5 Dinge, die du niemals tun solltest!

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HEIRATE NIEMALS EINEN PLAYBOY!

Die Braut, die sich nicht traut? Am liebsten würde Zara vor dem Altar umkehren! Wie konnte sie sich nur von ihrem Vater zu einer arrangierten Ehe mit dem Playboymilliardär Chase Whitaker überreden lassen? Doch dann senkt ihr umwerfend attraktiver Bräutigam zum ersten Mal seine Lippen auf ihre - und alle Zweifel sind wie weggezaubert. Nie zuvor hat Zara solch überwältigende Leidenschaft verspürt. Nichts scheint plötzlich mehr wichtig, als sinnliche Erfüllung in Chases Armen zu finden. Ein Fehler? Noch ahnt Zara nicht, dass er ein dunkles Geheimnis vor ihr verbirgt …

BELÜGE NIEMALS EINEN MILLIARDÄR!

"Du hast 48 Stunden Zeit, dich zu entscheiden." Die schöne Chase ist bei diesen eiskalten Worten fassungslos: Der erfolgsverwöhnte Alessandro Moretti lässt sie bei den wichtigen Verhandlungen um ihr Herzensprojekt nur gewinnen, wenn sie seine Geliebte wird! Mit sinkendem Mut sieht sie in die unergründlichen Augen des italienischen Milliardärs. Will er sich mit seinem schamlosen Angebot rächen, weil sie ihn damals verlassen hat? Eine ausweglose Situation für Chase! Was soll sie bloß tun? Sagt sie Nein, ist alles verloren. Sagt sie Ja, ist sie verloren …

VERTRAUE NIEMALS EINEM FREMDEN!

Attraktiv und verboten charmant! Nie hätte Brianna gedacht, dass sich ein Mann wie Leo Spencer je in den hintersten Winkel Irlands verirren würde. Und dann als Gast in ihrem Bed & Breakfast bleibt! Doch es kommt noch besser. Der geheimnisvolle Fremde scheint von ihr genauso fasziniert zu sein … wie seine Küsse ihr beweisen. Und selbst wenn es für ihn eine flüchtige Affäre bleiben soll, spürt Brianna, sie beide verbindet noch viel mehr als das … bis Leo seine wahre Identität enthüllt und plötzlich nichts mehr von ihr wissen will! Hat sich ihr Herz wirklich so in ihm getäuscht?

VERFÜHR NIEMALS DEINEN BOSS

Weil ihr Boss spurlos verschwunden ist, muss Sophie als persönliche Assistentin für dessen attraktiven Geschäftspartner Zach Lassiter arbeiten. Schnell wird sie misstrauisch: Was hat Zach mit dem mysteriösen Verschwinden zu tun? Sophie spürt deutlich, dass er etwas vor ihr verbirgt. Spontan beschließt sie, ihn zu verführen - natürlich nur, um hinter sein Geheimnis zu kommen. Doch Zach ist einfach viel zu sexy. Die verzehrende Leidenschaft, die Sophie in seinen Armen entdeckt, lässt sie bald jeden Plan vergessen. Ein folgenschwerer Fehler - oder ist Zach etwa doch unschuldig?

KÜSSE NIEMALS EINEN PLAYBOY!

Der reiche Playboy Gabriel Diaz ist Lucys einzige Hoffnung! Tatsächlich sagt er ihr spontan seine Hilfe zu, als ihre Eltern in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Aber er nennt auch sogleich den Preis dafür: Lucy soll ihm eine zärtliche Liebesnacht schenken! Ihr stockt der Atem. Wie kann Gabriel es wagen? Spontan hasst sie ihn - und ist doch ungewollt fasziniert von seiner unwiderstehlich männlichen Ausstrahlung. Kaum hat Gabriel ihr einen ersten Kuss gestohlen, muss sie sich eingestehen, dass ihr verräterischer Körper sich bereits nach mehr sehnt …


  • Erscheinungstag 10.02.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733773779
  • Seitenanzahl 720
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Caitlin Crews, Cathy Williams, Yvonne Lindsay

5 Dinge, die du niemals tun solltest!

IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© 2014 by Caitlin Crews
Originaltitel: „His for Revenge“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2206 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: SAS

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 11/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733702229

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

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1. KAPITEL

Zara Elliott war schon halbwegs das Mittelschiff der Kirche in dem hübschen Bilderbuchstädtchen in Connecticut, in dem ihre Familie seit den Gründerzeiten lebte, hinunter, als ihr mit einem Schlag das Ausmaß dessen, was sie hier tat, bewusst wurde.

Unter den Bahnen und Bahnen von weißem Tüll, in denen sie sich vorkam wie die Figur auf einer Hochzeitstorte, wurden ihr die Knie weich. Fast wäre sie stehen geblieben, vor den Augen der unzähligen Gäste, die ihr Vater zu dieser Zirkusvorstellung eingeladen hatte.

„Wage es nicht, einen Rückzieher zu machen“, zischte er ihr harsch zu, auch wenn sein für die Öffentlichkeit bestimmtes Lächeln keinen Moment wankte. „Ich trage dich auch den ganzen Weg bis zum Altar, wenn es sein muss. Aber glaube mir, begeistert werde ich dann nicht sein.“

Es war das Höchstmaß an väterlicher Liebe und Unterstützung, die Zara von Amos Elliott erwarten konnte, der Geld und Einfluss sammelte wie andere Väter Briefmarken. Und im Rebellieren war Zara noch nie sehr gut gewesen.

Rebellion war immer Ariella vorbehalten gewesen.

Was auch der Grund war, weshalb Zara sich jetzt in dieser Situation befand.

Sie zwang sich, weiterzugehen und nicht an ihre ältere Schwester zu denken. Dieses Kleid war nämlich viel zu eng. Erstens war Ariella fast zehn Zentimeter größer als Zara, und zweitens hatte sie im Gegensatz zu Zara die Oberweite eines präpubertären Teenagers. Wenn Zara sich jetzt aufregte, könnte es durchaus passieren, dass sie diese Tüll-Monstrosität sprengte, vor aller Augen, hier mitten in der Kirche, die ihre Vorfahren vor Jahrhunderten gebaut hatten.

Würde ihrem Vater recht geschehen! Aber der Preis, den sie dann dafür zahlen müsste, war es nicht wert. Außerdem tat Zara das hier für ihre Großmutter – Gott hab sie selig! –, die der festen Überzeugung gewesen war, Zara müsse ihrem Vater noch eine Chance geben. Letzten Sommer auf dem Sterbebett hatte sie Zara das Versprechen abgenommen – und hatte ihr aber gleichzeitig auch das Cottage auf Long Island vermacht, nur für den Fall, sollte besagte Chance nicht von Erfolg gekrönt sein.

So konzentrierte Zara sich lieber auf den berüchtigten Chase Whitaker, ihren Bräutigam. Er stand vorn am Altar, mit dem Rücken zu ihr, so als würde er die romantische Spannung erhöhen wollen, dabei wusste Zara, dass er nur die eigene Wut verbarg. Er hatte deutlich klargemacht, dass er diese Heirat nicht wollte, für die ihr hinterlistiger, manipulierender Vater verantwortlich war. Als vor ein paar Monaten Chases Vater, Eigner und CEO von Whitaker Industries, unerwartet gestorben war, hatte Amos die Schwäche im Vorstand sofort ausgenutzt.

Selbst wenn sie diejenige gewesen wäre, die jetzt hier über den Gang hätte schreiten sollen, wäre Chase gegen die Hochzeit gewesen. Nur war Ariella heute Morgen schlicht nicht erschienen.

Zara hatte sich immer für einen pragmatischen Menschen gehalten, und sie war auch stolz darauf, aber sie musste zugeben, dass ein Teil von ihr sich neugierig fragte, wie es wohl sein würde, wäre das hier echt. Wäre sie nicht in allerletzter Minute für ihre schöne Schwester eingesprungen, die allgemein „das Juwel in der Elliott-Krone“ genannt wurde. Wie es wäre, wenn ein Mann wie Chase Whitaker, von dessen dunkelblauen Augen, breiten Schultern, dichtem dunklem Haar und vor allem charmanten britischen Akzent die gesamte Frauenwelt schwärmte, wirklich vor dem Altar auf sie warten würde.

Wenn das Wörtchen wenn nicht wär … Du bist eine Närrin.

Niemand wäre auf die Idee gekommen, Zara als „Juwel“ zu bezeichnen, obwohl ihre Großmutter sie ab und zu „solide wie ein Fels“ genannt hatte.

„Du bist so verlässlich“, hatte Ariella noch vor zwei Tagen mit diesem kleinen gönnerhaften Lächeln gesagt, das Zara für den größten Teil ihres sechsundzwanzigjährigen Lebens lieber ignoriert hatte. „Ich weiß nicht, wie du das immer schaffst.“

„Habe ich denn eine Wahl?“ Eine rhetorische Frage, noch dazu leicht säuerlich gestellt, denn dieses „verlässlich“, so, wie Ariella es betont hatte, war alles andere als ein Kompliment. „Hast du vor, irgendwann mal verlässlich zu werden?“

Ariella, die sich gerade für eine ihrer vielen Vor-Hochzeitsveranstaltungen zurechtmachte, hielt mitten im Schminken inne, den Lippenstift in der Hand, und sah im Spiegel zu ihrer Schwester. „Warum sollte ich?“, gab sie nach einem Moment mit ihrer leichtfertigen Art zurück. „Wenn du doch so viel besser darin bist als ich.“

Das hätte mir schon eine Warnung sein sollen, dachte Zara jetzt, während sie auf den Mann dort vorn am Altar zuging, der nicht auf sie wartete. Der gar nicht dort stehen würde, hätte er eine Wahl.

Sie war froh um diesen lächerlichen Schleier, der ihr Gesicht verdeckte. So konnte wenigstens niemand ihre Gedanken erraten, die deutlich auf ihrem Gesicht stehen mussten. Der Fluch der Rothaarigen, dachte sie. Sie wünschte, sie hätte schimmerndes kastanienbraunes Haar. Dunkler Glamour. Aber nein, ihr Haar war leuchtend rot, und sie hatte auch die empfindliche helle Haut, die typischerweise dazugehörte.

Inzwischen waren sie beim Altar angekommen, und Amos übergab „diese Frau“ mit geradezu beleidigendem väterlichem Eifer an Chase Whitaker, der sich jetzt ihr zugewandt hatte, aber seiner gelangweilten Miene nach zu urteilen meilenweit weg war.

Zara hob den Schleier nicht an. Ihr Vater hatte ihr noch im Vorraum der Kirche mindestens ein Dutzend Mal immer wieder eingetrichtert, dass Chase auf jeden Fall erst an die Familie gebunden sein musste, bevor dieses kleine Verwechslungsspiel auffiel.

„Wie romantisch. Die Hochzeit des Jahrhunderts“, hatte sie trocken darauf erwidert.

Und Amos hatte sie mit diesem vernichtenden Blick angesehen, den sie normalerweise unter allen Umständen zu vermeiden suchte. Nicht, dass irgendetwas an dieser Farce, die nötig geworden war, weil die eigentliche Braut am Morgen der arrangierten Heirat durch Abwesenheit geglänzt hatte, normal gewesen wäre.

„Spare dir die geistreichen Bemerkungen für deinen Ehemann auf. Vielleicht ist er empfänglicher dafür“, hatte die Antwort ihres Vaters gelautet, wobei sein Gesichtsausdruck besagte, dass er das ernsthaft bezweifelte.

So hatte Zara beschlossen, dass ein Ausrutscher reichte, hatte das „Ich heirate einen Fremden“-Lächeln geübt und so getan, als wäre alles ganz wunderbar, selbst die Tatsache, dass Ariellas Kleid ihr nicht passte und mit einer Spitzenbordüre, die aussah, als hätte ihre Stiefmutter sie von den Gardinen abgerissen, noch schnell an ihrem Rücken weiter gemacht hatte werden müssen.

Ihr zukünftiger Ehemann nahm jetzt ihre Hände in seine, die erstaunlich warm und kräftig waren. Seltsam, irgendwie fühlte sie sich leicht schwindlig, wie berauscht. Sie hielt den Blick fest auf die weiße Nelke in seinem Knopfloch gerichtet und bemühte sich, nicht daran zu denken, dass ihr Vater offensichtlich der Überzeugung war, Chase Whitaker würde die Beine in die Hand nehmen, sollte er herausfinden, dass es Zara war, die er heiratete. Nicht die arrangierte Heirat war also das Problem, sondern die Tatsache, dass es sich bei der Braut um die weniger attraktive Elliott-Schwester handelte.

Der Priester schwadronierte über Liebe und Treue, über das gegenseitige „Ehren“ und „Respektieren“. Unter diesen Umständen war das fast Ketzerei. Zara hob den Blick zu Chase Whitakers attraktivem Gesicht, das schon so einige Titelseiten geschmückt hatte, und erinnerte sich daran, dass die Situation vielleicht extrem war, aber nicht neu. Zara war immer die Unscheinbare gewesen, die Schwester, die Bücher wilden Partys vorzog, die lieber mit ihrer Großmutter zusammensaß als mit einer gleichaltrigen Clique. Die graue Maus, deren akademische Ambitionen immer unter den Tisch gefallen waren, verblassten sie doch im Vergleich zu den diversen Skandalen in Ariellas Glitzerleben, Ariella, die mit „Modelling“ und „Schauspielerei“ und was sie angeblich sonst noch so tat um den Globus jettete und das Geld des Vaters mit vollen Händen ausgab.

Hör auf, ständig an Ariella zu denken, ermahnte Zara sich streng, als sie Chases düsteren Blick sah. Sie umklammerte viel zu verkrampft seine Finger, stellte sie fest. Bewusst lockerte sie ihren Griff.

Und dann wurde es Zeit, das Gelübde abzulegen. Sie rechnete damit, dass Chase ihr jeden Moment den Schleier vom Gesicht reißen und sie vor der versammelten Hochzeitsgesellschaft bloßstellen würde, als der Priester ihren Namen statt Ariellas nannte, so hastig und leise, dass wohl niemand es wirklich mitbekommen hatte. Aber Chase starrte mit leerem Blick über ihre rechte Schulter auf einen fernen Punkt, was ihren Eindruck, dass er sich eisern beherrschte, erneut bestätigte. Es musste ihn seine gesamte Kraft kosten, denn mit dem gleichen Blick steckte er ihr den Ring an den Finger.

Entweder das, oder er war sturzbetrunken, worauf der leise Hauch von Whiskey, der ihn umgab, hinweisen könnte, und beherrschte sich so verkrampft, um nicht hier vor dem Altar torkelnd umzukippen.

Er legte sein Gelübde tonlos ab, und als Zara ihm seinen Ring angesteckt hatte, war ihr schwindlig vor Erleichterung, in die sich allerdings noch ein anderes Gefühl mischte, das sie nicht ganz genau einordnen konnte. War es wirklich so simpel? Hatte sie sich tatsächlich in ein zu enges Hochzeitskleid gezwängt und sich einen undurchsichtigen Schleier übers Gesicht gehängt, um den armen Mann in einer der Intrigen ihres Vaters zu verfangen? War das die Chance, von der ihre Großmutter immer gesagt hatte, sie solle sie ihrem Vater noch geben, bevor sie Amos endgültig abschrieb?

„Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“

Ja, offensichtlich.

Sie hörte Chase seufzen und glaubte schon, er würde ablehnen. Konnte er das? Hier vor all den Leuten? Das würde auch bestätigen, wie ungeliebt und unattraktiv sie sich immer gefühlt hatte.

Wollte sie, dass er sie küsste? Was war schlimmer? Von jemandem geküsst zu werden, der es nicht tun wollte, aber sich verpflichtet fühlte? Oder nicht geküsst zu werden und somit vor der versammelten Gesellschaft erniedrigt zu werden? Aber dann rührte er sich und schritt zur Tat, um die Situation zu retten.

Er hob den Schleier von ihrem Gesicht, und Zara hielt den Atem an. Sie schloss die Augen, rechnete sie doch mit einem Ausbruch von ihm. Irgendwo in den ersten Reihen der Sitzbänke schnappte jemand geräuschvoll nach Luft. Aha. Endlich hatte man also erkannt, dass die große, schlanke Ariella Elliott wesentlich kleiner und rundlicher war. Doch Chase Whitaker, ihr frischgebackener Ehemann, gab keinen Ton von sich.

So öffnete Zara also wieder die Augen und sah ihn an.

Für einen Moment verschwand alles andere aus ihrem Sichtfeld.

Zara hatte Hunderte von Fotos von dem Mann gesehen, sie hatte sich sogar schon einmal im selben Raum mit ihm aufgehalten, aber noch nie war sie ihm derart nahe gewesen.

Der Mann war schön. Nicht einfach nur gut aussehend oder attraktiv, so wie die Fotos ihn zeigten, auch nicht nur markant oder erdig männlich auf eine raue Art, obwohl er unbestreitbar extrem männlich war. Nein, er war schlicht … schön. Das Gesicht wie von einem Bildhauer gemeißelt, die Augen von einem dunklen Blau wie der Himmel kurz vor Einbruch der Nacht, das schwarze Haar wie schimmernde Rohseide. Sein großzügiger Mund ließ Wärme in ihr aufsteigen, obwohl die vollen Lippen im Moment eher schmal wirkten.

Es dauerte einen Moment, bevor sie merkte, dass er sie ungläubig mit diesen fantastischen blauen Augen anstarrte. Und dann spürte sie auch die Wut, die von ihm ausstrahlte.

Sie hatte nicht das geringste Interesse daran, im Fokus von so viel aufschäumendem Temperament zu stehen, und wollte zurückweichen, doch ihr frischgebackener Ehemann verhinderte das, indem er eine Hand an ihren Nacken legte und sie festhielt. Für die anderen musste es wohl wie eine zärtliche Geste aussehen, doch sie wusste genau, was es ausdrückte.

Drohung. Zorn. Rage.

Völlig egal, dass sich Hitze von der Stelle, wo er sie berührte, rasant in ihrem ganzen Körper ausbreitete, ganz gleich, dass plötzlich all ihre Sinne zu jähem Leben erwachten. Ihre Lungen wollten keinen Sauerstoff mehr aufnehmen, wie auch, wenn ihre Kehle wie zugeschnürt war? Ihre Beine schienen ihr den Dienst versagen zu wollen, doch aus einem ganz anderen Grund als vorhin noch auf dem Weg zum Altar.

Und dann presste Chase Whitaker, der Mann, der immer unmissverständlich klargemacht hatte, dass er nie heiraten wollte – und wenn er hätte heiraten wollen, dann ganz bestimmt nicht sie –, seinen Mund auf ihre Lippen.

Es hätte peinlich sein müssen, unbehaglich, doch stattdessen … Überall in ihrem Körper begann es zu prickeln, ihre Lippen schienen in Flammen zu stehen, und sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie fühlte diesen leichten Druck seiner Lippen überall – in ihrer Kehle, auf ihrer Brust, an den plötzlich überempfindlichen Brustwarzen, die sich aufrichteten, in ihrem Magen, plötzlich hart wie Stein, und – viel schlimmer – in ihrem Unterleib. Chase hob den Kopf, und seine fantastischen Augen wurden noch dunkler. Da wusste sie, dass ihm ihre glühenden Wangen nicht entgangen waren.

Er wusste auch, was es bedeutete.

Die Luft schien plötzlich zu vibrieren, Funken sprühten und brannten sich in ihr Fleisch. Alarmsirenen schrillten in ihrem Kopf los, und sie hatte das Gefühl, als würde sie zum ersten Mal im Leben tatsächlich in Ohnmacht fallen, genau wie die altmodische schüchterne Braut, die sie heute spielte. Vielleicht wäre das ja der perfekte Ausweg. Einfach eine Weile bewusstlos bleiben und alles vergessen …

Dann wandte er den Blick ab, und die Welt begann sich wieder zu drehen.

Applaus, Orgelmusik, dann schockiertes Geraune, als auch die restlichen Gäste endlich merkten, dass Chase Whitaker, Präsident und CEO von Whitaker Industries, die falsche Elliott geheiratet hatte.

Nun, Zara fand es ebenso unglaublich wie der Rest der Anwesenden, aber ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Chase nahm ihren Arm und führte sie energisch auf den Ausgang zu. Zara sah das triumphierende Lächeln ihres Vaters, als sie an ihm vorbeikamen. Ihre Stiefmutter tupfte sich mit einem Spitzentaschentuch die Augen, und verblüfft registrierte Zara, dass die überspannte Melissa wahrscheinlich die Einzige hier war, die die Zeremonie tatsächlich angerührt hatte. Die Gute. Zara sah auch Nachbarn und alte Familienfreunde und die fragenden Gesichter von Hunderten von Fremden, doch wirklich wahr nahm sie nur den Arm, der besitzergreifend um ihre Taille lag.

Und dann wurde es stiller, als Chase sie zur Kirche hinaus in den kalten Dezembernachmittag führte und unzeremoniös auf den Rücksitz der wartenden Limousine schob.

„Nach Hause“, befahl er dem Chauffeur knurrend.

„Der Empfang findet hier in der Stadt statt und nicht in Ihrem Zuhause, wo immer das sein mag“, ließ Zara sich vernehmen.

In die Lederpolster zurückgelehnt, drehte Chase sich halb zu ihr und sah sie an, und prompt fühlte sie sich, als würde dieser wütende Blick sie versengen. Momente vergingen, vielleicht auch Jahre. Vielleicht war ja inzwischen sogar die Welt da draußen untergegangen. Nichts außer diesen mitternachtsblauen Augen existierte mehr für Zara.

Dann hielt der Wagen vor einer roten Ampel, Chase blinzelte und wandte den Blick ab, und Zara entschied, dass sie sich dieses In-Flammen-Stehen nur eingebildet hatte. Das lag alles nur an der Situation. An Ariellas zu engem Kleid, in dem sie kaum Luft holen konnte. Es gab keinen Grund, weshalb sie sich hier auf der Rückbank zusammen mit einem wütenden, schönen Fremden lebendiger denn je fühlen sollte.

„Oh, Sie müssen entschuldigen. Ich glaube, wir sind uns noch nicht vorgestellt worden.“ Lächelnd streckte sie ihrem Ehemann die Hand hin. „Ich bin Zara.“

Ein Albtraum, etwas anderes konnte es nicht sein.

Mit zorniger Ungläubigkeit starrte Chase auf die Hand vor sich. „Ich weiß, wer Sie sind.“ Ihre Hand nahm er nicht, und sie ließ sie wieder auf ihren Schoß sinken, völlig ungerührt. Genauso ungerührt wie in der Kirche, als er sie vernichtend angestarrt hatte.

Außer, als du sie geküsst hast.

Den Gedanken verdrängte er schnellstens, zusammen mit der Erinnerung an ihre reizenden hochroten Wangen nach dem Kuss. Er konnte noch immer nicht sagen, warum er sie überhaupt geküsst hatte. Natürlich war ihm aufgefallen, wie sie von ihrem Vater quasi zum Altar geschleift worden war, aber er konnte sich nicht daran erinnern, ihr jemals begegnet zu sein. Und er hatte auch ihren Namen nicht gekannt. Nur wusste er nicht, weshalb er deshalb so etwas wie Verlegenheit verspüren sollte. Obwohl … jetzt stieg ein verschwommenes Bild vor ihm auf. Irgendwo hatte er sie schon einmal gesehen … in einem schwarzen Kleid, das ihr wesentlich besser gepasst hatte als dieses weiße Tüll-Ungetüm hier. Auch meinte er, sich an einen leuchtend roten Schopf erinnern zu können, aber mehr nicht.

Jegliche Interaktion mit ihrer Familie hatte sich auf den Kontakt mit ihrem widerwärtigen Vater und der blonden, gertenschlanken Ariella beschränkt, die offensichtlich noch unzuverlässiger war, als er schon vermutet hatte. Was genau zu der ausgesprochen schlechten Meinung passte, die er sich über Ariella gebildet hatte.

„Sie haben mich übertölpelt.“ Schon seit Längerem versuchte er, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Seit Big Bart vor einem halben Jahr gestorben war und ihm ein Durcheinander hinterlassen hatte, das mit jedem Tag größer zu werden schien. Seit er aus London in die USA hatte zurückkehren müssen, um den Platz als CEO von Whitaker Industries einzunehmen. Seither prallte er praktisch jeden Tag mit Amos Elliott zusammen, der Kopf seiner Gegenspieler im Aufsichtsrat. Und jetzt sein Schwiegervater. „Ich könnte Sie wegen Betrugs vor Gericht ziehen.“

Zara Elliott schien keineswegs beunruhigt. Die Massen des unvorteilhaften weißen Stoffs wirkten, als wäre ein Riesenmarshmellow in ihr explodiert, aber ihr feines Gesicht mit den aristokratischen Zügen blieb völlig ernst. Und ihre Augen … ihre Augen waren von einem warmen Gold. Wie ein später Sommernachmittag …

Woher, zum Teufel, war das jetzt gekommen? Er musste heute Morgen wohl mehr Whiskey getrunken haben, als gut für ihn war.

„Ich bin einen halben Kopf kleiner und brauche, vorsichtig geschätzt, zwei Kleidergrößen mehr als Ariella.“

Ihre Stimme war warm und weich wie süßer Honig. Sie klang, wenn schon nicht glücklich, so doch zufrieden. Chase war nicht einmal klar, wie er den Unterschied erkennen sollte, bedachte man, dass er solche Gefühle in seinem Leben nie erfahren hatte. „Ich verstehe nicht ganz.“

„Wenn es mir gelungen ist, Sie zu täuschen, dann wohl nur, weil Sie nicht sonderlich gut aufgepasst haben, oder? Sie hätten es schon erkennen müssen, als ich in das Mittelschiff trat.“ Sie lächelte, als er die Stirn runzelte. „Ich denke, in einem Prozess wird jeder Richter diese berechtigte Frage stellen.“

„Der Richter wird wohl mehr Augenmerk auf die Heiratslizenz legen“, hielt Chase dagegen. „Da stand nämlich nicht Ihr Name drauf, als ich gezwungenermaßen unterschrieben habe.“

Ihr Lächeln wurde nur noch sonniger. „Ja, mein Vater dachte sich schon, dass Sie sich deswegen Sorgen machen würden. Und er versicherte mir, dass ich Sie da völlig beruhigen kann. Er meinte, ich solle Sie daran erinnern, dass die Lizenz hier in diesem County ausgestellt wurde, wo er schon seit Dekaden mehr oder weniger das Sagen hat, so wie sein Vater vor ihm, und davor sein Großvater und davor dessen Vater und Großvater. Noch bevor der Tag zu Ende ist, wird der richtige Name auf der Lizenz stehen, da können Sie wirklich ganz beruhigt sein.“

Chase fluchte unflätig unter angehaltenem Atem, aber auch das tat ihrer Haltung keinen Abbruch. Er beugte sich vor und öffnete die kleine Bar, holte die Whiskeyflasche hervor und genehmigte sich einen großen Schluck, ohne sich Mühe mit einem Glas zu machen. Nach einem zweiten Schluck hielt er ihr die Flasche hin. Unter den gegebenen Umständen schien ihm das die Höflichkeit zu gebieten.

„Nein, danke“, lehnte sie ab. Ebenso makellos gefasst.

„Trinken Sie überhaupt Alkohol?“ Er wusste nicht, was ihn das interessieren sollte.

„Ab und zu trinke ich gern ein Glas Wein“, antwortete sie, als wäre es das Wichtigste auf der Welt. „Wobei ich den roten dem weißen vorziehe. Ich muss zugeben, dass Bier ein Mysterium für mich bleibt. Ich finde, es schmeckt nach alten Socken.“

„Das hier ist Whiskey, der schmeckt nicht nach alten Socken, sondern nach Torf und Feuer und der brennenden Vorahnung von Reue.“

„Verlockend.“ Es zuckte um ihre Mundwinkel, und Chase dachte, dass er bereits zu viel Whiskey gehabt hatte, so fasziniert, wie er von diesem kleinen Zucken ihrer Lippen war. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass ihn der Mund einer Frau je so gefesselt hätte. „Wie viel Whiskey haben Sie vor der Trauung schon getrunken?“

Er sah von ihr auf die Flasche. „Die Hälfte.“

„Ah.“ Sie nickte weise. „Ich dachte mir schon, dass Sie betrunken sind.“

„Wieso sind Sie nicht betrunken?“ Ihm war gleich, dass seine raue Stimme vieles von dem preisgab, was er eigentlich verheimlichen wollte.

„Das stand leider nicht auf der Liste meiner Optionen, als ich heute Morgen aufwachte und mir mitgeteilt wurde, dass Ariella desertiert ist.“ In ihren goldenen Augen schimmerte etwas Gequältes durch, aber ihre Stimme blieb heiter und ungetrübt. Es ergab keinen Sinn für Chase. „In der ganzen Panik musste ich schon um eine Tasse Kaffee kämpfen. Hätte ich um Alkohol gebeten, wäre ein Krieg ausgebrochen.“

Und schon wieder empfand er so etwas wie Scham. Ihm war bisher nie in den Sinn gekommen, dass diese Ehe für sie ebenso unangenehm sein musste wie für ihn. Aber wollte er das jetzt wirklich ausdiskutieren? Als ob es einen Unterschied machen würde! Sie saßen beide fest, oder nicht? Genau so, wie ihr Vater es geplant hatte.

Ihm war gleich, an welche Elliott-Schwester Amos’ Plan ihn gebunden hatte. Auch wenn Zaras Mund seinen Seelenfrieden aufwühlte.

Da war ein weiterer Schluck Whiskey doch viel angebrachter. Versinken in Vergessen war dieser Tage die beste Option. Um genau zu sein, die Vorstellung, auf ewig dem Alkohol zuzusprechen, besaß durchaus Reiz.

Aber das konnte er nicht, denn eine Tatsache blieb unabänderlich: Das Einzige, was von seinem Vater, seinen Eltern und dem Whitaker-Erbe noch übrig war, war Whitaker Industries. Und er konnte das Unternehmen unmöglich in Amos Elliotts Hände fallen lassen. Er war schon Kompromisse eingegangen und hatte mit der Firma des Mannes fusioniert, den sein Vater als besseren Sohn als den eigenen angesehen hatte. Er konnte jetzt weder verkaufen noch seinen Posten als CEO aufgeben.

Ihm war keine andere Wahl als diese Heirat geblieben.

„Wo ist Ihre Schwester überhaupt?“, fragte er nach einem kräftigen Schluck aus der Flasche.

Die goldenen Augen wurden kalt und leblos. „Eine sehr gute Frage.“

„Die Sie aber nicht beantworten werden, richtig?“ Es faszinierte ihn, dass ihre Stimme ruhig und höflich blieb, während ihre Augen eine ganz andere Geschichte erzählten. Und ja, ihr Mund störte ihn, entschied er. Viel zu voll und verlockend, vor allem, wenn sie lächelte. „Ist das Ihre Taktik?“

„Chase“, hob sie an, zögerte. „Ich darf Sie doch Chase nennen? Oder wünschen Sie eine andere Anrede von Ihren arrangierten Bräuten?“

Er lachte trocken auf und erstaunte sich selbst damit. „Chase ist in Ordnung.“

„Chase“, sagte sie also noch einmal, fester. Und ein seltsames Gefühl durchzuckte ihn, so als wäre es echte Intimität, wenn sie seinen Namen nutzte. „Wüsste ich, wo Ariella sich aufhält, hätte ich mich ganz bestimmt nicht in dieses Kleid gezwängt und Sie vor dreihundert Zeugen geheiratet.“ Sie lächelte, während sie es sagte, aber in ihren Augen loderten Flammen. Chase begriff, dass die Wahrheit bei dieser Frau in den Augen abzulesen war, ganz gleich, wie geübt ihr Lächeln war und wie gefasst und höflich sie sich gab. Goldene Augen, echt und wahr wie der Sonnenuntergang. „Dann wäre ich losgezogen und hätte sie gefunden, hätte sie selbst zur Kirche geschleift. Schließlich ist sie die Elliott-Schwester, die sich einverstanden erklärt hat, Sie zu heiraten, nicht ich!“

Neugierig studierte er sie über die Whiskeyflasche hinweg. Er konnte den genauen Moment bestimmen, in dem ihr klar wurde, dass sie sich in Wut geredet hatte. Die verräterische Röte schoss ihr wieder in die Wangen, kroch an ihrem Hals hinunter und tiefer in den Ausschnitt des weißen Kleids hinein, und schon wieder musste er sich eingestehen, dass er völlig hingerissen war.

„Beruhigen Sie sich wieder“, sagte er, bevor sie die Entschuldigung vorbringen konnte, die ihr offensichtlich auf der Zunge lag. „Ich wollte keinen von Ihnen beiden heiraten. Es war eine Bedingung Ihres Vaters.“

„Ich weiß. Damit er Sie und Ihren neuen COO, der auch Ihr Schwager ist, unterstützt, nicht wahr?“

„Nicodemus Stathis und ich haben unsere Unternehmen zusammengelegt, ja“, bestätigte er tonlos. „Und unsere Familien. Meine Schwester schwärmt mir ständig vor, wie überglücklich sie ist.“ Er fragte sich, ob Zara die Lüge erkannte, so, wie sie abwägend den Kopf leicht zur Seite neigte. Ob sie wusste, wie sporadisch der Kontakt zwischen ihm und seiner Schwester war, seit ihre Mutter ums Leben gekommen war. „Ihr Vater ist der letzte Stachel in meiner Seite. Sie … diese Heirat … das ist so etwas wie das Entfernen des Stachels, mehr nicht.“ Zu grob ausgedrückt, begehrte der Teil in ihm auf, der noch nicht vom Whiskey benebelt war.

„Natürlich, ich verstehe vollkommen“, erwiderte sie munter. „Ich bin immer froh, wenn ich zu Diensten sein kann.“

„Ich weiß, warum Ariella zugestimmt hat“, fuhr er dumpf fort. „Sie hat gerne ein dickes Bankkonto im Rücken, ohne sich Kritik anhören zu müssen, auf welche Art sie es leert. Liegt das in der Familie? Ist es das Geld, das Sie reizt?“ Bildete er sich das nur ein, oder versteifte sie sich?

„Ich habe mein eigenes Geld, vielen Dank auch.“

„Sie meinen, das Geld Ihres Vaters.“ Er prostete ihr mit der Flasche zu. „Da geht es uns wohl allen gleich.“

„Das einzige Geld, das ich von der Familie erhalten habe, kam von meiner Großmutter, und ich bemühe mich, es nicht anzurühren.“ Zwar lächelte sie, aber die Wärme war aus ihren goldenen Augen verschwunden. „Mein Vater war immer der Meinung, dass ich, da ich seine Wünsche nicht erfülle und mich lieber dem Studium widme, statt auf dem Tennisplatz lohnende Kontakte zu knüpfen, auch kein Anrecht auf sein Geld habe.“

„Ihre Schwester hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, gegen Ihren Vater zu rebellieren.“ Dass es ihm ähnlich mit seinem Vater ergangen war, daran dachte er jetzt lieber nicht. Er wollte nichts mit dieser Frau gemein haben. „Hat sie mir selbst gesagt.“

„Stimmt“, bestätigte Zara gelassen. „Aber Ariella ist schön, und ihr Trotz katapultiert sie auf die Titelseiten von Hochglanzmagazinen und in die Arme reicher Männer. Für meinen Vater ist ihr Benehmen vielleicht peinlich, aber er sieht darin auch eine Art Währung. Von dieser Warte aus gesehen bin ich wohl eher pleite.“

Chase blinzelte. „Ich bin wohlhabend von jeder Warte aus gesehen.“

„Ich habe Sie nicht des Geldes wegen geheiratet, sondern weil ich meinen Vater jetzt immer daran erinnern kann, dass ich mich für die Familie geopfert habe. Wir reden hier über Währungen, die Amos Elliott zu schätzen weiß.“ Ihr Lächeln stellte Dinge mit ihm an, die er weder verstand noch gutheißen konnte. „Mein Vater ist kein sehr netter Mann. Es ist immer besser, ein Druckmittel in der Hand zu haben.“

Chase hatte das Gefühl, in den goldenen Augen zu versinken. Aber vielleicht war das auch nur die Sonne, die ihr Licht an diesem kalten Wintertag da draußen über die kahlen Bäume ergoss. „Sind Sie auf der Suche nach einem netten Mann?“, hörte er sich fragen, ohne zu wissen, woher die Frage kam.

„So schlimm wie mein Vater können Sie nicht sein. Selbst die knappste Google-Suche hat gezeigt, dass Sie andere Ziele im Leben haben, als unausstehlich zu sein.“

Wollte sie nett zu ihm sein? Da lebte diese alles verschlingende Dunkelheit in ihm, die er niemanden je sehen lassen würde. Er wusste, wie man ihn dann nennen würde. Genau so, wie er selbst sich nannte. Jeden Tag.

Monster. Mörder.

Er hatte Blut an den Händen, und diese Frau mit den goldenen Augen war nett zu ihm, nachdem ihr Vater sie in diese Farce einer Ehe gezwungen hatte.

„Ich habe meine Schwester in eine Ehe verkauft, weil es gut für die Firma ist, und heute habe ich mich selbst verkauft.“ Seine Stimme klirrte vor Kälte, und all die schrecklichen Erinnerungen wallten in ihm auf. An dem Tag, an dem er seine Mutter verloren hatte, auf einer Straße in Südafrika, hatte er eine Entscheidung getroffen, die ihn für den Rest seines Lebens prägen sollte. Eine Entscheidung, mit der er heute, nach all den Jahren, noch immer nicht leben konnte. Ganz zu schweigen von der Beziehung zu seinem Vater. Noch immer hatte er das Gefühl, sich beweisen zu müssen, selbst wenn Big Bart es gar nicht mehr miterleben konnte. „Sie sollten vorsichtig sein, Zara. Auch Sie werde ich ruinieren, wenn Sie es zulassen.“

Einen Moment lang studierte sie ihn, dann lächelte sie ihn an. Zwar wusste er nicht, wieso, aber er war absolut sicher, dass es dieses Mal ein echtes Lächeln war.

„Keine Sorge, das werde ich schon nicht“, sagte sie leise.

2. KAPITEL

Das Haus hätte aus einer Gruselgeschichte stammen können. Zara musste es wissen, las sie doch mehr Schauerromane als die meisten Leute, schließlich schrieb sie ihre Magisterarbeit über das Thema. Vielleicht hätte sie damit rechnen sollen, sich irgendwann selbst in einer solchen Geschichte wiederzufinden.

„Ihr Haus wirkt nicht gerade sehr einladend.“

„Wir haben Dezember.“ Chases Stimme klang genauso abweisend wie das riesige Herrenhaus, das im Lichtkegel der Autoscheinwerfer düster vor ihnen lag. „Um diese Jahreszeit wirkt nichts in dieser Gegend einladend.“

Aber es war mehr als das. Oder vielleicht bildete sie sich das auch nur ein. Das alte Herrenhaus lag wie eine Spukerscheinung am Ende der langen Auffahrt, gesäumt von kahlen Bäumen und den matschigen Überresten des letzten Schneegestöbers. Zara versuchte, sich das Haus im warmen Frühlingssonnenschein vorzustellen, eingerahmt von Beeten voller Frühlingsblüher. Es gelang ihr nicht.

Zum ersten Mal in ihrem Leben fragte sie sich, ob sie sich mit ihrer Vorliebe für Romane von Daphne du Maurier und Phyllis A. Whitney wirklich einen Gefallen getan hatte, selbst wenn ihr die Geschichten durch die Teenagerzeit geholfen und schließlich ihren akademischen Lebensweg bestimmt hatten. Aber es hatte auch ihre Fantasie viel zu empfänglich für gruselige alte Häuser und einen düsteren Bräutigam gemacht.

„Sind Sie sicher, dass Sie da oben im Speicher keine Verrückte eingesperrt haben?“ Sie war entsetzt, dass ihre Stimme tatsächlich zitterte.

„Da wären Sie fein raus, wenn ich mich als Bigamist entpuppte und die Ehe annulliert wird, nicht wahr? Nein, tut mir leid, damit kann ich nicht dienen.“

Er sah nicht aus, als würde es ihm leidtun. Und betrunken wirkte er auch nicht, obwohl er während der Fahrt immer wieder dem Whiskey zugesprochen hatte. Er wirkte einfach nur … gereizt.

Nun, vielleicht würde das Haus bei Tageslicht freundlicher wirken, versuchte sie sich zu beruhigen, als der Wagen vor dem eindrucksvollen Portal hielt.

„Kommen Sie“, hörte sie ihren Ehemann da sagen. „Ich muss aus dieser lächerlichen Kostümierung raus, damit ich die ganze traurige Farce so schnell wie möglich hinter mir lassen kann.“

Unwillkürlich stürzten Bilder auf Zara ein – Chase Whitaker nackt, all diese wunderbaren Muskeln unter glatter Haut, diese kaum gezügelte Stärke …

Reiß dich zusammen, schrie es in ihr auf. Und sie gab vor, das Aufblitzen in seinen Augen nicht zu sehen, so als hätte er ihre Gedanken gelesen.

Chase führte Zara in die große Eingangshalle, wo sie von Mrs Calloway, der Haushälterin, empfangen wurden, und zog sie ohne weiteres Wort mit sich die breite gewundene Treppe hinauf. Nur flüchtig erhaschte Zara einen Blick auf alte Gemälde, antike Statuen, kostbare Teppiche und erlesene Gobelins.

Chase sagte keinen Ton, bis er vor einer Tür stehen blieb und sie aufstieß. „Ihre Suite.“ Er grinste, als Zara nur stumm blinzelte. „Es sei denn, Sie möchten die Ehe vollziehen? Ich habe so viel Whiskey intus, dass ich das vielleicht sogar in Betracht ziehen würde. Wenn Sie möchten … Meine Räume finden Sie am Ende des Ganges.“

Eher würde sie sich die Zunge abbeißen, als diesen Mann um irgendetwas in dieser Art zu bitten.

Nicht, dass sie etwas in dieser Art von dem Mann wollte, ermahnte sie sich streng. Sie war allergisch gegen seinen Typus – die männliche Version ihrer Schwester und eine jüngere Version ihres Vaters. Maßlos von sich selbst überzeugt und arrogant. Danke, aber nein danke.

Selbst wenn da diese gefährliche Glut in ihr schwelte.

„Die Wirkung des Alkohols lässt irgendwann nach, und außerdem habe ich keinen getrunken“, erwiderte sie spitz und schob sich an ihm vorbei. „So ist es perfekt, danke.“ Und wenn es eine Zelle wäre und sie auf dem Boden schlafen müsste!

„Zara.“

Sie wollte nicht stehen bleiben, aber sie tat es. Als könnte er sie so leicht kontrollieren. Du bist nur müde, das ist alles, versicherte sie sich in Gedanken.

„Ich komme später noch einmal zurück.“

„Wozu? Um mich zu überreden? Das wird nichts nutzen, ganz gleich, wann Sie kommen.“

Er stieß einen Laut aus, der einem Lachen ähnelte, und so verrückt es auch war, sie fühlte es an ihrem Rückgrat entlanglaufen, als würde er sie mit den Fingerspitzen streicheln. „Ich komme zurück“, wiederholte er, und sie nickte nur stumm.

Zara wartete, bis er die Tür hinter sich ins Schloss gezogen hatte, erst dann stieß sie geräuschvoll die Luft aus. Bemüht unterdrückte sie die Hitze, die in ihr brannte, dann sah sie sich um.

Das Zimmer war in diskretem Blau gehalten, abgesetzt mit elegantem Schwarz. Im offenen Kamin flackerte ein munteres Feuer, davor standen ein kleines Sofa und zwei gemütliche Sessel, die einluden, sich mit einem Buch auf ihnen zusammenzurollen. Auf dem Himmelbett lag ein Sammelsurium von bunten Kissen und weichen Decken. Ein Raum mit einer heiteren Atmosphäre, der nicht im Geringsten an ein Schauermärchen erinnerte. Zara kam sich albern und überspannt vor.

Sie ging zum Kamin und betrachtete die Fotos auf dem Sims. Alle von einer jungen Frau mit schwarzen Haaren und einem ebenso hübschen wie bekannten Gesicht. Mattie Whitaker, Chases Schwester.

Zara schämte sich nicht, zuzugeben, dass sie regelmäßig die Regenbogenpresse las. Erst kürzlich hatten die Medien sich überschlagen mit Berichten über Matties angeblich „heimliche“ Heirat mit dem „größten Konkurrenten ihres Playboybruders Chase“. Nun, so heimlich konnte die Heirat gar nicht gewesen sein, wenn überall Fotos von Mattie und ihrem verboten attraktiven Ehemann veröffentlicht worden waren. Und davon, dass Nicodemus Stathis der größte Konkurrent sein sollte, konnte wohl auch keine Rede sein, wenn die beiden Firmen jetzt fusionierten.

Man durfte eben nicht alles glauben, was in der Zeitung stand. Aber das wusste Zara ja schon seit Jahren. Seit Jahren hatte sie nämlich mitverfolgt, wie Ariella die Presse zu ihren Zwecken manipulierte.

Im Moment war sie auch viel mehr an Mattie Whitakers Bad interessiert als an deren Ehe, in die Chase sie laut eigener Aussage verkauft hatte.

Zara steuerte auf die Tür in der gegenüberliegenden Ecke zu. „Über das Thema werden meine Schwägerin und ich uns wohl beim Weihnachtsessen unterhalten können“, murmelte sie vor sich hin. „Über unsere arrangierten Ehen.“

Doch dieser Gedankengang brach ab, kaum dass sie die Tür aufzog. Ein hingerissener Seufzer entfuhr ihr. Das Bad war ein Traum!

Eilig ging sie zu der riesigen tiefen Wanne direkt vor dem Fenster, ließ heißes Wasser einlaufen und gab großzügig Schaumbad hinzu. Dann riss sie sich als Erstes den Schleier vom Kopf und stöhnte erleichtert auf, als die vielen Haarnadeln gleich mit zu Boden fielen und sie ihr Haar endlich wieder lockern konnte.

Erst massierte sie sich die Kopfhaut, dann machte sie sich daran, sich aus den Tüllmassen zu befreien. Sie zog und zerrte, und endlich, endlich war das Reißen von Stoff zu vernehmen. Es war eine solche Erleichterung, aus der engen Korsage herauszukommen, dass Zara Tränen in die Augen traten, als sie den zerfetzten Stoff achtlos mit dem Fuß über den Boden kickte. Aber sie würde ihnen auf keinen Fall freien Lauf lassen, nicht in diesem Spukschloss mit einem betrunkenen und möglicherweise gefährlichen Ehemann, den sie bis zur Trauung nicht einmal gekannt hatte. Nicht, wenn sie nicht sicher sein konnte, dass sie mit dem Weinen aufhören konnte, auch wenn diese Hochzeit nur der letzte Teil in einer ganzen Folge von Ereignissen darstellte, die zum Heulen waren.

Nein, ihre Großmutter hatte bis zum bitteren Ende Haltung bewahrt, und Zara würde das ebenfalls schaffen.

Als Letztes zog sie sich den kirschroten Spitzenslip aus, das einzige Kleidungsstück, das ihr gehörte, und dann, endlich, ließ sie sich mit einem befriedigten Seufzer in das warme Wasser gleiten. Mit ein paar Haarnadeln steckte sie sich das dichte lange Haar auf dem Kopf auf und sank bis zum Kinn in die dekadent hohen Schaumberge.

Sie versuchte sich vorzustellen, wie Mattie Whitaker hier in der Badewanne gesessen hatte. Für Zara gehörte Mattie in die gleiche Kategorie wie Ariella. Das waren Frauen, denen alles geschenkt wurde. Groß, schlank und schön schwebten sie sorglos durchs Leben. Natürlich hatte auch Zara ein privilegiertes Leben geführt, allerdings ein wesentlich weniger glamouröses, obwohl sie eine Elliott war. Von Geburt an hatte es bei ihr mit dem Äußeren gehapert, und trotz der unzähligen Gardinenpredigten ihres Vaters hatte sie sich geweigert, sich wie eine Elliott zu benehmen. Auch wenn sie sich so vermutlich selbst um vieles gebracht hatte.

Nun, heute hatte sie aber ihre Rolle gespielt, nicht wahr? Sie hatte getan, was von ihr erwartet worden war. Und sie hatte das Versprechen an ihre Großmutter erfüllt. Ich habe ihm eine letzte Chance gegeben, mich anders zu behandeln, Grams, so wie du es wolltest.

Mit geschlossenen Augen lehnte sie den Kopf zurück und atmete tief den duftenden Dampf ein, konzentrierte sich darauf, wie die Anspannung des heutigen Tages aus ihrem Körper floss. An das, was in der Kirche passiert war, wollte sie nicht denken. Auch nicht daran, was vielleicht später passieren könnte. War es überhaupt abzuschätzen, was in einer solch verworrenen Situation alles geschehen konnte? Immerhin hatte sie heute geheiratet, einen völlig Fremden, der wütend und betrunken zu seiner eigenen Hochzeit erschienen war, noch bevor er den Austausch der Bräute bemerkt hatte.

Zara wusste nicht, wie lange sie schon in dem duftenden Wasser saß. Die Wärme hatte die hässlichen roten Striemen, verursacht durch das zu enge Kleid, von ihrer Haut verschwinden lassen, zusammen mit den Kopfschmerzen, und sie überlegte gerade, ob sie aus der Wanne steigen und die Möglichkeiten für ein Dinner erkunden sollte, als sie einen kühlen Luftzug auf ihrem Gesicht spürte. Abrupt öffnete sie die Augen …

… und sah Chase in der offenen Badezimmertür stehen. Er wirkte keineswegs betrunken, sondern düster und bedrohlich.

Die Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf. Sie hielt den Atem an, ihr Puls begann zu rasen. Erschreckt starrte sie den Mann an und wusste genau, dass sie etwas sagen musste, etwas tun musste. Aber in Jeans, halb offen stehendem Hemd und barfuß war er so schön, dass es wehtat. Sie wusste nicht, was genau sich in diesem Moment in ihrer Brust festsetzte, nur, dass es viel zu scharf war und viel zu tief ging.

„Sollten Sie nicht irgendwo auf einem Teppich liegen und Ihren Rausch ausschlafen?“, fragte sie harscher als beabsichtigt.

Sie hatte das bittere Ende der Ehe ihrer Eltern miterlebt, die mit jeder alkoholisierten Nacht giftiger und bösartiger zueinander geworden waren. Ariella hatte das Weite gesucht, um dem zu entkommen, Zara hatte sich in ihre Bücher geflüchtet. Seither hatte sie wenig Verständnis für Betrunkene.

„Ich bin nicht betrunken“, knurrte er. „Nicht annähernd genug.“

Er lehnte sich mit der Schulter an den Türrahmen, und Zara fühlte seinen Blick wie eine Berührung. Heiß. Fordernd. Ihr wurde klar, dass das, was jetzt als Nächstes geschehen würde, den gesamten Verlauf dieser höchst unüblichen Beziehung bestimmen würde, ganz gleich, wie lange diese halten würde. Wenn er sich erlaubte, einfach in ihr Bad zu stürmen … was würde er sich noch alles erlauben?

„Gehen Sie, sofort“, forderte sie entschieden von ihm. Klar, deutlich, unmissverständlich. „Ich lege sehr großen Wert auf meine Privatsphäre.“

„Sind wir nicht auf ewig vereint?“ Chases Ton war düster und gehässig, genau wie sein Blick. „Ich entsinne mich, irgendwas in der Art in der Kirche heute gehört zu haben.“

„Es geht nur darum, den Stachel zu entfernen, mehr nicht“, korrigierte sie ihn. Sie hätte nicht sagen können, weshalb sein Blick noch härter wurde. Wilder. Ihr Magen zog sich zusammen. „Ich mag Sie geheiratet haben, aber ich habe mich nie zu irgendwelchen Intimitäten bereit erklärt. Ich will das nicht. Und daran gibt es nichts zu verhandeln.“

„War überhaupt irgendetwas an dieser Sache zu verhandeln?“ Er klang unbeteiligt, aber das nahm Zara ihm nicht ab. Nicht, wenn sein intensiver Blick unverwandt auf ihr lag. „Ich sehe noch sehr genau vor mir, wie Ihr Vater mir Ihre Schwester in wechselnd fragwürdiger Aufmachung immer wieder auf dem Silbertablett angeboten und mir angedroht hat, mich wortwörtlich zu zerquetschen, wenn ich sie nicht heirate.“

Zara hatte das Gefühl, als wäre sie eine unbeteiligte Beobachterin, die dieses Schauspiel aus großer Ferne betrachtete. Fragwürdige Aufmachung. Das beschrieb Ariella ziemlich genau. Sie fragte sich, weshalb sie sich verletzt und beleidigt fühlen sollte. Das ergab keinen Sinn …

„Darum geht es Ihnen also?“, fragte sie mit einer Gelassenheit, die sie nicht verspürte. „Man hat Ihnen den Volltreffer verweigert, und jetzt müssen Sie sich mit dem Trostpreis zufriedengeben? Sie wollen sehen, wie tief Sie abgerutscht sind? Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?“

Zara ließ sich keine Zeit, um zu durchdenken, was sie vorhatte. Mit Schwung stand sie in der Wanne auf, das Wasser lief ihr über den Körper und schwappte über den Rand. In ihren Ohren rauschte es, aber die Augen hielt sie starr auf Chase gerichtet.

„Da haben Sie’s.“ Ihre Stimme bebte – vor Frustration und Enttäuschung und Herausforderung und Rage. Die Tatsache, dass nichts davon Sinn ergab, machte es nicht besser. „Sehen Sie genau hin, denn das werde ich nicht wiederholen. Sie haben mich geheiratet, nicht Ariella. Ich werde nie die Muse eines Designers sein, werde mich nie im Bikini fotografieren lassen. Niemand würde mich je weder schlank noch schön nennen. Und selbst wenn ich mich auf Ariellas Gewicht herunterhungern würde, hätten wir noch immer nicht die gleiche Figur, denn wir sind völlig anders gebaut.“

Chase stand reglos da und starrte. Etwas zog auf seine Miene, das Zara nicht deuten konnte. Dann blinzelte er, und ihr wurde klar, dass es ihr viel mehr bedeuten würde, als es sollte, was er als Nächstes sagen würde.

Was hieß, dass sie soeben einen kapitalen Fehler begangen hatte. Wie so oft, wenn sie es sich erlaubte, impulsiv zu handeln.

„Und ob“, stieß Chase rau aus, und der Blick aus seinen dunkelblauen Augen verbrannte sie schier. „Das auf jeden Fall.“

Er fühlte sich so erschlagen, als hätte sie ihm einen Vorschlaghammer über den Schädel gezogen.

Sie war so … so perfekt.

Mehr konnte Chase im Moment nicht denken. In dem weißen Tüll hatte sie rund und solide ausgesehen wie ein kleiner Pavillon, das hatte er im Auto noch ungnädig gedacht. Vermutlich war das hier die Strafe dafür.

Oder vielleicht ist es die Wiedergutmachung für dieses Desaster, ließ sich eine listige Stimme vernehmen, die aus einer tiefer gelegenen Region seines Körpers sprach.

Fast unmöglich, das zu bestreiten. Sie war eine Symphonie aus Kurven. Weiche Fülle überall, dass einem das Wasser im Mund zusammenlief, angefangen bei dem geschwungenen Hals, den Chase schon in der Kirche gefühlt hatte, zu den runden Schultern und vollen perfekten Brüsten mit den rosigen Spitzen. Seine Lippen schmerzten vor Sehnsucht, den weichen Samt zu kosten; er war froh, dass er am Türrahmen lehnte, sonst hätte er wahrscheinlich geschwankt.

Beim Anblick ihrer Taille verstand er mit einem Mal jede Stunde Kunstunterricht, die er je erhalten und die ihn nie interessiert hatte. Vor allem die Ausbuchtung der darunterliegenden Hüften, die das V der Schenkel umso köstlicher machten.

Er wollte dort sein, genau dort, mehr, als er jemals etwas gewollt hatte.

Und dann all das Rot und Kupfer und Erdbeerblond, das sie locker auf dem Kopf aufgesteckt hatte. Ein paar feuchte Strähnen ringelten sich um ihren Hals und rahmten ihr feines Gesicht. Erregung flammte in ihm auf, er wollte die Hände in dieser Mähne vergraben und ihren Kopf festhalten, während er sich zwischen ihre perfekt geformten Schenkel drängte, ihren Mund mit den vollen Lippen plünderte und auch das letzte bisschen, das von seinem Verstand noch übrig war, verlor.

Als Mann war er sicherlich durch seine Zeit geprägt, und plötzlich taten ihm alle Männer seines Alters leid. Genau wie all die anderen hatte auch er immer schlanken Frauen den Vorzug gegeben, Frauen, die Kleidung trugen, die ihre schmalen Hüften und hervorstehenden Beckenknochen betonten. Frauen, die gut auf den Fotos aussahen, auf denen er selbst sich so oft in der britischen Presse wiedergefunden hatte.

Frauen wie Zara sollten nie in etwas so Albernes wie moderne Designermode gesteckt werden, sie sollten nie auf eine Art fotografiert werden, die Kanten und Ecken positiv in Szene setzte, aber runde Kurven bestrafte. Nicht mit einem Körper wie ihrem, der in seiner ganzen üppigen Glorie gesehen werden sollte. Ein Körper, erschaffen, um ihn anzubeten.

Ihr Bild hatte sich prompt in ihm eingebrannt, dass er befürchtete, nie wieder etwas anderes oder eine andere wahrnehmen zu können.

Seine Erregung erreichte die Schmerzgrenze.

„Dann brauchen wir die Erfahrung nie zu wiederholen“, hörte er sie sagen, aber er hatte keine Ahnung, wovon sie sprach, nicht, wenn sein Puls raste, als wollte ihm das Herz aus der Brust springen. So blieb er stehen, wo er war, und sah ihr zu, wie sie aus der Wanne stieg und sich in ein Handtuch wickelte, ihren großartigen Körper versteckte.

Am liebsten hätte er laut protestiert.

„Sie können jetzt gehen.“ Ihre Stimme klang gepresst, ihre Augen sprühten Funken. „Heute werden sicher keine weiteren Demonstrationen nötig werden, oder?“

Chases Verstand klärte sich. Er erinnerte sich wieder daran, wer er war und weshalb er es getan hatte. Hatte er es tatsächlich für einen Moment vergessen?

Er durfte nicht aus den Augen verlieren, dass seine Ehefrau eine Elliott war. Zwar hatte sie sich als interessanter entpuppt als ihre oberflächliche Nullachtfünfzehn-Schwester, das änderte jedoch nichts daran, dass sie zur Elliott-Familie gehörte. Und das bedeutete, dass es nur auf eine Art funktionieren konnte.

„Danke für die interessante Darbietung“, sagte er in einem Ton, bei dem sie zusammenzuckte, als hätte er sie geschlagen. Das war auch seine Absicht gewesen, trotzdem verachtete er sich selbst dafür. Und dabei hatte er schon vor Jahren gedacht, das Maß an Selbstverachtung wäre nicht mehr zu überbieten … aber scheinbar konnte er tatsächlich noch tiefer sinken. „Am Ende des Korridors hinter dem Rundbogen liegt das kleine Speisezimmer. Sie haben zehn Minuten bis zum Dinner.“

„Ich gedenke nicht, auch nur eine weitere Minute in Ihrer Gesellschaft zu verbringen.“ Wut troff aus jeder ihrer Silben, ihre Augen blitzten vor Rage. Vor Rage und noch etwas Dunklerem, Harscherem. Er sagte sich, dass es ihn nicht interessieren sollte. Dass er es gar nicht wissen wollte. „Nur über meine Leiche! Sie werden mich wohl dorthin zerren müssen.“

„Glauben Sie mir, Zara“, knurrte er leise und keineswegs höflich. So, wie sie sich jäh versteifte, konnte er sich denken, dass all die Dinge, über die er nicht genauer nachdenken wollte, auf seinem Gesicht geschrieben standen. „Sie wollen es nicht darauf ankommen lassen, dass ich zurückkomme und Sie beim Wort nehme. Nein, das wollen Sie wirklich nicht.“

3. KAPITEL

Chase wartete in dem privaten Esszimmer, das Big Bart immer ausschließlich der Familie vorbehalten hatte, auf Zara. Unten im Erdgeschoss gab es einen großen formellen Speisesaal gleich neben dem altmodischen Ballsaal, in dem der Flügel stand, auf dem seine Mutter früher gespielt hatte, und einen weiteren, etwas kleineren Salon, in dem Big Bart ab und zu Treffen abgehalten hatte. Aber das Esszimmer hier im ersten Stock bot eine intimere Atmosphäre.

Genau das, was Zara vermeiden wollte.

Er verzog abfällig den Mund und wandte sich vom Fenster ab, bevor er das eigene Konterfei in den gegen die Dunkelheit beleuchteten Glasscheiben zu genau betrachten konnte. Er wusste, was er erkennen würde. Es war unnütz. Er konnte nichts mehr ändern.

Zu Zara in die Suite zu gehen war nicht nur unsinnig gewesen, es hatte ihm auch erneut die eigenen Unzulänglichkeiten klargemacht. Er hatte nur wenig Zeit in Matties Räumen verbracht, selbst als sie beide noch jung und glücklich gewesen waren.

Selbst jetzt, nach all den Jahren, lange nachdem Mattie ausgezogen war und nach allem, was sie mit der Hochzeit mit Nicodemus Stathis vor zwei Monaten für die Familie und das Unternehmen geopfert hatte, konnte er noch immer nicht an seine Schwester denken, ohne nicht in Schuldgefühl zu versinken. Es saß zu tief, ließ ihn sich leer und nutzlos fühlen. Es war ihm immer dienlicher erschienen, Distanz zu wahren, sie ohne die düsteren Geheimnisse aufwachsen zu lassen, die er mit sich herumtrug. Damit wenigstens sie unbelastet war.

Offensichtlich hatte es nicht funktioniert.

Daraus schließe ich, dass du nicht jede Nacht schreiend aufwachst, oder? hatte Mattie gesagt, als sie das letzte Mal miteinander gesprochen hatten. Sie hatte so bedrückt geklungen. Verwundet. Und Feigling, der er war, hatte er sich dem nicht gestellt. Du rufst nicht jede Nacht nach ihr.

Nein, Chase schreckte nicht aus Albträumen auf und rief nach seiner Mutter. Denn die Schuld war immer lebendig in ihm, auch während des Tages.

Er vergaß nie, was er getan hatte.

Ebenso wenig, wie sein Vater es vergessen hatte.

Vielleicht hatte Big Bart sein Reich ja deshalb in einem solchem Chaos hinterlassen. Ein Chaos, das völlig untypisch für ihn war. Es hatte immer festgestanden, dass Chase das Erbe übernehmen würde, deshalb hatte er sich auch in den letzten zehn Jahren im Londoner Büro von der Pike auf bis zum Vizepräsidenten hochgearbeitet. Es hatte ihn nie gestört, dass seine Laufbahn immer festgestanden hatte. Es hatte ihm Befriedigung verschafft, zu beweisen, dass er nicht nur sein Nachname war, sondern ein erfolgreicher und fähiger Geschäftsmann, ganz gleich, wie die Klatschpresse ihn zeichnete. Jeder war davon ausgegangen, dass er irgendwann von London wieder zurück in die New Yorker Firmenzentrale kommen würde, um das Ruder zu übernehmen. So war es auch immer geplant gewesen, nur schien es nie der richtige Zeitpunkt gewesen zu sein. Bart hatte immer noch irgendetwas vorher zu erledigen gehabt, und Chase hatte immer einen anderen Grund gefunden, weshalb er noch in London bleiben musste.

Die Wahrheit allerdings war, dass Vater und Sohn es vorgezogen hatten, wenn ein großer weiter Ozean zwischen ihnen lag.

Vielleicht hatte Big Bart Chase ja bewusst in der Bredouille zurückgelassen. Vielleicht hatte er geglaubt, dass Chase es nicht wert war, die Firma zu behalten, wenn er es nicht schaffte, sich gegen Amos Elliotts konstante Intrigen und das Liquiditätsproblem – das jetzt durch die Fusion mit dem Unternehmen seines neuen Schwagers gelöst werden würde – durchsetzen zu können.

Insgeheim musste Chase ihm recht geben.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er leise Schritte hörte und der Duft von Jasmin an seine Nase wehte.

„Ich weiß nicht, wozu das gut sein soll“, sagte Zara von der Tür her. Trotzdem war sie pünktlich gekommen, wie ihm auffiel. „Was beabsichtigen Sie damit?“

So genau wusste er das selbst nicht. Was ihn alarmierte. Gleichzeitig wurde ihm aber auch bewusst, dass es das erste Mal seit sechs Monaten … nein, seit zwanzig Jahren war, dass er tatsächlich weder an die einsame Straße in Südafrika noch daran, was er dort seiner Familie angetan hatte, gedacht hatte. Und das war Zara Elliott zu verdanken. Im Bad, oh Gott ja, im Bad … aber auch im Wagen, wenn sie ihn angesehen hatte.

Er sollte dem keine allzu große Bedeutung beimessen, aber ignorieren konnte er es auch nicht. Es verhieß nichts Gutes. Für sie beide nicht.

Langsam drehte er sich zu ihr um. Sie war angezogen. Natürlich war sie angezogen! Dennoch konnte er das elementar männliche Bedauern nicht unterdrücken.

Sie trug eine schwarze Hose, die sich eng um ihre wunderbaren Hüften schmiegte, dazu einen Pullover aus weicher Wolle, weit und mit einem runden Ausschnitt, sodass ein Stück ihrer runden Schultern sichtbar wurde, je nachdem, wie sie sich bewegte. Ihre roten Locken hatte sie in einem Knoten im Nacken gezähmt, und er wünschte sich die andere Zara zurück, diese mächtige, göttliche Kreatur, deren Geschmack er erfahren wollte. Die unglaublich weibliche Frau war da, das wusste er, versteckt unter Stoff, der ihr niemals so schmeicheln konnte wie bloße Haut. Nichts konnte das.

Das da war seine Braut. Seine Ehefrau. Und es war seine Hochzeitsnacht, erinnerte ihn die Dunkelheit, die in ihm lebte.

Und er war noch immer erregt.

„Das hier ist unsere Ehe“, antwortete er endlich – viel zu harsch. Er glaubte zu sehen, dass sie leicht zusammenzuckte, auf jeden Fall kniff sie die Augen zusammen.

„Es sollte besser auch ein Dinner sein“, gab sie leichthin zurück, als würde sie über das Wetter reden. Die Kleidung fungierte wohl wie eine Rüstung. „Sonst werde ich noch bewusstlos vor Hunger. Und während ich das als angenehme Flucht vor der Realität ansehen mag, bezweifle ich, dass es das ist, was Ihnen vorschwebt.“

„Bisher habe ich keine Erfahrung mit arrangierten Ehen“, erwiderte er grimmig und beobachtete sie, wie sie weiter in den Raum hineinkam, ohne sich die Mühe zu machen, ihren Argwohn zu verheimlichen. Sie ließ sich auf dem Stuhl nieder, der der Tür am nächsten stand. „Vielleicht gehört ein Kollaps ja dazu.“

Sie musterte ihn offen. „Arrangierte Ehen halten meist länger als romantische Liebesheiraten. Historisch gesehen“, fügte sie nach einem Moment hinzu.

„Weil die Väter den Partner für ihre Sprösslinge mit solcher Sorgfalt und Liebe auswählen, so wie Ihr Vater es vollbracht hat? Oder weil die Ehepartner einander gleichgültig sind?“

„Letzteres, nehme ich an.“ Sie gab vor, den sarkastischen Seitenhieb nicht verstanden zu haben, auch wenn das Aufblitzen in ihren Augen verriet, dass sie es genau registriert hatte. „In unserem Fall zumindest. Das heißt, wenn Sie den Schock erst überwunden haben, sich mit der falschen Schwester vor dem Altar wiederzufinden“, meinte sie staubtrocken.

Chase wunderte sich über sich selbst, weshalb ihm das nichts ausmachen sollte. „Zu erfahren, dass die berüchtigte Ariella Elliott eine Schwester hat, war eine Überraschung.“ Er gab sich tatsächlich Mühe, weniger harsch zu klingen. „In all den Gesprächen mit Ihrem Vater wurden Sie nie erwähnt. So wie auch nicht in den Artikeln, die seit Jahren über Ihre Schwester veröffentlicht werden. Obwohl bei den Veranstaltungen, an denen wir beide teilgenommen haben, wohl auch niemand versucht hat, Sie zu verstecken.“

Er stand noch immer beim Fenster und musterte sie, als würde ihm dadurch die große Erkenntnis kommen. Diese seltsame Regung in ihm, die Dinge von ihr wollte, die absolut irrwitzig waren, hielt er im Zaum, indem er die Hände tief in die Hosentaschen schob.

Zara lächelte. Ein höfliches Lächeln, kühl wie Eis, und es verriet ihm eine Menge über sie, das er gar nicht wissen wollte.

„Ich verabrede mich weder mit Musikern noch mit Schauspielern und besuche auch keine Partys, die von Paparazzi belagert werden, sondern lese lieber Bücher. Ich fürchte, mein Lebensstil bietet nicht viel Interessantes, über das zu berichten wäre.“

Er setzte eine betont nüchterne Miene auf und hoffte, dass ihm das auch gelang. „Was könnte die Klatschpresse denn über Sie berichten, ob nun interessant oder nicht?“

„Spricht da das Interesse des Ehemannes aus Ihnen, oder sammeln Sie nur Munition?“

Sie war überhaupt nicht so, wie er erwartet hatte. Und das wirkte auf ihn wie ein Aphrodisiakum. Hitze stieg in ihm auf. „Alles kann als Munition genutzt werden, Zara. Aber nur, wenn man sich im Krieg befindet.“

Der Anflug eines Lächelns zog auf ihre Lippen, verschwand sofort wieder. „Und natürlich befinden wir uns nicht im Krieg, nicht wahr?“

„Es ist doch unsere Hochzeitsnacht, oder nicht?“

Sie studierte ihn, und er wünschte, die Dinge lägen anders. Er wünschte, er wäre ein anderer. Sie wäre eine andere als die, die sie war – eine Elliott und seine Ehefrau.

„Ich schreibe meine Magisterarbeit in Englischer Literatur“, offerierte sie nach einem Moment. „Mein Fachgebiet ist das Genre der Schauerliteratur, die ihre Blüte im England des neunzehnten Jahrhunderts erlebte. Mein Vater ist der Meinung, ich wäre besser damit bedient, wenn ich etwas studierte, das auch auf Partys als Konversationsstoff herhalten kann. Schließlich hat jeder eine Meinung zu Romeo und Julia, nicht wahr? Warum also Zeit mit Gruselgeschichten vergeuden, die nur hysterische Frauen lesen?“

Für einen Moment war Chase von den eigenen düsteren Gedanken abgelenkt. „Ihr Vater kann doch unmöglich etwas dagegen haben, wenn Sie einen akademischen Titel erlangen. Alle Eltern wären stolz darauf.“ Seine wären es auf jeden Fall gewesen.

„Nur Langweiler und Missgestaltete flüchten sich in den akademischen Elfenbeinturm. Zitat meines Vaters.“ Sie blieb erstaunlich gelassen. Was wohl davon zeugte, wie sehr sie an Amos’ herablassende Einstellung gewöhnt war. „Zwar sieht er den Elfenbeinturm als den perfekten Aufenthaltsort für mich an, da bleibt allerdings noch immer die Tatsache, dass ich seine Tochter bin. Er hätte mich zu gern als Einsatz für seine Zwecke benutzt, aber die Banker und reichen Erben, mit denen er mich immer verkuppeln wollte, haben leider nur wenig Interesse an Frauen wie mir.“

Chase starrte sie an. „Sie müssen doch wissen, dass Sie mehr wert sind.“

Er hatte keine Ahnung, warum er das jetzt gesagt hatte. Das hier war schließlich keine Therapiestunde, und er war sicherlich der letzte Mensch, der irgendjemandem Ratschläge erteilen sollte.

Zaras Blick wurde eiskalt. „Ich liebe es, wenn man mir gegenüber gönnerhaft ist. Aber ich muss gestehen, es macht größeren Eindruck, wenn es dabei auch noch etwas zu essen gibt.“

Ja, das hier war Krieg, und Zara war mit reichlich Munition ausgestattet. Aber es überraschte Chase doch, dass Amos Elliott selbst der eigenen Tochter so grässlich mitspielte. Trotzdem musste er aufhören, vorzugeben, er wäre anders. Als wäre er ein Held, der andere beschützte. Er wusste doch bereits, dass er das nicht konnte. Genau wie er wusste, was er war.

Ein Mörder.

Aber hier ging es um die Zukunft, nicht um die Vergangenheit.

Er klingelte nach dem Dinner, setzte sich der Tochter seines Feindes gegenüber und trat in den Krieg.

„Was tust du hier?“

Erschreckt schwang Zara herum, als sie Chases Stimme hinter sich hörte. Gleichzeitig war sie erstaunt, dass sie nicht aufschrie.

Nein, sie musste sich zusammennehmen, um nicht vor Vergnügen zu schnurren, als sie ihn erblickte. In Jeans, offenem Hemd und barfuß – sein Lieblingsaufzug, wie sie inzwischen festgestellt hatte – sah er verboten sexy aus. Die Tatsache, dass sie keinen Grund zum Schnurren hatte, milderte dieses dumpfe Pulsieren in ihrem Körper nicht. Im Gegenteil, es machte es noch schlimmer.

„Ich konnte nicht schlafen.“

Eine unnötige Feststellung. Warum sonst sollte sie wohl nach Mitternacht in der großen Bibliothek des Hauses vor den Bücherregalen stehen?

Ein Wintersturm heulte um das alte Steinhaus, rasselte an den Fenstern und ließ die alten Holzbohlen knacken. Selbst wenn es ihr gelungen wäre, ihre überaktive Fantasie zu zügeln … bei dem Lärm war an Schlaf nicht zu denken. Also war sie aus dem warmen Bett aufgestanden, hatte sich ihre alte lange Strickjacke übergezogen und war durch das dunkle Haus zur Bücherei getappt. Mit dem brennenden Feuer im Kamin und dem draußen tobenden Sturm war es sogar gemütlich hier drinnen gewesen.

Bis ihr Ehemann unerwartet aufgetaucht war und völlig andere Gefühle in ihr hervorrief.

Er studierte sie mit halb verhangenen Augen, wie ein Raubtier seine Beute. Und plötzlich war ihr viel zu warm, trotz der stürmischen Winternacht in diesem zugigen alten Herrenhaus, in dem es ja vielleicht sogar spukte wie in so vielen alten Häusern. In deiner Fantasie, nicht in der Realität, ermahnte sie sich stumm.

Mit dem ledergebundenen Buch, das sie ausgewählt hatte, ging sie zu der Sitzgruppe vor dem Kamin und ließ sich in einen der tiefen Ledersessel sinken. Es verwunderte sie nicht, dass Chase ihr folgte und sie von dem gegenüberstehenden Sessel neugierig betrachtete. So intensiv, dass es hypnotisch wirkte. Die feinen Härchen an ihrem ganzen Körper richteten sich auf.

Es war eine wirklich seltsame Woche gewesen …

„Auf die Flitterwochen“, hatte er bei jenem ersten gemeinsamen Dinner gesagt. Er hatte sich auf dem Stuhl gelümmelt und das köstliche Essen auf seinem Teller hin und her geschoben, zu nervös – oder zu betrunken, hatte sie sich bissig in Erinnerung gerufen –, um auch nur einen Bissen zu essen. Und er hatte sie forschend gemustert, scheinbar auf der Suche nach etwas, das sie ihm besser nicht zeigen sollte, dessen war sie sicher. Vor allem nicht, nachdem sie sich ihm nackt präsentiert hatte. „Einen Monat bleiben wir hier, zurückgezogen vom Rest der Welt, wie alle glücklichen Paare.“

„Die Paare, die ich kenne, machen aus ihren Flitterwochen eine öffentliche Show, damit auch jeder sieht, wie glücklich sie sind“, hatte Zaras Erwiderung gelautet. „In modernen Zeiten wird das mehr oder weniger verlangt.“

„Das hat mit modern nichts zu tun.“ Seine Augen wurden dunkler. „Verständigen Sie jeden, der es wissen muss, dass Sie für den restlichen Monat nicht zu erreichen sind, einschließlich der Festtage.“

„Sie meinen, meinen Magistervater?“ Wieso reagierte sie überhaupt auf ihn, als hätte er das Recht, Entscheidungen für sie zu treffen? Wieso tat sie so, als wäre das eine normale Unterhaltung? „Das wird nicht nötig sein, das Semester ist fast vorbei, und meine Seminararbeiten habe ich bereits letzte Woche eingereicht.“

Wieso sagte sie ihm das? Warum schrieb sie sich nicht gleich „Opfer“ auf die Stirn und ging durch düstere gefährliche Viertel, wenn sie schon dabei war? Aber dann ermahnte sie sich, dass sie keine Heldin aus einer Schauergeschichte war und sich auch keine Gedanken darum zu machen brauchte, was sie diesem Mann sagte oder nicht sagte. „Und trifft sich das nicht bestens?“, fuhr sie deshalb fort. „Sonst müsste ich Sie nämlich wissen lassen, was Sie mit Ihren Anweisungen machen können. Ich bin keine Ihrer Angestellten, Chase, sondern Ihre Ehefrau.“

„Danke, aber das werde ich wohl so schnell nicht vergessen“, gab er sarkastisch zurück.

Eine Bemerkung, die Zara als Ohrfeige interpretierte. Und das war auch nötig, denn dieser Mann war viel zu verlockend, es war wirklich unangebracht, dass sie Sympathie für ihn entwickeln sollte. Weder wollte noch brauchte sie ihn. Diese Ehe musste nur so lange halten, bis sie auf der Aktiva-Seite ihres Vaters stand und sicher sein konnte, dass sie den letzten Wunsch ihrer Großmutter honoriert hatte. Sympathie für Typen wie Chase Whitaker war völlig fehl am Platz.

Und Lust wäre glatter Selbstmord.

Sie begegnete offen seinem grüblerischen Blick. „Für mich ist die Ehe eine Verbindung zweier gleichberechtigter Partner mit ähnlichen Interessen. Da haben wir es doch gut getroffen, schließlich bringt diese Ehe uns beiden etwas ein, nicht wahr?“

Er verzog abfällig den Mund. „So sehen Sie das also?“

Sie hob das Kinn an. „Ich weiß nicht, welches Arrangement Sie mit meiner Schwester getroffen hatten.“ Sie wollte es auch gar nicht wissen. „Aber Sie sollten sich bewusst sein, dass ich nicht sehr gut darin bin, arrogante Banausen zu tolerieren, die sich einbilden, sie könnten jeden meiner Schritte kontrollieren.“

„Außer Ihren Vater.“

Ein arroganter Banause reicht völlig im Leben einer Frau“, sagte sie und lachte leise, als wäre das alles fürchterlich amüsant, ein Abenteuer. Was keineswegs ihrer Meinung über die ganze Sache entsprach. „Die traurige Wahrheit ist, dass ich dazu neige, still zu rebellieren. Ich sage Ihnen das nur, damit es keine Überraschungen gibt, falls Sie beschließen sollten, weiterhin so …“ Sie wedelte unbestimmt mit der Hand durch die Luft, schloss damit die düstere Wolke ein, die ständig über ihm zu hängen schien, „… miesepetrig zu sein.“

Und sie hätte schwören mögen, dass da so etwas wie Humor in seinen dunkelblauen Augen aufblitzte.

„Ich glaube nicht, dass mich je jemand ‚miesepetrig‘ genannt hat.“

Zara lächelte. „Sicher nicht direkt ins Gesicht.“

Lange saß er nur da und studierte sie, dann: „Am Silvesterabend findet wie jedes Jahr eine Firmenfeier statt. Auch wenn ich bisher nur selten hingegangen bin.“

Er hatte so lange geschwiegen, dass sie schon dachte, sie würden nur stumm hier sitzen, bis sie zu Staub zerfielen. Sie nickte. „Ich war auf mehreren dieser Feiern.“ Auch wenn ihr Vater immer nur Ariella präsentiert hatte wie den Hauptpreis und sie entweder ignoriert oder wie einen unbefugten Eindringling behandelt hatte. „Das ist meine jüngere Tochter“, hatte er sie tatsächlich in einem denkwürdigen Jahr jemandem vorgestellt. „Ihr Gesicht eignet sich eher für eine Rundfunkkarriere, aber die meiste Zeit ihres Lebens verbringt sie so oder so mit Büchern.“ Wie charmant. Ihr war es lieber, wenn vergessen wurde, sie einzuladen, was häufiger passierte. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie etwas Besseres zu tun gehabt haben sollen, als das neue Jahr in den Büroräumen von Whitaker Industries zu begrüßen. Sie haben etwas verpasst.“

„Ja, wahrscheinlich.“ Er hatte den Blick von ihr abgewandt, um auf das stets präsente Glas mit goldenem Whiskey zu starren. Trotzdem fühlte Zara sich noch immer von seinen dunklen Augen gefangen, eingewickelt wie in ein Spinnennetz. „Das wird dann unser erster öffentlicher Auftritt als Ehepaar.“

„Die Öffentlichkeit wird uns begeistert zujubeln“, erwiderte sie trocken. „Vor allem, wenn wir nach einem Monat aus unserer selbst gewählten Abgeschiedenheit wieder auftauchen. Die Gerüchteküche muss inzwischen ja überbrodeln. Sie werden uns empfangen wie Ihre britischen Royals.“

Er hatte den Blick zu ihr gehoben, und das Blau hatte sie erneut getroffen wie ein Schlag, als hätte sie es nicht schon hundertmal gesehen.

„Tragen Sie etwas, das Ihnen passt“, hatte er noch gesagt, und die Schwärmerei für seine Augen war ihr vergangen.

Und jetzt saß sie hier mit ihm in der großen Bücherei, die Stille nur vom Knistern der brennenden Holzscheite und dem Heulen des Sturms vor den Fenstern unterbrochen. Zara gefiel es nicht, in welche Richtung ihre Gedanken schweiften, wenn sie in seiner Nähe war. Sie fühlte dann zu viele Dinge, die sie nicht fühlen wollte. Schließlich war es nie um ihn gegangen. Sie hatte sich nur deshalb von ihrem Vater in diese Heirat treiben lassen, weil sie geglaubt hatte, es würde eine Lösung für sie beide bringen, so wie ihre Großmutter es sich gewünscht hatte. Und weil es ihr eine bessere Verhandlungsposition bei ihm einbringen konnte. Der Mann Chase Whitaker hatte da nur eine unwichtige Nebenrolle gespielt.

Schon erstaunlich, dass sie in der einen Woche viel mehr an Chase gedacht hatte als an ihren Vater.

„Hast du mit deiner Schwester gesprochen?“

Er stellte die Frage wie nebenbei. Aber es musste inzwischen zwei Uhr in der Früh sein, und wenn Zara eines in dieser Woche über Chase gelernt hatte, dann, dass er grundsätzlich nichts tat, ohne nicht auch eine Absicht zu verfolgen.

„Um die Zeit?“ Sie zögerte die Antwort nur heraus, und das Zucken um seinen Mund bewies, dass er es wusste.

„Bei dem Lebenswandel deiner Schwester müsstest du sie gerade jetzt erreichen können. Wach ist sie auf jeden Fall, vielleicht aber noch unterwegs.“

„Wie gut kennst du Ariella eigentlich?“ Zu spät erkannte sie, wie scharf sie die Frage gestellt hatte. So als würde es sie interessieren … was es natürlich nicht tat!

„Ist das nicht ein wenig indiskret?“ Bei jedem anderen Mann hätte man dieses Verziehen der Mundwinkel als Lächeln verstehen können, ihn jedoch machte es nur noch gefährlicher. „Ich glaube nicht, dass ich diese Frage beantworten sollte.“

„Es scheint dich sehr zu interessieren, ob ich mit ihr gesprochen habe“, gab sie zurück. „Du fragst mich jeden Tag danach.“

„Immerhin hat sie mich vor dem Altar versetzt.“ Noch immer hielt er seinen Ton völlig harmlos. „Da sollte man wohl erwarten, dass ich es öfter anspreche.“ Er setzte sich im Sessel um, zog ihren Blick damit magisch an – was nicht hieß, dass sie ihm über den Weg traute.

„Ich gehöre nicht unbedingt zu Ariellas Prioritäten. Und nein, sie hat nicht angerufen.“

Chase lenkte seinen Blick zum Feuer, und Zara verspürte gleichzeitig Erleichterung und das Gefühl von Verlust.

Sie hatte nicht gelogen, Ariella hatte nicht angerufen. Aber sie hatte gestern – endlich – eine SMS als Antwort aus Zaras diverse Textnachrichten geschickt.

Das ist doch ein echter Treffer für dich. Koste es aus, solange du kannst. Schließlich erhältst du nicht oft die Möglichkeit, mit Männern wie Chase zusammen zu sein, oder?

Das war also die Erklärung, weshalb Ariella am Morgen ihrer Hochzeit abgetaucht war. Das war die Entschuldigung, weil Zara wieder einmal hinter ihr hatte aufräumen müssen. Und es sollte wohl auch ein Dank sein.

Mehr würde Zara von ihr nicht bekommen.

Sie hatte sich gesagt, dass es ihr nichts ausmachte, aber den frustrierten Aufschrei hatte sie gestern mit einem Kissen ersticken müssen. Das war mal wieder typisch für Ariella. Andeutungen, die dazu gedacht waren, zu verletzen, und genau deswegen würde Zara sich nicht davon verletzen lassen. Aber es war spät, Chase Whitaker, der schönste Mann, den sie je gesehen hatte, saß genau vor ihr, und Zara hatte das Gefühl, als stände Ariella direkt hinter ihr und würde der unansehnlichen pummeligen kleinen Schwester Gemeinheiten ins Ohr flüstern.

Doch Zara war kein Teenager mehr, sie war eine sechsundzwanzigjährige Frau, und sie wusste es besser, als sich von ihren garstigen Familienmitgliedern die Laune verderben zu lassen.

Bevor Chase merkte, wie angespannt sie war, wechselte sie das Thema. „Wieso läufst du eigentlich immer barfuß herum? Deine Füße müssen völlig gefühllos sein. Es ist Winter, und der Steinboden in diesem alten Haus ist eiskalt.“

Da war es wieder, diese kleine Zucken um seinen Mund, die Andeutung des Lächelns, das Zara so sehr mochte – und das sie ihm immer wieder zu entlocken versuchte. So als wäre es ihre ganz eigene Version von Glück und Zufriedenheit. Die Seligkeit des frisch vermählten Paares …

Reiß dich zusammen, sofort, ermahnte sie sich streng.

„Den größten Teil meines Lebens habe ich in England verbracht.“ Dass er einen unbekümmerten Konversationston anschlug, betrachtete Zara als kleinen Sieg. „Hier ist es zwar kalt, aber es dringt nicht bis in die Knochen, so wie in England.“

„Bist du denn nicht hier aufgewachsen?“, fragte sie erstaunt. „Ich dachte, ich bin in den Räumen deiner Schwester untergebracht …?“

Ein wachsamer und gleichzeitig verschlossener Ausdruck zog auf sein Gesicht, die entspannten Züge waren verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.

„Das hier ist das Haus meines Vaters“, hob er vorsichtig an, als sie schon dachte, er würde ihr nicht mehr antworten. Ihr schien es, als ginge er auf Eierschalen, und sie fragte sich, wieso und ob sie ihm irgendwie helfen könnte. „Es wurde ihm von seinem Großvater vermacht, der so unbedingt mit den anderen großen Häusern gleichziehen wollte, die entlang des Hudson Rivers stehen. Meine Eltern nutzten es als Hauptwohnsitz, aber ich war meist auf dem Internat in England. Mattie hat hier viel mehr Zeit verbracht als ich, vor allem nach dem Tod unserer Mutter.“

„Davon habe ich gelesen.“ Inzwischen hatte sie das Internet nach auch noch so kleinen Informationen über die Whitaker-Familie abgegrast. Sie hatte sich eingeredet, dass es sie nicht persönlich interessierte, sondern einfach nur, weil sie im Grunde ihres Herzens Forscherin war und schon seit Jahren recherchierte, was ihre Magisterarbeit ja auch untermauerte. Nein, persönlich hatte es sie nicht berührt, als sie über den Unfalltod von Lady Daphne gelesen hatte. Auch nicht die vielen Artikel in der Regenbogenpresse, die sich mit dem Liebesleben des Chase Whitaker beschäftigten. „Mein Beileid.“

Sie sah seinen gebrochenen Blick, fühlte die Leere in ihm, und sie litt mit ihm, sagte sich aber, dass es die Schatten im Raum waren, die sie mit plötzlicher Düsterkeit umhüllten.

„Das ist lange her“, sagte er leise.

„Meine Mutter ist nicht tot“, hob sie an, ohne zu wissen, warum. „Aber von der Scheidung von meinem Vater hat sie sich nie erholt. Trauer kann viele Formen annehmen, will ich damit sagen. Sie kann sich sogar in extremem Egoismus äußern.“

Er studierte sie durchdringend, und sie hätte nicht sagen können, warum sie sich so bedrückt fühlte. So als wäre alles schrecklich schiefgelaufen.

„Es heißt, die Zeit heilt alle Wunden“, sagte er, doch sie ahnte, dass seine Wunden noch lange nicht geheilt waren. Zeit half ihm nicht, für ihn ging sie nur vorbei.

Die Bücherei war ein großer Raum mit hoher Decke, doch heute Abend schien es Zara wie eine kleine Höhle, in der sie zusammen Schutz vor dem großen Sturm gefunden hatten. Die Atmosphäre war viel zu intim.

Intimität war das Letzte, was sie mit diesem Mann wollte. Sie war nicht für flüchtige Affären gemacht, und diese Ehe würde nicht länger als ein paar Monate dauern.

Aber er ist ja nichts Flüchtiges, meldete sich da eine kleine Stimme in ihrem Kopf, sondern dein Ehemann, ganz gleich, wieso ihr vor den Altar getreten seid. Und ein Ehemann ist per Definition nichts Flüchtiges.

Erschreckend, wie verlockend es war, sich von dieser Stimme einlullen zu lassen.

Aber Zara wusste es besser.

„Ich denke, ich sollte es noch einmal mit Schlaf versuchen“, meinte sie leise. Eine schwache Waffe gegen die Wärme, die Nähe, den Ausdruck in seinen Augen und gegen die Dinge, die in ihr aufwallten.

Dinge wie die süße sehnsüchtige Melodie, die sie in sich klingen hörte. Und Chase beobachtete sie mit einem schmalen Lächeln. So als könnte er alles, was in ihr vorging, von ihrem Gesicht ablesen.

„Gute Nacht, Chase“, flüsterte sie und ergriff die Flucht.

4. KAPITEL

Sie trieb ihn in den Wahnsinn.

Chase ließ zu, dass sie aus dem Raum floh. Er sah zu der alten Standuhr. Es war fast Zeit für den Geschäftsanruf in Tokio. Er wusste, dass Zara dachte, er würde nachts betrunken durchs Haus streifen, und er förderte diesen Eindruck absichtlich.

Genau wie er das Bild des Playboys in der britischen Presse absichtlich gestützt hatte. Sollten ihn ruhig alle für einen oberflächlichen Schönling halten, der sich durch die Betten Europas schlief und nur zum Schein einen Posten in Daddys Firma besetzte, ohne auch nur einen Finger zu krümmen. Das Gute daran, wenn man mit dreizehn seine dunkle Seite entdeckte, war, dass man sich keinen Deut mehr um seinen Ruf kümmerte.

Es gab also keinen Grund, weshalb es ihn aufreiben sollte, dass Zara Elliott ihn angesehen hatte, als wüsste sie, welch ein Monster er war. Als könnte sie den Schleier aus zwanzig Jahren Lug und Trug zerreißen und die Wahrheit erkennen.

Er begriff nicht, weshalb er sie dafür noch mehr begehren sollte.

„Du bist ein wirklich kranker Mann“, murmelte er den flackernden Flammen zu. Aber das wusste er ja schon lange.

Vor Zara hatte er das hier als Flitterwochen bezeichnet, doch in Wahrheit brauchte er die Zeit, um den Gegenangriff vorzubereiten, der ihm Amos Elliott ein für alle Mal vom Hals schaffen würde. Die Fusion mit der Firma seines Schwagers stand kurz vor der Vollendung, alle Teile fielen genau nach Plan an ihren Platz, so wie er es in der schwierigen Zeit als einzigen Weg gesehen hatte, um die Firma zu retten. Als ihm klar geworden war, dass die mittelalterlichen Heiratsarrangements die einzige Rettung für seine Schwester und ihn und ihr Erbe waren.

Ja, die Rache wird süß schmecken, dachte er. Die Vergangenheit konnte er nicht ändern, er konnte weder seine Mutter wieder lebendig machen noch seinem Vater der Sohn sein, den Big Bart verdient hatte. Aber er konnte Whitaker Industries retten. Und Amos Elliott ein für alle Mal vernichten.

Zara war der Schlüssel. Nur verhielt sie sich nicht so, wie er erwartet hatte. Falsch: Sie verhielt sich nicht so, wie er es von ihrer Schwester erwartet hatte.

Innerhalb von Minuten während des ersten Treffens hatte er Ariella Elliott durchschaut. Er kannte ihren Typ, hatte Hunderte von Ariellas getroffen – lasziver Hüftschwung, verhangene Augen und voller Schmollmund. Selbstverliebt, oberflächlich, seicht, sich ganz auf Daddys Geld und Einfluss verlassend. Ariella hätte ihn nie überraschen können, mit nichts.

Ein Monat mit Ariella in diesem Haus eingeschlossen wäre völlig anders verlaufen als mit ihrer Schwester. Sehr viel körperlicher. Egoistisch und narzisstisch, wie Ariella war, wäre sie fest davon überzeugt gewesen, dass er, wie jeder Mann, mit dem sie schlief, auf ewig in ihrem Bann stand.

Es wäre so einfach gewesen.

Nur war die zweite Elliott-Schwester ganz anders. Hier musste er sich etwas einfallen lassen. Und je mehr er über Zara nachdachte und versuchte, sie zu enträtseln, desto deutlicher sah er sie vor sich, wie sie nackt in der Badewanne gestanden hatte, rosig und weich und warm, und prompt meldete sich die Lust wieder in ihm. Er hatte die ungute Ahnung, dass ihm, sollte er sie auch nur anfassen, die Kontrolle entgleiten würde. Außerdem hatte er das Gefühl, dass sie sich nicht als Informationsquelle benutzen lassen würde, so wie er es mit ihrer Schwester vorgehabt hatte, weil sie genau wusste, was er plante. Er wusste nicht, ob er sich darüber ärgern oder es faszinierend finden sollte.

Er hörte ihre Schritte in der oberen Etage, auf dem Weg zu ihrem Zimmer. Das Schlimmste an ihr war, dass sie Erinnerungen in ihm wachrief … Erinnerungen an eine glückliche Zeit. Er hörte das Lachen seiner Mutter, sah seine kleine Schwester fröhlich durchs Haus laufen und das Lied singen, das er sein ganzes Leben zu vergessen versuchte. Sah seinen Vater, der dröhnend herauslachte, als hätte er keine einzige Sorge auf der Welt. Bis sein Sohn ihm bewiesen hatte, wie sehr er sich irrte.

Zara erinnerte ihn daran, wie es war, glücklich zu sein.

Und das war unverzeihlich.

Chase wusste, was er zu tun hatte. Was er ihr antun musste, auch wenn sie nicht so war wie ihre grässliche Schwester. Er wusste, was es mit ihr machen würde.

Und welchen Preis er dafür würde zahlen müssen.

Chase war sicherlich der perfekte Held aus einem Schauerroman, grüblerisch und düster und geheimnisvoll, aber in den hellen Stunden des Tages stellte Zara sicher, dass ihr Eheleben auf keinen Fall so verlief wie die Geschichten in den Büchern, die sie analysierte. Gut, das Haus hatte einen Namen, aber niemand flüsterte ihn hinter vorgehaltener Hand, aus Angst, sonst einen Fluch auf sich zu ziehen.

„Greenleigh“, hatte Mrs Calloway Zaras Frage beantwortet. „Warten Sie nur, bis der Frühling kommt, dann werden Sie sehen, wie hübsch es hier ist mit den Blumenbeeten und den Rasenflächen und den alten Bäumen. Die Frau des ersten Mr Whitaker hieß Leigh, deshalb hat er damals das Haus, das er für sie gebaut hat, nach ihr benannt.“

Zara war begeistert, wie nett die Haushälterin war. Weder trug Mrs Calloway nur Schwarz noch war sie streng oder säuerlich. Sie steckte voller fröhlicher Energie und kochte einfach göttlich. Sie und ihr Mann, den Zara noch nie ohne ein breites Lachen auf dem Gesicht gesehen hatte, hatten die Empfangshalle ganz wunderbar weihnachtlich geschmückt. Die beiden lebten in einem der großen Gesindehäuser, die überall auf dem Anwesen verstreut lagen, und erzählten jederzeit gerne lustige Anekdoten von ihren Kindern und Enkelkindern.

Entgegen ersten Eindrücken und einem leichten Anfall von Hysterie, weil ich vorgegeben habe, Ariella zu sein, erweist sich meine Ehe keinesfalls als übernatürlich, textete sie ihren drei besten Freundinnen vom College, die inzwischen in alle Himmelsrichtungen verstreut lebten und sich generell unbeeindruckt von ihrer plötzlichen Heirat zeigten.

Ganz im Gegensatz zum Rest der Öffentlichkeit wollte man von den Schlagzeilen in der Presse ausgehen.

Society Eklat! prangte es in der ersten Woche auf allen Titelseiten. Traumprinz Chase versetzt Ariella für das hässliche Entlein!

Und das war noch eine von den schmeichelhafteren Schlagzeilen gewesen. Als dann weder Chase noch Zara in der Öffentlichkeit auftauchten, war auch die letzte Zurückhaltung aufgegeben worden.

Die Überschriften hat wahrscheinlich Ariella persönlich geschrieben, so niederträchtig, wie sie sind, textete Amy aus Denver.

Ignorieren, lautete Marilees Rat aus Chicago, und allein auf den heißen Ehemann konzentrieren.

Würde ich auch, kam es von Isobel aus Edinburgh.

Und lachend textete Zara zurück: Immer schön langsam, Ladies, das ist alles nicht echt.

Es sorgte sie allerdings, wie sehr sie sich wünschte, es wäre echt. Diese Sehnsucht frustrierte sie maßlos, kam sie sich doch wieder vor wie ein unsicherer Teenager.

„Habe ich dich irgendwie verärgert?“, fragte Chase beim allabendlichen Dinner in dem privaten Esszimmer, das Zara immer kleiner vorkam.

Erst bei seiner Frage merkte sie, dass sich tiefe Falten in ihre Stirn eingegraben hatten und sie ihn recht grimmig ansah. Sie entspannte ihre Gesichtszüge und suchte nach dem höflichen Lächeln, das ihr früher, bevor sie ihn getroffen hatte, immer so leichtgefallen war. „In letzter Zeit nicht, aber ich bin sicher, dieses Versäumnis wirst du schnell nachholen.“

Und da war es wieder, dieses leichte Lächeln um den schönen Mund, mit dem sie sich in Gedanken mehr beschäftigte, als sie sollte. Denn sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie sich diese festen warmen Lippen auf ihren angefühlt hatten und wie ihr der leichte Druck bis in den Magen gefahren war.

„Ja, bestimmt. Wie Mrs Calloway mich wissen ließ, hast du sie heute zu meinen Vorfahren verhört. Wenn du etwas wissen möchtest, brauchst du mich nur zu fragen, Zara. Ich bin sozusagen Experte für die Whitaker’sche Familienchronik.“

Zara war zufällig in einem der Salons, in dem unzählige Porträts von streng dreinschauenden Männern hingen, auf die Haushälterin gestoßen. Auch in ihrem Elternhaus in Connecticut hingen solche Porträts. Über diese pompösen Perücken musste sie selbst heute noch immer wieder grinsen.

„Verhör kann man das wohl kaum nennen.“ Wir sind also beide mit einer langen Familiengeschichte aufgewachsen. Das hat aber keinerlei Bedeutung. Diese Porträts sind keine Brücke zwischen uns, sondern es sind nur Gemälde. „Ahnen habe ich selbst genug, da muss ich mich nicht auch noch mit deinen belasten. Außerdem gibt es Wikipedia, falls ich etwas wissen will.“

Chase lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Er sah aus, als würde er sich ganz großartig amüsieren, und Zara fühlte wunderbare Wärme in sich aufsteigen. So als wäre es ihre Absicht gewesen, ihn aufzuheitern.

Und, war es das etwa nicht? fragte eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf.

Chase trug heute einen feinen Kaschmirpullover, der seine breiten Schultern und die Perfektion seines Gesichts bestens zur Geltung brachte. Aber er sah nicht einfach nur sündhaft gut aus, er strahlte auch etwas ursprünglich Männliches aus, das ihren Magen jedes Mal in einen harten Stein verwandelte, sobald sie in seiner Nähe war. So etwas war ihr bisher noch nie passiert.

Zara wusste, dass sie keineswegs die Verkörperung einer Romanheldin war. Sie war weder prüde noch jungfräulich, hatte ihre Erfahrungen gesammelt wie jede andere durchschnittliche Frau ihres Alters. Bisher hatte sie immer gedacht, sie wüsste, wie es war, jemanden zu begehren, zu wollen, aber sie hatte noch nie jemanden wie Chase getroffen.

Ihr kam der Gedanke, dass ihre Freundinnen – und sogar Ariella – vielleicht recht hatten. Vielleicht war das hier tatsächlich eine Gelegenheit, die sie beim Schopf packen sollte. Wie oft hatte eine Literaturstudentin die Möglichkeit, ihren ganz persönlichen Romanhelden zu treffen?

Zara wusste, dass sie nicht hässlich war. Sie hatte die Unterschiede zwischen sich und Ariella vor langer Zeit akzeptiert. Hatte damit umgehen müssen, um nicht ständig am Boden zerstört zu sein und sich miserabel zu fühlen. Trotzdem gehörte Chase Whitaker zu dem Typus Mann, mit dem sie sich nie gesehen hätte. Sie mochte Männer, die einen ähnlichen Charakter besaßen wie sie – ein wenig schrullig, unkonventionell, intellektuell. Interessant eben, nicht rätselhaft. Männer, die sich eher im Hintergrund hielten statt solche, die allein mit ihrer Anwesenheit den ganzen Raum beherrschten.

Chase war nicht einzuschätzen, und sie saß mindestens für den Dezember mit ihm fest. Sie nahm an, dass sie nach dieser Silvesterparty, die ihm scheinbar wichtig war – auch wenn er ihr natürlich nie den Grund dafür nennen würde –, getrennte Wege gehen würden. Du bekommst dein Leben wieder zurück.

Und wieso sollte sie deshalb diese seltsame kleine Leere in sich verspüren?

Nun, bis dahin würde sie weder ihm noch seinen Motiven trauen. Warum sollte sie auch? Sie suchte nicht nach Vertrauen.

Sie wollte einfach nur. Ihn.

Unwichtig, dass sie normalerweise nichts Lockeres anfing. Was war schließlich schon normal an der Situation? Das Auslaufdatum dieser Ehe stand bereits fest. Das Problem würde sich also von allein lösen.

„Vorsicht“, drang Chases Stimme in ihre Gedanken. „Wenn du mir weiter so auf den Mund starrst, kommen mir noch gewisse Ideen.“

Sie legte das Besteck ab, atmete ein, atmete aus. Sagte sich, dass sie ihr Vorhaben gut durchdacht hatte und die Entscheidung nicht bereuen würde.

Sie lächelte ihren Ehemann an – ihren Ehemann auf Zeit. Und die schönste Kreatur, die ihr je unter die Augen gekommen war. „Was, wenn ich möchte, dass dir gewisse Ideen kommen?“

„Entschuldigung?“

Ihr Lächeln wurde breiter. „Obwohl es sicherlich nicht die übliche Ehe ist, heißt das doch nicht, dass wir die Vorzüge einer traditionellen Ehe nicht nutzen können, oder?“

„Nur, damit ich nichts missverstehe …“ Seine Augen begannen zu glühen. Wild, ungezähmt, ursprünglich. Heiß. So heiß, dass Zara unter seinem Blick zu verbrennen meinte. „Du redest hier nicht über das Annehmen meines Familiennamens oder das Zusammenlegen von Besitz, oder?“

Früher hätte sie wahrscheinlich gezögert, hätte die Chancen und Konsequenzen abgewägt und dann den indirekten Ansatz gewählt. Sie wusste nicht, welcher Teufel sie ritt, aber diese Tollkühnheit gefiel ihr. Das letzte Mal, als sie spontan gehandelt hatte, da hatte sie sich ihm nackt in der Badewanne gezeigt. Was also könnte noch schlimmer sein?

„Ich meine das Vollziehen der Ehe, dem wohl traditionellsten Akt einer solchen Verbindung.“

Sie sah ihm zu, wie er stumm wurde und sich völlig reglos hielt. Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch und lehnte sich vor, ohne den Blickkontakt mit ihm zu brechen. Das Feuer in seinen Augen ließ sie sich lebendig fühlen wie nie zuvor. Überall in ihrem Körper begann es zu prickeln. Ein glorreiches Gefühl, auch wenn sie sicher war, dass sie das hier später bereuen würde. Aber zumindest würde sie sagen können, dass sie gelebt hatte.

„Ich rede über Sex, Chase. Mit dir.“

Nein, sie bereute es nicht, dass sie es ausgesprochen hatte, aber das Echo ihrer Worte hallte harsch und donnernd in ihren Ohren wider. Die Möglichkeit, es zurückzunehmen, bestand nicht mehr. Sie wollte es auch gar nicht mehr zurücknehmen.

„Sag das noch mal“, verlangte Chase rau.

Und noch immer bewegte er sich nicht. Aber er brach auch nicht in Lachen aus, sah nicht schockiert aus. Falls überhaupt, wirkte er eher … elektrisiert. Diese dunkle Energie, die männliche Kraft, die sie in ihm gespürt hatte, schien sich von der Kette gerissen und im ganzen Raum ausgebreitet zu haben.

Er war immens. Wild. Und nie hatte sie etwas mehr gewollt.

„Welchen Teil hast du nicht verstanden?“, fragte sie, weil sie das Geplänkel genoss.

Und weil ein Teil von ihr trotz allem noch zögerte.

„Komm her“, knurrte er.

Sie spürte es wie eine Berührung. Überall. Seine tiefe Stimme drang bis in ihr tiefstes Innerstes vor, bis zu der Sehnsucht, die eingesetzt hatte, als sie Chase in der Kirche in die Augen geschaut hatte.

Nicht nur Sehnsucht, sondern Verlangen.

„Ich nehme keine Befehle an“, sagte sie, getrieben von dem Teufel, der sie schon die ganze Zeit anfeuerte.

Er verzog die Lippen. Eine Geste, die pure Männlichkeit ausdrückte. Hunger, Verlangen, Lust. Zara zwang sich, die Luft aus den Lungen zu lassen, sonst hätte sie sich gleich hier auf dem Stuhl aufgelöst.

„Das wirst du lernen“, knurrte er mit absoluter Gewissheit.

„Hast du überhaupt Interesse?“ Sie musste sich zurückhalten, um sich nicht komplett gehen zu lassen und sich ihm an den Hals zu werfen. „Ich frage nur, weil ich nackt vor dir gestanden habe und dir dazu nur eingefallen ist, dass ich pünktlich zum Dinner erscheinen soll.“

Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, das erste echte Lächeln, das sie bei ihm sah. Es sollte unmöglich sein, aber er wurde noch schöner, noch beeindruckender.

Dieses Lächeln machte ihn unwiderstehlich, und Zara war sicher, dass er es auch wusste.

„Das habe ich nicht vergessen.“ Er setzte sich um, gab sich völlig gelassen, aber sie wusste, das war er nicht. Er stand unter der gleichen Anspannung wie sie.

Doch da sie jetzt den Abend im Bad erwähnt hatte, konnte sie auch nicht locker lassen. „Ich bin nicht meine Schwester.“

Mit seinen blauen Augen hielt er sie gefangen. „Glaub mir, Zara, dessen bin ich mir bewusst.“

„Und Sex aus Mitleid brauche ich nicht“, fuhr sie fort, auch wenn die Worte auf dem Weg über ihre Lippen Kratzer in ihrer Kehle hinterließen.

„Sex aus Mitleid?“, fragte er verständnislos.

„Kein Wechselspiel.“ Sie lächelte, als wäre sie völlig ruhig, dabei strafte die Hitze in ihren Wangen sie Lügen. „Keine geschlossenen Augen … oder sich im Dunkeln dann vorstellen, es wäre Ariella, die unter dir liegt.“ Sie fasste es nicht, dass sie das tatsächlich gesagt hatte, und seiner Miene nach zu schließen er auch nicht.

Er musterte sie lange, entzündete mit seinem Blick überall in ihrem Körper kleine Flammen. „Komm her“, sagte er schließlich noch einmal. „Und lass das Reden.“

Dann lehnte er sich zurück und wartete.

Und Zara begriff, dass Chase Whitaker das nicht zum ersten Mal zu einer Frau sagte. Er wusste genau, was er tat. Diese männliche Überlegenheit hätte sie abstoßen sollen, zumindest empören … auf jeden Fall hätte sie sie nicht derart erregen sollen. „Und was mache ich dann, wenn ich bei dir bin?“, fragte sie, nur, um sich seiner Anweisung, den Mund zu halten, zu widersetzen.

Sein Grinsen ging ihr durch und durch. „Ich bin sicher, einem so cleveren Mädchen wie dir fällt schon was ein.“

Die meisten Mädchen, ob nun clever oder nicht, würden jetzt um den Tisch herumgehen und die Chance ergreifen. Mädchen wie ihre Schwester. Zara hatte es über die Jahre immer wieder bei Ariella beobachten können.

Aber Zara wollte nicht sein wie die meisten Mädchen. Vor allem wollte sie nicht sein wie Ariella.

Und ein weiteres Mal handelte Zara völlig impulsiv. Die Hände auf den schweren Eichentisch gestützt, zog sie sich hoch und kroch über den Tisch.

Chase riss die Augen auf und lehnte sich abrupt zurück. „Was, zum Teufel, soll das werden?“

Er sagte es, als könnte er es nicht glauben, nicht, als wäre er entsetzt.

Und Zara lachte. Genau wie an jenem Abend, als sie abrupt in der Wanne aufgesprungen war, hatte sie auch das hier nicht überlegt. Aber es fühlte sich so gut an. Sie spürte das Holz des Tisches unter ihren Handflächen, hart und glatt, und stellte sich vor, es wäre seine muskulöse Rückseite. Das Haar hing um ihr Gesicht, sinnlich und extrem feminin.

„Ich habe keine Ahnung.“ War das wirklich ihre Stimme? So heiser und lasziv und … hypnotisierend, alles zugleich?

Aber dann war sie bei ihm angekommen, Gesicht an Gesicht, und Chase stellte keine Fragen mehr. Mit einem triumphierenden Knurren schob er die Finger in ihr Haar und hielt ihren Kopf fest, während er gierig ihren Mund plünderte.

Er forderte, drängte und verlangte, und Zara erwiderte den Kuss mit dem gleichen Fieber, verlor sich in der Hitze und dem Duft und seinem Geschmack. Rau. Männlich. Mit einem Hauch Whiskey.

Sie wollte darin ertrinken.

Diese Elektrizität baute sich wieder zwischen ihnen auf, unaufhaltsam, unkontrollierbar, wild und hemmungslos. Zara konnte nicht den richtigen Winkel finden, Chase konnte ihr nicht nahe genug kommen.

Die Intensität ihres Begehrens hätte sie alarmieren sollen, doch ihre Welt bestand nur noch aus seinem Mund, aus seinem berauschenden Geschmack. Ihr schien es, als hätte sie ihn einst gekannt und verloren.

Und jetzt hatte sie ihn wiedergefunden.

Als wäre sie nach Hause gekommen.

In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie diesen Mann niemals überleben würde. Doch er hielt ihren Kopf fest und ließ seine Zunge diesen meisterhaften erotischen Tanz tanzen, sodass Zara zu nichts anderem fähig war, als ihn zurückzuküssen.

Immer und immer wieder.

5. KAPITEL

Mein.

Ein Wort nur, aber es ergriff komplett Besitz von ihm, fuhr durch ihn hindurch wie Donnerhall. Lauter als sein eigener Herzschlag.

So als würde er nie genug bekommen. Als hätte es nichts mit Rache zu tun.

Chase riss seinen Mund los, schob sich mit dem Stuhl vom Tisch ab und zog Zara auf seinen Schoß.

„Schon viel besser“, murmelte er, als sie die Arme um seinen Nacken schlang. Nur gut, dass sie nicht rittlings auf ihm saß, sonst wäre er explodiert wie ein unerfahrener Teenager. Und dann nahm er wieder ihren Mund in Besitz.

Es war so viel mehr als nur „besser“. Ihr Po drückte sich in seinen Schritt, trieb ihn an. Jedes Mal, wenn sie erschauerte, spürte er das kleine Beben an dem Beweis seiner Erregung wie eine Liebkosung. Er fühlte sich animalisch, kaum noch menschlich.

Mein, dachte er wieder. Dieser primitive Hunger, der ihn durchzuckte, hätte ihn stutzen lassen sollen. Meine Frau.

Die eine Hand in ihren rotgoldenen Locken vergraben, ließ er die andere auf Erkundungsreise über den Körper gehen. All diese atemberaubenden Kurven konnte er jetzt endlich berühren, endlich hielt er ihre weiche Fülle in den Armen. Endlich. Und während er sie küsste, sah er sie vor sich, wie sie nackt in der Badewanne gestanden hatte.

Sie würde ihn noch umbringen. Und er könnte nicht einmal behaupten, dass er etwas dagegen hatte.

Sie stieß einen Seufzer aus, und der Laut fuhr ihm direkt in den Schritt, so als würde sie ihn dort mit den Lippen umschließen.

„Chase“, sagte sie, und es dauerte, bevor ihm bewusst wurde, dass sie seinen Namen ausgesprochen hatte. Nicht nur das, wahrscheinlich wollte sie, dass er aufhörte. Oder noch schlimmer … sie wollte reden.

„Ruhe“, knurrte er, „ich bin beschäftigt.“ Er wusste genau, dass er streng geklungen hatte, aber sie lachte nur.

„Das merke ich.“ Das Lachen schwang in ihrer Stimme mit wie heller Sonnenschein; er hatte das Gefühl, als würden die Strahlen in seine Brust dringen. Darüber nachdenken wollte er nicht, also knabberte er lieber an ihrem Schlüsselbein und fühlte sie erschauern.

„Ich nehme die traditionellen Ehepflichten sehr ernst.“ Er würde diese kleinen Schauer wie wertvolles Gold sicher in seiner Erinnerung aufbewahren. „Ich kann dir versichern“, er arbeitete sich zu ihrem Ohrläppchen vor und knabberte leicht daran, „dass ich mich ihnen mit vollem Einsatz und Hingabe widmen werde.“

Damit legte er eine Hand an ihre Wange, die andere an ihre Hüfte. Ihre leuchtenden Augen und ihr geschwollener wollüstiger Mund zwangen ihn in die Knie.

„Aber …“

Er wollte nicht hören, was auch immer sie zu sagen hatte. Und so fuhr er mit der Zunge über ihren Hals, hin zu ihren Lippen, und sie sackte mit einem Seufzer gegen ihn.

Er küsste sie, bis er die eigene Warnung, es nicht zu tun, vergaß. Bis nichts mehr für ihn existierte außer ihrem Geschmack, ihrem Duft, ihrem seidigen Haar, das sein Gesicht kitzelte, und ihrem Beben, das ihn mehr und mehr erregte.

Bis er nicht mehr wusste, wo er aufhörte und sie begann.

Sie löste ihren Mund von seinem, und er hätte nicht sagen können, ob Minuten, Stunden oder Jahre vergangen waren. Als ihm klar wurde, dass es ihn nicht wirklich interessierte, schlug dumpf eine Alarmglocke in ihm an, die er aber ignorierte.

„Chase, hör auf …“

Er hörte tatsächlich auf. Es dauerte, bis der unbeherrschbare Hunger ihn aus seinen Klauen freigab, bis das lodernde Feuer aus Lust und Gier so weit erstickt war, dass er wieder Mensch und nicht das Monster war, das in ihm lebte. Das Monster, das zu allem fähig ist, dachte er düster.

Der unangenehme Gedanke klärte seinen Verstand so weit, dass er Geräusche draußen auf dem Gang vernehmen konnte. Ohne Zweifel Mrs Calloway, die die Teller abräumen und das Dessert bringen wollte.

„Ich habe die Tür gehen gehört“, flüsterte Zara, ihre Augen riesengroß. „Ich glaube, sie wollte hereinkommen, hat die Tür aber gleich wieder zugezogen.“

Jäh holte die Realität ihn ein. Chase stellte Zara auf die Füße und erhob sich blinzelnd.

Was, zum Teufel, tat er hier? Wut erfasste ihn, Wut auf sich selbst. Hatte er sich völlig vergessen? Wo war seine Selbstbeherrschung geblieben? Selbstbeherrschung, die unerlässlich war, um seinen Plan zu realisieren. Nun, die Antwort kannte er. Zara. Es lag allein an ihr. An ihrem neckenden Lachen. An ihren funkelnden Augen. An ihrem hinreißenden Körper mit den verführerischen Kurven, die noch sein Untergang sein würden.

Er ging zur Tür und riss sie auf, nickte steif, als er Mrs Calloway davorstehen sah. Und er kämpfte darum, den düsteren Sturm in sich unter Kontrolle zu halten, als die Haushälterin auf ihre geschäftige Art an ihm vorbeirauschte und lächelnd das Geschirr zusammenstellte.

„Ich hätte es besser wissen müssen, als bei einem frisch vermählten Paar ins Zimmer zu platzen. Ich kann mich nicht oft genug entschuldigen“, meinte sie mit ihrem fröhlichen Singsang.

Chase sah zu seiner angetrauten Ehefrau, die er viel lieber nicht als solche bezeichnet hätte, beinhaltete diese Beschreibung doch alle möglichen Selbstverständlichkeiten – und erstarrte.

Denn sie lächelte Mrs Calloway verschwörerisch an. Ihr Gesicht war hochrot, ihre Augen leuchteten vor Verlegenheit und dem verbliebenen Rest von Leidenschaft. Ihre wirren Locken zeugten davon, dass er mit den Händen darin gewühlt hatte. Mrs Calloway konnte es gar nicht übersehen.

Als wären sie beide das typische frisch verheiratete Paar, das die Finger nicht voneinander lassen konnte.

Es durchfuhr ihn wie ein Speer, als ihm klar wurde, wie sehr er sich in diesem Moment wünschte, es wäre wahr. Er hatte das Bild vor sich, wie es sein könnte. Wie sie zusammen lachen würden, sobald Mrs Calloway das Esszimmer wieder verlassen hätte, und wie sie da weitermachten, wo sie unerbrochen worden waren. Selig in trauter Zweisamkeit. Gemeinsam glücklich.

Oder was immer dieses Gefühl war, das zwei Leute empfanden, wenn sie bis über beide Ohren verliebt ineinander waren und sich nicht schämten, es zu zeigen.

Chase kannte dieses Gefühl nicht aus eigener Erfahrung. Die Frauen, mit denen er sich bis dato verabredet hatte, waren alle austauschbar gewesen. Schon vor dem ersten Rendezvous hatte er gewusst, dass sie ihn irgendwann langweilen würden, deshalb hatte er sie immer aus rationalen Gründen ausgewählt. Ob die Verbindung ihm nützlich sein konnte, ob sie fotogen waren, ob sie sexuelle Erfahrung zu bieten hatten. Doch so etwas wie heute hatte er noch nie erlebt! Von unbekannten Gefühlen überwältigt, war er kurz davor gewesen, die Selbstbeherrschung zu verlieren.

Doch er hatte es beobachten können. Bei seinen Eltern. Die beiden hatten gestrahlt, sobald sie zusammen waren. Sie hatten immer Händchen gehalten, hatten immer selig gelächelt, wenn sie einander angesehen hatten. Und sie hatten jeden Raum mit ihrem ganz eigenen Licht gefüllt.

Du hast das alles zerstört, lautete das Urteil des unerbittlichen Richters, der über seine dunkle Seite zu Gericht saß. Der ihn daran erinnerte, wer er war. Was er getan hatte.

Du hast sie umgebracht. Und damit auch ihn.

„Jetzt verstehe ich endlich die Eile bei dieser Hochzeit.“ Mrs Calloway kicherte wissend, als sie an Chase vorbei aus dem Zimmer ging. „Genießen Sie es, Mr Chase. Sie haben es verdient. Und Sie können beruhigt sein, Sie werden heute ganz bestimmt nicht mehr gestört.“

„Wie peinlich“, kam es nervös von Zara, als die Schritte sich über den Korridor entfernten. „Das ist mir noch nie passiert, dass jemand einfach ins Zimmer platzt, während … Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt schämen muss oder …“

Er verachtete sich dafür, dass er ihre Verlegenheit auch noch reizend fand, vor allem deshalb fiel er ihr wohl so harsch ins Wort. „Ich bin froh, dass sie uns unterbrochen hat.“ Ihm entging nicht, dass sie sich abrupt versteifte und das Gold in ihren Augen nicht mehr funkelte. Er sagte sich, dass es ihm egal war. Es sollte ihm auf jeden Fall egal sein. „Es war ein Fehler.“

Zara musterte ihn, und Chase kam sich plötzlich unproportional vor. So als wäre sein Körper zu eng für ihn und all die schrecklichen Bilder und Dinge, die sich in ihm losgerissen hatten. So als wäre alles an ihm verzerrt. So als könnte Zara die Dunkelheit in ihm sehen.

„Schade, dass du so denkst“, sagte sie nach einem Augenblick mit einer Ruhe, die er ihr nicht abkaufte. Er konnte die Wahrheit nämlich in ihren Augen lesen – die sie auch sofort zu Boden senkte.

Wenn ich das nach zwei Wochen und einem Kuss erkennen kann, was muss sie dann alles von mir wissen?

Er lockerte seine Finger, als ihm bewusst wurde, dass er die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt hatte. Er befahl sich, zu atmen und sich zusammenzureißen. Er war keine dreizehn mehr, sondern zwanzig Jahre älter. Er hatte gelernt, damit umzugehen.

Oder hatte es gewusst, bevor Zara Elliott in Tüll gehüllt zu ihm an den Altar getreten war. Zara Elliott, die mit einem einzigen Blick seine Selbstbeherrschung zerstören konnte.

Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte nicht mit ihr gerechnet. Alles wäre anders verlaufen, hätte er ihre Schwester geheiratet. Ariella war so austauschbar, dass er sich schon jetzt nicht einmal mehr an ihr Gesicht erinnern konnte. Hätte er hier mit Ariella zu tun, wäre nie eine solch maßlose Erregung in ihm aufgeflammt, die sich noch immer nicht gelegt hatte. Zara brauchte nur die Hand nach ihm auszustrecken, und schon würde er sich wieder komplett vergessen.

Seit er sich erinnern konnte, hatte er nie so für eine Frau gefühlt. Eine Tatsache, die ihm die Augen für die Gefahr öffnete, in der er schwebte. Er musste unbedingt in Erinnerung behalten, was hier auf dem Spiel stand. Sie war Amos Elliotts Tochter. Das hieß, er musste sie für seine Zwecke benutzen, nicht ihr verfallen.

„Seien wir doch für einen Moment ehrlich.“ Er machte sich nicht die Mühe, einen höflichen Ton anzuschlagen.

Zara ließ ein trauriges kleines Lachen hören, und Chase wusste, dass es ihn verfolgen würde. Er würde diesen Laut mit auf die Liste der Dinge, der Geister und Dämonen setzen, die ihn heimsuchten. „Das ist eine Einleitung, die selten zu etwas Angenehmem führt. Genau wie ‚Wir müssen reden‘ oder ‚Nimm es nicht persönlich‘. Das, was dann folgt, will man meist gar nicht hören.“

Dieses zögerliche Lächeln sollte ihn wohl animieren, zurückzulächeln, doch er weigerte sich. „Das hier wird nicht andauern.“ Er verfolgte mit, wie sie die Arme um sich schlang. Viel zu fest, so als müsse sie sich zusammenhalten, um nicht auseinanderzufallen. „Diese Ehe ist eine Farce, im Höchstfall Mittel zum Zweck. Ich will sicher sein können, dass es keine Missverständnisse gibt, wenn es vorbei ist.“

„Keine Missverständnisse?“ Sie legte den Kopf schief, kniff die Augen zusammen. „Du meinst wohl, dass ich nichts missverstehe?“

Wie hatte sie noch gesagt? Sex aus Mitleid? Das würde er nutzen. „Du wirst dich verlieben.“ Ungerührt über ihren giftigen Blick zuckte er mit den Schultern. „Das ist unvermeidlich.“

„Tatsächlich? Und weshalb?“, fragte sie beißend.

„Oh bitte.“ Er betonte es bewusst so herablassend, dass sie sich prompt vor Wut und Empörung versteifte. „Und um ehrlich zu sein, ich will keine Komplikationen. Der Preis lohnt sich nicht, wenn Sex überall mit viel weniger Mühe zu bekommen und ebenso schnell wieder zu vergessen ist.“ Er wartete ab, ließ seine Worte wirken, bis die Wutflecken auf ihren Wangen sichtbar wurden, erst dann setzte er zum tödlichen Schlag an. „Dir muss doch klar sein, dass ich Sex überall bekommen kann. Deine Schwester hat mir Oralsex angeboten, keine fünf Minuten, nachdem wir einander vorgestellt wurden.“

Erst wurde sie blass, dann lief sie dunkelrot an, aber sie brach keineswegs zusammen – seine Ehefrau, die er nicht begehren sollte, so wie er es tat. Die wie brennendes Feuer in seinen Adern saß.

„Heutzutage kann sich jeder überall Sex holen, Chase“, erwiderte sie sanft, trotzdem klang sein Name wie eine Ohrfeige. „Für Ariella ist Oralsex nicht mehr als ein freundlicher Handschlag. Hast du wirklich gedacht, sie würde es dir anbieten, weil du etwas Besonderes bist?“

Er seufzte gespielt, tat, als müsse er sich davon abhalten, die Augen zu verdrehen. „Du kannst doch nicht wirklich glauben, du wärst die erste Frau, die sich mir an den Hals wirft, oder?“ Er siedelte seinen Tonfall irgendwo zwischen gönnerhaft und mitleidig an, weil er wusste, wie sehr es sie verletzen würde. „Du bist einfach nur die Erste, mit der ich verheiratet bin. Und doch, ich weiß es zu schätzen, Zara, wirklich.“

Das Rot auf ihren Wangen wurde noch dunkler, aber sie stand unerschütterlich da, zur vollen Größe aufgerichtet, und es schien ihm, als würde nichts mehr zu ihr durchdringen können. Als hätte sie sich einen Stahlmantel umgelegt.

Und es war ihm unmöglich, sie nicht dafür zu bewundern.

„Du bist der schönste Mann, der mir je unter die Augen gekommen ist.“ Bei ihrem Ton richteten sich seine Nackenhärchen auf, denn ihr Urteil war alles andere als schmeichelhaft. „Aber unter der schönen Schale ist absolut nichts, nicht wahr? Du bist hohl und leer. Ein hübsches Äußeres und tote Augen, nicht mehr als ein Geist. Genau wie dieses Haus – ein minutiös gepflegtes Mausoleum.“

„Könnte es nicht einfach sein, dass ich kein Interesse habe?“, erwiderte er tonlos. Ihre Einschätzung kam der Wahrheit viel zu nahe.

Sie lachte nur. Zwar hörte er den Anflug von Schmerz, aber sonst war ihr davon nichts anzumerken. Sie hatte ihn ausgeschlossen, und er hasste es.

Nur blieb ihm nichts anderes übrig. Wenn er sie nicht kontrollieren konnte – oder besser, sich selbst –, sobald er sie berührte, musste er sie auf Abstand halten und einen anderen Weg finden, um sich an ihrem Vater zu rächen. Selbst wenn es ihn umbrachte.

Was durchaus passieren könnte.

„Offensichtlich“, sagte sie, und er glaubte, tatsächlich Mitleid auf ihrem Gesicht zu erkennen. „Ist schon in Ordnung, Chase. Es war völlig unnötig, sich solche Mühe zu geben, nur um als Idiot dazustehen. Ich hab’s kapiert.“

Sie kam auf ihn zu, und Panik erfasste ihn. Wenn sie ihn jetzt berührte, würde sie sofort erkennen, dass alles nur gelogen war. Doch dann wurde ihm klar, dass sie nur zur Tür ging, neben der er noch immer stand.

„In Zukunft reicht es völlig aus, mich wissen zu lassen, dass du deine Meinung geändert hast. Du brauchst keine solche Show abzuziehen.“

Chase sagte kein Wort, als sie an ihm vorbeiging und die Tür hinter sich mit einem leisen Klicken ins Schloss zog. Er wünschte, sie hätte die Tür zugeschlagen. Das hätte er als Zeichen nehmen können, dass sie genauso verzweifelt war wie er. Dann hätte er sich besser gefühlt.

Doch nichts war zu hören, als sie den Korridor entlangging und ihn hier zurückließ mit seiner schönen Schale, in der nur Leere herrschte, und mit den toten Augen, in die er nie wirklich sehen konnte, wenn er in dem großen Mausoleum in den Spiegel blickte wie in einen dunklen Schlund voller Bedauern und Reue.

Allein mit einem ganzen Berg von Reue, der immer höher wurde, und den Geistern, die sich von der Leere in ihm nährten.

Es musste Chases britischer Akzent sein, der alles noch schlimmer gemacht hatte, sagte Zara sich, als sie einige Tage später einen Spaziergang über das Anwesen machte, um ihrer düsteren Stimmung zu frönen. Hätte Chase das, was er ihr an den Kopf geworfen hatte, in einem breiten Texas-Singsang gesagt, wäre es vermutlich halb so wild gewesen. Doch mit diesem kühlen britischen Akzent … ? Absolut vernichtend! Und seit Tagen lief es in einer Endlosschlaufe in ihrem Kopf ab.

Du kannst doch nicht wirklich glauben, du wärst die erste Frau, die sich mir an den Hals wirft, oder? – Der Preis lohnt sich nicht, wenn Sex überall mit viel weniger Mühe zu bekommen ist. Aber auf dem ersten Rang stand eindeutig: Deine Schwester hat mir Oralsex angeboten, keine fünf Minuten, nachdem wir einander vorgestellt wurden.

Er hatte nicht gesagt, ob er das Angebot angenommen hatte.

Sie stopfte die Hände in die Taschen ihrer dicken Winterjacke und stapfte mit ausholenden Schritten über Eis und gefrorenen Schneematsch.

War es das, was du im Sinn hattest, Grams?

Sie stieß geräuschvoll die Luft aus und sah den Dampfwölkchen nach, die ihr Atem bildete. Mit finster gerunzelter Stirn blickte sie zum Haus zurück, das wie leer auf der Anhöhe stand. Das Licht schwand jetzt schnell an diesem Winternachmittag. Nur noch zwei Tage bis Weihnachten.

Eine kluge Frau wäre nach der Szene im Esszimmer abgereist, hätte den Mann und die Ehe hinter sich gelassen. Doch sie war noch immer hier, und auch die langen Spaziergänge halfen nicht, ihren Kopf zu klären. Trotzdem immer noch besser, als in ihrem Zimmer zu sitzen, das ihr langsam tatsächlich wie eine Zelle vorkam, und zu grübeln. Wie sollte sie an ihrer Magisterarbeit arbeiten, wenn sie nur an den Mann denken konnte, der sich irgendwo in dem riesigen alten Haus aufhielt?

Und sich immer neue Methoden ausdachte, wie er sie am besten erniedrigen konnte.

„Es ist doch eine simple Tatsache“, sagte sie laut vor sich hin, in der Hoffnung, es würde die Endlosschlaufe in ihrem Kopf unterbrechen. „Du hast dich ihm an den Hals geworfen, und er hat dich abgewiesen.“ Mit jedem Wort stiegen die Dampfwölkchen in das schwindende Tageslicht. „Nachdem er dich geküsst hat, als würde er sterben, wenn er damit aufhört.“

Und genau das war der Teil, den sie nicht verstand.

Hätte er sie gleich zurückgestoßen, könnte sie es ja nachvollziehen. Sagte sie sich zumindest in diesen düsteren Tagen, in denen sie ihn seit dem Kuss nicht mehr gesehen hatte und sie nichts anderes mehr tun konnte, als über den Vorfall zu grübeln. Natürlich war sie nicht sechsundzwanzig geworden, ohne nicht schon öfter abgewiesen worden zu sein. Angenehm war es nie, aber … hätte er es gleich getan, hätte sie sich auf ihren Stolz besonnen und wäre dann würdevoll …

Ja, klar.

Sie wäre vor Scham vergangen. Sie hätte sich durch das Dinner gequält, sich in ihr Zimmer zurückgezogen und darum gebetet, ihm nie wieder unter die Augen treten zu müssen. Aber irgendwann wäre die maßlose Verlegenheit wohl wieder abgeflaut, und sie hätte es überlebt.

Und hätte er sie ohne diesen Kuss so erniedrigt, hätte sie wahrscheinlich ihre Koffer gepackt, sich ein Taxi gerufen, wäre zu dem kleinen Cottage gefahren, das ihre Großmutter ihr hinterlassen hatte, um die Feiertage in Ruhe und Frieden vor dem flackernden Kamin zu verbringen. Sollte Chase ruhig so unhöflich und unausstehlich sein, wie er wollte.

Eigentlich gab es keinen Grund, weshalb sie und er unter einem Dach leben sollten. Zaras Leben war immer so uninteressant gewesen, dass nie auch nur ein einziger Paparazzo sie belästigt hatte. Kein aufdringlicher Nachbar schoss Fotos von ihr und stellte sie ins Netz, niemanden kümmerte es, wo sie sich aufhielt. Also könnte sie überall hinfahren, ohne dass es irgendjemanden auffiel, oder?

Nur … es waren dieser Kuss und dann die Zurückweisung, worüber sie nicht hinwegkam.

Sie konnte nicht schlafen. Und wenn sie dann doch aus schierer Erschöpfung einschlief, weckten die lebhaften Träume sie wieder auf. Träume von Chase. Sie fühlte ihn überall auf sich. In sich. Heiß und bereit. Fühlte seinen verführerischen Mund auf ihrer Haut. Durchlebte immer wieder, wie er sie vom Tisch auf seinen Schoß gezogen hatte, als wäre sie leicht wie eine Feder.

So etwas hatte sie noch nie erlebt, so hatte sie noch nie gefühlt. Und dieses Gefühl hielt sich, selbst jetzt noch.

Sie setzte sich wieder in Bewegung, sonst wären ihre Füße noch angefroren. Druck lag auf ihrer Brust, ihre Brüste waren schwer und spannten. Und mit jedem Schritt, den sie über den gefrorenen Rasen auf das Haus zumachte, spürte sie die Hitze zwischen ihren Schenkeln.

Und das alles nur, weil sie an ihn dachte, daran, wie er sie berührt, sie geküsst hatte. Und nein, sie konnte es sich nicht nur eingebildet haben, dass er von den Gefühlen ebenso mitgerissen worden war wie sie.

Nein, dachte sie, das war alles real und echt gewesen. Trotz allem, was danach gekommen war.

Zara begann den Anstieg auf den Hügel. Sie kam von der Nordseite her, wo an das Anwesen angebaut ein großes Gewächshaus stand, in dem nicht nur exotische Pflanzen, sondern auch ein Schwimmbad und ein Fitnessraum untergebracht waren. Schon oft hatte Zara sich vorgenommen, dass sie die Möglichkeit nutzen würde, um die Kalorien von Mrs Calloways großartiger Küche wieder abzuarbeiten.

Jetzt erblickte sie Chase durch die hohen Glasscheiben. Zuerst dachte sie, er würde tanzen. Er bewegte sich geschmeidig, eine Bewegung floss übergangslos in die nächste über. Lange sah sie ihm zu, bevor sie verstand, dass er nicht tanzte, sondern irgendeine Kampfsportart trainierte. Sie sah die Tritte und Schläge, die sich, gepaart mit athletischer Kraft, zu kontrollierten, aber potenziell todbringenden Angriffen einten.

Vor allem aber sah sie ihn. Sein nackter Oberkörper glänzend vor Schweiß, sein Kinn unrasiert, sein Haar ein wenig zu lang und ungezähmt. Und wieder traf die Erkenntnis sie – hart wie einer dieser Tritte –, dass er wirklich der schönste Mann war, den sie je gesehen hatte.

Sie sagte sich, dass hier nur ihre Forschernatur am Werk war, wenn sie ihn beobachtete. Sie liebte es, Fakten zusammenzutragen, so viele sie finden konnte. Selbst wenn sie nicht unbedingt Verwendung für sie hatte.

Nein, du bildest dir das nicht nur ein.

Entschlossen drückte sie die Tür des Gewächshauses auf und ging hinein. Während sie sich den Schnee von den Stiefeln trat, spürte sie Chases Blick auf sich, zusammen mit der feuchten warmen Luft, die sie umschloss.

Für einen Moment starrten sie sich nur an. Zara spürte das Prickeln überall auf ihrer Haut, ihre Wangen glühten so heiß, dass sie meinte, gleich explodieren zu müssen. Dann brach Chase den Blickkontakt und drehte sich wieder um, widmete sich ausschließlich dem Sandsack, schlug und trat auf ihn ein.

Mit aller Kraft.

Zara zog sich Handschuhe und Schal aus, knöpfte ihre Jacke auf und schüttelte sie sich von den Schultern. Und während der ganzen Zeit hörte sie das Donnern ihres eigenen Herzschlags in den Ohren und hatte das Gefühl, dass jeder von Chases Schlägen, jeder von seinen Tritten auf ihr Herz zielte.

Das ist völlig unsinnig, du halluzinierst.

Aber sie tat nicht das, was nötig wäre. Wie gehen. Weder aus der Villa noch aus dem Gewächshaus. Sie kehrte nicht in ihr Leben zurück, ohne Rücksicht weder auf Chase noch ihren Vater. Und sie bemühte sich auch nicht um ärztliche Hilfe, obwohl ganz offensichtlich etwas mit ihr nicht stimmen konnte, wenn sie sich tatsächlich Gedanken darum machte, was dann aus diesem Mann hier werden würde.

Einfach erbärmlich. Sie war verheiratet, verging vor Sehnsucht und machte sich Sorgen. Trotz allem.

Denn Chase sah elend und verzweifelt aus, gequält. Als würde er gegen seine eigenen Dämonen kämpfen, mit jedem Tritt, mit jedem Schlag gegen den Sandsack. Als würde er um sein Leben kämpfen.

Deine Schwester hat mir Oralsex angeboten, hatte er gesagt. Ja, das passte zu Ariella. Damit konnte Zara sicherlich nicht mithalten. Aber sie würde etwas anderes anbieten. Etwas, das mehr mit dem gehetzten Ausdruck in seinen Augen zu tun hatte, mit der Aura von Einsamkeit, die ihn umgab. Etwas, das nichts mit Sex zu tun hatte.

Sie ging weiter in den Raum hinein, setzte sich auf das Sofa, das vor den großen Pflanzen stand, zog die Stiefel aus und die Beine unter.

Und dann begann sie, zu erzählen.

6. KAPITEL

Chase hatte nicht die geringste Ahnung, was Zara damit bezweckte.

Dem Monster in ihm war es so oder so gleich. Wen interessierte es schon, was aus ihr wurde, wenn sich am Silvesterabend seine Rache ganz nach Plan realisierte? Er wollte sie. So simpel war das. Kaum dass sie sich in seiner Nähe aufhielt und die gleiche Luft atmete wie er, baute sich die Erregung in ihm unaufhaltsam auf. Noch immer konnte er nicht begreifen, wie es ihm gelungen war, sie bei dem Dinner von seinem Schoß zu heben. Erst recht war ihm unverständlich, wie er es schaffte, auf Distanz zu ihr zu bleiben, vor allem, wenn Ben Calloway die ganze Zeit über romantische Weihnachtslieder in seine Richtung summte.

Da hast du deinen Grund, stellte er kalt fest. Weil du absolut keine Kontrolle über dich hast, sobald es um diese Frau geht.

Doch der dunklen Seite in ihm, dort, wo Lust und Trauer und Gier lebten, war das völlig egal.

Er war so sehr Monster, wie er Mann war, und er verabscheute es. Deshalb malträtierte er den Sack umso härter. Die Welt bestand nur noch aus zwei Dingen: aus Zaras lieblicher Stimme und diesem leblosen Sandsack, auf den er mit aller Kraft eindrosch, so als würde er sich selbst bestrafen wollen.

„Ich ähnle meiner Großmutter“, hörte er sie jetzt sagen. Als ob er sie gefragt hätte! „Sie war Irin und hat sich selbst immer als quirlig und temperamentvoll bezeichnet, auch wenn ihr Benehmen makellos war und sie nie in der Gesellschaft des alten Geldadels angeeckt wäre. Mein Vater konnte sie dennoch nicht ausstehen. Sein älterer Bruder war ihr Liebling, aber Onkel Teddy ist jung gestorben. Dad muss wohl seine Abneigung für sie auf mich übertragen haben, als ich ihr mit zunehmendem Alter immer ähnlicher wurde.“ Sie schwieg einen Moment, lachte dann glockenhell auf. „Aber vielleicht mache ich mir da ja nur etwas vor.“

Verflucht sollte sie sein! Ihr Lachen ging ihm durch und durch, ergoss sich über ihn wie Sonnenschein. Chase hatte seinen Augen nicht trauen wollen, als er sie da in der Tür hatte stehen sehen. Für einen Moment hatte er wirklich geglaubt, dass es ihn jetzt erwischt hatte und er zu halluzinieren begann. Doch dann hatte die kalte Luft ihn erreicht, und ihm war klar geworden, dass sie wirklich hier war. Und sie hatte scheinbar auch vor, zu bleiben, trotz allem, was beim letzten Mal zwischen ihnen passiert war und er ihr angetan hatte.

Er wusste nicht, was er mit diesem seltsamen brennenden Gefühl, das in ihm tobte, anfangen sollte. Hoffnung konnte es nicht sein, die hatte er schon mit dreizehn verloren.

Nein, es muss etwas anderes sein, sagte er sich grimmig.

Erneut schlug er auf den Sandsack ein, immer härter, mit aller Kraft, die ihm zur Verfügung stand. Gab es überhaupt noch irgendetwas, das er nicht bereute? Weshalb also sollte das hier anders sein?

Ihr Geschmack lag ihm noch immer auf der Zunge. Es machte ihn verrückt.

Oder besser: noch verrückter.

„Meine Mutter behauptete immer von sich, mit ihrer Heirat hätte sie eine große Karriere als Künstlerin aufgegeben, aber ich persönlich glaube ja, das sagte sie nur, um sich von den anderen Damen der Gesellschaft abzugrenzen, deren Ehrgeiz sich auf den Besuch im Schönheitssalon beschränkte.“

Sie sagte es spöttisch, krauste dabei die Nase – und wusste wahrscheinlich nicht einmal, wie hinreißend sie aussah. Chase weigerte sich, sie anzusehen – und hatte ihr Gesicht dennoch genau vor sich stehen.

Sie brachte ihn schier um.

„Ich habe sie kein einziges Bild malen sehen, aber jeder, der auch nur andeutete, sie zöge sich lediglich in das kleine Gästehaus, das sie ihr ‚Studio‘ nannte, zurück, um nichts tun zu müssen, was sie nicht tun wollte, bekam sofort Streit mit ihr. Sie hielt uns Vorträge über Unabhängigkeit und Eigenständigkeit, doch als mein Vater sich dann von ihr scheiden ließ, verlangte sie eine geradezu lächerlich hohe Abfindung von ihm. Damit finanziert sie jetzt ihr Leben in der Künstlerkolonie außerhalb von Santa Fe – und nicht nur ihres, sondern auch das ihrer jüngeren Lover.“ Sie lachte ironisch. „Deshalb lädt sie wohl auch ihre Töchter nie zu Besuch ein. Junge knackige Lover brauchen eben ein gewisses Maß an finanzieller Zuwendung und Täuschung, und erwachsene Töchter wären da wohl eine Herausforderung. Sie behauptet natürlich, sie würde noch immer um ihre Ehe trauern und dass wir ihr das Scheitern besagter nur wieder vor Augen führen, wenn sie uns sieht. Das ist jetzt fünf Jahre her.“

Chase hielt das Gleichgewicht auf einem Bein, winkelte das hochgehobene Knie an und trat zu. Zaras melodische Stimme hüllte ihn ein und brachte ihn zum Schwitzen, zusätzlich zu der feuchten Wärme des Gewächshauses. Stärker noch.

Er wünschte, er könnte Gerechtigkeit austeilen, so wie er die Schläge auf den Sandsack austeilte.

Autor

Cathy Williams

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