach beleuchtet. Jake dachte nicht gern an sein altes Leben, aber manchmal half weder die Zeit noch die Entfernung gegen die Erinnerungen.

Ricky Sanchez. Ein Mann, der sein ganzes Leben schwer gearbeitet hatte. Ein anständiger Familienvater. Ein Mann, den Jake niemals vergessen würde.

Es war eine warme Nacht im Juni gewesen. Wie immer hatte Ricky Sanchez in einem der Wolkenkratzer von L. A. die Korridore gebohnert, die Abfalleimer geleert und die Waschräume gesäubert. Aber in jener Nacht war er zur falschen Zeit am falschen Ort. Von einer Abstellkammer aus wurde Ricky zum Zeugen eines millionenschweren Rauschgiftgeschäfts mit tödlichem Ausgang.

Damals wusste Ricky noch nicht, dass der Mann, der vor seinen Augen einem Rivalen eine Kugel in den Kopf gejagt hatte, der berüchtigte Drogenbaron Donnie Hollywood war. Aber sein Instinkt sagte ihm, dass er sich verstecken musste, wenn er überleben wollte. Also tat er genau das und kauerte noch immer zitternd in einem Kriechboden, als die Polizei ihn am nächsten Morgen fand.

Jake erinnerte sich noch an den Adrenalinstoß, den Rickys Aussage in ihm ausgelöst hatte. Seit Monaten hatten sie versucht, etwas gegen Hollywood in die Hand zu bekommen. Etwas, mit dem sie ihn für immer aus dem Verkehr ziehen konnten. Jedes Mal war er ihnen entwischt, aber jetzt hatte er eine Mordanklage am Hals, und Rickys Auftritt vor Gericht würde ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter bringen.

Natürlich war es keine Überraschung, als sich herumsprach, dass Hollywood eine Prämie auf Rickys Kopf ausgesetzt hatte. Die Behörden hatten bereits Schritte unternommen, um den Hauptbelastungszeugen zu schützen, und Jake war sicher, dass sie alles Erforderliche getan hatten. Er war in einem sicheren Haus untergebracht worden, wurde rund um die Uhr bewacht, und niemand außer Jake, dem Staatsanwalt und einigen ausgewählten Beamten der Spezialeinheit wusste, wo er sich aufhielt.

Mit allem hatte Jake gerechnet, aber nicht damit, dass ausgerechnet einer seiner eigenen Leute Ricky verraten würde. Hollywood hatte geschafft, was Jake ihm nie zugetraut hätte – er hatte einen Kollegen umgedreht. Das war ein Fehler, den Jake sein Leben lang bereuen würde. Ein Fehler, der nicht nur Ricky, sondern auch zwei ehrliche Polizisten ins Grab gebracht hatte.

Jake blieb an der Treppe stehen und starrte nach unten. Das Gefühl, verraten worden zu sein, war überwältigend gewesen. Aber am schlimmsten war das Wissen, versagt zu haben. Ricky hatte ihm und der Spezialeinheit sein Leben anvertraut, und sie hatten ihn im Stich gelassen. Bei der Beerdigung hatte Rickys Witwe Jake gesagt, dass sie ihm verzieh, und seitdem verfolgten ihre Worte ihn. Wie konnte sie ihm verzeihen, wenn er sich selbst nicht verzeihen konnte?

Er ging nach unten und über den Korridor in seine kleine Wohnung. Die Beerdigung war über drei Jahre her. Genau drei, seit Valerie ihn verlassen hatte und er bei der Polizei ausgeschieden war. Er hatte versagt – beruflich wie privat. Seine Frau hatte gelitten, und ein unschuldiger Mann hatte mit seinem Leben bezahlt. Wie konnte er das jemals vergessen?

Er hatte gehofft, dass das Alleinsein ihm helfen würde, sein Schuldgefühl zu überwinden, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Aber langsam fing er an zu glauben, dass das nie geschehen würde. Ted hatte ihm gesagt, dass die Zeit die Wunden heilen würden, aber sie schmerzten noch immer, als wären sie frisch.

Jake schaltete das Licht in der Küche an. Die Station war für zwei Ranger gebaut worden, mit einer Wohnung im Fuß des Turms und einer anderen über der separaten Garage. Aber in Zeiten knapper Kassen war LP6 mit nur einem Ranger besetzt, und Jake hatte sich für die Wohnung entschieden, zu der die gemeinsame Küche und der Kamin gehörten. Außerdem war er hier dem modernen Kommunikationssystem näher, das ihn mit der Außenwelt verband.

Er stellte das Glas in die Spüle und ging ins Schlafzimmer. Obwohl ihm war, als würde er frühestens in zwölf Stunden wieder aufwachen, konnte er trotz seiner Erschöpfung einfach nicht abschalten.

Vielleicht lag es daran, dass er den Berg verlassen würde. Möglicherweise würde es ihm gut tun, einen kurzen Ausflug in die Zivilisation zu unternehmen, alte Bekannte zu treffen, ungesund zu essen und sich ein paar Drinks zu viel zu gönnen. Außerdem hatte er es nicht fertiggebracht, zu Ted Nein zu sagen.

Ted Reed war Lieutenant bei der Polizei von Los Angeles und für ihn wie ein Bruder. Jake war sicher, dass er die Monate nach Rickys Tod und der Scheidung von Valerie ohne Ted nicht überstanden hätte. Sie waren zusammen in einem Viertel aufgewachsen, in dem man wissen musste, wem man vertrauen konnte – und Ted hatte sein Vertrauen mehr als ein Mal gerechtfertigt. Irgendwie schafften sie es beide, die Armut und die Gewalt zu überleben und einen anständigen Beruf zu ergreifen. Gemeinsam gingen sie auf die Polizeiakademie, und stets halfen sie einander in den zehn Jahren bei der Polizei. Die harten Zeiten hatten ein festes Band zwischen ihnen gewoben.

Ted war es fast peinlich gewesen, Jake zu bitten, sein Trauzeuge zu werden. Als erwachsene Männer und Polizisten hatten sie gelernt, sich bedeckt zu halten und ihre Gefühle nicht zu offenbaren. Ted hatte ihm nicht viel über die Frau erzählt, die er heiraten wollte, aber Jake hatte auch so gespürt, was sein Freund für sie empfand.

Die Hochzeit sollte in ein paar Tagen stattfinden, und Jake hatte vor, nach Los Angeles zu fahren, sobald er sich den Wanderpfad angesehen hatte. Obwohl die Station abgelegen war, hatte sie Nachbarn. Da war Clayton Fowler, sein Kollege in Cedar Canyon achttausend Fuß tiefer am Fuß des Berges. Und da Jake regelmäßig nach Vega Flats fuhr, waren alle aus der kleinen, aber bunten Schar der Einwohner seine Freunde geworden. In den Sommermonaten gab es Wanderer, Mountainbiker, Camper und sogar eine Handvoll Angler und Jäger. Und das Funkgerät, das Handy und das Internet sorgten dafür, dass der Kontakt zur Welt jenseits der Berge nie abriss. Wenn er ein Netz bekam, telefonierte er regelmäßig mit Ted, seinen Kollegen, seiner Mom und seiner Schwester. Dank der Satellitenschüssel empfing er mehr Fernsehprogramme, als er zählen konnte, und dann war da noch das Radio – und natürlich Jane Streeter.

»Schlaf jetzt«, murmelte er, während er sich auf die Seite drehte und die Decke unters Kinn zog.

Er ließ seinen Gedanken freien Lauf und fragte sich, wie viele der Geschichten in Lost Loves wahr waren und wie viele die Anrufer sich ausgedacht hatten, um in die Sendung zu kommen.

Er dachte an Janes melodische Stimme. Würde er sich etwas ausdenken, nur um mit ihr sprechen zu können? Oder würde er ihr von Valerie und Ricky erzählen, und was würde sie ihm raten?

»Ich weiß, dass du da bist, Jane. Ich kann dich atmen hören. Du brauchst nichts zu sagen – du hast vorhin im Radio genug gesagt. Jetzt bin ich dran. Du kannst zur Abwechslung mal zuhören. Hast du meinen Brief bekommen? Wenn du ihn liest, weißt du, dass es nicht mehr lange dauert. Ich werde dich finden und …«

Ihre Hand zitterte, als sie auflegte. Ihr Herz schlug so heftig, dass es fast wehtat.

»He, bist du okay?«

Sie sah in Dales freundliches Gesicht. »Ja, es … geht mir gut. Warum?«

»Du siehst blass aus.« Ihr Produzent musterte sie einen Moment lang und kniff die Augen leicht zusammen. »Das war er, nicht wahr? Es war wieder dieser Geisteskranke. Dieser verdammte …«

»Er wollte mich nur wissen lassen, dass er zugehört hat.«

Dale griff nach dem Hörer.

»Nein, bitte«, sagte sie und legte ihre Hand auf seine.

»Wir müssen es melden.«

»Es war nicht anders als sonst. Er zieht sich daran hoch – nichts Neues.«

»Aber die Cops werden es wissen wollen.«

»Und ich erzähle es ihnen, versprochen. Nur nicht jetzt. Ich bin müde und habe keine Lust, bis zum Morgengrauen Fragen zu beantworten.«

Er nahm den Hörer ab und hielt ihn ihr hin. »Ruf an.«

»Er ist auf Band. Sie können es sich morgen früh anhören.«

»Sie haben gesagt, du sollst jeden seiner Anrufe melden.«

»Das werde ich. Ich verspreche es«, wiederholte sie. »Gleich morgen.«

Dale holte tief Luft und warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Wenn du es nicht tust, werde ich es tun.«

»Ich werde es tun«, sagte sie und hob eine Hand. »Pfadfinderehrenwort.«

Dale verzog das Gesicht. »Ich habe eine Flasche in meiner Schublade. Möchtest du einen Drink?«

»Nein, nicht nötig. Ich habe einen weiten Heimweg.«

»Na ja.« Dale ging zur Tür. »Wenn du es dir anders überlegst, lass es mich wissen.«

»Mache ich.«

Er drehte sich noch einmal zu ihr um. »Und sag Bescheid, wenn du hier Schluss machst. Ich möchte nicht, dass du allein zum Wagen gehst.«

Sie nickte. »Ja, Mutter.«

Dale schnaubte und schüttelte den Kopf. »Du erstaunst mich. Du sitzt so cool und ruhig da. Beunruhigt es dich nicht, dass dort draußen ein Verrückter herumläuft?«

»Sicher beunruhigt es mich. Aber du sagst selbst, er ist verrückt, also vermutlich harmlos«, sagte sie zuversichtlicher, als sie sich fühlte. »Obwohl ich zugeben muss, es wird mir besser gehen, wenn die Polizei ihn eingesperrt hat.«

Dale lächelte. »Glaub mir, uns allen.«

Sie lächelte, doch als er die Studiotür hinter sich schloss, wurde ihr Mund schmal. Sie starrte auf ihre Hände und ballte sie zu Fäusten, um sie am Zittern zu hindern. Ihr war übel, und sie würde mehr als einen Drink brauchen, um die widerliche Stimme am Telefon zu vergessen.

»Denk nicht daran. Denk einfach nicht mehr daran«, murmelte sie.

Sie schloss die Augen, als es hinter ihren Schläfen zu pochen begann. Ihre Fingernägel bohrten sich in die Handflächen, aber das war ihr egal – Hauptsache, sie konnte aufhören, daran zu denken.

Aber sie wusste, dass sie sich etwas vormachte. Nie im Leben würde sie genug Alkohol herunterbekommen, um die raue, höhnische Stimme aus ihrem Kopf zu vertreiben. Außerdem hatte sie morgen früh einen Klienten. Eine nächtliche Radio-Talkshow mit einer psychologischen Praxis zu vereinbaren war schwer genug – auch ohne einen dicken Kopf.

Mit den Fäusten rieb sie sich die Schläfen. Sie war fest entschlossen, sich die Angst nicht anmerken zu lassen. Sie würde sich nicht unterkriegen lassen. Sie durfte es nicht. Wenn sie sich lange genug so benahm, als wäre alles in Ordnung, würde die Angst vielleicht vergehen. Aber wann?

Als der erste Brief acht Monate zuvor angekommen war, hatte sie sich keine großen Sorgen gemacht. Schließlich bekam sie im Sender so viel Post, dass es ganz natürlich war, unter den Absendern auch ein paar Spinner zu finden. Doch als nach einer Weile aus Briefen Anrufe und die Anrufe immer drohender wurden, wuchsen auch ihre Sorgen – und die aller anderen.

Wie dumm sie damals gewesen war. Zuerst war er ihr so harmlos erschienen, und sie hatte geglaubt, ihn durch Reden zur Vernunft bringen zu können. Sie hatte seine Anrufe entgegengenommen und geduldig zugehört, wenn er davon faselte, dass sie beide füreinander bestimmt waren. Jetzt war ihr klar, dass sie es nicht hätte tun dürfen. Er war immer feindseliger geworden, und niemals würde sie die Worte vergessen. Und die Bilder, die sie in ihr erzeugt hatten.

»Ich werde nicht daran denken. Ich werde nicht daran denken«, schwor sie sich, und ihre Hände begannen wieder zu zittern.

»Haben Sie etwas gesagt?«

»Wie?« Sie zuckte zusammen, als der junge Praktikant des Senders in der Tür erschien. »Nein.«

Verwirrt zuckte der junge Mann mit den Schultern. »Dale hat gesagt, ich soll Sie zu Ihrem Wagen begleiten. Können wir gehen?«

»Oh. Richtig. Ja.« Sie räusperte sich. »Ich … bin so weit.«

Sie kam sich albern vor, als sie ihm über den Korridor und in den Fahrstuhl folgte, aber im Grunde war sie dankbar, jetzt nicht allein sein zu müssen. Natürlich war da noch der Rest der Nacht – die Heimfahrt, das leere Haus, die langen Stunden bis zum Sonnenaufgang, wie immer in den letzten acht Monaten. Und es wurde auch nicht besser, wenn sie endlich einschlief, denn die Träume voller dunkler, unheimlicher Gestalten waren noch schlimmer.

Die Fahrstuhltür glitt auf, und das Geräusch hallte durch die fast leere Tiefgarage. Ihre Schritte auf dem Beton ließen sie noch verlassener wirken.

»Ich mag Ihren Wagen«, sagte der Praktikant, als sie mit einem Druck auf die Fernbedienung die Schlösser aufschnappen ließ.

»Danke«, erwiderte sie und warf einen aufmerksamen Blick in den Geländewagen. Als sie sicher war, dass sich niemand darin versteckt hatte, stieg sie ein. »Auch dafür, dass Sie mich hergebracht haben.«

»Kein Problem. Passen Sie auf sich auf.« Er winkte ihr zu und kehrte zum Fahrstuhl zurück.

Sie schloss die Tür und betätigte die Verriegelung.

Jane hasste es, so zu leben. Es war nicht fair. Ihr Leben gehörte nicht mehr ihr – und das alles wegen dieses … Wahnsinnigen. Er war irgendwo dort draußen. Tat, was er wollte. Konnte gehen, wohin er wollte. Sie dagegen lebte im Gefängnis, schaute dauernd über die Schulter und fürchtete sich vor dem, was hinter der nächsten Ecke lauerte.

»Und genau darauf legt er es an«, sagte sie in die Stille hinein – was ihre Situation nur noch auswegloser erscheinen ließ. Er wollte sie terrorisieren, und bisher war ihm das gelungen.

Frustriert fuhr sie aus der Garage, bog auf die Straße ein und drehte das Radio auf. Vielleicht war er ganz in der Nähe. Vielleicht beobachtete er sie schon – und fast wünschte sie, es wäre so. Wenn er sehen wollte, wie sie sich vor ihm versteckte, würde sie ihn enttäuschen. Sie mochte Angst haben, ihre Nerven mochten zum Zerreißen gespannt sein, aber er würde sie nicht in die Knie zwingen – nicht solange sie lebte.

»Endlich! Der Mann aus den Bergen ist da.« Ted drängte sich durch die kleine Menschenansammlung im Vorraum der Kirche. Mit ausgestreckten Armen zog er Jake an sich. »Bin ich froh, dass du hier bist!«

»Tut mir leid, ich bin zu spät«, sagte Jake und erwiderte die herzliche Umarmung. »Die 405 war ein einziger Parkplatz. Ich habe nicht damit gerechnet, dass der Verkehr um diese Tageszeit so dicht ist.«

»Jetzt weiß ich, dass du schon viel zu lange in deiner Einöde haust«, sagte Ted und löste sich von ihm. »Das hier ist Los Angeles, schon vergessen? Hier ist immer Stau – Punkt!« Er legte eine Hand auf Jakes Schulter und atmete tief durch. »Du musst mir helfen.« Er strich über seinen Bauch. »So wahr mir Gott helfe, ich glaube, da sind Schmetterlinge drin. Ich bin für das hier nicht gemacht.«

Jake musste lächeln. Groß, schlank und mit von der Sonne gebleichtem Haar, glich Ted eher dem typischen kalifornischen Surfer als einem erfahrenen Cop, der sich nie anmerken ließ, was in ihm vorging. Aber in diesem Moment sah er aus, als wäre er kurz davor, die Fassung zu verlieren.

»Sag mir nicht, dass du nervös bist. Ein hartgesottener Cop wie du?«

»Mit Verbrechern werde ich fertig. Aber du musst mich vor der Hochzeitsplanerin beschützen.«

Jake runzelte die Stirn. »Was ist eine Hochzeitsplanerin?«

»Nicht was – wer«, erwiderte Ted, während er sich unauffällig umdrehte und auf eine kleine, elegant gekleidete Frau zeigte, die sich in der Kirche mit einer Gruppe von Leuten unterhielt. »Und wenn du mich fragst, die Frau ist schlimmer als ein Ausbilder bei den Marines.«

Jake warf einen Blick in ihre Richtung. »Die kleine Lady? Vor der hast du Angst?«

»Lass dich von ihrer Größe nicht täuschen«, warnte Ted. »Ich kenne Gefängniswärter, die sich von ihr haben einschüchtern lassen.«

»Soll ich zu ihr gehen und ihr etwas Respekt beibringen?«

Ted zog eine Grimasse. »Sehr komisch.«

Jake lachte. »Beruhige dich, jetzt ist die Kavallerie da. Ich werde dich beschützen, wenn …« Er schaute zu der zierlichen Person hinüber und lachte wieder. »Wenn Minnie Mouse gemein zu dir ist.«

Erst jetzt brachte auch Ted ein Lachen zustande. Er klopfte Jake auf die Schulter. »Ich muss zugeben, seit du hier bist, fühle ich mich schon wohler. Du fehlst mir.«

Jake wurde ernst. Ted wusste besser als jeder andere, dass diese Reise nach L. A. für ihn nicht einfach war. »Vielleicht habe ich auch ein paar Schmetterlinge im Bauch.«

»Dazu gibt es keinen Grund«, versicherte Ted ihm. »Wir alle sind deine Freunde, und jeder freut sich darauf, dich wiederzusehen. Du hast allen gefehlt.«

»Meinst du?«

»Ich weiß es.«

»Na ja.« Jake zuckte die Achseln. »Deine Hochzeit wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.«

»Das habe ich gehofft. Ich glaube nicht, dass ich all das hier ohne dich durchstehen würde«, gab Ted zu. Kopfschüttelnd schaute er sich um. »Sieh dir das an – dieser ganze Trubel. Das ist einfach nicht meine Art. Was tue ich hier?«

Jake kniff die Augen leicht zusammen. »Dir sind doch nicht etwa Bedenken gekommen, oder?«

»Dagegen, Cindy zu heiraten? Niemals! Sie ist … perfekt! Du wirst sie lieben.«

»Hauptsache, du liebst sie.«

»Oh, das tue ich.« Ted hob die Hände. »Genug, um all das hier zu ertragen.«

Jake nickte. »Dann muss es wahre Liebe sein.«

Ted lächelte, wurde jedoch schlagartig wieder ernst, als die Hochzeitsplanerin in ihre Richtung kam.

»Wir fangen in fünf Minuten an, Jungs«, sagte sie und eilte weiter. »Sucht euch einen Platz, ja?«

Ted sah ihr nach und warf Jake einen Blick zu. »Du hast sie gehört. Lass uns hineingehen.«

Jake schmunzelte. »Aber verpassen wir nicht die Braut? Wann lerne ich endlich die Frau kennen, die dich dazu gebracht hat, all das hier auf dich zu nehmen?«

»Ich weiß nicht. Eigentlich müsste sie schon hier sein …« Ted sah über die Schulter, als ein Wagen vor dem Kirchenportal hielt. »Da ist sie. Komm, ich mache euch bekannt.«

Jake folgte ihm nach draußen und dorthin, wo zwei Frauen aus dem Wagen stiegen – eine blond, eine brünett. Scheinbar mühelos hob Ted die Brünette auf die Arme und drückte sie an sich.

»Ich vermute, das ist die Braut«, sagte Jake, als er die hochgewachsene Blondine erreichte, die noch am Wagen stand.

»Wenn nicht, hat Ted einiges zu erklären«, erwiderte sie trocken.

Plötzlich lief es ihm kalt den Rücken herunter. Ein Gefühl, das er nicht beschreiben konnte, stieg in ihm auf und ließ sein Herz schneller schlagen. Er drehte sich zu der Frau neben ihm und musterte sie, während er die Hand ausstreckte.

»Ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet. Ich bin Jake Hayes.«

»Kristin Carey«, murmelte sie und ignorierte seine Hand, um eine Sonnenbrille aufzusetzen. »Wann soll es anfangen?«

Es war nicht das erste Mal, dass eine Frau ihn abblitzen ließ, aber so deutlich hatte es noch keine getan. »Laut Minnie Mouse dort drüben«, sagte er und nickte in Richtung der Hochzeitsplanerin, »in fünf Minuten.«

»Minnie Mouse?«

»Vergessen Sie es.« Er schüttelte den Kopf. »Nur ein Scherz.« Aber ihr Gesichtsausdruck ließ erkennen, dass sie ihn nicht sehr lustig fand.

»Cin«, rief sie und ließ ihn einfach stehen. »Ich glaube, die Hochzeitsplanerin will etwas von dir.«

Ted hatte seine zukünftige Frau wieder auf die Füße gestellt und drehte sich mit ihr zu ihnen um.

»Das ist sie, Jake«, verkündete er. »Das ist Cindy.«

»Cindy«, sagte Jake mit leiser, höflicher Stimme.

Durch die wenig freundliche Begegnung mit der eisigen Blondine verunsichert, wusste Jake nicht, was er von Cindy erwarten sollte. Sollte er ihr die Hand geben, sich verbeugen oder wie ein Trottel herumstehen? Aber Cindy schien keine Zweifel zu haben. Zu seiner Überraschung umarmte sie ihn und küsste ihn auf die Wange.

»Jake! Endlich!«, rief sie mit funkelnden blauen Augen. »Ich kann es kaum glauben. Du stehst tatsächlich vor mir! Ted redet so oft von dir, dass es mir vorkommt, als wären wir längst Freunde.«

»Versprich mir, dass du mir eine Chance gibst, mich zu verteidigen«, erwiderte Jake und mochte Cindy auf Anhieb. »Man kann nie wissen, was dieser Typ alles erzählt.«

»Nur Gutes«, versicherte Cindy und zwinkerte Ted zu, während sie sich bei Jake einhakte. »Aber ich verlasse mich darauf, dass du mir sämtliche Geheimnisse verrätst.«

»Ich sage ihr dauernd, dass es keine Geheimnisse gibt«, protestierte Ted. »Ich bin ein zutiefst langweiliger Mensch.«

Jake sah Cindy an. »Na ja, da hat er recht. Er ist langweilig. Ich frage mich, was du an ihm findest.«

Cindy lachte. »Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich Herausforderungen liebe. Richtig, Kristin?«

»Je größer, desto besser.«

Da war es wieder, dieses eigenartige Kribbeln am Nacken. Kannte er diese Frau? Hatte sie ihm deshalb die kalte Schulter gezeigt? Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass er jemanden vergaß, der so aussah wie sie. Kristin Carey mochte ein wenig frostig sein, aber das änderte nichts daran, dass die hochgewachsene, schlanke Blondine eine der atemberaubendsten Frauen war, die er je gesehen hatte. Wären sie einander schon mal begegnet, hätte er sich mit Sicherheit daran erinnert.

»Jake«, sagte Cindy. »Das ist meine Schwester Kristin.«

Jake nickte. »Wir haben uns schon miteinander bekannt gemacht.«

»Das ist großartig«, erwiderte Cindy und streckte eine Hand nach ihrer Schwester aus. »Denn da ihr beide Trauzeugen seid, werdet ihr während der nächsten Tage viel Zeit zusammen verbringen.«

Jake fühlte, wie sich in ihm etwas zusammenzog. »Wunderbar.«

»Okay, alle in die Kirche. Wir fangen an.« Laut in die Hände klatschend kam die Hochzeitsplanerin auf sie zu. »Zum Plaudern ist später noch genug Zeit. Ab in die Kirche.«

»Das war ein Befehl«, murmelte Ted und zog Cindy an sich. »Und ich rate euch, ihn zu befolgen.«

Jake sah den beiden nach, als sie Arm in Arm die Stufen hinaufgingen. Langsam drehte er sich zu Kristin um und warf ihr einen zaghaften Blick zu. »Sollen wir?«

Autor

Rebecca Daniels
Mehr erfahren